Ha Ho He! Dardai bringt Hertha an die Spitze
Hertha BSC ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Wie hat Pal Dardai das geschafft? Wir schauen uns das Berliner Wunder aus taktischer Sicht an.
Anfang Februar des Vorjahres trainierte Pal Dardai noch die U15 von Hertha BSC Berlin, parallel zu seinem Engagement als Nationaltrainer Ungarns. Als am 5. Februar der Trainer der Lizenzmannschaft Jos Luhukay entlassen wurde, stand die alte Dame auf dem 17. Platz und schwebte in akuter Abstiegsgefahr. Pal Dardai übernahm den Posten interimistisch und führte die Hertha zum Klassenerhalt. Knapp ein Jahr später ist der Ungar mit seiner Mannschaft auf Champions-League-Kurs. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf die Europa-League Plätze schon, wobei auch dieser, nach dem sorgenvollen Vorjahr, als sensationeller Erfolg in die Vereinsgeschichte der Berliner eingehen würde. Doch wie hat es die bissige Vereins-Ikone geschafft die dauer-abstiegsgefährdete graue Maus aus der Hauptstadt zu einem CL-Aspiranten zu formen? Und das noch innerhalb eines Jahres?
Dardai, der Psychologe
„Ich arbeite bis zum Tod dafür, dass wir den Klassenerhalt schaffen!“, sagte er bei seinem Amtsantritt. Was auf den ersten Blick martialisch und verbissen wirkte, war von Anfang an besser durchdacht als man glaubt.
„Ich habe für alles einen Plan. Ein Plan ist für mich wie ein Ziel, das ich erreichen will. Man muss sich immer weiterentwickeln. Wäre ich als Spieler oder Trainer stehengeblieben, würde ich heute nicht hier sitzen.“ – Pal Dardai im Oktober 2015
Pal Dardai ist nicht unbedingt der Mann großer Sprüche, den die Medien uns verkaufen wollen. Die Ziele, die er sich und seiner Mannschaft steckt, sind aus seiner Sicht stets realistisch gewählt, die Formulierung dieser scheint ebenso nicht zufällig zu entstehen.
Dardai greift einerseits auf Understatement zurück, wie beispielsweise im letztjährigen Abstiegskampf oder während seiner Arbeit mit der ungarischen Nationalmannschaft, um den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Andererseits hat er auch schon mit großspurigen Ankündigungen – „Wir wollen ins Pokalfinale 2016“ – und das Festschreiben diverser Klauseln für das Erreichen des europäischen Bewerbes, auf sich aufmerksam gemacht. Nachdem ihn Sky-Reporter zum Ende der diesjährigen Rückrunde fragten, was in der Saison noch drin sei, entgegnete Dardai: „ab heute interessiert mich nur mehr Augsburg, sonst nichts“ womit Dardai das nächste Meisterschaftsspiel gegen die Weinzierl-Elf meinte. Wohlgemerkt, zwischen den beiden Spielen lag über ein Monat Winterpause.
Es zeigt aber wie Dardai denkt. Er will seiner Mannschaft keinen unnötigen Stress machen, betont oft, dass es nicht schlimm wäre, ein Spiel mal zu verlieren. Vor dem Spiel gegen Leverkusen hatte seine Mannschaft trotz guter Tabellenplatzierung, eine durchgehend negative Bilanz gegen „die großen“ Teams. „Wenn es heute nicht klappt, dann klappt es halt nicht“, sagte der Ungar jedoch im Vorfeld der Partie. Durch dieses Abschirmen schaffte er es, dass seine Hertha lange Zeit unterschätzt wurde. Innerhalb der Mannschaft herrscht aber eine positive Mentalität, mit seinen Ansprüchen an die Mannschaft beschwört er eine „Wir gegen den Rest der Welt“-Attitüde.
Woran es bei Dardai nie einen Zweifel geben darf, ist die Umsetzung seines Plans. Jeder Schritt, jede Phase des Projekts ist geplant. Jeder Einzelne muss voll mitziehen.
Der 3-Phasen-Plan – Teil 1: Fitness
„Fitness ist das Wichtigste“
Den eigentlichen ersten Schritt seines 3-Phasen-Plans konnte Dardai erst in der Sommerpause 2015 umsetzen. Zuvor musste er die alte Dame bekanntlich vor dem Abstieg retten.
Um am Ende auf einem Nicht-Abstiegsplatz landen zu können, setzte er vor allem auf defensive Stabilität, mit sehr konservativen Abläufen und so gut wie keinen Impulsen nach vorne. In dieser Phase hätte man „vorne auf ein Wunder gehofft“, so Dardai. In Angesicht der fehlenden spielerischen Klasse und den groben Mängeln im Spielaufbau war der Klassenerhalt durchaus glücklich. Doch es gehörte zugleich zu Dardais Plan dazu, während dieser Phase blieb dem Ungar scheinbar nichts anderes übrig als den Teamgeist und die Mentalität des Teams zu fördern. Im täglichen Betrieb gab es oft Teambuildingmaßnahmen. Der Rest war, wie von Dardai präzisiert, Hoffen und Bangen, doch der Klassenerhalt sollte trotzdem gelingen.
Um die Phasen II und III, die Arbeit gegen (II) und mit dem Ball (III), so umzusetzen wie er sich das vorstellte, fehlte eben noch Phase I. Fitness.
In der Sommervorbereitung widmete Dardai ganze vier Wochen der Fitness. «Ich brauche gesunde und bissige Spieler. Fußball ist vor allem Aggressivität und Fitness. Ich weiß, was wir in den nächsten vier Wochen vorhaben. Wenn wir das durchziehen, sind wir topfit», sagte er zum Trainingsauftakt. Spätestens nach den Medien-Berichten zu Dreifach-Einheiten in der Vorbereitung, waren wir hier bei Spielverlagerung mehr als nur skeptisch. Ein Trainer, der den Kampf als einzigen Ausweg im Abstiegskampf sah, gebetsmühlenartig von Aggressivität und Mentalität redet, spielerische Elemente bislang vermissen lässt und die Mannschaft jetzt in einer „knüppelharten“ Vorbereitung drei Mal am Tag quält, die Vorzeichen waren alles andere als gut. Doch Dardai sollte noch alle überraschen.
Hertha hatte zum Ende der Hinrunde zwar die zweitmeisten Ausfalltage aller Bundesligisten:
Die Verletzungstabelle der #Bundesliga-Hinrunde 2015/16: #Darmstadt top, #S04, #SGE & #FCB flop, #Gladbach stürzt ab pic.twitter.com/5NYNj5XzMm
— Fußballverletzungen (@fbinjuries) December 20, 2015
Von groben Verletzungen blieben die Spieler aber – abgesehen vom Seitbandriss bei Mitchell Weiser – größtenteils verschont. Mit Abschluss von Phase I kehrte Dardai auch wieder zu einer kohärenteren Trainingssteuerung zurück, Phase II und III konnten jetzt noch fokussierter angegangen werden.
