Strategie im Tabellenkeller

Zwei der drei momentan drei letzten Teams der Bundesliga-Tabelle starteten mit neuen Trainern in diesen Spieltag. Gleich alle drei Mannschaften fuhren ein torloses Remis ein. Welche Rolle spielten und spielen die unterschiedlichen Herangehensweisen bei Schalke, Mainz und Bielefeld und welche Rolle könnte der Faktor Strategie spielen?

Schalke (Platz 18)

Die Phase des eigentlichen Abstiegskampfes hat Schalke mittlerweile praktisch verstellen. Nach klassischer Wahrnehmung besteht Abstiegskampf vornehmlich darin, sich in einem engen Gerangel mit Konkurrenten um die Plätze vor der Abstiegszone zu streiten. Angesichts des enormen Rückstands muss Schalke nicht mehr „abstiegskämpfen“, sondern eher aufholen. Unter diesen Umständen könnte es sich sogar anbieten, strategisch bewusst ins Wagnis zu gehen. Eine riskante Spielweise ist dank der Dreipunkteregel im Zweifel reizvoller als die Prämisse, zunächst einmal nur nicht verlieren zu wollen.

Ohnehin drohen den „Königsblauen“ als Tabellenletzten die Spieltage auszugehen. Unentschieden, bei denen man nicht viel zulässt, helfen für das Aufholen nur wenig. Zum einen kann das Remis gegen Mainz in diesem Fall aber psychologisch wertvoll sein, weil der Einstand von Dimitrios Grammozis als neuer Trainer dadurch nicht direkt mit einer neuerlichen Niederlage beginnt. Zum anderen spielte Schalke – anders als zu oft schon in der aktuellen Saison – gerade nicht gezielt auf bloße Stabilität, und damit indirekt auf den Punkt, hin. Die Ausrichtung war deutlicher aktiver als das.

Vor allem setzte Grammozis zunächst einmal einen neuen und anderen Akzent – potentiell in der aktuellen Lage bereits ein wertvoller Schritt: Dreierkette, viele junge Spieler, weiträumige Anlage. Schalke versuchte die Initiative in die Hand zu nehmen und hatte in der ersten Halbzeit mehr Spielanteile. Bereits bei seinen vorigen Stationen, etwa bei Darmstadt in der zweiten Liga, hat Grammozis einige gute Ansätze im Ballbesitzspiel angedeutet.

Bei seinem Debüt auf Schalke hielt sich die Dreierkette anfangs in der Raumaufteilung noch zu eng. Das wurde im Laufe der Partie zumindest etwas besser. An dieser Stelle deuteten sich die dünnen Grundlagen für Ballbesitzspiel im Gelsenkirchener Kader (nach langer Defensivorientierung) an, die einen gewissen Wettbewerbsnachteil für die Ausführung bedeuten. Die Akteure neigten zu vielen unpassenden und vor allem „kurzsichtigen“ Entscheidungen.

Da Mainz das eigene 5-2-3 asymmetrisch spielte und Latza tiefer startete, hatten die Gastgeber am ehesten über halbrechts Raum – bis Becker dort schließlich irgendwann von Latza angelaufen wurde. Schalke tat sich schwer, darauf strukturiert zu antworten. Die Spieler neigten dazu, die Positionen schnell durchzuspielen statt das Leder zwischendurch länger zirkulieren zu lassen. Letztlich lief es oft darauf hinaus, dass Serdar aus dem Mittelfeld hinter Latza in breite Positionen zog, um Becker eine Anspielstation zu geben.

Probleme und Potential breiter Freilaufbewegungen

In vielen Szenen boten diese seitlichen Freilaufbewegungen wenig Aussichten auf Spielfortsetzung. Vor allem hatten die beiden nominellen Sechser nur wenig Verbindungen zueinander, da sie sich jeweils recht frühzeitig schon zum äußeren Halbraum orientierten. Zudem reagierte geschickt: Der Mainzer Kapitän orientierte sich gut und achtete darauf, nicht zu weit nach hinten zu fallen, sondern möglichst lange „vor“ dem Passweg auf Serdar zu bleiben, wenn er kurzzeitig dessen Bewegungen aufnehmen musste.

Ausgangsstaffelung (bei beiden Teams sehr ähnlich zur Grundposition) mit problematischem Verlauf: Schalkes Dreierkette steht zu eng, Wege ins Mittelfeld sind zugestellt und Mustafi sieht sich daher gezwungen, frühzeitig auf den ausweichenden Serdar zu spielen. Latza rückt aber gut nach, ebenso Kohr und Mainz kann den Schalker Mittelfeldakteur isolieren. Dieser hat keine Optionen, zumal auch die Abstände zu den zentralen Kollegen groß sind. Entweder könnte sich Becker breiter staffeln, um diagonale Winkel zu geben und so ggf. Serdar von der Notwendigkeit des Ausweichens zu entlasten. In einigen Situationen war es geschickt von Mustafi, Becker zu überspielen, um die Mainzer Pressingauslösung zu umgehen. Bei einer solch frühzeitigen Bewegung Serdars, wie hier, die Latza stärker beschäftigt, würde sich das Zuspiel auf Becker aber anbieten. Dann könnte die engere Position effektiv sein, um Szalai schnell zu überdribbeln und kurzzeitig 2gegen1 gegen Latza herzustellen (bevor bzw. je nachdem wie Mwene und/oder Kohr dann reagieren). Wenn Becker mit dieser Motivation enger geblieben sein sollte, wäre es noch förderlich gewesen, dies für Mustafi entsprechend zu kommunizieren.

