Samstag, 15:30 Uhr

1:1

Wie ein durchaus typisches Bundesligaspiel von heute in überdurchschnittlich guter Ausführung aussehen kann.


Beim Duell Schalke gegen Wolfsburg waren Serien fortzuschreiben oder zu brechen: Schalke wollte den kleinen Ergebnistrend der letzten Wochen bestätigen, Wolfsburg die kuriose Unentschieden-Reihe des neuen Trainers Martin Schmidt beenden. Beide Mannschaften bemühten sich im Aufbau mit weiträumiger Anlage und zirkulierten im Schalker Fall auch länger wie kontrollierter in der Tiefe, verbuchten aber nicht allzu viel Effizienz, die Gastgeber wiederum noch etwas mehr. Sie waren in den tiefen Zonen zudem stärker auf Sicherheit bedacht als der VfL. Da zudem beide Teams insgesamt viele Tiefenpässe nutzten und ansonsten das Leder eher am Flügel verloren, konnten wenig Konterangriffe zwischen der ansonsten klaren Spielstruktur ausgelöst werden. Die kontrollierten Ballstafetten zwischen Verteidigern und Mittelfeld bildeten bei Schalke auch einen Baustein dafür, dass die Gastgeber die Begegnung – speziell die erste Halbzeit – vor allem über das Thema Defensivstabilität im Griff hatten.

schalke-wolfsburg-2017Neben einigen guten Pressingansätzen gab es in jenem Bereich zwar auch manche Probleme, diese wurden aber zumeist durch die präsente Endverteidigung und die zügige Rückzugsbewegung ausgeglichen. In der ersten Halbzeit agierten die Gastgeber souverän, ohne zu glänzen, erlaubten dem VfL nur zwei Abschlüsse, davon keinen auf das Tor. Allerdings trugen die Gäste dazu auch ganz entscheidend selbst bei, ließen reichlich Potential ungenutzt – und das, obwohl sie gesamttaktisch eigentlich ziemlich sinnvoll eingestellt waren und auch konkret auf den Offensivpositionen einige ansprechende Elemente präsentierten.

Aus der offensiven Dreierreihe heraus sahen die Wolfsburger Bewegungen gefällig und vor allem dafür vielversprechend aus, Raumgewinn zu nutzen. Trieb beispielsweise Arnold das Leder länger nach vorne, startete Malli kurze Läufe in gefährliche Verbindungszonen, kreuzte Gerhardt einige Male diagonal hinter die Sechser und verhielt sich Kuba in seiner unterstützenden Art grundsätzlich ebenfalls geschickt. Allerdings eignete sich die Ausrichtung im Wolfsburger Bewegungsspiel nur bedingt dazu, Raumgewinn zu erzeugen. Das war über weite Phasen der ersten Halbzeit der vordringliche Knackpunkt im Aufbau – und wenn dies am Anfang nicht gelang, stockte alles Weitere entsprechend, so gut es auch aussah.

Raumnutzungsfragen zwischen Aufbauschwierigkeiten

Gegen das Anlaufen der Schalker Stürmer und das Nachschieben des folgenden Blocks hatte Wolfsburg ohne natürlichen „freien Mann“ gewisse Probleme. Zum Flügel hin wechselten sich bei den Hausherren im Verschieben die ballnahen Achter und Außenspieler in gewohnter Manier ab. Das erfolgte in einer stärker zweikampforientierten und auch recht weiträumigen Umsetzung. Eine theoretische Bruchstelle in dieser gut funktionierenden Systematik betrifft die diagonale Balance im Nachschieben des Mittelfelds – zwischen Unterstützung des ballnahen Achters gewissermaßen horizontal und der vertikalen Kohärenz. Konkret hieß das für Wolfsburg: Schnelle, konsequente Rückpässe vom Flügel als potentielles Schlüsselelement. Hinter den nachrückenden Stürmern konnten sich kleinere Räume ergeben, wenn das Schalker Mittelfeld noch gebunden war.

Konnte sich der VfL mal spielerisch lösen, dann geschah das auf diese Weise. Die Innenverteidiger und Casteels spielten solche Möglichkeiten auch sehr konstruktiv aus und einer der Sechser band sich zügig zur Dreiecksbildung hinter den gegnerischen Angreifern ein. Statt Weiterleitungen in die Breite hätten sie sich aber noch häufiger auch aufdrehen können. Wenn über diese Dreiecksbildungen mal Raumgewinn erzeugt war, boten sich eigentlich gute Voraussetzungen. Nur stellte sich dann ein anderes Problem: Der jeweils andere Sechser reagierte etwas zu passiv oder wurde von den anpassenden Bewegungen der Schalker Restverteidigung zugedeckt, während einzelne Spieler sehr schnell in die Vorwärtsorientierung übergingen. Gleichzeitig sorgte das gute Rückwärtspressing der Schalker sofort wieder für Unruhe.