Der 3-Phasen-Plan – Teil 2: das Spiel gegen den Ball
In den Schilderungen zum Abstiegskampf ist schon durchgeklungen, dass Dardai gerne auf defensive Stabilität setzt. Die Mannschaft formiert sich gegen den Ball fast immer in einem 4-4-2, bei dem hauptsächlich im Raum verteidigt wird. Von der Grundstaffelung her stehen die Herthaner oft ein wenig zurückgezogen, Phasen in denen der Gegner hoch zugestellt wird waren bisher nur selten zu sehen. Dabei ist die Hertha diese Saison lange nicht mehr so abwartend eingestellt wie in der Vorsaison. Man steht in einer ambivalenten Formation, welche immer auf der Suche nach Zugriff ist, dabei aber nicht überintensiv wirkt. Dabei versucht die vorderste Reihe – welche oft aus Kalou und Ibisevic besteht im Laufe der Saison aber auch schon von Darida und Haraguchi besetzt wurde – den Gegner flexibel anzulaufen oder passiv zu lenken. Hier wird nicht unbedingt nach einem Schema gearbeitet; nach innen lockende Bogen sind ebenso zu sehen, wie das passive Zustellen des gegnerischen Sechserraumes, welches den Gegner dazu zwingt nach Außen zu spielen und ihn dort leicht isolierbar macht. Was das Berliner Pressing jedoch auszeichnet, ist das gute Gespür dafür, wann das Hochfahren der Intensität Sinn macht. Meist sind es die Außenspieler, welche das Pressing triggern und den Teamkameraden signalisieren, dass der Druck erhöht wird. Die Trigger für dieses Pressing sind klassische Situationen, wie eine schlechte Annahme, schlechte Positionierung des Passempfängers oder eine ungünstige Staffelung für die Folgeaktion.
Wenn das verschärfte Pressing erst mal in Gange ist, reagiert der Rest der Mannschaft auf die gegnerische Staffelung und versucht diese so gut wie möglich in Schach zu halten. Der ballferne Flügelspieler – hier Mitchell Weiser – lässt sich auf die Höhe der Sechser fallen, welche auf die Ballseite hinschieben. Der ballnahe Außenverteidiger bindet den gegnerischen Außenstürmer, ist jedoch jederzeit bereit diesen in seinem Deckungsschatten liegen zu lassen und ebenso aggressiv anzulaufen. Nicht selten haben die Berliner eine eher tiefe Position inne, warten aber darauf, dass der gegnerische Außenverteidiger ein schwaches Zuspiel an der Seitenlinie, mit dem Rücken zum Tor von Rune Jarstein, annehmen muss um urplötzlich zu attackieren.
Dabei greift die Hertha in weiterer Folge oft auch auf vereinzelte Mannorientierungen zurück, welche das unmittelbare Pressing zwar verstärken, aber im Anschluss zu einzelnen Unkompaktheiten hinter der ersten Pressinglinie führen.
Wirklich grobe Unkompaktheiten entstehen durch diese Mannorientierungen jedoch nicht; sie sind meist gut gewählt und fast immer einem initialen Startschuss zum Pressing nachgestellt.
Unkompaktheiten sind jedoch durchaus ein Problem mit dem die Herthaner zu kämpfen haben, sobald sie höher am Feld stehen. Will die Hertha ihre hohe Grundposition über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten, verpasst hierbei jedoch den Moment des aggressiven Pressings, verfällt die Mannschaft in einen Zwiespalt. Vereinzelte Lock- und Lenk-Bewegungen werden vom Rest der Mannschaft nicht mehr ordentlich eingebunden, die dazugehörigen Mannorientierungen sind dann schlecht gewählt und führen zu enorm großen Räumen im offensiven und defensiven Zwischenlinienraum. Verfängt sich die Mannschaft erst mal in diesen Modus, kann sie sich dem Chaos nicht mehr entziehen und die einzelnen Linien driften immer weiter auseinander. Das liegt auch daran, dass die letzte Linie der Berliner anscheinend den Auftrag hat, auf „aussichtslose“ Situationen mit einem raschen Rückzug der Viererkette zu antworten. Diese Lücken im Pressing waren bislang auch eine der größten Schwachstelle der Mannschaft aus der Hauptstadt.
Ob Dardai als Reaktion auf eben diese Probleme, vereinzelt ein höheres Zustellen im Pressing spielen lässt, ist nicht überliefert. Es kommt aber auch seltener vor. Das hohe Zustellen der gegnerischen Aufbauspieler ist zurzeit sehr hoch im Trend, bringt dabei auch offensichtliche Vorteile. Wenn der Spielaufbau Mann gegen Mann zugestellt wird, traut sich kaum noch ein Gegner zu, den Aufbau kontinuierlichen voranzutreiben. Man zwingt ihn automatisch zu hohen Bällen und kann sich dementsprechend darauf einstellen den zweiten Ball zu gewinnen. Wenn ein Gegner jedoch beschließt die Manndeckung ins Leere laufen zu lassen, ist zwischen der ersten Pressinglinie und dem Rest der Mannschaft der Raum massiv geweitet. Obwohl der VfL Wolfsburg Ende Februar nur zu einem 1:1 Unentschieden kam, gelang es der Hecking-Elf mehrmals das Pressing der Berliner zu umspielen und dahinter große Räume vorzufinden. Insgesamt ist das Pressing der Berliner zwar prinzipiell stabil und sehr interessant in der Wahl der Situationen, welche sie für ein verschärftes Anlaufen wählen, alles in allem jedoch wohl das unspektakulärste Element der Dardai-Elf. Das große Prunkstück diese Saison ist nämlich etwas anderes. Die finale Phase im Plan von Pal Dardai. Das Spiel mit dem Ball.
Der 3-Phasen-Plan – Teil 3: das Spiel mit dem Ball
Dass tatsächlich das spielerische Element zur großen Stärke der Herthaner wird, war der alten Dame im Sommer wohl nicht zuzutrauen. Doch Dardai gelang es binnen kurzer Zeit, mittels extrem klaren und ebenso simplen Abläufen das Aufbauspiels seiner Mannschaft zu einem der Stärksten in der Liga zu machen. Der Angriff startet bei Berlin auf der Torhüterposition, dort hat Rune Jarstein schon seit geraumer Zeit Thomas Kraft verdrängt und überzeugt durch sauberes Passspiel als (mehr oder weniger) ruhiger Ankerpunkt im Spielaufbau. In der Innenverteidigung wechselte sich das Personal ab; Langkamp, Lustenberger und der junge Stark spielten schon alle an der Seite der großen Konstante John Anthony Brooks.
Der US-Amerikaner wird im Spielaufbau – zurecht – stark eingebunden und das Aufbauspiel der Hertha fokussiert sich dementsprechend sehr stark auf ihn. Stört der Gegner den Spielaufbau der alten Dame nicht zu sehr in der ersten Linie, nutzen dies die Innenverteidiger der Hertha aus und spielen sich mehrere Horizontalpässe zu. Dabei kommt die Hertha schon mal auf 7-8 Pässe zwischen den beiden Innenverteidigern. Während diese ewigen Passwechsel zwischen Brooks und seinem Nebenmann durchaus einschläfernd wirken können, wird eine Linie weiter vorne aber wie wild rotiert. In der Mittelfeldzentrale agiert die Dardai-Elf mit zwei Sechsern und einem Akteur der den Zehnerraum besetzt. Dieses Dreieck ist jedoch keineswegs starr, das Gegenteil ist der Fall. Ständige Freilaufbewegungen sowie gegengleiches Ab- und Herauskippen der zentralen Akteure machen es dem Gegner schwer ihre Defensivzuordnung aufrecht zu erhalten. Dabei setzt Dardai auf simple Elemente, welche von seiner Mannschaft jedoch sehr diszipliniert umgesetzt werden.
Der ballnahe Sechser hat durchgehend den Auftrag sich im Längskorridor vor dem Innenverteidiger vertikal freizulaufen. Dabei kommt er „seinem“ Innenverteidiger schon entgegen, bevor dieser aufdreht und sein Sichtfeld öffnen kann. Entschließt sich der Innenverteidiger dann, den Ball nicht vertikal in die nächste Linie zu spielen, macht sich der Sechser auch schon auf den Weg zurück. Als Trigger für diesen Rückzug reicht bereits, dass der Innenverteidiger seinen Blick vom Sechser abwendet und seinen Partner in der Innenverteidigung anvisiert. Auf der Grafik wendet Brooks den Blick von Sechser Lustenberger ab und dreht sich zu Langkamp. Ehe man sich versieht steht Lustenberger höher und Skjelbred hat sich ballfern schon freigelaufen.
