Italien nicht nach Plan, aber mit Gegenwehr

*1:1

Spaniens Ausrichtung mit Olmo als unterstützendem Mittelstürmer zwingt Italien zu mehr Defensive als gewollt. Trotzdem entwickelt sich ein gefälliges, teils dynamisches und vor allem facettenreiches Halbfinale.

Die Spielanteile dieses Halbfinals waren überraschend ungleich verteilt. Roberto Mancinis Italiener hatten wenig und fast zu wenig Ballbesitz für ein Team, das sich im Turnierverlauf als starke Aufbaumannschaft auszeichnete. Doch Spaniens hohes Zustellen mit starken Mannorientierungen ließ die Italiener kaum in ihre Struktur dafür kommen. Oyarzabal startete im Pressing zwischen Emerson und Chiellini, auf den er diagonal vorrückte. Im Zentrum deckten Koke und Pedri die verschoben positionierten Jorginho und Verratti als die ersten und wichtigsten Anspieloptionen ab.

Italiens Bemühungen und Spaniens Risiko

Anfangs versuchte Italien oft, sich über die eigene rechte Seite zu lösen. Mit jedem Pass von Bonucci auf di Lorenzo fiel Barella wiederkehrend in eine flachere Position, um Busquets aus absichernden Räumen nach vorne zu zwingen. Anschließend sollte der Angriff die Linie entlang vorwärts getragen werden, doch stellte sich die Frage der Folgeoptionen zurück nach innen je stärker, desto dynamischer Barella sich nach hinten bewegt hatte.

Daneben eröffnete Italien auch über die andere Seite, mit der Zeit zunehmend häufiger. Chiellini schien auf das Anlaufen des spanischen Rechtsaußen vorbereitet: Nachdem er einen Kontakt nach außen gesetzt hatte, drehte er sich mehrmals im nächsten Moment schnell nach innen und visierte die Lücke zwischen Flügel- und Mittelstürmer des Gegners zum Dribbling an.

Solche Szenen boten Möglichkeiten, um Flugbälle hinter die hohe spanische Abwehr vorzubereiten. Kamen die Pässe aber kürzer oder prallten ab, gingen sie fast immer an die Spanier. Bei italienischem Ballbesitz zentral oder halblinks bewegte sich Busquets hinter den mannorientierten Achtern gut vor Barella und dessen Läufen nach vorne.

Die besten Situationen für Italien entstanden in den Momenten, in denen Chiellini Oyarzabal früh genug nach außen auf Emerson überspielen konnte. Daraufhin musste Azpilicueta herausrücken und praktisch bis zur zweiten Linie verteidigen. Oft genug führte der hohe Druck, den dieses Hochschieben rund um den Ball verursachte, zu unsauberen Vorwärtsaktionen – und die Szenen versandeten oder Spanien holte wieder den Abpraller.

Aber dieses Vorgehen trug auch ein Risiko in sich. Im Anschluss an Azpilicueta musste Garcia nicht nur weit durchschieben, sondern oft auf Insigne ins 1gegen1 herausrücken. In der ganzen letzten Linie bestand eine Gleichzahl. Busquets musste dort fast immer große Abstände zwischen Laporte und Alba füllen. Zumindest passte das dazu, dass Barella, als sein nomineller Gegenspieler, ohnehin in jenen Bereich zog. Meistens konnte Spanien diese Gleichzahl – dank des Drucks vorne – noch handlen, aber es reichte ein situativer Dynamikvorteil, damit Italien sich in dieser Konstellation mit Tempo durchspielte.

Olmo als Mittelstürmer bricht italienischen Zugriff

Auf der anderen Seite des Feldes gelang Mancinis Mannen im höheren Pressing kein ähnlicher Erfolg wie dem Gegner. Die Voraussetzungen wären eigentlich gut gewesen, da sich Chiesa und Insigne schon nach kurzer Zeit immer häufiger und flexibler zwischen Innen- und Außenverteidigern bewegten.

Situativ konnten sie so die erste Linie geschickt zustellen, doch das Timing passte nicht immer und so kam kein nachhaltiger Effekt zustande. Zudem stellte Spanien Unterstützung für die erste Linie geschickt her: Diese kam fast immer durch Bewegungen des ballfernen Achters, der dynamisch neben den Sechser oder noch etwas tiefer startete.

Die eigentliche Schwierigkeit war eine andere Konstellation, die den Italienern im Allgemeinen Schwierigkeiten bereitete – die Position von Olmo. Luis Enrique hatte mit der Aufstellung des Leipzigers im Sturmzentrum überrascht. Von dort begab sich Olmo noch häufiger bzw. noch dauerhafter ins offensive Mittelfeld, als es Morata bisher getan hatte, und suchte Freiräume hinter den gegnerischen Mittelfeldspielern.

Effektiv stellte Spanien mit ihm eine 4zu3-Überzahl im Zentrum her, die dem Team für jede Ballbesitzsituation – ob gegen höheres oder tieferes Pressing – eine gute Ausgangslage verschaffte. Italien stand vor der Aufgabe, diese nominelle Unterzahl möglichst dynamisch aufzufangen und situativ durch passende Bewegungen unwirksamer zu machen. Teilweise mussten Bonucci oder Chiellini sehr weit aus der Kette heraus.

Manchmal reagierten die Mittelfeldspieler stark mannorientiert und ließen den ballfernsten Gegner offen. Insgesamt mussten sich die Achter aber oft tiefer und enger bewegen, um den Raum unmittelbar um Jorginho herum gegen Olmo zu verknappen. Speziell im tieferen Mittelfeldpressing drohte das dazu zu führen, in sehr flache Staffelungen gedrängt zu werden und dann aus dieser Reihe keinen Zugriff nach vorne mehr auf den spanischen Sechserraum und Busquets schaffen zu können.

Andernfalls konnten sich die gegnerischen Achter etwas breiter nach außen ziehen und gut auf Ablagen Olmos orientieren, sofern dieser sie mit dem ersten Kontakt spielen musste. Spanien nahm mit der nominellen 4gegen3-Überzahl den Italienern viel Zugriff und kam damit gut in den Zwischenlinienraum – aber von dort dann nicht unbedingt gezielt weiter nach vorne. Phasenweise schöpfte das Team aus solchen Szenen fast nur Raumgewinn.

Die Spanier zwangen das gegnerische Mittelfeld weiter nach hinten und schließlich nach dem erfolgreichen Weg auf die eigenen Achter wieder in die horizontale Bewegung, wenn sie den Ball weiter nach außen verteilten. Zu den Ausnahmen zählte das Ausgleichstor, auch wenn dort Morata die Position des Überzahlspielers aus dem Angriff statt Olmo ausfüllte. Er kam zentral zwischen zwei gegnerischen Mannorientierungen frei und konnte von dort die Dynamik seines späteren Treffers initiieren.

