Die Weinzierl Boys: Keine Überraschung mehr

Der FC Augsburg steht im Winter auf Platz sechs der Bundesliga. Das ist keine Sensation mehr. Der FC Augsburg ersetzte erneut wichtige Leistungsträger. Das ist keine Überraschung mehr. Der FC Augsburg hat Daniel Baier weiter in den eigenen Reihen. Das ist auch gut so.

Sprinter verloren

Vor der Saison verließen mit André Hahn und Matthias Ostrzolek zwei tempostarke Außenspieler den FCA. Hahn hatte sich im Zuge seines steilen Aufstiegs als wichtiger Faktor im Konter- und Flügelspiel der Schwaben etabliert. Der 24-Jährige wurde vor allem als ballferne, diagonale Anspielstation gesucht. Ein bescheidener Techniker wie Hahn konnte diese Situationen des Öfteren mit seinem unglaublichen Tempo nutzen und Zug zum Tor entwickeln. Da sich bei Borussia Mönchengladbach teilweise ähnliche Strukturen ergaben, wenn man schnell das Mittelfeld überbrücken möchte, war der Wechsel für 2,25 Millionen Euro eine sinnvolle Investition von Seiten Max Eberls. Im Gegenzug verpflichtete Augsburg für die Positionen der Flügelstürmer Caiuby vom 1. FC Ingolstadt und auch Shawn Parker aus Mainz, der in den ersten beiden Bundesligapartien auf der rechten Seite eingesetzt wurde, dann jedoch mit Knieproblemen ausfiel. Andere Optionen für diese Außenbahn, und damit als Pendant zum Dauerbrenner Tobias Werner, waren der bullige Raúl Bobadilla sowie der schnelle Alexander Esswein.

Die Mannschaft in der Hinrunde

Mit Ostrzolek verlor der FCA zudem einen Stammspieler auf der Linksverteidigerposition. Ihn zog es zum Hamburger SV und seine Ablösesumme von 2,75 Millionen Euro wurde fast vollständig in Nachfolger Abdul Rahman Baba investiert. Auch der Ghanaer ist  ein Läufer und physisch starker sowie konstanter Defensivzweikämpfer ohne große spielmacherische Fertigkeiten. Dafür ist er trotz seiner technischen Fähigkeiten für einen Linksverteidiger noch zu wenig empathisch im Passspiel. Baba verdrängte auf Anhieb Marcel de Jong, der nur zu 55 Spielminuten in der Bundesliga kam und den Verein nun verlässt. Allerdings weilt Baba im Moment beim Africa Cup of Nations. Und auch er wird schon wieder mit namhaften Bundesligateams in Verbindung gebracht. Das übliche Schicksal der Fuggerstädter.

So zog es ebenfalls Kevin Vogt im Sommer zu einem anderen Verein. Der Sechser und wichtige Nebenmann von Daniel Baier unterschrieb beim 1. FC Köln. Mit dem Leverkusener Leihspieler Dominik Kohr hatte Weinzierl bereits eine Alternative im Kader, die etwas spielstärker als Vogt erscheint, aber insgesamt gute Allrounderfähigkeiten mitbringt.

Apropos Allrounder: Markus Feulner verließ Zweitligaabsteiger Nürnberg und unterschrieb in Augsburg. Hat der mittlerweile 32-Jährige irgendwo in der jüngeren Vergangenheit richtig eingeschlagen? Eher nicht. War er trotzdem immer ein gern gesehener Kaderspieler? Auf alle Fälle. Denn seine Flexibilität großkreutz’schen Ausmaßes auf einem meist akzeptablem Niveau kann gerade einem Team wie dem FCA helfen. Und in der Hinrunde hatten er und Kohr ungefähr gleich viele Spielminuten auf dem Tacho.

Zu guter Letzt musste Weinzierls Mannschaft auch noch den bereits geplanten Abgang von Dong-Won Ji nach nur einem halben Jahr sowie den Verlust des Leihspielers Arkadiusz Milik verkraften. Mittlerweile ist der Südkoreaner wieder und damit zum dritten Mal in Augsburg. Man verstärkte sich auf der Mittelstürmerposition mit Tim Matavž vom PSV Eindhoven sowie Nikola Đurđić. Letzterer stritt sich in der Anfangsphase mit dem alteingesessenen Sascha Mölders um die Neunerposition, wobei sich beide doch signifikant unterscheiden. Đurđić spielte zuvor bei Greuther Fürth häufiger als Schattenstürmer hinter Ilir Azemi, wurde aber von Weinzierl meist solo an der vordersten Front eingesetzt, wobei es in dieser Rolle häufige Interaktionen mit dem vorschiebenden Halil Altıntop gibt.