Was extrem simpel klingt, ermöglich es der Hertha – gegen abwartendere Gegner – äußerst stabil nach vorne zu kommen. Das liegt auch daran, dass die Innenverteidiger sehr geduldig und abwartend spielen. Immer wieder laufen sich die Sechser frei. Immer wieder wartet Berlin ab, bevor die nächste Linie anvisiert wird. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Hertha in der Liga die Mannschaft ist, welche mit Abstand die meisten Pässe spielen muss, bevor sie zu einem Torschuss kommt.
Side note: "Bayern pass themselves to death, it's boring." pic.twitter.com/P6VqnWMzIC
— tobi (@redrobbery) January 16, 2016
Was der Hertha außerdem in die Karten spielt, ist die hohe Anzahl an Teams, welche auf Mannorientierungen im Mittelfeld zurückgreifen. Die vielen Rochaden im zentralen Mittelfeld öffnen fast zwangsläufig Räum für die Außen- und Mittelstürmer sowie die nachstoßenden Außenverteidiger. Hier hat die Dardai-Elf ein beliebtes und effektives Mittel um Manndeckungen des Gegners auszuhebeln; dabei weichen beide Sechser simultan Richtung Seitenlinie aus und ziehen ihren jeweiligen Gegenspieler horizontal mit, womit das Zentrum entblößt wird. Meist ist es dann Salomon Kalou der sich dahinter – im nun offenen Korridor – freiläuft um einen Pass aus der Innenverteidigung zu erhalten.
In weiterer Folge ist die Rolle der Außenstürmer auch entscheidend für den Vortrag des Angriffs. Diese Position wird bei der Dardai-Elf zumeist von Kalou, Haraguchi und Weiser bekleidet, wobei der U21-Nationalspieler auch auch oft als Rechtsverteidiger eingesetzt wurde. Ihre Positionierungen schwanken zwischen extrem breitengebend/einkippend und im Halbraum freilaufend. Oft stehen die Außenstürmer zunächst sehr breit, sind dabei aber auf derselben Höhe wie ihre Außenverteidiger. Sobald ein Innenverteidiger der Hertha eine Lücke des Gegners andribbeln kann, laufen sie sich jedoch frei. Dabei wird zumeist der offensive Halbraum anvisiert, womit sie wiederum ihren Gegenspieler mitziehen können und dadurch Raum am Flügel öffnen. Auch dieser Mechanismus ist simpel, fast schon mechanisch und vorhersehbar. Die geduldige und konsequente Vorbereitung eben dieser Szenen sorgt aber dafür, dass man damit erfolgreich ans Ziel kommt.
Alternativ dazu versucht der einrückende Außenstürmer sich in den Halbräumen freizulaufen und den ankommenden Flachpass aus der Abwehr klug abzulegen. Hier kann vor allem Kalou seine unheimlichen Stärken im Freilaufverhalten einbringen. Immer wieder attackiert er freie Räume und ist für seine Gegenspieler schwer zu fassen. Sein „nomineller Gegenspieler“ auf der Außenbahn verfolgt seine Läufe in die Mitte zwar zunächst, Kalou bleibt dann aber gerne im Halbraum und bewegt sich dort nur mehr in der Vertikalen. Dabei positioniert er sich mal weiter vorne, auf Höhe des gegnerischen Innenverteidiger, mal weiter hinten. Von dort versucht er dann, seinen direkten Gegenspieler mittels Zick-Zack Läufen zunächst wegzuschieben, um Platz zu schaffen und dem Ballführenden dann entgegenkommen zu können. Ein weiterer simpler Ablauf, welcher vom Kalou so fokussiert und vom Rest der Mannschaft so gut eingebunden wird, dass die Hertha die Halbräume des Gegners dominieren kann.
Die Außenstürmer, allen voran Haraguchi, können situativ aber auch in ihrer Rolle als Breitengeber verbleiben und dadurch Raum für einen vorderlaufenden Akteur öffnen. Dann ist es meist Darida – teilweise auch Skjelbred und Kalou – der den Halbraum für Haraguchi besetzt.
Hier kommt eine weitere große Stärke der Herthaner zum Vorschein: die sehr stark besetzte Außenverteidigerposition und ihre Einbindung im Spielaufbau. Mit Weiser und Plattenhardt hat man äußerst interessante Akteure auf den defensiven Außenbahnen. Weiser hat schon bei den Bayern bewiesen, dass er ein sehr kombinativer Spielertyp ist, der kleinräumige Aktionen sehr gut auflösen kann. Weniger der „spielmachende Außenverteidiger“, als sein Pendant auf links, kann er in unterladenen, isolierten Szenen dynamische Folgeaktion einleiten und den Gegner damit destabilisieren. Taktisch kluge Positionierungen und gut getimte Zugriffsherstellung ermöglichen es ihm zudem im Gegenpressing erfolgreich zu sein.
Auf der anderen Seite hat man mit Plattenhardt nicht nur einen Standard-Spezialisten der gute Hereingaben spielen kann, sondern einen Spieler der mit seinem überaus kreativen, diagonalen Passspiel und seinen für einen Außenverteidiger beeindruckenden spielmachenden Fähigkeiten überzeugen kann. Plattenhardts Antizipation gepaart mit seinen Dribblingfähigkeiten bei niedrigem und vor allem bei hohem Tempo sind Vorteile, welche die Hertha stark fokussiert.
Dadurch, dass die Außenverteidiger auch vom Gegner dementsprechend zugestellt werden, öffnet sich nicht selten Platz für die Innenverteidiger. Wie bereits erwähnt, werden diese Lücken dann oft von den Innenverteidigern angedribbelt. Hier tut sich erneut John Anthony Brooks mit seiner starken Antizipiation im Dribbling hervor.
Bevor die Hertha ihre Innenverteidiger weiträumig attackieren lässt, müssen diese jedoch adäquat abgesichert werden. Sobald beispielsweise Brooks Anstalten macht, die Kette mit dem Ball am Fuß verlassen zu wollen, lässt sich einer der beiden Sechser in die Kette fallen und füllt diese auf. Der Berliner Innenverteidiger kann dann mit viel Tempo die erste Pressinglinie des Gegners überlaufen und zwingt die zweite Linie automatisch dazu ihre Position aufzugeben, um ihn zu attackieren. Im Rücken der gegnerischen Mittelfeldspieler weitet sich dadurch der Zwischenlinienraum, wo die Offensive der alten Dame dann wieder bemüht ist sich freizulaufen. Mit diesem simplen Mittel kann die gesamte Defensivstrategie des Gegners über den Haufen geworfen werden. Dazu braucht es jedoch auch einen antizipativen und technisch starken Innenverteidiger wie eben Brooks.
Während die Hertha dieses Spielmittel offensiv sehr gut einsetzen kann, ist bei einem eventuellen Ballverlust die Absicherung nach hinten – trotz abkippendem Skjelbred – oft nicht gegeben. Brooks orientiert sich nach Ballverlust sofort wieder in die erste Linie seiner Mannschaft, dort befindet sich jedoch bereits Skjelbred. Da weder Brooks die Position im Mittelfeld hält, noch Skjelbred wieder aggressiv herausrücken kann, öffnet man dem Gegner – hier sogar in Überzahl – große Räume und verteidigt kurzzeitig mit nur zwei, sehr weit voneinander entfertnen, Linien (rote Zone).
