Spitzenduell mit Geniestreich

0:1

Ein Glanzpunkt von Joshua Kimmich entscheidet ein enges Gigantenduell zwischen dem BVB und den Bayern, das seinem hohen Anspruch durch ein hohes Gesamtniveau gerecht wurde.

Kurz vor der Pause setzte Joshua Kimmich mit seinem genialen Lupfer – zumal nach einer ohnehin gut eingeleiteten Szene – die Krönung auf eine hochklassige Partie im Titelrennen zwischen den Dortmundern und den Bayern. Über die gesamten neunzig Minuten duellierten sich zwei starke Kontrahenten auf hohem Niveau. Ob Umschalten, Nachschieben, Passqualität oder gruppentaktisches Verhalten – die beiden Teams agierten sehr geschlossen, trafen viele gute Entscheidungen und arbeiteten sich aneinander ab. In schneller Abfolge gab es kompakte Szenen und spielerisch sehenswerte Momente, entstanden neue Dynamiken und reagierten die Spieler auf kurzzeitige gegnerische Vorteile durch wirkungsvolles Abwägen ihrer Optionen, um möglichst viel mannschaftliche Stabilität erhalten zu können. Viele gruppentaktische Situationen verliefen knapp und wurden beiderseits hochwertig geführt.

Gegen die 3-4-3-Anlage der Dortmunder mit der potentiellen Breite durch die Flügelverteidiger verzichtete der Gast aus München darauf, über die drei Stürmer direkt die erste Aufbaureihe vorne zuzustellen. In den Anfangsminuten agierte Müller als offensivster Mittelfeldakteur sehr hoch und rückte einige Male weiter als Lewandowskis Position heraus. Gelegentlich lief einer der Flügelspieler den jeweiligen Dortmunder Halbverteidiger diagonal von außerhalb des Sichtfeldes kurz an (und normalerweise nicht durch), wenn dieser angespielt wurde. Dementsprechend schienen die Gäste bestrebt, möglichst vielseitig zwischen den Randpunkten der Dortmunder Ballbesitzstruktur zu schwimmen.

Dortmunder Stafetten lösen sich aus Pressingsituationen

Allerdings war es schwierig, in dieser Konstellation durchgehend das richtige Maß zu finden und sämtliche Aktionen umfassend zu koordinieren. Daher schwammen die Münchener – gerade anfangs, zumal noch mit weniger „Erfahrungswerten“ für die konkrete Dynamik der Partie – nicht immer im stabilen Kontakt zu den möglichen Anspielstationen und manchmal im luftleeren Raum. Die Außenstürmer etwa scheuten sich in verschiedenen Situationen aus der Startposition höher nachzuschieben, weil sie nach einem Überspielen aus dieser Bewegung heraus tatsächlich kaum mehr Zugriff auf den Flügelverteidiger hätten herstellen können.

In den ersten Momenten kamen sie gelegentlich zu spät und daher hatte Dortmund leichte Vorteile in der ballnahen Präsenz, um sich über saubere Dreiecksbildung und kurze gruppentaktische Stafetten aus dem Pressing zu lösen. Halblinks ließ sich zudem Brandt oft als Überzahlspieler fallen und ergänzte bei Bedarf kleinräumig um Kimmich und Goretzka herum. Letztlich ermöglichten die tiefen Dortmunder Abläufe über verschiedene Dreiecke vor allem doch Wege in die Breite auf die Flügelverteidiger, gegen die die Gäste im Rückzug aber zumindest oft erst einmal die unmittelbaren Folgemomente in die Mitte hin zulaufen konnten. Damit standen im Resultat vor allem Aufrückräume.

Diese Situation ergab für den BVB einen ordentlichen Ballbesitzwert im ersten Teil der ersten Halbzeit und auch ordentliche Präsenz im Angriffsdrittel, aus der die Mannen von Lucien Favre hier und da – vorwiegend wieder mit Verlagerungen über die Struktur mit den Flügelverteidigern – Gefahr andeuteten. Dementsprechend bedeutete der erste Schlüssel für die Gäste, dass – bereits im Verlauf der ersten Halbzeit – der eigene Ballbesitz zunahm. Nicht zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit dieses Duells war dies ein entscheidender Weg, um besser im Spiel zu sein. Neben der Verlängerung der Ballbesitzphasen trugen mit der Zeit Umstellungen im eigenen Pressing zu einem Zuwachs an Spielanteilen bei.

Zustellen von Abstößen mit großem Effekt

Vor allem machte sich die strategische Entscheidung bemerkbar, gegnerische Abstöße und einzelne tiefe Freistöße als Möglichkeiten zum hohen Zustellen zu nutzen, ohne in jeder Situation aus dem laufen Spiel entsprechend agieren zu müssen. Generell funktionierte das bayerische Pressing nicht zwangsläufig in genau den Situationen besser, in denen die Flügelstürmer höher verteidigten, gerade bei Abstößen aber grundsätzlich schon. Vereinfacht gesagt: Da man als aufbauende Mannschaft den Zentralverteidiger der Dreierkette normalerweise nicht so tief im Umkreis des Elfmeterpunktes haben will und der Torwart beim ruhenden Ball nicht andribbeln kann, löst sich die Dreierkette üblicherweise kurzzeitig auf und wird potentiell zu einer Aufbauraute, den Keeper eingeschlossen.

In diesem Fall bildeten die Halbverteidiger an den Sechzehnerkanten die ersten Anspielstationen, gegen die häufig Gnabry und Coman von den Seiten nach vorne rückten. Dementsprechend hielten sich Lewandowski und Müller dafür etwas tiefer. Damit bewegten sie sich nicht nur in der Nähe von Hummels, sondern bildeten gleichzeitig eine erste Linie über dem Zentrum, die die Anbindung zu den gegnerischen Sechsern kompakter abschirmte – und so wiederum die eigenen Mittelfeldkollegen entlastete. Innerhalb dieses Trichters aus zwei höheren, verbreiterten und unmittelbar dahinter zwei engeren Offensivakteuren gestaltete es sich für die Borussia schwierig, stabile und gefahrenlose Freilaufbewegungen in den ersten Reihen und damit quasi einen Auftakt aus dem ruhenden Ball für die weiteren Verbindungen nach vorne zu finden.

So mussten sie häufig über Flugbälle eröffnen, die jedoch länger in der Luft waren und gegen die Bayern insgesamt ordentlich nachschieben konnte. Letztlich gab der BVB im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit also speziell aus Abstößen mehr Bälle ab als zu Beginn, die der Münchener Präsenz zugute kamen. Bei den Gästen hielten sich die Außenverteidiger später oft etwas tiefer und länger in der Kette, auch wenn der Borussia vereinzelt eine sehr saubere Eröffnung auf den Außenverteidiger gelang. Anders als im ersten Drittel des BVB rückten sie nicht heraus, sondern konzentrierten sich im Zweifel auf die Stabilität nach hinten. Da solche Szenen zahlenmäßig zurückgingen, machte sich das auf die Verschiebungen der Spielanteile nicht nachhaltig bemerkbar.

