Türchen 12: Paolo Maldini

Eine erhabene Verteidigergestalt prägt A.C. Milan wie kaum eine zweite in der ruhmreichen Geschichte der Rossoneri. Am 20. Januar 1985 debütiert ein junger, aufstrebender Abwehrspieler in der ersten Mannschaft von Milan. Der damalige Trainer Nils Liedholm sucht nach einem Außenverteidiger für den verletzten Sergio Battistini und gibt dem erst 16-jährigen Paolo Maldini eine Chance.

Es bleibt in dieser Saison der einzige Einsatz. Doch bereits im darauffolgenden Sommer etabliert sich der Teenager in der ersten Mannschaft der Lombarden.

Knapp zwanzig Jahre später: Paolo Maldini trifft mit einer Direktabnahme in der ersten Minute des Champions-League-Finals zur Führung für sein Team, das immer noch Milan, seine einzige Liebe, ist. Die vergleichsweise wenigen italienischen Fans im Atatürk Olimpiyat Stadı jubeln, bleiben aber am Ende enttäuscht zurück. Denn als die Nacht von Istanbul vorüber ist, hat Milan nach dem Comeback von Liverpool eine der schwersten Niederlagen seiner Historie erlebt.

Maldini ist zu dieser Zeit bereits die prägende Eminenz in einer Mannschaft voller Routiniers und Legenden. Neben ihm wirkt sogar Andrea Pirlo klein – im doppelten Sinne. Über zwei Jahrzehnte hinweg verdient sich die legendäre Nummer drei den Respekt der Rossoneri.

Paolo Cesare Maldini wird am 26. Juni 1968 in Mailand geboren. Sein Vater Cesare hat zu diesem Zeitpunkt bereits seine Spielerkarriere beendet. Auch sein Name steht in Verbindung mit Milan, wo er in den 1950er und 1960er Jahren den Großteil seiner Profilaufbahn als Aktiver verbringt. Nur zwei Jahre nach Paolos Geburt übernimmt Cesare einen Assistenzposten im Trainerteam der Rossoneri, bis er zwischen 1972 und 1974 die erste Mannschaft sogar selbst für zwei Jahre leitet. Seine enge Verbundenheit stellt sich nach der Jahrtausendwende nochmals unter Beweis.

AC Milan 1989/90

AC Milan 1989/90

Es war eine Umbruchphase, als Cesare Maldini den Posten des Technischen Direktoren übernimmt. Im Jahr 2001 wird Carlo Ancelotti nach einer Durststrecke in der Post-Capello-Periode auf den Trainerstuhl gehievt. Drei Champions-League-Finals folgen. Für Paolo Maldini ist es unterdessen bereits die dritte Ära, die er mit dem Klub durchlebt. Er sieht viele Figuren des italienischen Klubfußballs kommen und gehen. Doch er selbst bleibt eine Konstante.

Seine Karriere beginnt mit dem Ruf von Nils Liedholm im Jahr 1985. Allerdings erst ein Jahr später und mit der Mehrheitsübernahme von Silvio Berlusconi kommt der Klub in neues Fahrwasser. Arrigo Sacchi wird als Trainer verpflichtet und baut die Gli Immortali, die Unsterblichen, auf. Bekannte Namen wie die Niederländer Frank Rijkaard, Ruud Gullit und Marco van Basten prägen Milan und dessen neues Offensivspiel im 4-4-2. Doch es sind ebenso die beiden italienischen Verteidiger Franco Baresi sowie Paolo Maldini, die das Geschehen auf dem Rasen mitbestimmen. Neben dem acht Jahre älteren, recht schmächtigen Baresi fungiert Maldini als junger, dynamischer, aber zugleich spielintelligenter Verteidiger, der gleichwertig auf der Außen- wie auch Innenposition in Sacchis Viererkette agieren kann.

Meister aller Königsklassen

Das Milan Sacchis erinnert in diesen Jahren an das Milan unter Ancelotti. International räumen sie mit ihrer Mischung aus offensiver Durchschlagskraft und einem sehr guten, sauber verschiebenden Pressing alles ab, verteidigen sogar den European Cup 1990. In der heimischen Serie A hingegen fehlt häufiger die Konstanz, um gegen die Konkurrenz aus der eigenen Stadt und aus Kampanien zu bestehen. Bei vereinzelten Titelgewinnen in der Liga ist es dann stets die Defensive um Maldini, Baresi und Costacurta, die sowohl 1987/88 als auch 1991/92 unbezwingbar wirkt.

