Einblicke in Löws Taktikstube

Wie könnte das deutsche Team bei der EM spielen? Welche Varianten gibt es im Generellen, welche Taktiken sind gegen bestimmte Teams sinnvoll und wie könnte man auf verschiedene Szenarien reagieren?

 

Dieser Text schaffte es aus Zeitgründen leider nicht mehr in unser EM-Vorschauheft. Dort finden sich allerdings weitere Artikel zur deutschen Nationalmannschaft, unter anderem ein Porträt von Hansi Flick und eine Rückschau auf die Qualifikation der DFB-Elf. Außerdem durchleuchten wir alle weiteren EM-Teilnehmer ausführlich bezüglich ihrer taktischen und personellen Voraussetzungen. In einer Vorschau auf das deutsche Eröffnungsspiel gegen Portugal und einem Artikel über die mögliche Vorgehensweise gegen Dänemark werfen wir zudem einen besonders intensiven Blick auf die deutschen Gruppengegner. Den großen Konkurrenten Spanien beleuchten wir in einem ähnlichen Artikel wie diesen hier und stellen 8 taktische Varianten vor.

 

Als Joachim Löw Anfang Mai seinen vorläufigen EM-Kader von 27 Spielern bekannt gab, war das Geschrei mancherorts groß. Gerade einmal sechs Abwehrspieler – davon mit Mertesacker einer noch nicht einmal vollständig fit – und nur drei Stürmer hatte der Bundestrainer in sein Aufgebot berufen. Bei vielen sorgte dies für Verwunderung und teilweise auch große Kritik, zumal am Ende sogar mit Cacau einer der drei Stürmer bei der endgültigen Festlegung des Aufgebots aussortiert wurde.

Doch ein genauer Blick mit dem taktischen Auge zeigt, dass diese Vorwürfe unnötig sind: Aufgrund der Flexibilität der sechs vorhandenen „Abwehrspieler“ ergeben sich im Mittelfeld unzählige Variationsmöglichkeiten, wobei viele dieser nominellen „Mittelfeldspieler“ auch problemlos diverse Rollen im Angriff ausfüllen können bzw. eigentlich eher als Angreifer zu bezeichnen sind.

Eine eindeutige Startelf ist bei den Deutschen 10 Tage vor dem ersten Spiel weiterhin nicht auszumachen – auch wenn davon auszugehen ist, dass das nebenstehende 4-2-3-1 von der so erfolgreichen WM in Südafrika der Grundstock bleiben wird. Allerdings wird es bei diesem System voraussichtlich nicht bleiben, denn Löw sagte selbst, er wolle sein Team weiterentwickeln, er wolle nicht mehr so spielen wie vor einigen Jahren, er wolle die höchstmögliche Flexibilität und man müsse sich vom Stammspieler-Denken verabschieden.

Mit seiner Kaderauswahl lebt der Bundestrainer dies vor: Im Aufgebot wimmelte es nur so von vielseitigen und vor allem spielstarken Akteuren, die man miteinander kombinieren kann. Dabei ist die Qualität innerhalb des Kaders sehr hoch – wie bei kaum einer anderen Nation ist ist insbesondere die Breite in der Besetzung hervorragend. Folglich gibt es auch diverse Möglichkeiten, wie die deutsche Mannschaft in den verschiedenen EM-Spielern agieren könnte, wie man auf Gegner und Umstände reagieren könnte. Einige Varianten und Ideen haben wir gesammelt und durchleuchtet.

Die Außenverteidiger-Frage auflösen

Am meisten diskutiert ist zur Zeit die Frage nach dem passenden Pendant zu Philipp Lahm. Seit Jahren scheitern die Alternativen auf den beiden Außenverteidigerpositionen auch daran, dass sie am stets überragenden Lahm gemessen werden. Durchgesetzt haben sich unter dieser verschärften Beobachtung der Dortmunder Marcel Schmelzer als Alternative für links und die beiden gelernten Innenverteidiger Jerome Boateng und Benedikt Höwedes, welche hauptsächlich für die rechte Seite vorgesehen sind, auch wenn Boateng 2010 links spielte.

Dabei stehen die Fragezeichen vor allem hinter den offensiven Qualitäten der drei Spieler. Die beiden umgeschulten Innenverteidiger sind sowieso in erster Linie für ihre Defensivstärke bekannt, aber auch Schmelzer glänzt selten in offensiven Situationen. Er überzeugt nicht mit Qualitäten am Ball, sondern durch Dynamik, Laufstärke und taktische Sicherheit – er weiß, wann er vorstoßen muss, um gute Situationen zu erzeugen, aber kann jene dann an den meisten Tagen höchstens mittelmäßig nutzen.

Wenn Lahm auf seiner momentan gängigeren rechten Seite auflaufen sollte, würde das eine grobe Asymmetrie in der spielerischen Klasse der beiden Flügel erzeugen. Um diese Schieflage aufzulösen und gleichzeitig Schmelzers Qualitäten zu nutzen, könnte man einen gängigen taktischen Ablauf in einer leicht angepassten Form nutzen. Schmelzer könnte im Aufbauspiel sehr früh weit aufrücken und damit als „Laufdrohne“ zusätzlichen Raum für die drei spielstarken Nebenmänner der Viererkette aufhebeln.

Diese könnten in eine Dreierkette auffächern und so aus der ganzen Spielfeldbreite heraus die vertikalen Pässe ins Mittelfeld verteilen. Auf diese Weise würde man gleichzeitig die spielstarken Akteure katalysieren, als auch den spielerischen Schwachpunkt der Elf aus dem Spielaufbau herausziehen.

Als Reaktion müsste das Mittelfeld etwas nach rechts schieben, insbesondere der Achter halbrechts müsste sich ein bisschen horizontaler und eher raumfüllend verhalten – eine Rolle die Khedira und Kroos vermutlich ähnlich gut ausfüllen könnten, wobei sie sogar am ehesten Gündogans Ausrichtung im Verein entsprechen würde. Für die linke Offensivposition wäre eine inverse Besetzung am naheliegendsten, da ein Rechtsfuß von der hohen Rolle Schmelzers profitieren würde. Durch frühes Einrücken (Götze) oder inverse Dribblings (Schürrle) würde die hohe Position des Hintermanns ergänzt werden. Der rechte Flügelspieler würde im Spielaufbau etwas entlastet werden im Vergleich zum 2010er-System und könnte sich auf den Vorwärtsgang konzentrieren, was Müller zukommt, aber auch von Reus, Schürrle oder gar Podolski je nach Gegner gut ausgefüllt werden könnte.

Dieses taktische Mittel ließe sich mit den weiteren Varianten kombinieren, ist also nicht als völlig eigenständiges System zu sehen. Ob Löw zu einer solchen Variante greift ist eine schwierige Frage. Bisher spielte die Viererkette bei ihm meist sehr symmetrisch und nur die Verteilung des Balles wurde den Spielertypen angepasst. Allerdings führte das zum Beispiel im WM-Halbfinale dazu, dass die Spanier sich auf die stärkere rechte Seite der Deutschen konzentrieren konnten und in einer etwas asymmetrischen Grundordnung das deutsche Aufbauspiel dort erstickten. All zu schwierig wäre diese taktische Entwicklung außerdem nicht, weshalb vermutlich eine kurzfristige Anpassung an das Spielermaterial möglich ist.

Am 9. Juni werden wir mehr erfahren – wobei übrigens gerade gegen Nani und Ronaldo dieses Mittel effektiv sein könnte: Man würde Ronaldo die Möglichkeit nehmen, den Raum hinter einem aufgerückten Außenverteidiger mit seiner Geschwindigkeit zu nutzen, während Nani gerade im 1-gegen-1 gegen tiefstehende Verteidiger stark ist, wovon man ihn so abhalten könnte.

Wer spielt wo?

Grundlegend ist eine derartige Umformung, wie eben dargestellt, auch mit Lahm auf links durchführbar, allerdings wäre er dann gezwungen invers aufzubauen und Hummels müsste nach außen weichen, was er weniger gewohnt ist als Badstuber. Zudem kommen Boateng und Höwedes auf der rechten Seite eher über ihre Sprintgeschwindigkeit als ihren Antritt und sind eine hohe Grundposition nicht gewohnt, weshalb ein späteres Vorstoßen aus der Tiefe ihnen stärker entgegenkommt. Somit hätte Schmelzer bei einem derartigen taktischen Mittel zwar einen Vorteil, die Frage nach der Zusammensetzung der Außenverteidigung bleibt aber offen, ebenso die Frage nach der besseren Seite für den Kapitän.

Im Allgemeinen gilt dabei, dass Lahm auf links mehr Überraschungseffekt verursacht, sein Spiel auf der rechten Seite aber deutlich leichter taktisch sauber einzubinden ist. Zuletzt streute er aber auch vom linken Flügel immer wieder Diagonaldribblings zum Zentrum ein, wodurch er dort mittlerweile vielleicht beide Vorteile verbinden kann. Das morgige Testspiel wird wohl noch Aufschlüsse diesbezüglich geben. Bei den weiteren taktischen Varianten entscheiden wir seine Seite je nach den sonstigen Gegebenheiten des Systems. Womöglich wird der Bundestrainer dies beim Turnier genauso halten.

Gleiches gilt daraus resultierend für seinen jeweiligen Nebenmann. Höwedes, Boateng und Schmelzer sehen wir hierbei in etwa auf Augenhöhe, wer die Nase vorn hat muss der Bundestrainer auch nach Tagesform und Gegner entscheiden. Boateng ist physisch wohl der beste, dafür sind Höwedes und Schmelzer taktisch etwas sicherer, Höwedes überzeugte außerdem zuletzt bei seinen Vorstößen und schlägt vielleicht die besten Flanken der drei Spieler. In den Alternativen mit Lahm auf links schreiben wir daher Höwedes auf die rechte Position, aber Boateng ist dabei immer in Klammern als Alternative für ihn und auch Schmelzer zu sehen.

Sonstige Personalfragen

Die weiteren Fragen, die sich an die Stammformation stellen, betreffen die Positionen neben Schweinsteiger, neben Badstuber und vor Özil. Auch die Flügelpositionen sind wohl offen – Müller und Podolski scheinen gesetzt, aber Reus, Schürrle und auch Götze spielen in Löws Planungen vermutlich eine größere Rolle als die von Reservisten. Hier entscheiden wir wieder je nach taktischer Variante, wen wir vorne sehen.

In der Innenverteidigung streiten sich Hummels und Mertesacker um die halbrechte Position neben Badstuber; Höwedes und Boateng haben nur Außenseiterchancen. Für Hummels sprechen die höhere Beweglichkeit und Spielstärke, außerdem spielte er eine überragende Saison in der Liga und kommt mit dem Selbstbewusstsein eines Double-Siegers. Mertesackers Saison war weit weniger glanzvoll, er war in seinem erstes Jahr beim Arsenal F.C. oft verletzt und geriet bei seinen unregelmäßigen Einsätzen schnell in den Ruf des hochgewachsenen Sicherheitsrisikos. Dafür kennt er das Spiel der Nationalmannschaft sehr gut und hat Erfahrung mit der mentalen Herausforderung eines großen Turniers. Sein Auftritt gegen die Schweiz war allerdings von mehr individuellen Schwächen geprägt als der von Hummels, welcher hauptsächlich mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatte. Daher sehen wir den Dortmunder auf dieser Position vorne. Wir appellieren aber vorsichtshalber schon einmal daran, auch eine mögliche Löw-Entscheidung zu Gunsten Mertesackers zu akzeptieren, da der echte Bundestrainer im Gegensatz zu seinen 80 Millionen Kollegen auch Trainingseindrücke zur Hand hat, die aufschlussreicher sein werden als die wenigen Testspieleinsätze.

Die Position neben Schweinsteiger sehen wir wiederum situationsabhängig. Khedira und Kroos waren beide in der Rückrunde in toller Form und spielten konstant auf höchstem internationalem Niveau. Selbstverständlich unterscheiden sich beide in ihren Qualitäten – Kroos überzeugt besonders durch Kreativität und technische Sauberkeit am Ball, während Khedira eher mit Vorstößen die Durchschlagskraft des Teams erhöht und zur physischen Präsenz beiträgt. Je nach Gegner und taktischer Systematik ist zu entscheiden, welcher Spielertyp mehr helfen kann.

Fast die gleiche Situation stellt sich im Sturm dar. Klose ist der technisch versiertere und vor allem beweglichere der beiden Stürmer, der sehr gut mit Özil harmoniert und ihn mit Ablagen versorgt. Außerdem hat er mit seiner überragenden Kopfballtechnik leichte Vorteile im Verwerten sauberer Flanken. Gomez sorgt hingegen für mehr körperliche Durchschlagskraft im Strafraum und hat einen etwas besseren Abschluss, ähnlich wie Khedira ist er aber ein eher unbeweglicher Typ, was deutlich schwerer wiegt als die leichten technischen Schwächen, die beiden Spielern immer wieder in übertriebener Form vorgeworfen werden. Im DFB-System hat Klose mit seiner Art üblicherweise Löws Gunst bei sich, weshalb wir ihn in den meisten Grafiken vorne anstellen, aber Gomez ist wiederum in jeder Konstellation als hochwertige Variante zu sehen.

System ohne Mittelstürmer?

Abseits der Diskussionen um Klose und Gomez gäbe es aber eine weitere Möglichkeit – man könnte auch gänzlich ohne klassischen Mittelstürmer auflaufen und somit die Fluidität der Neuzeit forcieren, indem man den Strafraum variabel mit verschieden Spielern attackiert und auf maximale Spielstärke setzt. Allerdings gibt der deutsche Kader dafür keine klassische „falsche Neun“ her, wie sie Messi bei Barcelona prägt, indem er sich in der Tiefe die Bälle holt und dann vorwärts dribbelt. Stattdessen stehen Löw aber einige Spielertypen zur Verfügung, die vor allem ohne Ball noch variabler und insgesamt aggressiver agieren können als Messi, was auch besser zum vertikalen Ansatz der Nationalmannschaft passt. Allen voran tat sich Marco Reus im Laufe der Saison für so eine Rolle hervor, den der Bundestrainer auch bereits öffentlich als potentiellen Sturmkandidaten diskutierte. Aber beginnen wir von hinten.

Um die für so ein System notwendige Spielstärke zu kreieren, würde Khedira der spielstärkeren Alternative Toni Kroos zum Opfer fallen, welcher neben seinem Vereinskameraden Bastian Schweinsteiger agieren würde. Dieser wäre dadurch stärker auf den tieferen, absichernden Part festgelegt, der die Bälle risikolos aus der Tiefe verteilt, und er müsste auf die halbrechte Position wechseln. Diese Anpassung würde allerdings mehr Balance zu Lahm bringen, den wir in dieser Variante eher auf links sehen; diese Seite sollte durch einen durchschlagskräftigen Angriffsspieler besetzt sein, während Özil vom rechten Flügel viel von der Aufbauarbeit übernehmen würde, die Lahm auf beiden Seiten leisten kann.

