Verrückte Mannorientierungen bringen Real den Sieg

2:0

Die Rückkehr und die Umstrukturierung des hohen Pressings ebnen nach der Pause den Weg zum Clásico-Sieg. Ein heimlicher Anführer von Reals Intensität erobert Bälle über den halben Platz.

Das Spiel kompakt:

Was das Spiel kennzeichnete:

  • Viele kleine Vertikalbewegungen innerhalb der Mittelfeldstaffelungen
  • Im spielerischen Bereich und in der Entscheidungsfindung hohes Grundniveau
  • Flexible und von Mannorientierungen geprägte Ausrichtungen im Pressing

Was das Spiel (taktisch) anbot:

  • Gesamtkonstellationen ohne wesentliche Relevanz von Kontern
  • Unterschiedliche Muster und Phasen in den defensiven Verhaltensweisen
  • Folgewirkungen von verstärkter Fokussierung des Geschehens auf einen bestimmten Aufbauraum

Was das Spiel entschied:

  • Höhere, asymmetrische Flügelstürmer in Reals Pressing
  • Verstärkte Intensität und besseres horizontales Nachrücken der Gastgeber nach der Pause
  • Nachlässiger Umgang Barcas mit Strafraumsituationen und Abschlusspositionen

Man kann betonen, dass dieser Clásico weitgehend unspektakulär vonstatten ging und über viele einfache Mannorientierungen funktionierte. Man kann in genau diesem Kontext auch hervorheben, dass er nicht zur drohenden Schlacht übermäßiger Absicherung auswuchs. Beide Mannschaften interpretierten ihre ursprünglichen nominellen Grundformation nochmals weniger 4-3-3-haft als zuletzt. Bei Barca beispielsweise führte dies dazu, dass bei Ballbesitz Vidal zwar die Breite am rechten Flügel hielt (bis auf die letzten Minuten vor seiner Auswechslung), in der Defensivarbeit aber eine Kolonne mit den drei anderen Mittelfeldakteuren in engen 4-4-2-Staffelungen formte.

Beidseitig früher Fokus auf einen Halbraum

Diese dichten Anordnungen der zweiten Linie erlauben weitere Vorrückbewegungen von Busquets im Pressing, wenngleich diese in anderer Konstellation in der Champions League gegen Napoli wesentlich großräumiger genutzt worden waren. Entscheidend gestaltete sich in dieser Partie, wie versetzt die Reihen untereinander standen und über die tiefere Vidal-Position erst einmal den linken gegnerischen Aufbauraum offener ließen. Wenn Real von dort gestartet war, konnte Barca mit dem Mittelfeld außen zuschieben, die einfachsten Verlagerungswege durch den Sechserraum über die Stürmer schließen und so die ballfernen Zonen neben Frenkie de Jong quasi indirekt blockieren – so womöglich das Kalkül bei Quique Setién.

Daneben mochte ein höheres Gewicht an Madrider Aufbauaktionen über links mehr aggressive Vorstöße von Marcelo oder Ramos und so etwaige Konterchancen über Messis Raum bedeuten. Schließlich wurde das Spiel der Gastgeber stärker auf die Dribblings von Vinícius Júnior geleitet, einhergehend mit den entsprechenden Folgeabläufen, die man vonseiten der Katalanen möglicherweise klarer verteidigen zu können erwartete. Aber auch Real Madrid mochte umgekehrt diese Konstellation für sich zu deuten wissen: Vor allem durfte Kroos darin sehr präsent aus dem linken Halbraum heraus eröffnen. In der 4-2-3-1-artigen Rollenverteilung mit Valverde rechts zog sich Isco in der Manier eines umtriebigen Zehners häufig mit nach links hinüber und versuchte dort zu überladen.