Spaniens (technische) Unsauberkeiten im Angriffsdrittel

In dieser Szene rückte der eingewechselte Pessina von Busquets zwar geschickt so auf Laporte vor, dass kein Ball auf die Sechs möglich war. Aber der zentrale Passweg zwischen seinen seinen zwei Hinterleuten auf Morata blieb offen. Der Treffer schließlich konnte aus dieser Szene nur deshalb fallen, weil der spätere Torschütze äußerst zielstrebig die Folgeaktion anschloss, nach dem ersten Zuspiel tororientiert mitnahm und auch nachher beim Doppelpass wieder gut durchstartete. Zudem unterstützte Kombinationspartner Olmo in sehr passender Position.

Viele andere ähnliche Aufrückmomente versandeten aber oder ließen sich kaum weiterführen, weil Spanien im letzten Drittel nicht gut agierte. Das Offensiv- stand hinter dem gefälligen Übergangsspiel qualitativ zurück, insbesondere in der ersten Halbzeit. Schlechtes Ausspielen von Aktionen im vordersten Drittel hatte potentiell zwei Formen: Erstens waren die gewählten Werkzeuge zu häufig nicht die passenden für die jeweilige Situation. Es ging vor allem um die Entscheidungsfindung für die Gestaltung von Angriffen.

Pärchenbildungen am Flügel und die daraus folgenden Passmuster in Schnittstellen beispielsweise kamen zudem oft zu übermäßig frühen Zeitpunkten zur Anwendung, bevor sich die passende Dynamik dafür überhaupt entwickelt hatte. Zweitens agierten die Spanier vor der Pause ohnehin in der reinen Ausführung ihrer Aktionen fahrig. Das betraf vor allem die Grundtechnik, oft genug gerade bei eher geringem Druck. Auf spanischer Seite gab es einige außergewöhnlich ausgeprägte Unsauberkeiten bei der Gewichtung von Tiefenpässen und wiederholt wurden simple Kurzpässe während der Zirkulation in den Rücken des Kollegen gespielt, so dass Dynamik verloren ging. Auch solche Faktoren trugen entscheidend dazu bei, dass Spanien trotz hoher Spielanteile, prinzipieller Überlegenheit und guter Ansätze über lange Zeit keinen entscheidenden Dauerdruck am gegnerischen Strafraum aufbauen konnte.

Sehenswerte Umstellungen bis in die Verlängerung

Die verschiedenen Umstellungen im Laufe der Partie und ihre Vielzahl gehörten zu den Highlights dieses Halbfinals. Italien versäumte es nicht, zwischendurch das eigene Pressing wieder nach vorne zu verlagern und situativ hoch anzulaufen – etwa in der Phase kurz vor und direkt nach dem spanischen Ausgleich. Tendenziell wurde Mancinis Team aber mit der Zeit doch immer weiter nach hinten gedrückt. Dadurch kamen Koke mit punktuellen Kreativaktionen und vor allem Busquets noch häufiger in höheren, strafraumnahen Zonen zu ihren Ballkontakten.

Darin lag potentiell eine enorme Gefahr für Italien. Beide glänzten exemplarisch darin, aus dem ruhigen Ballbesitz auch bei geringer Gesamtdynamik Freiräume zu erschließen, die die Kollegen gut besetzt hatten, die aber nicht leicht zugänglich waren. Busquets machte sehr anschaulich, wie kurze Auftaktdribblings oder Körper- und Blickfinten, die den Pass in eine andere Richtung andeuten, als er letztlich gespielt wird, eine Defensivstaffelung aufhebeln können.

Vor diesem Hintergrund war es wichtig und sinnvoll, dass Italien im erzwungenen Rückzug zunehmend ein systematisches 4-5-1 einnahm und vor allem der Mittelstürmer in diesem Konstrukt sich näher an Busquets orientierte. Auf den Flügeln neigte das Team zu verschiedenen Zeitpunkten der Begegnung immer mal dazu, zu weit mannorientiert nach hinten zu rücken. Aber auch dort gab es eine interessante Modifikation: Chiesa und Insigne schienen später gezielt breiter und fast unkompakter zu verteidigen, was manch einfache Verlagerung für Spanien unangenehmer machte.

Vor dem 1:0 orientierte sich Insigne ballfern noch während der laufenden Defensivszene aus der Breite zudem frühzeitig wieder nach vorne – und wurde für diesen spekulativen Move belohnt, indem er so den Abwurf von Donnarumma erhalten konnte und das Tor einleitete. In der genauen Ausführung war das nur möglich, weil er sich beim Freilaufen tatsächlich so betont weit nach außen absetzte.

Auch bei den Spaniern nahm Luis Enrique im Laufe der Partie mehrere Umstellungen vor. Direkt nach der Einwechslung Moratas schien er zwischenzeitlich vermehrt Flanken fokussieren zu wollen, für denen der vom linken Flügel startende Stürmer mit in die Spitze ging. Zumindest zu solchen Aktionsmustern passte es, dass Rodri für Koke in die Partie kam und bei Ballbesitz eine zurückgezogene Achterrolle spielte, aus der er nach halbrechts herauskippte.

So hatte Spanien noch mehr Präsenz einerseits um die Defensivformation herum und andererseits bei Bällen in den Strafraum auch hinter dem Rückraum. Allerdings war das Herauskippen für die spielerischen Wege weniger förderlich, da man aus dieser Position in der breiten 4-3-3-Struktur kaum hinter den Deckungsschatten des herausrückenden gegnerischen Achters hineinspielen und so den tiefen Mittelstürmer weniger nutzen konnte.

Das änderte sich wieder mit der Neubesetzung des Rechtsverteidigerpostens durch Llorente. Fortan besetzte dieser situativ den Halbraum, auch in höheren Zonen auf denselben Linien wie Olmo oder Pedri, während Gerard, ebenfalls eingewechselt, Rechtsaußen die Breite vorne hielt. Diese Variationen in der Struktur und auch der Winkel zwischen den Spielern erleichterten es, herausrückende Defensivbewegungen diagonal umschiffen zu können. In der ersten Hälfte der Verlängerung machte Spanien weiterhin noch recht viel Druck und wurde erst in den folgenden 15 Minuten vorsichtiger, mit dem Elfmeterschießen als Folge.

