Englischer Boden bleibt Peps Kryptonit

2:0

Über 400 Pässe mehr als der Gegner, 21 Schüsse abgegeben, 70 Prozent Ballbesitz. Endergebnis: 2:0 für den Gegner. Der FC Bayern München verlor sein erstes Saisonspiel gegen ein defensives, aber spätestens ab der 30. Minute stets gefährliches Arsenal. Oder anders ausgedrückt: typische Insel-Performance für Pep Guardiola.

Grundformationen

Im Vergleich zum 3:0-Sieg bei Watford am letzten Wochenende änderte Arsène Wenger nichts an der Startaufstellung Arsenals. Das bedeutet: Santi Cazorla und Francis Coquelin spielten gemeinsam auf der Doppelsechs, während Aaron Ramsey erneut über die rechte Seite kam. Theo Walcott fungierte einmal mehr als Sturmspitze im 4-2-3-1 der Londoner.

2015-10-20_Arsenal-Bayern_GrundformationenBei den Bayern gab es derweil eine personelle Änderung. Rafinha flog aus der Startelf, wodurch Philipp Lahm auf die Rechtsverteidigerposition zurück rückte. Thiago wechselte von der linken auf die halbrechte Seite. Douglas Costa wurde von Pep Guardiola erneut als isolierter linker Außenstürmer in einer Art 4-3-3-/4-2-1-3-Grundordung aufgeboten.

Arsenal direkt im Rückwärtsgang

Ob Arsenal überhaupt einen Plan im Sinn hatte, wonach sie in puncto Ballbesitz zumindest ansatzweise auf Augenhöhe mit dem Gegner konkurrieren wollten, bleibt fraglich. In jedem Fall war Wengers Mannschaft von Beginn an auf die schweren Defensivaufgaben eingestellt. Immerhin gab es zunächst noch einige Szenen zu beobachten, in denen sie im hohen Pressing direkt den Aufbau von Jérôme Boateng und Co. attackierten.

Meist orientierte sich Walcott etwas an Boateng, während Mesut Özil die Verfolgung mit dem immer wieder aufrückenden David Alaba aufnahm. Apropos Alaba: Der Österreicher schob speziell nach der ersten Aufbauphase stets ins Mittelfeld und schuf so kurzzeitige, lokale Überzahlsituationen. Boateng blieb als Ausputzer – oder besser gesagt Aufbaulibero – zurück.

Problematisch für die Londoner war die mangelnde Intensität und steigende Passivität in der zweiten Pressingphase, wo sie sich im 4-4-1-1 in die eigene Hälfte zurückzogen und nur sehr langsam seitlich verschoben. Da zudem kein Druck auf den Ballführenden im bayrischen Sechserraum ausgeübt wurde, gingen Pässe nicht selten direkt durch die jeweilige Schnittstelle zwischen Außenstürmer und Sechser.

Bayerns Offensivmuster

Interessanterweise startete Thiago als halbrechter Achter. Arturo Vidal agierte seinerseits ein Stück weit höher und unterstützte Robert Lewandowski im offensiven Zentrum. Allerdings änderten sich diese Schemen auch häufiger. Beispielsweise wenn Vidal die linke Seite überlud. Dann zog Thiago direkt in die Spitze. Oder aber der spanische Nationalspieler ging an die rechte Seitenlinie, wodurch Thomas Müller nach innen zog.

Als verkappter Rechtsaußen bot sich Thiago vor allem für den diagonal nach vorn schiebenden Lahm an. Der Bayern-Kapitän verstand es sehr gut, die passiven Defensivmuster von Arsenal zu nutzen. Vermehrt zog er mit Ball in die Mitte, was unkoordinierte Herausrückbewegungen aus der gegnerischen Mittelfeldlinie und folglich Freiräume im ballfernen Halbraum erzeugte.

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Take Ons von Douglas Costa während der Partie | Quelle: Squawka.com

Hinzu kamen die üblichen Dribblings und das ballferne Freilaufen von Douglas Costa, der insbesondere in der Anfangsphase mehrmals mit Diagonalzuspielen gesucht wurde. Meist unterstützte Coquelin Rechtsverteidiger Héctor Bellerín.

Bruch in der Partie

Nachdem die Bayern das Spiel für rund 25 Minuten komplett in der Hand hielten, kippten anschließend die Machtverhältnisse auf dem Rasen im Ashburton Grove. In der Viertelstunde vor der Halbzeitpause verbuchte Arsenal zwei „aussichtsreiche“ Schüsse auf das Gehäuse von Manuel Neuer, während die Bayern vier Schüsse abgaben, die allesamt geblockt wurden – wenngleich wohl in einer Szene per Hand.

Arsenal schien vor allem im Konterspiel zunehmend gefährlich zu werden, was anhand der Geschwindigkeit der Offensivakteure nicht überraschen sollte. Allerdings ließen die Bayern ihrerseits mehr Gelegenheiten zu. Im Verlaufe der ersten Halbzeit, als der Ballbesitzanteil zwischen 68 und 76 Prozent schwankte, wurden die Angriffe im Allgemeinen immer langsamer, weshalb sich die mangelnde Defensivintensität der Gunners weniger stark auswirkte. Der Ball lief träge durch die hinteren Reihen der Münchener, während sich aus dem Mittelfeld weitere Akteure im Verlauf der Ballbesitzphase nach vorn bewegten.

Anschließend ergab sich nach Ballverlusten keine effektive Gegenpressingstruktur in Ballnähe – insbesondere wenn das Spielgerät auf halber Höhe in der Hälfte des Gastgebers verloren wurde. Vidal oder Thiago konnten selten Druck auf Coquelin oder Cazorla ausüben, die im ersten oder zweiten Moment des offensiven Umschaltens die ausschwärmenden Mitspieler bedienten. Zudem wurden erneut Lücken in den Räumen neben Xabi Alonso gelassen, die der schleichende Baske meist nicht allein schließen konnte. Die größte Chance hatte Alonso immer dann, wenn Arsenal direkt durch seine Zone spielte oder mit gutem Stellungsspiel den Angriff der Gunners unterbrach. Trotzdem mussten Boateng oder auch Neuer rund ein halbes Dutzend Gegenstöße in allerhöchster Not stoppen.

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Arsenals Pässe (inklusive zweier Key Passes) zwischen der 25. und 45. Spielminute | Quelle: Squawka.com

Zu dieser Entwicklung kamen weitere Faktoren wie etwa die schwache Einbindung Müllers, der oftmals nur an der Außenlinie klebte, hinzu. Oder aber die Eindimensionalität und der Aktionismus von Douglas Costa wurden an mancher Stelle deutlich. So ergab sich ein Mix aus schwacher Entscheidungsfindung in höheren, biederer Ballzirkulation in mittleren und offene Räume für den Gegner in tieferen Zonen.

