TEs Bundesliga-Check: Klein, aber oho

In der siebten Ausgabe der Bundesliga-Kolumne geht es um Kleinigkeiten: Kleinigkeiten, die Darmstadt zum Punktgewinn in Dortmund verhalf – und Kleinigkeiten, die Augsburg derzeit Schwierigkeiten bereiten. Dazu gibt es Statistiken zu den Torschüssen der Teams.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag drei Aspekte raus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Kleiner Kniff, große Wirkung

Darmstadts taktischer Kniff gegen Dortmund. Bitte verratet MR nicht, dass ich seine Grafik von Twitter geklaut habe... Hashtag Faultier.

Darmstadts taktischer Kniff gegen Dortmund. Bitte verratet MR nicht, dass ich seine auf Twitter gepostete Grafik geklaut habe… Hashtag Faultier.

Regelmäßigen Hörern des Rasenfunks dürfte bekannt sein, dass ich persönlich kein riesengroßer Fan des SV Darmstadt 98 bin. Ihre Spielweise ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig für jemanden, der gerne Menschen beim Fußballspielen zuschaut. Aber in dieser Kolumne gilt das Motto „Ehre, wem Ehre gebührt“ und hier muss ich sagen: Hut ab, Herr Schuster, sie haben ihre Mannschaft gut gegen den BVB eingestellt.

Zunächst schien es, als wäre alles normal bei Darmstadt. Sie begannen mit einem defensiven 4-4-1-1-System, wobei die Sechser ihre Gegenspieler mannorientiert verfolgten. Schnell kristallisierte sich jedoch heraus, dass Rosenthal defensiv keineswegs die Rolle als hängender Stürmer einnimmt. Vielmehr ließ er sich als zweiter Achter situativ in Dortmunds linken Halbraum fallen. Auch die Doppelsechs agierte leicht in diesen Halbraum verschoben.

Wer Martins Artikel zum BVB gelesen hat, weiß, wie wichtig der linke Halbraum für Dortmund aktuell ist (und wer ihn nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen). Kagawa lässt sich hierhin fallen, um mit Hummels und Schmelzer ein dominantes Dreiecksspiel aufzuziehen. Dortmunds Übergang vom ersten ins zweite Drittel findet größtenteils über diese Zone statt.

Der zweite Darmstädter Kniff war das mannorientierte Verfolgen der Dortmunder Außenverteidiger. Diese werden derzeit mustergültig in hohen Zonen eingebunden, können also nur schwer vom Gegner isoliert werden. Darmstadt verzichtete auf den Zugriff im Mittelfeld und verfolgte sie weit nach hinten, auch wenn der Ball auf dem anderen Flügel war. Somit konnte Dortmund die diagonalen Verlagerungen nicht einstreuen, die zuletzt so oft das Spielfeld auseinanderzogen.

Darmstadt stand defensiv durch diese zwei Kniffe oft in einem 6-3-1. Dortmund hatte lange Zeit Probleme, dieses enge Korsett zu bespielen. Kleinere Umstellungen nach der Pause halfen, aus der Dominanz mehr Torchancen zu erspielen, wobei Kollege Martin Rafelt die Umstellungen bereits vor der Pause vorwegnahm:

Sicher, am Ende war der Punktgewinn aufgrund des totalen Übergewichts der Dortmunder glücklich. Dennoch: Für die gute Vorbereitung bekommt Schuster einen Gute-Nudel-Stern für clevere Anpassung an den Gegner.

Augsburgs kleine Probleme Im Sommer kramten die Kollegen von Fokus Fußball eine interessante statistische Spielerei aus ihrem Datenschrank. Sie analysierten die Frage, wie sich die Einsatzzeiten innerhalb eines Teams auf die einzelnen Spieler verteilten. Es geht darum, „wie sehr die Aufstellung, also das Ensemble aus elf Spielern, die tatsächlich auf dem Platz standen, bei den Mannschaften im Laufe der Saison schwankte.“ Für den FC Augsburg ergab sich, dass sich über 80% der Einsatzzeit auf die ersten elf Spieler verteilten. Das deckt sich mit meiner persönlichen Einschätzung, dass der FC Augsburg in der vergangenen Saison stark von den eingespielten Mechanismen und der guten Abstimmung lebte.