Rinus Michels‘ Personal Fitness Coach 14. Juli 2021 um 17:30

@Joakina: Ich kann nicht beurteilen, was Don Loko in anderen Threads von sich gibt, aber die Kommentare zu diesem, jenen Artikel stehen ihm aufgrund des Rechts der Meinungsäußerung schon noch zu und das sage ich als jemand, der seine Meinung nicht unbedingt teilt.
Im Übrigen wollte mich anno dazumal auch einmal ein feiner Poster in Standard-Forum zurück schicken, weil er die Meinung vertrat, dass ich nicht das fachliche Niveau für die Spielverlagerung habe.
Eine Elitenbildung sehe wiederum ich kritisch.

Antworten

Daniel 12. Juli 2021 um 01:01

Glückwunsch an Italien zu einem hochverdienten und wundervollen Turniersieg. Die beste Mannschaft hat das Turnier gewonnen und das ist immer schön. Vor allem hat sich eben keines der „zynischen“ Defensivteams vom Schlag Frankreichs oder Englands durchgesetzt sondern eine Mannschaft, die eine hervorragende Balance aus Defensive und Offensive anstrebte und mit Ball konstruktive Lösungsansätze suchte und oft fand. Der Siegeszug des Defensivfußballs, den viele aus Frankreichs WM-Titel herauszulesen meinten, ist damit schon wieder Geschichte. Interessant aus deutscher Sicht: drei Jahre, nachdem die Squadra Azzura die WM verpasste gewinnt Italien mit großteils erfahrenen Spielern die EM, die durchaus ihren Anteil am damaligen Scheitern hatten. Darüber sollten all die selbstherrlichen deutschen Sportjournalisten mal nachdenken, die nach jedem (vermeintlichen) Misserfolg mit der Abrissbirne durchs deutsche Team laufen, alle erfahrenen Spieler rausekeln und beim nächsten Turnier dann mit der U17 antreten wollen.

Unabhängig davon auch ein Sieg des Sportgeistes, dass dieses England nicht Europameister wird. Auspfeifen gegnerischer Hymnen, Mannschaften und Fans, Laserpointer gegen gegnerische Torhüter, Stadionsturm, theatralisches Schinden von Elfmetern und so weiter. Mal schauen, ob das in der Zukunft zurückkommt, wenn England auch wieder Auswärtsspiele vor vollem Haus bestreiten muss-verdient hätten sie es. Szene des Spiels war, wie Maguire sich schreiend an die Stirn fasst, nachdem ein Italiener ihn ca auf Bauchhöhe (vielleicht) leicht berührt hat. Fasst England bei diesem Turnier gut zusammen. Unsympathisch war sowas schon immer, in Zeiten des Videobeweises ist es auch noch dämlich und sollte viel konsequenter geahndet werden. Da bleibt dann wirklich gar kein Mitleid mehr für eine erneute Elfmeterniederlage. Grazie Italia

Antworten

Mr Big 12. Juli 2021 um 09:05

Ja, volle Zustimmung; geht mir auch so! Eigentlich sind die Italiener durch diesen Sieg an unsere N-11 bis auf einen Titel rangerückt.
Doch für DIESES England konnte man aus allen von Daniel genannten Gründen einfach nicht sein.

Antworten

Koom 12. Juli 2021 um 10:11

Da kann ich mich nur anschließen. An sich mag ich England, aber man hat sich bei diesem Turnier sehr viel Mühe gegeben – Mannschaft wie Fans wie Land – das man sie nicht mögen soll. Italien ist mir auch irgendwo unsympathisch und auch deren Drama nach einem Schubser war ätzend, aber die Spielanlage nicht so zynisch.

Antworten

Rinus Michels‘ Personal Fitness Coach 12. Juli 2021 um 23:59

Es ist jetzt auch nicht so, dass ein Team der Marke Belgien 2018 Europameister wurde. Italien spielte gegen Spanien schon-wenn auch nicht ganz freiwillig- sehr defensiv und hatte in der Defensive einen Hybrid aus 4-er und 3-er-Kette-wie du richtig sagst, die gelungene Balance.
Ein Turnier, in dem ein Team gewinnt, dass vom ersten bis zum letzten Spiel Dominanz ausstrahlt, hatten wir dennoch schon länger nicht und wenn als Blaupause. Die Befürworter der These „Defense wins Championships“ wurden somit schon auch wieder bis zu einem gewissen Grad bestätigt.
Ob Donnaruma wirklich der MVP war, oder eher wieder effekt-hascherisch ein Finalheld zum MVP gewählt wurde, sei dahingestellt, aber am Ende wurde ein Tormann zum Besten Spieler gewählt.
England hat, wie du völlig richtig formulierst ein „zynisches Finale“ gespielt. Das Team hat Nichts anderes gemacht, als sehr früh ohne ernsthaftes Engagement für die Offensive ein 1:0 zu verwalten-kaum Entlastung, kaum fertig gespielte Konter, kaum bis gar nicht frische Spieler für die Offensive gebracht-von Foden, Rashford, Sancho kamen zwei nur für das 11-er-Schießen und nicht früher, um einen Unterschied zu bewirken. Ich wüsste nicht welch anderes Wort als „vercoacht“ für dieses Spiel für die Performance von Southgate verwendet werden könnte.
Southgate hat mit seinem völlig unnötigen Verheizen von drei jungen schwarzen Spielern in diesem 11-er-Schießen selbst seinen kleinen Teil dazu beigetragen die Shitstorms der dumm-dreisten Rassisten zu bedienen. Vor allem dem armen Saka hat er ein völlig unnötiges Trauma mitgegeben und dass als jemand, der selbst einen historischen 11er verschossen hat-nicht sehr empathisch.
Raheem Sterling, ein Führungsspieler, der bei einem guten Finale sogar das Recht auf den MVP des Turniers beanspruchen hätte können, wurde nicht einmal ausgewählt. Kane und Maguire, zwei erfahrene Spieler schossen großartige Elfer und Sterling wäre Ähnliches zuzutrauen gewesen. Pickford leistete seinen Teil mit zwei gehaltenen Elfern, obwohl er mit 185cm wahrlich nicht die größte Spannweite hat.
Das Finale ist Southgates Verdienst, aber ich weiß wirklich nicht welcher Teufel ihn gestern geritten hat.

Antworten

Daniel 13. Juli 2021 um 13:21

Ich hab ja auch nicht gesagt, dass Italien ein Offensivteam war, sondern dass sie eine gute Balance hatten. Die hatte England gar nicht, England hat gegen Schottland und Tschechien in der Gruppenphase stumpf genauso gespielt wie gegen Italien oder Deutschland. Entsprechend würde ich auch nicht sagen, dass das Finale Southgates Verdienst ist. Eher ist es das Verdienst eines extrem leichten Turnierbaums. England hat keine Mannschaft geschlagen, die sie nicht qua ihres Anspruchs zwingend schlagen müssen. Abgesehen von Finalgegner Italien und den mannschaftlich bei diesem Turnier völlig indisponierten Deutschen war England allen Gegnern individuell deutlich überlegen. Italien hat mit Belgien und Spanien gleich zwei Gegner auf Augenhöhe auf dem Weg ins Finale ausgeschaltet.