2015-01-27_Augsburg-Schalke_Defensivformation

In dieser Partie gegen Schalke 04 wurde der rechte Halbraum durch die tiefere Positionierung von Esswein gesichert, während auf der anderen Seite im asymmetrischen 4-3-3 nach vorn geschoben wurde. Baier kontrolliert den Raum im Rücken von Werner und Altıntop.

Klare Verteidigungsstrategien

Die Augsburger agieren vornehmlich mit einem mittelfeldpressenden 4-4-2 oder einer leicht asymmetrischen Variante. Meist schiebt Altıntop neben den Neuner oder aber Werner rückt ein, was zur Folge hat, dass Altıntop wiederum mannorientiert einen gegnerischen Sechser verfolgen kann, um diese Schaltzentrale zu neutralisieren. Gerade infolge von Werners Einrücken, wird manchmal bewusst der rechte Außenverteidiger des Gegners freigelassen, wodurch man zunächst Zuspiele auf ihn leiten kann, wobei Werner und oder auch Altıntop schnell die Richtung wechseln können und dann an der Außenbahn attackieren. Zudem zeigen die Augsburger besonders im eigenen Stadion einen aggressiveren Pressingansatz, was zur Folge hat, dass beispielsweise der Linksverteidiger Baba auf dem Flügel herausrückt und den freien Außenverteidiger presst. Die auf den ersten Blick teilweise offene linke Seite wird zudem von Baier gesichert, der meist eine exzellente Raumkontrolle zeigt und somit hier recht einfach für eine Absicherung sorgen kann, wo hingegen der rechte, defensive Halbraum phasenweise größere Probleme darstellt. Denn der Sechser/Achter auf dieser Seite rückt vereinzelt stärker heraus, wodurch sich kleinere Lücken bilden, in die der Gegner hineinspielen könnte. Die Endverteidigung von Paul Verhaegh und Jan-Ingwer Callsen-Bracker kann schlussendlich nicht jeden Tempolauf stoppen.

Eine anders geartete Pressingfalle spielen die Augsburger teilweise, wenn sie den gegnerischen Sechserraum umkreisen. Auch in diesem Fall verteidigen sie zunächst im 4-4-2, schieben aber mit beiden Außenstürmern etwas nach innen und vorn, infolgedessen ein kompaktes 4-2-2-2 entsteht. Dadurch können sie potenziell Zugriff entwickeln, sollten die Außenverteidiger gegebenenfalls nach innen spielen. Jedoch ist diese Pressingvariante vor allem dazu gedacht, auf passive Art und Weise die gegnerischen Aufbauspieler zu langen Schlägen zu verleiten.

2015-01-26_Augsburg_Def-Actions

Quelle: Squawka

In Führung oder auch allgemein bei Auswärtspartien agiert der FCA häufiger mit einer passiveren Verteidigungsstrategie. Das bedeutet, dass nicht mehr aggressiv auf die gegnerischen Außenverteidiger herausgerückt wird und man insgesamt weniger mannorientiert verteidigt. Die Fuggerstädter konzentrieren sich in diesen Phasen vielmehr auf die Verdichtung der Zwischenlinienräume im 4-4-2 oder 4-2-3-1. Die situativ vorschiebenden Abwehrspieler werden durch die beiden Sechser jeweils gut ausbalanciert. Weinzierl hat in beiden Defensivansätzen ein gut strukturiertes Gefüge.

Probleme im Spielaufbau

An sich verfügt der FCA über einige technisch starke Fußballer und nicht zuletzt über Daniel Baier. Trotzdem hatten die Fuggerstädter gerade zu Saisonbeginn größere Schwierigkeiten, einen vernünftigen Spielaufbau zu gestalten. Weinzierls Ansatz ist meist recht simpel. Zunächst will man über die Halbräume schnell Zonen erobern und dann in der gegnerischen Hälfte entweder direkt in die Spitze gelangen oder über Flügel diagonal in den gegnerischen Strafraum eindringen. Sind Klavan oder Callsen-Bracker am Ball, kippt Baier in der Regel leicht halblinks heraus, während Baba nach vorn schiebt. Verhaegh tut selbiges auf der anderen Seite, aber manchmal nicht so aggressiv wie Baba. Der zweite Sechser kippt entweder nach hinten ab, was wiederum Altıntop dazu zwingt, sich aus dem Zehnerraum fallen zu lassen. Oder aber der zweite Sechser bleibt höher und versucht sich als Durchlaufstation. Probleme ergeben sich beispielsweise gegen Mannschaften im 4-2-4-Angriffspressing, wodurch beide Außenverteidiger teilweise in Deckungsschatten geraten und auch Baier von einem Neuner abgedeckt werden kann.