Vielversprechende Momente deuteten sich an, wenn Serdars Bewegungen nach außen den Dribblingkanal für William freiblocken konnte. Der Leihspieler aus Wolfsburg füllte mit horizontalen Wegen nach innen gelegentlich die Verbindung ins Zentrum auf. Sowohl mit diesem Muster als auch in der individuellen Ausführung vieler seiner Aktionen deutete er an, dass er zu einem wichtigen Puzzlestück für die nächsten Wochen werden könnte.

Im Verlaufe der ersten Halbzeit besetzte Serdar häufiger schon frühzeitig, statt sich seitlich freizulaufen, breite Positionen – und nun klar außerhalb der Defensivformation. Das erleichterte zwar die Wege diagonal ins Zentrum nicht entscheidend. Aber Willian konnte weiter aufrücken und die Gastgeber insgesamt die Summe der Optionen in Breite und Tiefe erhöhen.

Wenn das seitliche Freilaufen nicht erst bei Ballbesitz Beckers, sondern bereits bei Ballbesitz Mustafis erfolgte, bestand zumindest potentiell die Möglichkeit, Mainz vor Entscheidungen zu stellen. Je nach Bewegungen von Latza, Mwene und Kohr hätte Serdars Position wieder mehr Freiheiten für die Einbindung des Halbverteidigers bieten können.

Allerdings nutzte Schalke dieses Potential überhaupt nicht: Becker beispielsweise reagierte nicht entsprechend, indem er seine Positionierungen variierte. Mustafi verpasste die gelegentlichen Momente, seinen Nebenmann mitzunehmen und ins Andribbeln zu bringen. Der Neuzugang versuchte engagiert, die Zirkulation zu beschleunigen, aber neigte etwas zu stark dazu, die Position seines Nebenmannes zu überspielen.

Etwas später eine bessere Szene, in der Schalke mal vom Freistoß von Rönnow an in asymmetrischer Anordnung startet. Szalai drängt dann Mustafi aber nach außen, Latza hält Serdar im Deckungsschatten, der sich frühzeitig nach außen begibt. Nun hat Schalke viel Personal am Flügel. Selbst wenn das Durchspielen nicht gelingt: Aus dieser Ausgangsstaffelung ist die Tiefe für den Gegner unangenehmer zu verteidigen und lange Bälle in die Spitze können effektiver werden. Niakhaté und Mwene lassen sich gegen Serdar und William weiter herausziehen. Potentiell hätte Schalke mit den Angreifern in Gleichzahl attackieren können. Wenn man solche Aktionen sehr häufig und sehr konsequent forciert, kann dies eine „fehlererzwingende“ Angriffsweise sein. Wichtig in dieser Szene, dass Kolasinac (für die Absicherung und für die Alternativmöglichkeiten, eine solche Situation zwischendurch zur Variation mal anders anspielen zu können) hier das Zentrum hält (im Detail könnte er auch noch etwas enger stehen).

Was könnte passieren?

So kann man konstatieren, dass vielen Schalker Spielern Orientierungshilfen fehlen. Das Portfolio, auf dem Grammozis aufbauen kann, ist vergleichsweise dünn. Das macht die Entwicklung einer vielseitigen Ballbesitzanlage, die sich gerade dadurch auszeichnen würde, dass die Protagonisten sich möglichst schnell und variabel auf unterschiedliche Gegebenheiten einstellen können, schwierig. Um noch Chancen auf Rang 16 zu haben, müsste dieser Arbeitsfortschritt auch noch vergleichsweise schnell gelingen.

Womöglich bietet es sich unter diesen Umständen an, stark auf einzelne bestimmte „Offensivschienen“ zu setzen. Aufbauend auf den breiten Freilaufbewegungen Serdars wäre etwa ein bewusst breiter Ansatz eine Option. Wenn man extrem aufgefächert agiert und gleichzeitig einen überdurchschnittlichen Bewegungsreichtum in den vordersten Linien erzeugt, bedeutet das eine Spielweise, die dem Gegner konstant unangenehme Aufgaben – gerade in der individuellen und gruppentaktischen Orientierung – stellt und dafür Abstriche in der Erfolgsstabilität in Kauf nimmt. Sie setzt stärker darauf, den Gegner über Quantität von Aktionen zu fordern und verstärkt zu Fehlern oder zumindest Unsauberkeiten zu provozieren.

