Deutschland – Färöer 3:0

Generalprobe des deutschen Gegenpressings gegen den „Pro-Kopf-Weltmeister“.

Die DFB-Auswahl startete am Freitag gegen die Färöer in die WM-Qualifikation. Die Färöer sind jenes kleine Fleckchen Erde, wo weniger als 50.000 Einwohner seit einigen Jahren regelmäßig Auswahlteams auf die Beine stellen, die sich von denen vergleichbarer Staaten meilenweit abheben. Anders als beispielsweise die Auswahl San Marinos lassen sich die Färinger einfach nicht abschlachten, besonders im heimischen Stadion sind sie sogar wahrlich konkurrenzfähig: In der EM-Quali erreichte man gegen Vize-Europameister Italien ein knappes 0:1 und schlug sogar Relegationsteilnehmer Estland mit 2:0. Gegen die aktuellen Qualifikationsgegner lautet die historische Bilanz: 11 Spiele, 3 Siege, 2 Unentschieden und nur 6 Niederlagen. Man könnte die Färöer Inseln wohl als die relativ stärkste Fußballnation bezeichnen.

Mutig, diszipliniert, 4-4-1-1

Gegen den Fußballriesen Deutschland zeigte die Inselauswahl vom dänischen Trainer Lars Olsen ein weiteres beeindruckendes Spiel, wobei insbesondere die durchaus mutige Ausrichtung und die ansehnliche Konterstärke überraschte. Zwar stellte sich das anfangs nach Mittelfeldpressing aussehnde 4-4-1-1-System dann doch schnell als sehr weit zurückgezogenes Abwehrpressing dar, aber die Färinger beschränkten sich keineswegs völlig auf die Defensive.

Stürmer Edmundsson hatte die Freiheit auf Kontergelegenheiten zu zocken und setzte sich immer wieder in anspielbare Räume ab. Auch Kapitän Holst durfte bei Gelegenheit schon mal auf einen Ballgewinn spekulieren und beteiligte sich eher nach eigenem Ermessen an den Abwehrbemühungen der beiden Viererketten, hauptsächlich orientierte er sich an Khedira. Zudem schalteten besonders die Flügelspieler bei Kontersituationen sehr schnell und konsequent um.

In der Abwehrarbeit zeigten sich die Färinger taktisch sehr reif. Sie standen nicht nur sehr eng gestaffelt in ihreren beiden Reihen vor dem Strafraum, sondern die Mittelfeldreihe versuchte durchaus auch in der Balleroberung aktiv zu werden. Die Sechser verschoben teilweise sehr weit und bewegten sich generell in den richtigen Momenten flexibel, situativ auch im Verbund mit Holst, weshalb Deutschland Probleme hatte, im Dunstkreis des Pressingverbundes Ruhe ins Spiel zu bekommen. Geschickt war auch die Flügelverteidigung, bei der das Mittelfeld etwas weiter herausschob als die Abwehrkette, wodurch kompakte Dreiecke zum Flügel hin entstanden, die nicht leicht zu umspielen waren.

Deutschlands Grundformation

Die deutsche Mannschaft trat abermals in einem 4-2-3-1/4-1-4-1-Hybrid auf, in dem Götze den sehr offensiven und freien Achter gab, während Khedira seine vertikale Natur etwas zurückschrauben musste und als absichernder Sechser agierte. Özil agierte als Mischung eines Zehners und eines aufbauenden Achters, im Laufe des Spiels fiel er immer öfter zurück um seine Pässe aus der Tiefe spielen zu können – zwischen den Linien, die bei den Färingern oft nur fünf Meter außeinander standen, fand er keine Räume.

Reus spielte auf dem linken Flügel im Wechsel als sehr breiter Flügelspieler und als frei beweglicher inverser Kombinationsspieler, der in den Zwischenräumen die Verbindung zu Götze und Özil suchte. Müller auf der anderen Seite spielte etwas klassischer, hielt oft die Breite des Feldes und orientierte sich ansonsten eher in die Spitze als in die Zwischenräume.

Mängel in offensiver Staffelung und Tiefe

35. Minute: Beispielhafte Szene, in der die deutsche Offensive das Mittelfeld völlig verwaisen lässt – es fehlt nicht nur an Absicherung, sondern Khedira hat auch keine Kombinationsmöglichkeiten.

Durch das sehr offensiv besetzte Mittelfeld hatte Deutschland in Hälfte eins viele Situationen, in denen sich extrem viele Spieler in die vordere Reihe bewegten und das oft in sehr breiter Stellung – mehrfach gab es quasi einen breiten Fünfersturm zu sehen. Diese Positionierung ist zwar schwierig sauber zu verteidigen, da schnell mal ein Ball auf eine der vielen Spitzen durchrutschen kann, aber sie ist dabei auch schädlich für die offensive Kompaktheit. Die Absicherung und die Verbindungen der angreifenden Spieler leiden darunter.

Dadurch kam Deutschland in Halbzeit eins zwar einige Male durch und generierte Chancen, aber diese Chancen waren oft erzwungene, unsaubere Abschlüsse am Gegenspieler, woraus die schlechte Chancenverwertung resultierte. Klar herauskombinierte Chancen waren Mangelware, was auf zweierlei Weise aus der fehlenden Angriffsstaffelung resultierte.

Zum einen fehlte es an Sprintdurchstößen hinter die Abwehr, da die meisten Spieler sich bereits auf Abseitshöhe befanden. Zum anderen gab es zu wenig Dreiecksbildung im deutschen Mittelfeld, da die Spieler zu flach angeordnet waren. Diese beiden Faktoren führen oft dazu, dass sich die Angriffsbewegungen einer zu hoch stehenden Mannschaft selbst ersticken. Die Angriffe bestanden daher meist aus Einzelaktionen oder dem Zusammenspiel von nur zwei Akteuren, selten gab es wirklich kollektive Angriffe.

Dass der Führungstreffer aus einem horizontalen Dribbling Götzes resultierte war die logische Folge – Klose und Müller befanden sich bereits in hoher Position am Gegner, konnten also nicht steil geschickt werden und so dribbelte Götze schlichtweg die Passoptionen entlang und schloss selbst ab.

Gegenpressing-Probleme

Das erklärte obere Ziel von Löw bei der Weiterentwicklung der Nationalmannschaft besteht momentan in der Erarbeitung von fortschrittlichem Gegenpressing und Angriffspressing. Während letzteres nicht zum tragen kam (aufgrund des auf lange Bälle beschränkten färinger Aufbauspiels), war das Gegenpressing ein dominierendes Thema gegen den tiefstehenden, konternden Gegner.

Der Bundestrainer kritisierte nachher berechtigterweise, dass einige Male noch die Konsequenz im Umschalten auf Defensive fehlte, da mehrfach zu spät und zögerlich herausgerückt wurde, um Gegenspieler nach befreienden Pässen direkt unter Druck zu setzen. Neben diesen Mängeln in der Umsetzung gab es aber auch taktische Schwierigkeiten in der Grundlage. Die fehlende Offensivstaffelung öffnete den Färingern Konterräume.

42. Minute: Özil muss die gesamte Zentrale absichern, währenddessen vier Spieler in der Angriffslinie. Die Färinger kombinieren sich heraus, Lahm stoppt den Konter anschließend per taktischem Foul und holt sich eine gelbe Karte. Man erkennt auch die weit verschobenen färinger Sechser.

Da so viele Spiele hinter der färinger Mittelfeldkette und sehr breit positioniert waren, mussten die wenigen zentral absichernden Spieler (meist Khedira alleine) viel Raum abdecken, was so nur schwer zu lösen war. Das war neben den guten Umschaltmechanismen der Färöer ein wesentlicher Grund für die relativ vielen aussichtsreichen Gegenstöße des Außenseiters. Dass daraus letztlich keine Großchancen entstanden, lag dann an der mangelnden individuellen Klasse; Deutschland konnte eine ganze Reihe von Kontern ganz simpel im 1-gegen-1 oder 2-gegen-2 abfangen, was man gegen einen höherwertigeren Gegner nicht riskieren sollte.

Besserung in Hälfte zwei

In der zweiten Hälfte besserten sich die Staffelungsprobleme Deutschlands dann, Löw hatte offenbar justiert. Klose und die Flügelspieler bewegten sich nun oft ein paar Meter vor der färingischen Abwehrkette, anstatt bis in die Spitze hineinzugehen. Auf diese Weise wurde der kompakte Abwehrblock etwas aus der Tiefe gelockt und dadurch Raum hinter der Abwehr geöffnet.

71. Minute: Gleich vier Spieler sichern im Sichtfeld des Balleroberers die Mittelfeldräume. Hummels kann den Pass auf den Stürmer simpel antizpieren, der muss zurückprallen lassen, wo Reus den Ball erobert und das 3:0 einleitet.

Außerdem bewegten sich vor allem Götze und Özil viel stärker in die Aufbaupositionen und gingen nicht so aggressiv in die Spitze wie zuvor. Auch Reus versuchte noch stärker, Räume zu überladen, und hielt sich weniger damit auf, das Spiel zu strecken, was zuvor ohnehin kaum funktioniert hatte, da die Färinger eng blieben.

Dadurch gab es insgesamt ein paar weniger Strafraumszenen, aber dafür verloren die Färinger nun fast jegliche Offensivgefahr und das 3:0 zeigte deutlich die Vorteile dieses kontrollierteren Spiels. Mit guter Tiefe wurde vor diesem Treffer der halbrechte Raum überladen, weshalb der Ball nach einem Fehlpass sofort zurückgeholt werden konnte. Die Färinger öffneten im Umschalten eine große Lücke im Zentrum, durch die Reus dann nach der Ballrückeroberung problemlos Özils finalen Treffer vorbereiten konnte – eine beispielhafte Szene für die Wirkungsweise guten Gegenpressings.

Das Außenverteidiger-Problem und die Aufbau-Dreierkette

Ein Detail der deutschen Ausrichtung betrifft die Problemstelle Linksverteidiger, wo der temporär gesetzte Schmelzer kurzfristig ausfiel. Innenverteidiger Badstuber vertrat ihn deshalb und es schien, als ob dieser die Rolle von Schmelzer imitieren sollte. Überraschenderweise spielte er breiter und höher als der theoretisch wesentlich offensivere Lahm auf rechts..

