LIGAtotal!-Cup – Tag 2
Der LIGAtotal!-Cup ging in die zweite Runde – im kleinen Finale testeten Mainz und Bayern ihr restliches Personal, im echten Endspiel wurden dem HSV von einer umformierten Dortmunder Mannschaft die Grenzen aufgezeigt.
Mainz & Bayern:
Tuchel und Heynckes wechselten die Spieler durch – jeweils 9 neue Akteure bekamen im Vergleich zu den durchaus aufschlussreichen gestrigen Tests der beiden Teams eine Bewährungschance.
Bei Mainz präsentierte sich dabei aber ein ähnliches Bild – in der Defensive kann man mit dem bisher Erarbeiteten zufrieden sein, nach vorne drückt allerdings der Schuh. Gerade im ersten Durchgang entwickelte man erneut kaum gefährliche Szenen. Entsprechend unzufrieden schien auch Trainer Tuchel an der Seitenlinie. Besonders die Laufwege waren nicht abgestimmt und so verpufften viele Ansätze – beispielsweise spielte Stieber einige gute Bälle.
Auffällig war, dass die Mainzer im Defensivspiel deutlich früher den Gegner attackierten – wenn auch nicht durchgehend. Die Innen- und Außenverteidiger konnten durch je einen direkten Gegenspieler gut abgedeckt werden. Dennoch waren die Abstände untereinander zu groß, da die vorderen Reihen höher standen, die hinteren jedoch nicht. Man wollte lange und diese Räume überspielende Bälle beim Gegner provozieren – einige Male konnte der Rekordmeister die zu großen Abstände aber ausnutzen.
Dieser hatte mit den Abständen wie schon gestern aber auch zu tun. Es fehlte zu oft an Kompaktheit sowohl in der Absicherung als auch – wie zum Ende von Halbzeit zwei zu sehen, als Mainz den Ballbesitz übernahm – bei gegnerischem Angriffsspiel. Gerade im Mittelfeld klafften zu oft Lücken, wobei man hier auch der vordersten Reihe vorhalten muss, da sie in einer abwartenden Haltung auch so agieren und nicht konsequent sofort die Innenverteidiger anlaufen sollten.
Weil das System der Münchener schematisch dem von gestern ähnelte, nur durch die individuelle Interpretation der Rollen anders war, konnte man noch einige weitere Rückschlüsse ziehen. Generell war zu erkennen, dass ein offensiverer Rechtsverteidiger wie Rafinha dem Spiel gut tat, auch wenn der Brasilianer, der zweifelsohne seine Bissigkeit und Dynamik zeigte, noch etwas überlegter spielen sollte.
Ohne einen Linksfuß auf der linken Seite fehlte es dort gegen den HSV an Breite – mit Contento wurde dies besser, auch weil Pranjic und Alaba immer wieder auf der Seite unterstützten. Allgemein boten beide eine gute Leistung – dynamisch, vielseitig und trotz einiger Fehler mit guten Pässe und Ideen.
Der polyvalente Pranjic stellt nicht nur einen idealen Allround-Back-Up dar, sondern könnte wie der junge Österreicher eine gute und sinnvolle Option für das Mittelfeld bleiben – ebenso wie der sehr beeindruckende Kroos. Er riss förmlich die Initiative an sich, alles sah bei ihm schneller aus als zuletzt, er wirkte aggressiver und körperlich stärker, wusste auch im Rückwärtsgang durchaus zu gefallen. Das Mittelfeld lieferte mehr kreative Impulse und auch die Balance war verbessert im Vergleich zum Vortag.
Viele Chancen konnte man dennoch nicht kreieren – vor allem die Spieler in vorderster Front waren zu wenig ins Spiel eingebunden. Petersen sah kaum einen Ball, bewegte sich zwar ansprechend, aber leistete sich auch technische Fehler, gleiches galt für Olic, der mit seiner Interpretation der Ribéry-Rolle die Mannschaft leicht verwirrte, auch individuell nach der langen Verletzung noch nicht wieder richtig hineingefunden hat.
