Die Gunst der Stunde

3:1

Gute Spiele sind meistens interessant, nicht so gute Spiele können auch interessant sein – und das nicht nur wegen der nominellen Paarung. Eine etwas kompaktere Analyse zum ersten Kracherduell des Champions-League-Achtelfinals.

Dass die absoluten Topspiele, die großen Duelle der klangvollsten Namen eigentlich abseits vielleicht der Dramatik nicht unbedingt die besonderen, herausragenden oder taktisch gehaltvollen Partien waren, ist in den letzten paar Jahren einige Male bzw. nicht so selten vorgekommen. Auch beim Kracher dieser Champions-League-Woche zwischen Real Madrid und PSG stellte die systematisch-taktische Dimension nicht unbedingt ein Highlight dar, machten die Individualisten einiges aus. Bezogen auf die Qualität der mannschaftlichen Arbeit war es keine gute Partie, sie ging aber nicht in inhaltsleerer Simplizität komplett auf, sondern es gab einige interessante Wechselwirkungen und einzelne ansprechende Ansätze oder Überlegungen.

Fokus und Variation, aber…

Von der Ausgangslage her ging das Narrativ vor der Partie etwa in diese Richtung: Der angeschlagene Triumphator des Vorjahres gegen einen kräftig investierenden und in der Hinrunde häufig hochgejubelten Widersacher, von dem man unterschwellig das Entthronen des Titelverteidigers erwartete. PSG wollte und sollte mindestens wie ein Herausforderer auf Augenhöhe daherkommen. Interessant in dieser Konstellation war dann, dass nicht der tollkühne Plan des Gastes den geschwächten Vorjahressieger in Bedrängnis zu bringen versuchte, sondern die Anpassungen zunächst einmal hauptsächlich von den Hausherren ausgingen. Der aus „taktischer Perspektive“ schon oft und auch nicht zu Unrecht kritisierte Zinedine Zidane drehte bei der Ausrichtung seines Teams an kleineren Stellschrauben. Hervorzuheben waren speziell die mit Blick auf den gegnerischen Stil gesetzten Fokuspunkte:

So versuchten die Gastgeber vor allem zu Beginn sehr konsequent auf der Kroos-Seite über Marcelo zu eröffnen. Die drei zentralen Mittelfeldspieler blieben eher tief und hinter der gegnerischen Linie. Ausgehend von ihrem spielstarken Linksverteidiger wurde mit unriskanten Flügellinienpässen auf Läufe in die Tiefe operiert oder mit scharfen Diagonalpässen hinter die flache Anordnung PSGs, indem dann beispielsweise Benzema etwas nach außen kreuzte und ablegte. Im Laufe der Zeit fiel häufiger Isco tief in den linken Halbraum, in den auch Kroos gerne abkippte, zurück, vermutlich um Verratti mehr herauszulocken. Dafür war Modric in vielen Phasen in breiten Zonen anzutreffen, zwischenzeitlich auch mal wirklich höher als Verlagerungsstation und nicht nur tiefer antreibend. Damit die Verbindung zu Kroos nicht abriss, tauschte dieser dann und wann mit Casemiro in die zentrale Position.

Bei diesen Beschreibungen wird aber trotz der Variationsmöglichkeiten schon deutlich, dass Reals Offensivstruktur nicht überzeugte und ein bisschen einem Sammelsurium ähnelte: Isco versuchte überall zu unterstützen, Cristiano Ronaldo holte sich einige Male das Leder sehr breit und zog sonst in den Strafraum, die Achter mussten eher außen nachrücken. Vor allem während des Herauskippens Modric´ konnte Nacho weit aufrücken, viel weiter als der im Aufbau präsentere Marcelo. Teilweise fand er sich fast schon in der letzten Linie wieder und wurde raumgreifend mit längeren, mitunter sehr frühen Verlagerungen gesucht. Das war dahingehend eher ineffektiv und überraschend, dass die Madrilenen nicht noch mehr versuchten, über die Neymar-Seite auch aufzubauen. Allerdings arbeitete dieser deutlich mehr und konsequenter nach hinten als in anderen Spielen, schloss im Halbraum oft nahe an die Abwehrreihe an, zumal er in der generellen Betrachtung ohnehin nicht „defensivschwach“ ist.

