Bundesliga Breakdown: Spieltag 26
Ein merkwürdiger Spieltag wird durch eine merkwürdige Spieltagsvorschau eingeleitet.
Gladbach (12-3-10) gegen die Kovač-Brüder (0-0-0)
An sich bietet diese Partie wenig Gesprächsbedarf. Aber: Die Entlassung von Armin Veh und die später bekanntgegebene Anstellung von Niko und Robert Kovač als Trainerteam bei Eintracht Frankfurt bringt Würze hinein. Niko Kovač hatte sich in der jüngeren Vergangenheit als kroatischer Nationaltrainer nicht gerade einen Ruf als Taktikguru erarbeitet. Vielmehr prägten übliche Kampfphrasen sein Bild in der Öffentlichkeit.
Aber gehen wir mal vom Image des Niko K. weg. Die Kroaten spielten unter ihm alles andere als überzeugend – und das trotz des großen Potenzials gerade im Mittelfeld. Womöglich suchten die Verantwortlichen der Eintracht nur einen Trainer, der die Veh’schen Fehlentwicklungen zumindest in Ansätzen korrigiert, die Mannschaft auf einen schnörkellosen Spielstil einstellt und vergleichsweise sichere Punkte einfährt. Am Ende nennen wir das dann am Sonntagvormittag: Sie haben den Abstiegskampf angenommen.
Die Frankfurter ringen seit langem damit, dass die Mannschaft während der Spiele in zwei Teile zerfällt. Wenngleich dieses Phänomen zuletzt abgeschwächter auftrat, funktioniert die Unterstützungsarbeit weder in der Offensive noch in der Defensive. Das macht es natürlich umso schwerer, gruppentaktische Abläufe einzustudieren.
Nun zum Gegner. Borussia Mönchengladbach versuchte es am vergangenen Wochenende gegen Wolfsburg allen Ernstes mit einem 3-4-3 und dabei mit Martin Hinteregger als linken Flügelläufer. Zum Glück wurde der Österreicher schnell von seinem Leiden erlöst. Nach einer schwachen Anfangsphase, in der die Fohlen aufgrund mangelnder Präsenz im Zentrum Schwierigkeiten mit ihrer Aufbaustruktur hatten und auf den Außenbahnen mehrmals ausgespielt wurden, stellte André Schubert auf Viererkette um.
Sicherlich könnte es der Gladbacher Cheftrainer gegen Frankfurt erneut mit einem ähnlich gearteten System versuchen, sofern er zwei Flügelläufer findet. Die Gefahr gegnerischer Außenbahnattacken erscheint aufgrund der mangelnden Nachschiebebewegungen der Eintracht nicht immens groß. Zudem hätte Gladbach die Möglichkeit, mit einer Dreierangriffsreihe sehr fluide Bewegungen einzubauen. Die Verbindungen zum Mittelfeld sollten zumindest besser aussehen als in der Anfangsphase der letzten Partie.
Nun könnte es zu einem stets ominösen Neu-Trainer-Effekt kommen. Aber diese Wahrscheinlichkeit wird durch Frankfurts Ausfälle reduziert. Denn neben Alex Meier fehlt dem neuen Trainergespann auch noch Marc Stendera. Also spricht recht wenig gegen einen Gladbacher Sieg.
Vorhersage: Sieg für die Fohlen
Darmstadt 98 (6-8-11) gegen FC Augsburg (6-8-11)
Beide Teams liegen punktgleich vor den Abstiegsrängen, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Die Darmstädter, die eine der stärksten Auswärtsmannschaften sind, konnten sich am letzten Sonntag einen Punkt in Mainz erkämpfen.
Augsburg schenkte derweil bei der Rückkehr von Daniel Baier einen Drei-Tore-Vorsprung in den letzten 30 Minuten gegen Leverkusen noch her. Wenige Tage zuvor spielten sie eine gute erste Halbzeit in Sinsheim, verloren aber gegen die TSG mit 1:2 am Ende.
Der FCA kann von allem etwas und manche Aspekte sind besser als bei einem normalen Abstiegskandidaten. Die Verbindung zwischen Baier und Koo Ja-cheol ist vielversprechend und bietet mehr Potenzial als die Kombinationen, die es in Baiers Abstinenz zu sehen gab.
Hinzu kommt die weiterhin ausgeprägte Stärke bei Flügelangriffen, mit der sie gerade intensiv pressende Gegner ausspielen können. Die Abwehrspieler fühlen sich in der frühen Ballzirkulation vergleichsweise wohl und bereiten eben diese Angriffe vor, die dann durch Baier und Co. noch unterstützt werden.
Flügelangriffe? Da war doch was. Darmstadt kommt ebenso gerne über die Außenbahnen nach vorn. Dirk Schuster entschuldigte sich in der vergangenen Woche für das schwache Niveau, das die Lilien gegen Borussia Dortmund offenbarten für den schlechten Rasen im Stadion.
Zuletzt bestätigte sich leider das, was wir alle schon längst wussten. Unter der konter- und kampfstarken Oberfläche verbirgt sich ein Zweitligist. Und insbesondere im heimischen Stadion, wo die Darmstädter mehr als 15 Prozent Ballbesitz haben, wird es allzu oft deutlich.