Entscheidung in Halbzeit zwei

Nach der Pause konnten die Bayern das Geschehen wieder besser kontrollieren, was aber größtenteils daran lag, dass die komplette Partie verflachte. Nichtsdestotrotz waren kleinere Verbesserungen bei den Gästen erkennbar. Unter anderem funktionierte die ballnahe Tiefenstaffelung in Kombination mit der intelligenten Positionierung der Außenverteidiger recht gut. Insbesondere Lahm verstärkte die Verteidigung mit tieferen Bewegungen. Oftmals war der Kapitän eher auf einer Höhe mit Thiago, der nun seinerseits vermehrt auf der halblinken Seite agierte. Währenddessen schob Vidal – etwas nach rechts versetzt – oftmals weiterhin in die Spitze oder fungierte als verkappter Zehner neben Lewandowski.

Ganz genau. Neben Lewandowski. Denn der Pole war mehr im Zehner- oder offensivem Halbraum als im Sturmzentrum zu finden, was zumindest die Frage aufwirft, wie sich Guardiola das finale Ausspielen der Torchancen vorstellte. Denn obwohl Lewandowski immer wieder Bälle in hängender Position aufnahm und auch teilweise ins Dribbling gegen Arsenals Zentralverteidigung gelangte, so fehlte es meist schlichtweg am Partner, der entweder in Kombinationen einstieg oder Räume öffnete. Vidal oder Müller taten dies nur ganz vereinzelt.

Nach 70 Minuten nahm Guardiola einen Doppelwechsel vor. Joshua Kimmich kam positionsgetreu für Xabi Alonso aufs Feld. Rafinha ersetzte Vidal. Der Brasilianer rückte auf seine angestammte Position des Rechtsverteidigers. Lahm war fortan als halbrechter Achter im Mittelfeld zu finden. Eigentlich sollte doch gerade diese Umstellung die Balance im Zentrum und gleichzeitig die Dominanz über Zirkulation und Gegenpressing verbessern.

Doch dann kam Neuer – in der ersten Halbzeit nach einer Parade gegen Walcott noch schnell für eine Rolle im neuen Star-Wars-Film vorgeschlagen – und sprang an einer simplen Freistoßhereingabe vorbei. Der eingewechselte Olivier Giroud sah den Ball hinter Neuer nicht einmal kommen, stieß ihn aber, mit welchem Körperteil auch immer, über die Linie.

Kurze Zeit davor hatte Bayern sogar noch selbst nach einem Ballverlust Arsenals auf der halblinken Offensivseite einen guten Konter kreiert, als sie über zwei Stationen diagonal nach vorn kombinierten und am Ende über einen kurzen Seitenwechsel Lewandowski bedienten. Doch der polnische Angreifer scheiterte an Petr Čech.

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Bayerns Pässe während der gesamten Partie | Quelle: Squawka.com

Kurz darauf der Treffer Arsenals. Und daran anschließend eine Schlussphase mit anrennenden Münchenern und sehr kompakt verteidigenden Londonern, die in der Nachspielzeit zudem noch einen Fehlpass Alabas in der bayrischen Hälfte zum zweiten Treffer nutzen. Abgefangen wurde das Zuspiel von Rechtsverteidiger Bellerín, der zumindest in seinen vorstoßenden Läufen immer wieder überzeugte und auch eine gute Wahrnehmung für gegnerische Passwege zeigte.

Fazit

An dieser Stelle sollte eigentlich eine Beschwerde über Wenger stehen. Denn der Elsässer verfrachtete seine technisch versierte Mannschaft in diese abwartende Defensivrolle. Normalerweise fehlen den Gunners Intensität und Zweikampfstärke, um einen Gegner wie Bayern über die volle Spielzeit einzudämmen. Allerdings schwächte sich der Bundesliga-Tabellenführer durch Staffelungsprobleme und das eher träge Ballbesitzspiel selbst.

Einige Facetten erinnerten an den Auftritt bei Werder Bremen vor wenigen Tagen. Doch alles in allem passte es ins Bild der Guardiola-Auftritte in England. Sobald der Katalane den Ärmelkanal überquert und wahlweise in Heathrow oder im MAN landet, scheint er seine progressiven Ansätze kurzerhand über Bord zu werfen und auf mittelmäßigen Verwaltungsfußball (auf vergleichsweise hohem Niveau) umzuschalten. Man kann diese Behauptung aber auch ganz allgemein für internationale Auswärtsspiele aufstellen. Denn von den letzten sieben Champions-League-Partien fernab Münchens verloren die Bayern nun vier. Und die Leistungen waren zumeist auch nicht berauschend.


Zur Erinnerung die letzte Saison:
Halbfinal-Hinspiel bei Barcelona (3:0)
Viertelfinal-Hinspiel bei Porto (3:1)
Achtelfinal-Hinspiel bei Shakhtar (0:0)
Fünfter Gruppenspieltag bei Manchester City (3:2)
Dritter Gruppenspieltag bei der Roma (1:7)
Zweiter Gruppenspieltag bei CSKA (0:1)

Steffen 23. Oktober 2015 um 20:42

Interessanter Artikel. Bayern wurde allerdings auch eindeutig vom Schirigespann benachteiligt. Ein klarer Handelfmeter nicht gegeben. Und auch auch das Tor durch den Franzosen Giroud war alles andere als regelkonform. Da stellt sich fast schon zwangsläufig wieder einmal die Frage nach dem so oft zitierten Videobeweis.
Liebe Grüße und schaut doch auch einmal bei uns vorbei: http://www.fanlager.de

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Yilde 22. Oktober 2015 um 16:17

Nunja, kein sonderlich gutes Spiel der Bayern, schade. Was mich allerdings etwas verwundert hatte, war wie wenig die Bayern versucht haben, die Zwischenlinien von Arsenals 442 zu bespielen sobald die Viererketten sich mal formiert hatten. Lewandowski war streckenweise der einzige Spieler in den Zwischenräumen und schien mir mehr darauf bedacht zu sein, die IV´s ein bisschen herauszuziehen (wofür genau weiss ich auch nicht, vielleicht hätten die 8er dann nachstoßen sollen!?), als wirklich angespielt zu werden. Hätte vermutlich auch nicht viel erbracht, weil er dann total isoliert gewesen wäre. Anstattdessen wurde relativ bieder und wie ich finde meist ziemlich vorhersehbar um die Ketten herumgespielt. Hat jemand vielleicht eine Idee, woran das lag (zB. personelle Voraussetzungen/Fehlen von Götze; zuviel Angst vor Kontern!?)?