Spielaufbau gegen Borussia Dortmund am zweiten Spieltag

Spielaufbau gegen Borussia Dortmund am zweiten Spieltag

In einer besseren Konstellation können die Außenverteidiger aufgrund ihres frühzeitigen Aufrückens sofort die gegnerischen Flügelstürmer nach hinten drücken. Besonders Baba kann so Baier einen größeren Freiraum verschaffen. Eine dynamische Aufbaudreierkette entsteht, was allerdings wiederum zur Folge hat das Kohr/Feulner zentral in der Luft hängt und somit keine wirkliche Anspielstation darstellt, wenn man den zentralen Sechser nicht sofort unter Druck sehen möchte. Teilweise driftet von vorn der rechte Flügelstürmer in den Halbraum, hinter Verhaegh, zurück und kann so bessere Verbindungen erzeugen. Aber zumeist hängt alles an dynamischen Durchbrüchen auf den Außenbahnen oder an eher individuellen Aktionen von Baier.

Allerdings läuft Augsburg teilweise Gefahr, dass sie im Mittelfeld physisch dominiert werden und damit schnell den Ball nach vorn schlagen müssen. Gegen Mannorientierungen, wie es beispielsweise die zentralen Mittelfeldakteure von Wolfsburg praktizierten, sehen Kohr und Baier nicht immer gut aus. Weinzierl reagiert meist mit dem tieferen Einbinden von Altıntop, der sich im linken Halbraum etwas fallen lässt, um situativ vor den gegnerischen Mittelfeldblock zu kommen. Da Baba wiederum die abkippenden Bewegungen des Augsburger Zehners quasi ausgleicht, indem er stärker in die Spitze vorrückt, bleiben beim FCA jedoch weiterhin nur weiträumigere Verbindungen nach vorn.

Eine interessante Reaktion auf diese Schwierigkeiten entwickelte sich derweil während der Hinrunde, indem man vermehrt keine Aufbaudreierkette mit Baier als linkem Glied sah, sondern Verhaegh nicht sofort aufrückte und sich kurz als rechter Halbverteidiger anbot. Dadurch hat Augsburg zwei Akteure direkt im Sechserraum und einen halbhoch stehenden Flügelstürmer rechts. Diese Konstellation bietet andere Passmöglichkeiten und Dynamikmuster beim schnellen Weiterleiten des Balles.

Asymmetrischer Flügelfokus

Aus den bereits beschriebenen Aufbaufacetten ergeben sich im weiteren Verlauf des Angriffsvortrages meist sehr klar auf die Außenbahnen fokussierte Angriffe. Das während der Hinrunde unterschiedlich ausgeprägte Aufrückverhalten der Außenverteidiger wird meist durch eine konkrete Absicherung durch die Sechser abgefedert, was jedoch, abgesehen von der erwähnten Aufbaudreierkette mit Verhaegh, zu einem klaren Kontrollverlust im Zentrum führt. Daniel Baier benötigt, wenn er im Grundraum des Linksverteidigers steht, die Anbindung an Werner und Altıntop, die sich zurückfallen lassen, während Baba klar aufrückt. Interessanterweise ist der Linksverteidiger Augsburgs beim Vorstoßen im Verlaufe des Spielaufbaus zunehmend zum Pendant des rechten Flügelstürmers im Verlauf der Hinrunde geworden. Die zurückhaltende und zirkulationserhaltende Positionierung von Verhaegh hat hierbei eine gewisse Asymmetrie ergeben. Baier kann dann hinter Baba herauskippen, während der andere Sechser im Zentrum bleibt. Über die Passverknüpfung zu Werner und Altıntop gelingen wiederum gute Ballstafetten auf der linken Seite entlang, wobei Baba mit seiner physischen Veranlagung zu einem wichtigen Part im Flankenspiel wird. Mit 0,9 angekommenen Flanken pro 90 Minuten führt er diese Wertung gemeinsam mit Bobadilla (1,0) mannschaftsintern an. Der zweitgenannte Akteur ist dabei zudem häufiger als Rechtsaußen aufgelaufen – der erwähnte Gegenpart zu Baba. Auch auf der rechten Außenbahn ergibt sich meist ein klarer Fokus auf das simple Durchspielen bis ins letzte Drittel. Altıntop bewegt sich hierbei bewusst im ballfernen Halbraum und überlässt die kurzen Anspielstationen dem ballnahen rechten Sechser sowie dem leicht nach rechts verschiebenden Stürmer.

