So funktioniert der BVBosz

Wir erklären Peter Boszs 4-3-3-System bei Borussia Dortmund und dessen Alternativen.


Nach zwei ereignisreichen und taktisch hochinteressanten Jahren unter Thomas Tuchel wird Borussia Dortmund nun von Peter Bosz trainiert. Auch der ehemalige Ajax-Coach ist ein ausgewiesener Fachmann für Ballbesitz- und Pressingfußball. Seine Ajax-Mannschaft kam ins Finale der Europa League und räumte dabei unter anderem den FC Schalke mit beeindruckend intensivem Pressingfußball aus dem Weg. Spielverlagerung verfolgt das Machwerk des Niederländers bereits seit seiner vor-vorletzten Station Heracles Almelo, wo er unter anderem ein sehr interessantes 3-1-2-1-3-System spielen ließ.

Dortmunds Aufstellung in den ersten Pflichtspielen und die typischen Rauten und Dreiecke im neuen 4-3-3.

Niederländisches 4-3-3

Zumeist setzt Bosz jedoch – typisch Niederländer – auf ein 4-3-3-System, welches er nun auch beim BVB fix installiert hat. Klarer Dreiersturm, klare Viererkette, klarer Sechser und zwei Achter davor – eine wesentlich eindeutigere und simplere Rollenverteilung als unter Tuchel, bei dem häufig mit Mischsystemen und sehr fein angepassten Spielerrollen hantiert wurde.

Innerhalb dieses 4-3-3s hat Bosz aber klare taktische Prinzipien, an deren Implementierung er seit Amtsantritt fokussiert arbeitet. Dabei ist eine wichtige Grundlage, dass das 4-3-3 aus so vielen Rauten besteht. Dadurch gibt es quasi in allen Positionen mindestens drei klare Anspielstationen. Diese sollen im Positionsspiel auch aufrechterhalten werden, um in hohen Tempo den Ball zu zirkulieren.

Eine kurze Zusammenfassung des spezifischen Systems sieht in etwa so aus:

  • Immer Angriffspressing mit hoch zustellendem Dreiersturm.
  • Aggressive Ballorientierung, wenn das möglich ist. Mannorientierungen, wenn sie notwendig sind.
  • Ein sehr breites 4-3-3 mit tiefen Außenverteidigern und breiten Flügeln.
  • Maximierung des Spielraums im Aufbau vor allem im Mittelfeldzentrum.
  • Achter, die viel nach vorne arbeiten sollen, beinahe eine Doppelzehn.
  • (Theoretisch: Vertikale Eröffnung durch die Innenverteidiger, oft direkt auf den Stürmer, der auf die Achter klatschen lässt. Macht Dortmund aber bisher selten.)
  • Kombinationen in klarer Gruppenbildung von den Flügeln.
  • Viel Raum um den alleinigen Sechser, der im Gegenpressing von herausrückenden Abwehrspielern mannorientiert abgedeckt wird.
  • Hohe Grundintensität, viel Tempo in allen Spielphasen.

Viel Breite, große Abstände

Insbesondere der dritte Punkt stellt eine große Änderung dar und ist eine Besonderheit unter Ballbesitzmannschaften. Normalerweise bauen diese mit zwei oder drei Verteidigern auf, um diesen genug Raum zu bieten. Die Außenverteidiger schieben nach vorne; Pässe in die Flügelzonen will man in der ersten Linie vermeiden. Dafür rücken die Flügelstürmer normalerweise ein.

Bei Bosz hingegen bleibt die Struktur auch bei Ballbesitz erst einmal ein klares, breites 4-1-2-3. Das bedeutet, dass nur drei Spieler im Mittelfeldzentrum sind und dass die Mannschaft insgesamt sehr gestreckt agiert und die Abstände zwischen den Offensivspielern etwas größer sind als (in Ballbesitzsystemen) normalerweise.

Beispielhafte Szene gegen Wolfsburg, in der man die breite Grundstruktur sieht. Hier folgt dann ein Positionswechsel zwischen Philipp und Götze und Bartra spielt den Ball auf Götze nach außen. Was uns zum nächsten Punkt bringt...

Beispielhafte Szene gegen Wolfsburg, in der man die breite Grundstruktur sieht. Hier folgt dann ein Positionswechsel zwischen Philipp und Götze und Bartra spielt den Ball auf Götze nach außen. Was uns zum nächsten Punkt bringt…

Die Flügelstürmer kommen meist erst in die Mitte, wenn sich das Spiel dem Strafraum annähert. Daher sind auch die Achter so wichtig, die in der Offensive die einzigen Verbindungspunkte zwischen den weit entfernten Spielern darstellen. Bei Ajax waren auch Ablagen des Stürmers dabei extrem wichtig, diese sind bei Aubameyang aber nicht so häufig und eher unsauber. Perspektivisch ist der Gabuner eigntlich nicht der richtige Mittelstürmer für dieses System.

Die Achter als Schlüsselspieler

Im Grunde agieren beide Achter bei Ballbesitz eher als Zehner. Sie schieben weit vor, sollen die gegnerischen Sechser binden und klare Pässe in die Tiefe ermöglichen. Vereinzelt kommen sie dann zurückgefallen, wenn es nötig ist, dem Innen- oder Außenverteidiger eine kurze Anspielstation zu bieten, während der Passweg zum Sechser geschlossen ist. Vereinzelt rochiert der Sechser dann auch nach vorne und wird währenddessen vom Achter abgesichert (siehe Szene gegen Hertha weiter unten).

Die wichtigste Funktion der Achter ist, die Verbindung zum Flügel herzustellen. Sie kreieren zum einen das Dreieck mit dem Außenverteidiger und dem Außenstürmer, sodass diese nicht so leicht isoliert bzw. attackiert werden können. Dadurch können sie dem Außenverteidiger auch den Passweg auf den Sechser öffnen. Wenn der Gegner Überzahl herstellen kann, müssen sie die Situation meist auflösen, gegebenenfalls indem sie den Ball wieder zu den Innenverteidigern befördern.

Außerdem kurbeln sie dann immer wieder Kombinationen mit den Flügelspielern an; auf unterschiedliche Weise: Wie in der Grafik weiter unten können sie aufrücken und dadurch den Raum für eine horizontale Aktion des Außenstürmers öffnen. Sie können auch etwas tiefer bleiben und dadurch den Gegner nach vorne locken, um den Pass in die Tiefe auf einen startetenden Flügelstürmer zu spielen bzw. zu ermöglichen. Zudem können sie hinter den einrückenden Flügelstürmer auf den Stürmer nach außen kreuzen (wie in der Grafik oben) oder schlichtweg aus dem Zwischenraum heraus Dribblings starten oder Bälle verteilen.

Außenverteidiger als Aufbauspieler

Während die Achter in Bosz‘ System sehr offensiv spielen, bleiben die Außenverteidiger hinten. Sie sind seltener gefordert, nach vorne zu kommen und mit Tempo die letzte Linie zu attackieren. Stattdessen sind sie die alternativen Aufbauspieler, wenn die Innenverteidiger keine Vertikalpässe spielen können. Außerdem werden sie regelmäßig angespielt, um den Gegner ins Verschieben zu bringen und dann zu verlagern. Erst im Angriffdrittel und primär nach Verlagerungen werden sie auch in hoher Position eingebunden. Ab und zu schieben sie schon eher nach vorne, um Raum für die Achter oder Innenverteidiger zu öffnen.

Wenn sie angespielt werden, versuchen die Dortmunder sehr schnell und sauber Passwege in alle Richtungen herzustellen, um die Isolation an der Seitenlinie zu verhindern. Besonders der Pass auf den Achter wird oft gespielt; wenn der Gegner diesen Pass verhindern will, muss er häufig den zum Flügelstürmer oder den zum Sechser öffnen. Zur Sicherung bietet sich natürlich der Innenverteidiger an, der den Ball dann verlagern kann.

Eine Beispielszene nach Anspiel von Sokratis auf Piszczek. Der Rechtsverteidiger orientiert sich in die Mitte und sucht die Passwege ins Zentrum. Letztlich wird dennoch der Weg entlang der Linie bedient, doch auch die anderen (grauen) Pässe sind möglich.

Eine Beispielszene aus dem Spiel gegen Wolfsburg nach Anspiel von Sokratis auf Piszczek. Der Rechtsverteidiger orientiert sich in die Mitte und sucht die Passwege ins Zentrum. Letztlich wird dennoch der Weg entlang der Linie bedient, doch auch die anderen (grauen) Pässe sind möglich.

Für den Dortmunder Kader ist diese Ausrichtung glücklicherweise sehr passend. Vor allem Piszczek ist nicht mehr die Dampframme früherer Tage, sondern hat sich unter Tuchel mehr und mehr zum Halb- oder sogar Innenverteidiger entwickelt. Auch Schmelzer spielte dieses Jahr schon öfter halblinks in der Dreierkette. Zagadou konnte sich als gelernter Innenverteidiger schon gut ins System integrieren. Vermutlich sollte deshalb auch Durm den Verein verlassen, der als Flügelläufer unter Tuchel noch eine sehr passende Rolle hatte, für die Außenverteidiger-Position bei Bosz aber weder die Zweikampfstärke, noch die Passqualität mitbringt. (Bosz testete ihn gegen Rot-Weiß Essen sogar mal als Achter, was aber erwartungsgemäß relativ katastrophal war.)

Aktivität und Abstimmung im Freilaufen

Die formationstaktischen Eigenheiten des Bosz-4-3-3 sind aber weniger prägend als die Interpretation der Formation. Eigentlich ist die breite, flügellastige Struktur der Borussen nicht herausragend, gerade für ein Ballbesitzspiel. Innerhalb dieser Struktur gibt es aber sehr viele und in der Regel auch gute Aktionen ohne Ball. Die Grundstruktur wird also permanent aktiv und recht vorausschauend an die Situation angepasst. Der Ballführende wird immer unterstützt.

Besonders die Achter sind dabei eben sehr aktiv, da sie eigentlich permanent Kontakt zum Ballführenden haben und deshalb auch permanent ihre Positionierung anpassen müssen, um Passwege zu kreieren oder zu öffnen. Doch auch der Sechser beteiligt sich aktiv daran und die Außenverteidiger und Außenstürmer ändern ihre Positionierung im richtigen Moment.

Szene aus der zweiten Halbzeit: Wolfsburgs Spieler rücken im Pressing vor. Sahin bewegt sich intelligent in den riesigen freien Raum in Wolfsburgs Mittelfeld.

Hier eine Beispielszene für die abgestimmten und aktiven Bewegungen aus TEs Kolumne. Hier fällt der Achter zurück, bindet dadurch Spieler, so kommt Sahin frei und rochiert nach vorne in den geöffneten Raum.

Dabei passt die Kommunikation zwischen den Spielern gut und die Mannschaf hat auf allen Positionen ein Verständnis für die Kreierung von Passwegen in der Gruppe. Das bedeutet vor allem, dass zugestellte Spieler sich vom Ball entfernen und zwar so, dass sie dadurch einen anderen Passweg öffnen. Und dass entfernte, freie Spieler im richtigen Moment in freie Räume kommen, um entsprechend Pässe zu ermöglichen.

So wird immer wieder füreinander Raum geöffnet und besetzt, ohne dass die mannschaftliche Struktur dabei einbricht. Besonders zwischen den drei Zentrumsspielern gibt es auch flüssige Positionswechsel, wenn ein Spieler weit aus seiner Position heraus muss, um etwa einen entscheidenden Raum zu besetzen. (Wenn beispielsweise Sahin in den Zehnerraum vorrückt oder Castro neben die Verteidiger zurückfällt.)

Diese gruppentaktischen Verhaltensweisen sind im Grunde Basics, aber die Aktivität und Abstimmung bei deren Umsetzung sind eben sehr hoch im Dortmunder Spiel und prägen die Spielweise noch deutlich mehr als bei anderen Teams. Beispielsweise beteiligt sich auch der Torwart wesentlich aktiver daran als bei anderen Teams. Bürki verlässt dafür oft seinen Strafraum, vereinzelt sogar bis kurz vor den Mittelkreis. Das beschleunigt die Ballzirkulation.

Flügelangriffe als Gegenpressing-Trigger

Die Flügellastigkeit des Systems wurde bisher vor allem deshalb nicht zum Problem, weil die Borussen die Nachteile von Flügelangriffen teilweise umkehren: Normalerweise kann der Gegner Überzahl herstellen und man selber kann seine ballfernen Spieler nicht einbinden. Die Borussen besetzen die Verbindungsräume außen mit den Achtern aber sehr früh. Dadurch können sie die gegnerische Überzahl öfters aushebeln. So binden sie Gegenspieler auf dem Flügel und setzen dann das Spiel in offene zentrale Räume fort – im Optimalfall.

Zudem nutzt die Mannschaft offene Räume auf einem Flügel bzw. die entstehende eigene Struktur auf der Seite als Trigger, um mit den ballfernen Spielern auf diese Seite zu schieben. Der ballferne Außenverteidiger schiebt oft ins Mittelfeldzentrum und füllt dadurch hinter dem vorgeschobenen Achter auf. Der Sechser schiebt auch schon mal in den Halbraum und oft besetzt der ballferne Achter eine zentrale Position, aus der er auch schnell auf die andere Seite kommt.

Vor dem 1:0 gegen Hertha: Eine der typischen Kombinationen zwischen Flügelstürmer und Achter. Die anderen Spieler schieben schon einmal rüber und sind daher im Gegenpressing extrem dicht formiert. Nach Sahins geblocktem Schuss holt Zagadou deshalb den Ball noch einmal zurück und leitet so das Tor ein.

Vor dem 1:0 gegen Hertha: Eine der typischen Kombinationen zwischen Flügelstürmer und Achter. Die anderen Spieler schieben schon einmal rüber und sind daher im Gegenpressing extrem dicht formiert, die ballferne Seite verwaist. Nach Sahins geblocktem Schuss holt Zagadou deshalb den Ball noch einmal zurück und leitet so das Tor ein.

Durch diese frühzeitige Bewegung Richtung Ball hat die Borussia extrem schnell viele Spieler in Ballnähe, wenn sie den Ball in der gegnerischen Kompaktheit am Flügel oder im Halbraum verlieren. Dazu erkennen sie diese Gegenpressingmomente auch sehr frühzeitig – eine altbekannte Qualität der Borussen. Gegen Hertha wurde das mustergültig demonstriert. Immer wieder waren alle drei Zentrumsspieler schon wenige Augenblicke nach Ballverlust hinter dem Ball. So können die Dortmunder extrem viel Druck machen und sind gleichzeitig gut abgesichert.

Mannorientierungen in großen Räumen

In so einer kompakten Staffelung den Ball zu jagen ist die optimale Variante für Bosz. In einigen Situationen kann es aber passieren, dass größere Konterräume offen sind. Besonders die Räume neben dem Sechser sind potentiell große Gefahrenzonen, weil die Achter eben so offensiv spielen müssen. (Hier ein Beispiel dafür, wie problematisch solche Halbraumlücken sein können.)

Wenn die Mannschaft so große Räume verteidigen muss, verändert sich das Deckungsverhalten: Statt ballorientiert zu verschieben, wird vor allem manngedeckt. Besonders das mannorientierte Herausrücken der Verteidiger ist auffällig. Wenn dem Gegner Vertikalpässe gelingen, soll sich der Passempfänger möglichst nicht drehen, sondern wird sehr aggressiv bei der Ballannahme gestört. Dadurch begeht Dortmund auch mehr Fouls als in der Vergangenheit.

