Ancelottis Rechtsaußen-Sechser im Supercup

2:2

Carlo Ancelotti überraschte beim Supercup mit einem kuriosen System und einem Außenstürmer, der eigentlich ein Sechser war. Hat dieser Kniff Zukunft?


Durch ein Ecken-Eigentor kurz vor Schluss und den Sieg im Elfmeterschießen hat Bayern das erste Aufeinandertreffen mit dem neuen BVB von Peter Bosz für sich entschieden. Dabei wählte Ancelotti eine kuriose taktische Ausrichtung. Wir wollen einen Blick auf das – selbst nach Guardiola-Maßstäben – unorthodoxe System werfen. (Den neuen BVB werden wir im Laufe der Woche noch näher analysieren.)

Tolisso als Absicherer für Kimmich

BVB 2-2 FCB

Bayerns System bei eigenem Ballbesitz, wenn sich Dortmund etwas zurückziehen musste.

Gegen den Ball spielten die Bayern ein weitestgehend orthodoxes 4-4-2-Mittelfeldpressing. Außergewöhnlich war Müllers immense Laufbereitschaft und die Besetzung der Rechtsaußen-Position: Dort spielte Neuzugang Corentin Tolisso, der eigentlich ein Zentrumsspieler ist. Die Idee dahinter zeigte sich bei Ballbesitz: Tolisso attackierte nicht über die Seite, sondern blieb in einer absichernden, seitlichen Position zurück, um Bälle zu verteilen.

Dafür spielte Joshua Kimmich enorm offensiv. Tolisso konnte bei Ballverlusten hinter ihm absichern. Vereinzelt kreierte Kimmich somit auch Raum, den Tolisso als Spielmacher nutzen konnte. Je nach Situation hielt Tolisso dabei die zweite Linie neben Rudy oder fiel (eher selten) nach hinten zurück, um neben Martinez als dritter Aufbauspieler zu helfen.

Viel Bewegungsmöglichkeiten links

Wegen letzterem blieb Martinez oft in einer recht zentralen Position, während Hummels etwas nach links wich. Selbiger Effekt trat bei der nominellen Doppelsechs auf, die in Ballbesitz quasi als Dreierzentrum spielte mit Vidal halblinks, Rudy zentral und Tolisso halbrechts, der aber eben absichernd nach außen wich. So sorgte Tolissos Rolle dafür, dass zwei Spieler weiter nach links rückten.

Dadurch hatte Bayern auf der linken Seite eine Überladungssituation, in der die Spieler zudem viele Freiheiten hatten. Durch Müllers eher rechtsseitige und raumöffnende Rolle hatte Ribéry die Möglichkeit einzurücken oder auch breit zu bleiben. Diese Freirolle dürfte dem Franzosen gefallen haben. Potentiell galt ähnliches für Vidal, der durch Rudy, Rafinha und Hummels gut abgesichert war. Er nutzte seine Freiheiten aber nicht so permanent und offensiv, wie man das von ihm erwarten könnte. Er und Rafinha wechselten sich eher ab und ergänzten Ribérys Bewegungen spontan.

Diese drei rochierten dann in allen möglichen Konstellationen und versuchten, durch die Dortmunder Mittelfeldreihe zu kommen. Vereinzelt schaltete sich auch Müller noch mit ein; etwa dann, wenn Ribery breit blieb und Rafinha sowie Vidal etwas tiefer und die Dortmunder deshalb nach vorne schoben, um Zugriff zu erzeugen. Dann konnte Müller die entstehenden Räume deuten. Etwas überraschend war indes, dass Lewandowski in seiner Lieblingszone halblinks nicht viele Bälle forderte.

Raumabdeckung zwischen 3-4-2-1 und asymetrischem 3-3-4

Grundsätzlich entwickelte sich das System dann zu einem ungefähren 3-4-2-1, das eben nach links hing. Der zweite „Zehner“ Ribéry kam von links und Müller ging auf beide Seiten und die Doppelsechs war nach links verschoben. Dafür spielte der rechte Flügelläufer offensiver.

Nach einem Einwurf in der ersten Minute sah man das erste Mal die Grundsystematik der Bayern bei Ballbesitz.

Nach einem Einwurf in der ersten Minute sah man das erste Mal die Grundsystematik der Bayern bei Ballbesitz.