Neben Mesut Özil wäre mit Mario Götze ein zweiter offensiver Spielmachertyp aufgeboten. Hierbei bekäme Götze die zentralere Rolle und wäre der Mittelpunkt des Angriffsspiels mit Bewegungsfreiheiten nach außen und nach vorne, während Özil nominell im rechten Mittelfeld spielen, diese Rolle aber natürlich zentral auslegen würde. Bei Real Madrid spielte Mourinho bereits ebenfalls mit zwei Spielmachern – und auch hier agierte Özil auf halbrechts und zog zur Mitte, wo Kaka mit ihm kombinierte oder Räume öffnete. Eine derartige Spielweise ist Özil also vertraut und liegt ihm auch.

Mit Götze, Kroos und Özil hätte man große Kreativität und Beweglichkeit in der Offensive, welche sich hervorragend ergänzen könnten. Dass Götze dabei die mittlere Position bekleidet, nutzt seine Art und Weise, sich stets sehr stark zum Ball hinziehen zu lassen, wodurch er mit seinen kombinativen Fähigkeiten variabel die beiden Passgeber Kroos und Özil unterstützen kann. Kroos würde seine Paraderolle als Verbindungsspieler mit vielen gefährlichen Optionen vor sich bekleiden, während Özil den Schatten der beiden ausfüllt. Der stets nach Räumen suchende Madrilene, würde die Lücken, die Götzes freie Bewegungen hinterlassen, finden und für sich nutzen können.

Insbesondere im rechten Halbraum vor Kroos könnte man dadurch den Gegner überladen, wie es im Testspiel gegen Brasilien ohne Özil schon einmal angedeutet wurde. Aufgrund dieser Ballung würde man Lahm als Rechtsverteidiger in dieser Formation auch seiner Kreativität beschneiden, so dass eher der physisch stärkere und energische Höwedes den offenen Raum auf rechts bearbeiten muss, der in dieser Hinsicht auch stärker als Jerome Boateng ist. Folglich spielt Lahm auf der linken Seite, wo er im Rücken des variablen Kroos-Götze-Tandems kreativer agieren muss, was seine Fähigkeiten besser ausnutzt.

Vor Lahm hätte man außerdem auf der linken Offensivseite einen Spieler, der andere Facetten ins Spiel einbringt – Schürrle, den wir als beste Alternative in diesem System sehen, könnte sich bei den Spielzügen der Kollegen mit einschalten, würde aber vor allem in einer hohen Position besonders für starken Drang zum Tor sorgen. Im Kontrast zur Fluidität des Zentrums könnte sich der Akteur des linken Flügels stärker auf die „einfachen“ Dinge konzentrieren und sein Spiel geradlinig nach vorne interpretieren, weshalb auch Podolski natürlich eine Option ist.

Maßgeschneidert passt die überbleibende Position in der Spitze damit zu Marco Reus: Als nomineller Stürmer halbrechts agierend, kann es dem Noch-Gladbacher gelingen die goldene Mitte zwischen der fluiden Spielstärke und der kanalisierenden Dynamik in Richtung Tor zu finden. Aufgrund seiner Spielstärke, Beweglichkeit und Handlungsschnelligkeit kann er hervorragend mit Götze und Özil interagieren und diese ergänzen, da beiden eine weitere Anspielstation geboten ist, der auch kreative Zuspiele meistern kann – mehr als ein Klose, der sich meist auf simplere Ablagen und Doppelpässe konzentriert. Gleichzeitig würde es Reus möglicherweise gelingen, für genügend Torgefahr und Drang in den Sechzehner zu sorgen – bei einer flachen Formation ohne echten Stürmer der taktische Knackpunkt.

Weil ihm der Linksaußen außerdem einen Teil dieser Aufgaben abnähme, könnte Reus in seiner flexiblen Rolle noch mehr aufgehen – im doppelten Sinne würde er dabei wie zwei Spieler agiereren und als Hybrid-Spieler für Überzahlen und Vorteile sorgen: Zum einen würde er durch horizontale Rochaden in verschiedene Räume (Zehnerraum, rechter Flügel ) viele verschiedene Gegenspieler binden (Außenverteidiger, Innenverteidiger, Sechser), zum anderen agiert er als zusätzlicher Katalysator zu den Mittelfeldkreativen und gleichzeitig als torgefährlicher Angreifer, der mit dynamischen Steilläufen zu Torchancen kommt.

Die Balance der Mannschaft würde durch diesen Wechsel aber verändert. Statt drei Spielern, die hauptsächlich für das Attackieren des Strafraums verantwortlich sind, hätte man nur noch 1,5 Spieler dieser Ausrichtung; dafür wären 4 bis 5 Techniker im Zentrum präsent, die für Kontrolle und kreative Momente sorgen können. Die Frage wäre, ob die Feingeister im offensiven Mittelfeld in den entscheindenden Momenten durch überraschende Vorstöße die notwendige Durchschlagskraft erzeugen können, um das spielerische Potential zu veredeln.

„Ich will größtmögliche Flexibilität“, sagte Löw – mit diesem hochkomplexen System voller interessanter taktischer Wechselwirkungen würde er sich diesen Willen erfüllen und dabei spielerische Maßstäbe setzen. Fraglich ist allein, ob es (bei dieser EM schon) stark genug umgesetzt werden kann.

Das aggressive 4-2-4-0

Eine zweite, leichter umsetzbare Variante ohne echten Stürmer deuteten die Deutschen in der 2. Halbzeit gegen die Schweiz an. Reus kam für Özil ins Spiel und interpretierte die Rolle des Zehners sehr viel anders als der ballverliebtere Spielmacher. Reus pendelte mit leichtem Rechtsdrift zwischen Sturm und Zehnerraum umher und sorgte für sehr plötzliche Überraschungsmomente.

Der große Vorteil dieser Rolle war, dass der sehr kompakt gehaltene Sechserraum der Schweizer schnell überspielt wurde. Götze und Özil versuchten zuvor, das Spiel aus diesem Raum heraus nach vorne zu leiten, was gegen die stabile Defensive schlecht gelang. Mit dem höher platzierten Reus veränderte sich diese Struktur und man griff aggressiver und direkter an, während die Schweizer Sechser sich zwischen den deutschen Angriffslinien verloren. Dieser Effekt ließe sich noch verstärken, wenn man die restliche Offensivreihe flexibler gestalten würde.

So könnte man Klose, der gegen die Schweiz nicht so gut ins Spiel kam, durch Özil ersetzen, mit der Vorgabe, sich stärker Richtung Strafraum zu orientieren. So hätte man eine doppelte falsche Zehn, beide Spieler könnten gemeinsam und allein für Überraschungsmomente sorgen und wären zwischen den Linien nicht zu kontrollieren. Durch die hohe Grundposition der Offensivspieler kann der nominell fehlende Stürmer deutlich leichter kompensiert werden als im zuvor skizzierten Hybridsystem.

Die leichte Tendenz nach halbrechts könnte zudem Podolski in einer sehr aggressiven Ausrichtung als Halbstürmer ausgleichen, indem er Außen- und Innenverteidiger des Gegners bindet und mit seiner Geschwindigkeit den Strafraum unter Druck setzen. Schürrle oder Müller können aus dem Schatten von Reus beschleunigen, was bereits gegen die Schweiz gut funktionierte

Diese Variante ist wohl eine der wahrscheinlicheren der hier aufgelisteten, denn sie greift eine Idee auf, die der Bundestrainer auf einer Pressekonferenz zuletzt ansprach: Er sähe Reus als Alternative für den Sturm gegen sehr dicht und eng stehende Abwehrreihen. In derartigen Situationen könne er seine Beweglichkeit ausspielen und in den engen Raumen überraschen. Auch in Rückstand könne dies eine Option sein. Man wird sehen, welche Rolle Marco Reus bei der EM tatsächlich spielen wird.

Kehrt das 3-4-2-1 noch zurück?

Eine weitere Idee Löws war ein 3-4-2-1-System, welches er im Testspiel gegen die Ukraine wenig erfolgreich ausprobierte. In diesem Spiel besetzten Träsch und Aogo die wichtigen Positionen auf den defensiven Außenbahnen, worunter die Durchschlagskraft sehr litt. Mit einer veränderten Besetzung wäre ein Revival also eventuell doch denkbar.

Die Vor- und Nachteile eines solchen Systems hängen stark vom Gegner ab. Gegen Mannschaften, die mit zwei Stürmern und breit spielenden, flankenden Flügelspielern agieren, kann diese Variante sehr nützlich sein, um mit den freieren Flügelverteidigern schnelleren Zugriff auf die gegnerischen Offensivaußen zu bekommen, gleichzeitig hat die Dreierkette eine Überzahl gegen zwei Stürmer.

Zudem bildet die Dreierkette zusammen mit den hohen Außenverteidiger einen schönen Rahmen für das Spiel um Zentrum, diese fünf Spieler sind fast dauerhaft und risikolos anspielbar, was sehr wichtig sein kann, beispielsweise wenn der Gegner ein sehr aggressives 4-3-3-Pressing aufzieht. Mit vier variablen Zentrumsspielern kann man die Mitte kontrollieren und in der Spätphase der Angriffe auf die nachrückenden Flügelläufer verlagern, wenn sich der Gegner im Zentrum zusammengezogen hat.

Der Nachteil befindet sich beim Spiel in die Spitze. Während das deutsche 4-2-3-1 mit den offensiven Flügelspielern und dem Stürmer gleich drei Spieler hat, die in die Tiefe starten können, bleibt diese Last im 3-4-2-1 oft am einzelnen Stürmer hängen, weshalb beispielsweise Gomez gegen die Ukraine keine Anbindung fand und die Offensivbemühungen äußerst vorhersehbar blieben. Dieses Problem müsste sicherlich gelöst werden, wenn diese Formation bei der EM wirklich helfen soll. Die Mittelfeldspieler müssten viel frequentierter Vorstöße wagen – eventuell wären Reus oder Müller dabei Optionen für die Zehnerpositionen. Auch Schürrle als rechter Flügelläufer wäre dann wohl eine Möglichkeit, wie er gegen die Ukraine schon andeutete.

Im Grunde könnte man die Vorteile von 3-4-2-1 und 4-2-3-1 aber kombinieren, wenn man auf ein asymmetrisches System setzt, wie wir es weiter oben vorschlugen – beide Systeme mit Özil und Götze sind Mischformen, bei denen die Doppelzehn in einer flexibleren Ausrichtung mit einem hohen Flügelangreifer und einem bzw. zwei tieferen Flügelläufern kombiniert werden. Dass diese Systeme sich auf diese Weise „zwischen den Welten“ befinden, ist vielleicht noch ein Hinweis darauf, dass sie eventuell wahrscheinlicher sind, als zunächst zu vermuten ist. Der Bundestrainer hat offenbar auch die kontrolliertere, kreativere Variante mit einem spielmachenden 2-2-Mittelfeld im Hinterkopf.

4-5-1-Defensivsystem – gegen Spanien?

Eine defensivere Variante wäre hingegen eine flache Fünferkette im Mittelfeld. Wie beispielsweise Leverkusen und Chelsea gegen Barcelona zeigte, eignet sich diese Formation gegen sehr spielstarke Teams, da man gleichzeitig die Breite abdecken und das Zentrum in einer flexiblen rautenartigen Anordnung zementieren kann. Mannschaften, deren Spiel extrem auf Spielkontrolle und Fluiditität basieren, haben es gegen eine so breite und gleichzeitig kompakte und flexible Formation besonders schwer.

Mit Khedira und Lars Bender hat Löw dabei zwei Spieler zur Verfügung, die nicht nur individuell geeignet sind für dieses kraftraubende, taktisch anspruchsvolle System, sondern die es tatsächlich schon gegen die Meister des Ballbesitzes aus Barcelona selber spielten (auch Mourinho nutzte es).  Sollte man wieder auf die Spanier um Xavi und Iniesta treffen, könnte das vielleicht das Zünglein an der Waage sein. Man kann wohl vermuten, dass ein System, mit dem sich Barcelona schwertut, der „Barcelona light“-Mannschaft von del Bosque erst recht Schwierigkeiten bereitet.

Sollte Löw sich aber entscheiden, einen offensiveren Fahrplan gegen Spanien einzuschlagen und das eigene Spiel durchzudrücken, dann könnte diese Variante zumindest eine Strategie sein, um einen eventuellen Vorsprung über die Runden zu bringen. Gerade wenn in der Endphase einer Partie die Außenverteidiger sehr weit aufrücken, dann kann es eine wertvolle Eigenschaft sein, viel Breite in der Formation zu haben. So kann man auch leichter vermeiden, von einer sehr breit spielenden Mannschaft hinten hinein gedrückt zu werden.

Dafür spricht, dass mit Schürrle und Reus, aber auch Podolski mehrere Spieler zur Verfügung stehen, die in Kontersituationen auch durch Einzelaktionen glänzen können und nicht zwangsweise auf schnelles Direktspiel über Özil angewiesen sind. Auch Gomez eignet sich für diese Strategie, da ihn diese Strategie zurück zu seinen Wurzeln als durchschlagskräftigen Konterstürmer bringen würde; außerdem kann er das in diesem System durchaus wichtige Rückwärtspressing auf die Mittelfeldspieler hervorragend praktizieren, wie er insbesondere im Hinspiel gegen Real Madrid bei Xabi Alonso demonstrierte.

4-3-2-1-Hybrid gegen italienische Rauten

Möglicherweise hat es der eine oder andere schon in unserem EM-Heft gesehen – für die spielverlagerung.de-Redaktion sind auch die Italiener ein echter Geheimtipp. Ihr interessantes und flexibles 4-3-1-2 ist wie das spanische Spiel sehr schwer zu kontern. Wie bei Rautenformationen üblich, ist es insbesondere kaum möglich, das Zentrum zu kontrollieren, das von vier gegnerischen Spielern geflutet ist.

Allerdings könnte die deutsche Mannschaft mit einem interessanten Hybrid-System sowohl eine sehr gute Gegenformation zur italienischen Taktik kreieren, als auch auf die Außenverteidiger-Problematik reagieren. Der Gedanke hinter diese Formation ist, dass das nominelle 4-3-2-1 sehr gut geeignet ist, um sich dem 4-3-1-2 entgegenzustellen, da man zum einen noch einen Spieler mehr im Zentrum besitzt und gleichzeitig mit einer breiten Doppelzehn leichter Zugriff auf die gegnerischen Außenverteidiger bekommt, während die eigenen frei bleiben.

Gegen die spielstarken Italiener und ihre vielseitigen vier Spielmacher im zentralen Mittelfeld wird es für die deutsche Mannschaft in einem möglichen Duell ganz besonders wichtig sein, die Mitte dicht zu machen. Mit Schweinsteiger und Khedira, die von Gündogan ergänzt würden, hätte man dafür eine sichere Basis – die beiden Letztgenannten würden den taktgebenden Bayern-Spieler flankieren und könnten mit ihrer physischen Stärke besser gegen de Rossi oder die enorm gefährlichen Vorstöße Marchisios ankommen als ein Toni Kroos, der aber natürlich auch eine Option für beide Positionen darstellt.