Die hohe Position der Achter wird auf diese Weise durch die Außenverteidiger balanciert. Diese können – wie oben beim Flügelangriff – frühzeitig die offenen Halbräume schieben und den Sechser unterstützen. Falls das nicht klappt, können sie aggressiv mannorientiert dort hinein starten oder ein Innenverteidiger tut selbiges, während sich Außenverteidiger als Absicherung fallen lässt. In der Restverteidigung orientieren sich die hinteren Spieler schon frühzeitig in Richtung der möglichen gegnerischen Anspielstationen.

Zustellen mit dem Dreiersturm

Das mannorientierte Verteidigen ist auch im organisierten Pressing von Bedeutung. Hier ist besonders das Herausrücken der Innenverteidiger sehr relevant und oft zu beobachten; bei Vertikalpässen und besonders oft auch bei langen Bällen des Gegners, die Dortmund bisher per Abwehrdreieck gut im Griff hat.

Diese langen Bälle sind besonders häufig, da Bosz fast permanent hoch zustellen lässt. Die drei Angreifer bilden bei gegnerischem Abstoß meist eine Linie in der Nähe des Strafraums und versuchen direkt den ersten Pass zu unterbinden. Die Achter kontrollieren die Lücken hinter dieser ersten Linie. Der Sechser hat dementsprechend viel Raum zu kontrollieren, wobei er eben von den Innenverteidigern viel unterstützt wird. Im Grunde tendiert das System leicht zu einem 3-2-2-3 im Pressing.

Im Pressing ist auch die restliche Mannschaft lose mannorientiert organisiert. Besonders die Achter und Flügelstürmer behalten im späteren Angriffsverlauf ihre direkten Gegenspieler im Blick. Wenn der Gegner aber in einer Zone isoliert werden kann, können sie auch aggressiv in Ballnähe schieben, um den Druck zu maximieren. Auch hier wechselt das Deckungsverhalten also je nach Situation und ist grundsätzlich sehr proaktiv ausgerichtet. Zuweilen werden die Abstände zwischen den Positionen durch die Mannorientierungen aber größer, was Absicherung bzw. generell das Kettenspiel erschwert.

5-2-3 als B-System

So entsteht das 5-2-3 aus dem 4-3-3. Hier mit beispielhaften Spielern, die gut in die Positionen passen würden. Randnotiz: Weigl und Sahin können auch zusammen spielen.

So entsteht das 5-2-3 aus dem 4-3-3. Hier mit beispielhaften Spielern, die gut in die Positionen passen würden. Randnotiz: Weigl und Sahin können auch zusammen spielen.

In den Pflichtspielen blieb Bosz zwar bisher dem 4-3-3 treu, doch in der Vorbereitung ließ er schon durchblicken, was seine erste Alternative dazu ist: In zweiten Halbzeiten wechselte er ein paar Mal auf ein 5-2-3. Das ist für das 4-3-3 eine recht praktische Alternative, da sich nicht viel verändert: Die drei zentralen Spieler rücken alle eine Reihe nach hinten, die Außenverteidiger dafür weiter nach außen bzw. vorne, die Flügelspieler kommen eher in die Mitte.

So können viele Mechanismen im B-System beibehalte werden, während dennoch offensiv wie defensiv die Struktur entscheidende verändert wird. Bei Ballbesitz hat man nun eine fixe Dreierkette und zudem den Raum vor der Abwehr anders besetzt; die zentrale Aufbaustruktur wird zum 3-2 statt zum 2-1-2. Das ist etwas leichter und breiter angelegt und kann etwa das Aufrücken Bartras noch mehr forcieren. Außerdem kann perspektivisch Guerreiro als offensiver Außenverteidiger mehr eingebunden werden und auch sonst entstehen etwas andere Rollen (siehe Grafik).

Gerade wegen der Tendenz zur Mannorientierung lohnt diese Anpassungsmöglichkeit auch defensiv. Typischerweise könnte die 4-1-2-3-Struktur nämlich mit Flügelläufern Probleme bekommen, die kurz hinter den Dortmunder Außenstürmern mit hohen Pässen oder long-line anspielbar werden. Dieses Mismatch (oder ähnliche) kann bei sauberer Ausführung einen Dominoeffekt erzeugen, wodurch die ganze Hintermannschaft Zuordnungs- und/oder Zugriffsprobleme bekommt. Im 5-2-3 wäre die Zuordnung dann ein Mal „umgekrempelt“: Die Außenverteidiger können sich früher und weiter nach vorne orientieren, die drei zentralen Spieler dafür mehr nach hinten – Problem gelöst, wenn’s gut läuft.

Perspektivisch ist auch denkbar, dass das System im laufenden Spiel hin und her gewechselt wird. Im Grunde müsste nur der Sechser zwischen Mittelfeld und Abwehr verschoben werden. Weigl hat unter Tuchel so eine Rolle schon gespielt.

Was der BVB an Tuchel hatte

Die erste größere Delle hatte der „BVBosz“ am vergangenen Wochenende gegen Freiburg. Für das Spiel lohnt keine Detailanalyse: Freiburg wurde früh auf zehn Mann reduziert und verrammelte ab diesem Zeitpunkt mit Mann und Maus den eigenen Strafraum, fiel mit der Abwehrkette sogar oft bis zum Elfmeterpunkt zurück. Dortmund entsprach der alten Binsenweisheit, dass so ein Gegner „für jeden unangenehm ist“.

Da Freiburg umgekehrt zu gar keinen Chancen mehr kam und der BVB zumindest Distanzschüsse und Standards, sowie ein eigentlich-reguläres Tor erzielte, könnte man das als Betriebsunfall abtun. Jedoch: Diese Mannschaft hat in den vergangenen Jahren bei vielen Gelegenheiten bilderbuchmäßig gezeigt, wie man so einen tiefstehenden Riegel zerspielen kann. Dieses Mal wirkte sie über weite Phasen konzeptlos dabei. Diagonale Chipbälle zum einlaufenden Außenverteidiger am zweiten Pfosten gab es zwar, aber erst im späteren Verlauf des Spiels.

Aus der Anfangsphase unter Tuchel, Artikel bei Klick auf's Bild: Ein beispielhafter Spielzug, um eine tiefe Abwehr zu knacken. (Mkhitaryan und Gündogan zu haben hilft aber natürlich auch.)

Aus der Anfangsphase unter Tuchel, Artikel bei Klick auf’s Bild: Ein beispielhafter Spielzug, um eine tiefe Abwehr zu knacken. (Mkhitaryan und Gündogan zu haben hilft aber natürlich auch.)

Auch in den sonstigen Spielen erspielten die Borussen bisher nicht unheimlich viele klare Torchancen, sondern erdrückten den Gegner eher durch ihre massive Dominanz von Ball und Raum. Die Muster im Offensivspiel, die Werkzeuge zum Durchbrechen der Abwehr, die waren unter Tuchel meist auf höherem Niveau. Das System war besser an die Spieler angepasst und hatte feinere Asymmetrien und Strukturen, um sauberer durch die Linien zu kommen.

Provokant könnte man sogar sagen: Bosz hat großen Aufwand betrieben, um das alte System niederzureißen und ein schlechteres zu installieren. Wenn man diese Kritik vorbringen will, so ist es aber Kritik auf höchstem Niveau. Schließlich arbeitet jeder (?) Trainer (noch) nach seinen eigenen Modellen und Prinzipien vom Spiel und übernimmt meist nur in Grundzügen die vorhandenen Dinge. Bosz kennt das 4-3-3 sehr gut und weiß, wie er es vermittelt bekommt. Zudem hat die neue Spielweise natürlich auch Vorteile. Die Frage ist aber, ob es nicht möglich gewesen wäre, diese Vorteile mit der alten Struktur zu verbinden.

Boszs Intensität und Periodisierung

Was bei allen taktischen Erwägungen wohl die größte Weiterentwicklung unter Bosz ist, ist die Intensität. Wie bereits mehrfach angedeutet spielt die Dortmunder Mannschaft wieder deutlich intensiver und aggressiver als in der vergangenen Saison. Diese Qualität hatte beim BVB in den zwei Jahren unter Tuchel immer mehr nachgelassen.

Ein Schlüssel dafür ist die klare Vorstellung, die Bosz bei der Belastungssteuerung seiner Spieler hat. Das war auch ein Buzzword als Tuchel vor zwei Jahren übernahm, der auch sofort die Verletztenmisere beenden konnte. Letzte Saison gab es aber wieder deutlich mehr Verletzungen und weniger Fitness. Irgendwas war offenbar schiefgelaufen. Für Details fehlt uns an dieser Stelle der Einblick.

Bosz unternahm jedenfalls bisher logische Maßnahmen in dieser Hinsicht. Götzes Einsatzzeiten wurden vorsichtig nach und nach erhöht. In den Testspielen ließ er meist elf Spieler 90 Minuten spielen, um die Fitness für die volle Spielzeit aufzubauen. Die anderen Spieler trainierten locker und bekamen am nächsten Tag einen vollen Einsatz. In einem Interview beschrieb er, wie er die Fitness seiner Spieler in intensiven Spielformen steigern will und nannte dabei explizit Zahlen.

Insofern kann man erwarten, dass sich die Intensität im Dortmunder Spiel im Saisonverlauf noch weiter steigern wird. Auch Bosz‘ Ajax-Mannschaft kam erst später in der Saison richtig in Fahrt und spielte in der Rückrunde teilweise in einem extrem hohen Tempo.

Fazit

Grundstruktur, Strategie, Intensität und individuelles Verhalten innerhalb des neuen BVB-Systems sind bereits auf gutem Niveau und es ist damit zu rechnen, dass sie sich weiter steigern werden. Um das volle Potential der Mannschaft zu entfalten, müssten sich die Offensivmuster und Rollenverteilungen noch verfeinern, ebenso die Abstimmung im Defensivverbund. Es wird interessant zu beobachten, wie viel Bosz noch entwickeln kann. Auf jeden Fall ist die Dortmunder Mannschaft unter dem neuen Trainer eine gute Mannschaft, die strukturierten, leidenschaftlichen Fußball spielt.

Falafel 27. Dezember 2018 um 14:35

Jetzt geht Bosz also zur Werkself… angenommen er bleibt seinen Prinzipien treu, wie gut ist der Leverkusener Kader auf das System zugeschnitten? Ich könnte mir Brandt und Havertz gut als 8er vorstellen. Aber inwieweit könnte Alario oder Volland einen Wandspieler geben? Mit Jedvaj und Lars Bender hätten sie eigl auch kreative AV zur Verfügung, sehe ich das richtig? Und wer wäre der am meisten geeignete 6er?
Ich weiß, alles nur Spekulation, finde aber die Gedankenspiele ganz interessant ^^

Ich wünsche schonmal einen guten Rutsch!

Antworten

tobit 27. Dezember 2018 um 22:25

Havertz und Brandt gemeinsam wäre wahrscheinlich zu offensiv, könnte aber gelegentlich vorkommen.
Lars Bender dürfte auf der Sechs erstmal gesetzt sein. Aranguiz könnte ich mir auf sämtlichem Mittelfeldpositionen vorstellen, wird aber wohl zuerst als Achter gebraucht.
Jedvaj und Wendell sollten als AV sehr gut zur erstmal tiefen und breiten Staffelung passen.
Alario und Volland sind sicher nicht optimal als Wandstürmer, aber beide viel besser darin als Auba. Alario sehe ich als Wandspieler etwas stärker als Volland, der aber immer noch das bessere Gesamtpaket bieten dürfte. Interessant fände ich es, Havertz (wenn man ihn im Mittelfeld entbehren könnte) mal als Ablagenspieler oder falsche Neun ganz vorne und Volland von Linksaußen kommend als Verwerter einzubinden. So ein bisschen eine Mischung aus der 4-3-3-Standard-Formation und der 3-#-3-Ausweichformation. Volland wird vom 4-3-3-LA zum 3-#-3-Stürmer, Havertz vom Stürmer zum Zehner und Wendell vom LV zum LA bzw. Wingback. Dazu könnte dann auch Brandt als ausweichender, linker Achter gut passen.

Antworten

tobit 27. Dezember 2018 um 22:45

Formationsgrafiken wie immer einzeln
4-3-3: http://lineupbuilder.com/?sk=h7dx7
3-#-3: http://lineupbuilder.com/?sk=h7dx6
Mischformation: http://lineupbuilder.com/?sk=h7dx5

Antworten

Falafel 29. Dezember 2018 um 01:44

Die Mischformation sieht überaus interessant aus, die linke Seite könnte mit Rochaden zwischen Wendell, Volland und Brandt ständig für Probleme sorgen. Havertz müsste das ganze dann ausbalancieren. Allerdings fehlt mir ein „Stratege“ bei den Leverkusenern, der erfolgsstabil auf Bellarabi verlagern kann. Mit Retsos, Tah und Jedvaj steht allerdings eine brutal spielstarke Dreierkette auf dem Platz, die den fehlenden 6er kaschieren kann.

Antworten

Daniel 29. Dezember 2018 um 13:10

Seh ich das richtig, du siehst Sven Bender nicht als ernsthafte Option an? Wieso denn das? Für mich ziemlich klar Bayers bester IV. Tah, Jedvaj und Retsos sind nette Talente, aber einem Bender reicht (noch?) keiner von denen das Wasser. Dragovic erst recht nicht, der wird nie auf Bender-Niveau kommen und ist in meinen Augen nur ein Notnagel. Insbesondere für die zentrale Rolle in einer Dreierkette wäre Bender die weitaus bessere Lösung, da ein solcher Spieler im Idealfall auch ins Mittelfeld vorstoßen können soll. Die dafür nötige Pressingresistenz fehlt Dragovic völlig.

Antworten

tobit 29. Dezember 2018 um 15:19

Bender ist ein genialer Spieler. Aber passt finde ich nicht zu Bosz. Da fehlt ihm diese besondere Athletik, die gesamte eigene Hälfte in offenen Kontersituationen zu verteidigen. Er profitiert finde ich sehr vom Verteidigen in Überzahl statt Gleichzahl (wer nicht?) sowie einer eher raumorientierten Anlage aus der er dann flexibler unterstützend agieren kann (#raumfressen). Wenn man hinten permanent Mann gegen Mann steht, kann man zudem sein herausragendes Timing im Rausrücken quasi gar nicht nutzen. Außerdem ist er individuell nicht wirklich stärker als die anderen, so dass ich keinen Grund zum Kompromiss wie bei Volland im Sturm sehe. Jedvaj, Tah, Retsos und Wendell passen halt geradezu perfekt in die Anlage von Bosz.
Dragovic steht in der 3er-Kette drin weil ich Tahs Existenz vergessen hatte (den habe ich irgendwie immer wieder nicht aufm Schirm, obwohl ich ihn lange gern bei meinem BVB gesehen hätte) als ich am Ende die Namen reingehackt habe. Der hat prinzipiell ähnliche Probleme wie Bender soll aber athletischer sein (zumindest hatte das hier irgendwo wer geschrieben).