„Für mich war Baresi das Vorbild. Er war eine Bezugsperson. Er war auch sehr gut am Ball. Sehr, sehr gut. Es war schwer, einen guten Verteidiger zu finden, der physisch stark und gut am Ball war.“ (Maldini in Daily Mail)

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Maldini neben Alessandro Altobelli beim Derby di Milano in der Saison 1985/86. Das Bild ist unter Commons {PD-1996 | Italien | 1. Januar 1996} lizenziert. Original hier.

Maldini selbst feiert im Champions-League-Finale 1994 einen großen persönlichen Triumph. Aufgrund von Sperren und Verletzungssorgen, die Milans Viererkette schwächt, ist der damals 25-Jährige neben Filippo Galli sowie den Außenverteidigern Christian Panucci und Mauro Tassotti die Stütze der Gli Invincibili, der Unbesiegbaren, im Finale gegen das hochfavorisierte Barcelona unter Johan Cruyff. Am Ende triumphiert Milan klar mit 4:0.

Zu Maldinis Weg gehören jedoch ebenso Niederlagen wie in den Finals 1993 und 1995, als Milan einerseits den Außenseitern aus Marseille und zwei Jahre später den jungen Wilden von Ajax unterliegt. Da Milan zudem Ende der 1990er die Erneuerung verpasst, kommt es zur zwischenzeitlichen Durstrecke, die erst Ancelotti beendet.

2003 steht Maldini, mittlerweile Kapitän der Rossoneri, erneut in einem Champions-League-Finale. Dieses Mal gegen Juventus. Dass der 34-Jährige als Abwehrchef zum Man of the Match ausgezeichnet wird, zeugt von der einschläfernden Wirkung des Endspiels. Nichtsdestotrotz triumphiert einmal mehr Milan. Für den Altmeister in der Innenverteidigung ist es aber noch nicht das letzte Finale auf europäischem Parkett. Nach der Enttäuschung in Istanbul 2005 gelingt zwei Jahre später die Revanche an Liverpool. Der Gewinn der Champions League 2007, im 22. Profijahr Maldinis, setzt der Karriere der legendären Nummer drei, die bei Milan nicht mehr vergeben wird, gewiss die Krone auf.

Der totale Verteidiger

Diese Rückennummer erhält Maldini in seiner ersten Saison bei den Rossoneri. Er trägt sie bis zum Schluss und sie steht in gewisser Weise stellvertretend für die Flexibilität des Frauenschwarms aus der Lombardei. Denn bis zum Ende seiner Karriere wechselt er ständig zwischen Links- und Innenverteidigerposition – und das auf einem konstant hohen Niveau.

Maldini_Paolo

Maldinis Goalimpact Chart

Die anfänglichen Bemühungen, Maldini als Rechtsverteidiger zu etablieren, erscheinen logisch, weil er über einen starken rechten Fuß verfügt. Da Milan unter Sacchi aber mit Tassotti einen weiteren Rechtsverteidiger im Kader hat, der zudem etwas offensivstärker ist und nicht ohne Grund den Spitznamen „Djalma Santos“ trägt, wird Maldini schnell nach links verschoben. Seine taktische Flexibilität gepaart mit einem passablen linken Fuß ermöglichen ihm diesen Wechsel im Anfangsstadium seiner Karriere. Zudem gibt es ihm eine natürliche Diagonalität, die er mit dynamischer Geradlinigkeit mischen kann.

Berühmt wird Maldini jedoch an der Seite von Baresi und später Alessandro Nesta im Abwehrzentrum. Seine positionelle und mentale Anpassungsfähigkeit behält er bei. Als Ancelotti ihn zum Beispiel im Finale der Königsklasse 2005 nach links schiebt, weil innen der niederländische Bulle Jaap Stam verteidigen soll, löst Maldini diese Aufgabe ebenso mit Bravour. Trotz seines fortgeschrittenen Alters marschiert er die Außenbahn auf und ab, hinterläuft ständig Vordermann Clarence Seedorf. Oder er zieht nach innen und beteiligt sich an Milans Aufbauspiel durch die Mitte.