Was Pal Dardai regelmäßig seiner Mannscahft vorwirft, ist der mangelnde Mut im Spielaufbau wenn man auf einen höherstehenden Gegner trifft. Laut dem Ungar wirft die Mannschaft zu oft die Nerven weg und bolzt den Ball nach vorne statt geduldig aufzubauen. Dabei hat der Hertha-Coach durchaus gute Ideen, um einem Angriffspressing zuvorzukommen.
Die Innenverteidiger fächern weit auf und spielen erneut mehrere Pässe in der Horizontalen, in der tiefen Zone jedoch mit vermehrter Einbindung von Torhüter Jarstein. Die hohen Stürmer des Gegners versuchen dies jedoch zu unterbinden. Wenn die Sechser der Berliner dahinter jeweils so eng manngedeckt werden wie auf der obigen Grafik und sich dementsprechend nicht mehr freilaufen können, folgt ein Kommando von Darida.
Der Tscheche lässt sich aus seinem Zehnerraum weit zurückfallen, die Sechser beantworten dies mit einem Aufrücken ihrerseits. Für einen Gegner, welcher im 4-4-2 presst, ist Daridas Freilaufen mannorientiert nicht mehr zu verfolgen, was der Hertha ein kurzes Zeitfenster ermöglich, um diesen Vorteil auszuspielen. Erneut handelt es sich um ein simples und mechanisch ausgeführtes Stilmittel, welches vom Gegner dementsprechend auch oft vorhergesehen und schnell gekontert wird. Doch es ist die Geduld, die Pertinenz und die Überzeugung, welche die Hertha in ihrem Spielaufbau ausstrahlt, die diesen schlussendlich so erfolgreich machen.
Eine paar Linien höher ist die Dardai-Elf ebenfalls bemüht, die einzelnen Offensivakteure mittels vieler Rochaden freizuspielen. Sobald diese in den Halbräumen der gegnerischen Hälfte angespielt werden konnten, legt die Hertha ein Stück weit ihr maschinelles, fast roboterhaftes Verhalten ab und wird erheblich dynamischer. Trotzdem findet man bei der Dardai-Elf auch in den vorderen Linien vereinzelt sehr klare Abläufe. Im Sturm kommt es oftmals zu entgegengesetzten Läufen in der Offensive, mit denen versucht wird gegnerische Verteidiger aus der Kette zu ziehen und den sich dahinter öffnenden Raum anzuvisieren. Dabei kommen erneut Kalous Stärken im Freilaufverhalten zur Geltung, mit denen er den Gegner an sich bindet.
Hier erkennt man auch schon die Probleme der Hertha zu Saisonbeginn. Während Kalou und Darida mit ihren klugen Läufen eine Lücke exorbitanten Ausmaßes in der Mitte der gegnerischen Abwehr stanzen können, bleibt diese in weiterer Folge jedoch unbesetzt. Kein Spieler der Hertha hat die Vertikalität ohne Ball, um diesen Raum zu besetzen, weshalb viele Angriffe der Hertha trotz starker Planung ohne Abschluss blieben. Vor allem in der Hinrunde war dies ein großes Problem der Hauptstädter.
Ein Grund, weshalb dieses Problem jedoch immer besser in den Griff bekommen wurde, war Sommer-Neuzugang Vedad Ibisevic. Der unterschätzte Bosnier kann nicht nur herrvorragend als Wandspieler agieren, Bälle lange halten und seiner Mannschaft ein sauberes Aufrücken ermöglichen, sondern spielt auch technisch anspruchsvolle, konstant ankommende Ablagen unter Druck. Damit kann er lokale Kompaktheiten des Gegners im Gegenpressing auflösen und die ballentfernt vom Gegner unterladenen Zonen freispielen.
Seine wohl größte Stärke ist jedoch die Tororientiertheit seiner Läufe. Auch wenn er oft mit dem Rücken zum gegnerischen Tor steht, kann er dieses antizipativ anvisieren um nach einer Ablage oder einem Zuspiel den kürzesten Weg in die Box zu finden. Damit kann der Ex-Hoffenheimer auch die Lücken, welche seine Mitspieler freilaufen, besetzen und der Hertha dazu verhelfen, stabil zum Tor und demensprechend zum Torabschluss zu kommen.
Dardai vs. ExpGoals
In einem Goal-Interview vergangenen Oktober betonte Dardai noch, wie glücklich er darüber ist, dass der Zufall in der Entstehung der Herthaner-Tore keine Rolle mehr spielt.
„Wir schießen keine Zufallstore mehr. In der Vergangenheit mussten wir beten, dass uns vorn der liebe Gott hilft. Da brauchen wir Glück – jetzt brauche ich Spieler, die nie zufrieden sind.“
Dardai hat mit dieser Aussage auch durchaus Recht: Die Hertha erspielt sich mehr Torchancen als letztes Jahr, verfügt über ein außerordentliches Spiel in Ballbesitz und überzeugt mit klaren Abläufen in der Offensive, doch die Zahlen suggerieren immer noch eine gehörige Portion Glück in der Entstehung der Berliner Tore.
Im Laufe der Hinrunde haben alle führenden Statistiker ein jähes Ende des Berliner Höhenflugs vorhergesagt. Zu einem kleinen Teil wohl auch aufgrund des Underdog-Images welches Dardai seinen Spielern verpasst hat, doch auch die Zahlen sprachen massiv gegen die Hertha.
Hertha BSC are 3rd in the Bundesliga.
Shot Difference: -56
Big Chance Diff: -3
xG Difference: -6.5This won't last.
— Michael Caley (@MC_of_A) December 12, 2015
Tatsächlich schießt die Hertha viel seltener auf das gegnerische Tor, als der Gegner auf das Tor von Rune Jarstein. Auch in Sachen Großchancen ist der Gegner nicht selten überlegen. Hier kann man wohl schon von Glück reden, muss aber bedenken, dass die individuelle Qualität der Berliner Großchancen sehr hoch ist, auch wegen des qualitativ hochwertigeren Spielaufbaus, durch den die Chancen entstehen.
Doch auch das „Expected Goals“-Modell meint es nicht gut mit der Hertha:
Hey! What are those on my tv? #bigtime pic.twitter.com/xrLwgdT6zZ
— Michael Caley (@MC_of_A) December 20, 2015
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die „Expected Goals Conceded“ – also die Qualität der gegnerischen Torchancen im Vergleich zur tatsächlichen Torausbeute gegen Hertha BSC Berlin – sich im Laufe der Rückründe stabilisiert hat. Die Diskrepanz zwischen dem „erwarteten Torwert“ und der realen Torausbeute der alten Dame ist nach wie vor vorhanden. Laut dem Expexted Goals Modell waren die Torchancen der Hertha diese Saison zirka 25 Tore „wert“, tatsächlich erzielte die Dardai-Elf in dieser Saison bereits 37 Tore, was einer Überperformance von 12 Toren entspricht. Ob solche Werte tatsächlich über einen wirklcih langen Zeitraum aufrechtzuerhalten sind, wird wohl nur die Zukunft zeigen. Randnotiz: die letzte Mannschaft die bei den „Expected Goals“ derart überperformen konnte, war Gladbach unter Favre. Der Absturz diese Saison war vom Modell also quasi „vorhergesagt“.
Fazit
„Expected Goals“ hin oder her: Dardai hat es geschafft innerhalb eines Jahres aus einem uninspierten Fast-Absteiger eine willensstarke Spielaufbau-Maschine zu formen, welche ihr Spiel fast jedem Gegner dominant aufzwingen kann sowie gegen den Ball – abgesehen von kleineren Unkompaktheiten – sehr stabil steht und dabei immer wieder passende Momente für ein aggressives Pressing findet. Fragwürdige Methoden in der Vorbereitung haben zu keinen gröberen Verletzungssorgen geführt und der Kader ist auch dank der starken Arbeit von Manager Preetz qualitativ hochwertig besetzt.
