In-Depth Analyse: Horst Steffen´s Ballbesitzspiel bei der SV Elversberg – ND

Nach nunmehr 7 Jahren und 257 Spielen bei der SV Elversberg zieht es Horst Steffen zu einem der prestigeträchtigsten Bundesligisten an die Weser. Die SVE führte er aus den Tiefen der Regionalliga bis in die Relegation zur ersten Bundesliga, wo sie auf denkbar tragische und unglückliche Weise am FC Heidenheim scheiterte. Doch über den sportlichen Erfolg hinaus etablierte Steffen im beschaulichen Elversberg eine Spielphilosophie, die deutschlandweit, ja sogar weltweit ihresgleichen sucht. Doch was macht diesen Stil eigentlich so besonders und worauf dürfen sich die Werder Fans freuen?

Steil Klatsch/Spiel über den Dritten

Diese Variation kommt unteranderem zum tragen wenn der Torwart im Pressing aktiv angelaufen wird, wodurch ein anderer Spieler frei wird  und über den Dritten gefunden werden kann:

FC Heideheim gg ELV 3te Minute

In dieser Situation läuft Rohrs direkter Gegenspieler den Torwart in einer bogenförmig an. Rohr erkennt dies frühzeitig, positioniert sich im freien Raum und schafft damit maximale Distanz zu seinem Gegenspieler. Gleichzeitig stellt er sich so auf, dass er dem entgegenkommenden Fellhauer einen breiten Passkorridor öffnet, über den dieser ihn sauber anspielen kann.

Das Entgegenkommen von Fellhauer ist in dieser Szene elementar, weil es die Wahrscheinlichkeit eines direkten Ballverlusts deutlich reduziert, da durch den Entscheidungsvorteil ein Dynamikvorteil für Fellhauer entsteht und so der Gegnerspieler nicht optimal in den Zweikampf kommt. Gleichzeitig öffnet sich durch das Herausziehen des Gegenspielers ein großer Raum im Mittelfeld. Dieser kann entweder durch das eindribbeln des IVs oder wie in dieser Szene durch das Entgegenkommen eines Stürmers bespielt werden.

Asllani kommt entgegen, lässt den Ball mit einem Kontakt auf Baum klatschen. Baum spielt diagonal ins Zentrum auf Damar, der den durch Asllani geöffneten Raum beläuft.

Gegner auf eine Seite locken => über 6er verlagern

ELV gg KSC 3te Minute

Kaum eine Spielsituation ist ein bekannterer Pressingauslöser als der Pass vom IV auf den AV, so auch in dieser Szene. Aus einer ursprünglichen 7gg4 Überzahl im Aufbau entsteht durch den Ball auf Neubauer ein 3gg3 auf dem Flügel. Da Neubauer direkt an der Seitenlinie positioniert ist, sind seine Anschlussoptionen stark eingeschränkt.

Doch unmittelbar nach dem Rohr den Pass abgibt, startet dieser einen vertikalen Lauf nach vorn und zwingt damit seinen Gegenspieler zu einer Entscheidung: Folgt dieser dem Lauf, kann Neubauer Kristof im Zentrum als Ankerspieler finden, der im Anschluss auf die ballferne Seite verlagern kann. Nimmt er den Lauf auf oder übt Druck auf den Ballführenden aus, so wird Rohr im Rücken mit offener Körperstellung anspielbar.

ELV gg KSC 3te Minute

Auch Sahin und Zimmerschied bleiben nicht statisch: Sahin startet tief auf den Flügel, während Zimmerschied vom Flügel ins Zentrum entgegenkommt. Diese gegenläufigen Bewegungen sorgen für Zuordnungsprobleme in der Karlsruher Defensive und gleichzeitig öffnet Sahin’s Lauf mehr Raum für Rohr.

Parallel verschiebt der ballferne Sechser aktiv zur Ballseite. Fellhauer rückt dabei auf Rohrs Höhe, sodass sie gemeinsam eine horizontale Linie ausbilden. Diese Linie wird schließlich durch ein kluges Durchlassen ausgespielt. Über Zimmerschied wird der Ball auf die ballferne Seite verlagert, wo Pinckert völlig frei an den Ball kommt. Er hat dort Zeit, den Ball mit offenem Fuß mitzunehmen und kann ungestört bis in die gegnerische Hälfte andribbeln.

Steil-Steil Kombinationen

Ein stilprägendes Element im Spiel der SV Elversberg sind sogenannte Steil-Steil-Kombinationen. Auch wenn man sie als Varianten des Spiels über den Dritten oder als Steil-Klatsch-Aktionen bezeichnen könnte, greifen diese Begriffe zu kurz denn sie sind meist mit einem Rückklatschen aus höherer Position assoziiert. Bei den Steil-Steil-Kombinationen der Elversberger hingegen wird nach einem vertikalen oder diagonalen Steilpass der Ball nicht zurückgespielt, sondern unmittelbar erneut steil weitergeleitet entweder in einen Zielraum oder zu einem dritten Spieler.

Typisch ist, dass der erste Passempfänger aus einer höheren Position dynamisch entgegenkommt. Dadurch entsteht ein Dynamikvorteil gegenüber seinem Gegenspieler, um so die Erfolgswahrscheinlichkeit zu maximieren. Der erste Pass selbst wird scharf in den Hinterfuß gespielt, mit dem ersten Kontakt wird der Ball meist mit der vorderen Innenseite leicht über den eigenen Standfuß gechippt.

Die Kombination ist durch ihre inhärente (doppelte) Diagonalität besonders spannend: Die erste Diagonalität liegt oft im Zuspiel auf den  entgegenkommenden Spieler, die zweite im direkten Weiterleiten des Balls ebenfalls diagonal, antiparallel zum Verschiebeverhalten des gegnerischen Blocks in eine neue Spur

FCK gg ELV

In dieser Szene dribbelt Le Joncour aus der Halbspur diagonal auf den Flügel. Diese Bewegung und der anschließende diagonale Pass auf Zimmerschied sorgen dafür, dass die gegnerische Defensive kollektiv auf ihre rechte Seite verschiebt. Zimmerschieds steiler Klatschpass verläuft jedoch antiparallel zur Verschieberichtung, wodurch das gegnerische Momentum gebrochen wird.

Doch genau dieser Momentumbruch betrifft auch die eigene Mannschaft, wenn das Timing und die kollektive Vorbereitung auf die Anschlussaktion fehlen. So wie in dieser Szene bei Asllani: Auch seine Verschieberichtung wird vom Pass antiparallel geschnitten, er ist dadurch nicht im optimalen Bewegungsfluss, um den Ball aufzunehmen. Aufgrund der tieferen Postion von seinem Gegenspieler, kann dieser den Ball vor Asllani erlaufen.

Diese Szene verdeutlicht: Der antiparallele Klatschpass ist ein wirkungsvolles Mittel, um defensive Dynamiken zu brechen erfordert aber präzise Abstimmung und antizipierende Mitspieler, damit der Vorteil ausgespielt werden kann. Da der Pass häufig aufgrund der Natur des 1-Kontaktspiels nicht immer perfekten den Fuß des Mitspielers errreicht

Enge Staffelung der 6er

Die enge 6er-Staffelung gehört zu den zentralen Strukturprinzipien im Spiel der SV Elversberg.
Durch eine bewusst kompakte Positionierung der beiden Sechser im Zentrum schafft das Team gezielte das Öffnungen von Zielräumen in den Halbspuren:

Die Zielräume können auf verschiedene Arten bespielt werden:

Abkippen vom Flügel => Steil Steil ins Zentrum:

FC Heideheim gg ELV 24te Minute

Zimmerschied kommt vom Flügel aus in die Halbspur entgegen und wird von Kristof scharf in den hinteren Fuß angespielt. Mit dem ersten Kontakt chippt er den Ball diagonal ins Zentrum über das eigene Standbein hinweg mit dem Innenspann. Diese Technik erschwert es seinem direkten Gegenspieler erheblich, den Ball zu antizipieren oder zu klären. Die Steil-Steil-Kombination mit einem gechippten First-Touch-Pass diagonal ins Zentrum ist ein wiederkehrendes Muster im Spiel der Elversberger besonders Zimmerschied sucht solche Aktionen regelmäßig.

