Schaulaufen zwischen den Positionen

4:0

Der Rekordmeister setzt zum Start des Oktoberfestes das angestrebte Zeichen gegen die (angebliche) „Krise“.

bayern-mainz-2017Eine 5-4-1-Formation wirkte (nicht erst) in der noch jungen Saison bisher als vielversprechendes Mittel, um gegen die Münchener Bayern zum Erfolg zu kommen: Wie schon in der vorigen Spielzeit von einigen Teams versucht, hielten in dieser Grundordnung die Bremer lange Zeit ein torloses Remis und konnte Hoffenheim unter zumindest phasenweiser Nutzung eines 5-4-1/5-2-3 am vergangenen Wochenende dem Titelverteidiger eine viel besprochene Niederlage beibringen. Nun wollte sich auch der FSV Mainz 05 unter Trainer Sandro Schwarz in die Liste einreihen.

Starkes Aufrückverhalten, problematische Absicherung

Mit dieser Anordnung hatten die Mainzer zunächst einmal eine gewisse Grundstabilität im Spiel, es entscheiden dann aber natürlich immer weitere Faktoren und Details darüber, wie gut ein solches Mittel letztlich aufgeht. Wirklich stark präsentierte sich in der Umsetzung der Rheinhessen das Aufrückverhalten, insbesondere jenes ins höhere Pressing. Zu Anfang der bayerischen Aufbauaktionen bewegten sich die seitlichen Stürmer Öztunali und de Blasis zumeist etwas höher wie enger, schoben sich gerade ballnah weiter an den entsprechenden Innenverteidiger heran und versuchten die Wege zu deren äußeren Kollegen zu blockieren – damit Bayern in der Zirkulation nicht sofort dorthin spielen und nach vorne schieben konnte. Einige Male lauerten die eigenen äußeren Defensivakteure auf aggressive Herausrückbewegungen in ballfernen Zonen, um dort auf Verlagerungen zu pressen.

Auch das Nachschieben bei längeren Rückpässen bis zu Neuer gestalteten die Mainzer mit derselben Flexibilität und Dynamik, setzten die verschiedenen Abläufe individual- sowie gruppentaktisch druckvoll um und schufen zwischendurch immer wieder kurze unangenehme Szenen, in denen sich die Innenverteidiger des FCB situativ den drei Angreifern gegenübersahen. Umgekehrt hatten die Gäste aus ihrer zunächst sauberen Defensivanlage heraus aber Schwierigkeiten mit dem Rückzug und der Absicherung nach hinten. Im Mittelfeldband herrschte eine prinzipiell positionsorientierte Organisationsform. Dieses positionelle Gerüst wurde aber recht schematisch und gleichförmig umgesetzt: Gelegentlich litten unter zu starker Positionstreue die Konsequenz beim Doppeln der Flügelspieler nach hinten und die Harmonie bei der Absicherung von Herausrückbewegungen eines Sechsers.

Halbrechts-Fokus und Coman-Einbindung

Um solche Bewegungen herum und zwischen den Reihen wurde der Raum von einzelnen individuellen Vorstößen der Halbverteidiger gefüllt. Beispielsweise musste das Herumdriften Müllers oft sehr großräumig von Diallo aufgenommen werden. In jenen Zonen legten die Münchener eine verbesserte Rollenverteilung an den Tag, setzten Lewandowski als Ergänzung für das altbekannte Tandem in ungewohnt rechtsseitiger Position ein. Zwischen diesen drei Akteuren bestanden somit gute Voraussetzungen für Kombinationen und schnelle Attacken über Weiterleitungen. Gegenüber diesem halbrechten Offensivfokus wurde auf der anderen Seite nicht so gezielt Präsenz gebündelt, dort bot sich Kingsley Coman aber immer wieder nach innen in der Schnittstelle zwischen Öztunali und Frei an und wurde nach gefühlt über einem Jahr mal wieder wirklich gut eingebunden:

Eigentlich ist der Franzose trotz seiner Schnelligkeit fast mehr ein Nadel- als ein Flügelspieler, kann sich auch in nomineller Unterzahl gut in engen Räumen zurechtfinden und dort dank seiner herausragenden koordinativen Orientierung für Ballsicherheit sorgen – wie er in dieser Partie mehrmals demonstrierte. Vor allem in der Anfangsphase erhielt er von Rafinha, Hummels und den Sechsern viele Pässe in den Zwischenraum, zog Gegner auf sich und öffnete dann das Spiel wieder konstruktiv. Nicht nur über das Zusammenspiel rechts, sondern auch von Coman aus dem linken Halbraum gingen vielversprechende Ansätze aus – und in dieser Zusammenstellung war die Bayern-Offensive gleich viel schwieriger zu verteidigen.

Ordnung ohne Zugriff

Die Mainzer versuchten diese Aufgabe vor allem über die angesprochene Positionstreue zu stemmen, konnten das aber nicht flexibel genug umsetzen. So wurden Herausrückbewegungen – und in der Folge auch gegnerische Umformungen – jeweils eher individuell ausgeführt, während die übrigen Kollegen ihre Grundordnung hielten. Hinter überspielten oder herausgezogenen Akteuren ergaben sich dann gelegentlich größere plötzliche und aufgrund dieser Dysbalance schwierig zuzuschiebende Lücken inmitten eines ansonsten aber noch recht geordnet stehenden Gesamtkonstrukts. Dieses sicherte individual- und gruppentaktische Aktionen nicht immer ganz so aufmerksam ab, sondern beschränkte sich auf die Restverteidigung.

So konnten jedoch Szenen wie vor dem weichenstellenden 2:0 entstehen, als die Mainzer zu individuell der Rochade zwischen Müller, Kimmich und Robben hinterher schoben, dann lokal davon ausmanövriert wurden und die umliegenden Kollegen sich für die Positionstreue, gegen den kompakten Anschluss entschieden: Serdar musste hinter de Blasis enorm viel Raum abdecken und Müller freilassen, Robben band die gesamte Abwehr und Diallos spätes Herausrücken öffnete nur die Schnittstelle. In der Grundordnung standen die Mainzer zunächst einmal geordnet und stabil gegen durchschnittliche Aktionen, konnten jedoch bei den stärkeren Münchener Szenen deren Tempo nicht mehr entscheidend mitgehen und mussten diese Fahrt gegen die Restverteidigung aufnehmen lassen.

