Klopps erfolgloses Rendezvous mit der alten Liebe
Nach dem Galaauftritt gegen Arsenal unter der Woche strauchelte Borussia Dortmund bei der vermeintlichen Pflichtaufgabe gegen Jürgen Klopps Ex-Verein. Mainz 05 betrieb wie der BVB hohen Aufwand und nutzte aber kleinere Defensivfehler des Gegners zum Sieg.
Grundformation
Mit Shinji Kagawas zweiten Einsatz seit seiner Rückkehr vertraute Klopp auch wieder der gegen SC Freiburg am letzten Wochenende praktizierten Formation, die grundsätzlich sehr 4-2-3-1-haft war. Nominell spielte Miloš Jojić an der Seite von Sven Bender. Allerdings schob der Serbe immer wieder weiter nach vorn und tat dies besonders leicht links versetzt, während Kagawa als Zehner stärker auf die rechte Seite fokussierte. Adrián Ramos wiederum agierte als Sturmspitze leicht links. Im Vergleich zum Champions-League-Spiel am letzten Dienstag kehrte auch Łukasz Piszczek in die Startelf und auf seine angestammte Rechtsverteidigerposition zurück. Folglich rutschte Erik Durm nach links. In der Innenverteidigung ersetzte Matthias Ginter den angeschlagenen Neven Subotić.
Bei den Mainzern änderte Trainer Kasper Hjulmand auf zwei Positionen. Christoph Moritz rückte für Ja-cheol Koo in die Startelf. Gonzalo Jara agierte statt Niko Bungert zentral in der Abwehrreihe. Hjulmand passte auch insgesamt die Grundformation ein Stück weit an, indem Moritz nicht direkt als Zehner spielte, sondern in vielen Phasen eher den halbrechten, hohen Achter gab. Dadurch ergab sich vielfach ein 4-1-2-3 mit Johannes Geis als eine Art Mittelfeldlibero.
Pressingschlacht ohne Dominator
Es wurde schon in den ersten Minuten der Partie deutlich: Beide Mannschaften versuchten sich gegenseitig mit intensiven Pressingmechanismen den Zahn zu ziehen und die Überhand zu gewinnen. Das Resultat war eine auf den ersten Blick leicht zerfahren wirkende Begegnung, da keine Mannschaft im Spielaufbau oder in der Passzirkulation in Richtung offensives Drittel wirklich einen guten Fluss entwickeln konnte. Vielmehr war vor allem der BVB zu kleinteiligeren Kombinationen und stückhaften Raumgewinnen gezwungen.
Die Mainzer hatten zwei Pressingvarianten zu bieten, die abwechselnd eingestreut wurden. Erstens: Shinji Okazaki sowie Sami Allagui liefen die Dortmunder Innenverteidiger während des frühen Spielaufbaus recht mannorientiert an. Allerdings mangelte es hierbei teilweise am Staffelungsdruck. Denn die Ballorientierung des restlichen Teams war nicht derart gegeben, dass man hierbei von einem stringent ausgeführten, kollektiv jagenden Angriffspressing sprechen kann. Beide Flügelspieler schoben nur partiell nach, das Loch hinter Okazaki sowie Allagui war oftmals zu groß, wodurch Bender und Jojić leicht Dreiecke bilden konnten und durch Pendelbewegung den Druck von Ginter und Sokratis nahmen.
Zweitens: In anderen Fällen standen die Mainzer in der Regel in einem 4-1-4-1 oder 4-5-1. Okazaki positionierte sich mit einigem Abstand zu beiden gegnerischen Innenverteidigern zentral und zugleich leicht schattendeckend in Richtung der BVB-Sechser. Zudem gab man dem Dortmunder Spielaufbau mehr Platz in der Vertikalen und lockte sie zum Vorrücken, wodurch der Platz automatisch verengt wurde. Bender und Jojić fanden sich nun häufiger eingekreist, weil Moritz sowie Julian Baumgartlinger sehr simpel im Rücken von Okazaki schoben, ohne dabei aber die grundsätzliche Stabilität zu beeinträchtigen, weil die Abwehrkette sogleich rund dreißig Meter vor dem eigenen Tor stand und Dortmund selbst bis fünf oder zehn Meter vor die Mittellinie in der eigenen Hälfte marschieren konnte. Die beiden Außenspieler der 05er, Jonas Hofmann und Allagui, standen zugleich etwas eingerückt, wodurch der Block in Form des zweiten Bandes zahlreiche Aufbaupässe auf die Außenverteidiger des BVB leiten konnte und im Anschluss durch nicht extrem aufwändiges Verschieben die vertikalen Passwege schließen konnte.