Das wäre also ein Ansatz, der für einzelne, aber potentiell entscheidende Situationen die Durchschlagskraft zu erhöhen vermag und „Nieten“ in Form von „schlechten“ Szenen einplant. Es wäre auch bewusst nicht der „beste“ Ansatz, sondern einer unter dem Motto: Besser einen ordentlichen Plan gut ausführen, als nicht genug Zeit zu haben, einen guten Plan nicht zur ausreichend guten Ausführung bringen zu können. Vermutlich sind die Aussichten für das Aufholen in einem solchen Fall besser als nach dem Bild der bisherigen Schalker Saison, in dem den Ansätzen, die es gab, konstant jeweils einige Prozentpunkte fehlten. Prinzipiell böte die Ausrichtung von Grammozis´ Debüt eine Basis, um zu einer solchen Vorgehensweise zu kommen.

In dem Fall würde das bedeuten, dass sich das Team verstärkt auf weiträumigen Aufbau und breite Angriffsentwicklung mit viel Tiefgang fokussierte. Weitere Hinweise aus der zweiten Halbzeit könnten eine solche Mutmaßung stützen. Nach dem Seitenwechsel intensivierten die Schalker die Flügelüberladungen. Gerade auf ihrer linken Seite brachten sie noch mehr Akteure nach außen als zuvor und versuchten noch dynamischer, diese hinunter zu spielen.

Zum einen zog Kolasinac aus dem Mittelfeld aggressiver nach außen und versuchte sich in kleine Doppelpässe oder Dreiecke einzuschalten. Zum anderen waren die Stürmer mit horizontalen Bewegungen präsenter, verstärkt auch gleichzeitig. Letztlich gingen diese Versuche im ersten Spiel unter Grammozis noch nicht auf. Aber es deutet sich zumindest ein veränderter Ansatz an, dessen strategischer Hintergedanke ganz gut zur fast aussichtslosen Tabellenlage passen könnte – zumindest mehr als es bloße Solidität täte.

Mainz 05 (Platz 17)

Für Mainz dürfte das Remis grundsätzlich tabellarisch wertvoller sein als für Schalke, auch wenn das Duell mit dem Schlusslicht ein aussichtsreicher Anlass für drei Zähler gewesen wäre. Unter Bo Svensson lieferten die Rheinhessen zuletzt einige überzeugende Partien ab. Eine wichtige Grundlage war die – bei dem vorhandenen Personal ohnehin gut passende – Intensität, die sich in den verschiedenen Spielphasen sehr komplett gestaltet. Das starke Niveau im Nachschieben und im Gegenpressing erlaubte gerade gegen die Top-Teams viele Punktgewinne.

Ein weiterer wichtiger Baustein unter Svensson war bereits zu Beginn die Raumbesetzung rund um das offensive Mittelfeld. Phasenweise bewegten sich die Mainzer geschickt zwischen den Linien. Das konnten sie bisher nicht immer konstant nutzen, weil die Geduld und die saubere Raumaufteilung aus der ersten Linie heraus Probleme machten. Gegen Schalke stellte sich diese Frage nach der Einbindung der Offensivabteilung aus dem Aufbau ähnlich, aber in einem anderen Kontext. Bei Ballbesitz gab es eine klare Rollenverteilung zwischen den Sechsern: Kohr hielt das Zentrum, Barreiro rückte frühzeitig auf.

Zunächst einmal passte das zum Ansatz, mit dem die Mainzer starteten. Sie griffen aus ihren eigenen – und anfangs noch seltenen – Ballbesitzmomenten recht eng an, mit Ausnahme der Dreierkette. Diese staffelte sich in manchen Szenen auch asymmetrisch, indem St. Juste auf die Rechtsverteidigerposition schob. Dadurch hatte Mainz gerade den rechten Flügel präsenter besetzt, zumal der nominell rechtsseitige Sechser die aufrückende Rolle bekleidete. Letztlich operierten die Gäste mit vielen langen Bällen und gingen auf die Abpraller.

Die dichte Besetzung des rechten Halbraums bot ihnen gute Voraussetzungen für die zweiten Bälle. Gleichzeitig waren die Mainzer stets gut abgesichert. Sie konnten vorne einige Bälle durch das frühe Aufrücken von Barreiro und da Costa festmachen und hatten gleichzeitig nur ein geringes Risiko, falls dies nicht gelang. Durchschlagskräftige Abprallersituationen ließen sich über diese Route gegen die Fünferkette plus die gute Rückzugsbewegung des Offensivtrios von Schalke aber kaum erzielen.

Daher schien Svensson im Verlaufe der Partie den Ansatz verstärkt zu variieren, zumal gleichzeitig auch der quantitative Anteil eigener Ballbesitzmomente stieg. Mainz wechselte das weiterhin enorm kompakte Spiel auf zweite Bälle mit dem genauen Gegenentwurf – einer sehr breiten Spielanlage. Bereits in der ersten Halbzeit gab es solche Momente: Zusätzlich zu der aufgefächerten Dreierkette verhielten sich die Flügelverteidiger in solchen Situationen wesentlich weiträumiger und aufrückender statt nur frühzeitig absichernd in die Halbräume einzuschieben.

