Am Rande der Ausgeglichenheit

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Gegen geschlossenes Nachschieben und Umschalten der Schalker gerät Dortmund in Bedrängnis, hält sich aber insgesamt ungefähr auf Augenhöhe.

Einen intensiven Wettstreit lieferten sich die beiden Ruhrrivalen im traditionsreichen Derby und ließen sich gerade in den ersten Abschnitten der Begegnung nur wenig zur Entfaltung kommen. Einige Male sollte das Pendel andeuten, zur Seite der Schalker hin auszuschlagen.

Geschehen mehr in die Dortmunder Hälfte geschoben

Der wichtigste Schlüssel für die Gastgeber lag in der Gesamtbetrachtung darin, dass sie mit geschlossenem, intensiven Nachschieben die Dortmunder häufig nach hinten drängen und die Partie mehrheitlich in deren Hälfte verlagern konnten. So nahmen sie dem Gegner wichtige Spielanteile und verhinderten, dass die spielstarken Borussen wirkliche, nachhaltige Dominanz aufbauten. Grundsätzlich gestalteten sich die Kräfteverhältnisse in weiten Belangen ausgeglichen, viele Situationen im Mittelfeldbereich verliefen umkämpft.

Der Schalker Raute und ihrer Präsenz im Zentrum setzten die Gäste von Lucien Favre vielfach ein Zusammenziehen ihrer vorderen Viererreihe und anpassungsfähige Staffelungsbildungen durch die dortigen Akteure entgegen. Nichtsdestotrotz erfolgte das Nachschieben bei den Schalkern noch etwas druckvoller und kompakter. Das zeigte sich beispielhaft etwa, wenn die „Knappen“ über einen langen Ball nach außen eröffneten: Zwar rückte auch von Dortmunder Seite speziell der ballnahe Sechser frühzeitig unterstützend herüber und die Mittelfeldreihe formierte sich recht eng.

Aber das Team von David Wagner fand beim Timing gute Zugriffsübergänge und schob insgesamt viel Personal in die vorderen Zonen – übrigens im Allgemeinen mehr als der BVB. Im Vergleich des jeweiligen offensiven Aufrückverhaltens der beiden Mannschaften agierten die Gäste zögerlicher und schufen nicht so viel Präsenz, Schalke orientierte sich in den richtigen Momenten – wie etwa in der Vorbereitung und im Anschluss von Flugbällen – aus der Grundordnung in 4-1-3-2-hafte Staffelungen und führten diese fast immer mit leichten Asymmetrien aus.

Zweite Bälle und tiefer Aufbau

Nun war es nicht so, dass sie solche Strukturen allzu oft sauber hätten ausspielen können – die nominellen Halbspieler drifteten häufiger mal zu hoch oder gerieten in den Deckungsschatten eines ballfern vorschiebenden gegnerischen Sechsers. Aber selbst wenn die Gastgeber irgendwann auf ein langes Zuspiel zurückgreifen mussten, hatten sie so gute Ausgangskonstellationen zum Nachschieben auf den Abpraller. Dies verband sich mit tieferen Zirkulationsphasen – und beides zusammen half bei der Erhöhung der Spielanteile.

Zu Beginn des Aufbaus bildete Mascarell oft zwischen den Innenverteidigern eine Dreierreihe, um gegen Götze und Reus hinten besser den Ball laufen lassen zu können. Insgesamt ermöglichte das den Schalkern auch eine gewisse Ruhe. Gleichzeitig gab es zwischendurch immer wieder auch druckvolle und in der Umsetzung dessen auch gute Defensivmomente des BVB, gerade über das Aufrückverhalten von Götze und Reus in vorderster Linie bei den Übergängen in höhere Pressingphasen.

Wichtig bei Schalke war, dass sie bei den tiefen Positionen von Mascarell den Anschluss durch das Mittelfeld nicht vergaßen. Dafür hatten sie stets eine klare, flexibel besetzte Grundstruktur: Harit oder ein Achter besetzten den Raum zwischen erster und zweiter gegnerischer Pressingreihe, die beiden anderen Akteure bewegten sich jeweils in bzw. um die Schnittstellen der Mittelfeldlinie herum. Das schien eine gute Orientierung zu bieten und brachte zunächst einmal Stabilität in der Raumaufteilung. In der Folge konnte diese Basis auch beim Kampf um zweite Bälle helfen.

Raumgreifende Aggressivität im Schalker Pressing

Intensität generierten die Gastgeber vor allem in eigenen Pressingsituationen, ähnlich wie gegen Hoffenheim zuletzt konnten sie die eigene Umsetzung im Verlaufe der Partie steigern. Entsprechend des typischen Ablaufs versuchten sie, auf den gegnerischen Außenverteidiger zu lenken, diesen über das Herausschieben des Halbspielers unter Druck zu setzen und mit der engen Grundformation dahinter zuzuschieben. Häufig folgte die Systematik auch gegen den Ball fast einem 4-1-3-2, denn der jeweils ballferne Mittelfeldmann hielt sich etwas breiter und höher als ein klassischer Achter, um Verlagerungen besser zu vermeiden.