Viele interessante Spielertypen wie Plattenhardt, Brooks, Weiser, Darida, Kalou und Ibisevic wurden für vergleichsweise sehr kleines Geld geholt und konnten direkt überzeugen. Viele davon dürften auch Dardais Wunschspieler gewesen sein, hat der Ungar doch von Beginn weg einen klaren Plan bezüglich Kader und Neuzugängen formuliert. Es ist demnach auch kein Wunder, dass Dardai seinen Manager in der Öffentlichkeit immer über den grünen Klee lobt. Das Projekt Dardai-Preetz wird kommende Saison mit großer Wahrscheinlichkeit in der Champions-League spielen, was dem Duo wohl in vielen Belangen Recht gibt. Die weitere Entwicklung unter Dardai wird mit großer Spannung zu verfolgen sein.
Übrigens: Eine Analyse zur Hertha gibt es auch auf unserer englischen Version!
33 Kommentare Alle anzeigen
Zicoooo 9. April 2016 um 21:44
Kommt mir das nur so vor oder haben sich die Gegner der Hertha seit diesem Artikel viel besser auf deren Spielweise eingestellt?
Schorsch 10. April 2016 um 21:35
Dass sich die Gegner besser auf die Spielweise der Hertha eingestellt haben, ist nicht unwahrscheinlich. Allerdings würde ich mit einer solchen Einschätzung noch etwas warten. Es sind ja gerade einmal zwei Spiele in diesem Zeitraum absolviert worden. Zum einen die hohe Niederlage in Gladbach, zum anderen das Remis zuhause gegen den ‚mutmaßlichen‘ Absteiger 96.
Der zeitliche Zusammenhang mit der Analyse MAs ist sicherlich auffällig, aber doch höchstwahrscheinlich zufällig. Es wäre wahrscheinlich gar nicht so schlecht, wenn einige Trainer hier einmal hereinschauen würden (einige tun dies wohl tatsächlich). Aber die Zeitspanne zwischen der Veröffentlichung dieser Analyse hier und dem Spiel der Hertha in Gladbach war doch arg kurz. Zu kurz, um die Erkenntnisse in Trainingseinheiten / taktische Einstellungen umzusetzen. Auch wenn Schubert vielleicht nicht so wohl gelitten ist hier, so darf man ihm und seinem Stab schon eigene Analysefähigkeiten zutrauen. Stendel dürfte sich das Spiel der Gladbacher auch angeschaut haben.
Dieser Artikel über die Hertha erschien relativ spät in der Saison. Andererseits war es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Gegner auf die Spielweise der Hertha einstellen würden. Dárdai hat etwas mMn sehr richtiges nach dem Spiel gegen 96 gesagt, sinngemäß in etwa so: Man sei so gut wie es die bislang erreichte Punktzahl widerspiegele, nicht wie es der momentane Tabellenplatz tue. Dass man auf Rang 3 stehe, sei allein den Patzern der Konkurrenten zu verdanken. Er selbst sehe sein Team irgendwo auf den Plätzen 5 – 7.
Es wird noch ein spannendes Saisonfinale um die ‚internationalen Plätze‘. Sollte es für die Hertha am Ende zu einem EL-Platz reichen, dann wäre das für Dárdai und seine Truppe ein überragender Erfolg.
RM 11. April 2016 um 18:14
Auch wenn Schubert vielleicht nicht so wohl gelitten ist hier, so darf man ihm und seinem Stab schon eigene Analysefähigkeiten zutrauen.
Schubert ist hier durchaus angesehen.
Schorsch 11. April 2016 um 21:35
Danke für die Info. Ich meinte den Gesamteindruck, den ich aus Analysen und den entsprechenden Kommentaren der user gewonnen hatte. Dies sah für mich in der Einschätzung der taktischen Fähigkeiten mehr nach einer Bandbreite von ‚verhalten positiv‘ bis ‚eher negativ‘ aus. Ich persönlich habe mir da noch kein klares Bild machen können.
Ron 3. April 2016 um 19:15
Max Eberl plauderte in der Nachbetrachtung des heutigen Spiels aus, dass man das im Artikel angesprochene Rochieren der 6er erkannt hatte und gezielt zu Ballgewinnen nutzen wollte. So geschehen mit freundlicher Mithilfe von Jarstein vor dem 1:0.
RoyalBlue 3. April 2016 um 14:12
Schöner Artikel, sehr nüchtern und sprachlich „einfach“ analysiert, dabei aber immer klar und deutlich Stärken und Schwächen aufgezeigt. Fast schon eine kleine Parallele zum Spiel der Hertha 😉
Die Sache mit den ExpG würde mich aber noch mehr interessieren, auch im Vergleich zu Favre und einigen anders gelagerten Teams. Die Parallelen zwischen Faires Gladbach und Dadrais Hertha sind ja nun schon zu erkennen. Nicht im taktischen/ strukturellen Detail, aber in der grundsätzlichen Herangehensweise. Eher tiefer und raumorientiert gegen den Ball, eher abwartend und ruhig im tiefen Spielaufbau. Dazu dann die auffälligen Gemeinsamkeiten bei den ExpG. Ich glaube ja nicht, dass dies Zufall ist, sondern eher, dass diese Art und Weise zu spielen von der Statistik (die ich eigentlich durchaus schätze) nicht ganz richtig ausgewertet werden kann. Der Absturz von Gladbach wurde mMn auch nicht wirklich „vorhergesagt“, da gab es andere Gründe für (und wie sich die Statistik vorher erklären ließ kann man in dem wunderbaren, weiter unter verlinkten, Artikel von „saturdaysoncouch“ nachlesen).
Entgegen diesem Phänomen zweier eher ruhig aufbauenden/spielenden Teams beobachte ich immer wieder die vermeintlich geringe Effizienz von eher hoch pressenden und schnell umschaltenden Teams. Da gab es in der Vergangenheit ja zahlreiche Beispiele, die hier bei SV ja teilweise auch zu Genüge besprochen wurden und statistisch ausgewertet wurden. Z.b. der BVB zeitweise unter Klopp, der VFB unter Zorniger oder Ingolstadt dieses Jahr. Seht ihr da auch einen klaren Zusammenhang zwischen Spielweise und Effizienz vor dem Tor und habt ihr da eine wirklich schlüssige Erklärung für, oder ist da auch eine Menge Zufall dabei?
Dr. Acula 2. April 2016 um 17:19
toller artikel, auf den hoffe ich schon seit einiger zeit. dachte mir, dass ihr autoren euch diesen aufstieg der berliner nicht entgehen lässt für ne analyse.
ich schaue immer gern dieser mannschaft zu, man merkt sofort, dass ein plan vorhanden ist beim aufbau und pressing. das ist so komisch es auch klingt selten in der bundesliga. insofern gönn ich ihnen den erfolg ohne zweifel. bin wirklich gespannt was sie in der CL erreichen.