Dieses System diskutierten wir vor der EM. Teilt Löw unsere Gedanken?

Badstubers spielstarker Nebenmann Hummels spielte daher etwas breiter, wodurch sich in vielen Szenen eine Dreierkette Hummels-Mertesacker-Lahm ergab. Auf diese Weise wurde Badstuber weitgehend aus dem Spielaufbau herausgezogen und eröffnete gleichzeitig Reus die Möglichkeit, sehr frei in die zentralen Räume zu driften. Lahm orientierte sich indes sehr viel zur Mitte hin und stand oft absichernd, ging nur gelegentlich mal den Flügel hinunter – er spielte also eher wie ein Halbverteidiger als ein typischer Außenverteidiger.

Schon gegen Argentinien konnte man erahnen, dass Löw den Linksverteidiger wohl höher spielen lassen möchte als den spielstärkeren Lahm, allerdings fehlte dort noch die spielerische Dominanz für die Dreierkette als logische Konsequenz. Man darf aber wohl spekulieren, dass man diese Ordnung zukünftig öfter sehen wird. Wir spekulierten bereits im Vorfeld der EM auf diese Strategie, da es eine naheliegende Möglichkeit ist, die drei spielstarken Verteidiger (Badstuber, Hummels, Lahm) mit dem limitierten, aber laufstarken und dynamischen Schmelzer in Einklang zu bringen. Womöglich kann dies ein wichtiges Puzzlestück auf dem Weg zu einer noch dominanteren, spielstärkeren DFB-Elf sein.

Fazit

Die Färöer lieferten ein beeindruckendes Spiel ab, aber eine ordentliche deutsche Leistung reichte aus, um den standesgemäßen 3:0-Sieg einzufahren. Aus Wettbewerbs-Sicht passierte also nichts bemerkenswertes in diesem Spiel der klaren Rollen.

Interessanter sind die augenscheinlichen Versuche von Löw, das Gegenpressing-Spiel auf eine neue Stufe zu bringen. Hier gab es noch massive Defizite in der ersten Halbzeit, die sich aber nach der Pause etwas besserten. Gegen Österreich wird es vermutlich einen wesentlich schärferen Test für die Umschaltmechanismen geben

Ansonsten bleibt nicht viel übrig aus diesem Spiel. Lediglich die Bestätigung der Erkenntnis, dass Khedira nicht zum absichernden Sechser gemacht ist – wenn er nicht mit all seiner Durchschlagskraft einen großen Radius beackern darf, kann er seine Stärken kaum einbringen. Ähnlich ist es bei Götze, der immer dann glänzte, wenn er die wichtige Raumbesetzung im zentralen Mittelfeld ignorierte, was eine riskante Rolleninterpretation ist.

Individuell steigert sich die Klasse des DFB-Teams aber immer weiter. Reus und Götze erhöhen die vielen Optionen für die Offensive, auch wenn die Abstimmung mit Özil noch verbessert werden muss. Löw steht also viel Arbeit ins Haus, aber er hat auch jede Menge hochwertiger Werkzeuge dafür zur Verfügung.

vastel 13. September 2012 um 03:46

Ich finde es bedenklich, dass Löw es immer noch nicht geschafft hat ein defensiv stabiles System aufzubauen und ein konstantes Team zu formen. Immer wieder Wechselspielchen auf allen möglichen Positionen, Systemen und Besetzungen. So kann keine Eingespieltheit und Kontinuität in die Mannschaft kommen.

Löw sollte sich endgültig auf eine Stammformation (mit evtl. einem Ausweichsystem) festlegen, die nur wegen Verletzungen/Formschwächen verändert wird mit klar definierten Backups (z.B. Kroos nun als OM oder DM?) und Zuständigkeiten. Spieler sollten nur im absoluten Ausnahmefall auf ihren suboptimalen Nebenpositionen spielen (Boateng RV, Badstuber LV, Kroos 6er etc.) – einzig im offensiven Drittel kann man auf Grund der im Spiel sowieso vorherrschenden Fluidität bei Bedarf abweichen, solange dies keine allzu große Auswirkung auf die Angriffsautomatismen hat.

Diese Mannschaft lässt man dann mal über mehrere Spiele hinweg bestehen, damit sie sich endlich mal aufeinander einspielen kann.

Nehmen wir Jogis 4-2-3-1 könnte ein Kader dann so aussehen (STAMMSPIELER FETT) – Achtung, mehr als 23 Spieler (davon ein paar perspektivisch bzw. „out-of-the-box“ auf den vakanten Positionen LV/RV/ST). Außerdem ist nur ein Beispiel und nicht als „die perfekte NM-Aufstellung“ zu verstehen! Ich möchte hier keine Diskussion über irgendwelche Einzelspieler oder potenzielle Stammelfkandidaten führen.

Tor: NEUER, Zieler, ter Stegen, Weidenfeller, …
LV: SCHMELZER, Lahm, Oczipka – (Badstuber)
IV: BADSTUBER, HUMMELS, Mertesacker, Boateng, Höwedes
RV: LAHM, Jantschke, Jung – (Boateng), (L. Bender)
erster DM (tiefer Spielmacher): SCHWEINSTEIGER, Gündogan
zweiter DM (Box-to-Box/horizontal/offensiver): KHEDIRA, L. Bender – (Kroos)
alternativer DM (Abräumer): S. Bender, L. Bender
LA: REUS, Podolski, Schürrle, Großkreutz – (Götze)
OM/HS: ÖZIL, Kroos – (Reus), (Müller), (Götze)
RA: MÜLLER, Götze – (Reus)
ST: GOMEZ, Klose, Schieber, Helmes, Kießling – (Podolski), (Reus)

Ich denke das Prinzip ist klar und vermeidet, dass z.B. Spieler wie Kroos und Khedira zusammen die Doppel-6 spielen (siehe den Thread hier dazu). Außerdem können so die wichtigen Automatismen überhaupt erst entstehen.

Hinzu kommt, dass eine natürliche Hierarchie und ein positiver Konkurrenzkampf entstehen, da (fast) jeder Spieler auf jeder Position einen direkten und etwa gleichwertigen Konkurrenten um den Startelfplatz hat.

Wichtiger ist vor allem wie eingangs schon angedeutet, dass das Grundsystem immer bestehen bleibt, egal wer nun spielt. Die Grundausrichtung und -besetzung ist stets die selbe. Somit können Verletzungen und Formschwächen bestmöglich ausgebügelt werden ohne dass sich ständig etwas an der Ausrichtung ändert (4-1-4-1, zwei offensive 6er, etc.). Bei Nationalmannschaften halte ich es für wichtiger, dass diese ein festes System einspielen und möglichst perfekt beherrschen. Wechselspielchen je nach Gegner sind eher bei Vereinsmannschaften sinnvoll.

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firedo 13. September 2012 um 08:07

Ich sehe das ge als 6er haben bisher noch nicht einmal richtig genauso.
Die 4-1-4-1 Experiemente und Kombinationen wie Kroos+Khedira haben bisher noch nicht einmal richtig funktioniert.
Und ich fande es auch schon bedenklich, das bereits vor der EM die defensive Stabilität abhanden gekommen war und wir im Prinzip vielezuviele Gegentore in der Quali kassiert haben.
Aber Löw scheint das ossensichtlich anders zu sehen.

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muffin 13. September 2012 um 10:28

ich finde die Intention zwar gut, den Lösungsvorschlag aber überdenkenswert. man hätte zwar auf der einen Seite solche anfängerfehler, wie kross als OM und özil als RA gg. Italien vermieden, aber eine solch klare Einstufung als Stammspieler oder nicht würde es einem halbfitten Schweni erneut ermöglichen zu spielen, was du optimal ist.
Recht gebe ich dir bei der systemgebundenheit. insbesondere das grässliche 361 gg die UKR war einfach überflüssig und das hat Löw wohl auch selbst eingesehen. Einen Systemwechsel wie gegen die Färöer sollte für eine deutsche Auswahl aber mMm drin sein, mehr oder exotischere Varianten halte ich aber auch für überflüssig. Ein Festhalten am 4231 mit 4141 als offensivere Vatiante des erstgenannten ist für mich Pflicht, man kann einem System schließlich durch Austausch von Einzelspoelern schon ein anderes Gesicht geben.
Was jedoch elementar sein ist die Abkehr vom Stammspielerdenken, in solchen Momenten, in denen das System darunter leidet (Bsp Khedira, Kroos oder Schweini halbfit), was du ja denke ich auch bezwecken willst mit deiner Rolleneinteilung. Das Problem hierbei sehe ich hauptsächlich ebenfalls in den Einsätzen von Spielern, aus dem erweiterten Stamm auf falschen Positionen.
das war in der Vergangenheit oft schrecklich…

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Kroos39 13. September 2012 um 10:58

Ich finde es ja ganz lustig wie manche Leute hier Löw Anfängerfehler unterstellen. Übrigens gab es auch keine strikte Aufteilung zwischen Kroos als OM und Özil als RA. Beide waren mehr OM als RA.

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Tobias 13. September 2012 um 15:15

Da stimmt. Die Aufstellung gegen Italien war 4-3-2-1 (Tannebaum). Podolski war eher defensiver Halbspieler auf links, Khedira auf rechts, Özil und Kroos als Doppel-10. Deswegen sah es ja so aus, wie es aussah 🙁

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vastel 13. September 2012 um 21:43

@muffin:

Ich denke du hast mich etwas falsch verstanden. Wahrscheinlich war die Bezeichnung „Stammspieler“ auch irreführend, sorry.

Ich denke wir sind uns einig, dass ein topfitter Schweinsteiger unter Löw gesetzt ist. Sollte er verletzt oder nicht fit sein, rückt automatisch sein Backup nach – in meinem Beispiel Gündogan – usw. Das gleiche dann auch auch für die anderen Positionen.
Damit soll einfach nur verhindert werden, dass „falsche“ Spielertypen eine Spielerrolle bekleiden bzw. sich Pärchen bilden, die nicht optimal zueinander passen, wie z.B. Kroos & Khedira. In meinem Beispiel wären es Gündogan & Khedira (oder Gündogan & Lars Bender oder Schweinsteiger & Lars Bender), die meiner Meinung nach gut miteinander harmonieren könnten.

