Flügelkreisel retten Roger

3:0

Der Bayer-Coach steht unter Druck und hat bzw. findet die richtigen Mittel gegen Frankfurts Defensivkonstrukt. Die Leverkusener Problematik der langen Bälle im Aufbau wirkt in diesem konkreten Fall sogar als Vorteil.

Wie schon einmal der Kollege MR festgestellt hat, braucht man, um das unübliche Frankfurter System zu knacken, beispielsweise passstarke Außenverteidiger. Leverkusen konnte zumindest dribbelstarke und punktuell im Passspiel überraschende Kräfte auf diesen Positionen aufbieten. Überhaupt schufen die Gastgeber vor allem viel diagonale Bewegung aus den Flügelzonen heraus und erfüllten damit eine mögliche Voraussetzung, um der hessischen Verteidigungsarbeit beizukommen.

Frankfurt leicht asymmetrisch mit Pressing nach außen

leverkusen-frankfurt-2017Auch wenn sich – wie für die Mannschaft von Roger Schmidt typisch – aus dem nominellen 4-2-2-2 häufig einer der beiden Sechser im Aufbau tief zurückfallen ließ und so für Ruhe in der ersten Linie sorgen sollte, gelang es dem Team von Niko Kovac, die folgenden Eröffnungen nach außen zu treiben. Das geschah im Regelfall durch das Zustellen der vorderen Angreifer auf die Innenverteidiger in einer – wie in den vergangenen Partien angedeutet – stärker 5-3-2-haften Formation mit sehr offensiver Achterbesetzung. Dort gab es zwar eine kleine Asymmetrie, da Barkok etwas höher und häufiger nahe die Sturmreihe schob, in der entsprechend gerade Hrgota leicht nach rechts gerückt war.

Grundsätzlich starteten Gacinovic und Barkok im Umkreis der Leverkusener Sechser bzw. oft genau im Passweg zwischen diesen und den Außenkanälen, um dann im Pressing ballnah auf die zunächst nominell freien Außenverteidiger herauszurücken. Rechts wurde das im Zuge der minimalen Asymmetrie mehrmals auch von Chandler übernommen. Beim Nachschieben rückte der andere, ballferne Achter teilweise – Gacinovic mit kleinen Nachlässigkeiten – weit bis ins Zentrum ein und sollte dort die Orientierung auf einen Leverkusener Mittelfeldspieler übernehmen. Umgekehrt blieb dafür häufig der gerade weniger beteiligte Stürmer etwas breiter, was vermutlich einfache Verlagerungen in der tiefen Zirkulation unterbinden sollte:

Beim Verschieben auf die linke Seite Bayers durfte sich Alex Meier ballfern ausruhen, in die andere Richtung verblieb Hrgota in einer vergleichsweise hohen und auch etwas verbreiterten Position, oft irgendwo in der Nähe zwischen Toprak und Wendell. Der ballfern freigelassene Raum befand sich so auf mittlerer Höhe, quasi zwischen den Frankfurter Linien. Grundsätzlich verdichteten die Gäste am jeweiligen Flügel konsequent, hatten Mascarell als nominell freien Staubsauger und nutzten hinter dem lokalen Zustellen des Mittelfelds wieder die gewohnten Mannorientierungen sowie körperbetonten Herausrückbewegungen aus der Fünferkette.

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Grobe Darstellung des Frankfurter Pressings bei Ballbesitz Leverkusen, inklusive verschiedener Bewegungsmuster auf dem rechten Flügel. Ballfern sieht man die recht breite Position Hrgotas und den Raum auf mittlerer Höhe, den Wendell als primärer Verlagerungsspieler attackieren könnte.

Flügelkreisel vor allem auf rechts

Leverkusen konterte das aber mit guten und mutigen Abläufen um die Außenverteidiger herum. Zwar mussten sie gegen die Pressingbewegungen der Frankfurter ihren Aufbau frühzeitig auf die Flügel verlagern und dort entlang spielen, fanden aber eine konsequente und – in den siegbringenden Szenen – erfolgreiche Umsetzung dafür. Etwas mehr im Fokus stand die rechte Bahn, wo sich der wiedergenese Kapitän Lars Bender engagiert und präsent einschaltete. Immer wieder bewegte er sich weiträumig diagonal nach außen, um insbesondere Henrichs eine kurze Anspielstation gegen die Drucksituation und so neue Optionen oder zumindest etwas Zeit zur Spielfortsetzung zu geben.

Wie die Bayer-Elf in kleinräumigen, gruppentaktischen Kontexten über situative Dreiecksbildung schnelle Verbindungen aufbaute, sollte sich als ein Schlüsselpunkt erweisen. Dies erlaubte es ihnen in den entscheidenden Szenen, das gegnerische Defensivkonstrukt ein Stück weit auseinander zu hebeln und die Angriffe konsequent durchzuspielen. Ein essentieller Teil dafür waren auch die Dribblings verschiedener Akteure: Henrichs schnitt oft diagonal in den Halbraum und nutzte Bellarabi vor ihm als Breitengeber, der im weiteren Verlauf bei chaotischen Engen optional eingreifen konnte. Auch Havertz – mit leicht rechtsseitiger Tendenz in der Sturmspitze agierend – bewegte sich einige Male klug in den Halbraum,

Nicht nur band er sich als Teil des Zusammenspiels etwa über kurze Doppelpässe ein, sondern suchte Dribblings aus den Zwischenräumen. Seine Entscheidungsfindung, wann er diese Aktionen auch in klaren Unterzahlen versuchen konnte, passte, so dass er zumindest den Mitspielern Räume schuf, wenn er nicht durchkam. Nicht umsonst verursachte er die kuriose Unruhe vor dem für Frankfurt in der Folge unglücklichen 1:0. Die numerische Überzahl der Hessen in dieser Situation zeigte, welche Gegenwehr ihr Defensivsystem den Leverkusenern entgegensetzte und dass es quantitativ gar nicht so viel zuließ. Umgekehrt spielte vor diesem Treffer das etwas zu langsame Nach- und Zuschieben Gacinovic´ eine Rolle, so dass im ersten Moment die horizontale Schnittstelle neben Mascarell offen blieb.

