Unspektakuläres Pressingspektakel
Die Rückrunde in der für den BVB alles anders werden soll, hat begonnen. So viel hat sich allerdings nicht geändert, auch wenn man wieder etwas funktionsfähiger scheint. Gegner Leverkusen schien fast mehr am Offensivspiel gearbeitet zu haben.
Leverkusen im aufpolierten Roger-Schmidt-Style
Wie nicht anders zu erwarten, bleibt die Elf von Roger Schmidt ihrer Identität treu: Massives Pressing überall auf dem Feld bis hin zum gegnerischen Strafraum, durchgehendes Gegenpressing, extreme Kompaktheit und eine enorm ballorientiertes Verschieben. Wie schon in der Hinrunde nutzten sie auch dieses Mal ein sehr flexibles 4-4-2/4-2-4/4-2-2-2.
Die üblichen Vorteile dieser Formation im Verbund mit ihrer systemischen Interpretation (enorm hohe horizontale Kompaktheit und Zentrumskontrolle gegen den Ball, kurze Kombinationswege und viele Überladungsmöglichkeiten) waren eindeutig zu sehen. Zur Halbzeit konnte der BVB nur 17% der Angriffe über die Mitte aufbauen, alle anderen Angriffsversuche kamen über die Flügel, was durch die größere Distanz zum Tor und die Auslinie meist weniger aussichtsreich ist.
Der BVB wurde somit immer wieder auf dem Flügel isoliert oder geriet schon im Aufbauspiel unter hohen Druck. Das konterten sie mit zahlreichen langen Bällen, welche allerdings ebenso wenig zum Erfolg und zu besonderen Torchancen führten. Dortmund hatte zur Halbzeitpause eine Passquote von unter 50%.
Interessanterweise hatte Leverkusen nicht nur deutlich mehr vom Ballbesitz, sondern schien auch strategisch und taktisch bemühter ein konstruktives Flachpassspiel im Spielaufbau aufzuziehen. Während Dortmund schon früh und auch oft relativ ungezwungen zum langen Ball griff, versuchte Bayer einige Male auch unter Druck den Ball noch zirkulieren zu lassen. Die Doppelsechs bewegte sich dementsprechend und spielte mit einer interessanten Rollenverteilung.
Castro agierte als zurückfallender Sechser, der oftmals zwischen die zwei Innenverteidiger oder zwischen Innen- und Außenverteidiger (meist halblinks) abkippte und dadurch das Aufbauspiel unterstütze. Toprak und Spahic schoben zu Beginn auch mit nach vorne, später kippte Castro vermehrt nach halblinks heraus, um Spahic als zentralen Akteur nicht zum Aufrücken zu zwingen und etwas dynamischer in diesen lockenden Vorstößen zu sein. Bender wiederum spielte zentral als Verbindungsspieler, was seiner unterschätzten technischen Stärke, seiner Weiträumigkeit und natürlich seinen Fähigkeiten im Gegenpressing entgegenkommt.
Letztlich entstanden dadurch einige Male 3-3-2-2-Formationen in eigenem Aufbauspiel, wo eine Doppelzehn aus Calhanoglu und Bellarabi hinter der Doppelspitze Kießling/Drmic agierte. Kießling agierte hierbei zurückfallend und sehr ausweichend als Flügelpendler, Drmic hingegen war zentrumsorientierter und stieß aus einer leicht tieferen Position immer wieder nach vorne.
Dazu passte, dass Calhanoglu teilweise Kießling vor sich als Blocker für seine einrückenden Bewegungen nutzen versuchte, während Bellarabi Kießling und Drmic eher als Kombinationsspieler und als Raumöffner für seine Dribblings von einer breiteren Position aus nutzte. Vereinzelt rückten sogar Wendell und Hilbert in den Halbraum ein und unterstützten dort das Gegenpressing oder fungierten in eigenem Ballbesitz als Anspielstationen.
Generell gab es bei Leverkusen also weniger Gebolze nach vorne, einen größeren Fokus auf das Aufbauspiel und insgesamt eine Verbesserung des Ballbesitzspiels im Vergleich zu Saisonbeginn. Besonders effektiv war dies wegen einzelnen Unsauberkeiten im Kombinationsspiel und natürlich der ebenfalls sehr intensiven Dortmunds aber nicht.
Dortmund passt die Abläufe an, aber nicht die Strategie
Die BVB-Fans in der Redaktion (CE, MR) weinten und wüteten in den letzten Wochen und Monaten. Wo ist das Ballbesitzspiel? Wo sind die Strukturen in der Offensive? Und wieso probiert man nicht zumindest mehr auf ein konstruktives Aufbauspiel zu gehen, anstatt sich immer mehr davon zu entfernen? Dennoch gab es die Vermutung, dass in der Winterpause daran gearbeitet werden würde. Wer weiß, womöglich gab es bislang nur keine Zeit im Training dafür?
