Die Liga werkelt am Aufbau
Zur Einstimmung auf den nächsten Spieltag ein kleiner Rückblick auf die jüngsten Aufbauversuche von Freiburg, Leverkusen und Mainz. Diese stehen jeweils in einem komplexen Spannungsfeld.
Den besten Ruf hat die Bundesliga aktuell nicht unbedingt. Vor allem das Abschneiden der deutschen Vertreter in den internationalen Wettbewerben dieser Saison hat massive Kritik hervorgerufen. Zwar kann man das schon seit mehreren Jahren verdiente Label „Pressing-Liga“ weiterhin problemlos verwenden, darüber hinaus haben sich zuletzt aber wenig größere Fortschritte in der höchsten deutschen Spielklasse ergeben. Viele Teams haben eine sehr gute Basis, liegen leistungsmäßig in einem sehr großen und gefühlt noch größer werdenden Mittelfeld nah aneinander. Gerade im Aufbauspiel gehen die Entwicklungen eher langsam vonstatten und wirken teilweise auch wenig ambitioniert, obwohl es – auch schon in Phasen der vergangenen Spielzeit – immer mal Lichtblicke und Ansätze gibt. Kollege MR hat zuletzt im resümierenden Podcast zum status quo nach der Hinrunde die praktischen Schwierigkeiten bei der zuverlässigen Etablierung verbesserter Aufbau- und Ballbesitzprojekte im Kontext der spezifischen Ligastruktur dargelegt.
Auch zu Beginn der Rückserie sah man wieder einige Versuche von Weiterentwicklungen und angedeutete Fortschritte, die aus unterschiedlichen Gründen aber noch nicht durchschlugen: weil sie noch nicht gut genug ausgereift waren, weil sie einfach auch nur dezent sein sollten und bewusst die letzte Komplexität scheuten oder weil sie aus Risikoerwägungen in der momentanen Situation dann nicht zur eigentlich geplanten Umsetzung gebracht wurden. Hinzu kommt, dass viele Teams auch „ohne“ dieses Element in vielen anderen Bereichen stabil aufgestellt sind und mit ihrer hohen Grundqualität auch so in fast jeder Partie mithalten und unangenehm sein können. Das heißt, dass sich gerade in den Anfangsphasen von Entwicklungen diese noch wenig „sinnfällig“ auf die konkreten Spielausgänge auswirken.
Vom 19. Spieltag des vergangenen Wochenendes sollen nun beispielhaft die Aufbauversuche von drei Mannschaften herausgegriffen und näher betrachtet werden – von Freiburg, Leverkusen und Mainz. Es geht sowohl um die Bemühungen und den Ansatz, den diese Teams in ihren Spielen bei Ballbesitz zeigten, als auch um die Stärken und Schwächen, die Potentiale und Knackpunkte.
Freiburg
Der SC Freiburg empfing mit RB Leipzig, zuvor sehr überzeugend aus der Winterpause gestartet, einen schwierigen und besonderen Gegner. Das Duell mit den „Roten Bullen“ wurde nicht zuletzt deshalb speziell, weil deren Trainer Ralph Hasenhüttl auch noch die Neuerung vom Schalke-Spiel fortführte: Das Pressing gestalteten die Gästen aus einem 4-1-4-1 heraus, nicht in ihrem typischen 4-2-2-2. Mit dem 4-1-4-1 einher ging auch ein verringertes Anlaufen bei den Leipzigern. Zwar stellten sie, gerade bei Abstößen, auch mal die erste Aufbaureihe mit drei Leuten zu und provozierten so meist lange Bälle des Torhüters. Es gab jedoch auch viele Szenen, wo die drei zentralen Freiburger Verteidiger Ruhe am Ball hatten und sich die Leipziger Flügel innerhalb der diagonalen Passwege zu den äußeren Akteuren bewegten.
Diese Verbindungen belauerten sie naturgemäß sehr gut und balanciert, konnten damit viele solcher Zuspiele unterbinden, deren Risiko der Sportclub dann nicht einzugehen bereit war. Eigentlich musste die Spielentwicklung der Hausherren aber gerade über jene Bereiche laufen und im weiteren Fortgang der Aufbauszenen wurde das letztlich auch meistens versucht. Den Hintergrund dafür bildeten die eher dünnen Verbindungen durch das Mittelfeldzentrum hindurch, die in anderer Konstellation auch in der Hinrunde schon mal zu den Problempunkten bei den Schwarzwäldern gehört hatten. In dieser Partie kam eine spezielle Besetzung auf der Doppel-Sechs hinzu: Der eigentliche Innenverteidiger Koch war vorsichtig ausgerichtet, auf der Position neben ihm rückte Abrashi weit auf und stieß vor allem durch den linken Halbraum immer wieder schräg nach vorne.
