SV Adventskalender, Türchen 20: Übergang, Progression, Raumgewinn

Im 20. Türchen bekommen wir erneut einen kleinen Anruf von RM, mit dem wir über die Dualität von Kontrolle und Eroberung sprechen. Es geht um’s ganz große Thema: Wie spielt man den Gegner aus?

JN 21. Dezember 2022 um 21:14

Mega, dass der Prof wieder dabei ist. (:
For the greater good of Homepage-Traffic und weil ich hoffe, dass „Feedback“ hier nicht unerwünscht ist:
Mir würde beim Hören (ich höre mir die runtergeladenen Folgen gerne beim Autofahren oder beim Workout, Abwasch etc. an) sehr sehr sehr helfen, wenn trotz der liebenswerten und unbedingt beizubehaltenen Blödelei zwischendurch (Zwischenlinienblödelei) eine regelmäßigere Struktur da wäre: A)* in den einzelnen Folgen. Z.B. von Anforderungsbereich 1 (Nennen, ggf. Definieren) über 2 (Erklären) zu 3 (Beurteilen/Bewerten). AFB3 habt ihr immer drin, da ihr die Nützlichkeit der Begriffe ja grundsätzlich diskutiert. Als interessierter Volllaie brauche ich für meinen Teil aber etwas mehr Grundlage, was mit dem Begriff eigentlich und _grundsätzlich_ „gemeint“ ist.
Bei „Präsenz“ hätte da zum Beispiel schon eine lexikalische Definition genügt – das allein hätte schon die Tendenz des Begriffs zur sportanalytischen Beliebigkeit angedeutet. Bei der Erklärung hätte dann vielleicht eine Einordnung des Begriffs erfolgen können (Wie habe ich mir „Präsenz“ in den vier Phasen des Spiels vorzustellen? Ist es ein Attribut eines Individuums? Wenn ja > Wer attribuiert (für welchen Adressaten)? Ist es ein (individual-, gruppen- oder mannschafts-) taktisches Merkmal?
Mit derartigen Erläuterungen würdet Ihr Euer Alleinstellungsmerkmal im (deutschen) Sportjournalismus ausspielen. Rene Maric hat in der Folge zu Orientierung phasenweise eine solche strukturierte Erläuterung vorgenommen. Und es war krass. Das bekommt man sonst nirgendwo. Mehr davon.

* und B) als aufbauende Struktur in Form von Sequenzen über mehrere Folgen(-päckchen) übergreifend. Diesbezüglich deutet sich ja die Actionlanguage als roter Faden des Adventskalenders an.

Frohe Adventszeit!

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MR 22. Dezember 2022 um 16:43

Hmm, das hatten wir uns eigtl genau so vorgenommen (haben wir im 2ten Türchen sogar explizit gesagt), wir haben’s dann generell wohl etwas lose umgesetzt, aber eine Erklärung des Begriffs als Einstieg haben wir mE immer drin. Vielleicht zu allgemein gehalten?

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JN 23. Dezember 2022 um 17:51

Ja, eventuell zu allgemein gehalten*. Ich mag ja nicht ausschließen, dass es an mir liegt (siehe Gelegenheiten, bei denen ich Euch höre).
* Vielleicht eher in „zu allgemeiner Durchführung über mehrere Folgen hinweg“. Mal nennt Ihr Beispiele für den Begriff aus einem spezifischen Artikel oder mehreren, mal nennt Ihr die Statistik, _über_ die Artikel in Form der Anzahl von Artikeln mit Verwendung des Begriffs. Und mal (okee, das ist mir vor allem bei ´Fluidität´ aufgefallen, den Ihr tendenziell in der Rückschau kritisch reflektiert) wählt Ihr offene Umschreibungen statt einer Definition. Mal sagt Ihr konkret dazu, ob es sich bei dem Begriff um ein Attribut eines Spielers, ein Verhalten (eines Spielers, einer Gruppe,…), einen Zustand, einen Begriff aus der Taktiktheorie, mehreres davon handelt. Und mal frage ich mich irgendwann im Laufe der Folge, ob ich diese Stelle verpasst habe. Beispiel: Bei Präsenz habe ich zwischenzeitlich gedacht, „MR redet gerade über ein Spielerattribut, TR redet aber über ein gruppentaktisches Phänomen“.