Bereits beim Punktgewinn in Leverkusen hatte Mainz Variabilität in der Herangehensweise angedeutet: Als Svenssons Mannen nach einem 0:2-Rückstand das Heft in die Hand nehmen mussten, agierten sie zunächst recht geduldig und griffen zu längeren horizontalen Ballpassagen. Im Nachhinein war das wichtig, um Leverkusen laufen zu lassen, zumal sich die Mainzer dadurch selbst Sicherheit in der Angriffsvorbereitung generierten. Erst später gingen sie dazu über, mehr Personal zentral nahe der letzten Linie zu ballen, dies vertikaler anzuspielen und im Zweifel riskanter aufzurücken.

Gegen Schalke bestand keine Extremsituation dieser Art, aber der Programmwechsel bzw. die Variation vollzog sich sauberer. Für ein alternatives weiträumiges Ausspielen, falls dies tatsächlich geplant gewesen sein sollte, passte die scharfe Rollenverteilung zwischen den Sechsern jedoch nicht ganz so gut. Gegen das Auffächern der Dreierkette schien Schalke bemüht, sich nicht zu schnell zurückfallen zu lassen. Gerade das defensive Mittelfeld war durch die Rollen von Latza und Barreiro aber beschäftigt, so dass sich der Anschluss an die drei vordersten Leute nicht immer aufrechterhalten ließ.

Situativ ergaben sich hinter der ersten Pressinglinie, zumal diese später vermehrt höher starten wollte, Räume. Mainz hatte aber Schwierigkeiten, diese dynamisch zu besetzen – und dadurch bessere Vorwärtswege schaffen zu können. Entweder hätte Kohr als klarer Fixpunkt dienen können, um den Verteidigern mehr Raum zu geben. Doch diese schienen darauf überraschend wenig eingestellt und hielten sich in ihren breiten Staffelungen eher zurück. Das Thema Andribbeln war also auch für Mainz relevant.

Alternativ hätte Kohr explosive horizontale Freilaufbewegungen unternehmen können, um mit kurzen Dribblings in die verwaisten Räume neben gegnerischen Stürmern und Zehner zu gelangen. Von diesem Anspielen wäre zusätzlich ein lockender Effekt ausgegangen. Es hätten sich neue Dynamikmöglichkeiten ergeben können. Letztlich war Kohr für beide dieser Rollen jedoch nicht der ideale Typ, für Letztere eventuell der flinke Barreiro. Eine andere Mittelfeldstruktur hätte also auf Dauer interessant sein können: andere Besetzung der tiefen Sechs, Rochaden zwischen den Akteuren, oder eine Aufteilung mit zwei versetzten Sechsern.

Da die Mainzer im Gesamtpaket gegenüber dem neu formierten Tabellenletzten das stärkere, intensivere und auch eingespieltere Team sind, hatten sie schließlich in der umkämpften zweiten Halbzeit Vorteile. Dementsprechend kamen sie am Schluss einem möglichen Siegtreffer noch am ehesten nahe. Wirklich entsprochen hätte es der Begegnung jedoch nicht: So vielseitig sich die Mainzer Herangehensweise zuletzt gestaltete, wäre für diese Partie ein aktiverer Ansatz im Bewegungsspiel bei Ballbesitz vielleicht lohnenswerter gewesen.

Arminia Bielefeld (Platz 16)

Exkurs: Die Entlassung von Neuhaus

Nicht nur auf Schalke gab ein neuer Trainer seinen Einstand, sondern auch bei Arminia Bielefeld. Die überraschende Entlassung von Uwe Neuhaus war ein großes Diskussionsthema der vergangenen Fußballwoche. Insgesamt birgt die Entscheidung viele Facetten und ist eine komplizierte wie ambivalente Angelegenheit. Grundsätzlich würde sich der Fall auch eignen, allgemein über die verschiedenen Gradmesser und Kriterien für solche Trainerwechsel zu debattieren.

Ein erster klassischer Maßstab stellt stets die aktuellste Ergebnisserie dar. Gerade bei nominell bzw. individuell schwächeren Klubs aus den unteren Vereinen kann dies besonders interessant sein. Auf Bielefelder Seite lasen sich die Zahlen zuletzt nicht gut, mit nur einem Punkt aus den fünf Partien der Rückrunde und dabei 17 Gegentreffern. Einerseits muss man sagen, dass es die Arminia in diesen Begegnungen vier Mal mit der absoluten Spitzengruppe der Liga zu tun hatte. In diesem Fall kann eine derartige Niederlagenserie vorkommen und ist einzukalkulieren.

Aus einer solchen Perspektive erscheint die Entlassung bzw. ihr Zeitpunkt nach einer Partie in Dortmund, die Bielefeld als klarer Außenseiter bestritt, potentiell fragwürdig. Andererseits darf dies natürlich gerade nicht heißen, dass es sich in Folge von Begegnungen gegen Topklubs per sé verbieten würde, den Trainer zu wechseln. Selbst wenn Bielefeld Niederlagen in Dortmund und zuvor gegen Wolfsburg „einplanen“ muss, bleibt es dabei, deren Zustandekommen abzuwägen. In jenen beiden Begegnungen gab es manch ordentliche Ansätze und die Gründe für das jeweilige 0:3 wogen zumindest nicht so gravierend, dass sie zwingend einen personellen Wechsel nahelegen würden.