Vidal und Thiago pressen am Flügel

Die Pressingmethodik von Carlo Ancelotti bei den Bayern bot schon einiges an Gesprächsstoff. Insgesamt beherrschten eine zurückhaltende Ausrichtung – zu Saisonbeginn fast einen „Strategiewechsel“ auslösend – ohne die besonders hohe Intensität das Bild, sorgten immer mal gewisse Nachlässigkeiten in der Rückzugsbewegung für störende Nebengeräusche. Selten passte die Kombination aus einem hohen Zustellen im 4-3-3 und einem engen 4-2-3-1 im Mittelfeldpressing so gut wie gegen die Anlage der Mainzer – zumindest nach kleinen Feinjustierungen, die der italienische Coach vornahm.

Auffällig war, wie eng sich die drei hinter Lewandowski formierten Offensivkräfte auf gegnerischer Mittelfeldhöhe aneinander orientierten und wie konsequent und aufmerksam Thiago und Vidal ballnah auf die Seite nachschoben. Die auch im Aufrücken flache und breite Formation der Gäste verteidigte der jeweils Ballnahe der beiden teilweise fast durchgehend mit auf dem Flügel – passenderweise öfter Vidal, da Mainz mehr über die rechte Bahn mit dem ballfordernden Öztunali und dem präsenter wie höher ankurbelnden Frei agierte. Entsprechend bewegte sich der andere in diesen Momenten bis in den angrenzenden Halbraum herüber.

Lokal kann man aus einem solchen 4-2-3-1 bei entsprechend enger Ausführung durch die beiden zueinander versetzten Mittelfeldreihen sehr unangenehme Situationen herstellen, zumal wenn die Zugriffsfindung individuell so bissig und geschickt durchgeführt wird wie an diesem Tag von den Münchener Sechsern. Anfällig ist ein solches Konstrukt in den ballfernen Halbräumen. Nur gehört ein 5-2-3/3-4-3 zu den Offensivformationen, in denen diese Bereiche aus der Grundordnung heraus am wenigsten besetzt sind, sofern sich die Angreifer früh in die Spitze orientieren (in diesem Fall für die frühen langen Diagonalpässe) und man keine übermäßig dribbel- und aufbaustarken Halbverteidiger hat – wie hier bei Mainz.

Effekte einer Umstellung

Auch aus dieser Perspektive machte also eine Umstellung auf 5-3-2 zur zweiten Halbzeit hin, die man aus Sicht der Gäste ohnehin nicht unverändert anlaufen lassen konnte. Zunächst einmal entschied sich Sandro Schwarz also für eine neue Formation, die das Mittelfeldzentrum durch einen zusätzlichen Akteur verdichtete. Hinter herausrückenden Bewegungen der Achter sollte eine weitere Absicherung verbleiben, um situativ auch die Bewegungen von Müller oder das Einrücken der Münchener Flügel aufzunehmen. In der Vorwärtsverteidigung konnte das neu formierte Zentrum der Mainzer aber nicht ganz so viel Effekt entfalten, da sich aufgrund von offenbar fehlender Eingespieltheit im Pressingverhalten zwischen Stürmern und Mittelfeld die erste Reihe für Hummels und Co. recht gut umspielen ließ.

Im Anschluss daran gelang es den Rheinhessen – die im Allgemeinen etwas offenere Schlussphase der Partie vielleicht ausgenommen – aber besser, den Zwischenlinienraum zur Abwehr in der Mitte kompakter zu halten. Auch beim Spiel nach vorne zahlte sich die Umstellung zunächst aus, da die Flügelverteidiger nun mutiger nachrücken und die veränderte Mittelfeldstruktur kleinere Räume neben der Münchener Doppel-Sechs erschließen konnten – und sei es nur nach zweiten Bällen. So tauchten die Mainzer öfter vorne auf und erarbeiteten sich die Mehrzahl ihrer gar nicht so wenigen Abschlüsse nach dem Seitenwechsel. Zuvor war ihnen das eigentlich nur nach manchen höheren Ballgewinnen aus den hohen Pressingphasen gelungen, aus dem Aufbauspiel heraus praktisch gar nicht und bei schnellen Kontern aus der flachen Charakteristik des 5-4-1 heraus nur in absoluten Einzelfällen.

Stand Mainz in der neuen Formation zentral stabiler, entwickelte sich dafür die Flügelverteidigung zu einem gewissen Sorgenkind. Gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit versuchten sie Kimmich und Rafinha häufig über weite Herausrückbewegungen der ballnahen Flügelläufer zu pressen. Durch die kleinen Kompaktheitsprobleme zwischen den Stürmern und Achtern konnten diese das aber nicht ganz so aggressiv in optimaler Umgebung umsetzen und standen daher gelegentlich etwas isoliert im Raum. Die Bayern nutzten das für schnelle Pässe die Linie entlang neben die Halbverteidiger, die Mainz nun mit Risiko etwas öffnete. Gerade Coman bot sich auf der linken Seite dort immer wieder geschickt an, rochierte aus der Angriffslinie wieder nach außen und zwang Balogun in direkte Duelle. Vor dem sehr schnellen 3:0 orientierten sich die Mainzer in einem etwas anderen Zusammenhang (als Brosinski gerade fehlte?) nicht gut gegen Müller.

Fazit

Auch wenn Mainz noch einmal etwas Neues versucht hatte und sich über den zweiten Spielabschnitt hinweg noch verschiedene gute Ansätze ansammelte: Im Grunde genommen war die Partie mit dem frühen dritten Tor der Bayern gelaufen und klang – bei manchen fahrigen Phasen, besonders zum Ende – danach zunehmend aus. In zweierlei Hinsicht hatte die Umstellung auf 5-3-2 Effekt gezeigt, wurde dafür dann allerdings über die zu riskante Flügelverteidigung bestraft. Manchmal spielt natürlich auch etwas Pech eine Rolle, dass man einen Tag erwischt, an dem das Spiel des Gegners besonders gut funktioniert. Alles in allem mangelte es dem sauberen und im Aufrückverhalten klug angelegten Defensivsystem der Mainzer in beiden Formationen an der (Tiefen-)Absicherung nach hinten: Diese geschah aufgrund der leicht rigiden positionsorientierten Umsetzung an manchen Stellen etwas zu unkompakt, vor allem aber – wie bei den einzelnen individuellen Umformungen, etwa im Falle des Herausrückens der Halbverteidiger – gruppentaktisch zu wenig unterfüttert. Das nutzten in der offensiven Rollenverteilung verbesserte Bayern zu einem ungefährdeten Sieg, aus dem sie für das Pressing eigentlich nicht minder interessante Aufschlüsse mitnehmen können als für das Angriffsspiel.