Durch seine zusätzliche Unterstützung im Umkreis von Vinícius Júnior ergab sich für die Mannschaft von Zinedine Zidane offensiv der eine oder andere Ansatz. Die ganz große Durchschlagskraft resultierte letztlich jedoch nicht: Vidal kam in einigen Momenten gut zum Doppeln gegen ambitionierte Dribblings des jungen gegnerischen Linksaußen, ansonsten blockte er mit seiner eingerückten Position sehr gut das Absetzen Iscos zum Strafraumeck für mögliche kurze Rückpässe und Ablagen ab. Anfang der zweiten Halbzeit gab es sogar (geplante?) Ansätze von 5-3-2-Staffelungen durch Zurückfallen Frenkie de Jongs und situativ ergänzendem Rückwärtspressing von Griezmann. Die leichte Erhöhung der Stabilität stand einer komplexeren Organisation gegen Halbraumverlagerungen und komplizierteren Verhältnissen im Umschalten gegenüber.

Gleichzeitig kam es nicht zu etwaigen Kontergelegenheiten über Messi. Das lag gar nicht so sehr daran, dass Ramos stürmische Vorstöße unterließ und Marcelo etwas zurückhaltender agierte als sonst. Vielmehr ermöglichte die asymmetrische Situation natürlich auch Real, die linke Seite früh zuzustellen. Vor allem besetzte Kroos – zumal in der 4-2-3-1-hafteren Aufteilung mit Ball ohnehin noch etwas näher an Casemiro als letzter Absicherung – meistens von Beginn an den relevanten Bereich im linken Halbraum. Nicht zuletzt fehlte in der Aufstellung der Gäste wiederum ein ausgewiesener offensiver Tiefengeber für Läufe im Umschalten, so dass die Katalanen ohnehin schon dazu neigten, solche Momente von sich aus primär in Ballbesitzphasen zu überführen.

Reals flexible Mannorientierungen mit 4-3-2-1-Logiken

Überhaupt spielten Konter in diesem Clásico nur eine untergeordnete Rolle, selbst wenn es keine Veranstaltung des großen Absicherungsvorrangs wurde. Aus der Perspektive möglicher Madrider Umschaltsituationen lag das an vielen tiefen Positionierungen ihrer nominellen Flügel gegen den Ball. Der erste entscheidende Schachzug in der Ausrichtung von Zidane bestand zunächst darin, Busquets möglichst gut zuzustellen. Dafür rückte Isco zentral aus dem Block sehr schnell und weit heraus. Im Detail sammelte sich hohe Präsenz vor den defensiven Mittelfeldräumen der Gäste, indem auch Kroos neben Isco in vorgerückter Position agierte und die beiden früh Busquets und meist Arthur blockieren sollten.

Dieses Vorgehen führte dementsprechend zu zahlreichen breiten 4-3-2-1-Staffelungen mit etwas tieferen Flügeln und Versperren der offenen Achterräume daneben über die vorschiebenden Mittelfeldakteure. Im Grunde genommen musste sich Real mit vier gegnerischen Zentrumsspielern auseinander setzen, inklusive Messi. Über Mannorientierungen konnte Valverde in eingerückter Position gegen Frenkie de Jong verteidigen, Casemiro situative Deckungen aufnehmen und vor allem Messi bedrängen. Teilweise übernahmen das aber auch die ohnehin häufig aggressiv in den Zwischenlinienraum rückenden Innenverteidiger, für die Casemiro regelmäßig die letzte Linie auffüllte.

Wenn rechts Valverde gegen die offensive Ausrichtung von Jordi Alba eben jene Abwehrreihe zu einer Fünferlinie ergänzte, fügte sich auch Carvajal in das flexible Wechselspiel der mannorientierten Herausrückbewegungen ins Zentrum ein oder er übernahm höher die reguläre Zuordnung auf Frenkie de Jong. Situativ konnte das auch Isco machen, wofür dann Casemiro höher und/oder Valverde tiefer schoben. Die nominellen Flügel pendelten ohnehin punktuell nachträglich in die Mitte, um aufzufüllen. Gerade auch im Anschluss an Rückpässe beim gereihten Durchgeben von Mannorientierungen präsentierte sich Real vielseitig im Umgang mit solchen Zuordnungen und gab sie in solchen Momenten immer wieder auf, um sich im Rückzug zwischenzeitlich nochmals darin zu orientieren.