Für Klopps Mannschaft selbst gestaltete sich das Spiel etwas anders, denn man kam in der ersten Halbzeit nicht so häufig dazu, den Mainzer Aufbau zu zerpressen. Zudem verhielt sich besonders Geis sehr clever und gab nicht den Arteta. Denn der Spielmacher der 05er kippte sehr tief und konstant zwischen beide Innenverteidiger, die wiederum nicht breit auffächerten. Die Mainzer standen in dieser 3-3-Stellung im Aufbau horizontal kompakt. Beide Außenverteidiger liefen selten direkt nach vorn sondern waren an der Seitenlinie nur einige Meter höher als beide Innenverteidiger, wodurch Júnior Díaz und Daniel Brosinski nicht selten in der Zirkulation zunächst ausgelassen wurden und man zum Beispiel Hofmann im linken Halbraum direkt suchte. Dafür konnten beide Außenspieler direkt absichernd gegen die Dortmunder Flügelstürmer wirken und zugleich den tieferen Punkt eines äußeren Dreiecks bilden, wenn sich zudem Baumgartliner und Moritz horizontal verschiebend einschalteten. Apropos Dreieck: Durch das tiefe Abkippen von Geis hatte er immer Stefan Bell sowie Jara vor sich oder zumindest neben sich. Im Gegensatz zu zahlreichen Szenen von Arsenal im Champions-League-Spiel gegen den BVB konnte so der ballführende Spielmacher aus seinem normalen Sichtfeld heraus leichter Kombinationen aufbauen, was für Mikel Arteta schwieriger war, da er häufig bereits vor Per Mertesacker und Laurent Koscielny stand und die abgedeckten Jack Wilshere sowie Aaron Ramsey nicht mehr anspielen konnte. Die tiefe Bewegung von Geis verhinderte aber ein intensives Abdecken seiner kürzesten Anspielstationen. Denn der BVB konnte nicht ohne Kompaktheitsverlust derart hoch mannorientiert nach vorn schieben.
Somit standen Kagawa und Ramos in der 4-4-2-Defensivformation meist leicht tiefer als die Innenverteidiger oder auch zwischen Geis und den Innenverteidigern. Die Mainzer Achter, insbesondere Baumgartliner, wurden jedoch durch Benders und Jojićs intuitives Herausrücken direkt attackiert und von der Körperdrehung in Richtung Roman Weidenfellers Tor nicht selten abgehalten. Meist orientierte sich Jojić an Baumgartlinger und Bender konzentrierte sich beispielsweise auf Okazakis Fallbewegungen aus dem offensiven Zentrum heraus. Pierre-Emerick Aubameyang und Kevin Großkreutz als nominelle Flügelspieler standen gegen den Mainzer Aufbau häufig in einer horizontalen Halbstellung, sodass sie potenziell Zuspiele auf die Außenverteidiger hätten abfangen können und zudem versuchten die Passwege in die offensiven Halbräume für die Aufbauspieler zumindest visuell zu verkleinern oder aber indirekten Druck zu erzeugen.
Was war sonst noch auffällig? Ginter spielte dieses Mal in Kombination mit Sokratis als rechter Innenverteidiger. Diese Aufteilung war im Supercup gegen Bayern München oder im ersten Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen noch anders herum. Ob diese Anordnung damit zu tun hatte, dass man den potenziellen Aufbauspieler Ginter damit auf die Kagawa- und Aubameyang-Seite zog, bleibt Spekulation. In jedem Fall zog er des Öfteren etwas stärker nach rechts und Sokratis positionierte absichernd zentral. Interessant war auf dieser Seite auch das intensive und konstante Aufrücken Piszczeks, der vor allem in der ersten Halbzeit nicht selten bis zur Abseitslinie durchlief. Hofmann stoppte beziehungsweise verfolgte diese Läufe in einigen Szenen nicht, sondern überließ Díaz die alleinige Verteidigung, was wiederum zu so mancher gefährlicher Hereingabe oder zu so manchem in Ansätzen gefährlichen Diagonalpass führte.
