How to Messi

Nach dem schlechten Turnierstart der Argentinier scheiden sich die Geister: War Messi schlecht oder war er schlecht eingebunden? Wir analysieren im Detail, welche Spielumgebung Messi benötigt, um seine maximale Wirkung zu entfalten.


Dieser Artikel erschien original in unserer WM-Vorschau.

Wer mehr über Messi, den Individualisten erfahren will, dem sei die in-depth Spieleranalyse empfohlen. Die ist noch etwas ausführlicher als dieser Text hier und behandelt wunderbar, mit welchen technischen und athletischen Werkzeugen Messi diese Rolle bekleidet, deren Kontext im folgenden skizziert wird.


Eine der Binsenweisheiten des Weltfußballs ist die, dass Lionel Messi bei Barcelona besser funktioniert als im Nationaldress. Es wird als Musterbeispiel dafür angeführt, dass absolut jeder Spieler – selbst der allerbeste – letztlich abhängig von seiner Mannschaft ist. Angesichts des Finals 2014 könnte man das eigentlich auch ein bisschen umgekehrt argumentieren, aber was auf jeden Fall wahr ist: Die Einbindung eines Spielers entscheidet über seine Effektivität.

Photo by Clive Mason/Getty Images

Wir wollen einmal genauer untersuchen, was Messi denn benötigt, um möglichst effektiv zu sein. Was macht Barcelona zu einem so guten Umfeld für ihn – und das seit Jahren? Was ist diese mythische Sache, die ihm in der Nationalmannschaft fehlt? Und zunächst: Welche Dinge muss man aus einem der besten und komplettesten aller Zeiten herausholen, damit er möglichst effektiv ist? Denn dass er alles kann, bedeutet nicht, dass er auch alles tun sollte.

Ausspielen der Defensivstruktur

Was bei Messi oft gelobt wird: Er ist nicht nur Torjäger, nicht nur Dribbler und nicht nur für den spektakulären letzten Pass hochqualifiziert. Darüber hinaus besitzt er auch noch die Spielintelligenz, ein vollwertiger Spielmacher im Mittelfeldzentrum zu sein. Er trifft herausragende Entscheidungen und verliert keine Bälle. Wenn er es versuchen würde, könnte er wohl selber der Xavi-Nachfolger bei Barcelona sein.

Wieso versucht er es nicht? Weil seine anderen Fähigkeiten außergewöhnlicher sind. Pressingressistent die Bälle im defensiven Mittelfeld verteilen können zwar auf Spitzenniveau auch nicht viele, aber einige können es. Selbst wenn Messi es besser könnte, so könnt er es wahrscheinlich nicht viel besser als beispielsweise seine Mitspieler Busquets oder Banega, denn so arg viel Luft nach oben lassen diese Topspier gar nicht.

Was Messi hingegen außergewöhnlich macht, kann quasi gar kein anderer. Wie oft er sauber eine Defensive auseinander spielt mit Dribblings, Pässen und Abschlüssen ist viel, viel besser als alles, was andere bieten. Am nächsten an ihm dran in dieser Hinsicht sind vielleicht Eden Hazard und Mohammed Salah; und beide sind letztlich eine Klasse schlechter als er. Messi kreiert Tore und er ist am effektivsten, wenn er möglichst oft in die Situation kommt, ein Tor kreieren zu können.

Man kann Messi zum Rückpass zwingen

Wenn man über seine Einbindung spricht, benötigt es aber eine weitere Beobachtung: Man kann Messi zu Rückpässen zwingen. Wenn man versucht ihm den Ball abzunehmen, wird er wahrscheinlich einfach an einem vorbeilaufen, in die nächsthöhere Zone. Wenn man darauf aber verzichtet und nur – bestenfalls zu zweit – diese Zone versperrt und auch die weiteren offensiven Anspielstationen, dann findet auch Messi normalerweise keine offensive Option mehr.

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Diese Feststellung ist wichtig, weil es theoretisch schon auch anders sein könnte. Wenn man Messi oder Hazard gegen eine U17 spielen ließe, dann wäre das definitiv nicht mehr der Fall. Dann könnten die einfach an den Gegenspielern vorbeispazieren, egal was die tun. Und dann wäre die Einbindung tatsächlich egal. Denn dann könnten sie einfach aus jeder Zone, in jeder Konstellation beliebig nach vorne spazieren. Auf unteren Spielniveaus gibt es immer mal wieder Spieler, die tatsächlich derartig überlegen sind, sprich: so weit unter ihrem Level spielen. Messi spielt im Profifußball gewissermaßen unter seinem Level – aber nicht derartig extrem.

Optionen nutzen vs Optionen kreieren

Ein nützliches Modell für Offensivfußball ist es, darin zu unterscheiden, ob ein Spieler bzw. eine Aktion nur bereits verfügbare Optionen (Passwege, offene Räume) ausnutzt, oder diese Optionen überhaupt erst herstellt. Messi ist ein beinahe perfektes Genie, wenn es um das erste geht. Im zweiteren gibt es durchaus Spieler, die darin besser sind, diese sind aber normalerweise inkonstanter, weil sie zu diesem Zweck mehr Risiko eingehen müssen und/oder im Ausspielen der Optionen nicht auf diesem Level sind.