Lange Bälle als indirekter Schlüsselfaktor

Auch in Strafraumnähe schaltete sich bei den Leverkusenern wiederum Lars Bender sehr offensiv ein, mit vielen horizontalen Rochaden zwischen den Sechzehnerecken, wo er die Positionsfindung bekanntermaßen gut beherrscht. Demgegenüber fiel Kampl – im Zuge einer diesmal sehr klaren Rollenverteilung im defensiven Mittelfeld – der Part des umtriebigen Ankerpunkts zu, der das Gebilde tiefer zusammenhielt, emsig Bälle aufsammelte und verteilte, auch recht weiträumig absicherte. Das vertrug sich mit seiner weiträumig-omnipräsenten und ankurbelnden Charakteristik ganz gut. Punktuell schaltete er sich aber nach Raumöffnungen hinter den Flügelabläufen in diese ein, wie bei seinem Zuspiel vor dem dritten Treffer.

Dass die Leverkusener mit diesen Mitteln letztlich die Eintracht deutlich mehr in Bedrängnis zu bringen vermochte als viele andere Gegner und die spielentscheidenden Situationen  so effektiv durchbrachte, lag auch an deren Vorbereitung: Neben über die Außenverteidiger vorangetriebenen Aktionen gestalteten die Hausherren das Aufrücken in vielen Fällen auch über den langen Ball, ein unter Roger Schmidt bekanntes Aufbaumittel. So problematisch dieses phasenweise schon war, diesmal entwickelte sich daraus viel Wirkung gegen das Frankfurter System. Bei tieferen Positionierungen der Sechser in der hinteren Zirkulation rückten die Achter der Eintracht mehrmals zu weit im Pressing heraus. In einer Szene wurde Kampl noch hinter dem Ball zugestellt, obwohl Jedvaj bereits in den Vorwärtslauf gegangen war.

Momente wie diese brachten Frankfurt zwischendurch in Unordnung. Bisweilen hatten ihre vorderen Mittelfeldakteure nach den langen Zuspielen sehr weite Rückwärtswege und konnten nicht schnell genug die zentralen Bereiche um die Abpraller schließen. Das ermöglichte Leverkusen die Kontrolle über die zweiten Bälle und eine ruhige Vorbereitung der Folgeaktionen. Demgegenüber musste sich Frankfurt – da der Übergang ins Abwehrpressing so schnell erfolgte – erst neu sortieren, wenn der Gastgeber schon seine Angriffe startete. Allen drei Toren ging ein weites Zuspiel voraus. Einen ähnlichen Effekt hatte die Asymmetrie im Pressing: Chandler musste – wie bei Halbraumverlagerungen von rechts – häufiger gegen Wendell herausrücken und Hector entsprechend häufiger in weiträumigen Szenen Brandt mannorientiert aufnehmen.

Leverkusens Pressingquartett

Vielleicht zog sich das auch auf die Sauberkeit in der Organisation in Strafraumnähe durch. In der Kettenarbeit und Strafraumverteidigung wirkten die Frankfurter etwas schwächer als sonst, zumal Chicharitos Movement viel Unruhe stiftete. Gerade für dessen Doppelpack bedurfte es auch etwas Abschlussglück. Im unmittelbaren Anschluss an den frühen Rückstand verbuchten die hessischen Gäste zunächst eine gute Phase mit vielen vertikalen Direktpässen in die Spitze. Längere Bälle Richtung Zielspieler Alex Meier hatten die Leverkusener etwas besser im Griff, da dessen linksseitige (bzw. generell oft ballferne) Grundposition bei Ballbesitz und der sonstige Rechtsfokus nicht so gut passten, zumal das Mittelfeld ohnehin eher zögerlich in die „Kampfzonen“ für Abpraller nachschob.

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Leverkusens Aufrücken aus dem 4-2-2-2 ins enge 4-2-4 versperrt Mascarell, Bellarabi blockt zudem Oczipka und nur der Pass nach rechts ist teilweise möglich. Leverkusen dagegen aber mit weiträumigem Herausschieben und Durchsichern. Gacinovic versuchte entweder den von Chandlers Aufrücken freiwerdenden Raum zu besetzen und sich dort freizulaufen, Wendell zu binden oder in die Schnittstelle zu starten, wenn Hrgota auswich (Pfeile von oben nach unten).

Daneben sollten die nominellen Achter bei der Eintracht eine bedeutende Rolle für die dynamischen Übergänge nach vorne einnehmen. Sie zeigten viele Vorstöße und diagonale Rochaden, wurden aber gänzlich unterschiedlich eingebunden, mit bedingt auch durch die Gastgeber. Strukturell wirkte das typische Leverkusener Pressingmuster aus dem 4-2-2-2 intuitiv gegen drei Zentrumsverteidiger: Der jeweils ballnahe der beiden sogenannten „Zehner“ schiebt vor, der andere gliedert sich eine Linie tiefer ein – einer 4-3-3-Logik folgend, mit der man die gegnerische Präsenz in der Aufbaureihe würde ausgleichen können. Das bot den Gastgebern eine gute, erste Grundorientierung.

Insgesamt spielte die Werkself ihre erste Linie sehr eng, teilweise mit enormer horizontaler Kompaktheit des gesamten vorderen Quartetts vor dem gegnerischen Sechserraum. Aus dem 4-2-2-2 entstand häufig ein enges, passives 4-2-4. So waren die Passwege ins Zentrum auf Mascarell eigentlich für alle Verteidiger fast durchweg blockiert, zumal sich Havertz, Brandt und Co. gegenseitig gut absicherten. Optional hätte aber ein eigener gegen den gegnerischen Sechser noch herausrücken können. Von rechts lief Bellarabi etwas aggressiver nach innen und sperrte dabei den Passweg Richtung Oczipka, dessen Dribblings und ankurbelnde Aktionen die Leverkusener vermutlich als große Gefahr für das eigene System ausgemacht hatten.

Prägendes Strukturmuster auf der rechten Seite

Abgesehen von einigen Versuchen Vallejos, stattdessen mit direkten Vertikalpässen ins Zentrum um Lars Bender herum einzudringen, hatte Frankfurt primär die Aussicht, das gegnerische Pressing über rechts zu überspielen. Da sie hier etwas mehr Präsenz erzeugten, konnte Brandt nicht immer alle Optionen abdecken, wenn er diagonal leicht die Aufbauspieler der Gäste anlief. So gab es kleinere Kanäle, die der Deckungsschatten nicht erfasste. Machte Brandt die wesentlichen Schnittstellen nach innen – die Hasebe und Hector punktuell anvisiert hatten – zu, musste er einige Pässe nach außen auf Chandler zulassen, mit denen die Hessen die erste Leverkusener Linie mal überspielen konnte.

