Eindrücke vom Zweitligastart
Fünf der neun Partien des ersten Spieltags der neuen Zweitligasaison – unter anderem das Eröffnungsmatch vom Freitag und die turbulente Begegnung vom Montagabend – finden sich hier in der Analyse.
MSV Duisburg – 1. FC Kaiserslautern 1:3
Nach einem ganz ungünstigen Start lagen Gino Lettieris Duisburger zur Zweitligarückkehr im Saisoneröffnungsspiel bereits nach einer halben Stunde mit 0:3 zurück – Kaiserslautern war obenauf. Bei den Pfälzern unter Trainer Kosta Runjaic gab es ein 4-4-2 mit im weiteren Verlauf zunehmend tiefen Flügelspielern zu sehen, die grundsätzlich mannorientiert zurückfielen, das aber nicht ganz ungeschickt ausführten und sich also nicht bis in die letzte Linie ziehen ließen, sondern etwas davor und zudem ein wenig eingerückt agierten. Im Gegenzug zeigten die beiden defensiven Mittelfeldakteure einige Male höhere Staffelungen, rückten immer wieder etwas heraus und pressten den gegnerischen Sechserraum. Insgesamt war das bei kleinerer Druckspitzen und einer in manchen zentralen Bereichen durchaus ordentlichen Kompaktheit in der Gesamtwirkung keine optimale, aber eine solide Ausrichtung. Vereinzelt gelang es, neben der Passivität auch mal Zugriff herzustellen und den großen Raum, den die Stürmer zu covern hatten, auszugleichen.
Zu entscheidendem Maße lag dies auch an Duisburger Schwächen im Aufbau, da beispielsweise auf das zentrale Zurückfallen eines Sechsers zwischen die Innenverteidiger nicht vollständig konsequent und ausgewogen reagiert wurde. Die vorderen Akteure zeigten zwar kleinere Anpassungsbewegungen und vereinzelte Rückstöße, aber führten das nicht mit der richtigen Intention aus, zumal die allerletzte Konsequenz fehlte und gerade Bröker zu hoch agierte. Auf der dominanteren linken Seite rückte Grote einige Male in den Halbraum ein, was aber wie viele andere Elemente letztlich zu sehr darauf ausgerichtet war, die überlaufenden Außenverteidiger einzubinden, anstatt die direkten Effekte selbst zu nutzen. In Szenen ohne Abkippen agierten die Sechser in den ersten Aufbauphasen etwas zu vorsichtig. Gelegentlich öffneten sie den linken Halbraum für Zurückfallen von Janjic, der anschließend mit Grote zu kombinieren versuchte, aber durch die umliegenden Rollen von Wolze und dem diesmal passiven Onuegbu oft zum Flügel abgedrängt wurde. Zwar kamen die Duisburger über lange Bälle und das dann recht aggressive, aber auch etwas hektische Nachrücken der Sechser zu einigen präsenten Offensivphasen, wirkliche Gefahr wussten sie aber kaum zu erzeugen.
Doch zumindest gerieten sie eigentlich nur selten in den ersten Aufbauphasen unter Druck, unterstützten auch die Außenverteidiger ordentlich und verbuchten Ballverluste eher in hohen Flügelräumen, so dass die Szene vor dem 0:1, als Halfar ein Ballgewinn gegen Wolze gelang, nicht allzu typisch daher kam. Schwerwiegend war allerdings nicht nur in dieser Situation das deutlich zu inaktive und intensitätsarme Gegenpressing der Hausherren, das einige Male kaum griff und in diesem Fall den Gästen das schnelle Umschalten zur Führung gestattete. Im weiteren Verlauf der Partie, insbesondere in der Phase ab dem vorentscheidenden 0:3 nahm das Abkippen eines MSV-Sechsers wieder zu, was Lauterns angepasste 4-4-2-Struktur aber gut auffing. Manches Mal schafften die Gäste es während der tiefen gegnerischen Zirkulation schließlich gar, nach einem weiten, raumgreifenden Diagonalsprint eines Stürmers den breiten gegnerischen Innenverteidiger nahe der Seitenlinie zu pressen und beispielsweise einen unkontrollierten langen Ball zu provozieren.