Daniel 18. September 2017 um 00:42

Ein sehr erfreuliches Spiel, das meine schlimmsten Befürchtungen ein wenig unwahrscheinlicher gemacht hat…auch wenn sicher nicht alles Gold war, was glänzt. Was man in meinen Augen grundsätzlich fest stellen kann ist, dass Bayerns Spiel massiv davon profitiert, wenn neben Thiago vier klare Offensivspieler auf dem Platz stehen und nicht Thiago auf die 10 muss. Vidal sollte man vielleicht öfter mal eine Pausen gönnen-er hat jetzt zwei Spiele davor nicht gespielt und war gegen Mainz top, viel stärker in den Zweikämpfen als in den letzten Wochen und konnte diesmal die Duelle fair für sich entscheiden. Coman für Ribéry halte ich inzwischen für die Stammformation, auch wenn Rib das nicht gefallen wird. Hummels, Boateng und Kimmich bilden eine tolle Abwehr, nur Rafinha macht mir Grund zur Sorge, er kommt auf links gar nicht klar.

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sharpe 18. September 2017 um 10:30

sehe ich ähnlich. Mit Müller und Lewa gemeinsam hat man einfach eine andere Präsenz im Strafraum, es entstehen auch ganz andere Dynamiken. Boateng hilft sofort im Spielaufbau, da kann sich Hummels auch mal eine etwas schwächere Partie leisten.
Und grundsätzlich ist einfach entscheidend, mit welcher Intensität die Truppe auftritt. Ich fürchte, da Carlo der Mannschaft viele Freiheiten lässt, dass wir in diesem Bereich wieder einige Schwankungen erleben werden. Aber vielleicht helfen die gesparten Körner ja im Frühjahr. Ribery würde ich nicht zu früh abschreiben, gerade wenn Alaba wieder zurück ist, werden die beiden über links an guten Tagen für viel Wirbel sorgen. Aber natürlich muss Coman viel Spielzeit sehen, er ist ein überragendes Talent. Und Kimmich ist sowieso der Wahnsinn, einen besseren Lahm-Ersatz gibt’s gar nicht.

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Felix 18. September 2017 um 10:33

Bei Alaba hängt es aber auch stark davon ab, ob er seine Form wieder findet. Auch vor der Verletzung war er gefühlt ziemlich von der Rolle. Vergangene Saison von ihm war ja auch eher durchwachsen.

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rodeoclown 18. September 2017 um 12:45

Thiago+4 sind nun wirklich schon länger die besten Bayernspiele, stimme ich zu. Nur sind die Anforderungen für den anderen 6er dann natürlich hoch, insbesondere natürlich wenn Rafinha auf links eher so lala ist.
Das 4-2-3-1 vorausgesetzt, welche DM / LV Kombination wäre denn hier im Forum gerne gesehen (solange Alaba nicht da ist)? Ich würde ja dazu neigen Vidal auf LV und Rudy ins Mittelfeld zu stellen, kann mir dann aber vorstellen das Thiago nach links müsste und das nicht so gut zu Coman/Lewa passt. Bei Tolisso leider das gleiche Problem, der Mann hat gefühlt noch keinen Ball mit links gepasst oder angenommen bei Bayern.

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tobit 18. September 2017 um 13:47

Ich würde gerne Bernat sehen, aber der ist auch verletzt. Der hat mir immer gut gefallen, wenn er Mal randurfte.
Kimmich wäre auch interessant, da er öfter diagonal nach innen gehen könnte während Coman außen bleibt.
Tolisso hat ganz früher schon LV gespielt, aber ich würde ihn lieber im Zentrum sehen.

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CHR4 18. September 2017 um 15:09

Auf LV sollte man hinnehmen, dass nach 1A Alaba und 1B Bernat halt solange, bis einer von beiden wieder fit ist, Rafinha spielt; man sollte ihm aber eine etwas defensivere UND breitere Ausrichtung verordnen – er driftet zuviel von der LV-Position weg mit der Folge, dass dann von dort Hereingaben ohne Druck auf den Angreifer gespielt werden können.
Im DM entweder Vidal, Rudy oder Martinez – Tolisso ist für mich eher eine zentralere oder offensivere Option.

Rein defensiv betrachtet (z.B. um hinten einfach mal das Ergebnis zu halten) könnte ich mir auch

LV Kimmich, IV Hummels, IV Martinez, RV Boateng

vorstellen – hier sehe ich dann aber Probleme im offensiven Spiel vorprogrammiert, das ja eh noch etwas der Feinabstimmung bedarf.

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rodeoclown 19. September 2017 um 15:35

Ich hatte schon völlig vergessen, dass Bernat exisitert…
Vidal mag ich neben Thiago absolut nicht. Von mir aus als 10er vor ihm, aber neben ihn nimmt mir das zuviel Freiheit für Thiago in der Positionsfindung. Die Individuelle Klasse der beiden ist natürlich gewaltig und reicht häufig trotzdem, aber als Doppel-6 dennoch unschön finde ich.
Wenn ich so darüber nachdenke finde ich Martinez als LDM in der Kombination sogar vor Rudy. Die Nadelspielerqualitäten von Rudy braucht man bei Hummels/Boa/Kimmich/Thiago nicht wirklich, ähnliches gilt für den leichten Vorteil bei der Spielgestaltung. Defensive und offensive Positionsfindung ist bei beiden stark und Martinez bringt halt einfach mehr Gewicht und Größe mit, die er auch richtig einzusetzen weiß. Im Übergang ins letzte Drittel ist Martinez für mich auch noch einen Tick effektiver, aber vor allem weniger festgelegt in seiner bevorzugten Spielrichtung. Das ist ja das Hauptproblem, dass ich mir Rudy habe, er wirkt immer sehr nach links orientiert, was als RV oder RDM gut, als LDM jedoch weniger gut wäre. Gleichzeitig will ich Thiago aber eher rechts sehen, um die schöne Diagonale zu Lewandowski nicht kaputt zu machen, den Platz einzunehmen, denn Müller oft verwaisen lässt und Ribery/Coman nicht in die Quere zu kommen.

Rudy als LV wäre dagegen glaube ich weniger problematisch, weil er da halt einfach gezwungen ist nach rechts zu schauen. Ob er das nun besser machen würde als Rafinha, keine Ahnung.

