Payet-Aktion verhübscht unruhigen Auftakt

2:1

Im EM-Eröffnungsspiel machte Rumänien mit solider Verteidigung und Präsenz auf links dem Gastgeber das Leben schwer. Frankreich suchte lange nach Struktur.

  • Frankreichs Mittelfeld zeigte viele zurückfallende und seitliche Bewegungen. Da das nicht immer balanciert genug ablief, gestalteten sich die Verbindungen zur Sturmreihe etwas inkonstant. Diese staffelte sich vielseitig, aber ebenso etwas unsauber. Trotz einzelner kombinativer Schnellangriffe durch den Zwischenlinienraum musste Frankreich daher auch über weite Diagonalbälle und Ausweichbewegungen operieren. Dadurch verfingen sie sich aber bisweilen in torfernen Räumen.
  • Rumänien legte eine solide Defensivleistung auf das Parkett. Im 4-4-2 schoben sie diszipliniert nach hinten, sicherten den Raum zwischen den Linien zwar nicht herausragend, aber gut. Die Endverteidigung überzeugte mit Organisation, die engen Flügelspieler konnten teilweise französische Ausweichbewegungen aufnehmen.
  • Gerade zu Beginn des Spiels gestaltete Rumänien die Angelegenheit recht offen. Sie fokussierten sich bei Ballbesitz auf links und rückten simpel am Flügel nach vorne. Frankreich stand zwar stabil, aber wenig intensiv im Zugriff. Mit Präsenz auf links war auch Rumänien gut abgesichert, ihr Vorgehen daher risikolos.
  • In der zweiten Halbzeit brachte eine klarere Aufteilung in den Rollen der Stürmer Frankreich eine gute Startphase und die Führung. Nach dem schnellen Ausgleich nutzte Trainer Deschamps zwei weitere Umstellungen des Offensivspiels – jeweils mit zwiespältigem Erfolg. Erst ganz spät fand Payet etwas Raum gegen Rumäniens Zuschieben am Flügel.

Von der taktischen Grundausrichtung her gehört das französische Nationalteam von Didier Deschamps eigentlich zu den gefestigtsten Turnierteilnehmern. Sie sind mit ihrer 4-3-3-Formation und den Grundprinzipien darin normalerweise gut vertraut. So standen vor dem Anpfiff nur kleinere personelle Fragen im Raum, wobei selbst dort die Tendenzen in den meisten Fällen klar waren. Auf Linksaußen wäre möglicherweise auch Martial denkbar gewesen, aber Payets Aufstellung hatte sich mehr als angedeutet, ebenso wie bei Rami oder Sagna in der Viererkette.

fra-rouIm Grunde genommen traf für Rumänien ähnliches zu. Die Position als vorderste Sturmspitze war mit drei Kandidaten noch recht umkämpft: Die Wahl auf Andone kam doch etwas überraschend. Rechts offensiv erhielt Popa den Vorzug vor Torje. An diesen Stellen sollte es auch jeweils zwei positionsgetreue Wechsel geben. Zumindest hatte man vor der Begegnung aber auf die Besetzung der Zehn gespannt sein können. Möglich wäre eine defensive Aufstellung von Sanmartean anstelle von Stanciu gewesen, um zum Auftakt gegen den Gastgeber und Mitfavoriten mit einer zurückhaltenden Ausrichtung zu starten.

Letztlich kann man – obwohl es sich bei Sanmartean um den SV-Hipster handelt – sagen, dass die nominell etwas offensivere Konstellation die bessere für Rumänien war – gerade im Hinblick auf die Abwehrarbeit. Das Paradox: In den gelegentlichen Partien mit Sanmartean als zurückfallendem Zehner zeigte Rumänien zwar mehr Rochaden und Wechsel innerhalb des Mittelfelds, verlor dadurch aber bisweilen an Strukturiertheit und Intensität, so dass sie eher etwas instabiler daherkamen. Das wäre auch gegen Frankreich nicht auszuschließen gewesen. Vielmehr konnte Rumänien mit der gewohnten Struktur ihre Verteidigungsqualitäten einbringen und ein unangenehmer Gegner sein.