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Quelle: Squawka

Zu dieser Ausrichtung gehört allerdings auch der statistische Wert von 3,6 nicht angekommenen Flanken pro 90 Minuten von Seiten Babas sowie 4,1 auf dem Zettel von Bobadilla. Rein von der Erfolgsquote her ist das normaler Durchschnitt. Allerdings bleibt schon hinsichtlich der strategischen Ausrichtung die Frage bestehen, inwieweit der klare Flügelfokus immer die Stärken der Stürmer richtig nutzt. Insbesondere Đurđić, der weniger als 35 Prozent seiner vergleichsweise wenigen Kopfballduelle verliert, scheint eher für das diagonale Ausspielen vom Flügel aus geeignet. Es besteht jeweils die Herausforderung darin, in gewisser Weise vergleichbar mit Hertha BSC, die flügelfokussierte Spielweise im letzten Drittel wieder in Richtung des Spielfeldzentrums umzuleiten.

Was Augsburg jedoch in der Angriffsgestaltung weiterhin stark macht, sind sehr klar strukturierte Mechanismen, um die Durchbruchsspieler wie einst Hahn freizuspielen. Mittlerweile gehören dazu Baba, Bobadilla oder auch Esswein. Durch eine gekonnte Vorbereitung im Rahmen der Ballzirkulationen lassen sich solche Konzentrationen auf einer Seite erzeugen, woraufhin der verlagernde Ball auf den jeweils anderen Flügel folgen soll. Schiebt zusätzlich noch von der linken Außenbahn der nominelle Außenstürmer nach innen, um die nummerische Situation im offensiven Zentrum zu verbessern, so hat Augsburg zumindest mit gezielten Rückpässen und flachen Hereingaben, aber auch mit diagonalen Anspielen für Ablagen und ähnliches gute Erfolgsaussichten.

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Quelle: Squawka

Der FCA liegt in puncto Passquote (74,3%) und Ballbesitzanteile (49,8%) mit Platz neun jeweils im Mittelfeld der Liga. Insbesondere beim Ballbesitz gehörte Weinzierls Team jedoch für längere Zeit zur Ligaspitze kurz hinter Wolfsburg oder Dortmund. Interessanterweise hatte man allerdings nur zwei Siege verbuchen können, in denen man klar den Gegner dominierte – einmal gegen ein 60 Minuten in Unterzahl spielendes Stuttgart sowie gegen Köln nach frühem Rückstand. Ansonsten ergeben sich für Augsburg zahlreiche Partien, in denen man Ballbesitzquoten zwischen 47 und 55 Prozent verzeichnete. Es waren weder dominante Vorstellungen, obwohl man doch immer wieder den Fokus auf eine kultivierte Passzirkulation legen wollte, noch waren es äußerst destruktive Auftritte. Die Augsburger schwimmen irgendwo zwischen all dem und sind vor allem auf kleinere Detailänderungen Weinzierls sowie einer gewissen Erfolgsstabilität in ihren Angriffen angewiesen. Mit 4,6 Schüssen aufs Tor pro Spiel liegt der FCA auch in dieser Wertung im Mittelfeld der Liga.

Die erwähnten Änderungen im Aufbauspiel sowie neue Rollenverteilungen und –definitionen ermöglichten in der zweiten Hälfte der Rückrunde einen deutlichen Aufwärtstrend. Der Höhepunkt war eine Siegesserie von vier Spielen gegen Paderborn, Stuttgart, den HSV und Köln. Nach einer anfänglich schwächeren Struktur in der Spieleröffnung sowie einer Überfokussierung in der Defensive auf klare Verteidigungsaktionen, hat Weinzierl wieder den Spagat zwischen den verschiedenen Pressing- und Angriffsvarianten geschafft.

