Türchen 22: Franz Beckenbauer

Der Kaiser des deutschen Fußballs wandert – und schwebt – zwei Dekaden lang über die Rasenplätze des Globus. Sechs Begegnungen mit dem Befehlshaber aus der Tiefe des Raums, Franz Beckenbauer…

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Er ist ein Juwel.

Sheffield, 23. Juli 1966. Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Westdeutschland ist der Favorit im Duell mit Uruguay. Beide Teams spielen im typischen 4-2-4. Im Zentrum der deutschen Mannschaft agiert der Kölner Antreiber Wolfgang Overath neben ihm, dem Alleskönner aus München. Franz Beckenbauer, 20 Jahre alt, ist bereits eine Instanz. Mitspieler respektieren ihn. Gegner fürchten ihn.

2015-12-22_Deutschland-Uruguay_1966Doch Beckenbauer ist keine Diva. Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Er balanciert das Herausrücken von Verteidiger Wolfgang Weber. Er beantwortet das Herauskippen Overaths. Er reagiert auf das Einrücken Karl-Heinz Schnellingers. Er übernimmt Dopplungen in der letzten Linie.

Die Zuschauer, vornehmlich mit den Deutschen verbunden, sehen einen schlaksigen Jungspieler. In Luftduellen wirkt er nicht durchsetzungsstark. Die Uruguayer schlagen viele hohe Flanken in den Sechzehnmeterraum. Beckenbauer ist verloren.

Aber wenn der Ball erst einmal am Boden ist, dann beginnt Beckenbauers Zeit. Er schleppt das Spielgerät durchs Mittelfeld und initiiert Kombinationen. Im hohen Tempo sollen seine Kollegen auf Doppelpassversuche reagieren. In höchster Geschwindigkeit nimmt Beckenbauer den Ball dynamisch mit. Die Uruguayer Verteidiger – von brachialer Natur – haben keine Antwort.

Beckenbauer ist immer der Erste, der hinter den Stürmer nachstößt. Hin und wieder weicht er nach rechts aus und kommt über den Flügel. In der Offensive ist er ein Tyrann. Mit seinen Füßen schubst er Gegenspieler herum.

Gegen den Ball ist er eloquent. Ruhig und durchdacht. Durch seitliches Anlaufen des Ballführenden raubt Beckenbauer ständig dem Gegner die Dynamik. Er führt keine direkten Zweikämpfe. Er lenkt mit imaginärem Druck.

Overath und Beckenbauer lassen erstaunlich oft die Mitte offen, belauern dafür die Passwege nach außen. Uruguay tappt in die Falle. Sie spielen durchs Zentrum und werden zu Distanzschüssen verleitet. Es ist Beckenbauers Art von psychologischer Kriegsführung.

Trotz früher Führung entwickelt sich eine wahre Schlacht. Die Uruguayer treten, gestikulieren, spielen dreckig. Erst Beckenbauer durchbricht die Phalanx. Er stößt vor und erhält den Ball hinter der Abwehr. Mit Eleganz wird Torhüter Ladislao Mazurkiewicz umkurvt.

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Er ist ein freier Mann.

Nürnberg, 31. Mai 1967. Bayern München trifft auf den Rangers FC im Finale des European Cup Winners‘ Cup. Der junge Beckenbauer spielt in der Abwehrzentrale neben Werner Olk. Die Aufgabenteilung ist klar. Olk, der gebürtige Ostpreuße, kümmert sich um den Dreck. Er deckt die Sturmspitze des Gegners. Er erledigt die originären Verteidigungsdienste.

Beckenbauer hingegen ist bereits in jungen Jahren – im Alter von 21 – eine schwebende Instanz im Abwehrverbund. Er positioniert sich meist halblinks neben Olk. In Ballbesitz mutiert er zum Spielgestalter. Trainer Zlatko Čajkovski gibt ihm viele Freiheiten.

Beckenbauer wirkt selbstsicher. Die drei anderen Mitglieder der Abwehrreihe sind vergleichsweise überaggressiv. Sie wollen schnellstens die Stürmer stoppen. Beckenbauer füllt derweil Lücken. Er übt Druck allein durch Raumbesetzung aus. Die Wenigsten gehen mit ihm in den Zweikampf. Sein Abwehrpressing lenkt gegnerische Angriffe wie von Geisterhand.

Getreu dem Zitat von Albert Camus, „Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten“, arbeitet Beckenbauer im Sinne Čajkovskis. Er trägt die Nummer fünf – die traditionelle des Libero, des freien Mannes. Doch er ist restringiert, muss sich in der Defensive in die Kette eingliedern.

Sein kreativer Geist strahlt dafür beim Spiel nach vorn. Schon unmittelbar nach Balleroberungen möchte er das Gaspedal treten. Höhepunkte sind Dribblings tief ins Mittelfeld hinein. Beckenbauer lässt seine Mitspieler partizipieren. Er lässt sie scheinen. Zarte, gefühlvolle Pässe erreichen Franz Roth und die anderen.

Beckenbauer streichelt den Ball ehrfürchtig. Er zollt dem Spielgerät Respekt. Selbst wenn er einen Fehlpass spielt, ist es eine Bereicherung für die Partie. Dann kann der Gegner die Kugel mit Leichtigkeit aufnehmen. In Beckenbauers Sinne ist das nicht. Den Ball mit Brutalität zu behandeln, widerstrebt ihm jedoch.

Es wird laut im Publikum, wenn er am Strafraum das Spielgerät erobert und plötzlich – ansatzlos, ohne Ausholbewegung – mit dem Außenrist über vierzig Meter auf den Flügel passt.

Beckenbauer hat nicht nur eine erhabene Aura. Sein aufrechter Gang, der ständige Blick über große Teile des Feldes, ermöglichen ihm, stets mehrere Züge vorauszudenken. Er identifiziert Freiräume. Er analysiert Schwächen. Umschaltpässe sind umso gefährlicher. Aber er erkennt auch, wenn sich kein Platz für Dribblings bietet. Dann stoppt er ab. Spielt auf Sicherheit. Mit großer Freiheit gehen auch viele Pflichten einher.

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Er ist ein Dominator.

Brussel, 18. Juni 1972. Die Sowjetunion trifft auf Westdeutschland. Wenige Wochen nachdem die Führungsmacht des Ostblocks beim Eröffnungsspiel des Münchener Olympiastadions eine 1:4-Klatsche kassiert hat, steht nun im Heizelstadion die Henri Delaunay Trophy bei der Euro 1972 auf dem Spiel. Nationaltrainer Helmut Schön vertraut der identischen Elf, die im Halbfinale Gastgeber Belgien ausschaltete.