Kimmich links habe ich auch schonmal gedacht, aber einerseits sollte man einen so guten IV wie Boateng nicht zu einem okay-RV machen finde ich und auch die Alternativen Rafinha/Tolisso/Rudy könnten rechts nicht das Auffangen, was links durch Kimmich gewonnen würde glaube ich.

Die verletzungsfreie Bayern A11 wäre damit aber sehr 2013 fällt mir auf:

Lewandowski
Coman, Müller, Robben
Martinez, Thiago
Alaba, Hummels, Boateng, Kimmich

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tobit 19. September 2017 um 19:56

Vidal würde ich wirklich gerne Mal weit vorne sehen. Am liebsten sogar als Neuner für Lewy – er ist der einzige im Kader, der diese Bulligkeit und Schussgewalt mitbringt (die scheint Ancelottis System unbedingt zu brauchen), dazu beteiligt er sich wesentlich mehr am Spiel und mosert nicht so viel über „zu wenig Unterstützung“ von seinen Teamkameraden wie Lewy in den letzten Monaten. Von der (individuellen) Pressingintensität wäre das auch ein Gewinn – er könnte da aber auch wie Alexis zeitweise in London allein auf verlorenem Posten stehen (oder besser gesagt sprinten).

Wenn ich eine A11 der Bayern aufstellen müsste, wäre da wahrscheinlich Tolisso oder Rudy statt Boateng (dem traue ich aktuell kein Toplevel zu, selbst wenn er mal fit wäre) drin und Martinez als IV, wo er mir sehr gut neben Hummels gefällt. Bei James muss man abwarten, vielleicht kommt der auch noch für Müller rein – gleiches gilt für mich beim Kampf Alaba gegen Bernat (die auch erstmal wieder fit werden müssen). Coman gehört aber wirklich in die erste Elf, egal ob rechts oder links (eher letzteres, weil Ribery echt nur noch Joker sein sollte).

rodeoclown 19. September 2017 um 21:14

Hängt wohl vom Gegner ab. Bei Abwehrriegel-Mannschaften sehe ich Müller/James/Ribery alle stärker im offensiven Mittelfeld, gegen stärkere Gegner fände ich Vidal offensiv aber auch gut – wenn er das denn dann auch spielt und nicht permanent aus der Formation kippt. Das er der einzige Lewa-Ersatz ist wenn man das System nicht ändern möchte unterschreib ich auch. Meiner Ansicht nach letzte Saison Ancelottis größter Fehler nicht mit Vidal als Stürmer auf das Fehlen von Lewa zu reagieren (der halt umzustellen).

Kein Problem mit Tolisso/Rudy links? Oder Thiago lieber links?

tobit 19. September 2017 um 21:34

So genau habe ich Bayern nicht beobachtet, dass ich die Seitenaufteilung in der Doppelsechs gut einschätzen könnte. Tolisso tendiert generell dazu etwas linksseitig zu spielen, ist aber von den Passmustern nicht auf eine Seite fokussiert, wie du das bei Rudy beschreibst.

Klar sollte man Vidal nicht in enge Räume drücken, sondern ihn primär als Blocker, Läufer und Ablagenstürmer einsetzen, wie er das bei Chile oft von der Zehn aus spielt (da aber noch wesentlich umtriebiger und ausweichender). Wenn man denkt, dass es eng wird, sollte man ihn eher ganz rausnehmen und auf James, Coman und Robben hinter Lewy (der in Engen durchaus was drauf hat, wenn er denn will) setzen – in engen Räumen ist er finde ich der schlechteste Bayer abseits von Süle, Boateng, Rafinha udn den Keepern (außer Neuer 😉 ).
Wenn der Gegner einfach nur mauert (wie Freiburg nach der Roten gegen den BVB), finde ich ihn durchaus passend, da er eben auch einfach mal über seine Wucht einen Angriff durchwühlen kann (da hat er viel von Tevez bei Juve gelernt) und im Gegenpressing enorm effektiv Konter verhindern könnte – was dann den Gegner noch weiter hinten reindrückt.
Ancelotti sieht in Vidal ja ganz offensichtlich einen reinen defensiven Mittelfeldmann. Dafür spricht das ständige Herauskippen (das ist ganz klar eine Anweisung, sonst hätte man das längst abgestellt) und die sehr seltenen Phasen am Strafraum (abseits von seinen normalen Nachrückbewegungen, die ich ziemlich gut finde wenn er damit nicht die Abwehr entblößt).

CHR4 19. September 2017 um 22:41

als Lewy am meisten gefehlt hat (VF-Hinspiel zu Hause gegen Real) stand es kurz vor der Halbzeit !.0 und Vidal schoss den 11er – die Aufstellung war für mich definitv KEIN Fehler von Carlo
nach der Pause hat man kurz gepennt und dann 15min. zu hoch gespielt, was 3 gelbe (incl. gelb-rot) zur Folge hatte – dies war DAS entscheidende Ding für mich letzte Saison …

Daniel 20. September 2017 um 01:19

@rodeo
Im Gegensatz zu dir seh ich Thiago lieber links, wo ich ihn für etwas stärker halte. Absolut perfekt aufgehoben ist Thiago für mich, wenn er im linken Halbraum Richtung Tor dreht und mit Ball am Fuß sämtliche Optionen hat. Dann ist er einer der besten der Welt und spielt absolut geniale Pässe hinter die letzte Abwehrlinie des Gegners (wie z.B. letztes Jahr auswärts in Gladbach mit dem Zauberassist für Müller). Rechts ist er auch gut, aber nicht ganz so genial im Passspiel. Die Diagonale mit Lewa hat zugegebenermaßen ihren Reiz, ist für mich aber aus drei Gründen kein entscheidendes Kriterium:
– auch wenn Lewa ebenfalls gern in den linken Halbraum geht kann er dennoch auch von einem halblinken Thiago bedient werden, wenn er von dort zentral hinter die Abwehr startet
– mit Müller/Robben ist rechts ein anderer hervorrander Abschlussspieler, den Thiago bedienen kann-das hat er auch in der Vergangenheit schon getan.
– mit James ist der zweite Kreativspieler in Bayerns Offensive meinem Eindruck nach tendentiell im rechten Halbraum daheim und kann von dort aus die Achse mit Lewa bilden. Da sähe ich auch eher die Gefahr, dass sich Thiago mit James halbrechts auf den Füßen steht, als mit Ribéry oder Coman, die ja beide auch mehr auf den Flügel rochieren.