Insofern hat Augsburg eine gute Siegchance in dieser Begegnung. Sicherlich werden die Hausherren dem FCA nicht frühzeitig große Räume auf den Flügeln offerieren, da hohes Pressing keine ernsthafte Option für Schusters Team darstellt. Folglich müssen die Fuggerstädter aus dem offenen Aufbau heraus variabler vorgehen. Es könnte zäh werden.
Vorhersage: Remis
Borussia Dortmund (18-4-3) empfängt Mainz (12-4-9)
Die Mainzer machten das Titelrennen vor dem Aufeinandertreffen von Dortmund und Bayern durch einen Sieg in München nochmal spannend. Nun trifft der BVB selbst auf die derzeit wohl drittstärkste deutsche Mannschaft.
Wie Martin Schmidt sein Team auf dieses Duell einstellen wird, bleibt selbstverständlich im Vorfeld im Dunkeln. Es wäre denkbar, dass er auf das gewohnte 4-2-3-1-/4-4-2-System setzt und hofft, dass sich die Sechser im Kampf mit Dortmunds Offensivmaschinerie bewähren.
Oder aber der Schweizer entscheidet sich dafür, auf eine 5-2-3-Grundformation zurückzugreifen, wie er es beim Auswärtssieg bei den Bayern bereits tat. Bei letzterer Option bestünden in meinen Augen einige Vorteile. Man würde vorrangig die letzte Linie verdichten und dem BVB weniger Raum für Kombinationen ermöglichen. Durch vereinzelte herausrückende Bewegungen von Halbverteidigern hätten die beiden Sechser zudem Unterstützung gegen Dribblings von Henrikh Mkhitaryan oder gegen die Vorstöße von İlkay Gündoğan.
Außerdem gäbe es vielleicht wieder die Möglichkeit, den dominanten Gegner auszukontern. Nach Ballgewinnen müssten die Mainzer erneut auf lange Diagonalschläge zurückgreifen. Gerade Rechtsverteidiger Daniel Brosinski könnte hierbei als Abnehmer in Frage kommen, da Marcel Schmelzer für gewöhnlich schneller und höher aufrückt als Dortmunds Außenverteidiger auf der anderen Seite. Die weiten Läufe Brosinskis würden Chaos in der Zuordnung beim BVB erzeugen und könnten indes den gewünschten Effekt haben.
Doch wird Martin Schmidt diesen Plan wieder aus der Schublade holen? Kann der BVB durch wachsames Gegenpressing schlichtweg zu dominant werden und unabhängig vom Mainzer System die Partie kontrollieren?
Vorhersage: je nach Ausrichtung der Gäste ein Remis oder ein Sieg der Borussia
7 Kommentare Alle anzeigen
Guergen 15. März 2016 um 22:40
Forum tot?
Peter Vincent 16. März 2016 um 09:54
Der ominöse Bewertungs-Algorithmus hat entschieden, das Forum selbst zu zerstören.
Noch viel lernen wir müssen.
Wasserkocher 12. März 2016 um 12:12
Wenn ich mich richtig erinnere, hat sich Dirk Schuster nur für das schlechte Niveau des Rasens entschuldigt – und der war tatsächlich fast auf Bezirksliganiveau. Aber es liegt jetzt ein neuer Rasen – damit die Lilien endlich erstligatauglich kombinieren können … 😉
CE 12. März 2016 um 12:42
Ich dachte, das war eine Andeutung in Richtung der schwachen Leistung gegen den BVB. Dann erwarte ich heute ein Aufbauspiel über sechzehn Stationen sowie Sulu-No-Look-Pass und Wagner-Croqueta.
Paul 11. März 2016 um 22:16
Wird Hertha eigentlich von SV-Autoren bewusst ausgespart? Kaum Berichte, keine Tweets, taucht nie in der Vor- oder Nachbetrachtung auf. Die spielen gegen Schalke um Platz 3, sind DAS Überraschungsteam und tauchen nicht mal heute hier auf. Würde mich mal interessieren, warum das so ist.
RM 12. März 2016 um 09:26
Hallo,
in dieser Saison haben wir bisher fünf Spielanalysen zur Hertha gemacht; nicht allzu viel, aber auch nicht ausgespart. Vergleichbare Teams: Wolfsburg 16, Gladbach 10, Bayer 7, Schalke 7. Die Hertha ist da etwas ins Hintertreffen geraten, da hast du Recht. Bewusst ist es nicht. Gestern hatte schlichtweg keiner der Autoren aus privaten oder beruflichen Gründen die benötigte Zeit, um sie zu analysieren.
Schorsch 11. März 2016 um 21:45
Mal schauen, in welcher personellen Besetzung und in welcher Formation die SGE antreten wird. Gut möglich, dass Niko Kovač in einer Art ‚kompaktem 4-4-2‘ o.ä. spielen und den einen oder anderen unerwarteten Spieler auflaufen lässt. Also ein Griff zum Standardinstrumentarium eines Trainers in einer solchen Situation. Und ‚Räume eng machen‘ nicht zu vergessen…