Eine spannende Ergänzung wäre eine asymmetrische Viererabwehr, welche durch die Unterschiede zwischen dem offensiven und inversen Linksverteidiger Lahm und dem eher absichernden eigentlichen Innenverteidiger Höwedes (oder Boateng) zu einer Dreierkette tendieren würde, welche sich gegen zwei gegnerische Stürmer sehr gut eignet. Gerade gegen zwei moderne und bewegliche Angreifer ist eine numerische Überzahl ebenso wichtig wie ein Abwehrspieler in einer Halbposition aus Innen- und Außenverteidiger, der auf diese Bewegungen adäquat reagieren könnte. Dass zudem Balotelli und Cassano, die wahrscheinlichen Startspieler bei den Italienern, jeweils nach links tendieren und rochieren, würde der DFB-Elf zusätzlich in die Karten spielen.

Philipp Lahm wäre dann als Linksverteidiger ein freier Mann, der sich mit einer Systemverschiebung zum 3-4-2-1 zusätzlich ins Mittelfeld einschalten und dort für Überzahl sorgen könnte. Ohne direkten Gegenspieler, dafür aber mit einer Absicherung hinter sich, könnte er offensive Freiheiten genießen, sich situativ an die Gegebenheiten anpassen und mit seiner Spielintelligenz auch durch die Asymmetrie verengte Situationen lösen – möglicherweise könnte Lahm eine spielentscheidende Rolle bei einem Treffen mit den Italienern spielen. Zusammen mit Marco Reus, dem linken und etwas offensiveren Teil der Doppel-Zehn, welcher auf den Flügel tendiert, würde Lahm desweiteren den italienischen offensiven Rechtsverteidiger Maggio nach hinten drücken können.

Neben jenem Marco Reus würde Mesut Özil im offensiven Mittelfeld auf einer halbrechten und leicht tieferen Position auflaufen, da Reus eben besser auf die Außenbahn rochieren und die dortigen Räume attackieren kann, während Özil bei einer Verschiebung zu einem 4-3-1-2 im Zentrum bliebe. Normalerweise ist das Grund-4-3-2-1 mit zwei zentralen Spielern anstelle von zwei Stürmern dafür gedacht, das Herz des italienischen Spiels auf der Sechserposition, Andrea Pirlo, durch diese Doppeldeckung einzukesseln und zu isolieren.

Im Angriff würde man sich mit schnellen Zentrumskombinationen durch die Italiener zu kombinieren versuchen, das Spiel von der rechten Offensivseite weghalten, um Italiens eingerückten Innenverteidiger Chiellini defensiv zu isolieren und stattdessen immer wieder Schübe auf die linke Seite einzubringen. Situativ könnte aber der schnelle Gündogan auch nach rechts außen aufrücken und für Breite und Überraschung sorgen.

Wenn die Wade zwickt…

Doch auch das bestausgereifteste System kann scheitern, wenn sich Schlüsselspieler verletzen – bei der deutschen Mannschaft gehört zweifellos Bastian Schweinsteiger zu diesen Akteuren, der eine essentielle Grundsäule des Teams darstellt und bei jeder Variante mit dabei ist. Und in der Tat: Nicht nur das psychologische Trauma nach dem verschossenen Elfmeter im CL-Finale „dahoam“ nagt am deutschen Vize-Kapitän, nun hat er sich auch eine Wadenverletzung zugezogen und ist für das erste Gruppenspiel gegen Portugal fraglich. Was tun, wenn ein so wichtiger Mann wie Schweinsteiger ausfällt? Wer kann ihn ersetzen?

In der Tat gibt es auf den ersten Blick keinen solchen Spieler, der als horizontale Absicherung und als tiefster, aufbauender Mittelfeldspieler agieren könnte. Spätestens die 3:5-Niederlage gegen die Schweiz zeigte, dass Khedira diese Rolle als horizontaler und einziger Sechser nicht übernehmen kann, dafür ist sein Drang nach vorne wohl zu stark. Bereits in vergangenen Spielen, beispielsweise beim knappen Sieg in Österreich vor einem Jahr oder beim 1:2 gegen Frankreich im Februar, als er neben einem offensiven Partner wie Kroos agierte, konnte er defensiv nicht überzeugen und hinterließ ohne eine Absicherung wie Schweinsteiger oder Xabi Alonso große Lücken. Khedira ist eben mehr ein vertikaler box-to-box-Spieler als ein horizontal absichernder Akteur. Außerdem fehlt ihn die Beweglichkeit und Ballsicherheit, um die Bälle aus der Abwehr nach vorne zu drehen und weiter zu verteilen; er ist in dieser Funktion deutlich leichter zu pressen als Schweinsteiger

Da Kroos den Part des defensiven, absichernden Sechsers erst recht nicht gewohnt ist, könnte die Balance bei einer Doppelsechs Khedira-Kroos sehr arg ins Schwanken geraten. Um dies zu verhindern, müsste also ein anderer Spieler Schweinsteiger ersetzen. Als defensiv denkende Variante würde sich Lars Bender eignen, auch Hummels wäre vielleicht denkbar, der diese Rolle früher schon ausfüllte (z.B. im siegreichen Finale der U21-EM). Ein simplerer, gleichwertigerer Wechsel wäre aber vielleicht möglich.

Gegen die Schweiz wurde Ilkay Gündogan später als Sechser neben Mario Götze eingesetzt – und diese auf dem Papier sehr offensive Besetzung funktionierte überraschend gut. Es könnte in der Tat die wohl beste Lösung bei einem Ausfall Schweinsteigers sein. Löw verglich den Dortmunder bereits mit dem jungen Schweinsteiger und tatsächlich: Er ist technisch sehr stark und kann die Bälle enorm sicher auf sehr weiträumige Art und Weise verteilen. Auch defensiv ist er geeignet, was er gegen die Schweizer unterstrich – er ist ein physisch starker Pressingspieler, in Nürnberg und in Dortmund geschult.

Neben Gündogan würde dann Khedira als offensiverer Partner agieren, der seine typische Rolle mit viel Laufstärke ausfüllen und Gündogan somit als solider Helfer beistehen würde. Außerdem könnte man Schmelzer neben ihm bringen, wodurch wieder ein eingespieltes Duo entstünde. Gündogan könnte das in Dortmund gängige „Herauskippen“ hinter den Außenverteidiger praktizieren, was beim BVB in der Saison-Endphase eine sehr wirkungsvolle Maßnahme war.

In der offensiven Dreierreihe würde eine Besetzung aus Müller, Özil und Podolski dem neuen Spielmacher relativ ähnliche und damit passende wie gewohnte Voraussetzungen bieten wie in Dortmund – zwei direkte und vertikale Spieler auf den Außenpositionen sowie ein technisch beschlagener und beweglicher Falscher Zehner, der wie eine zweite Spitze agiert, sich aber auch weit nach hinten fallen lassen könnte. Insgesamt müsste man also bei einem Ausfall Schweinsteiger vielleicht gar nicht so viel umstellen und hätte viel weniger Probleme, als die Bayern sie hatten – Gündogan sei Dank.

Der bayrische Herbst ohne Özil

Ein weiterer Spieler, dessen Ausfall schwer wiegen würde, ist Schaltzentrale Özil. Auf der Zehnerposition könnte man ihn mit Toni Kroos ersetzen, der diese Rolle etwas anders auslegen würde – dadurch ergäbe sich die interessante Möglichkeit, zu jenem Grundsystem zu wechseln, welches den Bayern im vergangenen Herbst einen so überragenden Lauf von 30:2 Toren einbrachte. Die Münchener funktionierten die Asymmetrie ihrer 4-2-3-1-Grundformation zu einer starken Waffe um – mit dem herausragenden Ribéry, dem unterstützenden inversen Außenverteidiger Lahm und den auf die Seite abdriftenden Mittelfeldspielern Schweinsteiger und Kroos stellte man eine Überzahl auf der halblinken Seite her und überlud den Gegner, was zu schönen Kombinationen führte.

Da die Nationalmannschaft stark von einem Bayern-Block getragen wird, könnte man diese Variante fast 1 zu 1 spielen – einzig van Buyten, Gustavo und Ribéry müssten ersetzt werden, für die Hummels, Khedira (alternativ der defensivere Bender) und Götze (oder einer der Dribbler Schürrle und Reus) in die Mannschaft rücken würden, ohne dass größere qualitative Einbußen entstünden.

Im linken Raum mit der starken lokalen Überzahl könnte man das schnelle Kombinationsspiel aufziehen, nach Spielverlagerungen auf die eher weniger besetzte rechte Seite könnte man zur Grundlinie ziehen und flanken. Während Müller sich vorne in die Spitze zum taktisch arbeitenden Gomez reinziehen und als verkappter zweiter Stürmer für Torgefahr sorgen würde, wäre es die Aufgabe Höwedes‘ oder Boatengs, mit aufzurücken und den WM-Torschützenkönig von 2010 zu hinterlaufen, der situativ selbst breit bleiben und eine Hereingabe bringen könnte.

Gegen Konter wäre man durch gutes Gegenpressing abgesichert, da man auf der halblinken Seite, wo der Spielschwerpunkt der Formation liegt, mit vielen Spielern besetzt ist, die nah aneinander agieren – folglich können sie schnell attackieren, da die Ballnähe und die Abstände untereinander klein, während der Raum eng ist. Zwar würde man ein kleines Formationsloch auf halbrechts riskieren, das von den Spielern wechselweise besetzt, im Großen und Ganzen aber durch die Laufstärke von Khedira kompensiert werden könnte.

Während dieser den Raum sichern würde und Hummels und Badstuber das Aufbauspiel aus der Tiefe lenken, könnten Schweinsteiger und Kroos die Kontrolle im zweiten und letzten Drittel an sich reißen. Götze würde viele Freiheiten genießen, Kroos mit Ballsicherheit und Spielstärke glänzen, sich hervorragend mit dem Dortmunder ergänzen und je nach dessen Position die Lücken in der Offensive – gelegentlich auch durch Rochaden auf die Außen – füllen. In diesen Situationen würde Lahm seine Spielintelligenz und seine Flexibilität perfekt nutzen können – der DFB-Kapitän ist ein auch auf engstem Raum ballsicherer und zudem kreativer Spieler, der immer wieder neue Offensivoptionen kreiert und serviert haben möchte, was in diesem System erfahrungsgemäß hervorragend gelingen kann. Sein Vize, Bastian Schweinsteiger, würde seine organisatorischen Fähigkeiten, seinen Instinkt und sein Raumauge verwenden, um die richtigen Räume zu besetzen und dafür zu sorgen, dass die Balance beibehalten wird und die richtigen Räume bespielt werden.

Die verschiedenen Fähigkeiten der Spieler auf engstem Raum könnten zu großartigen Synergien führen und sie zu schönen Spielzügen anstoßen. Eine Veredelung wäre durch einen phasenweise ausgeführten enormen Zentrumsdrang Müllers zu erreichen, der so weit in die Mitte käme, bis er fast wie ein echter zentraler Akteur wirken würde. Der Raumschleicher und ausgebildete Schattenstürmer Müller käme horizontal aus dem Rücken der Gegner, die sich auf die linke Seite konzentrieren würde, könnte mit dem nach innen kommenden Götze das Zentrum fluten, diesem Räume öffnen oder selbst in die Schnittstellen laufen – insgesamt könnte er schlicht für noch mehr Präsenz in der Offensive sorgen und die Dominanz des linken Halbraums samt Umgebung noch weiter zementieren.

Das große Problem wäre einzig, ob man noch die nötige Abstimmung hätte bzw. erzeugen könnte – ohne Abstimmung wäre man ausrechenbar, zu verengt, unausgewogen – vorne würde man die Bälle in der selbst erzeugten Enge verlieren und keine Alternativen haben, während man hinten Lücken auf halbrechts oder hinter Lahm hinterließe. Jedoch kann die Eingespieltheit des Bayern-Blocks hier einen riesigen Vorteil bringen.

Fazit

Als Thomas Müller für ein Phantom-Handspiel im WM-Viertelfinale seine zweite gelbe Karte sah und dadurch für das Halbfinale ausfiel, war das in den Augen vieler ein Todesstoß für den Lauf der DFB-Elf. Es gab in dieser Situation vor zwei Jahren niemanden, der Müller hätte ersetzen können. Mit Trochowski kam ein gänzlich anderer Spielertyp, der wenig überraschend enttäuschte – eine andere Möglichkeit hatte Jogi Löw damals nicht. Diesmal hat der Bundestrainer aber Möglichkeiten. Viele Möglichkeiten.

Wie nützlich all diese Optionen werden ist reine Spekulation und hängt von vielen Faktoren ab – Fitness, Trainingsform, Gegnern, Spielverläufen; die Liste ist lang. Aber für die Unwegbarkeiten eines Turniers ist die DFB-Elf vermutlich gerüstet wie selten zuvor. Man solle sich vom Stammspieler-Denken verabschieden, forderte Löw einmal. Es war für die Deutschen vielleicht nie leichter als bei dieser Europameisterschaft. Im Kader stehen 20 Spieler, die als Startspieler in Frage kommen – Bender, Gündogan und die Ersatztorhüter sind wohl die einzigen Ausnahmen. Dieser Zustand führt den Begriff des Stammspielers ad absurdum.

Das macht es gerade für uns taktikfixierte Beobachter überaus spannend, dem deutschen Turnierverlauf zu folgen – unsere Erkenntnisse wird es dabei selbstverständlich kostenlos auf spielverlagerung.de zu lesen und zu diskutieren geben. Wer optimal darauf vorbereitet sein will, dem sei noch einmal unsere EM-Vorschau ans Herz gelegt. Wir freuen uns solange schon mal auf eine vielversprechende EM.

 

Dieser Artikel ist ein Gemeinschaftswerk der Autoren MR und TR.

AP 13. Januar 2014 um 21:51

Hab versucht Löws Taktik im Voting des besten Spielers der Welt zu verstehen und meinem Beitrag den taktischen Hintergrund zu geben und somit sein Berechtigungsdasein, bin aber dran gescheitert.

Wenn schon der Captain von Mozambique und der Coach der Israeli richtigen Fussbalverstand beweisen, dann kann ich doch von unserem Jogi erwarten, dass wenn die Welt abstimmt, er wenigstens die deutsche Fahne hoch hält.

Singe ab sofort die Hymne nicht mehr mit.

Und nehme mir den Uruguayischen Coach als Vorbild. Hat nur noch Forlan auf der 3 gefehlt 🙂

Sorry für Off Topic. Jogi, setzen 5.