Schon in den ersten Wochen der neuen Saison rotierte Weinzierl stärker als in der vergangenen Saison. Zwei der Eckpfeiler des Teams funktionieren daher nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie in der vergangenen Saison: die Asymmetrie in der Offensive und das Pressing in der Defensive. Die Asymmetrie in der Offensive war in der Vergangenheit recht klar gekennzeichnet: Baba rückte als Linksverteidiger weit auf und wurde mit langen Diagonalbällen bedient, die er wiederum in den Strafraum dem Angreifer bzw. Rechtsaußen Bobadilla zur Verwertung zuschob. Dieses diagonale Spiel versucht Augsburg auch in dieser Saison – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Gegen Hoffenheim rückte Verwerter Esswein beispielsweise auf die linke Seite, Koo agierte auf rechts tiefer und suchte das Zusammenspiel mit dem aufrückenden Verhaegh. Dadurch dass Bobadilla allerdings ebenfalls oft nach rechts, auf seine Lieblingsseite, auswich, fehlte den Angriffen im letzten Drittel am Zug. Zumal die Asymmetrie nicht mehr so klar ausgespielt wird wie noch in der vergangenen Saison. Es gab auch zahlreiche Angriffe über links. Manchmal sind die Positionierungen im Angriffsspiel jedoch nicht klar genug, sodass sich die Abwehr genötigt sieht, lange Bälle nach vorne statt diagonal zu schlagen. Diese kann Augsburg aber nicht erobern.

Das zweite Problem ist die Rückwärtsbewegung. Somit kann Augsburg kaum Druck mehr erzeugen, wenn der Gegner das (nicht besonders starke) Gegenpressing umspielt hat. Eigentlich dominierte Augsburg die Hoffenheimer über 90 Minuten weg. Allerdings standen sie in fünf, sechs Situationen derart aufgerückt, dass Hoffenheim ein gelungenes Eins-gegen-Eins-Duell genügte, um zur Torchance zu gelangen. Hier bewegen sich die Mittelfeldspieler nicht schnell genug nach hinten, um die aufkommenden Lücken zu schließen.

Das sind, muss man festhalten, alles nur kleinere Probleme. Durch die starke Ballzirkulation mit dem Schwerpunkt auf Daniel Baier kann Augsburg weiterhin schwächere Gegner dominieren. Auch gegen Hoffenheim hatte man genug Chancen, um sich mindestens ein Unentschieden zu erspielen. Die kleineren Probleme machen aber den Unterschied zwischen der starken Ergebnisse der vergangenen Saison und den schwächeren Ergebnissen dieser Saison aus.

Schüsse

Nachdem ich bereits in der vergangenen Woche eine kleine statistische Spielerei in die Kolumne eingebaut habe, will ich auch heute den Blick auf einen statistischen Aspekt lenken: die (Tor-)Schüsse. Tore sind manchmal trügerisch, spielt doch jede Menge Matchglück am Ende eine Rolle, wer als Sieger vom Platz geht. Wer sich die Torschüsse anschaut, kann die Leistungen besser bewerten und auch Tendenzen für die Zukunft ableiten. In der Bundesliga gibt es einige Teams, die etwas zu stark performen.