Wenn Tolisso aufrückte, wurde es zum 2-4-4 oder 2-3-5. Aus einem kontrollierten 3-4-2-1 heraus diese offensive, sehr breite Offensivstaffelung herstellen zu können, ist eine recht interessante Systematik. Das ermöglicht, zwischen einer offensiven und defensiven Ballzirkulation zu wechseln. Und durch die asymmetrische Aufteilung war es möglich, nicht nur linear vorwärts aufzurücken, sondern das auch noch mit Dreiecks-Positionswechseln zu verbinden.

Man könnte Tolissos Rolle potentiell auch so ergänzen, dass der Linksverteidiger tiefer bleibt und die Innenverteidiger nach rechts schieben, etwa in eine Dreierkette Alaba-Hummels-Boateng. Dann ergäbe sich eine recht klare 3-3-4 bzw. 3-Raute-3-Raumverteilung. Aspekte dieser sehr mächtigen Struktur gab es hier bereits: Die Bayern waren nach Ballverlusten in den Halbräumen sehr präsent und hatten eine starke Absicherung untereinander.

Generell kann man positiv hervorheben, dass Bayern wenig konteranfällig war. Die Räume um die Verteidiger und die erste Mittelfeldlinie konnten sie meist sehr schnell schließen und die Dortmunder Spieler nach vertikalen Zuspielen isolieren. Das hohe Gegenpressing in Strafraumnähe war indes nicht so präsent. Dortmund wurde nicht eingeschnürt, da die hohen Mittelfeldräume eher spontan und unstrukturiert besetzt wurden, vor allem halbrechts.

Vorteilhafte Aspekte aus dem 4-3-2-1

Stabilisierend war die Struktur auch ohne den Ball beziehungsweise in unkontrollierten Momenten. Tolisso als rechter Mittelfeldspieler sorgte dafür, dass von dieser Position verstärkt in die Mitte gearbeitet wurde und dadurch eine bessere Kompaktheit möglich war – ähnlich der portugiesischen Europameister-Mannschaft, wo Joao Mario und Renato Sanches nominell die Flügel besetzten.

In der Aufgabenverteilung ergab sich ein 4-3-2-1 – bei Bedarf konnten alle fünf Mittelfeldspieler ins Zentrum kommen. Wenn sich Bayern gegen die hoch pressenden Dortmunder mit langen Bällen befreite, war das besonders wirksam. Bei Bällen nach halblinks konnte Vidal weit zum Ball schieben, während Tolisso und Rudy ihn absicherten. Ribéry konnte dabei unterstützen oder sich etwas offensiver positionieren.

Auch das tiefe Mittelfeldpressing wurde durch Tolisso stabilisiert. Oft rückten Rudy oder Vidal heraus, um den Raum hinter den Stürmern zu schließen. Dann ergab sich aus dem 4-4-2 ein 4-3-1-2, welches ziemlich diszipliniert gespielt wurde. Tolisso schob dabei zuweilen quasi in eine Doppelsechs mit dem verbliebenden Sechser. Aber auch Ribéry verteidigte sehr gut mit in die zentralen Räume.

Anlocken beim 1:1

Die unübliche Struktur auf rechts hatte dann ihren größten Moment beim 1:1, wo Kimmich hinter die Dortmunder Abwehr kam und für Lewandowski auflegte. Dabei zeigte sich das Problem, was ein Gegner bekommen kann durch derartig zurückfallende Mittelfeldspieler. Tolisso wurde tief angespielt, legte dann auf Rudy ab und zog sich weiter zurück. Dortmund orientierte sich geschlossen nach vorne und wurde durch Rudys Ball in die Tiefe komplett ausgehebelt.

Die Situation vor dem 1:1. Zuvor hatte Vidal den Ball per Freistoß zu Tolisso verlagert, daher steht Dortmund sehr tief.

Die Situation vor dem 1:1. Zuvor hatte Vidal den Ball per Freistoß zu Tolisso verlagert, daher steht Dortmund sehr tief.

Der entscheidendere Punkt bei diesem Tor ist das Dortmunder Defensivverhalten: Die Abwehr verhält sich sehr mannorientiert, Sokratis und Piszczek schieben nicht durch, Bartra lässt sich rausziehen und dann spielt die Mannschaft auf Abseits mit zu wenig Druck auf den Ball. Zudem verhält sich Müller geschickt und bindet Bartra wie auch Zagadou, um damit Kimmich frei zu bekommen. Allerdings hätte Zagadou auch schlichtweg Kimmich folgen können und entscheidet sich falsch.