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firedo 13. September 2012 um 22:10

Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass auch zugeständnisse an den Boulevard und etablierte Stammspieler etc gemacht werden.
„Man kann doch nciht einen Gündogan bringen und den Kroos auf die Bank setzen. Das wären ja dann 4 Dortmunder genausoviele wie Bayern“
Alsospielt dann der Kroos für den Schweinsteiger – egal wie oft das schon nicht funktioniert hat.

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datschge 13. September 2012 um 21:28

Ich sehe das eher andersherum: Die Versuche und Experimente sollte Löw eher jetzt machen und sich zeitig auf mehrere funktionierende Kombinationen von Aufstellung und Systemen festlegen. Also nicht erst in einer Turnierschlussrunde plötzlich mit noch nie zuvor getesteten Kombinationen kommen.

Aber die Versuche und Experimente, die momentan in der Defensive laufen, halte ich für komplett überflüssig. Dass Khedira nicht als alleinige defensive Sechs funktioniert, war schon bekannt, genauso Schmelzers Defensivschwäche sowie dass die Kombination von Kroos und Khedira auf einer „Doppelsechs“ in der eigenen Defensive Löcher reißen kann. Zu diesen Erkenntnissen braucht man dies nicht nochmal und nochmal ausprobieren. Die Möglichkeit eines Einspielens (also das Umgewöhnen vom Alltag im Verein) gibt es in der Nationalmannschaft aus Zeitmangel praktisch nicht. Für die Nationalmannschaft wäre es also (im kompletten Gegensatz zu Vereinsmannschaften) wichtig, die Spieler anhand ihrer gewohnten Stärken einzusetzen. Für Löw hieße es also, für die bestmögliche Besetzungen die optimalstmöglichen Systeme zu finden, die eben ohne großes Einspielen, Anpassen und Umgewöhnen von den Spielern umsetzbar ist.

Die Spiele gegen Färöer und Österreich fand ich in dieser Hinsicht überhaupt nicht zielführend, sondern im Gegenteil regelrecht kontraproduktiv.

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vastel 13. September 2012 um 22:11

Ja, Versuche und Experimente in der Quali-Phase sind ok und wünschenswert, allerdings nur wenn sie einen klaren Plan verfolgen und zielführend sind. Wildes durcheinander würfeln der Systeme und Startaufstellungen ist dies meiner Meinung nach aber nicht. Darum sagte ich, dass Löw sich zunächst auf „sein“ 4-2-3-1 mit der entsprechenden Philosophie festlegen sollte und anhand minimaler Veränderungen der Startelf (die natürlich auch verletzungs-/formbedingt zustandekommen) in die gewünschte Richtung justiert wird.

Ich bin übrigens auch der Meinung, dass man die Grundausrichtung der Mannschaft allein durch die Spielerwahl bestimmen kann, ohne große Veränderungen am Spielsystem vornehmen zu müssen, da jeder Spieler seine Rolle anders interpretiert. Was heißt das konkret?

Bleiben wir wieder beim 4-2-3-1, welches übrigens bei dem Spielermaterial auch eine logische Wahl ist:

Variante A)
Der Gegner wird erwartungsgemäß sehr tief stehen und auf Konter lauern, also stelle ich Spieler auf, die einen engen Abwehrriegel knacken können (z.B. Özil, Kroos, Götze). Dazu offensive Außenverteidiger (Lahm, Schmelzer) und ein ballsicheres zentrales Mittelfeld (Schweinsteiger/Gündogan + Khedira/L. Bender), welches das Spiel lenken kann und im entscheidenden Moment „den“ Pass spielt sowie Torgefahr ausstrahlt.
Es ergibt sich aus dem Spiel heraus ein 4-1-4-1, ohne dass ich abenteuerliche Experimente mit zwei klassischen 10ern unternehmen muss, welche die defensive Stabilität gefährden.

Variante B)
Der Gegner ist offensivstark und es muss erhöhter Wert auf eine starke Defensive und schnelle Konter gelegt werden.
Ohne das System grundlegend ändern zu müssen, kann allein durch eine andere Spielerwahl das System komplett anders interpretiert werden:
Reus als hängende Spitze im Verbund mit Gomez/Podolski als Konterduo. Dazu Großkreutz und Müller als defensiv starke Außenspieler, die aber auch über die nötige Geschwindigkeit und Laufstärke für ein schnelles Umschaltspiel verfügen.
Will man ganz auf Nummer Sicher gehen, „opfert“ man den offensiveren Khedira für einen Abräumer wie S. Bender.
Man könnte es noch mehr auf die Spitze treiben und Badstuber als LV aufstellen mit Mertesacker als IV, um für zusätzliche Defensivstärke und Lufthoheit zu sorgen.
Es ergibt sich quasi automatisch ein solides 4-4-1-1.

Nominell basieren beide Varianten weiterhin auf dem 4-2-3-1. Allerdings trägt die unterschiedliche Positionsinterpretation der Spieler dazu bei, dass man flexibel bleibt, aber weiterhin auf die bewährten und einstudierten Mechanismen zurückgreifen kann. Ich denke darauf wollten auch Tank (und – Name vergessen – sorry) in ihrer Diskussion im K&K-Thread hinaus.

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blub 11. September 2012 um 19:22

Immer wenn ich davon lese das wir das gegenpressing verbessern wollen stelle ich mir die ketzerische frage ob das mit Özil überhaupt geht. der ist defensiv knapp vor dem totalausfall. da ist mourinho quasi „unsere“ beste bet.

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Zuschauer 12. September 2012 um 16:53

Ich glaube, dass das mit Özil sehr gut geht und ich sehe absolut keinen Grund daran zu zweifeln, da er sehr oft gute Defensivleistungen gezeigt hat.

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Tobias 13. September 2012 um 10:12

Ich bin großer Fan von Özil und Real, sehe diesen Punkt aber sehr ähnlich wie blub. Die Fähigkeiten im Antizipieren von Räumen und Situationen, die Özil offensiv zweifelsohne hat, gehen ihm defensiv irgendwie völlig ab. Deswegen wirkt die Defensivarbeit von Real ja häufig so chaotisch und improvisiert. Özil und Ronaldo machen zwar irgendwie mit, haben aber leider keine Ahnung wie sich genau positionieren sollten.

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Lucky 11. September 2012 um 18:17

Wie macht sich Poldi eigentlich in England und wird er somit (wieder?) zur Option für die NM?

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Passives Abseits 11. September 2012 um 14:53

Ein verschwendetes Spiel?

Was haben wir gelernt: dem 4-1-4-1 fehlt es an Balance. Sowohl offensiv als auch defensiv. Aber das wussten wir doch eigentlich schon. Genau so, wie es eigentlich fest steht, dass Löw in den wichtigen Spielen (also mit Schweinsteiger) nicht auf dieses System setzen wird.
Warum also gegen die Färörer? Warum nicht weiter am 4-2-3-1 arbeiten und einen Bender im Defensiven Mittelfeld spielen lassen? Hätte für ein geordneteres Spiel gesorgt und 3 Tore hätte es garantiert auch noch gegeben.
Aber Löw hat dem (verständlichen) Drang nachgegeben Müller, Götze, Özil und Reus gemeinsam aufzustellen. Dabei dürfte es es die entscheidende Aufgabe für Löw sein, wie er aus den Vieren im 4-2-3-1 System (also mit einem anfangs auf der Bank) das Optimale herrausholt. Denn genau darauf wird die WM 2014 hinauslaufen, da muss ich doch jede Möglichkeit nutzen um da eine Lösung zu finden.

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DAF 11. September 2012 um 15:07

Das 4-1-4-1 wird zwar ziemlich sicher nicht die Standardformation für WM 2014 sein, es kann aber durchaus eine geeignete Alternativformation sein um z.B. Rückstände aufzuholen. Zu diesem Zweck sollte man dann die besten Kreativspieler auf den Platz stellen- und auch die Alternativformation sollte man vorher ausprobieren.
Außerdem würde ich nicht prinzipiell sagen, dass es dem 4-1-4-1 an Balance fehlt- ich glaube nur nicht dass Khedira der Richtige für die alleinige Sechs in diesem System ist, da er seine Stärken im vertikalen Spiel hat. Ich würde das gerne mal mit einem der Benders auf der Sechs sehen.

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Majo 11. September 2012 um 14:39

Das Problem mit den vielen Spielern auf der Abseitslinie kam mMn aber auch von den zögerlichen Zuspielen durch die Außen. Da wurde dann doch oft abgebrochen und dann standen eben einige dort vorn rum. Anstatt sich dann die Zeit zu nehmen, wieder in eine etwas gestaffeltere Formation zu kommen, kam dann aber plötzlich der Nachstoss von hinten. Sowas sind klassische Abstimmungsprobleme.

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Golo 10. September 2012 um 22:50

Natürlich ist Götze nicht Messi.
Aber Messi profitiert enorm davon, dass er zentral spielt und durch die Mitte kommt. Viele Freispiele kommen von dem genialen Mittelfeld oder mittels Doppel-/Kurzpässen, was ich bei einigen auch den deutschen Spielern zutrauen würde.
Auch das Dribbling mitsamt Ball die Strafraumlinie entlang, wenn vom Flügel kommend, spielt Messi. Vergleichbar mit Götzes Tor.

Man kann nicht 1:1 wie Messi spielen. Aber ich denke, wenn Götze weiter an sich arbeitet, hätte er die Chance noch richtig gut und torgefährlich zu werden.

Die deutschen Flanken sind in letzter Zeit eh bisschen Mau, da würde es doch gar nicht auffallen. Und eine deutsche Mannschaft, die entweder mit falscher 9 über Götze oder Leuchtturm Gomez da vorne spielen kann, wäre bisschen schwerer einzuschätzen und zu bekämpfen.

Für mich wäre es ein logischer Schritt, da Löw vermehrt darauf setzt, dass der Ball ins Tor hinein kombiniert wird und nicht mal mit der Brechstange Schüsse aus der zweiten Reihe versucht werden.