Auf dieser Seite gelang die Anbindung über den Flügelläufer etwas besser, vor allem wegen leichter Asymmetrien bei Leipzig und anderen Schwerpunkten in der Intensität Hauptsächlich versuchte es Günter mit Diagonalpässen ins Zentrum auf einen Offensivspieler oder lange Verlagerungen. Strategisch machte das Sinn, die Angreifer bewegten sich auch gut, ballferne Nachstöße wurden aufmerksam umgesetzt und Abrashi konnte vielseitig unterstützen oder schnell ein etwaiges Gegenpressing ergänzen. Andererseits ging genau von seiner Rolle der entscheidende Knackpunkt aus – stets vor dem Hintergrund, dass sich Leipzig gut verhielt:
Deren rechte Defensivseite funktionierte meist so, dass ein überspielter Außenstürmer sofort dem Pass nach außen hinterher presste, Laimer nur kurz herausschob, seinen nominellen Gegenspieler im Deckungsschatten zu halten versuchte und den letztlichen Zugriff dann wieder seinem Vordermann überließ. Wegen Abrashis offensiver Spielweise konnte Kampl noch leichter unterstützen und Günter geriet teilweise unter enormen Druck. In den kleinräumigen Zonen in unmittelbarer Ballnähe war Leipzigs Überzahl dann meist ausreichend groß, dass mögliche Instabilitäten in der Restverteidigung und Durchsicherung – wogegen Abrashi und die Stürmer Präsenzvorteile zwischen den Linien hätten erzeugen können – letztlich nicht zum Tragen kamen.
Eine interessante Maßnahme der Freiburger betraf aufrückende Bewegungen von Gulde, der sich einige Male vor seinen beiden Halbverteidiger ins Mittelfeld schob. Potentiell ein guter Pressingbrecher vor allem gegen höheres 3gegen3, wie es Hoffenheim schon mehrfach demonstriert hat, funktionierte das Element in dieser spezifischen Situation gegen Leipzigs tiefer lauerndes 4-1-4-1 aber nur bedingt: Der Mittelstürmer konnte Gulde einfach im Deckungsschatten behalten, zumal auf dessen Umformung keine klare Anpassung der Positionsfindung Kochs bezogen war. Im Umkehrschluss musste Freiburg eher Aufrückmöglichkeiten für die Halbverteidiger opfern.
Allgemein war auch Raumnutzung ein Thema bei den Breisgauern: An manchen Stellen verhielten sich Söyüncü und Kempf vielleicht etwas zu vorsichtig am Ball. Grundsätzlich erkannten sie die Situation aber gut, dass Leipzig die Passwege belauerte und in der eigenen Struktur – mit der Vertikalität vor und hinter Koch – die horizontalen Anschlussverbindungen beim Andribbeln nicht ganz so stabil gewesen wären. Für den spezifischen Teilaspekt, die erste gegnerische Linie zu brechen und dann ruhig in der Breite zu zirkulieren, passte die Freiburger Anlage hier also nicht so, der Sportclub ging aber andererseits sinnvoll damit um.
Leverkusen
Nur wenig Spielfluss vermochte Bayer Leverkusen, nach der Mischformation gegen Bayern ins 4-2-3-1 gewechselt, zu Beginn der Partie bei 1899 Hoffenheim zu entwickeln. Vom 5-3-2 der Hausherren ließen sie sich im Aufbau immer wieder auf die Außenspieler leiten, obwohl die Hoffenheimer Achter teilweise schon in der Grundanordnung ungewöhnlich breit agierten. Diese Schwierigkeiten waren zumindest nicht in erster Linie eine Frage der Strukturen, wenngleich diese auch selbst einige Problempunkte aufwiesen und damit keine überdurchschnittlich starken Voraussetzungen bieten konnten: Die Sechser agierten zwar beweglich, aber fielen sehr weit zurück und häufiger auch mal gleichzeitig aus der Formation heraus, so dass sich die Präsenz im Mittelfeld nicht konstant zeigte. Auffällig waren zudem die vielen breiten Positionierungen, häufig auch von Brandt am rechten Flügel, teilweise gemeinsam mit Lars Bender in seltsam extremer Umsetzung.
Am zentralsten war für die Leverkusener die Frage des Rhythmus: In fast sämtlichen Situationen waren sie sehr vertikal und vorwärtsgerichtet gepolt, suchten daher immer wieder den schnellen Weg nach vorne. Teilweise schienen sie horizontale Zirkulation fast zu ignorieren. Das konnte in verschiedenen Konstellationen vor Probleme führen, abhängig von der jeweiligen situativen Systematik der Hoffenheimer. Jedoch bedeutete „Problem“ meistens nicht, dass eine komplette Situation seitens der Bayer-Elf zu großen Teilen misslang, sondern eher, dass an ein oder zwei Stellen wirksame Keile in die Bahn gerieten, die die gesamte Bemühung zum Einsturz brachten. Nicht selten begannen letztlich scheiternde Aufbauversuche mit interessanten, asymmetrischen Bewegungsmustern und vor allem damit, dass sie Hoffenheim in der ersten Linie erst einmal gruppentaktisch umschiffen oder effektiv anlocken konnten.
Nur war die Fokussierung auf den möglichst frühen Übergang insgesamt etwas zu viel und führte irgendwann fast immer zum Problem. Es führte dazu, dass die Außenverteidiger bei engeren gegnerischen Achtern Halbraumvorstöße neben den sich bietenden Räumen so weit durchzogen, wie es nur ging. Es führte dazu, dass viele Verlagerungen attackierend in den Raum gespielt wurden und der Kollege auch schon mal überambitioniert in den Vorwärtsgang geschickt. Es führte schließlich auch dazu, dass die Innenverteidiger sich aus einer temporären Aufbaudreierkette teilweise auch dann zum diagonalen Andribbeln samt Folgeaktion Richtung Außenverteidiger aufdrehten, wenn Hoffenheim diesen durch das Herausrücken des Flügelläufers schnell würde pressen können.
