TEs Bundesliga-Check: Überleben statt leben

Werder, Wolfsburg, Gladbach: Das sind die Themen der Woche in TEs Bundesliga-Kolumne. Es geht vor allem um die Frage, was wichtiger ist: Überleben oder der langfristige Aufbau einer Spielidee?

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag zwei bis drei Aspekte heraus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist der Analysehappen für Zwischendurch – eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden.

Werder Bremen: Überleben statt leben

Es war einmal ein Verein, der kam weit herum: Turin. Madrid. London. Allerorts war dieser Verein ein gern gesehener Gast, denn er brachte stets frischen Fußball mit: schnell, offensiv, befreit von defensiven Zwängen. Mauerfußball kannte man hier nicht. Stattdessen ging es schnell, zügig nach vorne, von Strafraum zu Strafraum. Im Zweifel, so die Hoffnung, schießt man halt fünf Tore, wenn man vier einfängt. Thomas Tuchel sagte neulich, als junger Mann war dieser Verein eins seiner Vorbilder neben Barcelona, denn hier spielte man schönen Fußball. Die Rede ist von Werder Bremen.

Nun hilft es wenig, vergangenen Zeiten nachzutrauern. Werder wird auf absehbare Zeit keine Champions League mehr spielen, dagegen sprechen allein die finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Wenn irgendwer nochmal eine Erinnerung brauchte, wie wenig die aktuelle Bremer Mannschaft mit dem großen Team der Nuller Jahre zu tun hatte – er dürfte sie am Wochenende bekommen haben. 41% Ballbesitz. Und das nicht gegen Juve, Real oder Chelsea, sondern gegen den SV Darmstadt.

Überleben heißt seit einigen Jahren das Lebensmotto der Bremer, und es schlägt sich aktuell voll auf die eigene Taktik nieder. Zu Beginn der Rückrunde hatte Bremens Coach Alexander Nouri noch versucht, dem Bremer Spiel konstruktive Facetten abzugewinnen. Gegen Dortmund, Bayern und Augsburg gab es Dreierketten-Systeme zu sehen. Bremen störte früh, hatte für die eigenen Verhältnisse viel Ballbesitz. Vor allem am Spielaufbau hatte man merklich gefeilt.

bremen darmstadt

Bremen gegen Darmstadt – Grundformationen

Als dies keine Punkte brachte, kehrte Nouri zurück zum Plan S wie simpel: 4-4-2, Verteidigen am eigenen Strafraum, Hoffen auf Konter. Die beiden Stürmer liefen zwar früh an, zogen sich aber schnell wieder zurück und lenkten den Gegner kaum. Sobald sie überspielt waren, zog sich Werder an den eigenen Strafraum zurück. Von dort aus sollten schnelle Konter das Spiel entscheiden. Bremen überließ (und man kann das nicht stark genug herausstreichen) dem SV Darmstadt das Spiel.

Nun hat dieser Plan seine Lücken. Je tiefer ich verteidige, umso schwerer erlange ich Zugriff auf den Gegner. Ich bin letztlich darauf angewiesen, dass die Eröffnung des Gegners schwach ist – er hat ja im Grunde alle Zeit der Welt, sich das Spiel zurechtzulegen. So kann man selbst einen SV Darmstadt im Zweifel stark machen, gerade wenn die beiden Stürmer eher halbherzig gegen den Ball arbeiten. Hamit Altintop übernahm das Geschehen, baute das Spiel über die rechte Seite auf. Bremen rannte nur hinterher.

Selbst das Konterspiel ist mit dieser Taktik nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Je tiefer ich den Ball erobere, umso weiter ist der Weg zum gegnerischen Tor – nicht die beste Voraussetzung für Konterfußball. Mit jedem Meter mehr, den ich zurücklegen muss, werden die Passgenauigkeit und die Laufwege wichtiger. Und diese gehen Bremen aktuell ab.

Nun können Bremen-Fans, nicht ganz zu Unrecht, anmerken, dass Bremen mit dieser Taktik neun Punkte geholt hat. Sie können auch auf eine zweite starke Halbzeit verweisen, als man Altintop konsequent zustellte und gleichzeitig die Viererkette weiter nach vorne schob. Zweifler wie ich entgegnen, ebenfalls nicht zu Unrecht, dass Bremen mehr Glück als Verstand hatte, denn in den letzten drei Spielen machten die Gegner aus besseren Chancen weniger Tore. Doch gerecht oder ungerecht sind in einem Ergebnissport wie dem Fußball immer Betrachtungssache, und der Fußballgott bescheißt uns Freunde des schönen Spiels ohnehin am laufenden Band.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Es ist jetzt die fünfte Saison in Folge, in der es bei Bremen einzig ums Überleben geht. Daran wird sich auch wenig ändern, wenn man vom Überleben nicht irgendwann einmal zum Leben übergeht. Die nicht zu unterschätzende Qualität von Julian Nagelsmann war es, dass er im Überlebenskampf bereits den taktischen Grundstein gelegt hat für die Leistungsexplosion in diesem Jahr – schließlich entwickelt sich ein Kellerteam nicht über Nacht zum Champions-League-Kandidaten. Ähnliche „best practice“-Beispiele waren die Hertha unter Pal Dardai in 2014-15, Augsburg ein Jahr zuvor und der SC Freiburg in der Saison 2011-12.

Vielleicht ist die total reaktive Spielweise der Bremer tatsächlich der beste Weg, um die Klasse zu halten. Zu mehr taugt diese Spielweise aber nicht. Fans, die jetzt sagen: „Aber der Klassenerhalt geht jetzt vor!“ haben nicht einmal Unrecht. Nur: Das sagen sie in Bremen seit mittlerweile fünf Jahren. Es ist ein Teufelskreis.

Wolfsburg: Erste Ideen von Jonker

Andries Jonker befindet sich bei Wolfsburg vor einer nicht minder einfachen Aufgabe als Nouri in Bremen. Bei seinem Debüt machte er das, was die meisten neuen Trainer eines Kellerteams erstmal versuchen: Er stabilisierte die Defensive. Dazu agierten die Wolfsburger in einem klassischen 4-4-2 gegen den Ball. Das war weniger kompakt als das der Gladbacher, führte aber letztlich dazu, dass Wolfsburg beim 1:1 weniger Chancen zuließ als im zuletzt eher löchrigen 5-3-2-System.

wolfsburgOffensiv scheint Jonker sich durchaus bei den Ideen zu bedienen, die er zusammen mit Louis van Gaal vor einigen Jahren bei den Bayern implementierte. Wolfsburg agierte in der ersten Halbzeit mit einer Mischung aus 4-2-3-1 und 4-3-3. Auffällig war, dass beide Außenstürmer eine inverse Rolle übernahmen: Linksfuß Didavi begann auf rechts, Rechtsfuß Malli auf links. Außenstürmer, die nach innen ziehen und zum Abschluss kommen sollen – woher kennt man diese Idee nur?

Letztlich bleibt das Hauptproblem der Wolfsburger aber der Spielaufbau. Hier versuchte sich Jonker an einer relativ klassischen Aufbaustruktur: Luiz Gustavo machte als zurückfallender Sechser das Spiel aus der Tiefe. Verbindungen waren jedoch rar gesät, da Arnold eher zu hoch und Bazoer eher zu tief spielte. Gegen Mainz‘ kompakten 4-4-2-Block kam Wolfsburg nur selten zu Raumgewinn.

Es half auch nicht, dass Jonker nach der Pause Didavi auf die Achter-Position beorderte und Arnold nach rechts ging. Hier sah man aber eine weitere, typisch niederländische taktische Facette: Wolfsburg versuchte, mit einer asymmetrischen Flügelbesetzung die linke Seite zu überladen. Gewirkt hat dieser Kniff in dieser Partie aber nicht, auch weil sich Wolfsburgs Außenverteidiger merklich zurückhielten.

