Aspektanalyse: Aus Tradition attraktiv

3:3

Hecking wechselt plötzlich die Grundformation. Nagelsmann versucht verschiedene Anpassungen, die bestenfalls zeitweise funktionieren. Die Geschichte eines spektakulären Bundesligaspiels.


Ausgangslage: Die Macht des 3-Raute-3

Bei den letzten beiden Aufeinandertreffen mit Hoffenheim erzielte Borussia Mönchengladbach jeweils 3 Tore. Dies sollte auch in diesem Spiel der Fall sein. Doch dafür musste sich Trainer Dieter Hecking etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Bei aktuell 7 Verletzten im Kader, die teilweise auf Schlüsselpositionen gesetzt sind (Kramer, Zakaria, Vestergaard), waren er und sein Team dazu gezwungen, kreativ zu reagieren, was sie auch taten – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie packten eben einfach alle fitten Kreativspieler aufs Feld und den kürzlich genesenen Raffael auf die Bank.

Nach etwa 20 Minuten wurde Bobadilla zur Nummer 8, jedoch nicht taktisch gesehen, sondern was Verletzungen betrifft. Er zog sich als aktuell sechster Spieler im Kader der Borussia eine Muskelverletzung zu, was durchaus Fragen in Bezug auf die sportwissenschaftliche und -medizinische Steuerung aufwirft. So kam jedoch Drmic zum Einsatz und nach langer Zeit auch wieder einmal zu einem Tor.

Außer ihm, dem besagten Raffael und Fabian Johnson gab es auf der Bank zwar drei klangvolle, aber weitestgehend unbekannte Namen: Mandela Egbo, Florian Mayer und Marcel Benger (Wortspiele verbieten sich an dieser Stelle).

Die Folge war auf dem Feld eine Mischung aus 3-1-4-2 und 3-Raute-3 bei eigenem Ballbesitz. Vor Torhüter Sommer bildeten Jantschke, Ginter und Elvedi eine Dreierkette. Cuisance gab den defensiven Mittelfeldspieler, Stindl sowie Hofmann kamen auf den Achterpositionen zum Einsatz. Wendt und Herrmann bearbeiteten die Flügel. Hazard pendelte zwischen der Rolle als zweiter Stürmer und Zehner. Es war erst das zweite Mal in dieser Saison, dass die Borussia von ihrem typischen 4-4-2(-0) abwich.

Hoffenheim setzte dagegen weiterhin auf das übliche 5-3-2. Die Kraichgauer mussten ebenfalls auf den ein oder anderen wichtigen Spieler – namentlich Geiger, Rupp, Demirbay und Posch – verzichten, doch hatten noch genug Alternativen, um die Positionen adäquat auszufüllen.

Torhüter Baumann spielte hinter der mittlerweile etablierten Dreierkette mit Akpoguma, Vogt und Hübner. Der Ex-Gladbacher Polanski rückte als Sechser neu in die Mannschaft, wodurch Grillitsch eine Position weiter nach vorne rückte. Gleichzeitig kehrte Amiri auf der anderen Halbposition in die erste Elf zurück. Die Flügelverteidiger Schulz und Kaderabek sind demgegenüber ohnehin gesetzt. Selbiges gilt momentan für Gnabry und Kramaric an vorderster Front.

Die grundsätzlichen Ausrichtungen bei Ballbesitz Mönchengladbach.

Gegen die Gladbacher Grundformation ergaben sich in dieser Konstellation mehrere Probleme für das Mittelfeldpressing der TSG Hoffenheim: Zum einen konnte sich Cuisance relativ frei zwischen Mittelfeld und den beiden Stürmern der Gäste bewegen. Pässe zu ihm sollten grundsätzlich durch eine engere Positionierung von Gnabry und Kramaric verhindert werden, was jedoch nicht einfach mit dem Pressing in äußeren Zonen verknüpft werden konnte.