Bei den Umschaltaktionen des BVB genauso wie in der etwas offeneren Angriffsgestaltung fungierte regelmäßig Kagawa als zentraler Anlaufpunkt. Der Japaner konnte besonders mit klugen Drehungen in den freien Raum glänzen, im Passspiel stimmte jedoch die Abstimmung im Offensivrhythmus noch nicht.
Nachlassende Intensität – eiskalte Mainzer
Nichtsdestotrotz erspielten sich die Gäste einige gefährliche Torchancen, die beispielsweise Ramos vergab. Der Kolumbianer agierte insgesamt engagiert, mit hohem Aufwand, aber auch zuweilen ohne Fortune. Neben dem Faktor, dass der BVB-Angreifer immer wieder im Zehnerraum ungünstige Entscheidungen fällte oder die Passgenauigkeit fehlte, fielen zudem die phasenweisen Orientierungsschwierigkeiten der Dortmunder Flügelstürmer bei eigenem Ballbesitz auf. Aubameyang sowie Großkreutz suchten in den Halbräumen immer wieder nach effektiven Verbindungen und Synergien mit den eigenen Mannschaftskollegen. Hinzu kam Jojić‘ Angriffsrhythmus. Der Serbe versucht sich immer wieder darauf zu konzentrieren, möglichst keinen Fehler zu machen und folglich keinen Ballverlust zu fabrizieren. Jedoch sind damit seine dynamischen, individual taktisch ansprechenden Läufe entweder nicht passend eingebunden oder aber es mangelt an Optionen in Form von druckvollen Anschlusshandlungen.
Insgesamt wurde die Intensität nach der Pause spürbar geringer. Beide Mannschaften konnten den Aufwand der ersten Halbzeit nicht konstant oben halten. Besonders die Dortmunder mussten nach einem Auftritt mit 119 Kilometer Laufleistung gegen Arsenal unter der Woche etwas zurückstecken und entwickelten in der zweiten Halbzeit nicht mehr die notwendige Durchschlagskraft. Nach rund einer Stunde fand innerhalb des Offensivquartetts eine kleine Rochade statt. Kurzzeitig ging Großkreutz auf die rechte Seite, Aubameyang rückte halbrechts nach innen, während Ramos als Linksaußen fungierte. Kurz darauf nahm Klopp den Kolumbianer sowie Kagawa vom Feld. Henrikh Mkhitaryan und Ciro Immobile kamen auf den Platz. Unmittelbar danach fiel der Führungstreffer für die Gastgeber aus Mainz. Nach einem Abschlag von Torhüter Loris Karius auf den rechten Flügel infolge eines Eckballs verteidigten Großkreutz und Durm den eingewechselten Jairo Samperio zu passiv. Der Spanier konnte den Ball nach hinten ablegen und diagonal durchstarten. Der Pass erfolgte, Großkreutz ging nicht direkt hinterher, sondern Sokratis ging an der Torauslinie in den Zweikampf, wurde jedoch ausgespielt und in der Mitte konnte Okazaki, gelöst von Ginter, einschieben.
„Beim Gegentor zum 0:1 waren wir zu passiv im Kopf, da hätten wir viel aktiver sein müssen.“ (Jürgen Klopp)
Kurz darauf bekam Dortmund einen Elfmeter zugesprochen, den Immobile allerdings vergab. In der 74. Minute folgte nach einem simplen Halbraumdurchbruch über Jairo das 2:0. In der Mitte verursachte Ginter das Eigentor. Die Schlussoffensive des BVB brachte keine zählbaren Werte ein. Zum Schluss stand eine 14 Prozent höhere Passquote, ein Ballbesitzanteil von 68 Prozent sowie ein Torschussverhältnis von 20:8 zugunsten der Borussen. Aber das Resultat auf der Anzeigetafel war 2:0 für Mainz 05.
Fazit
Natürlich kann das Ergebnis mit einem Verweis auf den verschossenen Elfmeter beziehungsweise insgesamt ungünstigen Spielverlauf, auf die laufintensive Begegnung am Dienstag und die allgemeinen personellen Probleme des BVB abgetan werden. Sicherlich muss besonders die Personalie Ginter aktuell hinterfragt werden, denn der hochtalentierte Abwehrmann macht im Moment noch zu viele Fehler.