Zwei gute Beispiele dafür: Pelé und Ousmane Dembélé. Beide haben (hatten) gewissermaßen einen unlogischen Dribbelstil, der viel unsauberer ist als der von Messi. Dembélé ist das extremere Beispiel dafür. Während Messi den Ball immer gleich, immer perfekt und schnell kontrollierbar am Fuß hat, scheint Dembélé der Ball manchmal zu verspringen, befindet sich oft seitlich oder sogar hinter seinem Körper und scheinbar nicht unter Kontrolle. Dadurch ist Dembélé weniger vorhersehbar, was zu gegnerischen Fehlern führt: Manchmal machen Gegner einen Schritt nach vorne, haben sich aber verschätzt und werden ausgespielt.

Pelé versuchte auch häufig mit vielen kleinen fintenhaften Ballkontakten die Gegner zu Reaktionen zu bewegen und den Durchbruchsmoment zu erzwingen. Das führt auch mal zu Ballverlusten und deshalb tut Messi das eigentlich ist. Und das ist ein Grund, weshalb es bei Messi umso wichtiger ist, ihn richtig einzubinden; wichtiger auch als bei Dembélé.

Liebesbriefe an den rechten Halbraum

Das optimale Set an Optionen findet Messi normalerweise im rechten offensiven Halbraum vor. Hier kann er in Richtung Tor dribbeln, kommt bei Erfolg in Schusspositionen und hat unterwegs verschiedene Zielräume gut im Blickfeld für den tödlichen Pass. Im Grunde genügt es, sich eine Messi-Compilation anzuschauen, um zu verstehen, wieso der Halbraum eine so vorteilhafte Zone für den Angriffsvortrag ist.

Messis typische Position und die wichtigen ergänzenden Bausteine um ihn herum.

Dementsprechend spielt Messi hauptsächlich in dieser Zone und wurde von seinen Trainern auch fast immer in dieser Position genutzt. Seine Startposition war dabei für ihn selber eigentlich egal: Am Ende landet er sowieso im gleichen Raum. Wichtig ist die „Papier-Position“ nur für das positionelle Umfeld. Wenn er als „falsche Neun“ spielt, dann wird der Strafraum in seiner vertikalen Linie vom Rechtsaußen besetzt, also meist mit einem Lauf von außen nach innen. Wenn er zusammen mit einem „echten Stürmer“ spielt, kann der gleiche Raum aus der Mitte heraus besetzt werden, was eher Reaktionen der Innenverteidiger provoziert, weniger aber Reaktionen des gegnerischen Außenverteidigers.

Zudem orientieren sich die Gegenspieler anders. Bei einem aggressiv pressenden Gegner würde ihn vielleicht der Außenverteidiger unter Druck setzen, wenn er nominell als Rechtsaußen spielt, der Sechser würde ihn übernehmen, wenn er als Zehner spielt und ein Innenverteidiger würde vielleicht herausrücken, wenn er von der Mittelstürmerposition zurückfällt. Messis Grundposition induziert also Gegnerverhalten und Laufoptionen für seine Mitspieler. (#Strukturdynamik) Aber für seine eigentliche Spielposition ist sie beinahe irrelevant.

Nussknacker als Rechtsaußen

Messi kann aber aus dem rechten Halbraum heraus oder als Rechtsaußen auch mal in die Flügelzone gehen. Dort kann er nicht so direkt und schnell Torgefahr erzeugen, weshalb die Zone nicht präferiert wird von ihm. Obwohl er die Position zu Karrierebeginn spielte, ist es aber in gewisser Hinsicht die fortschrittlichere Ausgangsposition für ihn: Der Unterschied ist nämlich der, dass ein Zuspiel auf ihn in dieser Zone deutlich schwerer zu verteidigen ist.

Wenn der Gegner ein Zuspiel auf Messi im Halbraum verhindern will, so ballt er sich im Halbraum; der berühmte „Käfig“ um Messi. Mit einer Halbraumballung öffnet man zwar bisschen Räume, aber steht doch insgesamt ziemlich gut gestaffelt und kann anschließend gut den Flügel zuschieben oder in die Mitte pressen. Wenn ein Gegner kompakt und sauber genug verteidigt, kann er also Messis Aktionen im Halbraum schlichtweg quantitativ verhindern; indem Messi einfach seltener den Ball bekommt als normal.

Atlético gelang das beispielsweise ziemlich gut. Was ihnen nicht gelang: Die Pässe auf Messi verhindern, wenn dieser tief zum Flügel zurückfiel. Um das zu verhindern, müsste man den Flügel äußerst breit verteidigen und zwar bevor der Ball dort ist. Gleichzeitig müsste man aber den Halbraum schließen, damit Messi dann nicht einfach einrückt oder Messis Mannschaft durch diese Lücke nach vorne dringt. Dafür müsste man wohl so viele Spieler auf diese Seite bringen, dass die andere völlig entblößt wäre. Praktisch ist das unmöglich.

Beispielhafte Staffelung mit Messi breit aus einer alten Analyse gegen Atletico (zum Artikel per Klick auf’s Bild).