Beide Mannschaften entwickelten jeweils einen interessanten Umgang mit dieser Situation, so dass sich intensive Wechselwirkungen ergaben: Neben den erprobten Herausrückbewegungen der Außenverteidiger – hier in Person Wendells – konnten die Hausherren auf ihre laufstarken Sechser zählen. Diese lösten sich aus den losen Mannorientierungen auf die Achter der Gäste und insbesondere Kampl schob diagonal weit mit zur Seite, um den jungen Brasilianer zu unterstützen oder abzusichern. Mit verschiedenen Rochaden versuchten die Frankfurter in dieser wiederkehrenden Konstellationen einen Spieler in Freiräume zu bringen. So rochierte Gacinovic nach außen, um Wendell zu blocken und Chandler Platz zur Ballannahme zu geben oder sich selbst den Ball im vertikalen Zwischenraum abzuholen, wenn jener vorrückte.

Ebenso bewegte sich häufig Hrgota zum Flügel in die Nähe Wendells, um diesen zusätzlich zu beschäftigen. In diesem Fall reagierte Gacinovic mit aggressiven diagonalen Vorstößen in die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger, um dort längere Direktpässe zu fordern. In der kompletten Umsetzung waren diese Abläufe schwierig, zumal Leverkusen hinter dem Pressingquartett zwar eigentlich sechs klare Grunddeckungen hatte, aber mutig herausrückte, wieder deutlich bessere Intensität zeigte und insgesamt ein sehr konsequentes Durchsichern praktizierte. Teilweise konnte Frankfurt so aber etwas Raumgewinn im zweiten Drittel verbuchen oder von außen die Passwege auf Mascarell öffnen, der dann schnell verlagerte oder zentral an die letzte Linie auf einen der Angreifer weiterleitete.

Während die rechte Seite samt Hrgota und den Abläufen um Gacinovic also primär für den Ballvortrag verantwortlich zeichnen musste, wurde der ballferne Halbraum fast gar nicht eingebunden und diente nur den Vorstößen ohne Ball – eine klare Aufteilung. Letztlich wurden die Frankfurter Ansätze in Leverkusens raumgreifendem, herausrückendem Defensivstil aufgefangen. Viele Szenen endeten schließlich in Einwürfen rechts, die Leverkusen aber mit einem diesmal recht konstanten Abwehrpressing verteidigte: inklusive kompaktem horizontalem Einrücken Bellarabis und Aufnahme Mascarells durch den ins 4-4-1-1 zurückfallenden Havertz. Mit der Zeit hatte der Gast ohnehin an Balance verloren, da die Vorwärtsbewegungen in den Raum hinein zunehmend hektischer gewählt und frühzeitig gestartet wurden.

Leverkusen verliert an Kohärenz, Frankfurt an Verbindung und Geduld

Hier deutete sich bereits die Instabilität der vertikalen Verbindungen durch das Zentrum an, die ursächlich für die geringere Offensivgefahr im zweiten Spielabschnitt werden sollte. Das wirkte sich besonders deutlich aus, weil die Rebic-Einwechslung ein stürmerhaft besetztes 5-2-3 mit zwar prinzipiell eng, aber hoch agierenden Angreifern nuancierte. Obwohl bei Leverkusen die Kohärenz im Pressing deutlich nachließ, musste Frankfurt die Anbindung durch das zweite Drittel vor allem über außen schultern. Bei Bayer war das Pressing nun zurückgezogener und konservativer 4-4-2-ähnlich, mit weniger Kontakt zwischen den Offensivkräften.

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Zwar versuchte Leverkusens Sturmduo im tieferen 4-4-2 zwar frontale Vertikalpässe zu den Sechsern weiter zu verhindern (blauer Deckungsschatten), häufiger sperrten sie aber die horizontale Zirkulation (wie hier Chicharito). Die Flügel agierten tiefer, die Sechser über mannorientiertes Zustellen. Insgesamt spielte Bayer vertikal weniger kohärent, was Frankfurt Raum ermöglichte (roter Anschlussraum). Nicht nur bei Pässen auf die Flügelläufer folgten aber dann zu schnelle, vertikale Aktionen in die Spitze. Zudem wurden etwa die Pärchenbildungen zwischen den Außenspielern des nun genutzten 5-2-3 kaum mehr von weiteren Akteuren zusätzlich herüberschiebend ergänzt. Folge waren Unterzahlen am Flügel (grau-blasser Block).

So sperrte die Sturmreihe nun nicht mehr die vertikalen Wege, sondern stärker die horizontale Zirkulation in der Dreierkette. Gegen die 5-2-3-artigere Struktur Frankfurts machte das Sinn, war über Dribblings der Halbverteidiger aufgrund der tieferen Bellarabi und Brandt aber einfacher zu umspielen. Dahinter orientierten sich nun bei Leverkusen die Sechser vertikal weiter nach vorne und mannorientiert gegen Mascarell und Barkok. Den Raum nutzte Frankfurt vor allem, um die Flügelläufer offener und gleichmäßiger bedienen zu können. In der suboptimal ausgeführten 5-2-3-Struktur hatten diese aber oft nur den jeweils ballnahen Stürmer als Anspielpartner.

Da sie früh nach außen gedrängt waren, eroberte Leverkusen über das Herausrücken des Außenverteidigers und potentielle Hilfe eines Sechsers viele Bälle schnell wieder. Überhaupt bestand der Haupteffekt des gestreckteren und nicht mehr so kompakten Pressings der Leverkusener in zunehmender Hektik bei den Frankfurtern – wozu die Bayer-Elf sie auch gut leitete. In Rückstand wurden die Hessen zunehmend ungeduldig, spielten aus den tiefen Zonen viele überfrühte lange Bälle oder entschieden sich zu früh für den Vorwärtsweg über die Flügelläufer. Gerade Chandler lief sich auf die angesprochene Weise einige Male fest.

Diese Problematik der vertikalen Anbindung schlug nun etwas „sauberer“ auf die Defensivarbeit zurück: Hatte Frankfurt im Pressing und im Kettenspiel weiterhin noch einige gute Momente, ließ die Beteiligung der vorderen Kräfte in der Rückzugsbewegung nach bzw. wurde unkoordinierter. Da einer der verbleibenden Mittelfeldspieler jeweils weit nach außen schob, um gegen die dortigen Pärchen zu helfen, gingen bei der Eintracht vor ihrer präsent besetzten Abwehrlinie Lücken im Rückraum auf. Die teilweise zu flach werdende Verteidigungsstruktur bespielte Bayer – wie etwa beim 2:0 – über schnelle Bälle zurück ins Zentrum und anschließende Verlagerungen, gegen die Frankfurt nicht mehr rechtzeitig herausschieben konnte.