Aufgrund der doppelten Diagonalität und des Wissens der eigenen Mannschaft, was passiert ist diese Spielweise für Gegner schwer zu verteidigen. In dieser Szene ist es beispielsweise Sahin, der ob des Wissens, dass Zimmerschied den Ball ins Zentrum spielen wird. Daher eine kurze Auftaktbewegung, Richtung eigenes Tor macht, danach aber sofort den Lauf nach vorne startet und so seinen direkten Gegenspieler abhängt. Wodurch sie eine lokale Überzahl in der Zone schaffen, die Zimmerschied anspielt

Allerdings verpufft die daraus entstehende Angriffssituation, da der folgende Ball in den Lauf von Sahin von Petkov nicht mit dem Fuß, sondern unpräzise per Kopf gespielt wird. Trotz Zeit und Raum aufgrund des fehlende Gegnerdrucks entscheidet sich der Petkov für die etwas schnellere, aber deutlich riskantere Option.

Abkippen aus dem Zentrum=> diagonales Leitspiel

FC Heideheim gg ELV 7te Minute

Damar kippt aus dem Zentrum in die Halbspur ab, der ballnahe Winger (Zimmerschied) bewegt sich in den Rücken von Damar, sodass sie eine diagonale Leiter bilden. Damar spielt einen Schattenpass zu Zimmerschied, sprich er verhält sich so als wenn er den Pass entgegen nehmen würde doch lässt ihn durch seine offenen Beine passieren. Der ballferne Stürmer bietet sich diagonal vor dem Passempfänger als Klatsch Option an und öffnet so ebenso den Raum im Zentrum in den Zimmerschied eindribbeln kann. Der ballferne Winger bewegt sich ins Zentrum, beläuft die Tiefe, umso besser anspielbar zu sein, um mehr Raum im Zentrum zuöffnen und auf dem Flügel für den nachstartenden AV zu öffnen. Einer der beiden 6er, der ballnahe AV und die beiden Innenverteidiger bilden die Restverteidigung

FC Heideheim gg ELV 7te Minute

Letztendlich schaffen sie es nach ein Spiel und Geh von Zimmerschied über Sahin zu einem 2gg2 auf dem Flügel mit Petkov und Baum, welches sie nicht optimal ausspielen, jedoch trotzdem zu einem Einwurf im letzten Drittel des Gegners kommen.

 

FC Nürnberg gg ELV 42te Minute

Erneut wird die Zielzone durch ein dynamisches Abkippen besetzt, Zimmerschied bietet sich in der Diagonalen an, Damar lässt den Ball passieren(Schattenpass). Erneut bewegt sich Asllani diagonal vor Zimmerschied als Klatsch Option und um das Zentrum zuöffnen, in diesen Raum kann Zimmerschied eindribbeln. Die Bewegungen der umliegenden Spieler gestaltet sich relative ähnlich zu der vorherigen Szene, bis auf die der beiden 6er, hier kommt der ballnahe(linke) 6er entgegen um so mehr Raum auf der Ballseite für Zimmerschied zu öffnen und der ballferne 6er schaltet sich in den Angriff ein.

Durch die enge Position des ballfernen Außens kann dieser gute in die Aktion eingreifen und zieht dabei auch noch denn AV des Gegners mit, wodurch der ballferne AV durch sein eingreifen eine Überzahl im Angriff herstellen kann, da diese Bewegung oft nicht aufgenommen wird

Durch die enge Positionierung des ballfernen Außens kann dieser aktiv in die Aktion eingreifen und dabei gleichzeitig den gegnerischen AV mitziehen, wodurch auf dem Flügel Raum für nachstoßenden RV geöffnet wird. Diese Bewegung sorgt oft, dafür das eine Überzahl im Angriff entsteht, da diese Bewegung oftmals nicht vom Außenstürmer aufgenommen wird. So auch in diesem Angriff, doch letztendlich schaffen es die Elversberger nicht die 5gg4 Situation bis zum Abschluss auszuspielen.

 

Die diagonalen Leitern können nicht ausschließlich über Hacken- oder Schattenpässe ausgespielt, sondern lassen sich ebenso durch ein Aufdrehen oder Eindribbeln ins Zentrum bespielen. Besonders dann, wenn der Gegner auf die typischen Abläufe vorbereitet ist und gezielt den Rücken des abkippenden Spielers verteidigt, kann das Aufdrehen zur wirkungsvolleren Option werden.

Das Öffnen der zentralen Räume ist dabei essenziell: Dies gelingt zum einen durch das Abkippen des ballnahen 6ers (z. B. in der Szene gegen Nürnberg), oder das Hochschieben von ihm (wie etwa gegen Heidenheim) zum anderen durch die ballseitige Bewegung des Stürmers, der sich leicht höher positioniert.

ELV gg FCH 3te Minute

Diese Variabilität im Ausspielen der diagonalen Leiter erschwert es der verteidigenden Mannschaft erheblich. Der verteidigende Spieler steht vor einem Dilemma: Entweder er verteidigt so,dass  das Zentrum geschlossen ist und ein mögliches Aufdrehen zu unterbinden, oder er orientiert sich daran den Hacken- /Schattenpass zu verteidigen. Diese beiden Optionen gleichzeitig zu kontrollieren ist jedoch kaum möglich, zum einen aufgrund des Dynamikvorteils des abkippenden Spielers zum anderen, da sie unterschiedliche Körperschwerpunkte und Reaktionsmuster erfordern.

Das Leiter Aufbaumuster der Elversberger wird voralle in Richtung der linken Spielfeldseite, Diese Auffälligkeit lässt sich durch die Spielerprofile erklären: Mit Kristof steht ein Rechtsfuß im Tor, der diagonale Zuspiele nach links mit besserem Körperwinkel und klarerem Spielfeldblick ausführen kann. Diese Pässe erreichen so schneller und präziser die linke Seite, wo sich mit Zimmerschied ein weiterer taktischer Schlüsselspieler befindet. Als Rechtsfuß auf der linken Außenbahn kann er die Anschlussaktion nach dem Zuspiel optimal mit dem stärkeren Fuß vorbereiten und direkt ins Zentrum aufdrehen oder ein Dribbling starten. Auch die abkippenden Akteure wie Asllani oder Damar, ebenfalls Rechtsfüße, profitieren davon: Auch sie erhalten Zuspiele auf ihren dominanten Fuß, was ihnen ein präzises Weiterleiten, Aufdrehen oder das Einleiten von Kombinationen erleichtert. Diese strukturelle Linkslastigkeit ist zwar zufällig, aber eine logische Folge der technischen und fußspezifischen Voraussetzungen der Spieler.