Und dann kann Messi zwar nicht sofort die gefährliche Strafraumzone attackieren, doch er kann in seinen geliebten Halbraum hinein dribbeln und schlussendlich als Rechtsaußen vielleicht mehr Situationen dort haben als wenn er nur dort auf den Ball wartet. Außerdem ist der Gegner nach einer solchen Aktion schon weiter verschoben als beim Startpunkt aus der Mitte. Die berüchtigten Verlagerungsbälle auf den ballfern freien Alba werden dadurch wirkungsvoller.

Pressingkiller in tieferen Zonen

Für eine weitere optionale Messiposition ist das Verhalten der Gegner ein möglicher Trigger. Wichtig an seiner normalen Position ist, dass Messi dort normalerweise die größte Druckzone des Gegners durchbrechen kann und anschließend gegen die restliche Verteidigung mit perfektem Tempo anläuft, um auch diese dann möglichst sauber mit möglichst hochkarätigen Folgeoptionen zu überspielen. Normalerweise ist die größte Druckzone eines Gegners eben dort, zentral vor der Abwehr; vor allem wenn Messi da steht.

Falls ein Gegner aber weiter vorne eine massive Druckzone aufbaut und Messis Mitspieler nicht in der Lage sind, dort durchzukommen, dann kann es sein, dass er dadurch wiederum keine Bälle bekommt, weil die Angriffe schon vor dem Pass auf ihn unterbrochen werden. Im Optimalfall sollte das durch die Aufbauspieler verhindert werden. Doch wenn das eben nicht geleistet wird, dann ergibt es durchaus Sinn, dass Messi sich tiefer zurückfallen lässt, um eben diese tiefere Druckzone zu durchbrechen.

Typischerweise ist das eine gute Lösung gegen konsequente Manndeckung auf dem ganzen Feld. Messi kann dann einfach mit Gegenspieler im Rücken den Ball bekommen, am Gegner vorbei in den Raum dribbeln und damit das gesamte Deckungssystem des Gegners auf links drehen.

Photo by Gabriel Rossi/Getty Images

Bei einer sehr dichten Verteidigung des Halbraums und/oder der Mitte – sagen wir, in einem 3-3-2-2-Pressing – könnte er auch in einen Freiraum am tiefen Flügel zurückfallen, auf die Außenverteidigerposition oder kurz davor. Von dort könnte er die „Nussknacker“-Funktion auch in vertikaler oder diagonaler Form erfüllen statt horizontal vom hohen Flügel aus.

Zurückfallen in den Spielaufbau macht wenig Sinn

Was aber selten Sinn ergibt, ist Messis gelegentliches Zurückfallen in eine normale Spielaufbauposition außerhalb des gegnerischen Blocks. Er tut dies manchmal, weil es der strukturellen Logik der Situation entspricht und spielt dann meist normale, logische Verlagerungspässe. Er versteht das Spiel gut und wahrscheinlich mag er es psychologisch einfach, auch mal den Ball zu bekommen, wenn er zu lange zu gut abgeschirmt wird. Es trifft dann aber genau die beschriebene Problematik ein: Man kann ihn zum Rückpass zwingen. Sein spezieller, riesiger Effekt geht verloren.

Um aus diesen Räumen in diesen Situationen etwas besonderes einzubringen, müsste er versuchen, gezielt Zwischenräume der gegnerischen Mittelfeldreihe anzudribbeln, um diese damit zu Reaktionen zu zwingen. So könnte kleinere Zwischenräume öffnen, diese dann mit anderen Dribblern bespielen, wieder nach vorne aufrücken und dadurch vielleicht etwas gezielter erzwingen, in einem dichten Block den Ball in gefährlicher Position zu bekommen. Er würde dann also nicht auf den Ball warten, sondern selber den Spielzug anleiern, der dann zu genau dem Ergebnis führt, welches er gerne möchte. Wenn ihm dies gelänge, wäre er noch eine Stufe besser und dann wirklich beinahe unmöglich zu verteidigen. Vielleicht ist das sogar der einzige Bereich, in dem er sich noch nennenswert verbessern kann.

Eine andere Variante wäre, dass sein Zurückfallen ein Trigger dafür ist, dass vertikal vor ihm überladen wird. Wenn etwa Mittelstürmer und Rechtsaußen in diesem Moment in diese Zone rücken würden, hätte der Gegner schon schwierige Entscheidungen zu treffen. Womöglich würde das Räume öffnen – rechts außen, halblinks oder in der Tiefe –, die Messi dann mit Pässen oder Dribblings bespielen könnte. (Vermutlich ist das in einzelnen Szenen auch schon mal vorgekommen, ich persönlich hab aber noch nicht gesehen, dass das gezielt genutzt wurde.)

Eine Frage von Strukturdynamik und Angriffsverlauf

Diese Ausführungen machen schon klar, dass Messis Effektivität weniger auf seiner Startposition beruht, als vielmehr auf den gesamten Wechselwirkungen zwischen beiden Systemen. Falls die Mannschaft um Messi Möglichkeiten findet, ausreichend viele Passoptionen zu schaffen, damit der Gegner reagieren muss, und dann in entstehende Löcher auch mit gutem Timing einlaufen kann, dann findet Messi die richtige Lösung, um die Optionen miteinander zu verbinden.