Dafür muss ich Southgate aber in Schutz nehmen, was die Wahl der Elfmeterschützen betrifft. Soll er jetzt keine schwarzen Spieler in ein Elfmeterschießen nominieren, damit im Fall eines Fehlschusses nicht irgendwelche rassistischen Vollpfosten um die Ecke kommen? Davon abgesehen ist Sterling sicherlich nicht weniger schwarz als Sancho, hätte also auch nicht nominiert werden dürfen. Diese ganze Küchenpsychologie ist doch albern, als ob erfahrene Spieler oder Führungsspieler zwingend treffen würden. Auf italienischer Seite ist Jorginho gescheitert, Alvaro Morata im Halbfinale für Spanien, Sergio Busquets im Viertelfinale. Allesamt Führungsspieler. Wenn Harry Kane gescheitert wäre könnte man jetzt sagen wie „unsensibel“ das von Southgate war, ihn nach seinem Fehlschuss gegen Dänemark wieder antreten zu lassen.

Antworten

Koom 13. Juli 2021 um 13:59

Auch wenn mich die Statistik widerlegt, halte ich nichts davon, Spieler extra nur fürs Elfmeterschießen einzuwechseln. Ich hatte es schon sehr befürchtet und wurde dann auch davon bestätigt. Bei einem Keeper mag das was anderes sein. Eventuell auch, wenn du einen alten Veteran hast, der seit 100 Jahren Elfmeter schießt – aber 2 junge Spieler? Rashford gilt als guter Elfmeterschütze und sein Elfmeter war nicht schlecht – Keeper wurde verladen, geschossen war er halt nur einen Tick zu weit links.

Trotzdem: 55 Jahre Trauma eines Finalsieges + Elfmeterschießen? Und dann im Turnier keine Rolle gespielt zu haben außer eben in diesem Moment? Da ist psychologisch (für mich Couch-Coach) alles falsch gemacht worden. Das war noch mal ein Schwung mehr Druck für die eh beschissene Situation als Schütze.

Antworten

Don Loko 13. Juli 2021 um 19:35

Alles in Ehren, was ihr über die bösen Engländer schreibt, euch ist aber schon bewusst, dass sowohl Jorginho gegen Graelish als auch Chiellini gegen Saka Fouls begangen haben, die unbedingt mit Rot zu ahnden gewesen wären. Dies zu verschweigen und gleichzeitig solche Kommentare über die Engländer zu schreiben ist eigentlich beschämend.
Die Engländer (nämlich die Spieler und der Verband), denen ihr so große Unsportlichkeiten unterstellt, nehmen diese Fehlentscheidungen mit einer Sportlichkeit an, die bewundernswert ist, genauso wie sie nach unglücklichen Niederlagen im 11m Schießen und sogar einem Handtor vom lieben Gott dem Gegner zum Sieg gratulieren. Ein wenig solcher Fairness würde auch weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit gut stehen, die sich während der gesamten EM das Recht herausnimmt, undifferenziert alles was ihr nicht in den Kram passt, zu verunglimpfen (Engländer, die Ungarn, die UEFA, den VAR, usw.). Peinlich.
Meine Ausführung soll in keiner Weise den Erfolg der Italiener schmälern, die bessere Mannschaft – was im Fußball keine Selbstverständlichkeit ist – hat verdient gewonnen.
Danke!

Antworten

Koom 13. Juli 2021 um 21:05

So wirklich nachvollziehbar ist nicht, wen du mit der Tirade da meinst. Ich verstehe schon was du meinst, aber es gibt halt auch andere Meinungen. Und so sportlich fair fand ich die Engländer nicht, als das man ihre Niederlage betrauern müsste.

> (Engländer, die Ungarn, die UEFA, den VAR, usw.).

Und ich nehme mir raus, auch als Deutscher das trotzdem zu kritisieren. Whataboutism hilft nicht sonderlich. Ich fand es auch extrem scheisse, wie weite Teile der deutschen Öffentlichkeit Özil bei der WM2018 angegangen haben – wo er für mich einer der wenigen war, die sich wenigstens reingehauen haben.

Don_Loko 14. Juli 2021 um 03:30

Meinetwegen ist das, was ich schrieb, eine Tirade. Andere Meinungen sind mir aber wichtig, sorry, falls das falsch rüberkommt. Mein (schlüssiges und faktenbasiertes) Argument scheint aber nicht nur dieses Forum zu überfordern. Auch du gehst nicht darauf ein. Ich wiederhole: Es hätte im Finale 2 rote Karten gegen Italien geben müssen. Die gesamte englische Mannschaft und die Trainer gehen auf diese absurden und eklatanten Fehlentscheidungen überhaupt nicht ein und gratulieren den Italienern zum (verdienten) Sieg. Einen besseren Beleg, dass die Engländer fairer Verlierer sind, gibt es nicht.
Den Deutschen ist das nicht genug. Die englische Mannschaft wird praktisch ohne jedes Argument (wegen 2 Halbschwalben von Sterling) als unfair und unsportlich bezeichnet, ein Shitstorm wird initiiert. Argumente, die nichts mit Fußball und dem sportlichen Geschehen auf dem Platz zu tun haben (Hooligans, Rassismus, Auspfeifen der gegnerische Hymne, etc.) dienen als Rechtfertigung, auf die englische Mannschaft einzudreschen, als ob es. Jeder hat ein Recht, seine Lieblingsmannschaft zu unterstützen. Was aber hier gegen die englische Mannschaft vorgebracht wird, ist armselig, peinlich und unrichtig.

Koom 14. Juli 2021 um 10:13

> Was aber hier gegen die englische Mannschaft vorgebracht wird, ist armselig, peinlich und unrichtig.

Wo und was wird denn hier gegen die englische Mannschaft vorgeworfen? Die Spieler sind einwandfrei. Schwalben werden hüben wie drüben gemacht. Über rote Karten kann man streiten – sehe es beispielsweise deutlich weniger eindeutig, dass es 2 rote gegen Italien hätte geben müssen. Also gerne mal mehr konkrete Beispiele, wo sich Autoren oder Kommentatoren „armseelig, peinlich und unrichtig“ über die Mannschaft geäussert haben. Ich fühle mich nicht angesprochen….

