Nachgeben kontert zum Sieg

2:0

Auf eine weitgehend gleichwertige erste Viertelstunde folgt enorme Dominanz der Gäste. In der Pause stellt Schreuder um und setzt voll auf die Karte der Außenseiterrolle: Tiefstehen und Umschalten. Eine neue Defensivstruktur und zwei Konter bringen der TSG den Heimerfolg.

Auf den überraschenden Sieg in München lassen Alfred Schreuder und die TSG Hoffenheim die nächsten drei Punkte gegen die im oberen Segment angesiedelten Schalker folgen. Bei unveränderter personeller Besetzung wurde vor heimischem Publikum aus der defensiven 4-1-4-1-Interpretation ein 4-3-3, indem die drei vorderen Spieler tatsächlich früh zustellten. Zunächst fokussierten sie sich auf die beiden gegnerischen Innenverteidiger und Sechser Mascarell: Ließ dieser sich situativ in die Aufbaulinie zurückfallen, formierte Hoffenheim eine Dreierreihe, ansonsten staffelte sich entweder Adamyan oder Kramaric etwas tiefer im Zehnerraum.

Hoffenheims mannorientiertes Pressing gegen Schalkes Offensivformation

Gewöhnlich blieb dabei der gerade auf der linken Position agierende Stürmer vorne, so dass die Gastgeber mit den zwei höchsten Spielern die Innenverteidiger nicht einfach bloß zudecken, sondern jeweils schräg von außen anlaufen konnten. Dahinter organisierte sich das weitere Pressing gegen Schalkes Rautenformation in vielen klaren Mannorientierungen bis fast schon Manndeckungen: Die drei Hoffenheimer verteidigten gegen die drei verbleibenden Schalker Mittelfeldspieler, die Außenverteidiger gegen die Außenverteidiger. In diesen direkten 1gegen1-Zuteilungen konnten die Kraichgauer erst einmal recht einfach und druckvoll hochschieben: Sie sorgten dafür, dass alle nahen Anspielstationen früh zugestellt waren und Schalke sich schwierig lösen konnte.

Die Gefahr des Außenverteidigers im luftleeren Raum

Eine potentielle Bruchstelle aus Sicht der TSG lag auf den Flügeln: Zögerte der Außenverteidiger beim Herausrücken kurzzeitig oder fand in einer bestimmten Situation kein gutes Timing, konnte es Probleme mitsamt größeren Folgewirkungen geben – einige Sekunden Ruhe für den Gegenspieler bzw. eine kontrollierte Ballannahme reichten womöglich. Der jeweilige Hoffenheimer zog sich zurück, die umliegenden Mitspieler in ihren Mannorientierungen konnten nicht unmittelbar reagieren. Das ermöglichte dem Schalker Außenverteidiger etwas Raum zum Andribbeln und vor allem in den ersten Momenten Passmöglichkeiten in den ballnahen Halbraum.

Wegen der mannorientierten Grundhaltung hatte Hoffenheim dorthin keinen gleichmäßigen mannschaftlichen Anschluss. In diesem Zusammenhang zeigten die Halbspieler der Gäste ein hervorragendes Timing, um sich genau in diesem Moment in die Lücke zwischen Vogt, ihrem eigentlichen Gegner und dem gegnerischen Außenverteidiger abzusetzen. Durch den kurzen Zeitvorsprung konnten Hoffenheims Achter nur nachträglich reagieren, dagegen wiederum ergab sich für die Schalker Mittelfeldakteure die Möglichkeit zur Einleitung der Folgeaktion. Besonders die horizontalen Rochaden des jeweils ballfernen Halbspielers in den ballnahen Halbraum machten sich gegen die mannorientierte Organisation des Gegners bezahlt.

Für die Hoffenheimer bedeutete vor diesem Hintergrund ein einfaches Timingproblem auf der Außenverteidigerposition deshalb einen solchen Knackpunkt, weil dieser Spieler nicht nur für den ersten Druckmoment ausfiel, sondern auch danach gewissermaßen defensiv isoliert war: Nach einem abgebrochenen Vorrücken fand er sich in einer Zwischenposition mehr oder weniger im Nichts wieder, ohne klaren Anschluss an die mannschaftliche Formation. Das galt speziell für den eigentlichen Offensivspieler Skov, der nicht recht wusste, wie er sich im Rückzug zu verhalten hatte. Er versuchte irgendwie wieder die Nähe zur Kette zu finden, konnte dort aber kaum schnell genug schließen und musste so vielmehr den Halbraum neben ihm noch offener lassen.