Das war aber zweitrangig, schließlich stand die defensive Stabilisierung erstmal im Vordergrund. Auch bei Wolfsburg darf man gespannt sein, ob der neue Trainer alles dem Überleben unterordnet – oder ob er auch dem Verein neues Leben einhaucht.

Gladbachs Rückkehr in die Vergangenheit

Den Teufelskreis – Überleben um des Überlebens Willen – hat Dieter Hecking in Mönchengladbach fürs Erste durchbrochen. Andre Schubert scheiterte – ja, woran scheiterte er eigentlich? Es gab keine offensichtliche Schwäche, aber auch eben keine offensichtliche Stärke. Er war taktisch flexibel, ohne wirklich Konstanz in die Mannschaft zu bringen. Seine Gladbacher standen defensiv stabil, waren durch ihre starken Mannorientierungen aber auch überwindbar.

gladbachWill man Heckings Ansatz kurz beschreiben, könnte man sagen: Er bringt mehr Klarheit in die Mannschaft. Unter Hecking kehrt Gladbach zur klassischen 4-4-2-0-Formation zurück, die lange Jahre unter Lucien Favre perfektioniert wurde. Noch immer passt diese Formation perfekt zum Kader: Raffael und Stindl bewegen sich im gegnerischen Zwischenlinienraum, die Außenstürmer starten in die Schnittstellen, die extrem laufstarke Kramer-Dahoud-Doppelsechs rückt nach.

Der Ansatz ist letztlich relativ simpel in der Theorie, aber recht komplex in der Ausführung. Gerade das Spiel gegen den Ball fordert eine hohe Feinabstimmung: Die Spieler müssen exakt richtig verschieben, die Abstände halten. Dadurch dass Gladbach selten den Zugriff sucht, sondern eher den Gegner lenken und ihn aus den entscheidenden Räumen heraushalten will, würden kleine Fehler bestraft werden. Man merkt allerdings auch deutlich, dass die meisten Spieler diese Idee bereits aus früheren Tagen kennen. Gladbach setzt bereits nach wenigen Wochen das neue, alte Favre-Spiel gut um.

Hecking-typische Neuerungen sieht man noch am ehesten im Spielaufbau. In Wolfsburg setzte Hecking stets auf eine flügellastige Angriffsstrategie. Auch in Gladbach werden die Flügel doppelt besetzt, es wird häufiger als früher versucht, den Flügel direkt herunterzuspielen (dies gelang u.a. am Wochenende vor dem 1:0 gegen Schalke). Dies war aus meiner Sicht etwas problematisch in den ersten Partien unter Hecking. Gerade gegen Darmstadt hemmte das Flügelspiel eine Mannschaft, die keine Zielspieler für hohe Hereingaben im Strafraum hat. Mittlerweile setzt Gladbach a) stärker auf das eigene Umschaltspiel, hat also weniger eigene Spielaufbau-Situationen und b) werden die Flanken mittlerweile meist flach geschlagen, was durch eine gute Strafraumbesetzung gut funktioniert.

Man muss absolut sagen: Momentan passen Kader und Spielidee sehr gut zusammen in Gladbach.

Ausführliche Analysen des 23. Spieltags

Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen 6:2

pb 7. März 2017 um 16:59

Da im Teil zu Werder explizit die Hertha unter Dardai angesprochen wird: Ich sehe das unter den dort gebrachten Aspekten etwas weniger positiv.

Der Ungar hat doch bisher gerade das „Überleben“ perfektioniert, also die Schwierigkeit für fast jeden Gegner, Hertha zu bespielen. Das „Leben“, das eigene Spiel, ist dagegen nur zeitweise gelungen, insb. in den Hinrundenspielen 16/17 mit Stocker statt dem verletzten Darida. Da hatte ich auch schon eine deutliche Weiterentwicklung sehen wollen. Über die gesamte Amtszeit Dardais gab es solche Gruselspiele wie gegen den HSV am Wochenende aber gar nicht so selten, bei den generierten Chancen liegt man ja nicht ohne Grund dauerhaft in der Abstiegszone.

Teilweise liegt das auch genau an den für Bremen geschilderten Mechanismen. Durch tiefes Verteidigen und spätes Pressen wird der Ball häufig eben in tiefen Zonen und mit sehr vielen Spielern hinter dem Ball gewonnen. Um zum gegnerischen Tor zu kommen, muss dann die komplette, oft schon längst wieder formierte, gegnerische Mannschaft durchspielt werden.

Herthas Strategie dazu ist dann extrem passiv und der Ball wird stoisch hintenrum gemurmelt, bis sich eine Lücke ergibt. Das kommt aber erstens heute nicht mehr oft pro Spiel vor und zweitens muss bei einem Weg von 50-60 Metern durch eine geordnete Defensive alles perfekt sitzen. Wenn es das nicht tut, sieht es eben so aus wie am Sonntag mit je nach Wohlwollen 1-2 irgendwie ernstzunehmenden Torchancen. ( Besonders ärgerlich ist das meist grottige Ausspielen der Konter, falls man doch mal den Ball in höherer Position gewinnt. Angeblich hat Hertha in dieser Saison noch kein einziges Kontertor erzielt. K.A. obs wirklich stimmt, viele sind’s jedenfalls nicht. )

Sicherlich auch aufgrund der höheren Qualität in der Defensive und Mittelfeldzentrale bekommt Dardai natürlich stabilere Ergebnisse auf einem insg. deutlich höheren Niveau hin und bei Ungarn soll vieles ähnlich gewesen sein. Insofern ist das alles erkennbar nicht nur Glück und Zufall und der Verein könnte schlechter fahren. In der letzten Rückrunde und auch aktuell sieht man aber, wie es läuft, wenn mal nicht (fast) alles funktioniert. Anschauen kann man sich das selbst als durchaus taktikinteressierter Fan oft auch nicht.

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Schorsch 7. März 2017 um 00:10

Zu Werder:

„Zweifler wie ich entgegnen, ebenfalls nicht zu Unrecht, dass Bremen mehr Glück als Verstand hatte, denn in den letzten drei Spielen machten die Gegner aus besseren Chancen weniger Tore.“

Für das Spiel bei den Wölfen stimmt dies auf jeden Fall, ist sogar noch untertrieben. Für die erste Halbzeit zuhause gegen die Lilien stimmt es ebenfalls; Darmstadt war das spielerisch (!) überlegene Team und hatte mehr und deutlich bessere Chancen. Was für die zweite Halbzeit nicht mehr zutraf. Für das Spiel in Mainz stimmt es nicht: M05 hatte nicht mehr und auch nicht die besseren Chancen, eher im Gegenteil. Wie auch immer, das Spiel in Mainz war so etwas wie ein ‚Entscheidungsspiel‘ für Nouri. Die Spielausrichtung war sicherlich etwas ‚dürftig‘, aber gegen diesen Gegner (der mit dem Ball im Angriffsdrittel auch nicht so viel anfangen konnte) gar nicht einmal so dumm gewählt. Eine gute Endverteidigung und die individuelle Klasse der Offensivspieler haben gereicht. Aber das ist es auch eben. Es reicht, mehr aber auch nicht.

„Worauf ich eigentlich hinaus will: Es ist jetzt die fünfte Saison in Folge, in der es bei Bremen einzig ums Überleben geht. Daran wird sich auch wenig ändern, wenn man vom Überleben nicht irgendwann einmal zum Leben übergeht. Die nicht zu unterschätzende Qualität von Julian Nagelsmann war es, dass er im Überlebenskampf bereits den taktischen Grundstein gelegt hat für die Leistungsexplosion in diesem Jahr – schließlich entwickelt sich ein Kellerteam nicht über Nacht zum Champions-League-Kandidaten. Ähnliche „best practice“-Beispiele waren die Hertha unter Pal Dardai in 2014-15, Augsburg ein Jahr zuvor und der SC Freiburg in der Saison 2011-12.