Auch im Pressing hatte der MSV mit gewissen Problemen zu kämpfen: So stellte sich beispielsweise die Arbeit der Mittelfeldabteilung etwas zu unflexibel dar, weil die Sechser nicht immer optimal für den Zehner einsprangen, während dieser vereinzelt aus zu tiefer Grundstellung startete. Überhaupt fehlte es zwischen den Formationslinien noch etwas an kompakter Grundabstimmung. Wegen der gleichzeitig eher passiv eingerückten Außenspieler ergaben sich für die gegnerischen Innenverteidiger oder Sechser in erster Instanz das eine oder andere Mal Freiheiten für direkte Pässe in die Spitze. Verbunden mit der umtriebigen Spielweise Przybylkos, den intelligent darum herum kreisenden hohen Bewegungen Klichs und den vereinzelt kurz nach innen ziehenden Aktionen der sich oft geschickt verhaltenden Jenssen und insbesondere Halfar gegen die Mannorientierungen der gegnerischen Außenverteidiger wurde die letzte Linie des MSV gegen solche direkten Zuspiele destabilisiert. Speziell beim 0:3 – Janjic konnte nach dem schnell ausgeführten Freistoß nicht direkt auf Vucur attackieren, was Duisburgs Pressing ins Wanken brachte – bedeutete dies ein zu einfaches Gegentor.
Fairerweise muss man allerdings anmerken, dass für diese schnelle Vorentscheidung der Partie also auch das nötige Glück und Konsequenz im Abschluss dabei waren – die Gäste brauchten für ihre drei Treffer nur drei Torschüsse und profitierten zudem beim 0:2 beispielsweise von einem unglücklichen Rückpass nach einer Duisburger Ecke. Aus Sicht des MSV kam somit auch viel des Übels zusammen. Bis in die zweite Halbzeit hinein hatten die Gäste durch Klichs Ausweichen in Verbindung mit den Bewegungen der Flügel und Przybylkos ballfernes Absetzen noch die eine oder andere weitere Szene, ehe sie sich mehr und mehr auf die abwartende Defensive besannen. Sie verwalteten die Partie passiv und sicher, während Duisburg ohne das ganz große Risiko ein Comeback anstrebte. So tat sich im weiteren Verlauf schließlich nicht mehr allzu viel, wenngleich Duisburg kleinere Ansätze über Janjic-Überladungen und Rückraumabschlüsse hatte und nach einer Ecke spät auf 1:3 verkürzte. Lautern konnte sich gerade über Rings Pressingresistenz und einige gute diagonale Raumöffnungen immer mal wieder befreien und für Entlastung sorgen, wenngleich sie aber aus Kontern kaum mehr gefährlich wurden.
FSV Frankfurt – RB Leipzig 0:1
Zu dieser Partie sei auf die Analyse von unserem Autor CE verwiesen
FC St. Pauli – Arminia Bielefeld 0:0
Nach einer offenen und flotten Anfangsphase, in der es hin und her ging, bildete sich mit der Zeit die etwas dominantere Anlage der Paulianer gegenüber eher vorsichtigen Gästen heraus. Bei diesen war Christian Müller in gewisser Weise so etwas wie der verkappte Schlüsselakteur: Zum einen war er häufig der primäre Konterspieler, indem er sich phasenweise höher positionierte als der situativ spontan weit zurückarbeitende oder sich nach Ballgewinnen für mittellange Befreiungsschläge als weiterleitender Akteur anbietende Klos. Damit sollte er mit seiner Athletik und vereinzelt sehr starken Technik in den höheren Räumen ballsichernd fungieren oder einzelne Konter direkt durchbringen – die eine oder andere Möglichkeit ergab sich auf diese Weise auch.