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Tobias 6. Juli 2012 um 17:16

Es ist schon interessant, dass Jogi Löw tatsächlich auf Euer 4-3-2-1 System mit Doppelzehn gegen Italien gesetzt hat. Sehr schön finde ich auch „Mit Schweinsteiger und Khedira, die von Gündogan ergänzt würden, hätte man dafür eine sichere Basis – die beiden Letztgenannten würden den taktgebenden Bayern-Spieler flankieren und könnten mit ihrer physischen Stärke besser gegen de Rossi oder die enorm gefährlichen Vorstöße Marchisios ankommen als ein Toni Kroos, der aber natürlich auch eine Option für beide Positionen darstellt.“ Wie von Euch erwartet war Toni Kroos defensiv verschenkt. Er hat meistens den Raum gesichert und ist kaum in die Zweikämpfe gekommen.

„Eine spannende Ergänzung wäre eine asymmetrische Viererabwehr, welche durch die Unterschiede zwischen dem offensiven und inversen Linksverteidiger Lahm und dem eher absichernden eigentlichen Innenverteidiger Höwedes (oder Boateng) zu einer Dreierkette tendieren würde, welche sich gegen zwei gegnerische Stürmer sehr gut eignet. […] Philipp Lahm wäre dann als Linksverteidiger ein freier Mann, der sich mit einer Systemverschiebung zum 3-4-2-1 zusätzlich ins Mittelfeld einschalten und dort für Überzahl sorgen könnte. Ohne direkten Gegenspieler, dafür aber mit einer Absicherung hinter sich, könnte er offensive Freiheiten genießen, sich situativ an die Gegebenheiten anpassen und mit seiner Spielintelligenz auch durch die Asymmetrie verengte Situationen lösen – möglicherweise könnte Lahm eine spielentscheidende Rolle bei einem Treffen mit den Italienern spielen. Zusammen mit Marco Reus, dem linken und etwas offensiveren Teil der Doppel-Zehn, welcher auf den Flügel tendiert, würde Lahm desweiteren den italienischen offensiven Rechtsverteidiger Maggio nach hinten drücken können.“ Auch das war zu beobachten. Allerdings hat Podolski zu defensiv gespielt und Kroos nachher zu zentral, so dass die beschriebenen Effekte leider nicht genutzt werden konnten.

Sehr schön auch, dass Ihr bereits vorhersagt, was die Presse aus diesem System heraussehen wird: „Normalerweise ist das Grund-4-3-2-1 mit zwei zentralen Spielern anstelle von zwei Stürmern dafür gedacht, das Herz des italienischen Spiels auf der Sechserposition, Andrea Pirlo, durch diese Doppeldeckung einzukesseln und zu isolieren.“

„Im Angriff würde man sich mit schnellen Zentrumskombinationen durch die Italiener zu kombinieren versuchen, das Spiel von der rechten Offensivseite weghalten, um Italiens eingerückten Innenverteidiger Chiellini defensiv zu isolieren und stattdessen immer wieder Schübe auf die linke Seite einzubringen.“

Das hat mit Reus auch halbwegs geklappt. Leider hat er auf Links gefehlt. Es ist schade, dass Löw zwar Euer System aber nicht Euer Personal übernommen hat.

„Situativ könnte aber der schnelle Gündogan auch nach rechts außen aufrücken und für Breite und Überraschung sorgen.“ Hehe, ersetze Gündogan durch Khedira und es passt 😀

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Flowbama 7. Juni 2012 um 23:38

Nachdem Jogi den Lars Bender heute so gelobt hat, könnte die Möglichkeit, die wir hier schon öfters in Betracht gezogen haben, nämlich ihn als RV einzusetzen, tatsächlich wahr werden. Nur wäre das gewissermaßen eine Wundertüte: niemand weiß, was dabei rauskommt^^

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chris 20. Juni 2012 um 13:47

ein TOR!

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DE11 7. Juni 2012 um 01:18

Wie ich es an anderer Stelle hier schon treffend gelesen habe ist es sicher das Eine, Fussballspiele nach Abpfiff taktisch zu analysieren. Was Ihr von SV mit der EM-Vorschau und in diesem Fall hier MR allerdings sehr strukturiert und mit Blick auf die Spiele seit 2010 systematisch-zusammenfassend auf die Beine gestellt habt ist grosse Klasse! Ich schau‘ hier seit „Entdeckung“ Spaetphase Champions League inzwischen taeglich rein.

Und damit auch gleich die Bitte: Wenn Deutschland in der Schlussphase des 2. Halbfinals gegen Frankreich beim Stand von 1:2 (im 4-1-4-1) dann das dritte Gegentor ueber Ribery – Boateng kassiert, lasst Euch bloss nie von „Cheftrainer“ Kalle und „Co-“ Willi vom Currywurststand den Spass verderben: „Mit Dreierkette gegen die Franzmaenner?! Ja nee is klaa!! Ham‘ wa ja schon im Herbst gegen die Kasper vonne Krim gesehen wie toll dat mit nem Schwazzen auf die Aussen funktioniert hat!“…

Aber Spass beiseite – auch Ich persoenlich sehe den deutschen 2012er A-Kader in der Breite stark besetzt, wie selten zuvor. Konzentriert, auf den Punkt fit und mit eingespielten Ablaeufen braucht dieses Team bei diesem Turnier aus dem Spiel heraus keine Mannschaft zu fuerchten.

Waehrend es fuer clevere Gegner oder spielerische „Ausfaelle“ einzelner waehrend einer Partie also durch geschickte Auswechslungen und Umstellungen gute Antwortmoeglichkeiten gibt, sehe ich jedoch dass auch dieses Turnier nur dann von einer dominanten und spielstarken Mannschaft fuer sich entschieden wird, wenn diese auch ein Mindestmass an Toren aus Standardsituationen erzielen kann.

Hierbei geht es aber nicht um ein Wiederaufkochen der Stil-Debatte um das CL-Finale herum oder darum alte Tugenden heraufzubeschwoeren sondern schlichtweg um etwas mehr einstudierte Kreativitaet auch bei den Freistoessen,
um eine Verbesserung der katastrophalen Ausbeute.

Insgesamt ist das schliessliche auch ein taktisches Mittel, dessen Wert vom Bundestrainer meiner Ansicht nach zu unrecht so stiefmuetterlich vernachlaessigt wird, besonders wo jetzt vermehrt ballbesitzorientierter Fussball zu sehen sein wird und in einem grossen Turnier sowieso.

Letzten Endes hat Deutschland das Halbfinale 2010 zwar nicht durch mangelnde Standardverwertung verloren, Spanien aber hat es eben auch nur nach einer solchen fuer sich entschieden.

Zeruettete EM-Vorbereitung hin oder her, wenn Sammer dann nach den 0 Toren aus 20 Kroos-Freistoessen und Ecken im verlorenen Halbfinale gegen Frankreich
befragt, sagt: „Alles Quatsch…..zu wenige Chancen aus dem Spiel…..individuelle Fehler…!“, ja dann werde allerdings auch ich mein Glas heben und „Bundes-Kalle“ bei seinem 14. Bier von Herzen zuprosten wenn dieser auf Sammer schimpfend den zahllosen verKroos-ten Freistoessen und Eckbaellen nachweint…

Hoffen wir also, dass Klose zur Bestform auflaeuft und von Verletzungen und Karten verschont bleibt, damit vielleicht der ein oder andere Standard in den
Strafraum per Kopf zum entscheidenden Treffer verwandelt wird.

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Daniel_D 8. Juni 2012 um 00:37

Wie viele Tore erziehlt denn Spanien aus Freistößen?

Ich hatte den Eindruck das Halbfinaltor von Puyol war eine einzigartige Erscheinung. Er macht das auch bei Barca gerne, wenn das Resultat knapp ist. Einfach mit nach vorne kommen und aus dem Rückraum an allen vorbei köpfen.

Gerade Spanien ist doch eher ein Beispiel, wie man ohne dominante Standards bei Turnieren siegt.

Ich glaube bei einer konzentrierten Turnierleistung gibt es kaum eine Chance Standardtore zu erziehlen.

Selsbt wenn man eine kreative Variante wählt, dann muss der Gegner auch genau so reagieren, wie man das erwartet, dann muss der Ball so kommen, wie geübt und dann muss schließlich auch der betreffende Spieler in dem Moment das Richtige tun.
Selbst wenn die Ausführung perfekt ist, kann es immer noch sein, dass der Spieler in Rücklage gerät, den Ball nicht voll trifft, der Torwart aufgepasst hat.
Und wenn der Standard dann nicht funktioniert hat, kennt ihn der Gegner und er wird kein weiteres Mal funktionieren.

Das ist einfach ein viel zu großes Risiko. Wenn ich spielerisch zu keiner Chance komme, wie bei den kleinen Teams um Griechenland, dann kann ich Standards bis zum Erbrechen trainieren.
Mir wäre es lieber, die NM steht bei gegnerischen Standards perfekt und spielt alle Ecken kurz.

Muss aber garnicht sein, man hat mit Özil einen hervorragenden Eckstoßschützen, mit Klose einen guten Kopfballspieler, mit Khedira einen extrem durchsetzungstarken Spieler nach Standards.

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daniel 5. Juni 2012 um 11:03

Ein kleiner Beitrag Özils zu diesem Diskurs aus dem 11Freunde Interview:

„11Freunde: Ihre Pässe sind in der spanischen Presse als hellseherisch beschrieben worden.

Özil: Ein Hellseher bin ich bestimmt nicht. Ich mache mir die Gedanken nur schon, bevor ich den Ball habe: Wo wird mein Mitspieler hinlaufen? Wo kann ich hinspielen? Wenn man bei einer Mannschaft wie Real spielt oder hier in der Nationalmannschaft, wird einem das aber auch leicht gemacht – weil alle Kollegen mitdenken. Das Positive für mich ist, dass Real und die Nationalmannschaft das gleiche System spielen. Ich muss mich hier nicht erst umstellen. Das ist super für mich.“

Zwar ist einem Interview mit einem Fussballer grundsätzlich nichts aussagekräftiges abzugewinnen – insbesondere Interviews mit Mesut Özil. Aber, und das kann man trotz dieser Schwäche nicht leugnen, die Aussage stimmt halt. Und man sollte den Wahrheitsgehalt dieser Aussage objektiv bewerten, und da kommt man nach kurzer, aber genauerer Betrachtung zu dem Schluss, dass mit Xabi Alonso und Khedira ein sehr ähnliches Spielermaterial vorhanden ist, die ihre Rollen entsprechend interpretieren, Higuain und Benzeman spielerisch ähnlich stark mitspielende Stürmer, wie Klose sind, die sich auch zurückfallen lassen oder auf die Flügel ausweichen, um Läufe für die Flügelspieler zu machen und Räume für diese zu schaffen oder als Anspielstation für das Kombinationsspiel sich anbieten. Hinzukommt, dass Özil Özil ist, und Löw und Mourinho Özil in anscheinend gleicher Weise wertschätzen, für sein intuitives Spielverständnis, mit dem er blitzartige Überzahlsituationen auf den Flügeln oder im Zentrum bildet, seine fluide Spielweise, die ihn selten länger als 1 sekunde in Ballbesitz sieht und seine herausragende Technick. In der Verteidigung sehe ich ebenfalls Ähnlichkeiten. Eine Assymetrie bedingt durch Lahm oder Marcello. Zwar sind dies unterschiedliche Spieler, jedoch spielen sie beide eine entscheidende Rolle im Offensivspiel und sind mit ihrem Spielverständnis und Stellungsspiel (Lahm) oder Physis und Athletik (Marcello) deffensiv unheimlich wertvoll. Letztlich sehe ich lediglich Unterschiede in der Besetzung und Interpretation der Flügelpositionen. Einerseits stinkt jeder iVgl zu C. Ronaldo ab. Allein schon sein Kopfballstärke und seine vertikalen Läufe aus dem Zentrum heraus, die mit seine unheimliche Torquote bedingen, sind einmalig und von Mourinho perfekt in Szene gesetzt. Anderseits stellt Di Maria einen klassischen, sprint-, laufstarken und technisch hochbegabten, abschlussstarken Flügelspieler, der zwar mit Müller gemein hat, dass sie unheimlich viele raumschaffende Läufe initiieren, Müller aber im Gegensatz seine Abschlussstärken im 16er, insbesondere durch unerwartete Quereinläufe in den 16er hat. Dadurch steht er insgesamt nicht so breit wie Di Maria.

Natüerlich ergeben sich Unterschiede, doch das Grundgerüst, insbesondere in dem Zentrum und der offensiven Zentrale, ist unheimlich ähnlich – teilweise die selbe – und soll anscheinend ähnlich taktisch interpretiert werden.

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Lino 5. Juni 2012 um 15:30

Endlich mal jemand, der das genau so sieht wie ich 😉

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Affaff 1. Juni 2012 um 20:21

Sehr gelungener Artikel!

Dennoch trieft er foermlich von subjektivitaet, was anfaenglich aber erwaehnt wird.
Schoen zu sehen, dass Fussball bis in die hoechsten fachlichen Ebenen von Emotionen gelenkt wird.

Lg, Affaff

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Alliser 1. Juni 2012 um 17:43

Großartige Vorschau! Vielen Dank! 🙂

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Tobias 1. Juni 2012 um 15:38

Das Thema Defensive der NM scheint ja doch zu interessieren. Auf der Webseite der NM findet sich unter Spielphilosophie die folgende Abbildung:
http://team.dfb.de/cache_images/DE/4/847/760.jpg?1264066173.

In den letzten Spielen der NM fallen mir dabei besonders die Punkte 2 und 3 auf. Es ist tatsächlich so, dass immer jemand sofort anläuft sobald ein Gegner den Ball empfängt. Dabei werden oft abgedeckte Spieler rücksichtslos stehen gelassen. Es muss also eine Kette von Übergaben stattfinden, damit dieses System funktioniert. Eine perfekte Abstimmung muss herrschen. In den bisherigen Testspielen war dies noch nicht optimal. So kamen bspw. die Torchancen von Israel zu Stande. Ich hoffe Jogi bekommt das bis zum 9. August noch mit der Mannschaft gut hin.

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Tobias 31. Mai 2012 um 17:43

Das ist doch der Bericht, der mir im Sonderheft noch gefehlt hatte. Vielen Dank, jetzt habe ich die 5,99 in vollster Zufriedenheit investiert.

Ich bin ein Riesenfan von der letzten Formation (Bayern Ende 2011). Ich würde dann nur Ribery durch Özil anstatt Götze ersetzen. Ein etwas tieferer Kroos mit Özil, der eher kreativ über Außen kommt (wie bei Real, wenn Ronaldo mal wieder im Zentrum eingeschlafen ist ;-)).

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Flowbama 31. Mai 2012 um 17:41

Bei eurer 4-5-1 Variante gegen Spanien stellt ihr Gomez auf und sagt, dass er als „durchschlagskräftiger Konterstürmer“ begann. Aber zeigten nicht die vergangenen Bayern-Spiele, dass er für Konterangriffe denkbar ungeeignet ist? Stichwort Ballverarbeitung und -mitnahme außerhalb des 16ers und fehlende Spielübersicht.

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Magga 31. Mai 2012 um 17:25

Wunderbare Analyse, mit fußballerischem Sachverstand, gerade im Forum von SPON auf euch aufmerksam geworden – rettet meinen Tag, nachdem ich bei der geballten Inkompetenz beim Spiegel meinen Brechreiz unterdrücken musste.