In diesen Fällen schob der ballnahe Achter bei den Hausherren hoch, rückte bisweilen auf den Verteidiger nach und versuchte ansonsten die Anbindung zur Mitte zu verdichten. Es gab auch ganz andere Staffelungen, in denen die Achter tiefer und schon viel breiter lauerten. Aus Leverkusener Sicht war das Ergebnis aber zu häufig dasselbe: beim Außenverteidiger unter Druck zu geraten, speziell auf ihrer rechten Seite. Dort wurden die Strukturen weniger durch Herauskippen – links von Aránguiz – aufgebrochen und Tah machte bei der Orientierung beim ersten Kontakt nicht immer die beste Figur. Durch die Vorwärtsorientierung übersah Leverkusen einige Male die Möglichkeit für Pässe durch die Schnittstellen der zweiten Linie innen neben den breiteren Achtern. Insgesamt ließen sie sich zu einfach und ungeduldig nach außen zu ihrem Kapitän treiben.
Dort befand sich die Mannschaft von Heiko Herrlich in der Gefahr, von schnellem Hoffenheimer Nachschieben isoliert und erst recht zum zügigen Weiterspielen nach vorne gezwungen werden. Zwischen Gegnerdruck und strategischer Präferenz ging Leverkusen dann in frühes gruppentaktisches Vorwärtsspiel über. Ein Stück weit wirkte das sogar bewusst gemacht – ganz so, als wolle man erst einmal einfach schnell in die Angriffe übergehen, bevor der Gegner so richtig das Verschieben starten könnte. Punktuell gingen die Entwicklungen auch in jene Richtung. Insgesamt war das gruppentaktische Vorwärtsspiel an der Seite aber von mannschaftlicher Unterfütterung abgekoppelt, zumal die Sechser eben häufig zurückfielen und erst wieder in die Anschlusszonen zurückkehren mussten.
In der Folge wurden die Szenen hektisch und ließen sich in der auf kleinere Einheiten „herunter gebrochenen“ Art leichter und übersichtlicher verteidigen, auch wenn Leverkusen mit ausweichenden Läufen von Volland oder Alario lokale Überladungsansätze versuchte. Das machten sie eigentlich sehr gut, denn gruppentaktisch und spielerisch präsentierte sich Bayer wirklich stark. Nur musste das wegen der genannten Aufbauproblempunkte ständig aus schlechten Ausgangssituationen heraus entstehen. So versandeten in der ersten halben Stunde zahlreiche Bemühungen, am Schluss sprang dank des spielerischen Potentials und der Intensität ein 4:1 bei den heimstarken Kraichgauern heraus.
Mainz
Tabellarisch steht Mainz 05 bisher nicht allzu gut dar. Gegen Stuttgart zeigten die Rheinhessen eine ambitionierte und letztlich mit einem Erfolg belohnte Vorstellung, auch wenn es zunächst nicht unbedingt nach einem Sieg aussah. Vom Grundmodell war die Mainzer Herangehensweise schlüssig, ihr Ansatz entsprechend konstruktiv und viele Einzelpunkte auch sinnvoll, die Rädchen griffen häufig aber noch nicht so richtig ineinander. Ein großes Thema bildeten zunächst einmal die personelle Besetzung und die damit verbundenen Implikationen. Für ein Ballbesitz- und durchaus auch Posititonsspiel, wie es die Mainzer speziell in der ersten Halbzeit eigentlich sehr systematisch und systemisch zu betreiben versuchten, hatten sie in jener Aufstellung eigentlich nicht die optimalen spielerischen Kapazitäten.
Auf den Flügeln agierten mit Brosinski und dem dynamischen, geschickten, aber eher vertikalen Holtmann zwei in dieser Hinsicht nicht überdurchschnittlich prädestinierte Akteure, und auch auf fast allen anderen Positionen offenbarte sich ein zwiespältiges Bild. Im defensiven Mittelfeld boten die Gastgeber ihren spektakulärsten Winter-Transfer auf, den ehemaligen Oranje-Kicker Nigel de Jong. Hauptsächlich als „aggressive leader“ eingeordnet und für rüpelhafte Aktionen bekannt, ist der Niederländer ansonsten aber vor allem als Passspieler stark und potentiell wertvoll. Das konnte er bei diesem Auftritt zumindest andeuten, gemäß der ihm zugeschriebenen Bedeutung als „Führungskraft“ versuchte er sich dominant einzubringen und forderte in der Anfangsphase viele Bälle, ehe er dann unpräsenter wurde.
Problematisch gegenüber dem Potential als Vertikalpassspieler zeigte sich bei jener Selbsteinbindung aber die Positionsfindung de Jongs, der häufiger mal etwas zu tief kam oder unsaubere „Teil“-Herauskippbewegungen umsetzte. Gerade vor dem Hintergrund der Mainzer Dreierkette wirkte sich das aus, da so mehr Personal hinter dem Ball gebunden wurde. Durch de Jongs eher linksseitige Spielweise musste Halbverteidiger Diallo nochmal etwas stärker in die Breite auffächern. Grundsätzlich hatte Mainz auch von diesen Positionen aus gute Ansätze, waren doch alle drei zentralen Defensivspieler viel in den Aufbau involviert. Häufiger noch als aus dem Mittelfeld kamen von ihnen eröffnende Vertikalpässe, die in dem recht schematisch wirkenden Positionsgerüst offenbar als essentielles Element vorgesehen waren.