PS.: Man kann den Begriff auch häufig erstmal lexikalisch (im linguistischen Sinne, siehe „Produktivität“) einordnen. „Besetzung“ ist zum Beispiel ein substantiviertes Verb, beschreibt vermutlich einen Prozess. Ein Prozess hat einen Anfang und ein Ende. Ggf. lassen diese sich auch zeitlich oder lokal eingrenzen. Durch Eingrenzungen kann man Begriffe auch per Abgrenzung zueiander trennscharf machen: Das macht Ihr zum Beispiel durch die Abgrenzung von Halbraum und Halbspur/Halbkorridor richtig stark.) „Durchschlagskraft“ beschreibt zunächst eine Kompetenz, einen Prozess durchzuführen; Ihr sagt in etwa „die letzte Linie zu durchbrechen“. Ist das dann schon die Abgrenzung zur allgemeinen Progression gegen ein gegnerisches Angriffspressing? (Dort würde man ja eher die erste Linie durchbrechen wollen, der Begriff wird dafür aber weniger präferiert, vermute ich.)
Aber vielleicht wolltet Ihr ja auch, dass man als Hörer selber künftig mehr aufpasst, dass bei den von euch manchmal neugeschöpften Wörtern ein breites Bedeutungsfeld berücksichtigen muss. 😉

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Ein Zuhörer 21. Dezember 2022 um 15:41

Ihr habt jetzt in den Podcasts schon so Sachen gesagt wie, dass ihr euch zu viel auf das Offensivrdittel fokussiert habt und auch dass ihr euch zu viel auf Aufbauspiel fokussiert habt und dass ihr das Spiel zum Tirabschlusshin zu wenig genau analysiert habt. Irgendwie klingt das erstmal widersprüchlich. Ich habe so ein Gefühl wie das zusammenpasst aber vielleicht könnt ihr das ja nochmal zusammen bringen. Ist es tatsächlich so dass ihr zu viel Wert auf das Offensivdrittel gelegt habt aber das zugleich weniger konkret analysiert habt? Und würdet ihr dann sogar sagen, dass ihr auch das Mittelfeldspiel vernachlässigt habt? Irgendwie wirkte es für mich teilweise so als wäre das die Konsequenz eurer Aussagen, aber das passt nicht mit meiner Wahrnehmung zusammen.

Ansonsten wieder eine sehr coole Folge besonders auch der Eingangspart mit Réné!

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MR 22. Dezember 2022 um 16:46

Ja, systematische Progression im Mittelfeldspiel haben wir tendentiell etwas vernachlässigt, würde ich sagen. Nicht, dass wir das nie hatten, aber in Relation zur ersten Aufbauphase (quantitativ sehr viel) und Details im Angriffsdrittel (oftmals wenig systematisch) hätte das wahrscheinlich oft einen größeren Teil einnehmen können.

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tobit 23. Dezember 2022 um 18:57

Ist ja auch immer die Frage, wie viel Systematik es da jeweils zu analysieren gibt. Ich habe z.B. sehr oft das Gefühl, dass bei Trainer:innen auch viel Wert auf systematisch strukturierten Aufbau gelegt wird aber bei den meisten ab dem Übergangsspiel hauptsächlich die individuelle Kreativität der Spieler:innen als System herhalten soll. Und die ist halt in der Regel weniger systematisch analysierbar als wenn es klare Vorgaben wie im Aufbauspiel gibt. Klar gibt es da auch immer mal wiederkehrende Muster, die sind aber meist recht simpel. Außerdem versuchen ja mittlerweile finde ich viele Teams das Übergangsspiel einfach komplett wegzulassen und direkt vom tiefen Aufbau in die finale Penetration zu gehen.

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