Spezielles Defensiverhalten aus der Raute

Deutlich mehr „Neymar-Fokus“ vonseiten des spanischen Titelverteidigers gab es demgegenüber im Defensivmoment, wo sich ebenfalls eine leichte asymmetrische Note in der Ausrichtung zeigte. Quantitativ schon häufiger als verschiedene 4-3-3-artige Staffelungen gegen den Ball gab es in der ersten Halbzeit bei den Madrilenen eine Rautenanordnung als Basis. Im Normalfall konnte man mit Zehner Isco und den beiden Achtern grob das gegnerische Mittelfeld zustellen, während sich Cristiano Ronaldo und Benzema in der ersten Linie bewegten, meistens etwas breiter, was die Zirkulation schon ein Stück erschwerte. Bei Bedarf ließen die Gastgeber auch mal einen Außenverteidiger etwas weiter bis zu ihren PSG-Pendants nachrücken, um etwa auf schnelle Verlagerungen zu reagieren.

Zumal Real insgesamt aber nicht die allzu intensive Pressingmannschaft ist, mussten sie schon einige seitliche Aufrückmomente über jene Positionen gestatten. Erwartungsgemäß bildete sich als eine wichtige und häufige Route heraus, dass der Ball auf diese Weise links zu Neymar getragen wurde. Wenn dieser nun zu inversen Dribblings nach innen ansetzen wollte, staffelte und verhielt sich Real in genau diesen Situationen interessant: Modric verteidigte gegen den PSG-Rekordtransfer ziemlich breit mit, Casemiro und Kroos schoben entsprechend weit nach – soweit erst einmal „normal“, aber Letzterer positionierte sich dann unorthodox etwas höher und in der Folge beteiligte sich Isco mit vielen diagonalen Rückwärtsbewegungen. Im Grunde genommen füllte er schräg nach hinten die Löcher auf und aus dieser Richtung ergänzte er Modric bei Tempoverschärfungen Neymars zum Doppeln.

Dadurch ließen sich die diagonalen Anschlussräume recht gut blockieren – quasi gegenläufig zur Dribblingdynamik – und in etwas unorthodoxer Art entstand doch einiges an Präsenz um den bevorzugten Halbraum des Brasilianers. Diesem fehlte es zunächst aber auch massiv an Unterstützung: Mbappé blieb oft breit, neben dem Linksverteidiger als klassischem Partner gesellte sich meist nur noch Rabiot dazu, aber in sehr klaren, früh festgelegten Strukturen, so dass Real mit der Raute ihn meist in Überzahl isolieren konnte. Iscos Arbeit war dafür natürlich sehr wichtig, aber Kroos´ höhere Rolle verdichtete wiederum dafür den Raum. Gefährlich konnten dagegen gut getimte Halbraumverlagerungen bei engeren Positionierungen von Daniel Alves gefährlich werden, der unangenehme bogenförmige Flanken an den zweiten Pfosten legte. Ansonsten fand PSG aber schwer ins Spiel, solange sich Neymar nicht doch mal durchsetzen oder zumindest Freiräume in Unterzahl schaffen konnte, aus denen sich Folgeszenen ergaben.

PSGs Steigerung, Reals Endspurt und weitere Phasen

Es dauerte aus Gästesicht recht lange, bis sie konsequenter zur Vorstellung kamen, dass sich mehr Aufbau über rechts lohnen würde. Dort hatte die Raute keine spezielle Anpassungsstruktur und Real versuchte sich häufig mit improvisiert zugeteilten Mannorientierungen auf das Flügelpärchen zu behelfen. Dagegen war es für Daniel Alves aber ganz gut möglich, leicht diagonale Vorwärtspässe auf Mbappé zu spielen, die dieser horizontal hinter das Mittelfeld nach innen mitnehmen konnte – das funktionierte recht schematisch. So ließ sich Dynamik mit Raumgewinn erzeugen und beispielsweise Neymar aus dieser Situation mit Verlagerungen anspielen. Selbst wenn er die Szene nicht direkt zu Ende spielen konnte und erst einmal abbrechen musste, waren die entstehenden Ausgangssituationen wertvoller und vor allem schon tornäher als bei den Einleitungen über links. Vor dem 0:1 wurde das vorbereitende Zusammenspiel am rechten Flügel einmal dort durchgezogen, mit einem vergleichsweise simplen Mechanismus.