Über Kennys rechte Schalker Seite erfolgten in der ersten Hälfte viele Einleitungen der Gäste. Nicht nur vor, sondern vor allem auch hinter Skov fanden sich Anschlussräume, die attackiert werden konnten: mit scharfen Direktpässen auf die Stürmer. Auch Burgstaller und Matondo sahen sich engen Deckungen gegenüber, versuchten diese mit umtriebigen Läufen in Bewegung zu bringen und die gegnerischen Abstände zu beschädigen. Ständig rochierten sie horizontal, boten sich besonders für Zuspiele von Kenny an der letzten Linie an. Im Kontext der positionellen Probleme auf dem Flügel nach gescheitertem Pressingzugriff konnten die Gastgeber diese Läufe nicht nach außen übergeben.

Zunehmende Vorteile der Gäste

So gab das engagierte, gut gewählte Freilaufen der Stürmer den Schalkern oft die Möglichkeit zum Übergang in die Angriffszonen. Schon bei der siegreichen Auswärtspartie in Leipzig waren die starken Bewegungsmuster der Angreifer im Team von David Wagner auffällig und ein wesentlicher Schlüssel gewesen, damals im Kontext des wirksamen Zurückdrängens der gegnerischen Abwehr und einiger guter Ballbehauptungen im 1gegen1 bei frühen Vorwärtspässen. Hier halfen die Momente über die Außenverteidiger Schalke, das Spiel besser in den Griff zu bekommen. Hoffenheims Schwierigkeiten verselbständigten sich insofern, dass mit jeder zu ihren Ungunsten verlaufenden Szene die defensive Entscheidungsfindung und Orientierung schwächer wurden.

Nachdem die erste Viertelstunde noch recht ausgeglichen vonstatten gegangen war, kam Schalke somit im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit immer mehr zum Zuge und schnürte die Hoffenheimer phasenweise sogar stark hinten ein. Auch die meisten zweiten Bälle landeten bei den Gästen, die durch die kompakte Rautenformation zumal eine gute Ausgangsanordnung dafür hatten. Die taktikpsychologische Potenzierung der sich entwickelnden Schalker Zugriffsvorteile und des Vorwärtsdrangs machten sich ebenfalls bemerkbar. Umgekehrt konnten die Gäste lose Bälle, die sie in offenen Räumen schon für sich gesichert hatten, wegen der direkten Zuteilungen des Gegners in der Folge besonders gut nutzen: In diesen Momenten kamen Dribblings zum Tragen.

Das lag den Schalkern und insbesondere Harit: Er forderte in Halbzeit eins immer wieder Bälle in Ausweichräume und suchte das 1gegen1. Ein gewonnenes Duell bedeutet gegen enge Mannorientierungen große Vorteile, da sich größere Anschlussräume ergeben und das gegnerische Team eine zusätzliche Deckung gegen den gewissermaßen überzähligen Dribbler auflösen muss. Dieser wiederum bringt bereits Dynamikvorteile aus der vorigen Aktionen mit, die sich im Idealfall in die folgenden Momente übertragen lassen. Die vielen Dribblingversuche von verschiedenen Positionen gerade im Mittelfeldbereich trugen damit ihren Anteil zu den guten Phasen der Gäste bei. Solche Situationen ließen die Hoffenheimer immer mal wieder ins Hintertreffen geraten und erschwerten es ihnen, nachhaltig das gegnerische Momentum zu unterbinden.

Feinheiten bei Hoffenheimer Ballbesitz

Dass Schalke die erste Halbzeit so klar bestimmte und zwischenzeitlich stark am Drücker war, verdankte sich schließlich noch einem weiteren Baustein: Auswirkungen aus Veränderungen gegen den Ball. Kurioserweise begann jenes Übergewicht gerade in genau der Phase, als man vermuten konnte, Hoffenheim würde nun etwas mehr Ruhe in die Partie bekommen. Nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten hatte Schreuder Vogt von der Sechserposition für den Aufbau zurück in die Abwehr gezogen, um mit einer Dreierreihe mehr Sicherheit und Stabilität für die Ballzirkulation gegen die zwei Schalker Stürmer zu haben. Daraus ergaben sich einige Passagen, in denen die TSG das Leder erst einmal in den hinteren Bereichen laufen lassen konnte.