Dortmund schließt den Zwischenlinienraum

Nachdem viele Steilpässe und überhaupt einige verfrühte Entscheidungen im Passspiel das Bild der Anfangsphase bestimmt hatten, entwickelte sich der Auftritt der Bayern später wesentlich ruhiger. Speziell vom Flügel suchten sie häufiger und rationaler die Rückwege über die Sechser, die sich zuverlässig absetzten. Anders als auf Seiten der Münchener griff der BVB stärker auf Mannorientierungen für die Spieler im zentralen Mittelfeld zurück – grundsätzlich waren Delaney und Dahoud Goretzka und Kimmich zugeordnet. Diese Aufteilung diente hauptsächlich als Orientierungspunkt für die genauen Positionierungen und für die Aufrechterhaltung kurzer Wege, so wie sie interpretiert wurde.

Solange sich die Münchener Sechser in tieferer Position im Halbraum in der Ballverteilung betätigten, ließen die Dortmunder das noch zu und störten gelegentlich. Ansonsten lag der Fokus darauf, den Zwischenlinienraum zu versperren. Bei Bällen auf die Außen schob der jeweilige Flügelverteidiger auf den Passempfänger ins Pressing heraus und sein Offensivkollege vor ihm fiel gleichzeitig in engerer Position zurück. Auf diese Weise schlossen Brandt bzw. Hazard daneben den Passweg nach innen und stellten den entstehenden Raum im Rücken ihrer nominellen Hinterleute zu.

In diesem Zusammenhang pendelten sie im Laufe der Zeit immer weiter zurück, so dass die Münchener entsprechend ihre Präsenz festigten und sich häufiger in den Räumen um Haaland herum zeigen konnten. Umgekehrt stellten die Borussen dafür einen stabilen Defensivblock her, der schwierig zu knacken war: Nach den eröffnenden Bällen auf die Flügel fiel es den Münchenern gegen die Bewegungen aus der breiteren Fünferkette heraus schwer, Folgeoptionen nach vorne zu schaffen. Zunächst bildeten aus den Flügelabläufen direkte diagonale Chipbälle zwischen Halb- und Flügelverteidiger das einzige Mittel, das sehr sporadische Ansätze hervorbrachte.

Für die Hoheit im Zwischenlinienraum fuhren die Dortmunder gut mit der Variante, dass häufig Hummels aus der zentralen Abwehrposition die vertikal herausrückende Rolle übernahm, um dynamisch und überraschend Müller oder Lewandowski zu attackieren – oder Gnabry, der sich mit der Zeit häufiger eingerückt positionierte. An dieser Stelle setzte die klarste Münchener Veränderung im Laufe des ersten Durchgangs an. Die engere Einbindung des Linksaußen ging mit einem zunehmenden Fokus auf die rechte Seite einher, wo die Gäste ihre Bemühungen kompakt durchdrücken zu wollen schienen – bevorzugt mit scharfen Eröffnungen zwischen die Linien und einer aggressiven Folgeaktion entweder als direkter Weiterleitung in die Tiefe oder als Ablage für einen Ansatz zum Dribbling.

Kompaktheit halbrechts zum Münchener Gegenpressing

Zunächst einmal entstand aus dieser kompakteren Grundanordnung keine unmittelbare zusätzliche Durchschlagskraft, da die Räume weiterhin eng und vor allem schwierig zugänglich blieben. Dortmund musste sich aus der zweiten Linie noch etwas tiefer zurückziehen und mehr Gegner auf kleinerer Fläche beachten, also einen kleinen organisatorischen Mehraufwand leisten – ohne dass sich das direkt besonders auswirkte. Wenn Bayern lange genug zirkulierte, konnte es mit der Zeit aber mal vorkommen, dass die One-Touch-Pässe etwa der Außenverteidiger eine Herausrückbewegung oder einen Deckungsschatten überspielten.

Gruppentaktisch hatten die Mannen von Hansi Flick im Übergang zur letzten Linie schließlich wieder einige gute Abläufe an Bord. Das eigentlich Entscheidende in dieser hochklassigen und engen Begegnung war allerdings, dass die Bayern den bevorzugten Angriffsraum aus dem Rechtsfokus heraus präsent umstellen konnten bzw. wie gut sie dies taten. Den Münchenern nutzten ihre forschen Anschlussbewegungen nach direkten vertikalen Eröffnungen als noch bessere Voraussetzung für das Gegenpressing bzw. fast schon als vorgreifender, präventiver Übergang in dieses hinein.

Wenn der Ball tatsächlich verloren gehen sollte, konnten sie aus dem Lauf heraus unmittelbar nachsetzen und den Auftaktmoment quasi mitnehmen. Die aggressiven Vorwärtsbewegungen sorgten in den dicht gestaffelten Umgebungen also für unangenehme Dynamiken. Die Sechser hatten nicht nur untereinander oft gute Staffelungen, sondern in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, offensivere Entscheidungen im Vorrücken zu treffen. Beim Tor war es schließlich Kimmich, der bei hoher Einbindung Goretzkas gleichzeitig kompakt anschließen konnte und so in die Position für seine brillante Aktion kam.

Zweite Halbzeit

Leichte Verschiebungen in den Spielanteilen gab es grundsätzlich über den gesamten zweiten Durchgang, aber in den letzten etwa zwanzig Minuten veränderten sich die strategischen Haltungen nochmals merklich. Zwischendurch brachte Dortmund, speziell über gute Dribblingnutzung und einige Seitenwechsel aus dem Rückraum, die Münchener Defensive in einige brenzlige Situationen, in denen diese sich im letzten Moment der Strafraumverteidigung punktuell fast zu tororientiert absetzte und ansonsten hier und da das nötige Glück hatte, wie bei Haalands leicht abgefälschtem Abschluss.

Quantitativ ließen sich die Gäste aber nicht zu weit zurückdrängen. Zwischendurch nutzten sie regelmäßig Möglichkeiten zur längeren Zirkulationsphasen und entsprechend zur Beruhigung des Spiels, die letztlich in diesem Ausmaß insgesamt entscheidend bzw. sogar notwendig waren. Ansonsten traten häufiger asymmetrische Aufbaustaffelungen zwischen den Innenverteidigern und den Sechsern auf, von denen das Bayern-Spiel tendenziell profitierte. Daneben gab es einen größeren Anteil an längeren Bällen, die meistens geplant wirkten und im Verlauf der Zeit besser funktionierten als im ersten Teil der zweiten Hälfte.

