Brasiliens Copa-Auftakt noch mit Rhythmus- und Balanceproblemen
Mit einem Last-Minute-Auftaktsieg gewinnt Brasilien auch das elfte Spiel nach Dungas Rückkehr. Gegen überraschend starke Peruaner war es aber keinesfalls der überzeugendste Erfolg für die diesmal eher weiträumige und etwas zu unkontrollierte Seleção.
Einige bekannte Namen stehen im Kader der peruanischen Mannschaft, die seit jeher vor allem für ihre Offensivakteure um Paolo Guerrero, Jefferson Farfán und Claudio Pizarro berühmt ist. Letzterer gehörte mit seinen mittlerweile 36 Jahren jedoch nicht mehr zur Anfangsformation des argentinischen Trainers Ricardo Gareca – im vorigen Jahr übrigens kurzzeitig in Brasilien bei Palmeiras beschäftigt. Er schickte sein Team in einer 4-4-1-1-haften Formation aufs Feld und entschied sich mit Advíncula rechts sowie Vargas links für sehr offensiv eingestellte Außenverteidiger, die mit Cueva und vor allem Joel Sánchez zwei eher eingerückte Akteure vor sich hatten. So agierte Farfán interessanterweise als beweglicher und situativ ausweichender Halbstürmer zwischen der überzeugenden, passsicheren Doppelsechs und dem in vorderster Front als Fokuspunkt dienenden Guerrero.
Nach dem enttäuschenden WM-Abschluss 2014 waren die Brasilianer in den ersten acht erfolgreichen Spielen unter dem als Trainer zurückgekehrten Dunga in einer sauberen, in vorderster Front fluiden 4-4-2-0-Ausrichtung angetreten – mit Neymar und einem weiteren ausweichenden sowie situativ weiträumig zurückfallendem Angreifer vorne und Willian und Oscar eingerückt als anpassenden und verbindenden „Außenspielern“, von denen Letzterer situativ stärker in die Mitte zog und einer der Stürmer nach links wich. Der frühzeitig bekanntgegebene Verletzungs-Ausfall des Chelsea-Balancespielers für die Copa machte klar, dass es an dieser Ausrichtung zum Turnier Veränderungen geben würde. Etwas überraschend sicherte sich in den beiden Vorbereitungsspielen der erst nachnominierte Fred von Shakhtar den Platz und legte die linke Offensivseite weiter balancierend, aber etwas tiefer aus – entweder als passiv-ausgleichende oder sich in die jeweiligen Aktionen der anderen Offensivspieler pendelnd und balancierend einschaltende Kraft.
Diese Grundausrichtung blieb auch die Basis für den Copa-Start. Da Philippe Coutinho, der in diesen Begegnungen in Neymars Abwesenheit als Zehner fungiert hatte, für dieses Auftaktmatch aufgrund einer kleinen Blessur ausfiel, erübrigte sich die Frage, wer für den brasilianischen Superstar aus dem Team würde weichen müssen oder ob Dunga diesem nach dem Champions-League-Finale sogar noch etwas Ruhe geben würde. Neymar zeigte in der Spitze diesmal wieder verstärkte Bewegungen auf seine linke Seite, weshalb Fred – wie in der zweiten Halbzeit gegen Honduras und damit anders als noch in den Phasen mit Coutinho – anfangs vereinzelt ins Zentrum tendierte und für 4-2-1-3-Ansätze sorgte. Zwei weitere Personalfragen bei den Brasilianern: Zum einen setzte sich Diego Tardelli in der Sturmspitze gegen Roberto Firmino durch und zum anderen durfte Daniel Alves – bisher noch ohne jede Minute seit der WM und nur wegen Danilos Verletzung im Testmatch gegen Mexiko in den Kader nachnominiert – direkt von der CL-Feier in die Copa-Startelf rutschen.
Nach nicht einmal drei Minuten kassierten die Brasilianer nach einer unglücklichen Aktion in ihrer Defensive den ersten Gegentreffer aus dem Spiel heraus in dieser Amtszeit von Dunga – wenn man es nicht als Tor nach einer Standardsituation interpretiert. Ebenso wie der fast im Gegenzug folgende Ausgleich durch Neymars Kopfball nach einer der gelegentlich von Daniel Alves in die suboptimalen Abstände zwischen den gegnerischen Innenverteidigern geschlagenen Flanken zeigte diese Szene auf, dass das Auftritt der Seleção eher dem durchwachsenen Match gegen Mexiko als der besseren Vorstellung im anschließenden Vorbereitungsspiel gegen Honduras ähnelte. In den ersten Minuten der Partie sahen die auf links versuchten Überladungen zwischen Neymar, dem pendelnden Fred und dem häufiger zurückfallenden Diego Tardelli noch vielversprechend aus und Letztgenannter rochierte einige Male bis zu Willian nach rechts herüber, wo sich Daniel Alves diagonal in den Halbraum bewegte.
