Die Bayern in Bochum – Duell der Liga-Dominatoren
Der deutliche Tabellenführer der 1. Liga gegen den 5. aus Liga 2. Was nach dem typischen Duell David gegen Goliath im Viertelfinale des DFB-Pokals aussieht, verspricht jedoch auch aus taktischer Sicht ein hochinteressantes Duell zu werden. Der VfL Bochum ist Ballbesitzkönig der zweiten Bundesliga und weist in dieser Saison die makellose Bilanz von 4 Testspielsiegen gegen die Top-6 der Bundesliga auf. Was zeichnet Verbeeks Team aus und was können sie gegen die Bayern ausrichten?
In den Untiefen der 2. Bundesliga hat sich der VfL Bochum unter Gertjan Verbeek zu einer proaktiven Ballbesitzmannschaft entwickelt. Während die meisten seiner Kollegen versuchen, über den Kampf zu kommen und über ein abwartendes Mittelfeldpressing die Fehler des Gegners mit schnellen Umschaltangriffen zu bestrafen, möchte der Niederländer frühe Ballgewinne erzwingen und durch abgestimmte Bewegungen im Ballbesitz aktiv Löcher reißen und bespielen. Von dieser Strategie will er auch gegen die Bayern nicht abweichen. Die Basis bildet eine diagonale Grundausrichtung, die zu interessanten Asymmetrien im Bochumer System führt.
„Viele sagen, dass wir nichts zu verlieren haben. Aber: Wir haben das Halbfinale zu verlieren. Natürlich wird es schwer. […] Bayern hat immer eine Antwort. Sie variieren viel im Positionsspiel, sind vorne sehr gefährlich […]. Wir haben einen Plan. Und dieser Plan sieht vor, dass auch wir Fußball spielen. Wir wollen es dem Gegner so schwer wie möglich machen. Es wird keine andere Taktik oder Organisation geben. Wir werden so spielen, wie wir auch gegen Hertha, Gladbach oder Leverkusen gewonnen haben und hoffen, dass wir das ein weiteres Mal gegen einen Erstligisten schaffen.“
Gertjan Verbeek
Überladungen auf links und Diagonalität auf rechts
Verbeeks Grundformation zeichnet sich durch eine Diagonalisierung des gängigen 4-2-3-1-Systems aus. Konkret wird, wie in der Abbildung dargestellt, eine leichte Rotation im Uhrzeigersinn durchgeführt. Diese Rotation führt dazu, dass die jeweils gegenüberliegenden Positionen (Innen- und Außenverteidiger, Sechser sowie die offensiven Flügelspieler) asymmetrisch ausgelegt werden, was aus dem ursprünglichen 4-2-3-1 ein interessantes Mischsystem aus 3-1-4-2, 3-4-1-2 und 4-3-1-2 macht. Die Verschiebung der tiefen Positionen sorgt für eine Überladung der linken Seite im Aufbauspiel. Außerdem schafft sie Freiräume (in Rot hervorgehoben) neben dem nun zentral agierenden rechten Sechser und vor dem aufgerückten linken Außenverteidiger. Es entstehen neue Rollen und Positionsprofile, die erstaunlich gut auf das aktuelle Personal passen.
Spielaufbau im ersten Drittel – die Aufbaudreierkette
Die Ballzirkulation startet beim Torwart. Dieser versucht wenn möglich, flach das Spiel zu eröffnen. Dazu bieten sich der linke Innenverteidiger und der rechte Außenverteidiger noch vor der gegnerischen Formation an. Im Notfall weichen sie fast bis zur Grundlinie zurück. Mit Stefano Celozzi und Felix Bastians sind diese Positionen sehr spielstark und taktisch intelligent besetzt. Der zentrale Innenverteidiger kann zwar als Durchlaufstation agieren, wird jedoch nicht großartig spielmachend tätig. Diese Aufgaben übernehmen die Außenverteidiger, jedoch in unterschiedlichen Höhen und Ausrichtungen. Timo Perthel auf der linken Seite fokussiert mit seinem Tempo und seiner Dynamik Flügeldurchbrüche, wobei ihn der linke Sechser und der linke Flügelspieler als Kombinations- und Gegenpressingpartner unterstützen. Celozzis Aufgabe ist vielfältiger: Entweder er attackiert mit diagonalen Dribblings den Raum hinter der ersten Pressinglinie des Gegners oder er zirkuliert weiter, wobei sich Bulut als breite Unterstützung am Flügel anbietet. So kommt es auch beim VfL teilweise zum Ballgeschiebe im U, das Ziel ist aber ganz klar die Penetration der gegnerischen Formation bzw. der Durchbruch am linken Flügel.