Was der englischen Mannschaft vorgeworfen wird (und vor allem Southgate), ist der sehr zynische, extrem ergebnisorientierte Spielstil. Es ist legitim, dass man alles (legale) tut, um ein Turnier zu gewinnen, aber so wirklich im Sinne des Sports ist es auch nicht, wenn man anstatt zum Konter lieber zur Eckfahne geht, um wieder Minuten von der Uhr zu nehmen.

Und das die Wahrnehmung der Engländer dann vor allem wegen vieler bescheuerter Fans dann noch mehr drunter leidet ist ätzend und schade – aber auch nicht unnormal. Die englischen Fans – sonst immer glorifiziert – haben sich bei dem Turnier in einer Menge sehr sehr schändlich dargestellt und das darf und muss man verurteilen. Und hier ist auch den meisten bewusst, dass vermutlich 99% der englischen Fans daran keine Schuld haben.

tobit 14. Juli 2021 um 11:21

Also mir fallen die englischen Fans bei jedem Turnier negativ auf. Es gibt jedes Mal Berichte über Lärm, Müll, Belästigung und Gewalt (und das permanente, Überheblichkeit „it’s coming home“ geht mir auch auf den Sack). Klar gibt es das bei den Fans anderer Länder auch, aber nicht in dem Ausmaß. Da ist „Italien hätte [vielleicht] im Finale zwei Rote Karten bekommen müssen“ einfach kein Argument dagegen.

Nochmal: dem englischen Team hätte ich es voll gegönnt. Klarer Stil (den man nicht mögen muss), viel Einsatz, tolle Kicker. Aber dem ganzen Rest des Landes gönne ich die Niederlage auch in dieser dramatischen Weise. Erst Recht nachdem es keine halbe Stunde nach dem Abpfiff gedauert hat und das Netz Mal wieder voll mit rassistischen Beleidigungen war.

joakina 14. Juli 2021 um 15:01

Es gäbe einiges zu erwidern auf deine Auslassungen hier in SV, aber die Erfahrung mit deinesgleichen hat mich gelehrt, dass es nichts bringt, sachlich und argumentativ darauf einzugehen, es ist die Mühe schlicht nicht wert. Was ich aber nicht will, ist dass Typen wie du sich hier ausbreiten in einem Forum, das Fußballfachlich das Beste ist, das ich kenne und sehr sehr schätze. Deshalb meine Bitte: „Schleich di“ in das Standardforum oder sonstwohin, wo es schick ist, gegen die Deutschen zu sudern und lass uns hier in Ruhe!“ Danke.

Daniel 15. Juli 2021 um 15:01

Sowohl Björn Kuipers als auch sein VAR haben die fraglichen Szenen nicht mit rot bewertet und werden darin in Manuel Gräfe von einem der prominentesten deutschen Schiedsrichter und in Collinas Erben vom in Regelfragen kompetentesten deutschen Medium bestätigt. Diese recht einheitliche Gegenmeinung zu deiner zeigt schon, dass das keine „absurden und eklatanten Fehlentscheidungen“ waren, sondern bestenfalls strittige Szenen, in welchen du anders entschieden hättest als die Mehrheit der betreffenden Fachleute.

Um nochmal im Detail drauf einzugehen: im Moment von Chiellinis Foul hat Saka weder Ballkontrolle noch einen direkten Weg zum Tor, da im Zentrum noch gleich zwei italienische Verteidiger näher zum Tor stehen als Saka an der Seitenlinie. Beides ist ein absolutes KO-Kriterium für einen Platzverweis wegen Notbremse.
Deutlich haariger ist Jorginho gegen Grealish. Auch ich war mir bei den ersten Bildern nicht sicher, ob das nicht ein Platzverweis ist. Hier erlaube ich mir mal, Collinas Erben zu zitieren: „Dass er Jorginho nach 113 Minuten nur Gelb statt Rot zeigte, ging ebenfalls in Ordnung: Weil der Italiener bei seinem Tackling unglücklich vom Ball abrutschte, war der anschließende Tritt auf den Oberschenkel von Jack Grealish eher ein Unfall als ein brutaler Körpereinsatz.“ In der Liveübertragung argumentierte Manuel Gräfe inhaltlich identisch.

Der Einzige, der über „böse Engländer“ schreibt, bist du. Alle anderen nennen konkrete Gründe dafür, warum sie England bei diesem Turnier eher unsympathisch fanden. Dass nur eine Minderheit davon tatsächlich mit der englischen Mannschaft zu tun hat und sich die meisten eher auf die Umgebung dieser beziehen ist richtig, aber im Fußball eigentlich immer so. Die meisten Bayern- oder Dortmundhasser haben auch eher ein Problem mit Uli Hoeneß, KHR oder Aki Watzke oder haben mal unangenehme Erfahrungen mit betreffenden Fans gemacht als dass sie wirklich Manuel Neuer oder Lukasz Piszczek nicht ausstehen könnten. Die meisten Leute finden eher das Geschäftsmodell von RB Leipzig unsympathisch als Forsberg oder Gulacsi. Spieler, Trainer, Fans und das sonstige Umfeld einer Mannschaft werden nunmal als Einheit wahrgenommen und daran entscheidet sich, ob man diese Mannschaft mag oder nicht. Bei mir persönlich (und scheinbar bin ich damit nicht allein) führen das Gesamtkunstwerk aus aggressiven Fans und einer Presse, die 76 Jahre nach Kriegsende bei jeder Gelegenheit mit Weltkriegsvergleichen kommt (und damit inzwischen international ziemlich allein ist) zu einem sehr negativen Gesamteindruck. Wenn außerdem regelmäßig behauptet wird, Schwalben und Theatralik gäbe es im „ehrlichen“ englischen Fußball nicht und auf der Insel würden Schauspieler auch von den eigenen Fans ausgepfiffen (wobei ich nicht weiß, ob dieses Märchen nur von deutschen Englandfans in die Welt gesetzt wurde oder das tatsächlich auf der Insel behauptet wird) fallen theatralisch fallenden englische Spieler halt auch besonders auf. Das heißt nicht, dass ich Engländer grundsätzlich nicht leiden kann oder mir nicht vorstellen kann, dass Mings, Kane oder Pickford privat ganz sympathische Typen sein können.

Es ist dir unbenommen, eine andere Meinung zu vertreten. Davon leben Diskussionen, insbesondere auch hier. Noch besser ist es aber, eine Meinung zu begründen und dabei nicht zu beleidigen. Du stellst eine steile These (Chiellini und Jorginho hätten vom Platz fliegen müssen) trotz völligen Fehlens einer Begründung als absolute Wahrheit dar und greifst daraufhin pauschal mutmaßlich mehr oder weniger alle hier Lesenden an („Den Deutschen ist das nicht genug“ und sie sind „armselig, peinlich und unrichtig.“ Da brauchst du dich über Gegenwind nicht zu wundern.