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sharpe 23. Oktober 2015 um 08:32

Angst vor Kontern war sicherlich ein Grund, aber hauptsächlich lag es aus meiner Sicht daran, dass die beiden Ketten bei Arsenal nur wenige Meter auseinander standen. Sobald jemand zwischen den Ketten angespielt wurde, hatte Arsenal sofort Zugriff von mehreren Seiten und Ballverluste waren wahrscheinlich.
Ich finde, bei Bayern haben einfach die letzten paar Prozent gefehlt. Sie haben mit 90-95 Prozent auch alle Spiele zuvor in dieser Saison gewonnen und haben deswegen auch in diesem Spiel so gespielt. Weil eben bisher nicht mehr nötig war. Um die CL zu gewinnen, müssen sie sich in den wichtigen Spielen aber noch steigern. Ob ihnen das gelingt? keine Ahnung. Ob sie das Arsenal-Spiel als besonders wichtig empfunden haben? Für Arsenal wars auf jeden Fall eminent wichtig und die haben die letzten Prozent rausgekitzelt.

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Wolf 22. Oktober 2015 um 11:54

Danke für die detaillierte Analyse. Mal ein ganz allgemeiner Kommentar: Ich finde es ein bisschen schade, dass sich gefühlte 90% des Artikels nur mit Bayerns Taktik und Leistung beschäftigen. Ich verstehe ja, dass sich die meisten Leser einer deutschen Fussballseite hauptsächlich für die Münchner interessieren, aber ich hätte auch gerne mehr über Arsenal gelesen.

Ich lass mich gerne korrigieren, aber ich bekam den Eindruck, als ob Arsenal gar nicht auf dem Platz war, oder sich einfach „hinten rein gestellt“ hat und Bayern sich praktisch selbst geschlagen hat. Ist sicher was Wahres dran (bei 70% Ballbesitz etc), aber so einfach ist es dann doch wieder nicht. Oder?

Und die implizierte „Beschwerde“ am Ende finde ich auch ein bisschen komisch. Technisch versiert sind viele der Arsenal-Spieler sicher, aber ich denke, keiner hat sich eingebildet, einen offenen Schlagabtausch mit einer Mannschaft wie Bayern aktuell unbeschadet zu überstehen, gerade wenn man null Punkte in der Tabelle stehen hat. Sowas hat Arsenal in den letzten Jahren schon zu oft versucht und ist gescheitert. Da ist die defensive Einstellung eine realistische Maßnahme, nicht eine „Degradierung“ der Kreativspieler von Wenger.

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Yilde 22. Oktober 2015 um 16:20

Zwei defensive Viererketten, die bei Ballgewinn das Gegenpressing überwinden und dann schnell den Weg richtung Abschluss suchen sind eben nicht unbedingt etwas, wo man seitenweise drüber schreiben möchte, denke ich

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Wolf 23. Oktober 2015 um 11:57

Aber es stehen doch trotzdem zwei Mannschaften auf dem Platz und über 90 Minuten passiert ne Menge. Wenn deine Zusammenfassung das ganze Rezept ist, hätten alle anderen Vereine ja jetzt ein leichtes Spiel gegen die Bayern („der Bayern-Code ist geknackt“, wie ich absurderweise irgendwo lesen musste).

Und im Artikel über Gladbachs „Bollwerk“ gegen Juve hat man ja auch genug Analysierungswürdiges im Gladbacher Spiel gefunden. Es ist, denke ich, eine Sache der Perspektive.

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DAF 23. Oktober 2015 um 15:41

Naja, andere Vereine haben halt deshalb kein leichtes Spiel gegen die Bayern weil das nicht immer funktioniert. Arsenal hat im Wesentlichen so gespielt wie 98 % aller Gegner der Bayern, nur halt mit mehr individueller Klasse. Wenn eine Mannschaft wie Arsenal und eine wie Darmstadt die gleiche Taktik spielen, schlägt sich Arsenal damit aufgrund der besseren Spieler normalerweise besser (sonst müsste man sich fragen, warum Arsenal geschätzt den zwanzigfachen Etat hat). Außerdem war Arsenal der erste Auswärtsgegner Bayerns mit internationaler Klasse diese Saison (die Auswirkungen davon werden unten besprochen). Dazu kommt dass sie in den entscheidenden Situationen Glück hatten: mit dem Schiri (zwei knifflige Handsituationen zugunsten von Arsenal entschieden, andere Gegner wie zB Augsburg hatten da halt eher Pech), mit der Chancenverwertung (gegen Dortmund zB ging Bayern mit der ersten echten Chance in Führung, wäre das hier auch passiert hätte Bayern wohl gewonnen) und mit der Form des Gegners (so ein Patzer passiert Neuer maximal zweimal pro Saison).

Fazit: Dass Arsenal im Gegensatz zu Bayerns bisherigen Gegnern gewinnen konnte dürfte eher eine Folge aus schwachen Bayern, Matchglück und individueller Klasse sein als an besonderen taktischen Kniffen liegen.

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K1 22. Oktober 2015 um 10:36

Ich denke, das Spiel war weniger eine Frage taktischer Vorgaben und Ausrichtungen – die Bayern spielten so, wie sonst auch immer auf viel Ballbesitz und die Lücke suchend gegen tief stehende Gegner. Es war meines Erachtens vielmehr eine Frage des Willens. Man hatte irgendwie das Gefühl, die Bayern wollten irgendwie nur das 0:0 nach Hause schaukeln. Arsenal hatte durchaus auch einige Angriffe, die abgefangen wurden. Aber es dauerte immer eine gefühlte Ewigkeit, bis sich ein paar Bayern-Spieler bequemten, gemächlich nach vorne zu traben. Es waren auch viel zu viele unkonzentrierte und damit schlechte Anspiele auf Bayernseite.

Trotzdem bin ich kein Fan von Peps Passion, sämtliche Mannschaftsteile nur noch mit Mittelfeldspielern zuzupflastern. Ich finde Alaba ist als IV einer Viererkette verschenkt. Der gehört auf die LAV oder ins Mittelfeld, oder allenfalls als Halbverteidiger in eine Dreierkette. Aber die Viererkette Lahm/Rafinha-Boateng-Alaba-Bernat gefällt mir zur Zeit überhaupt nicht. Gerade bei Standards des Gegners wird immer wieder deutlich, wie wichtig ein zweiter echter IV ist. Das ist zur Zeit natürlich verletzungsbedingt schwierig, Martinez war offensichtlich noch angeschlagen. In diesem Fall hätte Pep evtl eher auf die Dreierkette Rafinha-Boateng-Alaba mit dem absichernden Alonso davor setzen sollen, was ja in der Vergangenheit schon mehrfach nicht schlecht geklappt hat.