Zum einen bestanden bei den Steilpässen der Außenverteidiger aus tieferer Position, bei denen vermutlich die offensiven Außen der Dortmunder gelegentlich weiter herausgelockt werden sollten, etwa die Gefahr, in den Entscheidungen schnell mal ein wenig zu stark oder ein wenig zu schnell in dieses Muster verfallen zu können. Zum anderen fuhren Flicks Mannen für verschiedene diagonale Flugbälle – oder in der absoluten Schlussphase auch einzelne Befreiungsschläge – geschickte positionelle Verteilungen innerhalb der Offensivabteilung auf. Die weiten Ausweichbewegungen von Müller, individual- und gruppentaktisches Verhalten um Kopfballduelle herum oder einzelne ballferne Pärchenbildungen funktionierten gut.

Auf Seiten des BVB hatte die zweite Defensivlinie schon aus dem 5-4-1 heraus begonnen, sich weiter vorne zu formieren, und die Bemühungen auch um verstärkte Herausrückbewegungen setzten sich nach der Einwechslung Götzes zum 4-4-2 fort. Die Sechser verteidigten sowohl den Zwischenlinienraum insgesamt als auch höhere Positionierungen aus dem gegnerischen Mittelfeld im Speziellen immer häufiger über den Deckungsschatten und versuchten weitere Wege aus der Formation heraus einzuschlagen. Vom Prinzip schöpfte Favre nachvollziehbare Möglichkeiten für Umstellungen aus, Bayern hielt aber stark dagegen. Flick brachte noch Martínez in ein 4-1-4-1/4-5-1 für Herausrückbewegungen.

Fazit

Letztlich bildete Kimmichs Treffer die Entscheidung eines hochklassigen und engen Spitzenspiels. Zum Ende des ersten Durchgangs hatten sich die Bayern zunehmend gesteigert und in eine leicht aussichtsreichere Position gearbeitet, als sie das frühe Zustellen weiter variierten und sich aus dem Ballbesitz auf den halbrechten Offensivbereich fokussierten. Insgesamt fand Flick also einige gute Feinjustierungen. Über den Rahmen der einzelnen Begegnung hinaus kann das hohe Gesamtniveau dieses Duells auf die derzeitige Lage in der Bundesliga überleiten: In der Spitzengruppe stellt sich die Qualität nochmal ausgeprägter dar, aber auch die Vereine dahinter bewegen sich auf einem sehr respektablen Level.

Man findet viele Spiele mit hoher Intensität und ausgeprägter Handlungsschnelligkeit, mit disziplinierter – gerade defensiver – Überzahlbildung zum Flügel hin und mit meistens anspruchsvollen Duellen um Zwischenräume. Es wird versucht, kleine Potentiale weiter auszureizen, exemplarisch etwa letztes Wochenende bei Freiburg in der Aktivität der Sechser im Freilaufverhalten für Rück- und Querpässe, wie man sie vor zwei oder drei Jahren so nicht gesehen hätte. Trotzdem verloren die Breisgauer gegen den fast abgeschriebenen und lange sieglosen Tabellenvorletzten, der derzeit einige gute Ansätze zeigt. Nur wenige Tage später treffen die Freiburger auf einen weiteren sogenannten „Krisenklub“ der aktuellen Saisonphase, der kurzerhand auf Dreierkette zurück umstellt – mit Wechseln innerhalb des Spiels – und mit teilweise wahnsinnig aggressivem Vertikalspiel zwischen den drei Offensivakteuren einen Sturmlauf hinlegt. So läuft momentan die Bundesliga.

Wie sich in diesem Spitzenduell zwischen den Dortmundern und den Bayern zeigte, sind die führenden Top-Klubs insgesamt noch etwas stabiler, kompletter und gruppentaktisch wuchtiger als die gute Konkurrenz. Allein die Aktivität, Intensität und Systematik, mit der einige Münchener Offensivakteure selbst in den letzten Minuten oft noch den Deckungsschatten einsetzten, um dem Gegner die einfachsten Aufrückwege in die Schlussoffensive hinein zu erschweren, kann man als Paradebeispiel für die momentane Qualität heranziehen.

Koom 26. Juni 2020 um 10:34

Um mal den Gedanken aus nem anderen Thread fortzuführen: der BVB macht weiterhin die gleichen Fehler. Man arbeitet an der Verpflichtung des Engländers Bellingham. 16 Jahre jung, 8er Position.

Achtung, sicherlich leichte Stammtischtendenzen: Eine Mannschaft, die „nachgewiesen“ hat, in engen Spielen ein Stück weit orientierungslos und „suchend“ zu sein, will man nun einen Spieler ins Zentrum setzen, dem man seinem Alter nach nicht mal das Führen eines Autos zugestattet, aber die Geschicke eines Millionenunternehmens anvertraut.

Das ist keine Leitwolfdiskussion, aber der BVB erweitert seinen gedachten Startkader um Spieler, deren größte Krise bislang vermutlich daraus bestand, dass sie öffentlich keinen Alkohol trinken durften oder die Lieblingsserie abgesetzt wurde. Der vermutlich ebenfalls seinen bisherigen Jugendklubs himmelweit entwachsen war und zum ersten Mal in einen Wettbewerb kommt, wo er weder körperlich noch sonstwie weit heraussticht.

Und nächste Saison wundert man sich wieder über 10-20 Punkte Abstand zu den Bayern. Aber freut sich über 95 Millionen für Sancho.

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Daniel 26. Juni 2020 um 15:52

Ich kenn den Spieler nicht, aber das zentrale Mittelfeld ist die Position, bei der es am schwierigsten ist, sich als junger Spieler durchzusetzen. Nicht umsonst starten viele Jugendspieler ihre Karriere auf Flügelpositionen und rücken erst später ins Zentrum. Die Außenlinie beschränkt die Möglichkeiten und erleichtert die Orientierung, Ballverluste aus „jugendlichem Leichtsinn“ sind leichter zu korrigieren und weniger gefährlich. Die ganzen Dortmunder Shootingstars der letzten Jahre waren deswegen ja auch in den allermeisten Fällen Flügelspieler (Pulisic, Sancho, Dembélé, Hakimi…). Auf den zentralen Positionen haben sich Zagadou, Weigl, Dahoud… trotz in meinen Augen ähnlichen oder sogar größeren Potenzials viel schwerer getan. Die Geduld, einen jungen Spieler über Jahre mit langsam steigenden Spielanteilen und gegebenenfalls Leihen einzubauen, wie das Bayern oft macht, findet man in Dortmund spätestens seit dem Tuchel-Abgang nicht, lieber holt man Soforthilfen (oder jedenfalls Spieler, von denen man das erhofft), die die Youngster auf den Flügeln absichern. Wenn Dortmund jetzt allen Ernstes einen 16 jährigen 8er für die Profimannschaft holt muss das ja fast schiefgehen, solange er kein Jahrtausendtalent ist.