Alle drei Akteure hatten manchen individuellen Glanzmomenten und kurbelten viel an, nicht selten auch diagonal. So gut das in Einzelmomenten funktionieren konnte, andererseits hatten die Mainzer auf beiden Halbverteidigerpositionen zwei enorm inkonstante Spieler: Gbamin zeichnet sich durch einen schon recht einzigartigen „random-Faktor“ aus und auch Diallo hat im Passspiel eine bisweilen so willkürliche Entscheidungsfindung wie wenige sonst. Für den Stil, mit dem Mainz hier startete, war das einfach eine schwierige Voraussetzung auf zwei Schlüsselpositionen. Diese personellen Faktoren können ziemlich unauffällig sein, manchmal dabei aber weitreichende Auswirkungen haben. Hinzu kam im Falle Diallos, dass er durch die Wechselwirkungen mit de Jong tendenziell noch etwas weiter von der gegnerischen Defensivformation weggeschoben wurde. So hatte er recht lange und ungewöhnliche Passwege, die er einige Male ultra-ambitioniert ausspielte.
Das alles führte zu einer instabilen, aber auch etwas un-natürlichen Umsetzung des Mainzer Ansatzes, der eigentlich viele sinnvolle Punkte beinhaltete: Präsenz für die Halbverteidiger, Fokus auf vertikale Eröffnungsbälle, konsequente Raumnutzung aus der ersten Linie heraus, klare Zuständigkeiten bei der Einbindung de Jongs, aber auch die gewohnt umtriebige – für die Umsetzung vor der Pause fast schon etwas zu aktiv herumlaufende – Spielweise von Muto und dessen Rollenverteilung im Duo mit dem hängenden Angreifer Quaison. Schließlich versprach die Binnenordnung des Mittelfeld einiges: Durch die Präsenz von Nigel de Jong könnte Danny Latza weiter nach vorne geschoben werden und seine Qualitäten in hohen Zonen häufiger ausspielen.
Das hieß bzw. heißt keineswegs, dass de Jong den Aufbau komplett alleine schultern kann und soll, denn er braucht temporär immer wieder ergänzende Unterstützung durch Zurückfallbewegungen oder eben eine Dreierkette hinter sich. Vielmehr könnte aber der Fokus auf den neuen „Führungsspieler“, wenn dieser sich individualstrategisch so einzusetzen versucht, die Mainzer gewissermaßen zu mehr Spezifizierung „hinschubsen“, nachdem die längere Zeit unter Martin Schmidt mit den stets sehr gleichmäßigen, gleichberechtigten Rollenverteilungen im Mittelfeldzentrum das Personal der 05er unterschwellig und intuitiv noch zu prägen scheint. Ob man mit de Jong als stabilisierendem Ballverteiler, der punktuell bei entsprechender Hilfe wichtige Vorwärtspässe beisteuert, tatsächlich Latza „befreien“ kann, muss sich noch auf Dauer zeigen.
Denn in dieser Partie war es noch nicht der Fall – die höhere Präsenz verbuchte, zumal im Verlauf des Spiels, Latza. Im linken Halbraum kurbelte er viel an und versuchte zu beruhigen, Übergänge herzustellen oder Struktur zu geben. Außerdem verwies die Begegnung mit dem VfB auf die Beziehungen zum dritten Mittelfeldmann, hier Suat Serdar als offensivster Akteur des tendenziell 1-2-artig ausgerichteten Trios. Auch er zieht recht viele Bälle an und ist damit auf dieser Position eine etwas zwiespältige Wahl, wenn man Latza auch in höheren Zonen präsenter einbinden will. Serdar trat offensiv recht bestimmend auf und pflegt einen insgesamt attackierenden Stil mit vielen Vorwärtspässen und (zu häufigen und frühen) Abschlüssen. In dieser Kombination wurde Latza aus der einen Richtung etwas aus dem Angriffsspiel herausgedrängt, wurde aus der anderen Richtung in tieferen Zonen, beim Aufbau- und Übergangsspiel noch stark mit gefordert.
Auch an diesem letzten Punkt ergab sich also wieder ein ähnliches Bild: Mainz versuchte viel und das sah eigentlich für sich alles ganz gut aus, aber die Elemente passten nicht so recht zusammen und so blieb das Gesamtbild unvollendet. Nach einer eigentlich guten und klar überlegenen Leistung lagen sie gegen Stuttgart mal wieder zurück, fast bis zur Halbzeit. Dies stand auch symbolisch für die gesamte Saison, in der die Mannschaft von Sandro Schwarz schon interessante Ansätze in unterschiedlichen Bereichen lieferte, am Ende aber enttäuschend abschnitt und bei vielen Beobachtern größeren Missmut sowie Zweifel am Team und der Position des nicht unumstrittenen Trainers hervorrief.
Die Graustufen zwischen den Extremen
Solche Situationen sind immer ein Beispiel für die Komplexität des Fußballs, die schiere Vielzahl von Einflussfaktoren auf die Gesamtperformance und dann auch noch auf das Ergebnis. Größere Einzelaspekte, die besonders gut funktionieren oder die an entscheidenden Stellen haken, können je nach der genauen Konstellation unfassbar gravierende Auswirkungen haben, aber auch ebenso „unwirksam“ sein. Vielleicht fehlt nur ein einziges „kleines“ Rädchen – und sei es nur eine bestimmte personelle Synergie zwischen der Rolle und der entsprechenden Besetzung dieser Rolle – für den „Durchbruchsmoment“, an dem eine gute Mannschaft letztlich knapp über jene Leistungslinie kommt, ab der es dann läuft. Wenn man dieses Niveau passiert hat und konstant knapp darüber abliefern kann, reicht das möglicherweise direkt für diese Art von Siegesserien, über die so gerne gestaunt wird.