Fazit

In einem taktisch geprägten Spiel, in dem die Teams in vielen Szenen um Überlegenheit und Zugriff rangen, melden sich Bayer Leverkusen und Roger Schmidt zurück. Sowohl systeminhärente Faktoren (Eröffnungen über lange Bälle, Außenverteidiger-Einbindung) als auch spezielle Fokussierungen (Schwerpunkt rechte Seite bei Ballbesitz, dazugehörige Rollenverteilung) trugen dazu bei, die Gäste zu knacken. Im Pressing erinnerte die Werkself wieder an alte Zeiten und konnte Frankfurts Versuche, den primären Vorwärtsweg über rechts auszugestalten, letztlich verhindern.

FAB 21. Februar 2017 um 13:37

Neben Lars Bender, haben ja auch Bellarabi und Havertz eine belebende Rolle in Leverkusens Spiel. Ich bin gespannt wie das heute gegen Atletico aussieht.
Atletico hat ja durchaus Probleme mit guten, zielstrebigen Aufbauspiel über die außen.
Beim letzten Aufeinandertreffen (schon wieder 2 Jahre her) hat Atletico das damals sehr starke Zusammenspiel von Calhanoglu und Bellarabi kaum in den Griff bekommen und hatte am Ende etwas Glück überhaupt in die nächste Runde einzuziehen. Auch bin ich gespannt, wie sich Havertz heute auf diesem Niveau bewährt.

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FAB 22. Februar 2017 um 08:55

Gegen Atletico war der Flügelaufbau leider nicht mehr so mutig. Beide Außenverteidiger wirkten zumindest in der 1. HZ doch sehr unsicher, selbst bei relativ einfachen Bällen. Dazu hat Havertz leider kaum Unterstützung angeboten, der sich leider viel zu statisch im Offensivzentrum aufgehalten hat. Auch habe ich nicht verstanden, warum Bellarabi und Brandt nach kurzer Zeit die Seiten getauscht haben. Mit Rechtsfokus, Bellarabi auf rechts hätte Brandt auf links mit etwas mehr PLatz vielleicht überraschen können. Auch hätte Bellarabi gegen Carrasco und Luis wohl besser nach hinten mitgearbeitet. Aranguiz und Kampl ergänzen sich dazu auch nicht wirklich optimal, weil beiden etwas die Präsenz abgeht. Baumgartlinger wäre hier die bessere Wahl.
Davon abgesehen ist Dragovic schon ein ziemlich schlechter Verteidiger ohne irgendeine Stärke. Spielaufbau, Schnelligkeit, Zweikampfverhalten – in allen Belangen weit weg von internationalen Niveau.
Insgesamt kein so ganz schlechtes Spiel von Leverkusen, aber einfach mit zuvielen Fehlern und sehr vielen kleinen strukturellen Mängeln um auf diesem Niveau mithalten zu können.

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Daniel 22. Februar 2017 um 15:07

War das erste Spiel von Dragovic, das ich in voller Länge gesehen habe. Ich war durchaus neugierig auf ihn, da er hier auf sv.de durchaus positiv gesehen wird ( https://spielverlagerung.de/2016/04/30/mats-hummels-geht-ein-unersetzbarer/ )

Aber das war wirklich desolat und in keinster Weise ein bundesligareifer Auftritt. Am 0:2 ist er in meinen Augen gleich doppelt schuld: erst sein katastrophaler Querschläger und dann orientiert er sich an Gameiro-der schon von Toprak gestellt war-und lässt in der Mitte Griezmann völlig frei. Beim 1:3 natürlich auch amateurhaftes Zweikampfverhalten und auch sonst sehr schwach. Wird nicht leicht für Bayer, Toprak zu ersetzen. Ist Papadopoulos noch Spieler von Leverkusen? In diesem Fall wäre wohl Tah/Papa das beste IV-Duo für die kommende Saison…

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CE 22. Februar 2017 um 16:59

Ich würde nicht aufgrund einer Partie den Stab über ihn brechen. Der gestrigen Partie stehen viele gute Auftritte von ihm gegenüber.

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Peda 23. Februar 2017 um 08:17

Mir geht nicht ein, warum er jetzt schon dermaßen lange seiner Normalform hinterherhinkt.

Bis 2015 ging es mit ihm nur nach oben. Die Auftritte in der Nationalmannschaft waren aller Ehren wert, die Tacklings gegen Brasilien (Neymar!) und gegen Schweden dürfen ein keinem Best Of-Video fehlen, sein selbstbewusstes Andribbeln war bis dahin die ideale Ergänzung zu Hintereggers Spielaufbau.

Aber keine Ahnung was seitdem los ist, das scheint für mich mentale Ursachen zu haben.

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FAB 23. Februar 2017 um 08:35

Ja, das muß man schon relativieren Dragovic wäre eine gute Verstärkung für die meisten Bundesligaclubs. In der Champions League kommt er aber halt an Grenzen und dass nicht nur weil er deutlich langsamer ist als die meisten Stürmer auf diesem Niveau. Ich finde selbst Toprak, den ich in sämtlichen Facetten etwas stärker einschätze als Dragovic, schon grenzwertig und bezweifle das er eine echte Verstärkung für den BVB in der kommenden Saison ist. Schade das es nicht gelungen ist Süle zu verplichten, der es stattdessen vorzieht sich auf Bayerns Ersatzbank zu setzen. Hoffen wir für den BVB das wenigstens die Dahoud Verpflichtung klappt.

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Mlisiewi 23. Februar 2017 um 10:32

„Schade das es nicht gelungen ist Süle zu verplichten, der es stattdessen vorzieht sich auf Bayerns Ersatzbank zu setzen.“
-> Abwarten und Tee trinken. Sehe ich ehrlich gesagt nicht so. An Martinez dürfte Süle vorbei kommen (Sehe Martinez persönlich einfach eine Reihe weiter vorne auf dem Spielfeld), und Boateng ist mittlerweile dann doch recht verletzungsanfällig. Traue Süle mittelfristig bei ansprechender Weiterentwicklung einen Stammplatz bei den „Roten“ zu. Klingt provokativ, sehe aber großes Potenzial für einen Innenverteidiger mit internationaler Klasse oder gar mehr

tobit 23. Februar 2017 um 11:28

Mit Süle könnte Bayern eigentlich eine echt gute 3er-Kette spielen. Zwei herausrückende Halbverteidiger mit Hummels und Süle und Boateng dazwischen als Abfangjäger.
Coman würde ich gern Mal als rechten Flügelläufer sehen, da er mit seiner Linearität, dort sehr gut hinpassen könnte. Mit Alaba oder Bernat auf der anderen Seite hätte ich da auch defensiv keine Bedenken.
Im Mittelfeld könnte man dann frei Schnauze ein 1-2 oder ein 2-1 (oder auch ein 2-2) aufstellen, da für alle Varianten passende Spieler in ausreichender Menge vorhanden sind. Lewandowski wäre im Sturm gesetzt, Robben und Müller könnten den zweiten Stürmer oder den zweiten Zehner geben, während die andere Zehn von Ribery/Costa/Thiago besetzt wird. Eigentlich ein darauf perfekt passender Kader, höchstens ein zweiter rechter Flügelläufer fehlt noch, da gibt es aber sicher die ein oder andere Option (egal ob offensiver AV oder linearer AS) auf dem Markt.