Im zentralen Mittelfeld seh ich ehrlich gesagt auch unabhängig vom Alter keinen Bedarf bei Dortmund. Die brauchen vor allem ein Backup für Haaland. Das sollte kein superteurer Transfer mit Stammtischanspruch sein, aber schon jemand, der auch keine totale Notlösung ist. Bayern regelt sowas ganz gern mit erfahrenen Buli-Spielern im Herbst ihrer Karriere, die ohne zu murren meist auf der Bank sitzen, aber das Niveau auch nicht zu sehr runterziehen, wenn man sie braucht (Perisic, Wagner, van Buyten und Rafinha in den letzten Jahren, Pizarro bei seiner letzten FCB-Periode). Einfach mal wild spekuliert: was spricht denn gegen Ibisevic? Der will bestimmt nicht mehr jedes Spiel machen, aber bei einer offensivstarken Mannschaft ist er immer noch sehr gefährlich. Vertrag läuft aus, er dürfte keine extremen Gehaltsvorstellungen haben und mal wirklich um Titel zu spielen wäre nochmal eine ganz neue Erfahrung für ihn. Gibt bestimmt ein paar Optionen für eine solche Rolle, wenn man mal danach sucht.

Etwas anderes Thema: ich könnte mir vorstellen, dass Dortmund sehr kämpfen muss, seinen Kader zu verkleinern dieses Jahr. Da sind einige Spieler, die ein recht hohes Gehalt beziehen dürften, aber kaum etwas gezeigt haben, dieses zu rechtfertigen und für andere Vereine interessant zu sein (Schürrle, Toprak, Schmelzer, Wolf…). Dürfte interessant werden. Deswegen weiß ich gar nicht, wie viel Geld der BVB diesen Sommer wirklich investieren kann.

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Koom 26. Juni 2020 um 17:15

Beim BVB ist immer der Zockerreiz sehr groß, irgendein Megatalent ala Dembele zu entdecken. Sicherlich auch in der Hoffnung, dass der sofort so einschlägt, dass es zur Meisterschaft reicht (blauäugig), aber generell mehr als Wertanlage/Transferobjekt.

Und sorry für meinen Stammtischbeitrag und danke @Daniel, dass es verstanden wurde, worauf ich hinaus will. Der BVB ist alles andere als gefestigt. Im Mittelfeld tummeln sich ja bereits ein paar Spieler, die ohne Frage sehr talentiert sind, aber noch nicht gefestigt sind. Brandt, Dahoud, theoretisch Guerreiro, aber auch selbst die „Alten“ mit Witsel und Delaney sind ja keine Fixpunkte dort. Und jetzt will man dort wieder einen unerfahrenen Durchstarter reinbringen?

Und ja, auch dass deren Kader für nächste Saison gigantisch ist, ist auch ein Problem. Eigentlich würde es dem BVB ganz gut tun, eine Nullrunde einzulegen bei den Transfers. Vielleicht tatsächlich nur nach einem Backup für Halaand suchen, weil das gebraucht werden kann, aber ansonsten mal mit dem arbeitet, was man hat. Weil eigentlich ist der Kader verdammt gut, aber er hat sich noch nicht so zusammengefunden, wie man es braucht um Meister zu werden.

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tobit 6. Juli 2020 um 19:25

Anderer Ansatz: man sichert sich einen der stärksten Spieler der englischen Championship, der sich dort bereits mit 16 als Stammspieler etabliert hat. Und ich glaube nicht, dass er das durch körperliche Überlegenheit geschafft hat, da die Championship als eine der körperlichsten Ligen der Welt gilt. Erfahrung und Kämpfertypen hat man mit Delaney, Can und Witsel genug fürs Zentrum. Da kann man durchaus ein großes Talent dazustellen, vor allem da sich die Hoffnungen bzgl. Dahoud, Burnic und Co. als Zukunft der Dortmunder Zentrale weitgehend zerschlagen haben. Außerdem soll Bellingham ja auch durchaus offensiver bzw. außen einsetzbar sein.

Einen Backup für Haaland wird es nicht geben. Halte ich auch für einen großen Fehler, weil man nicht nur mit Hazard als Tiefengeber spielen kann, wie man bei Haalands Ausfall in der Saison-Endphase gesehen hat. Aber das ist ja bei Dortmund noch mehr Vereins-DNA als der absurd hohe Talente-Verschleiß. Der Stürmer „braucht schließlich das volle Vertrauen“. Dass eigentlich jeder Stürmer beim BVB am besten funktioniert hat, wenn er einen guten Backup hatte (Barrios mit Valdez/Lewy, Lewy mit Auba, Auba mit Ramos, Paco mit Götze), wird dafür geflissentlich ignoriert.

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Daniel 7. Juni 2020 um 16:13

Ich konnte das gestrige Spiel der Dortmunder nicht sehen, aber in allen Aufstellungen, die ich im Internet finden konnte, wird Can als Hummels-Ersatz im Zentrum der Dreierkette geführt. In der Zusammenfassung, die ich gesehen hab, ist Can aber sehr oft weit vorne rumgeschwirrt, oft etwas halblinks. Lag das einfach an der Auswahl der Szenen in der Zusammenfassung oder gab es eine deutliche systematische Veränderung im Vergleich zu den letzten Spielen?

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tobit 7. Juni 2020 um 18:11

Also in der ersten Hälfte (zweite habe ich auch nicht gesehen) war er klar zentraler IV. Da ist er aber im Spielaufbau im ersten Drittel schon oft etwas vor den Halbverteidigern positioniert gewesen und Delaney und Witsel waren deutlich höher unterwegs.
Im zweiten Drittel gab es dann viele Staffelungen mit Piszczek in klassischen RV-Räumen und unbesetzter LV-Position. Da war Can dann rechter IV und Witsel kippte wie so oft nach links raus.
Wenn der Ball ins letzte Drittel ging, schoben Piszczek und/oder Can über halbrechts noch (deutlich) weiter nach vorne und Akanji blieb als tiefe Absicherung zentraler.
Wirklich viele Ballkontakte in offensiven Zonen hatte Can laut whoscored nicht, können aber natürlich genau die entscheidenden Szenen gewesen sein.

Generell wurde gegenüber den Spielen mit Dahoud wesentlich weniger zentral über die tiefen Sechser aufgebaut. Stattdessen wurde schon früh auf die Flügel gespielt und dann von da versucht die Stürmer einzubinden. Die haben dann eher mal auf die Sechser zurückgespielt.
Von Brandt als falscher Neun halte ich übrigens immer noch nichts, da kommt er nicht mit dem passenden Timing in die Übergangsräume. Ein Faktor dafür ist sicher auch der Wechsel Sancho für Haaland. Sancho holt sich einfach auch gerne die Bälle ab um Solos zu starten oder Präsenz zu sammeln, da muss dann Brandt zu oft als echte Neun aushelfen.