Allerdings nutzte die Bielefelder Offensivabteilung manche offene Situation nicht optimal, weshalb der DSC vor der Pause nur wenige Möglichkeiten hatte. Zum anderen fiel Müller gegen den Ball von der Zehnerposition vereinzelt nach hinten zurück, was aus dem engen, leicht asymmetrischen 4-4-2 angedeutet ein 4-5-1 werden ließ. Damit zeigten die Arminen eine solide bis starke Defensivleistung, da sich das Mittelfeld geschickt vor der Abwehr bewegte, die Rückzugsbewegung kohärent ablief, die Endverteidigung überzeugte und die horizontale Kompaktheit geschickt eng gehalten wurde. Verteidigten sie auf der linken Defensivseite gegen die Überladungen Paulis, schob Junglas oft weit in die ballnahe Feldhälfte und unterstützte dort als zusätzliche Sicherung den Sechserraum.
Gegen die vom Prinzip durchaus ansehnlichen und geschickten Flügelüberladungen von Ewald Lienens Mannen war dies sehr wichtig und wirksam. Die Hausherren ließen aus ihrem 4-2-3-1-artigen System teilweise die gesamte offensive Dreierreihe ballnah im äußeren Halbraum zusammenspielen, zudem immer wieder Maier auf eine Seite weichen und auch Rzatkowski schaltete sich als offensiver Sechser häufig ein. Die grundlegenden Strukturen wussten durchaus zu überzeugen, die verschiedenen Bewegungen waren flexibel, es gab einige passend einleitende Pässe an die letzte Linie mit Ablagen – und Arminias Defensive hatte manches Mal große Mühe, gerade noch vor dem Durchbruch zu klären. Allerdings zeigte die Spielweise der Hamburger auch einige Schwächen:
Zunächst einmal hatten sie phasenweise Probleme, diese Ballungen spielerisch zuverlässig anzuvisieren, da beispielsweise Alushis Abkippen nicht immer optimal eingebunden wurde. Trotz der recht großen Abstände hinter Bielefelds Stürmern zur Mittelfeldreihe waren die Vorwärtsverbindungen etwas inkonstant und teilweise musste mit längeren Zuspiele in die vorderen Strukturen eröffnet werden. Daneben stellte sich der Fokus im Ausspielen oft etwas zu flügellastig dar und gerade die Rollen der beiden offensiven Außenspieler wirkten etwas unscharf sowie passiv. Thy wurde dadurch bei seinem Zurückfallen mitunter zu präsent bestimmend, hatte dann aber zu wenig zielstrebige und aus der nahen Staffelung aktiv zum Durchbruch hinziehende Kollegen um sich.
Der Aufbau auf Bielefelder Seite gestaltete sich – wie schon häufig zu sehen – mit vielen abkippenden Bewegungen, u.a. vereinzelt sogar von Müller, die allerdings schon etwas zu vorsichtig angelegt waren. Hier lag ein Mitgrund für die insgesamt über weite Strecken zu geringe Präsenz in den vorderen Räumen, die die Gäste oft mit langen diagonalen Flugbällen auf einzelne schematische Bewegungen offensiver Akteure direkt hinter die Abwehr bespielen wollten. Zudem erzeugten sie über Ausweichen der beiden Stürmer nach rechts einige gruppentaktisch gute spielerische Muster am Flügel, die dann zur Mitte zogen, dort aber letztlich oft an der Viererkette hängenblieben. Gegen das 4-4-1-1/4-4-2 der Hausherren ergaben sich nach tiefen Verlagerungen einige Male Aufrückmöglichkeiten für Schütz im linken Halbraum, die der DSC allerdings zu inkonsequent nutzte.