Rinus Michels‘ Personal Fitness Coach 14. Juli 2021 um 17:18

Rashford und Sancho haben beide verzögert-manche finden das raffiniert-ich halte davon Nichts.
Rashford hat eine enorme Schusswucht und hat es nicht nötig zu verzögern. Nimmst du dem Schuss die Spannung, geht er auch eher daneben.

Antworten

Rinus Michels‘ Personal Fitness Coach 14. Juli 2021 um 17:14

England musste nicht „zwingend“ Deutschland schlagen-Deutschland schlug in der Gruppenphase Portugal mit 4:2. Den Vize-Weltmeister Kroatien zu schlagen ist ebenfalls nicht zwingend und die starken Tschechen zu schlagen-detto. Die Ukraine mit 4:0 auf neutralem Boden nach Hause zu schlagen ist auch keine Selbstverständlichkeit.
Wenn du dies mit den Franzosen 2016 vergleichst, die für mich damals nicht einmal ein gutes Turnier spielten und Minuten von einem Unentschieden gegen Albanien entfernt waren, ist dies schon eine zu harte Keule.
Sterling ist ein Führungsspieler. Sancho und vor allem Rashford haben bei diesem Turnier kaum gespielt und wurden nur für ein 11-er-Schießen eingewechselt. Das bedeutet zu viel Druck. Saka ist 19 Jahre alt und nun der Spieler, der den entscheidenden Elfer in einem EM-Finale zuhause verschossen hat. So eine Bürde verleiht ein Top-Coach seinen Spielern nicht.
Wir sind weit entfernt von einer Küchenpsychologie. Eher reden wir von sozialer Intelligenz. Erinnere dich an die jungen Kroaten im EM-Viertelfinale 2008 gegen die Türkei. Es wurde schon zigfach bestätigt, dass es nicht gut sein kann mehrere junge Spieler in einem 11-er-Schießen an den Start zu schicken, wenn auch Alternativen parat sind. Scheitert ein Kane scheitert ein Spieler, der in der Verantwortung steht, ein Spieler, der das Scheitern im Nachhinein auch auf seinen Kappe nehmen kann.
Southgate konnte 1996 Nichts dafür, dass England ausschied. Jeder kann einen Elfmeter verschießen. Verschießt keiner einen Elfmeter gewinnt keiner. Hat ihn damals jemand zum Buhmann gemacht, so war das dumm und verwerflich.
Southgate kann im Jahr 2021 allerdings sehr viel dafür, dass die Three Lions ihr Finalspiel verloren und wenn etwas vercoacht ist, ist es vercoacht. Dieses Wort darf dann auch in den Mund genommen werden.

Antworten

Taktik-Ignorant 8. Juli 2021 um 23:49

Bei Spanien ist es nicht zum ersten Mal aufgefallen, dass ein im Mittelfeld gutes und fluides Ballbesitzspiel im letzten Drittel am und im gegnerischen Strafraum stockt; es kommt selten zu Tiefenläufen, Doppelpässen oder Kombinationen an die Grundlinie. Das liegt m.E. einerseits an der geringen Risikobereitschaft des Teams, das doch gerne lieber auf einen Sicherheitspass und einen Neuaufbau an der Mittellinie zurückgreift als auf den Risikopass in die Schnittstelle einer dicht gestaffelten Abwehr. Das führt dann oft dazu, dass nach raschen, gefälligen Kombinationen durch das Mittelfeld der Spielfluss am Strafraum stockt und die gegnerische Abwehr Zeit bekommt, sich wieder zu sortieren. Das Problem hatten die Spanier schon massiv bei der WM 2018, und sie sind es bis jetzt nicht losgeworden. So stehen einigen guten Spielen, wo der spanische Angriff ins Rollen kam (Slowakei, Kroatien) viele andere gegenüber, wo sich die spanische Mannschaft trotz hoher Ballbesitzquote und vieler früher Ballgewinne schwer damit tat, wirkliche Torchancen zu erspielen. Auch Spanien fehlt da wohl bei aller Wertschätzung für Morata ein (oder zwei) Stürmer, die häufig genug im Strafraum präsent sind und einen hinreichenden Teil ihrer Chancen nutzen.

Von Italien war ich überrascht, wie wenig Zugriff sie auf das Spiel bekamen. Es war insgesamt ein Match mit wenig Torgelegenheiten, die Spanier hatten etwas mehr davon und etwas bessere, aber das Elfmeterschießen war die logische Folge eines Spiels, in dem sich zwei Mannschaften auf hohem Niveau gegenseitig neutralisierten. Bei Italien wäre die Frage, ob die gerade in der ersten Halbzeit beobachteten häufigen Fehler im Spielaufbau wirklich von Spanien erzwungen waren oder doch auch mit Nervosität zu erklären wären – nicht alle Abspiele schienen auf Gegnerdruck zurückzuführen, auch wenn sich die Spanier auf die hastigen Pässe, die die Italiener gerne spielen, um Dynamik zu erzeugen, gut eingestellt hatten.

Antworten

studdi 9. Juli 2021 um 10:39

Also ich fand schon das Spanien recht gute Torchancen hatte. Oryazabal in Hälfte eins muss einfach nur den Ball richtig Stoppen ebenso in Hälfte 2 sein Kopfball war schon eine sehr gute Chance. Olmos schuss aus Hälfte eins war auch schon eine sehr gute Chance.
Auch übers Turnier gesehen fand ich hatte man im Spiel gegen Schweden auch noch recht viele Chancen somit wäre man nur beim Spiel gegen Polen wo man meiner Meinung nach nicht so viele Chancen hatte.
Weis nicht ob es im Turnier eine andere Mannschaft gab die Insgesamt mehr Chancen hatte pro Spiel.

Ich fand in diesem Spiel hat man ja durchaus gesehen was für ein Vorteil dieses Ballbesitzspiel der Spanier gegenüber anderen Ballbesitzspielen (hier Italien) hat. Italien sucht durchaus schneller den Weg nach vorne oder in die Zwischenräume anstatt den Gegner erstmal ruhig nach hinten zu drängen. Wie dies die Spanier tun. Die führte in diesem Spiel dann doch zu etwas „kontrollverlust“ der Italiener und man konnte keine längeren Ballbesitzpassagen einstreuen und war somit dann doch (zu) viel mit Verteidigen beschäfftigt.