Antworten

Falafel 28. Dezember 2018 um 11:02

Mit falscher 9 könnte auch ein 8er tiefer bleiben und Verbindungen schaffen, sodass die Passwege nicht so unglaublich weit sind. Rechts wären dann Jedvaj als Halbverteidiger und Bellarabi/ Weiser. Was ist Paulinho für ein Stürmer und wie sehen seine Einsatzchancen aus.

Eine Andere Option wäre auch ein symmetrischer Aufbau, mit 2 den Strafraum attackierenden Flügelstürmern in Person von Volland/Brandt/Bailey/(Paulinho?) Dahinter eine Raute und Wendell + Weiser als Linienläufer. Bei der Formation würde ich dann Baumgartlinger als zurückfallenden 6er und Aranguiz und Bender als 8er präferieren. Leverkusen strebt zwar keine Transfers an, aber ich finde eine Rückholaktion von Kramer könnte man doch durchaus mal versuchen^^

Antworten

tobit 28. Dezember 2018 um 14:46

Paulinho scheint recht ballsicher zu sein. Grundsätzlich wohl auch defensiv nicht ganz inkompetent, aber ist halt auch erst 18.
Hat bisher quasi nur in Herrlichs komischen Experimentierspielen in der EL gespielt, also ist die Gesamtqualität recht schwer einzuschätzen. Da war er gegen Larnaka z.B. Flügelstürmer vor einer halbverteidigerlosen 3er-Kette aus Weiser, Dragovic und Wendell oder gegen Razgrad als „Doppelacht“ mit Alario unterwegs.
Scheint insgesamt ein recht flexibler Spieler zu sein, den man auch mal im Mittelfeld erwarten dürfte. (Vorderster) Stürmer würde ich von seinen bisherigen Einsatzgebieten her eher nicht sagen.

Die von dir skizzierte „Barca-Variante“ mit Raute wäre zwar auch recht interessant, passt aber eher nicht zu Bosz bisherigen Ansätzen. Darin hält eigentlich jeder erstmal recht klar seine Linie (soll wohl das defensive Umschalten erleichtern). Auch die tiefen Achter sind eher nicht so seins, da sie (in seiner Idealvorstellung) die wichtigsten Ablagestationen für den Stürmer sind.

Ich habe zu meinen Varianten auch noch ein paar Formationsgrafiken gebastelt gehabt. Links sind in einem eigenen Kommentar, der irgendwann von den Mods freigeschaltet werden wird.

Antworten

Daniel 28. Dezember 2018 um 12:09

Ich hab ja hier vor ein paar Tagen schonmal eine gewisse Skepsis gegenüber Bosz bei Leverkusen durchblicken lassen. Was sicherlich zu einem Großteil damit zusammenhängt, dass mir Boszs System-jedenfalls so wie es sich in Dortmund gezeigt hat-ganz prinzipiell wenig gefällt. Insbesondere dass er beide Flügel konstant doppelt besetzt find ich wenig zielführend und führt in meinen Augen fast zwingend dazu, dass man in der Mitte Probleme bekommt. Jedvaj könnte als RV der große Gewinner sein, Weiser wäre dann das Opfer des Trainerwechsels. Wendell ist ein ziemlich intelligenter AV, dem ich alle möglichen Interpretationen seiner Rolle auf hohem Niveau zutraue. Tatsächlich finde ich das in diesem Artikel angesprochene B-System besser und könnte in offensiverer Interpretation auch gut zu Bayers Kader passen. 3-4-2-1: http://lineupbuilder.com/?sk=h7t6

Antworten

tobit 29. Dezember 2018 um 15:25

Das B-System ist halt eigentlich seit Jahren das perfekte System für Leverkusen. Könnte man mit Wendell als LM auch recht defensiv auslegen.

Die doppelt besetzten Flügel sind auch eins meiner großen Probleme mit Bosz. Wirklich schlimm wirds halt erst dadurch, dass seine einzige Verteidigungsstrategie manndeckendes Gegenpressing ist. Das geht in der Eredivisie ganz gut, weil da der Gegner meist ähnlich viele Spieler auf die Flügel (oder zumindest weit in die äußeren Halbräume) schiebt. In der BL halt eher nicht so mit den ganzen 3-4-X-Systemen und der riesigen Erfahrung im Umspielen von Gegenpressing in allen möglichen Varianten.

Antworten

Isabella 29. Oktober 2017 um 18:44

Man mag taktisch geschult sein, nicht die Probleme seines eigenen Systems zu sehen ist psychologisch begründbar. Gibt auch genug Leute, die die Rechtschreibung beherrschen, aber konstant über eigene Fehler drüberlesen. Vielleicht fällt ihm aber auch kein viel besseres ein, das er jetzt langfristig spielen lassen will.

Antworten

Holger 29. Oktober 2017 um 10:32

Mich würde interessieren, wie Ihr die nun doch deutlich hysterischer werdende Diskussion um den BVB seht. Speziell: Wie groß ist der Anteil der Taktik an der Misere? Beherrscht Bosz wirklich nur eine? Und falls ja: Ist das ausreichendes Rüstzeug für den Profifußball? Wie groß ist der Anteil mangelnden Spielglücks? Was ist mit der Form der Spieler und woher kommt die?

Antworten

tobit 29. Oktober 2017 um 12:12

Mittlerweile bin ich ziemlich ernüchtert. Gegen Hannover hatten alle Tore einen taktischen Bezug. Und es gab noch ein paar Situationen, die Bürki Mal wieder richtig stark pariert hat. Die aktuelle Ausrichtung ist auf keinen Fall mehr tragbar, da muss schnell was geändert werden (ich würde ja gerne Mal das 3-Raute-3 über 90 Minuten sehen, aber das traut man sich wohl nicht – da hätte man hinten zumindest drei statt zwei IV und ab und zu Mal einen Sechser). Es kann nicht sein, dass jeder Chip über die Abwehr zu einer 1vs1-Situation gegen Bürki führt und man sich zusätzlich noch Überzahlkonter fängt – so viele Tore kann man vorne nicht schießen.
Der Spielaufbau lässt sich auch super einfach kaltstellen, indem man vorne aus einer 1-2-Staffelung die IV anläuft und den Sechser deckt. Mit Sokratis muss man sogar nur einen IV anlaufen.

Antworten

Holger 29. Oktober 2017 um 13:44

Hmpf. Klingt in der Tat ernüchternd. Bin mal gespannt, was sich ändert. „Sturer Holländer“ als wesentliche Erklärung für den taktischen Kurs sollte auf diesem Niveau ja – hoffentlich – ausfallen.

Antworten

koom 29. Oktober 2017 um 16:45

Gibts auch „flexible“ Holländer als Trainer? Irgendwie ist das oft deren herausragendes Merkmal (im taktischen Sinne). 😉

Antworten

Daniel 29. Oktober 2017 um 17:45

Hm…gibt find ich schon ein paar Holländer, die taktisch ziemlich variabel (oder negativer ausgedrückt: beliebig) sind. Mit Bert van Marwijk, Guus Hiddink oder Dick Advocaat verbinde ich zumindest keinen bestimmten Spielstil, weiß aber teilweise auch nicht viel über die. Aber mir ging es wie dir: bei der Beschreibung sturer holländischer Trainer hatte ich sofort ein Déja-vu 😉

Antworten

tobit 29. Oktober 2017 um 20:23

Man kann taktisch auch variabel sein, ohne beliebig zu werden. Tuchel und Pep sind das zum Beispiel – die haben eine sehr klare Idee, welche Strategie (aka Spielstil) sie verfolgen wollen und passen dann ihre Taktik (Formation, Pressingtrigger, Zielräume, …) für jedes Spiel ein bisschen an, damit die Mannschaft diese Prinzipien umsetzen kann.

koom 29. Oktober 2017 um 20:37

„Beliebig“ wäre für mich sowas wie Ancelotti. Das ist irgendwie unspezifisch, weder Ballbesitz, noch Konter, noch Defensive und ohne konkrete Idee dahinter, außer „individueller Klasse“.

Daniel 29. Oktober 2017 um 21:01

Das ist total richtig, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen variabel und beliebig. Was ich damit meinte ist, dass ich diese drei erwähnten Trainer eher als beliebig denn als variabel beschrieben hätte. Da kann ich aber auch total danebenliegen, kenn keinen davon wirklich gut.

tobit 29. Oktober 2017 um 17:47

Die wesentliche Erklärung für den eingeschlagenen Kurs ist schon „sturer Holländer“ – was daraus gemacht wird, liegt aber sehr klar an der Pressing- und „Mann-gegen-Mann“-Qualität der Bundesliga (woanders könnte der Ansatz super funktionieren). Spielaufbau und Konterverteidigung in Gleichzahl sind hier einfach nicht stabil umsetzbar, schon gar nicht mit Sokratis (und Sahin, der sich viel zu leicht aus dem Spiel nehmen lässt) in seiner aktuellen Form.

Was mir aktuell einfach überhaupt nicht gefällt, ist die mangelnde Manipulation der gegnerischen Manndeckungen im Spielaufbau. Sahin wird gedeckt und stellt sich dann im Zentrum in einen möglichen Raum für ein Dribbling des IV.
Weiter vorne sieht das etwas besser aus. Da gefällt mir der sehr bewegliche Götze und auch Yarmolenko und Pulisic können sich oft aus der Umklammerung lösen.

@koom: mir würde spontan kein noch aktiver einfallen.

Antworten

Daniel 29. Oktober 2017 um 17:54

Ja, Sahins mangelndes Geschick in der Positionierung kommt sicher noch erschwerend hinzu.

Mir fallen aber generell nicht viele noch aktive holländische Trainer ein. Ist fast wie bei den Spielern-die wirklich bekannten und erfolgreichen Holländer sind großteils nicht mehr aktiv oder in der absoluten Endphase ihres Schaffens. Keine Ahnung was da los ist.

Antworten

Daniel 29. Oktober 2017 um 17:38

Dortmunds größtes taktisches Problem ist meinem Eindruck nach, dass die Abwehrreihe gemäß der Spielidee sehr hoch steht, es gleichzeitig aber nicht gelingt, das gegnerische Mittelfeld an gefährlichen Vertikalpässe zu hindern. Im Endeffekt ist Bosz ein Trainer, der im Idealfall bereits weit in der gegnerischen Hälfte den Ball mittels aggressiven Pressings erobern möchte. Dafür ist es grundsätzlich erstmal vollkommen richtig, die Abwehrkette hochzuschieben, weil der Gegner sonst große Räume zwischen den Linien vorfindet. Für diese Spielidee ist es aber absolut elementar, dass es mir gelingt, den gegnerischen Spielaufbau so stark unter Druck zu setzen, dass der Gegner zumindest keine präzisen Pässe in den Lauf der Offensivspieler hinter die aufgerückte Abwehrlinie hinbekommt und daran haperts beim BVB momentan. Woran liegt das? Grundsätzlich sind die BVB-Spieler ja meist sehr gute Pressingspieler (darin werden sie ja auch seit Jahren geschult). Ich würde da jetzt mal zwei Aspekte nennen, die ich an an Boszs System von Anfang an etwas komisch fand: 1)die breite Positionierung der Außenspieler und 2) die Mittelfeldaufteilung.

1) Bei den meisten Teams mit aggressivem Pressing wird ein Feldbereich mit sehr vielen Spielern überladen, so dass im Falle eines Ballverlusts der Gegner sich nicht stabil rausspielen kann. Insbesondere agieren die Offensivspieler recht eng beeinander und können im Falle eines Ballverlusts den Gegner auf kleinem Raum leicht unter Druck setzen. Bei Kloppos BVB z.B. haben phasenweise alle drei offensiven Mittelfeldspieler mehr wie Zehner agiert und eigentlich keiner wie ein lupenreiner Flügelstürmer. Unter Bosz hingegen stehen die Außenstürmer sehr breit und damit steht der ballferne Außenstürmer eigentlich ziemlich verloren im Niemandsland, außer es tritt der Fall einer Verlagerung ein.

2) Die Mittelfeldbesetzung besteht aus einem klaren Sechser und zwei „Achtern“, welche fast schon als Zehner agieren. Dadurch entsteht ein großes Loch im eigenen Sechserraum, das schematisch von einem Spieler allein gefüllt werden soll-eine echte Mammutaufgabe, bei der er momentan nicht genug Unterstützung bekommt. Immer wieder kann der Gegner aus dem Zehnerraum heraus in Ruhe die kommende Aktion vorbereiten und durchführen, was oft gefährlich wird.

Noch ein Punkt, der hier in den Kommentaren schon mehrfach angesprochen wurde: Teilweise passen die Spieler schlecht in die von ihnen erwarteten Aufgabenprofile, was find ich auch aus diesem Artikel schon ansatzweise hervorging: Ein wesentlicher Spielzug ist die vertikale Eröffnung der IV, bevorzugt auf den Mittelstürmer, der dann Ablagen spielen soll. Das passt in Dortmund weder zum Mittelstürmer (Aubameyang) noch zu den IV, von denen nur Bartra wirklich spielstark ist. Hier im Artikel wird gesagt, dass die Fokussierung der AV im Aufbauspiel gut zur Dortmunder Besetzung passen würde…eine Aussage, die ich für sehr fragwürdig halte. Weder Toljan noch Zagadou oder Schmelzer und schon gar nicht Piszcek bewegen sich bezüglich ihrer Passqualität und Spielübersicht auf höherem Niveau (Schmelzer und Zagadou noch am ehesten, die sind zwar wenig kreativ, aber zumindest stabil). Und zu guter Letzt passt die Rolle als alleiniger Sechser mit der Aufgabe, einen großen Raum zu sichern, überhaupt nicht gut zu Sahin.

Was könnte man machen? Die simpelste Lösungsmöglichkeit hat tobit schon vorgeschlagen: einfach einen Mann mehr hinten lassen. Auf die Art und Weise wird an den prinzipiellen Problemen nichts geändert, aber durch die zusätzliche Absicherung müsste sich die defensive Stabilität erstmal erhöhen (logischerweise auf Kosten der offensiven Durchschlagskraft). Ich würde den Hebel aber im Mittelfeld ansetzen und statt zweier Achter-/Zehner-Hybride einen klaren Achter (Dahoud/Castro) und einen klaren Zehner (Götze/Kagawa) aufbieten. Der Achter würde gegen den Ball Weigl oder Sahin unterstützen und entlasten, insgesamt würde das Ganze von einem 4-3-3 eher zu einem 4-2-3-1 (wobei grad zwischen den zwei Systemen die Grenzen fließend sind. Zudem sollten die Spieler der offensiven Dreierreihe enger agieren als bisher, damit sich alle drei auch am Gegenpressing bei Ballverlust effektiv beteiligen können. Die ziemlich simple Aufgabe als ballferner Breitengeber würde der AV einnehmen, das passt besser zu den zur Verfügung stehenden Spielern, die besser keine großen gestalterischen Aufgaben übernehmen sollten. Nur auf Bartra trifft das nicht zu…der fehlt aber in meinen Augen in der Mitte mehr, als er außen hilft, und sollte entsprechend wieder als IV aufgeboten werden.

Antworten

koom 29. Oktober 2017 um 18:44

Wer spielt eigentlich heute noch mit Flügelstürmern, also so „richtigen“? Das ist doch schon locker bald 20 Jahre kein wirkliches Thema mehr, weil die Position einfach problematisch zu besetzen ist. Offensive Außen, die eher die Halbräume besetzen machen inhaltlich meist mehr Sinn, eine Flanke schlagen kann der AV meistens auch ok.