Generell waren diese Punkte allesamt Zeichen dafür, dass PSG mit der Zeit besser in die Partie kam. Vor allem der Mittelteil der 90 Minuten sah einige ziemlich kontrollierte Phasen seitens der Gäste, die Real im Zaum hielten. Das Aufbauspiel wurde etwas vielfältiger, nach den standardisierten und vorsichtigen Positionierungsmustern der Anfangsphase. In tiefen Zonen rechts erhielt neben Daniel Alves auch Verratti viel Präsenz, ansatzweise anlockend, wofür dann Lo Celso weiter nach vorne stoßen konnte, punktuell auch Rabiot mit Diagonalläufen. Über solche Art von Tiefenüberladungen bespielten sie im zweiten Drittel gelegentlich Reals Mannorientierungen und strahlten über individuell ausgespielte Schnellangriffe Gefahr aus. In der besten Phase wurden im Mittelfeld auch die Absicherungsstrukturen ausgewogener und besser, mehr auf die bei Real freien Räume orientiert, während ansonsten auf größere Torchancen häufig unmittelbar gefährliche Gegenstöße folgten. Für die Gastgeber wirkte in dieser Phase das vermehrte Defensiv-4-4-1-1 eher kontraproduktiv: Für mehr Aufmerksamkeit gegen Flügelangriffe rechts wurden einige Synergieeffekte „geopfert“ und über die flachere vertikale Staffelung der Zugriff geschwächt.

Über den Verlauf der Partie kann man PSG und Unai Emery zugute halten, dass sie sich steigerten, zwischenzeitlich dominant und die kleinen Reaktionen – wenn auch unspektakulär – sinnvoll waren. Am Ende behielten jedoch die Gastgeber das bessere Ende für sich, mit dem späten Doppelschlag, für den auch der offensive Doppelwechsel für die Schlussphase ausschlaggebend war. Nach der Auswechslung Casemiros blieben nur noch zwei Mittelfeldspieler vor der Abwehr, die Offensivpräsenz wurde dafür erhöht. Vor dem Hintergrund, dass beide Teams nicht optimal arbeiteten, schlug das stärker durch und änderte die Gewichtsverteilung nochmal so, dass Real die gegnerische Endverteidigung wirksamer unter Druck setzte. Bei beiden Treffern konnte Marco Asensio so aus einer bloßen Flügelposition extreme Sprengkraft entwickeln. Letztlich ergriff der Titelverteidiger die Möglichkeit des Schlussspurts beim Schopfe, der Herausforderer hat bisher auch zu viel Potential – bzw. nicht ausreichend weniger als der Gegenüber – brachliegen lassen.

Ala 18. Februar 2018 um 18:02

Hier lief vieles anders, als ich es erwartet hatte, allerdings sehe ich auch kaum PSG-Spiele. Ich dachte bisher, Emery wird in Paris unterschätzt – aber sein Cavani-Meunier-Wechsel war wirklich allein psychologisch irgendwie vollkommen instinktlos. Dass Zidane so offensiv gewechselt hat – naja, das sind einfach seine Standardwechsel, oder? Einfach noch mal mehr Stürmer einwechseln,wenn es nicht genügend Tore gibt? Fand ich in der Liga manchmal merkwürdig (Vazquez für Modric), hat sich hier aber tatsächlich ausgezahlt, also bin ich da jetzt still.

Enttäuscht hat mich Mbappé (gemessen an meinen sehr hohen Erwartungen). Hat Real den so gut aus dem Spiel genommen, oder war er einfach nicht so toll?
Kroos dagegen mit enormem Einsatz, der wollte sich wohl wirklich nicht ankreiden lassen, nicht genug zu kämpfen.
Bin gespalten, ob Taktik in diesem Spiel eine sehr untergeordnete Rolle spielte oder ob ich mich so gut hab unterhalten lassen, dass ich kaum darauf geachtet habe.