2015-12-22_Deutschland-UdSSR_1972Das Endspiel entwickelt sich zur Machtdemonstration. Gelegentlich wird sogar vom Höhepunkt in der Geschichte der Nationalmannschaft gesprochen. Der ukrainisch-geprägte Gegner hat über 90 Minuten nicht den Hauch einer Chance.

Beckenbauer – der Mann, den sie mittlerweile Kaiser nennen – spielt an der Seite von Georg Schwarzenbeck. Beide stammen aus München. Beide sind so verschieden. Schwarzenbeck ist der „Putzer des Kaisers“. Er ist die fleischgewordene Anti-These zu Beckenbauer. Zusammen sind sie yīn und yáng.

Beckenbauer kann gelassen aufrücken, auf zweite Bälle lauern. Er antizipiert Abpraller und steht im Mittelfeld stets richtig. Er ist ein Ballmagnet. Er kann sich aber auch zurücknehmen. Im Spielaufbau überlässt er Egozentriker Netzer das Spielgerät. Nur hin und wieder streut er über kurze Distanzen gefühlvolle halbhohe Pässe ein, die geschmeidig auf den Innenfußseiten seiner Mitspieler landen.

Rechtsverteidiger Horst-Dieter Höttges profitiert am stärksten davon. Wird Beckenbauer gepresst, stößt er nicht blind nach vorn. Er retardiert das Geschehen und schlenzt den Ball nach außen. Oder er verzögert seine Läufe, nimmt kurzzeitig Tempo raus. Laufwunder Herbert Wimmer kann er perfekt in den Sprintweg hinein bedienen.

Nur Beckenbauers Wahrnehmung der Umgebung wirkt manches Mal getrübt. Dann wird er anfällig für kurze Attacken von hinten, wenn er bei seinen Dribblings die Geschwindigkeit reduziert.

Beckenbauer assistiert den Offensivkräften. Gegen die tiefstehende Sowjetunion bietet er Wimmer und Hoeneß eine Rückraumoption. Wenn sie nicht weiter wissen, geht der Pass zu Beckenbauer. Er nimmt Druck vom Mittelfeld.

Vice versa erhält er dieses Ausmaß an Unterstützung zunächst nicht. Seine Passwinkel sind schlecht, wenn er vorstößt. Er muss warten, wird ungeduldig. Erst spät lässt sich ein Stürmer zurückfallen. Den Kaiser zu attackieren getraut sich trotzdem kein Gegenspieler. Beckenbauer hat eine Schutzblase um sich herum.

2015-12-22_Deutschland_1972_AufbauNetzer muss schließlich seine Unterlegenheit gegenüber Beckenbauer akzeptieren. Er überlässt dem wahren Maestro mehr und mehr den Ball. Beckenbauer tritt nun wie ein zweiter Zentralspieler auf, der auf die gegnerische Verteidigung zuläuft, die sich aufgrund der anbahnenden Gefahr zusammenzieht. Im letzten Moment spielt er nach außen ab.

Netzer öffnet vor dem Führungstreffer sogar den Raum für Beckenbauer. Dieser dribbelt sich mit geschickten Haken bis zum Sechzehnmeterraum. Ein kurzer Präzisionspass bereitet die Torabschlüsse vor.

Beckenbauer zeigt Akkuratesse und Spielwitz. Er zeigt ebenso Eleganz und Bewegungsbewusstsein. Er streift mit der Sohle über den Ball und lobbt ihn dann per Außenrist zum Nebenmann – alles in einem ununterbrochenen Ablauf.

Die Uhr dreht sich derweil weiter. Und mit ihr verändert Beckenbauer stetig sein Gesicht. Plötzlich wird er – mit einer komfortablen Führung im Rücken – zum Abwehrchef. Er klärt Bälle mit angezogenem Bein. Er gestikuliert und schimpft nach Unaufmerksamkeiten der Mitspieler. Er positioniert sich im Rücken des Rechtsverteidigers und sichert ihn bei Angriffen ab. Bei gegnerischen Flügelvorstößen tut er selbiges am anderen Ende des Feldes.

Später finden ihn die Zuschauer nur noch in der Offensive. Er schleicht hinter den Angreifern umher und setzt die Verteidigung mental wie auch spielerisch unter Druck. Keiner würde es wagen, seine mangelnde defensive Laufarbeit in diesen Momenten zu kritisieren. Dafür ist er zu dominant. Und er hat schließlich noch Schwarzenbeck.

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Er ist kein Ausputzer.

Amsterdam, 7. März 1973. Gegen das schier übermächtige Ajax werden die Münchener Bayern vor eine Bewährungsprobe gestellt. Der amtierende Deutsche Meister gilt als krasser Außenseiter. Cheftrainer Udo Lattek wählt die simpelste aller Verteidigungsvarianten. Jeder – bis auf Beckenbauer – hat einen Gegenspieler. Verfolgt ihn bis zur Zigarettenpause, lautet die Devise.

Bulle Roth bekommt es mit Johan Cruijff zu tun. Viele ihrer Duelle finden anfangs im Mittelfeld statt. Schwarzenbeck soll Pieter Keizer auf den Fersen bleiben.

2015-12-22_Ajax-Bayern_1973Beckenbauer sichert als einsamer Ausputzer dahinter ab. Blind schlägt er den Ball aber nicht weg. Den anfänglichen Druck der Niederländer beantwortet er mit geschmeidigen Dribblings.

Aber der Kaiser darf nicht zu nachlässig werden. Viele seiner gefährlichen Verlagerungsbälle werden von Ajax‘ Pressingmaschine abgefangen. Unbedacht spielt er ins Gedränge hinein. Beckenbauer befolgt Latteks Anweisungen. Er ist ausschließlich Ballverteiler. Vorstöße sind zu riskant. Es sei denn, Schwarzenbeck schlüpft in seine Rolle als des Kaisers Putzer.

Doch Beckenbauer ergreift seine Möglichkeiten. Er ist ein spielmachender Opportunist. Ajax braucht Verschnaufpausen, fährt das Pressing kurzfristig zurück. Und schon marschiert Bayerns Libero nach erfolgreichem Initialpass ins Mittelfeld. Der erste Kontakt des Mitspielers muss sauber sein. Es braucht Präzision, um das Amsterdam Pressing zu überspielen. Andernfalls läuft Beckenbauer, der Ausputzer, ins offene Messer.

Er ist ein kalkulierter Zocker. Er sieht genau, wann Ajax durch Manndeckungen selbst begrenzt handlungsfähig ist. Dann rückt er vor, lässt Rep, Keizer und die anderen links und rechts liegen. Manchmal hingegen überkommt ihn der Leichtmut. Oder es ist ein Rückfall in alte Muster, wenn Beckenbauer einen Einwurf an der eigenen Eckfahne hinter Amsterdams Sturmreihe annimmt – ohne Netz und doppelten Boden. Er vertraut auf seine Fähigkeiten.