In diesem Spiel war allerdings wenig von der viel geforderten Kreativitäts- und Strukturverbesserung zu sehen. Fast schien es somit, als ob Leverkusen sich in der Winterpause mehr mit dem Spiel im eigenen Ballbesitz befasst hätten. Allerdings sei dazu auch gesagt, dass der BVB a) gegen Leverkusens Pressingmaschine spielen musste und die Partie womöglich nicht repräsentativ für die Trainingsarbeit ist und b) es zumindest Arbeit an den taktischen Abläufen bei dieser weiterhin genutzten Bolz-nach-vorne-und-(gegen-)presse-Strategie gab.
Im 4-2-3-1 des BVB pendelte Reus als Zehner im Zwischenlinienraum oder stieß dynamisch mit Vertikalläufen in das Sturmzentrum, wenn Immobile vorne auf die Flügel auswich, um Räume zu schaffen und sich für lange Bälle anzubieten. Ziel war es also, die letzte Linie zu besetzen, um dort Anspielstationen für lange Bälle und mögliche Pässe hinter die Abwehr zu haben. Kampl agierte in eine ähnlichen Rolle wie in seiner Zeit bei Red Bull Salzburg. Nominell spielte er zuerst als rechter Flügelstürmer, rotierte im Spielverlauf aber auch nach links und interpretierte seine Position insgesamt positionell sehr frei.
Großkreutz (zu Beginn auf links) komplettierte die Offensive, was wohl von den Spielertypen her auch zu den offensiven Stärken der Außenverteidiger Piszczek und Schmelzer passen sollte. Sahin bildete mit Ginter die Doppelsechs, wobei diese nur wenige Bälle erhielt (besonders Ginter hatte absolut keine Präsenz), weil die meisten Aufbauversuche direkt von Hummels und Sokratis in die Spitze gingen.
Gegen den Ball spielten die Dortmunder mit einem kompakten 4-4-1-1, Immobile bildete diagonal versetzt vor dem sehr aktivem Reus das Sturmduo. Teilweise schoben die Außenstürmer intelligent in Leverkusens Halbraum statt auf den Flügel zu verharren und pressten dann die Sechser oder die aufrückenden Innenverteidiger, insgesamt war es aber ein relativ orthodoxes 4-4-1-1, welches schlicht sehr gut und intensiv gespielt wurde. Das sorgte letztlich für ein extrem intensives Spiel.
Power-Fußball geht auf beiden Seiten die Luft aus
Die ersten fünfzehn Minuten dürften wohl (mit) das intensivste und extremste in der Arbeit gegen den Ball in der Bundesligageschichte gewesen sein. Beide Mannschaften verschoben extrem kompakt, aggressiv und ballorientiert, während sie gleichzeitig so schnell wie möglich zu kontern versuchten. Das ist übrigens wörtlich zu nehmen: Während sonst bei einem Konter häufig zuerst ein Quer- oder Diagonalpass kommt, bevor man mit ein bis zwei weiteren Pässen umschaltet, ging es bei dieser Partie häufig sofort mit dem ersten oder maximal dem zweiten Pass lang und vertikal nach vorne.
Danach sank die Intensität stetig, insgesamt war es aber bis zum Ende ein sehr hohes körperliches und taktisches Niveau; zumindest im Pressing. In der Schlussphase schien es, als hätten die Dortmunder noch etwas mehr Luft, dazu wurden sie mit ein paar veränderten mannorientierten Bewegungen und dem Leiten auf Außen auch im Defensivspiel stärker.
Die Einwechslungen von Mkhitaryan und Ramos in den Schlussminuten waren offensivere Wechsel als auf der anderen Seite, wo Rolfes für Calhanoglu kam. Brandt für Drmic sorgte wiederum für mehr zentrale Präsenz im zweiten Drittel, was der BVB aber unter Kontrolle hatte. Desweiteren schien Leverkusen sich auch etwas zurückzuziehen, presste positionsorientierter und etwas tiefer, wodurch der BVB mehr vom Ball hatte.
Dennoch blieb es bis zum Schluss ein intensives und in der Offensive zerfahrenes Team. Insgesamt gab es wenige Chancen, darunter aber ein paar vielversprechende Abschlüsse, und extrem viele Pässe. Kein einziger Leverkusener kam auf mehr als 80% Passgenauigkeit, beim BVB lag die Obergrenze gar bei 60%. Laut Opta war die Passquote der Dortmunder von 44% gar die schlechteste seit Beginn der Datenauswertung, in einem enorm unüblichen 0:0.