Bereits zuvor hatte der Gastgeber seine Ansätze mit dem Ball gehabt, ohne dass diese aber wirklich stabil gewesen wären. Potential deutete vor allem das Spiel vom Außenverteidiger auf den Achter an: Wenn Schalke im üblichen Pressingmechanismus der Raute den Gegner durch die dichte Zentrumspräsenz zunächst nach außen leitete und ballnah mit dem jeweiligen Halbspieler auf den dortigen Außenverteidiger herausschob, musste dieser sich also von seinem eigentlichen Gegner lösen. Indem der restliche Verbund im Raum nachschiebt und der Sechser ballseitig an seinen Mittelfeldkollegen anschließt, werden Löcher in dessen Rücken normalerweise vermieden.

Aufbauformation Hoffenheim, Defensivanordnung Schalke

In der Anfangsphase funktionierte jenes Nachrücken von Mascarell jedoch nicht problemlos, erfolgte gelegentlich zu zögerlich und so konnte es dann dazu kommen, dass Geiger oder Rudy für kurze Querpässe der Außenverteidiger frei wurden. Zwei Faktoren spielten ineinander: Zum einen pendelten Adamyan und Kramaric abwechselnd in den Zehnerraum zurück, wo Schalkes Sechser entsprechend zusätzlich beschäftigt wurde. Zum anderen übernahm Letztgenannter ohnehin situativ die linke Acht, wenn Geiger tiefer agierte. In frühen Aufbauphasen versuchte sich dieser einige Male als zweite Anspielstation im Sechserraum neben Vogt zu positionieren.

Da Schalkes erste Pressingline sich dagegen gut bewegte, war er für die Innenverteidiger aus deren breiter Position schwierig zu bedienen, sondern am ehesten für Baumann, der in diesem Zusammenhang aber das Risiko nicht einging, den Ball durch die entsprechende Schnittstelle zu spielen. Selbst bei solchen Schwierigkeiten auf der Suche nach Vorwärtsoptionen waren lange Bälle keine ideale Alternative, trotz einzelner Ballungen halbrechts mit Kaderabek als eingerücktem Zielspieler an der letzten Linie, da Hoffenheim gegen das Verschieben der gegnerischen Raute die eigenen Außenverteidiger nicht schnell genug an die Kompaktheit bekam.

Vielmehr verlief letztlich der andere Weg über genau diese Positionen: Versuchte sich die TSG statt langer Bälle und statt der zurückfallenden Einbindung Geigers im weiteren Verlauf also über Skov nach vorne zu arbeiten, hatte der linke Hoffenheimer Achter in solchen Szenen in der Folge eine andere, tiefere Startposition für das Anbieten. Aus dieser ergab sich ihm ein anderer Winkel und so konnte er gelegentlich dem gegnerischen Radar zwischen Halbspieler und Zehner entwischen. Insgesamt setzten die beiden Hoffenheimer Achter die Bewegungen zur Unterstützung des Außenverteidigers schließlich sehr feinfüßig und ausgewogen um.

Schalker Strategiewechsel

Ergänzt um die flexiblen Bewegungsmuster von Adamyan und Kramaric sowie die leichte Asymmetrie zwischen den Stürmern, standen also Ansätze bei den Gastgebern, diesen fehlte jedoch zunächst das stabile Fundament, um sich noch weiter zu entwickeln. Während die um den zurückgezogenen Vogt formierte Dreierkette dies gewährleisten sollte, nahm mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt auch die Gegenseite eine Umstellung vor. Diese war strategischer Natur: Schalke verlagerte die Pressinghöhe weiter nach vorne und stellte Hoffenheim nun konsequent ganz früh zu. Wenn die Gastgeber am oder im eigenen Strafraum eröffneten, konnten sie nicht die normale Dreierkette aufziehen, da diese sich dort den Raum abgeschnitten hätte.

Stattdessen lief es wieder auf die Aufteilung mit zwei aufbauenden Verteidigern – bei Abstößen etwa auf den Strafraumkanten – und Vogt zumindest knapp davor hinaus. Dieser Konstellation konnten die Mannen von David Wagner druckvoll mit der eingespielten Methodik begegnen: Mit der Sturmreihe vorne zustellen, den Gegner auf die Seite lenken, den ballnahen Achter ins Pressing schicken und mit dem restlichen Mittelfeld nachschieben. Das Herausrücken des Halbspielers geschah nun extrem aggressiv und raumgreifend. In dem auch in der Tiefe engen Raum des gegnerischen Aufbaudrittels entfaltete die kompakte Anordnung der Raute noch mehr abschneidende Wirkung.