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Daniel 7. Juni 2020 um 20:05

Ok, also schon andere Aufteilung als in den vergangenen Wochen mit Hummels. Erinnert jetzt von deiner Erzählung her im Spielaufbau etwas an die Variante, die Nagelsmanns Hoffenheimer mit Vogt als zentralem Verteidiger meistens gespielt haben, der ja auch situativ oft in den Sechserraum vorgestoßen ist. Wie hat dir Can in dieser Rolle denn gefallen? Dass Can für die Dreierkette geholt wurde ist für mich noch die plausibelste Erklärung für seinen Transfer. Allerdings hatte ich da bisher eher an die Halbverteidiger-Rolle gedacht.

Ich würd eher sagen, dass der BVB generell keine passende Umgebung für eine falsche Neun bietet. Egal, ob die Götze, Brandt oder sonstwie heißt. Dortmunds offensive Mittelfeldspieler holen sich alle die Bälle auch mal tiefer ab und sind nicht der Typ dafür, die Abwehr mit Tiefenläufen nach hinten zu drücken. Folglich bleibt diese Aufgabe am Mittelstürmer hängen. Eben deshalb hab ich den Alcacer-Transfer im Winter auch ziemlich seltsam gefunden. Dortmund hat jetzt von Haaland die gleiche Abhängigkeit wie vorher von Alcacer, die Watzke im Herbst noch selbst als Fehler bezeichnet hat.

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tobit 7. Juni 2020 um 22:21

Can wurde in diesen Situationen quasi gar nicht eingebunden. Er stand halt etwas vor Piszczek und Akanji, die dann nach kurzem Gehen mit Ball auf Hakimi bzw. Witsel spielten. Damit war man dann idR schon im zweiten Drittel. Die Idee, die ich dahinter vermute, ist ein Durchpressen von Ibisevic auf Bürki zu erschweren. Das war aber aufgrund des kaum gespielten Angriffspressings bei der Hertha überhaupt nicht notwendig. Ein anderer Punkt könnte sein, dass man ihn als „Dahoud-Ersatz“ nutzen wollte um ein Herausrücken aus dem Mittelfeld anzulocken und damit Räume für eine schnelle Einbindung der Angreifer zu öffnen. Das wäre aber glaube ich gegen ein Deckungsschattengenie und Laufwunder wie Darida kaum mal erfolgreich gewesen.
Als Halbverteidiger oder tiefen RV fände ich Can auch durchaus interessant. Da könnte er recht ähnlich zu Piszczek agieren, davon hat man gestern auch einige Ansätze gesehen. Wäre rein von der Passtechnik ein ziemliches Upgrade, in vielen anderen Bereichen ist Piszczu ihm aber trotz seiner Schwächen immer noch weit überlegen. Er trennt sich z.b. viel besser/schneller vom Ball und läuft sich dann auch „defensiver“ frei. Can würde da denke ich Gefahr laufen, zu viel ins Mittelfeld zu driften

Prinzipiell hat Dortmund schon passende Tiefenläufer (Reus, Hazard, Hakimi, evtl. Haaland) für eine falsche Neun, aber einfach keine Neun, die das wirklich nutzen könnte. Brandt muss sich entweder aus dem Mittelfeld oder von außen in die Halbraumlücken bewegen um seinen vollen Effekt zu entfalten, Sancho gefällt mir auch wesentlich besser wenn er von außen kommt, Götze ist von der Neun nicht falsch genug und Reus halte ich für grundsätzlich ungeeignet in einer so präsent vorbereitenden Rolle.
Abgesehen von Götze sind sie halt alle eher Zehner als wirkliche falsche Neuner und profitieren massiv von einem Stürmer vor sich. Im 4-2-3-1 war das oft Götze oder Alcacer. Im 3-4-3 vor der Winter-Pause hat das dann eher Hazard gespielt, der da ganz gut hinpasst (gut mit dem Rücken zum Tor, gute Ablagen, geniales Gegenpressing, positionelle Disziplin) und als Tiefengeber sehr viel Unterstützung von den Wingbacks hatte. In der aktuellen Ausrichtung fehlt es ohne Haaland aber wirklich an Tiefe, da Hakimi weniger aggressiv tief geht als vor der Pause, Guerreiro ständig in die Mitte zieht und Reus fehlt. Hazard hat dann die Wahl entweder horizontal zu strecken indem er für Guerreiro den linken Flügel übernimmt (was ich eine sehr passende Einbindung für beide finde) oder mittiger in die Tiefe zu gehen, wo dann aber der Gegner leicht verdichten kann.
Daraus entstehen dann denke ich viele der Dortmunder Schwierigkeiten in den ersten Halbzeiten der letzten paar Spiele: Der Gegner kann problemlos auf die Spielmacher durchrücken und muss eben nicht den schnellen Ball auf die weite Wiese fürchten.

Ersatzstürmer rausschmeißen hat in den letzten Jahren ja quasi Tradition beim BVB. Erst Ramos, dann Philipp und Schürrle (die zählen nur so halb, waren ja auch nur so halb als Stürmer geplant), dann Isak, dann Alcacer. Isak ärgert mich da am meisten, dass man ihm nach der Leihe so gar keine Chance gegeben hat. Paco kann ich irgendwie verstehen, sowohl von Spieler- als auch von Vereinsseite. Er war vorher schon nicht bedingungslos gesetzt (Rückrunde „Timeshare“ mit Götze, Hinrunde erst verletzt dann ohne Rolle im 3-4-3), wollte aber unbedingt Spielzeit für die EM und der Verein wollte unbedingt Can, brauchte dafür aber erst Einnahmen.

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MP 2. Juni 2020 um 16:30

Exzellenter Artikel! Favre hat Dortmund wirklich gut eingestellt.

Es fehlte einfach ein Hauch Qualität beim BVB. Reus, Sancho und Can waren nicht fit oder nicht in Topform. Das war meiner Meinung nach der feine Unterschied. Vor allem das Duell Sancho/ Reus vs. Pavard hätte mehr gefährliche Aktionen provozieren können.

Brandt hat sich oft fallen lassen, was einerseits positiv beim Spielaufbau (insbesondere seine schnellen Verlagerung) war, aber andererseits zu etwas weniger Präsenz im letzten Drittel führte. Dadurch fehlte meiner Meinung nach der Druck auf Bayerns Schwachstelle Nr. 1 Pavard. Ein 1 gegen 1 oder ein Laufduell zwischen Reus/Sancho Pavard wäre sehr interessant geworden.