Hier sorgte die Borussia aus der im Zentrum überaus präsenten Formation immer wieder gezielt für Überladungen, was auch mit offensiven Rollen der Halbverteidiger Elvedi und Jantschke zusammenhing. Die Muster unterschieden sich auf links und auf rechts etwas – auch aufgrund der eingesetzten Spielertypen.

Elvedi stieß auf links zunächst etwas höher und direkter vor. Stindl zeigte sich im dortigen Halbraum wie üblich präsent und kombinationsfreudig, während der Zielspielertyp (Bobadilla oder Drmic) ebenfalls leicht hierhin tendierte. Wendt rückte zudem aus seiner breiten und hohen Position im Laufe des Zusammenspiels immer mal wieder ein. Somit lag der Fokus hier klarer auf dem Kombinationsspiel im Halbraum.

Dazu trug wiederum die Rolle Hazards bei, der so etwas wie ein freies Radikal zwischen den Linien darstellte und sich sehr beweglich zeigte. Er wurde somit zum „Überladungsspieler“, der beidseitig für numerische Vorteile sorgte. So gab es immer wieder Momente, in denen nahezu alle zentralen Spieler von Mönchengladbach sich im linken Halbraum wiederfanden, wenn Stindl etwas höher schob. Cuisance und Hofmann gingen entsprechend nach links mit herüber – ein situatives 3-2-4-1.

Auf rechts wurde letztgenannter gemäß seines Spielertyps anders eingebunden als Stindl. Jonas Hofmann ist im Gegensatz zum Kapitän ein unterstützender Akteur, der eher unspektakulär uns stabil verschiedenartige Aufgaben erfüllen kann. Was den reinen Spielverlauf angeht, mag diese Beschreibung aufgrund einiger weniger wilder Szenen (etwa seinen Ballverlust im Dribbling gegen den Schiedsrichter vor dem 2:3) kaum bis gar nicht zutreffen. Doch im Sinne der Gladbacher Struktur auf seiner rechten Seite war er als „role player“ von nicht zu unterschätzendem Wert.

Hier dribbelte Jantschke mit Ball am Fuß etwas mehr gen Seitenlinie, wo Patrick Herrmann grundsätzlich breit blieb und nicht so klar horizontal einrückte wie Wendt es manchmal tat. Wenn er die Grundlinie verließ, dann etwa um gezielt den Raum hinter Schulz beziehungsweise neben Hübner zu attackieren oder für Flanken von der anderen Seite zur Verfügung zu stehen. Beide Faktoren bedingten unter Mitwirkung der Hoffenheimer einen höheren Fokus auf Flügelzonen, über die der Ball dann (diagonal) nach Innen und anschließend in die gegenüberliegenden Zonen des Spielfelds gebracht werden sollte.

Die Wechselwirkung zwischen Hofmann und Hazard gewann hier an Bedeutung, da der Belgier auch eher halbrechts startete und mit vergleichsweise kurzen, weniger aufwändigen Bewegungen als zur anderen Seite, bereits in dieselbe Zone eindrang. Hofmann konnte entsprechend helfen, Passwege zu ihm freizuziehen und grundsätzlich ein zu leichtes Zuschieben durch die Hoffenheimer am Flügel verhindern.

Die beidseitigen Überladungen boten darüber hinaus schlichtweg eine teils herausragende Präsenz für das Gegenpressing, was es den Gladbachern erlaubte, auch immer wieder mal den ein oder anderen riskanteren Pass zu spielen und das Tempo mit schnellen Kombinationen entsprechend hochzufahren.

Dabei blieb jedoch stets die Gefahr für Hoffenheim präsent, im Zentrum überwunden zu werden. Positionierten sich Stindl und Hofmann beispielsweise im Rücken der Mittelfeldspieler, kamen diese gewissermaßen in die Situation, Cuisance noch als unmittelbare Anspielmöglichkeit im Blick zu haben, aber gleichzeitig auch jene Lücken hinter sich schließen zu wollen. Staffeln sie sich zu weit vorne, kann dies beispielsweise über den Umweg nach außen bespielt werden. Staffeln sie sich zu weit hinten, bekommt Cuisance genug Raum für ein Zuspiel.