„Sie spielen sehr aggressiv, warten nicht, immer nach vorne. Sie haben einen guten Aufbau […] und wenn das passiert, steckt dahinter immer eine große Persönlichkeit. Der Charakter des Trainers spiegelt sich in seiner Mannschaft wider. Wenn man Bochum sieht – das ist wie damals in Nürnberg, die gleiche Mannschaft, die gleichen Ideen, der gleiche Spirit, die gleiche Motivation und Leidenschaft“
Pep Guardiola
Sollten beide Wege aufgrund einer guten Anpassung des Gegners nicht gelingen, setzen zusätzliche lokale Rotationen ein. Sechser Anthony Losilla kippt dazu auf die ursprüngliche Position von Celozzi heraus, worauf dieser sofort einen Sprint entlang der Linie startet. Der Flügelspieler versucht, gemeinsam mit dem Zehner den notwendigen Raum für einen Durchbruch durch einrückende bzw. zurückfallende Bewegungen zu schaffen. Reagiert der Gegner auf diese Dynamik mit einer Verdichtung des Flügels, kann Losilla Celozzis diagonale Rolle übernehmen, während der ursprüngliche offensive Flügelspieler weiter absichernd zurückweicht, da Celozzi dessen offensive Position kurzzeitig ausfüllt. Auf Links besteht die Alternative eher in individuellen Aktionen von Felix Bastians, der versucht diagonale Lücken mit Dribblings zu attackieren. Auch wenn Hoogland dann absichert, wirken diese Vorstöße eher improvisiert. Meist enden die Läufe mit Flanken vom linken Flügel. Gelingt es Bastians jedoch, den Ball zu verteilen und seine Dynamik Richtung Strafraum einzubringen, können auch aus solchen Aktionen Tore resultieren.
Angriffsvortrag – vom Flügel in Richtung Tor
Wie die vorherige Abbildung zeigt, ist der Aufbau der Bochum sehr auf die Flügel fokussiert. Fast alle Akteure der ersten beiden Linien des 4-2-3-1 orientieren sich zu einem der Flügel oder der Halbräume. Ist dort kein direkter Durchbruch zur Grundlinie möglich, wird versucht, über inverse Dribblings Dynamik Richtung Tor zu erzeugen. Dabei hat insbesondere der linke offensive Flügelspieler eine Schlüsselposition. Er muss sich mit Tempo aus dem Halbraum lösen und mit dem Ball vor der gegnerischen Abwehrkette in Richtung Zentrum dribbeln. Dabei wird er bei erfolgreicher Initiierung direkt von seinen Mitspielern unterstützt.
Das Total Shot Ratio (TSR) gibt den prozentualen Anteil der eigenen Torschüsse an den Gesamttorschüssen an. Werte über 50 % bedeuten also, dass mehr Torschüsse als der Gegner abgegeben wurden. Statistische Analysen zeigen eine starke Korrelation zwischen dem TSR und der Leistung in der Zukunft. Dies liegt daran, dass die Zufallskomponente aufgrund der höheren Anzahl an Torschüssen gegenüber Toren eine geringere Rolle spielt.
Mit Ausnahme des ersten Saisonspiels gegen Paderborn lag der VfL nur dreimal unter der 50 % Marke (gegen Fortuna Düsseldorf, FSV Frankfurt 1899 e.V. und im letzten Saisonspiel gegen den MSV Duisburg). Werden nur aussichtsreiche Schüsse innerhalb des 16ers betrachtet, dann lag der VfL nach dem ersten Saisonspiel sogar nur gegen RB Leipzig unter der Marke. Auch beim Ballbesitz waren die Blau-Weißen nur in einem von 19 Spielen unterlegen. Die vom Trainer angestrebte Dominanz spiegelt sich deutlich in den Zahlen nieder.
Trotz dieser beeindruckenden Zahlen ist im Pokalspiel mit einem Ballbesitzplus der Mannschaft von Pep Guardiola zu rechnen. Werfen wir also einen Blick auf die aktuelle Ausrichtung der Bayern und die möglichen Versuche des VfL Bochum, Bayerns Positionsspiel zu stören.