Und die Aussenstürmer werden nicht mal vernünftig bedient, was wohl auch daran liegt, dass der MS bei BVB selbst eigentlich eher ein Spieler wäre, denn man so auf die Aussenbahn stellen könnte bei dem Profil.

Antworten

tobit 29. Oktober 2017 um 19:07

Pep z.B. immer wieder seit seiner letzten Saison in München. Und in Barcelona gab es auf links (vor dem verkappten IV Abidal) lange auch einen breiten Außenstürmer, der erst am Strafraum zur Mitte zog.
„Richtige“ Außenstürmer sind für mich nur sinnvoll, wenn man mit 3er-Kette oder sehr diagonalen/einrückenden AV spielt – also die Flügel weiter nur einfach besetzt werden.
Beides könnte man in Dortmund durchaus machen. Als einrückende AV müsste man dann auf Guerreiro (der den linearen Flügelstürmer auch geben kann) links und Bartra rechts setzen – die hätten dann aber keine BackUps und Bartra müsste man klonen und den zweiten (und dritten) als IV bringen.

Antworten

koom 30. Oktober 2017 um 09:42

Gut, Guardiola kann das auch spielen lassen, weil sein Gegenpressing-Muster sehr gut funktioniert und damit eine große Schwäche kompensiert wird. Aber selbst da: So wirklich effizient sind die Flügelstürmer da auch nicht, es kommt relativ wenig output. Natürlich ziehen sie potentiell Verteidiger raus, aber das alleine erscheint mir keine Notwendigkeit für Flügelstürmer zu sein.

tobit 30. Oktober 2017 um 10:11

Breitengeber die dribbeln und explosiv nach vorne gehen können finde ich sehr gut – das hilft jeder Mannschaft. Gerade wenn der Gegner hinten die Mauer aufbaut, kann man darüber zumindest ein Grundmaß an Gefahr erzeugen – wenn man das 1vs1 gut vorbereitet und danach nicht einfach blind in die Mitte flankt. Ob da dann ein nomineller Flügelstürmer wie Sané oder ein sehr offensiver AV wie Dani Alves oder Guerreiro steht, ist mir egal. Flügelstürmer findet man halt einfacher, als wirkliche Weltklasse-AV.
Das Gegenpressing-Muster bei Guardiola funktioniert halt, weil er nicht permanent vier Mann auf den Flügeln und weitere drei teilnahmslos an der letzten Linie rumstehen lässt. Dazu kommt natürlich auch die höhere Passsicherheit (da fehlt es den Borussen gegenüber ähnlich ballbesitzlastigen Teams sehr deutlich) – die müssen einfach viel seltener in Gegenpressing gehen, können da die Intensität also noch länger noch höher halten.

tobit 29. Oktober 2017 um 18:57

Für das 4231 würde ich aktuell nicht auf einen Achter setzen. Da hat der BVB nicht den passenden Typen für. Dahoud könnte das vielleicht, kostet ihn aber dann die Durchschlagskraft beim letzten Pass. Castro ist für mich ein ziemlich klarer Zehner (der sich defensiv ziemlich geschickt anstellt und deswegen ständig tiefer spielen soll). Sobald der aus der Tiefe kommen soll oder sich defensiv sehr tief einsortieren muss, ist das nichts mehr. Am ehesten würde ich da aktuell noch Götze sehen, der da durchaus Kroos-hafte Momente hat. Sein Problem liegt dann im direkten Spiel gegen den Ball, wo er sich noch deutlich steigern könnte. Wenn man 4231 spielt, dann mit Sahin und Weigl. Sahin rennt dann etwas mehr durch die Gegend (wie er es jetzt eh schon macht) und Weigl kümmert sich um den Aufbau und die Kontrolle des Sechserraums (der kann das auch mal alleine). Was würde ich jetzt für Zakaria geben, der wäre der passendste Partner (den ich kenne) für Weigl in diesem Kontext – Mal abgesehen von Kroos, Rabiot oder Verratti.

Die Abwehrkette steht hoch, ja – aber längst nicht mehr so hoch, wie noch am Anfang der Saison. Da standen Sokratis und Bartra meistens 15-20 Meter in der gegnerischen Hälfte. Gleichzeitig schoben die Achter (bzw. Sahin, der auch da schon sehr hoch agierte) noch nicht ganz so weit an die letzte Linie, sondern waren mehr im Zwischenraum zu finden. Sobald man den Gegner ganz zurückgedrängt hatte, zogen auch die Flügelstürmer sehr oft nach innen und die AV übernahmen die Breite im letzten Drittel. Jetzt ist es meist ein 415 mit tiefen AV und IV an der Mittellinie, Sahin manngedeckt davor (oder an der letzten Linie) und die fünf Offensiven stehen wie an der Perlenschnur gezogen über die gesamte Breite verteilt (von denen kommt also in der Regel maximal einer in Gegenpressing). Im letzten Teil des Angriffs ziehen dann die AV eher Mal diagonal nach vorne (aber auch nicht sehr weit nach innen, sondern eher an den Rand der Halbräume) und besetzen ein bisschen den Zwischenraum – dann sieht das Gegenpressing (wenn nicht der perfekte Pass auf den aus hoher Ausgangsposition startenden Flügel kommt) noch ganz okay aus. Ansonsten wird es nur noch von individuellem Nachsetzen (Götze, Philipp und Yarmolenko gefallen mir da ganz gut, Auba schaltet meistens einfach ab) und den nicht immer passenden und sehr riskanten Herausrückbewegungen Sahins (der dort auch oft zu spät kommt oder den Zweikampf verliert) getragen.

Die breiten Flügel mit gleichzeitig tiefen AV haben mich auch schon von Anfang an gestört, auch wenn Yarmolenko, Pulisic, Philipp das sehr gut spielen können. Dazu dann noch Aubameyangs und Götzes ständiges Ausweichen nach außen. Es sind also fast immer vier (beide Flügelstürmer, ballnaher AV, Götze/ballferner AV/Auba) Spieler auf den Flügeln gebunden. Drei braucht man hinten (mindestens) als Absicherung – bleiben noch drei Spieler, die den Zwischenraum und die letzte Linie besetzen können. Bewegung von außen ins Zentrum gab es eigentlich auch nur mit Ball, gepasst wurde (auch wegen oft mangelnder Besetzung) kaum Mal.
Wenn man so breit spielt, muss man eigentlich viel verlagern und den Gegner zum Verschieben zwingen. Dann öffnen sich irgendwann kleine Lücken, die Götze oder Dahoud wunderbar bespielen könnten.

Mein 3-Raute-3 würde ich aktuell links mit Guerreiro und rechts mit Pulisic besetzen. Die besitzen da eine sehr gute Balance zwischen Offensive und Defensive. Yarmolenko dann auf der Zehn und Philipp (oder Isak, auch wenn der sicher noch nicht konstant auf Erstliganiveau performen kann) als ablegender und weiterleitender Stürmer. Auba braucht mal eine Pause (und passt nicht ins Konzept des Trainers), so dass er erstmal draußen säße.
Defensiv dann mit Toprak (bzw. aktuell Zagadou, weil ersterer ja verletzt ist) zentral, Bartra rechts und Zagadou (bzw. aktuell Schmelzer) links. Sokratis passt in wie Auba nicht ins System (zumindest nicht gegen halbwegs ordentlich pressende Mannschaften), auf der Sechs natürlich Weigl (der kann einfach viel mehr Raum abdecken als Sahin und auch mal die Abwehrkette auffüllen).

Ganz so spielschwach wie du finde ich die IV (abgesehen von Sokratis) nicht. Subotic hat seine Sache (in seinem einen Spiel) ganz ordentlich gemacht, da muss man aber noch abwarten, ob das nicht „Glück“ war. Toprak ist da relativ gut, wenn auch nicht besonders vertikal (was mich nach seiner Leverkusener Zeit doch etwas überrascht) und weicht dem Druck der Gegner eher aus, statt sich mal ins Dribbling nach vorne zu trauen. Zagadou und Bartra sind da im Ligavergleich herausragend. Bartra ist einfach technisch und von der Übersicht besser als die meisten Mittelfeldspieler. Deswegen ist es auch genau richtig ihn aktuell als RV zu bringen – sonst muss da Toljan spielen, dem ich offensiv und defensiv deutlich weniger zutraue – mittel- bis langfristig muss er aber natürlich zurück in die IV. Zagadou ist im Aufbau (für einen 18-jährigen) sehr strategisch unterwegs und bespielt durch sehr gute Umorientierungen (also erst in die eine Richtung antäuschen/vororientieren, dann den Ball auf den anderen Fuß legen und einen einfachen Pass spielen können) sehr gut die Herausrückbewegungen gegen ihn (er hat da manchmal ein bisschen Kroos/Xavi-Flair in diesen Momenten, weil der Gegner ohne Zweikampf einfach aus dem Spiel ist). Natürlich setzt er auch seine überragende Physis sehr gut ein – besonders, wenn er in Bedrängnis (das war meistens als LV) angespielt wurde.

Antworten

Daniel 30. Oktober 2017 um 01:40

Würde jetzt den letzten Pass aber nicht als Dahouds Schlüsselqualifikation ansehen. Aus Gladbacher Zeiten schätze ich ihn als kompletten Spielmacher mit hoher Pressingresistenz, sehr guter Passqualität und strategischen Fähigkeiten, Laufbereitschaft und defensiver Leistungsstärke. In Gladbach spielte er eher als Achter, zuweilen auch direkt vor der Abwehr. Insofern halte ich ihn da wirklich für besser aufgehoben.

„Mein 3-Raute-3 würde ich aktuell links mit Guerreiro und rechts mit Pulisic besetzen.“
Links und rechts in der Raute oder in der Dreierreihe? Ich würde Guerreiro in der Raute und Pulisic und Yarmolenko in der Dreierreihe sehen.

–Pulisic—Auba—-Philipp—
————Götze——————
–Guerreiro—–Dahoud——
————-Weigl—————–
-Zagadou–Toprak–Bartra–

Wobei Yarmolenko quasi auf Augenhöhe mit Pulisic und Philipp ist. Auch wenn Auba nicht ideal ins System passt halte ich ihn dennoch für unersetzbar.

Zu den IV: Bei Bartra geb ich dir völlig Recht, den hab ich ja auch explizit ausgeschlossen. Subotiv halte ich für keine ernst zu nehmende Alternative mehr, Toprak ist ein stabiler, aber kein kreativer Passgeber. Zu Zagadou: kann gut sein dass du Recht hast. Mir ist bisher vor allem seine bärenstarke Physis aufgefallen, mag aber durchaus auch sein, dass ich mich da hab blenden lassen.

Antworten

tobit 30. Oktober 2017 um 06:55

Guerreiro als LA, Pulisic als RA. Götze und Dahoud vor Weigl im Zentrum wäre meine Besetzung. Das würde ich hauptsächlich so besetzen, weil ich Pulisic und Guerreiro als beste Verteidiger auf der Position sehe (und Philipp und Yarmolenko gerne zentral offensiv bringen möchte) – die Defensive sollte aktuell etwas mehr Priorität haben. Formativ wird’s also mehr 3-14-2 oder 3-123-1 als echtes 3-Raute-3.
Auba ist sicherlich sehr gut, aber nicht unersetzbar. Sein Input beschränkt sich (fast) einzig und allein auf seine Tap-in-Torquote – viele von den Toren könnte Philipp oder Isak auch machen, wenn man ihn da hinstellt. Und spielerisch bringen die (und Schürrle auch) einfach viel mehr mit, so dass dann auch die anderen (Yarmolenko, Götze und Pulisic haben ja auch einen sehr guten Abschluss) mehr treffen könnten. Auba kann dann als Einwechsler seine Schnelligkeit und Torriecher einbringen, wenn der Gegner müde und die Räume an/hinter der Abwehr etwas größer sind.

Dahoud ist ein sehr kompletter Achter, der für mich große Qualitäten am gegnerischen Strafraum hat (nicht umsonst die meisten Assists neben Yarmolenko). Wenn er im 4231 aber so weit vorstößt, geht der Effekt des doppelt besetzten Zentrums verloren. Er muss sich also mehr zurückhalten als mir gefallen würde.

koom 30. Oktober 2017 um 09:44

Wie schon mal gesagt: Wenn man Aubameyang unter Bosz bringen will, dann eher als LA oder RA. Die spielerische Rolle würde im wesentlichen gleich bleiben, wobei er viel intensiver dann ins Zentrum ziehen soll, während der eigentliche MS eher eine falsche 9 gibt.

Die Spieler hat der BVB ja. Götze, Philipp, Reus – wenn fit – könnten alle die zentrale Position so interpretieren, dass das ganze Gerüst viel stabiler wird.

tobit 30. Oktober 2017 um 11:01

Könnte man machen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie dafür spielerisch gefestigt genug sind. Außerdem hat Auba da glaube ich wenig Lust drauf.
Mir würden dafür verschieden Varianten einfallen:
3-4-1-2: Götze kann von der Acht bis zum Stürmer alles spielen (sehe aber jeweils mindestens einen besseren auf den Positionen – deshalb ist er der Universal-Einwechsler). Philipp fällt als bewegliche Neun halblinks zurück oder weicht auf den linken Flügel aus. Yarmolenko pendelt auf der Zehn zwischen Zentrum und halbrechts (ein bisschen wie Messi aktuell bei Barca). Guerreiro und Pulisic geben die Breite, können aber auch mal diagonal nach innen ziehen. Aubameyang kommt von rechts.
3421/3-Raute-3: Yarmolenko als rechter Zehner wie oben. Guerreiro als linker Achter/Zehner (der sich defensiv in die 4er-Kette fallen lässt) und gelegentlich nach LA zieht. Philipp fällt eher zentral oder halbrechts zurück. Götze kann wieder Yarmolenko oder Philipp (mit Abstrichen auch für Guerreiro) spielen. Aubameyang kommt von links.
433 a la Ancelotti: Götze als linker Zehner/Achter/LA. Guerreiro als spielmachender LV. Yarmolenko oder Pulisic auf RA als variables Pärchen mit Piszczek/Bartra. Aubameyan wieder von links

tobit 30. Oktober 2017 um 11:03

So Graphiken:
3-4-1-2: http://lineupbuilder.com/?sk=fx74s
3-4-2-1/3-Raute-3: http://lineupbuilder.com/?sk=fx74b
4-3-3: http://lineupbuilder.com/?sk=fx74c

Schorsch 30. Oktober 2017 um 13:16

Nachdem nun schon einige Mitforisten ihre Beobachtungen, Ansichten, Analysen und ‚Gegenentwürfe‘ (denen ich persönlich z.T. zustimme, z.T. eher nicht) als Antwort auf @Holgers Frage(n) kundgetan haben, erübrigt sich eigentlich ein weiterer (wahrscheinlich redundanter) post meinerseits. Ich versuche es dennoch, weil mMn der eine oder andere Aspekt vielleicht doch noch etwas stärker herausgestellt werden sollte.