Schwierigkeiten der Einschätzung und (des Timings) der Messi-Einbindung
Für das äußerst simple Fundament, auf dem es beruhte, funktionierte diese flexible defensive Spielweise der Madrilenen auch dank oft antizipativer Entscheidungsfindung ordentlich und ließ zumindest nicht übermäßig viele Gefahrenmomente zu. Die Logik des Barca-Spiels, wie sie die letzten Jahre unter Ernesto Valverde typisch war und wie sie nun auch eigentlich wieder bei Setién greift, sieht Durchschlagskraft hauptsächlich auf zwei wesentlichen Wegen vor: Entweder soll der Gegner durch tiefe Zentrumspräsenz eng zusammengezogen und die geöffneten Räume außen über späte Nachstöße attackiert werden oder andribbelnde Aktionen von Messi in Verbindung mit verschiedenen Pärchenbildungen dienen als Ausgangspunkt für das Schaffen von Lücken, in grob vereinfachter Darstellung.

Ersterer Effekt kam nur selten zum Tragen, da die nominellen offensiven Außenspieler der Madrilenen einerseits zwar relativ tief zurückfielen, andererseits aber doch nur selten komplett bis in die Kette zurückfielen und stattdessen lange die Zuordnung, aber trotzdem den grundsätzlichen Kontakt zum Halbraum aufrecht erhielten. Das machte ihre Formation leicht unkompakter und unsauberer, verringerte aber die Gefahr, irgendwann den falschen Moment zur Umorientierung zu treffen und in diesem kurzen Zeitfenster, in dem die mannorientierte Zuordnung noch nicht ganz gelöst ist, die Aufmerksamkeit für den Gegenspieler nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Auch das zweite Element sorgte für vergleichsweise wenig Wirkung: Für die Mittelfeldakteure gestaltete sich die Entscheidungsfindung sehr schwierig. Zwar konnten sie die erste Welle an Mannorientierungen einige Male recht gut überspielen, gegen den folgenden Rückzug aus diesen Zuordnungen heraus und/oder das Herausrücken der Verteidiger musste man jeweils sehr antizipativ – und teilweise auch nur spekulativ – darauf achten, an welcher Stelle die Madrilenen mehr oder weniger stark in Mannorientierungen blieben, um passende Unterstützungsbewegungen für Messi in die nächst höhere Zone zu bringen, ohne den gerade bespielten Raum wieder abzuschneiden. Da der in der starken Zentrumspräsenz große Abstimmungsaufwand in der Kürze der Zeit gar nicht immer erbracht werden konnte, blieb es im Zweifel eher bei der risikoarmen Entscheidung.

Wenn Griezmann schon in die Übergangszonen zu weit und präsent zusätzlich zurückfiel, drohte Barca die Anspielstation zu verlieren, um aus einer möglichen Raumöffnung folgende Übergänge einzuleiten und langfristige Vorteile zu ziehen. Inmitten der von außen nach innen verteidigenden Bewegungen von den Madrider Flügeln und deren Aggressivität aus der Innenverteidigung gestaltete sich Messis eigene Spielweise insoweit anders, dass er kürzere Ballkontaktzeiten und schnellere eigene Vorwärtswege zu suchen schien. Dadurch gingen seine antreibenden und strategischen Aktionen jedoch teilweise verloren, war er weniger in der Vorbereitung von Spielzügen involviert.