Chris 2. April 2016 um 16:07
Ein Problem der herthaner ist auch, dass sie gelegentlich hohe bälle zur entschärfung von situationen spielen müssen. Durch ihre staffelungen ist es meist unmöglich die 2ten bälle abfangen zu können. Spiele wie gegen hamburg, frankfurt und ingolstadt haben gezeigt, dass hertha noch keine adäquate lösung hat, wenn die IV gepresst werden und der zurückfallende darida unter druck gerät. Dann kommt meist der pass auf jarstein, welche den ball in forderste linie bringt. Dadurch fehlt aber jener darida im zwischenlinienraum um die bälle von ibisevic oder kalou abfangen zu können. Auch skjelbred und lustenberger schaffen es nicht jenen raum abzudecken. In manchen situationen bemerken die 6er, dass darida unter druck gerät und helfen ihm. Dieser 6er hat dann ausreichend zeit für ballannahme und verarbeitung. Die „fehlende“ qualität von lusti und skjelbred im spielaufbau lässt aber folgeaktionen nicht zu. Cigerci ist eine durchaus passendere personalie. Vor allem weil die vertikalläufe viel stärker sind. Kann hertha darida im spielaufbau unterstützen, vorallem wenn der gegner presst, wird der spielaufbau noch stärker…
RadicalEd 2. April 2016 um 10:29
Hervorragender Artikel der den Aufstieg der Alten-Dame sehr gut illustriert. Ich denke wenn Dardai sich in der Sommerpause mit 2-3 Spielern verstärken kann (ein ballsicherer/pressingresistenter Sechser, ein abschlusstarker Rechtsaußen) und die aktuellen Leistungsträger (Brooks, Kalou, Ibisevic, Weiser, Plattenhardt, Darida) keine allzu großen Begehrlichkeiten wecken, dann dürfte es ihm gelingen die Hertha auf längere Zeit zumindest in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren.
Schorsch 2. April 2016 um 14:44
Der Einstieg von KKR hat der Hertha zunächst gegen die erdrückende Schuldenlast geholfen und dann die finanziellen Möglichkeiten für höhere Transfersummen und vor allem höhere Gehälter gegeben. Ansonsten wäre auch die Verpflichtung diverser Spieler gar nicht möglich gewesen. Insofern sehe ich die Bedrohung, dass viele der aktuellen Leistungsträger ‚weggekauft‘ werden, nicht als zu hoch an. Kalou und Ibisevic dürften auch wegen ihres Alters für andere Clubs nicht zu interessant sein. Weiser spielt seine erste Saison bei Hertha und hat sich hier erstmalig durchgesetzt, so wie Plattenhardt auf der anderen Abwehrseite durchgesetzt. Aktuell würde ich beide nicht als ‚gefährdet‘ ansehen; sollten sie nach der EM einmal A-Nationalspieler werden (was ich durchaus für möglich oder sogar wahrscheinlich halte), könnte dies anders aussehen. Gute Außenverteidiger sind rar. Darida hingegen dürfte ganz aktuell Begehrlichkeiten geweckt haben. Ein Spieler seiner Qualität dürfte in ganz Europa im Focus stehen. Brooks wiederum ist gebürtiger Berliner und hat schon einmal ein Angebot der Bayern abgelehnt. Er wird vielleicht nicht so lange bei Hertha bleiben, momentan sehe ich seine Kiezverbundenheit aber noch als Argument für seinen Verbleib.
Hertha wird allerdings auf jeden Fall Kaderbreite und Kaderqualität weiter optimieren müssen, wenn man tatsächlich europäisch spielen sollte. Ich bin mir sicher, dass Preetz und Dárdai auch in diesem Punkt weiter einen sehr guten Job machen werden.
Mike the Knight 2. April 2016 um 10:15
Sehr schöner Artikel. Eigentlich bin ich kein großer Fan der Hertha, aber diese Saison haben sie mich sehr überzeugt und stehen zu Recht da oben. Die Gründe werden hier sehr sachlich und klar dargestellt.
em es 2. April 2016 um 07:10
Hat irgendeine mannschaft einen höheren exp goals wert als tatsächlich erzielte tore ?
Aus meiner sicht hat diese statistik eine dauerhafte neigung zu wenig tore zu errechnen.
RM 2. April 2016 um 09:14
Sevilla, Sociedad, Espanyol, Valencia, Gijon, Malaga, Getafe, Betis, Granada, Levante BVB, Leverkusen, Schalke, Frankfurt, Augsburg, HSV, Ingolstadt, Hannover, Stuttgart, Köln, Inter, Lazio, Genoa, Udine, Atalanta, Palermo, Carpi, Verona haben mehr ExpG als NPG. Also ungefähr die Hälfte aller Mannschaften pro Liga.
Insofern ist deine These nicht haltbar. Auch die Bildung dieses Werts erlaubt eine solche These eigentlich nicht.
TobiT 2. April 2016 um 11:28
Ist das eigentlich zwangsweise Pech, oder gibt es welche, die „strukturell“ unterperformen (so wie Gladbach unter Favre oder ManUnited unter Fergie überperformt haben)? Also über mehr als eine Saison klar drunter liegen?
Izi 2. April 2016 um 10:10
Ja, der VfB, soweit ich weiß. Es gab hier (ich glaube, von TR) eine Hinrunden-Analyse, in der auch schon gesagt wurde, dass die Hertha überperformt. Dennoch tolle Arbeit von Dardai und ein schöner Artikel! 🙂
Schorsch 1. April 2016 um 23:55
Danke für diesen ausgezeichneten Artikel.
Man sollte vielleicht noch ein wenig mehr darauf eingehen, dass Pál Dárdai parallel zunächst zu seiner Tätigkeit als U 15 – Trainer der Hertha und dann als Chefcoach die ungarische Nationaelf übernommen und in die Relegation für die EM geführt hat. Aufgrund ‚alter Verbindungen‘ habe ich die Arbeit Dárdais dort ein wenig beobachtet. Obwohl die Arbeit eines Auswahltrainer schon allein wegen der eigentlich nicht zu vergleichenden zur Verfügung stehenden Zeit für die Arbeit mit der Mannschaft sehr viel anders ist, so hat er es doch geschafft, in recht kurzer Zeit das ungarische Nationalteam (im Vergleich zur direkten Zeit vor ihm) erfolgreich zu machen. Auch hier ließ sich ein ähnliches Muster in seiner Arbeit wie dann auch in Berlin feststellen. In kleinen, mitunter sehr kleinen Schritten das Team defensiv festigen und sukzessive spielerisch weiterentwickeln. Mit Hilfe einfacher, einstudierter Abläufe. Ich habe mich ehrlich gesagt etwas gewundert, dass in Deutschland ihm als Trainer gegenüber doch eine ziemliche Skepsis herrschte. Er mag mitunter eine etwas simpel erscheinende und teilweise etwas martialisch klingende Rhetorik haben, dahinter verbirgt sich allerdings ein analytischer Verstand und ein klarer Plan.
Zu der Diskrepanz zu ‚Expected Goals‘: Glück und Pech spielen immer eine Rolle. Aber DárdaI weist mMn richtigerweise darauf hin, diese Faktoren minimiert zu haben. Es kann nicht alles Glück sein; die Hertha hat vielleicht nicht viele Chancen, aber deren Qualität ist vielleicht höher als die vieler Gegner (auch wenn die mehr haben sollten).
Ein kleiner Einbruch in dieser Saisonschlussphase kann immer noch erfolgen. Das selbst gesteckte Saisonziel (45 Punkte) ist erreicht und Dárdai selbst bezeichnet alles andere nun als Bonus. Wenn ees ’nur‘ die EL werden sollte oder gar die internationalen Plätze noch verpasst werden sollten, so bleibt die Hertha auf jeden Fall die große positive Überraschung diese Saison.