Seine starken Fähigkeiten im Dribbling werden gewiss von seinen noch stärkeren Talenten im Verteidigen überschattet. Dabei ist Maldini ein ausgezeichneter Ballführer auf der Außenbahn. Eine Eleganz prägt seinen Stil, wodurch er vermeintlich desinteressiert wirkt und die Intensität einer Partie nicht auf sich einwirken lässt. Er strahlt eine sympathische Arroganz aus.

Trotz seines oftmals aufrechten Gangs ist Maldini ein geschmeidiger Spieler, der die Bewegungen des Gegners für sich zu nutzen weiß, indem er sehr explosiv gegenläufig agiert. Im Dribbling führt er auf der Außenbahn des Öfteren den Ball kurz hinter seinem Körper entlang, um den Gegenspieler zur Reaktion zu zwingen, während er sich final nach vorn bewegt und den Zweikampf für sich entscheidet.

Apropos Zweikampf. Maldini ist, unabhängig seines Alters, womöglich der sauberste und präziseste Tackler aller Zeiten. Nur ganz selten stimmt sein Timing nicht. In der Regel geht er aber im richtigen Moment zu Boden – nicht etwa um das Spielgerät direkt zu klären. Normalerweise versucht er während des Tacklings den Ball am Körper zu halten und sich sofort in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen, damit er einen Gegenangriff einleiten kann.

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Maldini am 1. August 2008, von Yelena Rybakova für Soccer.ru. Das Bild ist unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported lizensiert. Original hier.

Kein per­ni­zi­öser Tunnelblick, sondern das Bewusstsein für das Fußballspiel als Ganzes. Maldini streichelt den Ball. Er behandelt das Objekt der Begierde mit Respekt. Es ist für ihn nicht abstoßend, wie für viele andere Verteidiger seiner Generation.

Maldinis Erscheinung im Weltfußball ist eine wichtige Wegmarke. Erst neulich erwähnt Bayern Münchens Jérôme Boateng, in der Sport Bild (47/2015), als es um seine hervorragenden Aufbaupässe geht: „Bei Spielern wie Maldini und Desailly habe ich mir früher viel abgeschaut. Sie waren schon damals in ihrer Spieleröffnung sehr modern.“

Dabei ist Boatengs Markenzeichen, der weite Diagonalball, nicht unbedingt mit Maldinis Spielweise aus der Abwehr vergleichbar. Eher cleveres Vorrücken und gekonntes Timing bei Vertikalpässen sind während der langen Karriere des Italieners prägende Elemente.

Maldini selbst ist jedoch der Meinung, dass man stets seine reinen, klassischen Defensivfähigkeiten betonen soll. Er, der flexible Kapitän der Abwehrlinie, versteht sich als Purist.

Es sind im Endeffekt auch diese Begabungen im Defensivzweikampf, die den Begriff des so genannten Omnivore, des Allesfressers, hervorrufen. Der Maldini’sche Verteidigungsstil fokussiert nicht auf bestimmte Schwächen des Gegenspielers, sondern profitiert von einer Palette an eigenen Stärken. Selbst wenn er destruktiv verteidigt, bleibt er konstruktiv.

Gesunde Arroganz schlägt in Ignoranz um, nimmt Maldini Duelle mit den Besten der Stürmerzunft auf. Für ihn ist es nicht unbedingt wichtig, ob der Reservespieler von Empoli sein Glück gegen Milans Bollwerk versucht oder ob eine gefürchtete Stürmerpersönlichkeit wie Alessandro Del Piero gegenübersteht. In den über zwei Dekaden, die Maldini auf dem Platz mit seiner dominanten Art durchlebt, wird er zu einem unüberwindbaren Verteidiger, den Instanzen des Weltfußballs wie Ronaldo und Zlatan Ibrahimović als härtesten aller Gegenspieler bezeichnen.

„Maldini war der beste und härteste Verteidiger, auf den ich jemals getroffen bin. Er hatte einfach alles. Er war der komplette Verteidiger – stark, intelligent und ein exzellenter Manndecker.“ (Ibrahimović in La Gazzetta dello Sport)

cali 22. Dezember 2015 um 19:04

Der beste „Grätscher“ ist eh Mascherano.

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Guergen 14. Dezember 2015 um 12:38

War Milan wirklich so unsagbar mies, wenn Maldini zum Ende seiner Karriere auf dem Feld stand? Oder zeigt dieser enorm negative GI nicht eher, dass im Algorithmus die Abwertung aus Altersgründen einfach viel zu massiv ist und an dem ganzen GI ziemlich viele Variablen noch… äh…. unausgegoren und reichlich peinlich sind?

