Den nächsten Brocken aus dem Weg geräumt
Erst der Titelverteidiger, jetzt der ambitionierte italienische Serienchampion: Die junge Ajax-Truppe siegt erneut in einem großen Kräftemessen.
Nachdem Juventus im Hinspiel sehr zurückhaltend agiert und der Eindruck vor allem vom schwungvollen Auftritt Ajax´ bestimmt worden war, versuchten die Turiner von Massimiliano Allegri vor heimischem Publikum der Partie früh den Stempel aufzudrücken. Bei Ballbesitz orientierten sich Bernardeschi und Matuidi fokussiert um die Schnittstellen jeweils zwischen Sechser und Flügelspieler, konnten daraus das Spiel recht organisiert zum Flügel weitertragen. Im Pressing ging das 4-3-3 in viele 4-4-2-Anordnungen über, insbesondere die zentralen Spieler rückten sehr weit heraus. Im Falle eines klareren 4-4-2 wurde mannorientiert zugestellt und auf den Außenverteidiger geleitet, statt des regulären Nachschiebens hefteten sich aber die zwei zentralen Mittelfeldspieler sehr eng an die Sechser von Ajax.
In dieser hoch angeordneten Zugriffsorganisation verblieb der ballferne Flügelspieler somit wesentlich tiefer zurück als die restliche zweite Pressingreihe. Er ging entweder etwas enger in potentielle Verlagerungsräume oder stellte sogar situative eine Fünferkette her, mit der sich wiederum an anderen Stellen bessere Herausrückmöglichkeiten ergaben. Alternativ erfolgte das Vorrücken in den Bereichen neben den beiden Stürmern in Form einer zentral geballten Rautenstaffelung des Mittelfelds mit nur einem und dann weiträumig in klarer Aufteilung vorgeschobenen Zentrumsspieler an der Spitze. Einer potentiellen Stärke von Ajax, dem diagonalen Aufbau durch einen Halbraum mit eng versetzten Sechsern, konnte so teilweise in Überzahl begegnet werden.
Pressing mit weit aufgerückten Zentrumsspielern
Ebenso wurden 4-4-2-Übergänge mit rautenförmigen Tendenzen eingeleitet, wenn sich die erste Reihe des 4-3-3 asymmetrisch formierte, indem einer der äußeren Akteure sich etwas enger in den Halbraum bewegte, am häufigsten Cristiano Ronaldo. Eine Schlüsselrolle spielte in diesem Zusammenhang Pjanic als zentraler Sechser, der – im Wechsel mit Can – wiederum für weit aufrückende Bewegungen auch in dieser Konstellation sorgte – ein übergreifendes Strukturmerkmal in der Ausrichtung der Gastgeber in dieser Partie. Jeweils zwei Spieler aus dem Mittelfeld zeichneten entsprechend für das Zustellen der gegnerischen Sechser verantwortlich.
Entscheidend gestaltete sich die genaue Umsetzung: Oft rückte zunächst einer schon weiter auf den gerade tieferen Ajax-Akteur vor, der andere folgte. Beide konnten sich danach weiter vorwärts begebene, einen etwaigen tiefer ballführenden Innenverteidiger oder Torwart langsam bedrängen bzw. dem Kollegen hinterher schieben. Übernahm Pjanic den vorderen Part, würde er zwischen seinem einen tieferen und einem höheren Nebenmann hindurch schieben und sich später potentiell also von seinem ursprünglichen Gegner weiter nach vorne lösen. Der jeweils tiefere Mittelfeldmann fand sich damit genau zwischen den zwei Gegnern, als Absicherung hinter dem Deckungsschatten seines Kollegen, den eigenen Deckungsschatten vor den zweiten Sechser bringend.
Durch die Anordnungen in der vorderen Linie und die Bewegungsrichtungen der verschiedenen Spieler fanden diese Konstellationen vor allem in Ajax´ rechtem Halbraum statt: Frenkie de Jong zog häufiger zum Ball als Schöne, für Juve brauchte es diagonale Herausrückwege und bei der meist gewählten Kombination aus Pjanic und Can gingen diese von ihrem rechten in ihren linken Halbraum. Besonders verdichten konnten enge Anschlussbewegungen Bernardeschis, die Dybala tiefere Positionierungen in fast in tatsächlichen Rautenanordnugnen ermöglichten. Dieser konnte so einen der Sechser übernehmen konnte und somit ein eigener Mittelfeldmann für zusätzliche Absicherung hinten gehalten werden. Das musste passend aus der Dynamik heraus passieren, um nicht zu früh aus den ballfernen Zonen nach innen zu rücken.