Das sieht man beim Blick auf den TSR und den SoTR: In beiden Statistiken wird der Zahl der eigenen Torschüsse der Zahl der gegnerischen Torschüsse entgegengestellt. Die Formel lautet: Eigene Torschüsse / (Gegnerische Torschüsse + Eigene Torschüsse). Beim TSR zählen alle Torschüsse, beim SoTR nur diejenigen, die auch auf den Kasten gingen. Ich habe die Grafik nach dem aktuellen Tabellenstand sortiert, sodass man sehen kann, wer etwas über Wert und wer unter Wert punktet. Besonders gut schneiden in beiden Statistiken neben Dortmund und Bayern die Klubs aus Leverkusen und Stuttgart ab. Mainz, Darmstadt, Hannover, Köln und Hoffenheim bilden in beiden Wertungen die fünf Schlusslichter.

Die Zukunft

Kommende Woche gönne ich mir eine kleine Auszeit. Die Kolumne soll darunter aber nicht leiden, deshalb hat sich Constantin (CE) netterweise bereit erklärt, mich zu vertreten. Er freut sich sicherlich über Themenvorschläge in den Kommentaren.

Ausführliche Analysen des sechsten Spieltags

Mainz – Bayern
Wolfsburg – Hannover
Hamburg – Schalke

Papadopoulos 1. Oktober 2015 um 11:23

Das „Blöde“ an der TSR ist, dass es immer wieder Ausreißer gibt. So hat Gladbach, gemessen an der TSR, in den letzten beiden Saisons dramatisch überperformt – und das, ohne dass ein „regression to the mean“-Effekt aufgetreten wäre. Es gibt offenbar systematische Effekte, die derartig simpel konstruierte Kennzahlen ins Stolpern bringen. Favres Borussia z.B. ließ zwar viele Schüsse zu, allerdings mehrheitlich nur aus verdammt schlechten Positionen.

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TE 1. Oktober 2015 um 11:48

Volle Zustimmung. Das liegt auch daran, dass die Zahlen relativ, nicht absolut sind. Köln beispielsweise mag im Ranking recht schwach sein, aber erspielt sich mehr Shots on target als fast alle anderen Teams. Es gibt Teams, die in ihrer Strategie zulassen, dass der Gegner viele Schüsse aus der Distanz macht und selber eher hochklassige Chancen haben. Hier ist ExpG besser. Für viele Teams passt der „regression to the mean“-Effekt aber. Mich würde arg wundern, wenn Stuttgart da unten bleibt mit dieser Torschuss-Statistik.

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blub 2. Oktober 2015 um 16:57

Verschiedene statistische kennwerte sind aber für unterschiedliche dinge nützlich.
ExpG ist deutlich stärker darin die vergangenheit zu erklären.
Was die voraussage der zukunft angeht ist ExpG minimal besser als TSR/SoTR-varianten, braucht aber direkt die 10-fache Datenmenge.
Allgemein erklären bottom up metriken die vergangenheit besser , top-down metriken sind besser beider vorhersage der zukunft.

Man könnte jetzt auch drüber philosophieren ob Favres System nicht sowieso eher mittelmäßig war und nur durch ein paar außergewöhnliche Spieler mit angehoben wurde. (K&K, Kruse und Kramer)
Das z.B. Dortmund viel besser war(und Stuttgart besser ist) als die ergebnisse sag(t)en wird jede brauchbare metrik bestätigen.

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LuckyLuke 30. September 2015 um 15:15

Kommt noch was zum Leverkusen-Barca Spiel? Würde mich stark interessieren, weil Barca mit der Zeit meiner Meinung nach einfach verdient gewonnen hat, aber wenn man so in die Medienlandschaft schaut, dann überwiegt die Darstellung, dass Leverkusen Pech hatte und so…kommt mir so vor…

Wäre auf jeden Fall cool, wenn dazu noch was kommt…

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LM1895 30. September 2015 um 12:16