Als Ergänzung dazu war es dann hilfreich, dass der ballferne Stürmer in den ersten Pressingphasen in Richtung des ballfernen gegnerischen Sechsers einklappte – aber auch nur so weit, dass dem BVB eine überspielende Verlagerung auf den zweiten Innenverteidiger nicht risikolos möglich gewesen wäre. Wenn Dortmund bei der Eröffnung über den Außenverteidiger zusätzliche Präsenz ins Mittelfeld bringen wollte, geschah das zumeist über großräumiges Zurückfallen von Reus – also eine einzelne, sehr lange Bewegung. Diese Aktion nahm Schalke durch sehr aggressives, mannorientiertes Vorschieben von Mascarell auf.

Insgesamt zog die vorwärtsgerichtete Spielweise der Gastgeber eine geringere Absicherung in der letzten Linie und letztlich auch riskante Verhaltensmuster der Viererkette nach sich: Gerade wenn Götze und Reus beispielsweise in etwas höheren Zonen herum drifteten und zwischen den Halbräumen pendelten, gingen die Verteidiger mitunter resolut und raumgreifend nach, nahmen dafür auch stärker verschobene, bisweilen improvisierte Staffelungen in Kauf. Dagegen brachte Dortmund aber nicht nur insgesamt wenig Präsenz nach vorne, sondern belief aus der vorderen Besetzung auch eher selten die Tiefe.

In der Konstellation mit Götze als nominell höchstem Akteur und Reus in einer phasenweise tief zurückfallenden Ausrichtung wurde es etwa schwierig, dynamisch hinter die gegnerischen Außenverteidiger auszubrechen. Ausweichende Bewegungen auf den Flügel durch die beiden mittigen Offensivkräfte gab es vor allem in den Situationen, in denen sich Dortmund schon etwas Luft im zweiten Drittel verschafft hatte, um das Spiel zu öffnen. Sie trugen dann dazu bei, solche Momente kontrollierter zu nutzen, zusätzliche stabile Anspielstationen gegen die Rückzugsbewegung zu schaffen und in eigene, höhere Ballzirkulation zu überführen. So hatte Dortmund eben einige gute und viele gleichwertige Phasen.

Rückzugsbewegung gegen Anschlussaktionen und -dribblings

Nur im Ausspielen entstand letztlich kaum Durchschlagskraft. Nach dem Ausweichen gab es vom Flügel etwa zu viele falsche oder überambitionierte Entscheidungen bei diagonalen Pässen zur Grundlinie und mitunter einfach in der Abschätzung des Tempos für Folgeaktionen. Insgesamt war es – auch in den ersten Aufbauphasen – nun angesichts des Dortmunder Potentials bei Flügelüberladungen keinesfalls so, dass eine auf die Außenverteidiger gelenkte Spieleröffnung eine denkbar ungünstige Lage geraten wäre – auch nicht gegen Schalkes gutes Pressing. Dass der BVB dieses lange Zeit nicht so stark herausfordern konnte, setzte sich besonders aus zwei Punkten zusammen:

Zum einen ging es um die Einbindung der Sechser. Zwar versuchte der ballnahe Akteur gut mit zu überladen, zog dadurch aber den zu ihm orientierten Harit enger in den Raum hinein und verdichtete so eher zusätzlich. Demgegenüber stand sein jeweiliger Nebenmann zu dieser Szenerie oft nur in loser Verbindung. Er ließ den grundsätzlichen Kontakt abreißen, driftete teilweise sogar in weiter entfernte, schwierig einzubindende Zonen ab. Zwar sollten von dieser Position auch diagonale Läufe hinter die gegnerischen Außenverteidiger kommen, wenn diese mannorientiert weit herausgerückt waren, aber diese Umformungen entwickelten sich in der Folge einige Male zu unkontrolliert. Insgesamt hatte der BVB im Zentrum nicht immer genug Untertstützung gegen die Schalker Raute.

Zum anderen wurden öffnende Querpässe ins Zentrum, die aufgrund dieser Konstellation sich insgesamt schwieriger darstellten, in anderen Situationen, in denen sie möglich gewesen wären, zu oft verpasst. Hatte der BVB sich im äußeren Kanal nach einer Aktion über den Außenverteidiger für einen kurzen Moment Raumgewinn erspielt, beispielsweise durch eine kleine Stafette oder eine Finte im 1gegen1, orientierte sich der ballführende Spieler oft sehr vertikal und versuchte in diese Richtung direkt Tempo aufzunehmen. Das äußerte sich hauptsächlich in Anschlussdribblings, die teilweise aber auch dann fortgesetzt wurden, wenn sie nicht so günstig waren:

Statt der endgültigen Auflösung der Situation, beispielsweise durch eine Halbraumverlagerung oder einen kürzeren Querpass, ergab sich für Schalke ein zusätzliches Zeitfenster, um die eigene Rückzugsbewegung in Gang zu setzen. Diese brachten die Gastgeber eindrucksvoll auf den Rasen: Überspielte Offensivakteure rückten oft konsequent und intensiv nach hinten, besonders die arbeitsamen Stürmer machten viele weite Wege ins Mittelfeld. Überhaupt bildeten Dribblings am Flügel einen Drahtseilakt für den BVB: Von den Halbpositionen hatte Schalke viele Spieler in der Raute, die nachschieben und aus dieser Bewegung die Passwege in die Anschlussräume nach innen verstellen konnten, die die Gäste wiederum nicht immer dynamisch und offensiv genug besetzten.