Insgesamt hatten die Pressingstaffelungen der Gastgeber Potential: Wenn sich der Ajax-Spieler, an dem sich Pjanic zunächst orientiert hatte, in dieser Gesamtstruktur nun ohne zu tiefes Zurückfallen freilaufen wollte, war dies am ehesten diagonal aus dem Rücken des Juve-Sechsers leicht nach außen machbar, also quasi diagonal in der kleinen Schnittstelle zum höheren Flügelstürmer. In diesen Passweg konnte der tiefere Achter des italienischen Meisters aber aus seiner breiteren Grundposition recht gut und schnell herausrücken.
Auch auf den dortigen Außenverteidiger hatte er bei halbhohen Flugbällen auf die erste Pressingreihe früher Zugriff. Dafür wurde das Zentrum kurzzeitig offener gelassen: Juventus nahm eine mannorientierte Verteidigungsweise aus der Abwehr gegen das Offensivtrio der Amsterdamer in Kauf und schien bei den unterschiedlichen Bewegungsmustern auch von der Prämisse auszugehen, im Zweifel van de Beek etwas Raum in Übergangsbereichen zuzugestehen. Dessen Rolle als nomineller Zehner besteht stärker in raumschaffenden denn in spielmachenden Aufgaben, was er in solch einer Konstellation weniger einbringen konnte.
Ajax mit Anlaufzeit, Juve wird vorschnell
Ein wichtiger Punkt für Juve stellte in der Anfangsphase und auch in weiteren Teilen zumindest der ersten Hälfte ihr Gegenpressing dar. Durch starke Phasen in diesem Bereich gelang es, sich insgesamt mehr Spielanteile zu verschaffen als im Hinspiel. Die Mannen von Allegri griffen hauptsächlich über links an. Als ballnaher Sechser schob Pjanic häufig äußerst breit mit auf die Seite und hatte dann die Möglichkeit schnell nachzusetzen. Vor der Pause blieben häufiger auch noch die Außenverteidiger tiefer, ehe sie in einem potentiellen Umschaltmoment schließlich aggressiv in die Situation herein rücken konnten.
Im Grunde genommen bildete die Anfangsphase dieser Begegnung ein gutes Beispiel, was es heißen kann, wenn im Fußball so häufig davon gesprochen wird, eine Mannschaft habe sich erst auf ein bestimmtes Spiel einstellen müssen. Auch Ajax brauchte in Turin etwas Zeit: Sie hatten prinzipiell zwar verschiedene Strategien des Gegners erwarten können, aber nur bedingt, wie deren Ausrichtung genau aussehen und wie sich dies auf dem Feld anfühlen würde. Recht früh ergab sich für die Gastgeber eine Art Momentum, in dem sich gelungene Entscheidungen und erfolgreiche Nachrückbewegungen gegenseitig verstärkten. Ajax musste zunächst einmal austesten, wie sie sich inmitten des gegnerischen Anfangsschwungs zu den Dynamiken orientieren mussten und welches Verhalten im Timing gut passen würde.
Vor diesem Hintergrund gestaltete es sich für Juve etwas ungünstig, dass nach ihrem Führungstor der leicht durch Zufall begünstigte Ausgleich so schnell fiel. Damit änderten sich die strategischen Grundkräfte nicht im Kern. Umgekehrt bestand bei den Turinern die Gefahr, mit der Zeit in der Entscheidungsfindung zu offensiv und ungeduldig zu werden, gerade auch im Spiel mit dem Ball. In der Phase unmittelbar nach der Pause zeigte sich besonders frappierend, wie vorschnell sie den Weg in die Tiefe suchten. Die nominellen Achter wichen dafür immer breiter und dynamischer auseinander, um gegen Ajax´ grundsätzliche Mannorientierungen Passwege auf die Angreifer zu öffnen.