Doch beim Abkippen aus dem Zentrum wird nicht nur auf das Leiterspiel zurückgegriffen. Auch klassische Steil-Klatsch- und Steil-Steil-Muster finden regelmäßig Anwendung, wobei Letztere auch auf die linke Seite fokussiert sind. Der Grund liegt erneut in den fußspezifischen Profilen: Spieler wie Damar oder Asllani, beide Rechtsfüße, können die leicht angechippten Bälle über ihr Standbein mit dem dominanten Fuß Diagonal in Zentrum weiterleiten.Diese technische Ausführung macht die Kombinationen nicht nur schwer zu verteidigen, sondern erschwert zugleich die kontrollierte Weiterverarbeitung der Pässe für die Mitspieler. Daraus ergibt sich ein hoher Anspruch an das technische Niveau der zentralen Akteure insbesondere im Ersten Kontakt, in engen Räumen und unter Gegnerdruck. Nur mit präziser Ballverarbeitung und klarem Timing können diese komplexen Abläufe auf einer stablien Basis ausgeführt werden und effektiv ins letzte Drittel getragen werden.

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Inside Diagonal ins Spinnennetz

Neben diesem Diagonalen aus den zentralen Räume spielt auch das diagonale Spiel von aussen nach innen eine sehr große Rolle, diese sogenannten „Inside Diagonals“, sind einer der Taktiktrends in dieser Saison, unteranderem häufig vom FC Barcelona. Dieser Begriff wurde unterem anderem Jamie Hamilton geprägt, dessen Detailanalyse über das diagonale Spiel sehr empfehlenswert ist: „the-diagonalist-manifesto

 

Grafik von Jamie Hamilton

Kaum ein Verteidigungsprinzip und Kommando ist Fußball bekannter als „Innen zu“, die erste Aufgabe ist es immer das Zentrum zusichern. Daher ist es so, dass man häufiger in einer Spielfeld offen und vorwärtsgerichtet Position den Ball auf dem Flügel erhält als im Zentrum, diese Position ist für das Diagonale Spiel essenziell. Jamie Hamilton auf die Frage, was Diagonalität für ihn so besonders macht (sinngemäß übersetzt):

„Gut getimte Diagonalität läuft gegen das Momentum der verschiebenden Verteidigung, das bedeutet, sie geraten aus dem Gleichgewicht und sind oft schlecht ausgerichtet, um den Ball zu stoppen.  Diagonale Pässe durchqueren mehrere horizontale und vertikale Achsen, wodurch mehr Angreifer entlang des Passverlaufs eingebunden werden können.                                                                                        Sie brauchen etwas länger als vertikale Pässe und erlauben so zeitliche Tiefe -> mehr Spieler können aktiv werden, ob für Ablagen, Weiterleitungen oder Bewegungen im Raum um den Ball. Zudem bietet ein diagonaler Pass dem Empfänger deutlich mehr Handlungsoptionen, er kann sich etwa leichter aufdrehen oder den Ball durchlassen, um einen Schattenpass ins Zentrum zu ermöglichen.“

In diesem Fall bildet ein Abstoß die Ausgangssituation:

FCK gg ELV 67te Minute

Die Elversberger eröffnen aus einem 5231 heraus. Kristof spielt Le Joncour an, der sofort ins Andribbeln übergeht. Zeitgleich bewegen sich die beiden ballnähsten Spieler (Neubauer und Sahin) vertikal nach vorne, um Le Joncour möglichst viel Raum und Zeit am Ball zu verschaffen. Die vorderen Spieler bewegen sich gegengleich zum Andribbeln sprich sie kippen etwas ab, wodurch Dynamik und eine Überladung der linken Spielfeldseite entsteht.

Spinnennetzstaffelung um Damar als Spinne im Zentrum

Damar positioniert sich für einen diagonalen Flachpass von Le Joncour im Halbraum, während Neubauer und Sahin sich so anbieten, dass sie direkt von Damar über ein Steil Klatsch gefunden werden könnten. Zimmerschied bewegt sich derweil in die Breite und ermöglicht so eine mögliche Steil Steil Kombination. Alle diese Optionen befinden sich in Damars 180° Sichtfeld, während sich Asllani diagonal in dessen Rücken anbietet, ideal für einen Schatten- oder Hackenpass in die Tiefe.

Le Joncour spielt anschließend eine Inside-Diagonal auf Damar, der den Ball per Hacke in seinen Rücken in Richtung Asllani weiterleitet. Entscheidend ist dabei die Synergie zwischen Damar und Asllani: Obwohl Damar in seinem Sichtfeld drei solide Optionen hat, entscheidet er sich instinktiv für das Weiterspielen in den Bewegungsbereich seines Mitspielers, er weiß zwar, dass Asllani da ist, aber nicht genau, wo er sich sich im Moment des Abspiels befindet.

Gerade diese intuitive Verbindung macht die Aktion für den Gegner so schwer zu lesen. Denn wo Passoptionen in der Regel auf Sicht und Sicherheit basieren, öffnet sich hier eine neue Dimension des Kombinationsspiels: getrieben vom gegenseitigen Vertrauen, einem tiefen Verständnis für Raum und Timing und einer Spielidee, die nicht immer kontrollierbar ist, sondern oft nur erahnbar.

Während Asllani den Ball erläuft, läuft Zimmerschied bewusst in seinen Rücken, anstatt wie üblich die Tiefe hinter die Abwehr zu attackieren. Diese unkonventionelle Bewegung ermöglicht Asllani einen Hackenpass gegen die Laufrichtung der Verteidiger und sorgt dafür, dass Zimmerschieds direkter Gegenspieler eher auf den Ball als auf ihn fokussiert ist. Durch diesen Richtungswechsel und die gegegleiche Dynamik wird das Momentum gebrochen, wodurch Zimmerschied zentral den Ball in den  offen Fuß erhalten kann und somit beste Voraussetzungen für eine gute Anschlussaktion hat.

Zimmerschieds direkter Gegenspieler kann nach dem Momentumbruch nicht mehr effektiv in die Aktion eingreifen, da er durch die gegenläufige Bewegung und den Hackenpass aus dem Rhythmus gebracht wurde. So erhält Zimmerschied den Ball mit Raum und Zeit, kann aufziehen und einen flachen Steckpass in die Tiefe auf Petkov spielen.

Dessen enge Ausgangsposition im Zwischenraum ermöglicht ihm ein optimales Einschalten in die Szene. Der Tiefenlauf bringt ihn in eine 2gg1 Situation gegen den Lauterer Torhüter, eine sehr vielversprechende Situation, die jedoch nicht verwertet werden kann.

Auch in dieser Szene im hohen Spielaufbau lassen sich die gleichen Abläufe klar erkennen: Der Innenverteidiger dribbelt aus der Halbspur auf Flügel, zieht damit den gegnerischen Block seitlich und schafft Raum im Zentrum.

Der ballnahe Stürmer kippt ins Zentrum des Spinnennetzes ab. Zeitgleich bietet sich der ballferne Stürmer diagonal in seinem Rücken an, um einen Hackenpassoption zu ermöglichen.

Der AV und der ballnahe Sechser bieten sich leicht abgestuft als Steil-Klatsch-Optionen, während der Flügelspieler die Breite, für eine mögliche Steil-Steil-Kombination hält, diese Optionen befinden sich in seinem Sichtfeld

ELV gg FCH 52te Minute

Letztlich entscheidet sich Pinckert gegen die Zwischenstationen und spielt den Ball direkt in die letzte Linie auf Damar. Dieser kann den Pass jedoch nicht optimal verarbeiten, wodurch der gegnerische Verteidiger den Ball leicht abfälschen kann und so einen offenen Zweikampf um den zweiten Ball einleitet.

Hier zeigt sich der strukturelle Vorteil des Spinnennetzes im Umschaltmoment: Vier Elversberger Spieler befinden sich bereits in direkter Nähe zum Ball, gut abgestuft und mit unterschiedliche Zugriffswinkeln. Sofort ein intensives Gegenpressing eingeleitet werden. Letztendlich gelingt es Damar, den Ball doch noch zu sichern und so den Ballbesitz in einem letzten Drittel zu behaupten.