Am ehesten nahm er in dieser Beziehung Einfluss, wenn er sich nach dem Anlocken von Gegnern gezielt in Ausweichräume absetzte und über den Außenverteidiger den Rückweg in das dann für die Mittelfeldspieler weiter geöffnete Zentrum ermöglichte. Vertikale Bewegungen gegen das Herausrücken der Innenverteidiger führte andererseits zu den zwei besten Chancen in Durchgang eins. Mit leicht über- statt leicht unterdurchschnittlicher Chancenverwertung hätte es vielleicht ein kontrolliertes 0:1 nach 45 Minuten gegeben – auch das gehört in diesem Zusammenhang zur Geschichte. Die Grundqualität des Teams mit Stafetten im Mittelfeld wurde ohnehin stets deutlich, einige vielversprechende Ansätze taten sich immer wieder auf.

Für die konkreten Chancen spielte Griezmann eine auffällige Rolle, dessen Entscheidungsfindung sich wesentlich besser gestaltete als in der Champions League bei Napoli. Bei seinen unterstützenden Aktionen konnte er sich mit fast Modric-esker Sauberkeit einbinden und ließ aufblitzen, wie wichtig er im Angriffsdrittel mitspielend sein könnte, wenn seine Positionsfindung etwas stetiger wäre. Da die Gäste etwas mehr Spielanteile an einer insgesamt verteilten Halbzeit verbuchten, hätten ansonsten potentiell noch über mögliches Gegenpressing – wenn auch nicht primär fokussiert – dynamische Situationen entstehen können, also über Gegenpressing als Spielmacher. Das spielte eine kleinere Rolle, aber gegen die vielen mannorientierten Zuordnungen letztlich eben nur eine kleine.

Rollen von Mannorientierungen: Im Angriffspressing und am Flügel

Wenn Real Madrid ins Angriffspressing aufrückte, mussten sie entsprechend zusätzliche Präsenz gegen die gegnerischen Innenverteidiger schaffen, spielten dafür mit Isco neben Benzema und ließen Kroos in die Deckung gegen Busquets, den dann etwas tiefer und zentraler positionierten Sechser bei Barca, anschließen. In Folge der mannorientierten Logik musste auch danach wiederum hinter Kroos aufgefüllt und die jeweils nächste Zuordnung übernommen werden. Indem die Gastgeber im Angriffspressing mit sehr klaren 1gegen1-Zuteilungen den Druck auf den Erzrivalen hoch zu halten versuchte, verteidigte normalerweise entweder Ramos oder Varane enorm weit ins Mittelfeld hinein.

Für den hohen Druckaufbau kommt man in gewisser Weise selten umher, mit direkten Anordnungen zuzustellen, die vorgefertigte Zuteilungen in diesen Pressingphasen machten die Absicherung der Madrilenen aber zu einer sehr riskanten Angelegenheit. Nach der Anfangsphase wurden diese Momente zwischenzeitlich sogar fast vollständig eingestellt. Gegen die linke Seite Barcelonas sorgten die Gastgeber für eine gelungene Variation, wenn Carvajal dort weiträumig auf Jordi Alba presste: So ließ sich die wegen der situativen gegnerischen Flügelbesetzung vergleichsweise geringe Gefahr, dort über ausweichende Bewegungen entlang der Linie überspielt zu werden, für eine andere Form der Auflösung der Kette nutzen.

In diesen Situationen fand Valverde meistens passende Positionen im unmittelbaren Anschluss daran und machte sie somit ausgewogener, ähnlich wie das Wechselspiel mit Carvajal auch im normalen Pressing insgesamt flexibel und zügig funktionierte. Ebenso nahm dieses Flügelpärchen bei eigenem Ballbesitz eine nicht unwesentliche Rolle ein: Über einen geschickten Umgang mit gruppentaktischen 2gegen2-Situationen, in denen Barca (noch) nicht so geschlossen auf jene Seite herüber schob, und verschiedenen Staffelungen zueinander, häufiger ergänzt durch Ausweichen Benzemas, sorgten sie dort für einige Ansätze seitens der Madrilenen. Diese Momente verteidigten die Gäste mehrmals zu einseitig in einfachen Mannorientierungen.