Außerdem war Müller auf rechts oft zu allein. Er ist meines Erachtens mittlerweile ohnehin in der Mitte zusammen mit Lewandowski als Doppelspitze besser. Da kann sich einer etwas fallen lassen, hat aber in dem Anderen noch eine Anspielstation vor sich. Dies sorgt dann auch in einer massiven Abwehr des Gegners für mehr Verwirrung. Ich dachte nach der Einwechslung von Rafinha, dass das passieren würde und Rafinha sich als Halbverteidiger in die 3er-Kette begibt und Lahm den Rechtsaußen gibt (was er bei Pep ja auch schon öfter gespielt hat) und Müller mehr in die Mitte rückt. Dann hätte man Arsenal ggf. noch mehr hinten binden können und etwas für Unruhe gesorgt.

Aber das kann im Nachhinein keiner mehr sagen. Pep hatte schon viele gute taktische Kniffe drauf, die geklappt haben. Und hier lag meines Erachtens eher ein Motivationsproblem bei den Spielern vor.

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Felix 23. Oktober 2015 um 15:10

Wer soll denn anstatt Alaba derzeit als IV auflaufen? Außer Boateng ist da derzeit doch niemand fit.

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K1 26. Oktober 2015 um 11:12

Darum habe ich ja auch geschrieben, dass ein zweiter IV derzeit verletzungsbedingt schwierig ist, weil Martinez offensichtlich noch nicht vollständig fit war (siehe 2. Absatz). Aber wenn zwei echte IV’s fit sind (z.B. Martinez und Boateng) würde ich v.a. in der CL lieber mit den beiden spielen und Alaba auf die LAV oder ins Mittelfeld.

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AA 21. Oktober 2015 um 18:24

Ich persönlich frage mich, wie Pep die hier an der einen oder anderen Stelle verlangte Dynamik in das Spiel bringen sollte? Wenn die Bayern 70% Ballbesitz haben und im vorderen Halbfeld hin und herpassen, aber stetig zwei Viererketten mit 2-4 Meter Abstand vor einem herrennen, dann ist einfach kein Platz für Dynamik im Spiel. Müssten aber nicht viel mehr die Bayern in einem Auswärtsspiel bei Arsenal anstatt auf einen Sieg auf ein Unentschieden spielen und auch mal gerne den Gegner kommen lassen? Ggf. entstehen so auch die Räume!
Wenn Arsenal in München in zwei Wochen eine ähnliche Leistung abrufen wird, dann kann das Spiel auch gut und gerne wieder 0:2 ausgehen.

Mir persönlich scheint zudem, dass das Spiel v.a. mit der Einwechslung von Rafinha bzw. mit der Verschiebung von Lahm zur Mitte hin nach vorne sehr viel unwirksamer geworden ist. Zwar kann Rafinha nichts für Neuers Patzer, aber dennoch sehe ich ihn nicht gerne, da Lahm meiner Meinung nach weiterhin außen viel besser aufgehoben ist. Rafinha ist in der Zwischenzeit für mich persönlich keine Alternative mehr.

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razor19911 21. Oktober 2015 um 18:10

Etwas schleierhafter Matchplan seitens Guardiola. Sowohl Offensivpräsenz in der gegnerischen Formation, Staffelungen im und um Zwischenlinienbereich, als auch vertikale Bewegungsmuster wurden gestern Abend leider sehr stark vernachlässigt. Liegt natürlich an mehreren Variablen:
Alonso einfach schlecht im Positionieren. Steht Alaba und Boateng auf den Füßen und nimmt durch seine tiefe Positionierung den Bayern insgesamt eine Anspielstation im Mittelfeld weg.
Costa sehr eindimensional integriert. Er wurde phasenweise schon vermehrt als durchbruchsstarker Dribbler im Halbraum eingesetzt, aber heute leider nur als Breitengeber.
Müller total verschwendet am Flügel. Liegt natürlich auch ein Stück weit an Lahm, der eher einrückend als aufrückend agiert, und somit Müller nicht als Breitengeber ablösen kann.
Hätte gerne auch Thiago einfach mal als Passempfänger in Engen gesehen, statt als Passgeber in tieferen Zonen. Dementsprechend keine Verbindungen in den offensiven Zonen.

Sehr komisch alles gestern Abend :/

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Martin01 21. Oktober 2015 um 15:41

Irgendwie hab ich die genaue Ausrichtung nicht verstanden und die Rolle die Lewandowski spielen sollte. Er ist soweit rausgerückt, dass er zeitweise neben oder vor Ramsey, Coquelin und Carzorla stand. Mertesacker und Koscielny hatten dadurch mMn ein zu einfaches Spiel als „Liberos“. Vor der Abwehr konnte Arsenal zu einfach verschieben, Costa kam nur zu beginn in 1-gegen-1 Situationen und Müller rechts war größtenteils isoliert.

Hatte gehofft ihr habt die Antwort auf diese Frage, die ich mir gestern beim Spiel schon stellte, aber interessanterweise könnt ihr sie auch nicht beantworten.
Kurios fand ich auch, dass Costa nach der dritten oder vierten verunglückten Ecke diese weiterhin ausführen durfte?!

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Koom 21. Oktober 2015 um 15:55

Vermutungen:
Thiago ist erfahrungsgemäss bislang auf der rechten Halbposition nie sonderlich gut gewesen. Musste aber dort spielen, weil Vidal vermutlich Cazorlas Kreise einengen sollte – was nicht klappte. Korrekterweise wurde Cazorla schon als Knackpunkt für Arsenal benannt, aber die Maßnahmen schlugen fehl. Auch Lewandowskis Position, der ja so auch ein paar Wege zu ihm abschnürte, kann man unter diesem Aspekt verstehen.

Wenn man es als Fazit benennen will: Zuviel Respekt vorm Gegner gehabt. Eigene Spieler ihrer Stärken beraubt (Thiago, Lewandowski, Müller), dem Team zu sehr Sicherheitsfußball verordnet (weniger Risikopässe, mehr Quergeschiebe, weil Konter von Arsenal gefürchtet wurden) und am Ende bleibt dann ein „zeitspielendes“ Scheindominanzgebilde, das auf einen lichten Moment seiner Individualisten hofft.

Sanchez und Cazorla sind Guardiola ja bekannt. Übertreibt er es bei ihm bekannten Spielern dann gerne mal (zumindest auswärts) mit Vorkehrungen gegen diese und lähmt dadurch die Mannschaft oder ist diese Aussage eher Quark? Der Gedanken kam mir nur grade so. Spontan fallen mir da die Duelle gegen Barca und Madrid ein, oder gegen ManCitys Aguero.