Vielleicht ist die total reaktive Spielweise der Bremer tatsächlich der beste Weg, um die Klasse zu halten. Zu mehr taugt diese Spielweise aber nicht. Fans, die jetzt sagen: „Aber der Klassenerhalt geht jetzt vor!“ haben nicht einmal Unrecht. Nur: Das sagen sie in Bremen seit mittlerweile fünf Jahren. Es ist ein Teufelskreis.“

Davon ist vieles mMn sehr richtig. Ein wenig sollte man aber gewisse Besonderheiten bei Werder berücksichtigen, die für die TSG, Hertha, den SCF und andere so nicht gelten. Werders Crux ist, dass die Hauptfehler bereits vor Beginn der Krise (und die begann im letzten Drittel der Ära KATS) gemacht wurden, sozusagen mitten im Erfolg. Werder war es unter Rehhagel zum Topclub der Bundesliga geworden, mit einem, sagen wir etwas ungewöhnlichen Konzept hinsichtlich Spielerverpflichtungen. Manager Lemke war mit dem unumstößlichen Dogma angetreten ‚Nie wieder Schulden‘ – was bis heute nachwirkt. Das Absinken ins Mittelmaß nach Rehhagel bis hin zur Abstiegsgefahr entsprach nicht mehr Bremer Ansprüchen und unter Schaaf fand man mit z.T. begeisterndem Offensivfußball in die Erfolgsspur zurück. Und das mit einem Team, in dem sich viele woanders ‚falsch Eingeschätzte‘ befanden, die man zu ‚Schnäppchenpreisen‘ geholt hatte. Diese lieferten bei Werder Topleistungen ab, wurden teuer verkauft und wieder wurden solche ‚Schnäppchen‘ geholt. Durch die CL floss viel Geld in die Werderkasse (allerdings nicht mit den heutigen Summen vergleichbar), alles schien wunderbar. Als würde alles immer so weitergehen. Doch da wurden entscheidende Fehler gemacht, die bis heute nachwirken. Die Neuverpflichtungen wurden immer teurer, schlugen aber immer seltener ein. Schaaf versäumte es, seine Spielauffassung neuen Entwicklungen anzupassen. Das Geld aus der CL wurde zum einen in sehr, sehr teure Vertragsverlängerungen mit Schlüsselspielern gesteckt, um diese halten zu können. Zum anderen wurde in den teuren Neu-/Umbau des Stadions investiert. Versäumt wurde es hingegen, z.B. in die Nachwuchsarbeit zu investieren, eine Spielidee im Nachwuchsbereich zu implementieren, aus dem dann immer wieder Spieler für den Profi-Kader nachwachsen (Modell Freiburg). Man hat sich zu diesem Zeitpunkt schlicht und einfach selbst überschätzt. Und dann kam plötzlich (aber vielleicht doch nicht so überraschend) die Nichtqualifikation für die CL. Diese Gelder flossen nicht mehr in die Kasse, aus der aber hohe Spielergehälter und Kosten für das Stadion beglichen weden mussten. Da weiter das Credo galt ‚Keine Schulden!‘ begann nun folgerichtig die Trennung von diversen teuren Spielern. Neuverpflichtungen durften ein bestimmtes Gehaltslevel nicht überschreiten (mendelte sich auf max. 1 Mio € p.a. herunter); wer als Spieler bleiben wollte, musste bei Neuverträgen herbe Gehaltsverluste hinnehmen (nur bei absoluten Schlüsselspielern war man bereit, an die ‚Schmerzgrenze‘ von max. 2 Mio € zu gehen). Geeignete eigene Nachwuchsspieler hingegen hatte man nicht zur Verffügung. Die Liga sollte aber unbedingt gehalten werden. Das alles sollten KATS leisten, aber sie waren damit überfordert. Unter diesen Umständen eine neue Spielidee zu entwickeln, war mit Schaaf (den ich sonst sehr schätze) kaum machbar. Zuerst musste Allofs gehen, dann Schaaf. Mit Ach und Krach verhinderte blieb man in der Liga. Ohne de Bruyne (ein letzter ‚Geniestreich‘ von Allofs) wäre man mMn in dieser Saison abgestiegen. Mit Eichin hatte man einen neuen Sportdirektor verpflichtet, dessen Aufgabe es war, den o.g. Prozess konsequent durchzuziehen. Diese Aufgabe hat er auch erfolgreich erfüllt. Als er gehen musste, hatte Werder den finanziellen (Kader-) turnaround geschafft ohne Schulden zu machen (wobei die Rücklagen perdu waren), war dabei nicht abgestiegen und hatte sogar wieder etwas Luft bei Spielerverpflichtungen. Eichins Aufgabe bestand dabei nicht in der Implementierung einer Spielidee. Das wäre der Job des Trainers gewesen, wenn er es denn gesollt hätte. Der Gedanke mit Dutt war vielleicht da nicht der theoretisch schlechteste, in praxi dann doch eher das Gegenteil. Wobei bei dem fortlaufenden Umgestaltungsprozess des Kaders das alles nicht so einfach war. Skripnik zu seinem Nachfolger zu machen (gegen den Wunsch Eichins), um wieder ein ‚Eigengewächs‘ (zudem kostengünstig) zu haben, war vielleicht von dem Wunsch getrieben, an alte Schaaf-Zeiten anzuknüpfen. Leider auch die falsche Entscheidung. Ähnlich bei Nouri, zumindest bis jetzt. Er ist als Trainer nicht unabhängig genug, um sich gegen die Clubführung zu stellen, was unbedingt notwendig wäre bei Werder. Vom Persönlichkeitsprofil wäre jemand notwendig wie ein van Gaal.

Bei der TSG und anderen Clubs waren die Voraussetzungen anders, weil die Clubs in einer anderen Situation waren. Als Favre seinerzeit zu Gladbach kam, war seine Verpflcihtung schon ein Vorgriff auf die zweite Liga. Er implementierte sein System bzw. die Grundlagen seines taktischen Konzepts in der Gewissheit, einen Neuaufbau durchzuführen. Dass es dann dennoch zum Klassenerhalt gereicht hat und man dann in der neuen Saison groß aufspielte, war sozusagen eine ‚Abkürzung‘. Ähnlich lief es bei der Verpflichtung Gisdols durch die TSG. Nagelsmann übernahm die TSG in der letzten Saison in der Gewissheit, ohnehin zur neuen Saison Chefcoach zu werden und das auch in der zweiten Liga. Und er hatte einen ordentlichen Kader zur Verfügung. Er konnte mit seinem Ansatz nur gewinnen. Der Wechsel von Sorg zu Streich seinerzeit beim SCF war hinsichtlich der Spielweise ein ‚back to the roots‘. Der SCF ist im Ligageschäft schon ungewöhnlich; das (Nachwuchs-)Konzept steht und man weiß, dass man ab und an sich auch in der zweiten Liga wiederfindet. Man steigt mit einem Trainer auf, wieder ab und wieder auf; das Konzept bleibt immer. Die Ansprüche sind anders als bei Werder, wo so manche sich nicht von der Vergangenheit lösen können. Da es von außen Kommende bei Werder einfach schwer haben, kann eine Wende nur von innen heraus kommen. Wie aussichtsreich dies ist? Ganz großes Fragezeichen…

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Ben 7. März 2017 um 02:08

Interessant, dass mal so ausführlich uns zusammenhängend zu lesen, danke für den Beitrag!

Ich habe Werder auch seit einigen Jahren im Auge und auch einige Analysen gelesen, was wann wo schiefging. Der Name Ekici ist dabei zB einige Male gefallen, als Sinnbild für das verlorene Mojo bei den Transfers. Wobei du anmerkst, dass auch einige Verkäufe nicht gemacht wurden und Schaaf auch zu wenig an der Taktik geändert hat. Insgesamt war die Strategie des Vereins zu defensiv, man wollte einen Status Quo halten und hat sich zu langsam bewegt und dabei ganz langsam die CL-Millionen verbraucht. Keine Ahnung, was das Ziel war, aber eigentlich muss jeder Verein im Mittelfeld als Ausbildungsverein agieren und den Spielbetrieb durch Verkäufe finanzieren. Das sieht man zB in Mainz, Freiburg, Hoffenheim wunderbar, aber in Bremen ist der Kader ein Trümmerhaufen. Die Spieler wurden auf dem Peak oder darüber (Pizza) eingekauft und falls welche verbessert wurden, dann fremde (Öztunali für Leverkusen zB).