Nach der Pause stellte Bielefeld mit der Einwechslung von Hemlein auf ein klareres und offensiver besetztes 4-2-3-1/4-4-1-1 um, was durchaus ein wenig Stabilität hätte rauben können, doch wurden die taktischen Faktoren aus strategischer Perspektive überdeckt. Nun entwickelten die Ostwestfalen mehr Dominanz und einige längere Ballbesitzphasen: Zwar waren sie noch nicht die bestimmende Mannschaft, beschädigten mit diesen Ausgleichsphasen aber den Rhythmus der Hausherren nachhaltig, die offensiv nur noch selten ins Spiel fanden. Ihre gelegentlichen Aufrückprobleme traten deutlicher hervor, während vorne die Aktionen zunehmend hektischer und die Konsequenz in den Überladungsansätzen unsauberer wurden. Zudem schienen sie aufgrund der quantitativ selteneren Möglichkeiten etwas direkter spielen zu wollen, was sich aber nicht auszahlte.
Auf der anderen Seite brachte Bielefeld zunächst auch nur wenig Gefährliches zustande, da sie zwar recht kohärent im Aufrücken agierten und einige potentiell interessante Nachstöße aus dem Mittelfeld zeigten, von gelegentlichen Kreuzbewegungen Klos´ oder Müllers abgesehen aber letztlich nur wenige Verbindungen in ihrer Viereroffensivabteilung aufwiesen, so dass zum Tor hin meist klare und weiträumige Flügelaktionen gesucht werden mussten. In den Schlussminuten boten sich durch St. Paulis Rhythmusschwächen und deren weniger konsequente Absicherung dann aber doch wieder jene Kontermöglichkeiten, die zusammen mit den nun – wegen erhöhter Präsenz vorne – häufigeren Standards drei ungenutzte Siegchancen für Norbert Meiers Team in den letzten zehn Minuten ergaben.
SC Paderborn – VfL Bochum 0:1
Zum Start seiner ersten vollen Saison mit Trainer Gertjan Verbeek konnte der VfL Bochum seine Ambitionen durch einen Sieg in Paderborn untermauern, wenngleich noch manche Dinge verbesserungswürdig blieben. Es entwickelte sich eine von insgesamt eher simplen Strukturen geprägte Begegnung. Die Gäste starteten diesmal in einer 4-2-3-1/4-3-3/4-2-4-artigen Formation, konnten insbesondere über das Raumsuchen Losillas, die aufrückenden Bewegungen der Innenverteidiger – gerade Bastians überzeugte wieder mit Raumnutzung sowie Verbindungsbalance dabei – und einzelnes Helfen von Hoogland tief auf links den Aufbau sicherstellen. Wenngleich etwas zu mannorientiert und nicht immer optimal zwischen den Linien synchronisiert, setzte Paderborn unter Neu-Coach Gellhaus – bereits vor einigen Jahren für längere Zeit als Assistent u.a. von Luhukay und Dotchev im Klub aktiv – ein doch recht sauber ausgeführtes 4-1-4-1 dagegen, das individuell durchaus ansehnlich besetzt war. Am eigenen Strafraum wurde die flache Anordnung der mannschaftlichen Linien einige Male geschickt eingesetzt, so dass Paderborn die Gäste über Phasen trotz deren Dominanz grundlegend einschränken konnte.
Diese agierten in der Offensivabteilung noch etwas unstrukturiert, spielten die Asymmetrie der Grundordnung manchmal etwas zu weiträumig aus und zeigten sich in den hohen Verbindungsräumen spielerisch und kreativ etwas zu unpräsent. Wenn der VfL allerdings der defensiven Grundstellung der Hausherren und deren Mittelfeld einmal ausgewichen war und dadurch schnell über den Flügel oder seltener die Halbräume aufzurücken wusste, konnte er deren Mannorientierungen attackieren. Hoogland agierte bisweilen raumöffnend für die Bewegungen aus der Tiefe, während auch Losillas Herauskippen nach rechts Raum gegen das antizipative Vorrücken der gegnerischen Achter erzeugen sollte, welches den Bochumer zu Beginn noch etwas Probleme bereitete. In der Sturmreihe gab es verschiedene, zwar etwas seltsam angelegte Ausweichbewegungen, Rückstöße und Flügelrochaden, doch war dies dennoch effektiv, da Paderborns Mannorientierungen hier die Ordnung verloren. Deren solide Grundstruktur konnte dagegen nicht mehr rechtzeitig greifen, zumal die Rückzugsbewegung der Achter noch Schwächen aufwies. So gelang es den Gästen mit einigen guten Ablagespielzügen – zentral nach Bastians-Vorstößen oder am Flügel über das vielseitige, etwas improvisiert ausgeführte Raumöffnen – immer mal wieder, sich durch kleine Lücken hindurch der gegnerischen Mittelfeldreihe zu entziehen, aufzurücken und durchzuspielen. Eine solche Szene wurde mit der Führung nach einer Stunde belohnt.