Prinzipiell hätte das Bewegungsspiel der Offensivabteilung ein Prunkstück für die Gäste in dieser Begegnung werden können. Nur spielten sie das lange Zeit viel zu wenig an: Nach erzeugtem Raumgewinn folgte immer sehr schnell der ambitionierte Diagonalpass in die Tiefe auf Gomez, der sich gegen die Dreierkette der Schalker behaupten musste und für den erst langsam Unterstützung nachrückte. Gerhardt machte das zügig, aber auch Meyer schob von Schalker Seite – wie überhaupt oft zu den Flügeln – flink mit in die Anschlussräume. Der Regelfall sah für die Gäste gegen das Pressing aber so aus, dass sie lange Bälle schlagen oder sich improvisiert über die Außenbahnen entlang zu spielen versuchen mussten. Mit dem offensiv ausgerichteten und tatsächlich ziemlich dribbelstarken Tisserand erschlossen sie links einige Aufrückmöglichkeiten, da sich Arnold und Malli häufiger in jenem Halbraum neben den Achter freiliefen und dann schnell das Leder nach vorne tragen konnten.

„Aufbau gegen Pressing“ ohne klaren Sieger

Bei den Wolfsburgern funktionierte im Pressing die Keilstaffelung sehr gut, die Gomez und Malli aus dem etwas breiteren 4-4-2-Zustellen heraus letztlich immer wieder bildeten: Erstgenannter stellte den ballfernen Verbindungsraum innerhalb der Dreierkette zu, der Zehner orientierte sich an Max Meyer als tiefstem Sechser und hielt sich dabei lose ballseitig. Bei Schalke agierten die Halbverteidiger eher (zu) vorsichtig und verzichteten über weite Strecken auf attackierendes Andribbeln, zumindest zu Beginn von Aufbauszenen. Zur Unterstützung von Meyer besetzten abwechselnd die Achter zurückfallend die Bereiche neben jener Keilstaffelung. Bentaleb band sich naturgemäß noch etwas präsenter ein, aber auch Harit forderte viele Bälle und versuchte dann zu dribbeln und anzukurbeln.

Vonseiten der Wolfsburger rückte Guilavogui besonders weiträumig und aggressiv gegen den Schalker Achter nach und verfolgte diesen auch bei diagonalen Vorstößen eng, ansonsten teilte sich das Mittelfeldband das Herausschieben um Malli herum recht balanciert auf. Die nominellen Flügel spielten beim VfL – gegen das Schalker Zentrumstrio auch sinnvoll – ziemlich eng und recht gut mit ihren Hintermännern abgestimmt, schoben bei Pässen nach außen meist so nach, dass der direkte Querpassweg in die Achterräume erschwert wurde. Gegen Bentaleb und Harit arbeiteten sie ohnehin viel mit in die Halbräume zur Unterstützung. An diesen Punkten entwickelte sich ein beherztes Mittelfeldduell zwischen dem Pressing der Niedersachsen und dem Ballvortrag der Gastgeber.

Ballzirkulation, Verlagerungen, Anschlussaktionen

Versuchten deren Achter das Spiel aus dem Halbraum weiter zu tragen, taten sie sich trotz diagonaler Ausgangslage schwer. In der Vertikalen kamen dann schnell schon die Stürmer als nächste Option in Frage, die aber lieber ausweichend agierten und deren technische Ambivalenz in jenem weiträumigen Kontext problematisch hätte sein können. Meyer wiederum konnten die Achter kaum offensiver einbinden, da er seine Rolle als Ankerpunkt gegen die Pressingkonstellation der Wolfsburger halten musste. Oftmals bewegte er sich aber geschickt etwas in den ballnahen Halbraum für kurze Anspiele und sofortiges Prallenlassen, wodurch sich kleine Asymmetrien ermöglichten und Räume im ballfernen Halbraum für eine neuerliche Spielöffnung ergaben.