Brasilien verliert die Angriffsbalance
Bald tauschten die offensiven Flügelspieler jedoch die Seiten und die sonstigen Anordnungen wurden simpler: So agierten die beiden Außen nun zu häufig in breiten Positionen, was die Konstanz in den Verbindungen sowie die Zentrumspräsenz schwächte und die kleinen Überladungsansätze, die man bisher von ihnen gesehen hatte, erschwerte. Möglicherweise sollte es eine stärker auf Weiträumigkeit und Dynamik ausgelegte Strategie werden, um die peruanische Defensive zu knacken, wofür auch einige direkte Zuspiele in die Spitze angebracht wurden. Es könnte sein, dass man sich erhoffte, von den Flügeln die nicht immer optimalen horizontalen Abstände an verschiedenen Stellen im gegnerischen Defensivblock – letztlich jedoch von der Gesamtanlage oft noch ausbalanciert – besonders betonen oder alternativ neben deren letzter Reihe seitlich durchbrechen zu können. Zwar gelang das in Ansätzen einige Male, doch machten sich eher die problematischen Effekte auf das eigene Spiel bemerkbar.
Wenn die Außenspieler am Flügel dribbelten, wurden sie einige Male von den gegnerischen Defensivmechanismen isoliert, die beim Verschieben nach außen manches Mal gut ins Zugriffsverhalten umschalteten und mit Überzahl zustellten. In ihrem insgesamt sauber ausgeführten, horizontalkompakten 4-4-1-1 gab es zwar zwischendurch immer mal wieder Lücken und die auf den Flügeln lose angewandten Mannorientierungen hatten in Form vereinzelter Rückfallbewegungen ambivalente Folgen, doch überzeugten der Versuch der Schnittstellen-Abdeckung durch die etwas engere Mittelfeldlinie und die recht gute defensivtaktische Aufmerksamkeit im Kollektiv, das gegen breite Aktionen der gegnerischen Außenspieler gut arbeitete oder sich vereinzelt in ballnahe Überzahlen zusammenzog. Mit den etwas engeren und dann diagonal leicht vorgerückten Außenspielern drängten sie Brasilien bei von außen startenden Angriffsmechanismen etwas aus den zentralen Bereichen heraus und leiteten sie bogenförmig etwas vom Tor weg.
Noch Probleme mit unglücklicher Rollenverteilung
Beim Vordribbeln an der Seite rückten Willian und Fred dann schon etwas zu weit auf, was mögliche Anschlussdynamiken in der Diagonalen zunichtemachte, so dass die aufrückend gedachte Angriffsauslösung letztlich die Optionen für das Zusammenspiel abschwächte. Gab es beispielsweise mal kleine Überladungsansätze im rechten Halbraum, konnte Willian ballfern nur über simple Verlagerungen eingebunden werden, die jedoch wenig Vielfältigkeit erlaubten, sondern die Sauberkeit in den Staffelungen und auch Dynamiken in der Diagonalen aus den Angriffen nahmen. Immer mal wieder zeigten die vorderen Spieler aus den breiten Grundstrukturen heraus kleine Umformungen zum Ball und wollten dort das lokale Zusammenspiel suchen, agierten jedoch etwas inkonsequent und litten an den durch die breit vorbereitenden Mechanismen suboptimalen Ausgangslagen für solche Aktionen. Es war jedoch auch ein wenig Pech mit den in Kleinigkeiten etwas unpassenden Rollenverteilungen entscheidend daran beteiligt, dass diese aus dem meist sauberen Aufbauspiel eingeleiteten Versuche nicht vollends wirkten:
So schien die Spielweise von Fred eher zu einer Formation mit konstant verbindendem Zehner, wie ihn Coutinho gegeben hatte, zu passen und nicht ganz so sehr zum Sturmduo aus dem dominanten, weiträumig dribbelnden Neymar sowie Diego Tardelli, dessen Bewegungsspiel sich über einzelne, plötzliche und etwas wild improvisierte, großräumige Läufe definiert, aber in kurzen, kleinräumig mitspielenden Einbindungen weniger konstant effektiv ist, als sich beispielsweise Roberto Firmino einbinden kann. In solchen Kontexten wäre Freds Balancearbeit aber wertvoller gewesen als in der generellen Weiträumigkeit, die er eher für einzelne Läufe oder in der Vorbereitung nutzt. Er agiert lieber selbst weiträumig, um dann in kurzen Dynamiken und kleinräumigen Aktionen beispielsweise von Coutinho mitzuspielen, wohingegen in den weniger feinfüßigen, sondern etwas gröberen, leicht unstrukturierten und etwas großräumigeren Versuchen von Diego Tardelli sowie teilweise Neymar seine eigene potentielle Grobheit stärker zum Vorschein kam. Das waren natürlich gewissermaßen alles auch nur Nuancen und daher schwer, mit Sicherheit zu greifen.