Im Idealfall geht von Thiago im linken Halbraum und James im rechten eine doppelte Bedrohung für den Gegner aus. Von den weiteren Mittelfeldspielern passt deshalb denk ich Rudy am besten, auch aus einem anderen Punkt. Thiago sollte von der Doppelsechs regelmäßig vorstoßen, um seine Kreativität und Nadelspielerfähigkeiten in der gegnerischen Formation zu zeigen. Dafür braucht er einen Partner, der im defensiven Mittelfeld absichert und ihm die Freiheit zum Aufrücken ermöglicht. Rudy ist von seinem Naturell her ein solcher absichernder Sechser, Vidal und Tolisso jedoch sind am besten aufgehoben, wenn sie selbst regelmäßig vorstoßen können. Vidal sehe ich sogar grundsätzlich lieber als Verteidiger oder Angreifer denn im Mittelfeld. Durch ihren vorstoßenden und eher ausweichenden, weiträumigen Charakter passen Thiago, Vidal und Tolisso für mich nur suboptimal zusammen.

——————Lewa———————
—Coman—James—-Müller/Rob-
———-Thiago——Rudy————
Alaba–Hummels–Boa–Kimmich

CHR4 20. September 2017 um 02:31

wenn Thiago lDM, dann hätte fände ich folgende Variante für rechts interessant:

———Thiago—–Martinez——-
Alaba-Hummels-Boa-Kimmich

mit folgenden situativen Möglichkeiten:

———Thiago—–Kimmich——-
Alaba-Hummels-Martinez-Boa

——Hummels—Thiago———
Alaba-Boa/Martinez-Kimmich

mit Rudy könnte ich mir das obige aber auch gut vorstellen

aber nach wie vor: Müller gehört für mich zentraler (Halbraum), auf LA braucht es für mich nach wie vor Robben in der ersten 11
auf RA ist die Wahl ob Rib oder Coman für mich gegner- und spielstands-/verlaufsabhänig

FAB 20. September 2017 um 10:42

Ich fand gegen Schalke das Offensivquartett Coman, James, Müller, Lewandowski sehr dynamisch und facettenreich. Vom Eindruck her relativ schwer zu verteidigen, weil sie recht viel rotierten, dabei sehr unterschiedliche Aspekte ins Offensivspiel eingebracht habe, aber dennoch hat das alles sehr gut zusammengepasst. Ich würde das gerne nächste Woche gegen PSG sehen, wie es dann gegen einen stärkeren Gegner funktioniert.
Dahinter eine Doppelsechs. Rudy fand ich auch gut. Gegenpressingsituationen hat er sehr gut antizipiert und auch sein Aufbauspiel war nicht aufdringlich, aber sehr aufmerksam. Tolisso war deutlich schwächer. Offenbar bekommt er Probleme, wenn der Gegner mit höherer Intensität im Spiel ist.
Die Frage ist also wer neben Rudy der zweite in der Doppelsechs sein könnte.
Ich würde da gerne mal Martinez sehen. Natürlich nicht als dominanter Spielgestalter, sondern als jemand, der den Außenverteidigern eine noch offensivere Rolle ermöglicht (Kimmich könnte offensivl dann schon beinahe Flügelstürmer spielen) und um den anderen Innenverteidigern (Hummels und Boateng) ein aktives Vorstoßen ins Mittelfeld zu ermöglichen. Martinez Aufgabe wäre es dann in der Offensivstruktur diese Vorwärtsbewegungen abzusichern., wobei er natürlich bei Standards und auch situativ aus dem Spiel heraus auch in die Mittelstürmerposition gehen könnte.
Offensiv wäre das mit Martinez also eher eine Dreierkette und Defensiv wäre er aus meiner Sicht ideal neben Rudy. Rudy der versucht das Aufbauspiel direkt zu stören und Martinez der lange Bälle abwehrt würde gut passen.
Schwachstelle bleibt Rafinha, der gegen Goretzka ein absolutes Mismatch war. Da muss sich Bayern etwas einfallen lassen, solange Alaba und Bernat ausfallen.

Daniel 20. September 2017 um 11:10

@FAB
Und wo soll Thiago spielen?
Martinez und Rudy find ich problematisch, da beide eher wenig vorstoßen, sondern ihre Position vor der Abwehr halten. Da hätte ich die Befürchtung, dass die Verbindung zu den vier Offensivspielern abreißt bzw James sich vermehrt fallen lassen müsste. Und Rudy ist halt in seinem Gesamtpake nicht ganz auf dem Niveau von Thiago und Vidal anzusiedeln.
Von Tolisso bin ich inzwischen auch etwas enttäuscht, auch wenn man ihm noch Zeit geben sollte. Dennoch ist er bisher der schwächste Neuzugang-was in Anbetracht der Tatsache, dass er auch der teuerste ist, schon ein wenig enttäuschend ist. Süle, Rudy und James haben sich deutlich besser im Bayern-Spiel eingefunden.

rodeoclown 20. September 2017 um 12:30

@Daniel: Ich finde Thiago selber auf links auch etwas stärker als auf rechts, aber für seine Mitspieler sehe ich es dafür andersrum. Fast alle profitieren mehr von einem halbrechten Thiago meiner Ansicht nach und er verliert dabei nicht so viel, dass es diese Leistungssteigerung beim Rest wieder negiert.
James habe ich irgendwie in den letzten Jahren so gut wie nie spielen gesehen. Wenn er so ein RZM/ROM/RM gut spielen kann und dabei antriebender und erfolgsstabiler als Tolisso/Müller/Vidal agiert würde ich die Elf unterschreiben. Aber bisher hab ich noch überhaupt kein wirkliches Bild von ihm.
Martinez war vor Pep übrigens oft sehr stark im Vorstoßen. Hat es dabei irgendwie immer geschafft sehr zentral zu bleiben, anstatt ein wenig nach links oder rechts abzudriften und war daher auch bei Ballverlusten immer gut aufgestellt. Ob er das noch könnte, keine Ahnung.