Rumänische Linkspräsenz

In der anfänglichen Phase der Begegnung mussten sie das gar nicht so sehr einbringen, sondern konnten Frankreich zunächst beschäftigen und ein wenig nach hinten drängen. Rumänien setzte – auch im weiteren Verlauf waren das bevorzugte Mittel – auf lange Bälle und Abpraller sowie auf direkte Flügellinienpässe, Letzteres gerade von Razvan Rat direkt auf einen Spieler vor ihm. So überwog klar die linke Offensivseite (rechts gab es nur sporadische Sapunaru-Vorstöße), die von den Rumänen präsent besetzt wurde. Zum einen hatte Frankreich in der ersten Linie nicht so viel Zugriff auf den gegnerischen Aufbau. Die Sturmreihe formierte sich recht passiv, leicht eingerückt und teilweise nur lose verbunden. Phasenweise blieb Griezmann höher oder zentraler, so dass Pogba die Seite auffüllen musste.

In Zusammenwirkung mit den ungewohnt klaren Mannorientierungen im Mittelfeld – speziell von Kanté gegen Stanciu – war das keine wirkliche Umgebung, in der Frankreich allzu organisiert hätte Druck machen können. Der Fokus musste zunächst einfach auf Verteidigung liegen. Zum anderen wirkte Rumäniens Anordnung beim Linksfokus in dieser Konstellation passend. Hoban rückte weit nach links und konnte dadurch gelegentlich Pogba mannorientiert aus dem Mittelfeld herausziehen – etwa zum Raumöffnen für Vorwärtspasswege. Auch das weite Ausweichen Stancius zum Flügel erzeugte gegen die Mittelfeldzuordnungen zwischendurch Unruhe.

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Frankreich defensiv mit zentralerem Griezmann, Rumänien offensiv mit Linksfokus

Während Stancu sich von links hoch in die letzte Linie schob, wich Andone immer wieder sehr weit aus und Popa formierte sich tiefer im ballfernen Halbraum. Das passte zu den Spielertypen auf den Flügeln und sollte den Rechtsaußen vermutlich in Positionen für seine Dribblings aus der Tiefe bringen, doch dieser Effekt konnte von der tieferen Positionierung Matuidis gut aufgefangen werden. Hieran zeigte sich schon, dass Rumänien über solche Ballungen auf links Frankreich zwar beschäftigen, sich Spielanteile sichern und zwischendurch aufrücken konnte. Zudem waren sie in diesen kompakten Szenen stabil, konnten schnell wieder – auch durch die absichernden Sechser, Außenverteidiger und die engen Abstände – nochmals gegenpressen und Konter verhindern.

Aber Torgefahr strahlten sie über diesem Wege kaum aus: Klare Mechanismen von den Flügelzonen in die Spitze fehlten, viel lief über gruppentaktische Improvisation und im Anschluss an die Bewegungen fand sich zu oft Andone in präsenter Rolle. Trotz der Mannorientierungen und kleinerer Abstimmungsprobleme war Frankreich – nicht zuletzt über Physis und Präsenz – im Abwehrdrittel stabil genug: Matuidi konnte ballfern absichernd zurückfallen, später orientierte sich Giroud in der Rückzugsbewegung einige Male auf Pintilii nach hinten. Ein für die Rumänen guter und indirekt doch gefährlicher Nebeneffekt waren aber die vielen entstehenden Einwürfe, die auch schnell mal Ecken oder Freistöße bringen konnten: Nach vier Minuten gab es für Stancu so per Standard eine Großchance.