Dortmund & Hamburg:
Vor dem Spiel dämpfte Oenning die Erwartungen – und tat gut daran. Das Spiel gegen die Bayern beschönigte die eine oder andere Schwachstelle, die auch hier wieder zu sehen war. Vor allem im Defensivzentrum fehlte es an Stabilität, das ständige und riskante Herausrücken der Innenverteidiger war hier ein entscheidender Faktor.
Vor allem aber die beiden Mittelfeldspieler, Kacar und Jarolim, standen meistens viel zu hoch, ließen somit bei gegnerischem Ballbesitz zu viele Räume zwischen den Linien frei – deshalb das Aufrücken – und waren im Spielaufbau viel zu selten anspielbar. Das Zentrum war größtenteils uneffektiv, der Spielaufbau über die Außen zu berechenbar.
Das machte den Dortmundern das Verteidigen zu leicht – sie mussten nicht ganz so aggressiv gegen den Ball arbeiten wie gewöhnlich. Obwohl Klopp einige neue Spieler gebracht hatte, dominierten seine Jungs den unverändert spielenden Gegner über weite Strecken – ein weiterer Beleg für den guten Zustand, in dem sich die Borussia befindet – und standen hinten sehr souverän, allein die Flüssigkeit des Spiels litt etwas.
Während die linke Seite im Aufbauspiel einige Schwächen zeigte, fielen vor allem der variabel spielende Leitner, einmal mehr der extrem starke Hummels und auch die beiden zentralen Mittelfeldspieler auf. Kehl spielte erneut den horizontalen und tieferen Part, zeigte vor allem eine Leistungssteigerung: bessere Ballverteilung und besseres Abdecken der Räume in der Defensive.
Partner Gündogan steigerte sich mehr und mehr in seiner vertikalen Rolle, die die Entwicklung mehr zu einem 4-1-4-1 erahnen lässt, und bereicherte das Dortmunder Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit mit seinen Vorstößen immens. Die dann eingewechselten Hornschuh und Vrancic sind interessante Alternativen, auch Klopps Idee des Rechtsverteidigers Kringe ist keine unbedachte. Lewandowski und Perisic durften auch noch eindrucksvoll ihre Klasse und ihr Spielverständnis untermauern.
Die Kaderbreite scheint nun auch noch besser geworden zu sein beim Meister – und die Standardsituation sind es auch ohne Sahin immer noch, um das auch nicht unter den Tisch zu kehren.
Fazit:
Zwei Tage Fußball in der neuen Mainzer Arena – deren Name schon für viele ein Unwort sein dürfte, da man es nicht englisch, sondern französisch aussprechen muss. Die Spiele haben sich gelohnt, man konnte einige Erkenntnisse gewinnen, die sicher so vorher nicht viele erwartet hätten:
Dortmund scheint klar am weitesten mit einer beeindruckenden Frühform und vielen Dingen, die sehr gut funktionieren. Der HSV muss unbedingt noch an seinem eigenen Angriffsspiel arbeiten – Abstimmung fehlt auch bei den Mainzern, die sich zunächst einmal zusammenfinden müssen, in diesen beiden Spielen schwer zu kategorisieren waren, und den Münchenern noch.
Dass dort noch nicht alles funktioniert war überraschend – aber eigentlich auch nicht. Man weiß immer noch nicht genau, wie man die vier Offensivspieler richtig zusammensetzt, wie man die Defensive kompakter macht, wie man das Mittelfeld aufstellt und wie man die richtige Balance findet. Das Turnier hat dies erneut bewusst werden lassen, aber Lösungsansätze zeigte das heutige Spiel schon auf. Wie genau sich diese umsetzen lassen, sollte der Rekordmeister alsbald herausfinden.
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