Allerdings agierten die Mainzer in allen Belangen sehr konsequent und abgezockt. Nach dem miserablen Saisonstart scheint Hjulmand besonders defensive Aspekte verbessert zu haben. Fingen sich die Mainzer im Pokal gegen den Chemnitzer FC oder in der Europa-League-Qualifikation gegen Asteras Tripolis mit einer instabilen, zerrissenen Defensivformation noch haufenweise Tore, arbeiten sie nun viel intensiver und vor allem mannschaftstaktisch besser verflechtet gegen den Ball. Hjulmand scheint recht simple und effektive gruppentaktische Abläufe zu bevorzugen und möchte so seiner Mannschaft die notwendige Sicherheit geben. Acht Punkte nach vier Spielen geben dem Dänen bisher recht.
13 Kommentare Alle anzeigen
geco87 22. September 2014 um 20:11
IMO ist ein Vergleich mit Solbakken schwierig. Ich habe von Mainz in dieser Saison zwar nur das Spiel gegen den BVB über die volle Distanz gesehen (das immerhin dann im Stadion), aber die konsequente Solbakksche Zonenverteidigung spielt man in Mainz m.E. nicht. Solbakken lässt z.B. konsequent ein 4-4-2 in der Defensive spielen, während Hjulmand taktisch flexibler scheint und eher auf einen Mittelstürmer setzt, neben den nur von weiteren Akteuren vorne gepresst wird (vor allem einer der offensiven Außen). [Ein 4-4-2 ist bei dem Kader aber auch denkbar, auch mit Raute – mit Koo, Malli oder Hofmann als Zehner ]
Kleine Randnotiz: Ab der Einwechslung von Koch für Moritz (83.) spielte Mainz mit einer Fünferkette mit dem Eingewechselten als rechten Innenverteidiger. Vielleicht sollte der rechte Verteidiger Brosinski auch vor Koch ins Mittelfeld rücken, de facto standen die beiden aber häufig auf einer Linie. Mainz stand nun auch relativ tief und die Ketten zumindest gefühlt noch enger zusammen. Hjulmand wollte mit dieser Umstellung wohl Flanken verstärkt entgegenwirken, gab jedoch auch einen zentralen Mittelfeldspieler auf – durchaus mutig gegen Spieler wie Kagawa und Jojic.
BG 21. September 2014 um 23:01
Erstmal ein Dank an CE für die lesenswerte Analyse!
Ähnlich wie Solbakken damals in Köln scheint Hjulmand ja auf eine „Zonenverteidigung“ zu setzen, die gerade in den Spielen gegen Tripolis auf bekannte damalige Kölner Probleme stieß: Simple Gegentore nach Angriffen und Gegenstößen über die Außenbahnen, wegen mangelnder bzw. fehlender Unterstützung des ballnahen Sechsers, hochstehende Abwehrkette mit fehlenden oder nicht intensiv ausgeführten Mittelfeldpressing etc. Umso überraschender wie schnell die Mainzer ihre Defensive zuletzt stabilisiert haben; gerade gegen die Pressing- und Umschaltmachine aus Dortmund hatte ich befürchtet, dass es ähnlich wie für den FC unter Solbakken für die 05er kommen könnte.
Inwiefern ist bei den Mainzern eigentlich diese Zonenverteidigung erkennbar und wie stark ist sie mit der des FC damals vergleichbar? Ich behaupte mal, dass der Mainzer Kader (so zumindest mein Eindruck) eine bessere und bereitwilligere Mentalität mitbringt und sich wohl insgesamt taktisch disziplinierter verhält. Mein Eindruck zumindest war, dass die Mainzer am Samstag in einigen Phasen im Pressing sehr gut mit- und dagegenhalten konnten, während das ja gerade mangelhaft beim „Solbak’schen FC“ war. Mich würde da deine/ eure Einschätzung interessieren! 🙂
Koom 22. September 2014 um 11:15
Soweit ich das lokalen Medien entnommen habe, hat Hjulmand die Defensive erst etwas später „korrekt“ eingestellt. Paderborn und vor allem die Pokalspiele waren da wohl noch zu früh drin, bzw. steckte Tuchels Vorgehensweise noch zu sehr in den Knochen. Wenn ich das richtig bekommen habe, möchte er insgesamt weniger auffächern, wie es Tuchel hat machen lassen, die AVs sollen demzufolge auch weniger weit nach vorne gehen.
Was IMO einiges ausmacht, ist die ansteigende Form von Baumgartlinger, sowie das immer besser werdende Zusammenspiel zwischen ihm und Geiß. Beides großartige DMs mit einem tollen Repertoire, aber nicht immer muss sowas harmonieren.
dave 22. September 2014 um 14:06
Oh ja, Geis und Baumgartlinger sind beides wirkliche tolle Spieler. Sollten sie fit und in Form sein sind sie nominell wohl eines der besten 6er Paare abseits der Großclubs, quasi mit das „Beste vom Rest“.