Frankreichs Auftritt noch etwas unstrukturiert

Auch wenn die Franzosen das Spiel mit der Zeit besser in den Griff bekamen, machten sie insgesamt doch einen unruhigen und ungeordneten Eindruck. Im Aufbau brachten sie kaum mal eine längere, druckvolle Zirkulation aus den Positionsstrukturen zustande, mit der Rumänien konstant hätte auseinandergeschoben werden können. Viele Angriffe gingen zügig und vertikal, teilweise auch mal vorschnell. Auffällig waren die teilweise gleichzeitigen Zurückfallbewegungen der Mittelfeldakteure. Während Pogba auf rechts teilweise sehr seitlich agierte, kippten links Kanté und Matuidi oft hinter den aufrückenden Evra heraus, um das Spiel diagonal von außen aufzuziehen. Zwar positionierte sich der Sechser oft etwas zentraler, aber bisweilen bearbeiteten sie quasi denselben Raum.

Insgesamt hatte Frankreich dadurch nicht immer genug Präsenz ins offensive Mittelfeld hinein, sondern etwas zu viel außerhalb der gegnerischen Formation. Zudem konnte Rumänien die Achter situativ gut mit den eigenen Flügelspielern aufnehmen. Vorteilhaft gestaltete sich das aber immerhin für die Konterverteidigung: Gegnerisches Umschalten war gut abgesichert und erschwert, zumal die Innenverteidigung gegen Andone eine starke Restverteidigung bildete. Zumindest die erste rumänische Pressinglinie im 4-4-2 wurde von diesen verschiedenen Mittelfeldbewegungen auch durchaus mal überwunden bzw. es wurde daran vorbei gerückt. Nach solchen Läufen konnten kleinere Dynamikkombinationen mit zwei bis drei Spielern durch das Mittelfeld entstehen: Pogba bewegte sich teilweise nach links herüber, einer der nominellen Außenstürmer fiel ins offensive Mittelfeld zurück.

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Rumänien defensiv, Frankreich offensiv: Oft bewegte sich auch einer der Offensiven zehnerhaft, während der andere im Flügelbereich agierte

Generell staffelte sich die französische Sturmlinie eng, jedoch etwas unsauber, und gerade Griezmann war oft zentral zu finden. Nach dem schnellen Durchspielen ins Angriffsdrittel fehlten dort aber letztlich die klaren Bewegungsmuster gegen Chiriches und Grigore. Ansonsten agierte das solide, punktuell mannorientiert herausrückende Mittelfeld Rumäniens zwar nicht herausragend, konnte aber doch in nicht wenigen der ruhigen Aufbauszenen die Passwege in den Zwischenlinienraum zusperren. In diesen Momenten kamen die engen Payet und Griezmann dort nicht zum Zuge, zumal die Vertikalpässe auf sie bisweilen zu frühzeitig erfolgten.

Überhaupt zeigten sich die Ballungen der Angriffslinie interessant und vielseitig, aber etwas unsauber und generell von eher ungeordneten Bewegungsmustern durchsetzt. Das war ein Punkt, der Frankreichs Spiel allgemein anhaftete: Pogba agierte etwas zu seitlich, das Mittelfeld auch vertikal nicht immer optimal balanciert, es wurden teilweise zu viele Ausweichbewegungen, der pendelnde Payet besetzte zwischenzeitlich mal länger den rechten Flügel. So gestaltete Frankreich aus dem zweiten Drittel viele Aktionen letztlich über längere Bälle oder schnelle Verlagerungen der Mittelfeldakteure. Letztlich drifteten sie dadurch aber oft nach außen weg und liefen sich – als Folge dieser Gesamtstruktur – zunehmend in Einzelaktionen fest.