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Hannes 31. Mai 2012 um 17:07

Vielen Dank, sehr gelungener und interessanter Artikel!

2 Anmerkungen:

– In der Einleitung ist von 6 Abwehrspielern die Rede, meiner Rechnung nach sind es allerdings 7 (Mertesacker, Höwedes, Hummels, Badstuber, Boateng, Schmelzer, Lahm)

– Noch ein kleiner Zahlendreher im Fazit: Es müsste 19 statt 20 heißen (23 minus 4)

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pb 31. Mai 2012 um 17:06

Ich kann die ja etwas länger laufende Diskussion um das 4-2-4 und ein System ohne Mittelstürmer als tolle Neuerung nicht so ganz nachvollziehen. Löw hat doch 2010 mit Klose schon deutlich in diese Richtung spielen lassen. Mit Reus statt Miro könnten die Rollen sicher noch stärker aufgeweicht werden, das wäre in meinen Augen allerdings nur eine relativ geringfügige und eher den Spielertypen als systemischen Notwendigkeiten geschuldete Weiterentwicklung. Mit Gomez geht das dagegen natürlich gar nicht.

In so einem auf extreme Handlungsschnelligkeit und högschde Spielintelligenz angewiesenem Entwurf sehe ich auch einen taktisch undisziplinierten und zum Tunnelblick neigenden Spieler wie Schürrle bestenfalls als Korrektiv zum möglicherweise zu verspielten Rest der Offensive. Der junge Podolski konnte so in einer offensiv limitierten Mannschaft mit wesentlich starrerer Aufgabenverteilung einen Mehrwert bringen, diesen erkenne ich bei Schürrle aufgrund geringerer individueller Qualität und der Änderungen in der Spielweise der Mannschaft nicht, jedenfalls nicht in der Startelf. Mit seiner im DFB-Dress gezeigten Tendenz zum Tor aus dem Nichts nach ansonsten indiskutabler weil den Rest des Teams zu massiver Mehrarbeit zwingender Vorstellung ist er als Einwechsler aber sicher eine ebenso riskante wie interessante Option.

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mb89 31. Mai 2012 um 16:27

Denkt ihr, dass es möglich ist Gomez und Klose spielen zu lassen.
Klar nicht von Beginn weg, aber wenn man ein Rückstand aufholen muss, wäre diese dann aus eurer Sicht eine mögliche Variante, oder sind sie zu ähnliche Spielertypen?

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fakjea 31. Mai 2012 um 16:23

Wirklich sehr interessante Varianten; nach meiner Einschätzung auch eher noch Zukunftsmusik. Ein zentrales Problem bei der aktuellen Spielweise (4-2-3-1) sehe ich vor allem, wenn Schmelzer und Podolski auf der linken Seite gemeinsam defensiv Aufgaben wahrnehmen müssen. Beim geschlossenen dortmunder Mannschaftspressing gegen den Ball kann sich Schmelzer stets auf Großkreutz verlassen; selten steht er bei einem Angriff über seine Seite allein gegen zwei Gegenspieler. Podolski ist in seinen Devensivbemühungen nicht konsqunet genug, als dass diese Nachlässigkeiten nicht unproblematisch werden können und auch schon waren (insb. beim 2:1 gegen Österreich).
Vor diesem Hintergrund sehe ich deshalb Lahm hinter Podolski auf links. Lahm ist unstreitig erfahrener und individuell stärker als Schmelzer, kennt Podolskis defensiv Schwächen und kann diese im Zusammenspiel mit Schweinsteiger, der eher halblinks vor der Viererkette zu erwarten sein dürfte, entsprechnd kaschieren. Auch die Möglichkeiten der assymetrischen Abwehrreihe – wie auch im Artikel beschrieben – kann ich mir so sehr gut vorstellen.

Für den Fall das Schweinsteiger ausfällt würde ich ebenfalls für den spielerisch am nächsten verwandten Gündogan plädieren; diesem wird Löw aber wohl Kroos vorziehen, schon allein aufgrund der vorhandenen Abstimmung mit Khedira und den Münchner Abwehrakteuren. Jedenfalls sollte auch in diesem mit Kroos offensiveren Fall Lahm auf links spielen. Die Frage nach den IV sehe ich eher zweitrangig; ist Merte fit, wird er auch spielen, wenn ich auch den beweglicheren Hummels vorziehe. Als RV bevorzuge ich Höwedes aufgrund seiner höheren Flexibilität; er ist trotz seiner Athletik sehr beweglich und Zweikampfstark.

Im Mittelfeld wird es keine Überraschungen geben; für Experimente bleibt keine Zeit, das Risiko wird Löw im Turnier nicht eingehen; Reus als flache 9 bzw mit zwei 10ern nur in Ausnahmesituationen zu sehen sein. Ist Klose fit, erhält er den Vorzug vor Gomez, auch wenn letzterer wohl heute beginnen wird.

Die vielen diskutierten Varianten werden wohl in der WM-Quali bzw den Testspielen nach der EM eine höherrangige Rolle spielen. Ich bin aufs äußerste gespannt und voller Vorfreude.

Vielen Dank und
weiter so, liebe Leute von Spielverlagerung.de

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Stuf_03 31. Mai 2012 um 15:58

Von welcher Aufstellung geht ihr heute im Testspiel aus, speziell was die IV betrifft? Merte braucht Praxis, Hummels soll sich wohl noch mal zeigen und ans System gewöhnen. Andererseits wäre es doch auch gut Hummels und Badstuber sich einspielen zu lassen.
Oh Gott was für ein Traum, eine IV mit Hummels und Badstuber – haben die schon mal gemeinsam gespielt? dazu Lahm, Kroos und Schweinsteiger – die geballte Aufbaupower! Angriffspressing? forgett it!!!

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vinophil 31. Mai 2012 um 16:59

Fünfmal. Und dabei gab es 10 Gegentreffer. Wobei die drei Partien mit Wert gewonnen wurden, die anderen beiden nicht (Ukraine, Frankreich).
Ich denke Boateng, Merte, Badstuber, Lahm spielen hinten.

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TTh 31. Mai 2012 um 17:33

So weit ich mich recht erinnere, haben Hummels und Badstuber gegen Brasilien die Innenverteidigung gestellt, sogar ziemlich erfolgreich. In diesem Spiel haben übrigens auch Schweinsteiger und Kroos ein erfolgreiches (besonders Kroos) 6er-Duo gegeben, bei welchem Kroos als Zwischenspieler der eigentliche Spielmacher war und Schweinsteiger abgesichert hat.

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Moasta 31. Mai 2012 um 15:20

Sind schon ganz interessante Systeme die hier aufgezeigt werden.
Ich persönlich fände gerade gegen die „modernen“ Ein-Stürmer-Systeme folgende Aufstellung mal interessant:

Neuer
Höwedes/Boateng Badstuber Lahm
Khedira
Kroos Schweinsteiger
Müller Özil Podolski
Klose

Also das man mal einen Innenverteidiger für einen zentralen Mittelfeldspieler „opfert“. Der Vorteil wäre natürlich die numerische Überlegenheit im Mittelfeld, und ich denke das gegen die meisten Stürmer zwei Innenverteidiger eh oft „verschenkt“ sind, gerade das ist ja einer der Hauptgründe für den Erfolg der Ein-Stürmer-Systeme. Ein 4-2-3-1 zum Beispiel würde hierbei ziemlich genau gespiegelt.
Keine Ahnung ob das in der Realität funktionieren würde, aber so von der Überlegung her könnte ich mir das für nen Test mal ganz gut vorstellen (also wohl nicht mehr bei dieser EM).

Ausserdem, falls Klose nicht rechtzeitig fit werden sollte fände ich ein „Barca-Style“ 4-3-3 mal überlegenswert:

Neuer
Boateng/Höwedes Hummels Badstuber Lahm
Kroos Khedira Schweinsteiger
Müller Özil Reus/Podolski

Wobei Özil dann ein bisschen tiefer spielen sollte, quasi vom Stil wie Messi bei Barcelona. Für das System wäre aber wahrscheinlich ein Reus besser geeignet als Podolski…

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HW 31. Mai 2012 um 15:50

„…und ich denke das gegen die meisten Stürmer zwei Innenverteidiger eh oft “verschenkt” sind, gerade das ist ja einer der Hauptgründe für den Erfolg der Ein-Stürmer-Systeme.“

Verstehe ich nicht ganz. Es ist doch oft gewünscht einen IV mehr zu haben als der Gegner Stürmer aufbietet um nicht 1 gg. 1 zu spielen und einen Mann zur Absicherung zu haben.
Gerade gegen breite Angriffsreihen mit Spielern auf den Flügeln ist doch eine 3er Kette anfällig.
Aber die Idee mit einer 3er Kette und dann z. B. Khedira der sich in die Abwehr fallen lassen kann um bei bedarf einen zusätzlichen Verteidiger zu geben kann man so machen (siehe Barca). Ob Khedira dafür die beste Lösung ist, wäre zu prüfen.

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Moasta 31. Mai 2012 um 16:59

Klar, die fehlende Absicherung könnte ein Problem werden… Und wahrscheinlich wäre Hummels auch eher geeignet als Khedira. Hummels könnte dann wie von dir beschrieben agieren.
Den von dir zitierten Satz meine ich folgendermaßen:
Der Vorteil davon nur einen nominellen Stürmer zu haben äußert sich darin, dass man einen zusätzlichen Spieler im Mittelfeld hat, der keinen direkten Gegenspieler hat.
Einer der Innenverteidiger hängt mangels Gegenspieler ein bisschen in der Luft. Durch moderne Verteidigungsstrategien fällt das nicht so richtig auf, der „beschäftigungslose“ Innenverteidiger rückt oftmals weiter raus, um den gegnerischen 10er abzudecken.

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HW 31. Mai 2012 um 17:54

Okay, dann ist Hummels aber eher ein vorrückender IV und kein zurückfallender DM bzw. ein IV der im DM eingesetzt wird.
Ich werde in letzter Zeit immer mehr an Holland 88 erinnert deren „IV“ waren auch zwei Kreativspieler.
Anderer Punkt: Ja, 4-2-3-1 bringt den extra Mann im Mittelfeld. Es ist dann eine Abwägung ob man lieber in der Abwehr oder im Mittelfeld einen Mann extra haben möchte (also zum 4er Mittelfeld wechselt weil jeder Gegner mit 3 Spielern im Zentrum aufläuft). Alternativ kann man auch die Flügelspieler defensiv sehr eng spielen lassen oder 4-3-2-1 aufstellen. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

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Stuf_03 31. Mai 2012 um 13:46

„Mit Götze, Kroos und Özil hätte man große Kreativität und Beweglichkeit in der Offensive, welche sich hervorragend ergänzen könnten. Dass Götze dabei die mittlere Position bekleidet, nutzt seine Art und Weise, sich stets sehr stark zum Ball hinziehen zu lassen, wodurch er mit seinen kombinativen Fähigkeiten variabel die beiden Passgeber Kroos und Özil unterstützen kann. Kroos würde seine Paraderolle als Verbindungsspieler mit vielen gefährlichen Optionen vor sich bekleiden, während Özil den Schatten der beiden ausfüllt. Der stets nach Räumen suchende Madrilene, würde die Lücken, die Götzes freie Bewegungen hinterlassen, finden und für sich nutzen können.“

Ich glaub ich bin verliebt 😉

Ich bin mir aber nicht sicher, ob die deutsche Öffentlichkeit, a la Bild und Konsorten für so eine Ausrichtung, ohne echten MS, schon bereit ist. Ich weis nicht wies bei euch ist, aber in Österreich hat die Krone schon Bundestrainer ernannt und abgesägt – wie auch manchen Bundeskanzler.

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MR 31. Mai 2012 um 14:37

Naja, wenn’s erfolgreich ist, kümmert so ein taktisches Detail ja keine Sau. Da wird dann sicher eher gesagt „kuckt mal, jetzt gewinnt der schon ohne Stürmer“. Außerdem hat Reus ja bei Gladbach sehr erfolgreich Stürmer gespielt und Barca spielt’s ja auch so.

Im Allgemeinen halte ich den DFB (und Löws Standing) auch für so gefestigt, dass etwas Mediendruck kein Drama verursachen kann.

Wenn er keinen Erfolg hat, finden die Leute doch eh Dinge, die sie anders gemacht hätten. Im Zweifel müsste Ballack immernoch Kapitän sein oder wir haben keine Typen, weil Löw ein Weichspüler ist, oder irgendsowas. Ein Trainer muss so viele Entscheidungen treffen, dass man ihm bei Misserfolg immer was vorwerfen kann.

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FedRog 31. Mai 2012 um 13:43

sehr gutes Interview mit Löw in der ZEIT!!!

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LW 31. Mai 2012 um 14:20

Interessant das mit dem Duzen 😀
Vielleicht ist Löw deswegen so nett zum Poldi 😉

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Mitch 31. Mai 2012 um 14:21

Das ist tatsächlich interessant. Insgesamt muss man sagen, dass Deutschland mit der Professionalisierung im Umfeld der Nationalmannschaft sehr gut gefahren ist und wohl auch fahren wird.
Gerade auch von Löw ausgehend: Es wird mit allen Spielern geredet und klar gesagt, was Sache ist und was von ihnen erwartet wird. Das orientiert sich stark an normalen Mitarbeitergesprächen mit dem eigenen Chef oder Abteilungsleiter.

Danke für den Link!

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Mitch 31. Mai 2012 um 14:23

Kleine Ergänzung: Hier muss man auch Klinsmann Anerkennung zukommen lassen, der diese neue Art der Arbeit mit der Nationalmannschaft auch miteingeführt hat.

Ich mag ihn ja nicht, den Grinsemann, seit man beim FCB gesehen hat, wie wenig Substanz hinter seinem Getue steckt. Aber das muss man ihm einfach zugestehen.

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Pawian 31. Mai 2012 um 13:26

Ich stimme den meisten Kommentaren hier absolut zu es wird wohl kaum Überrauschungen geben. Reus, Schürle und Kroos sind die Einwechselspieler die rein kommen wenn jm. müde wird und um frischen Schwung reinzubekommen oder wenn jm. sich verletzt.Götze dagegen ist einfach nicht in Form obwohl er ein mega Talent ist wird er noch 2 Jahre warten müssen bis er darf.

Der einzige Bereich der in der Nationalelf ausgeglichen Spieler gibt das heißt keiner positiv herraussticht mit Klasse, Form, internationale Erfahrung usw. sind die zwei Positionen neben Badstuber und Lahm ich würde Boateng (innen) und Höwedes außen aufstellen aber der Löw wird da schon die richtige Formation finden.

Die taktischen Varianten die hier diskutiert worden sind, sind sehr interressant und werden uns in den nächsten Jahren auf Grund dieser vieler überragender Spieler begleiten sind aber noch keine Optionen für das Tunier, weil man sowas nicht in 2 Wochen lernen kann.