Tiefere Dribblings vom Flügel

Zwischenzeitlich hatte Dortmund größere Probleme mit Kontern, die nach Ballverlusten in Unterzahldribblings auf außen eingeleitet – und durch gewisse Nachlässigkeiten in der Kollektivität des defensiven Umschaltens noch begünstigt – wurden. In diesem Bereich blieb Favre nicht untätig, verschiedene Anpassungen durchzogen den Auftritt seines Teams im Laufe der zweiten Halbzeit. Beispielsweise unterstützte später Reus häufiger und weiter auf außen bzw. insbesondere auf dem aktiveren linken Flügel, um dort die Dreiecksbildungen schneller auslösen zu können, reduzierte dafür das Ausweichen nach rechts.

Vor allem aber veränderten sich die Bewegungsmuster der Außenspieler: Kurioserweise erfuhren die Schwierigkeiten mit der offensiven Präsenz dadurch eine Linderung, dass sich genau jene Präsenz zunächst noch mehr verringerte. Insgesamt holten sich die Dortmunder Flügel die Bälle nun tiefer ab, teilweise kurz vor den Außenverteidigerpositionen – letztlich also eigentlich dort, wo Schalke das Pressing ansetzen wollte. Das führte zunehmend zur direkten Konfrontation des zurückgefallenen Offensivmanns mit dem herausrückenden Halbspieler der Gastgeber, deren Außenverteidiger dahinter sich eher zurückhielt. In der Folge gestaltete sich auch der mannschaftliche Anschluss insgesamt etwas passiver.

So konnte ein gewonnenes 1gegen1 in diesen tiefen Zonen den ersten Pressingakteur überspielen und wichtige Auftaktdynamik für etwaige Folgeaktionen gegen die anschließenden Reihen schaffen. Über diese Startvorteile aus tieferen Dribblings kam der BVB letztlich besser in seine Angriffe hinein als zuvor. Gerade mit den ergänzenden Bewegungen von Reus lösten die Gäste im weiteren Verlauf der zweiten Halbzeit einige vielversprechende Schnellangriffe aus, die einige Male bis in Strafraumnähe gelangten. Spätestens ab der 70. Minute konnten die Schwarz-Gelben daher noch mal Schwung entfachen und fast eine kleine Drangphase entwickeln.

Fazit

In der Schlussphase machten also die Dortmunder etwas mehr Musik in einem Derby, in dem weitgehend die Schalker näher am vielleicht entscheidenden Tor und leicht am Drücker, die Gäste selbst jedoch nie wirklich aus dem Geschäft waren. Gerade zu Beginn hatte es ein intensives Ringen im Mittelfeld mit einzelnen hochklassigen Phasen gegeben. Insgesamt gestalteten sich das Nachschieben und das Umschalten der Schalker etwas stärker und dies setzte sich optisch in entsprechenden Feldvorteilen um. Es war kein herausragendes, aber auch kein enttäuschendes Derby, sondern letztlich zumindest so gut, dass bei beiden Kontrahenten die jeweilige Stimmungslage nicht schlechter sein dürfte als vor dem Anpfiff.

tobit 2. November 2019 um 18:00

Das war endlich mal wieder ein starker Auftritt von Dortmund. Weigl hat gezeigt, warum er auf die Sechs gehört, die Offensive war so intensiv wie lange nicht mehr und das Direktpassspiel war auf einem Niveau wie zuletzt vor einem Jahr. Klar waren auch immer noch Unsicherheiten dabei und die nach der Reus- und Schiedsrichterverletzung ging wenig bis zur Pause. Aber danach war klar zu sehen, dass von außen angepasst wurde und diese Anpassungen aufgingen.

Kopfballduelle gegen Brooks, Bruma und Tisserand waren wie erwartet nicht zu gewinnen – den von Guilavogui verlassenen Raum um Arnold (für mich bester Wolfsburger) konnte man aber wunderbar anspielen und zum beschleunigen nutzen. Gerade Brandt als sichere Anspielstation und Engstellenlöser (unterstützt von Guerreiro und später Witsel) wurde als tieferer Stürmer immer stärker. Der Athletik von Hakimi und Hazard hatten die Wolfsburger dann zeitweise gar nichts entgegenzusetzen.

Auch das Pressing war um Welten verbessert. Immer wieder aufwändige, aggressive Läufe der Außenstürmer vom Wingback zum Halbverteidiger, dafür Brandt dann etwas zurückgezogener im Dunstkreis von Arnold. Insgesamt eine viel kohärentere Spielweise als in den letzten Wochen und auch viel passender zur Athletik der Dortmunder Außen. Und auch nach der Führung wurde weitergepresst statt sich sofort zurückzuziehen.

Letzter Punkt: Wechsel. Endlich mal nicht den Angsthasenwechsel gemacht, sondern in der Position einen frischen Spieler gebracht, der noch dazu weniger fehleranfällig ist. Dahoud hat gezeigt, dass er das Talent hat, wollte aber zu oft noch zu viel und hatte dann immer wieder den Kopf unten.