Bei manchen Teams mag das Spiel mit Ball sehr ansehnlich aussehen, ambitioniert wie auch gut angelegt sein, über Phasen immer wieder funktionieren – und trotzdem verhindern gewisse Detailpunkte den endgültigen Durchbruch oder andere Inkonstanzen führen dazu, dass es nicht zu dem Gesamtleistungslevel kommt, den man erwarten würde. In der Bundesliga ist das Ganze noch einmal viel enger und gewissermaßen subtiler, da sich die meisten Teams vom Niveau nah aneinander bewegen, ein recht vielseitiges, stabiles Qualitätsset aufweisen können. Nicht zuletzt bei dieser Ausgangslage können sich Schwierigkeiten im Aufbauspiel auch zu einem nur geringen Grad auswirken. Alle drei hier betrachteten Teams hatten am vergangenen Wochenende ihre Probleme, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten, aber alle drei waren am Ende gut genug, um ihre Spiele zu gewinnen.
Besonders extrem lief es im Beispiel der Freiburger, die aus der Eröffnung – auch mit langen Bällen – nur punktuell durchkamen, ehe sie das Spiel gegen den Favoriten dann mit zwei Ecken drehten. Der Fall der Leverkusener wiederum zeigte nachdrücklich, dass Aufbauspiel nicht gleich Spielstärke ist und Letzteres sich auch auf anderen Wegen kanalisieren kann: Der Bayer-Elf gelang aus struktureller und strategischer Perspektive zunächst wenig, statt aus dem Aufbau brachten sie Gruppentaktik, Intensität und Dynamikkombinationen dann in anderen Kontexten siegbringend ein. Für zukünftige „Positiv“-Entwicklungen beim Aufbau- und Ballbesitzspiel mit Blick auf die Ligabreite könnte man erwarten, dass sie vergleichsweise unspektakulär und unauffällig einsetzen, in die allgemeine Leistungsdichte eingebettet sein und ergebnistechnisch auch erst einmal als wenig wirkmächtiger Faktor beginnen werden.
19 Kommentare Alle anzeigen
tobit 4. Februar 2018 um 21:07
Mir ist beim Blick auf die Liga-Tabelle aufgefallen, dass alle fast gleich viele Tore kassieren und die Tabellenposition quasi nur von den geschossenen Toren abhängt. Wolfsburg hat z.B. die drittbeste Defensive der Liga (25 Gegentore), stellt aber nur die (geteilt) zwölftbeste Offensive und steht damit auf dem 13. Platz.
Die Top6 der Tabelle schießen im Schnitt 1,817 Tore pro Spiel und kassieren 1,198. Ohne Bayern schießen sie (also P2-P6) 1,695 und kassieren 1,285 Tore.
Das mittlere Tabellendrittel schießt im Schnitt 1,373 und kassiert 1,476 Tore pro Spiel.
Die Abstiegskandidaten treffen im Schnitt nur 0,928 Mal und ihre Keeper müssen 1,444 Mal pro Spiel hinter sich greifen.
Die, die oben stehen, sind also insgesamt stärker, dahinter ist aber das Offensivspiel der entscheidende(re) Faktor. Finde ich interessant, da im Abstiegskampf ja gerne die Defensive weiter fokussiert wird und das Offensivspiel fast gänzlich eingestellt wird.
Der Median der geschossenen und kassierten Tore liegt bei 28,5. Die Verteilungsbreite ist bei den Gegentoren aber deutlich kleiner. Sie liegt bei -12,5 (bzw. -5,5 ohne Bayern) bis +8,5 gegenüber dem Median Alle Teams liegen also innehalb eines Bereichs von 21 (bzw. 14 ohne Bayern) Gegentoren.
Bei den erzeilten Toren ist die Spreizung deutlich größer. Sie reicht von -11,5 bis +22,5 (bzw. +16,5 ohne Bayern). Es liegen also 34 (bzw. 28 ohne Bayern) Tore zwischen der schlechtesten und der besten Offensive.
Daniel 4. Februar 2018 um 22:37
Interessante Beobachtung. Passt ja ganz gut zu der hier häufig geäßerten These, dass die meisten Vereine ihre Stärke im Spiel gegen den Ball haben und dort ein recht hohes Niveau verkörpern, es im Chancen kreieren aber bei den meisten Teams deutlich hapert. So kann man sich mit guter Defensivarbeit in der Liga kaum noch positiv vom Rest abheben. Letzte Woche hat z.B. die Mannschaft mit der sechstbesten Defensive der Liga den Trainer rausgeschmissen. Was ich interessant finde: der FC Augsburg, der für viele wohl die grauste Maus der Liga ist, hat (mit Hoffenheim) die sechststärkste Offensive der Liga, vor Gladbach und Frankfurt. Stärker sind nur die fünf Mannschaften mit deutlich höherem Budget als der Rest (Bayern, BVB, Leipzig, Leverkusen, Schalke).
koom 7. Februar 2018 um 09:41
Augsburg ist auch eines der wenigen Teams, die zumindest in der Offensive einen geringeren „Rammelfaktor“ haben als die meisten anderen. Recht klares Flügelspiel, gut vorbereitet und eingeleitet, passende Spieler dafür. Das ist jetzt auch nicht dramatisch komplex, aber eine vorhandene, abrufbare, konstante Qualität.