Andererseits weiß man nicht ob Dahoud und Delaney gegen Kimmich, Goretzka und Müller untergegangen wären, wenn die Unterstützung von Brandt gefehlt hätte.

In jedem Fall war es mal wieder beeindruckend zu sehen, wie der FC Bayern sein Anlaufverhalten und seine Raumaufteilung innerhalb von Minuten verbessert hat. In den ersten 15 Minuten fehlte etwas der Zugriff, aber als dieser „Trichter“ richtig stand, tat sich Dortmund sehr schwer.

Schade, dass der BVB nicht in Topbesetzung antreten durfte – chapeau an Favre guter Matchplan.

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tobit 2. Juni 2020 um 21:23

Pavard war fand ich keine besondere Schwachstelle. Wenn er weit aufrückt, kann es natürlich gefährlich werden, weil er weder so schnell ist wie Davies (der da auch erstaunlich gut auf Ballverluste reagiert) noch einen David Alaba als Absicherung hinter sich hat. Ich würde ihn ja wirklich gerne mal in einer konstant tieferen Rolle sehen, die käme ihm glaube ich deutlich mehr entgegen als die des Flügelläufers. Hat ja beim VfB sehr viel als IV, teilweise sogar „Libero“ gespielt, könnte mir da schicke Dinge in einer (verkappten) 3er-Kette mit Süle und Alaba vorstellen.
———– Lewy —– Müller ———–
Davies —– Goretzka —– Gnabry
——— Thiago — Kimmich ———
—— Alaba — Süle — Pavard ——
—————— Neuer ——————
Je nach Gusto kann man da natürlich auch Coman für Goretzka bringen. Dann geht Müller auf die Zehn und Gnabry nach vorne. Das wäre dann wieder klareres 4-2-1-3/4-4-2 gegen den Ball.

Die tiefe Rolle von Brandt ist definitiv notwendig, gerade gegen Teams mit so starkem Pressing und Gegenpressing wie die Bayern. Das hat auch in den Spielen davor noch deutlich besser gepasst, weil Hazard und die Wingbacks etwas offensiver agiert haben. Aber generell setzt der BVB nach der Unterbrechung auf eine eher dünne offensive Besetzung, die sich über individuelle Klasse und Athletik auch in Unterzahl schnell durchsetzt. Fast alle diese Durchbrüche starten mit Aktionen von Brandt, der dazu noch eine Menge Balance-Aktionen auf die Flügel in seinem Spiel hat um den Wingbacks noch diagonalere Spielzüge zu ermöglichen.
Reus und Can (den Sinn hinter seiner Verpflichtung sehe ich immer noch nicht) sehe ich aktuell nicht in der Topbesetzung des BVB, da fehlen Zagadou und Witsel deutlich mehr. Die stellen einfach ein so signifikantes Upgrade gegenüber Piszczek/Akanji und Dahoud dar, gerade eben in den einleitenden Momenten, die jetzt quasi nur noch von Brandt und situativ mal von Sancho und Guerreiro ausgehen.
Auch in Topbesetzung hätte es denke ich für den BVB nicht gereicht, dafür sind die Bayern einfach zu sicher und konstant im Warten auf und Ausspielen ihrer Chancen. Aber ich bin mit dem Spiel trotzdem zufrieden. Endlich ist man mal nicht nach dem ersten Gegentor völlig auseinandergebrochen, sondern hat den Matchplan ruhig weiterverfolgt und gerade im letzten Drittel Situationen wesentlich konsequenter weiter- und ausgespielt, die man sonst mit Unsicherheiten verbaselt hat. Mir hat vor allem gefallen, dass der Matchplan sehr ähnlich zu „normalen“ Spielen war. Das war ein wichtiges Signal des Glaubens an die eigene Stärke.

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TR 4. Juni 2020 um 23:37

Ich muss auch sagen, dass mich Pavard momentan doch sehr beeindruckt, im Laufe der Saison immer mehr. Anfangs stand ich dem Transfer generell doch eher skeptisch gegenüber, da er zum Ende seiner Stuttgarter Zeit und den häufigen Einsätzen als Außenverteidiger in der Antizipation schwächer agierte als zuvor und sich in bestimmten Dynamiken auch weniger gut orientierte. Teilweise sah man das in der Hinrunde zumindest bei Spielen als IV auch noch, mittlerweile hat sich Pavard als Rechtsverteidiger aber sehr gut entwickelt meiner Meinung nach und dort zu einer äußerst stabilen Spielweise gefunden. Er nutzt seine – zumal verbesserten – körperlichen Möglichkeiten gut, schaltet extrem schnell um und hat vor allem ein starkes Timing im Auf- und Nachrückverhalten. Dadurch wirkt er nach vorne sehr kraftvoll und setzt vor allem grundsätzlich einfache Bewegungs- und Aktionsmuster effektiv um. Gerade die Konstanz aus sauberen Vorstößen und zuverlässigem Rückzug (nicht so explosiv und verrückt wie bei Davies natürlich) sorgt aktuell schon für eine starke Mischung, die ich ihm so in der Form zugegebenermaßen nicht unbedingt zugetraut hätte. Da dürfte auch Flick eine Rolle spielen, zu dessen derzeitigem Stil speziell mit den Flügelabläufen Pavard als Außenverteidiger zudem einfach recht gut passt.

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Koom 5. Juni 2020 um 11:10

Man sieht schon, was ein guter Trainer ausmacht. Flick ist unscheinbar, aber scheinbar ein gewissenhafter Arbeiter auf dem Platz. Das wirkt ähnlich wie beim späten Heynckes wenig spektakulär und innovativ, aber gut abgestimmt.

So ein wenig verbreitet sich ja auch mehr und mehr die Theorie, das hinter der Nationalmannschaft von Löw vor allem Flick für den stetigen Aufstieg hin zum Weltmeister ein gewichtiger Grund war. Das 2018 bei der WM plötzlich diverse Spieler (Müller, Khedira) Defensivarbeit verlernten, die es jahrelang durchaus gezeigt haben, dort diszipliniert zu sein, würde ich da als Indiz deuten.

Ich finde die Handschrift Flicks bei Bayern und der Nationalmannschaft ist durchaus sehr gut lesbar. Wäre Flick jetzt noch ein „medialerer“ Mensch, also jemand, der mehr den Scheinwerfer sucht, würde das wohl auch im Boulevard noch mehr gewürdigt werden. Wobei diese „Würdigung“ auch keine wirkliche ist.

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Sasukeee 1. Juni 2020 um 21:21

Super Beitrag. Der Antwort von Andre Mueller kann ich mich nicht anschließen.
Eine Frage; wurde/hast du bzgl der Aktivität der Sechser im Freilaufverhalten für Rück- und Querpässe etwas geschrieben? Würde gern davon mehr wissen.