Der falsche Busquets

Zudem wurde der Kader während der Winterpause einmal mehr etwas aufgebessert. Welche Rolle könnte nun der hochtalentierte Pierre Emile Højbjerg (Text von RM zum Transfer), Leihspieler von Bayern München, beim FCA übernehmen?

Genau wie Kohr ist der Däne nur für einen überschaubaren Zeitraum ausgeliehen. Genau wie Kohr ist Højbjerg wohl vornehmlich für die offensivere Sechserposition beziehungsweise die halbrechte Achterposition vorgesehen. Da Feulner beispielsweise auch als Backup der Außenverteidiger aushelfen kann sowie wohl auch soll und gleichzeitig ihm eine gewisse Dominanz im Spielaufbau abgeht, ist die Verpflichtung des hochtalentierten Højbjergs eine kluge Maßnahme.

Der Däne kam beim FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit eher selten zum Zug, schien im Mittelfeld sogar zeitweilig hinter Gianluca Gaudino zurückzufallen. Seine erste wirkliche Duftmarke setzte Højbjerg beim Auftritt im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund. Damals allerdings als rechter Flügelverteidiger, wo er einerseits als simpler Läufer fungierte, andererseits jedoch auch seine Spielstärke durch einrückende Bewegungen einbringen konnte. Allerdings bleibt Højbjerg de facto im Mittelfeldzentrum zu Hause. Pep Guardiola lobte den Dänen bereits überschwänglich, wie es die Art des Katalanen ist, und sah in ihm bereits einen neuen Sergio Busquets – die einstige Schlüsselfigur innerhalb von Guardiolas Barça-Team. Doch auch der Bayern-Trainer musste zuletzt einsehen, dass Højbjerg bei weitem noch nicht die taktische Reife besitzt, um beispielsweise als Mittelfeldlibero beim Ligaprimus zu agieren.

Im letzten Sommer legte Højbjerg sichtlich an Körpermasse zu, was ihn eine robustere Spielweise ermöglichen sollte. Höchstwahrscheinlich wollte er sich zumindest als zweiter Sechser oder Verbindungsspieler beispielsweise vor einem tieferen Bastian Schweinsteiger etablieren. Aber seine Rollenfindung auf Peps Taktiktafel funktionierte bis jetzt allenfalls suboptimal, womit der Zwischenschritt über Weinzierls Spielerschmiede logisch erscheint.

Alternative Grundformation mit Højbjerg

Alternative Grundformation mit Højbjerg

Bei den Fuggerstädtern könnte sich Højbjerg, wie bereits erwähnt, mit Kohr um die Position neben Daniel Baier streiten. Egal ob nun Baier im Spielaufbau eher in eine Aufbaudreierkette zurückfällt oder im Sechserraum verbleibt, er braucht einen Nebenmann, der notfalls als Ausweichstation dient, wenn sich der Gegner zu stark auf Baier konzentrieren sollte. Zudem fungiert der rechte Sechser/Achter als Verbindungsstück zwischen Verhaegh, dem rechten Flügelstürmer sowie dem situativ ausweichenden Mittelstürmer. Das bedeutet, dass er stark in der Ballweiterleitung sein und ein intelligentes Raumbewusstsein aufweisen sollte. Genau diese Aspekte hat Højbjerg in den vergangenen Monaten und unter der Ägide Guardiolas weiterentwickelt. Insofern kann er seine Fortschritte nun bei Augsburg unter Beweis stellen.

Der Rhythmus des Aufbausspiels beim FCA sollte ihm eigentlich auch entgegen kommen. Nach der Zirkulationseröffnung durch Baier oder auch Verhaegh könnte Højbjerg bewusst über den Halbraum den Angriff beschleunigen, indem er etwas länger am Ball bleibt und erst im Übergang in die gegnerische Hälfte oder sogar erst an der Grenze vom mittleren zum offensiven Drittel die kurze Ablage auf die Außenbahn oder den direkten Diagonalpass nach innen spielt.

Eine weitere Option ergäbe sich mit Højbjerg als balancierenden Achter in einem eindeutigen 4-1-4-1. Jedoch fehlt dazu eigentlich das passende Pendant in der Mitte des Mittelfeldbandes. Die Wechselwirkungen mit dem häufig nach vorn stoßenden Altıntop sind bereits in der Augsburg-typischen Variante des 4-2-3-1 gegeben. Eine Variante mit Kohr und Højbjerg auf der Doppelacht wirkt zu sehr auf die tiefere Passzirkulation fokussiert, mit einer zu drucklosen Penetration des offensiven Zentrums. Diese Konstellation könnte nur Sinn ergeben, wenn man im gleichen Atemzug den Højbjerg-nahen Flügelstürmer, beispielsweise in Person von Bobadilla, stets einrücken lässt, während Højbjerg wiederum situativ nach außen schiebt und dem Flügelspiel des FCA eine spielstarke, Breite gebende Option zur Verfügung stellt.