Gegenpressing aus dem Spinnenetz

Während in den ersten beiden Szenen die Inside Diagonal von einem auf den Flügel gedribbelten IV gespielt wird so kann es bei aggresiverem Pressing durchaus der Fall sein, dass der AV den diagonalen Pass ins Zentrums spielt.

ELV gg FCH 8te Minute Ausgangsituation

Le Joncour spielt den Ball auf Neubauer, der bewusst verzögert, um seinen Gegenspieler anzulocken und dadurch mehr Raum für die Mitspieler zu schaffen. Die grundsätzlichen Bewegungsmuster im Angriff bleiben zunächst identisch mit den vorherigen Szenen: ein Stürmer kippt,ab der anderen bewegt sich in dessen Rücken und der ballnahe 6er biete sich als Klatsch-Option für den Stürmer an.

Auffällig ist jedoch eine zentrale Anpassung: Anders als zuvor kippt in dieser Szene zusätzlich der Flügelspieler leicht ab, um sich als Steil-Klatsch-Option anzubieten. Der Grund dafür liegt in der veränderten Passdynamik – die Inside Diagonal wird dieses Mal nicht vom IV, sondern vom AV gespielt.

Dies signalisiert, dass das Stei-Klatsch Angebot gegenüber des Steil-Steil-Angebots  priorisiert wird . Letztere Variante gilt durch ihre doppelte Tiefendynamik ohnehin als technisch anspruchsvoll und risikobehafteter. Ein Ballverlust nach einem fehlgeschlagenen Steil-Steil auf Außen würde besonders schwer wiegen, da der AV als Gegenpressing-Absicherung direkt dahinter fehlt.

Sahin gelingt es, sich durch eine clever getimte Auftaktbewegung vom Gegenspieler zu lösen und sich so mit offener Körperstellung anspielbar zu machen. In dieser Situation wäre ein Klatschball auf Sahin die naheliegendere und strategisch bessere Anschlussaktion gewesen. Stattdessen entscheidet sich Asllani dafür, selbst aufzudrehen eine suboptimale Entscheidung, da er dabei in den Druck des Gegenspielers hineindreht und das Spielfeld nur eingeschränkt vor sich hat. Ein einfacher Klatschball auf Sahin hätte es diesem ermöglicht, mit Blick nach vorne aufzuziehen oder alternativ Petkov ins Spiel zu bringen, der durch seine enge Positionierung gut in die Szene hätte eingebunden werden können.

Situatives Abkippen der 6er in den Aufbau

Ein Abkippen des Sechsers in die letzte Linie ist im modernen Fußball oft weniger ein Stilmittel als vielmehr ein Symptom für Planlosigkeit oder fehlende Optionen im Aufbau. Spieler erkennen zwar, dass der Spielvortrag stockt, reagieren jedoch mit einer Maßnahme, die das eigentliche Problem meist nicht löst: Im Aufbau wird ein +1 hergestellt, während dem Mittelfeld genau jener Spieler fehlt, der helfen könnte, hinter die gegnerische Mittelfeldlinie zu gelangen, was gerade das eigentliche Ziel ist.

Auch in Elversberg wird in schwierigen Phasen des Spielvortrags auf das Abkippen zurückgegriffen doch immer mit einem klaren strategischen Plan. Es handelt sich nicht um eine Notlösung, sondern um eine strukturierte Maßnahme, um Dynamiken zu erzeugen, den Gegner in Bewegung zu bringen oder gezielt Zonen für Anspiele zu öffnen.

In der 15ten Spielminute der Auswärtspartie gegen den 1. FC Kaiserslautern lässt Elversberg den Ball zunächst ruhig in der ersten Aufbaulinie zirkulieren, ohne dabei Raumgewinn zu erzielen. Um das Spiel vorwärts zu bringen, kippt Sahin gezielt aus dem Mittelfeld ab. Diese Bewegung dient nicht primär dem Ballbesitz, sondern um seinen Gegenspieler mitzuziehen und dadurch das Zentrum für einen vertikalen Ball zu öffnen.

Der entstehende Raum wird von Le Joncour erkannt und genutzt: Er spielt einen mutigen Pass direkt in die Spitze auf Asllani. Doch obwohl der Pass formal erfolgreich ist, kann das anschließende Potenzial der Szene nicht vollständig ausgeschöpft werden. Asllani steht mit dem Rücken zum Tor, ohne nennenswerte Klatschoptionen in seiner unmittelbaren Umgebung. Dadurch ist er gezwungen, unter Gegnerdruck aufzudrehen, was auch zu einem Ballverlust führt und den kurzzeitig erarbeiteten Vorteil wieder neutralisiert. Diese Szene verdeutlicht, wie wichtig Anschlussoptionen nach einem vertikalen Durchbruch sind ohne sie bleibt ein strategisch wertvoller Pass wirkungslos: Prinzip: Für jeden geschlossenen Spieler, einen offenen Spieler als Klatschoption

FCK gg ELV 15te Minute

In dieser Szene kippt Fellhauer zwischen die IVs ab, nachdem er den Ball erhält dribbelt er kurz an, spielt den Ball auf den IV zurück und bewegt sich hinter die Mittelfeld Linie des Abwehrblocks vom HSV.

ELV gg HSV 30te Minute

Fellhauers Freilaufbewegung nach der Passabgabe stellt den Gegner vor gleich mehrere Probleme. Zum einen entsteht Zuordnungsdruck auf die gegnerischen Mittelfeldspieler: Geht ein Gegenspieler mit so wird der Abwehrblock destabilisiert und es öffnen sich Räume, wie zum Beispiel der ballferne Halbraum den Pinckert diagonal anspielen könnte. Folgt niemand so kann entweder ein langer Ball in Richtung des Scheitelpunkts des Dreiecks auf Schnellbacher, Petkov und Fellhauer gespielt werden oder man versucht ein 2gg1 in zwei Ebenen gegen den gegnerischen linken 8er kreieren.

In dieser Szene entscheidet sich Elversberg für die zweite Variante: Sickinger lässt sich halblinks aus dem Sechserraum zurückfallen und wird nach einem Pass von Pinckert nicht direkt unter Druck gesetzt. Statt sofort weiterzuspielen, nutzt er die Zeit zum Andribbeln in Richtung des linken Achters des HSV. Durch dieses Andribbeln entsteht gezielt eine 2gg1-Situation über zwei Ebenen gegen den linken Achter , dieser wird zum Herausrücken gezwungen. In genau diesem Moment löst sich Fellhauer aus dessen Rücken und wird frei anspielbar. Da Petkov und Schnellbacher die letzte Linie auf der linken Seite binden, bleibt den IVs der Zugriff auf Fellhauer verwehrt. Diese Szene zeigt, wie man gegen einen tiefen, passiven Abwehrblock durch das gezielte Kreieren von lokalen 2gg1 Situationen in den Zwischenlinienraum eindringen kann.

Muster und Prinzipien im Angriffsspiel:

Leiterspiel

Eine Konstante im Elversberger (Angriffs-)Spiel sind die diagonalen Leitern, sie werden auch im Angriffsspiel regelmäßig genutzt. Immer wieder schaffen sie es, diese Struktur dynamisch auszubilden und so diese momentan noch unterschätzte Struktur auszuspielen. Die Vorteile lagern sich ähnlich wie bei der Verwendung im Aufbauspiel.