FAB 20. September 2017 um 12:46

@Daniel,
gegen Gegner mit einem intensiveren Mittelfeldspiel sehe ich Thiago nicht in der Startelf. Gegen Mainz und im kommenden Spiel gegen Wolfsburg, also gegen Gegner die beide Ketten sehr tief und eng zurückziehen und dadurch im Rückraum viel Platz lassen, passt er sicherlich ganz gut, um das Mittelfeldspiel konstant am Laufen zu halten.
In den „Spitzenspielen“ geht es doch aber eher darum den Ball relativ schnell nach vorne zu spielen und versuchen zum Abschluss zu kommen oder eben bei Ballverlust, schnell dagegenzupressen. Beim Gegenpressing hat sich Bayern tatsächlich verbessert, Rudy hat mir hierbei zumindest gegen Schalke sehr gut gefallen, Tolisso dagegen nicht (obwohl ich ihn gegen Anderlecht sehr gut, sehr präsent fand, auch in den Gegenpressingsituationen, aber Anderlecht wahr eben v.a. durch den Platzverweis auch kein Maßstab).

CHR4 20. September 2017 um 13:56

wenn man sich die Profile derSpieler bei whoscored anschaut, müßte in der Tat mal Vidal statt Rafinha hinten links ausprobiert werden 😉

Schwächen von Rafinha: ausgerechnet „Tackling“ und „Defensive Contribution“ und das bei einem Verteidiger … Vidal ist bei beiden stark

FAB 20. September 2017 um 14:42

Vidal als linker Außenverteidiger! stimmt, dann würde ich mal folgendes gerne sehen:
—————-Ullreich——————
—Boateng,Martinez,Hummels–
Kimmich——Rudy————-Vidal
—–Müller—–James—–Coman—
———–Lewandowski—————

tobit 21. September 2017 um 17:59

@CHR4:
Die Stärken und Schwächen bei whoscored sind allerdings auch immer positionsbezogen. Daraus kann man also nicht direkt ableiten, wer (auf welcher Position) defensiv besser ist.

@FAB:
Ich würde das nicht gerne sehen, da es ziemlich viel Potential verschenkt. Vidal als linker Flügelläufer muss entweder außen bleiben (nicht gerade ideal für ihn) oder wird ein verkappter Stürmer, der Lewy die Räume klaut (und dann oft hinten fehlt – mit Hummels sehr blöd, der wird überrannt). Das Zentrum sehe ich da auch nicht besonders gut besetzt. Rudy hält sich zwar sehr zentral, aber auch tief, da müsste dann sehr viel Mittelfeldspiel von Hummels, Boateng und James erledigt werden, die nicht umsonst etwas andere Stammpositionen haben. Letztlich läuft es entweder auf Staffelungen hinaus, wie man sie aktuell schon kennt (gerade auf der rechten Seite) oder es wird unausgewogen, weil einzelne Bereiche völlig vernachlässigt werden.
Wenn die Bayern 3er-Kette spielen sollten, dann sollte das entweder mit nur drei Offensivspielern sein oder einer der Wingbacks wird mit dem vierten Offensiven (z.B. Coman) besetzt. Stellt man vorne 4 Offensive hin, fehlt ein Spieler im Zentrum, da es ja einen IV mehr gibt und man neigt zu komischen 514- (defensiv) bzw. verkappten 316-Staffelungen (offensiv), die dann nur durch aufrückende IV (Hummels, Boateng und Alaba wären dafür zumindest die besten, die man bekommen kann) oder zurückfallende Offensive (James, und sonst?) verbunden werden können. Außer natürlich man stellt noch einen „Dynamiker“ (Typ Tolisso/Vidal/Goretzka) auf die Sechs, der dann auch noch nachrückt und spielt lange Bälle (auf Lewy oder Vidal) mit brutalem Gegenpressing (Vidal, Kimmich, Tolisso, Müller) und Tiefensprints (Coman, Müller) ohne Breite (einfach die Mitte so vollstellen, dass da keiner rauskommt) – das ist aber auch nicht langfristig stabil.

Daniel 21. September 2017 um 18:58

@FAB
„In den „Spitzenspielen“ geht es doch aber eher darum den Ball relativ schnell nach vorne zu spielen und versuchen zum Abschluss zu kommen oder eben bei Ballverlust, schnell dagegenzupressen.“
Eben. Deswegen versteh ich halt überhaupt nicht, wieso du mit Thiago den besten Gegenpressingspieler im Kader (vielleicht sogar in der Liga) rausnehmen willst. Hab grad nochmal auf squawka nachgeschaut: Thiago hatte letzte Saison von allen Stammspielern der Liga die meisten Interceptions (5,07 pro 90 Minuten). Rudy liegt da mit 3,23 deutlich dahinter. Auch in Zweikämpfen lag Thiago deutlich vorn. Außerdem ist es in Spitzenspielen auch sehr wichtig, sich trotz Gegnerdrucks hinten rausspielen zu können. Ich mag Rudy ja wirklich, aber realistisch betrachtet gibt es nichts, worin er besser ist als Thiago (Kopfballspiel vielleicht ausgenommen).

@rodeo
Hab James auch wenig beobachtet in den letzten Jahren. Auf Schalke hat er sich aber ganz eindeutig im rechten Halbraum positioniert und war dort sehr präsent und gefährlich. Vorhin hab ich mir einen Zusammenschnitt auf youtube von ihm angeschaut. Da wirkte es auch sehr so, als habe er seine besten Szenen leicht nach rechts versetzt.

HK 21. September 2017 um 23:22

@Daniel:
Thiago brotloser Schönspieler (deutsche Fußballseele) /mieser Interviewverweigerer (Kicker)/ Maulwurfboykottierer (Bild)/
Sonst noch Fragen warum es da ggf. an Anerkennung fehlt?

FAB 22. September 2017 um 16:04

@Daniel
Interceptions (abgefangene Bälle) ist wohl nicht die richtige Kennzahl für Gegenpressing. Unter Interceptions versteh ich eher eingesammelte Fehlpässe.
Wenn dann eher Tackles, auch wenn das dann natürlich wieder alle Arten von Defensivzweikämpfen umfasst und sozusagen nicht zwischen Gegenpressing und normalen Mittelfeldpressing unterscheidet.
Hier steht es laut Squawka in 16/17: 171 zu 109 für Rudy
(Gesamtzahl der Tackles, Erfolgsquote finde ich bei Tackles eher zweitrangig, weil es ja zunächst darum geht, überhaupt die Umschaltaktion bzw. den Spielfluss zu stören)
Allerdings ist auch klar, dass Rudy bei Hoffenheim öfters in Defensivzweikämpfe gekommen ist, zumal er in Hoffenheim sowieso eine sehr zentrale Rolle hatte. Jedoch hatte Thiago mit 109 Tackles auch weniger als Vidal mit 132 und kaum weniger als Xabi Alonso (in weniger Spielen) mit 106.
Wie dem auch sei, ich fand was das Gegenpressing bei Bayern angeht, Xabi Alonso in der letzten Saison etwas unterschätzt. Allerdings ist das Gegenpressingspiel bei Bayern unter Ancelotti sowieso etwas merkwürdig, weil es oft gar nicht existiert, oft mit geringer Intensität bzw. mit wenig Struktur abläuft, es wird oft maximal gestellt und führt dann dazu, dass wie z.B. letzte Saison in den Spielen gegen Real ein taktisches Foul gezogen werden muß. Wenn man sich dann hinterher darüber aufregt, dass Schiedsrichter dann auch mal Gelb-Rot ziehen, ist das schon seltsam. Gegen Schalke fand ich es aber insbesondere wegen Rudy sehr gut.