Es wird eine offensive Taktik für die letzte Viertelstunde in Ko-Spielen wohl eingeübt, vermutlich 3er Abwehr; ich hoffe das werden wir nicht sehen 😉

Und eine defensivere Taktik für die letzte Viertelstunde in Ko-Spielen wenns sehr, sehr eng ist und nach vorne nix mehr zu gehen scheint. Vielleicht dieses flache System mit 5er Mittelfeld.

Deutschland wird wohl die Taktik auch kaum von Gegner zu Gegner ändern weil das auch immer ein Risiko ist und verünftig geübt werden muss. Man wird einfach auf seine Stärke vertrauen müssen.

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Fan 31. Mai 2012 um 12:11

Lieber Herr Bundestrainer,

bitte unbedingt LESEN!!!!

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Fan 31. Mai 2012 um 14:30

Wieso kann da jmd mit meinem namen posten?

Antworten

sharpe 31. Mai 2012 um 08:31

Ich kann mich den meisten Vorrednern nur anschließen und glaube, Löw wird ziemlich normal mit 4-2-3-1 spielen. Nur kann er natürlich die individuelle Form der Spieler nicht ignorieren. Drum glaube ich, dass Merte nicht spielen wird, sondern Hummels.
Und durch seine überragende Form könnte auch Reus die ansonsten für mich feststehende Offensivformation mit Müller-Özil-Poldi-Klose sprengen, wie immer Löw ihn auch einbaut.
Götze wird aus meiner Sicht keine Rolle spielen, er wirkt unfit (evtl sogar übergewichtig) und hat keine Praxis. Ich halte ihn eigentlich für einen Riesenspieler, er erinnert mich in letzter Zeit aber immer mehr an Lars Ricken. Ich hoffe, er geht nicht den selben Weg.
Neben Reus ist Kroos der 2. Spieler, der in die Stammformation drängen könnte. Löw steht zudem auf seine Spielweise. Aber das Problem könnte sich durch Schweinis Verletzung von selber lösen.
Er passt auch neben Khedira, der sich dann eben etwas mehr auf seine Defensivaufgaben konzentrieren muss. Dass sollte ihm jedoch relativ leicht beizubringen sein, denn er ist ja nicht als „Box-to-Box“ Spieler geboren.
Ich hoffe, Klose kommt rechtzeitig in Form, denn seine Spielweise passt klar besser zum Team als Gomez`.

Antworten

Jay 31. Mai 2012 um 16:05

Götze als neuer Ricken.
Hoffentlich nicht!!

Stimme Dir aber zu, Götze wirkt nicht fit. Glaube nicht, dass er eine Rolle bei der EM spielen wird.

Antworten

Sinestro 31. Mai 2012 um 07:41

Auch ein 4-1-4-1 wurde doch als ernsthafte Variante gehandelt?

Antworten

stuf_03 31. Mai 2012 um 13:38

Vielleicht in Zukunft. Für dieses Tournier ist das 4-1-4-1 noch nicht ausgereift genug, denke ich. Außerdem wer sollte den einzel 6er machen? Schweinsteiger – wäre wohl zu sehr defensiv gebunden und könnte seine offensiven Qualitäten nicht ausspielen. Am ehesten würde da noch Bender passen, aber der hat noch keine internationale Erfahrung.

Antworten

Pex 31. Mai 2012 um 02:13

sehr guter Artikel! Dennoch sehe ich einige Varianten als „sehr unrealistisch“ an. Loew hat immer wieder betont, dass er auf den Aussen Spieler haben will, die zurGrundlinie ziehen. Daher sind Mueller und Podolski auf den Aussen quasi gesetzt. Reus wird wohl nur als falsche 9 zum Einsatz kommen oder wenn sich einer der Kandidaten verletzt. Auch ein Schuerrle ist vom Spielertyp eher einer, der von links nach innen zieht und dann abzieht. Einen Oezil wuerde Loew nie rechts spielen lassen und einen Goetze wohl auch nicht. Ich bin mir sicher, er wird mit Mueller und Podolski beginnen. Moeglicherweise variiert Loew dann je nach Spielverlauf. Dann koennten eure taktischen Ueberlegungen doch eine groessere Rolle spielen. Dann waeren diese Varianten aber nur Notfallplaene und keine Matchplaene, bei denen Loew immer versucht „sein“ Spiel durchzudruecken.
Ich glaube zudem, dass Kroos absolut gesetzt ist. Ich wuerde eher sagen: Schweinsteiger oder Khedira.
Eure Version der Startaufstellung gegen Spanien halte ich auch fuer unrealistisch. Loew hat immer wieder betont, dass er der Meinung sei, man muesse den Spanien spielerisch Paroli bieten, mehr Einsatz und Kampf seien kontraproduktiv.
Auf die 3er Kette wird er wohl nur bei Ruekstand und passender Situationwaehlen.

Fazit: Eure Ueberlegungen sind sehr interessant, spielen in der Realitaet aber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Falls keine Verletzungen Loew’s Plaene durchkreuzen, wird er so aufstellen:

Neuer – Hoewedes (Boateng); Mertox (Hummels); Badstuber; Lahm – Schweini (Khedira); Kroos; Oezil; Podolski; Mueller (Klose)

Ich denke, dass sogar ein Mertox vorm Hummels aus taktischen Gruenden spielt. Loew hat auchmal betont, dass Mertox zu den schnellsten im DFB dress zaehlt, auch wenn es nicht den Anschein macht. Bei einer hoch aufgerueckten Abwehr straeubt er sich 2 relativ langsame IVs aufzustellen.
Insgesamt gibt es also weniger Fragezeichen als ihr denkt.
Wetten ich hab recht 😉

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Pex 31. Mai 2012 um 02:15

sorry,
Klose nicht in Klammern 😉
Ansonsten (Gomez)

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Stoney 31. Mai 2012 um 11:54

„..Mertox zu den schnellsten im DFB dress zaehlt, auch wenn es nicht den Anschein macht“ …Sorry Pex, aber du hast scheinbar wenig Arsenal geguckt diese Saison. Der Mann hatte auch geistig nicht dieselbe Geschwindigkeit wie die Stürmer, die auf ihn zurasten (zugegebenermaßen ist dieses Anforderungsprofil in England höher als sonstwo). Das kann Löw noch so schön kaschieren. Ich als Arsenalfan hoffe, dass er durchstartet. Sympatisch ist er mir ja durchaus (bin sogar selber ein recht langsamer Abwehrschlacks) aber ich sehe Hummels in puncto Zweikampfverhalten und Nervenbehalten am Ball deutlich vorne. Ein Duell zwischen Merte und RobinvPersie wäre sicher interessant, da nicht klar ist wem die Kenntnis des anderen mehr bringt (vll Merte?) aber ich glaube dass RVP in jetziger Verfassung da und auch sonst gegen jeden Verteidiger überlegen wäre, solange er genügend mit Bällen versorgt würde, also einfach isoliert werden muss. Gegen Stoßstürmer wie Huntelaar und Bendtner würde ich vll die zwei schnelleren, kopfball-& zweikampfstarken Badstuber und Boateng aufbieten. Wieso ist Boateng bei euch allen eigtl kein Thema für die Startelf als IV? Habe sehr wenig Bayern geguckt diese Saison aber er war ok, und dann hätte man ein eingespieltes Bayern-Quartett hinten drin!

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Pex 31. Mai 2012 um 12:22

das ist nicht meie Meinung, sondern dievom Loew…
Mertox ist anscheinend bei Sprinttests schnell, auf alles andere kann ich dir keine Antwort geben ausser vielleicht noch, warum Mertox. In den letzten WMs und EMs stand die Abwehr mit Mertox immer ueberragend. Mit ihm geht der Loew also nur ein sehr geringes Risiko ein…

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Mitch 31. Mai 2012 um 13:43

Ganz einfach: Boateng ist manchmal zu ungestüm und immer wieder für einen Elfmeter gut. (Pokalfinale gegen Dortmund, Hinspiel CL Gruppenphase gegen Manchester City (1 – 2 mal nicht gepfiffen), CL-Finale gegen Torres (zweifelhaft). Länderspiel gegen Rußland als LV, usw.)

Manchmal ist er auch zu schlafmützig. Aber ich finde trotzdem er kann wichtig sein wegen seiner Schnelligkeit.

Mertesacker mag grundsätzlich schnell sein, aber antrittsstark ist er auf keinen Fall…

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Alliser 1. Juni 2012 um 18:04

Wie bitte schön kommt man denn auf den Spitznamen „Mertox“ für Mertesacker? Ich mußte gerade erst überlegen, von wem ihr da sprecht.

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Jordanus 31. Mai 2012 um 01:38

Schöne Analyse – ich finde nur solche Begriffe wie „Spielermaterial“ unpassend. Das klingt, als wären es Puppen. Man kann auch hier schöne und verständliche Begriffe finden, die den Menschen ihre Würde lassen :-). Auch wenn es komplizierter klingt – zum Beispiel so was wie „verfügbare Spieler“ oder „verfügbare Fähigkeiten“ oder so…

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Jay 31. Mai 2012 um 00:51

Exzellente Analyse, wenn auch eher akademisch (was aber auch okay ist).

Ich erwarte auch, dass Löw mit der WM-Elf spielt, aber Lahm auf links (wobei ich ihn auf rechts bevorzuge) und Boa auf rechts. In der IV wird er Merte den Vorzug geben. Merte ist der Abwehrchef und hat die meiste Erfahrung. Wenn’s absolut daneben geht gegen Portugal, kann Hummels reinkommen. Umgekehrt sehe ich das nicht so. Und wenn Hummels beginnt, dann wird Merte bei der EM keine Minute spielen. Wenn Du nen Verteidiger brauchst ab dem Viertelfinale (wegen Sperre oder Verletzung), wirst Du ganz sicher nicht einen reinwerfen, der monatelang nicht gespielt hat. Das kannst Du bei nem Stürmer vielleicht riskieren, aber nicht bei nem Innenverteidiger.

Also:

Neuer
Boa Merte Badstuber Lahm
Khedira Schweini (Kroos, wenn Schweini nicht kann)
Müller Özil Poldi
Klose

Erste Alternativen von der Bank: Kroos für Özil, Reus für alle anderen Positionen offensiv, und dann eventuell Gündogan, Gomez oder Bender (je nach Bedarf).

Denke, wir werden einige der oben beschriebenen Varianten erst in der WM-Qualifikation sehen.

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Stoney 31. Mai 2012 um 01:13

@Jay: Dein Raisonnement weshalb Merte anfangen muss damit er überhaupt eine Chance hat vernünftig zu spielen, selbst als Ersatz zeigt für mich nochmal wie krank es war ihn zu nominieren. Leute meinen sie könnten verdrängen was für Sorgen sie sich wegen ihm machen, indem sie ihm den Startplatz geben! Ich glaub es nicht, dass Deutscchland keine vernünftigen vier(!) Innenverteidiger haben soll. Wenigstens eins ist klar: die Geschwindigkeit um mit einer „hohen Linie“ zu spielen hätte Merte auch dann nicht, wenn er heimlich während seiner Verletzungszeit gezielt nur Sprint-training gemacht hätte, und immerhin reden wir ja gerade von offensiveren Varianten des systematischen Pressing, bei denen so eine hohe Staffelung absolut notwendig ist, nicht wahr? Höwedes fände ich zwar eine gute Alternative zu Badstuber/Boateng/Hummels(der evtl eher DM spielen sollte) aber wir haben ohnehin kaum Optionen für die Außenverteidigerposten, also forget it!

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ode 31. Mai 2012 um 09:16

Ich sehe das auch nicht als zu abwegig an, dass Merte spielt. Er ist langsam, aber das war er schon immer. Was ihn so gut macht ist sein extrem gutes Stellungsspiel und sein Gespür für Spielsituationen. Daher war es immer egal, wie langsam er ist, wenn er nur zur richtigen Zeit am richtigen Fleck ist.

Richtig ist auch, dass dieses Gespür unter seiner langen Pause leiden könnte. Aber ich denke, das wird Löw nach den Trainingseindrücken bewerten und daher wird Merte auch heute lange spielen. Wenn er sein Timing in den Griff bekommt, dann spielt er. Und bekommt einen schnellen Partner zur Seite gestellt. Sollte das gegen Portugal total schief gehen, gibt’s ne Variante ohne ihn…

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Stoney 31. Mai 2012 um 12:16

@ode: Eine nicht so oft genannte Schwäche Mertes ist seine schwache Ballbehauptung. Terry hatte ihn bei seinem Tor nach Eckball genauso weggeschubst wie einige andere englische Stürmer.Ich sach nur Pepe, VanBommel, bullige Dänen…oh je

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Jay 31. Mai 2012 um 16:00

@Stoney:

Klar, das war von Anfang an ein Risiko. Aber man muss auch sehen, dass wir immer noch ne relativ junge Mannschaft haben und Löw natürlich auch weiss, dass man Erfahrung braucht.

Merte kann nichts mehr schocken. Er ist seit dem Confed Cup immer dabei, hat sich auf höchstem Niveau bewährt. Diese Erfahrung hast Du halt bei Boa, Hummels oder Höwedes nicht.

Aber klar – es ist ein Risiko. Hätte Hummels in der N11 auch nur ansatzweise so stark gespielt wie bei Dortmund hätten wir die Diskussion jetzt gar nicht.

Ich denke, es wird darauf ankommen, wie sich Merte heute gegen Israel anstellt. Wenn die Abwehr wieder schwimmt und Merte schlecht spielt, dann wird Löw die Reissleine ziehen. Wie gesagt, dann wird Merte bei der EM keine Minute spielen.

Aber wenn Merte auch nur halbwegs überzeugt, ist er die erste Wahl fürs Spiel gegen Portugal (neben Badstuber, klar).

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vinophil 31. Mai 2012 um 16:43

Man darf an der Stelle auch nicht vergessen, dass Löw unter dem Strich gute Erfahrungen damit gemacht hat an Spielern festzuhalten. Gerade vor großen Turnieren.
Die gute Abstimmung zwischen den einzelnen Spielern und das gute Umsetzen des Systems haben individuelle Schwachstellen dann meist sehr gut kompensiert. Friedrich hat mE nie so gut gespielt wie im Verbund der NM 2010.
Löw fürchtet die Anpassungsschwierigkeiten an das andere Spielsystem bei der NM von Hummels einfach mehr, als die Defizite von Merte.
Wie schon geschrieben, ist die offene Frage nur, ob die Waage aufgrund der fehlenden Spielpraxis dann eventuell doch zu Gunsten Hummels umschlägt. Ich tippe, dass der Trainer vor dem 9.6. nicht von seiner Überzeugung abgehen wird.

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Mitch 31. Mai 2012 um 13:38

Das wäre ja fast die Aufstellung wie bei der WM 2010. (Badstuber für Friedrich)
Ohne neue aufstrebende junge Spieler. Dann sehe ich für mich nicht viele Argumente, dass man sich wirklich weiterentwickelt hat. Ok, man ist eingespielter und die Taktik sitzt besser.