Gleichzeitig mussten sie darauf achten, auch horizontal nicht zu eng beieinander zu stehen, womit der Zugriff auf den Flügel erschwert würde, wo Schulz und Kaderabek im ersten Moment von Herrmann sowie Wendt gebunden wurden. Eine zu breite Staffelung öffnete wiederum Lücken für ein Spiel in den Zwischenlinienraum, für das Bobadilla und Hazard entsprechend Gegenspieler banden, indem sie sich entweder zwischen mehreren Hoffenheimern oder direkt vor ihnen positionierten.

Stindl und Hofmann bewegen sich hinter das Mittelfeld der TSG, Bobadilla und Hazard nach links verschoben.

Hielten sich Stindl und Hofmann oder auch die beiden vorderen Akteure nun allgemein im Sichtfeld von oder unmittelbar vor den Mittelfeldspielern Hoffenheims auf, so provozierten sie damit das Aufnehmen von zeitweiligen Mannorientierungen. Dadurch wurden dann gewissermaßen potentielle Gegenspieler für Cuisance weggeblockt. Konnten die Stürmer den Passweg zu ihm nicht versperren, wurde er anspielbar.

Die Mannorientierungen wirkten sich in diesem Fall auch auf etwaige Folgeaktionen aus, weil mit Ausnahme des Rückwärtspressings der Stürmer nicht klar war, wer nun Zugriff herzustellen hatte. Gleichzeitig sollte wiederum verhindert werden, dass Spieler aus tieferer Position in den Rücken des Mittelfeldes gelangten. Dies machte es beispielsweise möglich, dass Hofmann Passwege zum zurückfallenden Hazard frei zog, der anschließend den Halbraum offen vor sich hatte.

Das Mittelfeld von Hoffenheim wird von mehreren Spielern besetzt, Raum für Cuisance im Zentrum. Anschlussaktion über Hofmann und Hazard.

Nagelsmann sucht nach Lösungen. Oder: Wie presst man eigentlich gegen ein 3-Raute-3?

Julian Nagelsmann musste sich dementsprechend damit auseinandersetzen, wie er gleichzeitig für klaren Zugriff im Zentrum sorgen und die Hausherren im Zweifel auf Außen isolieren konnte. Entsprechende Ansätze zeigten sich vor allem auf Hoffenheims linker Seite deutlich, was mehrere Gründe haben könnte.

Einerseits hielt man das Spiel über ein Pressing auf dieser Seite zunächst eher von Lars Stindl entfernt und hatte mit Jantschke und Herrmann vergleichsweise limitierte Spieler gegen sich, die im Normalfall etwas mehr Raum für ihre Aktionen benötigen. Andererseits, und das könnte viel entscheidender sein, stand Nagelsmann selbst genau an dieser Stelle des Spielfeldes, sehr nah an der entscheidenden Zone.

In einem lauten Stadion konnte er hier die Spieler noch am ehesten erreichen. Sie können natürlich Informationen an weiter entfernte Mitspieler weitergeben, was jedoch den entsprechenden Effekt durchaus beeinträchtigt.

Das ist kein aus der Luft gegriffenes Phänomen: Profitrainer haben derlei Auswirkungen durchaus schon thematisiert. Im schlimmsten Fall bekommt nur ein Teil der Mannschaft die Information mit, wodurch in der Regel ungewollt eine Asymmetrie entsteht. Nicht umsonst wurde für eine tatsächlich die entfernte Seite betreffende Änderung ein DIN A5-Zettel über Schulz und Polanski bis hin zu Amiri weitergereicht.