Antworten

tobit 9. Juli 2021 um 10:59

Seh ich genauso. Die Spanier waren selbst in einem für sie unsauberen Spiel noch sicherer und schneller im Kombinationsspiel als jedes andere Team der EM.

Und nur weil sie bis zum Strafraum nahezu perfekt spielen können, muss man im Strafraum jetzt keinen höheren Standard an sie anlegen als an andere. Wenn sie den erreichen könnten, wären sie schon vor dem Turnier ein Topfavorit gewesen.
Klar gibt es da deutlich kaltschnäuzigere Teams. Die kommen aber meist längst nicht so konstant an den Strafraum, und das legen wir ihnen ja auch nicht krass negativ aus. Es gibt aber auch genug (Top)Teams, die vor dem Tor nicht besser aussehen.

Antworten

Taktik-Ignorant 9. Juli 2021 um 12:54

Im Endeffekt kommt es auf Effizienz an, und da hat Italien aus weniger genauso viel gemacht wie Spanien. Mir scheint es da tatsächlich so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit zu geben, dass Teams, die von vorneherein wissen, dass sie nur 2-3 Chancen haben werden, in der Lage sind, die dann auch konsequent zu nutzen. Oryazabal hat diese Qualität offensichtlich nicht. Morata und Olmo brauchen auch zu viele Chancen (so wie bei Deutschland z.B. Timo Werner). Warum das spanische Paßspiel, das bis zum Strafraum überragend ist (in der Kombination von Kreativität, Geschwindigkeit und Präzision), dann aber am gegnerischen Strafraum so zum Erliegen kommt, erschließt sich mir nicht.

Antworten

studdi 9. Juli 2021 um 13:19

Hm also um das mit der Effektivität zu Untermauern müsste man wirklich mal über einen längeren Zeitraum eine Statistik führen. Da sind so kleine sample sizes meist nicht aussagekräftig. Selbst wenn man von 3 Chancen 1 macht heisst das ja nicht das man Effektiver ist als wenn man 1 Tor aus 6 Chancen gemacht hat. Das könnte genau so gut sein das man selbst auch nur 1 Tor aus 6 Chancen gemacht hätte.
Was das Passspiel betrifft ist am Gegnerischen Strafraum eben auch der Raum schlichtweg kleiner in sofern ist es dort schwieriger genau Päse zu spielen und zu verarbeiten und Raum zu finden.
Denke das fält bei Mannschaften wie Spanien auch immer nur extremer auf weil sie eben öfter in solche Situationen kommen als andere. Wenn man da immer so einfach durch käme und Chancen nutzen würde wäre Fußball eben auch kein Low Scoring Game.

Antworten

rayclaudio 12. Juli 2021 um 23:39

Naja, wenn man den Gegner geduldig nach hinten drück, hat der dann auch alle Feldspieler hinter dem Ball, wo der Raum eh schon knapp ist. Dann ist das Stocken des Passspiels am Strafraum ja fast vorprogrammiert. Da gefällt mir die vertikalere Spielanlage von Italien dann doch deutlich besser, auch wenn sie dann und wann zu überhastet wirkt oder zu früh der Risikopass gespielt wird. Präzision und Ballsicherheit im Spanischen Passspiel sind aber schon beeindruckend. Zudem fand ich auch, dass sie es gegen Italien nochmals deutlich schneller gespielt haben, als vorher gegen die Schweiz.

Antworten

Rinus Michels‘ Personal Fitness Coach 13. Juli 2021 um 00:14

Ich denke es kommt immer darauf an, wie eine Philosophie durchgezogen wird.
Spanien war gegen den Europameister Italien deutlich überlegen und hätte bei besserer Chancenauswertung die Belohnung für die eigene Spielweise erhalten.
Das gepflegte Kurzpassspiel ist nun einmal ihre Herangehensweise und diese wird Spanien nicht von Heute auf Morgen ändern. Es benötigt eben auch die großen Persönlichkeiten, die die eigene Philosophie umsetzen und die Torgefahr im letzten Drittel.
Die Gefahr des (manchmal eben auch überhasteten) Vertikalspiels ist bei all seinen Vorzügen eben auch der schnelle Verlust des eigenen Ballbesitzes, das Nicht-Zustandekommen oder Gebrochen werden des eigenen Rhytmuses, oder schlichtweg die körperliche Belastung durch sehr schnell vorgetragene Konter. Diese Sprints kosten dann schon auch dementsprechend Kraft, die im Anschluss fehlt.
Bei rhytmischem Ballbesitzspiel ist die körperliche Belastung ausgewogener- verteidigen-Supersprint-verteidigen-Supersprint-das ist nicht immer nur gesund.

Antworten

savona 16. Juli 2021 um 00:28

Irgendwie kam mir der Tonfall bekannt vor. Und in der Tat gab es vom selben Autor nach der EM 2016 eine ähnliche Suada, der ich hier noch die Antwort eines Landsmanns beifüge.