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WVQ 6. November 2019 um 13:16

Ich sehe es grundsätzlich (inklusive des Inter-Spiels gestern abend) ähnlich und bin prinzipiell sehr erfreut, daß sich spielerisch endlich mal wieder etwas tut. Ich frage mich allerdings, wie viel davon auf simple Personalfragen zurückgeht (und gar nicht so sehr auf taktische Veränderungen). Ich hatte bereits in Wolfsburg den Eindruck, daß die erzwungene Auswechslung von Reus dem Dortmunder Spiel letztlich eher GUTgetan hat. Es fehlte dann zwar der nominelle Vollstrecker, dafür konnte Brandt aber endlich ein Spiel auf der Zehn machen, was – wie Du schon beschreibst – das Dortmunder Zentrumsspiel insbesondere in Verbindung mit dem ebenfalls spielenden Weigl erheblich verbessert hat. (Strukturell fand ich es weiterhin nicht sonderlich gut angelegt, auch gestern nicht, aber Brandt bewegt sich einfach viel besser im Raum als Reus, kann scharfe Zuspiele – die man zur Überbrückung des prinzipiell weiterhin existierenden Leerraums zwischen 6 und 10 gelegentlich braucht – viel besser festmachen und ist auch in den Anschlußaktionen viel sicherer, präziser und kreativer. Und ähnliches/analoges gilt für Weigl vs. Delaney weiter hinten.)

Insbesondere die Synergien des Duos Brandt-Götze haben mir gestern durchaus imponiert – gar nicht mal unbedingt im direkten Zusammenspiel, sondern dadurch, daß man faktisch zwei Zehner auf dem Platz hatte, die beide relativ raumgreifend agierten, Anbindungen an die Doppelsechs herstellten und situativ Kombinationen in den Halbräumen oder gar am Flügel unterstützten. Der jeweils andere aus diesem Duo konnte dann entweder im Zentrum weiter für Präsenz sorgen oder höhergehen und die Spitze besetzen. Tatsächlich gefiel mir die Variante „Götze tiefer, Brandt höher“ sogar noch besser als andersherum; die medialen Kommentatoren können sich noch so viel darüber lustig machen, wenn Götze (der „Stürmer“) plötzlich im Sechserraum oder am Flügel auftaucht und im Strafraum keiner mehr ist, weil Brandt gerade ebenfalls das Aufbauspiel mitträgt, aber der kombinative Spielfluß, der sich dadurch ergiebt, ist so wertvoll (und zwar nicht nur offensiv!), daß ich zur Kompensation lieber Nach- und Einrückbewegungen (der Außenstürmer (insb. Hazard), der Zehner selbst, auch der Sechser) und generell eine noch flexiblere Besetzung der 9 fokussieren würde, als dogmatisch einen dahinzustellen, wodurch im Aufbauspiel wieder einer fehlt und Bälle vornehmlich durch teils wenig aussichtsreiche Flanken in den Strafraum kommen. Oder schlicht gar nicht. Man hat ja dann auch gesehen, wie das Angriffsspiel nach Alcácers Einwechslung mehr und mehr erlahmt ist (ohne daß Inter dies erzwungen hätte); das sollte eigentlich ein Fingerzeig sein.

Allein, ich fürchte, sehr bald werden auf den fraglichen Positionen wieder Reus und Alcácer spielen, und sie werden zwar individuell mehr Tore schießen als Brandt und Götze, aber ob von den teils sehr gefälligen Kombinationen (im und durchs Zentrum) und dem erheblich gebesserten Positionsspiel dann noch viel übrigbleibt… Sicher, auch die Orientierung der Außenstürmer (inkl. dem dritten Außenstürmer Hakimi) war zuletzt verbessert; aber ob das noch reicht, wenn Reus und Alcácer mehr oder weniger wieder im Zentrum kleben?

Anderer Punkt noch: die Restabsicherung gestern. Daß man das Experiment mit zwei Innenverteidigern gegen zwei konterstarke Stürmer schnellstens wieder ad acta legen sollte, ist wohl relativ unstrittig. Nur bin ich nicht sicher, ob Favre das so sieht. Nach dem 0:1 hat er jedenfalls nicht reagiert, und in der zweiten Halbzeit hat sich zwar Schulz (dessen Einbindung vorne bisher ohnehin meist sehr unglücklich ausschaut) zwar tendenziell etwas häufiger mit ins defensive Zentrum orientiert, aber a) war das bei Hakimis extrem hoher Rolle auf der anderen Seite auch bitter nötig, und b) hatte ich das Gefühl, daß Inter in der zweiten Halbzeit vor allem deswegen weitaus weniger (konter-)gefährlich war, weil Dortmund vorne deutlich ballsicherer und im Gegenpressing viel präsenter wurde, so daß es für Inter schlicht kaum Gelegenheiten gab, die zwei Stürmer gezielt anzuspielen, bzw. sie überhaupt dort zu platzieren, weil Martínez tiefer auf dem Feld gebunden und gefordert war.

Witzig aber jedenfalls, daß ein und derselbe Trainer binnen zwei Wochen gegen ein und dieselbe Mannschaft in ein und derselben Ausrichtung erst mit der Fünferkette die komplette Angsthasen-Variante wählt und dann plötzlich einen auf Löw macht und meint, zwei würden eigentlich auch reichen…

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tobit 7. November 2019 um 13:27

Aktuell ist das Team einfach nicht gut genug, Reus optimal einzusetzen. Zumindest nicht im Zentrum. Als in die Spitze stoßender LA „vor“ den Zehnern Brandt und Götze könnte man ihn aktuell schon eher einbinden, müsste da dann aber auf Hazard und seine starke Unterstützung im tiefen Verteidigen verzichten. Mit Alcacer zusammen wird es dann ganz schwer, weil der noch unpräsenter ist als Reus. Das ist auch für mich das größte Problem der beiden: Nicht die Kombinationsqualität, da sind beide stark, sondern die Frequenz mit der sie das nutzen. Beide sind halt mehr bewegungsorientierte Spieler während Götze und Brandt viel aktionsorientierter sind, was es aktuell vorne eher braucht.