tobit 22. September 2017 um 20:09

Naja mit absoluten Zahlen würde ich nicht argumentieren. Vor allem, wenn einer (Rudy) der betrachteten Spieler 50% mehr gespielt hat als zwei andere. Auch Interceptions (also abgefangene Pässe oder Schüsse des Gegners) können Gegenpressingbedingt sein. Dazu gab es hier mal einen guten Artikel, der das Gegenpressing von Klopp (BVB), Heynckes und Pep (Barca) miteinander verglichen hat.
Pro 90 min sieht das ganze dann etwas enger aus:
Name _// Tackles(gew) // Tackles(ges) // Interceptions // Gesamt // Fouls
Rudy __// 2,10 _________// 5,52 ________// 3,23 _________// 8,75 ____// 1,65
Thiago // 2,16 _________// 4,28 ________// 5,07 _________// 9,35 ____// 1,57
Vidal __// 2,66 _________// 6,51 ________// 2,86 _________// 9,37 ____// 2,47
Alonso // 1,89 _________// 5,01 ________// 3,07 _________// 8,08 ____// 1,32
Ich habe mal noch die Fouls dazugepackt, weil auch die einen Konter beenden können (da werden natürlich auch nicht alle in gegnerischen Kontersituationen gespielt). Vidal spielt deutlich mehr Fouls, die anderen drei liegen da sehr ähnlich. Ich hätte vom Gefühl bei Alonso mit deutlich mehr Fouls gerechnet, da er öfter mal nach verlorenen Tackles den kurzen Trikotzupfer auspackte um den Gegner zu stoppen (ich scheine ihn also wirklich etwas unterschätzt zu haben).
Man kann finde ich erkennen, dass Vidal zwar sehr viele Zweikämpfe führt, aber viele davon auch verliert (41% gewonnen) – das spricht für eine eher ungestüme, „jagende“ Verteidigungs- bzw. Pressingspielweise. Alonso führte normal viele Zweikämpfe, konnte die aber nur selten gewinnen (38% gewonnen). Ebenso Rudy, der auch 38% gewann. Thiago sticht hier klar heraus, da er 50% seiner Zweikämpfe für sich entscheiden konnte, aber auch klar weniger Zweikämpfe geführt hat. Das dürfte an seiner anderen Feldposition in vielen Spielen gelegen haben – auf der Zehn gibt es schlicht weniger Zweikampfsituationen.
Bei den Interceptions sticht Thiago ebenso heraus – er fängt mehr als anderthalb mal so viele Pässe ab wie die anderen. Auch hier könnte die 10er-Position eine Rolle gespielt haben.
Auffällig finde ich die große Ähnlichkeit zwischen Alonso und Rudy, der wie eine etwas intensivere Variante Alonsos aussieht. Da scheint man bei den Bayern gut gescouted zu haben (wenn das im Winter auch schon so aussah, was ich mal annehme).

Daniel 23. September 2017 um 13:28

@FAB
Die absolute Anzahl an defensiven Aktionen ist uninteressant, man muss die schon normieren (am besten auf 90 Minuten). Rudy hat letzte Saison auch mehr gespielt als Thiago, also hat er natürlich auch mehr Zweikämpfe geführt. Und den Gegner zu Fehlpässen zwingen und Passwege zuzustellen halte ich für die Hauptaufgabe beim pressen und gegenpressen-mehr als die Zweikämpfe, wobei Thiago auch dort führt. Die Zahl der Interceptions ist für mich die wichtigste „Pressingzahl“, da einfach beim Pressen meiner Beobachtung nach öfter Pässe abgefangen als Zweikämpfe gewonnen werden. Und einfach nur „Fehlpässe einsammeln“ kann jeder Fußball, dann dürfte sich da ja nichts unterscheiden.

@tobit
“ Thiago sticht hier klar heraus, da er 50% seiner Zweikämpfe für sich entscheiden konnte, aber auch klar weniger Zweikämpfe geführt hat.“
Also an sich sollte der Anteil gewonnener Zweikämpfe bei defensiveren Spielern eher zunehmen. Stürmer verlieren meist einen Großteil ihrer Duelle, ein guter Verteidiger hingegen sollte schon so um die 60 % gewinnen (z.B. Javi Martinez letzte Saison 63 %). Ein defensiver Mittelfeldspieler gewinnt meist so knapp die Hälfte seiner Zweikämpfe-außer sehr zweikampforierentierte Sechser, die aufgrund ihrer Spielweise sehr viele Zweikämpfe führen (wie Demme, Casemiro oder Kanté, aber ein solcher Spieler ist Rudy eher nicht). Ein verlorener Zweikampf nimmt den unterlegenen Defensivspieler ja meist aus dem Spiel, deswegen sollte man sich das nicht zu oft leisten. Je offensiver du bist (also je mehr Mannschaftskameraden dich absichern), desto eher kann man sich auch mal ein riskantes Tackling mit hoher Gefahr des Scheiterns erlauben. Um deine Liste mal zu erweitern (alle Daten letzte Saison aus den Ligaspielen auf 90 Minuten):

Name // Tackles(gew) // Zweikämpfe gew in % //Interceptions//Fouls//
Weigl_ //_____1,6//_________54,46//_________________2,54//___________1,27
Busquets //__1,88//_______45,54//__________________1,68//___________1,37
Verratti //____2,85//_______55,7//___________________0,92//___________1,63
Kroos //______2,02//_______50,39//__________________1,19//___________0,94
Modric //____1,14//_______53,27//__________________2,1//_____________1,19