In diesem Zusammenhang war auch die gegen Honduras noch einige Male wirksame halbrechte Seite nicht mehr so spielstark und effektiv in ihrer Wirkung. Zum einen fehlte es natürlich einfach noch an Abstimmung mit Daniel Alves, dessen Einfügung in die Halbraummechanismen etwas unbalanciert ablief, so dass einige problematische Raumbesetzungen dabei waren. Seine am Ball dominantere Rolle gegenüber der stärker zurückhaltenden Spielweise von Danilo oder Fabinho war in dieser Hinsicht nicht ideal, wenn er sich zu gestaltend einband, was in Verbindung mit den breiteren Strukturen eher zu simpleren Aktionen führte, beispielsweise zu einigen frühzeitigen Halbfeldflanken. Zum anderen – und damit verbunden – machte die Einbindung von Elias als etwas höherem Sechser mit potentiellen Vorstößen in jenem Bereich Probleme. Einige Male nahmen er und Daniel Alves sich gegenseitig die Räume weg und fanden nicht die richtige Dynamik zueinander. Der eigentlich kombinationsstarke Mittelfeld-Mann hielt sich mit Vorstößen etwas zu sehr zurück, hatte in den klareren Strukturen aber auch weniger Möglichkeiten zum Zusammenspiel.
Vorschnelle Ungeduld bringt Verschwendung
Dass die gesamte Struktur in dieser nach den beiden Vorbereitungspartien nochmals veränderten personellen Zusammenstellung etwas unrund wirkte, zog sich auch bis zur Einbindung von Neymar durch. Die Unterstützung und Effektnutzung seiner aus der Tiefe startenden Dribblings war bisher ein wichtiges Offensivmittel der Mannschaft, fand diesmal in der weiträumigen Ausrichtung aber eine weniger günstige Umgebung vor. Meist ließ er sich in verschiedenen Höhen auf halblinks von Willian oder Filipe Luís den Ball abliefern, bot sich zudem einige Male im Halbraum innerhalb der gegnerischen Mittelfeldreihe für vertikale Zuspiele aus dem zentralen Mittelfeld an. Bei all jenen Szenen waren die Verbindungen zu den Akteuren auf der linken Seite jedoch funktionaler, während die beiden anderen nominellen Offensivkollegen in einigen Phasen zu unverbunden ballfern agierten, so dass es an den passenden Synergien mangelte, wozu wiederum die erwähnten Probleme mit der Rollenverteilung ins Spiel kamen.
In diesem Zusammenhang wurden die Aktionen des Superstars aber trotzdem weiterhin fokussiert und dann aufgrund dieser Mischung aus – auf eigener wie gegnerischer Seite – mannschaftlichen wie auch individuellen Faktoren gelegentlich zum Problem. Einige dieser zu häufigen einleitenden Dribbling-Versuche endeten in Unterzahlen erfolglos und führten zu schnellen Ballverlusten, die den Offensivrhythmus abbrachen und die gegnerische Kontergefahr erhöhten. Neben der strategisch suboptimalen Einbindung dieser Aktionen verzettelte sich Neymar auch einige Male selbst, wenn es klüger gewesen wäre, aufgrund der ungünstigen Situation abzuwarten und wieder die Zirkulation zu suchen anstatt die Unterzahlläufe unbedingt erzwingen zu wollen. Diese verschwenderischen Dribblings standen damit symptomatisch für die Rhythmusprobleme im brasilianischen Team, das in der Entwicklung des Spiels immer hektischer, ungeduldiger und überdrehter in den Angriffsversuchen wurde.