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Merkur836 30. Oktober 2019 um 11:05

Interessant, wie ihr das taktische Korsett des BVB in diesem Bericht beschreibt: Denn anscheinend lässt sich mit intensivem (druckvoll, kompakt) Nachschieben der BVB leicht nach hinten drängen, verunsichern oder einzelne Ballführende Spieler isolieren und so Ballverluste erzwingen. Dann findet das Ganze zudem häufig in der Hälfte der Dortmunder statt, weil mal wieder der Gegner mal wieder mehr Personal in die vorderen Zonen verlagert als es der BVB macht. Da analysiert ihr dann zudem, dass es für den Gegner reicht, im Aufbau tief aufzubauen um hinter Reus und Götze viel freien Raum zu haben – Passivität, Taktik oder unterschätzt Favre das Problem einfach? – also wieder kein Druck im Mittelfeld, und der BVB wird so wieder in seine passive 442-Formation gedrängt. Weiterhin, Dortmund brachte nur wenig Präsenz vorne, (das ist auch das was am Inter-Spiel bereits kritisiert wurde, bei dieser ach so tollen Taktik die der BVB da ja hatte um ein 0-0 bei Inter zu halten). Es reicht also, gegen den BVB das Zentrum voll zu machen, und schon sind die Witsels, Reus, Brandts und Sanchos nach Ballbesitz sofort gebunden in Zweikämpfe, leicht attackierbar und somit wirkt die ganze Mannschaft eigentlich ausrechenbar und um ihre Stärken beraubt. Auch interessant ist eure Feststellung, dass das vertikale Konterspiel so wenig schnell und den Raum nutzend ist, dass sich der Gegner jederzeit erst einmal wieder positionieren kann und die Offensive, also die Kronjuwelen des BVB, sich wieder nicht entfalten können und so einfach ihrer Fähigkeiten beraubt werden.

Ganz beispielhaft steht dafür: Und dann fragt man sich noch warum Reus nicht in Form wirkt? Vorne ist er oft alleine, erst recht auch wenn er auf vorderster Front gelegentlich als Stürmer eingesetzt wird. Aber selbst dort startet er im Favre-Korsett noch immer fast 50m vom Tor weg, weil der BVB, wie ihr ja herausgearbeitet habt, keine Präsenz in der gegnerischen Hälfte erhält. Auch in der eigenen Hälfte stehend weiß zwar auch noch immer jeder Gegner, wie gut Reus ist. Aber in der eigenen Hälfte bzw. knapp vor der Mittellinie sind seine Vorzüge am wertlosesten, besonders wenn das Dortmunder Kollektiv den Gegner eh nicht attackiert und dieser sogar in Ruhe seine sich in seine bestmögliche Formation begeben kann. Reus‘ Genialität liegt in seinem ultra schnellen Instinkt, gepaart mit seiner technischen Präzision, er macht das Spiel schnell, kann jederzeit für Überraschungen sorgen und mit einem Dribbling oder Pass ne ganze Verteidigung blank dastehen lassen. Muss er sich dann stattdessen ständig zurückfallen lassen, scheint es ja für den Gegner zu reichen, ihn mit einem weiteren Spieler direkt auf den Füßen zu stehen und ein bis zwei weitere Backups in der Nähe zu halten, um ihn komplett aus dem Spiel zu nehmen. Da reicht es auch nicht, als Gegenmaßnahme ihn weiter vorne zu Positionieren. Dort ist er dann wie Götze als Stürmer auf weiter Flur alleine, muss weite Wege laufen um das Aufbauspiel des Gegners „zu stören“ (was ohne ein dahinter aggressiver verteidigendes Kollektiv ja überhaupt keinen Sinn macht) und hat dann vorne auch noch überhaupt keine Anspielstation wenn er dann an den Ball käme, weil der passive Rest dahinter erst einmal wieder erst aus der Passivität aufwachen und dann auch noch die fehlenden 10m hinter Reus oder Götze erst aufholen müsste. Das ist genau das was ich auch, ja geradezu hasse, wenn ich sehe, wie man nen Reus oder nen Götze zum Stürmer macht und damit einfach die Stürmer-Position herschenkt. Wie kann man denn wie Löw oder Favre immer wieder auf die Idee kommen, einfach die wichtigste Position im Fußball, also diejenige die hauptverantwortlich ist dafür die im Fußball essentiell wichtigen Tore zu schießen, so zu verschenken?! Oder anders gesagt: Nur weil es in Deutschland oder bei Dortmund angeblich keine Stürmer gibt, nimmt man stets seine technisch besten zentralen Mittelfeldspieler aus dem Spiel und stellt sie da hin, wo sie der Mannschaft a) am wenigsten helfen können, b) überhaupt nicht das notwendige Profil besitzen für diese Position c) dort keine Gefahr ausstrahlen und d) sich unnötig aufreiben? Das will mir, auch nach dem ich das bestimmt bereits 100 mal gesehen habe, einfach nicht einleuchten. Nochmal etwas polemisierter formuliert: ich wette, sogar einen Sandro Wagner, Mario Gomez oder Lasogga in die erste Reihe als Zielspieler für Götze oder Reus zu stellen ist weit sinnvoller als einen der beiden Mittelfeldspieler oder gleich die beiden weiterhin in erster Reihe einfach zu verschwenden, zu Lückenfüller zu degradieren und dabei Gleichzeitig spielstäkste Spieler im Mittelfeld aufzugeben.