Schorsch 23. Februar 2017 um 14:27

Toprak hat bei einem Top-Club der Bundesliga über Jahre hinweg konstant zuverlässige, in toto überdurchschnittliche Leistungen als IV gezeigt. Das gilt sowohl für die Liga, als auch für die europäischen Wettbewerbe (fast ausschließlich CL). Von den einzelnen relevanten Aspekten für einen IV ist er sicherlich in keinem überragend, aber eben in jedem überdurchschnitlich und konstant. Insofern wäre er auch für den BVB eine Verstärkung, da er eine größere Konstanz und geringere Fehleranfälligkeit im zentralen Defensivbereich gewährleisten könnte. Er ist bestimmt nicht der Quantensprung für die BVB-Defensive, aber er kann ein Mehr an Stabilität bringen. Wenn er seine Form der letzten Spielzeiten bestätigen würde – was er gerade in dieser, seiner letzten für B04, nicht tut. Warum er in dieser Saison schwächelt und inwieweit das individuell oder im Zusammenhang mit der gesamten Mannschaftsleistung zu sehen ist, weiß ich nicht.

Was Dahoud anbelangt, so scheint er auf den ersten Blick eine passende personelle Lösung für ein evidentes Problem des BVB im zentralen Mittelfeld zu sein. Man wollte ihn wohl bereits zu dieser Saison zum BVB holen, aber da hatte BMG etwas dagegen. Allerdings ist Dahoud wie jeder Spieler seines Alters im Moment eher ein Versprechen als eine sichere Bank. Einer ausgezeichneten Debut-Saison folgt nun eine durchwachsene und durchaus auch schwache Saison. Aktuell scheint er sich wieder zu steigern. Solche Schwankungen sind zwar absolut normal bei jungen Spielern, aber die Verpflichtung junger Talente geht immer auch mit einem höheren Risiko einher. Für den BVB scheint es aber zu dem Weg, vermehrt Talente zu verpflichten, keine große Alternative zu geben. Insofern würde es schon passen, der Mannschaft neben der Verpflichtung hochbegabter Talente (die noch zu entwickeln sind) mit erfahrenen Spielern wie Toprak die notwendige Stabilität zu geben, auch wenn letztere nicht die absolute Klasse darstellen.

Daniel 23. Februar 2017 um 18:40

@CE: Klar, ich hatte das etwas scharf formuliert: mein erster nennenswerter Eindruck von ihm war nicht gut, aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass er eine Graupe ist.

Zu Süle: In meinen Augen hat er absolut das Zeug zum Stammspieler. Leider hab ich da bei Ancelotti (den ich ansonsten positiver sehe als viele andere Bayernfans) große Bedenken. Mein Eindruck ist, dass er am liebsten einen Kader von 18 Maldinis und Lahms hätte. Junge Spieler haben bei ihm eine deutlich geringere Chance als noch bei Pep…obwohl zumindest Kimmich zumeist überzeugt und eigentlich selten schlechter ist als Vidal oder insbesondere Alonso. Hab ehrlich gesagt ein wenig Angst, dass man zu lang an Ancelotti festhält und dann einen völlig überalterten Kader hat.

@tobit: Interessante Idee…wenn Pep noch bei uns wäre würde ich es auch für sehr wahrscheinlich halten, dass wir das mal sehen. Die Rolle als rechter Flügelläufer ist übrigens Robben quasi auf den Leib geschneidert, das hat er bei Pep schon ganz ähnlich gespielt. Und mit drei gelernten IV hinter ihm wäre auch die Absicherung gegeben.

@Schorsch: Ich halte Toprak für einen in allen Bereichen soliden IV, wie er dem BVB aktuell sehr gut tun würde. Die jetzigen IVs von Dortmund sind entweder dauernd verletzt (Sven Bender) oder Spezialisten: Ginter und Bartra haben eine deutlich überdurchschnittliche Spieleröffnung, allerdings haben sie auf höchstem Niveau im Defensivzweikampf hin und wieder große Probleme. Sokratis ist im klassischen Zweikampf Mann gegen Mann eine Maschine, allerdings ist er im Spielaufbau extrem limitiert und nach meinem Eindruck ist auch sein Stellungsspiel oft suboptimal (hebt durch zu langsames Aufrücken Abseits auf und ähnliches). Toprak ist in Leverkusen oft Abwehrchef und wird das wohl auch in Dortmund schnell werden. Neben ihn kann man zum Spielaufbau dann Bartra/Ginter stellen oder für eine klassische Abwehrschlacht eben Sokratis. Wenn Bender fit ist wäre wohl Bender/Toprak die Idealbesetzung…Bender besitzt den Spielaufbau von Ginter/Bartra und ist im Stellungsspiel deutlich sicherer als Sokratis, ohne diesem im klassischen Zweikampf so deutlich unterlegen zu sein wie Ginter und Bartra.

Zu Dahoud: Einen Spieler mit seinem Talent, der deutlich weiter ist, bekommt der BVB nicht (solche Spieler wechseln dann eher nach München oder Madrid). Im Idealfall sollte der BVB außer ihm noch einen erfahreneren Spieler haben, der zwar weniger Potential hat, aber eine eventuelle Formkrise Dahouds abfangen könnte (Castro?).