Ein sehr ähnliches Muster sollte später auf der anderen Außenbahn das wegweisende 1:0 einleiten. Dass Kroos mehrere Sekunden ein Handzeichen zum Pass geben durfte, lag auch an seinem schnellen Nachschieben nach der Verlagerung. Semedo aber achtete zu sehr auf den Gegenspieler und nicht auf den Raum in seinem Rücken, daher war für den eingewechselten Braithwaite auch ein Übergeben von dem aus einer sehr breiten Grundposition startenden Vinícius Júnior letztlich nicht möglich, der somit hinter beide Barca-Spieler in die Tiefe zog. Zudem erfolgte in dieser Situation nur ein sehr moderates und hier zu geringes Nachschieben aus der restlichen Kette, wie auch in einigen vorigen Szenen, wenngleich nicht immer nur bei Barca.

Reals asymmetrische Pressingentwicklung nach der Halbzeit

Dieser Führungstreffer hatte sich in der Phase zuvor langsam aber sicher angedeutet, nachdem Real die Partie immer mehr auf die eigene Seite gezogen hatte. Entscheidend war es in diesem Zusammenhang, den Katalanen zunehmend Spielanteile abzunehmen, indem man ihre Ballbesitzphasen störte. Nach dem Seitenwechsel hatte Zidane die höheren Pressingphasen seines Teams wieder reaktiviert, die seit der Anfangsviertelstunde immer weiter aufgegeben worden waren. Nun veränderten die Madrilenen die genaue Umsetzung und erzielten auf diese Weise einen größeren Effekt in ihren Bemühungen, das gegnerische Übergangsspiel einzuschränken.

Ihr Vorgehen stützte sich im Grundprinzip auf eine asymmetrische Aufteilung mit jeweils einem tieferen und einem höheren Flügelstürmer als Ergänzung zu Benzema, samt höherem Außenverteidiger dahinter. Die allerersten Minuten der zweiten Halbzeit verliefen noch nicht ganz so gut für die Gastgeber und mündeten erst in einer stärkeren Zwischenphase Barcas: Das Aufrücken der Außen erfolgte noch nicht hoch genug, so dass die anfangs zumal sehr eng und weniger umsichtig ausgespielten Deckungen auf Busquets und die beiden Achter sich leichter attackieren ließen.

Gutes Vordribblen von ter Stegen für bessere Passwinkel nutzte das aus: Einige Male ließ Barca den Rivalen ins Leere laufen und verdeutlichte die individual- wie gruppentaktische Spielstärke und Handlungsschnelligkeit ihrer Zentrumsbesetzung. Für Real war es in diesen Phasen vorerst noch besser, wenn sie nur in einem höheren Mittelfeldpressing mit Isco versetzt hinter Benzema agierten, den ballnahen Sechser jeweils sehr weiträumig nach außen schieben ließen und dahinter reduzierte Mannorientierungen anschlossen. So profitierten sie von der Staffelungsfindung von Kroos und Casemiro und den aggressiven Entscheidungen der Außenverteidiger ballnah. Zudem steigerte sich Benzema nach der Pause in der Rückzugsbewegung bei gegensätzlichen Bewegungen von Isco oder Kroos enorm.

Nach etwa zehn Minuten begann sich dann das Blatt zunehmend zu wenden, je mehr die Gastgeber die höheren Positionierungen der Außenspieler auf einer Seite nutzten: Die erste Reihe Barcas war direkter zugestellt, die Asymmetrie gab ein gutes Fundament zur weiteren Orientierung. Zudem fanden die Zentrumsspieler bessere Bewegungen, schoben bei Flugbällen auch mal aktiver mit ein bis zwei Spielern in Richtung der gegnerischen Außenverteidiger hinterher und versperrten so direkte Folgepässe auf ihren vorherigen Gegenspieler gut über den Deckungsschatten. Sehr effektiv waren besonders die Momente, in denen Carvajal für Frenkie de Jong verantwortlich war, da Valverde als alleinige Absicherung des weniger präsenten linken Flügels gut passte und so auch die eigene Präsenz von dort in andere Bereiche verlagert werden konnte.