Ich denke, Löw wird mutiger aufstellen und wenigstens einen oder zwei neue Spieler gegenüber 2010 bringen. Andererseits würde ich persönlich Deine Aufstellung favorisieren.

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Jay 31. Mai 2012 um 16:03

@Mitch: Na, ne Entwicklung ist schon da. Ist ja nicht so, dass Özil, Khedira, Müller usw. sich nicht weiterentwickelt hätten.

Der grosse Unterschied dieses Jahr ist, dass wir einfach mehr Optionen von der Bank haben. Wen hatten wir denn 2010? Trochowski, Marin, Kiessling. Alles keine schlechten Spieler, aber Reus, Götze, Gündogan versprechen da mehr.

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Mitch 1. Juni 2012 um 13:33

Ja ich finde Du hast Recht. Das hab ich mir gestern beim Testspiel auch gedacht. Bis auf Müller, der stagniert eher seit 2010, aber der ist halt auch noch jung.

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kune 31. Mai 2012 um 00:25

Ich stimme den anderen Kommentaren zu, dass Löw seine Grundformation 4-2-3-1 nicht verändern wird, aber diese Grundformation 4-2-3-1 entsprechend Spielsituation variiert. Der Übergang vom 4-2-3-1 in der Offensive zum 4-4-2 in der Defensive ist ja schon bei der WM praktiziert wurden. Das wird jetzt noch durch die Variante 4-1-4-1 ergänzt, wofür Löw einen „Zwischenspieler“ braucht.
Toni Kroos scheint mir hier gesetzt zu sein, aber Götze wurde am Sonnabend als Ersatz getestet.

Interessant fand ich auch, dass Löw mit Träsch versucht hat, einen defensiven Mittelfeldspieler auf der Außenverteidigerposition zu etablieren. Die Aussagen zu Lars Bender zeigen, dass er sich noch nicht ganz von der Idee verabschiedet hat. Mit so einem Spieler könnte es zum Beispiel einen fließenden Übergang vom 4-1-4-1 zum 3-2-4-1 und zurück geben.

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Schlicke 30. Mai 2012 um 23:00

Sehr schöne Szenarien, die ihr da durchgeht.

Ich leg mal die Brille des Pessimisten auf:
Die Bayern: traumatisiert durchs „Finale dahoam“, dazu kommt die mangelnde Fitness von Schweini, ein Müller in bestenfalls durchschnittlicher Form und ein Boateng, der immer wieder für nen Schnitzer gut ist.

Die Dortmunder: Im Club brilliant, aber in der Nationalelf stimmt die Abstimmung noch nicht. Götze nicht in der Form der Hinrunde, Gündogan ein Frischling in der A-Elf

Klose: lange verletzt, Merte: verletzt und außer FormPoldi: abgestiegen Schürrle: enttäuschende Saison in Leverkusen. Özil und Khedira: überspielt. Es verbleiben L.Bender, Höwedes und Reus.

Ich glaube wie von Chrismarck ebenfalls, dass wir keine Wundertüte zu sehen bekommen. Podolski wird in jedem Fall vor dem von euch hoch gehandelten Schürrle spielen, dafür sind seine Verdienste und seine Leistungen bei großen Turnieren zu groß. Viel hängt von der Fitness von Schweini, sollte er ausfallen, tippe ich auf Kroos/Khedira, obwohl mir persönlich auch Kroos/L.Bender gut gefallen würde. Bin sehr gespannt! Wie eigentlich die letzten Turniere immer werden wir das erste Spiel gegen die Portugiesen gewinnen, danach gehts rund. Macht weiter so, vielleicht liest Siegenthaler ja mit!

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Tank 30. Mai 2012 um 22:58

Klasse Artikel! Ergänzt das Heft 1A.

Ich teile die in den Kommentaren schon erwähnte Skepsis bzgl. der Frage, ob Löw tatsächlich eines der „exotischeren“ Systeme bei der EM spielen lassen wird. Bin zwar persönlich ein Fan von stürmerlosen Systemen, glaube aber, dass diese besonders stark von funktionierenden Automatismen abhängen, die man erstmal länger ausprobieren sollte, bevor man sie bei einem großen Turnier spielt. Außerdem haben wir mit Miro Klose ja schon einen echten Stürmer, der zwar vorne drin stehen kann um auch mal ein „einfaches“ Tor zu machen, aber der auch in der Lage ist konstruktiv am Passspiel teilzunehmen. Und das durchaus auch kreativ! Die Gleichung Mit echtem Stürmer=spielerisch limitierter geht für uns also gar nicht auf.

Dann noch zwei Punkte zum Defensivssystem gegen Spanien. Da glaub ich nicht dran. Und zwar aus folgenden Gründen:

1. Der Jogi will sowas nicht. Das passt nicht in das Bild und in die Philosophie seiner Nationalmannschaft. Es wird zwar von den Medien oft etwas überhöht dargestellt, aber man kann die Entwicklung der Nationalmannschaft seit 2010 in meinen Augen tatsächlich als eine kontinuierliche Entwicklung mit dem Ziel Spanien spielerisch Paroli bieten zu können verstehen. Die Chance das zu beweisen, wird Löw sich niemals entgehen lassen, nur weil Chelsea auf anderem Wege erfolgreich war.

2. Auch taktisch passt der Vergleich zu Barca/Bayern-Chelsea nicht. Selbst wenn man mal annimmt, dass Deutschland hinten genauso gut stehen könnte wie Chelsea, so muss man doch hier die Spanische Nationalmannschaft ganz klar vom FC Barcelona abheben, da Spanien über einen Plan B verfügt, den Barca nicht hat: große Mittelstürmer. Wenn Deutschland sich hinten reinstellt und auf Konter lauert, dann wird Spanien (denke ich) so ca. ab Minute 60 den Strafraum mit Torres, LLorente und Pique fluten und ein Flankenfestival abziehen. Steht Deutschland tatsächlich Chelsea-mäßig hinten drin, so schafft Spanien vermutlich eine Flanke alle 45 Sekunden. Zieht man das über 30 Minuten durch und schickt ab der 80. auch noch Ramos oder Martinez mit rein, wird da ein Tor fallen. Ich halte die Taktik damit maximal für tauglich um einen spät entstandenen Vorsprung über die letzten 5-10 Minuten zu retten.

Die Idee mit dem 4-3-2-1 gegen eine italienische Raute finde ich vielversprechend. Habe letztens grade ein Mailänder Derby aus dem Jahre 2007 gesehen, wo Milan es schafft Inter über lange Zeit genau auf die Art zu kontrollieren. Das System, noch etwas defensiver ausgerichtet, dafür mit offensiveren Außenverteidigern, kam mir persönlich in den Sinn als Kandidat für ein defensives Dortmunder Champions League System gegen offensivstarke, dominante Gegner (Barca, ManCity, Juve(?)), weil es wunderbar zum Dortmunder Spielermaterial passt.

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MR 31. Mai 2012 um 00:53

zu 1.: Seh ich ähnlich, hab ich ja auch angedeutet. Sollte man aber einmal in Führung liegen, verändert sich die Situation wiederum und vlt zeigen sich die Spanier auch noch überragender als erwartet – mal schauen.

zu 2.: Wie kommst du denn auf Chelsea? Ich sagte nichts davon, den Strafraum zu vermauern. Das hat Chelsea auch nur in Unterzahl als 4-5-0 gemacht und gegen Bayern in einer 4-4-1-1-Ordnung. Das 4-5-1 war immer ein zurückgezogenes Mittelfeldpressing (kein Abwehrpressing), das gerade durch Flanken nicht zu knacken ist, wegen der extremen Breite. (Klopp hat das System zB gegen Piräus ausgepackt, nachdem man im Hinspiel 3 Gegentore nach Flanken gefangen hatte.)

Zum 4-3-2-1: Das passt tatsächlich wunderbar zum Dortmunder Kader und ist wegen der enormen Kompaktheit im Zentrum auch eine Art Lieblingssystem von Klopp. In diesem System errang er sogar seine erste Tabellenführung. 😉 Letzte Saison in Mainz – gegen Tuchels Raute. Beim Rückspiel in Bremen und auch dem Rückspiel gegen Mainz hat er sie wieder ausgepackt – also immer gegen Rauten. (Und im taktischen Wahnsinnsspiel gegen Dutts Freiburger, aber da wars ein anderes Thema.) Diese Saison hat sich das allerdings geändert.

Ich persönlich hab ja die Vermutung (was auch das nicht mehr praktizierte Anpassen an eine Raute) dass das Dortmunder 4-4-2-Pressing der Rückrunde gedanklich dem 4-3-2-1 entspringt – die Mechanismen ähneln dem 4-3-2-1 sehr stark, wobei einfach der (im 4-3-2-1-Pressing wenig effektvolle Stürmer) als zusätzlicher Mann in die Dreierkette gezogen ist um die Kompaktheit noch zu erhöhen – dafür haben die Spieler alle mehr Bewegungsfreiheit.

(4-3-2-1 ist ja auch mein geheimer Liebling und ich finde, das wird viel zu stiefmütterlich behandelt. Es gibt keine leichtere Möglichkeit, das Zentrum zu dominieren und wahnsinnig vielen Dreiecke erlauben unglaubliche Kombinationsmöglichkeiten…naja, das ist ein anderer Artikel. Dungas Brasilien war brilliant.)

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Pex 31. Mai 2012 um 02:25

warum war Dunga’s Brasilien brilliant?

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MR 31. Mai 2012 um 02:46

Kuck es dir doch an! 😀 Da kommt noch ein Artikel zu. 😉

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ode 31. Mai 2012 um 09:08

Das sehe ich auch so. Für mich war Brasilien bei der letzten WM nach der Vorrunde DER Favorit. Das war erschreckend, wie diszipiniert und kreativ die gleichzeitig gespielt haben. Jeder Gegner wurde dominiert… Das war sehr schlimm, denn die waren auch super arrogant und unsymphatisch. Ich habe keinen Pfennig mehr auf die Niederländer mehr gegeben nach Halbzeit 1. Was dann in der zweiten Halbzeit passierte hat mich sehr erstaunt! Und der Grund dafür, warum ich die Niederländer durchaus verdient als Vize-Weltmeister betrachtete.

Etwas komisch war nachher, was die in Brasilien mit Dunga gemacht haben. Haben die gar nicht gesehen, wie brilliant diese Mannschaft gespielt hat? Eine Halbzeit lang waren sie nicht dominant… Der Mann hätte da eine unfassbar gute Mannschaft über Jahre entwickeln können…

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HW 31. Mai 2012 um 12:32

Eigentlich ist Brasilien nur aufgrund einer schwachen Halbzeit gegen Holland ausgescheiden. Da war Holland etwas im Glück, aber auch sehr gut im Abschluss. Favorit auf den Titel 2010? Wie Brasilien sich gegen Deutschland oder Spanien behauptet hätte wäre interessant gewesen.

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Tank 31. Mai 2012 um 18:01

@MR:

zu 2.: Okay, dann habe ich das offensichtlich falsch verstanden. Aber du erwähnst in dem Abschnitt Chelsea selber als Beispiel für diese Formation, außerdem sprichst du davon das Zentrum zu zementieren. Das höhere Pressing wird zudem nicht erwähnt. Man möge es mir also nachsehen, dass ich es für den Vorschlag einer Chelsea’esquen Formation hielt.

Unabhängig davon finde ich die Frage interessant, ob es für andere Mannschaften gegen Spanien sinnvoll sein kann einen auf Chelsea zu machen. Bzw. ob es gegen Spanien vielleicht weniger erfolgsversprechend ist diese Taktik anzuwenden, als gegen ihr katalonisches Alter Ego oder die Van Gaal Lehrlinge von der Isar.

Zum Dortmund System: Als besonderen Clou dieses Systems dachte ich mir, dass man Hummels aus der Innenverteidigung rausziehen und als Pirlo-in-gr0ß vor die Abwehr zu stellen könnte. Damit würde man zwei Besonderheiten des Dortmunder Kaders ausnutzen: Man hat den vielleicht spielstärksten IV der Welt und man verfügt über 3 Innenverteidiger von internationaler Klasse. Kombiniert man das noch damit, dass man Großkreutz anstelle von Schmelzer als LV spielen lässt, dann ergiebt sich eine Kontermaschine, die gleichzeitig Beton anrühren kann. Da die äußeren beiden der drei „Sechser“ zudem für ausreichend Absicherung auf den defensiven Flügeln sorgen und wenn trotzdem Not am Mann ist Hummels mit Subotic und Santana in Windeseile eine Dreierkette bilden kann, hat man die Möglichkeit den AVs große Freiheiten nach Vorne zu geben, ohne Hinten in Probleme zu geraten. Mit Pisczcek und Großkreutz verfügt Dortmund über zwei Spieler, die alle Fähigkeiten mitbringen, um diese Freiheiten effektiv zu nutzen.

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tox 31. Mai 2012 um 18:12

Ich erinnere mich zwar nicht 100 %ig, aber hat die Schweiz 2010 nicht auch mit einer Mauertaktik die Spanier geschlagen?

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FCB Fanatiker 30. Mai 2012 um 22:34

Besonders interessant fände ich, in in der Variante ohne echten Mittelstürmer, Özil auf der 10 und Müller im linken vorderen Mittelfeld. Müllers Lauflust und instinktives Raumschaffen könnte dabei von Özil gefundenwerden, der auf diese Lücken angewiesen ist und sie perfekt nutzt.

Sonst super Artikel

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ex 30. Mai 2012 um 22:18

Taktisch selbstverständlich auf högschtem nivo. Mir erscheint jedoch ein großteil der Szenarien etwas sehr abwägig. Was hier größtenteils vergessen wird, vieleicht auch absichtlich, sind Automatismen welche besonders in extrem Situationen an enormer Bedeutung gewinnen sowie wie internationale Erfahrung und die aktuelle Form.

Diese Punkte sind Taktisch vieleicht nicht so spannenden jedoch moderien sie jede Aufstellung und geben die taktischen Rahmenbedingungen vor. Daher gehe ich von wesentlich geringfügigen Änderungen zur bekannten Aufstellung aus. Da wäre bspw. Schürrle welche ich mir beim besten willen nicht als alternativ zu Müller in der Startaufstellung vorstellen kann, egal welche taktischen Vorteile dies bringt. Für Müller sprechen neben Qualität, Form und internationaler Erfahrung auch die konstant gute Leistung in der NM, besonders im verbund mit Özil.

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MR 30. Mai 2012 um 23:50

Ja, das schreiben wir ja im wesentlichen auch so in der Einleitung – das bewährte System ist das wahrscheinlichste. Aber nur das zu schreiben, ergab einen recht kurzen Artikel. 🙂

Nee, aber wenn man 9 Varianten vorstellt, dann ist klar, dass die bei maximal 6 Spielen nicht alle sehr wahrscheinlich sein können. Ich teile auch im wesentlichen „vonChrismarck“s konventionelle Einschätzung und rechne mit wenig Überraschungen von Löw, erfahrungsgemäß ist sowas weniger seine Baustelle und das bekannte 4-2-3-1 hat sich ja auch immer wieder durchgesetzt.