Sie versuchten die Szenen möglichst schnell nach vorne zu bringen, um in gefährliche Aktionen übergehen zu können, verloren dabei aber mitunter die Balance, suchten zu vorschnell die Tiefe und verschenkten damit Potential, das sich noch gar nicht hatte aufbauen können. Dieser sehr spielspezifische Faktor beeinträchtigte die Ansätze in ihrer Entwicklung ebenfalls. Trotz all dieser Kritikpunkte war es jedoch kein enttäuschender Auftritt der Brasilianer. Ihr Aufbauspiel war sicher und sie hatten vor allem durch Konter, Schnellangriffe – mit klugen Bewegungen im Ausspielen, sauber an die Dynamik abgestimmten Ablagen und anschließenden Kombinationsszenen – sowie einige Durchbrüche auf außen ihre Torchancen, so dass die höhere Weiträumigkeit keinesfalls wirkungslos war. Man merkte über weite Strecken, über welche potentielle Qualität, Sauberkeit und taktisches Geschick das Team verfügt. Nur brachten sie dieses Potential nicht konstant auf den Rasen – agierten stattdessen weniger kontrolliert und spielstark, breiter und simpler, was die Zuverlässigkeit ihrer Verbindungen beeinträchtigte und damit einen gewissen Leistungsabfall gegenüber vorigen Auftritten, auf einem höheren Niveau, bedeutete.
Perus überraschend eindrucksvolle Offensivversuche
Dass mit ihrer etwas verschwenderischen, unsauberen Spielweise die Versuche einige Male abbrachen, führte zu einer offenen Partie mit einzelnen instabilen und unruhigen Phasen, die Peru gewisse Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung boten. Das funktionierte zum einen über die Umschaltgefahr, auf die schon die Aufstellung Garecas mit Farfán als beweglichem Halbstürmer hindeutete. Wenn Brasilien aufgrund der unkontrollierten Unruhe mit zu vorschnellen Bemühungen das Leder verlor, konnten sie die Geschwindigkeit des immer wieder etwas nach außen rochierenden Schalkers einbinden. Während Schnellangriffen wich er bei raumöffnender Mitarbeit von Joel Sánchez zudem einige Male hinter Filipe Luís auf den rechten Flügel aus und bereitete dadurch den wohl zweitgefährlichsten peruanischen Abschluss neben dem 0:1 vor. Dazu sorgte auch Guerrero mit einer individuell herausragenden Partie in seiner typischen Art – in dieser Hinsicht wohl sogar absolutes Topniveau – dafür, dass Peru gegen das phasenweise etwas lasche Gegenpressing der Seleção viele gewonnene Bälle sichern konnte.
Zwar gab es auch die Szenen mit schnellen Gegenstößen, die eben insbesondere über Farfán liefen, doch insgesamt wurden solche Umschaltaktionen dann gar nicht so häufig direkt durchgespielt. Stattdessen nutzte Peru diese Momente, um eigene Ballbesitzphasen zu generieren, die ihnen allgemein vom soliden und wie gewohnt tendenziell abwartenden Pressing der Brasilianer auch in gewissem Maße gewährt wurden. In dieser Hinsicht wussten die Blanquiroja mit einem insgesamt ansehnlichen und kontrollierten Auftritt zu überzeugen, bei dem sie über den immer mal zurückfallenden Sechser Ballón sowie situativ kurz einrückende Außenverteidiger das Leder gut laufen lassen konnten. Dort zirkulierten sie zwar in einer trapezartigen Struktur einige Male zu oft auf den Flügel heraus und hatten in den dort startenden Dreiecksbildungen nicht immer optimale Verbindungen zu den zwei nominellen Angreifern und phasenweise kleine Staffelungsprobleme. Aber sie spielten sich in diesen gruppentaktischen Szenen doch diagonal gut in kleinere Zwischenräume, um diese für Dribblings zu öffnen.