Ich habe versucht, mir das Spiel (am TV, also etwas eingeschränkt von der Wahrnehmung her) unter dem Aspekt ‚Bosz-Taktik‘ etwas genauer anzuschauen. Gerade weil Breitenreiter die Vorgehensweise seiner 96er vor dem Spiel schon klar benannt hatte und genau diese ‚Schwachstellen‘ immer wieder kritisiert worden waren. Interessant fand ich nebenbei auch die Kommentare von Zorc und Bosz nach dem Spiel, die von vielen als Ablenkung von der eigentlichen Problematik (der Spielweise/Taktik) angesehen wurden. MMn ist da allerdings mehr Substanz hinter, weil es ein Kernproblem berührt (aus meiner subjektiven sicht gesehen natürlich): Die BVB-Spieler wenden die boszsche Spielweise zumindest in Teilen nur rudimentär oder gar nicht an. Die Frage ist für mich dabei, ob sie diese Spielweise einfach noch nicht adäquat beherrschen, ob man überhaupt die passenden Spieler dafür hat, ob die Spielweise an sich zu risikoreich (gerade in der Bundesliga) oder gar zu ‚antiquiert‘, ob Bosz zu ‚unflexibel‘ ist oder ob zumindest ein Teil der Spieler bewusst oder unbewusst diese Spielweise eventuell sogar ‚bokottieren‘.

Sicherlich kommt es in jedem System, bei jeder Spielweise, bei jeder Taktik darauf an, dass alle Mannschaftsteile ineinandergreifen. Ich persönlich habe bis dato den Fokus mehr auf die Defensivabteilung gelegt, wahrscheinlich weil hier bereits seit einigen Spielzeiten aus meiner sicht einige Defizite auszumachen sind. Auch die defizitäre Arbeit der Offensivkräfte gegen den Ball (ein besonderer Aspekt der Bosz-Spielweise) ist für mich immer wieder ein Thema gewesen. Seit Samstag sehe ich das wichtigste Problem allerdings im Mitteld. Die boszsche Spielweise findet dort aus meiner Sicht überhaupt nicht statt. In den ersten Saisonspielen war noch einiges von intensivem und aggressivem Gegenpressiin zu erkennen, mittlerweile sehe ich da gar nichts mehr. Bei der Betrachtung des BVB-Mittelfeldspiels fiel mir unwillkürlich das Wort ‚pomadig‘ ein, das dann witziger weise auch nach dem Spiel in einigen Kommentaren verwendet wurde. Jogi Löw hat im Aktuellen Sportstudio (sehr vorsichtig und moderat) auf die Taktikthematik beim BVB angesprochen darauf hingewiesen, dass es immer wieder Ballverluste im Mittelfeld gebe (die dann sofort mit langen Bällen über oder durch die hochstehende Abwehrreihe auf schnelle Konterspieler des Gegners betsraft würden). Dabei handelt es sich gar nicht einmal so sehr um ‚forced errors‘, wie es aufgrund der spileweise z.B. der 96er am Samstag zu erwarten gewesen wäre. Sondern durchaus um wirklich völlig unnötige.

Bosz selbst sagt, dass ’seine‘ Spielweise‘ wahrscheinlich nie ganz zu 100% umgesetzt werden könne. Es handele sich immer um ein Bestreben, so nah wie möglich an diese ‚100%‘ heranzukommen. Wenn man bei ’80 – 90%‘ sei, dann habe man schon sehr viel erreicht. D.h. heißt für mich, er weiß sehr genau um das Risiko seiner Spielweise und er nimmt dieses bewusst inkauf. Und er weiß sehr genau, dass seine Spielweise den Spielern ein Höchstmaß an Konzentration, Genauigkeit und auch physischer Leistungsfähigkeit abverlangt. Ganz simpel gesagt, man darf den Ball nicht in der eigenen Offensivbewegung verlieren, auch wenn man noch so sehr vom Gegner gepesst, attackiert und zugestellt wird. Und wenn dies dann doch passiert, dann muss das Team sofort in das Gegenpressing gehen, um den Ball zurückzuerobern. Bosz Sicht auf den Fußball ist nach meinem Eindruck sehr von der cruijffschen These geprägt, das Spielfeld müsse beim Spiel mit dem Ball so breit wie möglich (daher auch mMn die eher ’starre‘ Positionierung der Außen) und beim Spiel gegen den Ball so eng wie möglich gemacht werden. Gerade letzteres funktioniert beim BVB in den letzten Spielen immer weniger (bis gar nicht). Das hat mMn weniger damit zu tun, dass die Gegner mit der passenden Vorgehensweise in die Spiele gegen den BVB gehen. Damit muss man rechnen. Sondern damit, dass gerade die Mittelfeldspieler das notwendige Gegenpressingverhalten vermissen lassen. Ich hatte das schon einmal angesprochen und mein subjektiver Eindruck verstärkt sich da eher, ein Spieler wie z.B. Rode passt da viel besser ins Mittelfeld als so mancher anderer.

Ich persönlich schreibe weder Bosz, noch seine Spielweise vorzeitig ab. Es kommt mMn entscheidend darauf an, die beiden Hauptbaustellen (aus meiner subjektiven Sicht) in den Griff zu bekommen: Unnötige Ballverluste im Mittelfeld beim Spiel mit dem Ball und das z.T. völlig unzureichende Gegenpressingverhalten bei Ballverlusten im Mittelfeld.

Antworten

koom 30. Oktober 2017 um 13:31

Dieses Problem mit der fehlenden (?) Defensivbereitschaft in mindestens Teilen der Mannschaft gabs ja schon unter Tuchel. Dort wurde es von SV.de gerne mal als „Intensitätsverlust“ beschrieben. Nachdem da hinten aber jetzt praktisch alles durchgewechselt wurde, stellt sich die Frage, wo da die Probleme exakt liegen. Es scheinen wohl schon mehrere Baustellen zu sein.

Die Mannschaft ist teilweise auch entweder blutjung (Pulisic) oder so von sich überzeugt (Aubameyang, Sahin etc.), dass es schwer sein wird, die Spielidee durchzubringen. Gerade die momentane Misserfolgsserie wird da nicht helfen, wenn plötzlich bei den Offensivspielern der Gedanke ausbricht, lieber nicht mehr so weit nach vorne zu gehen/nicht mehr so breit zu stehen, um den „eh passierenden Ballverlust“ abzufangen. Dann wird das am Ende ein Gemurkse ohne Ende.

Und ja, Bosz scheint Dogmatiker zu sein. Die Frage ist nur eben, ob sein Dogma wirklich das richtige ist. Vielleicht beruht es auf der falschen Grundannahme. So oder so ist es aber nun mal so, dass seine Idee gerade in der Bundesliga auf dem vielleicht schwierigsten Grund landet. In Spanien könnte die Herangehensweise IMO besser funktionieren.

Antworten

fcb 30. Oktober 2017 um 13:42

https://www.youtube.com/watch?v=rfOjmWA-OhY

Hier mal eine Expertenmeinung von einem Bundesliga-Trainer (Schubert)
Ab Sekunde 30. Der Clip ist nur rund 1 Minute.

Antworten

koom 30. Oktober 2017 um 14:04

Als „einfache“ Aussage nachvollziehbar. Ich finde ja auch, dass du, wenn du so spielst, es nahezu perfekt tun musst. Siehe Red Bull Leipzig: Da ist der Kader seit Jahren auf diese Spielweise getrimmt – wobei es auch da dazu kommt, das einzelne Spieler nicht passen, obwohl sie vielleicht grundsätzlich gut sind (Selke, Burke).

Der Dortmunder Kader ist das nicht. Zum Teil gefühlt „ausgebrannt“ durch die Jahre unter Klopp, zum Teil einfach aus anderen Gründen nicht mehr passend für so eine Spielweise (Aubameyang). Und wenn du es nicht mit Leidenschaft und voller Hingabe machst, dann wirst du immer offen sein. Gerade in der giftigen Bundesliga, gerade als Favoritenmannschaft.

Antworten

tobit 30. Oktober 2017 um 13:53

In vielen Dingen stimme ich dir zu.

Aber: Rode sehe ich aus verschiedenen Gründen nicht als Lösung irgendeines Problems.
Erstens ist er seit November nur im Mai und Juni (also der Sommerpause) länger als zwei Wochen fit gewesen. Seit Anfang August fällt er auf unbestimmte Zeit aus. Er hat also seit fast einem Jahr nicht mehr ernsthaft gespielt, das ist einfach viel zu wenig, um ihn als Hoffnungsträger für irgendwas zu stilisieren.
Zweitens ist er im Mittelfeld vielleicht besser im Gegenpressing als die anderen, verliert aber auch mehr Bälle als die und kreiert weniger Chancen. Lösen kann man das Gegenpressingproblem also nur, wenn man die Flügel nicht mehr doppelt besetzt, sondern die AV als Gegenpressing-Linie eng neben den Sechser schiebt oder die Achter tiefer und die Flügelstürmer enger positioniert.

Damit kommen wir zum nächsten Punkt: Breite
Man kann das Feld auch lang machen (dann hat man auch mehr Platz und Zeit), macht man aber absichtlich nicht. Und Breite kann man in der Abwehrlinie auch mit drei statt vier Spielern haben, was dann einen AV für eine Position im Zentrum befreit (Guerreiro oder Bartra als „Gegenpressingsechser“ neben Sahin/Weigl). Oder man besetzt die Breite nur da, wo es wirklich sinnvoll ist, nämlich weiter vorne.
Doppelte Flügelbesetzung zieht einen selbst mehr auseinander als den Gegner. Nicht umsonst spielen nur wenige (Top)-Teams mit konsequent auf beiden Seiten doppelt besetzten Flügelzonen. Real spielt meist ganz ohne (oder mit mindestens einem weit einrückenden) Flügelstürmer, Barca spielt ohne LA (und oft mit tiefem oder mittig orientiertem RV), Bayern (aus der Not heraus) auch, Atletico nutzt auch oft mindestens einen gelernten ZM auf den „Außen“. Einzig PSG hat da Phasen mit vierfacher Flügelbesetzung drin – da genießen aber Neymar, Mbappe und Alves viel mehr Freiheiten und bewegen sich permanent in neue Räume.
Mir passt da gie generelle Staffelung der ersten Linie nicht, da die AV die Ausweichräume der IV zustellen, man bei hohen Bällen nach Ballverlust vier statt zwei (oder maximal drei) Spieler als Abseitslinie koordinieren muss (was mit den häufigen Mannorientierungen schwierig wird) und es keinen Zugriff im Mittelfeldzentrum gibt (außer Sahin entblößt den Raum vor der „Kette“ komplett – macht er ja gerne). Würden die AV sich ins Zentrum neben den Sechser orientieren, könnte man (dann im 2-3-5) auch Sahins Herausrücken im Gegenpressing besser absichern, weil es auch dann noch eine sinnvolle Staffelung (statt einer Linie oder eines manndeckenden Hühnerhaufens) des Defensivverbunds gäbe.

Antworten

Schorsch 30. Oktober 2017 um 20:09

Ich stilisiere Rode weder zu einem „Hoffnungsträger“, noch sehe ich ihn als „Lösung irgendeines Problems“. Seine Verletzungshistorie (und -gegenwart 😉 ) ist ja offensichtlich und niemand weiß, ob und inwieweit er in dieser Saison überhaupt noch einmal zum Zuge kommt. Ich schrieb „z.B. Rode“; gemeint war (um es hier zu präzisieren) ‚ein Spielertyp wie Rode‘. Von diesem würde dem BVB zur Umsetzung der boszschen Spielidee gerade in Bezug auf das Gegenpressingverhalten mMn der eine oder andere mehr im Kader guttun. Dass dies für eine andere Spielweise und für andere Aspekte des Spiels nicht zutrifft, sehe ich auch so.

Antworten

tobit 30. Oktober 2017 um 20:28

Dann habe ich deinen Satz zu Rode falsch verstanden. Einen Typen wie Martinez oder Tolisso könnte man tatsächlich gebrauchen – der muss halt auch spielerisch mithalten können, was ich Rode nach seinen bisherigen Auftritten in Dortmund nicht zutraue. Solche Spieler kosten dann schnell Mal 25-40 Mio. und wechseln (im Sommer würden mir da Tolisso, Matic und Paulinho einfallen) nur zu den absoluten Topklubs.
Diese anderen Teile sind halt auch ziemlich eindeutiger Bestandteil seiner Philosophie. Das hat er bei Ajax (und auch vorher) finde ich sehr klar gezeigt, dass er die für wichtiger hält (Gegenpressing kann man wesentlich leichter lernen als Engenspiel und Kreativität). Er hätte da ja auch auf Bazoer und Riedewald im Mittelfeld setzen können – hat er aber nicht, sondern lieber drei gelernte Zehner aufgestellt.

Antworten

Cristian 27. September 2017 um 11:40

Gestern ist Dortmund von Real Madrid dann final das Problem aufgezeigt worden. Du kannst das System nur spielen, wenn du ausreichend Ballbesitz hast. Wenn dann der Gegner auch noch ein Mittelfeld hat, dass quasi immun gegen Pressing ist, bekommst du Probleme. Das Ergebnis hätte auch höher ausfallen können. Auch wenn Castro und co der Meinung sind, dass das Spielsystem alternativlos ist, bin ich doch der Meinung, dass hier eine andere Taktik besser gewesen wäre. Auch die Umstellung auf ein 3-4-3 bzw. 3-3-4 hat ja auch nur einen kurzzeitigen Effekt gehabt.

Antworten

Holger 27. September 2017 um 12:54

Ich frage mich immer (aber diesmal besonders), wie a) der Trainer selbst das Problem sieht und b) das vereinsintern diskutiert wird.

Ich nehme an, Bosz kennt sich mit Fußballtaktik besser aus als der durchschnittliche sv.de-Leser oder sogar -Autor. Also wird er doch vermutlich das Problem erkennen (falls es ein taktisches ist) und auch nicht einfach sagen „das ist mein System, das bleibt so“, oder? Und selbst wenn doch – ist es denkbar, dass jemand wie Zorc dann dazu gar keinen Einfluss auf den Trainer nimmt? Oder sagt: Mach mal, Peter, Hauptsache, wir spielen uns für die Bundesliga ein? Oder ist es eine vertretbare Argumentation, dass es besser ist, ein mit Schwächen behaftetes und ausnutzbares System möglichst perfekt zu beherrschen als zwei oder drei verschiedene jeweils etwa schlechter? Ich denke, die Spieltheorie würde in diesem Punkt jedenfalls eindeutig widersprechen.

Antworten

Isabella 29. Oktober 2017 um 18:43

Man mag taktisch geschult sein, nicht die Probleme seines eigenen Systems zu sehen ist psychologisch begründbar. Gibt auch genug Leute, die die Rechtschreibung beherrschen, aber konstant über eigene Fehler drüberlesen. Vielleicht fällt ihm aber auch kein viel besseres ein, das er jetzt langfristig spielen lassen will.

Antworten

Gh 27. September 2017 um 13:27

würde jetzt mal aus einem spiel gegen real nicht allzu viele rückschlüsse ziehen. real ist zwar in der liga etwas stottrig gestartet, da im sturm derzeit etwas tiefe im kader fehlt, die erste 11 ist aber weiterhin wahrscheinlich die beste der welt. v.a. mit dem besten mittelfeld. da kommt jedes system an seine grenzen.