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fluxkompensator 21. Oktober 2015 um 13:38

also, zu verteidigung: das gegenpressing der bayern war in der 1. hz. solide. zudem verstanden es sanchez und viel öfter noch santi, sich mit dribbling (sanchez verlor dabei in einer aktion den ball an lewandowski!) aus dem zugriff zu befreien. insofern ein großes lob an die arsenal-akteure. andererseits: xabi alonso. verstärkt in halbzeit zwei spielte er mir viel zu oft foul; seit ragnick wissen wir ja „foul bricht pressing“ – seit xabi alonso wissen wir: „foul bricht gegenpressing“.

zudem fand ich die bayrische defensivstaffelun auch mitunter sehr unsauber, sobald das gegenpressing überspielt wurde. insofern zustimmung an ce.

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FAB 21. Oktober 2015 um 14:05

… es gab glaube ich eine Schlüsselszene so nach 25 Minuten, als sich Santi Cazorla alleine gegen etliche gegenpressende Bayern extrem stark befreien konnte. Danach haben sich die Bayern kaum mehr in den Zwischenbereich getraut, sondern im Prinzip nur noch um die beiden engen Viererketten herumgespielt. Vidal ist danach bis zur Auswechselung meist vollkommen nutzlos auf Rechtsaußen gestanden. D.h. nach dieser Szene haben die Bayern ihr Spiel auf sinnfreien Ballbesitzfussball umgestellt und es gab in der Folge kaum noch Gegenpressingmöglichkeiten.

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Pat 21. Oktober 2015 um 14:06

Den ersten Teil der ersten Halbzeit habe ich leider verpasst. Im zweiten Teil fand ich das Gegenpressing nicht besonders solide. Dass sich Arsenal mit dribblings lösen konnte, ist ja eben ein Zeichen dafür, dass das Gegenpressing als gesamtes nicht sauber funktioniert hat. War der erste Druck überwunden, fand Arsenal die Räume, welche dann mit sehr hohem Tempo bespielt wurden.

Die Fouls von Alsonso führen bei nicht gut gespieltem Gegenpressing dazu, dass eben die Räume aus der ersten Halbzeit nicht mehr bespielt werden können. Ob die Fouls als einzelnes immer die korrekte Entscheidung war sei dahingestellt. Die Tatsache dass Arsenal aber nur noch selten gefährliche Vorstösse lancieren konnte, zeigt mir, dass sie nicht grundsätzlich falsch waren. Man muss schon sehen, dass die harmlosen aber effektiven Fouls von Alsonso eine nicht ganz unbedeutende Rolle im Defensivverhalten der Bayern einnehmen. Sie sind ein taktisches Mittel der Bayern geworden. Interessant wäre ob Pep das so wünscht oder Alonso das halt einfach so spielt…

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Schimanski 21. Oktober 2015 um 12:17

Ich habe nur die 2.Halbzeit in der Konferenz gesehen. Ich fand es teilweise erschreckend. Keine Präsenz im Zwischenlinieraum. Wenig Bewegung und Dynamik. Wendige Spieler wie Vidal und Thiago holen sich die Bälle von den IV ab und versuchen in eine 3:11-Unterzahl reinzuspielen und stehen zeitweise in einer flachen Sechs-Mann-Aufbaulinie. Die passive Verteidigung der Gunners fand ich da überaus passend…

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FAB 21. Oktober 2015 um 13:31

„Wendige Spieler wie Vidal und Thiago holen sich die Bälle von den IV ab“
Genau das war aber das Problem, beide haben sich nicht in Arsenals „Kampfzonen“ getraut. Speziell Arsenals linkes Halbfeld wurde ganz klar von Santi Cazorla beherrscht.
Letztlich haben die Bayern den Ball meist um die beiden Viererketten herumgespielt. Wer den Ball zwischen den Viererektten bekommen hatte, war meist verloren. Ich denke Lewandowski hatte das schon richtig erkannt, dass nur in dieser Zone das Spiel entschieden werden kann und er hat es wenigstens versucht. Allerdings hat er keine effektive Unterstützung bekommen, wenn er sich mal im Zwischenraum den Ball geholt hat.
Insgesamt: Vidal ist mir einfach ein Rätsel. Mir fehlt mittlerweile die Phantasie wie er eine Verstärkung für die Bayern sein kann, selbst Rode schätze ich inzwischen stärker ein, weil er erstens dynamischer in engen Zonen ist und sich insgesamt auch besser im Gegenpressing verhält.

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Peda 21. Oktober 2015 um 12:11

Großartige Analyse!

Ein paar Anmerkungen meinerseits:
„…was zumindest die Frage aufwirft, wie sich Guardiola das finale Ausspielen der Torchancen vorstellte.“
Lewandowski im ballfernen Halbraum zwischen den Linien, der Rest steht handballmäßig um den Defensivblock herum. Ist das das berühmte Juego de Posicíon? Bei dem Tempo war das Fußball zum Abgewöhnen!

„Doch dann kam Neuer und sprang an einer simplen Freistoßhereingabe vorbei.“
Das war bei der Standard-Verteidigung der Bayern eigentlich nur eine Frage der Zeit:
bei Ecken alle Feldspieler im eigenen Strafraum, fünf Spieler im Torraum gegen meistens zwei Gunner. Bei Freistößen frühzeitig fallen gelassen, ja eigentlich schon vor der Ballabgabe im Rückwärtssprint.
Ich hatte zwischendruch das Gefühl, man wollte sich bei diesen Situationen den Gefahrenbereich absichtlich zumüllen, damit Neuer da hinten nicht fad wird.

Aber solange Guardiola Alaba weiterhin in der Verteidigung einsetzt, ist mir jede Niederlage recht.

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Peter Vincent 21. Oktober 2015 um 12:10

Insgesamt ein gutes Spiel der Bayern. Arsenal auswärts dominiert, aber leider durch eigenes Unvermögen (Torabschluss, Fehler) keine Punkte eingefahren.

Insgesamt bin ich aber mit der Ausrichtung unter Pep seit diesen Sommer nicht mehr zufrieden. Mit Gündogan und Draxler statt Vidal und Costa wäre man mE deutlich besser gefahren. Auch der Flügelfokus und die neue Vertikalität (Vidal) im ZM gefällt mir nicht besonders.

Vllt repariert der dicke Kater das im Sommer zumindest teilw. =)

Draxler—————–Lewy——————–Coman
———–Götze——————–Gündogan———–
————————–Verratti—————————–
Alaba—-Badstuber———Boateng——Rafinha
—————————Neuer—————————–

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Libano 21. Oktober 2015 um 15:19

Lustige Aufstellung, so ohne Müller, Robben, Lahm und Costa, aber mit Rafinha und Draxler. Eine Reparatur stelle ich mir anders vor.