In direkter Nähe zur Trainerbank wurde nun also zunächst sichtbar, dass Kramaric weit nach außen presste und Cuisance in seinen Deckungsschatten nahm, Grillitsch schob auf Hofmann durch, Polanski sicherte das Zentrum. Während die gesamte linke Defensivseite somit praktisch direkte Gegenspieler zustellte, verweilten sowohl Amiri (Zugriff auf Stindl und Cuisance) sowie Gnabry (Zugriff auf Ginter und Cuisance) in Zwischenpositionen.

Kramaric presst nach Außen, Jantschkes Anspieloptionen werden eng zugestellt, Amiri und Gnabry in Zwischenpositionen.

Doch an dieser Stelle kam die Interaktion zwischen Hazard und Hofmann ins Spiel. Die TSG hatte, besonders in Person von Grillitsch zunächst keine Antwort auf eine Positionsveränderung des ehemaligen Dortmunders. Vielmehr fehlte nunmehr der Orientierungspunkt.

Dies wurde vor allem im Zusammenwirken mit Kramaric problematisch, weil nicht mehr wirklich klar war, wer auf Jantschke herauspressen sollte. Selbst wenn Kramaric dies weiterhin getan hätte, wäre der Pass hinter Grillitsch immer noch möglich gewesen. Hofmann band durch seinen Tiefenlauf Hübner. Polanski sicherte weiterhin das Zentrum und konnte Hazard nicht zu weit verfolgen. Selbiges galt für Schulz, der bereits Herrmann auf den Fersen war.

Somit ließ sich für die Borussia ein 2 gegen 1 auf Hübner erzeugen und der Raum hinter Schulz wurde nutzbar. Gleichzeitig wurde im Anschluss Amiris etwas erhöhte ballferne Position zum Nachteil, da Stindl nach dem Durchbruch einen kürzeren Weg zum Strafraum vor sich hatte und sich entsprechend in den Rückraum oder ballfernen Halbraum absetzen konnte.

Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Kramaric und Grillitsch, Positionswechsel erzeugt freien Spieler für Gladbach, Übergang auf andere Seite möglich.

Darauf fanden die Gäste kurze Zeit später eine recht passende Antwort: Grillitsch rückte klar auf Jantschke vor, der nun aus anderem Winkel angelaufen wurde und nicht mehr diagonal nach innen passen konnte. Grillitsch behielt somit auch Hazard im Deckungsschatten.

Kramaric ließ sich im Gegenzug weiter innen zurückfallen. Er hatte damit Zugriff auf Cuisance und Hofmann im Halbraum. Gnabry konnte ebenfalls auf letzteren ins Rückwärtspressing gehen und hatte darüber hinaus Ginter im Blick. Ballfern ermöglichte dies Amiri zudem etwas breiter zu bleiben und den Halbraum mit zu sichern.

Mönchengladbach bespielte dies beispielsweise wiederum, indem sie derlei Zuordnungen mit entsprechenden Bewegungen zunichtemachten. So wich Hofmann auch einmal auf den Flügel aus (O-Ton Hecking: „Gut so, Jonas!“), wodurch Schulz sich gleich zwei Gegenspielern ausgesetzt sah.

Als Grillitsch zögerte, ob er ihn nun aufnehmen sollte, war es bereits zu spät, noch Druck auf Jantschke auszuüben. Cuisance bewegte sich zudem etwas höher in den von Hofmann freigemachten Raum und wurde vom tieferen Stürmer entsprechend verfolgt. Hazard wurde einmal mehr als freier Spieler gefunden, der nur durch das Herausschieben von Polanski entscheidend gestört werden konnte.

Kramaric sichert im Zentrum, Grillitsch nutzt Deckungsschatten, Amiri weniger eingerückt und tiefer.

Auf der eigenen rechten Seite hatte sich einer der Stürmer bereits zuvor etwas häufiger in eine tiefere Position bewegt, um den Weg ins Zentrum konsequenter zu schließen. Hier agierte zudem Amiri durchweg etwas passiver.