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Ein Zuschauer 14. Dezember 2015 um 13:01

Stimmt… -10 zu einer Zeit, zu der er noch spielte… das ist schon etwas lächerlich. Falls ich den Chart da richtig verstehe.

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Goalimpact 14. Dezember 2015 um 13:20

Naja. Er war da halt 41 und so viele Spieler, die mit 41 noch hochklassig Fußball spielen gibt es nicht. Daher ist die Alterskurve hier wohl auch weniger genau. So schlecht finde ich die Vorhersage allerdings nicht. Nach GI hätte er im Sommer 2007 oder 2008 mit Fußball aufhören sollen. Das hätte der Algorithmus so auch 1994 prognostiziert. Vermutlich hätte 1994 aber nicht viele auf so eine Karriere gewettet. Das es ein Jahr später geworden ist, naja. Möglicherweise war es für den Verein auch keine gute Idee ihn so lange spielen zu lassen. Wer weiß wie die Spiele mit einem jüngeren Verteidiger gelaufen wären. In seiner letzten Saison haben sie nur eine Auswärtsspiel der acht Spiele ohne ihn verloren (6 gewonnen, 75%) mit ihm von 30 Spielen 7 verloren und 7 unentschieden. Also nur 53% gewonnen.

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Guergen 15. Dezember 2015 um 00:14

Ich meine damit auch nur, dass die „alterbedingte Abwertung“ etwas zu krass ausfällt. Ist auch bei Giggs oder Totti so. Die spielen durchaus noch „guten“ Fußball und im Vergleich zum Aufstieg scheint mir der Algorithmus hier zu krass. Wer spielt denn in dem Alter schon noch Fußball? Vielleicht könnte man den Algorithmus ändern, dass er vielleicht ab 37 langsamer wird oder dahingehend modifiziert wird „sofern Spieler X mit Alter Y noch in einer sog. Topliga eingesetzt wird, dann ist der Abfall nicht so groß, als wenn er in eriner niedeirgeren oder Operettenliga spielen würde“. Mit den Werten von Maldini, wenn sie auch eine Ausnahme sein mögen- aber Topliga-Fußball in dem Alter ist ebenso eine Ausnahme und lässt sich dann keiner alte=mies-Regel unterziehen – wird halt der gesamte goalimpact-Wert ein wenig unglaubwürdig. Soweit ich das verstehe ist die alterbedingte Abwertung neben einer Leistungsbewertung auch drin, damit Werte nicht permanent durch die Decke schießen. Soweit ok, aber ich sehe hier die Notwendigkeit von erheblichem Feintuning.

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Goalimpact 15. Dezember 2015 um 13:59

Der Knackpunkt ist, dass der Goalimpact sich selber korrigiert. *Wenn* das Tem mit Maldini bessere Ergebnisse liefert als Maldinis Goalimpact impliziert, dann wird der Peak-GI nach oben korrigiert. Wie man im Chart sieht geht die Kurve auch ganz leicht nach oben, so dass die Spielstärke vermutlich unterschätzt wurde. Allerdings geht sie auch nur etwas nach oben, dass das es wohl auch nicht eine völlig abwegig falsche Einschätzung ist. Obe es an Maldini oder anderen Faktoren lag, werden wir aber leider nie herausfinden.

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Ein Zuschauer 16. Dezember 2015 um 11:04

Was für Spiele werden denn bei einem GI von -110 erwartet? 2010 spielte er ja nicht mehr, aber trotzdem was würde das denn bedeuten?

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Goalimpact 16. Dezember 2015 um 20:41

Der Goalimpact ist nur über Abstände definiert. Wenn ich Messi (200) durch einen Durchschnittsspieler (100) ersetze, verliere ich 100 Goalimpact. Das wird dann in eine Änderung der Tordifferenz übersetzt. Wenn jemand jetzt -100 hat und der spielt bei Barca (Schnitt 150), so verliert man 250 Goalimpact-Punkte. So als ersetze man bei den Bayern Müller, Lewandowski und Rafinha mit Zweitligaspielern. Die Mannschaft kann immer noch gut spielen, aber sicher bedeutend schwächer also normal.