Letztlich geht es bei solchen Auftritten stets auch um den Eindruck, welche Vorbereitung durch den Trainer man für die folgenden Partien gegen andere, weniger klar überlegene Konkurrenten man zu erwarten hätte. Aus dieser Perspektive fügten sich die fünf vergangenen Partien sehr genau in das Gesamtbild der 17 Hinrunden-Begegnungen ein. Das gilt auch für die zahlenmäßige Gegentorflut der letzten Wochen, die die reinen Zahlen als solche zu sehr dramatisieren. Gerade bei diesem Thema greift das Spielplan-Argument der zuletzt starken Gegner besonders: Gegen die Top-Teams passiert es leichter, dass sich Ergebnisse nachträglich in die Höhe schrauben.

Geht man die einzelnen Partien durch, zeigen sich die unterschiedlichsten Beispiele dafür: In Dortmund hielt die Arminia zunächst recht lange ein 0:0, bei der Partie gegen Wolfsburg ließ sie grundsätzlich nur wenig zu und das 0:3 fiel letztlich zu hoch aus. Die Partie in München bot trotz ebenfalls dreier Gegentreffer einen der stärksten Bielefelder Saisonauftritte in der Sauberkeit und Flexibilität der Mittelfeldbewegungen gegen den Ball, auch wenn das Doppeln am Flügel mit der Zeit nachließ. In Durchgang zwei wurde der Außenseiter aber zu tief nach hinten gedrückt.

Schließlich fehlte gegen Frankfurt primär der Zugriff in den vorderen Linien. Demgegenüber war die Stabilität zum eigenen Tor hin bei weitem nicht so problematisch, wie die deutliche 1:5-Niederlage suggerierte. Mehrere Gegentreffer gingen darauf zurück, dass sich die strategisch zurückhaltenden Bielefelder aus ihren eigenen Ballbesitzphasen zwischenzeitlich auskontern ließen. An dieser Stelle deutet sich ein eigentlicher Problempunkt bei der Arminia in der laufenden Saison an: Das Spiel nach vorne. Auch die Statistik zeigt eine nur sehr geringe Torausbeute.

Einerseits gab es eine vielversprechende Basis. Unter Uwe Neuhaus hatte das Team ein gutes Niveau in der Ballzirkulation und auch in der ersten Aufbauphase. Die flache Eröffnung über sehr präsente Einbindung des Torwarts wurde geschickt mit langen Bällen auf die Stürmer – im Idealfall die Kombination aus dem ausweichenden Fabian Klos und einem diagonal hochziehenden Linksaußen – variiert. Zwar gab es unsaubere Phasen in dieser Saison. Aber diese nahmen zuletzt nicht signifikant zu. Vielmehr funktionierten etwa bei den Bayern die Freilaufbewegungen im defensiven Mittelfeld besonders gut.

Andererseits konnte Arminia aus dieser vielversprechenden Ausgangslage auf den letzten und entscheidenden Metern zum Strafraum meistens viel weniger Kapital schlagen, als es bis dahin zu erwarten gewesen wäre. Einerseits sind die Möglichkeiten des Kaders in diesem Bereich nicht herausragend. Andererseits kann die reine Offensivanlage des Teams berechtigten Anlass zur Kritik geben. Gerade mit der 4-4-2-Formation zeigte sich oft eine eher breite, lineare Anlage mit wenigen Verbindungen zwischen den einzelnen Spielern. Auch die Bewegungsmuster brachten diese selten zustande.

So entwickelte die Arminia letztlich nur wenig Durchschlagskraft. Sobald das Team einmal in Rückstand geriet, tat es sich schwer und punktete für gewöhnlich kaum. Gerade für den Abstiegskampf trägt das Offensivspiel letztlich sogar eine besondere Bedeutung, um bessere Chancen auf Siege statt Unentschieden zu haben und dadurch auch mal größere tabellarische Sprünge machen zu können. Wenn man individuell nicht die stärksten Akteure aufbieten kann, ist gegenseitige Unterstützung umso wichtiger.

Die Gesamtkonstellation in diesem Bereich blieb im Laufe der Saison weitgehend ähnlich. Über die letzten Monate gelangen der Arminia dort also zumindest keine signifikanten Fortschritte. Vor diesem Hintergrund hätte man es zumindest infrage stellen können, ob sich die Konstellation im Offensivbereich über das letzte Saisondrittel doch noch wesentlich verändert hätte. Während das Argument der kurzfristig „verlorenen“ Defensivstabilität nur bedingt tragfähig erscheint, wäre diese Kritik an Neuhaus demgegenüber grundsätzlich vertretbar. Ob ein solches Problem auch gleich eine „ausreichende“ Rechtfertigung für die Entlassung wäre, ließe sich anzweifeln.

Umgekehrt argumentiert derjenige, der sich für die Entscheidung aussprechen würde, aber zumindest nicht bodenlos, sondern hätte mit den Problemen im Offensivbereich eine stichhaltige Begründung zur Verfügung. Es geht an dieser Stelle gerade nicht darum, die Entlassung zu kritisieren oder ihr zuzustimmen, sondern darum zu zeigen, wieso man sich prinzipiell zu einem solchen Schritt entschließen kann – wenn auch nicht zwingend muss.