Eine besonders effektive Variante beim Ausspielen der Leiterstruktur ist die Kombination aus einem Schattenpass mit anschließendem Tiefenlauf. Dabei lässt der Spieler in der Mitte der Leiter den Ball bewusst passieren, sodass ein höher positionierter Mitspieler auf der nächsten Stufe den Pass empfangen kann. Dieser Möglichkeit erzeugt gezielte Verunsicherung in der gegnerischen Defensive, da unklar ist, welcher Spieler tatsächlich den Ball bekommt, was Zuordnungsprobleme und verzögertes Defensivverhalten provoziert.

 

SVD gg ELV 26te Minute

In dieser Szene vermuten die Verteidiger einen Pass auf Sickinger in der Mitte der Leiter. Vor allem der RV von Darmstadt blickt überwiegend auf Sickinger und orientiert sich stärker an ihm als an Zimmerschied, der die Spitze der Leiter bildet. Durch den Schattenpass von Sickinger erhält letzterer jedoch den Ball. Aufgrund der „Verwirrung“ um Sickinger hat Zimmerschied mehr Zeit und Raum, um anzudribbeln. Gleichzeitig startet Sickinger einen Tiefenlauf, um so Zimmerschied eine gute Anschlussaktion anzubieten

Durch sein Dribbling bindet Zimmerschied sowohl den RM als auch den RV des Gegners, die sich beide auf ihn fokussieren. Infolgedessen bleibt der zuvor gestartete Tiefenlauf von Sickinger nach dem Schattenpass unbeachtet. Da kein Gegenspieler seine Bewegung aufnimmt, kann er ungestört in die Assistzone einlaufen, wo er schließlich von Zimmerschied bedient wird.

Diese Szene verdeutlicht, wie wirkungsvoll die diagonale Leiterstruktur sein kann, insbesondere beim Wechselspiel von Zentrum über den Flügel zurück ins Zentrum. Selbst wenn der Tiefenlauf von Sickinger aufgenommen worden wäre, hätte Elversberg weiterhin mehrere vielversprechende Anschlussoptionen zur Verfügung gehabt:

Hätte der RM Sickingers Lauf verfolgt, wäre Zimmerschied in ein isoliertes 1gg1 mit dem RV geraten. Durch das Sickingers Tiefenlauf ins Zentrum hätte er dieses für Zimmerschied geöffnete, in welches er dann entweder eindribbeln oder einpassen könnten. Hätte stattdessen der rechte Achter auf Sickingers Lauf reagiert und RM und RV hätten Zimmerschied gemeinsam gedoppelt, könnte mit Damar einen offenen Ankerspieler gefunden werden, der im Zentrum mehrere gute Anschlussoptionen gehabt hätte.

Diese flexible Struktur ermöglicht es Elversberg, auf verschiedene Reaktionen des Gegners mit passenden Lösungen zu antworten.

Auch nach dem bereits erfolgten Pass gelingt es Elversberg, die Leiterstruktur dynamisch auszubilden. In dieser Szene spielt Le Joncour einen scharf geschnittenen diagonalen Pass. Zimmerschied bewegt sich aus einer hohen Position entgegen, um den Ball zu empfangen. Gleichzeitig agiert Asllani gegengleich: Aus einer etwas tieferen Position schiebt er vertikal nach vorn und bewegt sich in Zimmerschieds Rücken, wodurch sich eine neue diagonale Leiter-Verbindung ergibt.

Zimmerschied ist sich Asllanis Laufweg bewusst und leitet den Ball mit einem präzisen Hackenpass in dessen Radius weiter, ohne diesen im Rücken direkt sehen zu müssen. Diese blinde, aber abgestimmte Weiterleitung basiert auf einstudierter Bewegungsmechanik und gegenseitigem Raumverständnis. Ein exzellentes Beispiel für die hohe Automatismen- und Timingsqualität im Elversberger Spiel.

ELV gg EBS 3:0

Da Zimmerschied jedoch nicht exakt weiß, wo sich Asllani befindet, spielt er den Hackenpass nicht punktgenau in dessen Lauf oder Fuß. Asllani muss deshalb zwei Schritte entgegenkommen, um den Ball aufzunehmen. Diese Bewegung setzt er jedoch fort, währenddessen Zimmerschied in seinen Rücken einläuft

Asllani gelingt es, die Momenta seiner Gegenspieler zu brechen, indem er den Ball entgegengesetzt zur Bewegungsdynamik seiner beiden Gegenpieler mitnimmt, eine kleine, aber extrem wirkungsvolle Aktion. Da Zimmerschied Asllanis Rücken beläuft um so einen potenziellen Hackenpass  zuempfangen, kann er den Ball in voller Dynamik aufnehmen und in Richtung Strafraum dribbeln.

Im Anschluss tunnelt Zimmerschied mit seinem Pass auf einstartenden Damar den letzten Verteidiger, wodurch Damar frei vor dem Tor steht und mühelos abschließen kann.

ELV gg FCH 61te Minute

Doch nicht jede Leiterstruktur kann erfolgreich ausgespielt werden. Zwei zentrale Begriffe bestimmen dabei den Erfolg: Timing und Storytelling. Wenn der Gegner auf genau diese Muster vorbereitet ist und das Timing oder das Storytelling nicht stimmig sind, lassen sich auch dynamische Kombinationen mit Leichtigkeit unterbinden.

In dieser Szene etwa startet Asllani unmittelbar nach seiner Passabgabe in die Tiefe. Sein direkter Gegenspieler lässt sich jedoch nicht täuschen, er erkennt frühzeitig, dass es sich um eine Täuschung handelt um so den Pass auf die nächste Leiterstufe zuermöglich. Nimmt also Asllanis Bewegung nicht auf und kann den Ball vor dem eigentlich angedachten Schattenpass Empfänger abfangen.

Ein besseres Storytelling, also das Erzählen eines Märchens (falsche Geschichte) mit Körperstellung und oder Blickrichtung hätte hier helfen können: Beispielsweise durch eine Körperstellung, die zunächst einen anderen Pass oder eine andere Bewegung suggeriert, um so den Verteidiger auf eine falsche Fährte zu locken. In Kombination mit einem besseren Timing, etwa dem Abwarten mit dem Tiefenlauf bis unmittelbar nach dem der Ball Asllani passierte, hätte der Gegner weitaus schwerer Zugriff auf die Situation bekommen.

Gerade deshalb wird es spannend zu beobachten sein, wie schnell beim SV Werder Bremen (im Kontext einer möglichen Übertragung dieser Prinzipien) solche fein abgestimmten Automatismen und Timings verinnerlicht und umgesetzt werden können.

Diagonale Boxläufe

Nicht nur im Passspiel legt Horst Steffen großen Wert auf Diagonalität, auch die Laufbewegungen in die Tiefe folgen häufig diesem Prinzip, besonders aus dem ballfernen Halbraum. Diese diagonalen Tiefenläufe sind ein zentrales Element im Offensivspiel der SV Elversberg und basieren auf ähnlichen Vorteilen wie diagonale Pässe:
Sie zwingen die verteidigende Mannschaft dazu, auf mehreren Achsen gleichzeitig zu reagieren, vertikal wie horizontal und bringen so nicht nur die defensive Ordnung ins Rütteln, sondern brechen auch das Momentum einzelner der Verteidiger. Insbesondere wenn die Tiefeläufe auf dem ballfernen Halbraum starten, da sie so entgegengesetzt zur Verschieberichtung der Verteidgung schneiden.
Während ein vertikaler Lauf meist nur eine Linie bindet oder eine direkte Tiefe erzeugt, öffnet der diagonale Lauf neue Räume im Zwischenlinienraum, da er Schnittstellen durchquert und Gegenspieler aus Position zieht.