Aber im Laufe der letzten Monate haben Löw und Flick ja immer Mal wieder (verbal und auf dem Platz) angedeutet, dass sie eigentlich schon Weiterentwicklung, mehr Variation, noch mehr Spielkultur wollen. (Interessant dabei auch, dass Löw die Variante mit Reus als Stürmer und auch die 3-4-2-1-Formation als Möglichkeiten bei Rückstand kommunizierte – beides noch spielerischere Ansätze und keine Brechersysteme über die Flanken, wie man sie früher bei Rückständen sah. Also mal abwarten, was da kommen mag!)

Deshalb sind diese Überlegungen alle nicht ganz realitätsfern, denke ich. Auch wenn wohl kaum etwas davon genau so zu sehen sein wird – es geht mehr darum, in welche Richtung sich das Spiel entwickeln kann und einzelne Elemente kommen dann eventuell doch durch.

Kurz: Wir haben uns schon bemüht, das alles so realistisch wie möglich zu halten und nicht zu sehr das Träumen anzufangen. Aber so richtig nahliegende, sehr wahrscheinliche Varianten gibt es schlichtweg nicht.

Daher waren wir letztlich etwas zum träumen gezwungen und hoffen, dass wir vielleicht mit ein paar Kleinigkeiten Recht behalten und zumindest ein bisschen Einblick geben konnten, in welche Richtung das Trainerteam denn überhaupt so denken könnte.

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False9 30. Mai 2012 um 22:11

Wow! Jetzt freue ich mich noch mehr auf die EM-Vorschau! Ich bin sehr gespannt, wieviel Einsatzzeit Gündogan, Götze und Reus bekommen (und wie sie diese nutzen), jeder der drei könnte „Müller 2012“ werden…

OT: trotz des EM-Fiebers kommt dank des hyperventilierenden Transfermarkts ja auch der Clubfussball nie komplett zum Erliegen. Was haltet ihr von Rodgers als neuem Liverpool-Coach? Hat ja mit Swansea hervorragende Arbeit abgeliefert, aber passt die passorientierte Spielweise zur Lauftruppe der Reds? Ich sage nur AVB bei Chelsea…

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Vertikaler Beschleuniger 30. Mai 2012 um 21:38

Genau auf solch einen Artikel habe ich hoffnungsfroh gewartet…

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SM 30. Mai 2012 um 21:10

Extrem gut! Wunderbar…. Vor allem folgender Absatz:

„Wir appellieren aber vorsichtshalber schon einmal daran, auch eine mögliche Löw-Entscheidung zu Gunsten Mertesackers zu akzeptieren, da der echte Bundestrainer im Gegensatz zu seinen 80 Millionen Kollegen auch Trainingseindrücke zur Hand hat, die aufschlussreicher sein werden als die wenigen Testspieleinsätze.“

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TTh 30. Mai 2012 um 22:50

Ich empfinde den gesamten Artikel sogar eher auch als eine Art Ausblick darauf, was uns nach der EM erwarten kann. Ich denke, dass zugunsten von Automatismen das System ziemlich festgelegt sein wird und nur einzelne taktische Varianten in Notfall-Situationen zum Zuge kommen könnten (wie die Aufstellung im Ukraine-Spiel angedeutet hat).
Vielen Dank für die sehr ausführlichen und fundierten Ausführungen Im Vorfeld der EM. Ich glaube, wir können es alle kaum erwarten.
Ich möchte mich auch noch mal bei allen Personen , die hier Kommentare beisteuern dafür bedanken, dass dieses unsägliche Dortmund-Bayern-Gezeter (wie in allen anderen Foren zu finden) unterlassen wird. Es ist so angenehm einfach über den Fußball selbst zu lesen.

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Mitch 31. Mai 2012 um 12:15

Ich kann Dir nur zustimmen. Ich denke auch, dass ein neues taktisches Spielsystem wie hier beschrieben eher in der Zeit nach der EM eingeführt wird. Von der 4-2-4-0-Variante mal abgesehen. Das ist ja mehr eine personelle Umstellung als eine taktische.

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Hammer 31. Mai 2012 um 13:46

Kann ich mich im großen und ganzen voll anschließen. Das einzige was mir in diesem Artikel ein wenig zu kurz kommt, ist das Defensivverhalten, da dies ja nun mal unser Schwachpunkt ist, vor allem was das Umschalten angeht. Wahrscheinlich werde ich dann auf das schon so oft angepriesene Buch verwiesen(überlege mir sogar das zu kaufen).
A bit off topic: bin froh das Löw angekündigt hat nächste Woche Standards zu trainieren(im Gegensatz zu 2010). Wie wichtig die in engen Spielen sein können haben wir ja schon oft genug gesehen. Also auf eine gute EM, ich freu mich wie ein Schnitzel.

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MR 31. Mai 2012 um 14:25

Naja, das Defensivverhalten dürfte taktisch klar sein und sieht bei allen Varianten so aus wie aktuell. Mannschaftstaktische Grundprobleme hatte Deutschland da eigentlich nie und eine neue Grundvariante wäre da in dem Zeitraum auch nicht mehr einzustudieren – nicht nötig und nicht möglich also.
Die Probleme, die es da gab, betrafen ja gruppentaktische Abstimmund und individualtaktisches Verhalten – und die Fitness. Details also. Das hat in den Rahmen dieses Artikels nicht gepasst und besonders viel lässt sich darüber auch nicht schreiben. Ich geh davon aus, dass das zum Turnier dann passt.

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Ashitaka 30. Mai 2012 um 21:05

Ganz tolle Analyse, wie so häufig einfach wunderbar zu lesen und macht wirklich Vorfreude auf die Spiele der Nationalmannschaft!

Kleine Korrektur vielleicht: Es sind sieben Abwehrspieler.

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vonChrismarck 30. Mai 2012 um 21:00

Soweit ich weiß ist Boateng gelernter Außenverteidiger.

Der Artikel liest sich zwar gut und die vorgestellten Alternativen wären wahrscheinlich sogar gangbar, aber ich denke nicht, dass wir irgendwas davon sehen werden.

Die Startelf wird sich nur auf einer, vielleicht auf 2 Positionen von der 2010 unterscheiden (Badstuber statt Friedrich; Kroos für Schweinsteiger, falls der nicht fit wird).
Die Viererkette wird asymmetrisch aus 3 „Innenverteidigern“ und einem echten Außenverteidiger (Lahm) bestehen.
Boateng macht das Rennen, weil er bei Bayern spielt und der Seitenwechsel mit Lahm schon 2010 erprobt wurde.

Die Wechsel (Verletzung/Rotation) werden systemkonform und langweilig sein. Es wird kein großes Umstellen geben.
Ersatz für die Außen sind Reus und Schürrle. Götze wird nicht auf dem Flügel spielen. Kroos nicht weiter vorne als vor der Abwehr.

Interessant wird es erst bei einem Rückstand. Aber auch da wird nichts Abenteuerliches passieren. Reus für Özil könnte die erste Option werden. Wenns nicht klappt kommt danach Götze zentral und Reus geht auf den Flügel.

Stürmerwechsel von Klose auf Gomez ist immer denkbar. Dass Reus als Mittelstürmer aufläuft kann ich mir dagegen nicht vorstellen. Er wirds bis zum Start der EM kaum in die Startformation schaffen und bei einem Rückstand wird man sich nicht jeglicher Lufthoheit berauben wollen. Eher im Gegenteil.

Könnte mir eher vorstellen, dass man klassisch vorgeht und Hummels & Gomez (ich persönlich halte Klose für kopfballstärker, aber Löw hat Gomez schon 2010 so eingesetzt) für mehr offensive Kopfballpräsenz kommen und zusätzlich Schmelzer zum Flanken eingewechselt wird.

Joa, das sagt meine Kristallkugel. Hoffentlich muss ich mich in ein paar Wochen nicht schämen. Das hätte dann natürlich NUR an der Kugel gelegen, versteht sich.

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Daniel_D 30. Mai 2012 um 22:14

Das klingt nach extrem konservativen Lösungen. Lange Bälle, FLanken, Kick & Rush…

Ich kann natürlich auch nicht beurteilen, ob eine einstudierte kreativere Variante bei Rückstand in den K.O. – Spielen die richtige Lösung ist, oder man besser einen Gomez mit Flanken füttern sollte. Barcelona half ihr konsequenter Plan A gegen Chelsea nichts.

Vielleicht spielt man bei einem knappen Rückstand auch einfach weiter und vertraut auf seine eigene Stärke.
Ich erinnere daran, dass Dortmund in der letzten Saison oft in Rückstand geriet und das Spiel immer drehte, weil sie konsequent an ihrem Spielsytem festhielten.

Ich glaube auch nicht, dass Löw in der Lage ist sämtliche taktischen Varianten einzustudieren. Dafür fehlt ihm in der NM auch schlichtweg die Zeit.

Mir scheint aber, dass Gomez keine so große Rolle mehr spielt. Löw ist ein begnadeter Taktiker und mag es sicherlich nicht, wenn man im Strafraum auf Physis und Instinkt angewiesen ist.
So würde ich das einschätzen. Gomez ist ein super Stürmer, aber seine fehlende Anbindung an das Mittelfeld entkoppelt das Spiel ein bisschen vom Trainer.

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vonChrismarck 31. Mai 2012 um 00:25

Hohe Bälle sind natürlich das allerletzte Mittel. Vor allem bei unserem Kader.

Betreffend des Sturmzentrums wird man ja morgen sehen, wohin die Reise geht. Spielt Reus nicht alleinige Spitze, werden wir ihn da auch in keinem Spiel der EM sehen, in dems noch um was geht.

Ich persönlich rechne damit, dass Gomez morgen mindestens eine halbe Stunde spielt. Eher mehr.
Schließlich ist Klose nicht mehr der Jüngste und kommt aus einer Verletzung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er alle Spiele über 90min ohne Leistungsabfall gehen kann. Dazu noch das Risiko einer erneuten Verletzung, sollte man es mit ihm übertreiben…

Wie gesagt denke ich, dass Reus für Özil eine Auswechslung ist, die deutlich wahrscheinlicher ist. Die Möglichkeit mit zwei Stürmern zu spielen, ohne mit zwei Stürmern zu spielen, dürfte einfach zu verlockend sein.

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Stoney 31. Mai 2012 um 00:22

vonChrismarck, du hörst dich viel mehr nach dem an, was ich eigentlich so erwartet hatte und immer noch erwarte von der Nationalmannschaft. Was zuletzt im Kicker stand geht ja auch in die nebulös „extrem offensive“ Richtung (wobei das wirklich nur ein Nebel war im Gegensatz zu diesem recht durchdachten Artikel) aber ich glaube so eine Spielweise (extremes Gegenpressing) haben Barcelona und Bayern auch nicht innerhalb von 2 Wochen perfektioniert! Außerdem sehe ich einige Positionen auf denen wir wirklich schwach besetzt sind. Die Präsenz von Mertesacker im Kader ist für mich schon ein ausreichender Grund für schlechte Träume (ein Arsenalfan spricht). Gomez ist auch so einer mit Horror-Potenzial. Er ist extrem abhängig von dem was der Gegner zulässt. Wenn er mal keinen Anschluss findet lässt er schnell nach. Aber wenn Klose verletzt ist haben wir außer ihm keinen anderen Mittelstürmer der auch mal physisch und in der Luft was erkämpft.
Boateng und Schmelzer wären eines Europameisteranwärters unwürdige Optionen für die heutzutage spielentscheidende Außenverteidigerposition, machten die Offensive jedenfalls ausrechenbar. Und auch die Ersatzoptionen für Schweinsteiger – Gündogan und Kroos – mögen nicht wirklich zu überzeugen. Ich hoffe natürlich auch das Deutschland bei der EM eine Art Barca-Spiel aufziehen kann, aber es erscheint mir so unwahrscheinlich, dass vielleicht höchstens die Überraschung die es ausmachen würde ein Argument dafür wäre. Vielleicht würde ein neues System wieder neuen Enthusiasmus erzeugen. Dass man Holland und Portugal schlagen kann hat man schon gezeigt…Motivation wäre es sie zu demontieren. Man muss den Kindern eben auch immer ein neues Spielzeug geben damit sie weiter Spaß haben. Also: nicht mehr mit Kontern wie noch Argentinien sondern indem man offensivstarke Mannschaften wie Dänemark und Holland dort zuschnürt, wo sie ihre technisch schwächsten haben – in der Abwehr. Aber selbst für diese Aufgabe wäre ein Klose als Mittelstürmer, ein Müller auf der Flanke besser geeignet als eine Kombination von Reus mit diversen 10ern. Zug zum Tor und aggresives Nachbearbeiten – das hält Abwehrspieler auf Trab und selbst Podolski (den ich als großen Schwachpunkt sehe) hat das eher drauf als die vielen grazilen Mittelfeldleute…

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vonChrismarck 31. Mai 2012 um 01:13

Ganz ehrlich: Ich denke Deutschland reist mit dem besten Kader des Turniers an.
Im Grunde kann wirklich jeder Ausfall aufgefangen werden (ob nun leistungsbezogen oder verletzungsbedingt). Nur Lahm und Klose sollten möglichst nicht ausfallen.

Aber selbst im worst case scenario, Klose fällt aus und Gomez sticht nicht, kann Reus als einzige Spitze sehr gut funktionieren. Ich habe nichts gegen Reus als Mittelstürmer. Ich vermute nur, dass man das Risiko, das jeder Versuch mit sich bringt, nur eingehen wird, wenn man dazu gezwungen ist. Oder eben morgen im Testspiel.

Bezüglich Schweinsteiger habe ich offenbar mehr Vertrauen in Kroos als Du 🙂
Ob das gerechtfertigt ist zeigt sich, wie so vieles, ziemlich sicher morgen Abend.

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Mitch 31. Mai 2012 um 12:13

@vonChrismarck: Ich denke, Spanien hat immer noch einen besseren Kader. Aber der Unterschied ist nicht groß.

@Stoney: Wieso soll Podolski ein Schwachpunkt sein? Ansonsten leidest Du glaube ich unter der Krankheit, die viele (auch ich) haben: Man hat bei den deutschen Spielern das Gefühl, sie sind nicht so gut wie die Stars der anderen Nationen. Aber das liegt daran, dass man von den eigenen Spielern mehr kennt, auch schon schlechte Leistungen gesehen hat. Du kannst ruhig optimistischer sein. 🙂

Und ich glaube nicht, dass wir Holland demontieren werden. 🙂

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Annett 30. Mai 2012 um 20:35

Danke MR,
du steigerst die Vorfreude! Ich hoffe, dass wir doch ein paar von deinen sehr bildhaft beschriebenen taktischen Raffinessen zu sehen bekommen. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf eure taktische Sezierung der EM-Spiele.

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Flowbama 30. Mai 2012 um 20:10

Grandios! Ich kann es kaum noch abwarten!

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