Das mochte strukturell zwar zunächst funktionieren, trug aber einen gewissen Anteil bei zu den zunehmend überfrühten Entscheidungsmustern der Gastgeber. Die Konsequenzen davon strahlten in andere Bereiche aus, machten das Spiel insgesamt weiträumiger, ließen über unvollendet bleibende Bewegungen mehr unsaubere und inkonsequente Staffelungen entstehen. Auf dem Weg nach vorne versuchten die Spieler zu sehr auseinander zu ziehen, verloren dadurch aber leicht die Verbindungen. Die Abstände wurden dadurch größer, während in der Spitze umgekehrt auch mal zwei oder drei Spieler zu nah aneinander und dadurch zu flach gestaffelt standen.
In diesem Zusammenhang wurde der Wert deutlich, den Dybala für diese Juve-Mannschaft besitzt, indem er allgemein auch kleinere, lokale Interaktionen stärker forciert und im Speziellen auch Cristiano Ronaldo effektiver ins Spiel bringen kann. Vor dem Seitenwechsel driftete er aus der nominellen Mittelstürmerposition oft gut im Bereich des rechten Halbraums und bot sich dort für Ablagen an. So konnte Cristiano Ronaldo bei längeren Bewegungen von der linken Seite aus dort im Schatten des Argentiniers agieren und einfacher zu Abschlüssen kommen, zumal dies auch einer der bevorzugten Aktionsbereiche Bernardeschis war und dieser dementsprechend ebenfalls noch für Unruhe sorgte.
Spezifische Pjanic-Einbindung abgeschwächt
Über Weiträumigkeit hätte Juve im Prinzip weiter gefährlich sein können: Sehr offensive Außenverteidiger und geschicktes Timing im Nachrückverhalten, potentielle Überladungsaktionen der nominellen Achter am Flügel und viel Präsenz für die Strafraumbesetzung – trotz der mitunter zu großen Abstände – wären mögliche Kernpunkte gewesen. Wenn sie mit einem der Mittelfeldakteure ballnah zusätzlich über die Seite angreifen wollten, war das für den jeweiligen Sechser von Ajax aus der 4-2-1-3-Grundordnung heraus zunächst einmal gut zu verfolgen, da er aus tieferer Ausgangsposition den Deckungsschatten diagonal günstig nutzen konnte.
Juve hätte solches Potential vor allem nach Verlagerungen wirksam einbringen können. Diese Vorbereitungen für wirksame Durchbrüche gelangen aber seltener als sonst. An dieser Stelle machte sich gewissermaßen Ajax´ lose Mannorientierung bezahlt: Indem van de Beek versetzt vor den Sechsern organisiert war, hatte er engen Zugriff auf Pjanic, den primären Verteilungsspieler bei den Turinern. Gerade in der Folgeanbindung für das Verlassen eines Flügels ist der Sechser bei Juve mit seinem Freilaufverhalten enorm wichtig, um neue Passwege aufzuschließen und plötzlich als Alternative hinter lokalen Staffelungen aufzutauchen.
In der Anfangsphase hatte sich Ajax zwischenzeitlich noch anders organisiert: Frenkie de Jong spielte eher tiefer und orientierte sich eher an Dybala nach hinten, entsprechend musste van de Beek mittig innerhalb des Mittelfelds mehr auffüllen. Durch die zunächst auch tieferen Startpositionen der Flügel entstanden punktuell gar flache 4-5-1- und ansonsten einige 4-4-2-hafte Staffelungen. Gegen diese hatte Juventus mehr Möglichkeiten im Rückraum und konnte die nach hinten kompakten Gäste zumindest zurückdrängen. Auch dies hatte zu einem guten Start der Turiner beigetragen. Gegen die klareren Mannorientierungen gestalteten sich die Bewegungen der Mittelfeldmannen mehrmals zielloser.
Ob die später insgesamt engere Verteidigung van de Beeks direkt gegen Pjanic eine nochmals konkret intendierte Deckung darstellte oder nicht: In diesem Fall hatte Ajax etwas weniger Kompaktheit nach hinten, aber stets einen Spieler in unmittelbarer Nähe von Pjanic, der sich deswegen nicht so sehr an der Herstellung von Folgeverbindungen beteiligen konnte. Insoweit Juve über diese eigentliche Schlüsselposition sich nicht so schnell in erster Instanz von der einen Seite lösen konnte, kamen sie auch etwas langsamer auf die andere, selbst wenn die folgenden Schritte zügig funktionierten. Sie mussten vermehrt andere Passwege suchen, hatten damit einige Schwierigkeiten in der Wahl und im Timing und mussten häufiger Umwege nehmen.