Bei den anderen Teams und der Statistik von tobig denke ich immer an Klopps Worte zurück: Diese Spielweise dient dazu, den Gegner auf die eigene Stärke runterzuziehen. Das macht Sinn, wenn man ein krasser Underdog ist, aber nicht, wenn man eigentlich individuell eine gewisse Stärke hat. Oder anders gesagt: Umschalt/Gegenpressing-Gerammels sorgt dafür, dass die Siegchancen 50:50 stehen. Ist man ein Underdog, stehen die Chancen meistens schlechter. Als Favorit besser. Wenn alle so spielen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn auch alle in etwa die gleichen Punkte haben, Tore erzielen, Gegentore bekommen. Das ist einfach nur Glücksspiel und am Ende gewinnt die Bank. Also die Bayern.
Yilde 7. Februar 2018 um 10:53
Augsburg hat auch schon einige Punkte nach Rückstand geholt, für mich einer der Faktoren der sie von Mannschaften wie Wolfsburg oder Hamburg abhebt. Der Kader ist grundsätzlich auch für Ballbesitzspiel ganz gut geeignet.
mlisiewi 31. Januar 2018 um 14:58
Off-Topic: Wer kann was über den (fast sicheren) Neu-Transfer Batshuayi berichten? Stärken? Schwächen? Mögliche Einbindungen im aktuell praktizierten 4-3-3?
Taktik-Ignorant 31. Januar 2018 um 22:25
Eins von den vielen belgischen Talenten, die im Moment hoch (zu hoch?) gehandelt werden, ueber Bruesseler Vereine nach Anderlecht, dort, weil zu unstet, nicht durchsetzungsfaehig und dann ueber den Umweg Standard Luettich, die eine etwas durchdachtere Jugendarbeit haben als das bloss filternde Anderlecht, ins Profigeschaeft. Auch die weitere Karriere, von der kleinen belgischen in die etwas groessere franzoesische Liga (Marseille) und von dort zu einem ganz grossen Verein (PL, Chelsea) nicht unueblich. Schnell, aber nicht ueberragend schnell, gross, aber nicht ueberragend gross, mit 24 auch nicht mehr sehr jung, in vielen Dingen gut, aber eben nicht so stark, dass er bei Chelsea oder auch in der belgischen NM, in der er seit 2015 spielt, ueber die Rolle eines Ergaenzungsspielers hinauskaeme. Noch unstetig in seinen Leistungen, aber nicht torungefaehrlich.
CE 31. Januar 2018 um 23:42
Meine kurze Analyse zum Transfer: http://www.t-online.de/sport/fussball/bundesliga/id_83148036/borussia-dortmund-deshalb-koennte-batshuayi-zum-bvb-passen.html
tobit 1. Februar 2018 um 21:34
Ist natürlich jetzt nicht besonders tiefgehend (Kundenbedingt) aber klingt grundsätzlich erstmal ganz vielversprechend. Kräftig, technisch ordentlich, mitspielend, Dribbelfähigkeiten, tolle Torquote (trotz mangelndem Vertrauen vom Trainer). Könnte vom Profil her aber unangenehm für Isak werden, der viele dieser Dinge auch zu seinen Stärken zählt (gerade seine Einkontakt-Ablagen und -Weiterleitungen mit starken Anschlussläufen zum Strafraum haben es mir in den paar Minuten angetan – kann Michy das auch?) und dann wohl wieder weniger spielen wird.
Kannst du auch was zu Sergio Gomez sagen? Kling ein bisschen nach einem neuen Götze (den ich mittlerweile wieder sehr schätze).
FAB 1. Februar 2018 um 13:38
„aber nicht torungefaehrlich.“
… eher sehr torgefährlich. Hatte in der Premier League 2016/17 die beste Torquote mit einem Treffer pro 88 Minuten. Es waren halt leider nur sehr wenige Einsätze …
Das Problem für den BVB wird aber eher sein, wie man Batshuayi in Position bringt, denn Batshuayi ist ein Knipser und keiner der eine allzu große Rolle dabei spielen wird, denn Ball überhaupt erst nach vorne zu tragen. Das BVB Spiel müsste in dieser Hinsicht auch einigermaßen umgestellt werden …
Leider erscheint mir Stöger nicht als der Trainer der geeignet wäre, um hierfür die geeigneten spielerische Strukturen aufzubauen. Es wird an Einzelaktionen hängen …
… folglich ruhen alle Hoffnungen auf einen fitten Reus, dem es am ehesten gelingen wird, Anspiele aus dem Halbfeld zu produzieren. „Nur“ mit Pulisic und Sancho als Vorlagengeber dürfte die CL Quali sehr schwer werden. Yarmolenko ??? Bösegesagt, steht er mittlerweile so breit, dass er sich schon auf die Bank setzen muss. Unter Stöger dürfte er es mit seiner statischen Spielweise sehr schwerer haben.
Aber immerhin …
… in der neuen Saison, hätte ein neuer Trainer wie Nagelsmann eine hochinteressante Umgebung mit Spielern wie Sancho, Isak, Gomez, Akanji, Dahoud … und hoffentlich wieder Pulisic und Weigl …
mrb 27. Januar 2018 um 10:52
„Bau auf, bau auf, bau auf…“
Nach dem Spiel gestern könnte noch ein Kapitel über die Eintracht hinzugefügt werden.
FAB 26. Januar 2018 um 15:12
Zum Thema Ballbesitz und internationales Abschneiden der Bundesliga.
Wenn man sich die Ballbesitztabellen von Champions League und Europa League anschaut, sticht eigentlich nur die spanische Primera Division besonders hervor,
danach kommt eigentlich fast schon die Bundesliga.
(Bayern, Dortmund und sogar Hertha mit 57 % Ballbesitz, auch Leipzig und Hoffenheim positiv, Köln zumindest bei 50 %).