Ich kann eigentlich auch überhaupt nichts mit dem Darmstädter Fußball anfangen und war eigentlich ziemlich empört, dass die mit so einem unschönen Zeug aufgestiegen sind. Und ich mag eigentlich gute Defensivarbeit…
Aber ich war schon beeindruckt von der schönen Gegneranpassung und die sehr flexible und aufmerksame Leistung besonders im Mittelfeld. Ich habe da auch das erste Mal gesehen, dass ein 6-3-1 halbwegs sinnvoll gespielt wurde. Häufig fehlt ja der Zugriff vor der Kette extrem, weil die Flügelspieler so tief stehen. Darmstadt hat das aber über ne Menge sehr dynamische Rausrückbewegungen überall aus der Kette gelöst. Da rückten dann auch plötzlich mal der rechte AV und der linke IV 6-7m raus um Druck zu machen…

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Koom 30. September 2015 um 14:23

Grundsätzlich mag ich auch keine spielzerstörenden Teams, aber ich erkenne es respektvoll an, wenn jemand aus wenig sehr viel herausholt. Darmstadt als ultimativer Aussenseiter hat es sich verdient, in der 1. Liga zu sein und rechtfertigen das auch. Nicht schön, aber mit Herz und Hirn. Gerade in Zeiten, wo Ballbesitz plötzlich wieder eine bevorzugte Qualität einiger Mannschaften wird, hat man es als konternder Superunderdog durchaus einfacher.

Und für das, das ihnen zum Saisonstart praktisch der halbe Kader abgehauen ist: Bemerkenswert gute Mannschaftsleistung in den defensiven Abläufen.

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DAF 30. September 2015 um 14:50

„Gerade in Zeiten, wo Ballbesitz plötzlich wieder eine bevorzugte Qualität einiger Mannschaften wird…“

Ist das so? Ich finde, dass die meisten Bundesligateams leider zu wenig Qualitäten im Ballbesitz besitzen und den Fokus eher auf Pressing und Umschaltspiel legen. Ausnahmen sind natürlich Bayern und Dortmund und bei den etwas kleineren Vereinen Augsburg und Mönchengladbach legen. Aber im Großen und Ganzen kann ich der These von vielen Ballbesitzteams in der Liga leider nicht folgen…

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Koom 1. Oktober 2015 um 10:47

Unklar ausgedrückt. Medien sowie einige Mannschaften haben gemerkt, dass Ballbesitz durchaus auch etwas ist, das man können muss, was durchaus erstrebenswert sein kann usw. Gerade bei der Gezeitenwende des BVB, weg vom Klopp’schen Ballbesitzvermeidungsfußball hin zu Tuchels Stilmix mit Ballbesitzfokus haben das viele „gemerkt“.

Ergo versuchen sich ein paar Vereine mittlerweile auch an Ballbesitzfußball, was für die guten Pressing/Konterteams natürlich angenehm ist. Eben weil diese Vereine den Ballbesitz noch nicht gut genug (abgesichert) beherrschen. Aber es ist halt eben grade eine langsam einsetzende Mode.

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FAB 1. Oktober 2015 um 11:10

Ballbesitzfussball wäre etwas übertrieben, aber ich finde das Aufbauspiel der meisten Bundesligisten ist schon deutlich besser geworden. Da sind mittlerweile schöne Kombinationen sehen, wenn es darum geht sich aus der Defensive heraus bei gegnerischen Pressingdruck zu befreien, ohne den Ball einfach rauszuschlagen.
Was aber speziell bei ManU-Wolfsburg aufgefallen ist, es fehlt noch an der Fähigkeit ein 1:0 zu halten ohne sich einfach nur hinten reinzustellen. Der Spielmodus ist spätestens ab der Mittellinie noch zu sehr auf Vertikalität aus. Da sind die spanischen Mannschaften den Bundesligisten schon nochmal einen Schritt voraus.
Aber das kommt noch. Hierzu hat Guardiola tatsächlich viele Ideen in die Bundesliga gebracht, die nun Tuchel weiter ausschmückt, andere werden folgen …