Zudem hilft es, wenn Messi im richtigen Moment gefunden wird. Wenn man ewig halbrechts herumspielt und Messi dann mal den Ball bekommt, ist vieles schon zu. Auch ein direkter Vertikalpass vom rechten Innenverteidiger erschwert die Folgeaktion normalerweise etwas. Wenn der Angriff hingegen über links gestartet wird und dann nach flachen diagonalen Pässen Messi auf der fernen Seite gefunden wird, passt die Stellung und Orientierung des Gegners schlechter und Messi hat häufiger ausreichende Optionen, um schnell und klar durchzukommen.

Ganz generell kann man schlichtweg sagen, dass eine bessere Gesamtfunktionalität der Mannschaft Messi weiterhilft. Wenn die Mannschaft auch ohne Messi gut ist, ist Messi besser, sobald er reinkommt. Wenn die Mannschaft ein unabgestimmter, chaotischer Haufen ist, wird Messi die Mannschaft immer noch deutlich nach vorne bringen, aber kann eben nicht das selbe makellose Skalpell sein, das jeden Gegner anscheinend nach Belieben auseinandernimmt.

Unterstützungsspieler in Moment und Position

Messis Effektivität, wenn er in die richtigen Räume kommt, ist dann wie gesagt von den verfügbaren Optionen abhängig. Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung seiner Anspielstationen für seine Dribblings: Gerade gegen die Innenverteidiger dribbelt er meist deswegen erfolgreich, weil diese gleichzeitig auch noch einen orthogonale Passweg abschirmen müssen und ihm dadurch wenigstens ein bisschen den Dribbelweg öffnen. Als Rechtsaußen gegen Atletico – und generell in der Saison von Barcelonas letztem Champions-League-Sieg – war er beispielsweise besonders effektiv, weil Dani Alves meist einen Lauf durch den Halbraum unternommen hat und ihm auf diese Weise den Dribbelweg in die Mitte aufzog. Auch Rakitic macht viele solcher unterstützenden Läufe.

Zudem sind die Läufe für den finalen Pass wichtig. Ob ein Lauf für einen Pass oder als Raumöffnung dient, liegt zwar der Reaktion des Gegenspielers, aber weil Messi so gut ist und aufgrund taktikpsychologischer Aspekte (Fußballer machen selten extreme Dinge) ist es meist so, dass vom Tor weggerichtete Läufe für Messi raumschaffend sind und Läufe zum Tor zum Pass führen.

Einlaufender linker Stürmer

Eine Bewegung, die gleichermaßen in beide Muster fällt, ist der Lauf eines ballfernen Stürmers direkt in die Strafraummitte (Henry, Villa, Neymar). Der passiert normalerweise, wenn Messi zentral ist oder noch leicht rechtsseitig. Wenn Messi von rechts nach links dribbelt und der Stürmer vor ihm von links nach rechts vor’s Tor läuft, kann der Gegner im Grunde keine richtige Entscheidung treffen.

Wenn die Gegner stehen bleiben, haben beide einen Bewegungsvorteil und können per Pass und per Dribbling durchkommen. Wenn der innere Verteidiger auf Messi herausspringt und der äußere Verteidiger stehen bleibt, ist der Stürmer frei. Wenn der äußere Verteidiger mitgeht, dribbelt Messi in den entstehenden Raum und schließt ab.

Die beste Lösung wäre, dass der äußere Verteidiger diagonal auf Messi herausrückt und der innere Verteidiger von ihm weg geht und den Stürmer aufnimmt. Erstens macht das aber keiner, weil es im Fußball gänzlich unüblich ist, dass jemand anderes als der naheste Spieler den Ballführenden attackiert. Zweitens könnte der Stürmer dann auch den Lauf abbrechen und einfach im Freiraum den Ball bekommen. (Das wäre immer noch leichter zu verteidigen als die anderen beiden Szenarien, aber eben nicht optimal.)

Breite attackierender linker Flügel

Am ehesten passiert es, dass beide Spieler quasi einfach stehen bleiben und auf Höhe der Strafraumlinie irgendwie den Passweg verteidigen und dann trotzdem noch so halbwegs Messi im Weg stehen können. Dann sind sie aber zumindest in der Position „eingefroren“ und nach vorne in die Mitte orientiert.

Nun ist der legendäre Jordi-Alba-Lauf wichtig. Er kann wie ein Dolch hinter die festgepinnte Defensivlinie und einen Chipball von Messi bekommen. Weil der Ball in den Halbraum kommt, kann Messi ihn weit nach vorne spielen, ohne dass der Torwart rankommen kann – eine perfekte Situation für den tödlichen Pass.

Dass man auf der ballfernen Seite diese beiden Möglichkeiten hat, ist auch in anderen Situationen wichtig. Sie binden dort Spieler und Messi hat stets zwei klare Referenzpunkte im Blickfeld und die ganze Spielfeldbreite wird bespielbar. Wenn ein Gegner sehr breit verteidigt und dadurch Alba am ballfernen Flügel kontrollieren kann, ist der Halbraum bespielbar. Wenn der Gegner eng verteidigt und den Stürmer kontrolliert, ist der Flügel bespielbar. Wenn beides abgedeckt werden kann und die Räume um Messi auch noch ausreichend dicht, dann sicherlich zu dem Preis, dass die Rückpassoptionen offen sind und Messis Mannschaft problemlos den Ball behalten und einen nächsten Angriff vorbereiten kann.