Vorbereitung von Glanzpunkten über Konter und lose Bälle
Statt der Vorteile weiträumiger Offensivbewegungen und attackierender Muster im Nachrückverhalten begannen so letztlich tendenziell deren Kehrseiten zu überwiegen. In der zweiten Halbzeit wurden die Positionierungen seitens der Außenverteidiger höher und führten dazu, dass Ajax einige Konterchancen erhielt. Ihre offensiven Flügel des 4-2-1-3 formierten sich normalerweise etwas enger in den Halbräumen, insbesondere natürlich in den ballfernen Zonen. Dort konnten sie teilweise zusätzlich von seitlichen Aufrückbewegungen aus dem Mittelfeld wie links durch die vielfältigen Rochaden Matuidis profitieren und spielten eine wichtige Rolle bei der Einleitung einiger Konter.
Überhaupt nahm im Laufe der Partie die Offensivgefahr bei Ajax zu. Wichtiger Knackpunkt war für die Mannen von Erik ten Hag vor allem die erste Aufbauphase gegen Juves Pressingansätze. Diese funktionierten insgesamt gut, in den zugestellten Situationen mussten die Gästen zu vielen schwierigen Pässen über den Flügel greifen. Die saubere, bedachte Entscheidungsfindung bei der Spieleröffnung gegen einen tiefstehenden Gegner aus der Innenverteidigung heraus kam in dieser Begegnung nicht als zentraler Aspekt zur Wirkung. Ihre Spielanteile generierten die Mannen aus Amsterdam weniger durch saubere Aufbauübergänge, sondern vor allem auf indirektem Wege.
Das geschah in Form von Abprallern nach eigentlich nicht so erfolgreichen Eröffnungen, also unter Druck oder in nur mittelmäßigen Ausgangssituationen gespielten, daher beispielsweise ungenauen oder abgefälschten Pässen, die für beide Seiten im ersten Moment nicht vollständig zu kontrollieren waren. Dass gegen Juves Ansatz in der ersten Pressinglinie auch Verlagerungen hinter die Turiner Stürmer auf die Außenverteidiger schwierig waren, beantwortete Ajax geschickt, indem Veltman und der eingewechselte Sinkgraven sich bei Ballbesitz oft mit in die Halbräume orientierten. Diese engeren Positionierungen bedeuteten eine entscheidende Unterstützung, um auf solche Bälle im zweiten Drittel schnell Zugriff zu erhalten, sie in die eigenen Reihen zu bringen und so in den Ballbesitz weiter vorne überzugehen.
Spielstärke im zweiten Drittel, Rückzugsbewegung zum Strafraum
Sobald sie sich einmal weiter ins Mittelfeld gelöst hatten, entwickelten die Gäste viel Wucht und hatten im mittleren Drittel eine gewisse Überlegenheit. In diesem Bereich und bei vorhandener Ausgangsdynamik wurde das weiträumige und teilweise riskante Herausrückverhalten Juves besser zu bespielen. Die geringere Absicherung ließ sich weniger über etwaige Bewegungsvorteile aus den Vorstaffelungen und auch nicht durch mannorientiertes Herausrücken der Verteidiger ausgleichen. Im Mittelfeld bestand ein vielversprechendes Muster darin, dass sich der ballferne diagonal vor den ballnahen Sechser freilief. So konnte er sich den in diesen Phasen improvisiert aufgenommenen Mannorientierungen der gegnerischen Achter entziehen und eine Anspielstation bieten.
Hatten die Gäste die erste Hürde genommen, kombinierten sie oft erst einmal gut und sehenswert ins Angriffsdrittel hinein: über Dribblingnutzung, die unterstützende Einbindung der Sechser und die Präsenz potentiell aller Stürmer um den Zehnerraum. Tatsächlich wurde Juve beim Übergang ins Mittelfeldpressing etwas unsauber, verfiel gerade im Verlauf der zweiten Halbzeit auch mehr in isolierte Mannorientierungen. Provozierende Bewegungen einzelner Spieler konnten abgetrennte Anlaufversuche so zu einfach aus dem Spiel nehmen und Raum öffnen. Einige Szenen ließen sich für Ajax direkt in den Rücken eines aufgerückten Außenverteidigers zu Ende spielen. Schnellangriffe waren besonders vielversprechend.