Ich glaub inzwischen sogar, ängstliche Trainer wie Favre oder Löw würden das gleiche auch mit einem Messi in seiner Prime machen. Wenn der beste Spieler einer Mannschaft nun mal vorne spielt, dann muss man aber doch auch einfach Wege finden, wie man diesen dort, wo er sein Können am sinnvollsten einsetzen kann, nämlich in der gegnerischen Hälfte, Möglichkeiten, Lösungen oder wenigstens Mitspieler an die Hand gibt.

Diese begnadeten Fußballer beim BVB werden mit weiteren starken Einzelleistungen immer wieder Spiele gewinnen. Aber es ist echt schade zu sehen wie wenig der Trainer da herausholen kann.

Einzige Kritik an der Analyse: Leider war die stärkste Phase der Dortmunder nach der 70. Min genau in der Zeit, als die Schalker ob des hohen und intensiven Anlaufens müde wirkten, denn ihr neues, intensives Spiel können sie anscheinend noch nicht regelmäßig die vollen 90 min durchhalten.

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tobit 30. Oktober 2019 um 16:37

Deiner Einschätzung eines Stürmers als wichtigstem Spieler einer (Top)Mannschaft kann ich nicht zustimmen. Das hat mehrere Gründe:
1. Die besten Torjäger unserer Zeit spielen woanders. Messi, Ronaldo, Salah, Aubameyang oder Sterling sind alle nicht die zentralen Stürmer ihres Teams aber für einen Großteil der Tore verantwortlich. Auch ein Griezmann hat bei Atletico quasi nie als vorderster Angreifer agiert.
2. Auch der zweitbeste Torjäger (Messi ist hier die Ausnahme, weil er auch noch der beste Vorbereiter und Spielmacher ist) kann nur so viele Tore schießen, wie seine Teamkollegen ihm auflegen. Und er ist massiv von der Art der vorgelegten Chancen abhängig um seiner Aufgabe gerecht werden zu können.
3. Der vorderste Stürmer hat in aller Regel die geringste Präsenz im Spiel. Nicht umsonst funktionieren taktisch hochwertige Systeme wie die von Klopp (Lewy vs. Auba vs. Firmino) oder Guardiola (Eto’o vs. Messi vs. Lewy vs. Agüero) mit den verschiedensten Stürmertypen. Für das Spiel des Teams ist der Stürmertyp solange er nicht Messi heißt oder bei einem kleineren Team der bei weitem überragende Individualist ist (wie Lukaku bei Everton oder Ben Yedder bei Toulouse) erstmal ziemlich irrelevant, da die grundlegenden Strategien zum Raumgewinn nicht von ihm abhängen.

Für mich ist der wichtigste Spieler fast immer der tiefste oder zweittiefste Mittelfeldspieler. Er hat oft die höchste Präsenz aller Spieler und trifft die strategischen Entscheidungen über viele Angriffe. Durch seine Position ist seine Präsenz viel weniger abhängig von den Spielern hinter ihm und gleichzeitig kann er sich durch die Spieler hinter ihm immer noch stark in die entscheidenden Angriffsmomente einschalten. Dies gilt auf höherem Level umso mehr, da hier die individuelle Klasse der Spieler homogener ist als auf niedrigerem Level. Beispiele bei normalen Teams wären z.B. Baier bei Augsburg, Trashorras bei Rayo, zeitweise Haberer in Freiburg oder Demirbay bei Hoffenheim. Bei den Topteams wären da Pjanic (Roma, Juve), Thiago, de Bruyne (Peps City), Verratti, Gündogan (BVB), Xavi (Peps Barca vor der Messi-Mania) oder Schweinsteiger (Triple-Bayern) zu nennen.

Götze ist in einem 4-4-2 als einer der Stürmer definitiv am besten aufgehoben. Ich hatte mal die Hoffnung, dass aus ihm ein zentraler Mittelfeldspieler a la Modric werden könnte, das hat sich aber nicht bewahrheitet. Er ist in seinem Bewegungsspiel zu klar auf das letzte Drittel und Aktionen nahe der letzten Linie ausgerichtet und defensiv in allen Bereichen (Raumkontrolle, Tackling, Manndeckung, …) zu schwach um als zentraler Mittelfeldspieler zu agieren. In einem 3er- oder 4er-Mittelfeld sieht das schon wieder anders aus, da hat man aber meist auch nur einen Stürmer.