Leider werden wir diese 3-4-1-2-/3-4-3-Formation wohl nicht bestaunen dürfen. Wenngleich Weinzierl durch sein flexibles Spielermaterial die Möglichkeit hätte.

Leider werden wir diese 3-4-1-2-/3-4-3-Formation wohl nicht bestaunen dürfen. Wenngleich Weinzierl durch sein flexibles Spielermaterial die Möglichkeit hätte.

Zu guter Letzt sollte man noch eine eher orthodoxe 4-2-3-1-Grundformation mit Højbjerg auf der Zehnerposition in Betracht ziehen. Doch auch hier wird beim Durchdenken der gruppentaktischen Abläufe und dem Einbinden von Højbjergs Bewegungsmustern klar, dass es auf eine weitere Variante mit situativer Doppelacht hinaus läuft, wobei dieses Mal der Däne vermehrt vor Baier auftauchen würde. Das hätte jedoch zur Folge, dass Højbjerg als kurze Anspielstation für den Augsburger Spielmacher fungieren könnte und gleichzeitig eine Rolle als Knotenpunkt für Linksangriffe wäre. In jedem Fall ist die Leihe des Bayern-Spielers eine Aufwertung des Kaders in puncto individueller Qualität sowie eine Verpflichtung, die in den recht eng abgesteckten formativen Grenzen mehr Variantenreichtum verspricht.

Fazit

Weinzierls Team lebt in erster Linie von passablen Abläufen über das komplette Spielfeld hinweg. Der FCA verfolgt ein anpassungsfähiges Pressing, einen simplen Offensivansatz und die richtigen Spieler auf den richtigen Positionen. Zudem ist der 40-jährige Cheftrainer in der Lage, verkannte Kicker in ein Gefüge zu integrieren, wodurch sie in einem guten Licht erstrahlen. Der eigentlich sehr einfach veranlagte Hahn ist in dieser Hinsicht sicherlich Weinzierls Meisterstück, weil er ihn nicht überforderte, aber auf gewisse Fähigkeiten die Angriffe ausrichtete. Das ist jedoch in Augsburg besser möglich, als es bei anderen Klubs der Fall sein kann. Man vertritt den Ansatz des spielerischen und spielstarken Pragmatismus mit Überzeugung. Einer Mannschaft bestehend aus vermeintlich zweitklassiger Variante rund um „Superstar“ Baier werden selbst schwächere Auftritte verziehen. Allerdings besteht mittlerweile in Augsburg die Gewissheit, dass Weinzierl mit Anpassungen während der Partien, aber vor allem mit Detailarbeit unter der Woche zu jedem Zeitpunkt das Team wieder in die Erfolgsspur zurückbringen kann. Ob es für den Sprung in den Europapokal reicht, bleibt allerdings zu bezweifeln. Kleinere Schwächephasen gehören zum FCA genauso dazu wie der regelmäßige Verlust wichtiger Schlüsselspieler.

NanLei 28. Januar 2015 um 15:51

Warum hat Leverkusen Callsen Ingwer Bracker verkauft oder abgegeben? Augsburg dankt Bayer für die Ausbildung. Er ist mittlerweile Ende 20 Anfang 30, schon immer nicht der Sprinter, Klavan und andere sind da besser im Sprintduell. Sind Spahic und Jedvaj Papa soviel schneller dass Callsen nicht nach Leverkusen passt? War es nicht ein Fehler von Leverkusen Callsen ziehen zu lassen? Sein erstes Spiel damals im Pokal für Leverkusen war fast perfekt und er hatte eine Torchance nach Standard. Dann in der U21. Eigentlich war er so eine Art Robert Huth damals beide nicht die schnellsten, er hätte 2006 bei der WM sein können. Er hätte doch theoretisch in Leverkusen in der vierer Kette gut spielen können, wenn………..

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leser 28. Januar 2015 um 18:55

und taglich grüßt das murmeltier, oder schon stündlich?

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