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Anderer Meinung 10. September 2012 um 19:44

Ich habe aktuell das Gefühl das Löw irgendwie immer was ganz besonderes Zaubern will um sich zu beweisen…als ich die taktische Aufstellung vorm Spiel gesehen habe wußte ich gleich welche Probleme auftauchen werden…genau die beschriebenen…das mit Özil und Götze eh schon überladene zentrale Mittelfeld wird durch den nach innen ziehenden Reus zusätzlich überladen und eng gemacht. man kann nachher ja immer viel vermuten aber die Fussballschule sagt nicht ohne Grund, dass man gegen massiert stehende Gegner breit spielen muss…das Löw genau andersherum spielen läßt erschließt sich mir nicht, außer, dass er der Forderung des Boulevards und vieler Eventfans nachkommen wollte um die ja aktuell so gehypten Götze und Reus einzubauen. Rein vom medialen Standing hat er ja auch recht behalten. Obwohl es das taktisch und spielerisch schlechteste Spiel in seiner Amtszeit war wurde es nicht als solches wahrgenommen, da die üblichen Mechanismen griffen und die Leistungen einiger Spieler wie gewohnt überhöht wurden.

Die Anzahl der Ballverluste durch Reus und Götze war rekordverdächtig…es war auch auffällig wie oft den Spielern anzusehen war, dass sie nicht wußten was sie in der jewieligen Situation tun sollten…ein Reus war ohne den Raum den er braucht absolut ungefährlich…es zeigten sich zudem eklatante Schwächen in der Ballbehauptung mit dem Rücken zum Tor…Reus ist nunmal ein hochspezialisierter Spieler, der in seinem antrainierten auf ihm abgestimmten Umfeld herforragend Funktioniert…nur leider nicht annähernd die Variabilität und Spielintelligenz besitzt die ihm nachgesagt wird…dazu hat er in den bisherigen Spielen für Dortmund als auch die Nationalmannschaft zu oft falsche Entscheidungen getroffen, die nichts mit der eingewöhnung in eine neue Mannshaft zu tun haben, sondern mangeldem tatktischen Verständniss geschuldet waren.

Ich bin gespannt ob der Bundestrainer in den nächsten Spielen weiterhin nur dem Boulevard gefallen will oder ob er die taktischen Defizite erkennt und entsprechend korrigiernd handelt…

Ein Schürrle hat sich meiner Meinung nach mit seiner Leistung nach der Einwechslung auf lange Zeit aus der Mannschaft gespielt…wer so konsequent Chancen aus puren Eigennutz zerstört darf nicht wieder aufgeboten werden…

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OM 10. September 2012 um 20:35

Das hat ja erst mal nichts mit den aufgestellten Spielertypen oder Löws Taktik zu tun. Er hat ja nach dem Spiel explizit erwähnt, dass es ihm gar nicht gefallen habe und man noch daran arbeiten müsse, dass bei Kontern zu viele Spieler in die Mitte gezogen sind. Löw hatte also etwas ganz anderes im Sinn.
Der Vorwurf, dass er sich dem Boulevard anbiedern möchte, ist nicht nur völlig aus der Luft gegriffen, sondern auch seinerseits populistisch und bewegt sich auf Stammtischniveau.

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DAF 10. September 2012 um 23:41

Naja doch, das hat schon etwas mit den aufgestellten Spielertypen zu tun. Reus ist kein klassischer Linksaußen, sondern fühlt sich in der Zentrale oder rechts am wohlsten. Dass er immer wieder in die Mitte ziehen würde war also abzusehen und dass der ausgebildete IV Badstuber nicht durch hinterlaufen für Breite sorgen würde auch.
Meiner Meinung nach macht das Konzept des inversen Flügelspielers überhaupt nur mit einem sehr offensiven und richtigfüßigen AV Sinn.
Ein gutes Beispiel dafür ist der FC Bayern: Trotz Robberys enormer individueller Klasse können sie oft aus dem Spiel genommen werden, wenn ihnen nicht konstant der AV hilft.

Trotzdem finde ich Anderer Meinungs hartes Urteil sowohl über Löw als auch über Reus übertrieben. Löw hatte keine wirklich überzeugende Alternative für die Reus Position, da sämtliche anderen Kandidaten für die LM- Position ebenfalls Rechtsfüße sind und somit vergleichbare Probleme zu erwarten gewesen wären. Die Ausnahme ist Podolski, aber er hat in seinen letzten Nationalmannschaftsauftritten nur selten überzeugt.

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MR 10. September 2012 um 23:52

Ich teile die „andere Meinung“ nicht, aber Anmerkung zu Löws Kommentar: Da ging es ja explizit nur um Konter, die 95% des Spiels ohne Umschaltmoment hat er da nicht mit kommentiert und hätte das bestimmt auch nicht so getan.

Vermutlich hatte er da sogar eine konkrete Szene im Kopf, nämlich einen Gegenstöß, wo Schürrle am Ball ist und er, Reus und Podolski alle auf den gleichen Zielpunkt zulaufen, die kollidieren dann fast (ich hatte das auf Twitter noch als Slapstick-Konter bezeichnet).

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1727248/Deutschland—F%C3%A4r%C3%B6er-in-voller-L%C3%A4nge -> bei Spielzeit 74:50

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Anderer Meinung 11. September 2012 um 10:25

Das mit dem Boulevard ist nicht aus der Luft gegriffen…wenn man sich die letzte Quali angeguckt hat wo es überragende und überzeugende Siege gegen starke Gegner gab und trotzdem die Kritik an Löw hoch war, weil er z.Bsp. einen Podolski spielen ließ und eben keinen der Lieblinge der Bild und nun ein wirklich taktisch miserables Spiel und wir sind schon wieder Weltmeister weil er genau diese Spieler hat spielen lassen. Der Mann ist auch nicht blöd…

Und natürlich ist es vorher absehbar gewesen…jeder der mehr als die Sportschauzusammenfassung von Bundesligaspielen sieht und mehr als Kreisliganiveau was Spieltaktik angeht und auch mal abseits des Balls auf Laufwege, verschieben ohne Ball und solche Dinge achtet konnte es vorher wissen…ich glaube ein Reus und ein Schürrle haben in ihrer gesammten Fussballkarriere noch nie gewollt und bewußt von der Torauslinie nach innen geflankt…und ich spreche hier nicht von zu weitvorgelegten Bällen wie bei Reus in der einen Szene…es war sogar extrem auffällig das in 3-4 Szenen Hintereinander Reus den Lauf zur Grundlinie verweigert hat, obwohl dieser Weg komplett offen war…stattdessen bleibt er stehen und spielt zu Özil…der ihn komplett verwundert direkt wieder anspielt weil er ja immer noch freie Bahn hätte…das ging 3-4 hin und her bis Özil es dann gelassen hat…noch viel viel schlimmer Schürrle…exemplarisch der genannte schlechteste Konter der Fussballgeschichte…der läuft 40 Meter komplett alleine nur um am Ende mit den Ball in ner Überzahlsituation in den Gegner zu rennen…man kann wirklich am Gesicht der beiden anderen Spieler ablesen, dass die völlig verwirrt sind was er da macht, weil das allem wiederspricht, was man über Laufwege, Gegner auf sich ziehen etc. lernt…normal wäre gewesen in dieser Szene wenn Schürrle das linke Strafraumeck angelaufen wäre…dadurch hätte sich einer der beiden Verteidiger aus der Mitte lösen müssen um ihn den direkten Weg zum Tor zuzustellen…die beiden in der Mitte kreuzen…danach gibt es mehrer Möglichkeiten…entweder bleibt der Verteidiger innen und Schürrle hätte durchlaufen und mit links abschließen können…geht der Verteidiger raus bleibt das Anspiel auf den dann jeweils freien Mitspieler, der dann selber anschließt oder per Doppelpass wieder Schürrle oder den dritten bedient…da Schürrle in seiner bisherigen Karriere aber nicht wirklich durch Assists aufgefallen ist, sucht er die ganze Zeit nur wie immer den diagonalen Weg in die Mitte um dann selber abzuschließen…wobei selbst dass noch unfassbar schlecht und dumm gemacht war…er hat einfach seine Mitspieler und Gegenspieler ignoriert und nur auf den Ball und das Tor geguckt…sowas darf es in der Nationalmannschaft nicht geben…wäre Schürrle mein Spieler und ich hätte noch ne Auswechslung offen gehabt, hätte ich ihn direkt runtergenommen wie Manschini mal Ballotelli nach so ner sinnlosen Aktion…und wie gesagt, dass ziegt sich bei Schürrle wie ein roter Faden durch seine Spiele bei Bayer und der Nationalmannschaft…und auch schon bei Mainz wurde er ja recht oft nur eingewechselt oder früh ausgewechselt…das hat Tuchel bestimmt nicht auf Grund der extremen Kaderbreite gemacht…
Reus ist sicherlich eine super hängende Spitze in einer Kontermannschaft…dort kann er alle seine Stärken optimal einsetzen…seine Schwächen liegen dort wo es eng wird und er den Ball mit dem Rücken zum Tor behaupten muss…dort konnte man sowohl bei Dortmund als auch bei diesem Spiel großte Probleme beim Ballabschirmen beobachten…die Menge der Ballverluste und vorallem in welchen Situationen war schon auffällig…ich habe nichts gegen den Menschen Reus…mir kommt nur jedesmal die Galle hoch wenn völlig außeracht gelassen wird, das Fussball mittlerweile hoch spezialisiert ist. So ist es einfach kaum möglich einen Spieler einfach so auf eine andere Position zu versetzen…das geht nur bei unglaublich kompletten Spielern wie einem Ronaldo oder in einem System wo die einzelnen Aufgaben nicht derat spezialisiert sind wie zum Beispiel bei Barca. Nur weil ein Spieler in einem bestimmten System und auf einer bestimmten Position sehr gut spielt muss er das nicht mehr Zwangsläufig auf einer anderen. Wir sind in Deutschland einfach viel zu shcnell dabei Spieler in den Himmel zu loben anstatt nüchtern zu analysieren wie es dazu kommt. Bei uns gibts nur Weltklasse und Kreisklasse…entweder werden auch mal schwächere Spiele krampfhaft gutgeschrieben weil der Spieler gerade „over“ ist oder es wird halt alles schlecht gemacht weil der Spieler nicht so gewollt ist….das ist wissenschaftlich erwiesen…genauso wie das menschliche Gehirn fehlende Buchstaben und Wörter automatisch ergänzt steuert es die selektive Wahrnehmung…finde ich einen Spieler gut fallen mir gute Szenen besonders auf…schlechte werden ausgeblendet…ich versuche für mich Spiele unemotional zu sehen und vorallem auf das taktishce Verhalten zu achten, was am Fernseher sehr chwierig ist, dueltich einfacher im Stadion (trotzt der Atmosphere) da man dort das gesammte Spielfeld und die Bewegung der Spieler beobachten kann.