Lattek glaubt, das übermächtige Ajax wäre im Duell Mann gegen Mann zu bezwingen. Seinen Kaiser degradiert er damit zum Quartiermeister. Beim Ansturm der Niederländer bleibt er hinter den Linien. Selten übt er Druck über Raumbesetzung aus. Selten weiß er, welchen Manndecker er entlasten soll.

Die Bayern halten sich trotzdem schadlos – bis in der zweiten Halbzeit eine Urgewalt über sie hereinbricht. Beckenbauer ist in der Luft gefordert. Und er versagt. Er kann die hohen Flanken und Eckstöße nur unzureichend verteidigen. Ajax erkennt Unzulänglichkeiten im Spiel des Kaisers. Er ist kein Ausputzer.

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Er ist ein Stürmer.

München, 14. April 1976. Nach einem 1:1 im Halbfinalhinspiel befindet sich Bayern München auf dem Weg zum dritten Finale in Folge. Gegen die spanische Instanz Real Madrid wollen sie ihren Status im European Cup zementieren.

2015-12-22_Bayern-RealMadrid_1976Auf der anderen Seite marschieren alte Bekannte: Günter Netzer und Paul Breitner. Mit ihnen bekommt es Beckenbauer während der Partie häufig zu tun. Denn obwohl der Kaiser auf Dettmar Cramers Taktiktafel als zentraler Verteidiger geführt wird, sieht der Schlachtplan eine andere Rolle vor.

Anfänglich bedient er noch Compagnon Schwarzenbeck, der ungewohnt forsch zur Sache geht. Einige wenige Außenristpässe landen beim Putzer. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Eben jener fegt dann über Real Madrid hinweg.

Ungeschützt lassen sie Beckenbauer in die Zwischenräume vorstoßen. Nicht jeder Pass erreicht sein Ziel. Aber der Druck steigt mit jeder Zeigerumdrehung. Vor Gerd Müllers Führungstreffer taucht Bayerns Spielführer in der gegnerischen Hälfte auf. Er setzt gekonnt Bernd Dürnberger in Szene. Für die Blancos ist es der Anfang vom Ende.

Kurz darauf ist Beckenbauer erneut am Strafraum der Madrilenen. Plötzlich stürzen sich vier Verteidiger auf ihn. Er kann sie abschütteln. Ohne Forechecking und in passiver Abwehrhaltung warten sie ehrfürchtig auf den Kaiser. Netzer und Breitner bilden das Empfangskomitee im linken Halbraum.

Beckenbauer hat viele Optionen im Mittelfeld. Der Gegner lässt ihm freie Wahl. Dafür beschert er dem Publikum das eine oder andere Schmankerl: präzise, gefühlvolle Außenristbälle auf die Flügel, die wie Wassertropen am Fuß des Mitspielers abtropfen. Beckenbauer spielt nicht nur den ersten Pass. Er benutzt die bayerischen Kollegen, um selbst gleich das nächste Zuspiel zu übernehmen.

Beckenbauer unterstützt die anderen Verteidiger. Er begibt sich hinter Madrids erste Verteidigungslinie. Schwarzenbeck und Co. offeriert er eine sichere Anspielstation. Und selbst als die Spanier mit dem Mute der Verzweiflung anstürmen, fängt Beckenbauer jeden Steilpass persönlich ab. Verteidigen und Stürmen – beides ist Chefsache.

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Er ist ein Gentleman.

Tampa Bay, 29. Mai 1977. Fußball wird zur nordamerikanischen Trendsportart. Rekordkulissen bilden den Rahmen für Duelle der alteuropäischen Legionäre. Beckenbauer entrinnt dem deutschem Medientrubel. New York ist seine neue Heimat. An der Seite von Pelé soll er für Spektakel sorgen.

50.000 Zuschauer im Tampa Stadium sind auf die Ankunft der NY Cosmos gespannt. Beckenbauer weiß, dass er auf einem anderen Level spielt. Doch die Unfähigkeit seiner Verteidigung lässt ihn grübelnd zurück. Cosmos wird regelrecht in Einzelteile zerlegt. Ohne Deckung im Sechserraum muss sich der deutsche Kaiser vielen Angriffen erwehren. Jeden kann er jedoch nicht stoppen.

2015-12-22_Beckenbauer_NY-Cosmos

Beckenbauer in Diensten von NY Cosmos. Quelle hier.

Beckenbauer gestikuliert. Er gibt Anweisungen. Keinerlei Abstimmung ist zu erkennen. Beckenbauer dirigiert. Er fällt in seine alte Ausputzerrolle zurück.

Zu Beginn zeigt er keinerlei Aggressionen. Die gegnerischen Stürmer will er nach außen ableiten. Erst als es langsam lichterloh bei Cosmos brennt, sieht man Beckenbauer plötzlich im Grätschentiefflug. Er wirkt wach, fängt Pass um Pass ab. Die Gegner meiden nun Beckenbauer und greifen über die Flügel an. Sie setzen einen Manndecker auf ihn an.

Beckenbauer spielt früher ab. Ständig sucht er Pelé. Er bedient ihn mit Außenristpässen an der Seite des Strafraums. Wenn sich die Startruppe aus New York in der Spielhälfte des Gegners festsetzt, bleibt Beckenbauer zurück. Er probiert es mit ziehenden Dribblings, um Räume zu öffnen. Oder es sind seine leichtfüßigen Bewegungen nach links und die ansatzlosen Außenristlupfer nach rechts, die das Publikum begeistern.

Hin und wieder blitzt der galoppierende Kaiser noch auf. Niemand wagt es, Beckenbauer zu attackieren. Er marschiert mit Autorität über den Rasen. Er spielt mit Überzeugung seine Initialpässe. Doch sein Team verliert. Beckenbauer nimmt es gelassen zur Kenntnis.

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Ausklang

Franz Beckenbauer ist Relikt und Prototyp. Er verkörpert den weichen, nachdenklichen Raumdecker. Tacklings setzt er nur sparsam und vor allem nur dann ein, wenn das Timing stimmt – nicht der Durchschlagskraft wegen. Beckenbauers Läufe strahlen stets Gefahr aus, wenngleich er in seiner Zeit gefangen scheint. Vereinzelt werden Vorstöße zu mechanischen, gleichgültigen Vorgängen. Zwischen all der Genialität entsteht Überdruss. Laserpräzise Außenristpässe sind keine Besonderheit mehr. Das Auge des Beobachters stumpft ab.

Beckenbauer ist ein Dirigent, der auch Zuarbeiter sein kann. Er ist aber kein Zuarbeiter, der auch Dirigent sein möchte. Vor allem bei der deutschen Nationalmannschaft versteht er sich als Balancegeber.