Ein großer Schwachpunkt ist dabei auch die Jugendarbeit. Obwohl die U19 sehr stark ist und regelmäßig oben mitspielt, kommt selten bis nie ein Spieler durch, wobei das schon seit Jahren ein Problem ist. Wüsste keine 3 Nationalspieler, die in der Bremer Jugend ausgebildet wurden (also mindestens 3 Jahre), das ist eine extrem schwache Quote. Wobei man in der Jugend auch vermehrt mit Januarkindern spielt, das ist auch veraltet. In den letzten Jahren wurden Jugendspieler regelmäßig (alle paar Monate) in großen Mengen zum Profiteam und zurück in die Jugend geschoben, da steht auch ganz sicher kein Konzept dahinter.

Selbst heute, wo man seit Jahren nur Geld verbrennt und dem Abstieg langsam aber sicher näher rückt, ist kein Strategiewechsel zu erkennen. Die Maßnahmen der Führung beschränken sich darauf, erfolglos einen Investor zu suchen (was aus naheliegenden Gründen gar nicht funktionieren kann, jeder sieht ja, dass Werder vor 10 Jahren noch Geld hatte und nichts damit gemacht hat) und Plastikclubs als Feindbilder aufzubauen. Aus miner Sicht müsste man aber so ziemlich alles außer dem Namen und dem Stadion austauschen.

Wenn das so weiter geht, wird dieser ehemals große Name bald verschwunden sein, Tendenz 3. Liga.

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Koom 7. März 2017 um 13:30

Als Alternativbeispiel für Werder würde ich noch den 1. FC Köln nennen wollen. Die haben sehr brachial ihren Kader von heute auf morgen entschlackt und auch mit Geldverlust auf einen Plan gesetzt, der mit Schmadtke und Stöger voll aufgegangen ist. Ich erinnere mich noch, wie sie Novakovic bspw. an die frische Luft gesetzt und effektiv seinen Marktwert damit aufgelöst haben. Aber das Ziel war wohl, einen ausgeglichenen Kader zu haben, gepaart mit einem Trainer, der damit gut arbeiten kann. Nach all den Jahren war das ein recht strikter Konsolidierungskurs.

Sowas müsste Werder, die einen extrem unausgeglichenen Kader haben (teure Spieler wie Kruse, Pizarro, Gnabry, dazu unbekannte, ein Stück weit ungelernte Jugendspieler und alles kreuz und quer), auch unbedingt durchziehen. Dito der HSV, Wolfsburg.

Viel steht und fällt auch einfach mit dem Trainer.

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Schorsch 7. März 2017 um 23:40

Der Trainer muss aber auch die ‚Rückendeckung‘ der sportlichen Leitung und des Vorstands haben. Binsenwahrheit, aber deshalb nicht falsch. Entscheidend beim EffZeh war, dass man die Not zur Tugend gemacht hat, als man abgestiegen war. Der Vorstand um Wolfgang Overath trat geschlossen zurück und ausgerechnet der neue Vorstand mit dem Tünn und Karnevalsjecken verabschiedete sich von dem üblichen kölschen Klüngel und brachte Ruhe, Stabilität, Struktur und so etwas wie Weitsicht in den Club. Nachdem mit Trainer Stanislawski der direkte Wiederaufstieg verpasst wurde und dieser zurücktrat, verfiel man nicht in Panik, sondern verpflichtete mit Stöger und Schmadtke die passenden Protagonisten für eine langfristige Schritt-für-Schritt-Entwicklung bei eingeschränkten finanziellen Ressourcen. Stögers Arbeit hätte ohne die kongeniale Zusammenarbeit mit Schmadtke und der ‚ruhigen Hand‘ im Vorstand mMn nie so erfolgreich werden können. Es werden auch wieder schlechtere Zeiten kommen und dann wird sich zeigen, ob es mit dieser ‚ruhigen Hand‘ tatsächlich so weitergeht.

Vielleicht würde Werder ein solcher Abstieg auch guttun…

Was Werders Kader anbelangt, so ist Deine Aussage für den Gesamtkader durchaus zutreffend. Die meistens auflaufende Elf ist da allerdings schon ausgeglichener. Piza ist eh ein Sonderfall, so lange wird er nicht mehr spielen. Wobei – so ganz sicher bin ich mir da nicht… 😉

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Schorsch 10. März 2017 um 23:49

Apropos Piza: Heute hat er sein erstes Saisontor erzielt. Besser gesagt: Er stand dem Ball gerade richtig im Weg… 😉 Macht aber knapp die Hälfte, zum (mMn absolut folgerichtigen) Ausgleich gegen B04 hat es ja gelangt 🙂 .

Nachdem Nouri von einer 3er- auf eine 4er-Kette umgestellt hatte, konnte man dreimal hintereinander gewinnen. 1x folgerichtig, 1x weiß niemand wieso und 1x dank einer passablen 2. HZ nach einer miserablen 1. HZ. Heute nun wieder mit einer 3er-Kette und es hat nur zu einem Remis gelangt… 😉

Im Ernst, Werder war heute den Leverkusenern in verschiedenen Phasen des Spiels spielerisch überlegen, insbesondere in der 2. HZ. Das sah alles gar nicht so übel aus. Vielleicht war Nouris Wahl der Mittel in den letzten 3 Spielen gar nicht so verkehrt? Mit der nötigen Anzahl Punkte im Rücken lässt es sich möglicherweise doch etwas leichter kombinieren… 😉

Strafstöße für die Heimmannschaft in der späten Nachspielzeit scheinen momentan ja mächtig en vogue zu sein. In diesem Spiel war er jedenfalls berechtigt. Und er gab Wiedwald Gelegenheit, seine gute Leistung in diesem Spiel (und den 3 Spielen vorher) zu unterstreichen (na ja, gut geschossen geht natürlich anders…).

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Schorsch 7. März 2017 um 13:38

Ekici ist in der Tat ein gutes (oder besser ungutes?) Beispiel für die ausbleibende Fortune von Allofs (und Schaaf) bei Neuverpflichtungen. Für die Nürnberger war es schon ein herber Verlust damals, ihn neben Gündogan und anderen zu verlieren. Aber während Gündogan nach knapp zwei Dritteln der Saison bei seinem neuem Club sich zu einem absoluten Schlüsselspieler entwickelte, wurde Ekici bei Werder zum Flop. Sicherlich spielten Verletzungen eine Rolle, keine Frage. Außerdem musste sich Gündogan den neuen Erfordernissen (Positionierung, Spielweise) in einem Team anpassen, das gerade Meister geworden war und den taktischen Trend der Liga vorgab. Ekici hatte diesen Anpassungsdruck nicht und kam in ein Team, was taktisch überholt spielte und sich im Niedergang befand (ohne es sich eingestehen zu wollen). Aber insbesondere seine Leistungsbereitschaft wurde intern immer kritisiert. Dass Eichin ihn letztlich überhaupt noch transferieren konnte, hat man bei Werder ohne Flachs als Erfolg angesehen. Aber zum Zeitpunkt der Verpflichtung Ekicis war das Kind schon in den Brunnen gefallen.