Individuell ging das damit einher, den Rechtsverteidiger mit seiner dynamischen Art und teilweise sehr guten Zugriffsfindung vermehrt in den umkämpften Mittelfeldräumen zu haben. In gewisser Weise wurde Carvajal zu einem Symbol des Madrider Siegs und – in Bezug auf seine persönliche Leistung – zu einem heimlichen Spieler des Spiels, gerade nach seinem plumpen Foul vor dem Elfmeter zum 1:2 gegen Man City in der Champions League unter der Woche. Schon vor der Pause hatte er diesmal sehr unterschiedlich verteidigen müssen, mal sehr tief, mal weit vorrückend gegen den gegnerischen Linksverteidiger, mal weit nach innen, mal simpel mannorientiert gegen einen nominellen Achter.

Nach der Pause setzte er das noch besser um: Vor der Großchance von Benzema antizipierte er die diagonale Freilaufbewegung von Frenkie de Jong und eroberte im rechten gegnerischen Sechserraum den Ball. Zusammen mit Casemiro bildete er die Speerspitze des nach der Pause sehr starken Gegenpressings von Real. Nicht zuletzt war er am 1:0 beteiligt, mit seinem diagonalen Unterstützungssprint halblinks in den Strafraum, der wahrscheinlich Piqué mitentscheidend zögern ließ.

studdi 5. März 2020 um 10:04

Also ich verstehe Barca in den letzten Jahren nicht mehr so ganz. Ich fand es z.B. recht schlau wie Man City gegen Reals Pressing gespielt hat mit Bernardo als falscher 9 und vorne dann 2 Flügel gegen die Mannorientierungen.
Ja Barca fehlen die Weltklasse Flügelspieler ABER es wird auch zwingend immer versucht alle Stars zusammen spielen zu lassen. Griezmann, Suarez und Messi oder auch im Mittelfeld mit Busi, De Jong Arthur oder Rakitic. Die beste Mannschaft besteht nicht immer aus den besten 11 Einzelspielern sondern aus den 11 Spielern die für eine bestimmte Taktik am besten zusammen passen. Da kann man Braithwaite oder Ansu durchaus mal spielen lassen wenn man eben einen solchen Spielertyp gebraucht. Auch Carles Alena hatte letzte Saison meiner Meinung nach dem Spiel gut getan wenn er im Mittelfeld gespielt hat.
Bei City z.B. wurde ja auch Aguero für die Taktik im Spiel gegen Real „geopfert“

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tobit 5. März 2020 um 11:39

Braithwaite ist rein vom Profil her sogar Mal ein ziemlich gut gescouteter Spieler. Hat durchaus einige Parallelen zu Suarez, sowohl physisch als auch im Bewegungsspiel.

Barca hat ja leider nicht nur taktische und personelle Probleme. Zuletzt gab es Berichte, dass sich de Jong und ter Stegen eigene Trainer angestellt haben, weil das Vereinstraining zu lasch ist. Oder auch die Posse zwischen Messi und Abidal nach der Valverde-Entlassung.

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studdi 5. März 2020 um 12:44

Ich habe auch das Gefühl das man vielleicht etwas zu sehr versucht Messi alles recht zu machen.
Also Messi ist einfach ein absolut Genialer Fußballer und ich bin unglaublich froh das ich seine gesamte Karriere mit verfolgen kann.
Ich find es auch ok und verständlich das er sich in den Spielen oft Auszeiten nimmt gerade Defensiv, man muss ja auch sagen das Barca es sehr gut im griff hat das Messi sehr wenig wegen Muskulärer Probleme ausfällt obwohl er fast immer Spielt. Ob das Training dann dementsprechend auch lascher ist damit sich keiner Verletzt weis ich nicht.
Auch Suarez ist ja scheinbar der beste Freund von Messi hat man in der Doku über letzte Saison ja auch gesehen weshalb er scheinbar immer Spielen muss… Da wird schon sehr viel wert drauf gelegt das Messi ja nicht unzufrieden ist…

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tobit 5. März 2020 um 14:17

Das Gefühl habe ich auch. Die Macht der Kapitäne (nicht nur Messi) scheint da sehr weitreichend zu sein, da sie bei den Fans sehr beliebt sind und bald wieder Präsidentschaftswahlen anstehen.