38 Kommentare Alle anzeigen
Karl Moor 6. Februar 2015 um 21:18
MR, im Podcast war deine Prognose für den BVB ja noch relativ zuversichtlich. Würdest du die nach dem Eindruck der ersten zwei Spiele noch mal so wiederholen?
FAB 5. Februar 2015 um 16:55
Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Das entscheidende Spiel ist am Samstag gegen Freiburg. Irgendwie muss es dem BVB doch gelingen zumindest Paderborn und Freiburg hinter sich zu lassen.
Die Hoffnung ruht aus meiner Sicht einzig und alllein auf Aubameyang, dem einzigen torgefährlichen Stürmer beim BVB. Immobile wieder auf die Bank.
Für die rechte Außenverteidigerposition muss sich Klopp was überlegen, dass ist zur Zeit die katastrophale Schwachstelle beim BVB (auch weil Pisczek zur Zeit kein Bundesligaformat hat). Meine Aufstellung für Freiburg wäre:
Weidenfeller, Dudziak,Subotic,Hummels,Schmelzer, Sahin,Kirch,Gündogan, Kampl, Reus, Aubameyang
Schorsch 5. Februar 2015 um 20:24
Ich hatte vor dem Spiel eine Niederlage des BVB nicht ausgeschlossen, aber mit einem Remis gerechnet, durchaus mit einem 0:0. Um es ganz profan auszudrücken, weil der BVB z.Zt. zu schlecht ist, um den FCA zu schlagen und der FCA z.Zt zu gut ist, um gegen den BVB zu verlieren. Als ich allerdings die Aufstellung sah mit Sahin und Gündogan im defensiven MF, da wurde mir schon etwas mulmig. Man muss nicht über die Plan- und Einfallslosigleit des Aufbau- und Offensivspiels lange sinnieren, über diese permanenten langen hohen Bälle und schlechte Flanken. Das wird so schnell nicht anders, geschweige denn besser. Aber dieses unsägliche Gegentor, das war absolut vermeidbar. Nach der Verletzung von Kehl hätte man noch auf dem Transfermarkt zuschlagen müssen, um einen echten Abräumer mit einigermaßen taktischem Verständnis, Passqualität und technischen Fähigkeiten zu verpflichten. Wenn Diarra zu haben gewesen wäre, dann hätte man ihn (bei allen Gegenargumenten) mMn auch verpflichten müssen. Oder ist Kirch so ein Typ?
Spiele gegen Clubs wie den FCA gilt es nicht zu verlieren, gewinnen muss man die Spiele gegen die direkten Abstiegskonkurrenten. Wobei einige sich nach oben spielen (Werder, M05), andere leichte spielerische Aufwärtstendenzen zeigen (VfB, SCF, HSV, EffZeh). Z.Zt sind es der SCP und die Hertha, deren Tendenz klar nach unten zeigt. Wird ein ganz hartes Brot für den BVB. Aber bitte nicht mehr mit Sahin und Gündogan im DMF.
FAB 6. Februar 2015 um 08:57
Augsburg war der wohl undankbarste Gegner in der aktuellen Situation, deshalb würde ich diese Niederlage nicht überbewerten. Letztlich hat der BVB personell aber 3 Schwachstellen:
Die Außenverteidigerpostion: Das ist nicht unbedingt nur ein personelles Problem, eher auch ein strategisches, wie die Rolle der Außenverteidiger zu interpretieren ist.
Das defensive Mittelfeld: Es fehlt an „Mischtypen“, die sowohl spielerisch-technisch stark, als auch physisch zweikampfstark sind. Generell halte ich Sahin, Gündogan für die Idealbesetzung, allerdings braucht es bei dem aktuellen Chaos einen zusätzlichen taktisch starken Spieler, der Lücken füllt, ohne den Spielaufbau zu behindern. Für diese Rolle fallen mit nur Kirch und Kehl ein …
Mittelstürmer: Das ganze Dilemma hängt ja auch mit dem Abgang von Lewandowski zusammen (Frage: hätte man eigentlich auch Mandzukic verpflichten können?) Ich weiß nicht wie der BVB geplant hat Lewa zu ersetzen, weil doch klar ist das Immobile ein total anderer Typ ist. Deshalb: am ehesten sehe ich Aubameyang in dieser Rolle.