Es ging wohl vielmehr darum, den Passweg in Richtung Stindl zu schließen. Auch Kaderabek hielt sich zurück. Akpoguma löste sich hingegen deutlich aktiver aus der Kette und überließ den (Stoß-)Stürmer entsprechend Vogt, um zwischen den Linien für Zugriff zu sorgen. Elvedi wurde mehr Zeit zugestanden, während seine Anspieloptionen mit einer diagonalen Staffelung schwerer erreichbar gemacht wurden.

Pressing auf rechts: Passiveres Verschieben, diagonale Staffelung mit Kramaric.

Zum Problem wurde die tiefere Position von Kramaric wirklich, wenn der Ball sich im Zentrum befand und der Kroate hier weiterhin Nähe zu Cuisance suchte. Dadurch verringerte sich die Präsenz der TSG in der ersten Pressinglinie. Das Spiel konnte nicht mehr so gut wie zuvor an einer der Seitenlinien festgemacht werden.

Innerhalb der Dreierkette oder auch mit Unterstützung des spielstarken Sommer gab es für Gladbach mehr Möglichkeiten, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und von einer Seite zur anderen durchzuspielen. Ginter hatte gleichzeitig weniger Druck und konnte seinerseits mit dem Ball am Fuß andribbeln.

Dabei erkannte etwa auch Hazard gut, dass sich Raum auf dem Flügel ergab. Er bewegte sich beispielsweise nach links heraus, um dort für eine noch klarere Überzahl zu sorgen. Stindl hielt sich im Gegenzug zentraler, band den weiterhin weniger auf direkten Zugriff eingestellten Amiri und konnte anschließend im linken Gladbacher Halbraum attackieren.

Kramaric orientiert sich an Cuisance, Gladbach kann links überladen.

Kurze Zeit später reagierte Nagelsmann dann eben mit dem berüchtigten Zettel. Die direkte Zuordnung auf Cuisance wurde beibehalten, aber nun von Amiri ausgeführt. Er wurde zum Zehner im 5-2-1-2, während Grillitsch und Polanski die Positionen dahinter einnahmen.

Kramaric ging wieder in die erste Pressinglinie. Dort konnte er ebenso wie Gnabry die Halbverteidiger von innen nach außen anlaufen und in Richtung Seitenlinie drängen. Der Plan scheiterte jedoch daran, dass der Sechserraum nun nicht mehr so gut wie zuvor zugestellt wurde. Stindl und Hofmann hielten sich zum Beispiel etwas breiter und wurden von Grillitsch beziehungsweise Polanski lose verfolgt.

Die Passwege zwischen Amiri und einem der Sechser wurden somit bei Ballbesitz im Zentrum geöffnet. Akpoguma versuchte dies beispielsweise mit noch aktiverem Herausrücken zu kaschieren. Doch Hazard und Drmic bewegten sich gut in Relation zueinander und verhinderten derlei Momente zum Teil durch gut abgestimmte Positionswechsel.

Zudem mussten beide Sechser aufgrund der Überladungen weiterhin viel zum Flügel mitschieben, was den zuvor durch Amiri noch eher abgedeckten ballfernen Halbraum im Zweifel bespielbar machte. Dies wurde zu einem der entscheidenden Faktoren beim zwischenzeitlichen 1:1.

Nach einer Überladung auf rechts gelangte der Ball ins Zentrum zu Cuisance. Dieser hatte den völlig freien Stindl zu seiner linken im Halbraum. Akpoguma stand im direkten Duell mit Drmic ebenfalls leicht nach links versetzt. Während Polanski ihn von der anderen Seite unter Druck setzte, täuschte Cusiance den offensichtlichen Pass auf seinen Kapitän an. Akpoguma leitete daraufhin bereits die Vorwärtsbewegung ein. Cuisance erkannte dies und spielte durch die zentrale Schnittstelle zum in die Tiefe startenden Drmic, der nach Doppelpass mit Baumann traf.