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Peda 30. September 2015 um 10:09

a propos Statistiken:

beim Brentford FC läuft es momentan nicht gar so gut. Der teuer verpflichtete Abwehrchef fällt wegen einer Knie-OP langfristig aus, mit acht Punkten aus neun Spielen liegt man nur an 19. Stelle der Championship, weswegen wohl jetzt Trainer Dijkhuizen gegangen wurde.
Matthew Benham ist wohl not amused. 😉

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Isco 30. September 2015 um 10:38

Darauf trau ich mich wetten *Badum Tsss*

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CE 30. September 2015 um 14:23

Bin da schon gestern darauf gestoßen. Soll das Video irgendwie witzig sein? Wirkt auf mich wie der größte Mist, der gerade verbreitet wird. Und ich bin keineswegs ein Brentford-Jünger, aber die Assoziation hier ist schon arg fragwürdig.

Edit: Wurde aufgeklärt. Ist wohl als Meme doch anerkannt. Naja, whatever. 😀

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Flo 29. September 2015 um 23:08

Interessant, wie die Pressing-Maschinen Stuttgart und Leverkusen Torschüsse anhäufen, aber relativ wenig Ertrag erzeugen. Zeigt sich da etwa, dass diese laufintensive Herangehensweise die Konzentrationsfähigkeit beim Torabschluss sinken lässt und somit weniger erfolgversprechend ist?

Klopp hat als Gegenargument ja immer darauf verwiesen, dass, wenn die Mannschaft weiter so viele Chancen kreiert, sie irgendwann auch wieder häufiger trifft. Mir scheint der oben erwähnte Zusammenhang aber doch sehr auffällig zu sein.

Eure Meinungen?

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Koom 30. September 2015 um 08:01

Ich denke, die Spielweise neigt zu einer allgemeinen Hektik (Balleroberung + schnellschnellumschalten), dass man dann auch eher einen Abschluss macht, so mies dessen Chancen auch sind. Die meisten dieser Abschlüsse dürften auch schlecht vorbereitet sein, also eher mal umzingelt von 2-3 Spielern, schlechter Winkel, Schußbahn nur zentral aufs Tor offen (wenn überhaupt).

Mit der Konzentration wegen Laufintensivität hat es sicherlich auch ein kleines Stück zu tun, aber weniger.

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Peda 30. September 2015 um 09:55

Mit der Konzentration wegen Laufintensivität hat es sicherlich auch ein kleines Stück zu tun, aber weniger.

Ich würde den Faktor aber nicht unterschätzen.
Denn ich habe schon stark das Gefühl, dass das schnelle Vertikalspiel zu vielen Direktabschlüssen aus vollem Lauf führt, die weit weniger erfolgsversprechend sind, als sie für den Zuschauer erscheinen.

Wenn ich da an Salzburg (von denen ich weit mehr Spiele sehe als von Leverkusen oder Stuttgart) denke, dann wirken die Angriffe momentan auch viel durchschlagskräftiger, wenn der erste Angriff nach Ballgewinn abgebrochen und neu aufgebaut werden muss.

Da muss ich doch nur an meine persönlichen Erfahrungen denken, das kann ja bei Profis nicht so viel anders sein: je länger der intensive Lauf vor dem Abschluss, desto ungenauer selbiger.

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SU 30. September 2015 um 10:36

Naja okay, Kontermannschaften sprinten ja auch über das halbe Feld bevor sie zum Abschluss kommen…

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August Bebel 30. September 2015 um 16:43

Das ist ein sehr berechtiger Einwand. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass Kontermannschaften im Gegensatz zu Stuttgarts/Leverkusens Spielern über das halbe Feld sprinten, bevor sie zum Abschluss kommen, weil sie ja wegen des Angriffspressings dem Tor näher sind. Ich bin mir nicht so sicher, ob das Stuttgarter/Leverkusener Pressing so viel anstrengender ist als das sonst übliche; mehr gelaufen wird meines Wissens nach nicht unbedingt, was aber noch nichts über die Laufintensität sagt, die mag vielleicht höher sein.