Besonders effektiv sind diese Bewegungen deshalb, weil die Spieler dabei oft mit geöffneter Körperstellung agieren können: Sie empfangen Zuspiele mit Blickfeld zum Tor und sind zudem besser in der Lage, direkte Weiterleitungen, Ablagen oder Kombinationen mit dem ersten Kontakt zu spielen, als wenn sie den Ball nach in einen vertikalen Tiefenlauf erhalten. Dadurch entsteht eine Dynamik, die schwer zu kontrollieren ist sowohl im Umschaltmoment als auch gegen geordnete Abwehrblöcke.

In dieser Szene kippt Sahin in einen Raum ab, der zuvor durch ein Spiel und Geh gezielt geöffnet wurde. Nach dem Zuspiel verzögert er kurz (La Pausa), um das Herausschieben der Verteidiger zu provozieren. Währenddessen hat Petkov bereits seinen diagonalen Tiefenlauf aus dem ballfernen Halbraum gestartet. Durch das kurze Zögern Sahins kann Petkov optimal den Moment nutzen, in dem die Abwehr verschiebt, und deren Bewegung kreuzen. So wird das Momentum der Defensive gebrochen, Petkov schneidet buchstäblich durch die Verschieberichtung der Kette, was das Verteidigen extrem erschwert.

ELV gg KSC 23te Minute

Sahin findet Petkov anschließend per Chip. Dieser hat aufgrund des Brechens der Verteidigungsdynamik einen Momentumvorteil gegenüber den Verteidigern und durch den Entscheidungsvorteil gegenüber seinem direkten Gegenspieler, der seinen Lauf aufnimmt, einen Dynamikvorteil. So schafft er es, in der Box den Ball zu behaupten. Allerdings fehlt ihm am Ende der Blick für den besser positionierten Mitspieler, sodass der Karlsruher Keeper zur Ecke klären kann.

Für diese diagonalen Tiefenläufe sind die Besetzung der Halbspuren unabdingbar, in dieser Situation sorgt die Besetzung diese dafür, dass das Zentrum geöffnet, sodass ins Zentrum eindribbeln kann und zudem nimmt Fellhauer durch seine Position im Rücken des 6ers eine essenzielle Rolle ein

ELV gg FCH 1:1

Durch Zimmerschieds Dribbling zieht er drei Gegenspieler auf sich, die alle rausschieben, um Druck auf ihn auszuüben. Parallel werden aus beiden Halbspuren diagonale Tiefenläufe in die Box gestartet.

Insbesondere Fellhauers Positionierung im Rücken seines direkten Gegenspielers erweist sich als spielentscheidend. Da auch dieser auf Zimmerschied herausrückt, entsteht auf der rechten Seite eine 2gg1-Situation gegen den Heidenheimer IV. Dieser wird nun in ein klassisches Entscheidungsdilemma gedrängt: Entweder er verfolgt Fellhauers Laufweg und riskiert, dass Petkov angespielt werden kann, oder er hält die Position und überlässt Fellhauer die Tiefe.

Er entscheidet sich für einen Zwischenweg, lässt sich leicht fallen und versucht, beide Passwege gleichzeitig zu verteidigen. Doch Fellhauer hat durch seinen Laufweg und das Timing des Zuspiels einen klaren Dynamikvorteil. Da er den Ball in vollem Tempo erhält, kann Mainka dem Antritt nichts entgegensetzen. Er versucht zwar den Ball irgendwie zuklären in dem er auf den Boden geht, doch dies gelingt ihm nicht.

Für das effektive Nutzen diagonaler Tiefenläufe ist es entscheidend, den Gegner zuvor durch Druck auf den Ballführenden gezielt durch Andribbeln oder „La Pausa“ herauszulocken. Hierzu sind Spieler, die gut mit dem Druck spielen können und unter Druck trotzdem noch die richtige Entscheidungen treffen und ausführen können, unverzichtbar. Durch dieses Locken brechen die diagonalen Läufe die defensive Dynamik. Zudem ist dabei die Besetzung der Halbspuren wichtig, da von dort aus sowohl die Tiefenläufe gestartet als auch die entscheidenden Pässe gespielt werden können.

Enge Flügelspieler

Viele Mannschaften nutzen das Prinzip: „den Gegner hoch und breit binden“. Häufig übernehmen die Flügelspieler dabei die Rolle als Ankerspieler in der Breite. Ziel ist es, durch das konsequente Binden der gegnerischen AVs in einer sowohl hohen als auch breiten Position die gegnerischen Verteidigungslinien maximal auseinanderzuziehen (horizontal durch die breite Staffelung, vertikal durch die hohe Positionierung) um entweder 1gg1 Situationen in der Breite herzustellen oder um so Räume in der Zentrums- oder Halbspur zu öffnen.

Bei der SV Elversberg lässt sich dieses Prinzip im Angriffsspiel nur selten erkennen. Oftmals rücken die nominellen Flügelspieler ins Zentrum oder in die Halbspuren ein, bedrohen also extrem die Tiefe mit einer 3-4 Spielern, jedoch wird dabei nicht in der Breite gebunden. Währenddessen verbleiben  die AVs meist in einer tieferen Position (oft auf Höhe der Sechser) verbleiben. Dadurch verschiebt sich die Breitengebung im Angriffsspiel weg vom klassischen Flügelspiel und hin zu einem stärker zentrumsorientierten Approach.

ELV gg HSV 30te Minute

Nachdem der Ball Asllani erreicht, startet Neubauer seine Bewegung. Fellhauer bietet sich Asllani nach einer Spiel und Geh-Bewegung an und erhält den Ball zurück und bespielt Tief auf den Flügel. Durch Neubauers Position entstehen entscheidende Zuordnungsprobleme für den Gegner:

Der gegnerische RV wird durch die Einrückbewegung des nominellen Flügelspielers (Damar) zentral gebunden. Gleichzeitig zwingt die hohe Präsenz in der Zentrums- und Halbspur den gegnerischen ballnahen Flügelspieler, dazu ebenfalls ins Zentrum zu rücken, um Pass- und Dribblingwege zu versperren und den Defensivblock kompakt zu halten, sodass niemand direkt auf Neubauers Tiefenlauf reagieren kann. Durch diesen extremen Dynamikvorteil kann Neubauer den Tiefball von Fellhauer ohne Probleme erlaufen und durch die tororientierte Körperstellung in einer aussichtsreichen Position zur Flanke ansetzten.

Ein weiterer Vorteil der Zentrumsfokussierung lässt sich direkt erkennen: Sie bildet eine gute Grundlage für eine effektive Boxbesetzung und Grundstaffelung rund um den Strafraum. Dadurch gelingt es Elversberg, nach Ballverlusten im Zentrum schnell Druck auf den Gegner auszuüben und zweite Bälle zu erobern. Zudem schaffen sie es, die gegnerische Verteidigung tief in den Strafraum zurückzudrängen. Das öffnet häufig den Rückraum, sodass nachrückende Spieler, häufig die 6er zu guten Abschlusssituationen aus der zweiten Reihe kommen.

In dieser Szene wird der Vorteil der engen Staffelung der Elversberger in Ballnähe besonders deutlich. Nachdem Zimmerschied auf dem Flügel durchbricht und den Rückpass ins Zentrum spielt, kann ein Nürnberger Verteidiger den Ball zwar klären, jedoch unkontrolliert. Aufgrund der hohen Präsenz in Ballnähe entsteht eine unmittelbare Gegenpressingsituation, in der Elversberg in alle möglichen Klärungsrichtungen Zugriff hat.