Koom 6. Februar 2015 um 10:03
Mit Leverkusen und Augsburg hat man die 2 atypischsten Bundesligaspiele (neben den Bayern) jetzt hinter sich gelassen. Beide Gegner sind recht formstark, defensivstark, taktisch ganz schwer auseinanderzunehmen – generell eine undankbare Aufgabe.
Gegen Freiburg, die bei allem Respekt vor Streichs Arbeits, ist der individuelle Unterschied eigentlich sehr krass, da muss (ja, muss) ein Sieg einfach her.
Tomás 6. Februar 2015 um 11:38
Individuell ist der Unterschied zu fast allen Bundesligisten krass, übrigens auch zu dem hier hoch gelobten FCA, Damit zu argumentieren, finde ich in der derzeitigen Situation doch zumindest fragwürdig. Ich finde, dass diese Saison des BVB doch sehr eindrucksvoll zeigt, wie sehr Fussball auch von der Tagesform und der mentalen Verfassung abhängt. Deshalb erscheint mir Schorschs kritische Fokussierung auf das Duo Gündogan/Sahin auch etwas übertrieben, obwohl ich mit seiner Analyse ansonsten in großen Teilen übereinstimme (auch der vor dem Spiel). Das absolut beunruhigende an der Vorstellung am Mittwoch war für mich weniger, dass der BVB zu Hause verloren hat (was in Anbetracht der bisherigen Auswärtsleistungen schon sehr beunruhigend ist), sondern dass die Mannschaft nach dem absolut überflüssigen Gegentor erneut völlig in sich zusammengebrochen ist. Die Angst und Hilflosigkeit war doch in jeder Situation zu spüren – und ich bezweifel, dass das mit einer anderen Besetzung im defensiven Mittelfeld anders gewesen wäre. Das gilt insbesondere, weil das Publikum zum ersten Mal seit ganz langer Zeit destabilisierend gewirkt hat. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass das (durchaus verständliche) Raunen und die vereinzelten Pfiffe die Spieler zusätzlich blockiert haben.
Schorsch 6. Februar 2015 um 21:32
Gegen B04 und den FCA wären ja mMn 2 Remis (0:0) völlig in Ordnung gewesen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es ein Fehler war, gegen den FCA nicht defensiv aufgetreten zu sein. Hört sich vielleicht meschugge an, ist aber ernst gemeint. Gegen Leverkusen war das Gebolze genau richtig, weil man sonst dem Pressing Bayers irgendwann nicht mehr hätte standhalten können. Gegen den anders agierenden / reagierenden FCA wäre mMn Passivität nach vorne allemale besser gewesen als Gebolze. Wäre sicher eine Situation gewesen, die den FCA eher überrascht hätte. Wer nach 18 Spieltagen auf Rang 18 steht, hat keinen Anspruch mehr zu verteidigen und muss auch nicht mehr das tun, was man gar nicht mehr kann. Wenn Gebolze gegen Bayer gut war, dann darf ich auch gegen den FCA zuhause so spielen, wie es der EffZeh getan hätte.
Ich bin mir nicht sicher, ob der BVB nicht noch mehr personelle Schwachstellen hat. Ich sehe den gesamten zentralen Bereich kritisch, von vorne bis hinten, mit Ausnahme (jetzt wieder) der IV. Ob es die MS-Position ist, das zentrale OMF oder das zentrale / defensive MF. Einzig Gündogan sehe ich hier momentan auf dem erforderlichen Niveau. Er ist für mich auch aktuell der einzige, der die Position im zentralen OMF effektiv einnehmen kann.
Was auch immer der Plan Klopps hinsichtlich der Stürmerposition(en) war, er ist nicht aufgegangen. Mandzukic wäre jetzt nicht mein Favorit gewesen, aber ich habe weder Immobile, noch Ramos verstanden. A. Mitrovic vom RSC hätte da mAn näher gelegen. War wohl auch zwischenzeitlich im Visier der Borussen, warum daraus nichts wurde, weiß ich nicht. Aber ich habe seinerzeit auch nicht verstanden, warum es Mkhtaryan für das OMF wurde und nicht Eriksen.
Schorsch 2. Februar 2015 um 23:10
Ich sehe es auch so wie der eine oder andere user hier. Klopp hat sein Team richtig eingestellt und so einen wichtigen Punkt gegen den Abstieg in Leverkusen gewonnen. Wer mehr erwartet hat, verkennt die Realitäten.