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yilde 30. September 2015 um 22:13

Das liegt denke ich einerseits daran, dass man bei einem reinen konter (also sprint über das halbe feld) meist schon Sekunden vorher weiß, wie die dynamik sich entwickelt und wie man die Bude machen muss, bei hohem Angriffspressing geht das eben alles viel schneller und unplanbarer, stichwort hektik. Andererseits sind es beim vfb, bayer und dem späten klopp bvb halt auch die schnellen, dribblingstarken Spielertypen, von denen eben nur die wenigsten wirklich starke Abschlussspieler sind.

SU 30. September 2015 um 10:29

Naja, wenn man mal sieht was der VfB bereits alles für Chancen verballert habe, tue ich mir schwer da zu generalisieren. Die haben sowohl Direktabschlüsse aus vollem Lauf, wie auch 1-gegen-1 Situationen, unbedrängte Kopfbälle und Tap-ins verballert. Und das haben die z.T. letzte Saison unter Stevens genauso hinbekommen.

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August Bebel 30. September 2015 um 10:32

Ich habe bei Leverkusen und Stuttgart den Eindruck, dass da bewusst sehr häufig der Abschluss gesucht wird. Das hat vielleicht mit der allgemeinen Hektik zu tun, kann aber auch ein Mittel sein, um Konter zu unterbinden. Mit z.B. Didavi oder Calhanoglu (und Bellarabi, der, scheint mir zumindest, nie abspielt, sondern nur dribbelt und schießt) gibt es auch Spieler, denen das entgegenkommt. Auf jeden Fall suggeriert die Torschussstatistik in den Spielen dieser Mannschaften eine Überlegenheit, die in diesem Ausmaße nicht zwingend da sein muss.

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SU 30. September 2015 um 10:35

Bei den Spielen des VfB gegen Köln, Schalke, Gladbach in Halbzeit 2 war diese Dominanz aber da. Teilweise ebenfalls in den Spielen gegen Frankfurt und den HSV. Klar wird häufig der Abschluss gesucht, aber die Anzahl an guten Torchancen ist schon sehr hoch. Und die Anzahl der vergebenen extrem.

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Flo 30. September 2015 um 10:56

Vielleicht kann man das auch gar nicht so voneinander trennen. Bei geringerer Konzentration werden vielleicht auch ungünstigere Entscheidungen getroffen. Will sagen, dass wenn ich schon auf dem Zahnfleisch gehe, wenn ich am Strafraum ankomme, ich lieber irgendwie draufschieße, als es besser auszuspielen, weil ich gar nicht das Auge dafür habe.

Wenn SU sagt, beim VfB war es auch unter dem vorherigen Trainer so, wird es natürlich wieder anders. In der Tat hatte man ja sowohl unter Armin Veh als auch unter Stevens den Eindruck, dass Stuttgart oft besser war als das Ergebnis. Dann liegt es wohl doch an höheren Mächten.

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SU 30. September 2015 um 11:06

Oder schlicht und einfach an der fehlenden Klasse der Spieler im mentalen Bereich. Bestes Beispiel hierfür ist Harnik, der es in schöner Regelmäßigkeit schafft, im Fünfer noch das Tor zu verfehlen.

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Ein Zuschauer 30. September 2015 um 11:21

Aber gerade Harnik hat ja die mentale oder was-auch-immer-für-eine-Klasse um Tore zu schießen schon dutzendfach bewiesen. Das scheint mir kein Problem zu sein, dass man einfach auf die Fähigkeiten einzelner Spieler reduzieren kann.