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Peter Vincent 21. Oktober 2015 um 20:23

Ist mir ziemlich egal, was Du dir so vorstellst. 😛
In Carlo we trust. 😉

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Libano 21. Oktober 2015 um 20:57

Wenn du schon mit Personal fantasierst, warum dann nicht richtig? Messi auf die 10 und so.

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Felix 23. Oktober 2015 um 18:02

Du solltest definitiv weniger FIFA/Football Manager spielen …

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LuckyLuke 21. Oktober 2015 um 11:59

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Guardiola für seinen Fußball unbedingt zwei kreative 8er braucht und deswegen auch einen 6er, der viel Raum abdecken kann. Bei Bayern fehlt im nach dem Ausfall Götzes jetzt wieder einer der 8er, weswegen mMn auch weiterhin Alonso spielt, um dies irgendwie zu kompensieren, was aber eben nur so mittel klappt. Und wenn dann noch die Außenspieler, auf die das Spiel bei Bayern zugeschnitten ist, eher weniger kreative Momente mitbringen (Costa nur Explosivität und Durschlagskraft, Müller eher zweite Spitze, die von außen startet), dann fehlt es einfach an Möglichkeiten das Grundprinzip des höheren Ballbesitzes aufzulösen.
Allerdings glaube ich nicht unbedingt, dass da der viel zitierte Plan B fehlt, weil Bayern in fast allen Spielen mehr Ballbesitz als der Gegner haben wird, sondern dass nach wie vor ein paar Fehler in dr Kaderzusammenstellung gemacht werden (Vidal, Alonso!!, Costa).

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studdi 21. Oktober 2015 um 11:43

Mir ist aufgefallen das Özil im verlauf des Spiels sich Defensive immer mehr in den linken Halbraum fallen lies. Sanchez konnte dadurch zocken. Hatte dies noch andere taktische Hintergründe?
Fühlte mich etwas an Rosenthals rolle gegen den BVB erinnert.

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CE 21. Oktober 2015 um 19:09

Ja, es gab da vermehrte 4-5-1-hafte Stellungen oder eben kurze Positionswechsel zwischen Özil und Alexis, was aufgrund der Tempovorteile von Letzterem eine recht simple Maßnahme im Konterspiel war. Ich könnte schwören, selbst in der ersten Halbzeit ließ sich Özil manchmal auf die Seite fallen.

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ronnie 21. Oktober 2015 um 11:34

Tja…BM wollte wie Peps Barca spielen lernen, was sie fast geschafft haben, aber halt auch die Schwächen vom damaligen Barca Team…
Es scheint wirklich, dass Pep keinen Plan B hat…
Auch Reschpekkkt vor Wenger u dem Team, augezeichnet gemacht..

Danke für den Artikel…

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don_croqueta 21. Oktober 2015 um 12:29

Plan B?

Wenn nur Plan A im letzten Drittel konsequent durchdacht wäre…

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HW 22. Oktober 2015 um 10:40

Plan B Fußball Buzzword der letzten Jahre. Es gab mal Zeiten da war Plan A: Geht raus und spielt Fußball. Was wäre damals Plan B gewesen: Geht raus und spielt Handball? … Ach nee, Plan B war damals einfach jedem eins auf die Socken zu geben.

Englischer Boden scheint Guardiola wirklich Schwierigkeiten zu bereiten. Es liegt vielleicht daran, dass er den Engländern auf die einzig mögliche Art in die Karten spielt. Sie können kontern (und Standards). Besonders Arsenal. Wenn Özil den Raum hat, dann ist er im Konter fast unschlagbar. Aber trotzdem ist ‚Plan A‘ deswegen nicht falsch. Es liegt wohl eher an den Details. Man muss halt irgendwann selber die Tore machen. Im letzten Drittel müssen die Abläufe stimmen und man darf keine Risiken vermeiden. Und in der Verteidigung sollte man sich natürlich konzentrieren.

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sharpe 21. Oktober 2015 um 10:54

guter Artikel, vielen Dank.
mit hat Vidals Rolle im Bayern-Spiel nicht gefallen. Ob er so offensiv wirklich am wertvollsten für das Team ist?
Pep hat Bayern in der HZ eigentlich sehr gut auf Arsenals Konter eingestellt und in HZ 2 war eigentlich keine Gefahr mehr da und Bayern hatte das Spiel total unter Kontrolle bis zu diesem Standard.
Bei einigen Spielern fehlt aktuell etwas die Form. Alaba wirkt überspielt, hat mir auch in Österreichs NM nicht so gefallen, als er im ZM spielte. Thiago ist auch noch ein gutes Stück von seiner Bestform entfernt.
Insgesamt sehe ich die Niederlage für Bayern aber gar nicht so negativ. Man findet wieder Ansatzpunkte, sieht, dass nicht alles von alleine läuft und arbeitet vielleicht wieder etwas konzentrierter. In letzter Zeit wurden die Spieler öffentlich zu sehr gelobt und gehypt (Kaiser), da tut ab und an ein Rückschlag gut.

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mb 21. Oktober 2015 um 11:02

mmn waren die bayern in der 1. hz überhaupt nicht gut auf die konter von arsenal eingestellt. natürlich hat arsenal nach ballgewinn schnell umgeschalten, aber die positionierung der bayern war meiner ansicht nach mehr als grenzwärtig und daher mussten die iv bei den kontern gegen die schnellen artsenal angreifer oft 1:1 gehen. zusätzlich finde ich, dass im spielaufbau keine flexibilität vorhanden war und die wenigen möglichkeiten zum schnellen kontern nach ballgewinn wurden nicht wahr genommen, sondern es wurde der quer oder rückpass gespielt…

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andy 21. Oktober 2015 um 11:11

Danke für die schnelle Analyse, die meiner Meinung nach auch treffend ist. Allerdings finde ich das Fazit etwas misslungen. Die Bayern hatten bis zum gemeinsamen Patzer von Müller und Neuer das Spiel in der zweiten HZ sowas von im Griff. Ich kann mich bis dahin an keinen Torabschluss von Arsenal erinnern. Die Ausgangslage war ja, dass Arsenal gewinnen muss und nicht Bayern. Für mich war es eher eine Frage der Zeit bis Arsenal zeigt, dass Intensität und Zweikampfstärke fehlen um die Bayern torlos zu halten. Das dem nicht so gekommen ist, lag wohl an dem glücklichen Tor und der für mich selten so erlebten schlechten Entscheidungsfindung im Angriff (spontan fällt mir Peps Hände über den Kopf schlagen bei Thiagos verunglücktem 15 m Pass ein).