In den Kommentarteilen zu den beiden bislang erschienenen Artikeln zu ‚Klopps größter Krise‘ habe ich mehrfach darauf hingewiesen: Die Artikel zeigen mehrere, vielleicht nicht alle Gründe für die Krise auf. Auf jeden Fall sind es reichlich genug. Diese Krise hat sich bis zum Ende der Hinserie verfestigt und z.T. verstärkt. Zu all den Problemen ist dadurch die Verunsicherung hinzugekommen. Sicherlich hat es in der Winterpause Gelegenheit zur Regeneration für alle Spieler gegeben, einige konnten ihren Fitnesszustand verbessern, ihre Verletzungen auskurieren, ihre Trainingsrückstände aufarbeiten. Natürlich hat es erstmals seit der (diesbezüglich ohnehin sehr unzureichend verlaufenen) Saisonvorbereitung wieder Gelegenheit zu intensiver Trainingsarbeit in nicht unterbrochenen Einheiten mit einem Großteil des Kaders gegeben. Das ist sicherlich sehr hilfreich für die Rückrunde. Berührt allerdings die Kernprobleme im spielerisch-taktischen Bereich weniger und im personellen gar nicht (sieht man einmal von der Neuverpflichtung Kampls ab). Und diese sind in den 2 oder 3 Wochen der Vorbereitung ohnehin nicht alle abzustellen. Mehr als ein oder zwei Kernbereiche kann ein Trainer sich da ohnehin nicht herausgreifen, um diese mit der Mannschaft anzugehen. Klopp musste einfach die Dinge zuerst aufgreifen, die am wichtigsten waren und am ehesten umzusetzen sind. Denn Punkte werden bereits ab Spieltag 18 wieder verteilt. Richtigerweise hat er sich wohl auf die Arbeit gegen den Ball fokussiert. Der Mannschaft wieder die vermisste defensive Kompaktheit geben. Durch Stabilisierung des Defensivverbundes der Mannschaft wieder Sicherheit geben. Immer genügend Spieler hinter dem Ball haben, um nicht zum xten Mal in einen dummen Konter nach eigenem Ballverlust zu laufen. Das Gegenpressing wieder auf ein notwendiges Niveau heben, damit eben bei Ballverlusten solche Kontersituationen nicht so oft entstehen und die Chancen auf eigene Chancenkreierung erhöht wird. Einfach spielen, um individuelle Fehler zu minimieren. Das ist schon reichlich und ambitioniert genug für eine kurze Vorbereitungszeit, aber auch die Basis für alles andere. Ich kann nicht Probleme C oder D angehen, wenn ich nicht zuerst A und B gelöst habe.
Die Mannschaft hat gegen Leverkusen gezeigt, dass sie diese Dinge umsetzen will und kann. Für den Freund des spielerisch-taktisch anspruchsvollen Fußballs mag das eher enttäuschend sei, gerade wenn man die letzten Jahre des BVB als Maßstab anlegt. Aber dieser Maßstab wäre eine Illusion; das was der BVB gegen Bayer 04 gezeigt hat war das Ankommen in der Realität. Was mich persönlich freut, denn das zeigt mMn, dass der BVB auf einem guten Weg ist. Jetzt heißt es, gegen den FCA und den SCF diese Spielweise sicherlich etwas zu modifizieren, aber nicht gänzlich wieder zu ändern.
Michael Maier 1. Februar 2015 um 18:29
„Pressing-Spektakel“ versus Tracking-Daten? Ich hätte gedacht, dass sich ein „Pressing-Spektakel“ auch in den Laufleistungen spiegeln müsste. LEV: 116 km, BVB 115,2 KM – unerwartet niedrige Werte. Mag das jemand kommentieren bzw. erklären?
blub 1. Februar 2015 um 19:08
Die Intensität war am Anfang insane hoch und später war dann beidseitig die Luft raus.
Hohe Gesamt-Kilometerzahlene erreicht man eher durch blockartiges gesamtmannschaftliches Verschieben und nicht durch hohe Intensität in den Einzelaktionen.
RM 1. Februar 2015 um 19:30
Außerdem sind 116 und 115 Kilometer keinesfalls niedrige Werte im europaweiten Vergleich, nur in Deutschland sind sie halt im unteren Tabellenende bei Durchschnittswerten, weil das eben eine Pressingliga ist. Und: Pressing muss nicht unbedingt mit mehr gelaufenen Gesamtkilometern zusammenhängen, schon gar nicht ein so kompaktes, kleinräumiges und drohendes Pressing. Außerdem das, was Blub sagt.
Muk 2. Februar 2015 um 16:39
Wo findet man statistiken, wie die laufleistung??
Danke für ne antwort in voraus! 🙂
Et in Arcadia ego 2. Februar 2015 um 19:48
Kann es sein, dass es auch an den extrem vielen Einwürfen liegt? Toprak und Spahic haben doch fast nur zur Seite geklärt und beim BVB war es ähnlich.