Trotz dieser Fehler ist auch die Struktur in diesem Moment recht unangenehm für den BVB. Die Dreifachsechs lädt einerseits zum Pressing ein, da ein vorgeschobener Spieler zwei zentrale Passwege zustellen kann. Einer der Sechser – Tolisso – ist aber so tief, dass Dortmund dafür sehr weit nach vorne schieben muss. Um den Zwischenlinienraum – speziell für Müller – nicht zu sehr zu öffnen, muss die Abwehr mit nach vorne. Kimmich lauert in einer sehr torfernen Position, um die Gegenbewegung zu starten. (Anders als Ribery, der schon aus einer höheren Position startet und dadurch leichter zu beobachten und zuzuordnen ist.) Sprich: Tolisso lockt Dortmund durch seine Rückwärtsbewegung raus, Kimmich kann das durch seine Vorwärtsbewegung ausnutzen.

Eine Verlagerung auf Kimmich führte übrigens zum Freistoß, der das 2:2 brachte.

Ein Kniff ersetzt kein System

Trotz dieser positiven Aspekte: Letztendlich gelang den Bayern im Spiel nur ein Unentschieden und das nach zweimaligem Rückstand – eigentlich nicht der Anspruch des Serienmeisters. Tatsächlich warf die Mannschaftsleistung eher Kritikpunkt auf. Warum konzentriert sich dieser Artikel dennoch anscheinend auf Lob?

Nutzen wir die Sommerpause an dieser Stelle mal für zwei kleine Exkurse. Nummer eins: Spielverlagerung klingt oft bewertender als es ist. Das liegt zum einen daran, dass wir uns häufig nicht viele Gedanken um Bewertungen machen. Wenn eine taktische Konstellation Vor- und Nachteile hat, fokussieren wir uns manchmal mehr auf die Vor- oder die Nachteile, weil diese generell interessanter sind oder sich zufällig mehr ausgewirkt haben (wie hier der Vorteil beim 1:1). Wenn ein System „vorteilhafte Aspekte aus dem 4-3-2-1“ erzeugt, so muss es im gleichen Moment auch Nachteile dieser Systematik erzeugen und so muss es deswegen nicht besser sein als eine beliebige Alternative. (Die Bewertung einer Taktik müsste den Vergleich ziehen, was mit alternativen Herangehensweisen möglich wäre. Und wir sprechen eher ungerne über Dinge, die nicht passiert sind.)

Zum anderen liegt es daran, dass komplexe Effekte, die neutral beschrieben werden, schnell mal positiver klingen als sie vielleicht sind. Jeder noch so undurchdachte taktische Schachzug hat im Fußball recht komplexe Auswirkungen. Wenn man diese beschreibt, klingt das vielleicht so, als ob der Trainer sich wahnsinnig viele Gedanken gemacht hat. Das wird dadurch aber eigentlich nicht ausgesagt – das Spiel kreiert die Komplexität, nicht der Trainer.

Im konkreten Fall hab ich mich beispielsweise entschieden, statt einer Spielanalyse nur einen Aspekt zu analysieren, weil dieser aus meiner Sicht interessanter und relevanter war als die restliche Partie. Ein unorthodoxer taktischer Kniff lässt sich immer gut diskutieren, weil aus ihm bestimmte, klar beschreibbare Effekte hervorgehen. Es ist ein Experiment mit experimentellem Wert.

Aus diesen Gründen sind solche spannenden, experimentellen Kniffe bei den „Taktiknerds“ immer gerne gesehen. Dieses Spiel war jedoch ein gutes Beispiel dafür, dass solch eine strukturelle Idee eher die Kirsche auf der Sahne ist und taktische Arbeit eher für die Gesamtfunktionalität des Teams wichtig ist. Bayern spielte in dieser Partie ein wenig ambitioniertes Pressing, sie versuchten nicht, das Spiel großartig zu kontrollieren, und hatten im Ballbesitz keine so ausgeprägte kollektive Qualität wie früher. Wenn ich das Spiel als Gesamtkunstwerk analysiert hätte, so wären das die wesentlichsten Punkte gewesen. Die unorthodoxe Systemverschiebung bei Ballbesitz wäre lediglich eine Randnotiz gewesen.