Beckenbauer ist ein spektakulärer Spieler. Ein besonderer Techniker. Ein unterschätzter Athlet. Doch erst seine Aura, sein Gang machen ihn zu einem außergewöhnlichen Akteur auf der Bühne des Weltfußballs. Niemand reicht an seine Ausstrahlung heran. Seine Körperhaltung – sie ist offen und selbstbewusst.

Er ist ein kalkulierter Taktiker. Stets das Spielfeld im Blick. Ein Auge für das große Ganze. Er schaut nicht nach unten. Ein Kaiser schaut nie nach unten.

Ernie Berenbroek 29. April 2016 um 13:47

Eigentlich ist es schade daß Beckenbauer sich schon in jungem Alter vom Mittelfeld in die Abwehr zurückziehen musste. Mit seiner Technik und Kreativität hätte er im Mittelfeld noch viel mehr offensive Akzente setzen können. Auch Lothar Matthäus hätte meines Erachtens länger Mittelfeldregisseur bleiben können.

Bei der WM 1966 bewies Beckenbauer mit 20 Jahren schon ein herausragender Spielmacher zu sein. Leider gab es diese zentrale Position noch nicht im damaligen 4-2-4 und sahen seine Trainer Cajkovski und Schön nach der WM in ihm offenbar der ideale Libero. Im 4-3-3, das in Deutschland erst einige Jähre später durchgeführt wurde, wäre im Mittelfeld sicherlich Platz für Beckenbauer gewesen, wie z.B. Günther Netzer bei Mönchengladbach. Italiën war in dieser Hinsicht Wegbereiter. Inter Mailand spielte schon Mitte der 60er Jahre mit einem Spielmacher: Luis Suarez und später Sandro Mazzola (auch in der Nationalelf).

Taktische Aufzeichnungen dazu auf http://www.voetbalfinales.webklik.nl

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savona 11. Mai 2016 um 15:46

Schöner Artikel, den ich gerade erst gelesen habe und der nostalgische Gefühle weckt. Wie auch einige der ausführlichen Kommentare von Lesern, die so wie ich die Zeit bewusst erleben konnten.

Mir ist noch gut das beschriebene 76er HF gegen Real erinnerlich, schon damals von mir als eines der besten Spiele jener Bayern-Ära empfunden. Als ich mir das Spiel vor einiger Zeit nochmal ansah, fiel mir zweierlei auf:

Mehr noch als bei der damaligen Live-Übertragung sprang mir die extrem dominante Rolle Beckenbauers in der Offensive ins Auge. Praktisch jeder einzelne Spielzug wurde von ihm gestaltet, phasenweise entsteht der Eindruck, als gäbe es keinen anderen Anspielpartner. Zum anderen: was man damals ahnen konnte, ist im Rückblick ja bekannt. Es war der letzte wirklich große Auftritt jenes legendären Teams, dessen wichtigste Akteure seit mindestens zehn Jahren, teilweise sogar noch länger zusammenspielten. Das, in Verbindung mit Beckenbauers grandiosem Vortrag sowie der Besonderheit eines von Gerd Müller erzielten Tores per Distanzschuss, gibt dem Spiel eine ganz spezielle Aura.

Der Umstand, dass dieses Team so lange beisammen blieb, wurde, wenn ich mich recht entsinne, den Bayern vielfach als Privileg ausgelegt, möglich geworden durch die im 1972 eingeweihten Olympiastadion erzielten deutlich höheren Ticketeinnahmen. Gegenüber dem Stadion an der Grünwalder Straße tatsächlich für damalige Verhältnisse ein großer Sprung, noch dazu ohne eigenes Zutun. Duselbayern eben auch in dieser Hinsicht! Im Gegensatz zu den Gladbachern mit ihrem Bökelberg, denen ihre besten Spieler immer wieder von der Fahne gingen und die deshalb ein sehr erfolgreiches Scouting entwickeln mussten, was ihnen auch gelang.

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Mr R 23. Dezember 2015 um 15:07

genial geschrieben!!!

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luckyluke 23. Dezember 2015 um 12:44

Klasse! Was soll ich noch groß dazu sagen ?!

CE konntest du schon immer so gut schreiben und ich hab das nicht bemerkt oder hast du dich da irgendwie weitergebildet? Würde mich wirklich interessieren…

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CE 23. Dezember 2015 um 16:34

Vielen Dank! Der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. Und natürlich braucht es eine passende Vorlage.

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Bernhard 22. Dezember 2015 um 22:41

CE, du machst mein Leben unnötig kompliziert. Eigentlich hatte ich mich darauf geeinigt, dass der Puskas-Artikel der beste des Adventkalenders ist. Nun kommt der Artikel über kaiserliche Hoheit und beschert mir ein Dilemma. Ich kann mich echt nicht entscheiden, wem die Ehre des Stockerlplatzes gebührt.

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Schorsch 22. Dezember 2015 um 20:41

Da schreibe ich gestern noch, dass ich es sehr bedauere Beckenbauer hier nicht hinter einem der Türchen gefunden zu haben und dann lugt aus dem letzten (der Spieler) der Franz hervor! Ein wirkliches kleines Weihnachtsgeschenk für mich!

Und was für ein Artikel…! Ich habe den Eindruck, Ihr treibt Euch von Spitzenleistung zu Spitzenleistung. Eine grandiose Schilderung, genau so war der Franz auf dem Rasen, Ich habe ihn bei jedem Wort vor meinen Augen gesehen! Danke dafür, Erste Klasse!

Wer es nicht miterlebt hat, der kann sich vielleicht gar nicht vorstellen wie sehr der Franz aufgrund seiner Präsenz auf dem Platz, seiner im Artikel unnachahmlich beschrieben Körperhaltung, seiner lässigen Eleganz, seiner ganzen Art Fußball zu spielen und teilweise zu zelebrieren, auch wegen seiner Zweikampfvermeidung, mit dem Vorwurf der Arroganz konfrontiert wurde. In der Nationalmannschaft wurde er respektiert und auch bewundert, nie geliebt so wie Uwe Seeler oder Berti Vogts. Beckenbauer war kein Fußballarbeiter, er war schlicht und einfach ein Fußballästhet. Einer, der auch eine gewisse Leichtigkeit des Seins auf dem Fußballfeld demonstrierte. Wenn er bei Auswärtspielen in der Bundesliga den Rasen betrat, dann wurde er gnadenlos ausgepfiffen. Besonders im Ruhrgebiet kochten die Stadien, wenn die Bayern gegen die Heimelf spielten. Die lokale Presse stilisierte solche Begegnungen sogar zum Klassenkampf der ehrlichen, unterpriveligierten Ruhrgebietsmalocher gegen die pelzmänteltragenden Millionäre aus dem schicken München hoch. Und war in der Verurteilung von Auswüchsen wie dem Messerwurf gegen Sepp Maier bei einem Spiel im alten Georg-Melches-Stadion gegen Rot-Weiß Essen recht milde. Heute nicht mehr vorstellbar.