Bayerns neue 4-1-4-1/3-2-4-1-Hybridformation
Nach Phasen mit fast wöchentlichen Wechseln der Grundformationen und Spielerrollen hat sich bei Bayern München bis zum Ausfall von Jerome Boateng in einer 2-3-5-Formation in Ballbesitz sehr erfolgreich Konstanz eingestellt. Nach dem Ausfall des Ausnahmeverteidigers wurde dieses Konstrukt jedoch leicht angepasst. In der aktuellen Defensive hat Youngster Joshua Kimmich den Platz von Boateng übernommen und bildet gemeinsam mit David Alaba, Holger Badstuber, Philipp Lahm und Xabi Alonso die Restverteidigung. Um die abzudeckenden Räume für Kimmich etwas zu verkleinern wird durch eine vertikal flexible Rolle von Alaba situativ zwischen 2-3 und 3-2 Staffelungen variiert. Nur noch Lahm schiebt als Außenverteidiger konsequent ins Zentrum, so dass Kimmich in Ballbesitz als Hybrid aus rechtem Innen- und Halbverteidiger agiert. Er kann dort seine Übersicht und Pressingresistenz ausspielen, um mithilfe des Positionsspiels die fünf Offensivspieler in aussichtsreichen Situationen einzusetzen.
„Sein Aufbau, sein Stellungsspiel, seine Spielübersicht, seine Kondition sind sehr gut. Er ist immer fokussiert, positiv, konzentriert.“
Pep Guardiola über Joshua Kimmich
Bochums Pressing – Erst lenken, dann mannorientiert zugreifen
Die Spieler des VfL teilen sich im Pressing grob in zwei Gruppen – ballnahe Jäger und manndeckende Sammler. Der Stürmer wartend zunächst zentral im Raum zwischen den Innenverteidigern und den Sechsern, um den Ball auf eine der Seiten zu lenken. Geht der Torwart darauf ein und reagiert nicht, wie viele Mannschaften in der zweiten Liga, direkt mit einem weiten Abschlag, stellt der Stürmer den Ballführenden und beachtet dabei den Passweg ins Zentrum. Dabei versucht er nicht, den anderen Innenverteidiger dauerhaft in seinem Deckungsschatten zu halten, sondern läuft direkt und diagonal auf ihn zu. Die Option des Querpasses wird stattdessen durch den ballfernen Flügelspieler attackiert, der dynamisch aufrückt, um mit dem Geschwindigkeitsvorteil ggf. den Ball zu gewinnen und direkt Richtung Tor ziehen zu können. Aufgrund der Asymmetrie im Bochumer System wird diese Bewegung meist vom linken Flügelspieler durchgeführt, der auch mit dem Ball deutlich höher agiert. Auf diese Weise wird der Aufbau des Gegners eher auf die linke Aufbau- bzw. Bochums rechte Defensivseite gelenkt.
Ein deutlich mannorientierteres Verhalten zeigt sich in den weiteren Linien. Jeder Spieler orientiert sich an seinem Gegenspieler, verfolgt ihn mit geringem Abstand und positioniert sich zwischen ihm und dem eigenen Tor bzw. dem Ball. Kommt der Pass des Innenverteidigers, wird versucht, aus der lauernden, absichernden Position mit Dynamik den Ball zu gewinnen.
„Sie spielen ein sehr gutes Angriffspressing, fast Mann gegen Mann.“
Pep Guardiola über das Pressing des VfL Bochum
Das Verhalten des offensiveren Flügelspielers ist auch bei einer stärkeren Einbindung des Torwarts ein auffälliges Mittel. In diesem Fall rückt dieser sofort auf die Höhe des Stürmers und beide positionieren sich im Passweg zwischen Innen- und Außenverteidiger. So sollen Pässe ins Zentrum für aussichtsreiche Ballgewinne provoziert werden. Die Außenverteidiger werden deshalb beim Anlaufen der Innenverteidiger weiterhin im Deckungsschatten gehalten.
Beim 5:2 im Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach in der Winterpause gab es zwei Tore nach Ballgewinnen auf der rechten Defensivseite weit im Gladbacher Drittel. Zwei weitere Tore sowie der Führungstreffer im Test gegen Bayer Leverkusen fielen nach Ballgewinnen der Sechser im zentralen Mittelfeld. Auch dem Ausgleichstor beim späteren 4:1 gegen Hertha BSC ging ein hoher Ballgewinn von Mittelfeldtalent Görkem Saglam gegen den Berliner Sechser voraus. Es wird spannend, ob sich die Bayern ebenfalls vom Bochumer Pressing überrumpeln lassen oder ob diese Szenen auch an der mangelnden Konzentration der Erstligaprofis im Rahmen der harten Vorbereitung lagen. Die Dynamik und Präzision, mit der die Bochumer mögliche Zugriffssituationen nutzen, ist jedoch beeindruckend.