LG

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T 31. Mai 2020 um 19:08

Siehst du, und genau wegen dieses Niveaus der Artikel, die nicht „man“, sondern du nicht nachvollziehen kannst, lese ich gern Spielverlagerung.de

Es ist doch kein Problem, etwas nicht zu verstehen – aber die richtige Reaktion darauf ist eine Frage, keine Beurteilung. Der eigene Horizont ist ja kein geeigneter Maßstab für die Welt.

TR fordert genau das ein. Und das ist super, denn danach wirst du peu a peu immer mehr davon verstehen. Geht doch uns allen in verschiedenen Bereichen auf verschiedenen Stufen so – wenn wir fragen, nicht urteilen.

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tobit 29. Mai 2020 um 18:13

Was mir im Vergleich zu den letzten Dortmund-Spielen aufgefallen ist, ist die massive Kommunikation der Bayern. Die Borussen sind großteils recht ruhig unterwegs, da hörte man kaum mal jemanden außer Hummels, aber auch die vorherigen Gegner waren nicht gerade lautstark. Bei den Münchnern ist das komplett anders. Da schien immer jemand was zu sagen zu haben – z.B. Müller als Antreiber von Pressingaktionen.

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Studdi 2. Juni 2020 um 10:07

Das fällt mir bei Bayern in den Geisterspielen auch richtig auf. Da ist viel mehr Kommunikation und antreiben auf dem Platz von den Spielern aus als bei anderen Mannschaften. Auch dieser unbedingte Siegeswille der Spieler scheint größer zu sein als bei anderen Mannschaften ( macht dadurch zumindest nach ausenhin den eindruck…) Kann aber natürlich auch nur an den Typen liegen z.B. Kimmisch.

Was mir noch auffällt oder zumindest den eindruck macht ist das die Passschärfe bei den Topteams meist nochmal extrem auf einem anderen Niveau ist. Das hört man an den Ballgeräuschen oft richtig. Kann aber auch sein das das von Stadion zu Stadion unterschiedlich ist wegen der Akustik und Mikros. Da bin ich mir noch nicht so sicher.

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tobit 2. Juni 2020 um 20:46

https://www.transfermarkt.de/nagelsmann-will-fuhrungsspieler-verpflichten-ndash-leipzig-winkt-bundesliga-rekord/view/news/361868
Nagelsmann hat scheinbar dasselbe beobachtet wie wir.

Die Passschärfe ist ja letztlich massiv von der individuellen Technik von Sender und Empfänger abhängig. Wundert mich also wenig, dass die bei den Topteams auf einem höheren Level ist. Aufgefallen war es mir noch nicht, muss ich den Ton vielleicht doch wieder lauter drehen und mal genauer drauf achten.

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Andre Mueller 28. Mai 2020 um 15:47

Der Artikel liest sich super gruselig. Fußball-Fachsprache ist ja ok, aber in der Zusammenstellung wie hier, also einer Aneinanderreihung angeblicher Fachtermina kann das keiner mehr lesen und gleich gar nicht mehr nachvollziehen.

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rb 29. Mai 2020 um 11:43

Wenn du TR auswählst, bekommst du TR 🙂

Die Aussage „kann das keiner mehr lesen und gleich gar nicht mehr nachvollziehen“ ist doch sehr verallgemeinernd. Es gibt schon dafür eine Zielgruppe, die genau das schätzt – das tiefe, detaillierte Beschreiben, die vor Komplexität nicht zurückschreckt und sich davon genau erst so richtig gefordert fühlt. To be honest: Auch ich bin dazu nicht immer in der Lage, mich auf TRs Texte einzulassen.

Welche Schreibstile welche SV-Autoren haben, wurde schon einmal sehr schön dargelegt, weil vor allem auch humorig aufbereitet – von Vanye am 23. Dezember 2014 um 01:19… schauste mal hier: https://spielverlagerung.de/2014/12/01/der-spielverlagerung-de-adventskalender-2014/.
Zu TR schreibt er: „TR is der Antipode zu CE (vergleicht mal die Artikel zu Valencia und Atletic Madrid). Obwohl er auch sehr lange Artikel schreiben kann, ist sein Stil doch ein ganz anderer. Anstatt alles systematisch in kurzen Sätzen abzuarbeiten, sind seine Sätze mit Abstand die längsten. Alle fünf Adventskalender-Artikel mit den längsten Sätzen im Schnitt sind von ihm, vier mit über 190 Zeichen, der längste Schnitt für Zeichen pro Satz von einem anderen Autor ist 127 Zeichen lang). Die langen Sätze hält er selbst in sehr kurzen Artikeln durch. Der Illarmarendi-Artikel, einer der am einfachsten zu verstehenden Artikel von TR, mit 1162 Zeichen hat nur 38 Sätze, ein ähnlich langer Artikel von MR über Joo-Ho Park hat 94. Der Grund für die auschweifenden Sätze ist, dass TR möglichst viel Raum mit seinen Erklärungen abdecken möchte. Er möchte nicht nur den Ist-Zustand beschreiben, sondern auch weitere Möglichkeiten und Potentiale beschreiben, genauso wie Limitierungen. Wo CE die Beschreibung eines Spielers filettiert und die einzelnen Punkte abarbeitet, beschreibt TR die komplexe Dynamik als Ganzes. Das macht den Text natürlich schwerer zu verstehen und deswegen ist der Blabla-Meterwert von 0.33 auch mit Abtand der höchste.
Wenn es ein Feuillton für Fußball-Taktikblogs gäbe, wäre TR der Liebling der Kritiker, weil er keine Scheu vor Komplexität hat und seine Texte viel Diskussionsstoff bereithalten, wenn man sich darauf einläßt. Leider sind im SV-Publikum ungefähr so viele Taktikexperten, die das würdigen können, wie in einem Fußballstadion und so bekommt er nur 9 Kommentare pro Artikel (SV-Schnitt 17).“

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TR 30. Mai 2020 um 23:13

Hallo Andre,

könntest du zu deiner Kritik einige besonders exemplarische Beispiele ergänzen (und im Idealfall noch angeben, was genau für dich daran nicht nachvollziehbar ist)? Das wären dann konkrete Ansatzpunkte, um für weitere Artikel vielleicht noch etwas an den Formulierungen zu feilen und Erklärungen an entsprechenden Stellen noch sauberer gestalten zu können.