Auch EM- und WM-Titel änderten nicht sehr viel daran. Erst mit seinem Fortgang über den Großen Teich, seinen letzten Auftritten beim HSV und dem Ende seiner Spielerkarriere spürte man einen Wechsel in den Emotionen, wurde aus Respekt Sympathie und durchaus auch Liebe. Eine andere Liebe als die zu Seeler oder Vogts, eine leichte, beschwingte Zuneigung. Ja mei, der Franz halt. Das Sonntagskind. Wer konnte ihm schon etwas übelnehmen?

Franz Beckenbauer war und ist für mich noch vor Fritz Walter oder anderen der bislang beste und neben Gerd Müller der bislang wichtigste deutsche Fußballer. Überall auf der Welt steht sein Name für etwas, was viele so gar nicht mit dem deutschen Fußball in Verbindung bringen wollten: Leichtigkeit, Eleganz, Kunst. Natürlich gehört zum Franz immer der Katsche. Der Kaiser weiß es am besten. Erfolg hat man nur als Mannschaft, Franz Beckenbauer jedoch hat seinen Teams Glanz verliehen.

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ES 23. Dezember 2015 um 12:17

Wäre mal interessant herauszufinden, wo dieser tiefe Hass auf die dominanten Emporkömmlinge aus Bayern München im Fussball-Ruhrgebiet der frühen 70er Jahre (das Wort Hass ist hier nicht zu heftig gewählt) wirklich herkam. Natürlich spielt da der Niedergang der ganzen Region durch die Bergbau- und Stahlkrisen, das sinkende Renommee der nun als „dreckig“ wahrgenommen Ruhrgebietsstädte, und des (damit einhergehenden?) Niedergangs des dominierenden Ruhrgebietsfußballs (11 Meisterschaften zwischen 1934 und 64, keine in den 30 Jahren danach), und der damit verbundenen Minderwertigkeitsgefühle eine Rolle. Aber auch die tiefe Kluft zwischen den bundesrepublikanischen Regionen. Bayern stand für Strauß und dumpfes Bierzelt, mittendrin das seltsame Schicki-Micki-München. Allenfalls als Urlaubsort für die Oma tauglich. Und umgekehrt: Kein Bayer, kein Münchner wäre je auf die Idee gekommen, sich die nordwestlichen Regionen mal genauer anzusehen.
Letztlich, die Leichtigkeit des Erfolgs, der Spielstil? Andrerseits: Netzer konnte auch als arrogant wahrgenommen werden, aber Gladbach war Kult. Niemand hat denen die 5 Meisterschaften nicht gegönnt.
Übrigens, Schorsch, hat sich die Wertschätzung der Bayern-Spieler durch Nationalmannschaftsauftritte- und erfolge, nicht nur 72 und 74, auch schon 66 und insbesondere 70 in Mexico, stark verbessert (Was nicht viel half, wenn sie wieder das Bayern-Trikot anhatten, und auf Schalke, in Essen, Oberhausen, Duisburg oder Bochum antreten mussten). Im Falle Beckenbauer wurde zwar immer die Eleganz bewundert, bundesweit beliebt wurde er aber durch seinen Auftritt mit Armbinde im Halbfinale 70 gegen Italien, und seinen Teil in der Abwehrschlacht im 74er Finale gegen die Niederlande. Also wieder das alte Schema: Der tolle Techniker und Stratege, der elegante Spieler wird erst dann verehrt und geachtet, wenn man ihn arbeiten sieht.

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Schorsch 23. Dezember 2015 um 17:55

Du hast einige wesentliche Punkte genannt, welche dieses Phänomen erklären können. Dein letzter Satz ist mMn der entscheidende. Das Trikot muss dreckig sein, sozusagen. Das hat vielleicht auch etwas mit gewachsener Fußballkultur zu tun, die auf der Insel oder in Deutschland eben anders (gewesen?) ist als in südlichen Ländern. Aber ganz so einfach ist es dann auch nicht wie, ich finde. In den 30ern/40ern war es der ‚Arbeiterverein‘ Schalke 04, der einen anderen, ballbesitzorientierten und technisch anspruchsvollen Fußball spielte (‚Schalker Kreisel‘), als es sonst üblich war. Mit Ähnlichkeiten zum ‚Scheiberl‘-Spiel der Wiener Austria und der österreichischen Nationalmannschaft. Reichstrainer Herberger mochte diese Spielweise nicht so sehr und wenn er die Schalker Fritz Szepan und Ernst Kuzorra in die Nationalelf berief, dann mussten diese ihre Spielweise umstellen. Aber hier war ein interessantes Phänomen zu beobachten: Schalke und die Schwäger Szepan und Kuzorra behielten ihr ‚Image‘ als ‚Arbeiterverein‘ bzw. Bergarbeiter, obwohl man ‚anders‘ spielte und längst nicht mehr in die Grube einfuhr. Die Politik jener Zeit sollte man hier auch nicht außer acht lassen, die an solchen ‚Images‘ fleißig mitbastelte. Bayern hingegen war immer ein ‚bürgerlicher‘ Verein gewesen und wie viele ‚bürgerliche‘ Vereine dieser Zeit waren deren Funktionäre häufig jüdischer Herkunft. Die 60er hingegen, ein ‚Kleine Leute-‚ oder auch ‚Arbeiterverein‘, waren nach der ‚Machtergreifung‘ stante pede ein Vorzeigeclub der neuen Machthaber (so wie u.a. Schalke übrigens auch). Die ‚bürgerlichen‘ Vereine (so z.B. Eintracht Frankfurt) hatten zwar ihre Anhänger, waren aber bei den Anhängern der ‚Arbeitervereine‘ unbeliebt bis verhasst. Die Löwen sind im Ruhrgebiet nie auf eine solche Aversion getroffen wie die Bayern. Dabei war Bayern ein Traditionsverein, der eher Deutscher Meister war als z.B. Schalke 04. Ein Emporkömmling war man daher nicht, man war nur nicht in die Bundesliga aufgenommen worden, weil der DFB keine zwei Vereine aus einer Stadt haben wollte. Da war Gladbach schon eher ein ‚Emporkömmling‘, denn da waren die Erfolge der Vergangenheit doch eher rar. Aber Gladbach hatte die Sympathien und Bayern eben nicht. Zumindest nach einer gewissen Zeit. Ich persönlich glaube, dass dies mit der ersten Meisterschaft der Bayern in der Bundesliga (wo man gleich das Double holte) zusammenhing. Präsident Neudecker hatte eine exzellente Personalpolitik mit dem klaren Ziel betrieben, an die nationale Spitze zu stoßen. Mit Tschick Cajkovski hatte er einen Trainer verpflichtet, der für offensiven, für die Zuschauer attraktiven Fußball stand. Man stieg auf, reüssierte gleich in der Liga, holte den Pokal und den Europacup der Pokalsieger ein Jahr nach dem BVB gleich dazu. Dennoch gab es da noch eine gewisse Naivität und die Dominanz wie man sie später kannte, gab es noch nicht. Die kam erst durch Branko Zebec, der die Bayern taktisch so geschult hat, dass dies die Basis für ihre spätere Dominanz wurde. Und diese andere Art des Fußballs wurde angefeindet. Hinzu kam, dass Beckenbauer nicht nur ein grandioser Techniker und Stratege war. Technisch beschlagene Fußballer mit strategischer Kompetenz gab es auch in anderen Clubs. Aber Beckenbauer war großgewachsen, hatte eine aufrechte Haltung, hatte den Kopf immer oben, war eher Feldherr denn Soldat. Die äußere Erscheinung eines Berti Vogts war das genaue Gegenteil, so wie seine Art Fußball zu spielen. Die Sympathien waren klar verteilt. Franz stand für die Arroganz des Mächtigen, Berti für die Rechtschaffenheit des Kleinen Mannes.