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CHR4 19. Februar 2018 um 02:19

da waren ein paar sehr coole Abwehraktionen von Reals Verteidigern dabei und wenn ich da mal die Vergangenheit betrachte hat Reals Defensive schon anderen den Zahn ziehen können – seine moves verliert man ja nicht plötzlich und die Schnelligkeit auch nur, wenn man nicht fit ist – und dann kommt es natürlich auch darauf an, wie man von seinen Mitspielern eingesetzt wird: da z.B. hat PaySG wie im Artikel (siehe Schlusssatz) angesprochen Potential liegen lassen
ich würde daher eher sagen, dass Taktik sehr wohl eine Rolle gespielt hat, allerdings nicht in der Art, dass in diesem Spiel zwei bis in Detail feingetunte und sauber ausgeführte System aufeinandertrafen

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CHR4 21. Februar 2018 um 04:12

das andere Extrem in der Abwehr konnte man heute bei Chelseas Christensen bewundern … da war bereits in der ersten Halbzeit abzusehen, dass die mehrfachen Böcke da irgendwann Folgen haben werden (Konferenz geschaut und hab allein in der 1. HZ mindestens zwei sehr fahrige Aktionen abgespeichert) – nun ja, der ist noch jung und hat evt. vor Aufregung, dass er heute gegen Barca ran darf, nicht ganz so ruhig und lange geschlafen …

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Daniel 20. Februar 2018 um 19:55

@Ala
„Ich dachte bisher, Emery wird in Paris unterschätzt – aber sein Cavani-Meunier-Wechsel war wirklich allein psychologisch irgendwie vollkommen instinktlos.“

Bin ja kein Freund von solchen pseudopsychologischen Überlegungen, die man sich dann im Nachhinein passend zum Ergebnis zurecht bastelt. Wenn PSG das Unentschieden nach Hause genommen hätte oder vielleicht sogar gewonnen hätte würde jetzt gesagt werden „Clever von Emery, da auswärts nochmal die Defensive zu verstärken“.
Wenn ich mir die Entstehung der beiden Siegtore von Real anschaue seh ich keinen überzeugenden Grund, warum die mit Cavani auf dem Feld nicht fallen sollten. Zwischen dem Wechsel in der 66. Minute und der Führung für Real in der 83. Minute lagen fast 20 Minuten, in denen ich nicht den Eindruck hatte, dass dieser Wechsel dem Spiel von PSG geschadet hat. Auch der Artikel spricht (in meinen Augen durchaus zurecht) von einer Steigerung von Paris im Laufe des Spiels und nicht davon, dass diese in der 66. Minute die Kontrolle verloren. Dass Mittelstürmer Cavani die Flanke von Asensio, das Abklatschen von Areola oder das Reinstochern von Ronaldo verhindert hätte bezweifle ich persönlich. Zudem wissen wir beide nicht, welche Gründe Emery für seinen Wechsel hatte, ob Cavani vielleicht angeschlagen war, Anweisungen nicht befolgt hatte oder ähnliches. Entsprechend würde ich mich da mit Kritik an dieser Einzelentscheidung zurückhalten.

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Gh 16. Februar 2018 um 11:18

ich mache gerade ein selbstexperiment: weitestgehender fußballverzicht, unterbrochen von einigen stichproben, um auf völlig unintellektueller ebene zu überprüfen, was eine partie mit mir macht. die these: hat man einmal seine sehgewohnheiten entfußballt wird einem klar, was für grütze das eigentlich ist. schließlich muss der mensch nur lang genug risse in der wand anstarren um darin interessante muster zu entdecken. ergebnis bei dieser partie: beginn mit rechtem desinteresse, sich langsam steigernd zu unaufgeregtem unverständnis für die ganze aufregung, auch das komische element mit den wie nach säureattacken auf dem platz sich windenden spieler konnte wenig erheitern, zur halbzeit ausgeschaltet, lieber wäsche zusammengelegt.