Schorsch 23. Februar 2017 um 21:12

@Daniel
Sehe ich auch so mit den IV des BVB. Wird interessant zu sehen, wer gehen wird zur neuen Saison, wenn Toprak kommt. Man wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit 4 IV in die Saison gehen, um der Belastungssteuerung/Rotation gerecht werden und verletzungsbedingten Ausfällen Rechnung tragen zu können. Außerdem wird man wohl zwischen 3er- und 4er-Kette wechseln. Auch wenn z.B. Piszczek eine Alternative bei einer 3er-Kette ist, wird man mMn nicht weniger als 4 IV im Kader haben wollen, die ernsthafte Alternativen darstellen. Burnic und Merino kann ich mir momentan da nicht vorstellen. Bender müsste eigentlich ‚gesetzt‘ sein, aber seine Verletzungsanfälligkeit lässt kaum zu, mit ihm zu planen. Die Stärken und Defizite von Sokratis sind bekannt; seine Qualitäten machen ihn allerdings sehr begehrt bei anderen Clubs; vielleicht will er ja auch fort bei einem lukrativen Angebot. Bartras Zweikampf- und Kopfballdefizite müssten sich ein wenig abmildern lassen. Wenn er hier an Qualität zulegt, dann hat er mMn das Zeug, dem BVB über längere Zeit eine Stütze zu sein. Nach einem jahr wird man sich nach meiner Einschätzung nicht bereits wieder von ihm trennen. Ginter sehe ich persönlich als jemanden, der sich noch weiter entwickeln kann. Er hat überdies den Vorzug, auch auf anderen Positionen einsetzbar zu sein. Ich glaube allerdings, dass er derjenige unter den bisherigen IV ist, der am ehesten den Club wechseln wird (bzw. soll). Für ihn würde der BVB bestimmt eine erkleckliche Ablöse erzielen können. Ich persönlich fände es schade, aber wer weiß schon, wie es tatsächlich kommen wird…

Zu Castro: Der war im Prinzip ja als ‚Ersatz‘ für Gündogan gedacht, als er verpflichtet wurde. Dass Gündogan dann doch noch eine Saison blieb, war nicht so geplant. Sicherlich kann Castro eine gute Rolle im zentralen Mittelfeld spielen. Ob er es allerdings konstant kann und ob er ein adäquater Ersatz für einen Dahoud sein könnte (wenn dieser dann tatsächlich kommen sollte und auch das zeigen sollte, was man sich eventuell von ihm verspricht), muss man wohl mit einem Fragezeichen versehen. So richtig schlau werde ich ehrlich gesagt nicht aus dem, was er bislang beim BVB gezeigt hat. Er zeigt sehr große Schwankungen in seinen Leistungen. Oder liegt es daran, dass er möglicherweise nicht seinen Stärken entsprechend eingebunden wird?

So, jetzt schaue ich mir an, wie sich Dahoud beim Rückspiel in Florenz macht…

tobit 23. Februar 2017 um 22:43

Mit Pep hätte man dann zwei sehr verschiedene 3er-Ketten in Petto. Einmal die „bullige“ mit Hummels/Süle und zum anderen die „agile“ mit Alaba/Kimmich jeweils als Halbverteidigern und Boateng oder Martinez dazwischen.

Robben bräuchte als WB halt dringend jemanden, der viel nach außen ausweicht aus dem Mittelfeld, da er sonst nicht zur Mitte ziehen kann. Da war Lahm schon perfekt als rechter Achter und Müller als zweiter Stürmer. Mit Coman könnten sich die ZMs eher in der Mitte aufhalten und später in den Strafraum ziehen (perfekt für Vidal und Müller).

Bartra ist ein „Gambler“. Er rückt unheimlich weit und gerne raus und geht in direkte Duelle, worunter seine Erfolgsquote insgesamt leidet und er immer wieder kapitale Fehler drin hat. Diese Fehler bin ich aktuell bereit zu akzeptieren, da er schlichtweg den besten und selbstbewusstesten Aufbau spielt.
Ginter dagegen verteidigt mir zu passiv, hat aber bei den Tackles auch keine viel bessere Quote. Auch im Aufbau nutzt er seine technische Qualität zu selten, weil er nur selten aktiv den Ball fordert, sondern die anderen Mal machen lässt.
Bender will ich aktuell nicht wirklich bewerten, da er ein halbes Jahr gefehlt hat. Sein Profil finde ich aber überaus interessant – er ist (wie Ginter) offensiv kein dominanter Spieler, aber löst seine Aktionen gefühlt öfter nach vorne. Defensiv bringt er das beste Stellungsspiel aller IVs und kann je nach Rolle und Partner(n) sehr aggressiv oder Liberoesk sein.
Sokratis war bis zum Winter defensiv eine Wand, an der fast alles apprallte. Im Spielaufbau ist er mittlerweile rein technisch auf gutem Niveau, aber sehr unstrategisch, was dann Mal zu Lucio-Gedächtnis-Dribblings und Mal zu gebolzten Bällen ins Nichts führt. Insbesondere, wenn er an der Auslinie gestellt wird, neigt er zum Bolzen.
Ehrlich gesagt glaube ich bei Ginter an ein „Problem“ im Kopf, das sich in Dortmund nicht mehr lösen wird. Diese Veranlagung leitet seinen Verteidigunsstil in eine für den BVB meist unpassende Richtung. Daher würde ich Ginter abgeben, auch wenn dann die Altersstruktur ziemlich zerschossen ist. Sollte es auch bei Sokratis oder Bender zu einem Wechsel kommen, würde ich nochmal deutlich in einen jungen Spieler (23 oder jünger) investieren (oder man setzt da richtig auf Merino).

HK 24. Februar 2017 um 13:28

@Schorsch: Und wie hat sich Dahoud nun gemacht?
Ich bin da immer ziemlich zwiegespalten. Einerseits tolle Ballbehandlung und diese 15-20 Meter Killerpässe. Andererseits wenig Präsenz und phasenweise gar kein Zugriff auf das Spiel.

Ob Dortmund im nächsten Jahr für ihn schon das Richtige wäre? Evtl. wäre ein weiteres Jahr in Gladbach das Beste für ihn.

Schorsch 24. Februar 2017 um 23:44

Ja, ich habe Dahoud in diesem Spiel auch mit ‚Licht und Schatten‘ gesehen, allerdings unter dem Strich mit deutlich mehr Schatten. Ich gehe sogar soweit, dass ich ihn als den schwächsten aller Gladbacher an diesem Abend gesehen habe.

Solche Einschätzungen sind natürlich sehr subjektiv, klar. Und ich habe da durchaus einige gute Szenen Dahouds in Erinnerung. Zum einen den einen oder anderen guten Pass, wie du es auch schon angesprochen hast. Eine Torchance hatte er auch. Zwei Situationen sind da auch noch in meinem Kopf, in denen er sich sehr geschickt durch ein elegantes Dribbling gegen 2, 3 Gegner aus einer engen Situation im eigenen Verteidigungsdrittel ins Mitteldrittel herauslösen konnte. Allerdings waren die Anschlussaktionen dann weniger produktiv. Überhaupt war er nach meiner Beobachtung nicht in der Lage, dem Spiel der eigenen Mannschaft Struktur zu geben. Im Spielaufbau spielte er mMn eher eine untergeordnete Rolle. Ich habe es auch so gesehen, dass er keinen Zugriff auf das Spiel hatte. Das Defensivverhalten habe ich überdies als nicht sehr zufriedenstellend gesehen.