Ein Zuschauer 16. Dezember 2015 um 20:53

Tatsächlich müsste eine Mannschaft mit einem durchschnitts-Gi von 100, bei der ein Spieler mit einem GI von -100 spielt, wenn jener Spieler mit roter Karte runtergestellt wird auf einmal so spielen, als hätte sie auf einmal einen Mann mehr, oder? Bzw. der Goalimpact würde vorhersagen, dass sich ihre Leistung dementsprechend verändert?

Goalimpact 17. Dezember 2015 um 07:00

Nein, weil das Vorzeichen nichts bedeutet. Es geht nur um die Differenz von zwei Goalimpact-Werten. Wenn die Mannschaft nur zu zehnt spielt, so bekommt sie Punktabzug. Dieser ist so hoch, dass es schwer ist einen Spieler zu finden bei dem die Mannschaft profitiert wenn er vom Platz gestellt wird. Unmöglich ist es aber tatsächlich nicht, praktisch nur bestimmt noch nie vorgekommen.

Ein Zuschauer 17. Dezember 2015 um 15:09

Verstehe! Zumindest halbwegs.


Dr. Acula 12. Dezember 2015 um 20:22

sicherlich einer der ganz großen des fußballs. war und ist bis heute mein absoluter lieblings-verteidiger. diese eleganz die er zu versprühe vermochte, strahlen sonst nur sehr wenige aus

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August Bebel 12. Dezember 2015 um 18:21

Wirklich verrückt, dass Maldini Teil zweier legendärer Mannschaften/Generationen im selben Verein war. Im Abstand von mehr als 15 Jahren. Ich fand nur immer schade, dass er nicht bei der WM 2006 dabei war.
Allen Freunden der Grätsche hier sei übrigens Dominic Maroh ans Herz gelegt.

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LM1895 12. Dezember 2015 um 16:02

Einer der ganz Großen, mit den hier wohl auch so ziemlich jeder für diesen Kalender gerechnet hat. Absolut zu recht. Ich habe 2002 im stolzen Alter von fast 13 Jahren geweint, als seine Nationalmannschaftskarriere vorbei war.

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blub 12. Dezember 2015 um 15:25

Ein tolles Protrait über einen der besten Verteidiger aller Zeiten. Neben seiner unfassabren Karriere mit Milan könnte man noch sein unfassbares Pech in der Italienischen Nationalmannschaft anfügen. Er war glaube ich bei fast jedem großen Turnier seinr langen Karriere verletzt.

Was Tank über den fehlenden Offensivdrang sagt, stimmt, aber hätte er seine Karriere in einem „normalen“ Alter beendet wäre das ein deutlich kürzerer abschnitt in seinem Leben gewesen. Ich hake das unter altererscheinung ab. Vielleicht revidiere ich das wenn David Alaba mit 35 immernoch so dynamisch ist 😉

Ein kleinen Klugscheißer möchten ich noch raushängen lassen: Die Rückennummer 3 bei Milan ist nicht komplett gesperrt, ein Sohn oder Enkel mit dem Namen Maldini könnte sie wieder aufnehmen, in der Tradition das schon Paolo die 3 von seinem Vater Cesare geerbt hat.

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Jimbo 12. Dezember 2015 um 12:58

„Ich habe den Eindruck, daß der junge Maldini ein Schwachpunkt in der Hintermannschaft der Squadra Azzurra sein kann“.
~ Heribert Faßbender nach 16 Minuten im Spiel Deutschland – Italien bei der EM 88

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Tank 12. Dezember 2015 um 12:53

Danke für das Portrait über einen der ganz großen Verteidiger der Fußballgeschichte. Die Totalität würde ich Maldini nur im Blick auf die Gesamtkarriere zuschreiben. Wobei selbst dazu gesagt werden muss, dass ihm im letzten Drittel die Durchschlagskraft eines Cafu oder David Alaba fehlte. Ist die Frage, ob man das als Totalitäts-Kriterium für einen Verteidiger ansieht. Grade in seinen späteren Jahren, also ca. ab 1996 (völlig abstrus, dass seine „späteren Jahre“ über ein Jahrzehnt lang dauern…), empfinde ich ihn, sei es als AV oder IV, eher als konservativ, als, wie er selbst sagt, Puristen.

Ich habe darüber in einem Blogpots ein paar Worte verloren: https://footballarguments.wordpress.com/2015/10/04/team-of-the-decade-1995-2005/

Ich selbst bezeichne ihn dort als „complete defender“, aber dabei sollte die Betonung auf „defender“ liegen. In den Kerntugenden des Verteidigerwesens hatte er alles, was man sich wünschen kann: den Körper, den Geist, das Talent.