„Gegen Bayern ist man gezwungen, gut zu verteidigen. Wir sind nicht in der Lage, gegen diese Mannschaft durchgehend Pressing zu spielen. Hoffenheim hat gut gegen die Bayern gespielt, auch wenn sie 0:2 verloren haben. Leverkusen hat ein Unentschieden erreicht. Man hat also gesehen, dass man die Bayern bekämpfen und gegen sie etwas holen kann.“
Gertjan Verbeek
Verbeek hob in der Pressekonferenz vor dem Spiel explizit die Leistungen von Hoffenheim und Leverkusen gegen die Bayern hervor. Während Hoffenheim eher abwartend agierte, trotzte Leverkusen mit seinem hochintensiven Pressing den Bayern ein Unentschieden ab. Seine Aussage, dass man gegen Bayern nicht durchgehend Pressing spielen kann, lässt eine Strategie mit mehreren Pressingphasen vermuten. Die wahrscheinlichsten Varianten wollen wir in der Folge diskutieren.
Potenzielle Probleme des gewohnten Bochumer Pressings
Wie bereits beschrieben, ist Bochums Pressing von vielen direkten Mannorientierungen geprägt. Bayerns aktuelle Aufbauformation kann deshalb in Bochums Standard-Pressingablauf einige Zuordnungsprobleme verursachen. Wenn der linke Flügelspieler wie gewohnt auf den rechten Innen- bzw. Halbverteidiger, also voraussichtlich Kimmich, vorschiebt, muss der Mittelstürmer gleichzeitig Druck auf Badstuber und Alaba ausüben. In Kombination mit Bayerns Positionsspiel ist es quasi unmöglich, dabei konsequent einen der Sechser im Deckungsschatten zu behalten. Hoogland muss also auf Lahm vorrücken, um den mannorientierten Zugriff sicherzustellen. Da Verbeek grundsätzlich versucht, mit Losilla einen Überzahlspieler in oder vor der Abwehr zu haben, um diese wichtige Zone zu kontrollieren, und Bayern mit den vier Stürmern die komplette Abwehrkette bindet, steht der rechte Flügelspieler vor einem Dilemma. Entweder er verfolgt den tieferen Achter (in der Grafik Thiago) und gibt damit den Zugriff auf die Passwege von Badstuber und Alaba auf oder er lässt diesen frei. Einerseits würde das hohe Pressing ins Leere laufen, andererseits bestünde stets die Gefahr, dass Thiago allein auf Losilla und die Abwehrkette zuläuft.
Bereits im letzten Spiel gegen Freiburg kam Abrashi auf diese Weise zu einigen Szenen, welche die Bochumer jedoch gut entschärfen konnten. Der Schlüssel dazu war der Zentrumsfokus im weiteren, defensiven Verhalten. Läufe nach innen werden stets verfolgt, Läufe nach außen nur innerhalb der Zone. Die Außenspieler positionieren sich generell eng. Der Gegner kann so zwar auf dem Flügel durchbrechen, die Wege ins Zentrum und die torgefährlichen Räume im und vor dem Sechszehner sind aber stets in Überzahl besetzt. Ob dies jedoch auch gegen die geballte Offensivpower der Bayern gelingt darf bezweifelt werden. Ein 4-3-3-0 bzw. 4-3-1-2, bei dem Bulut sich generell tiefer an Thiago orientiert und ggf. Celozzi beim Doppeln auf dem Flügel hilft, während die vorderen drei etwas passiver das Zentrum versperren, wäre eine Option, die mit einer leichten Anpassung umsetzbar wäre. Aber auch umfassendere Umstellungen sind denkbar.
Mögliche Pressingvarianten
Im letzten Testspiel gegen die Bayern kurz nach Verbeeks Amtsübernahme agierten die Bochumer in einem etwas abwartenderen 4-4-2/4-4-1-1. In diesem positionieren sich der Zehner und der Stürmer bei zentralem Ballbesitzkurz kurz nebeneinander, um dann sobald der Ball auf die Seite gespielt wird, das Spiel auf dem Flügel zu isolieren. Dazu klappt der Zehner hinter dem Stürmer ein und orientiert sich am ballnahen Sechser, während der Stürmer die ballnahen Rückpassoptionen abdeckt und der erst eng positionierte Flügelspieler nach Außen nachschiebt.