Was dem BVB und vielen anderen Bundesligateams am meisten fehlt, ist eine Struktur, die ohne massive Verschiebungen von Spielern in allen Spielphasen effektiv ist. Besonders das Überspielen der gegnerischen Mittelfeldkette bereitet vielen Teams Probleme. Beim BVB liegen diese Probleme für mich in der zu klaren Verteilung der Spieler auf defensives und offensives Mittelfeld. Es geht kaum mal jemand in die (durch die starke Flügelbesetzung geöffneten) Schnittstellen, sondern alle bleiben entweder tief als Passgeber oder hoch als -Empfänger. Und wenn mal jemand vertikal durchs Zentrum geht, hat er entweder eh den Ball oder wird erst am Ende seines Laufwegs angespielt wenn er schon wieder hinter einem Gegner verschwindet oder einen Gegner direkt vor sich hat, der ein Aufdrehen verhindern würde. So hat der angespielte dann meist nur die Wahl zurückzuspielen oder sich nach außen abdrängen zu lassen (wo eh schon genug Spieler stehen).

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Merkur836 31. Oktober 2019 um 12:17

Ja das stimmt schon, das ist Ansichtssache. Aber, ich selbst als halbwegs unterklassiger 6er sehe es trotzdem so. Wenn man vorne einfach jemanden drin hat, der jederzeit eine Bude machen kann, und man daher auch nicht bei einem 1:0 gegen einen übermächtigen Gegner nervös zu werden braucht, weil einfach mal nur ein Ball durchrutschen muss zum Stürmer, dann spielt die ganze Mannschaft einfach anders, selbstbewusster, bis zum letzten Moment. Ein guter Stürmer ist immer ein Spieler der immer den Unterschied machen kann. Ein freies Radikal. Nach vorne einfach ein Ziel für die ganze Mannschaft. Aus dieser mannschaftspsychologischen Perspektive halte ich einen treffenden Stürmer für äußerst wichtig. (Gruppen-)Taktisch ist natürlich die erste hauptamtlich verteidigende und die erste spielaufbauende Linie als sowohl Abputzer als auch Initiator natürlich sehr entscheidend, ich wollte damit mich selbst auch nicht in Abrede stellen. Aber ein guter Stürmer, den man vielseitig bedienen kann, der den Gegner beschäftigt, diesen zurückdrängt und vorsichtiger agieren lässt weil er Gefahr ausstrahlt, der auch mal ein zwei Befreiungsschläge halten und was daraus initiieren kann, der jeden deiner gewonnenen Zweikämpfe zu einem Tor veredeln kann, das ist nun mal auch wichtig. Es ging mir dabei definitiv weniger um einzelne Ballkontakte, das Passspiel oder Zweikampfwerte, sondern ob ein Stürmer Lösungen finden kann – das kann einen wahnsinns Impact auf die Mannschaft haben.

Ich sehe Götze jedoch echt nicht als Stürmer. Dafür gehen ihm einige Qualitäten ab, so wie beispielsweise eine gewisse Zweikampfhärte, Abschlussstärke & Schuss oder Kopfball. Für mich ist Götze noch immer der Dosenöffner im Zwischenlinienbereich des gegnereischen defensiven Mittelfelds und deren Verteidigung dahinter. In meiner romantischen Erinnerung an den alten Götze beim BVB hat er das wie kein anderer gemacht. Wenige schnelle Kontakte am Ball, und eine eng stehende Verteidigung stand blank, und genau in diesem Zwischenraum konnte man ihn nie hart beackern, weil er aufgrund seiner Körperlichkeit auch noch immer eher die Fouls zugesprochen bekommen hat. Götze musste einfach in die Zweikämpfe gehen und konnte dort immer was draus machen.

Zu deinem Punkt der Struktur, da gebe ich dir vollkommen Recht. Bisweilen bekommt man sogar manchmal das Gefühl, dass die Spieler mehr mit den eigenen Spiel und der Struktur bemüht sind als mit dem Spiel des Gegners. Doch das sah gestern schon deutlich besser aus. Meine erste Vermutung hier: weil Hummels fehlte, konnte die Dortmunder Verteidigung etwas offensiver (und somit riskanter/konteranfäliger) stehen als wenn er da ist (siehe auch DFB). Somit stand die ganze Mannschaft über das ganze Spiel über gefühlt ca. 15-20m weiter vorne, was ihrer Struktur und ihren Fähigkeiten deutlich mehr entspricht. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so viele Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte vom BVB gesehen habe (vielleicht auch nur gefühlt). Damit wirkte der BVB grundsätzlich gefährlicher und den Gegner einschüchternder.

Aber natürlich, gute Mannschaften lagen dem BVB eh immer mehr als die schwächeren. Das Spiel gegen die schwachen Gegner ist eigentlich auch schon da, also noch Klopp da war. Ich habe mehr das Gefühl, dass das Problem über die Jahre weiter gereift und größer geworden ist.

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Merkur836 31. Oktober 2019 um 14:08

Zum letzen Absatz: Das *Problem im* Spiel gegen die schwachen Gegner ist eigentlich auch schon da….

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tobit 2. November 2019 um 11:56

„Ein guter Stürmer ist immer ein Spieler der immer den Unterschied machen kann.“
Solche Spieler hat Dortmund. Reus, Götze, Hazard, Sancho. Die bekommen nur eben zu selten den einen durchgerutschten Ball weil es dahinter nicht passt.

Natürlich sind individuell starke Stürmer wichtig – nur halte ich den Sechser für wichtiger. Ohne den Sechser und die passende Struktur hängt jeder Stürmer außer Messi in der Luft. Da kann er sich noch so toll bewegen und noch so effizient und engagiert sein. Er wird seine Qualitäten nicht auf den Rasen bekommen.
Klar hat Dortmund keinen Prellbock a la Lewy oder Mandzukic vorne, der nen langen Ball halten kann – den will Favre aber sowieso nicht spielen.