Mitte der sechziger Jahre waren die Kohlenkrise und das Zechensterben auf dem Höhepunkt, das Sterben der Stahlindustrie kam gut zehn Jahre später. München und Bayern hingegen standen für Aufstieg, aber ohne den Ruch des Parvenus zu haben. München war schon immer eine Stadt der Kultur, die bedeutende Künstler anzog (manchmal auch sehr unbegabte, die dann sehr viel Unheil anrichteten…). Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich ehemals in Mitteldeutschland beheimatete Unternehmen ganz bewusst in München an. München wurde schon in den 50ern/60ern ‚Deutschlands heimliche Hauptstadt‘, wie der SPIEGEL nicht ohne Ironie, aber auch nicht ohne Neid schrieb. Während die Politik in NRW an der Schwerindustrie festhielt und den Strukturwandel erst sehr viel später als notwendig gewesen wäre anstieß, wandelte sich Bayern vom Agrar- zum High-Tech – Land. FJS, der damals noch starke bundespolitische Ambitionen hatte und über den man denken mag wie man will, bediente zwar sicherlich gerne das ‚Bierzelt‘, war aber der entscheidende Strippenzieher für diese Entwicklung. Er warb sogar persönlich um deutsche Fachkräfte z.B. aus der Luft- und Raumfahrtindustrie, die in die USA gegangen waren. Ich bin da familiär sozusagen ‚Betroffener‘.

Der wirtschaftliche Niedergang des Ruhrgebietes ging mit dem Niedergang des dortigen Fußballs einher. Schalke war auf dem Höhepunkt der Kohlenkrise aus der Bundesliga abgestiegen und nur durch die Aufstockung auf 18 Clubs in der Liga verblieben. Rot-Weiß Essen war im Prinzip zweitklassig, Meiderich und andere keine Spitzenclubs. Das war zu dieser Zeit nur der BVB, der dann aber Ende der 60er / Anfang der 70er ‚baden‘ ging (während das wiedererstarkte Schalke sich durch die Beteiligung am Bundesligaskandal selbst zerlegte) .

Diesen Wandel, den Verlust der Vormachtstellung an jemand anderen (eine andere Stadt, eine andere Region) spürten die Menschen und im Fußball wurde Bayern die Projektionsfläche für diese unterschwellige Frustration. Ich stamme aus einer großen Familie, die überall in Deutschland verteilt lebt (u.a. in München, Bremen, Dortmund, Köln) und ich kann mich an teils hitzige Diskussionen innerhalb der Verwandtschaft in jener Zeit gut erinnern, in denen dieses Thema eine Rolle spielte.

Mittlerweile haben die Bayern überall in Deutschland ihre zahlreichen Anhänger, auch im Ruhrgebiet oder in Norddeutschland. Was nicht heißt, dass sie nicht nach wie vor polarisieren (was man ja durchaus selbst forciert hat) und ihre erbitterten Gegner haben. Aber nur noch eine kleine Minderheit der Fußballanhänger auch im Ruhrgebiet würde den Bayern nicht attestieren, hervorragende Arbeit geleistet zu haben.

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ES 24. Dezember 2015 um 00:21

Danke für die sehr genaue Darstellung/Ergänzungen. Kann Dir kaum an einem Punkt widersprechen. Über die etwas glorifizierende Darstellung der halbkorrupten Industriepolitik des Diktatorenfreundes FJS (die, wie man heute besser weiß, mindestens zum gleichen Teil der Aufbesserung seines Privatvermögens als der Strukturverbesserung des etwas rückständigen Landes diente), können wir uns lang streiten, hat aber am Ende wenig mit Fußball zu tun. Ich wollte nur darlegen, wie damals in den 70ern die Perspektive auf Bayern vom Ruhrgebiet aus war (ob objektiv richtig oder nicht sei dahingestellt), ebenso wie die Wahrnehmung des Clubs Bayern München als Emporkömmling objektiv falsch war wie Du richtig erläutert hast.

Am Ende ist es mir zwar klar, warum eine Projektionsfläche zur Abarbeitung des Niedergangs gebraucht wurde, nicht aber warum dafür Bayern besser taugte als Gladbach. Vogts war nicht der Held der Tage, es war der arrogante Netzer, der wie Beckenbauer auch den Kopf oben hatte, und einem Ferrari, und Bayern hatte mit Roth und Katsche Schwarzenbeck ebenfalls seine „Malocher“.

Noch eine letzte Frage: Die Bayern hatten Zebec, und mit Beckenbauer und Müller sensationelle Ausnahmetalente, aber haben die wirklich grundsätzlich einen anderen Fußball gespielt als z.B. die Schalker 72er Mannschaft? Ich fand die Gladbacher da innovativer. Klär mich doch mal bitte einer auf.

Ich finde übrigens nicht, dass die Bayern heute polarisieren. Die spielen guten Fußball und sind erfolgreich. Nicht mehr, nicht weniger.

Antworten

ES 24. Dezember 2015 um 00:27

Danke für die sehr genaue Darstellung/Ergänzungen. Kann Dir kaum an einem Punkt widersprechen. Über die etwas glorifizierende Darstellung der halbkorrupten Industriepolitik des Diktatorenfreundes FJS (die, wie man heute besser weiß, mindestens zum gleichen Teil der Aufbesserung seines Privatvermögens als der Strukturverbesserung des etwas rückständigen Landes diente), können wir uns lang streiten, hat aber am Ende wenig mit Fußball zu tun. Ich wollte nur darlegen, wie damals in den 70ern die Perspektive auf Bayern vom Ruhrgebiet aus war (ob objektiv richtig oder nicht sei dahingestellt), ebenso wie die Wahrnehmung des Clubs Bayern München als Emporkömmling objektiv falsch war wie Du richtig erläutert hast.