Es gibt gute Argumente für und gegen den Trainerwechsel – eine sehr knappe Entscheidung. Das hieße, dass sich die sportliche Führung eher auf dünnem Eis bewegt. Mit der stabilen und grundsoliden Ausrichtung Neuhaus´ waren die Chancen auf den Klassenerhalt – hauptsächlich durch viele kleine regelmäßige Punktgewinne, allerdings bisher auch mit begünstigt durch die ungewöhnlich unterdurchschnittliche Ausbeute einiger Konkurrenten – weiterhin absolut intakt gewesen.

Was bleibt festzuhalten: Im Grunde genommen fällt die Bestandsaufnahme nach dem Dortmund-Spiel nicht großartig anders aus als nach Hinrundenende bzw. als vor einigen Wochen. Die vorhandenen Kritikpunkte gab es auch zu jenem Zeitpunkt schon. Daher ließe sich argumentieren, dass die Umsetzung eines Trainerwechsel, sofern denn überhaupt vorgesehen, früher hätte erfolgen können oder müssen.

Unterschwellig scheint, so der Tenor öffentlicher Aussagen von Verantwortlichen, diese Entscheidung auch bereits vor einiger Zeit gefallen zu sein. Nur hätte man sie vor fünf oder sechs Wochen öffentlich noch schwieriger rechtfertigen können. Gerade das ist der Punkt, der sich moralisch diskutieren ließe. Denn als solche wäre die Entscheidung zum früheren Zeitpunkt nicht weniger legitim als zum späteren und wäre ihre sachliche Grundlage jeweils dieselbe gewesen.

Die Vielzahl kritischer Stimmen erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass vor allem die bisher erzielten Ergebnisse typischerweise die Argumentation über eine solche Frage bestimmen. Der aktuelle Fall bei der Arminia verweist darauf, auch die zu erwartenden Ergebnisse stets in die Entscheidungsprozess einfließen zu lassen bzw. ihnen Rechnung zu tragen.

Damit ist ausdrücklich – um es nochmals zu betonen – für die konkrete Konstellation und die Einordnung der Personalie Neuhaus gerade nicht gesagt, dass die Entlassung zwingend richtig gewesen sei. Die Diskussion darüber lässt sich vielmehr sehr kontrovers führen und tendenziell überwiegen womöglich eher die Argumente gegen die Entlassung.

Es geht vielmehr um die Sensibilität, warum man die (harte) Entscheidung begründeterweise so treffen kann, wenn auch nicht muss, wie sie getroffen wurde. Kritik an der Entlassung kann man sehr gut äußern; zu viel wäre es dagegen, ihre völlige Haltlosigkeit zu behaupten. Das führt direkt zur Frage des Zeitpunktes: Die Themen, die am ehesten eine Entlassung Neuhaus` begründen können, sind nicht erst in den letzten drei Wochen aufgetaucht. (Das würde übrigens auch für die angeblichen internen Faktoren, etwa bezüglich der Mannschaftsführung, gelten, die man aber von außen nicht bewerten kann und die deshalb hier eher beiseite gelassen wurden.)

Kramers Debüt gegen Union Berlin

Von Neuhaus´ Nachfolger Frank Kramer scheint man sich bei der Arminia einen strategisch aktiveren Ansatz zu erwarten. Trotz der Zahlen der letzten Wochen hatten die Bielefelder unter ihrem bisherigen Coach eine ordentliche Stabilität gegen den Zahl. Basis dafür war eine vergleichsweise konservative Ausrichtung im tieferen Mittelfeldpressing, die das Team nur selten verließ. Frühes Attackieren des Gegners kam demgegenüber selten vor. Von Kramer stand ein höheres Pressing demgegenüber, so manche Medienberichte, eher zu erwarten.

Direkt im ersten Spiel, der Heimpartie gegen Union Berlin, wäre ein ganz großer strategischer Umschwung überraschend gekommen. Erste Anzeichen gab es aber: Insgesamt verlagerte sich die Defensivhöhe der Arminia unter Kramer bereits einige Meter nach vorne. Der spektakuläre Eingriff bei Kramers Debüt betraf demgegenüber die Grundformation: Der neue Coach schickte seine Mannen in einer überraschend besetzten (und phasenweise flach interpretierten) Rautenformation aufs Feld.

Grundformationen erste Halbzeit

Die kompaktere Formation sollte vermutlich für kürzere Wege sorgen – einmal in der Vorbereitung des Pressings und einmal für zweite Bälle nach eigenen Vorwärtspässen. Bei weiten und hohen Zuspielen nach vorne stand diese Enge letztlich doch nur bedingt im Mittelpunkt. Zumeist gingen die Flugbälle mit vielen kurzen explosiven Zurückfallbewegungen verschiedener Offensivakteure einher. Dies deutete eher auf die Motivation hin, möglichst noch gegnerische Spieler zu binden und aus den Zielräumen wegzubewegen, um dort Unions Defensivpräsenz zu schwächen.