Flügeldurchbrüche und Konter

Gefährlich wurde es in der ersten Halbzeit eigentlich nur über seitliche Durchbrüche. Durch überraschend mannorientiertes Herausrücken der Außenverteidiger bot Rumänien prinzipiell einige Lücken an. Entsprechend lag dort Potential für Durchbrüche. Entscheidend dafür waren aber nicht nur die aufrückenden Außenverteidiger: Auch durch einzelne Rochaden der Offensivspieler auf den nominell gegenüberliegenden Flügel ließen sich diese kleinen Schwachstellen gut bespielen. Die zweite Chance für Griezmann in der ersten Halbzeit entstand im Anschluss an einen Einwurf rechts, wo Payet der Raum freigezogen wurde. Insgesamt hätten diese sporadisch auftretenden Momente bei etwas gezielterer Angriffsstruktur durch Sturmrochaden noch etwas häufiger provoziert werden können.

Schließlich wären Konterszenen noch eine Möglichkeit für französische Offensivgefahr gewesen, doch spielte dieses Element wie in die Gegenrichtung kaum eine Rolle. War Rumänien einmal vorne, konnten sie gut gegenpressen. Auch der Angriffsvortrag selbst gestaltete sich mit den simplen Vertikalwegen am Flügel in vielen Fällen risikolos. Hinzu kam, dass Frankreichs Defensivstruktur kaum auf klare Ballgewinne abzielte, sondern eher torsichernd daherkam. So eroberten sie das Leder im Normalfall tief. Einzelne überfrühte Vorwärtspässe, die Rumänien teilweise einstreut, gab es nur selten zum Abfangen. War mal eine Umschaltsituation da, schwächten die eher lose verbundenen Sturm-Positionierungen den Aufbau stabiler Konterstrukturen. Oft musste über einzelne balltreibende Dribblings Raumgewinn gesucht werden, wodurch aber Dynamik entwich.

Schärfere Rollenverteilung zur Führung

Die französischen Angriffsbemühungen kamen zur zweiten Halbzeit mit mehr Zielstrebigkeit aus der Kabine. In den tiefen Mittelfeldzonen staffelten sich Kanté und Matuidi untereinander etwas klarer, vor allem aber erhielt die Verteilung in der Offensive mehr Struktur: Vorne fokussierten sich Giroud und auch Griezmann stärker auf die Schnittstellen. Dadurch wurde Rumäniens Abwehr weiträumiger beschäftigt, die Innenverteidiger konnten gelegentlich mal etwas nach außen gelockt werden, was dann im weiteren Verlauf nach neuer Dynamikaufnahme nochmal Raum bringen konnte. Demgegenüber bewegte sich Payet konstant zentraler und schien verstärkt für den Zehnerraum zuständig zu sein, wo er einige Unterzahlen mit starken Ballmitnahmen und Drehungen auflöste.

So entwickelte Frankreich in der Phase nach Wiederanpfiff mehr Druck nach vorne, zumal die Rumänen etwas zu aggressiv auftraten. Sie schienen höher pressen zu wollen, nutzen vermehrt weiträumige, teilweise mannorientierte Herausrückbewegungen der Sechser. Das war aber zu ambitioniert, nicht besonders sauber und wurde von den kleinen Verbesserungen der Equipe Tricolore folglich mehrmals überspielt. Pogbas Volleyschuss war die spektakulärste Gelegenheit der Franzosen, aus der anschließenden Standardsituation fiel auch die Führung. Die Rumänen legten die vorwärtsgerichtete Defensivspielweise schnell wieder zurückhaltender und kompakter aus, gewannen dadurch an Sauberkeit.

Dass sie nach dem Rückstand so schnell zum etwas glücklichen 1:1 kamen, war in diesem Zusammenhang sehr förderlich, denn so konnten sie schnell wieder zur vorsichtigeren Marschroute zurückkehren. Begünstigt wurde die zügige Antwort des Außenseiters zu Teilen von der eher laschen Defensivintensität auf französischer Seite. Gerade die rechte Abwehrseite mit der zentralen Rolle Griezmanns und der breiten Verteidigung Pogbas in 4-4-2-artigen Strukturen war abwartend, bloß torsichernd ausgerichtet. Das erlaubte es den Rumänen aber punktuell sehr zügig, in Phasen ihre Offensivpräsenz nach oben zu schrauben, was für das schnelle Comeback eine günstige Voraussetzung darstellte.