Am Ende ist es mir zwar klar, warum eine Projektionsfläche zur Abarbeitung des Niedergangs gebraucht wurde, nicht aber warum dafür Bayern besser taugte als Gladbach. Vogts war nicht der Held der Tage, es war der arrogante Netzer, der wie Beckenbauer auch den Kopf oben hatte, und einem Ferrari, und Bayern hatte mit Roth und Katsche Schwarzenbeck ebenfalls seine „Malocher“.

Noch eine letzte Frage: Die Bayern hatten Zebec, und mit Beckenbauer und Müller sensationelle Ausnahmetalente, aber haben die wirklich grundsätzlich einen anderen Fußball gespielt als z.B. die Schalker 72er Mannschaft? Ich fand die Gladbacher da innovativer. Klär mich doch mal bitte einer auf.

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Schorsch 26. Dezember 2015 um 15:33

Der Zweite Weihnchtsfeiertag steht ab heute Nachmittag bei mir im Zeichen der Faulheit. Die Verwandtschaft ist gerade abgereist, die Frau mit dem Hund draußen und ich liege bräsig auf der Couch und schaue im Daddelkasten nochmals auf den Adventskalender. Daher die Zeit für eine nochmalige, längere Rückkehr in die damalige Zeit.

Man kommt bei manchen Aspekten nicht um politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte herum, wenn man sich mit Sport im allgemeinen und Fußball insbesondere befasst. Deswegen wird man auch auf einer Seite wie sv.de dies nicht vermeiden können, gerade wenn man sich mit historischen Fußballgrößen befasst. Wobei es immer wieder erstaunt, wie unhistorisch die Betrachtung historischer Ereignisse bzw. Phasen vorgenommen werden (nicht auf sv.de bezogen gemeint). Eine Betrachtung zurückliegender Zeiten mit den jeweils geltenden Maßstäben der betreffenden aktuellen Epoche verbietet sich zwar, wenn man einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt, wird dennoch immer wieder vorgenommen, was durchaus zu Missverständnissen führen kann.

Eigene subjektive Empfindungen und Einstellungen beeinflussen die Betrachtung ohnehin, auch (oder gerade?), wenn man die betreffenden Zeiten selbst miterlebt hat. Fußball ist in Deutschland Volkssport, d.h. das Interesse und die Begeisterung für Fußball zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und alle Altersgruppen. Das war auch Ende der 60er / Anfang der 70er nicht anders. Eine stark politisierte Zeit, die häufig aus heutiger Sicht oft romantisch verklärt betrachtet wird. So beschreiben deutsche Fußballhistoriker Günter Netzer mit seinen langen Haaren und seinem ‚rebellischen‘ Auftreten, ja irgendwie den ganzen Stil der Gladbacher ‚Fohlenelf‘ als Ausdruck eines ‚frischen Windes‘, der durch die ’68er‘-Bewegung durch die Bundesrepublik ging. Und die Bayern gelten als konservativer Gegenpol jener Zeit. Mit Verlaub, wenn ich so etwas dann von sog. ‚Experten‘ lese, muss ich immer leise Schmunzeln. Weisweiler und die allermeisten Gladbacher Spieler und Funktionäre jener Zeit (Ewald Lienen kam aus Bielefeld und spielte später, zu einer anderen Zeit) waren politisch konservativ; Netzer liebte zwar den lockeren Lebenstil, war aber schon damals ein cleverer Geschäftsmann, der sich via Buch als ‚Rebell am Ball‘ vermarktete. Der sich aber keineswegs scheute, ins Franco-Spanien zu wechseln. Der größte Provokateur im deutschen Fußball jener Tage war allerdings Paule Breitner (der sich auch gerne mal mit Mao-Bild im Hintergrund abbilden ließ) und der spielte ausgerechnet beim FC Bayern München. Er wetterte gerne gegen die verknöcherten Typen und Strukturen beim DFB und beim FCB, was ihn allerdings auch nicht daran hinderte, mit seinem Afro-Look für ein paar Peseten mehr dem langmähnigen Günter ins Land der Diktatur zu folgen. Cruijff war da etwas geschickter. Im Prinzip tat er nichts anderes, wählte aber den Club des ‚Widerstands‘. Na ja. Netzer und Breitner gehörten (wie Cruijff auch) zu meinen damaligen Fußball-Heroen. Auch deshalb, weil ich als jugendlicher Fußballer selbst eine ‚Matte‘ trug und irgendwie gegen alles Althergebrachte protestierte und mich politisch links fühlte. Bei den Älteren, der damaligen Zeit (und das waren für mich alle jenseits der 30), waren Typen wie Netzer oder Breitner eben häufig eine Provokation. Beim durchschnittlichen deutschen Fußballanhänger (und da waren eben nicht unbedingt die ‚jungen Wilden‘) war in der Tat Berti Vogts der beliebteste Fußballer. Aus ‚kleinen Verhältnissen‘ kommend, ein schweres Schicksal durch den frühen Tod der Eltern, fußballerisch minderbegabt, durch immensen Fleiß (und die Förderung seines Mentors Weisweiler) sich dennoch in die Bundesliga und die Nationalelf hochgearbeitet, immer ‚ehrliche Fußballarbeit‘ abliefernd, höflich-bescheiden auftretend.

Fußballerisch war die Zeit um den Jahrzehntwechsel sowohl für Bayern, als auch für Gladbach mit entscheidenden Änderungen versehen. Bayern spielte unter Cajkovski einen durchaus erfrolgreichen, herrlichen Offensivfußball; es fehlte aber die taktische Reife einer Meistermannschaft. Die haben sie erst unter Zebec erlangt. Dieser wurde den Spielern (an erster Stelle Beckenbauer) aber sehr bald zu unbequem und wurde durch den ‚gefügigeren‘ Udo Lattek ersetzt. Lattek entwickelte sich schnell zu einem ‚Erfolgstrainer‘. Aber nicht, weil er konzeptionell in irgendeiner Form innovativ gewesen wäre. Er war ein Meister der ‚Verwaltung‘. D.h. er konnte aufbauend auf einem exzellenten und quasi ‚fertigen‘ Grundgerüst den Erfolg eines Teams durch Pragmatismus fortführen und weiter ausbauen (was nicht despektierlich gemeint ist). Das war bei Bayern so und später bei Gladbach ebenso. Man darf dabei nicht vergessen, dass Bayern in den 70ern ihren für damalige Verhältnisse sehr teuren Kader hauptsächlich durch Tingel-Tangel – Freundschaftspiele finanzieren mussten. Da ging es im wahrsten Sinne des Wortes über die Dörfer. Eine hohe körperliche Belastung zusätzlich zu den Spielen in Meisterschaft, Pokal, Europapokal und für sehr viele Spieler auch in der Nationalelf. Da musste eben häufig ‚kräfteschonend‘ gespielt werden, was viele Zuschauer in Auswärtsstadien häufig als unattraktiv und arrogant empfunden haben. Gladbach war ein noch offensiver, ja fast schon bedingungslos offensiv ausgerichtetes Team, dass durch diesen Angriffsfußball mit schnellen Kombinationen und Kontern die Zuschauer begeisterte. Man schoss oft die meisten Tore, kassierte aber auch sehr viele. Von einer Meistermannschaft war man noch um einiges entfernt. Erst als Weisweiler etwas umdachte und mit Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff zwei ausgesprochene ‚Defensivfachkräfte‘ verpflichtet wurde, funktionierte der Gedanke einer Mannschaft, in der bei eigenem Ballbesitz alle Spieler die Offensive unterstützen und bei Ballbesitz des Gegners alle Spieler die eigene Defensive. Wenn man so will, wurde aus Gladbach eine Meistermannschaft, weil man ein ‚konservatives‘ Element in der Spielweise verstärkt hat.