Raumschaffender halbrechter Spieler

Bereits erwähnt wurde Rakitics Rolle, die zur Zeit auch oft von Paulinho übernommen wird. Ein zusätzlicher Spieler halbrechts, der Läufe macht und die Spitze besetzt, kann gerade wiederum einen sehr kompakt und eng stehenden Gegner aufhebeln. Er kann nicht nur Raum für Messi öffnen, sondern auch überhaupt erst die Passwege zu Messi ermöglichen.

Unabdingbar ist solch ein Spieler aber nicht. Tendentiell erhöht er den Druck und dafür bringt er mehr Möglichkeiten, ein Nullsummenspiel. Wenn man es so spielt wie mit Rakitic, dann hat Messi tendentiell längere Kontaktzeiten, muss mehr kombinieren und dribbeln, bis er in Strafraumnähe ankommt. Wenn man stattdessen einen Xavi hat, der primär die Position hinter Messi hält, dann sollte dieser in die Lage sein, den Ball zwischen die Linien zu spielen. Dann wird Messi eher auf den Ball warten und hat ein wenig kürzere Kontaktzeiten, weil er die Aktionen näher am Tor starten kann. Positionelles Ausspielen statt dynamisches Ausspielen.

Optional: Ausweichender Mittelstürmer

Auch ein ballnaher Stürmer, die Suarez-Rolle also, ist eher eine optionale Ergänzung für Messis Repertoire der bespielbaren Optionen. Er kann bei Ballbesitz von Messi in die Schnittstelle vor Messi laufen und damit den Innenverteidiger auf dieser Seite binden. Haupteffekt ist, dass die beiden ballfernen Verteidiger es noch schwerer haben in der oben beschriebenen Dribbelsituation.

Zudem kann der Stürmer dafür sorgen, dass der gegnerische Sechser den Passweg zu ihm versperren will, sodass Messis Dribbling leichter wird. Wenn der Sechser das nicht macht, kann Messi auch als Alternative mit dem Stürmer kurz kombinieren oder ihn in die Schnittstelle anspielen. Bei Suarez kam hinzu, dass er gerade rechts im Strafraum sehr gut darin ist, sich durchzuwühlen und zum Abschluss zu kommen.

Pedro und Alexis Sanchez etwa bewegten sich aus anderer Position heraus auf andere Weise in einem ähnlichen Raum. Sie banden eher den gegnerischen Außenverteidiger, hinderten den Innenverteidiger am Herausrücken und wurden primär dann geschickt, wenn Raum hinter der Kette entstand. Mit diesen beiden war die Verlagerung auf Alves ein prägenderes Mittel als mit Suarez, weil sie typischerweise dort Raum öffneten.

Die Bedeutung des Rechtsverteidigers

Zu guter Letzt ist für die Funktionalität der Mannschaft der Rechtsverteidiger recht wichtig. Auf lange Sicht ist besonders wichtig, dass dieser vielseitig ist, um verschiedene Rollen bekleiden zu können: Dass er nach innen gehen und kombinieren kann, wenn Messi nach außen fällt. Dass er zur Grundlinie bomben kann, wenn der Gegner in den Halbraum rückt und der Flügel sich öffnet. Und wenn er dann auch noch schnell genug ins Gegenpressing zurückkommen kann, falls die Abwehr mal einen Ball abfängt, dann passt das schon ganz gut zusammen.

Für Messis Aktionen ist der Verteidiger nicht so unheimlich wichtig, doch es kann Situationen geben, wo der Gegner sich strategisch dazu entscheidet, ihn offen zu lassen, zu Gunsten einer stärkeren Bewachung Messis. In diesen Situationen, sollte der Rechtsverteidiger in der Lage sein, ausreichend Gefahr zu verursachen; andernfalls wird die Anti-Messi-Strategie zu leicht und zu effektiv. Das ist also eher Spieltheorie als strukturelle Taktik.

Argentinien im Spielaufbau vor der WM im Testspiel gegen Haiti. DIese Struktur entstand aus einem 4-4-2 bzw. 4-2-3-1 heraus.

Sampaoli scheint es auf dem Schirm zu haben […????]

Zum Schluss lässt sich nach den jüngsten Eindrücken konstatieren, dass Sampaoli sich vieler dieser Aspekte bewusst ist. Die Struktur gegen Haiti hatte über die gesamte Spielzeit zwei feste Säulen: Di María, der den ballfernen Flügel – Sekunde – den messifernen Flügel besetzte und damit quasi die Alba-Rolle, sowie Higuaín, der sich primär halblinks aufhielt und somit die Rolle des einlaufenden Stürmers inne hatte. Die „optionalen“ Ergänzungsspieler wurden hingegen variiert. Vielleicht findet Sampaoli da ja noch eine neue, sehr effektive Konstellation.