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HW 11. September 2012 um 10:53

@Anderer Meinung

Bitte mit ganzen Sätzen…nicht immer mit … die Gedanken teilen…oder verbinden…dass macht einen Text unleserlich und unstrukturiert.

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EY 11. September 2012 um 12:20

Naja ich finde es nicht richtig sich hier auf Reus und Schürrle einzuschießen. Ich meine außerdem auch, dass das Spiel auf dem linken Flügel sich durch den relativ kurzfristigen Ausfall von Schmelzer stark veränderte und Badstuber die angedachte Rolle für Schmelzer wohl nicht so ausführen wollte / konnte. In der von dir angesprochenen Szene wäre wohl nach dem 1. Mal hin und her spielen Schmelzer wie gestochen an den beiden vorbeigerast und hätte den Ball wohl in den Lauf gespielt bekommen, wobei ich die Szene jetzt auch nciht mehr 100%ig im Kopf habe.
Zu dem anderen Punkt, ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion lostreten zu wollen: Ich glaube es gehört zum Fußball dazu sich in Systeme einzufügen und sich dahingehend auch mal in fremder Position zurechtzufinden. Müller und Podolski sind eigentlich Stürmer, Hummels und Badstuber waren früher mal Mittelfeldspieler, Lahm gelegentlich auch, Schmelzer war glaube ich früher auch mal eher offensiv in der Formation zu finden und das wohl präsenteste Beispiel ist Schweinsteiger, der zu Beginn seiner Karriere im Verein und in der N11 auf der Außenbahn im Mittelfeld eingesetzt wurde.
Das momentan am weitesten verbreitete 4-2-3-1 ist außerdem noch gar nicht so lange üblich, zu der Zeit als Reus in der Jugend gespielt hat hätte er das also gar nicht erlernen können, sowie alle anderen Spieler auch. Man kann dieses System natürlich auch auf verschiendene Arten interpretieren und spielen lassen, aber grundsätzlich denke ich schon dass die offensiven Außen nur in der defensive „klassische“ Außenspieler sind und in der Offensive dann aber auch sowas wie Halbstürmer sind um das vermeintlich unterbesetzte (Sturm)Zentrum (gut ich gebe zu gestern jetzt nicht 🙂 ) dann nicht verwaisen zu lassen. Hätte jetzt Schmelzer hinter Reus gespielt wäre es sicherlich sinnvoll gewesen einen eher nach innen driftenden Stürmer/Spieler zu wählen. Ist aber jetzt nur meine Meinung, lasse mich da gerne eines besseren belehren.
PS: Ich kann manchmal aber auch nicht nachvollziehen, warum Schürrle so häufig in einem Atemzug mit Götze, Reus und Müller genannt wird.

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jann 10. September 2012 um 15:14

Ist es nicht ein wenig so, dass Lahm in so einer defensiveren Rollen ziemlich verschenkt ist? Ich meine eine solche Rolle könnte dann ein Boateng/ Höwedes ähnlich gut ausfüllen oder nicht?!
Denen hatte man ja gerade immer vorgeworfen sich nicht oft genug oder falsch mit nach vorne einzuschalten. Nun könnte eine abwartendere Rolle des Avs ein Boateng ähnlich gut ausfüllen oder nicht? Somit wäre es doch sinnvoller (Ich weiß unrealistisch) Lahm links als den offensiveren AV zu nehmen.

Nebenbei sehe ich Lahms Körpergröße wenn er immer einrücken soll auch noch als Problem. Oder was sagt ihr dazu??

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HW 10. September 2012 um 16:19

Sehe ich ähnlich. Lahm als dritter IV ist, was die Verteidigung betrifft nicht unbedingt optimal (egal ob links oder rechts).
Aber ob man wirklich 3 IVs braucht und nicht einfach mit zwei offensiven Außen und 2 IVs spielen kann (dann dürfen die zentralen Mittelfeldspieler nicht alle nach vorne aufrücken), bliebe zu diskutieren.

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DAF 10. September 2012 um 17:06

Sehe ich nicht zwangsläufig so. Lahm macht in einer defensiveren Rolle gegen einen Gegner wie Färöer in der Tat keinen Sinn. Gegen einen aggressiv pressenden Gegner hingegen könnte eine ballsichere Dreierkette mit Badstuber, Hummels und Lahm im Spielaufbau sehr wertvoll sein, da alle drei spielgestaltende Rollen einnehmen können.
Gegen die meisten Qualifikationsgegner dürften aber vermutlich wirklich zwei offensive AV sinnvoll sein. Was in diesem Zusammenhang mMn interessant wäre ist die Umschulung eines geeigneten Mittelfeldspielers zum AV, wie z.B. bei Alaba und Piszcek. Geeignet dafür wäre meines Erachtens z.B. Kevin Großkreutz.

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vastel 11. September 2012 um 13:28

Ohoh, mit der Forderung Großkreutz in die NM zu berufen, musst du hier vorsichtig sein. Ich hatte dies bereits vor der EM geschrieben und wurde nur müde belächelt („technisch limitiert“ etc.), obwohl er genau der Typ Spieler ist, der das Problem der mangelnden Balance zwischen Defensive und Offensive lösen könnte, nicht nur als AV!

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Vinnie 11. September 2012 um 14:32

Ich finde auch, dass Grosskreutz als AV ein interessantes Experiment waere. Allerdings ist er mir noch nie durch besonders gute Flanken aufgefallen, die ein Spieler der durch das Hinterlaufen des Wingers fuer Breite sorgen soll aber durchaus beherrschen sollte.

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Jo 10. September 2012 um 13:13

Wenn ein Problem der N11 zum einen das Zentrale Mittelfeld mit Khedira in seiner ungewohnten Position als alleiniger defensiver 6er und Götze auf seiner mäßig ausgeführten Rolle als spielmachender und ballverteilender + Räume suchender und aus der Mitte wegziehender 8er und zum anderen die Ineffektivität des kaum flankenden Badstubers als linker Flügelverteidiger war, hätte man doch einfach Badstuber ins Mittelfeld vorziehen können, wo er für Khedira absichern und die Bälle hätte verteilen können, was mMn eine von Badstubers großen Stärken darstellt.

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MR 10. September 2012 um 14:17

Hmm? Und dann Özil als Linksverteidiger?

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Jo 11. September 2012 um 18:43

Die Überlegung war ernst gemeint. Badstuber wurde in der Jugend auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt.
Natürlich hat das Modell keine Zukunft, aber wenn diese angesprochenen taktischen Defizte so deutlich waren, hätte das Trainerteam ihn auch nach vorne ziehen können.

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stuf_03 10. September 2012 um 11:20

Wäre lässig, wenn ihr fürs morgige Spiel ausnahmsweise 2 Analysen online stellen würdet. Eine aus österreichischer Sicht (RM) und eine aus deutscher Sicht – würde sich anbieten…

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Alex 10. September 2012 um 10:54

Was bedeutet überladen ? Besipiel Reus: Räume überladen?

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Maxl83 10. September 2012 um 09:57

Wenn Lahm als RV maschieren darf, hat Müller die Aufgabe auch nach innen zu ziehen. Auf der anderen Seite würde der LV defensiver agieren und ein bisschen einrücken, Podolski sorgt für Breite. Wenn Schmelzer als LV offensiv spielen soll rückt auf Rechts Lahm ein. Vor Schmelzer hat Reus viele Freiheiten, dafür muss Müller auf Aussen bleiben. Man kann also davon ausgehen, sollte zweitere Variante öfters gespelt werden, das Müller an Torgefahr verlieren und unauffälligere Spiele haben wird.

Sehe ich das so richtig?

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MR 10. September 2012 um 10:21

Hmm, grundlegend stimme ich der Beschreibung zu, nur die Schlussfolgerung, dass Müller dadurch unauffälliger wird, würd ich mal unter Vorbehalt stellen. In die Spitze ziehen darf er ja immer noch und er ist ja sehr stark darin, die richtigen Momente dafür zu erkennen. Auch kann es sein, dass er mehr Raum erhält, da Lahm in tiefer Position den gegnerischen Flügel auf der Seite wegziehen könnte, den resultierenden Raum könnten zB Özil in Verbindung mit Müller nutzen (wie Iniesta vor Abidal bei Barca). Generell muss man sagen, dass Müller ja sehr stark darin ist, sich ins Spiel zu integrieren, ich vermute da keine schwerwiegenden Probleme, sondern glaube, dass sich da die Rollen gut ergänzen würden.

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Golo 10. September 2012 um 09:54

Habt ihr euch nach dem Götze-Tor eigentlich auch gefragt, ob Götze nicht auch als falsche Neun spielen könnte wie Messi?
Er ist wohl derjenige mit der stärksten Technik und dem „ballnahsten“ Körperbau, der für eine ähnliche Spielweise und Kombinationsspiel zum Tor hin geeignet wäre.

Mit Reus und Müller hätte er auf den Flügeln zwei starke Mitspieler, die selbst auch genug Torgefahr mitbringen.

Zum Spiel selbst:
Ich finde es eigentlich enttäuschend, dass wir es nie schaffen, bzw. unter höchster Anstrengung, Abwehrbollwerke zu knacken. Klar, ist keine einfache Sache, aber ich vermisse irgendwie an der Stelle einstudierte Spielzüge, um hinter die Linien zu kommen. Löw möge doch auch bitte mal die Standards trainieren. Wenn man so oft aufs Tor schießt und Bälle gerade so ins Aus abgewehrt werden, kommt man im Spielverlauf doch zu ausreichend Eck-Möglichkeiten, um dort mal wieder gefährlicher zu werden.
Badstuber habe ich auf links ebenfalls kaum gesehen während dem Spiel. Klar, er ist nicht Schmelzer und kein Außenverteidiger, aber warum hat man mit ihm als spielstarken IV nicht das ganze Spiel über rechts mit Lahm so asymmetrisch aufgezogen?

