Rubin Kazan – Dynamo Kiew 2:1

Rubin Kazan hat im Duell mit Dynamo Kiew auch das Rückspiel der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde gewonnen und ist nun einer der möglichen Gegner des FC Bayern.

Mit einem komfortablen Auswärts-Vorsprung von 2:0 im Rücken wählte Rubin ein defensives 5-4-1-System, stand tief und wartete auf sporadische Konter.

Formationen: Vorteil Rubin – die Mitte ist dicht

Zwar hatte Dynamos Sechser Vukojevic ebenso wie die Abwehrspieler viel Zeit am Ball, um diesen zu verteilen – doch das gestand Rubin den Ukrainern gerne zu. Viel wichtiger war, dass die beiden Mittelfeldspieler Eremenko und besonders der dynamische Haruna durch je einen direkten Gegenspieler gut aus dem Spiel genommen wurden.

Auch wenn dadurch recht große Abstände zwischen der Vierer-Mittelfeldreihe und der Fünferkette entstanden, konnten die Kiewer diese nicht nutzen. Schließlich arbeiteten die beiden zentralen Mittelfeldspieler Kazans nicht nur sehr gut gegen ihre Gegenspieler, sondern fingen auch viele Pässe ab – und wenn doch ein Ball und ein Gegner zwischen die Linien durch kam, konnte immer noch ein Innenverteidiger aus der Kette herausschieben und klären, ohne eben jene zu entblößen.

Duelle auf außen: Vorteil Rubin

Die Russen hatten damit die Mitte recht gut im Griff und konnten die angesprochenen Ballgewinne dort für Gegenangriffe nutzen. Schnell wurde nach außen gespielt, wo die beiden Flügel Gökdeniz und Kasaev – neben Noboa die besten Individualisten im Team – extrem stark umschalteten und ihre Gegenspieler vor einige Probleme stellten.

Dass ihnen dies möglich war, lag auch daran, dass sie defensiv nicht groß gefordert wurden. Sie mussten sich lediglich in die Viererreihe im Mittelfeld einordnen; von den gegnerischen Außenverteidigern kamen nach vorne allerdings sehr wenige Impulse – und die vereinzelten, die kamen, waren größtenteils unproduktiv.

Zudem zog besonders Rechtsverteidiger Danilo Silva im Spielaufbau viel zu früh in die Mitte bzw. ließ sich zu leicht dorthin lenken, wo es aber naturgemäß ohnehin schon sehr voll war. Eine dieser Aktionen führte zu einem Ballverlust gegen Kasaev, der dann – weil Vukojevic nicht zwischen den Innenverteidigern spielte, sondern eher nach links tendierte – durch einen verwaistes Zentrum spazieren konnte. Seinen Schuss wehrte Shovkovskiy vor die Füße von Dyadyun ab, der einnetzte (19.).

Auch in der Folge hatte Kiew auf außen Probleme: Zum einen bei Kontern, zum anderen fehlte weiterhin Breite. Nicht nur die Außenverteidiger machten hier nämlich Probleme – davor spielte Gusyev nicht gut und durch die Rochaden von Ideye und Yarmolenko gab es dort auch eher wenig Breite. Zudem vermisste man so einen konstanten Anspielpunkt gegen die drei Innenverteidiger.

Rubins Doppel-Sechs

Interessant war, wie es Rubin Kazan schaffte, im Mittelfeldzentrum zu kontrollieren. Bei der klaren Aufteilung nach einem „festen Gegenspieler“ wurde Dynamos Schlüsselspieler Haruna, welcher eher über seine Physis und Dynamik kommt, mit dem eher ruhigen Noboa gekontert, der sich mehr über Technik und Spielverständnis definiert.

Gerade in der Vergangenheit gab es immer wieder Beispiele, wo es genau umgekehrt lief: Man erinnere sich an den Clásico-Marathon und die dortigen Leistungen von Pepe und Khedira oder an das Duell Ortigoza vs. Arévalo im Finale der Copa América.

In diesem Fall zeigte Noboa aber eine klasse Leistung – gestützt durch das gute Verständnis zu seinem ebenfalls stark aufspielenden Partner deckte er Pass- und Laufwege geschickt zu und konnte dann bei Gegenstößen die von Haruna hinterlassenden freien Räume nutzen, um eben seine Technik und seine Kreativität effektiv einzubringen.

Es gelang – Noboa dominierte Haruna und Rubin Kazan den Gegner.

Zweite Halbzeit

In der zweiten Halbzeit verbesserte sich der ukrainische Rekordmeister in einigen Punkten und wurde so stärker im Angriff und sicherer in der Verteidigung. Haruna wurde durch den eher neben Vukojevic spielenden Garmash ersetzt, womit man im Spielaufbau mehr Unterstützung, mehr Freiheiten für Vukojevic sowie mehr Balance und damit mehr Absicherung im defensiven Mittelfeldbereich bereitstellte.

Die offensiven Flügelspieler spielten nun allesamt recht zentral, so dass man die Rochaden nun mit drei statt zwei Leuten effektiver gestalten konnte und zum anderen die Außenbahnen für die nun offensiver werdenden Außenverteidiger öffnete, die somit Gökdeniz und Kasaev zurückdrängten und Rubins Konterkraft erheblich einschränkten – hieran waren auch das aggressivere Pressing wie das aktiver betriebene Gegenpressing beteiligt.

Dynamo schnürte seinen Gegner nun ein, der Ballbesitz stieg nahe an die 65 % und man konnte sich nun auch mehr Chancen erspielen – über die außen, sogar durch das vollgestellte Zentrum schaffte man es mit guten Ideen. Tore wollten allerdings nicht fallen.

Als auch die Einwechslung von Ex-Weltstar Shevchenko (63.) verpuffte, gab man sich dann in der Schlussphase mehr oder minder geschlagen – beide Teams spielten nun ohne die letzte Konsequenz, was dem neutralen Fan noch einige nette Torszenen bot – und noch zwei Tore. Zunächst erhöhte Kazan nach einem schnell ausgeführten Freistoß durch den eingewechselten Medvedev (87.), ehe Gusyev in der Nachspielzeit der Ehrentreffer gelang.

Fazit

Eigentlich war das Duell schon nach der ersten Halbzeit entschieden – Kazans Trainer Berdyev gelang es, mit seiner geschickten Taktik, sowohl Zentrum als auch Flügel zu dominieren, ohne viel nach vorne tun zu müssen – drei Chancen reichten.

Bei Kiew fehlte die Breite, das Spiel war zu eng angelegt. Zwar kamen einige sporadische Flanken, welche durch die Situation im Abwehrzentrum allerdings nie wirklich gefährlich wurden. Da Rubin aber keinesfalls unüberwindbar wirkte, hätte man vor allem Verlagerungen und das Spielen über außen besser nutzen müssen.

Die Korrekturen in der zweiten Halbzeit, welche auch die Punkte Entlastung für Vukojevic und Pressing umfassten, waren sehr gut, kamen allerdings zu spät.

So ist Rubin Kazan in der nächsten Runde – und neben Udinese wohl der ungemütlichste der potentiellen Bayern-Gegner. Man ist eine defensiv- und konterstarke Mannschaft von hohem Niveau, was hier besonders Gökdeniz, Kasaev und Noboa andeuteten. Selbst vor eineinhalb Wochen gegen den Liga-Zehnten Terek Grozny setzte man auf diese Strategie – die allerdings effektiv ist, gegen Terek Grozny und gegen Barcelona.

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