Das war auch mein optischer Eindruck, dass Besiktas, Tottenham und die Osteuropäer sowieso den Bundesligisten den Ball überlassen haben, diese dann entweder ausgekontert oder irgendwelche Fehler ausgenutzt haben.
Oft war es auch so, dass die Bundesligisten sehr schlecht mit temporärer Intensität klargekommen sind, v.a. für Leipzig und Hoffenheim scheint es eine nicht lösbare Aufgabe, wenn Gegner wie Porto/Besiktas oder Liverpool für 10-20 Minuten das Tempo anziehen.
Fazit: Mag sein, dass Leipzig und Hoffenheim kein so gutes Ballbesitzspiel haben wie San Sebastian oder Sevilla. Aber Ballbesitz hat der spanische Fussball schon mit der „Muttermilch aufgesaugt“, das ist halt deren Prädikatsmerkmal, sowie das Pressingspiel das der Bundesliga ist. Ich bin nicht der Meinung, dass die Bundesliga weiterhin „krampfhaft“ versuchen sollte, das Ballbesitzspiel zu verbessern.
Vor allem wenn das Abschlussfazit des Experten TE dann ist:
„… Aufbau- und Ballbesitzspiel … ergebnistechnisch auch erst einmal als wenig wirkmächtiger Faktor …“
International ist es doch für Bundesliga eher das Problem, dass das Pressingspiel leichter zu lernen bzw. umzusetzen ist, als das Ballbesitzspiel. Auch osteuropäische Provinzmannschaften haben geschafft mit ein wenig Pressingfussball, zumindest temporär oder situativ, sich deutlich zu verbessern. Auch die italienischen Mannschaften konnten dadurch sogar zu dieser Saison einen deutlichen Sprung machen. Einzig Pressingverweigerer wie die holländischen Mannschaften fallen da gerade international deutlich ab.
Die Bundesliga schafft es dagegen nicht mehr sich durch ihre Intensität so abzuheben, wie es ihr in den Klopp- Jahren gelungen ist.
Nun bleiben also die individuellen Nachteile gegenüber der Premier League und der Primera Division, sowie dass die Serie A individuell zumindest gleichwertig ist.
Bei der individuellen Stärke wird die Bundesliga auch nicht so ohne weiteres aufholen können. Hier wurden – durch die Verbesserung der Nachwucharbeit – die letzten 15 Jahre große Sprünge in der Bundesliga gemacht, das ist aber meines Erachtens nahezu ausgereizt. Finanziell wird man genug damit zu tun haben, den Anschluss zu halten, d.h. – außer Bayern und mit Abstrichen Dortmund, wird man wird sich die individuelle Stärke auch nicht zukaufen können.
Aus meiner Sicht bleiben der Bundesliga die taktischen Finessen im Detail:
Die „Laptoptrainer“ wie Nagelsmann, Tedesco, Kohfeldt oder auch Herrlich sind hier die Hoffnungsträger, auch das Red Bull Konstrukt um Salzburg und Leipzig.
Ich habe den Eindruck, dass sich solche ganzheitlichen Konstrukte wie in Hoffenheim oder Leipzig auch anderswo durchsetzen. Ausgerechnet Schalke macht mit einem Gespann Heidel/Tedesco den Anfang bei den Traditionsmannschaften. Allerdings wird es Zeit brauchen, wie das Beispiel Borussia Dortmund zeigt, dort muss der Leidensdruck vermutlich noch um einiges höher werden, bis man das versteht und die „alte“ Vereinsfolklore aufgibt und einfach anfängt etwas moderner, sprich weniger „kumpelhaft“ arbeitet.
D.h. einfach gute taktisch- handwerkliche Arbeit, um zumindest einigermaßen Anschluß zu halten mit den spanischen und italienischen Vereinen und sich wieder von den Portugiesen, Türken usw. absetzen kann.
Bei der Premier League muss man abwarten, ob diese Finanzgewalt tatsächlich so fortsetzt werden kann und was dann taktisch in der Nach-Guardiola/Klopp- Zeit dort passiert.
CHR4 27. Januar 2018 um 02:00
„temporäre Intensität“ – ach schön, dass hier mal wieder zu lesen … wie gezielt findet man sowas noch in der Bundesliga?
der Punkt bei dem sich Leipzig verbessern muss, sind defensive Standards – allerdings stimme ich Hasenhüttl da nur teilweise zu, dass sich das Thema jetzt selbst verstärkt, weil darüber geredet wird – das Selbstvertrauen, dass man da defensiv gut verteidigen kann, sollte man sich im Training holen, indem man diesen Punkt beackert – wer weiß, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und was er zu tun, hat anderes im Kopf als Nervosität, nämlich klare Handlungsanweisungen
DreamsTonite 27. Januar 2018 um 10:41
Dass die Bundesliga nach La Liga den zweitmeisten Ballbesitz hat, liegt mE eher daran, dass in Europa mittlerweile jedes Kind weiß, dass man deutschen Mannschaften (außer Bayern und mit Abstrichen BVB und Hoffenheim) einfach den Ball überlassen muss und selber tief stehen muss. Das Ballbesitzspiel wird den deutschen Teams sozusagen „aufgezwungen“, als dass es wirklich der eigene strategische Plan wäre. Deswegen ist es umso wichtiger, dass eine proaktivere Spielweise in der BuLi gefördert wird und wieder das Spiel mit Ball im Vordergrund steht, aber die daraus resultierenden Probleme wurden ja schon zuhauf besprochen.