Dazu gab es in dieser insgesamt ordentlichen Anlage einige ansatzweise Überladungen in der Mitte und starke Direktpässe aus dem zweiten Drittel, vor allem durch den etwas nach links weichenden Lobatón, für die Joel Sánchez von rechts verbindend in den Halbraum einschob und die vorderen Akteure in mehreren Szenen schöne Weiterleitungen zeigten. Diese Momente gehörten zu den besten peruanischen Kombinationen und wären einige Male auch fast durchgekommen, blieben letztlich in den meisten Fällen jedoch knapp im etwas riskanten und unsicher dominierenden, aber doch starken und noch oft klärenden Abwehrpressing der Brasilianer hängen. Nach der Pause wurden diese Ansätze seltener und dem Außenseiter sollte überhaupt kein Ball mehr auf das Tor von Jefferson gelingen. Die schon zuvor angedeuteten Kontergelegenheiten Brasiliens – über die beweglichen Spielweisen von Neymar und seinem jeweiligen Partner – nahmen demgegenüber etwas zu. Letztlich entstand daraus auch der späte Siegtreffer von Douglas Costa in der Nachspielzeit, der nach einem verrückten Zuspiel von Neymar die Begegnung zugunsten des Favoriten entschied.
Fazit
Beinahe wäre es zum Abschluss des ersten Spieltages bei dieser Copa zu einer weiteren Überraschung gekommen – durch eine in vielen Bereichen unerwartet starke peruanische Mannschaft, die Brasilien bis zum Schluss das Leben schwer machte. Aufgrund dieser Vorstellung kann sich die Mannschaft um Paolo Guerrero weiterhin berechtigte Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen. Allerdings: Wenn man die eigenen Angriffe gut vorbereitet, bietet Peru durchaus einige Angriffsfläche. Das gelang den Brasilianern in dieser Begegnung nicht immer konsequent – die Seleção spielte nicht so gut, wie man es nach den bisherigen Eindrücken unter Dunga hätte erwarten können. Während die diesmal durch gefährliche Peruaner durchgehend geforderte Defensive trotz einiger etwas instabil wirkender Phasen letztlich nur wenig zuließ, bezog sich das vor allem auf die Offensivbemühungen. Die höhere Weiträumigkeit in der eigenen Anlage zahlte sich letztlich nicht wirklich aus. Obwohl immer noch ein klares Chancenübergewicht dabei heraussprang, führte sie zu geringeren Dynamikoptionen und einem insgesamt unkontrollierteren, offeneren Spiel, als erwünscht. An dieser Stelle wird für gewisse Verbesserungen im Hinblick auf die folgenden Begegnungen anzusetzen sein.
32 Kommentare Alle anzeigen
Todti 13. Juni 2016 um 05:19
Brasilien ist gerade bei der Copa América Centenario nach einem blamablen Auftritt gegen Peru ausgeschieden. (Das Tor hätte allerdings nicht zählen dürfen.)
Brasiliens Aufbauspiel war grauenhaft, die Innenverteidiger standen viel zu eng. Dazu ließen sich teilweise sowohl Elias als auch Renato Augusto neben sie fallen und so standen sich mitunter 4 oder sogar 5 Spieler gegenseitig auf den Füßen. Daraus wurden in der ersten Halbzeit dann hauptsächlich lange Diagonalbälle auf Willian oder Gabriel am rechten Flügel geschlagen, die dann in 1-gegen-1- oder 1-gegen-2-Duelle kamen, da Peru horizontal relativ kompakt stand. Das war im Großen und Ganzen der Spielaufbau in der ersten Halbzeit. Dani Alves tat mir ein wenig Leid, da er versuchte, Kombinationen anzutreiben, aber von den langen Bällen teilweise einfach überspielt wurde. Mit zunehmender Spielzeit driftete er immer weiter in die Mitte, um mehr ins Spiel eingebunden zu werden.
Auf Seiten Perus haben mir Cueva und der zur Halbzeit eingewechselte Yotún sehr gefallen. Cueva konnte den Ball gut in engen Räumen behaupten und dann klug weiterspielen und -laufen. Da wäre bei intelligenterem Verhalten der Mitspieler mehr drin gewesen. Yotún scheint nominell Linksverteidiger zu sein, hat heute aber im defensiven/zentralen Mittelfeld gespielt. Gute Kombination aus Übersicht und (Pass-)Technik sowie klugen Positionierungen. Er war einer der Gründe, dass Peru in der zweiten Halbzeit einige schöne Spielzüge zustande brachte. In der ersten Halbzeit hat man einfach nur versucht, extrem sicher zu stehen, aber in der zweiten Halbzeit war Peru rundum die bessere Mannschaft, mit einigen ansehnlichen Spielzügen und defensiven Problemen prinzipiell nur nach individuellen Fehlern oder Fehlverhalten.