Messi spielt glaube ich auch oft im nicht ganz fitten Zustand, weil er auch dann noch viel besser ist als jeder denkbare Ersatz.
Seit Suarez da ist, hat man ja auch offensiv fast keine Ersatzspieler mehr gehabt. Es war bei jeder Verletzung sofort die Frage ob man lieber Mittelfeld- oder Jugendspieler einsetzen möchte. Meistens lief es dann auf einen Mittelfeldspieler (Rafinha, Paulinho, Vidal, …) hinaus. Das ist einerseits der unfassbaren Klasse der Stammbesetzung geschuldet, aber auch deren unmoralischen Gehältern (über 70 Mio. garantiert nur für Messi), die selbst eine Cashcow wie Barcelona an die Kante der Belastbarkeit bringen.

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Koom 5. März 2020 um 14:46

Ja, der Kader ist sicherlich auch der finanziellen Unwucht zu „verdanken“. Nicht nur, aber gerade Messi verdienen eine Unsumme, wovon man problemlos auch 2-3 Weltklassespieler von bezahlen könnte (und ich meine Weltklassespieler). Das hat sich lange irgendwo gelohnt, aktuell hinken aber die Neuverpflichtungen in Klasse und Charakter aber hinterher. Und auch in der CL ist jetzt öfter früher Schluss, wenn auch eher knapp.

Wenn man sich umschaut, haben das Problem einige der Topklubs. Die Bayern haben diese Saison auch einen schmalen Kader und wie Barcelona sind sie mitten in einem Umbruch, weil ihre alte Topgarde langsam aufhört. Bei Bayern sind es Ribery, Robben, Hummels und Boateng – und zuvor türlich auch schon Lahm. Bei Barca gehen auch mehr und mehr die alten Weltklasseleute ab und/oder werden schlechter. Xavi, Iniesta, Pique, Alba – auch Messi wird schlechter, auch wenn er immer noch exzellent ist.

Wohl ein Fluch der Finanzen: Talente halten ist besonders wertvoll, aber auch teuer geworden. Und neue Talente gibt es zwar doch sehr viele, aber extrem teuer und „charakterlich“ oft eher fragwürdig. Finde da mal den richtigen, vor allem einen, der mit einer mit Platzhirschen übersähten Mannschaft harmoniert.

Real Madrid scheint mir bei dem Umbruch schon ein kleines Stück weiter zu sein, aber es hilft auch sehr, da mit Zidane einen Trainer zu haben, der den Verein kontrolliert. Bei Barca und Bayern ist der Trainer eher schwach (auch wenn Flick sich langsam mausert).

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mananski 3. März 2020 um 16:19

Sehr schöner Artikel! Real sollte dieses Jahr die Meisterschaft ziemlich sicher gewinnen, der Kader erscheint mir viel stärker als Barcas. Denen fehlen gerade die Waffen nach vorne. Vor allem schnelle Spieler, für die Messi aus den zwei im Artikel beschriebenen Situationen kreieren kann. Griezmann ist nicht der Typ (wie Suarez), der konstant den Tiefenlauf anbietet. Daneben fehlt Dembele sehr, Fati ist noch zu unerfahren und Alba nicht mehr so spritzig. Der Kader von Real hat dagegen viel mehr Optionen, alleine das Zidane auf Rechtsaußen klassisch mit Bale oder wie hier mit Valverde spielen kann, ist viel wert.

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