Umstellung auf 5-2-1-2: Potentiell offenes Zentrum.

Alles irgendwie auf Anfang und weiterer Verlauf

Dementsprechend stellte Nagelsmann nach der Pause vom 5-2-1-2 wieder zur ursprünglichen Formation im 5-3-2 um, bei dem die Stürmer einerseits etwas breiter agierten. Cuisance befand sich andererseits auch nicht mehr in Manndeckung, sondern wurde eher im Deckungsschatten gehalten oder bei der Ballannahme entsprechend so gestört, dass er nach Außen weiterspielen musste.  Die TSG agierte nun insgesamt mehr darauf fokussiert, die zentralen Räume zu verschließen.

Auch und gerade Kramaric hielt sich als Achter nach der Einwechslung Uths tiefer und versperrte den Halbraum. Jantschke wurde nun vom jeweiligen Stürmer angelaufen. Auch Schulz verfolgte Herrmann nun nicht mehr direkt, sondern rückte erst bei gespieltem Pass heraus. Dies war dahingehend effektiv, dass die Borussia nun tatsächlich mehr über die Flügel spielen musste, sich damit jedoch ebenfalls zu arrangieren wusste.

Die Gastgeber wechselten schließlich Raffael für Herrmann ein, wodurch Hazard zum Flügelläufer wurde. Er konnte den Ansatz der Hoffenheimer etwa durch Dribblings ins Zentrum vor Probleme stellen.

Rückumstellung auf 5-3-2 mit höherem Fokus auf das Schließen zentraler Bereiche.

Noch wichtiger wurde in diesem Kontext schließlich das bekannte Zusammenspiel von Raffael und Stindl. Nach der Einwechslung des Brasilianers stand ein entscheidender Kreativspieler mehr auf dem Rasen. Zudem liefen die Gladbacher einem Rückstand hinterher. Dies führte zu einer noch mal fluideren Spielanlage, bei der einfach auch enorme Präsenz in vorderen Zonen erzeugt wurde.

Die gesamte Dreierkette rückte sehr weit mit auf. Hoffenheim zog sich mit dem Fokus auf das Absichern von Räumen hingegen kontinuierlich weiter zurück. Die Abwehrkette hatte teils erhebliche Schwierigkeiten auf die vielen unterschiedlichen Bewegungen Antworten zu finden.

Nagelsmann reagierte ein letztes Mal mit der Einwechslung von Nordtveit für Amiri und mit der Umstellung auf ein 5-4-1. Dieses wollte er aber anscheinend nicht zu passiv spielen lassen. Situativ konnten verschiedene Spieler, insbesondere eben Nordtveit, ein 5-3-2 herstellen, um die Abwehrreihe weiterhin etwas unter Druck zu setzen. Cuisance und auch andere Spieler ließen sich daraufhin situativ etwas tiefer mit zurückfallen.

Vor allem wurde allerdings die Lücke im linken Halbraum hinter Nordtveit von eben Raffael und Stindl bespielt. Ein hoher Ball vom deutschen Nationalspieler in Richtung Hofmann brachte die entscheidende Ecke ein. Der Brasilianer bereitete in deren Folge dann schließlich das 3:3 durch Ginter vor.

Letzte Umstellung auf 5-4-1: Mehrere Spieler können situativ ein 5-3-2 erzeugen, Grillitsch sichert. Positionswechsel und Zusammenspiel von Stindl und Raffael im linken Halbraum.

Fazit

Die Aussagen, die Trainer mittlerweile auf Pressekonferenzen tätigen, verdeutlichen einerseits die Entwicklung, welche in den letzten Jahren in Hinblick auf die Herangehensweise, Darstellung und grundsätzliche Wahrnehmung von Spielen durch sie selbst und die Öffentlichkeit stattgefunden hat. Andererseits liefern sie in konkretem Fall auch eine passende Beschreibung des Spiels als solches.