FCN gg ELV 63te Minute

Besonders relevant ist hierbei die Positionierungen von Neubauer, Sahin und Schmahl, die sich bewusst leicht versetzt, also einige Meter hinter ihren direkten Gegenspielern positionieren. Diese Positionierung verleiht dem Gegenpressing zusätzliche Tiefe: Statt nur auf den Ball zu reagieren, können sie Klärungen aus der Tiefe anlaufen, mit Dynamik Druck aufbauen und gegnerische Umschaltbewegungen direkt unterbinden. Gleichzeitig entsteht so ein erster Ring der Restverteidigung. Da sie nicht in direkter Mannorientierung stehen, sondern mit einem gewissen Abstand agieren, können sie flexibel auf Ballverlust und Spielverlagerungen reagieren, ohne sofort überspielt zu werden. Die Staffelung schafft also nicht nur Präsenz im Gegenpressing, sondern sichert auch potenzielle Kontersituationen effektiv ab.

Nachdem Neubauer den Ball aufnimmt und Sahin anspielt, bewegt sich Feil, der nominelle Rechtsaußen, noch weiter auf die Ballseite, wodurch noch mehr Raum für den bereits offenen und freistehenden Baum geöffnet wird. Dieser hat so genug Zeit, den Ball ohne Gegnerdruck anzunehmen und mit dem zweiten Kontakt aufs lange Eck abzuschließen und so auf 2:1 für die SVE zu erhöhen.

Diese Szenen verdeutlichen exemplarisch die Vorteile enger Flügelspieler und ballnaher Überladungen:
Durch die inverse Positionierung der Außenspieler und das Überladen in Ballnähe entsehen Räume auf den Aussen, die AVs bespielen können und  so dynamisch in Flanken- oder Abschlusspositionen kommen. Gleichzeitig ermöglicht die enge Staffelung eine gezielte Boxbesetzung und schafft durch die hohe Präsenz in Ballnähe sehr gute Voraussetzungen für ein sofortiges Gegenpressing. Aber zur erfolgreichen Umsetzung dieser Spielprinzipien, braucht es Spieler mit hoher technischer Qualität, die auch unter großem Gegnerdruck in engen Räumen präzise agieren können. Ebenso ist ein ganzheitliches taktisches Verständnis von nöten: Die Spieler müssen in der Lage sein die Situation, die gegnerische Staffelungen und gruppentaktische Dynamiken schnell zu erfassen und daraus passende Entscheidungen abzuleiten.

Spiel und Geh/Aktive Positionsfindung

Eine auffällige Konstante im Spiel der SV Elversberg ist die konsequente Anschlussbewegung nach dem Abspiel. Abgesehen von den Innenverteidigern und dem Torwart ist es nahezu ausgeschlossen, dass ein Spieler nach einem Pass stehen bleibt. Stattdessen folgt unmittelbar eine neue Positionierung, sei es durch Läufe in die Tiefe, Abkippen oder seitliches Freilaufen. Diese permanente Bewegung erzeugt auf gegnerischer Seite regelmäßig Zuordnungsprobleme: Orientiert sich der Gegenspieler am Ball, kann der Passgeber durch seine Freilaufbewegung erneut anspielbar werden. Nimmt er hingegen die Bewegung auf, öffnet dies Räume für andere Spieler, die in den frei gewordenen Raum stoßen können:

 

ELV gg KSV 23te Minute

Letztere Möglichkeit zeigt sich exemplarisch in dieser Szene: Zimmerschied spielt den Ball nach außen und starten einen Lauf in Richtung gegnerisches Tor. Durch diese Anschlussbewegung bindet er die beiden Gegenspieler in seiner unmittelbaren Nähe, die seinen Lauf. Dadurch wird der gegnerische Block weiter hinten reingedrückt und es öffnet sich ein Raum vor dem gegnerische Block. In genau diesen Raum kippt Sahin ab, wird von Neubauer angespielt und hat so die Zeit und den Raum, um den diagonal in die Tiefe startenden Petkov per Chip zufinden.

 

In dieser Situation zeigt sich der andere mögliche Vorteil der Zuordnungsprobleme, die durch die aktive Positionsfindung der Elversberger entstehen:

ELV gg KSC 27te Minute

Sahin spielt den Ball zu Zimmerschied und startet direkt einen Tiefenlauf. Auch Zimmerschied leitet den Ball sofort weiter zu Damar und startet seinerseits eine Tiefenbewegung. Die beiden Gegenspieler in seiner unmittelbaren Nähe sind dabei stark ballorientiert, wodurch sie seine Anschlussbewegung nicht aufnehmen können. Zimmerschied wäre somit in einer dynamischen, toroffenen Position erneut anspielbar gewesen ein Moment, der schwer zu verteidigen ist, da er aus der Bewegung heraus agiert, sich von seinen Gegenspielern löst und so ohne aktiv bedrängt zu werden den Ball aufnehmen könnte. Damar entscheidet sich jedoch für einen Klatschball zurück zum IV, sodass diese spannende Dynamik ungenutzt bleibt.

Diese Szenen verdeutlicht, wie die SVE durch konsequente Anschlussbewegungen nach einem Pass Zuordnungsprobleme beim Gegner erzeugt. Wenn solche Bewegungen im richtigen Moment erkannt und genutzt werden, entstehen aussichtsreiche Situationen mit Raum, Dynamik oder offener Körperstellung, ein wichtiger Grundbaustein für gefährliche Aktion im Angriffsdrittel.

Preview und grobe Spielerprofile

Schaut man sich den Fussball von Horst Steffen genauer an, so zeigt sich, dass Spieler alle auf einem technisch hohen Grundniveau spielen müssen, zudem ist ihm die menschliche Komponente auch extrem wichtig (Quelle: Podcast from Coach to Coach), doch welche genaue Profile werden auf den Position in seiner präferieten 14231 Grundordnung benötigt?

Torwart

Der Torhüter nimmt eine zentrale Rolle im Aufbau ein nicht als passiver Passgeber, der den Ball schnellstmöglich wieder loswerden soll, sondern als aktiver 11ter Feldspieler und Strukturgeber. Er ist der +1-Spieler im Aufbau, der durch sein Mitspielen dem gegnerische Team das Pressing möglichst schwer und es dem eigenen Team möglichst leicht machen soll, dieses zu überspielen. Dabei agiert er nicht nur im eigenen Strafraum, sondern in der gesamten eigenen Hälfte, oftmals zwischen den breit aufgefächerten IV in einer Torwartkette. Sollte der Druck jedoch zu groß werden so kann auch gernmal der lange Exitball gespielt werden.

Hierfür sollte der Keeper über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Saubere flache Druckpässe mit beiden Füßen, auch unter Gegnerdruck und mit einer möglichst hohen Reichweite
  • Aktives Anbieteverhalten, um stets als Anker anspielbar zu sein
  • Antizipation, um Passoptionen und das Spielgeschehen im Voraus zu erkennen
  • Mut und Ruhe im Spiel gegen anlaufende Stürmer

Sie übernehmen bei Horst Steffen eine Schlüsselrolle zur Progression des Balls im eigenen Spiel. Besonders gegen ein passives Pressing liegt es an ihnen, durch mutiges Andribbeln oder raumöffnende Pässe den Ball in die nächste Ebene zu bringen, Dabei ist Progressivität im Passspiel und eine gewisse Risikobereitschaft essenziell, um den Gegner zu binden und dessen Block zu verschieben.