Die Äußerung mit dem Pokalfinale sollte man übrigens immer in Relation zur gesetzten Zielsetzung in der Liga sehen. Hier die analytisch begründete optimistisch-realistische Zielsetzung, dort die emotional besetzte Zielvorstellung, endlich einmal im eigenen Stadion das Pokalfinale spielen zu können. Psychologisch nicht schlecht gemacht, finde ich.
pb 2. April 2016 um 14:01
Dardai wurde schon als Spieler gern unterschätzt. Er war nie der reine Eisenfuß, für den er oft gehalten wurde, sondern auch ein taktisch sehr intelligenter Sechser und wusste sowohl als Spieler als auch im „zivilen“ Leben genau, wo er hinwollte. Das Image als etwas naiver Fußballromantiker hatte mit der Realität jedenfalls wenig zu tun. Insofern ist die bisherige Trainerkarriere eine konsequente Fortsetzung seines Lebenswegs: Trotz der schwierigen Bedingungen bei Hertha vor einem Jahr hat er die Chance ergriffen und genutzt. Den nächsten Schritt wird er sich aber reiflich überlegen und die bekannten Schlangengruben der Liga eher vermeiden, auch wenn es dort auf den ersten Blick mehr Geld und Ruhm zu holen gäbe. Bei fortgesetztem Erfolg wird er Berlin natürlich irgendwann verlassen, aber nur dann, wenn das Angebot auch in seine Karriereplanung passt.
Noch eine kleine formale Nörgelei am inhaltlich sehr guten Artikel: Im Deutschen heißt der Verein Hertha BSC. Sagt ja auch niemand HSV Hamburg.
030Berlinerin 15. April 2016 um 21:48
Ich bin mir nicht sicher, ob Dardai die Hertha wirklich verlassen würde.
Er ist ein Herthaner durch und durch. Er wird von den Fans verehrt, weil er Hertha lebt und schon immer gelebt hat. Schon als Spieler hat er sich für die Hertha und damit gegen größere Clubs entschieden. Glamour liegt ihm nicht. Er ist ein Arbeiter, dem Ehrlichkeit und Fleiß über alles geht. Klar, wenn man das so liest denkt man, so etwas gibt es nicht. Aber bei ihm denke ich wirklich, dass er bei einem Misserfolg lieber wieder zurück zu „seiner“ Herthajugend geht, als den Verein zu verlassen. Aus diesem Grund hat er eine Festanstellung bei Hertha, was, glaube ich, einmalig in der BuLi ist.
In jedem Fall konnte der alten Dame nichts besseres passieren, als ihn in ihren Reihen zu haben. Das tut dem Club unglaublich gut
Schorsch 16. April 2016 um 23:25
Die Aufgabe als ungarischer Nationaltrainer könnte Dárdai möglicherweise früher oder später locken.
HK 17. April 2016 um 13:39
Ungarischer Nationaltrainer war er doch schon? Und hat zugunsten des Jobs bei Hertha verzichtet.
Schorsch 17. April 2016 um 13:56
Die Tätigkeit als ungarischer Nationaltrainer war von vorneherein nur eine Interimslösung. Pál Dárdai hat die Tätigkeit als ungarischer Nationaltrainer parallel zu seiner Tätigkeit im U-15 – Breich bei Hertha ausgeübt. Er war sozusagen als Trainer auf Zeit auf Bitten des ungarischen Verbandes nach der Demission Attila Pintérs. Er sollte ursprünglich bis Ende 2014 für den ungarischen Verband tätig bleiben, dann wurde die Dauer seiner Tätigkeit bis zum Ende der EM-Quali ausgeweitet. Zwischenzeitlich wurde er dann von der Hertha zum Chefcoach befördert nach der Demission Luhukays. Da er über die Saison hinaus Cheftrainer der Hertha bleiben sollte, musste er seine (ohnehin zeitlich begrenzte) Tätigkeit für den ungarischen Verband einstellen und Bernd Storck übernahm die Betreuung für die Relegationsspiele (und mittlerweile auch bis zur EM).
Ron 1. April 2016 um 22:48
Schöne Analyse!
Entspricht dem Eindruck, den ich vom Berliner Spiel gewonnen hatte. Saubere Abläufe, unspektakulär aber wirksam.
Allzu viele Parallelen zu Gladbachs Favre sind allerdings mMn nicht zu erkennen. Es gibt keine passive Verteidigung im eigenem Drittel, Kurzpässe werden nicht so forciert, die Rollenverteilung in der Offensive ist klarer.
Zu Gladbachs Überperformen im ExpG kann ich folgenden Artikel empfehlen:
https://saturdaysoncouch.wordpress.com/2015/05/18/gladbach-exposing-expg-models-or-luckiest-team-in-europe/
Demnach war der Absturz keineswegs „vorhergesagt“, sondern ich würde den auf andere Ursachen als statistische Bereinigung zurückführen. Verletzte und Spielerabgänge, besonders die fehlende Kopfballqualität im defensiven Zentrum. Den Gegner flanken zu lassen, selbst aus bedrängten Situationen, ist nur dann eine gute Idee wenn man selbst Kopfballstärke im Zentrum hat. Die fehlt(e) dem momentanen Personal.
HK 1. April 2016 um 20:10
Schön, auf eine gründliche Analyse des Berliner „Fußballwunders“ habe ich schon lange gewartet.
Auch mal wieder erwähnenswert die Qualität der MA-Analysen. Völlig unprätentiös, sachlich, klar in der Sprache wie in der Aussage. Immer weiter.
Vinnie 2. April 2016 um 18:18
Ja, ich habe auch sehnsüchtig darauf gewartet! Vielen Dank dafür! Einzig, dass das von der Mainstream-Presse gepflegte Klischee von der grauen Maus hier wiederholt werden muss, missfällt mir als Hertha-Fan. Der Verein spielt seine 33. Bundesligasaison und liegt vom Zuschauerschnitt her vor Vereinen wie Werder und 96 und knapp hinter Frankfurt, Köln und Stuttgart, denen vergleichbare Vorwürfe allerdings nie gemacht werden.
Schorsch 3. April 2016 um 00:27
Bei aller Sympathie für die Hertha sind Vergleiche der Zuschauerschnitte mMn doch etwas mit Vorsicht anzugehen. Das Weserstadion fasst 42.358 Zuschauer. Der aktuelle Zuschauerschnitt in der laufenden Saison pro Heimspiel liegt bei 40.865. Dies entspricht einer Auslastung von 96,5 %. Das Olympiastadion in Berlin fasst 74.475 Zuschauer. Der aktuelle Zuschauerschnitt in der laufenden Saison liegt bei 47.373. Dies entspricht einer Auslastung von 63,6 %. Hinzu kommt, dass die Einwohnerzahl der Freien Hansestadt Bremen ca. 546.500 beträgt; wenn man Bremerhaven hinzuzählen will, dann kommen noch einmal ca.108.500 hinzu. Zusammen also ca. 655.000. Demgegenüber hat Berlin eine Einwohnerzahl von ca. 3.500.000. Also mehr als fünfmal soviel wie Bremen/Bremerhaven. Das Umland beider Städte ist dabei jeweils nicht berücksichtigt.
Ich glaube, die genannten Zahlen relativieren den Zuschauerschnitt als Kriterium, keine „Graue Maus“ zu sein doch etwas. Sie zeigen sogar eher, dass die Hertha offensichtlich ein Problem mit dem Zuschauerzuspruch hat. Obwohl man gute Chancen hat, sich für die CL zu qualifizieren und aktuell Rang 3 belegt, kommen im Schnitt keine 50.000 Zuschauer ins Olympiastadion zu den Heimspielen. Schaut man sich die Zuschauerschnitte der letzten Jahre an, so fällt auf, dass die Hertha immer einen irgendwo zwischen 40.000 – 50.000 liegt.Ganz gleich, ob der Club oben oder unten in der Tabelle steht. Woran liegt das? Sicherlich gibt es in einer Stadt wie Berlin auch andere sportliche Attraktionen (z.B. Eishockey, Basketball, Handball). Aber das sind zuschauerzahlmäßig keine wirklichen Konkurrenten und der Fußballzweitligist der Stadt (Union) ist es auch nicht. Das Unterhaltungsangebot der Metropole ist zwar gigantisch, scheidet als Begründung aber mMn ebenfalls aus. Von den Clubverantwortlichen hört man immer wieder die Argumentation, dass das Olympiastadion eben kein reines Fußballstadion und dann noch zu groß sei und damit auch ein wenig unattraktiv. Im Zusammenhang mit dem KKR-Einstieg wurde auch der Wunsch nach einem eigenen, reinen Fußballstadion wieder diskutiert. Ob dies die ‚Lösung‘ wäre, weiß ich nicht. Hätte man ein solches mit einem Fassungsvermögen von vielleicht 50.000 Zuschauern, wäre man mit den Zuschauerschnittzahlen der letzten Jahre fast immer ausverkauft. Ist eben vielleicht nicht alles, aber sehr vieles relativ.