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DAF 21. Oktober 2015 um 10:49

„Man kann diese Behauptung aber auch ganz allgemein für internationale Auswärtsspiele aufstellen.“

Man kann diese Behauptung sogar ganz allgemein für Auswärtsspiele gegen gute Gegner aufstellen, innerhalb Deutschlands sieht das nämlich nicht anders aus. Die letzten Auswärtspiele gegen deutsche Topmannschaften: Supercup in Wolfsburg 1:1 (Niederlage im Elfmeterschießen), im Pokal in Leverkusen 1:1 (Sieg im Elfmeterschießen), in der Bundesliga in Leverkusen 0:2-Niederlage, in Dortmund ein knapper 1:0 Sieg, in Wolfsburg ein 1:4, in Mönchengladbach ein 0:0 und auf Schalke ein 1:1. In Deutschland hat Bayern also von den letzten sieben Auswärtsspielen gegen die starken Teams gerade mal eines gewonnen. Interessieren würden mich dabei die Gründe: Schickt Guardiola die Mannschaft wirklich mit anderen Anweisungen ins Spiel als zu Hause? Wenn ja: was soll das? Oder sind Guardiolas Vorstellungen die gleichen, die Spieler können sie nur auswärts aus irgendeinem Grund nicht so gut umsetzen (z.B. weil der Gegner vor den eigenen Fans mehr an sich glaubt (Gündogan sagte nach der Niederlage in München etwas von der Allianz Arena, die den Gegner schwächt) oder umgekehrt weil die Bayernspieler sehr auf die Unterstützung ihrer Fans angewiesen sind und deshalb ihre Fähigkeiten auswärts nicht so auf den Platz bringen).

Jedenfalls steht Bayern hier vor einem Problem, dass sie schleunigst in den Griff bekommen müssen. Diese (verdiente) Niederlage ist ein Schuss vor den Bug, da sie in der Gruppenphase noch korrigierbar ist. Nächste Woche steht das Spiel in Wolfsburg an, in das Bayern wohl Stand jetzt aufgrund ihrer signifikanten Auswärtsschwäche als Außenseiter geht. Hier lässt sich eine schwache Auswärtsleistung nicht mit einem glanzvollen Heimsieg kaschieren, ebenso wie bei Spielen gegen die Top-Gegner in der CL (siehe Barca letzte Saison).

Für die Bundesliga hingegen ist das ein gutes Zeichen: entgegen aller Unkenrufe ist die Meisterschaft noch nicht mal annähernd entschieden. Bayern hatte in der Liga bisher mehr Heim- als Auswärtsspiele, das Entscheidende ist jedoch: sie hatten überhaupt noch kein Auswärtsspiel bei einem schweren Gegner (die bisherigen Gegner waren Hoffenheim, Darmstadt, Mainz und Bremen, das sind alles Manschaften aus den Abstiegs/Mittelfeldzonen). Die fünf schwierigen Auswärtsspiele (Dortmund, Leverkusen, Wolfsburg, Schalke und Mönchengladbach) hat Bayern alle noch vor der Brust und es sollte mich wundern, wenn Bayern davon mehr als zwei gewinnt. Sieben Punkte Vorsprung sind da ganz schnell aufgebraucht. Ich erwarte zwischen Bayern und Dortmund einen Meisterschaftskampf, der bis wenige Spieltage vor Schluss extrem spannend sein wird…

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Koom 21. Oktober 2015 um 11:29

War diese Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspiel nicht auch bei Barca so gegeben?

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HK 21. Oktober 2015 um 16:23

Bei Barca waren es z.B. drei Siege in 12 Playoff-Spielen (Donezk, Leverkusen, Real).
Bei Bayern in den Playoffs ein Sieg in sechs Spielen (Arsenal).
Also vier Siege in 18 Playoff-Auswärtsspielen. Richtig gut hört sich das nicht an.
Wäre vielleicht ein schönes Thema für eine verschärfte Analyse: Was macht der Auswärts-Pep falsch??

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HW 22. Oktober 2015 um 10:42

Vielleicht spielt er zu taktisch auf Ergebnis, weil er auf die Heimstärke setzt.

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HK 23. Oktober 2015 um 11:10

Man kann die Daten natürlich auch anders, vom Gesamtergebnis her, sehen. Dann kommt man zu der Erkenntnis, dass er sich in diesen 18 Duellen 14 Mal am Ende durchgesetzt hat. Wenn ich dann noch die Finals werte komme ich auf 16 Siege in 20 direkten Duellen.
Die vier Niederlagen waren dann jeweils im HF gegen den späteren Sieger.
So herum betrachtet natürlich eine außergewöhnliche Bilanz.

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InsertName 21. Oktober 2015 um 12:34

Die Tatsache, dass Mannschaften auswärts meist eine schwächere Performance abliefern, ist ein allgemeines und ganz gut dokumentiertes Phänomen im Fußball. Das muss mit dem FC Bayern oder Guardiola im Speziellen nicht unbedingt etwas zu tun haben.

Es geht hierbei nicht allein um den psychologischen Effekt, in der Fremde vor fremdem Publikum zu spielen. Nein, im Allgemeinen kommen Spieler auch im physiologischen Sinne mit leicht „eingekniffenem Schwanz“ zu einem Auswärtsspiel. Und das ist messbar: Man hat beispielsweise herausgefunden, dass der individuelle Testosteronspiegel innerhalb der Heimmannschaft vor einem Spiel deutlich in die Höhe schießt, während der des Auswärtsteams nur in geringem Maße ansteigt. Die Heimspieler zeigen auf ihrem Territorium i.d.R. also ein wesentlich dominanteres Revierverhalten verbunden mit schnellerer Reaktionszeit, besserem Durchsetzungsvermögen, räumlichem Denken usw. usf.

Hinzu kommen unterschiedliche (mikro-)klimatische Verhältnisse bzw. Witterungsbedingungen, Reisestrapazen sowie die Beschaffenheit des Rasens, die sich negativ auf die Auswärtsmannschaft auswirken könnten. Nicht zuletzt kann der Schiedsrichter durch Fans und Atmosphäre unterbewusst beeinflusst werden, sodass er eher zugunsten des Heimteams pfeift.

Jetzt wäre es natürlich spannend zu untersuchen, ob oder inwiefern bestimmte Mannschaften, bestimmte Spielertypen und / oder bestimmte Spielstile von solchen Faktoren besonders beeinflusst werden – langfristig betrachtet.

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CE 21. Oktober 2015 um 13:36

Es ist aber auch ganz gut dokumentiert, dass zum Beispiel in der Premier League dieser Heimvorteil in den letzten Jahrzehnten stetig abnahm: http://fivethirtyeight.com/features/home-field-advantage-english-premier-league/

Aber zum Punkt selbst: Bei Pep ist die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten (in der CL) gerade in puncto Erstausrichtung und In-Game Coaching schon eklatant.