Französische Varianten: Überladungen rechts und 4-2-3-1

Nach diesem Elfmetertreffer Stancus sorgte die Einwechslung Comans für Griezmann für eine Veränderung im französischen Offensivspiel. Der Bayern-Dribbler besetzte sehr klar den Flügel, bevorzugt auf rechts. Diese Zone wurde bei den Franzosen nun immer prominenter und dadurch zunehmend das Ziel kleiner Überladungen: mit Coman, dem weiterhin außen helfenden Pogba und dem teils einrückenden Sagna, punktuell sogar Payet. Einerseits war das eine vielversprechende Überlegung, die auch einige gute, nur knapp scheiternde Ansätze hervorbrachte. Andererseits fehlte am Ende aber auch deshalb der ganz große Wurf bei diesen Momenten, weil Rumänien in diesen Kontexten seine Stärken einbringen konnte:

Die Mannen von Anghel Iordanescu schoben in tiefer Staffelung weit zur Seite herüber und konnten nun ihre gesamte Horizontalkompaktheit demonstrieren. So stellten sie französischen Überladungsversuchen viel Präsenz gegenüber, gepaart mit ihrer guten Abstimmung und Endverteidigung. Zudem ließ sich nun auch der Zehner tiefer fallen und konnte einige Male etwaige Räume zwischen den Sechsern abschirmen. Dagegen war das Ausspielen der französischen Ansätze noch nicht harmonisch genug, die Abstimmung zwischen Pogba und Coman in diesen Zonen nicht ideal, Tiefenläufe gab es zu selten alternativ zu Sagna. Nach dem 1:0 kam Frankreich für eine Weile fast überhaupt nicht mehr zu zwingenden Aktionen.

Für die Schlussviertelstunde variierte Deschamps seine Offensive daher erneut: Mit Martial wurde ein weiterer Offensivakteur eingewechselt, überraschend für Pogba. Das bedeutete ein 4-2-3-1 mit Payet als Zehner und den beiden jungen Dribblern als Flügelzange. Die erhofften Durchbrüche über die Flügel blieben jedoch aus, Frankreich verlor an Aktivität: Die beiden verbliebenden Mittelfeldakteure hielten sich ungewohnt zurück, Payet pendelte zwar immer mal unterstützend auf die Flügel, aber sehr inkonstant. In manchen Phasen half er außen sehr engagiert, in anderen jedoch bewegte er sich teilweise irgendwo ballfern. Insgesamt wirkte die positionelle Verteilung bei Les Blues in dieser Phase unspezifisch, unausgewogen und unbedacht.

In der Folge geriet gerade Coman auf rechts am Ende von Spielzügen oft in Unterzahlen gegen die wieder disziplinierter doppelnden Rumänen, ohne große Aussicht auf Durchbrüche. Gelegentlich schob Payet aber mit nach außen und in passender Zusammenwirkung mit den Kollegen konnten zumindest punktuell dann schon mal einzelne Ansätze entstehen. Das war beim späten 2:1 fast aus dem Nichts der Fall, als die rumänische Doppel-Sechs einmal fast zu aggressiv zur Seite schob und den Halbraum etwas freigab. So konnte sich Payet geschmeidig in die Unterzahlenge hineindrehen und hatte einen kurzen Moment für den Distanzschuss.

Fazit

Eigentlich bestätigten beide Mannschaften vieles, was sie ausmacht. Rumänien zeigte sein Defensivpotential und legte in ihrem Flügelspiel den Fokus auf abgesicherte Präsenz, auch für Abpraller. Die Ausnahme war der vergleichsweise wenig stabile, etwas unruhige und wechselhaft strukturierte Auftritt Frankreichs bei eigenem Ballbesitz. Auch die Intensität im Pressing war beim Gastgeber noch nicht unbedingt überzeugend. Es bedarf sicher noch einer Steigerung. Die Franzosen deuteten aber mehrfach ihre individuelle Durchschlagskraft an, ebenso wie schärfere mannschaftliche Ausrichtungen in der zweiten Halbzeit – einmal mit der klareren Verteilung der Sturmreihe, dann mit den Überladungsansätzen auf rechts.