So konnte Schalke das Leder dynamisch durch das tiefe zweite Drittel laufen lassen, einerseits das gute gegnerische Pressing selten ausspielen, andererseits dagegen über die Achterpositionen immer wieder die Ballsicherung gegen Zugriffsversuche schaffen. Ausgehend davon rückte aus diesen Zirkulationsphasen heraus eine bestimmte Angriffsroute in den Fokus: Über die Art der Einbindung ihres Mittelfelds konnten sie potentiell die zweite Linie der Wolfsburger anlocken und so Ausgangslagen für – ballfern wie auch ballnah gespielte – Diagonalpässe und Verlagerungen ermöglichen. Solche Zuspiele auf Caligiuri bzw. Oczipka stellten Schlüsselelemente dar, um dynamisch ins Angriffsdrittel vorzudringen.

Auf diese Weise hatte Schalke schon quantitativ viel mehr Offensivszenen als Wolfsburg. Wichtig für den ordentlichen Vortrag in Halbzeit eins: Die Anschlussaktionen von den Flügeln aus nutzte der Gastgeber ziemlich sinnvoll. Sie spielten viele Bälle von dort wieder in die Mitte und konnten über diese Dynamik ihre Offensivkräfte einbinden. Entweder die Stürmer rochierten für den „einfacheren“ Tiefenpass nach außen in die Spitze und die Achter stießen in „ihrem“ Halbraum vor oder die Aufteilung erfolgte umgekehrt: Dann ließ sich ein Angreifer kurz fallen und forderte den Pass vom Flügelläufer, um diesen in den Lauf des gegenläufig aus der Tiefe zur Seite – hinter gegnerischen Außen- oder Innenverteidiger – startenden Achters weiterzuleiten. Ersteres war noch etwas gefährlicher: Mit Harit respektive Bentaleb im Zwischenlinienraum lassen sich gute Szenen kreieren, wie es Schalke gelegentlich gelang.

Eine veränderte zweite Halbzeit

Beim überraschenden Punktgewinn in München hatte Martin Schmidt eine Art Trendwende nach der Halbzeitpause erzielen können, indem er einfach deutlich mehr auf Mitspielen setzte. Ähnliches entwickelte sich zum zweiten Durchgang auch in dieser Partie: Wolfsburg versuchte deutlich mehr zu machen und erhielt wesentlich höhere Spielanteile, auch weil Schalke sich gleichzeitig stärker zurückzog, in der genauen Umsetzung innerhalb des Kollektivs dabei nicht ganz einig schien. Der VfL fächerte noch aggressiver auf und suchte bei Bällen auf die Außenverteidiger nun sofort den aggressiven Horizontalpass ins Mittelfeld, wo sich die Sechser wesentlich aktiver freiliefen – in diesen Szenen oft sogar der eigentlich ballferne Akteur, während dessen Partner die zweite Schalker Linie beschäftigte.

So kam Wolfsburg immer häufiger hinter die Angreifer der Königsblauen, welche ihre Intensität weniger heruntergeschraubt hatten als die Kollegen, nun aber bei den langen Wegen nicht mehr hinterherkamen. Dass sich di Santo stärker an Guilavogui – in der Aufteilung zur tieferen Weiterleitungsstation geworden – zu orientieren versuchte, schwächte eher die Kohärenz und den Zugriff vorne. Die Niedersachsen gewannen nun an Dominanz und Offensivpräsenz. Überhaupt wurde das Freilaufverhalten mutiger, nutzten sie immer wieder Dribblings sehr fokussiert, um offene Räume zu attackieren und einzelne Pressingbewegungen zu umspielen. Malli ging häufiger in den Zwischenbereich von verschiebendem Achter und Flügelläufer, um Meyer heraus zu zwingen und einem Kollegen den Ball zum Dribbling nach innen vorzulegen. Vermutlich wollte Tedesco diesen Mechanismen entgegenwirken, als er seine vorderen Reihen neu organisierte und auf ein 5-4-1 mit tendenziell enger Mittelfeldlinie umstellte.

Andererseits musste man somit aber endgültig auf Druck auf die erste Reihe verzichten. Gegen den alleinigen verbleibenden Stürmer hatte Wolfsburg viel Zeit. Auch gegen das 5-4-1 zeigten sie ein gutes Ballbesitzspiel, besetzten die Räume um die gegnerische Struktur herum eigentlich passend. Es war aber schwierig, da Schalke auf Kompaktheitsschwächen meistens gut reagierte und nun auch schon wieder dichter stand, während die Wolfsburger Anlage auch noch nicht ganz sauber funktionierte. Das größte Problem bei dieser eigentlich sehr vielversprechenden Leistung des VfL: Die Entscheidungen für die Aufnahme von Vertikalaktionen passten weiterhin nicht. Normalerweise wurden solche Szenen wie in der Entstehung des vergebenen Elfmeters, die den Raum hinter der Abwehr suchten und dabei jenen vor der Abwehr ignorierten, nie gefährlich. Über das gute Ballbesitzspiel und das zunehmende Übergewicht zwang Wolfsburg den Gegner aber nach hinten und schaffte so abermals ein spätes Remis.