Einordnung und Aussicht

Ob diese Verschiebung oder eine ähnliche im Laufe der Saison noch eine größere Rolle spielt, wird sich zeigen. Durch die vielen lauftarken zentralen Mittelfeldspieler bietet sich das durchaus an. Allerdings wird im Normalfall Arjen Robben rechts im Mittelfeld spielen, womit der Ansatz zumindest auf dieser Seite wohl keine Perspektive haben wird.

Es wäre jedoch denkbar, eine ähnliche Mechanik auf der linken Seite zu installieren. Auch könnte schlichtweg Kimmich die Rolle von Tolisso auf rechts adaptieren; aber nicht von der Flügelposition sondern schlichtweg als balancierender, einrückender Rechtsverteidiger. Der Wechsel zwischen 3-2-, 2-3- und 2-4-Staffelungen im Aufbauspiel wäre auch so möglich, während schlichtweg Robben statt Kimmich die Breite geben könnte. Solche Verschiebungen mit den Außenverteidigern waren in der letzten Saison unter Guardiola ja ein Standardmittel, um im Aufbauspiel flexibel aber dennoch klar strukturiert zu sein. Ancelotti könnte dies wiederbeleben, um eine Asymmetrie zu erzeugen und bestimmte Spieler fokussierter einzubinden – auch wenn viele es ihm nicht zutrauen.

Hellawaits1982 14. August 2017 um 08:49

Der derzeitige Bayern Kader schreit doch förmlich nach einem 3-3-3-1 @Koom so unausgeglichen ist der Bayern Kader überhaupt nicht wenn man sich die taktischen Möglichkeiten genauer ansieht , da ist vom Catenaccio bis zur totalen Offensive alles möglich ! In Top Spielen könnte man so spielen lassen , da gerade Neuer als mitspielender TW ein zusätzlicher Feldspieler im Aufbau darstellt :

—————-Lewandowski————–
Ribery———-James——–Robben
————-Tolisso ——-Thiago——–
———————Vidal——————–
—–Alaba——Hummels—–Boateng–
———————–Neuer——————-

Backups : Coman für Ribery , Müller für Robben (wie unter Löw) , Thiago für James , Kimmich / Rudy für Vidal , Martínez für Hummels, Süle für Boateng und Bernat für Alaba .

Extrem Spielstarke Aufstellung, in der Defensive würde dann Vidal in die IV rücken und Thiago geht dann zurück auf die 6 .

Kann mir schon vorstellen, dass Carlo ähnliches vorschwebt , da James sein Wunschspieler ist 🙂

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Koom 14. August 2017 um 10:44

Naja, ich meinte meine Aussage eher in Bezug auf den Supercup. Da erschien mir das Tolisso-Kimmich-Konstrukt mehr wie eine Verlegenheitslösung als ein taktischer Kniff.

Und ansonsten: Ich empfinde den Bayern-Kader schon als gut, aber doch auch als unausgewogen in seinem Spielverhalten. Im Mittelfeld gibt es praktisch keinen Spieler, der im Zentrum anspielbar bleibt, sondern lieber ausweicht oder vor- oder dahinterstößt. Es dominieren zudem (spielerisch solide) Kämpfertypen dort. Eigentlich hat es mit Thiago nur einen klaren Mittelfeldmann, der kein Kämpfertyp ist – und der widerum weicht lieber nach außen aus.

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LB 11. August 2017 um 19:47

warte schon verzweifelt seit dem supercup spiel auf einen artikel der auf die entwicklungen beim bvb eingeht. dachte echt, da kommt was aber anscheinend muss ich mich noch gedulden. bayern und tolisso interessiert dann wohl eher eine andere userschaft 😉

ich hoffe beim beitrag über den bvb, das vieles über das neue system unter bosz analysiert wird und zusätzlich vielleicht der ausblick bei einen dembele abgang, wie man ihn manschaftstaktisch ersetzen könnte, da es 1:1 eher nicht klappen wird.

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DerGrund 21. August 2017 um 12:47

Ich hoffe da kommt überhaupt mal was zu.