Don Loko8. Juli 2016 um 13:37

Es ist stellenweise wirklich grausam zu lesen, wie schlechte Verlierer die Deutschen sind. Quer durch alle Foren – unabhängig ob rechts, links, liberal, Fachpresse oder Schundblatt – wird fast einstimmg nur gejammert, wie gut die eigene Mannschaft war und wie ungerecht das Ausscheiden, es werden dauernd Ausreden gesucht wie Verletzte oder Schiedsrichter, und nicht zuletzt werden auch noch andere Mannschaften für ihre Art Fußball zu spielen verhöhnt.
Die Wahrheit, liebe Deutsche, ist:
1.) Ihr habt ein wirklich tolles Team, dass allen anderen Nationalmannschaften taktisch überlegen ist. Dies fúhrt dazu, dass das Deutsche Team über weite Strecken eines Spiels in der Lage ist, den Ball zu kontrollieren.
2.) Für dieses System der Ballkontrolle, das gespielt wird, hat Deutschland eigentlich gar nicht die geeigneten Spieler. Ganz selten – und im Gegensatz zu Spanien – entscheidet Deutschland Spiele aus dieser Ballbesitzüberlegenehit heruas. In der Regel sind es dann doch nur Kopfbälle nach Flanken (Hummels, Boateng, etc) oder glückliche Aktionen (wie abgefälschter Ball), die zu Gunsten Deutschlands entscheiden.
3.) Deutschland Ist durch seine Art zu spielen natürlich in der Lage, dieses notwendge Glück auch zu erzwingen, allerdings – bleibt das Glück mal aus – wird doch auch sichtbar, dass die individuelle Klasse der einzelnen Spieler auf dem hohen Niveau eher bescheiden ist. Weltklasse kann man uneingeschränkt nur Neuer und Boateng bezeichnen, Kroos ist auch noch sehr gut, Ōzil zeigt sein überragendes Potential viel zu selten, und Hummels ist sicher auch internationale Klasse. Alle Anderen, wirklich alle (auch Müller, Kimmich, etc) hätten überhaupt keine Chance bei den meisten anderen Mannschaften zum Einsatz zu kommen. So sehr man gesehen hat, wie Deutschland in det Lage ist, Frankreich taktIsch zu dominieren umd auch die Angstlichkeit der noch nicht mit viel Sebstvertrauen ausgestatteten Franzosen auszunutzen, so sehr hat man auch gesehen, dass Frankreich individuell über die viel besseren Spieler verfügt.
4.) Es gibt keine Mannschaft in der Historie des Fussballs, welche mehr durch falsche Schiedsrichterentscheidungen profitiert hat, als Deutschland. Von 1982 Schuhmacher gegen Battiston, über die EM 1996 (Foul Kohler vor Siegtor gegen Kroatien), 2010 aberkanntes Tor England, bis zum Finale 2014 (klare rote Karte Neuer, aberkanntes Tor Argentinien), waren dIe Schiedrichter immer auf Seiten Deutschlands. Als einziges Gegenbeispiel fällt mir hur das Wembley Tor ein. Gerade Rizzoli als Grund für das Ausscheiden zu bemühen, ist nur peinlich.
5.) Es gibt auch keine andere Mannschaft, die so viel Erfolg mir derart peinlich schlechtem Fussball gehabt hat, wie Detuschland. Abgesehen von der Generation Beckenbauer, eine der besten aller Zeiten, ist die jetzige Generation die einzige, die uneingeschränkt Bewunderung von der gesamten Fußballwelt erhält. Vor allem in den 80er Jahren und auch in den 90ern (trotz WM und EM Titel) war Detuschland ob seines Fußballs nur gefürchtet, aber trotz der Erfolge nie bewundert, weil es zu oft nur grausam war, was dargeboten wurde. Und der WM Finalist von 2002 war mit Sicherheit eine der schlechtesten Mannschaften, die jemals in einem Finale gestanden sind. Dass man jetzt andere Manschaften für ihren Spielstil bei dieser EM beleidigt, und den Portugiesen zum Beispiel die Finalwürdigkeit abspricht, ist daher ein ganz mieser Stil.
5.) Deutschland ist unbestritten die erfolgreichste Fussballnation Europas und der wahrscheinlich der Welt, ich glaube, auch Brasilien kann da nicht mithalten. Ich frage, wie man mit einer großen Vergangenheit so jämmerlich nach Ausreden suchen kann, anstatt Größe zu zeigen? Die wunderbaren, spielerisch bescheidenen aber heldenhaft kämpfenden Italiener müssen gegen Deutschland das GESAMTE Mittelfeld vorgeben, und verlieren kein Wort darüber,mauch nach der Niederlage nicht. Bei Frankreich muss die GESAMTE Innenverteigung inklusive Ersatzspieler vor dem EM passen, und mit Benzema muss ein Stürmer zu Hause gelassen werden, der mehr Klasse hat, als die gesamte deutsche Offensive zusammen. Trotzdem ist dies kein Thema, auch wenn Frankreich vor allem zu Beginn nur dirchwachsene Leistungen zeigt, weil eben auch die Leistungen des Gegners gewürdgt werden. Und Deutschland? Vor der EM sagt jeder großspurig, man hat den besten Kader der Welt, dann fehlen 3 Spieler im Halbfinale, und schon ist eine große Verschwörung im Gange (unberechtgte gelbe Karte, zu viele Spiele für die Topspieler, usw.). Liebe Freunde, das ist jämmerlich.
6.) Fazit: Ihr habt eine sehr gute Nationalmannschaft, und hättet den Titel,gewinnen können, und es wäre auch verdient gewesen. Aber dies trifft auch auf Spanien, Italien oder Kroatien zu. Ihr seid also nichts Besonderes, auch bei det WM wart ihr das nicht, und das ist gut so.
Gegen Frankreich seid ihr verdient ausgeschieden, weil die einfach die viel besseren Einzelspieler haben. Ich verstehe, dass es schmerzt, weil ihr wart mutiger und hattet nicht die Hosen voll, wie manche der französischen Spieler, aber man kann nicht of mmer gewinnen, vor allem nicht mit Spielern, die viel zu uberschätzt sind. Es muss einen Grund haben, warum der bester Trainer aller Zeiten (der, der jetzt in England ist), Schweinsteiger los geworden ist und Spieler wie Götze und Müller nicht haben will, Lahm jedoch in den höchsten Tönen lobt. Hier ist also etwas falsch gelaufen in der Nationalmannschaft in den letzten Jahren. Ich bin sicher ihr werdet daraus die richtigen Lehren ziehen, also entweder auf geeignete Spieler zurückgreifen – die zweifellos da sind, man muss ihnen nur vertrauen – oder eben das Spielsystem an diejenigen anpassen, die man gerade zu Verfügung hat, aber dann wären wir vielleicht wieder beim hässlichen deutschen Fussball der 80er Jahre, unansehnlich aber erfolgreich. Man kann halt nicht alles haben.

Pattso8. Juli 2016 um 20:23

Lass mich raten, du bist Österreicher.
Nun sage ich dir als Deutsch-Österreicher der beide Seiten kennt, dass deine im sachlichen Gewand daherkommende Kritik nur der übliche Schmäh ist.
Ich könnte deine Punkte im Detail widerlegen bzw. dir beweisen, dass du verallgemeinerst bzw. menschliche Eigenschaften einer Nation zuweist aber ich habe keine Lust dazu. Wer seine Ausführungen mit „DIE Deutschen“ beginnt würde ohnehin nicht verstehen, nur soviel, ich habe das IT-Spiel mit meinen norditalienischen Kollegen geschaut und die haben lamentiert und gejammert ob der Ausfälle. Wie viele Deutsche halt auch.

Ein kleiner Tipp. Nichts, absolut nichts langweilt so sehr wie die paar Österreicher, die einem im Beisl nach dem dritten Achtel mit ihrem Komplex auf den Sack gehen. Kein Niederländer käme auf den Schmarrn sich als Niederländer zu definieren weil er kein Deutscher ist. Der ist Holländer weil er den spanischen König immer geehrt hat. Den Deutschen braucht der nicht dazu.
Lass es. Es langweilt und nervt und es ist kleinmütig und zeugt von fehlendem Slebstbewussstein. Das ist aber kein Problem DER Österreicher. Das ist dein Problem.

Zurück zum Fußball.

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Don Loko Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*