Sicherlich wäre es gut, würde er noch eine gewisse Zeit sich bei Gladbach entwickeln können. Andererseits ist die Vertragssituation oftmals eine ganz spezifische, sodass schnelles Handeln vor bedächtigem Agieren steht. Das scheint wohl bei ihm auch der Fall zu sein.

Ich kann es nicht rein objektiv erklären, aber ich bleibe bezüglich seiner weiteren Entwicklung skeptisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich täusche, ist hoch. Und ich lasse mich auch gerne eines besseren belehren. Aber warten wir es einfach ab. Im Gegensatz zu den BVB-Verantwortlichen können wir das ja… 😉


Taktikfüchsin 13. Februar 2017 um 21:41

Danke für die umfassende Analyse – da habe ich nichts zu ergänzen. Die Knackpunkte wurden scharf herausgearbeitet und gut beschrieben. Freut mich auch, dass Bayer zurück zu seinen Stärken findet.

Anderes Thema: Macht Ihr noch eine Analyse zu Freiburg – Köln? Ich fand das Spiel taktisch hochinteressant. Der SC hat phasenweise sehr ansprechenden Ballbesitzfußball gespielt mit toller Struktur, sauberer Raumaufteilung und der nötigen Schärfe im Passspiel. Bei Köln fand ich die für den Gegner unangenehmen Rhythmuswechsel (hohes Pressing, dann passiv und tief) und damit einhergehenden Wechseln zwischen 4er und 5er-Abwehr, teils pendelnd, sehr interessant.

PS: Grifo ist eine Augenweide. <3

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ode. 13. Februar 2017 um 09:02

Als Bayer-Fan würde mich eine Einschätzung interessieren:

In den letzten Wochen, speziell denke ich da an den Sonderpodcast zu Bayer, wurde deren Flügelaufbauspiel eher kritisiert. Bsw. der sehr starke Fokus von Aufbau-Sechser Kampl auf den linken Flügel.

Es ist, seit Schmidt in Leverkusen ist, eben tatsächlich so, dass Bayer sich (situativ) extrem stark auf eine Angriffseite konzentriert und dort versucht durch zu kommen. Besonders seit der Winterpause 2015/2016 wird ein stark flügelorientiertes Positionsspiel in Ballbesitz aufgezogen. So stark auf den Flügel orientiert, dass man auch selten eigene Spielverlagerungen sieht, da nach einer solchen Verlagerung die eigene andere Seite ja sehr verweist ist, denn das ganze Team verschiebt stark auf den Flügel und bietet bei einer Spielverlagerung potentiell die unterbesetzte Seite bei einer ungenauen Verlagerung oder einem individuellen Ballverlust für einen Konter an.

Was aber ja seit einiger Zeit in der Bundesliga oder auch dem Fussball überhaupt, extrem fokussiert wird, ist die Sicherung der eigenen Mitte. zwei zentrale Mittelfeldspieler vor drei Innenverteidigern ist ja keine Seltenheit mehr. Da kommt man ja kaum durch. Meiner Ansicht nach hat man diese Tendenz auch extrem bei der Europameisterschaft gesehen, wo ein Team wie Island oder auch Wales hinten so stark die Mitte verdichtet haben, dass sie im Falle von Wales sogar bis ins Halbfinale vorstießen. Nationalteams sind selten im Ballbesitzspiel so gut eingespielt wie Bayern oder Barca, dass sie so was knacken können.

Und jetzt die Frage: Ist denn jetzt ein so starker Fokus auf den Flügel im Aufbauspiel dann nicht sogar die logische Konsequenz um dieser Verdichtung des eigenen Mittelblocks aus dem Weg zu gehen? Also, bisher kann man ja kaum Loblieder auf das Leverkusener Aufbauspiel singen. Aber es gab ja schon Ende der letzten Saison eine Phase, in der dies hervorragend funktioniert hat, und Bayer jedes Team recht zuverlässig damit auseinander genommen hat. Es war ja so, dass nach der Wintervorbereitung erstmal wieder Krise war, bis dann das Aufbauspiel endlich seine Sonnenseite zeigte. Nun, in dieser Saison, scheint es wieder nicht so gut zu funktionieren. Wobei meiner Ansicht nach wahnsinnig viel bei Bayer von Lars Bender abhängt, der unser System einfach sehr stabilisiert und scheinbar nicht ersetzt werden kann (ich hoffte ja, dass Baumgartlinger dies schaffen würde, da Bender ja doch regelmäßig ausfällt).

Nun scheint in dieser Partie gegen Frankfurt wieder eine Fokussierung auf den Flügel, in dem Fall auf den rechten Flügel, geholfen zu haben, ein System auszuhebeln, welches für seine zentrale Kompaktheit bekannt ist. Auch Pep Guardiola hat bei den Bayern zwar ein zentrales Ballgeschiebe aufgezogen – seine wichtigsten Durchbruchspieler waren aber immer die Flügelspieler.

Die Frage ist jetzt: Ist es eine gute Idee den Spielaufbau auf den Flügel zu verlagern oder ist es das Problem, was Bayer eben diese Saison hat?

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Objektiv 12. Februar 2017 um 17:36

Mir fehlt auf Spielverlagerung qualitativ eigentlich nichts (außer die schonmal angesprochenen Audio Versionen des geschriebenen) aber mir fehlt quantitiv die Abdeckung von laliga und der Serie A, wo zum Beispiel ist der Fokus auf Atalatas unglaubliche Entwicklung die es in dieser rasantheit schon ewig nicht mehr in Italien gegeben hat? Ich vermisse einfach die regelmäßigen Berichte der Entwicklungen dieser beiden Ligen, vlt fällt es mir mir auf weil ich die beiden intensiv beobachte aber bei der Bundesliga habe ich den Eindruck ihr schaut jedes Spiel, ebenso Premierleague. -habt ihr zu wenig Leute für Italien und Spanien? Oder fehlt es an der Zeit diese Artikel zu verfassen?

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Daniel 13. Februar 2017 um 00:34

Kann ich schon verstehen, dass einem das negativ auffällt, wenn man sich für die Ligen interessiert…aber das tun im deutschen Sprachraum halt die wenigsten. Deutschland ist halt auf die Bundesliga fokussiert, die das Fußballinteresse sehr gut abdeckt. Da haben es andere Ligen schwer. Grundsätzlich interessiert sich auch-von einigen wenigen Nerds abgesehen-kaum jemand für die Premier League, nur spielen da halt mit Pep und Klopp aktuell die beiden Trainer mit der hierzulande höchsten Reputation, sodass sich die Leute jetzt vorübergehend für deren Teams interessieren. Wenn diese beiden Trainer nächste Saison nach Italien wechseln würden dann wären hier regelmäßige Berichte über die Serie A und nichts mehr über die PL.