Gegen den Ball agierten die Arminen einerseits grundsätzlich stabil. Die im Vergleich zu den letzten Wochen vorgeschobene Pressinghöhe – zunächst meistens in ein vorderes Mittelfeldpressing – trug andererseits noch wenig zusätzliche Früchte über jene Stabilität hinaus. Es gelang dem Team beim Debüt des neuen Trainers nicht entscheidend, genug Spieler in unmittelbare Ballnähe zu bekommen und so die Aussichten auf hochwertige Balleroberungen zu verbessern.

Dies lag vor allem daran, dass die praktische Orientierung aus der engen Formation heraus bei vielen Spielern sich doch wieder auf die Breitenabdeckung richtete. So hielten die Stürmer stets engen Kontakt zu den Innenverteidigern – auch ballfern oder gegen situative Dreierketten Unions mit einem zurückgefallenen Sechser. Teilweise wurde frühzeitig auf die nächste Verlagerung spekuliert.

Vlap wiederum hatte es bei Anspielen auf einen Außenverteidiger nicht leicht, sich zwischen dem Rückpass auf den zentral gebliebenen Sechser und gegnerischen Freilaufbewegungen zum Ball hin zu entscheiden. Wenn er höher blieb statt diagonal hinter den ballnahen Stürmer nach innen zu „klappen“, ergab sich ein größerer Abstand zwischen erster und zweiter Pressinglinie. Gelegentlich schob Prietl diagonal höher nach vorne durch, zumal der ballferne Halbspieler oft tief und vor allem recht breit absicherte. Aber das geschah nicht konstant und konnte noch nicht so abgestimmt ablaufen.

Meistens rückte die Arminia also nicht mit letzter Geschlossenheit nach und schien mögliche weiträumige Aktionen Unions absichern zu wollen. In der Folge konnten die Gastgeber die direkten Vorwärtswege einigermaßen schließen, mussten im Gegenzug den ballführenden Aufbauspielern aber ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit zugestehen, welches das Sichern des Balles erlaubte. Union hatte die entscheidenden ein bis zwei Sekunden Zeit oder ein bis zwei Meter Platz für Auftaktbewegungen, um daraufhin Rückpässe zu spielen oder sich mit horizontalen Dribblings zu entziehen.

Punktuell gelangen schnelle Stafetten durch das Mittelfeld hindurch, da die Mannen von Urs Fischer während der ersten Halbzeit gute Bewegungsmuster im zweiten Drittel abriefen. Die Sechser achteten auf eine ausreichende Tiefenstaffelung zueinander. Kruse lauerte auf Rückstöße in offene Halbräume und band sich präsent ein. Gegen die schnelle Bielefelder Orientierung zur Seite gelangen den Innenverteidiger punktuell gute Flachpässe gegen die Verschiebedynamik, die solche Bewegungen nutzten.

Zudem antizipierten die Sechser mögliche Vorstöße als „dritter Mann“ für das Zusammenspiel mit Kruse gut. Gelegentlich kam Union daher zu schnellen Aufrückmomenten durch das zweite Drittel – seltener durch das Zentrum und hauptsächlich, indem sie ab der Ballsicherung auf der Außenverteidigerposition den Flügel hinunter spielten. Das schien nicht die eigentlich bevorzugte Route zu sein und so wurde das Ausspielen mitunter unsauber oder unnötig vertikal in der Folgeaktion.

Im weiteren Verlauf wurden die Gäste daher von den laufstarken Bielefeldern und deren nachrückender Raute doch wieder eingebremst und zugeschoben. Am Ende kam der Wert der Raute an dieser Stelle dann ganz besonders zum Tragen: in der Rückzugsbewegung. Diese verhinderte in Durchgang eins fast jegliche gefährliche Strafraumannäherung der Berliner.

Erst in der zweiten Halbzeit hatte Union längere höhere Ballbesitzphasen. Bereits aus den Übergängen heraus agierten die Gäste ruhiger und geduldiger, aber zu diesem Zeitpunkt hatte vor allem die Arminia ihrerseits bereits umgestellt. Für die zweiten 45 Minuten setzte Kramer auf eine 4-4-2/4-4-1-1-Formation. Möglicherweise war eine direktere, gleichmäßige Breitenabdeckung das Ziel. Insgesamt verlief der zweite Durchgang von beiden Mannschaften zäh, da auch Union bei Ballbesitz zurückhaltender agierte (mit mehr längeren Pässen) und die Bewegungen der Zentrumsspieler konservativer wurden.

Bereits aus der Rautenformation hatte Bielefeld sich darauf fokussiert, die Schnittstellen in der gegnerischen Mittelfeldreihe zu besetzen. Grundsätzlich hielten sich die Halbspieler jeweils zwischen einem Sechser und einem Flügelspieler auf. Diese Bereich blieben auch im 4-4-2 wichtig: Die Flügelspieler orientierten sich weit in den Halbraum, sowohl deutlich frühzeitiger als auch noch tiefer als in der für Neuhaus typischen Interpretation. Das Prinzip näherte sich einem 4-2-2-2. Nominell bedeutete das vielversprechende Präsenz in den zentralen Bereichen.