Nachtrag mit hindsight: Sampaoli orientierte sich gegen Island noch an diesem System und veränderte Kleinigkeiten, zudem war Lanzinis Verletzung natürlich ein Problem. Das hätte aber ohne verschossenen Elfer zum Sieg und zwei Toren gereicht. Dann schmiss er alles um und gegen Kroatien spielten nur noch eine handvoll der Spieler aus dem genannten Spiel. Das funktionierte dann nicht mehr. Kroatien verteidigte Messi hervorragend im „Käfig“ und Sampaoli bekam seinen Topstar dann nicht mehr ins Spiel. Mal sehen, was gegen die tiefer pressenden Nigerianer nun passiert…

KK22 17. Juli 2018 um 15:29

Ich habe zu viele Ronaldo-Fanboys als Bekannte und Freunde. Ja, ich sehe die Qualität von Cristiano, er ist ohne Frage einmalig. Aber für mich (und für euch ja offensichtlich auch) ist da fußballerisch noch eine unverkennbare Lücke zu Lionel Messi. Athletisch ist Cristiano überlegen, und das trotz seines Alters, dafür meinen größten Respekt. Aber nimmt man den Fußball mit in die Geschichte, dann ist Messi >> CR7.

Nun zu meiner Frage: Argumente, die meine Bekannten pro Cristiano und gegen Messi einsetzen, sind z.B. die der „Tore in CL-KO-Spielen ab Viertelfinale.“ Da sei Ronaldo weit voraus. Was sind Gegenargumente? Und wo kann ich mir solche Statistiken selbst zusammenbauen (bei Whoscored.com hat man nicht die Möglichkeit, mehrere Saisons oder Runden auszuwählen und danach zu filtern)…

Vielen Dank für Antworten.

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studdi 18. Juli 2018 um 09:12

https://de.uefa.com/uefachampionsleague/news/newsid=2244074.html

Hab einfach mal gegoogelt 😉
Von Spieler vergleichen halte ich im Fußball nicht viel und ich denke man sollte die beiden Spieler schon mal gar nicht an ihren geschossenen Toren Vergleichen. Ich würde nämlich behaupten das Ronaldo fast schon ein Tor schießen muss um ein spiel mit zu entscheiden was bei Messi nicht der fall ist, er entscheidet Spiele auch ohne Tore zu schießen.

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Koom 18. Juli 2018 um 16:38

Ohje… so eine Diskussion ist nur begrenzt zu gewinnen. Ich bin da leider auch eher auf der Gegenseite beheimatet, wenn auch nicht klar Ronaldo > Messi. Mir fehlt bei Messi ehrlich gesagt immer so der Nachweis der Qualität außerhalb seines Biotops. In der Nationalelf ist er nahezu immer ein Mitläufer, eine Vereinshistorie außerhalb Barcas wird er vermutlich nie haben. Und mit einem Busquets, Xavi, Iniesta und einem Berg anderer faszinierender (Welt-)Fußballer zusammen kicken macht schon sehr vieles einfacher.

Ronaldo ist als reines Gesamtpaket sicherlich nicht der „Beste aller Zeiten“. Da würde ich in der Neuzeit auch einen Zidane und diverse andere höher sehen. Ronaldo ist wuchtig, hat ein gutes Tempo, einen sehr guten Torriecher und eine sehr gute Abschlusstechnik. Er ist kein toller Taktiker, sein Dribbling ist „ok“. Er hat einen überragenden Fokus auf das Wesentliche und scheint auf und neben dem Platz auch extrem fokussiert zu sein.

Ich würde ihn in Sachen Einstellung auf jeden Fall vielleicht als eines der besten Beispiele aller Zeiten nennen. Jeder Fußballer würde sich erheblich verbessern mit dem Aufwand und der Einstellung zum Profifußballerberuf wie es Ronaldo pflegt.

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tobit 22. Juli 2018 um 23:05

Ab dem Viertelfinale ist Ronaldo einfach über krass. 40 von 120 Toren in VF/HF/Finale – Messi nur 10 von 100.

Was die beiden wirklich einzigartig macht, ist ihre absurde Beteiligung an Torchancen. Beide kommen (in den letzten fünf Jahren in der Liga) durchschnittlich auf mehr als ACHT Torschussbeteiligungen (shots+chancen created jew. pro 90 min laut squawka). Dabei hat Ronaldo (8,23 vs 8,03) etwas mehr Chancen, ist aber weniger effizient in der Verwertung (16,8% vs 18,1 %). Ihren Peak hatten beide übrigens 14/15 als sie beide über 1,6 Scorer/90 lagen. Mehr als einen Scorer pro 90 hat sonst nur Suarez in allen Saisons geschafft – und Zlatan sowie Mbappé in drei bzw. zwei Jahren (aber halt beim jeweils überlegenen franz. Meister).
Ronaldos schlechtester Wert (6,81 tot.ch/90) wurde in meinem bisher geprüften Set (143 Saisons anderer Weltklassespieler) siebenmal – 2x Zlatan (7,52 / 7,03), je einmal Neymar (8,17), Reus (8,15), Suarez (8,14), Higuain (7,08) und Aguero (7,06) – überboten (und einmal von Bale (6,79) haarscharf verpasst).
Was mir sonst noch so aufgefallen ist:
Salah war schon immer ein unglaublich guter Finisher im Strafraum (keine Saison unter 21%).
Hazards Schussvorlagen sind grauenhaft (nur 6,4% werden verwandelt).
Dybala ist DER Messi-Nachfolger (sehr konstant, starker Abschluss aus allen Lagen, starker Vorbereiter).
Griezmann ist verrückt – das System gibt ihm nur wenige Chancen, also verwertet er sie einfach besser (und fängt in den letzten zwei Saisons auch noch das Vorbereiten an).
Mbappé wird mal Weltfussballer – absurd viele Scorer bei starken Verwandlungsquoten (also für U20-Spieler).