In dieser Konstellation sollten die Bayern aufgrund der deutlichen Überzahl im Aufbau und ihres Positionsspiels wenige Probleme haben, die Bochumer weit zurückzudrängen und wie im 2-3-5 einzukesseln. Steht der VfL tief, resultiert dies häufig in sehr flachen Formationen mit Zugriffsproblemen, da die Abstimmung, wer aus der kompakten Stellung heraus den Ballführenden attackiert, oft nicht funktioniert. Schnelle Kombinationen und Flanken aus dem Halbraum führen immer wieder zu Zuordnungsproblemen und Torchancen für den Gegner. Auch wenn das 4-4-1-1 ein Doppeln auf den Flügeln und eine klare Zuordnung der Sechser zu den Bayerischen Achtern erlaubt, ist die Gefahr sehr hoch, dass Müller und Co. sich durch das Bochumer Chaos kombinieren können, was diese Variante aus meiner Sicht nur für kurze Erholungspausen rechtfertigt.
Verbeeks Anpassungen beziehen sich meist auf Änderungen in den Zuordnungen. Eine Möglichkeit, um gegen Bayerns Fünferangriff mit Losillas Unterstützung einen freien Mann zu schaffen, wäre die Nutzung einer Fünferabwehrkette. Verbeek hat vereinzelt, z. B. im Ligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, bereits mit einer Dreierkette agiert. Jan Šimůneks vollkommene Genesung gibt ihm die Möglichkeit, eine solche zu nutzen, ohne personell an Qualität zu verlieren. Mit Terrazzino und Haberer könnte er eine Doppelzehn aufstellen, die extrem stark im Umschaltspiel ist. Diese könnte sich am einrückenden Lahm und an Xabi Alonso orientieren und somit die Bayern im Aufbau auf einen der Flügel leiten und dort isolieren. Der Stürmer hätte in diesem Fall die sehr laufaufwändige Aufgabe, die gesamte Dreierkette im Aufbau unter Druck zu setzen, um genaue Verlagerungen zu verhindern. Doch selbst bei erfolgreichen Bällen zu den Flügelstürmern, könnte ein Zurückfallen von einem der Zehner Hoogland und Losilla erlauben, die Außenverteidiger auf den Flügeln zu unterstützen. Natürlich ist auch dieses System nicht wasserdicht, es scheint aber gut auf die Kombination aus isolierender und mannorientierter Spielweise der Blau-Weißen und dem aktuelle System der Münchener zu passen.
Was macht Guardiola?
Bisher wurde stets davon ausgegangen, dass die Bayern ihren zuletzt verfolgten Plan beibehalten. Bei Guardiola weiß man jedoch nie welche Ideen er plötzlich aus dem Hut zaubert. Da er gezielt den Aufbau der Bochumer betont hat, wäre es sogar möglich, dass Bayern den Bochumern phasenweise den Ball überlässt und versucht, diese nach Ballgewinnen zu überrumpeln. Gegenüber geschickten Fallen und schnellen Rhythmuswechseln im Pressing ist der VfL etwas anfällig. Grad die zentralen Akteure Fabian und Losilla sind unter Druck nicht immer stabil. Es könnte also sein, dass Guardiola den Aufbau der Bochumer nach innen lenkt, um dort gezielt zuzuschlagen. So begann beispielsweise Union Berlin im ersten Pflichtspiel von Verbeek die erfolgreiche Aufholjagd. Dabei agierten sie in einem 4-1-3-2, welches auch die Bayern gern im Pressing nutzen.
Fazit
Der FC Bayern ist natürlich haushoher Favorit. Der VfL Bochum unter Gertjan Verbeek ist jedoch eine der interessantesten Mannschaften der zweiten Liga, die selbst für einen dominanten Spielstil mit vielen hochwertigen Abschlüssen und einem Ballbesitzplus steht. Die mannorientierte Spielweise der Blau-Weißen birgt einige Risiken, jedoch haben z. B. die Gladbacher gezeigt, dass die Kombination von Dreier- bzw. Fünferketten und Mannorientierungen den Bayern wehtun kann. Vielleicht gibt es ja mal wieder eine Überraschung.
16 Kommentare Alle anzeigen
Koom 10. Februar 2016 um 21:14
Robben being Robben…
Friddi 11. Februar 2016 um 11:45
Flying dutchmen Ahoi!
Daniel 11. Februar 2016 um 12:53
Foul being Foul… 😉
HK 11. Februar 2016 um 13:17
Nich bei Robben.