Ob Bayern wirklich einen wirklich grundsätzlich anderen Fußball als die Schalker 72er Mannschaft gespielt hat? Das übliche System zu der Zeit war ein 4-3-3 mit Libero, das spielte sowohl Bayern, als auch Gladbach und Schalke. Ganz selten konnte man bei S04 auch so etwas wie ein 4-2-4 sehen. Bayern betonte den Ballbesitz, spielte zirkulativer. Gladbach offensiv kombinativer, aber durchaus vertikaler. Nach meiner Einschätzung kann man die Spielweise Schalkes in der Saison 71/72 eher als so etwas wie eine Kombination aus beiden Stilen bezeichnen, was die Handschrift des taktisch gut ausgebildeten Ivica Horvats zeigte. Das Schalker Flügelspiel ähnelte mehr dem der Gladbacher. Bayern wiederum pflegte seine Kombinationen häufig durch das Zentrum anzulegen. Vielleicht könnte man hier den Hauptunterschied ausmachen.

Doch noch einmal zurück zur Politik und dem ‚Bayernhass‘ im Ruhrgebiet jener Tage. Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass mit Willy Brandt in jenen Tagen erstmals ein sozialdemokratischer Kanzler einer Bundesregierung vorstand. Die Mehrheit im Parlament war wackelig (es kam ja auch zum konstruktiven Misstrauenvotum, wobei einige Stimmen dubiosen Ursprungs zum ‚Patt‘ führten; dann gab es Neuwahlen und einen klaren Sieg der sozialliberalen Regierung). Das Ruhrgebiet war die absolute Hochburg der Sozialdemokratie und der politische Gegenwind zur Regierung Brandt kam nicht nur, aber sehr stark aus Bayern von der CSU. Bayern München wurde (teils mit einigem Recht, teils zu Unrecht) als CSU-nah verortet. Verstärkt wurde dies durch eine unsägliche Aussage des fußballerisch genialen, außerhalb des Platzes zu dieser Zeit häufig dilettierenden und danebengreifenden Beckenbauers. Ein Kanzler Brandt sei ein nationales Unglück, so der Kaiser 1970. Womit er nicht nur mich (Brandt war seinerzeit ‚mein‘ politischer Held), sondern auch Millionen andere Fußballanhänger mächtig ärgerte. Das dies gerade im Ruhrgebiet nicht ganz so gut ankam, ist vielleicht nachvollziehbar.

Mich hat dies in eine Zwickmühle gebracht. ‚Durfte‘ sich ein noch so genialer Fußballer so äußern? Nun ja, so blödsinnig die Aussage auch wahr, Meinungsfreiheit galt und gilt auch für Fußballer und was ‚man sagen darf‘ oder nicht ist ohnehin ein Thema, das mich nicht mehr sehr interessiert. Selbstzensur ist der beste Weg in die richtige Zensur. In den 80ern wollte ein sehr guter, aber auch ein sehr gerissener Manager wie Willi Lemke (wenn man so will in gewisser Weise ein Pendant zu Uli Hoeneß) Werder zu einem ’sozialdemokratischen Gegenentwurf‘ zu Bayern machen (so damals DER SPIEGEL) und spielte mit einigen Medien da gerne über Bande. Wobei viele linke Intellektuelle auf diesen Zug sprangen. Uli H. ließ sich da natürlich nicht lumpen und gab seinerseits Zunder. Ironischerweise war Trainer Otto Rehhagel glühender Verehrerer Helmut Kohls und die Spieler Werders mit großer Mehrheit politisch auch eher bei der damaligen Bundesregierung verortet. Da ich große Sympathien für beide Clubs habe, ließ ich mich auf solche Spielchen ein und habe ich es seitdem auch nicht mehr getan.

So, jetzt gibt’s ‚Die Schatzinsel‘ in der Glotze. Hat zwar nichts mit Fußball zu tun, ist aber auch eine schöne Jugenderinnerung… 😉

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Michi 22. Dezember 2015 um 11:44

Vielen Dank! War FB als Trainer nicht so interessant oder warum fiel die Wahl ausschließlich auf seine aktive Spielzeit?

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CE 22. Dezember 2015 um 11:47

Im Adventskalender gehört er doch zu den 22 historischen Spielern. Deshalb geht es in diesem Beitrag nur um seine aktive Zeit auf dem Rasen.

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CK 22. Dezember 2015 um 11:24

Großes Kino 🙂

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Rurane 22. Dezember 2015 um 01:50

Wow. Das ist ja mal ein Knaller. Da rechnet kaum noch einer mit dem Franz und dann… Boom! Klasse. Nach dem tollen Puskas-Artikel jetzt noch ein Sahnehäubchen. CE ist der Mann, der dieses Jahr die Ausrufezeichen setzt. Wunderbarer Artikel in tollem Format, der Franz vielschichtig beleuchtet. Ganz großes Kino. Chapeau!

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a_me 22. Dezember 2015 um 01:17

Cool, der Kaiser. Das ist fast schon so mainstream, dass man damit fast nicht rechnen konnte. Anders gefragt: Ja iss denn heut schon Weihnachten ;)?

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C(H)R4 22. Dezember 2015 um 01:54

Weihnachten war schon am Sonntag 😉

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AL 22. Dezember 2015 um 06:01

ich glaube im Falle des Kaisers, sollte es eigentlich heißen “ ja iss denn heute schon WeihnachtsFEIER“

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JS 22. Dezember 2015 um 10:34

Bei Kahn wäere es dann wohl WeihnachtsfEIER.

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AuchJS 23. Dezember 2015 um 16:38

Danke, ich fühle mich geehrt, dass eine so intelligente Antwort von einem Träger gleicher Initialen kommt.

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