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DAF 10. September 2012 um 14:42

Interessante Überlegung mit der falschen Neun, aber ich habe Bedenken ob man das in der Nationalmannschaft genügend einspielen kann. Götze wird in absehbarer Zeit im Verein nicht als falsche Neun auflaufen können, weil Lewandowski beim BVB gesetzt ist.
Außerdem verändert sich dadurch ja die gesamte Statik der Mannschaft, z.B. müssten die Außenstürmer weniger flanken, sondern stattdessen situativ die Mittelstürmerposition besetzen, dadurch müssen die Außenverteidiger aufrücken um für Breite zu sorgen usw.
Nationalmannschaften sollten mMn einen ähnlichen Stil spielen wie die Vereine, aus denen die meisten Spieler kommen (in Deutschland also Bayern, Dortmund und momentan Real). Deswegen konnte Italien z.B. während der EM eine Dreierkette spielen, weil das die meisten Spieler aus der Liga kennen und deswegen spielt die spanische NM ähnlich wie Barca.

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Fabian 10. September 2012 um 21:42

Problematisch finde ich den Vergleich, da Messi Abschluss-stärker ist. Er trifft in fast jedem Spiel. Götze ist zwar ein überragender Fußballer, aber der Torschuss und die Effizienz vor dem Tor sind sicher nicht seine Stärken.
Vielleicht wird Poldi bei Arsene Wenger zu der Neun, die er schon auf dem Trikot trägt. Wobei ich mir auch das schlecht vorstellen kann, da er nicht beidfüßig und nicht kopfball-stark ist.

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firedo 10. September 2012 um 09:36

Interessanter, schön zu lesender Artikel.
Besonders das mit der sich bildenden Dreierkette hatte ich nicht gewusst.

Allerdings heißt es nur Färöer. Nicht Färöer Inseln.
Färöer heißt nämlich Schafinseln. Färöer Inseln hieße demnach Schafinseln Inseln.
Man sagt ja auch nicht Deutschland Land

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MR 10. September 2012 um 10:32

War mir gar nicht bewusst, hab ich geändert, danke.

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blah 10. September 2012 um 13:46

In a related story: Auch wenn KMH etwas anderes behauptet, die Bewohner der Färöer heißen Färinger. Schließlich heißt ihr Land schon „die Färöer“.

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guitarspider 10. September 2012 um 01:24

Danke für die Analyse!

Fürs 2-3-5 fehlt den Deutschen dann wohl doch ein Hidegkuti, der sich auch mal fallen lässt. 😉

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Rasengrün 10. September 2012 um 00:20

Ehrlich gesagt halte ich die ganze Diskussion um die Chancenverwertung für Ablenkung und nichts weiter. Mir fehlen die Daten, aber falls jemand darauf Zugriff hat, dann versuche er doch mal bitte die Chancen nicht nur zu zählen, sondern nach Qualität zu bewerten. Ich sehe da seit der WM 2010 eine gegenläufige Entwicklung: mehr, aber tendenziell „schlechtere“ Chancen, was sich ja auch mit der generellen Entwicklung der Mannschaft deckt. Weniger vertikales Spiel, mehr Ballbesitz und breiter Aufbau ergeben eben fast immer genau das. Was gibt es da zu diskutieren? Meiner Meinung nach jedenfalls eher nicht die Abschlussqualitäten der Offensiven, viel eher schon Löws grundsätzliche Entscheidungen. Die Entdeckung des Gegenpressings erscheint mir da fast schon wie ein Zurückrudern. Jetzt bitte noch etwas tiefer stehen und die entstehenden Räume wieder mit mutigen Vertikal-Pässen und viel Dynamik ansteuern, die manische Fixierung auf Breite überwinden und wesentlich kompakter an die Sache rangehen und Löw ist einen Schritt weiter.

Man muss mir aber immer noch erklären, warum man den limitierten Schmelzer denn nun eigentlich braucht. Für den Aufbau sicher nicht. Warum dann aber überhaupt einen dezidierten Außenverteidiger? Offensiv verfügt der Kader auch so über mehr als ausreichende Dynamik und Laufstärke. Was bleibt dann von den Aufgaben des Außenverteidigers noch übrig? Defensiv bei Bedarf(!) den Flügel sichern, offensiv, wiederum bei Bedarf, Breite herstellen. Flanken aus dem Rücken der Abwehr sind bei der N11 eh Mangelware. Wäre dem Spiel da nicht insgesamt mehr durch einen weiteren Kombinations und Aufbauspieler gedient? Ersetzen wir doch einmal in der Vor-EM-Grafik Schmelzer durch Gündogan… für mich die wesentlich interessantere Variante.

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Tank 10. September 2012 um 11:14

Ich glaube nicht, dass Löw so einfach anordnen könnte wieder vertikaler zu spielen. Deutschland hat sich, wenn auch bisher ohne einen gewonnenen Titel wieder den Ruf als Spitzenmannschaft erspielt und darauf reagieren die allermeisten Gegner halt damit, dass sie tief verteidigen. Da sind die Räume, die man dynamisch ansteuern kann dann auf einmal ganz klein.

Den Punkt, dass die angeblich schlechte Chancenverwertung logische und im Großen und Ganzen unausweichliche Folge des Ballbesitzspiels ist (weil schlechtere Chancen erspielt werden), halte ich für eine Überbewertung des Faktors Taktik. Die Chancen sind nunmal da und auch nicht so schlecht, dass man sie nicht häufiger machen könnte.

Außerdem sprechen gegen die Gleichung Ballbesitzfußball -> mehr, aber schlechtere Chancen schonmal die Beispiele Spanien und Barcelona. Beide haben es eindeutig auf das Erspielen von qualitativ hochwertigen Chancen abgesehen und schaffen das auch. Dafür geht die Quantität der Chancen runter.

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Rasengrün 10. September 2012 um 14:55

Es braucht aber bezeichnenderweise schon diese Perfektion um Ballbesitzfußball mit vielen hochkarätigen Chancen zu verbinden. Ist man sich seiner Dominanz nicht ähnlich sicher und in seinem Stil nicht so gefestigt, dann werden eben auch die nur mäßig aussichtsreichen Situationen abgeschlossen statt noch einmal abzubrechen und neu anzusetzen. Ich sehe da schon einen Zusammenhang.

Was das Verordnen von vertikalem Spiel angeht: Natürlich kann Löw schlecht die Gegner bitten doch wieder so unvorsichtig wie 2010 zu sein. Aber locken kann man sie schon. Sehe ich im Spiel der N11 nur zu selten, man nimmt sich eher noch zusätzlich selber den Raum, indem man den formierten Gegner noch tiefer reindrückt. Mehr Risiko, schneller und vertikaler spielen, Gegenpressing. In der Kombination für mich die bessere Möglichkeit um zu Hochkarätern zu kommen, scheint mir auch besser zum Kader zu passen. Notfalls per paradoxem Spiel und kalkulierten Ballverlusten. Alles besser als der Stil der EM, auch wenn man den im Turnier natürlich nur schwer wechseln konnte und die Sache dann so durchziehen musste.

Spanien war übrigens schon das richtige Stichwort. Deutschland ist eben nicht Spanien, mir scheint aber, dass man schon fast manisch auf die fixiert ist. Ein Fehler. Spanien mit den eigenen Waffen zu schlagen halte ich für unmöglich. Was man sich hingegen abschauen sollte ist die klare, ausgeprägte fußballerische Identität. Das wirkt bei D doch deutlich weniger reif, man hat die eben noch nicht wirklich gefunden.

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Tank 10. September 2012 um 16:04

Ich glaube auch nicht, dass Deutschland Spanien 2.0 werden sollte. Bin skeptisch, ob das ohne Xaviniesta und Co. zu realisieren wäre. Andererseits zeigen van Gaals Bayern und Swansea, dass Ballbesitzfußball auch ohne Katalanen funktioniert.

Wie dem auch sei, ich sehe Deutschland auch gar nicht wirklich auf dem Weg dahin! Persönlich halte ich die deutsche Nationalmannschaft und Mourinhos Madrid für die aktuell interessantesten Versuche ein Mittelding aus tiki-taka und dem Umschaltfußball der englischen Premier League auf den Rasen zu bringen. Ein Stil, der mich persönlich an van Gaals Ajax erinnert. Dafür steht der deutsche Fußball unter Löw, besonders in der Zeit nach 2008 und dagegen habe ich persönlich gar nichts einzuwenden. Auch den Fußball der EM sehe ich folglich positiv, auch wenn kein wirklich tolles Spiel dabei war.

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Rasengrün 11. September 2012 um 00:15

Speziell bei der EM hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass der Ballbesitz einfach zu deutlich die Überhand gewonnen hat und dabei die Voraussetzungen für das Umschaltelement peu a peu geopfert werden. Vielleicht habe ich darum etwas überzeichnet (in Bezug auf Spanien 2.0), aber ich sehe einen bedrohlichen Verlust der Balance der Elemente. Und dabei würde mir Löw vielleicht nicht einmal widersprechen – „etwas mehr Dortmund, etwas weniger Bayern“ lautete die mediale Formel doch. Du siehst da einen Versuch gegensätzliche Elemente zu verbinden und so kann man das sicher auch betrachten, für mich wirkt es eher wie nicht Fisch, nicht Fleisch. Um Beides wirklich gut auf den Paltz zu bringen sind die Erfordernisse zu unterschiedlich und die spielphasenweise Umorientierung, die eigentlich naheliegt, halte ich für eine Nationalmannschaft und ihre begrenzten Trainingsmöglichkeiten für zu komplex.

Andererseits sicherlich auch für reizvoll… Also lass uns das mal weiterdiskutieren, wenn du magst. Wie könnte man das konkret umsetzen? Meine erste Idee war zweifache Blockbildung, nicht nur einfach personell, sondern nach Spielzonen – eine bayerische, eine westfälische Seite und die beiden Madrilenen in der Mitte, aber wie so viele schnelle Ideen, die auf den ersten Blick noch einfach brilliant wirken, bleibt auf den zweiten nicht mehr viel davon übrig. Man kann halt weder mit einem Flügel vernünftig pressen, noch auf Ballbesitz spielen. Schade, denn sonst wäre der Rest sooo einfach: man müsste nur die Ballbesitzfraktion die Atempausen der Presser überspielen lasssen, die Abstimmung würde sich also fast von allein ergeben.