Bei Werder hatte sich in der zweiten Hälfte der 00er-Jahre das Bewusstsein herausgebildet, ein absoluter deutscher Topclub zu sein, die legitime Nr. 2 nach Bayern, mit Anspruch regelmäßig in der CL vertreten zu sein. So ganz falsch lag man damit nicht, hat aber leider nicht die richtigen Schlüsse für die Zukunft gezogen. Ein wesentlicher Fehler war es, sich nicht für einen Weg à la Bayern entschlossen zu haben, nämlich sich für ’strategische Partner‘ zu öffnen. Im Bremer Mikrokosmos ist immer alles politisch und Werder-Funktionäre sind immer auch mit der Bremer Politik verquickt. Daraus resultierte auch die damalige strikte Ablehnung eines solchen Modells; nicht nur, aber besonders bei den ‚Grauen Eminenzen‘ Lemke und Fischer. Aber nur mit solchen ’strategischen Partnern‘ wäre dauerhaft und zuverlässig das notwendige Geld in die Kasse geflossen. Aber man setzte nur auf Sponsoren, dazu sollten diese aus Bremen oder dem Umland kommen. Damit hat man sich selbst die eigenen Möglichkeiten stark limitiert. Dabei war Werder seinerzeit über Jahre hinweg der beliebteste Club in Deutschland (wenn man solchen ‚Umfragen‘ trauen kann). Zumindest war man ein anerkannter Sympathieträger. Möglichkeiten zur Gewinnung ’strategischer Partner‘ mit beachtlicher Finanzkraft hätte es gegeben – wenn man gewollt hätte. Um den status quo zu sichern, ist man dann auch noch davon abgegangen, Gehaltsgrenzen bei Spielern wie bis dato üblich strikt einzuhalten und ‚Top-Performer‘ gegen gutes Geld gehen zu lassen und durch neue Spieler zu ersetzen. Mertesacker, Wiese, Frings und andere erhielten neue Verträge mit für Werderverhältnisse überdimensionierten Bezügen. Auch wenn solche Vergleiche immer hinken, ein klein wenig kann man die Situation des BVB in den letzten Jahren mit der Werders damals vergleichen (auch wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben). Der BVB ist allerdings nach seiner Fast-Pleite einen anderen Weg gegangen und hat sich im Zuge der finanziellen Konsolidierung ’strategischen Partnern‘ gegenüber geöffnet. Man hat aber nach den 2 Meisterschaften unter Klopp lernen müssen, dass kein junger Spieler, der sich beim BVB zum Klassemann entwickelt hat, wegen der Südtribüne beim Club bleibt. Auch wenn man nicht mit Spielgeld zahlt, gegen die Großkopfeten aus Europa hat man keine Chance. Auf junge, talentierte Spieler zu setzen, quasi ein ‚Ausbildungsverein‘ auf höherer Ebene zu sein, scheint mit der richtige Weg zu sein. Und dabei den eigenen Nachwuchs miteinzubeziehen.

TE liegt schon richtig, wenn er von einem ‚Teufelskreis‘ spricht. Der Nichtabstieg als oberstes Gebot vehindert durchaus vorhandene Ansätze bei Werder in eine andere Richtung zu gehen. So ein ‚deal‘, wie ihn seinerzeit Watzke/Zorc mit dem jungen, aufstrebenden, eine eigene Spielidee verfolgenden Trainer Klopp getroffen haben, könnte der Schlüssel für Werder sein, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Dazu müsste man aber auch den Mut aufbringen, einen eventuellen Abstieg inkauf zu nehmen. Und man müsste bereit sein, das ‚Schmoren im eigenen Saft‘ zu beenden und ‚Auswärtigen‘ eine reelle Chance zu geben.

Den aktuellen Kader Werders halte ich übrigens gar nicht einmal für so schlecht. An der einen oder anderen Stelle hapert es sicherlich, mitunter sehr. Aber ich sehe nicht, dass es mehr als 9 oder 10 Teams gibt, deren Kader in toto qualitativ höher einzustufen wären. Was die qualitative Gewichtung innerhalb des Kaders anbelangt, ist es schon etwas anderes.

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FAB 8. März 2017 um 11:06

„Ein großer Schwachpunkt ist dabei auch die Jugendarbeit.“
Ich frage mich ob das Modell gute Jugendarbeit für die „kleinen“ Vereine überhaupt noch funktioniert!
Ich bin da nach dem Freiburger Aufstieg hellhörig geworden, deren Modell es ja war, ihre guten Nachwuchsspieler in den Profibereich zu bringen. In irgendeinem Artikel habe ich dann gelesen, dass die wenigen Nachwuchsspieler mit Potential bereits in sehr jungen Jahren abgeworben werden. Ein Verein wie Freiburg muss dann versuchen die zweite Wahl an Nachwuchsspielern der reichen Vereine zu kommen, wie Stenzel vom BVB.
Das ist eine erschreckende Entwicklung!
Für mich neu, dass es wirklich so wenige Nachwuchsspieler mit dem Potential Profifussball aus den Nachwuchsleistungszentren gibt. Das erklärt auch aktuell das Auslösen sämtlicher U23 Mannschaften und eben gerade dramatisch, dass es zunehmend einen globalen Markt mit unglaublichen Summen für die wenigen „Topstars“ unter den Nachwuchsspielern gibt. Die werden dann maximal verliehen, wie Vallejo an die Eintracht, aber ansonsten kommen Vereine wie Freiburg an solche Spieler nicht mehr ran.
Für die Bundesliga heißt das, dass man sich als „kleiner“ Verein durch fast nichts mehr abheben kann:
Gute Nachwuchsarbeit, gutes taktisches Arbeiten, selbst gutes wirtschaftliches Arbeiten wird ja zunehmend schwieriger, weil es für die kleinen immer schwieriger wird Geld einzunehmen, wenn sie noch nicht mal einen entwickelten Nachwuchsspieler für viel Geld verkaufen können, weil der ihnen schon in der U17 abgeworben wurde,
Das Überleben der „Kleinen“ ist tatsächlich sehr schwierig und es entscheiden Kleinigkeiten zwischen der Europa League Teilnahme und dem Abstieg.

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Patrick Erdmann 12. März 2017 um 23:24

Genau wegen diesem Wahnsinn bin ich davon überzeugt, dass wir einneues „Trading System“ brauchen, ungefähr so wie in den USA.

Ich war immer ein großer Gegner davon, weil das so Kommerziell ist, weil das keine richtigen Vereine mehr sind, sondern nur Franchises. Aber das was jetzt passiert macht es ja nicht besser. Wenn es so weiter geht wie jetzt, dann wird immer mehr Geld für Spieler ausgegeben. Die Topclubs kaufen von den guten Klubs, die guten von den weniger guten, …, und die schlechten von den ganz schlechten die Spieler weg. Somit wird so etwas wie FC Porto 2004 oder Ajax Amsterdam nicht wieder passieren.

Wenn es soweit ist, dass immer die selben Vereine Meister werden (Siehe Spanien, Frankreich, Deutschland und Italien) und sogar immer die selben die CL gewinnen (da gibt es noch nicht so eine richtige Konstante, außer evtl. Barca und Real), dann wird diese Blase auch platzen und das große Geld nicht mehr fließen. (Weil das Interesse der Fans sinkt)

Mit dem abwerben von Jugendspielern gewinnt das ganze nochmal eine ganz andere Größe…

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Koom 13. März 2017 um 10:32

Mittlerweile ist im Fußballgeschäft dermassen absurd viel Geld im Umlauf, dass es tatsächlich alles regelt. Das ist mittlerweile eine abgehobene, dekadente Gesellschaft, die mit der restlichen Welt nichts mehr zu tun hat. Und das wird sich auch mittelfristig rächen.

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Peda 14. März 2017 um 13:47

Was heißt denn bitte „Wenn es soweit ist“?

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Ben 13. März 2017 um 19:32

Bei Jugendspielern kann man aber immer noch mit einer guten Ausbildung punkten. Dafür braucht man gar nicht soo viel Geld, aber ein klares Konzept. Wenn man aber wie Werder die Jugend willkürlich zwischen Profis, U23 und U19 rumschiebt, dann tut man denen natürlich auch keinen Gefallen.