GatlingJ 12. Juni 2016 um 12:13

Für mich war die franz. Vorstellung von Hektik, Spontanität und Zufällen geprägt. Sie sind auf der Favoritenleiter etwas nach unten gerutscht. Klar wird ein Eröffnungsspiel noch mehr Nervosität und Stress bringen bei den Spielern, allerdings haben sie für mich ein Spielerstruktur Problem. Da fehlen zwei-drei erfahrene Spieler, die einen Spielaufbau bewusst steuern und souverän ausführen können. Kante ist gerade mal seit ein paar Monaten in der Mannschaft und Pogba ist immer noch relativ jung und hat im Spiel nicht etwa weniger Nerven gezeigt als seine Teamkollegen – eher mehr. Er kann einen Ball schon halten, aber er steuert nicht und lässt sich letztlich von spontan verfügbaren Optionen leiten.
Das soll nicht heißen, dass Frankreich nicht weiter oder weit kommen können. Aber ich bin mir relativ sicher, dass diese Schwäche noch vor einem Viertelfinale von einer gegnerischen Mannschaft gestellt werden wird. Rumänien fehlt es da an allen Ecken und Enden an Klasse um diese Schwäche effektiv auszunutzen. Albanien ist leider auch ziemlich limitiert. Der Schweiz könnte das gelingen – allerdings sind die auch kein Riesengegner. Die Gruppe A ist für Frankreich letztlich zu schwach um sie am Weiterkommen zu hindern.

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LM1895 11. Juni 2016 um 17:17

Mich hat die französische Offensivleistung manchmal etwas an PSG erinnert, obwohl ja mit Matuidi nur einer von denen dabei war. Es gab extrem viele seltsame Staffelungen, bei denen sich 3-5 Franzosen fast schon gegenseitig auf den Füßen standen. Die Betonung liegt auf standen…ab und zu hat die individuelle Qualität der Spieler dann mal für hübsche Kombinationen gesorgt, aber das wirkte nicht sonderlich durchdacht. Mal sehen, ob sich das noch einspielt…

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Quu 11. Juni 2016 um 12:16

Danke fuer die schnelle und gute Analyse. Mit einer Zusammenfassung zu beginnen, ist eine klasse Idee. Man hat sofort ’ne Struktur, der Rest liest sich dann viel leichter.

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Floyd 11. Juni 2016 um 17:00

Dem schließe ich mich an – das ist wirklich eine gute Idee.

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Sebastiaan Hooghiemstra 11. Juni 2016 um 10:59

Das Problem bri Frankreich liegt bei den Aussenverteidiger. Sie geben zwar breite aber schalten sich nicht gut in der offensive ein. Mir wirkt das alles als zu zentral ausgerichtet. Sie koennen wegen die schlechte aussenverteidigern keine Luecke im zentrale Mittelfeld erstellen. Vlt kann er mit martial und coman auf der Seite breite erschaffen. Aussenverteigern bleiben was zurueckhaltender und unterstuetzen teilweise das zentrale mittelfeld. Dreier Mittelfeld mit kante, pogba und payet. Hybride 4-2-3-1/4-1-2-3. Matuidi hat halt viel durchschlagkraft. Ist allerdings in Ballbezitz nicht der beste. Zudem gibt es genuegend defensiv und offensiv Arbeit da Pogba auf der 8 beide Rollen erfuellen kann. Sollte dann mehr Luecken enstehen und wird die ballzirkulation ins zentrale Mittelfeld einfacher.