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Daniel 16. Februar 2018 um 11:38

Würde da dann eher einen kompletten Fernsehverzicht empfehlen…

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Gh 16. Februar 2018 um 12:25

fernsehen? das ist doch so ne komische sache aus dem letzten Jahrhundert, oder? alf war für mich höhepunkt und abschluss meiner fernsehkarriere.

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koom 16. Februar 2018 um 12:38

Kann ich nachvollziehen. Vielleicht nicht total bei der Partie, aber bei sehr vielen anderen Spielen. Gerade das „komische“ Element finde ich einfach extrem albern und würde mir sehr wünschen, dass die Schiedsrichter sowas ahnden. Man kan das Foul ja trotzdem geben, wegen übertriebener Theatralik und Täuschungsversuch würde ich aber auch dem Opfer Gelb dabei geben.

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Gh 16. Februar 2018 um 16:19

es ist tatsächlich so, dass man sich an die hektik bei so einem modernen fußballspiel erstmal wieder gewöhnen muss. ich schau auch andere sportarten nur sporadisch (radfahren, basketball), da bin ich sofort „wieder drin“. weiss, ist jetzt die nostalgie-keule, aber früher hat man sich so eine nicht ganz so niveauvolle partie als unkomplzierten zeitvertreib auch einfach mal so geben können, das plätscherte schön vor sich hin. jetzt ist das mehr hyperaktive zwölftonmusik, kann man sich nur geben, wenn es wirklich gut gemacht ist.

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tobit 16. Februar 2018 um 17:21

Einerseits stimme ich dir zu, dass die Hektik (z.B. der Bundesliga) oft schwer erträglich ist – andererseits langweilen mich viele Spiele der Vergangenheit aufgrund ihrer Langsamkeit (das Tempo der heutigen Zeit bietet mir einen Unterhaltungswert durch überraschende und plötzliche Momente der Genialität) und latenten Unkompaktheit (da sieht man dann im Kameraausschnitt zu wenig vom „Off Ball“-Geschehen) unabhängig von der qualitativen Umsetzung.

Reinkommen/reinfinden muss ich in jedes Spiel erstmal, auch wenn es das dritte oder vierte der Woche ist – das habe ich so beim Rugby oder Football (meinen sonstigen Sehgewohnheiten) tatsächlich auch nicht, die ich viel eher „unkonzentriert“ nebenbei gucken kann.
Ich muss mich immer erstmal auf die Teams und Spieler einstellen und mir einen „Tagesliebling“ (das kann ein Spieler, eine Gruppe oder ein ganzes Team sein) aussuchen, den ich etwas genauer angucke und anfeuere (ohne Emotionen Fussball gucken kann ich nicht). Dieser „Liebling“ kann selbst bei Spielen „meines“ BVB ein Gegner sein, dem ich an dem Tag ein gutes Spiel wünsche.

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Gh 16. Februar 2018 um 20:17

um mal hz1 gestern zu kommen: man hat gesehen, dass da ganz viele jungs ganz viel drauf haben (isco zB), aber, meine güte, war das zerfahren, einer macht eine individuell herausragende aktion, aber steht dann da mit leeren händen (sprich null passoptionen) und dann die angst vorm ballverlust… die kann ich ja bei den stürmern von psg und real noch nachvollziehen (und selbst die versemmeln was das zeug hält) , in der buli aber… dann verlier ich halt mal den ball, als ob da immer ein tor draus wird.

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tobit 20. Februar 2018 um 14:18

@Gh:
In der BL wird halt auch ein mäßiger Konter wegen akuter „Unfähigkeit“ (im Vergleich mit Sergio Ramos oder Marquinhos) der Verteidiger öfter zu einem Tor als das bei den Topklubs der Fall ist. Die sind ja nicht nur im Ausspielen der offensiven Möglichkeiten besser, sondern auch im Verhindern.
In der Liga sehe ich gar nicht so sehr die Angst vor dem Ballverlust als Problem an, sondern die billigende Inkaufnahme von reihenweisen Ballverlusten ohne Chance auf hochwertige Einschussmöglichkeiten (wenn der Gegner keine haarsträubenden Abwehrfehler macht) durch lange Bälle und freiwillige Selbstisolation am Flügel. Jeder kann sauber die Flügel zuschieben und (außer Dortmund) lange Bälle mit den drei bis vier Abwehrkanten im Zentrum gegen den einen gegnerischen Stürmer sichern. Trotzdem ist das bei den meisten DER Offensivplan. Folgerichtig fallen wenige Tore und die Ergebnisse sind fast schon maximal zufällig und von der eigentlich vorhandenen individuellen Klasse abgekoppelt.