Viktor Dünger 13. Juni 2016 um 07:25
Ich habe das Spiel auch gesehen und auch die 2.Hälfte gegen Ecuador. Ich war ehrlich gesagt schockiert, was aus Brasilien geworden ist. Abgesehen von den beiden Ausenverteidigern, Filipe Luis und Alves, hat mich niemand überzeugen können und ich konnte auch keinen wirklichen Plan erkennen wie man aufbaut oder ein Tor erzielen will.
Ecaudor war phasenweise einem Sieg deutlich näher und obwohl Perus Tor mit der Hand erzielt wurde, waren sie nicht ungefährlicher als Brasilien, obwohl Brasilien an indiviueller Qualität beiden enorm überlegen ist/sein sollte.
Todti 13. Juni 2016 um 18:48
Ja, auch wenn man unglücklich ausgeschieden ist, war es doch mehr oder weniger verdient. Vielleicht ist es längerfristig gesehen ganz gut, dass man jetzt so einen Dämpfer erhalten hat. In Bestformation wäre man vermutlich einfach durch die individuelle Qualität weitergekommen und es würde sich nichts verändern.
JSA 17. Juni 2015 um 17:11
Meine These: Kaká wird vermisst und hätte mitgenommen werden sollen. Im Austausch mit meinetwegen auch nur dem schlechtesten Spieler. Manch einer wurde hier ja auch 3Klassen unter Neymar genannt. Leider habe ich die Spiele nicht gesehen.
Was sagt ihr dazu?
studdi 17. Juni 2015 um 15:35
Habe das Spiel nicht gesehen und leider noch gar kein Spiel von Brasilien unter Dunga. War Thiago Silva verletzt? Oder gibt es eine andere logische Erklärung wieso er nicht gespielt hat?
CE 17. Juni 2015 um 16:03
Er schenkte einfach Miranda das Vertrauen. Der Stellenwert von Thiago Silva ist bei Dunga nicht der allerhöchste.
PNM 17. Juni 2015 um 16:23
Aber warum? Er zieht ja auch Luiz vor.
Andere Spielweise? Persönliche Differenzen? Oder einfach ein schwer nachvollziehbare Personalentscheidung?
CE 17. Juni 2015 um 16:56
Im letzten Herbst verlor er die Kapitänsbinde an Neymar. Während seiner Verletzungszeit konnten Miranda und David Luiz schon überzeugen. So ist diese Entscheidung Dungas keine große Überraschung gewesen.
Isco 17. Juni 2015 um 20:30
So wenig überraschend, wie ein Tausch Silva->Luiz halt sein kann 😀
Marcelo wäre hinter Luis auch nur die zweite Wahl gewesen oder?
CE 17. Juni 2015 um 22:08
Ja, denke schon, dass Filipe Luís so oder so zur Startelf gehören würde. Aber das ist auch das Duell zweier Weltklasselinksverteidiger.
Isco 18. Juni 2015 um 18:40
Hab gerade nachgeschaut… Er war nicht mal im Kader bei den meisten Spielen nach der WM; das ist schon eine sehr seltsame Personalentscheidung.
CE 18. Juni 2015 um 19:02
Er war eigentlich jedes Mal im Kader, wenn er nicht verletzt ausfiel. TS verpasste vier Spiele wegen des Muskelfaserrisses. Er blieb bei den restlichen sechs Spielen dreimal nur auf der Bank und stand bei zwei Partien in der Startelf.
Valentin 18. Juni 2015 um 02:03
Silva spielt diesmal 🙂
PNM 18. Juni 2015 um 02:59
Viele gute „Laserpässe“ und die eine oder andere tolle Verlagerung. Könnte aber noch ein bisschen mehr Antrieben für meinen Geschmack!
Warum kippt keiner der 6er ab?
Valentin 18. Juni 2015 um 04:39
Das Zentrum wird bei Brasilien im Aufbau eh zu wenig bespielt, finde ich. Es lief gerade eben offensiv eigentlich fast wieder nur etwas über suboptimal eingebundene Dribblings der Offensivspieler. Am Besten haben mir noch die Kombinationsansätze über Luis und manchmal Alves, sowie die Läufe von ersterem gefallen.