Doch letztlich kam es in dieser Begegnung (noch) nicht dazu, daraus Kapital zu schlagen. Die erste Herausforderung lautete, die einrückenden Flügel dort anzuspielen. Mit der Zeit ließ sich Maier von der Sechs vermehrt nach halblinks oder zentral zwischen die Innenverteidiger zurückfallen. Doch sowohl im Dreier- als auch im Viereraufbau entwickelte die Zirkulation nicht genug Dynamik, um gegen die sauberen Pressingbewegungen der vier vorderen Berliner deren Deckungsschatten zu knacken.

Brachte Bielefeld gelegentlich mal einen Ball zu Okugawa und Voglsammer bzw. später Doan, ging es als zweite Herausforderung um die folgenden Anschlussaktionen. In dieser Hinsicht wird einige Arbeit auf Kramer zukommen, um diese oder eine ähnliche Raumaufteilung, wie sie beispielsweise während seiner Zeit in Fürth vielversprechend genutzt wurde, zu verfolgen. Vorerst liefen die übrigen Offensivakteure viel zu oft vom jeweils ballführenden Kollegen weg.

Zwischendurch konnte Bielefeld noch zu den langen Bällen greifen. Um vielleicht einzelne Gegenspieler herauszuziehen, fielen die Flügel dafür nach hinten, teilweise aber zu weit, so dass die Anschlusswege zurück nach vorne zur Unterstützung unnötig lang wurden. Letztlich bestätigt sich nach diesen 90 Minuten also nochmals Bekanntes: Das Offensivspiel ist das eigentliche Sorgenkind des Aufsteigers und Verbesserungen in diesem Bereich dürften den feinen Unterschied für den Saisonausgang ausmachen.

Genau dorthin müssten zugleich die möglichen Effekte des Trainerwechsels zielen. Bei Kramers Debüt gab es einige lichte Anzeichen, wohin der Weg konzeptionell gehen könnte. Das bleibt kurzfristig bereits festzuhalten. Wie gut die praktische Ausführung dieser Ansätze – oder gegebenenfalls am Ende auch noch anderer Ansätze – sich entwickelt, wird dann längerfristiger zu verfolgen sein.

Koom 14. März 2021 um 12:39

Man muss auch sagen, dass der Abstiegskampf tatsächlich eine Menge bietet.

Mainz 05 – das, was Schalke gerne hätte, hat Mainz 05 schon geschafft: Einen internen Umbruch, der offenbar wirkt. Es ist – gerade für mich als 05er – faszinierend, wie schnell da die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Heidel hat offensichtlich Fußballsachverstand auf einer anderen Ebene. Er versteht, welche Bausteine für einen gewissen Erfolg notwendig sind. Warum das auf Schalke nicht klappte, wäre zu analysieren, aber dazu kommt man gleich.

Schalke – die ganzen Parallelen zum HSV drängen sich einfach sehr auf. Ein Klub, der sich durchaus als Dauergast im internationalen Wettbewerb sieht, par Tradition sowieso einer der Größten überhaupt ist – und der seit Jahren underperformed, Talente nicht nutzt/verschlechtert und Geld verbrennt. Was beide Klubs verbindet, sind riesige Fanmassen und jeweils ein umstrittener Königsthron mit einem Rat darunter. Wie bei der Politik scheinen Kompetenz für den Job, gesunderer Menschenverstand und Integrität keine entscheidenen Faktoren für eine der Posten zu sein, sondern eher Klüngel und wer medial es besser drauf hat. Man sieht ja auch den Widerstand, den es gegen Rangnick gibt, obwohl IMO er tatsächlich die einzige Chance wäre, den Verein umzukrempeln und auf Füsse zu stellen, die ein paar Jahrzehnte halten (sofern nicht wieder ein neuer Machtguru kommt und meint alles zerstören zu müssen – wie Herr Schneider).

Wer mischt noch mit? Arminia Bielefeld kann man keinen Vorwurf machen. Ehemaligen Zweitligisten ohne externes Kapital fehlen einfach die Mittel, um in der BL mitzuhalten. Ganz anders…

Hertha BSC Berlin – auch dort gibt es Parallelen zu Schalke und Hamburg, nur dass sie nicht ganz so groß und traditionell unterwegs sind, sondern sich gerne da sehen würden. Trotzdem trifft man auch dort Entscheidungen oft eher im Stile der Wirtschaft und weniger mit sportlicher Kompetenz. Die versucht man jetzt wohl mit Bobic einzukaufen – was keine schlechte Idee ist. Schaun mer mal.

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Koom 9. März 2021 um 09:51

Der erste Satz bei den Schalkern enthält wohl einen Fehler:
> Die Phase des eigentlichen Abstiegskampfes hat Schalke mittlerweile praktisch verstellen.

Ansonsten: Danke für den Artikel. Nachdem es ja jetzt doch zu Abstiegskampf langsam kommt, weil sich Schalke und Mainz nicht nur mehr in ihr Schicksal begeben, sondern aufmüpfig werden – und von oben ja auch durchaus Teams „nachrücken“, ist das wieder sehr spannend zu sehen.

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