Antworten

Cristian 27. September 2017 um 14:49

Ich gebe zu, ich bin als BVB Fan über das internationale Ergebnis enttäuscht und stimme dir zu, dass Real vermutlich das beste Mittelfeld der Welt hat. Gegen Nikosia sollte man auch gewinnen, aber ich sehe momentan nicht, wie man mit der Taktik international bestehen will. Wie will man gegen Mannschaften bestehen, wenn man nicht 65% oder mehr Ballbesitz hat? Hier fehlt mir momentan ein Plan B. Die Spieler sind ja schon in der Lage andere Systeme zu spielen, dass hat man ja letzte Saison gesehen. Aber kann Bosz auch ein 4-4-2 oder ein 3-1-3-1-2 oder wie auch immer spielen lassen? Ich glaube daran wird es sich als Trainer messen lassen müssen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass Real, Barca, Napoli etc. sich mit 30% Ballbesitz zufrieden geben…

Antworten

blub 27. September 2017 um 17:38

Jetzt habt mal keine panik, die anderen teams haben das fallobst nikosia schon erlegt und die müssen jetzt gegeneinander punkte lassen.
Tottenham und Real sind zwei der stärksten kontermannschaften in der CL.
Mit angeschlagenem personal kann man da halt mal verlieren, zumindest gegen tottenham war man ja nicht klar unterlegen auch wenn die headlines das suggerieren.

Es kann nur besser werden, mit Schmelzer wird das Gegenperssing gleich ne ganze Ecke besser udnd ann werden die konter schwerer.
Ich versteh immernoch nicht was sahin und castro gestern in der manncshaft zu suchen haten aber naja. so isses halt.

Antworten

tobit 27. September 2017 um 19:16

Real und Barca sind halt das Nonplusultra des Weltfussballs. Gegen die kann man auch zu Hause mal deutlich verlieren.
Die Gruppe ist übrigens die mit Abstand härteste, die man je hatte. Nur 13/14 gab es überhaupt drei ernsthafte Kandidaten fürs Achtelfinale, wo ich den BVB aber gegen Napoli (die waren da noch längst nicht so gut wie heute) durchaus favorisiert und mit Arsenal auf Augenhöhe gesehen habe. Wichtig wäre jetzt, dass es einen klaren Sieger in den Duellen zwischen Tottenham und Real (besser Real, da man gegen die Spurs noch das Heimspiel hat) gibt und man so die Chance hat, mit den Nikosia-Spielen einen von beiden einzuholen (das Momentum umkehren – könnte ein psychologischer Vorteil werden). Gibt es zwei Unentschieden oder jeder gewinnt eines der Spiele, ist ein Weiterkommen für den BVB fast schon unmöglich, da beide danach nochmal gegen Nikosia spielen und dann auf 11 bzw. 12 Punkte kämen.
Spielerisch fand ich beide Spiele durchaus gut, man hat viele gute Ansätze gezeigt und konnte den Gegner phasenweise dominieren – jeweils ohne etliche absolute Leistungsträger (Reus, Schmelzer, Guerreiro, Bartra, Weigl), was mir (neben den Schirifehlern – in jedem Spiel ein Tor/Elfer „geklaut“) in der Bewertung bei manchen einen Tick zu kurz kommt.

Die Grundformation finde ich noch nicht mal so entscheidend. Da gab es schon ein paar Mal Anpassungen – z.B. gestern das 3Raute3/352-Gemisch, die verkappten 4Raute2-Formationen, wenn Kagawa für einen Winger reinkam oder die 5er-Ketten-Halbzeiten in einigen Testspielen. Wichtiger fände ich, dass man weitere Ansätze als totales Reindrücken des Gegners entwickelt (auch wenn das schön und meistens erfolgreich ist). So sehr mir das ästhetisch missfällt, auch mal tief und kompakt verteidigen zu können und vorne die zwei/drei entscheidenden Konter zu setzen.

Antworten

Schorsch 27. September 2017 um 20:00

Bevor man an einen ‚Plan B‘ denkt, muss erst einmal der ‚Plan A‘ sitzen. Und zwar so perfekt wie möglich. Das wird im Laufe der Hinrunde (inkl. CL-Gruppenphase) ein Lern-, Optimierungs- und Perfektionierungsprozess. Einen Tabellenplatz in der Liga, der eine gute Basis für die Rückrunde (und das Erreichen eines der CL-Plätze) sein wird, sollte man damit schaffen. Dieser Prozess wird in der Winterpause weiter vervollkommnet und möglicherweise (aber nur möglicherweise) erfolgt dann auch das Einstudieren einer Art ‚Plan B‘ – Variante.

Das Erreichen der Gruppenphase der CL wäre zwar nicht nur aus finanzieller Sicht wünschenswert, aber die Chancen sind nun eher gering. Real wird nicht in beiden Spielen gegen die Spurs voll aufdrehen. Für den BVB wäre das Nichterreichen der K.O.-Runde der CL allerdings kein Beinbruch, solange man am Saisonende einen CL-Platz erreicht. Und in der EL dürfte man durchaus keine schlechten Chancen haben, auch wenn dort starke Konkurrenz zu erwarten sein dürfte.

Unter Klopp waren die Europacup-Auftritte zunächst auch eine Lernphase. Und unter Tuchel waren die Spiele in der EL-Gruppenphase gegen wahre Giganten als Gegner 😉 auch keine überzeugenden Auftritte, auch wenn man berücksichtigt, dass hier sehr viel rotiert wurde.

Antworten

Gh 28. September 2017 um 08:34

finde auch den mysteriösen plan b immer… mysteriöser. ist so ein bisschen das bernsteinzimmer des weltfußballs.

Antworten

tobit 28. September 2017 um 10:31

Mir geht es nicht um einen Plan B, sondern um einen variantenreichen Plan A. Atletico z.B. hat in ihrem Plan immer aggressivere und passivere Phasen drin, das fehlt mir aktuell bei Dortmund noch, da wird einfach immer identisch draufmarschiert.
Zidane wusste, dass das kommt und konnte sich genau darauf einstellen. Dass man gegen Real auch mit mehr Variabilität wohl verloren hätte, geschenkt. Da trifft ein Spruch zu, der hier Mal für Klopps BVB gebraucht wurde: „Du kannst gegen Real nicht kontern und du darfst gegen sie nicht mitspielen“

Antworten

Schorsch 28. September 2017 um 18:15

Es ist noch nicht einmal ein Viertel der Saison gespielt. Dafür funktioniert das (neue) Spiel des BVB schon recht gut. Für mich war das nicht unbedingt erwartbar. Dass es noch hakt, ist vollkommen normal. Dieses Spiel erfordert ein außergewöhnliches Maß an Passicherheit. Das ist (noch) nicht immer gegeben. Ein Team wie Real, das mit seinem Mega-Mittelfeld alles an Passwegen zustellen kann und pressingresistent ist, weiß natürlich, wann sich Chancen für sie ergeben. Und Zidane ist kein heuriger Hase.

Im Fußball kann es auch immer anders kommen, als man denkt. Ahndet der Referee die Volleyballeinlage von Ramos und geht der BVB in Führung, dann läuft das Spiel vielleicht anders. Aber für Konjunktive kann man sich nichts kaufen.

Boszs Systematik zielt im Prinzip darauf ab, zunächst seine Spielweise so perfekt wie möglich zu implementieren. Erst dann kommt es zu Varianten dieser Spielweise. Nicht unlogisch, wie ich finde. Wir werden mMn noch viel Freude am BVB in dieser Saison haben.

tobit 28. September 2017 um 18:32

Klar funktioniert das System schon wesentlich besser als erwartet – sonst würde ich mich ja nicht mit weiteren Varianten beschäftigen, die man in der Zukunft hinzufügen könnte/sollte/wird. Man muss ja auch nicht einen Teil erst auf 100% hochbimsen bis man mit was anderem ergänzt, das kann man auch schon bei 80-90% machen. Und von der Marke sind wir glaube ich nicht mehr so weit entfernt, wenn man mal gelegentliche Fehler von Sokratis/Piszczek am Ball außen vor lässt (die bekommt man nicht mehr raustrainiert).

Schorsch 28. September 2017 um 20:32

Schon klar. Im Moment sind mMn noch die unterschiedlichen Passqualitäten der Mittelfeldspieler ein Risikofaktor. Weigl ist gerade erst auf den Rasen zurückgekehrt und muss nun ohne die Gefahr einer Überbelastung weiter herangeführt werden. Ähnliches gilt für Götze. In Hinblick auf die lange Saison ist hier Rotation erforderlich und da spielen dann eben auch Spieler, die nicht die ganz hohe Passqualität haben. Sokratis und Piszczek sind in der Tat immer wieder für Stockfehler gut, das eigentliche Problem in der Defensive ist mMn die mangelnde Schnelligkeit der meisten Abwehrspieler. Gerade bei Ballverlusten und schnellem Umschalten des Gegners ist dies ein Manko, wenn man hinter der Mittellinie in der gegenerischen Hälfte postiert ist. Das wird man auch nicht ändern können.

Daniel 28. September 2017 um 20:39

Kenn mich nicht soo gut aus beim BVB, aber ich fand Zagadou eigentlich schon ziemlich schnell wenn ich ihn gesehen hab. Vielleicht nicht so sehr im Antritt, aber auf größere Distanzen durchaus.

tobit 28. September 2017 um 20:50

Toprak kann ich noch nicht so ganz einschätzen, wirklich langsam ist er aber sicher nicht. Der Rest der IV (außer Subotic, der spielt aber eh nicht) ist schon ziemlich schnell unterwegs, auch im Antritt alle nicht zu verachten. Da hat man sich im Sommer (konsequenterweise möchte man fast sagen) von den beiden langsamsten getrennt, auch wenn ich Bender wegen seinem Stellungs- und Aufbauspiel (gepaart mit Zweikampf- und Kopfballstärke) gerne behalten hätte.

Schwieriger sind da die AV. Guerreiro, Toljan, Durm (und auch Passlack) sind verdammt schnell und beweglich – Piszczek nicht (mehr) und Schmelzer nur mit Abstrichen. Die beiden letztgenannten sind aber erfahrener, zweikampfstärker und Schmelzer im defensiven Stellungsspiel Weltklasse (was gerade Toljan bisher abgeht)

Schorsch 28. September 2017 um 23:42

Zagadou steht gut im Raum und antizipiert gut. Das ermöglicht es ihm (ein wahrer ‚Riese‘), eventuelle Schwierigkeiten mit der ‚Übersetzung‘ selbst auf der linken AV-Position zu kompensieren.

Es geht mir auch nicht um die generelle Schnelligkeit oder die Antrittsschnelligkeit allein. Da kann man durchaus zufrieden sein. Es geht um die spezifische Situation im Spiel des BVB, wenn man hoch steht, den Ball in der gegnerischen Hälfte verliert und der Gegner schnell schaltet und vertikal/diagonal durch die letzte Reihe (hinter der Mittellinie in der gegnerischen Hälfte postiert) spielt. Natürlich ist dies immer eine unangenehme Situation für die Abwehrspieler. Der Gegenspieler hat Fahrt aufgenommen und ist in der dynamischen Vorwärtsbewegung, der Abwehrspieler ist aus einer statischen Position heraus gezwungen, sich zunächst umzudrehen und dann quasi aus dem Stand heraus die Rückwärtsbewegung anzutreten. Da muss man schon schneller sein als schnell, um es einmal so auszudrücken. So sehr viele Spieler, die eine solche Schnelligkeit mitbringen, fallen mir da nicht ein, außer Boateng in Bestform.

Um solche Situationen zu minimieren muss mMn der Hebel eher woanders angesetzt werden. Ballverluste minimieren durch Erhöhung der Passsicherheit; bei Ballverlusten das Gegenpressingverhalten weiter optimieren,; die Arbeit gegen den Ball der Offensivspieler auf Außen verbessern. Ein ‚Restrisiko‘ wird sicherlich bleiben, aber mit dem wird man leben können.


FAB 27. September 2017 um 09:03

Beeindruckend am Bosz System:
Es wird unglaublich viel kollektiver Aufwand betrieben, am Ende sind aber in den wichtigen, entscheidenden Situationen die Spieler im 1gegen1 auf sich alleine gestellt.
Kann gegen individuell schlechtere Mannschaften gut gehen, geht aber gegen Mannschaften mit individuell besseren Spielern garantiert schief.

Antworten

Schorsch 27. September 2017 um 11:18

Passend dazu vielleicht folgende Auusage von Sokratis nach dem gestrigen Spiel:

„Diese Art von Offensivspiel können wir nur mit viel Energie spielen. Wenn wir die nicht haben, ist es anders. Wenn wir das, was der Trainer von uns will, nicht gut umsetzen, haben wir Probleme.“

Antworten

sharpe 27. September 2017 um 13:59

der größte Fehler wäre doch, nur weil man gegen Real verloren hat, am System zu zweifeln. Im Gegenteil, in solchen Spielen bekommt man aufgezeigt, wo es genau noch hapert und wo man sich innerhalb des Systems noch verbessern muss. Ich finde, der BVB hat das gegen ein individuell klar besser besetztes Team nicht schlecht gemacht und ist unter Bosz auf einem guten Weg mit einem sehr interessanten Stil.
Bosz hat der Borussia sehr schnell seinen Stempel aufgedrückt, man erkennt die Handschrift des Trainers. Ich wäre froh, so was über Bayern auch schreiben zu können.

Antworten

Schorsch 27. September 2017 um 14:41

Das wird beim BVB auch niemand tun. Im übrigen hat Bosz in der letzten halben Stunde das System auf ein 3-4-3 umgestellt. Und auch entsprechend gewechselt. Die Spielweise hat sich dabei allerdings nicht geändert und geändert hat sich an der Durchschlagskraft nach vorne und der defensiven absicherung dadurch mMn auch nicht viel (sofern dies in einer halben Stunde überhaupt bei einem solchen Spielstand und diesem Gegner möglich ist).

Bosz selbst hat nach dem Spiel die Defensivleistung als weit von seinen Vorstellungen entfernt bezeichnet. Auch dieses Spiel wird mMn einen weiteren Lerneffekt bringen und dies wird sich in erster Linie in der Bundesliga, vielleicht später in der EL zeigen. Primär wird Bosz das/die von ihm eingeführte System/Spielweise in seiner/ihrer Umsetzung weiter optimieren und perfektionieren wollen. Das entspräche seiner bisher immer gezeigen Arbeitsweise. Hierfür wird er die Hinrunde und die Winterpause nutzen. Was anderes bleibt ihm bei diesem engen Zeitplan auch gar nicht übrig. Dazu gehört selbstverständlich die Arbeit gegen den Ball. Philipp und Yarmolenko z.B. müssen sich hinsichtlich ihrer Defensivarbeit noch deutlich steigern. Es kann nicht angehen, dass ein Außenverteidiger sich plötzlich 2 Gegenspielern gegenübersieht (gegnerischer Flügelangreifer und gegnerischer Außenverteidiger). Unter Klopp wurde auf den Außen gedoppelt, mitunter sogar ‚getrippelt‘. Wenn dies durch das Hochstehen nicht gewährleistet werden kann, muss ein Mittelfeldspieler (oder sogar ein Innenverteidiger) die (teilweise riesengroßen) Räume besetzen. Das setzt u.a Schnelligkeit (auch Gedankenschnelligkeit) voraus. Sven Bender war sich da früher für keinen Weg zu schade. Ok, war eine etwas andere Spielweise. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sich für einen Sebastian Rode nicht doch noch ein Platz im Team finden sollte.

Keine Panik auf der Titanic lautet die Devise.