Dieses Problem mit Hummels, der eine sehr bestimmte Spielweise erzwingt, die für mein Befinden weder zu Favre noch zum Rest des Teams wirklich perfekt passt, war für mich schon bei der Verpflichtung absehbar. Individuell ist er klar stärker als Zagadou oder Diallo aber psychologisch, hierarchisch und strategisch passen die einfach besser ins Team.

Probleme gegen kleine Mannschaften waren aber bislang (außer unter Bosz) rein offensiv. Defensiv stand man immer sicher und war äußerst selten in der Position, so ein Spiel verlieren zu können. Diese Sicherheit ist jetzt in keinster Weise da, obwohl man in den letzten zwei Jahren so viel in die Abwehr investiert hat wie nie zuvor.
Rein individuell ist das der beste Dortmund-Kader aller Zeiten. Aber insgesamt war die Mannschaft sowohl unter Tuchel als auch unter Klopp stärker. Die haben auch (aber nur auswärts) Spiele verloren und hatten auch taktische Probleme aber nicht über so einen langen Zeitraum jedes Mal dasselbe Problem.

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Wagner 27. Oktober 2019 um 16:08

Vielen Dank für diesen Artikel! Ich stimme besonders dem letzten Absatz zu. Erst als es zu tieferen Dribblings kam, wurden viel mehr Räume geschaffen, die Sancho und Hakimi auch brauchen mit ihrer Geschwindigkeit. Generell finde ich aber auch, dass es Dortmund weiterhin an einem geschlossenen, effektiven Pressing fehlt. Einige Male war wieder zu sehen, wie Reus oder Götze gefordert haben, dass die außen früher und aggressiver zustellen. Da das aber nicht wirklich funktioniert hat, war es für Schalke zum Großteil besonders einfach bis zum 16er zu kommen. Generell hat auch das geduldige Spielen um den 16er total die Dynamik der Spieler rausgenommen. Das ständige Kurzpassspiel provoziert zu oft eigene Fehler. Einfachste Pässe über 1m wurden schlampig gespielt, sodass Schalke oft einen gefährlichen Gegenzug einleiten konnte. Auch ein Sancho oder Hakimi leben von mehr Platz auf den Außen und nicht davon, dass der Ball möglichst lange zirkuliert, denn dafür fehlt es z.B. Hakimi ganz einfach an Kurzpassqualität.
Mir gefällt die derzeitige Systematik überhaupt nicht. Dortmund lebt davon öfter mal auf der 6 einen Ball zu erobern und mit 3-4 Stationen am 16er zu sein. Die derzeitige Einstellung gibt das gefühlt leider gar nicht her.

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FAB 28. Oktober 2019 um 15:00

Man muss allerdings auch feststellen, dass die Dribblings von Sancho und Hakimi das einzige sind, was man beim BVB derzeit noch offensiv nennen kann. 8 Torschüsse und ein xG von 0,4 gegen Schalke! Das Pressing von Götze und Reus war ja eher der verzweifelte Versuch, überhaupt noch irgendwie am Spiel teilzunehmen. Schalke hat nur darauf gelauert, dass ein Außenverteidiger nachrückt und hätte ihn als Strafe sofort ins Laufduell mit Matondo geschickt. Noch fataler ist aber, dass man zwar Ballbesitz hat, aber nicht mehr in der Lage ist, dass Zentrum zu dominieren. Witsel ist hier Einzelkämpfer und je nach Intensität des Gegners mindestens 3 Gegenspielern ausgeliefert.
„Auf Augenhöhe mit Schalke“, OK, aber nur mit Mühe und aufgrund vereinzelt aufblitzender individueller Klasse. Das kann doch aber nicht der Anspruch vom BVB sein?
Spannend dürfte auch der Mittwoch gegen Gladbach sein. Gladbach hat sich seit dem letzten Aufeinandertreffen nochmal strukturell verbessert, wie das gestrige Spiel gegen die Eintracht gezeigt hat und gehen für mich sogar als leichter Favorit ins Spiel gegen den BVB,einfach weil sie im Vergleich zu Schalke mit Embolo und Thuram nochmal mehr Wucht im Angriffsspiel entwickeln können.

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tobit 28. Oktober 2019 um 17:29

Ich habe den BVB am Samstag in keinster Weise auf Augenhöhe mit Schalke gesehen. Und Schalke war nun wirklich nicht überragend stark. Mit ein bisschen Glück für die Schalker bei ihren zwei haarscharfen Aluminiumtreffern ist das Spiel in der ersten Hälfte entschieden und bei Dortmund brennt endgültig der Baum. So geht es mit diesem „state of limbo“ weiter und alle warten auf den endgültigen Absturz oder die plötzliche Wunderheilung.
Gegen Gladbach wird es nicht besonders spannend. So wie Dortmund sich aktuell zeigt, kann es eigentlich nur einen Ausgang geben. Das traurige ist ja, dass man in Dortmund angesichts des finanziellen Aufwands eigentlich als klarer Favorit in solche Spiele gehen müsste und man auch immer wieder kleine Ansätze einer kohärenten Spielweise a la Favre sieht, die aber nach wenigen Pässen an Kommunikation, Schiss vor zu viel Offensive und/oder unerklärlicher Faulheit scheitern.

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