@Taktik-Ignorant:
In ganz alten Spielen stimmt das, da sind dann aber die digitalisierten Versionen ziemlich selten. Bei Spielen vor 15-20 Jahren war die Kameraführung schon ähnlich zu heute (auch wenn mittlerweile noch mehr Wiederholungen und Zeitlupen gezeigt werden), aber es passierte einfach weniger im sichtbaren Feldausschnitt, weil die Spieler noch über das ganze Feld verteilt waren.
Dass mittlerweile ständig dieselben (in keinster Weise besonderen) Torraumszenen bei laufendem Spiel wiederholt werden regt mich auch ziemlich auf.

@Izi:
Die Qualität der Kommentatoren ist finde ich aktuell (wieder) etwas besser geworden. Aber wirklich toll ist sie noch nicht. Zumindest wird jetzt im Spiel manchmal ein bisschen auf einzelne Anpassungen im Verlauf eingegangen, auch wenn da dann oft noch Quatsch erzählt wird – sie versuchen es zumindest.
Die Einbindung der Sky-„Experten“ ist noch ziemlich ausbaufähig genauso wie deren Beitrags-Qualität. Gerade Samstagsnachmittags habe ich das Gefühl, dass sie nicht alles vom Spiel sehen sondern nur Ausschnitte und zu denen dann was zusammenstammeln.

Taktik-Ignorant 18. Februar 2018 um 18:22

Bildausschnitte fand ich frueher viel besser, als das deutsche Fernsehen das Spielgeschehen in der Totalen zeigte und nur bei Zeitlupen, die sich im uebrigen tatsaechlich auf Momente beschraenkten, in denen das Spiel unterbrochen war, in andere Perspektiven ging. Die heutige Sucht nach Bildschnitten geht mir ziemlich auf die Nerven… Inzwischen sind die deutschen Bildregisseure die schlechtesten weltweit, und wenn ich bei einem Spiel, das ich sehen moechte, die Wahl habe zwischen einem deutschen und einem auslaendischen Kanal, waehle ich den Auslaender, weil ich weiss, dass ich dann mehr vom Spiel zu sehen bekomme.

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Izi 20. Februar 2018 um 06:54

Und weil ich weiß, dass der Kommentator einen größeren Sachverstand hat und nicht nur von Kämpfen, Leidenschaft und Einstellung spricht. . .

Gh 21. Februar 2018 um 10:03

@tobit: die art von ballverlusten, die ich gerne mehr sehen würde sind die, die resultieren, wenn man seine überragende defensiv/gegenpress-staffelung für eine aussichtsreiche offensivstaffelung aufgibt und diese dann auch versucht zu bespielen. hier ist dann in der tat gute endverteidigung wichtig, falls man dann den ball tatsächlich verliert.

tobit 21. Februar 2018 um 13:58

Was ich lieber sehen würde: gute Offensivstrukturen, die auch gute Gegenpressingstrukturen sind (und dann natürlich auch bespielt werden). Mit deinem Wunsch könnte ich kurzfristig erstmal leben – oder auch mit dem Herstellen von (hauptsächlich auf Gegenpresing ausgelegten) Strukturen, die dann überhaupt mal offensiv bespielt werden, statt um sie herum zu flanken.
Aber bevor das passiert, werden wohl eher die Gegenpressingstrukturen ohne Verbesserung der Angriffsstrukturen verschlechtert um noch mehr lange Bälle und Flankengebolze zu machen.
Gute Endverteidigung braucht man wohl bald sowieso viel mehr, weil sich keiner mehr auf Gegenpressing des Gegners einlassen will. Vielleicht gewinnt dann öfter mal die höhere individuelle Klasse (in Abwehr oder Angriff – oder auf der Trainerbank), statt wie aktuell alles zufällig werden zu lassen.


koom 16. Februar 2018 um 09:29

Das Spiel hatte ein bisserl was von einem Boxkampf. Der alte Veteran wird vom stärker werdenden Neuling eingedeckt und verlässt sich auf seine Defensive und Standfestigkeit und macht dann in Runde 12 auf und überrascht den etwas ausgepumpten Youngster mit Wirkungstreffern. Das wird natürlich dem Fußball an sich nicht ganz gerecht, aber das Bild passt aus meiner Sicht ganz schön.