Dass die Jugendspieler zu den großen Vereinen gehen, ist überhaupt nichts neues, bei mir im Dorfverein sind die besten auch immer zum nahen Bundesligisten gegangen, die wurden mit dem Bus abgeholt und bekamen Taschengeld und das ist gut 20 Jahre her. Mittlerweile ist der Markt da natürlich etwas offener, Dortmund hat Pulisic zB aus den USA importiert. Aber dem Ganzen sind Grenzen gesetzt und auch die größten Vereine haben nur eine Jugendmannschaft pro Jahrgang, da sollte noch genug übrig bleiben.

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tobit 14. März 2017 um 13:14

Zusätzlich dazu ist die Entwicklung von Jugendspielern fast unmöglich zu prognostizieren. Selbst wenn die besten 12-jährigen alle zu den Topklubs wechseln, wird nur ein Bruchteil davon tatsächlich Profi werden. Auch bei den 15-jährigen kann man immernoch wenig über die „Endqualität“ sagen, da die Persönlichkeitsentwicklung und die physisch/taktisch/technische Entwicklung längst nicht abgeschlossen sind.

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Patrick Erdmann 5. April 2017 um 12:16

Lass uns mal sagen ein Spieler kann zwischen 23 und 30 seine Leistung abrufen, dann sind das 7 Jahre. D.h. ein Verein, der jedes jahr die besten 12 jaehrigen verpflichtet kann es gut verschmerzen, wenn es aus jedem Jahrgang nur einer in die 1. Mannschaft schafft.

tobit 5. April 2017 um 15:14

Rein numerisch dürftest du da Recht haben (wenn man nur die erste Elf betrachtet). Nur sehe ich nicht, dass es einem Klub tatsächlich gelingen sollte, immer die besten 12-jährigen zu verpflichten (oder dass sich davon dann konstant einer pro Jahr auf BL-Niveau entwickelt). Für eine ganze Liga gilt das schon Mal definitiv nicht.
Auch mit der Ausbildung eines Spielers sind mitunter enorme Kosten verbunden. Wenn man dann die Kosten von 24 Spielern (als angenommene Größe eines Jahrgangs im Klub, da die BL-Kader oft etwa diese Größe haben) vom 12. bis zum 21. Lebensjahr (Ende der „Jugendzeit“ nach UEFA-Maßstab für Local-Player-Kriterium) addiert, und als Ausbildungskosten von letztlich einem Spieler annimmt, könnte sich das sicherlich im Ablösebereich für einen gehobenen Zweitligaspieler bewegen.

Ich hab mal geschaut, wie sich die Einsatzzeiten auf die verschiedenen Altersgruppen verteilen.
In der ersten Spalte findet sich das aktuelle Alter, dann kommt die Zahl der Spieler die mindestens einmal in der Liga eingesetzt wurden, dann die Zahl derer mit mindestens 10 bzw. 20 Einsätzen in dieser Saison. 506 Spieler stehen aktuell in den Kadern der 18 Bundesligisten. Davon kamen also etwa 45 noch gar nicht zum Einsatz (Wintertransfers habe ich bei dieser Rechnung vernachlässigt).

Alter Spieler ___>10 ___>20
___17 _____1 _____1 _____0
___18 _____8 _____2 _____1
___19 ____15 _____5 _____2
___20 ____29 ____12 _____5
___21 ____26 ____16 ____10
___22 ____31 ____19 ____10
___23 ____36 ____25 ____15
___24 ____39 ____29 ____15
___25 ____40 ____28 ____15
___26 ____48 ____38 ____16
___27 ____39 ____31 ____15
___28 ____40 ____29 ____19
___29 ____28 ____23 ____13
___30 ____22 ____15 _____7
___31 ____24 ____18 ____11
___32 _____9 _____6 _____2
___33 ____11 ____11 _____4
___34 _____5 _____3 _____2
___35 _____2 _____1 _____1
___36 _____4 _____2 _____0
___37 _____1 _____1 _____0
___38 _____1 _____1 _____0
Summe ___459 ___316 ___163

Interessant finde ich, dass insgesamt nur 24 Spieler unter 20 Jahren eingesetzt wurden (davon 5 vom BVB – ohne Isak und Larsen, die womöglich in dieser Saison noch dazukommen). Diese Zahl wird bereits von den 20-jährigen sehr deutlich (besonders auch, was die Spielminuten angeht) übertroffen. Mit 20 gehen also viele Spieler ihre ersten Schritte in der Liga und können sich dann auch schon deutliche Spielanteile sichern. Die 21- und 22-jährigen sind insgesamt in ähnlicher Zahl vorhanden, spielen aber deutlich öfter größere Rollen im Kader.
Man kann also erkennen, dass ein Spieler mit „normalem“ Talent etwa mit 19/20 erstmals in der Liga eingesetzt wird und sich dann über mehrere Jahre durchsetzt (hier vernachlässige ich, dass gerade im Bereich 22-24 viele Spieler aus kleineren Ligen, die sich dort bereits etabliert hatten, in die Liga wechseln und sich hier oft ebenfalls sehr schnell durchsetzen).
Mit 23 scheint dieser Prozess abgeschlossen zu sein, was sich an den sehr ähnlichen zahlen der Spieler mit >20 Einsätzen zu den älteren Jahrgängen ablesen lässt.
Ab einem Alter von 29 geht dann die Zahl der eingesetzten Spieler deutlich zurück, auch die Stammspielerquote nimmt ab. Allerdings bleiben in diesem Alter viele Rotationsspieler, was auch bei steigendem Alter nicht weiter abnimmt (deren Quote nimmt sogar eher wieder zu, da ab 30 viele mit nur wenigen Einsätzen ihre Karrieren beenden oder in andere Ligen wechseln).

Den Kern der Teams bilden also die 23-28 jährigen, unterstützt von einigen Talenten/Perspektivspielern und älteren Rotationsspielern.
Nimmt man die außergewöhnlichen Erscheinungen der 17-18 und 34-38 jährigen raus (22 Spieler), braucht man also etwa 33 Spieler pro Jahrgang, wenn man die Liga ohne Transfers mit Spielern ausstatten will. Das sind fast 2 pro Klub. In jeder Saison. Nimmt man hinzu, dass einige Klubs quasi keine Jugendspieler selbst in die Liga integrieren (Augsburg, Bayern, Darmstadt, Ingolstadt, HSV), braucht es vom Rest schon mehr als 2 Spieler pro Saison und Klub.
Da die BL insgesamt eher eine Käuferliga ist, kann man da sicher etwas von abziehen. Trotzdem produzieren die meisten Klubs eher zu wenige Jugendspieler auf dem entsprechenden Niveau.


Schwerti 6. März 2017 um 20:12

Sorry, doppelt gepostet. Aber nochmal meine Frage zu Weinzierl: Wird er anpassen oder weiterhin 3-5-2 spielen lassen?

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Daniel 6. März 2017 um 21:10

Ich finde eigentlich, dass das 3-5-2 ganz gut zum aktuellen Schalker Kader passt. Sie haben 3 hervorragende IV un viele gute Mittelfeldspieler, aber keinen richtigen RV und auch nur einen offensiven Flügelspieler (Konoplyanka, der der Verlierer dieses Systems ist. Insofern vermute ich, dass Weinzierl erstmal dabei bleiben wird.

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Schwerti 6. März 2017 um 21:54

Er könnte aber auch von den drei Manndeckern Höwedes als RV bringen und auf 4er-Kette gehen. Stichwort „Stabilität“, sonst fliegt Schalke der Laden bei Gladbachs Flügelverlagerungen um die Ohren. Außerdem fallen sie auf Gladbachs Mittelfeldtrichter rein, indem sie durchs Zentrum geleitet werden und dort an der Überzahl scheitern.

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AugustBebel 6. März 2017 um 22:36

Choupo-Moting sehe ich auch als Flügelstürmer und Caligiuri hat das jahrelang gespielt. Schöpf kennt die Position ebenfalls. Um Konoplyanka tut’s mir wirklich leid, aber ich denke, er könnte eigentlich auch den zweiten Stürmer geben. (Er ist nur ausgeliehen, oder?)
Ich würde sogar sagen, Schalke hat 4 gute Innenverteidiger, wenn alle fit sind. Zum Thema RV: weiß jemand, wann Koke zurückkommt?