Der Ballführende Innenverteidiger ist häufig der Impulsgeber für die nächsten Aktionen: durch ein Anlocken des Gegners per Dribbling, gezielte progressive Pässe in die Zwischenräume oder das Bespielen von Zielräumen hinter der ersten Pressinglinie. Nur durch diese Initiative gelingt es Elversberg regelmäßig, aus dem Aufbau heraus Tempo und Dynamik zu erzeugen.

Hierfür sollten die IVs über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Mut, mit dem Ball am Fuß in offene Räume vorzustoßen, um den Gegner zu binden, zu locken oder um Dynamik zu erzeugen
  • Technische Fähigkeit, mit flachen, scharfen Pässen Linien zu überspielen. Hohe Präzision und Schärfe bei progressiven Pässen in zentrale Räume (Halbspur oder Zehnerraum) oftmals direkt zu den Stürmern.
  • Ruhe bei aggresivem Pressing um auch in stressigen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen und auch sauber auszuführen
  • Verantwortung übernehmen, um das Spiel nach vorne zu treiben, wenn der Gegner passiv agiert.

Auf dieser Position könnte Julian Malatini eine interessante Option darstellen. Zwar kam er in der vergangenen Saison lediglich auf etwas mehr als 500 Einsatzminuten, zeigte jedoch in dieser begrenzten Spielzeit klare Stärken im Andribbeln, Ballschleppen und progressiven Passspiel. Dabei liegen seine Stats, die in diesen Bereichen deutlich über denen von Friedl, Stark und Pieper liegen. Zudem kommt Malatini aus der Halbverteidigerrolle einer Dreierkette, was Lukas Pinckert erinnert, der letzte Saison eine Schlüsselrolle bei der Elv einnahm. Dadurch ist er es gewohnt, nach vorne zu verteidigen und aktiv in Zwischenräume vorzustoßen, ein Verhalten, das gut zur ballorientierten und aggressive Restverteidigung sowie das Gegenpressing im Fussball von Steffen passt.

Außenverteidiger

Diese agieren als klassische Flügelverteidiger mit hoher Verantwortung und Hauptfokus auf die Außenspur. Sie müssen diese häufig alleine bespielen sowohl im Aufbau als auch in Angriffsspiel. Dabei belaufen sie dynamisch die Außenbahn, wenn diese durch das Einrücken der Flügelspieler geöffnet wird, und stoßen mit Tempo in Flanken- oder Abschlusszonen vor. Besonders auffällig ist ihr Einrücken aus der Tiefe: Wenn sie ballfern zunächst in der Restverteidigung positioniert sind, attackieren sie oft spät und mit Dynamik den zweiten Pfosten, ein typisches Muster im Offensivspiel

Hierfür sollten die IVs über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Gutes Timing und Dynamik beim vorstoßen ins letzte Drittel
  • Flankenqualität aus Tiefenläufen heraus, mit 1 oder 2 Kontakten
  • Spielintelligenz: In den Angriff eingreifen oder Restverteidigung bilden
  • Passqualität in flachen Kombinationen
  • Hohes Laufpensum, im Volumen und Intensität

Die Rolle könnte möglicherweise von Felix Agu bekleidt werden.Er ist es gewohnt, die Außenbahn eigenständig zu bearbeiten, überzeugt mit starken Laufwerten und tauchte in der vergangenen Saison wiederholt am zweiten Pfosten auf, auch seine Flankenstatistiken sind solide.
Wie gut er sich allerdings das Aufbau und das Passspiel integriert bleibt offen, da dies bislang nicht zu seinen Kernaufgaben zählte.

6er

Die Sechser im Spiel sind ein wichtiges Bindeglied zwischen der Verteidigungs- und Angriffslinie, sei es durch direkte Pässe oder das Freiziehen von Räumen, um direkte Zuspiele in die Angriffslinie zu eröffnen. Sie sind beweglich und agieren sehr ball- und kombinationsorientiert, befinden sich oftmals in engen Räumen, in denen sie mit 360°Perception und wenigen Kontakten arbeiten müssen. Sie müssen permanent Raum finden, Spiel-und-Geh-Muster bedienen und Tiefenläufe starten. Häufig schaltet sich einer der beiden Sechser aktiv ins Angriffsspiel ein, während der andere die Absicherung bildet.

Hierfür sollten die 6er über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Hohes technisches Niveau (First Touch, Druckpässe mit dem ersten/zweiten Kontakt)
  • keine Scheu vor engen Räume und 360°  Perception
  • Aktive Positionsfindung
  • Spielintelligenten Entscheider, sodass sie die Situation erkennen,wie man sie „verbessern“ könnte und eine Entscheidung auch treffen (Tiefenlauf, entgekommen, etc)
  • Mut zu Risikoaktionen in engen Staffelungen
  • Gutes Timing, bei Abkippen oder nachstoßen in den Angriff

Außenspieler

Die nominellen Flügelspieler agieren häufig nicht in der Breite, sondern rücken ein in die Halbspur oder ins Zentrum. Sie sind dort sowohl Kombinationspartner als auch Tiefengeber. Ihre Bewegungen öffnen Außenbahnen für AVs, während sie selbst durch aktives Positionsspiel für Überladungen im Zentrum/ballnähe sorgen. Zudem sind sie oft Empfänger der diagonale Aufbauleiter, bei denen sie den Ball häufig in einer geschlossenen Körperstellung erhalten, aufdrehen oder direkt ins Zentrum spielen

Hierfür sollten die Winger über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Kombinationsstark (Steil Klatsch, One-Touch, Räume attackieren)
  • Sehr gutes Timing und Raumgefühl in Einrückbewegungen sowie bei Tiefenlauf diagonal hinter die Kette
  • Technische Qualität für Aktionen mit wenig Raum (Steil-Steil Kombination)
  • Mit Gegnerdruck im Rücken aufdrehen und saubere Pässe spielen

10ner und Stürmer 

Der Zehner und der Stürmer übernehmen eine essenzielle Rolle in Horst Steffens Spielidee. Viele Offensivaktionen laufen über diese beiden Spieler, da sie sowohl im Ballbesitzspiel als auch im öffnen von Räumen für andere eine tragende Rolle einnehmen. Sie agieren häufig in engen Räumen, kippen ins Spinnennetz, agieren als Wandspieler in Steil Klatsch Mustern oder werden als Anspielstation für den Dritten oder von Steil- Steil Kombination genutzt. Gleichzeitig übernehmen sie durch gezieltes Bewegungsspiel (z. B. Abkippen ins Mittelfeld oder durch das Kreuzen vor gegnerischen IVs) eine zentrale Rolle darin, gegnerische Zuordnungen terrorisieren und die Abwehr von Probleme zustllen. Sowohl der Zehner als auch der Stürmer müssen in der Lage sein, Bälle unter Druck zu sichern, Räume zu erkennen und in hohem Tempo technisch sauber zu agieren, ein gutes Timing im Abkippen haben. Sei es im Kombinationsspiel, beim Einleiten von Durchbrüchen oder beim Verwerten von Tiefenpässen in die Spitze.

Hierfür sollten die Stürmer über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Wandspielerqualitäten mit Körper und Technik
  • Cleveres Bewegungsspiel: Tief gehen, absetzen, entgekommen, abkippen in die „richtigen“ Zonen (Spinnennetz)
  • Synergie mit den Mitspielern und Vororientierung zum ermöglichen einer effektiven Schattenpass Nutzung
  • Sehr guter erster Kontakt auch unter Gegnerdruck, zum Spielen von direkten Pässe, zur Vorbereitung vom Pass mit dem 2ten Kontakt oder direkten Aufdrehen
  • Gefühl für Gegengewichtsbewegung im Angriffsdrittel
  • Beteiligung an Kombinationen & Spiel über den Dritten

ND

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