Ich bin sehr dafür, dass die Hauptstadt einen attraktiven Bundesligaclub hat, der auch international spielt. Das kann mMn nur die Hertha sein. Das Zeug dazu hätte man, wie diese Saison mMn zeigt. Das Image als ‚Graue Maus‘ rührt wohl eher daher, dass man seit Bestehen der Bundesliga zum einen längere Zeit zweitklassig spielte und zum anderen nicht einen einzigen Titel gewinnen konnte. Von den von dir aufgeführten Clubs trifft dies nur für 96 zu. Werder, der VfB, der EffZeh sind mehrfach Meister und Pokalsieger geworden. Die SGE ist zwar auch in der Bundesliga bislang noch nie Meister geworden, aber seit 1963 immerhin Pokalsieger.
Schorsch 3. April 2016 um 09:55
Kleine, vielleicht nicht ganz unwesentliche Korrektur: 96 wurde als Zweitligist 1992 DFB-Pokalsieger.
Vinnie 4. April 2016 um 19:12
Zugegeben, die Zuschauerzahlen sind eigentlich nicht entscheidend. Die Stadionauslastung und die Anzahl der Titel aber auch nicht, denn unterm Strich ist die Frage, ob man einen Verein für eine „graue Maus“ hält oder nicht, eine völlig subjektive. Durch die ständige Wiederholung einmal (vielleicht seiner Zeit nicht ganz zu Unrecht) etablierter Gemeinplätze, erscheinen diese dann allerdings als objektive und für alle Zeiten gültige Wahrheiten.
Ich habe es jedenfalls immer als angenehm empfunden, dass in der Mainstream-Presse gerne verwendete Klischees wie „Hertha, die graue Maus“, „Freiburg, der sympathische Studentenclub“ oder „Bayern, der Bonzenclub“ bei Spielverlagerung meines Wissens kaum Verwendung finden. Deswegen missfällt es mir, dass es hier anders ist. Ich möchte allerdings niemandem bösen Willen unterstellen und freue mich übrigens auch sehr über die relativ große Aufmerksamkeit, die Hertha hier in letzter Zeit erfährt.
Was übrigens den angeblich fehlenden Zuspruch in der Stadt angeht, so lässt sich dieser Einwand zumindest zum Teil relativieren: Der Tagesspiegel berichtete 2011, dass etwa Dreiviertel der Berliner zugezogen sind. Es wundert daher nicht, dass viele eher ihren Heimatverein unterstützen als die Hertha. Dazu kommt, dass viele Ostberliner Hertha als einen Wessi-Club wahrnehmen und man lieber Union oder Dynamo die Daumen drückt. Wer sich allerdings als gebürtiger Westberliner für Fußball interessiert, ist sehr häufig Hertha-Fan.
Schorsch 4. April 2016 um 21:04
Einer der Clubs, denen meine Sympathie gilt, ist der VfL Bochum. Ich glaube, für diesen Club ist der Begriff ‚Graue Maus‘ so ziemlich erstmalig auf einen Fußballbundesligaclub angewandt worden. Der Club und seine Anhänger konnten mit dieser Bezeichnung immer gut leben. Wobei man Bochum sicherlich nicht mit Berlin vergleichen sollte.
Ich kann es nach meinen Erfahrungen bestätigen, was Du über die Anhängerschaft der Hertha in Berlin sagst. Es sind die alteingesessenen Westberliner, die das Gros der Fans stellen. Damit meine ich Familien, die vor dem Mauerbau und noch weit früher im späteren Westberlin ansässig waren. Wobei es bis zum Mauerbau auch noch viele Hertha-anhänger aus dem Ostteil der Stadt aus der Zeit vor 1945 gab. Dennoch wundere ich mich schon ein wenig über die zwar stabilen, doch relativ geringen Zuschauerzahlen. In den frühen Bundesligazeiten war das alte Olympiastadion immer rappelvoll und die Hertha hielt die Zuschauerrekorde. Wie ist denn Deine Meinung als Hertha-Fan zu einem neuen, reinen Fußballstadion für die Hertha?
Zur Niederlage in Gladbach: Es war mMn zu erwarten, dass früher oder später in dieser Saison die Spielweise der Hertha ‚geknackt‘ wird. Und ich glaube, dass Dárdai es vielleicht schon früher erwartet hat. Wobei die Hertha ja doch einiges selbst zu dieser hohen Niederlage beigetragen hat. Dárdai hat nach dem Spiel klar gesagt, dass die Mannschaft noch längst nicht so weit sei, wie es der aktuelle Tabellenplatz vermuten ließe. Es wird interessant zu sehen, ob sich in den verbleibenden Spielen die Gegner der Hertha an Gladbach orientieren werden und ob und wie Dárdai agieren / reagieren wird.
Vinnie 5. April 2016 um 09:40
Es fällt auch schwer, Bochum nicht irgendwie sympathisch zu finden.
Die Pläne für einen Stadionneubau sehe ich kritisch. Dass das Olympiastadion bei 40-50.000 Besuchern halb-leer wirkt, ist der Stimmung zwar abträglich, aber das Geld wird an anderer Stelle benötigt (selbst wenn KKR einiges zuschießen sollte). Darüberhinaus könnten sich die angepeilten 55.000 Plätze langfristig als nicht ausreichend erweisen, sollte Hertha sich eines Tages in den aktuellen Tabellenregionen etablieren können.
Vinnie 5. April 2016 um 09:45
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die kommenden Gegner sich an Gladbachs Taktik orientieren werden. Allerdings ist nicht gesagt, ob sie das auch so umsetzen können. Leverkusen mit ihrem aggressiven Pressing traue ich da allerdings viel zu, was mich sorgenvoll für das vermutlich immens wichtige Spiel gegen die Werkself stimmt.
TobiT 1. April 2016 um 19:56
Kann es sein, dass Dardai mehr als nur ein paar Anleihen bei Favre genommen hat?
Kommt mir in vielen Dingen ziemlich Favre-mäßig vor.
Ruhiges, sauberes, „mechanisches“ Aufbauspiel; auf klaren Mechanismen basierendes, schnelleres Angriffsspiel; deutliche Abweichung von xG-Modellen. Teilweise auch bei den Spielertypen (z.B. Plattenhardt/Wendt).
Was mich überrascht hat, ist die hohe Grundposition Daridas, hatte den immer als aufbauenden, laufstarken 8er in Erinnerung (wäre für mich der perfekte Kramer-Nachfolger in Gladbach gewesen).
MA 1. April 2016 um 21:09
Darida hat sehr oft als Sechser gespielt, vor allem seit Ibisevic seinen Stammplatz hat.
TheZeCo 5. April 2016 um 15:13
Dardai benennt Favre randnotizartig als eines seiner Vorbilder. Unter dem er ja schließlich selbst noch gespielt hat. Wahrscheinlich, dass er sich da eben auch was abgeguckt hat.