Antworten

tobit 26. September 2017 um 18:03

Zum Alternativsystem: Aktuell gibt es immer mal wieder den Wechsel Dahoud oder Kagawa (wer halt gerade draußen saß) für einen der Außenstürmer, was dann weniger 433 war sondern eine etwas undefinierte/unscharfe Mischung aus 433, 4Raute2 und 4222. Dabei wechselten die drei offensiveren ZM munter untereinander (Weigl bzw. Sahin hielten etwas mehr die Sechserposition, konnten aber auch mal auf der Zehn auftauchen), während Auba und (meistens) Philipp als eher breite Doppelspitze umherpendelten. Götze schien sich da besonders wohl zu fühlen, Castro eher weniger – der eine kann Strukturen schaffen, der andere braucht sie (weil er selbst ein Chaot ist).

Antworten

arjo 14. September 2017 um 11:02

Da diese Analyse schon relativ früh angekündigt wurde, habe ich sie bereits sehnsüchtig erwartet. Neben den Umstellungen im Mittelfeld, scheinen sich das Anforderungsprofil der Außenverteidiger und des Mittelstürmers unter Bosz am stärksten verändert zu haben.
Besonders interessant finde ich dabei den spielmachenden Aspekt der Außenverteidiger. Zwar haben sich Piszczek und Schmelzer, wie beschrieben, unter Tuchel im Passspiel verbessert und sind mittlerweile eher Halb- als gradlinige Außenverteidiger, dennoch geht ihnen mMn das spielerische ein wenig ab. Äquivalent zu Bayern, bei denen diese Position seit Jahren von Spielern bekleidet wird, die auch im zentralen Mittelfeld spielen können, würde ich diese bei Dortmund gerne einmal mit Guerreiro und Castro besetzt sehen. Da weiterhin die unter Tuchel häufig genutzten Chippässe als Möglichkeit für das Knacken kompakt stehender Gegner, die tiefere Positionierung der Außenverteidiger, die höhere der Achter sowie die breitere der Außenstürmer angesprochen werden, könnten spielerisch starke Außenverteidiger eben diese Pässe spielen. Um dies zu forcieren könnte man als taktischen Kniff auch über eine inverse Positionierung der Außenverteidiger nachdenken.
In Bezug auf die neue, nicht ideale Rolle Aubas, finde ich die Idee im Aufbau mit Yarmolenko als Zielspieler zu agieren ebenfalls sehr interessant.

Antworten

Mourinho 14. September 2017 um 08:55

Schöner Artikel zu Bosz, hat mir gut gefallen. Ich bin allerdings der Meinung, dass Tuchel hier viel zu stark verklärt wird. Ja, diese offensiven Muster wie Chippässe hinter die Abwehr gab es unter ihm. Allerdings speziell in der Hinrunde 15/16 mit Gündogan und Mkhitaryan. Die wurden schon in der Rückrunde 15/16, als Tuchel versuchte die Balance hin zu mehr defensiver Stabilität zu verschieben, deutlich seltener eingesetzt. Ohne die zwei Spieler gab es diese Mechanismen 16/17 so gut wie überhaupt nicht. Gegen tiefstehende Gegner hat man sich in erster Linie auf die individuelle Klasse von Dembele verlassen. Von daher sollte man das jetzige BVBosz eher mit dem BVB der letzten Saison vergleichen und nicht mit dem BVB mit Gündogan und Mkhitaryan.

Antworten

MR 14. September 2017 um 14:22

Die Offensivmuster und Rollenverteilungen waren auch letzte Saison meist auf sehr hohem Niveau, die Hinrunde 15/16 war nur die einzige, von der ich eine Teamananalyse parat hatte.

Antworten

JD 14. September 2017 um 19:30

Sehe ich überhaupt nicht so. Stimme da Mourinho völlig zu. Wenn man sieht, wieviele Punkt der BVB letzte Saison gegen deutlich schlechtere Mannschaften liegen gelassen hat, wie oft man sich spielerisch gegen Mannschaften wie Darmstadt oder Frankfurt einen abgebrochen hat, dann kann man da kaum noch von Mustern auf hohem Niveau sprechen. Mehrere Spiele konnten alleine dadurch gerettet werden, dass Dembele aus unmöglichen Situationen Räumen und Chancen geschaffen hat, die eigentlich garnicht sein konnten. Von dem genialen Fussball der ersten Tuchelsaison hat man in der letzten Saison nichts mehr gesehen. Die geniale Zeit war spätestens mit dem Umstellen auf Dreierkette endgültig vorbei.

Antworten

Schorsch 15. September 2017 um 13:09

Dem kann ich mich anschließen. In der Hinrunde 15/16 zeigte man in der Tat beeindruckende Offensivmuster. Was nicht zuletzt daran lag, dass Tuchel mit Gündogan, Mkhitaryan die entsprechenden Spieler zur Verfügung hatte. Auch Kagawa muss man hier erwähnen. Und letztlich auch den Innenverteidiger Hummels. Allerdings zeigte man sich auch konteranfällig (und ein wenig naiv in München), sodass Tuchel diese Offensivmuster etwas zugunsten der Steigerung defensiver Kompaktheit in der Rückrunde anpasste. Was die Saison 16/17 anbelangt, so passte das alles nicht mehr so recht zusammen. Mag an den Abgängen gelegen haben, mag an der Einstellung des Teams durch Tuchel gelegen haben, oder an beidem. Es ging mehr und mehr darum, zu ‚Punkten‘ und nicht unbedingt, das Team gleichzeitig weiterzuentwickeln. Ja, und bei Dembélé durfte man sich mehrfach bedanken (trotz seiner eher mageren Defensivarbeit).

Von meiner Seite auch ein Dankeschön an MR für diesen Artikel. Gut strukturiert, eingängige Argumentation. Auch wenn man nun in London Lehrgeld bezahlt, so bleibe ich hinsichtlich der Entwicklung des Teams in dieser Saison optimistisch.

Antworten

Fri 14. September 2017 um 08:37

Wäre es nicht eine gute Idee, Yarmolenko und Auba im Aufbau die Positionen täuschen zu lassen? Yarmo ist ja anscheinend ein sehr guter Ablagespieler und hat mMn gute Übersicht und Technik mitbringt.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 10:02

Hatte ich auch schonmal überlegt. Könnte aber auch ungünstig sein, da Auba auf dem Flügel nur sein Tempo hat und sonst völlig wirkungslos ist. Für Kontersituationen oder bei langen Bällen mit direkter Verlängerung auf die diagonal einstartenden Flügel könnte ich mir diesen Tausch am ehesten vorstellen. Außerdem schränkt man Yarmolenko im Zentrum auch ein, er scheint sich ankurbelnd auf der Seite deutlich wohler zu fühlen.

Antworten

Daniel 14. September 2017 um 00:54

Passender Zeitpunkt für die Analyse, beim Spiel heute Abend (das erste, das ich von Bosz über 90 Minuten seh) konnte man einige-aber nicht alle-der erwähnten Aspekte beobachten. Die Spielweise des BVB war schon recht klar erkennbar und hat auch halbwegs funktioniert, fragwürdig fand ich vor allem die Zusammenarbeit in der Defensive und die extrem konservativen Wechsel. Ein weiterer zentraler Kreativspieler hätte dem BVB meiner Einschätzung nach gut getan. Stattdessen wurde dreimal exakt positionsgetreu getauscht. Klar, damit macht man im Regelfall nix kaput..aber man gewinnt halt auch normalerweise nichts durch solche Wechsel. Grundsätzlich fand ich die Leistung in Wembley solide, leider mit einigen entscheidenden (großteils individuellen) Ausreißern.

– Sahin nimmt seine Rolle mit Ball solide wahr, gegen den Ball ist er aber leider problematisch. Er kann weder mit Stellungsspiel und geschickten Laufwegen (wie Weigl und teilweise Dahoud) noch mit Dynamik und Zweikampfhärte das gegnerische Offensivspiel unterbinden oder wenigstens verzögern oder gar Ballgewinne verbuchen.

– Ich habe nach dem Yarmolenko-Transfer hier hinterfragt, ob die teuren Verpflichtungen weiterer Offensivspieler wirklich sinnvoll sind und der BVB die Dembele-Millionen nicht lieber in Verstärkungen im Defensivbereich gesteckt hätte. Die Reaktionen waren überwiegend negativ, aber-es tut mir leid- ich muss jetzt wieder damit kommen. Sokratis und Piszcek waren bereits letzte Saison in der CL meist überfordert, heute war es das Gleiche. Piszcek bekommt seine Seite nicht zu, er ist vorne wirkungslos und kommt dann bei Kontern zu spät zurück in seine Grundposition. Sokratis verweigert beim 0:1 den Zweikampf, beim 1:2 geht er zwar in den Zweikampf, aber viel zu tollpatschig und ungestüm (wie das so seine Art ist). Dazu gewohnt langsam, mit suboptimalem Stellungsspiel und technisch und am Ball schwach. Trotz meiner geringen Erwartungen an ihn war ich doch etwas enttäuscht, weil er heute selbst in seiner einzigen wirklichen Kernkompetenz (dem direkten, physischen Zweikampf) überfordert war. Sokratis war ehrlich gesagt noch nie mehr als ein leicht überdurchschnittlicher Buli-Spieler, Piszcek hingegen war zu seinen besten Zeiten tatsächlich einer der besten Rechtsverteidiger Europas-damals konnte er seine Schwächen (wenig pressingresistent, im (Defensiv-)zweikampf und der Positionierung mäßig, was bei einem umfunktionierten Stürmer auch kein Wunder ist) mit überragender Dynamik, Schnelligkeit und offensiver Durschlagskraft auffangen (so ein bisschen wie Kolasinac). Davon ist altersbedingt nicht mehr viel übrig und zurück bleibt ein mäßig schneller, passschwacher Risikofaktor.
Der BVB hat sich hier zwar verstärkt, aber-verglichen mit den Ablösen für einen Yarmolenko z.B.-doch eher im Schnäppchenregal. Dennoch waren die Neuen Toprak und Toljan trotz mangelnder Eingespieltheit in der Mannschaft noch die besseren in der Defensive. Gerade Toljans Leistung war angesichts der Umstände durchaus ansprechend, darauf kann man aufbauen. Toprak hat seinen Stiefel ganz ok runtergespielt, konnte aber auch nicht retten, was zu seiner Rechten verbockt wurde. Der BVB muss hoffen, dass Schmelzer und/oder Guerreiro bald zurückkommen und Toljan für rechts frei wird. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass Toljan in Hoffenheim meist Bankspieler war-Wunderdinge kann man von ihm auch (noch?) nicht erwarten, ein großer Wurf sieht anders aus. Angesichts der Umstände ist er aber natürlich klar die beste Option als RV. In der Mitte muss Bartra schnell wieder fit werden und im Idealfall sollte Zagadou schnell zur Option werden, um möglichst mit Bartra/Zagadou/Toprak durch die Saison zu kommen. Als IV Nr. 4 ist Sokratis sogar ganz gut.

– Ich hab es weiter oben schon geschrieben: Die Defensivarbeit der Mannschaft als ganzes war nach überspieltem Pressing noch recht optimierungsbedürftig. Im Grunde haben sich an der Strafraumverteidigung neben der Viererkette nur Dahoud und Sahin beteiligt, der Rest hat sich aufs Zuschauen beschränkt. Am schwächsten war hier Yarmolenko (auch wenn sein schönes Tor das wahrscheinlich für viele überdeckt), der Piszcek beinahe null unterstützt hat. Wenn Piszcek einrückte, war die rechte Defensivseite des BVB unbesetzt (siehe beispielhaft das 3:1). Ich weiß nicht, ob er sich das in der Ukraine als Superstar vielleicht leisten konnte, aber da muss viel mehr von ihm kommen. Gerade bei einem individuell so schwachen RV wie Piszcek kann sich der vor ihm spielende Flügelspieler keine Verweigerung leisten. So wie der BVB seine rechte Abwehrseite verteidigt hat brauchten sie sich auch nicht zu wundern, dass sie drei Tore von dort bekommen.

So eine Aufzählung von Fehlern klingt natürlich sehr negativ…so schlimm fand ich es tatsächlich aber nicht. Die Niederlage empfand ich ein Tor zu hoch, was auch durch eine der vielen schwachen SR-Leistungen in der CL begünstigt wurde. Auch wenn Sokratis und Sahin sich blöd anstellen wurden sie mMn dennoch gefoult von Kane vor dem 2:1. Und dass Aubameyang bei seinem Tor (gar nicht mal soo knapp) nicht im Abseits stand darf man auch ruhig mal sehen.

Antworten

Hellawaits1982 14. September 2017 um 09:28

Meiner Meinung nach hat Bosz, gestern auch Lehrgeld bezahlt.

Die 4 er Kette stand gestern viel zu hoch .

Nun muss man im Rückspiel sehen, dass man den direkten Vergleich gewinnt , sonst findet man sich in der EL wieder .

Schade hab gestern einen Sieg für den BVB erhofft, da ich es schon gerne sehe , dass deutsche Teams in die KO Runde kommen.

Zu deinem geschilderten Defensivproblem.

Das besteht meiner Meinung nach schon länger , auch unter Klopp war man hinten immer für ein Gegentor gut , unter Tuchel bevorzugt nach Standards und Konter .

Das Spiel war gestern jetzt nicht so schlecht , der Spielverlauf war nur eher suboptimal. Das 2:2 wurde nicht gegeben und im direkten Gegenzug machten die Spurs das 3:1 und damit wars gegessen .

Antworten

FAB 14. September 2017 um 12:37

@tobit, wunderbar, alle deine Eindrücke kann ich nur bestätigen.
Die Frage ist wie geht es weiter und was hat Bosz jetzt vor.
Meine Einschätzung deckt sich in etwa mit der MR Analyse. Beim BVB wird sich guter aber eben kein sehr guter Fussball entwickeln. Gut heißt, man kann dieses Jahr mit Glück und Bayern-Schwäche deutscher Meister werden, aber eine Champions League Gruppe mit Real und Tottenham ist im Gegensatz zu den letzten Jahren eine Nummer zu groß.
Dennoch bin ich gespannt wie Bosz den Umbruch von Pisczek, Sahin hin zu Toljan, Weigl, Dahoud meistert. Was mit Schürrle, Rode und co passiert.
Ob er sich vielleicht zu einem taktisch flexibleren Trainer und letztlich besseren Trainer entwickelt. Oder ist er am Ende ein Sturkopf? Ich bin gespannt. Aber um dann vielleicht in nächste Saison wieder sehr guten Fussball spielen zu können, muss sich nicht nur die Spielstruktur festigen, sondern man muss wohl zusätzlich wieder einen Mhkitaryan oder einen Dembele entdecken.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 13:38

Den Mkhi traue ich Pulisic zu. Der bringt eigentlich alles dafür mit, müsste nur noch etwas präsenter werden, aber das sah jetzt auf links auch schon besser aus.

Ob die Gruppe wirklich eine Nummer zu groß ist, muss man sehen. Dafür müssen erstmal alle gegen Nikosia gewinnen (auch Dortmund) und Real liegt den Dortmundern eigentlich ganz gut. Natürllich ist da jetzt schon direkt (vermeidbarer) Druck auf dem Kessel, gerade auch nach dem schwachen Spiel in Freiburg.