Fazit

Gegen ein gutes Pressing der Wolfsburger konnte Schalke zwar nicht allzu viele Angriffe auslösen, aber mit kontrollierter Ausrichtung fast durchgehend gefährliche Ballverluste vermeiden. Über gute Anschlussaktionen nach Diagonalbällen auf die Flügelläufer meldeten sie sich zu ihren gelegentlichen Offensivmomenten. Dagegen kam Wolfsburg nicht zu ausreichend Spielanteilen. Ihre unterschiedlichsten und oft gar nicht schlechten Ansätze fanden überhaupt nicht zu einem kohärenten Gesamtbild zusammen: viele gute Dreiecksbildungen zwischen Innenverteidigern und einem Sechser, aber kaum Übergangsspiel; interessante Offensivbewegungen, aber bei Raumgewinn immer wieder Pässe, die stattdessen Gomez gegen drei Verteidiger auf die Reise schickten. Vor diesem Hintergrund bildete Durchgang zwei ein Kontrastbild, als die Gäste ihren zunehmenden Ballbesitz weitgehend konstruktiv ausspielten und Schalke so weit zurückdrängen konnten, dass am Ende der Treffer zum Ausgleich abfiel. Aus Sicht der Niedersachsen war im zweiten Durchgang viel Positives dabei. Wegen solcher Phasen oder beispielsweise wegen der vielen guten Horizontalpässe von den Flügelpositionen war diese vielleicht gar nicht so spektakulär wirkende Begegnung insgesamt doch etwas mehr als nur ein „ganz normales“ Bundesligaspiel anno 2017.

Abdelaziz 10. November 2017 um 12:39

Könnt ihr vielleicht zur Winterpause eine Mannschaftsanalyse zu Schalke schreiben? Finde die Entwicklung unter Tedesco bemerkenswert, man sieht schon nach wenigen Spielen eine Handschrift. An sowas sind die letzten Trainer auf Schalke alle gescheitert. Auch die Positionswechsel (Stambouli, Meyer) find ich extrem interesssant.

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ES 17. November 2017 um 11:51

Der Blog halbfeldflanke.de hat eine Analyse zur Entwicklung unter Tedesco geschrieben: https://halbfeldflanke.de/2017/11/tedesco-rising-introducing-ball-possession-to-schalke-04/

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tobit 17. November 2017 um 19:58

Sehr interessanter Artikel. Auch deren Interview mit Tedesco ist sehr zu empfehlen. Da erklärt er sehr gut (und kompakt) seine Grundanschauung/Philosophie von der Kontrolle der Umschaltmomente als Schlüssel zur Kontrolle des ganzen Spiels. Dabei geht es ihm nicht darum, möglichst viele dieser Momente zu erzeugen (wie es Klopp oder R. Schmidt versuchen), sondern die (zwingend) vorhandenen zu seinen Gunsten (und Nutzen) zu beeinflussen.

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idioteque3 8. November 2017 um 00:20

Um zum Inhalt des Artikels zu kommen: Kann denn Schalke mit dem aktuellen Kader aus der Favoritenrolle heraus (oder zumindest, wenn sie um Spielkontrolle bemüht sind) überhaupt viel mehr erzeugen als „gelegentliche“ Durchschlagskraft? Man hat ja für Torgefahr aus dem Spiel heraus eigentlich nur Konoplyanka, der mMn aber nicht wirklich für ballbesitzlastigen Fußball geeignet ist oder zumindest nur sehr schwierig einzubinden, Burgstaller, der zwar arbeitet ohne Ende und gemessen an seiner technischen Limitiertheit eine große Cleverness im Lösen von klassischen „Stürmersituationen“ hat, aber dann halt doch nicht das Gesamtniveau hat, um einen Club mit CL-Ambitionen als Sturmspitze zu tragen, und Goretzka, der aber als Achter auch nicht für Unmengen an Toren sorgen kann.
Ist es insofern aus Tedescos Sicht nicht einfach logisch, zunächst auf stabiles Pressing, stabile tiefe Verteidigung und stabilen Ballbesitz plus offensiv Standards zu setzen, zumindest solange Embolo und Schöpf nicht fit sind?