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kalleleo 24. Juli 2018 um 12:14

Bei Hazard ist das vielleicht ein statistischer Ausreisser aufgrund zu geringer Stichprobe 😀

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tobit 24. Juli 2018 um 12:29

Nein. Fünf Saisons als Stammspieler mit jeweils mehr als 2,60 kreierten Chancen p90 und die höchste Verwertungsquote ist 9,1%. Das ist kein Ausreißer mehr. Das ist eine der schwächsten Quoten in meinem bisherigen geprüften Set (über 300 Saisons von 70 Spielern) – die allermeisten liegen zwischen 12 und 15% verwertete Assists.

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Koom 24. Juli 2018 um 14:41

Danke für die Arbeit. Sehr interessant. 🙂

Nach Beobachtung oder Bewertung der Statistik: Woran liegt das bei Hazard? Ist das Chelsea-Struktur-bedingt einfach so, dass man zwar regelmässig Chancen produziert, aber eher schlechte? Produziert Hazard sehr viele Torschusschancen?

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tobit 24. Juli 2018 um 17:59

Habe meine Statistik noch ein wenig verfeinert (Saison 12/13 tlw. eingepflegt, Durchschnitt mit Einsatzminuten gewichtet).
12/13 wurden Hazards Assists noch zu 17% verwertet, danach bricht dieser Wert ein – auf 5% in 17/18. 12/13 hat er „nur“ 2,23 Chancen kreiert, danach zwischen 2,64 und 2,98, was ungefähr den Werten Messis ab 13/14 entspricht (der Topwert liegt bei Özil, der 15/16 4,27 Chancen vorbereitete).
Ein gewisser Chelsea-Faktor könnte da mit drin sein, da auch Willian ausnehmend schwache Verwertungsquoten in diesem Bereich zeigt – die anderen (Ex)Chelseaspieler zeigen diese Auffälligkeit aber nicht so deutlich, haben aber auch viel weniger Spiele für die Blues absolviert.

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Hubert 24. Juni 2018 um 12:00

Eine sehr gute Analye. Messi kann also *Jede* Position auf Weltklasseniveau spielen. Wenn er die *richtigen Mitspieler* hat, dann ist er auf rechts *überirdisch*. Die richtige Mannschaft hat er in Barcelona. In der Nationalmannschaft nicht. Diese verfügt über überragende Stürmer, aber ein bestenfalls solides Mittelfeld. Warum also Messi nicht auf 6 oder 8 spielen lassen, bevor man einen Higuain auf die Bank setzt. Ich bin mir sicher, dass Argentinien eher einen wie Kroos, Modric oder Busquets im Mittelfeld benötigt, als Messi im Sturm (wo sie eh gut besetzt sind). Warum lässt man Messi nicht an der Position spielen, an der man den größten Bedarf hat ?

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Gh 24. Juni 2018 um 13:15

Erstmal müsste man (auch Messi) einsehen, dass Messi in der argentinischen Mannschaft nicht dominieren kann, bzw. dass Argentinien nicht die Leute für ein dominantes Spiel hat. Dass man ihn also lieber punktuell nutzen sollte als kontinuierlich. Auch das kann er hervorragend (Barca unter Rijkaard). HIerfür wäre seine alte Lieblingsposition auf rechts außen gar nicht so verkehrt.

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studdi 26. Juni 2018 um 10:45

Hat mich vor allem gewundert das weder Lo Celso noch Banega bisher lange einsatzzeiten bekommen haben.
Das sind doch die Spielertypen die Kroos oder Modric am ähnlichsten sind im Kader von Argentinien. Wéis auch nicht ob das wirklich stimmt das Messi ein großes Mitspracherecht hat was die Aufstellung betrifft. Ich meine mal gehört zu haben das Messi früher immer Sauer war weil Banega nicht nominiert wurde und jetzt spielt er nicht wenn Messi mitbestimmt…

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tobit 26. Juni 2018 um 13:55

Vor allem, dass dann der nur nachnominierte (erinnere ich mich da richtig?) Perez spielt, wundert mich sehr. Mit mindestens einem aus Lo Celso und Banega hatte ich eigentlich in jedem Spiel gerechnet und wurde immer enttäuscht.

Gegen Kroatien war es aber vor allem ein taktisches Problem. Die Halbverteidiger (Tagliafico, Mercado) waren permanent frei – angedribbelt ist dann aber nur der zentrale IV Otamendi (der das zugegeben sehr gut kann). Da wird unheimlich viel (noch mehr als bei anderen Nationalmannschaften) Potential verschwendet. Vor allem hätte man Otamendi ja auch als rechten HV andribbeln lassen können – Mercado raus (oder kann der auch ZIV?), Mascherano als ZIV und einen (bzw. zwei, wenn man Perez auch rausnimmt) neuen Sechser ins Mittelfeld. Klar hätte man mit Masche und Tagliafico (beide deutlich unter 1,80 m) in der Luft vielleicht noch größere Probleme bekommen, die hatte man aber auch so schon.