Diese Spieler sind eher 6er oder 8er und weniger 10er, also von ihrer Feldposition letzte Saison eher mit Rudy als Thiago vergleichbar. Zudem spielen alle eher in Ballbesitzteams (wie Rudy und Thiago auch). Die Daten ähneln dennoch eher denen von Thiago: um die 50 % Zweikämpfe gewonnen, dafür eher nicht so viele geführt. Auffällig finde ich, dass Kroos entgegen seines Rufs durchaus gute defensive Werte vorweisen kann und dass Thiagos Interception-Wert wirklich konkurrenzlos gut ist. Vielleicht spielt hier wirklich seine höhere Grundposition rein, wobei der Gegner ja eigentlich normalerweise gerade hinten bestrebt ist, Fehlpässe zu vermeiden.
Grundsätzlich find ich die Werte von Alonso und Rudy für alleinige Sechser recht schwach, allerdings hat sich Rudy diese Saison bislang nochmal steigern können…man muss sehen, wie nachhaltig das ist.

tobit 23. September 2017 um 14:10

Was mir bei denen auffällt: Die haben alle deutlich weniger Defensivaktionen (alle so zwischen 5 und 6 Aktionen – außer Modric mit nur knapp über 4) als die bayerischen Vergleichsspieler (keiner unter 8 Aktionen). Keiner erreicht bei den Interceptions den schwächsten Bayern und nur Verratti führt ähnlich viele direkte Zweikämpfe wie die Bayernspieler. Die Bayern scheinen also öfter verteidigen zu müssen, obwohl sie ähnlich viel den Ball haben – und sind dabei schwächer im direkten Zweikampf aber alle verdammt gut beim Abfangen von Pässen.
Könnte das einfach ein Problem in der Vergleichbarkeit sein, weil z.B. bei Real Casemiro brutal viele Zweikämpfe führt (etwa 12 Defensivaktionen pro 90min, davon 9,5 Tackles) und ein solcher explizit defensiver Spieler bei Bayern nicht auf dem Feld ist (am ehesten passt Vidal auf dieses Profil).

Was mir gerade mal aufgefallen ist: whoscored und Squawka haben anscheinend sehr unterschiedliche Definitionen von Tacklings – die Daten unterscheiden sich nämlich deutlich (teilweise sehr krass). Generell sieht die Zweikampfquote bei whoscored für alle deutlich vorteilhafter aus, die scheinen also viele Dinge nicht als Tackle zu zählen, die dann bei Squawka als verlorene Tackles auftauchen, und andere Dinge als gewonnen zu zählen, die bei Squawka nicht drin sind.
Also mal wieder vorsicht beim Genuss von Statistiken, die man nicht selbst gefälscht hat.

Daniel 23. September 2017 um 14:21

Tatsächlich eine interessante Beobachtung. Das Belauern und Zustellen von Passwegen scheint bei Bayern generell einen größeren Stellenwert zu haben als bei den anderen Teams (jedenfalls legen das diese Zahlen nahe). Das könnte auch die schwächeren Zweikampfwerte erklären: wenn das Abfangen des Passes misslungen ist steht man nicht so gut zum Gegner wie wenn man es von vornherein auf den Zweikampf anlegt. Muss ich mal drauf achten…

Vinnie 18. September 2017 um 16:49

Wäre nicht Rudy eh die ideale Absicherung für Thiago und Müller davor, statt Vidal mit seinem Offensivdrang?

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Vinnie 18. September 2017 um 18:01

Sorry, Rodeoclown, habe Deinen Beitrag überlesen.

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Hellawaits1982 17. September 2017 um 13:05

Zu schade ,dass Bernat verletzt ist, würde ihn gerne mit Coman zusammen wirbeln sehen. …

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CHR4 17. September 2017 um 02:13

imteressant finde ich, dass nach der besch… eiden auf sportliche Belange ausgerichteten Vorbereitung, immer wieder punktuell Verbesserungen beim FCB zu sehen sind (z.B. Verbesserung der defensiven Stabilität zw. LEV und BRE; bessere offensive Abstimmung, Raumbesetzung, Einbindung der Spielertypen) – spricht für mich klar für ein funktionierendes System Mannschaft + Trainer

was mir nach wie vor nicht gefällt, sind die immernoch vorhandenen Unkonzentriertheiten, aber mei, dann schon lieber wie heute bei 4:0 – sind halt (zum Glück!) keine Maschinen – würde mir aber wünschen, dass gegen PSG dann der Kopf voll da ist

PS: Sammer war der beste Blitzableiter für den ganzen Schmarrn der derzeit wieder konstruiert wird – wäre toll, wenn Brazzo es auch schafft, dass Trainer und Spieler sich wieder aufs sportliche konzentrieren können

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gs 17. September 2017 um 12:58

Das sah in der Tat gar nicht nach einer Mannschaft aus, die in sich zerstritten ist oder gegen den Trainer spielt. Irgendwie denkt man ja immer, wenn in der SZ und anderen Qualitätsmedien entsprechende Andeutungen stehen, dass die doch einen internen Informanten haben und mehr wissen als wir … aber offenbar phantasiert sich das doch irgendein Journalist einfach zusammen und alle andern schreiben es ab und erzählen es so lange, bis sie es selbst glauben – und unsereiner dann auch anfängt, es für wahr zu halten.

Fakt ist halt, dass man es massiv merkt, wenn z.B. Hummels, Boateng und Alaba nicht dabei sind, und ein paar andere noch nicht den Frust von der Asienreise aus den Knochen bekommen haben – trotzdem hat es ja noch für ein Auftakt- 3:0 in der CL gereicht, während unsere anderen deutschen Vertreter mit großem Aufwand und Spielfreude sich vorewiegend Niederlagen eingehandelt haben …

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Schorsch 17. September 2017 um 13:36

Die Bayern bleiben für mich Topfavorit auf die Meisterschaft (trotz ’suboptimaler‘ Vorbereitung etc.), auch wenn ich durchaus dem BVB Chancen einräume. Aber Bayern ist immer Favorit und hinsichtlich der Prognosen zu anderen Clubs bleibt vieles Kaffeesatzleserei. Was die CL anbelangt, so sollte man nicht vergessen, dass RB Leipzig sein erstes CL-Spiel überhaupt absolvierte und der BVB auswärts bei den Spurs antreten musste. Möglicherweise hätte man bei allem Respekt auch lieber zuhause gegen den letztjährigen belgischen Meister gespielt als gegen den letztjährigen französischen Meister oder den Zweiten der PL der vergangenen Saison. Für die Bayern waren die Belgier jedenfalls der richtige Gegner zur richtigen Zeit.

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