„Ich glaube am Ende des Tages ein sehr schönes Spiel für Zuschauer, sehr emotional für die Leute, die auf den Rängen saßen. Für Trainer auch, aber ich glaube für beide (..) ist es nicht so ein überragendes Gefühl. Ich kann heute ganz gut mit dem Punkt leben, weil ich nicht glaube, dass wir mehr verdient haben. Weil wir Gladbach in der Grundordnung nicht erwartet haben (…) und da hatten wir ein bisschen Probleme über das Spiel gesehen Zugriff zu kriegen. Dann haben sie einfach sehr gute Fußballer in den Halbräumen gehabt und da mussten wir viele Anpassungen vornehmen, was ein bisschen Zeit in Anspruch genommen hat und wo ein bisschen auch der Rhythmus verloren ging. (…) Der Gegner war sehr, sehr gut heute.“
– Julian Nagelsmann

„Ich denke, wir haben in der letzten Zeit häufig gelesen, dass die Bundesliga zu wenig attraktive Spiele gibt. Heute war mal wieder eins. Es war aus meiner Sicht ein tolles Fußballspiel, natürlich auch ein Fehlerspiel. (…) Was natürlich überwiegt, ist dann trotzdem die Leistung. (…) Ich denke, das ist, was heute über allem stehen muss. Darüber hinaus, was Julian zu Recht gesagt hat, hatten wir eine etwas andere Grundordnung heute. Das hat sicherlich sofort gepasst. (…) Ein bisschen Bauchschmerzen hatte ich trotzdem im inneren Mittelfeld – mit Stindl, Cuisance und Hofmann drei sehr spielstarke Leute, aber defensiv natürlich nicht gerade die besten. Da bin ich schon froh, wenn ein Chris Kramer oder Zakaria mal den ein oder anderen wegräumen kann.“
– Dieter Hecking

Vielleicht tun sie dies demnächst ja häufiger innerhalb einer Anordnung im 3-Raute-3. Das wäre ganz im Sinne der Attraktivität der Bundesliga und auch im Sinne von Mönchengladbachs Erfolgschancen. Gegen die vielfältigen Möglichkeiten einer solchen Ausrichtung müssten die Gegner erst mal erfolgsstabile Lösungen finden.

tobit 20. März 2018 um 22:54

Das sieht mir endlich mal nach sinnvoller Einbindung der meisten Spieler aus. Elvedi und Jantschke endlich wieder als Halbverteidiger, Ginter als technisch starker Ausputzer, Hofmann als laufstarker Universal-Supporter, Herrmann nie am Ball, Johnson als Flügelläufer, …
Diese Ideen haben mir schon unter Schubert gefallen, wo sie auch sehr druckvoll angreifen konnten – leider haben sie damals Verletzungen, (individuelle) Fehler und übertriebene Manndeckungen einige Punkte zu viel gekostet (und es soll wohl auch zwischen Team und Trainer etwas geknatscht haben).

Danke für die PK-Zitate am Ende. Die werden in der Zeitung dann immer auf die uninteressanten Passagen zusammengekürzt (zu wenig gekämpft, kein Abschlussglück, …).
Schade, dass Hecking sich dann direkt wieder auf die (vermeintlichen) defensiven Schwächen seiner Spieler einschießt. Es sind halt andere Spieler als die „Schränke“, die er sonst zur Verfügung hat – die erfordern dann natürlich ein noch kollektiveres und proaktiveres Abwehrverhalten. Wobei ich mir Zakaria oder Kramer sehr gut auf der Cuisance-Position vorstellen könnte ohne, dass es da spielerische Probleme geben würde. Und defensiv stabiler wäre man dann wohl auch – Zakaria und Kramer sind halt insgesamt deutlich kompletter (erfahrener) als Cuisance.

Wie haben sie da denn verteidigt wenn Hoffenheim doch mal den Ball hatte? Ist Wendt (bzw. Johnson) dann als LV zurückgerückt oder war es auch gegen den Ball eine 3er-Kette?

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