PSG fehlt es ein bisserl aber auch an einer guten Hintermannschaft. Vorne hat man massiv gute Angreifer, die auch viele Spielarten drauf haben, aber hinten fehlen ein bisserl solche Modrics, Kroos, Busquets und ähnliche Strategen, die solche Spiele kontrollieren und steuern können.

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tobit 16. Februar 2018 um 09:55

Die Startelf von PSG war im Schnitt rund vier Jahre jünger als die von Real (da war unter anderem ein 23jähriger Kapitän und Neymar gehörte zur älteren Hälfte – bei Real waren nur drei Spieler jünger als Neymar). Erklärt vielleicht die etwas größere strategische Abgeklärtheit bei den Blancos. Prinzipiell hat PSG mit Thiago Silva und Thiago Motta solche „Controller“ im Kader – die sind aktuell leider nicht richtig fit.
Modric, Kroos, Busquets sollte man halt nicht als Maßstab für strategisches Controlling nehmen. An die kommt sowieso niemand ran (vielleicht noch Kanté oder Matic – auf anderen Wegen). Abseits davon gehört das Mittelfeld von PSG schon zu den besten und kontrollierendsten auf dem Planeten, obwohl sie so jung sind. Daran sind schon einige „größere“ Teams phasenweise zerbrochen (man erinnere sich an die letzten Hinspiele von Bayern oder Barca gegen PSG).

Ich fand das Spiel sehr unterhaltsam und es gab auch immer wieder hochklassige Momente. Gerade Marcelo war (trotz oft suboptimaler Staffelungen vor ihm) mal wieder bestens aufgelegt.
Stark fand ich auch die immer wieder sinvolle (wenn auch meist passive) defensive Beteiligung der beiden großen „Diven“ – das war in so manchem Topspiel ein Schwachpunkt der beiden Teams, den sie sich hier nicht leisten wollten/konnten.

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koom 16. Februar 2018 um 12:36

Ich fand das Spiel auch unterhaltsam. Vor allem auch einfach die wahnsinnig hohe Qualität fast aller Einzelspieler. Präzise, scharfe Pässe, Dribblings, Pressingresistenz – das ist schon was SEHR anderes als die Bundesliga.

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CHR4 16. Februar 2018 um 23:43

ach gäb’s doch nur mehr solche Spiele! – so gute Unterhaltung gibt es aber auch in der CL nicht so häufig, da war wirklich sehr viel unterhaltsames drin: Tempo, Torchancen, Dribblings, wahnsinnige Sprints mit Ball, technische Kabinettstückchen und unheimlich coole Abwehraktionen (Ramos vs Mappe mal als Beispiel) – letzteres hat für mich auch (zusammen mit den mutigen Einwechslungen) Reals Sieg verdient gemacht
dass mannschaftstaktisch noch Potential nach oben war, da kann ich dann gerne mal drüber hinweg sehen: um mal den Boxkampf-Vergleich herzunehmen: für mich war das viel mehr Rocky Balboa als Henry Maske

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Hellawaits1982 17. Februar 2018 um 14:45

Ich hab das Ergebnis schon so kommen sehen . Habe in nem anderem Forum schon 2 Tage vor dem Spiel auf einen 3:1 Real Sieg getippt.

So stark PSG in der Offensive ist , so schwach sind sie in der Defensive insbesondere in der Rückwärtsbewegung gegen den Ball . PSG braucht Platz um sich zu entfalten . Auch bei beiden Bayern Spielen sah man diese Ansätze. Bei Bayerns 0:3 Niederlage in Paris kam Bayern auf immerhin 15:1 Ecken!
PSG gewann das Spiel, weil Ancelottis Aufstellung im ZM suboptimal und Paris da mehr oder weniger ohne Gegenwehr durchspaziert ist .