Spielverlagerung ist nunmal auch nichts anderes als ein Querschnitt der deutschen Fußballgesellschaft. Die meisten Autoren hier haben ein Lieblingsteam in der Buli, dadurch wird diese gut abgedeckt (wobei es da auch Ausnahmen gibt, z.B. Hertha). Für Teams anderer Ligen interessiert man sich nur dann, wenn eine Buli-Mannschaft gegen sie spielt, sprich jetzt gab es kürzlich eine Analyse über Arsenal, oder aber halt für Pep und Klopp.

Das ist aber in anderen Ländern auch nicht anders, glaub mir 😉

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August Bebel 13. Februar 2017 um 14:42

Im Blick über den Tellerrand werden ab und an interessante Teams und Spiele aus diesen Ligen angesprochen und bei spielverlagerung.com gab es schon die ein oder andere Analyse zu Napoli. Ich hoffe, dass die allgemeine Wahrnehmung von Serie A, La Liga und Ligue 1 durch dazn ein bisschen zunimmt.

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Objektiv 12. Februar 2017 um 17:35

Mir fehlt auf Spielverlagerung qualitativ eigentlich nichts (außer die schonmal angesprochenen Audio Versionen des geschriebenen) aber mir fehlt quantitiv die Abdeckung von laliga und der Serie A, wo zum Beispiel ist der Fokus auf Atalatas unglaubliche Entwicklung die es in dieser rasantheit schon ewig nicht mehr in Italien gegeben hat? Ich vermisse einfach die regelmäßigen Berichte der Entwicklungen dieser beiden Ligen, vlt fällt es mir mir auf weil ich die beiden intensiv beobachte aber bei der Bundesliga habe ich den Eindruck ihr schaut jedes Spiel, ebenso Premierleague. -habt ihr zu wenig Leute für Italien und Spanien? Oder fehlt es an der Zeit diese Artikel zu verfassen?
Sind nur Beobachtungen meinerseits, nicht als Kritik auffasen bitte.

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luckyluke 12. Februar 2017 um 12:21

War Meier für dieses Spiel vielleicht die falsche Wahl? Auch wenn sie es nicht konstant praktizieren konnten in dieser Saison, war klar, dass Leverkusen zu einem aggressiven Pressing fähig ist. Da schafft Meier mit seiner fehlenden Technik und Geschwindigkeit eher noch mehr Probleme, als dass er welche behebt…Oczipka konnte auch deswegen komplett aus dem Spiel genommen werden, weil er, selbst wenn er den Ball bekäme, nicht mal den einfachen Ball hinter die Abwehr spielen konnte, da Meier einfach zu langsam ist.

P.s. Ein Stendera wäre schon ganz geil

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tobit 12. Februar 2017 um 14:20

Stendera und Fabian auf der Acht vor Mascarell und Seferovic (oder ein anderer mitspielender Stürmer) und Hrgota vorne als bewegliche Doppel-Neun wäre schon eine feine Mannschaft. Damit bräuchte man sich nur vor ganz wenigen verstecken. Wenn man dann auch defensiv so sauber bleibt und die Kaderplätze 15-19 dieser Qualität annähert, könnte da ein neuer Europaaspirant entstehen. Da wird aber wohl so mancher Abgang und eine eventuell „verfrühte“ EL-Qualifikation in dieser Saison einen Strich durch die Rechnung machen.

Meier ist gegen Leverkusen (bzw. generell) nur in bestimmtem Kontext zu gebrauchen, dann ist er aber ein Torgarant sondergleichen (was Hrgota und Seferovic einfach nicht sind). Schaffst du es per langem Ball (oder wie auch immer man schnell genug am Pressing vorbeikommt) einen Vorlagengeber (also eher nicht Hrgota) neben die Restverteidigung zu bringen, dann wird Meier bei der Hereingabe fast immer gefährlich – dafür braucht es aber relativ viel Offensivpräsenz, die Frankfurt eher selten in so frühen Angriffsphasen herstellt. Eine andere Möglichkeit wäre es sich geduldig durchs Pressing durchzuspielen und dann Meiers geniales Stellungsspiel im Strafraum durch Pässe oder Flanken zu nutzen – wenn Abraham, Stendera und Fabian fit wären, wäre das für mich das Mittel der Wahl gewesen, da die drei das Aufbauspiel auf eine ganz andere Stufe heben, als es Hector, Gacinovic oder Barkok können.

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Schorsch 12. Februar 2017 um 22:38

Sehr präzise Analyse von TR, welche die Gründe für den letztlich sehr klaren Leverkusener Sieg konkret aufschlüsselt. Wobei der Führungstreffer für B04 sehr glücklich zustande kam und die 1. HZ auch hinsichtlich der Torchancen recht ausgeglichen war. Doch die SGE vermochte ihre zwei sehr klaren Chancen halt nicht zu nutzen und in der 2. HZ stach dann halt die Leverkusener Taktik, welche die potentiellen (und tatsächlichen) Schwächen der Eintracht ausnutzte. Apropos ‚lange Bälle‘: Wenn auch anders gelagert und angewandt, so waren diese im Spiel des BVB gegen RB Leipzig auch ein Grund für den Sieg des BVB.

@tobit
Es gibt so einiges, was in so manchem Spiel gegen den Einsatz von Alex Meier spricht. Letztlich ist es aber genau so, wie Du es sagst: Sein Stellungsspiel nicht nur im Strafraum, sondern generell im Offensivdrittel beeindruckend. Und für ein Tor nach einem Standard ist er auch immer gut.

Was die Optionen der SGE mit einsatzfähigen und in Form befindlichen Spielern wie Stendera, Fabian und Abraham anbelangt, so folge ich Dir in Deiner Argumentation. Allerdings ist das Fußballleben halt kein Wunschkonzert und jeder Trainer muss sich in entsprechenden Situationen etwas einfallen lassen. Stendera stand überdies infolge seines Kreuzbandrisses die gesamte Saison nicht zur Verfügung und dies wurde bislang sehr gut kompensiert. Vielleicht kommt er ja noch im März auf den Platz zurück. Auch wenn er ebenfalls so seine Defizite hat, bringt er andererseits eine zusätzliche Qualität in die Mannschaft. Ich hatte dies schon einmal geschrieben, nach meiner Einschätzung wäre er jemand, der für den BVB mit seinem Problem im zentralen Mittelfeld interessant sein könnte. Aber bei der SGE ist er gut aufgehoben… 😉

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