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tobit 8. November 2017 um 15:03

Prinzipiell ist da sehr viel kombinatives Potential versammelt (und auch die passenden Läufer, die man damit bedienen kann). Diese Qualitäten muss man „nur“ strukturiert und geduldig einsetzen. Embolo und Schöpf können dann vorne nochmal mehr Optionen (bei di Santo scheint der Knoten zwar endlich geplatzt zu sein, aber mehr als ein solider Bundesligaspieler wird aus dem auch nicht mehr), Brachialität und individuelle Klasse hinzufügen ohne kombinativ abzufallen.
Ihnen fehlt halt ein Typ wie Didavi, de Bruyne oder Dembélé, der auch mal vom Mittelkreis alleine ein paar Chancen kreieren kann – sie sind also auf eine sehr kollektive Spielweise und damit auf gute Form bei allen angewiesen. Vielleicht wird Harit (der wird glaube ich eher „nur“ ein sehr guter Nadelspieler) mal so einer oder Konoplyanka (der wirkt auf mich immer wie ein schlampiges Genie – so ein bisschen wie Ben Arfa vor seiner Nizza-Zeit) bringt sein Talent mal voll auf den Platz.

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Schorsch 6. November 2017 um 09:59

Möglicherweise hat dieses Match es nicht verdient, wenn man TRs Analyse folgt. Aber es ist nicht auszuschließen, dass ein „durchaus typisches Bundesligaspiel von heute in überdurchschnittlich guter Ausführung“ wie just diese Partie einmal traurige Berühmtheit erlangen wird. Der DFB ermittelt gegen Hellmut Krug, der das Videobeweis-Projekt leitet. Bei diesem Spiel war er als Supervisor des Videoassistenten tätig und soll diesen zweimal verbotenerweise in dessen Entscheidung korrigiert haben; beide Male zugunsten des FC Schalke 04. Krug bestreitet die Vorwürfe. Wie auch immer die Untersuchung ausgehen wird, ein Gschmäckle wird bleiben. Krug durfte als gebürtiger Gelsenkirchener in seiner aktiven Schiedsrichterzeit nie Partien mit Beteiligung des S04 leiten. Aber nun darf er als Supervisor fungieren, wenn die Knappen spielen?

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koom 6. November 2017 um 10:15

Hah, stimmt. Vielleicht wird es das Beispiel-Spiel für die Saison 2017/2018: Typischer, leicht überdurchschnittlicher Bundesligafußball zweier Klubs auf Selbstfindungskurs, geleitet, gesteuert und … manipuliert? … vom Videobeweis.

Ich hoffe sehr, dass das Konsequenzen hat. Persönliche, wie auch in der Umsetzung des Videobeweises. Die bisherige Umsetzung ist kaum halbherzig zu nennen, so schlecht erscheinen die Ergebnisse. Gefühlt wird scheinbar nur gewürfelt, bei welcher Situation man mal hinschaut, wodurch ein seltsames Bild entsteht. Und das der größte Sportverband der Welt sein Geld lieber hortet und lieber die mafiös anscheinende Klique um das Schiedsrichterwesen einfach machen lässt, anstatt das professionell auf mehrere Beine zu stellen, ist einfach auch nur noch albern.

Es ist ja klar, dass der Videobeweis keine 100%ige Gerechtigkeit bringen wird. Aber zumindest sollte transparent (!) sein, dass jede Situation rund um den Strafraum (speziell, aber nicht nur: Tore) und mindestens bei jeder Kartenvergabe analysiert wird und dies dokumentiert wird. Das Medium gibt es her, die Kosten dafür sind überschaubar (ich würde die kaum auf ein Drittel einer handelsüblichen WM-Eröffnungsgala, die eh nicht durchgeführt wird, schätzen *g*) und es würde insgesamt ein besseres Gefühl geben. Aber das vermeidet man, um Schiedsrichter nicht zu diskretieren. Und erhält als Folge davon mehr denn je ein Respektverlust vor der Schiedsrichterzunft, da die selbst MIT Videobeweis oft hart danebenliegen oder willentlich wegschauen.

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Schorsch 7. November 2017 um 00:33

Nu isser wech, der Hellmut. Aber nicht vom Fenster. Der DFB wäre halt nicht der DFB, wenn er nicht dem Projekt in anderer Funktion erhalten bliebe… 😉

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koom 7. November 2017 um 16:36

Von der DFL-Webseite:
„DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball erklärt: „Wir brauchen einen strukturellen Neuanfang im Schiedsrichterwesen. Die Pilotphase des Video-Assistenten hat schonungslos Probleme offengelegt, die es an einigen Stellen schon lange gibt und nun endlich behoben werden müssen. „

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