Mir ist immer noch ein Rätsel, warum Klopp Olli Kirch im Mittelfeld als letzte Option sieht. Weiß da jemand Näheres?
Em Es 5. Februar 2015 um 01:01
kann es mir genauso wenig erklären warum er nicht zum zug kommt
Michael Maier 3. Februar 2015 um 11:20
Schaust du z.B. auf bundesliga.de
kaum 1. Februar 2015 um 15:51
Liebes SV-Team, noch eine Frage: Wißt Ihr wie Whoscored oder Squawka genau ihre Daten berechnen? Und welche würdet Ihr für taktisch cleverer bezeichnen?
Bei diesem Spiel sieht Whoscored (http://www.whoscored.com/Matches/834765/Live) Dortmund mit 7.14 Punkten etwas besser als Leverkusen mit 7.11 Punkten. Bei Squawka (http://b-liga.squawka.com/bayer-04-leverkusen-vs-borussia-dortmund/31-01-2015/german-bundesliga/matches) sieht Leverkusen wie der klare Sieger aus: BVB -16 Performancepunkte und Leverkusen +78
blub 1. Februar 2015 um 19:18
Ich geb nicht viel auf diese Blödsinnigen werte, denn:
Die abgelesenen Daten sind vielfach schon äußerst Misteriös und unkonstant und deren Vermischung macht es nicht viel besser. Zumal sie wichtige aspekte des Spiels nicht abbilden können.
Der trackrecord dieser Methoden ist nicht so besonders toll und solange glaub ich geschlossenen Modellen erstmal nix.
Das ist im bestfall Alchemie und im schlechtesten Ablenkung.
mibykos 1. Februar 2015 um 15:29
Die probleme liegen mehr im Offensiven bereich der BvB schießt einfach zu wenig Tore in der Bundesliga. Der Gegner wird ermuntert selbst mutiger nach vorne zu spielen und wenn man selbst keine Tore macht lässt sich der Gegner nicht zweimal bitten!
Mir fehlt auch das Pressing bei gegnerischen Ballbesitz. Die letzten Jahre konnte der BvB dadurch viele Bälle gewinnen und einfache Tore erzielen!
PNM 2. Februar 2015 um 05:52
Das würde hier schon häufiger angesprochen, das Problem liegt meist nicht darin, dass der BVB auf einmal das Pressen verlernt hat, sonder, dass die Gegner sich nicht mehr drauf einlassen, und den Ball einfach wegbolzen. Deswegen sieht Dortmund gegen Gegner wie Bayern, die Fußball spielen, auch immer noch gut aus.
Was aber wirklich fehlt, ist ein konstant funktionierendes Ballvbesitzspiel.
Oder Stamdart treten sie Atlético…
kaum 1. Februar 2015 um 15:28
Zur Fehlpassquote hat Klopp schon vor dem Spiel auf bvbtotal einen interessanten Satz gesagt: „Es gibt keinen Fehlpass, sondern eine Einladung zum Gegenpressing“. So haben sie dann wohl auch gespielt.
Leser 1. Februar 2015 um 15:09
Gute Zusammenfassung. Das Interview mit Sahin nach dem Spiel zeigt aber, dass sie von vornherein kein konstruktives Aufbauspiel machen wollten. Die langen Bälle waren genauso gewollt. „Ums Schönspielen müssen sich dieses Jahr andere kümmern, wir brauchen Punkte!“
Eigentlich haben sie genauso gespielt, wie sie in der Hinrunde bespielt worden.
Leverkusen hatte ein, zwei Chancen (Hummels Kopfball), aber der BVB in der zweiten Hälfte die m.E. größeren mit Reus im Fünfer. Ergo: alles richtig gemacht und mit ein bißchen Glück geht man mit einem Tor und drei Punkte nach Hause.
kbw 1. Februar 2015 um 18:53
„Eigentlich haben sie genauso gespielt, wie sie in der Hinrunde bespielt worden.“
Genau das hab ich gestern während des Spieles auch gedacht. Es wurde ja ziemlich schnell klar, dass dieses Gebolze Methode hat, selbst in relativ unbedingten Situationen wurde der Ball einfach hoch und weit nach vorn gedroschen. Und genauso haben ja viele Gegner – erfolgreich – gegen den BVB gespielt, ich denke da z.B. an Hertha oder Frankfurt. Nicht schön, aber erfolgreich – sicherlich auch bedingt durch Dortmunder Unzulänglichkeiten.