PNM 18. Juni 2015 um 13:50
Ja. Bzw. gestern, stand Kolumbien ja meistens in `nem sehr kompakten 4-4-2-0/4-2-4-0 und das Zentrum war schon ziemlich gut verdichtet, grade durch die beiden tiefen Stürmer. Dafür hatten die Innenverteidiger bei Brasilien aber kaum Druck, was man mMn auch mal für einen gezielten langen Ball, am besten in überladenen Bereiche, hätte nutzen können um dann mit dem zweiten Ball gefährlich zu werden.
Oder eben andribbeln und versuchen, einen der Gegner dadurch zum rausrücken zu bewegen und eventuell eine entstehende Unordnung bespielen.
SU 50 16. Juni 2015 um 19:33
1. Hat BRA in dieser Formation überhaupt schon mal zusammen gespielt. Wirkt wie ein aus allen Ländern dieser Erde zusammengewürfelter Haufen der jedoch am Ball etwas kann. Taktische Grundmuster waren mMn nach recht schwer zu erkennen.
2. Gustavo fehlte im Maschinenraum.
3. Fred und Tardelli sind 3 Klassen unter Ney anzusiedeln.
4. Wenn Ney auf links auf den tödliche Pass wartet fragt sich wer den spielen soll? Deshalb besser und wirkungsvoller wenn Ney aus dem MF kommt.
5. Gott sei Dank ( aus BRA Sicht ) ist Costa dann im rechten Moment gestartet als Ney von links nach Innen zieht, die Defensive von Peru bindet und den tödlichen Pass spielt.
6. Peru konnte sich nachher nicht mehr befreien da wohl aus konditionellen Gründen bei BRA dann besser aus dem MF heraus angeschoben wurde.
7. Hat Peru auch eine IV? Beziehe mich hier auf die zwei Flanken von Alves die genau und hoch in die Iv Schnittstelle gespielt wurden. Beide Male kam BRA völlig frei zum Kopfball ( siehe 1:1 durch Ney ).
Isco 16. Juni 2015 um 15:41
Konnte das Spiel leider nicht sehen, könnt ihr mir vielleicht ein bisschen mehr zu Elias sagen? Mir sagt der leider gar nichts; wäre nicht Casemiro in einer tieferen Rolle und Fernandinho ein Stück höher passender gewesen?
PNM 16. Juni 2015 um 16:03
Gut in Kombinationen, hält die Ballzirkulation häufig gut mit simplen Pässen am laufen, versucht, balancierende Bewegungen ein zu bringen.
cali 16. Juni 2015 um 16:08
Der beste verfügbare Spieler für die Rolle wäre immer noch Lucas Leiva. Ist in meinen Augen sogar Brasiliens einziger Stratege. Wobei verfügbar nicht ganz stimmt, da er nicht zu 100% fit ist.
PNM 16. Juni 2015 um 15:23
Fand Brasilien ehrlich gesagt nicht so überzeugend, wie es im Artikel rüber kommt. Die übertriebene Weiträumigkeit war schon ein ziemliches Problem.
Außerdem hätte man die Außenverteidiger viel besser diagonal einbinden können, wenn man da schon solche überragenden Fußballer hat.
Warum nicht 4-3-3 7 4-2-4 mit breiten Flügelstürmern (Willian, Douglas), Neymar in seiner Freirolle wie jetzt auch, Firminho als Kombinationspartner für Überladungen, spontane Läufe in die Spitze und als Laserpass-Option im Zwischenlinienraum. Abgesichert durch durch Abkippen entstehende 3er-Kette, sodass Miranda/Luiz (warum zum Teufel eigentlich nicht Silva) weiträumig agieren können.
Die diagonalen Av überladen v.a. das Zentrum und die Halbräume-> viel Dominanz möglich.
cali 16. Juni 2015 um 11:11
Seit wann ist Guerrero bitte so gut? Unfassbar starke Partie.
CE 16. Juni 2015 um 12:11
Er hat sich in Brasilien beziehungsweise Südamerika viel Respekt erarbeitet. Bei Corinthians war er schon teils bockstark.
cali 16. Juni 2015 um 16:33
Spielerisch fand ich ihn ja schon immer etwas unterschätzt. Unter Stevens bspw. hat er als hängende Spitze oft herausragende Leistungen gezeigt.
Dass er in puncto Ballbehauptung aber so stark ist, war mir bisher wirklich nicht bewusst. Er hat ja Kanten wie Miranda und David Luiz nach Belieben dominiert.