Der wohltuend sachlich und zurückhaltend kommentierende Gerd Gottlob hat doch gestern postuliert: Elfmeter für Robben nur bei Knochenbruch.
Koom 11. Februar 2016 um 15:00
Muss aber ein offener Bruch sein, damit man es auch sieht. 😉
Ernsthaft: Streng nach Regeln ist es ein Elfmeter. Berührung hat Robben ja vorher hergestellt. Aber es ist komplett offensichtlich, dass er diesen Elfmeter angestrebt hat, sonst nichts. Es gibt keinerlei Versuch, irgendwie weiterzuspielen oder sich zu befreien, er fällt einfach direkt, mit ausgestreckten Armen. Ist ja auch logisch: Spiel war anstrengend und ein (potentiell sicheres) Tor + Rote Karte ist viel mehr Wert als nur das Tor.
Robben, der perfekte „moderne“ Fußballer. Durchoptimiert für den moralfreien Dauerbetrug auf dem Platz. Widerlich. Vielleicht sollte er sich noch Werbung für RyanAir auf die Glatze tätowieren lassen, dann wäre es wirklich rundum gelungen.
sharpe 11. Februar 2016 um 17:03
Ernsthaft? Er sollte versuchen weiterzulaufen, wenn er gefoult wird? widerlich finde ich deinen Kommentar mit allen möglichen Unterstellungen. Hat eigentlich in diesem Forum nix verloren.
CE 11. Februar 2016 um 18:28
Irgendwie liegt hier ein Missverständnis vor.
Schorsch 11. Februar 2016 um 20:59
Da hilft nur die alte Trainerdevise: Ball flachhalten!
TOC 14. Februar 2016 um 15:30
Was mir bei Gottlob immer fehlt, ist der Knopf auf der Fernbedienung, mit dem man ihm starke Stromschläge erteilen kann.
Peter Vincent 10. Februar 2016 um 17:48
Ich erwarte die Bayern in 4-3-3 Grundausrichtung zum 2-3-5 offensiv mit einrückenden Außenverteidigern.
Neuer; Lahm, Kimmich, Badstuber, Alaba; Alonso-Thiago;Müller;Coman-Lewy-Costa
Bochum erwarte ich abwartend und tief(er) pressend im 4-4-2-0/4-3-3-0.
Ingesamt erwarte ich also ein ähnliches Spiel wie im letzten Testspiel.
Ich glaube jedenfalls nicht an ein ausdauerndes hohes Pressing der Bochumer, wie z. B. von Ingolstadt oder Leverkusen gg. Bayern betrieben und auch an keine sonderlich beeindruckende Leistung der Bochumer.
Ich mag die Arbeitsweise von Verbeek auch, aber mal die Kir(s)che im Dorf lassen. 😉
Deutlicher und souveräner Auswärtssieg der Bayern.
PeRue 10. Februar 2016 um 15:05
Klasse Analyse! Freue mich schon unheimlich auf das Spiel.
HK 10. Februar 2016 um 14:43
Was für ein ausführlicher und fundierter Vorbericht. Verbeek ist in der Tat persönlich und fachlich einer der interessantesten der derzeit in Deutschland aktiven Trainer.
Bin wirklich gespannt wie er heute abend auftreten lässt.
JSA 10. Februar 2016 um 14:29
vielen Dank… glaubt hier irgendwer, dass Bochum mehr als ein gemauertes 1:0 schaffen kann? (ich als Bochum-Fan muss ja davon ausgehen, dass wir gewinnen…)
Dr. Acula 10. Februar 2016 um 11:52
man merkt dass hier ein meister am werk war. die zitate, bilder… super gemacht das ganze. wenn ich vorher schon lust auf das spiel hatte, kann ichs nach diesem vorbericht kaum noch erwarten.
Friddi 10. Februar 2016 um 08:25
Klasse Vorbericht. Gäbe es eine Möglichkeit für den VfL das Pressing im Innenraum (auf Fabian und Losilla) zu umgehen?
TW 10. Februar 2016 um 09:48
Riemann spielt ziemlich genaue lange Bälle. Fabian könnte also versuchen, sich im Notfall über Pässe zum Torhüter zu befreien. Generell kann der VfL einfach Anspiele ins Zentrum vermeiden und notfalls lange Bälle spielen. Die Idee kam RM und mir nur, da Verbeek ja auch unter Druck Wert auf einen gepflegten Aufbau legt und die Bayerischen Abläufe dafür passend wären.