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Schorsch 22. August 2017 um 10:15

Ich bin mir sehr sicher, dass hier zu Bosz/BVB in Bälde eine ausführliche Analyse erscheinen wird. Wobei ich persönlich es gut fände, wenn dies erst nach Beendigung der Sommertransferperiode erfolgen würde. Zum einen, weil dann einfach mehr Spiele unter Wettbewerbsbedingungen in die Analyse einfließen könnten. Und zum anderen, weil dann die Transferperiode beendet wäre und ein eventueller Ersatz für Dembélé in die Betrachtung miteinfließen könnte. Zu letzterem hoffe ich, dass der BVB wieder die ‚French Connection‘ nutzt.

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Mari 11. August 2017 um 12:16

Mir gefällt die Idee, sich in dieser Analyse vor allem auf diesen einen „Kniff“ zu konzentrieren. Noch besser gefällt mir dann die Erkenntnis, dass dies noch lange keine allgemeine strategische und taktische Marschroute ersetzt.
Zum allerletzten Absatz nur ein Wort: schlichtweg 🙂 🙂

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David 11. August 2017 um 00:20

Eine schöne Zusammenfassung zu Bayerns Idee, Dortmunds Pressing für sich zu nutzen.
Bin gespannt was ihr zu Bosz sagen werdet, da ich eigentlich Dortmund über 90 Minuten als stärker empfunden habe!

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Koom 10. August 2017 um 07:47

Mal blasphemisch: Lohnt sich diese Herangehensweise denn wirklich? Im Grunde ist das ja eine Variante wie einst mit Basler und Strunz auf der Aussenbahn, also wo man einen Offensivfreigeist dauerhaft absicherte. Ist Kimmich offensiv so stark vorne bzw. Tolisso gefühlt so schwach, dass er so eine Ausputzerrolle spielen muss? Mir fehlt die kreative Idee dahinter, das erscheint mir eher so ein Verlegenheitsmittel zu sein, weil man anders keine Balance findet. Kleinere Klubs verwenden mal ähnliche Ideen, aber einfach deswegen, weil sie keine kompletteren Spieler haben. Da hat man meist einen Mini-Ronaldo, der aus dem Mittelfeld nur nach vorne geht und dem stellt man einen Wasserträger/Laufwunder zur Seite, der die Defensive zusammenhält und nur dessen Löcher flickt.

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MR 10. August 2017 um 15:35

Das ist ja nicht die ganze Idee. In dem Fall war wohl eher das Problem, dass Tolisso nicht auf Rechtsaußen passt und man deshalb Kimmich dahin geschoben hat; nicht andersrum. Diese „Ausputzer“-Rolle kann ja gleichzeitig auch eine Spielmacher-Rolle sein.

Ich würd sowas auf jeden Fall nur im Extremfall machen. Müller und Ribery passen da eigentlich gut zu. Wenn man etwa Kyle Walker als RV hätte und einen wie vielleicht Milner oder Henderson als RA, dann wäre das ziemlich passend. In den meisten Konstellationen sicher eher nicht.

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Koom 10. August 2017 um 17:17

Hm, anders: Im Grunde eine Verlegenheitslösung, weil der Kader nichts anderes hergab? Oder weil man Angst vor Kontern in bestimmten Zonen hatte? Ist doch mit dem Kader der Bayern ungewöhnlich, dass man da so eine Frickellösung baut, oder?

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tobit 10. August 2017 um 17:34

Könnte man dasselbe Spiel nicht auch auf links machen? Alaba als agressiv vorstoßender Breitengeber (Kimmich dafür rechts dann zurückhaltender), Ribery, James oder Müller als Zehner und Robben oder Coman auf rechts eher breiter.

Mich erinnert die ganze Formation irgendwie an die Dunga-Raute mit einem LA/ST-Hybrid (Ribery, auch wenn der hier ziemlich klar LA war) und einem RA/DM-Hybrid (Tolisso, der mehr Sechser war) um einen Sechser (Rudy), Achter (Vidal) und Zehner (Müller) herum.

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The Soulcollector 10. August 2017 um 21:14

Wäre es nicht sogar besser gleich mit einer echten Dreierkette zu spielen? Bayern hat ja sehr gute Leute um auch von hinten das Spiel aufzubauen und trotzdem eine extrem gute Endverteidigung bzw. durch Situatives herausrücken gute Ausputzer. Tolisso finde ich da etwas verschwendet in der Rolle.