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Dr. Acula 29. September 2015 um 19:30

mal wieder tolle kolumne, danke TE!
ihr müsst mir kurz weiterhelfen männer, bezüglich dem teil „Die Formel lautet: Eigene Torschüsse / (Gegnerische Torschüsse + Eigene Torschüsse). Beim TSR zählen alle Torschüsse, beim SoTR nur diejenigen, die auch auf den Kasten gingen.“
kann mir da einer kurz erklären, was genau die grafik aussage. stehe da grad irgendwie auf dem schlauch.. wäre schade um die schöne grafik, wenns Dr. Acula nicht rafft

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Dr. Acula 29. September 2015 um 19:31

oh, blick in die kommentare hilft…

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Jürgen-Thomas-Pep 29. September 2015 um 16:54

Wird so eine Umstellung, wie gegen Darmstadt dann eigentlich nochmal anders aufgearbeitet als bloßes Videostudium? Oder werden anhand dieser Erfahrung, dann spezifische Trainingsformen aufgegriffen um einen „Plan B“ bzw. „Plan Darmstadt“ zu entwickeln ?

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Max 29. September 2015 um 16:01

„Die Formel lautet: Eigene Torschüsse / (Gegnerische Torschüsse + Eigene Torschüsse).“

Kann mir mal einer diese Formel erklären? Also warum berechnet man das so und was soll es Aussagen?

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Max 29. September 2015 um 16:03

Ah, hier wurde doch editiert!
Beim ersten Mal lesen stand da noch ein * statt ein /, oder? Habs beim kopieren jetzt gar nicht direkt bemerkt, aber so ergibt das natürlich einen Sinn, sozusagen als Verhältnis der eigenen Torschüsse an allen Torschüssen.

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Sondermann 29. September 2015 um 16:12

Die Formel setzt die eigenen Torschüsse in Relation zur Gesamtzahl der Torschüsse. Nehmen wir an, Mannschaft A hat während des Spiels 5 Torschüsse zu verzeichnen. Hat Mannschaft B in dem selben Spiel 10 Torschüsse, spuckt die Formel für Mannschaft A 5/5+10=0,3 aus (sie hat ledglich 30% der gesamten Torschüsse abgegeben). Hat Mannschaft B hingegen nur einen einzigen Torschuss, ergibt die Formel für Mannschaft A 5/5+1=0,8, also 80% der Torschüsse.

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Sondermann 29. September 2015 um 16:14

In dem Fall ziehe ich meinen „schulmeisterlichen“ Kommentar zurück 🙂

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Sondermann 29. September 2015 um 15:46

Ist die Torschussstatistik nicht eigentlich recht problematisch? Sie ist zwar einleuchtend in dem Sinne, dass ein Tor nur dann fallen kann, wenn der Ball aufs Tor kommt, aber wenn man davon ausgeht, dass die Existenz eines Torwarts die Wahrscheinlichkeit eines Tores nach erfolgreichem Torschuss (Ball geht aufs Tor) über die Fläche des Tores nicht gleich verteilt ist (empirisch von mir nicht verfizierte Annahme: c.p. je zentraler ein Schuss aufs Tor kommt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Torwart ihn hält) und ein Spieler also gut beraten ist, den Ball möglichst nahe an die „Torinnengrenze“ zu bringen.
Da aber ein Spieler sehr häufig die genaue Platzierung des Schusses nicht kontrollieren kann (der Fuß ist nicht so präzise, dass eine gewisse Streuung ausgeschlossen werden kann), ist die Torchance bei versuchtem Torschuss gerade dann am höchsten, wenn die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass der Ball am Tor vorbeigeht bzw. den Pfosten/die Latte trifft.
M.a.W.: ein Schuss zentral auf das Tor, den der Torwart problemlos hält, wird als „Shot on Target“ gewertet und als Indiz für die Torgefährlichkeit der Mannschaft gewertet, ein Ball der das Tor knapp verfehlt (an den – bei einer günstigeren Flugbahn, die der Spieler aber nicht so genau kontrollieren konnte – der Torwart nie rangekommen wäre), wird ignoriert.