Habe Mainz leider nicht gegen Dortmund sehen können, empfand aber gerade die Raumaufteilung zwischen den beiden als noch nicht optimal, teilweise gab es da zu wenig Synergien, wobei man die individuelle Klasse immer wieder in einzelnen Aktionen sehen kann.
Es freut mich so für Mainz, dass dieser sympathische Club es allen Unkenrufen zum Trotz immer wieder schafft zu überraschen: Die Installation von Tuchel nach der Entlassung von Anderesen war ja damals schon ein Novum. Dem unglaublichen Medienecho zum Trotz hat man alles richtig gemacht.
Auch jetzt standen die Vorzeichen wieder erstaunlich schlecht durch die Pleiten in den Spielen vor Bundesligastart und auch das Remis gegen Paderborn wurde ja zunächst belächelt, den Tuchelabgang und der Verlust von Leistungsträgern – trotzdem sieht es nach ca. 10% der Spieltage so aus, dass Mainz absolut konkurrenzfähig ist und die wirklichen Probleme dort sind, wo in den letzten Jahren viel höhere Budgets verbraucht wurden (z.B. Hamburg, Stuttgart, mit Abstrichen Schalke).
BG 22. September 2014 um 15:17
Geis und Baumgartlinger sind wirklich beides tolle Sechser (gerade letzterer war ja als Zweikampfmonster und Staubsauger überragend gegen den BVB), aber imo eher vom Typus Pass/- Aufbauspieler. Bspw. hat die letzten Jahre häufig auf der zweiten Sechserposition neben Polanski, Baumgartlinger etc. häufig Elkin Soto als „Quarterbackachter“ (Wortschöpfung kam glaube ich von Klopp :-)) die Bälle nach vorne getragen, während die Mainzer diese Saison nach meinen Eindrücken teilweise noch mit Verbindungsproblemen in die Offensive zu kämpfen haben. Gegen Berlin hat man das ganze ja versucht durch das Herauskippen von Koo, der allerdings nach der WM noch selbst nicht in Topform ist, von der Zehnerposition in den linken, eigenen Halbraum zu lösen, was auch nur phasenweise so funktioniert hat. Nicht umsonst hat ja auch Hjulmand nach dem insgesamt ordentlichen Berlinspiel Verbesserungen im eigenen Spielaufbau gefordert.
PS: Eigentlich schade, dass Elkin Soto nicht mehr so recht in Form zu kommen scheint. Das war über die Jahre eigentlich immer mein Lieblingsspieler bei den Mainzern!
Koom 22. September 2014 um 15:31
Ja, an Elkin scheint der Zahn der Zeit genagt zu haben. Wirklich schade, hocheleganter Fußballer.
Die Verbindungsprobleme sehe ich auch, auch wenn sie natürlich auswärts und/oder gegen deutlich stärkere Gegner nicht so zu Tage treten: Klar, man muss eben weniger das Spiel machen. Ein bisserl kompensiert wird es aber mittlerweile auch durch die schneller gewordene Offensive und Okazakis Fähigkeit, auch mal schwierige Bälle vorne festzumachen.
Jetzt dürfte dann langsam die Phase anbrechen, wo man „bewertbarer“ wird. Als ungeschlagener Tabellenzweiter und BVB-Bezwinger wird man anders wahrgenommen, das dürfte sich schon direkt im nächsten Spiel auswirken. Hier gilt es dann, den wesentlich defensiveren Gegner auseinanderzuspielen. Moritz macht das IMO übrigens auch nicht schlecht, auf einen Koo in erwartbarer Form freue ich mich aber auch sehr.