Wie dann? In der Positionierung ist der größte Unterschied wohl die Positionierung im Mittelfeld – Breite gegen Kompaktheit. Insofern liegt es nahe, dass die Flügelspieler dann den Stilwechsel einleiten sollten, bspw durch kräftiges Einrücken des ballfernen Manns, der so signalisiert, dass die folgenden Aktionen vertikaler und auch riskanter ausfallen dürfen und entsprechende Verschiebungen des gesamten Pressingverbunds in spe zu beginnen haben. So weit, so gut, so theoretisch.

Wer in der Praxis? Reus als Neuling und dazu nicht positionsideal eingesetzter Spieler, der sich zudem selbst noch im Verein in der Umstellungsphase befindet, kommt wohl nicht in Frage. Müllers Bewegungen auf der anderen Seite sind oft gerade deswegen so gefährlich, weil sie auch mal „gegen den Strich“ gedacht sind. Da steht also zu befürchten, dass man ihn mit dieser Aufgabe einer seiner Stärken berauben könnte. Ähnlich könnte man für Özil argumentieren, dass seine Raumsuche zwischen den Linien darunter leiden könnte, bzw umgekehrt, dass diese eine taktisch kommunizierende Funktion seiner Bewegungen geradezu ausschließt. Schweinsteiger ist nun gerade einer derjenigen, von denen ich erwarte, dass sie größere Schwierigkeiten mit einem stärker pressing-orientiertem Stil hätten. Bliebe Khedira… und da verlässt mich meine Fantasie, kann ich nicht konkretisieren wie und wann… Ich würde sagen: Der Ball ist in deiner Hälfte. Wie bekommt man mehr (Gegen-)Pressing ins Spiel der Nationalmannschaft, wie funktioniert die kollektive Steuerung?

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Tank 11. September 2012 um 17:05

Also zunächst einmal muss ich natürlich tiefstapeln. Ich habe wirklich nicht den Masterplan im Kopf, wie die deutsche Nationalmannschaft in den nächsten Jahren zu einem alles wegfegenden Pressing-tiki-taka-Umschalt-Monster wird. (Die Einbürgerung von Messi UND Ronaldo könnte allerdings helfen…)

Darum kommt jetzt eher eine lose Ansammlung von Ideen und Fragen als ein wirklicher Plan. Auch sind viele Unterteilungen etc. sehr holzschnittartig gehalten. Dass es in der Realität alles etwas differenzierter zugeht ist klar.

1. Inwiefern kann man einen Hybrid aus Konter- und Ballbesitzfußball spielen?

Da gibt es meiner Meinung nach 3 Möglichkeiten. Zunächst einmal eine Spielweise, die immer ein Mittelding aus beidem darstellt. Man spielt also nicht Spiel A auf Konter und Spiel B auf Ballbesitz und auch nicht in Halbzeit 1 auf Konter und in Halbzeit 2 auf Ballbesitz, sondern immer ein Mittelding. An diese Möglichkeit haben wir bisher glaube ich beide gedacht.

Man könnte allerdings auch eine Mannschaft aufbauen, die in der Lage ist gegen sehr tiefstehende Gegner durchgängig auf Ballbesitz zu spielen und gegen höher stehende Gegner zu kontern. Sowas macht Madrid ja in letzter Zeit. Geht es gegen Osasuna und Co. erreicht man barcelonesque Ballbesitzzeiten, aber gehts gegen die Bayern in der CL setzt man auf Konter.

Und dann könnte man natürlich auch noch ein Team kreieren, dass situativ einen der beiden Ansätze wählt. Ein Team, dass pro Spiel viele Male zwischen kurzen Phasen wechselt, mal hoch- mal tiefstehend, mal den Ball behaltend, mal auf schnelle Konter abzielend.

Alle 3 Ansätze klingen theoretisch machbar. Wichtig, vorallem beim 3. Ansatz aber auch bei den anderen beiden, ist natürlich, dass du Spieler hast, die nicht nur auf Konter- oder Ballbesitzfußball festgelegt sind.

Daher:

2. Eine Mischform aus Ballbesitz- und Konterfußball braucht polyvalente Spieler

Was heißt das für die deutsche Nationalmannschaft?

Tor: Nix. Neuer hat die fußballerischen Fähigkeiten für den Ballbesitzfußball und die Abwürfe für Konter.

IV: Nix. Badstuber und Hummels bringen alles mit, defensiv wie offensiv. Hummels lange Bälle sind ein besonderer Vorteil.

AV: Lahm sehe ich auf rechts mal als endgültig gesetzt an. Bringt daher wenig, über die Position zu spekulieren. Auf links habe ich auch schonmal an Großkreutz gedacht, wie ja offensichtlich mehrere Kommentatoren hier. Anders als manch anderer, sehe ich aber die Frage nach der defensiven Stärke auch bei einem modernen AV als sehr wichtig an. Das müsste man sich bei Großkreutz genauer angucken. Ansonsten ist Schmelzer erste Wahl. Ist als Dortmunder Teil einer Mannschaft, die ebenfalls aktuell den Weg weg vom Kontern hin zu einem mehr Ballbesitz orientierten Spiel geht. Außerdem… welchen modernen LV haben wir sonst?

DM: Ich glaube es kann hier bei einer Doppelsechs bleiben. Real zeigt, dass mit dieser ohne weiteres ein Hybridsystem gespielt werden kann. Khedira verfügt ohne Zweifel über die Fähigkeiten zu Pressen und zu Kontern, schließlich ist er selber Madrilene. Und ist ein fitter Schweinsteiger so weit von Xabi Alonso entfernt? Als Alternativen könnten Bender, Kroos und Gündogan je nachdem zu erwartenden Spiel eingesetzt werden.

Richtig interessant wird es nun bei den Offensivkräften. Ich denke Deutschland verfügt hier über keinen Spieler, der sich deshalb für ein Konter-Ballbesitz-Hybridsystem disqualifiziert, weil er zu Ballbesitz orientiert ist. Deutschland hat keinen Xavi oder Busquets. Aber gibt es Spieler, die in einer Spielweise, die auch viele Elemente des Ballbesitzspiels aufnimmt, fehl am Platze sind? Hier habe ich die üblichen drei Verdächtigen Gomez, Podolski und Müller im Visier. Bzgl. Podolski bin ich mir da halbwegs sicher, bei Gomez und Müller nicht so. Bei Müller sehe ich immer wieder Missstände in den Basics des Ballbesitzspiels: saubere Ballannahmen auf engem Raum und wenig Zeit, sauber in den Fuß gespielte Pässe, etc.. Andererseits hat er seinen großen Schritt nach vorne unter van Gaal in einem krass auf Ballbesitz orientierten System gehabt. Außerdem ist er halt immer für das Unerwartete gut. Insgesamt für mich daher ein Kandidat der Edel-Joker der Nationalelf zu werden.

Bevor ich noch was zu Gomez sage, erstmal zu Klose. Ich schätze seine Kombinationsstärke sehr, aber ob er körperlich noch das Zeug hat 2014 auch im Konter gefährlich zu sein, bleibt abzuwarten. Für mich ist daher die Option Reus als nominellen Stürmer zu spielen eine interessante Option. Im Konter überragend und in Ballbesitzphasen müsste er als falsche Neun eben grade nicht nur mit dem Rücken zum Tor spielen, also könnte er auch hier seine Stärken einbringen.

Würde man Reus jedoch anstelle von Klose spielen, würde der deutschen Mannschaft wohl tatsächlich jede Form von Kopfballgefahr abgehen. Zumindest aus dem Spiel heraus. Das kann man in Kauf nehmen, aber ich verstehe auch, wenn man das kritisch sieht.

Als Aufstellung würde ich ungefähr Folgendes vorschlagen:

Neuer
Hummels Badstuber
Lahm Schmelzer
Schweinsteiger
Khedira
Götze Özil Schürrle
Reus

Anstelle von Schürrle könnte, bei positiver Entwicklung, auch recht schnell Draxler spielen. Aber wirklich nur falls dieser sich auf hohem Niveau dauerhaft stabil zeigt.

Soweit fürs erste. Ich will nochmal festhalten, dass das wirklich nur ein paar Ideen sind. Grade bzgl. der Stürmerfrage und ob eine Nationalmannschaft wie Deutschland, wo nicht 3/4 der Offensivabteilung aus einem Klub kommen, die Ressourcen hat, um wirklich effektiv mit einer falschen Neun zu spielen, bin ich mir auch unsicher.

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Rasengrün 12. September 2012 um 22:47

Von den drei grundsätzlichen Möglichkeiten, die du anführst, ist die situative natürlich die reizvollste und die haben wir wohl auch beide vor Augen. Genau auf die bezogen sich dann auch meine Bedenken hinsichtlich der kollektiven Steuerung der situativen Stilwechsel. Aber bevor wir dazu noch einmel kommen, möchte ich eine relativierende Bemerkung voranstellen: Möglicherweise sollte man das nicht als unterschiedliche Ausrichtungen auffassen, sondern als Stationen auf einem langen Weg, der hoffentlich irgendwann einmal in der erwünschten taktischen Flexibilität im Spiel führt. Die Ausgangslage ist ja so, dass grob je eine Hälfte des Kaders aus einer Mannschaft kommt, die den einen oder den anderen Stil deutlich bevorzugt. Je nach der Natur des gerade anstehenden Gegners könnte man sich also auf Ballbesitz oder Umschaltspiel festlegen und danach die Führungsaufgaben verteilen ohne größere personelle Rochaden, so also jeweils einen Block zum Orientierungspunkt für den anderen machen (Phase 1). Sitzt das erst einmal, dann ist die nächste Stufe das Umschalten in der Halbzeit, wo das Trainerteam noch hinreichend Erläuterungen und Anweisungen geben kann, jetzt aber jeweils schon die Erfahrungen im Zusammenspiel in beiden Spielweisen voraussetzen und sich also auf matchtaktische Anpassungen konzentrieren kann (Phase 2). Ist auch das etabliert, dann ergibt sich das Übrige von ganz allein, einfach durch wachsendes Spielverständnis und Eingespieltheit über eine große Diversität von Spielsituationen (Phase 3).

Die Einschätzung, dass Polyvalenz zu einer Grundanforderung wird, teile ich weitgehend, denke allerdings, dass in Phase 1 und 2 durchaus auch noch Raum für Spezialisten bleibt. Da es mir wesentlich nicht um eine Personaldiskussion geht, kommentiere ich deine Ausführungen dazu nur dort, wo ich grundlegend anderer Ansicht bin.