Ihre geringe Breite machte sich jedoch weniger bemerkbar, denn tiefe Verlagerungen wiederum waren durch die begrenzten Ausweichräume und die Tornähe schwieriger. In einem hohen Pressing kommt der Ablauf aus der Raute – eine ausreichende Grundintensität vorausgesetzt – gut zur Geltung. Das zeigte sich auch in diesem Fall: Hoffenheims Außenverteidiger wurden immer wieder angelaufen, Schalke schob dynamisch hinterher und erzeugte in diesen Phasen kurzzeitig enormen Druck. Die TSG kam kaum mehr aus der eigenen Hälfte. Zwischendurch gab es immer mal Momente im Mittelfeldpressing, mehr im Stil der Anfangsviertelstunde, mit den entsprechenden Begleiterscheinungen. Doch insgesamt prägte ab etwa der 15. Minute das Bild des zugestellten Aufbaus weite Teile der ersten Halbzeit.

Schreuders Umstellung auf Konter

Nach diesen Entwicklungen stellte Schreuder in der Pause um – im größeren Rahmen. Anschließend folgte die Partie einer gänzlich anderen Erzählung. Strukturell verordnete der Hoffenheimer Coach seiner Mannschaft eine neue Formation: Die Wahl lautete nun 5-3-2. Entscheidend war aber vor allem der weitergehende Ansatz, nach dem die Grundordnung ausgeführt wurde. Statt zu versuchen, die unter dem Schalker Druck immer mehr verlorenen Spielanteile mit neuer Herangehensweise zurückzugewinnen, setzte Schreuder gewissermaßen gerade auf die Karte der passiven Ausrichtung. Sein Team zog sich geplant zurück: Es ging nun um tiefe Verteidigung, Abwehrpressing, Umschaltmomente.

Am Ende sollte der zweite Durchgang so verlaufen, wie sich die Hoffenheimer den Effekt der eigenen Umstellung vorgestellt haben dürften: Hinten ließen sie weniger zu und blieben letztlich zu Null, mit zwei erfolgreichen Kontern kamen sie zum Heimsieg. Man kann einwenden, dass beide Treffer allerdings etwas glücklich zustande kamen – der erste war ein guter, aber kein herausragender Umschaltmoment, der seine besondere Brisanz erst durch die Einzelleistung des eingewechselten Bebou erhielt, beim zweiten Tor war es nicht besonders wahrscheinlich, dass Hübners Befreiungsschlag so ideal durchkommen würde. Der Hoffenheimer Ansatz hätte nicht unbedingt zwingend so aufgehen müssen, aber er war in jedem Fall sehr konsequent umgesetzt.

Das fing mit den recht guten defensiven Bewegungen der Stürmer um den gegnerischen Sechser an. Im Mittelfeld dann dirigierte Rudy die meisten Aktionen seiner Nebenleute umsichtig, allgemein wurde das ballnahe Einklappen des Achters diagonal hinter den zum Ball herausrückenden Flügelverteidiger (links nur phasenweise, dort dann ohne pendelnde Viererkette) herausragend ausgeführt. Die Umstellung auf Fünferkette war gerade für das Kettenverhalten eine kluge Entscheidung: Dieses funktionierte in den Grundabläufen mit fünf Mann wesentlich besser als mit vier. Hinzu kam als spezifische Komponente die präsentere Absicherung in der Breitenstaffelung gegen die besonders umtriebigen Horizontalläufe der Schalker Stürmer. Diesen Bewegungen kompakter begegnen zu können, war wertvoll, da es die vertikalen Einleitungen der Gäste deutlich erschwerte.

Im Grunde genommen zeichnete die zweite Halbzeit ein offenes Bild: Hoffenheim war – in den defensiven Abläufen – gut, Schalke war eigentlich auch ganz gut. Bei den Gastgebern lag die vielleicht wichtigste Stärke darin, dass sie Situationen passend einschätzten: Grundsätzlich nahmen sie eine zurückhaltende, abwartende Haltung ein und versuchten die Szenen erst einmal so zu gestalten, dass Stabilität gewahrt war. Die Momente, in denen es wirklich vielversprechend war, mal aggressiver den Zugriff zu suchen und auch noch ein oder zwei Spieler zusätzlich kleinräumig weiter nachzuschieben, um in Folgeaktionen letztlich saubere Überzahlen aufbauen zu können, erkannten sie gruppentaktisch sehr gut. Das spielte auch in der Entstehung des 1:0 eine Rolle. Wenn Markus Gisdol, immerhin Ex-Trainer bei beiden Klubs, zugeschaut haben sollte, dürfte er sich gefreut haben.