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Taktikfüchsin 9. August 2017 um 07:51

Vielen Dank für die Analyse! Da sie sich auf die Bayern fokussiert, deren grundsätzliche Herangehensweise unter Carlo bekannt ist, und bereits ein Artikel zum BvBosz-System für diese Woche angekündigt wurde, finde ich es gut, dass sich MR hier auf den besonderen Kniff mit Tolisso konzentriert. Dieser wurde dafür umso detaillierter und verständlicher beschrieben – Daumen hoch!

Ich kann mir schon vorstellen, dass Ancelotti noch öfters darauf zurückgreifen wird – sei es durch einen eingerückten RM oder RV, oder gleich etwa im 4-3-3, in dem das Dreiermittelfeldzentrum sehr kompakt und auf eine Seite fokussiert agiert. Eine laufstarke Doppelacht vor einem tiefen Spielmacher auf der Sechs wie Thiago oder Rudy passen dafür ideal. So wurde letzterer bei seinem Pflichtspieldebüt klasse eingebunden, wurde durch die laufstarke Doppelacht neben/vor ihm etwas vom Pressingdruck der Dortmunder entlastet, wodurch er solche Traumpässe wie den auf Kimmich vorm 1:1-Ausgleich spielen konnte. Grundsätzlich scheint mir eine kompakte Aufbaustruktur mit Seitenfokus und herauslockenden Bewegungen für die Bundesliga sehr geeignet, um etwa einen tiefen, zentralen Pressingblock (z.B. 4-2-2-2 oder 5-3-2 als Gegnerformation) nach vorne oder zur Seite zu locken, um diesen dann mit einer Spielverlagerung zu überspielen. Je stärker der Gegner im Pressing vor oder zur Seite schiebt, desto effektiver werden lange Bälle hinter bzw. nach jenseits dieses Pressinblocks. In einer ausgeprägten Pressingliga wie der BL scheint mir das Potential für mehr als einen seltenen Kniff zu haben.

Ich freue mich schon auf die Analyse zu Bosz. Kommen denn auch noch Artikel zu den anderen Trainerneulingen? Herrlich, Tedesco oder Schwarz finde ich auch spannende Talente, die eine nähere Betrachtung verdienten, meine ich.

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MR 9. August 2017 um 14:17

Herrlich und Tedesco sind zumindest geplant, ich weiß aber nicht, wie da der Stand ist. (Hobbyprojekt, nix versprechen, dies das 😉 )

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BS 8. August 2017 um 22:15

Vielen Dank für den Artikel. Hatte mich schon gefragt, ob euch Tolissos Rolle vielleicht einen Artikel wert ist…
Grundsätzlich fand ich jedoch, dass der BVB es den Bayern in der ersten Hälfte auch recht leicht gemacht hat. Man hat sich durch leichte Ballverluste im Mittelfeld recht schnell Kontersituationen eingefangen.
Im zweiten Durchgang war aber Dortmund die dominantere und bessere Mannschaft. Und einem zweimaligen Rückstand hinterherlaufen, kann, wie MR ja geschrieben hat, nicht der Anspruch der Bayern sein.
Offtopic: Ich fand das Interview mit Salihamidzic nach dem Spiel sehr peinlich. Man spürte richtig, dass in der Sportdirektor-Jobbeschreibung „Gute-Laune-Suppenkaspar“ drin stand.
Freue mich auf den BVBosz-Artikel.

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Isabella 10. August 2017 um 02:24

Ja, die Rolle vom neuen Sportdirektor wird interessant. Wie man seit dem Streit zwischen Sammer und dem Rest über Guardiola weiß, sind dem Vorstand des FCBs Leute lieber, die öffentliche Bewertungen den Gottheiten Kalle und Uli überlassen (ich bin zwar Bayern-Fan, aber deren Ego ist zZ mal wieder übergroß). Vielleicht macht er aber dennoch die Sache intern gut, wir werden sehen. Zum Artikel und MR: Danke dafür! Wie seht ihr eigentlich die individuellen Fähigkeiten der Neuzugänge und wer könnte sich da am besten ergänzen? Ist der geringere Fokus auf Ballbesitz schon im Hinblick auf Ancelottis erklärtes Ziel, der Cl, zu sehen? Du meintest ja, man wäre nicht sehr konteranfällig gewesen, erwartest du einen größeren Fokus auf defensive Absicherung?

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