Türchen 22: Steven Gerrard
Liverpools Legende Steven Gerrard war nicht irgendein Risikospieler, sondern ein mehrfacher Risikospieler. Er verkörperte viele wesentliche Facetten des Phänomens Risiko.
Wednesday, 22.01.2025
Liverpools Legende Steven Gerrard war nicht irgendein Risikospieler, sondern ein mehrfacher Risikospieler. Er verkörperte viele wesentliche Facetten des Phänomens Risiko.
Im 21. Adventskalender-Türchen erwartet uns einer der letzten „echten Typen“ in der Bundesliga.
Für eine Nation, die in der Selbsterzählung der eigenen Geschichte das Eingehen von Risiko preist, bleiben die USA in ihrer fußballerischen Story weitgehen hinter eben jenem abenteuerbereiten Geist zurück. Aber ab und zu taucht dann doch ein Sonderfall auf, der die Wahrnehmung amerikanischer Fußballer nicht nur im Ausland, sondern auch innerhalb des eigenen Landes infragestellt.
Eins der größten Talente der aktuellen Fußballergeneration ist ohne Frage Ousmane Dembélé. Bereits als 19-Jähriger erzielte er für den BVB 2 Tore und 6 Vorlagen in nur einer Champions-League-Saison und 19 Scorerpunkte in selbiger Bundesliga-Saison. Hier soll es aber nicht um seine 130-Millionen-Ablöse gehen, um seine Entwicklung, seine Rolle beim FC Barcelona oder seine Geschichten neben dem Platz, sondern nur darum, was ihn als Spieler besonders macht.
Borussia Dortmund mag sich aktuell in einer sportlichen Krise befinden, aber auf einen BVB-Spieler trifft das gewiss nicht zu. Der norwegische Superstürmer Erling Haaland ist die wandelnde Torgefahr und zugleich einer, der das Risiko nie scheut.
In den K.o.-Spielen der UEFA Champions League Saison 2015 / 2016 und der EURO 2016 spielte sich der damals achtzehn Jahre alte Renato Sanches ins internationale Rampenlicht. Der junge Portugiese bestach bereits in diesem Alter in seiner Rolle als Linebreaker, auch wenn er im Hinblick auf strategische Weitsicht und Risikomanagement noch nicht mit den großen Mittelfeldakteuren dieser Zeit mithalten konnte.
Der klassische Risikospieler des Fußballs ist wohl der Zehner; der klassische Zehner, der lange Zeit als ausgestorben galt und es immer noch ein bisschen ist, eben weil er so viele Risiken mit sich bringt. Allerdings auch, weil er schon immer rar war, weil man so eine Rolle nur mit außergewöhnlichen Fähigkeiten spielen kann, man eigentlich besser sein muss als alle anderen auf dem Feld. Und wenn man besser ist als alle anderen auf dem Feld, dann will man eigentlich auf höherem Niveau spielen und dort kann man dann vielleicht nicht mehr der klassische Zehner sein, sondern muss seine Spielweise anpassen.
Für einen Weltmeister-Abwehrchef ist Klaus Augenthaler in Deutschlands kollektivem Fußballgedächtnis insgesamt überraschend wenig präsent. Manchmal scheint er fast als Trainer stärker in Erinnerung geblieben zu sein als aus seiner Spielerkarriere. Der langjährige Libero war zuverlässiger Dauerbrenner, aber stilistisch viel auffälliger. Jenseits seines Markenzeichens, des spektakulären Distanzschusses, galt das für seine komplette Spielweise.
Marko Marin ist stets nicht nur ein begabter Flügeldribbler, sondern auch ein sehr guter Zehner gewesen. Das Risiko hat bei ihm viele Facetten.
Im Clasico Anfang März diesen Jahres agierte Sergio Ramos als extrem weit und aggressiv herausstechender Innenverteidiger. Seine Qualitäten in der Entscheidungsfindung und im Zweikampfverhalten bildeten dabei einen wichtigen Baustein, wieso Real Madrid den FC Barcelona am Ende mit 2:0 schlagen konnte und wieso diese prinzipiell etwas riskante Spielweise am Ende gar nicht so große Risiken offenbarte.