BG 22. September 2014 um 17:44
Ja, das Spiel gegen die Eintracht sollte nicht nur aus Prestigegründen ein sehr interessantes werden. Mal ganz OT, aber interessant finde ich wie unterschiedlich Mainz und Frankfurt ihre Trainer gecastet haben:
Bei Mainz hat man versucht einen Trainer zu finden, der zur eigenen Spielweise und Philosophie passt (wobei das imo auch nur zum Teil gelungen ist), während ich bei Frankfurt den Eindruck hatte, dass man sich einen Namen aus der Liste von freien Trainern rot unterstrichen hat. Bspw. hatte man mit Veh einen Trainer, der auf viel Ballbesitz gesetzt (in beiden Saisons jeweils auf Platz 4 bzw. 5 der Ballbesitzstatistik) hat und risikoreich im Aufbauspiel auffächern ließ, während Schaaf mit den vier Abwehrspielern „auf einer Linie“ aufbaut und man auf Platz 16 der Ballbesitzstatistik liegt. Schaaf mag ein klasse Trainer sein, aber eine konsistente „Clubphilosophie“ (ok, vielleicht ein wenig hoch gegriffen), zu der der Trainer passt, ist finde ich weniger zu erkennen.
JS 22. September 2014 um 20:04
Guter Punkt. Keine konsistente Teamphilosophie hat den echten Nachteil, dass jeder Trainer erstmal die falschen Spieler für seinen Stil vorfindet. Das kostet Geld und Tabellenplätze.
amateur 23. September 2014 um 09:37
Vielleicht können die Frankfurter aber auch einfach das Veh System nicht mehr spielen, weil die entsprechenden Spielertypen nicht mehr da sind?
Ich meine, dass das DM-Duo Rode&Schwegler + den Außenverteidiger schon ein enormer Qualitätsverlust war, den sie nicht adäquat kompensieren konnten. Somit war/ist das bisherige Spielsystem vielleicht einfach nicht mehr erfolgsversprechend durchsetzbar.
Koom 23. September 2014 um 10:56
Zum Trainercasting bei Mainz:
Seit Wolfgang Frank hat sich ein gewisser Stil etabliert, was man durch diverse Trainerfehlgriffe dann festgestellt hat, wie wichtig es ist, diesen Stil beizubehalten, weil er zu einem Verein wie Mainz 05 passt. Das man natürlich nie nahtlos einfach einen neuen Trainer verpflichten kann, der dann dort weitermacht, wo der andere aufgehört hat, ist natürlich klar. Es gibt ja mehr Wege zum „gleichen“ Ziel. Also auch wenn das Endergebnis Hjulmands sehr dem ähnelt, was Tuchel gemacht hat, sind die entsprechenden Schritte unterschiedlich. Letztlich zeichnet es sich aber ab, das eine relativ hohe Kompatibilität zwischen Trainer und Mannschaft vorhanden ist.
Frankfurts Trainercasting erscheint mir auch eher nach Namen zu gehen. Letztlich scheint man mit Schaaf aber einen guten Trainer gefunden zu haben, der für Ruhe sorgt. In Anbetracht des großen Umbruchs (der leider zudem auch nur wenig Geld brachte – shame on Bruchhagen) funktioniert das bislang recht ordentlich und ich sehe es wie amateur, dass man vielleicht einfach nicht dort weitermachen konnte, wo Veh aufgehört hat. Einerseits, weil das zuletzt ja nur noch mässig erfolgreich war, andererseits, weil viele wichtige Spieler weg sind.
Allgemein halte ich es für wichtig, dass man eine Basis im Verein legt, nach der man Trainer und Spieler verpflichten kann. Man sieht ja gut bei Hamburg (und Stuttgart), wie da fehlendes Wissen und/oder Philosophie für einen nominell guten Kader sorgt, der aber nicht so recht zusammenpassen mag. Dann braucht es einen guten stilbildenden Trainer, der aus diesem Chaos eine Mannschaft und Spielweise formt. Mal sehen, wie gut das Veh und Zinnbauer das hinbekommen.
S_U 21. September 2014 um 10:11
Passt zwar eigentlich nicht hier rein, aber könntet ihr vielleicht eine Analyse zu den Offensivproblemen des VfB momentan machen?
JS 21. September 2014 um 07:40
Danke für die Analysr. Leider hatte ich das Spiel nicht sehen können. Die Clearances sehen interessant aus. Gibt den Eindruck als würde der BVB die Halbräume meiden oder warum gab es da keine Clearance? Auf der anderen Seite sieht es gleichmäßiger aus.
CE 21. September 2014 um 10:23
Leider kann man die Grafiken nicht übereinander legen. In den Halbräumen (je nachdem wie man sie definiert) gab es von Mainzer Seite eher einige Interceptions. Diese resultierten beispielsweise daraus, wenn ein Dortmunder durchstartete und vom Außenverteidiger (besonders Piszczek) diagonal bedient werden sollte. Ich habe die Grafik der Ints noch mit eingefügt.