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tobit 6. März 2017 um 21:23

Das kann dir wohl keiner sicher beantworten – sonst wüsste man aber hier auch vorher wer gewinnt (und wir wären alle Wettmillionäre).
Ich denke, Weinzierl wird bei der altbekannten Formation bleiben, auch weil diese bisher zumindest defensiv meist stabil war (auch wenn es jetzt von BMG vier Stück gab). Offensiv (und hinten rechts) sind die Optionen rein personell weiterhin eingeschränkt, was man im Winter teilweise angegangen und teilweise verschlimmert hat. Eine wirkliche Alternative (ob formativ oder personell/taktisch), die mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgversprechender ist, sehe ich auch nicht.

Interessant fände ich ein 433/4312 mit Caligiuri und Konoplyanka als (Flügel)Stürmern und Meyer zwischen den beiden. Dahinter das 3er-Mittelfeld Bentaleb/Geis/Goretzka und eine 4er-Kette mit Höwedes als RV (mangels Alternativen). http://lineupbuilder.com/?sk=dy50p
Im Aufbau könnte Geis zentral oder rechts zurückfallen, während die AV nach vorn schieben. Bentaleb, Goretzka, Meyer könnten durchs Mittelfeld kreiseln und Konoplyanka und Caligiuri die letzte Linie beschäftigen. Defensiv könnte der kompakte Block den Gladbachern Probleme bereiten, aber durch leichte Umformungen (451 mit Caligiuri und Kono auf den Flügeln und Meyer als alleiniger Spitze) besser auf fokussiertes Flügelspiel reagiern als die 3er-Kettenvariante.

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ralle 8. März 2017 um 12:23

So stabil war die Defensive zuletzt aber auch nicht mehr. Ich erinner nur an die 3 Spiele vor Bayern und Gladbach, 3x eine Führung aus der Hand gegeben, obwohl ziemlich defensiv agiert wurde.
Ich finde, dass es genügend Optionen geben würde, um auch andere taktische Formationen und Ausrichtungen spielen zu lassen. Auch mit einer 3er/5er Kette gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gegen Gladbach sollte der Fokus laut MW auf die Aussen gelegt werden. Da könnte es auch eine mutige (?) Entscheidung für ein 3-4-3 geben. Es kommt ja auch immer darauf an, wie ein Flügel-/ Aussenspieler eingesetzt wird, nicht jeder muss ein Bolt sein.

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Chanz 6. März 2017 um 19:15

Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl (nicht nur bei Bohndesliga), dass TE Bremen einfach nicht abkann…Diese permanente Antihaltung ist mir etwas schleierhaft. Wie kann man trotz der objektiven Verbesserung und Stabilisierung des gesamten Teams immer wieder so niederschmetternde Ansichten auffahren. Ich würde nicht soweit gehen zu sagen, dass Bremen jetzt gut spielt, aber nur weil sie nicht das Allheilmittel 5-3-2 spielen, sind sie doch nicht automatisch scheiße? Sie haben viele Spiele gehabt wo sie sehr gut gespielt haben und trotzdem verloren haben. Jetzt sind sie noch immer auf einem spielerisch aufsteigenden Ast und haben endlich mal das nötige Glück und das passt auch wieder nicht.

Vielleicht tue ich dir Unrecht, aber mir kommt deine Haltung zu Werder Bremen etwas sehr kritisch vor.

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TE 8. März 2017 um 11:04

Ich würde es eher andersrum sehen: Weil ich Bremen schätze, bin ich so kritisch. Man darf auch nicht vergessen, dass ich Bremen nach den ersten Spielen der Rückrunde gelobt habe. Aber jetzt ist man vom Weg, konstruktiven Fußball zu spielen, vollkommen abgekommen und stellt sich nur noch hinten rein. Das funktioniert im Jahr 2017 eigentlich nicht mehr, und es hat ja die letzten beiden Spiele auch nur funktioniert, weil Wiedwald einen guten und die gegnerischen Stürmer einen schlechten Tag erwischt haben. Mein Punkt ist ja eben, dass sie auf einem „spielerisch aufsteigenden Ast“ waren, diesen aber nach der unglücklichen Niederlage gegen Augsburg wieder vollkommen verlassen haben. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber eigentlich sollte man mit dieser Taktik in der Bundesliga nicht weit kommen.

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FAB 8. März 2017 um 11:33

Für den Klassenerhalt kann sich „hinten reinstellen“ reichen, siehe Eintracht letzte Saison.
Die Bundesliga erscheint halt wirklich sehr kompliziert, man sieht ja oft wenn nach 2 guten Spielen, bei denen man meint, jetzt hat die Mannschaft ein System gefunden, im 3. Spiel ein Rückschlag kommt. Selbst wenn Mannschaften mal eine längere Serie hinlegen, wie die Eintracht die gesamte Hinrunde oder kurzzeitig mal Schalke, kann sie abrupt beendet werden und das Drama geht von vorne los. Aktuell legt Gladbach eine Serie hin, aber auch hier gilt: der nächste Einbruch kommt bestimmt.

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FAB 3. April 2017 um 13:14

„Aktuell legt Gladbach eine Serie hin, aber auch hier gilt: der nächste Einbruch kommt bestimmt.“
… und siehe da, Gladbach kann 3x hintereinander nicht mehr gewinnen bzw. ist man schon mit einem glücklichen Punkt beim Rückrundenvorletzten mehr als zufrieden.
Plötztlich sind HSV und Werder die Mannschaften der Stunde, aber keine Angst, auch hier kommt demnächst der Einbruch!
Man bedenke das letzte Saison zu diesem Zeitpunkt Stuttgart einen 8 Punkte Vorsprung verspielt hat bzw. Leverkusen einen 6 Punkte Abstand zur Champions League Quali aufgeholt hat, demnach kann also zwischen Köln (6.) und Augsburg (16.) – nur 8 Punkte Abstand – noch alles passieren.
Nur die ersten 4 bzw. bzw. die letzten 2 scheinen sich auf ihren Plätzen festzuspielen.

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Koom 3. April 2017 um 20:07

Na, Ingolstadt kann diese Woche tatsächlich daran was ändern. Und Mainz weigert sich offensichtlich, inhaltlich (Trainer) was zu ändern. Unverständlich, dass ist seit Wochen und Monaten furchtbar bis sehr furchtbar.

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Schorsch 8. März 2017 um 17:58

Das Problem war, ist und bleibt mMn in welcher Situation der jeweilige Trainer sich befindet. Es wird nicht gepunktet, obwohl man durchaus taktisch konstruktiven und vielleicht auch ansehnlichen Fußball spielt. Der Druck auf den Trainer seitens seiner Vorgesetzten wird immer höher. Schließlich steht sein Job auf dem Spiel. Dass er im Falle einer Demission schnell eine neue Tätigkeit findet, ist völlig ungewiss. Dann bekommt er eine allerletzte Chance: Gewinnt das Team das kommende Spiel, kannst er vorerst bleiben; verliert das Team, muss er gehen. Da es mit dem konstruktiven Fußball nicht funktioniert hat, setzt der Trainer in diesem ‚Entscheidungsspiel‘ auf ‚hinten dicht und vorne hilft ein Konter oder Standard‘. Wenn er wenigstens ein Remis holt, gibt ihm das vielleicht auch ein wenig Luft. Wer will es ihm verdenken, dass er so agiert, wenn es um seine berufliche Existenz geht? Und den Cluboberen ist es wurscht, wie die Punkte zustande kommen. Hauptsache nicht absteigen. Hat es dann einmal auf diese Art funktioniert, warum nicht auch ein zweites, drittes Mal etc.?

Wenn der Trainer die absolute Gewissheit hat, auch im Falle eines Abstiegs weiter Trainer zu bleiben, dann wird er auch den konstruktiven Ansatz weiter verfolgen (können bzw. dürfen). Aber wie oft ist das der Fall?