Deswegen muss ich sagen: ich fand das gestern vom BVB vollkommen ok. Klar, ich sehe auch lieber messerscharf vorgetragene Flachpass-Konter und traumhafte Kombinationen im letzten Drittel. Aber in der Situation kann man Klopp keinen Vorwurf machen. Es ging nur darum, irgendwie in Leverkusen zu Punkten und nicht gleich wieder einen Dämpfer zu bekommen. Und umso „simpler“ man spielt, umso weniger Fehler kann man machen. Man presst und gegenpresst das Spiel einfach dermaßen kaputt und hofft, dass man vorne irgendwie einen reinwürgt. Mit steigendem Selbstvertrauen wird man auch wieder ein konstruktiveres Aufbauspiel durchziehen (müssen), aber für das Spiel gestern fand ich die Herangehensweise angemessen.
Patrick 1. Februar 2015 um 11:59
Was würdet ihr von einem 4-3-3 beim BVB halten?
Dadurch könnte mit Gündogan, Mkhitaryan und Kagawa ein gutes Dreiermittelfeld entstehen. Und Reus, Aubameyang und Immobile hätten evtl. mehr Abschlüsse?!
09er 1. Februar 2015 um 14:10
1. Micky ist noch nicht fit.
2. Shinji läuft seiner Form früherer Tage weit hinterher.
3. Zu offensiv aktuell, da man primär Stabilität in der Defensive benötigt.
4. Dann eher ein Mittelfeld (4-3-3) mit Sahin-Gündogan-Kuba.
MR 1. Februar 2015 um 14:12
Zu 3. hätte ich gerne mal eine schlüssige Begründung. In der Hinrunde war die Zahl der Tore wesentlich verheerender als die der Gegentore.
nougat 1. Februar 2015 um 15:03
zum 3. teil hätte ich gerne auch mal ne begründung…
09er 1. Februar 2015 um 20:41
Ok, hier die Erklärung 😉
Das 4-3-3 mit der Kuba auf der rechten Seite hat u.a. gegen ManCity und die Bayern mit Gündogan und Bender super funktioniert. Ab und zu wurden ja gleich oder fast gleich gespielt. Kuba spielt einfach kompakter im Defensivverbund (Rückwärtsbewegung) als Micky und ist darüber hinaus – wenn ich es richtig im Kopf habe – torgefährlicher. Zumindestens ist das aktuell meine Auffassung.
Und da Micky und Shinji einfach, bislang jedenfalls, nicht in der Form sind, in der wir sie benötigen, würde ich eher, wenn überhaupt, auf ein 4-3-3 mit Sahin-Gündogan-Kuba plädieren.
Ich lass mich jedenfalls gerne überraschen, überzeugen oder sonst was. Die Hauptsache für mich ist, dass wir da unten wieder raus kommen. Und zwar schnellstens. Ich vertraue da aber auf Kloppo.
Kinglui 2. Februar 2015 um 18:32
Ich kann mir ehrlich gesagt ein 4-3-3 mit Miki UND Kuba auf der rechten Seite bzw. Halbposition sehr gut vorstellen. Also Kuba als halbrechten 8er und Miki als rechten offensiven Außenspieler. In meiner Phantasie ergeben sich dabei zahlreiche potenzielle Synergien. Miki kann wie üblich in die Mitte ziehen, während Kuba raus auf den Flügel kann um breite zu geben. Mit Piszczek, Kuba und Miki können super Dreiecke gebildet werden. Beide können sich gegenseitig absichern und die Positionen tauschen usw. usw. Aus meiner Sicht erhielte man dadurch eine sehr lauf- und defensivstarke und gleichzeitig mit spielerischem Pontential versehen rechte Seite.
Matthias 1. Februar 2015 um 15:18
Grundsätzlich ist das richtig. Aber bezogen auf dieses Spiel war es wahrscheinlich eine gute Entscheidung, keinen ernsthaften konstruktiven Spielaufbau zu betreiben. Schliesslich hatte man in der Hinrunde auch mit der Absicherung von eigenem Ballbesitz echte Probleme und Leverkusen ist nunmal einer der Gegner, die es einem da besonders schwer machen. Zumal Gündogan auch noch verletzt ist.
Also eigentlich finde ich dieses „hauptsache Stabil“-Ding auch bescheuert, aber gegen Leverkusen, gerade nach der Hinrunde… puh. Bin mal gespannt wie das ganze sich Mittwoch gestaltet.
Patrick 1. Februar 2015 um 14:52
Die Defensive muss für mich vom Kollektiv kommen.
Meiner Meinung nach fallen sehr viele Gegentore durch Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Das könnte man durch mehr offensiven Spielern vielleicht vermeiden. Denn das was da gestern lief (Lange Bälle), das ist ja eine Einladung für jeden Gegner der Ballbesitzfußball spielt.