Schalke spielerisch gut, aber ungeduldig

Trotz der gelungenen Hoffenheimer Umstellung: Auch Schalke spielte keine schlechte zweite Halbzeit. Gegen das tiefstehende 5-3-2 hatten sie weiterhin ihre Ansätze und einige gute Elemente aus dem Ballbesitzspiel. Meistens zog sich einer der Halbspieler etwas nach außen in den Bereich um die gegnerische Mittelfeldreihe herum, der andere blieb höher und bewegte sich innerhalb des Blocks. Auch Harit pendelte weiterhin – später auch als Achter, dann gemeinsam mit Uth als neuem nominellen Zehner – durch die Mittelfeld- und Offensivzonen, insgesamt hatten die Gäste eigentlich vier zentrale Spieler potentiell für die Besetzung von Zwischenräumen. Dementsprechend kamen sie auch zu manchen Ansätzen im Kombinationsspiel, speziell über ankurbelnde Einleitungspässe von Harit auf die Stürmer.

Das größere Problem der Gäste war nur, dass sie mit der Zeit doch hier und da ungeduldiger wurden. Die Innenverteidiger nutzten die diagonal offenen Räume entlang des Hoffenheimer Blocks über weite Strecken gut für – teilweise weiträumiges – Andribbeln, neigten aber immer häufiger dazu, den diagonalen Flugball auf einen startenden Angreifer hinter die Kette zu versuchen. Wenn ein Achter seitlich auswich und den Ball neben der Formation erhielt, tendierte er frühzeitiger zum Pass auf den aufrückenden Außenverteidiger zur Seite. Grundsätzlich war es nicht schlecht, diesen Raum, den Hoffenheim dort anbot, erst einmal auszuschöpfen und die sich daraus ergebende Möglichkeit zum sehr einfachen Vorrücken – schon bis ins offensive Drittel – zu nutzten.

Das wurde erst in dem Moment überhaupt kritisch, wenn es dazu führte, dass irgendwann keine unmittelbaren Anschlussoptionen mehr hergestellt und/oder Rückpässe verpasst wurden. Auf der rechten Seite mit Schöpf als Halbspieler gab es viele solcher Szenen: Er selbst bot sich oft sofort wieder an und kam mit Diagonalläufen einige Male recht gefährlich in die Schnittstelle zwischen Skov und Hübner. Das Nachrückverhalten des Kollektivs jedoch gestaltete sich mit dem schnellen Raumgewinn unruhiger: Die vorderen Akteure ließen sich von dieser Dynamik dazu verleiten, zu frühzeitig schon bis in den Sechzehner durchzulaufen. Dadurch wurde der Rückraum vernachlässigt. In der Schlussphase hatte Schalke mehr 4-1-3-2-hafte Szenen mit drei flach gestaffelten Mittelfeldspielern auf einer Linie, die prinzipiell konstruktiv das Zusammenspiel miteinander suchten, aber zu forsch nach vorne drängten und dadurch teilweise keine Absicherung mehr im Zentrum hatten.

Fazit

In gewisser Weise müssen sich die Hoffenheimer schon eher als ein glücklicher Sieger fühlen, aber ihre Umstellung in der zweiten Halbzeit war eine richtige Entscheidung und insgesamt gut umgesetzt. Aus diesem Blickwinkel belohnten sie sich also mit den drei Punkten dafür. Auf die gute Defensivleistung des zweiten Durchgangs kann das Team von Alfred Schreuder aufbauen, im Spiel nach vorne bleiben weiterhin – entsprechend der auch rein zahlenmäßig geringen Torausbeute in dieser Saison – einige Baustellen auf dem Weg zu wirklich konstanter Durchschlagskraft.

Trotz der Niederlage kann auch Schalke nach vielen guten Ansätzen eigentlich mit einem guten Eindruck in das Derby gegen den großen Rivalen aus dem „Pott“ gehen. Auch wenn die in weiten Teilen der ersten Halbzeit frappierenden Feldvorteile sich vielleicht stark aus Kleinigkeiten gespeist haben mochten, wie etwa den positionellen Problemen der mannorientierten Hoffenheimer rund um die Außenverteidigerpositionen, muss man genau diese Punkte erst einmal so konsequent ausnutzen, wie es die „Knappen“ dann taten. Beiden Mannschaften dürfte diese etwas merkwürdige Partie aufschlussreiche Erfahrungen gegeben haben.

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