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tobit 26. Juni 2018 um 18:22

Messi im Mittelfeld könnte sicherlich einige Probleme lösen. Dem stehen aber seine Einstellung (dann muss er zwingend am Defensivspiel teilnehmen) aber auch die Erwartungshaltung und Fokussierung an/auf ihn entgegen. Bindet man ihn (oder er sich) noch früher ein, warten alle nur noch auf einen seiner Sololäufe und stellen das Spielen ein (diesen Effekt haben gute Dribbler oft – wurde hier glaube ich mal in einem Artikel über Banega beschrieben). Er muss also nicht nur den Torschuss kreieren, sondern auch alles andere vorher machen. Gleichzeitig würde er öffentlich noch schärfer kritisiert wenn er kaum noch in Abschlussposition kommt.
Prinzipiell sind ja auch gute Mittelfeldspieler vorhanden – die dürfen nur bisher nicht ran. Banega und Lo Celso könnten viel von dem was Messi im Mittelfeld so macht auf ähnlichem Niveau und sind defensiv auch zu gebrauchen. Gerade Banega ist ein ziemlich geschickter und stabiler Tackler.

Eigentlich müsste mit Sampaioli und den meisten Spielern eine anspruchsvolle, asymmetrische und flexible Ausrichtung möglich sein (scheint aber aufgrund mancher interner Reibereien nicht zu erwarten).
Sowas z.B. http://lineupbuilder.com/?sk=g310d
Quasi 3-3-3 mit Acuna oder di Maria (oder Salvio, oder einem LV) auf links zwischen allen Linien pendelnd. Im Mittelfeld Biglia tief vor den IV, Banega als Spielmacher und Lo Celso (halb)rechts auch mal breiter (wie Rakitic oder die PSG-Achter). Vorne Dybala als aus dem Zentrum ausweichender Neuneinhalber, Messi rechts erstmal breit (kann aber später einrücken) und Agüero oder Pavon halblinks in die Tiefe gehend.
Gegen den Ball dann 4-3-2, 3-4-2 (jeweils mit Messi irgendwo zockend) oder im Angriffspressing 3-3-4 (da macht Messi ja ab und zu mal mit) – je nach Positionierung von Acuna.

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HW 24. Juni 2018 um 10:42

Argentinien ist einfach kein Team. Man versucht seit Jahren alles auf Messi zuzuschneiden. Das Resultat ist, dass man sich auf ihn verlässt. Er soll Angriffe einleiten, Vorlagen geben und dann noch die Tore machen. Sowas kann nicht gehen. Da steht kein Team auf dem Feld. In der Defensive fehlt das Talent und die Abstimmung, in der Offensive die Eingespieltheit. Wie oft sieht man, dass Messi gesucht wird und dann wird gewartet was er macht? Wie oft werden gute Optionen ignoriert, weil man sich auf ein Spiel durchs Zentrum versteift?
Messi zeigt einerseits nicht die Leistung, die man von ihm kennt. Andererseits gibt es vom Verband und den Trainern auch keine Ideen und Strategien wie sie etwas aufbauen können. Man erwartet, dass Messi es richtet anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen. Der ganze Ansatz ist falsch, wenn man nur über Messi spricht.

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Koom 24. Juni 2018 um 11:15

So, wie es durchklingt, misch Messi in der Aufstellung gerne mit.

Persönlich finde ich Topspieler eigentlich immer dann am Stärksten eingebunden, wenn man sie nicht speziell einbindet. Asl einzige Ausnahme vielleicht sowas, dass der Topstar-Stürmer nicht zwingend jeden Lauf nach hinten machen „muss“, aber im Offensivspiel sollte so ein Topstar keine exponierte taktische Rolle ausfüllen. Solche Pläne versteht man meistens relativ schnell und der Gegner kann selbst einen Messi isolieren.

Portugals Herangehensweise erscheint da ratsamer: Im wesentlichen schaut man auf einen guten Defensivplan, der gut einstudiert ist, offensiv spielt man konservativ, aber ohne ein „alles auf Ronaldo“. Und der nimmt und findet dann schon, was er so braucht.

Ich denke, Messi wäre in einer Defensiv- wie Offensiv-Struktur, in der er grundsätzlich wie ein guter, aber beliebiger Spieler integriert wäre, am besten aufgehoben. Bei Barca fokussiert sich auch nicht alles auf ihn und es funktioniert im Schnitt besser. CL-mässig auch nicht mehr sooo gut, aber immer noch auf gutem Niveau.

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Gh 23. Juni 2018 um 09:53

Was mir gegen Kroatien auffiel: Messi und Aguero waren die EINZIGEN argentinischen Spieler, die „quick-release“ Pässe spielten, Pässe, bei denen nicht schon gefühlte 2 Minuten vorher klar war, wohin die gehen würden. Dementsprechend waren so gut wie alle argentinischen Pässe Sicherheitspässe, wurden gleich vom direkten Gegenspieler geblockt oder fielen in überfüllte Zonen runter. Gerade das Spiel gegen Kroatien hatte wenig mit Einbindung zu tun, ums mal metaphorisch auszudrücken: wenn deine Fäden nichts taugen bringt auch das beste Strickmuster nix mehr.

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