HW 1. Februar 2015 um 08:26
Liest sich als wäre es ein intensives aber schwaches Spiel gewesen. Intensives Pressing und scheiß Passquoten, zwei Teams mit Herzkammerflimmern. Da habe ich wohl nichts verpasst.
Zur Strategie der langen Bälle beim BvB. Als Gündogan neu im Team war, gab es diese Phase auch mal. Ich hatte damals das Gefühl das DM wurde regelrecht gemieden.
Flo 31. Januar 2015 um 21:00
Echt überragend, diese schnellen Analysen!
Die Lange-Bälle-Taktik könnte auch eingesetzt worden sein, um den Spielaufbau über die beiden Sechser zu verhindern, um diese wiederrum nicht dem Leverkusener Pressingdruck auszusetzen, oder? Gerade Ginter wäre evtl. ein beliebtes Opfer für Bayer gewesen, um Druck zu machen.
Insgesamt bin ich als BVB-Fan froh, dass hinten die Null stand. Darauf lässt sich aufbauen und gegen andere Gegner (und mit Ilkay) ist vllt auch wieder ein geordneter Aufbau möglich.
blub 31. Januar 2015 um 21:30
Die Aufstellung von Ginter und die Strategie der langen Bälle bedingen sich sicherlich.
Das positive an diesem Spiel ist imo das man auch unter Druck diesmal nicht frickelig geworden ist und gezeigt hat das man auch ohne Individuelle schnitzer auskommen kann.
Marcel 31. Januar 2015 um 22:41
Oh, der eine oder andere individuelle Schnitzer war auch wieder dabei. Leverkusen war nur nicht situationsbedingt in der Lage diese effektiv zu nutzen. Jedenfalls war Leverkusen näher am Tor als der BVB. Die Analyse ist sehr treffend! Der BVB ist vieles weiterhin schuldig geblieben. Ganz „untaktisch“: Es ist ziemlich eindeutig, dass das gesamte Team mit´m Köttel inner Buchse spielt. Die hatten Bammel.. Die nächsten Spiele werden interessant. Ich fürchte , die Saison wird für Dortmund schwer und kampfreich…ich denke, im Hinblick darauf haben die in Dortmund garnicht so sehr an Offensive gearbeitet (hier hoffen sie auf individuelle Klasse), sondern eher an einer stabileren, kompakten Defensive. Die Ansätze hierzu waren, meiner Meinung nach, zu sehen. Mmmh, als BVB Fan, werde ich mich mal auf fußballerischen Eintopf einrichten. Gourmet machen andere, wie am Freitag zu sehen war.
blub 31. Januar 2015 um 23:04
Stimmt schon, nur Leverkusen fokussiert dies natürlich in dynamsichen oder weiträumigen Situationen mit guten Dribblern. Das hier der ein oder andere schlecht aussieht ist prinzip und funktionsweise der Schmidt-offensive.
Schnitzer bezog sich hier nicht auf das Absolut level(also Thiago Silva), sondern auf das relativ-zur-Hinrunde Level. Auf diese Art gefordert wird man eh nie wieder.
Blade 1. Februar 2015 um 11:09
Beide Teams haben im Zentrum so gut verschoben und dichtgemacht, das gar kein anderes Spiel dabei herauskommen konnte, sowohl der BVB als auch B04 haben auf absolute Sicherheit gespielt, viele Bälle wurden direkt ins Aus geklärt, das Ballbesitzspiel stand hier aus Dortmunder Sicht nicht im Fokus, sondern das zu Null, und das ist ihnen gut gelungen. Am Mittwoch wird die Geschichte ganz anders aussehen, da müssen sie den Gegner zerspielen, und dann werden wir sehen, wie gut die Ballzirkulation schon funktioniert, aber mit Reus und Kampl könnte da ein neues Dreamteam entstehen!
schumja 1. Februar 2015 um 00:25
Ich hatte den Eindruck, dass die langen Bälle gewählt wurden, da die Leverkusener (I)V relativ langsam waren. Immobile hat trotz Rückstand fast jedes Laufduell gewonnen. Es wurde nicht immer ausreichend genutzt, aber ich kann mir schon vorstellen, dass diese Leverkusener „Schwäche“ genutzt werden sollte. Immobile war mMn mit einer der besten Dortmunder. Er zeigt ja immer vollen Einsatz, aber heute war er sehr beweglich und hatte viele gute Aktionen.
blub 31. Januar 2015 um 20:54
Wahnsinniger Typ eh 😉
Gute Zusammenfassung.
Schade das später in der Partie nicht mehr so viel ging.