AV: Über Großkreutz habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, allerdings in taktisch etwas anderer Hinsicht, nämlich im Bezug auf eine Dreierkette und eventuell taugliche Außenspieler für so ein System. Das halte ich auch nach wie vor für eine bedenkenswerte Möglichkeit, eben weil die auffälligen und wiederkehrenden Probleme mit der Außenverteidigung, unabhängig von der Frage auf welcher Seite Lahm nun spielt, nach wie vor nicht überzeugend gelöst wurden und ich auch an Schmelzer ausgeprägte Zweifel habe. Möglicherweise könnte Großkreutz auch in einer Viererkette eine Option sein, wenn man die im Artikel beschriebene Asymmetrie auf die Spitze treibt. Wobei ich da dann die ketzerische Frage anbringen muss, inwiefern das dann überhaupt noch eine Viererkette ist? Und im Anschluss dann auch noch die, ob in einer De-Facto-Dreierkette Lahm noch richtig aufgehoben ist? So unverzichtbar er in der Außenverteidigung auch ist, aber Spieler die eher aus der anderen Richtung kommend polyvalente Außen und Innenverteidiger sind haben wir reichlich. Insgesamt betrachtet steht für mich jedenfalls die Viererkette, was diesen Kader angeht, durchaus zur Disposition.

Mittefeld: Stimme weitgehend zu, spannend wird das hier erst wieder, wenn man sich Gedanken jenseits der Viererkette macht.

Offensive: Gomez ist mir ein Greuel. Für mich sehr viel eher als Müller der kommende Edel-Joker, überzeugt mich weder im bajuwarischen Ballbesitzspiel, noch sehe ich ihn als sonderlich geeignet für ein pressingorientiertes KOnterspiel. Natürlich ist er effizient vorm Tor, aber das, worauf wir hier taktisch hinaus wollen, erfordert eben in allen Bereichen polyvalente Spieler. Die reinen Mittelstürmer scheinen mir eh langsam auszusterben, Gomez wirkt neben dem wesentlich älterem Klose alt… Dann schon lieber der umgekehrte Weg, falls es sich bewahrheitet und hinter Klose bis 2014 nicht noch ein Spieler ins Blickfeld gerät. Es bietet sich natürlich an Reus dann als nominelle Spitze zu bringen, allerdings wirklich nur nominell, denn er kann das komplette Anforderungsprofil an einen Stürmer in einem System mit einer Spitze nicht abdecken. Über sein Kopfballspiel muss man erst gar nicht reden, wesentlich entscheidender ist, dass er auch deutliche Schwächen in der Ballabschirmung, insbesondere mit dem RÜcken zum Tor hat und angesichts seiner körperlichen Voraussetzungen wohl auch immer haben wird. Von mir aus können wir das dann auch falsche Neun nennen, auch wenn mir der Begriff mittlerweile fast schon etwas auf die Nerven geht. Worum es geht ist doch einfach aus die Polyvalenz der Offensivreihe in Fluidität zu übersetzen. Ich würde eher von einem stürmerlosen System sprechen und dafür ist das Personal definitiv gegeben: Reus, Müller, Özil, Götze – alle polyvalent, mit unterschiedlichen Stärken, aber prinzipiell geeignet in allen Offensivzonen Wirkung zu entfalten. Für Podolski sehe ich nur in seiner alten Rolle einen Platz, er wäre dann der Fixpunkt in all der Fluidität. Könnte man natürlich ähnlich auch für Gomez argumentieren. Meine Präferenz wäre aber die mutigere Variante. Was etwas fehlt ist die Physis, wo ist der Keita? (Um das mal auf Barca, als die Mutter aller Fluidität, zu übertragen) Müsste dann eben situativ von hinten kommen und ist da ja auch vorhanden. Nicht nur Khedira, auch Hummels in seinen beckenbauerhaften Momenten, könnten das liefern. Damit hätte man dann auch einige Flexibilität in der Wahl der Pressingzonen. Was Schürrle angeht bin ich noch skeptisch. Er hat eine gewisse Abschlussqualität, aber ob er spielerisch wirklich das Niveau erreichen kann, das die oben Genannten haben, muss er noch beweisen.

Trotzdem gehen mir Gedanken zur Dreierkette und horizontalen Sechsern nicht so ganz aus dem Kopf. Momentan stellt sich die Personalsituation einfach so dar, dass in allen Mannschaftsteilen ein Überangebot an qualitativ hervorragenden zentralorientierten Spielern besteht, während es auf den Außen relativ mau aussieht. In der AV wird das nur am deutlichsten. Und da bin ich dann wieder bei der Breite: Man braucht sie zwingend nur bei Ballbesitzorientierung in der Offensive, in der Defensive letztlich nur dann, wenn der Gegner diese Räume auch tatsächlcih bespielt. Ist natürlich auch weit von einem Masterplan entfernt, aber wenn man mal hypothetisch die offensiven und defensiven Aufgaben strikt trennt, dann die dadurch veränderten Anforderungen betrachtet, kommt man zu einem ganz anderem idealen Flexibilitätssystem und da ist es dann interessanterweise auch wieder Zeit für eine Ajax-Assoziation: 3331 oder 334, hybridisiert mit dem gewohnten 4231, wobei die äußeren Positionen der hinteren Reihen ganz spezielle Spielarten der Polyvalenz aufweisen sollten. Hintere Reihe: IV, die auch defensive AV geben können (Check). Zweite Reihe: Spieler, die sowohl in die AV-Zone einrücken können und sie sinnvoll bespielen können, als auch horizontale DM-Aufgaben mit vertikalen Vorstößen verbinden können. Anspurchsvoll. Aber mit Lahm, Bender, Gündogan sehe ich durchaus geeignete Spieler im Kader. Dagegen spricht halt leider, leider, leider, dass man das von Grund auf erarbeiten müsste und das in einer Nationalmannschaft kaum möglich erscheint. Was wirklich sehr zu bedauern ist, eine bessere Balance erreiche ich bei keiner anderen Formation in meinen, zugegebenermaßen sehr theoretischen Gedankenspielen. Mir ist auch bewusst wie abwegig das erst einmal klingt, aber da verweise ich auf die Grafik im Artikel. MMn gar nicht so ein großer Unterschied, nur konsequenter und mit dem Vorteil, dass man keine Positionen mehr besetzen muss, für die man keine optimalen Spieler hat.

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Tank 9. September 2012 um 22:34

Gute Analyse. Auch dass sie ein paar Tage abhing, finde ich nicht problematisch.

Das Problem, dass zu viele deutsche Spieler sich im und am Sechzehner befanden und daher zu wenig Spieler (schlimmstenfalls nur Khedira) da waren, um Pässe in diese Zone zu spielen, habe ich auch als Hauptproblem der ersten Halbzeit gesehen. Auch wenn ich schon sagen würde, dass man sich auch so eine Reihe ziemlich klarer Chancen erspielt hat, die nur einfach doof vergeben wurden.

Man muss allerdings auch sagen, dass mit Kroos und Schweinsteiger die beiden Spieler, die meiner Ansicht nach am besten dazu geeignet sind den Ball in und um tiefstehende Verteidigungsbollwerke zu spielen nicht dabei waren. Özil, Götze und Co. können sowas zwar durchaus auch, sind aber meiner Ansicht nach stärker, wenn sie sich im Dribbling oder Doppelpass in Richtung Tor bewegen, anstatt „nur“ den Ball zu verteilen und ab und an mal den Lochpass zu wagen. Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn schon in der ersten Halbzeit jemand Khedira geholfen hätte.

Es stimmt schon, dass die färinger Abwehr durchaus ordentlich stand. Löcher habe ich am ehesten zwischen Justinussen und Baldvinsson, also im Arbeitsbereich von Thomas Müller gesehen. Der ist aber ein Schelm, der nun denkt, dass die Isländer absichtlich an dieser Stelle etwas weiter weg standen, weil sie wissen, dass Müller nicht ganz die Technik und Übersicht eines Götze oder Reus hat.

Bzgl. Badstuber habe ich ganz andere Erinnerungen als im Artikel beschrieben. Habe ihn besonders in der zweiten Hälfte als unerklärlich defensiv in Erinnerung. Irgendwo auf Höhe der Mittellinie und oft nichtmal im Kamerabereich. Kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären. 3 Verteidiger gegen einen färingischen Angreifer ist dann doch ein bisschen viel es-gibt-keine-Kleinen-mehr.

Bezüglich der Abschlussschwäche der deutschen Mannschaft würde mich nochmal eine fundierte Meinung interessieren. Im Artikel klang ja an, dass diese auch das Ergebnis nicht klar herausgespielter Chancen sei, also etwas, dass zumindest teilweise auch taktische Gründe haben kann. Löw selbst nannte ja das Alter der Spieler als Grund und wirkte auch nicht so, als würde er da irgendwie Handlungsbedarf sehen. Mir selbst erscheint es logisch, dass man da vielleicht sportpsychologisch dran arbeiten könnte.

p.s.: Als Pro-Kopf-Weltmeister schlage ich Uruguay vor. Zwei Mal Weltmeister, zwei Mal Olympiasieger und 15 Mal (!) Copa America Sieger bei aktuell 3,5 Mio. Einwohnern.

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HW 10. September 2012 um 08:47

Ich hab’s in der ersten Halbzeit ähnlich gesehen. Auch wenn ich ein Befürworter von Klose bin, Ich hätte ihn für einen Spieler wie Gündogan geopfert.
Die Abwehr, oder besser fast die ganze Mannschaft, der Färinger (nicht Isländer) stand im Zentrum so dich, dass Klose vor allem dann auffiel, wenn er nicht im Zentrum war.
Da kann man dann aber gleich auf den Mittelstürmer verzichten und die vier Offensiven in die Spitze stoßen lassen (vertikale Bewegung). Mit einem weiteren Spieler neben Khedira hätte man mehr „Angriffsvektoren“ für den tödlichen Pass gehabt. In der von Löw gewählten Aufstellung hätten diese Aufgabe Özil und Götze abwechselnd übernehmen müssen.

Ein Spiel gegen die Färöer bewerte ich aber nicht so streng. Am Ende hat man ungefährdet gewonnen. Dass die Gäste ein paar Halbchancen hatten ist zwar etwas was man beachten muss, aber nichts was den Sieg gefährdet hätte.

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