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Doc 2. Juni 2020 um 12:56

„…Quantitativ ließen sich die Gäste aber nicht zu weit zurückdrängen. Zwischendurch nutzten sie regelmäßig Möglichkeiten zur längeren Zirkulationsphasen und entsprechend zur Beruhigung des Spiels, die letztlich in diesem Ausmaß insgesamt entscheidend bzw. sogar notwendig waren. Ansonsten traten häufiger asymmetrische Aufbaustaffelungen zwischen den Innenverteidigern und den Sechsern auf, von denen das Bayern-Spiel tendenziell profitierte. Daneben gab es einen größeren Anteil an längeren Bällen, die meistens geplant wirkten und im Verlauf der Zeit besser funktionierten als im ersten Teil der zweiten Hälfte. …“

Nur mal als Beispiel. Ich bin froh, bei Spielverlagerung eine Menge gelernt zu haben. Mittlerweile lese ich viele Artikel aber nur noch flüchtig, da ich oft nix mehr verstehe. Das hat weder was mit Fachbegriffen, noch mit präziser Beschreibung komplexer Situationen zu tun, sondern mit falscher Anwendung deutscher Grammatik, fehlenden Bezügen und dem Vollpacken der Sätze mit nichtssagenden Füllwörtern, die zur präzisen Beschreibung eines komplexen Zusammenhangs nicht förderlich, sondern hinderlich sind. Insofern schliesse ich mich der obigen (frustriert klingenden aber bestimmt konstruktiv gemeinten) Kritik an und gestehe, dass das Lesen des TR-Artikels für mich eine Qual war!!

Damit Du verstehen kannst, warum ich nix kapiere, versehe ich obiges Zitat mit den Fragen, die mir beim Lesen sofort durch den Kopf schiessen:

„…Quantitativ (? Anzahl Spieler oder Anzahl zurückgedrängte Meter?) ließen sich die Gäste aber nicht zu weit zurückdrängen.
Zwischendurch (? zwischen wo durch? Zwischendurch, also irgendwann in der Halbzeit, oder zwischen den Malen, in denen sie zurückgedrängt wurden?) nutzten sie regelmäßig Möglichkeiten zur längeren Zirkulationsphasen und entsprechend zur Beruhigung des Spiels, die (? die Möglichkeiten oder die Zirkulationsphasen? falls hier aber die „Beruhigung“ gemeint ist (grammatisch einzig zulässig), müsste es am Satzende „war“ und nicht „waren“ heissen) letztlich in diesem Ausmaß insgesamt (nerviges Füllwort) entscheidend bzw. sogar notwendig waren (unnötig aufgeblasen, wenn sie notwendig waren, waren sie auch entscheidend, fragt sich nur wofür. Für die Spielgestaltung im Zwischendurch? Für.. ?- es gäbe zig Möglichkeiten, die man an dieser Stelle aus dem TR-Text hineinlesen könnte).

Ansonsten (? um das „Zwischendurch“ zeitlich drum?) traten häufiger (? ein alleinstehender Komparativ ist unverständlich, da ein Bezug fehlt) asymmetrische Aufbaustaffelungen zwischen den Innenverteidigern und den Sechsern auf (bei welcher Mannschaft jetzt? oder war oben mit dem „Quantitativ“ doch die zurückgedrängten Meter gemeint, bei denen es vermutlich um die Dortmunder ging?), von denen das Bayern-Spiel tendenziell profitierte.

Daneben (? wann? neben dem „Ansonsten“ oder sogar auch noch neben dem „Zwischendurch“?) gab es einen größeren (Komparativ ohne Bezug) Anteil an längeren (Komparativ ohne Bezug) Bällen, die meistens geplant wirkten (totaler Unsinn, Verzeihung. Entweder waren sie geplant, dann kann man darüber reden – oder sie wirken geplant, dann kann man aber gar nix sagen, weil man nicht weiss, obs Zufall oder Planung ist) und im Verlauf der Zeit (welcher Zeit der letzten 20 min bleibt denn jetzt noch?) besser funktionierten als im ersten Teil der zweiten Hälfte. …“

Vielleicht könntest Du diesen Abschnitt einfach nochmal so schreiben, dass jemand, dem beim Lesen solche Fragen durch den Kopf gehen, diese Fragen gar nicht erst stellen muss, weil der Text eindeutig geschrieben ist? Das fände ich konstruktiv, denn ich habe versucht, den Text für mich nochmal zu schreiben, aber ich weiss immernoch nicht, ab mit den asymmetrischen Aufbaustaffelungen die Dortmunder oder die Münchner (oder wahlweise auch die Gäste) gemeint waren.

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savona 2. Juni 2020 um 16:54

Hallo TR,

dies schreibe ich nur, weil Du Dich für die Kritik interessierst – was ich für sich genommen schon mal sehr anerkennenswert finde; gerade weil der pauschale und nicht beschreibende, sondern urteilende Ton der Kritik es leicht machen würde, sie als unqualifiziert beiseite zu schieben. Zudem möchte ich sagen, dass ich Dein Fachwissen sowie Dein Interesse an Teams, Spielern und Matches all around the world durchaus schätze – wie auch den Umstand, dass Du phasenweise die Seite mit Deinen Beiträgen fast im Alleingang bestritten hast.

Dennoch muss ich zugeben, dass mir die Lektüre Deiner Texte nicht gerade leichtfällt. Zu einem guten Teil schreibe ich dies mir selbst und meinem zu geringen Fachverständnis zu; insofern liegen die Reaktionen der Mitforisten auf die Kritik vermutlich richtig.

Unabhängig von fachlichen Details fällt mir allerdings auch schon seit langem ein sprachliches Merkmal Deiner Beiträge auf: der ausgeprägte Nominalstil. Der erschwert dem Leser generell das Verständnis; vor wenigen Stunden hörte ich z.B. im Radio die Kritik an der deutschen Übersetzung des Blogs einer Chinesin aus dem abgeriegelten Wuhan: inhaltlich stark, aber mühsam zu lesen eben wegen eines zu starken Nominalstils. Ich fpge aus Deinem vorliegenden Text drei Beispiele an, die mich beim Lesen tendenziell in Trance versetzen. Was für sich genommen ja auch nicht weiter schlimm ist. 😉

„Letztlich ermöglichten die tiefen Dortmunder Abläufe über verschiedene Dreiecke vor allem doch Wege in die Breite auf die Flügelverteidiger, gegen die die Gäste im Rückzug aber zumindest oft erst einmal die unmittelbaren Folgemomente in die Mitte hin zulaufen konnten. Damit standen im Resultat vor allem Aufrückräume.“

„Diese Aufteilung diente hauptsächlich als Orientierungspunkt für die genauen Positionierungen und für die Aufrechterhaltung kurzer Wege, so wie sie interpretiert wurde.“

„Den Münchenern nutzten ihre forschen Anschlussbewegungen nach direkten vertikalen Eröffnungen als noch bessere Voraussetzung für das Gegenpressing bzw. fast schon als vorgreifender, präventiver Übergang in dieses hinein.“

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