Zum Strafraum hin kam ansonsten aber wiederum eine starke Rückzugsbewegung der Gastgeber zum Tragen, wenn Ajax kurzzeitig bremsen oder verzögern musste bzw. von Juve dazu gebracht werden konnte. Auch im Angriffsdrittel hatte Ajax einige gute Ansätze, wenngleich nicht mit der allerletzten Präsenz im Nachrückverhalten. In diesen Bereichen aber trafen ihre kombinativen Bemühungen stets auf ein starkes Gebilde im Abwehrpressing bei Juve, deren Mittelfeld enorm schnell wieder am Sechzehner zurück war. Es füllte dort eng die Zonen um das Strafraumeck, die Abwehrlinie konnte sich etwas breiter halten.
Versuche und Versäumnisse
Für den letzten Teil der Partie unternahm Allegri nochmals eine Umstellung, die sich in Ansätzen bereits kurzzeitig Ende des ersten Durchgangs gezeigt hatte: Er zog Can tiefer zurück, ähnlich der Konstellation aus dem Rückspiel gegen Atlético. Der nominelle Achter pendelte vertikal nach hinten und damit gewissermaßen abwechselnd zwischen Mittelfeld und Halbverteidigerposition. In einer längeren Phase baute Juve dauerhaft in einer Dreierkette auf, aus der sich höchstens Bonucci in eine Rautenbildung mit dem Torwart nach vorne lösen konnte. Eine 3-4-1-2-hafte Grundstruktur brachte letztlich nicht den entscheidenden Umschwung, da Ajax die Mannorientierungen für das Anlaufen einfach daran anpassen konnte: drei Stürmer gegen drei Defensivakteure, die Außenverteidiger weiträumig herausrückend, Frenkie de Jong im Halbraum von Bernardeschi.
Über das gesamte Spiel waren diese Mannorientierungen zwar prinzipiell anfällig, Juventus fehlten aber letztlich doch die entsprechend fokussierten Dribblings – von Can zwei oder drei Mal direkt vielversprechend angedeutet – oder auch offensive Ausweichbewegungen in ausreichender Anzahl. Nach Pässen auf die Außenverteidiger wurden Letztere im Anschluss eher durch die Mittelfeldspieler geliefert und oft mit gleichzeitigem Einrücken der Angreifer verbunden. Dadurch wurden aber keine Verteidiger aus dem Zentrum gezogen, die prinzipiell die Läufe der Stürmer gut innerhalb der Abwehrlinie übergeben konnten und daher recht stabil formiert blieben.
An dieser Stelle könnte man sich für das Halbfinale bei Tottenham womöglich einige Chancen ausrechnen. Einerseits geschieht die Ausführung der typisch niederländischen Mannorientierungen bei Ajax in angepasster Weise, ist mit manchen Variationen gesehen. Andererseits bleibt das Grundprinzip nicht ohne Risiko und profitierte zumindest in den beiden vorigen Runden ein Stück weit von den Gegnern – sowohl Real mit eher positioneller Sturmreihe, vielen Vinícius-Júnior-Dribblings und tieferem Mittelfeld als auch Juve mit diesmal nicht optimalen Staffelungen gelang es nur unterdurchschnittlich, die direkten Zuordnungen bei Ajax zu attackieren. Demgegenüber hat Tottenham mehr Bewegungsstürmer im Aufgebot und bindet diese auch entsprechend ein. Darauf muss Ajax also nochmals mehr achtgeben.
Daher könnte das Halbfinale nochmal eine besondere Herausforderung für Ajax´ Stabilität in den tieferen Zonen werden. Der Grundzugriff im Mittelfeld wäre dementsprechend ein besonders hilfreicher und wichtiger Punkt. Auch aus anderen Perspektiven sollte das Duell einiges versprechen: Das enorme spielerische Potential der Amsterdamer gegen Pocchettinos Pressing könnte natürlich ohnehin interessant sein. Aber auch schon die Konstellation, dass gewissermaßen ein Teil der alten Ajax-Garde aus der de-Boer-Zeit vom Anfang des Jahrzehnts nun zu einem Spiel auf großer Bühne zurückkehrt, ist sehr reizvoll.
1 Kommentar Alle anzeigen
tobit 23. April 2019 um 14:01
Wird dieses systematische Öffnen des eigenen Sechserraums im Pressing jetzt eigentlich zum Trend? Bei Barca ist mir das schon letzte Saison immer wieder aufgefallen, jetzt auch Juve.