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idioteque 21. Oktober 2015 um 14:16

Vielleicht weil einige der äußeren Faktoren, die InsertName genannt hat, weniger relevant geworden sind? Die Anreisen sind komfortabler geworden, die Rasenplätze alle in ähnlich gutem Zustand. Und mich würde interessieren, welchen Einfluss das Stehplatzverbot hatte. Da wäre ein Vergleich mit der Entwicklung der Ergebnisverteilung seitdem in anderen europäischen Topligen interessant.

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Goalimpact 21. Oktober 2015 um 14:25

Der Heimvorteil hat weltweit abgenommen und zwar deutlich. Er ist jetzt weniger als halb so groß wie in den 70er. Allerdings ist er immer noch signifikant. Etwa 15 Goalimpact-Punkte.

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HW 22. Oktober 2015 um 10:46

Das stellt auch den Sinn der Auswärtstorregel in Frage.

Die starken Teams schaffen oft zumindest ein Unentschieden auf fremdem Platz, nicht wie früher als die Anreisen noch lang und die Gegner weniger durchleuchtet waren.
Mit Auswärtstoren hat man bei den heute knapperen Ergebnissen oft schon viel gewonnen.

Ich bin zumindest für die Abschaffung dieser Regel in der Verlängerung.

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August Bebel 22. Oktober 2015 um 13:39

Dass man die Auswärtstorregelung in der Verlängerung abschaffen sollte, ist ein wirklich guter Punkt, finde ich. Es scheint mir sehr ungerecht, dass die Heimmannschaft nur durch einen Sieg in der Verlängerung weiterkommen kann, während der Auswärtsmannschaft ein höheres Unentschieden als 0:0 reicht.

CE 22. Oktober 2015 um 14:31

Die Verlängerung ist der unfaire Punkt, also könnte man auch die Auswärtstorregel ab Beginn der 91. Minute außer Kraft setzen. Aber eine komplette Abschaffung ist natürlich genauso in Erwägung zu ziehen.

HK 22. Oktober 2015 um 14:51

Die Heimmannschaft hat allerdings den Vorteil, dass die Verlängerung (bei immer noch signifikantem Heimvorteil) auf ihrem Platz stattfindet.
Wer profitiert mehr? Statistisch wäre das ja leicht auszuwerten.

CE 22. Oktober 2015 um 18:09

Nicht unbedingt, wenn man die relative Stärke der Teams mit einbeziehen möchte. Das ist in meinen Augen immer so ein kleines Problem.

HW 22. Oktober 2015 um 18:15

Die Nachspielzeit gab es auch im Hinspiel. Pragmatisch wäre es mit Begin der Verlängerung.

Es ist wirklich ein guter Punkt, dass die Heimmannschaft den Heimvorteil hat. Es gibt viele Szenarien und ob die Spiele mit Verlängerung der letzten Jahre statistisch belastbare Werte liefern, weiß ich nicht. Man muss einfach zu viele Einzelfälle betrachten. Unterschiedlich starke Teams, die Ergebnisse (also zwei Unentschieden oder jeweils ein Sieg). Da den sogenannten Heimvorteil mit der Auswärtstorregel auf zurechnen ist schwer. Absolute Gerechtigkeit kann es nicht geben. Ich denke nur, dass beide Teams über 2*90+ Minuten gezeigt haben, dass sie gleich gut sind. Warum sollte ich einem Team die Möglichkeit geben in der Verlängerung ein Tor zu erzielen, auf das der Gegner nur mit zwei Toren antworten kann?

Da man den Heimvorteil nicht konkret in Zahlen ausdrücken kann, zumindest nicht allgemeingültig, kam die Auswärtstorregel keinen generell passenden Ausgleich liefern.
Die Auswärtstorregel ist ja auch eingeführt worden um das Auswärtsteam zu mehr Offensivspiel zu ermuntern (wie weit es Defensivfußball eines Heimteams oder das Verteidigen einer Führung fördert mal außen vor gelassen). Dies (Anreiz für die Offensive) sollte bei Gleichstand nach 90 Minuten erfolgt sein.
Dem Zuschauer wäre es vielleicht lieber die Verlängerung wie ein kurzes eigenständiges Spiel betrachten zu können. Ein Phase in dem die Tore beider Teams wieder gleich viel wert sind.

Goalimpact 22. Oktober 2015 um 18:38

Da war mal ein Artikel, der das analysiert hat. Leider habe ich den Link nicht zur Hand. Fazit war: ob Heimvorteil überwiegt oder Auswärtstorregel hängt von der Länge der Verlängerung ab. Bei 30min hebt es sich ziemlich gut weg und die Regel ist somit fair.

DAF 21. Oktober 2015 um 16:19

Bei Bayern ist er aber viel stärker als bei anderen Teams. Ich hab jetzt mal spaßeshalber den Unterschied der Heim- und Auswärtsbilanz in den Spielen gegen ManCity letzte Saison, den Spielen der CL-KO-Phase der letzten Saison und den oben erwähnten Topteams der Liga gebildet (also für alle Gegner denen man internationale Klasse bescheinigen kann). Bei den Auswärtsspielen ergibt sich da eine Bilanz von 8 Punkten aus 12 Spielen (Punkteschnitt: 0,667) bei einer Tordifferenz von -12, bei den Heimspielen beträgt die Bilanz 32 Punkte aus 13 Spielen (Punkteschnitt: 2,46) bei einer Tordifferenz von +26.

Ich hab keine Lust das Ganze jetzt für eine große Anzahl an Vereinen zu machen und es hinterher in Relation zu setzen, aber dass diese Abweichung stärker ist als bei den allermeisten Teams sollte offensichtlich sein (und das gegen die gleichen Gegner).

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PB 21. Oktober 2015 um 10:43

Sehr gute Analyse. Danke dafür. Vor allem das Wort „Verwalterfußball“ ist absolut treffend für die Leistung der Bayern gestern. Zu wenig zwingende Aktionen, zu wenig Aggressivität, zu langsam in der Rückwärtsbewegung und leider alles viel zu statisch.
Ich hätte mir zu Halbzeit Coman für Vidal gewünscht. Müller dafür etwas zentraler spielen lassen. Und ich hätte Martinez für Bernat gebracht. Dafür Alaba nach außen geschoben, wo er einfach für mehr Druck sorgen kann als Bernat.
Aber dafür hätte Pep ja von seinem „Verwalterfußball“ abstand nehmen müssen.

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Libano 21. Oktober 2015 um 15:23

Dem kann ich nur 100% zustimmen. Aber wer weiss wie weit Martinez ist. Alaba ist auf der Aussenbahn viel besser aufgehoben, dort kann er ein kongeniales Duo mit Costa bilden.

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