Im Rückspiel aber unter Heynckes mit Martínez im ZM wars dann mit der Herrlichkeit von PSG vorbei, Bayern gewann recht deutlich mit 3:1 und hätte auch noch höher gewinnen können .

PSG hat auf dem Papier ne starke Mannschaft klar , aber gegen kompakte Gegner ein dickes Brett zu bohren . Und dazu sehr anfällig gegen Schnellen Griffe und gutes Pressing. Und beides tat Real . Real stand einigermaßen kompakt und machte die Räume entweder eng oder leiteten PSG’S Angriffe in ungefährliche Zonen abgesehen vom 0:1 als Rabiot völlig blank im Rückraum auftauchte und Cavani’s Großchance ließ Real nichts zu .

Das 2:1 und 3:1 fielen beide nach Schnellangriffen über Asensio.

Und am Ende hatte PSG auch noch Glück das Spiel nicht mit 9 Mann beenden zu müssen. Der Elfmeter für Real war eigentlich ne klare Gelb Rote Karte und die Schwalbe Neymars ebenfalls.

War aber ein sehr unterhaltsames Spiel.

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Taktik-Ignorant 18. Februar 2018 um 18:27

Zweierlei Anmerkungen: m.E. hatte PSG mit Rabiot und vor allem Verrati durchaus Spieler auf dem Feld, die im Mittelfeld „herrschen“ koennen, aber ihnen standen halt auch keine Durchschnittsfussballer gegenueber.

Bei Marcelo frage ich mich, warum sein Offensivdrang nicht oefter nach hinten losgeht, so wie es die Deutschen beim letzten WM-Halbfinale schoen vorexerziert haben; die Raeume waren auch letzten Mittwoch wieder da. Die Kritik des Mitforisten an Mbappé kann ich da durchaus nachvollziehen, er hat schon bessere Spiele gemacht, ist aber wohl in zentraler Position auch besser aufgehoben als auf Aussen.

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Lukas 16. Februar 2018 um 10:42

@koom Sehe ich auch so. Verstehe vor dem Hintergrund auch nicht, warum sie Krychowiak nach West Brom geschickt haben. Klar, er ist kein Busquets und vielleicht sehe ich ihn zu positiv aber eigentlich wäre er doch genau so ein Spielertyp und bei Sevilla war er ja eigentlich auch sehr stark..

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tobit 16. Februar 2018 um 16:16

Krychowiak ist zwar sehr erfahren, auch international, aber einfach nicht so gut wie Rabiot oder Motta. Die sind technisch und offensivstrategisch so viel besser, dass seine defensiven und (leichten) physischen Vorteile mehr als aufgewogen werden. Das Spiel in Sevilla ist/war halt ein völlig anderes als bei PSG – ein (herausragendes) EL-Team spielt anders als das (teilweise absurd) überlegene, dominierende Team einer Liga.
Ich erinnere mich auch an Berichte (kann mich da aber auch irren), dass seine Trainingsleistungen im letzten Jahr nicht so besonders waren.
Dazu kann er nur als tiefer, abräumender Sechser spielen. Diese Rolle können aber aktuell fünf Spieler (Motta, Diarra, Lo Celso, Verratti, Rabiot) ausfüllen, wovon drei auch als Achter unterwegs sind. Auf der Acht bzw. Zehn gibt es dann auch noch Draxler und Pastore als Konkurrenz um den dritten ZM-Platz (neben Verratti und Rabiot ist ein Platz fast beliebig besetzbar).
Fazit: In der Liga braucht PSG keinen dezidierten Abräumer und ist auch sonst zahlenmäßig bestens besetzt, so dass man Krychowiaks relativ hohes Gehalt (im Vergleich zu Lo Celso z.B.) gerne einsparen wollte.

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Lukas 17. Februar 2018 um 17:18

Danke:) bin ein Fan von krychowiak und arbeite daher immer etwas enttäuscht, aber klar, das ergibt Sinn:)

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