Der junge Maldini, also zum Beispiel während der Sacchi-Ära, war als Fußballer, nicht nur als Verteidiger, tatsächlich „totaler“. Wäre dieses Portrait am 24. erschienen, hätte ich dazu auch einen Text von mir verlinken können.

Zu seinen Tacklings ist noch zu sagen: Ja, das konnte er super, aber statistisch gesehen, hat er das gar nicht allzu oft gemacht bzw. machen müssen. Nur weil das in den Kommentaren erwähnt wurde. Das Zitat mit dem Tackling und dem Fehler stammt übrigens von Maldini selbst.

Dann noch ein Kommentar zu der Sacchis Milan-Grafik: Hat Baresi nicht meistens linker IV gespielt?

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RM 12. Dezember 2015 um 17:28

Ja, das konnte er super, aber statistisch gesehen, hat er das gar nicht allzu oft gemacht bzw. machen müssen.
Das ist, denke ich, ein Mythos. Statistisch hatte er in seinen letzten Profisaisons fast immer mit die meisten ‚Tackles‘ in Europa, soweit ich weiß.

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Tank 12. Dezember 2015 um 19:35

Ah, das ist interessant. Müsste man gucken, ob das für die Jahre davor auch so galt.

Allgemein könnte man noch sagen, dass die Sache mit Grätschen und Fehlern für einen Spieler, der das so gut kann wie er, vielleicht nur eingeschränkt oder gar nicht gilt.

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RM 12. Dezember 2015 um 20:22

Ich wäre eher so weit gegangen, dass er einfach durch seine Antizipationsfähigkeit sowohl viele Grätschen als auch viele abgefangene Pässe hat sowie die Grätschen anderer Natur sind. Ein reiner Manndecker hat eher Grätschen als reaktive Aktion und nicht proaktiv (direkt an der Ballannahme), etc.

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Schorsch 12. Dezember 2015 um 20:51

Hm, ich habe da eigentlich für diese Zeit immer Costacurta auf der linken IV Position in Erinnerung. Aber erstens kann die Erinnerung trügen und zweitens kann dies in anderen Phasen der Karriere Baresis eben auch anders gewesen sein.

Wenn es so gewesen sein sollte, dann wäre doch Baresi ein Top-Kandidat für Türchen 22, oder? Würde auch super mit Maldini korrespondieren, finde ich.

Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass Baresi lange als Libero fungiert hat; mit einer anderen Interpretation als Beckenbauer vor ihm. Soweit ich mich erinnere (s.o. wg. Gedächtnistäuschung) hat Milan erst unter Sacchi konsequent auf eine Viererkette mit Abseitsfalle gesetzt. Insofern könnte der ‚italienische Franz‘ sicherlich auch hinter dem Türchen 15 auftauchen. Wobei ich persönlich in diesem Fall den Kaiser bevorzugen würde.

Antworten

Peda 12. Dezember 2015 um 10:06

Ich will mich hier ja nicht der Ehrenbeleidigung schuldig machen, hätte aber gerne eure Meinung zu einem Punkt:

Maldinis Markenzeichen sind wohl für die meisten seine Sliding Tackles.

Jetzt habe ich erstens dazu einen Sager im Hinterkopf, dass bereits ein Fehler passiert sein muss, wenn man nur mehr im Rutschen klären kann – den Fehler muss man aber nicht zwingend selbt begangen haben.
Zweitens werde ich beim Betrachten der Best Of-Compilations das Gefühl nicht los, dass eine Vielzahl der Tacklings heute nicht mehr durchgehen würde. Beidbeinig rutschend von vorne wäre wohl oft gefährliches Spiel, viele Gegner würden auch nicht mehr dankeswerterweise schon im Ansatz zum Sprung ansetzen, sondern es auf einen Foulpfiff ankommen lassen.
Das Ganze ist natürlich nur ein Aspekt seines Spiels, mich würde eure Meinung dazu aber brennend interessieren.

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Bernhard 12. Dezember 2015 um 08:05

Einer der elegantesten Verteidiger, die ich aktiv miterlebt habe.
Alleine seine Tacklings waren eine Symbiose aus Pragmatismus und Ästhetik zugleich.

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