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TE 29. September 2015 um 15:50

Damit sprichst du die Probleme der SoTR-Statistik an. Die TSR-Statistik bewertet jeden Schuss gleich, egal ob er fünf Meter am Tor vorbeigeht oder kurz vor der Linie geblockt wird.

Beide Statistiken haben Vor- und Nachteile, klar. TSR belohnt das Schießen aus allen Lagen, SoTR legt Genauigkeit über Torgefahr. Trotzdem geben beide Statistiken durch den Vergleich der eigenen mit den gegnerischen Torschüssen einen interessanten Wert aus: nämlich darüber, ob ein Team selbst mehr kreieren als zulassen kann. Wer keine (Tor-)Schüsse hat, kann auch keine Tore schießen. Die Statistik gibt ja keine Aussage über die absolute, sondern die relative Anzahl der Torschüsse.

Deine Kritik lässt sich eher durch Statistiken wie ExpG entschärfen. In dieser Statistik wird jedem Schuss eine Wahrscheinlichkeit zugemessen, wie hoch ein Torerfolg ist, durch Position, benutztem Körperteil etc. In den obigen Statistiken zählt nur die abolute Anzahl an Schüssen. Ich habe aber keinen Zugriff auf ExpG-Daten, nur auf die Schuss-Statistiken, daher diese Werte.

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Max 29. September 2015 um 16:03

Weißt du denn, welche Faktoren außer Position, Körperteil in ExpG alles einfließen?

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TE 29. September 2015 um 16:32

Puh, da gibt es zig verschiedene Modelle, die alle etwas anders funktionieren. Ich bin auch kein Statistik-Experte. Da muss ich dich an die Kollegen RM, MR und CE verweisen.

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blub 29. September 2015 um 16:38

Bei machen weis mans, michael caley hats öffentlich gemacht, bei den anderen weis mans nicht.

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Sondermann 29. September 2015 um 16:21

Mea culpa, hatte über die TS-Statistik hinweggelesen. Weißt Du, wie groß der virtuelle Torraum bei der TS-Statistik ist?

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TE 29. September 2015 um 16:34

Ich denke, so groß wie das Tor 😉 Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie genau Whoscored (ergo Opta) diese Daten berechnet, sorry.

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Sondermann 29. September 2015 um 16:41

Schade, wäre interessant zu wissen, wie weit ein Ball am Tor vorbeigehen darf (bzw. vor dem Tor geblockt werden darf) um noch erfasst zu werden.

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icht.E 29. September 2015 um 16:46

Für einen Vergleich der Aussagekraft unterschiedlicher Metriken siehe auch http://11tegen11.net/2015/01/05/the-best-predictor-for-future-performance-is-expected-goals/

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Morimont 29. September 2015 um 18:05

Die Erfolgswahrscheinlichkeit bei relativ zentralen Torschüssen dürfte allerdings höher sein, als man im ersten Gedanken annimmt. Bei Abschlüssen aus kurzer Distanz hat der Torwart fast keine Reaktionszeit, manchmal wird er auch ausgespielt und der Abschluss erfolgt ins leere Tor. Die Erfolgsformel „möglichst nah an die Torinnengrenze“ gilt in Reinform eigentlich nur bei DIstanzschüssen, direkten Freistößen und Strafstößen.
Es gibt einige Aspekte, die durch eine Statistik nicht abgedeckt werden können. So zählt ja auch der Distanzschuss nach abgewehrtem Standard als Torschuss. Diese Versuche gehen fast immer mehr oder weniger weit vorbei. Das wird in Kauf genommen, weil ihr eigentlicher Zweck ist, eine Kontersituation zu verhindern.
Generell kann zur Strategie hoch stehender Teams gehören, im Zweifel auch den ungünstigen Abschluss zu nehmen, wenn das Risiko eines Ballverlustes sonst zu groß ist. Das könnte zum Beispiel bei Dortmund und Leverkusen eine Rolle spielen.

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