Will man mit Bosz langfristig erfolgreich sein, muss man die individuelle (und besonders spielerische) Klasse der Verteidiger weiter erhöhen, oder er muss Weigl wieder als sehr tiefen (und das Pressing durchdribbelnden) Aufbau-Anker bringen. Für den hat er dann aber wieder keine Ersatz, da das Sahin nicht auf dem Niveau kann.
Die grundsätzliche spielerische Idee gefällt mir eigentlich sehr gut. Besonders natürlich die (noch) bessere Bürki-Einbindung bei hohem Neuaufbau. Mal sehen, ob er irgendwann wieder seine „philosophischeren“ Versuche aus Almelo und Arnheim auspackt – ein paar Grundprinzipien davon meine ich schon entdeckt zu haben. Wie beschrieben schiebt immer wieder einer der IV als mannorientierter „Vorstopper“ aus der Kette, was dann schon einige 3223- und gestern auch mal kurz 31231-Momente ergab.
Also: nächste Saison Durm, Sokratis und Subotic oder Piszczek (der andere bleibt als IV-Notnagel) abgeben und einen neuen IV (Toprak, de Ligt, Mammana, Koulibaly) und RV (Hysaj, Florenzi, evtl kann das auch Toljan oder Passlack sein) etablieren.

Antworten

Daniel 14. September 2017 um 14:19

Seh ich ganz ähnlich, grad den Part über Pulisic. Man sollte jedoch nicht noch ein Jahr warten, bevor man die Klasse der Verteidiger erhöht, das geht (bei guter Entwicklung und wenig Verletzten) schon mit dem momentanen Kader. Gestern war das halt personell schon eine sehr ungünstige Gemengelage, da mit Bartra, Schmelzer und Guerreiro die drei (neben den noch nicht perfekt integrierten Neuzugängen Toljan, Toprak und Zagadou) besten Verteidiger und dazu noch mit Weigl der defensiv stärkste Mittelfeldspieler ausfielen. Zagadou wurde bisher auf ungewohnter Position als LV eingesetzt, dafür hat er es gut gemacht. Es ist bereits zu erkennen, dass er trotz seiner Jugend bereits die physische Stärke von Sokratis hat, ohne dessen massive Schwächen zu haben. Und wenn Schmelzer/Guerreiro wieder da sind kann Toljan nach rechts und dann sieht das doch schon wesentlich besser aus.

—Pulisic——–Auba————-Phillip—
———Dahoud–Weigl–Götze———–
-Schmelzer–Toprak—Bartra—Toljan
———————–Bürki———————-

Das sieht doch schon deutlich besser aus. Und wenn sich Zagadou und Guerreiro weiter gut entwickeln kann man da auch ganz gut rotieren. Gerade Zagadou/Bartra klingt find ich verheißungsvoll.

Noch ein Wort zu Bürki, weil du ihn erwähnt hast: er sah nicht besonders toll aus gestern, aber in meinen Augen konnte er das nicht wirklich besser lösen gestern. Auch wenn der Winkel zweimal spitz war-der Schuss kommt zweimal aus geringer Entfernung und ist gut platziert, da kannst du nicht viel machen als Torwart. Das dritte Tor hätte er denk ich gehabt, wenn Piszcek nicht leicht, aber entscheidend abfälscht. Insofern kein Vorwurf.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 14:43

In solchen Situationen wie beim 1:0 und 2:1 verlässt sich Bürki oft auf seine wahnsinnig guten Reflexe und bekommt dann noch die Hand hoch (hat er beim 1:0 fast geschafft). Son und Kane sind im Abschluss halt schlicht Weltklasse, auf die man in der Liga sehr selten trifft (eigentlich gar nicht, höchstens Robben oder Lewy an guten Tagen). Wenn er da die kurze Ecke komplett dicht macht, dann legen sie ihn „einfach“ ins lange Eck.
Insgesamt waren die Spurs bis zum 3:1 sehr effektiv. In der ersten Hälfte zwei Schüsse aus spitzem Winkel zu zwei Toren – nach dem Wechsel dann mit dem dritten Schuss im Strafraum (dazwischen nur zwei Distanzschüsse) die Entscheidung als direkte Antwort auf das eigentliche 2:2. Perfekter Spielverlauf, würde ich mal sagen.

Ich würde jeweils die Seiten der IV und der Achter tauschen, das entspricht eher ihren bevorzugten Räumen (gerade für Bartra und Götze). Ob Philipp sich wirklich gegen Yarmolenko durchsetzt, würde ich erstmal abwarten. Mir hat Yarmo, trotz fehlender Abstimmung, offensiv (wenn man ihn mal eingebunden hat) schon ziemlich gut gefallen. Defensiv wird das mit der Zeit sicher auch noch besser werden.

Schorsch 15. September 2017 um 13:38

Subotic war eigentlich schon in England, fiel dann durch den Medizincheck, musste operiert werden und fiel somit lange aus. Dann wurde er nach Köln verliehen, wobei der EffZeh ihn nicht verpflichten wollte. Zuletzt gab es wohl Interessenten aus der Bundesliga und auch aus dem Ausland. Zustandegekommen ist ein Wechsel dennoch nicht. Auch Durm war bereits im Prinzip beim VfB, im letzten Moment wollte man dort aber nur eine Leihe. Dass der BVB sich von diesen Spielern (z.T. seit längerem) trennen will und dies diesen Spielern auch so kommuniziert wurde, ist augenfällig. Dabei finde ich es fair, dass man bei Spielern, die ein Teil des Erfolges früherer Spielzeiten waren und sich immer professionell und anständig verhalten haben, keine fiesen Tricks anwendet, um diese loszuwerden. Das tut man auch nicht bei Park, einem wirklichen ‚Fehlkauf‘, der jetzt seine Vertragslaufzeit bei der U 23 aussitzen darf. Der BVB braucht Transfererlöse, um weiter in Spieler investieren zu können.

Man sollte auch nicht vergessen, dass Aubameyang eigentlich auch nicht mehr da sein sollte. Er hatte ein ‚persönliches Transferfenster‘, in dem es aber nicht zu einem Wechsel kam. Ich bin mir sicher, dass der BVB einen Mittelstürmer (möglicherweise einen Ablagespieler) verpflichtet hätte, wenn Aubameyang gegangen wäre.

Was die AV anbelangt, so baut man auf Schmelzer/Guerreiro (wobei letzterer vielleicht auch nicht gar so lange bleiben wird; Interessenten dürfte es geben) auf links und Toljan/Piszczek auf rechts. Wenn Passlack sich bei der TSG wie erhofft entwickeln sollte, wird er anstelle von Piszczek die Alternative auf rechts werden. Im Moment wird Toljan wohl weiter auf links spielen, da Schmelzer leider wieder in den Krankenstand getreten wurde und Guerreiro gerade erst wieder im Lauftraining ist.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 10:43

Sahin hat mir auch überhaupt nicht gefallen. Man hat wieder seine altbekannten Schwächen in der Positionierung in Ballbesitz (überpräsentes Ballfordern, Passrouten zulaufen, schlechtes Umblickverhalten) und seine Probleme in engen Räumen (wenn er aufrückte) gesehen. Gegen den Ball meist zu langsam, was mich gegen die Spurs wenig überraschte (eigentlich ist da nur Dier nicht explizit schnell).

Piszczek und Sokratis haben beide schon immer Probleme mit Gegnerdruck, die sie im besten Fall durch physische Überlegenheit lösen können. Gestern war aber Kane stärker (auch wenn ich vor dem 2:1 auch mindestens ein Foul sehe) und Son schneller – also war ihr normaler Lösungsweg nicht mehr möglich, was dann zu hektischen Pässen auf Dahoud (meist schnell angelaufen oder schon gedeckt), Sahin (der nie aufdrehte, selbst wenn es Mal möglich war) oder zum Gegner führte.
Sokratis kann prinzipiell ein Verteidiger internationaler Klasse sein, wirkte aber auch schon letzte Saison im Pokal und der CL sehr unsicher und fahrig. Dadurch neigt er dann zu seinen Lucio-Gedächtnisdribblings (die er aber dann nicht durchbringt, sonst klappt das oft ganz gut) und völlig unbedrängten Fehlpässen, sowie noch aggressiverem Rausrücken gegen den Ball (oft sogar ohne Chance auf den Ball – und immer ohne Rücksicht auf die hinter ihm offenen Räume).
Auf RV war aber am Ende der Transferperiode auch schlicht niemand besseres als Toljan (der mich positiv überrascht hat, abgesehen von seiner Nichtnutzung des linken Fußes) zu haben. Das wird man hoffentlich nächstes Jahr nach Abgängen von Durm und Piszczek (oder er bleibt noch als IV Nr. 5 wenn Subotic geht) gezielt und mit Zeit angehen (Vielleicht überrascht ja auch Passlack in Hoffenheim).

Yarmolenko fand ich defensiv auch sehr schwankend. Ihm fehlte vor allem noch die Intensität. Wenn er die Mal hatte, gab es auch gute Defensivaktionen und ordentliche Unterstützung für Piszczek – dann kam über rechts auch kaum mehr was durch (Pulisic ist da natürlich auch ein harter Benchmark, der ist defensiv verdammt sauber und intensiv).

Im Spiel fand ich auch den Verlauf sehr unglücklich. Die Spurs machen aus zwei(!) Schüssen in der ersten Hälfte zwei Tore, natürlich begünstigt durch individuelle Fehler (Sokratis, Piszczek, Sahin, Bürki in absteigender Schwere), aber auch die laxe Zweikampfbewertung des SR (was Dortmund nie entgegenkommt). Nach der Halbzeit gelingt es erst nicht, den Ball unterzubringen, dann wird der Ausgleich weggepfiffen (#Videobeweis) und im direkten Gegenzug gibt’s das 3:1. Danach hat man gemerkt, dass sie nicht mehr dran geglaubt haben, das noch zu drehen und die Spurs bekamen noch ein paar (sehr schlecht ausgespielte) Konter, bei denen man sich über das 4:1 nicht mehr hätte beschweren dürfen.
Die Wechsel fand ich auch unglücklich. Gerade Toprak so kurz vor Schluss für Zagadou rauszunehmen (und den dann nicht vorne reinzustellen). Im Zentrum hätte ich mir Philipp für Sahin (einen echten „offensiven“ Wechsel halt – nicht Götze für Kagawa, der als solcher vom Kommentator verkauft wurde) gewünscht und Dahoud drauf gelassen, da der eh schon oft von der Sechs aufgebaut (weil Sahin sich nach vorne oder außen verabschiedete) hat und gegen die Konter der Spurs stabiler absichern konnte.

Antworten

fluxkompensator 14. September 2017 um 11:00

ich fand das gegenpressing teilweise sehr ordentlich, jedoch in einigen Szenen nicht ausreichend abgesichert (0:1 z. b.). schwierig zu sagen, ob in diesen fällen individuell (sahin) die falsche Entscheidung getroffen wurde oder ob es systemimmanent ist. für mein dafürhalten war es sahins fehleinschätzung.

Antworten

blub 14. September 2017 um 00:02

was du über die ersten BVB Spiele gesagt hast wurde auch von ein paar xG-Nasen auf twitter bestätigt: Eine deutlich geringere xG/Torschuss. im moment nur um 0,08.
Vllt sollte bosz ein paar mechanismen aus der uchel zeit recyceln, auh wenn ejtzt gündogn und mikhitaryan fehlen die softe chipbälle am fließband produzieren konnten.

das hätte auch heute gegen die spurs geholfen, die man in der 1 HZ echt tief reingedrückt hat ohne daraus gute chance zu machen.

Antworten

Mananski 13. September 2017 um 18:07

4:3:3 mit tiefen Außenverteidigern, hohen Achtern und einem ablegenden Stürmer klingt von der Grundstruktur wie Neapel.

Antworten

tobit 13. September 2017 um 19:06

Gewisse Ähnlichkeiten zu Neapel sind da. Beide spielen hohes, aggressives Pressing aus ähnlicher Grundformation und forcieren den eigenen Ballbesitz in des Gegners Hälfte.
Aber es gibt auch klare Unterschiede. Bislang ist der BVBosz wesentlich symmetrischer angelegt als die Partenopei mit ihrem spielerischen Epizentrum halblinks um Hamsik und Insigne und den oft linearer/direkter/tororientierter agierenden Allan und Callejon halbrechts.

Antworten

August Bebel 13. September 2017 um 23:31

Ghoulam rückt eigentlich bei eigenem Ballbesitz ziemlich weit vor und kombiniert dann mit Insigne und Hamsik. Wie Tobit sagt, ist Napolis Spiel eher asymmetrisch, weil die linke Seite klar fokussiert wird.
Naja, und Dortmund spielt laut MR nicht wirklich mit ablegendem Stürmer. Hab ich auch von Aubameyang noch nie gesehen, der beteiligt sich ja eigentlich kaum am Spiel, sondern geht mehr in die Tiefe.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 00:24

Aubameyang hat gelernt, dass er nicht die Ballkontrolle und Übersicht hat, um das Spiel eines Topteams entscheidend zu beeinflussen (anders als der ebenfalls früher über die Flügel kommende Dries Mertens). Er konzentriert sich voll auf seinen Riecher (und die seltenen offenen Kontersituationen), wobei er sehr von seiner Schnelligkeit profitiert. Selbst wenn er eine Situation später als andere Weltklassestürmer erkennt (was nicht wirklich oft vorkommt, wenn man das überhaupt ernsthaft vergleichen kann), kann er trotzdem rechtzeitig da sein und den Ball verwerten.
Wenn er mehr Ablagen spielen würde, hätte er (neben seiner Schwäche, die an den Mann zu bringen) das Problem, dass er dadurch die Aufmerksamkeit der IV auf sich zieht. Er netzt aber am besten, wenn alle vergessen, dass er überhaut auf dem Platz steht.

Hysaj (um auch Mal die andere Seite anzusprechen) kommt mir irgendwie wie der junge (und technisch wie strategisch bessere) Piszczek vor. Er hat dieses gewisse Etwas bei seinen späten, nachstoßenden Läufen, das auch Piszczek früher hatte, was sie sehr schwer verteidigbar und immer wieder überraschend schön macht.

Antworten

fluxkompensator 14. September 2017 um 09:36

hmm, also das bvb-spiel gestern war (erste hz) doch auch sehr linkslastig: pulisic im halbraum, toljan gibt breite, kagawa und dahoud (oft sogar sahin) schieben rüber.

Antworten

tobit 14. September 2017 um 10:07

Ja, das habe ich auch bemerkt. Pulisic wirkt auf links noch stärker und hatte schon ein sehr gutes Verständnis mit Toljan, der auch immer wieder eingerückt ist, z.B. wenn Pulisic an der Seitenlinie ins 1vs1 gehen wollte hat er sich klug Richtung Strafraum bewegt. Piszczek und Sokratis kamen aber auch überhaupt nicht zurecht – was man fast schon hätte erwarten können, gegen das starke Pressing von Kane und Son (hatten aber beide auch nicht ihren besten Tag, unabhängig vom Gegner).

Antworten

Hellawaits1982 14. September 2017 um 10:31

Ja wenn der Gegner mit Tempo ins 1geg1 kommt wirds immer schwer zu verteidigen. Meiner Meinung nach war Bosz taktische Ausrichtung gestern etwas zu naiv . Nun muss er aufpassen, dass Tottenhams Taktik nicht als Blaupause genutzt wird , geeignete Gegner hierfür in der Liga : RB Leipzig, Hoffenheim und Gladbach

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*