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Schwerti 6. März 2017 um 17:24

Gladbach: MMn hat Schubert die Mannschaft taktisch überfordert. Es gibt nur wenige Mannschaften, die 3-5-2/5-3-2/3-4-3 spielen können, ohne dass die bekannten Schwächen zum Nachteil gereichen. Schalke kann es auch nicht. Wird Weinzierl deshalb Anpassungen durchführen oder Donnerstag sein Ding a la Schubert durchziehen?

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tobit 6. März 2017 um 19:28

Ich denke schon, dass es eine Menge Mannschaften gibt, die in diesen Formationen spielen können. Schubert war damit ja auch erstmal ziemlich erfolgreich, aber er schaffte es nicht sein System soweit zu flexibilisieren, dass alle Spieler des Kaders darin erfolgreich mitspielen konnten bzw. es auch gegen spezielle Gegner (die eine passende Gegenspielweise haben) weiterhin Erfolgsaussichten hätte. Besonders die rigiden Manndeckungen (oft auch noch komplett ohne Raumsicherung dazwischen/dahinter) machten sie bestimmten Gegnern zu leichten Opfern. Ein weiteres Problem sehe ich im enormen physischen Anspruch der angestrebten Spielweise, was schon so manch anderem (Klopp, R. Schmidt) böse auf die Füße gefallen ist.

Auch bei Hecking ist bisher nicht alles Gold, was glänzt. Auch er muss erst noch nachweisen, dass er passend rotieren und auf Verletzungen reagieren kann. Bisher sehe ich hauptsächlich eine ordentlich abgestimmte erste Elf, die sich an vielen altbekannten Mechanismen orientiert und auf einer kleinen „Euphoriewelle“ (#Trainereffekt) schwimmt.

Die Schwächen eines 343 und eines 532 sind finde ich auch nicht identisch und auch innehalb „derselben“ Grundformation krass abhängig von den Spielertypen und der angestrebten Spielweise.
Schalke und Gladbach hatten zum Beispiel ziemlich unterschiedliche Probleme. Währedn Schalke mit der 5er-Kette defensiv sehr stabil aber offensiv wenig kreativ (trotz spielstarken Typen im Zentrum) und durchschlagskräftig war, plagten sich die Gladbacher mit ständigen Rückständen aufgrund des teilweise viel zu wilden Verteidigungsansatzes, konnten aber über einzelne Routen sehr schnell Gefahr erzeugen – besonders das Zusammenspiel von Hazard und Traore (dessen Impact stark unterschätzt wird, weshalb sein Ausfall so schmerzhaft wurde) sei hier erwähnt.

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Michael Meier 8. März 2017 um 07:35

„Ein weiteres Problem sehe ich im enormen physischen Anspruch der angestrebten Spielweise…“

Zumindest was die gelaufenen Kilometer im Spiel betrifft, hat Gladbach, als es unter Schubert bergab ging, sehr wenig auf den Rasen gebracht. Unter Favre waren sie immer sehr laufstark, und unter Hecking sind sie es wieder.

Schuberts Erfolge zu Beginn beruhten auf personellen Veränderungen (im Gegensatz zu Favre konnte er mit Stindl etwas anfangen, dazu wurde Dahoud zum Stammspieler) und ansonsten auf der Weiterführung des 4-4-2, das die Mannschaft unter Favre perfektioniert hatte. Schuberts Niedergang begann mit seinen taktischen Eitelkeiten (3er Kette etc.), die zu häufigen Positionswechseln in der Aufstellung sowie zu anhaltend krassen Abstimmungsproblemen in der Defensivarbeit führten. Dazu kam seine Naivität und sein Größenwahn. Als Beispiel sei die 0:4 Niederlage auf Schalke angeführt. Zur Halbzeit stand es 0:0, die Gladbach hatte bis dahin nicht gut gespielt aber stand defensiv stabil. In der Halbzeit nahm Schubert einen Innenverteidiger raus und brachte dafür einen weiteren Offensivspieler…

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tobit 8. März 2017 um 08:45

Der Anspruch, den ich meine, liegt weniger in der absoluten Laufstrecke, sondern in der hohen Intensität begründet. Sein Ziel scheint mir ein Bielsaeskes Pressing gewesen zu sein, das von den offensiven Spielern ständige Sprints nach vorne beim Anlaufen (und dann umso weiter zurück, wenn es nicht funktionierte) und von den tieferen eine brutale Konzentration in Kombination mit etlichen Laufduellen eins gegen eins verlangt.

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Schorsch 6. März 2017 um 22:03

Ich weiß nicht, ob Schubert sein Team /einzelne Spieler ‚taktisch überfordert‘ hat. Schon zu Zeiten des Erfolges mit seinem Team wurde er gerade in taktischer Hinsicht z.B. in den Diskussionen auf sv.de durchaus kontrovers und z.T sehr kritisch beurteilt. Ich bin mir da immer etwas unsicher gewesen. So richtig konnte ich weder seinen Erfolg, noch seinen Misserfolg mit dem Team nachvollziehen. Es ist nur eine vage Vermutung, aber ich glaube, dass so einiges mit der (für mich nach wie vor nicht so recht erklärlichen) desaströsen Phase zu Saisonbeginn unter Favre, anderes wiederum mit einer Anzahl von ‚Kleinigkeiten‘ (die sich schnell zu einer verhängnisvollen Kette zusammenfügen können) zusammenhängt. Schubert konnte mMn einfach auch die Gunst der Stunde nutzen, es war ja förmlich eine Explosion, als er das Team übernahm. Vielleicht hätten irgendwelche anderen taktischen Umstellungen ebenso zum Erfolg geführt. Dazu brachte er Dahoud, positionierte Stindl anders – es lief auf einmal. Und dann irgendwann nicht mehr. Vielleicht, weil Verletzungen, Formschwächen, etc. dem Team die Sicherheit nahm, weil man sich nicht auf über Jahre eingeübte Abläufe verlassen konnte.

Und warum läuft es nun wieder unter Hecking? TE liegt mMn richtig, wenn er sagt: „Man muss absolut sagen: Momentan passen Kader und Spielidee sehr gut zusammen in Gladbach.“ Hecking ist sozusagen ‚back to Favre‘ gegangen und hat etwas an eigenen Vorstellungen eingebracht. Dass die Spieler in einer Phase der Verunsicherung durch die Rückkehr zu einem ‚altbewährten‘ System (das kurioserweise zuletzt unter Favre eben nicht mehr funktionierte) wieder Sicherheit gewinnen und sich dies auch auf dem Platz zeigt, ist nicht so überraschend. Gleichzeitig scheint ein wichtiger Spieler wie Dahoud wieder an seine frühere Form anzuknüpfen, Wend und Jantschke bringen wieder ihre Stärken ein, Christensen und (der in einer Dreierkette mMn überforderte) Vestergaard sind defensiv wieder eine Bank, Hermann kehrt zurück – und in der Summe läuft es unter dem Pragmatiker Hecking wieder. Kein taktisches Hexenwerk, solides Trainer-1×1 und ein wenig Gunst der Stunde. Gladbach wird sich mMn mit Hecking in dieser Saison noch in die EL-Ränge spielen, im DFB-Pokal hat man alle Chancen und auch in der EL kann man mit etwas Glück recht weit kommen. Welcher input dann zur nächsten Saison kommen wird, ist eine andere Frage.

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Schwerti 6. März 2017 um 17:16

Gladbach: MMn hat Schubert die Mannschaft taktisch überfordert. Es gibt nur ganz wenige Mannschaften, die ein erfolgreiches 3-5-2/5-3-2/3-4-3 spielen können, ohne dass die bekannten Schwächen zum Nachteil gereichen. Schalke kann es auch nicht. Wird Weinzierl deshalb für Donnerstag Anpassungen machen oder seinen taktischen Stiefel á la Schubert durchziehen?

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