Er wäre ein ziemlich guter Ersatz für Lewandowski gewesen, wenn ich so darüber nachdenke.
Außerdem: Willian gehört bzgl. der Pressingresistenz und Entscheidungsfindung zu den Top10 Offensivspielern. Meinung?
PNM 16. Juni 2015 um 21:12
Finde Willian auch she stark. Top-10 in diesen beiden Bereichen müsste ich aber überlegen.
Messi, Hazard, Iniesta, Neymar, James, Özil, Reus, Robben, Ribery, Agüero, Silva, Totti, Benzema, evtl. Kagawa, Rooney, Di Maria, Isco.
Das sind 17 Spieler die da auch she stark, wo würdest du dann Willian einordnen?
Ich bin mir nicht sicher.
DAF 16. Juni 2015 um 22:03
Ich würde da auch noch de Bruyne, Fabregas, Firmino und Götze (auch wenn er eine schwache Saison gespielt hat) mit reinnehmen, die ich in diesen Bereichen stärker sehe als einige der von dir eingebrachten (zB Reus und Kagawa).
Das sind dann wohl die Top 20 in der Welt in diesem Bereich. Willian würde ich da im unteren Bereich ansiedeln. Er ist sehr stark, aber ich denke nicht Top 10…
PNM 16. Juni 2015 um 22:40
Fabregas spielt soweit ich weiß meist neben Matic bei Chelsea, den hab´ich bewusst raus genommen, sonst müsste man auch Modric, Thiago etc. aufzählen, die für mich nicht unter Offensivspieler durchgehen.
Bei dem Rest des Beitrags bin ich ganz bei dir.
cali 16. Juni 2015 um 23:05
Ok, ich hätte mich wohl deutlicher ausdrücken müssen: keine Mittelstürmer!
Reus, Totti, Rooney und Isco würde ich hinter Willian einordnen. Während die ersten drei in meinen Augen nicht an die Pressingresistenz eines Willian herankommen, ist mir Isco in seinen Entscheidungen deutlich zu unreif. Erinnert mich in dieser Hinsicht an CR7, der häufig absurde Positionen einnimmt und sich dabei nur auf seine Technik verlässt. In puncto Pressingresistenz erreicht der Spanier aber fasst schon die Sphären eines David Silva.
PNM 17. Juni 2015 um 15:03
Reus ja, Totti nein, Rooney weiß ich nicht.
Isco in meinen Augen schwierig zu bemessen. Von der Pressingresistenz wie gesagt deutlich stärker, dafür eben auch ein großes Stück schwächer in seiner Entscheidungsfindung als Willian.
Wenn man die Mittelstürmer raus nimmt, könnte er die Top-10 schaffen.
Valentin 16. Juni 2015 um 03:37
Großes Dankeschön an dieser Stelle, dass ihr so ausführlich über die Copa berichtet. Wäre toll, wenn sich das im weiteren Turnierverlauf so fortsetzen würde.
Zu Brasilien-Peru kann ich eh nichts hinzufügen, was im Artikel noch nicht steht. Mal wieder sehr überzeugend.
Etwas off-topic: Chile hat gerade eben so ab der 30. Minute die meiner Meinung nach bisher ganz klar beste Offensivleistung des Turniers gebracht. Ein Genuss denen zuzuschauen, vor allem Sanchez und Valdivia. Auch Diaz und Vidal fand ich stark. Ein Witz, dass dieses Spiel 3:3 ausgeht. Vielleicht kommt dazu ja auch noch was. Ich würde mich freuen.
Rabona 15. Juni 2015 um 21:42
Ich fand an diesem Spiel vor allem beeindruckend wie viele exzellente, saubere Dribbler auf dem Platz standen: Neymar, Douglas, Willian, Fred – Farfan, Cueva, Joel Sanchez, Carillo..
War sicher auch durch die wie erwähnt weiträumige und hektische Spielweise beider Teams bedingt, aber dennoch bemerkenswert.
TR 15. Juni 2015 um 23:27
Ja, das stimmt (wenngleich ich nicht bei allen aufgezählten Spielern ganz genau zustimmen würde), auch die Peruaner machten bei ihren Dribblings (darin sogar etwas konstanter) und generell individuell einen ziemlich guten Eindruck. War gut anzuschauen in einigen Szenen und bemerkenswert.