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ZY 11. Juni 2016 um 10:20

Im Vergleich zur Einschätzung in Eurem EM-Vorschau Sonderheft hat Frankreich gestern meiner Meinung nach klar underperformt. Die individuelle Klasse und Physis waren da, aber weder Aufbauspiel, Pressing noch Konter waren insgesamt gut. Möglicherweise lag auch das an den kollektiv verhältnismäßig sehr harmonisch und clever agierenden Rumänen, und an mangelnder Eingespieltheit.
Im Endeffekt war Frankreich im Offensivspiel fast vollständig von Payet abhängig, welcher gleichzeitig Flügelstürmer, 10er, Raumdeuter, und Verbindungsgeber sein musste. (Was er im Prinzip sogar schaffte). Matuidi und Pogba wirkten noch nicht miteinander eingespielt, viele ihrer Aktionen waren individuell und hektisch. Mein spontaner Eindruck während des Spiels gestern war, dass sich Frankreich weitgehend neutralisieren ließe, wenn man nur Kante und Payet ‚aus dem Spiel nimmt‘.
Nun ja, vermutlich wird sich Frankreich im Turnierverlauf noch deutlich steigern (müssen)… Danke für den schnellen und ausführlichen Spielbericht übrigens 😉

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CE 11. Juni 2016 um 12:28

„Im Vergleich zur Einschätzung in Eurem EM-Vorschau Sonderheft hat Frankreich gestern meiner Meinung nach klar underperformt.“ – Eigentlich wurden im Heft die meisten Probleme angesprochen. Lediglich die Annahme, wonach die Franzosen im Vergleich zu den Testpartien etwas intensiver in der Defensive arbeiten müssten, war nicht richtig.

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PaoloPasano 11. Juni 2016 um 09:22

Danke für die schnelle Analyse. Das Abstract am Anfang finde ich ausgezeichnet. Gerade bei der dichten Gruppenphase kann man sich so kompetent informieren, ohne seinen ganzen Tag aufegeben zu müssen;)

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Nadan-Ralf 11. Juni 2016 um 08:34

Ich finde ja, dass man mit den Franzosen nach diesem Spiel (nicht nur hier) etwas zu hart ins Gericht geht. Da war mit Sicherheit noch vieles ausbaufähig, aber ich finde, dass man da auch ein riesiges Potenzial gesehen hat. Der Fokus auf die linke Seite im Aufbau (besonders in Halbzeit eins) mit Payet halblinks bzw. im Zehnerraum und Pogba und Sagna als Verlagerungsoptionen auf rechts fand ich schon sehr vielversprechend. Auch die im Text angesprochenen seitlichen Ausweichbewegungen von Kante und Matuidi waren zwar tatsächlich strategisch nicht besonders sauber, haben aber allein durch die extreme Präsenz auf dieser Seite drei, vier mal für Gefahr gesorgt.
Wenn man jetzt noch Giroud etwas mehr Platz geben würde und ihn mehr als Anspielstation für vertikale Bälle nutzen würde und gleichzeitig Griezman sich etwas mehr auf diagonale Schnittstellenläufe konzentriert, sodass sich beide nicht so sehr auf den Füßen stehen, bin ich insgesamt doch recht überzeugt, dass es für die Franzosen sehr weit gehen kann.

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radicaled 11. Juni 2016 um 08:31

Super Artikel, sehr ausführlich und aufschlussreich, insbesondere wo er so schnell schon online war. Habe die Franzosen im Offensivspiel tendenziell ein bisschen positiver gesehen als TR, da waren auch einige gute Ansätze, insbesondere die Einbindung der Außenverteidiger passte gut zu den engen Außenstürmern, aber insgesamt wie gesagt toller Artikel.

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Shadowchamp 11. Juni 2016 um 07:54

He super das der artikel schon online ist … hab ich auf dem arbeitsweg was zu lesen und die zusammenfassung am anfang findr ich richtig gut und sehe ich auch so

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