Zerstreuung Fußball 26. Januar 2018 um 13:34
Schön, hier wieder etwas zum Sportclub zu lesen. Allerdings erstaunt mich der Zeitpunkt etwas. Die ersten Gegner der Rückrunde (Leipzig, Dortmund, Leverkusen) und die vielen verletzten Stammspieler machen die Situation gerade etwas besonders. Das Aufbauspiel des SC ist hier etwas limitiert.
Dadurch, dass das Duo Haberer/ Höfler momentan von Koch/ Abrashi ersetzt wird und Leipzig (wie im Text beschrieben) auf den Ballgewinn im Zentrum aus war, fiel eine Facette des Freiburger Aufbauspiels weg. Zwar waren lange Bälle und Durchbrüche über Außen auch schon in der Hinrunde Teil des Freiburger Aufbauspiels, wurden aber sehr häufig durch den Pass vom Innenverteidiger auf den Sechser ergänzt. Im Laufe der Hinrunde haben Höfler und Haberer auch vermehrt kurze Dribblings und Finten eingestreut, um den Ball ins vordere Drittel zu tragen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies (in Kombination mit dem Aufbau über die AV Günter/ Stenzel) nach der Rückkehr der Verletzten wieder stärker in den Fokus rückt.
Vielen Dank für den sehr guten Text.
TR 27. Januar 2018 um 18:44
Im zweiten Teil der Hinrunde fand ich die Anstrengungen und ergriffenen Maßnahmen bei Freiburg und Streich, das Spiel mit Ball stabiler und kontrollierter nach vorne zu tragen, bessere Anbindungen in der Vertikalen zu finden, auch positiv und sehenswert, von der Dribblingnutzung über die von dir angesprochenen Zurückfallbewegungen zur Verknüpfung der Linien und dem situativen Auffüllen von entsprechenden Räumen. Da konnte man Fortschritte eigentlich ganz gut „plastisch“ nachvollziehen über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen hinweg. Von daher ist es natürlich schon etwas schade, dass es sich in jener Phase nicht mit einer Spielanalyse eines Freiburg-Spiels hier auf der Seite ausgegangen ist.
tobit 26. Januar 2018 um 10:52
Interessant finde ich, dass alle drei Beispiele Probleme mit dem systematischen Eindringen in die gegnerische Formation (also von den IV und Sechsern aus) hatten. Entweder lassen sie sich trotz halbwegs passender Besetzung hinter den gegnerischen Stürmern nach außen leiten/drängen oder nutzen den Weg über die Flügel geplant und nehmen sich selbst die Optionen im Zentrum (durh aufwendige Herauskipp- und Ausweichbewegungen) weg. An der systematischen Besetzung der kleinen Lücken hinter den gegnerischen Stürmern scheint es in der Liga generell am meisten zu hapern (oder ist die Liga einfach zu gut darin, das zu verteidigen?). Viele der Spieler, die das eigentlich sehr gut könnten (Baier, Meyer, de Jong, Weigl, Rudy, Martinez, … – vorhanden sind genug), lassen sich zu viel und zu tief fallen (de Jong und Baumgartlinger in den Beispielen oben) oder stehen zwar passend, bewegen sich aber zu wenig um die Stürmer entweder wegzuziehen oder selber frei zu werden (Koch konnte leicht abgeschnitten werden, was aber auch an den sehr vorsichtigen Halbverteidigern lag).
Koom 26. Januar 2018 um 13:14
Ich denke mal, da ist die Bundesliga leider zu gut drauf eingestellt. Man lässt ja viele Offensivspieler gar nicht auf den Platz, wenn sie nicht mal ein Jota an Defensive beitragen wollen. Und einen DM abschneiden ist ja noch relativ einfach, eine sehr simple Aufgabe, die auch Dembele übernehmen konnte und wollte. 😉
Und dazu kommt vermutlich auch die Grundhaltung, dass man Angst vor Kontern hat. Da ist dann die Denke, dass man zwischen Stürmer und Tor steht, vermeintlich sicherer. Ein Trugschluss IMO, aber nicht ganz falsch.
Mr.X 25. Januar 2018 um 19:24
Das ist ein wunderbarer Artikel und besonders das „Fazit“ gefällt mir sehr gut, weil es auf die Vielfältigkeit der Umstände, Anforderungen und Lösungen verweist und keine ideologische Doktrin ist.
Koom 25. Januar 2018 um 09:29
Danke für den Blick auf Mainz. Mir scheint es auch so, dass Schwarz jetzt so langsam die Grundordnung gefunden hat, jetzt muss die Detailarbeit kommen.
Einerseits hat Mainz keine so starken IV oder LVs, dass man heutzutage eine Viererkette spielen kann. Die Dreierkette macht da dann mehr Sinn. Brosinski und Holtmann haben beide interessante Optionen fürs Offensivspiel. Holtmann ist da zwar sehr simpel, aber durchaus effektiv. Er geht oft und gerne ins Dribbling und kommt mit Wucht und Geschick auch oft vorbei. Allein sowas hilft schon enorm. Bei den Stürmern ist es auch so, dass alle 05-Stürmer eigentlich nicht stark genug sind, um vorne solo zu arbeiten – aber alle so agieren, dass sie mit einem Nebenmann sehr stark werden.
De Jong füllt neben der Persönlichkeit aber auch die Kaderlücke auf, die spätestens durch das Zurückziehen von Gbamin als IV (was er eigentlich auch „gelernt“ ist) entstanden ist. Die anderen 6er sind eher 8er, auch Frei war mehr nur ein tiefer Spielgestalter als wirklich ein 6er. Das macht De Jong schon besser und sehr präsent.