In die andere Richtung gab es in der Defensive des VfL noch deutlichere Mannorientierungen als beim Gegner. Insbesondere im zentralen Mittelfeldblock hinter den lenkenden Stürmern Haberer und Terodde wurden diese Zuordnungen weiträumig ausgeführt, aber wegen Paderborner Schwächen nur selten bestraft. Der Bundesliga-Absteiger litt hier vor allem an Verbindungsproblemen und mangelnder Zentrumspräsenz, da einerseits oft einer der Achter frühzeitig mit aufrückte, während es andererseits etwas unstrukturierte Abkippbewegungen gab. Weiter vorne blieben diese Akteure bei guten Möglichkeiten für horizontale Unterstützung bisweilen zu passiv. Die besten Chancen des SCP entstanden nach langen Bällen in die Spitze, für die sich die beiden Außenstürmer teilweise sehr eng um Zielspieler Proschwitz ballten und auch recht gut in die Spitze zogen. Abgesehen von solchen Szenen und leichten Ansätzen über Ausweichbewegungen Ndjengs gab es letztlich aufgrund ihres offensiven Hauptproblems aber nur wenige gefährliche Szenen der Ostwestfalen – auch weil Bastians später bei langen Bällen noch klarer absichernde Positionen einnahm. Nach offensiven Wechseln boten die Ostwestfalen später Saglik als Achter auf, mussten aber oft individuelle Freilaufbewegungen des Mittelfelds bedienen und konnten den Bochumer Sieg nicht mehr gefährden.
Vielen Dank an Kollege TW für das Feedback und einige Ergänzungen!
Eintracht Braunschweig – SV Sandhausen 1:3
Mit einer ambitionierten Dreierkette starteten Eintracht Braunschweig und Torsten Lieberknecht gegen die von einem Punktabzug geplagten Sandhäuser in die neue Saison. Die in einem 3-4-3 auflaufenden Niedersachsen taten sich allerdings schwer, gegen die im 4-1-4-1 mit einzelnen 4-4-2-Übergängen verteidigenden Gäste aus ihrer Dominanz gefährliche Chancen zu kreieren. Bei Sandhausen blieben die offensiven Flügelspieler meist etwas tiefer, während die Achter situativ gut kurz herausrückten und den Halbverteidigern die Passwege ins Mittelfeld verstellten – nicht herausragend, aber sehr solide und ausgewogen. Gelegentlich fanden einzelne Braunschweiger Offensivakteure – meistens einer der zurückfallenden Stürmer oder der situativ aufrückende Schönfeld – mal dahinter Platz in den Halbräumen, doch handelte es sich dann vor allem um Einzelfälle in den Bewegungen, so dass sich zu selten Anschlussoptionen boten und die von häufigen mannorientierten Herausrückaktionen geprägte Viererkette des Gegners mit dieser Eigenart wirksam dagegen funktionierte.
Letztlich fehlte es den Blau-Gelben wegen der eher geringen und etwas vorsichtig angelegten Offensivpräsenz in diesen Fällen auch ganz natürlich – zumal Khelifi rechts kaum eingebunden war – an ausreichender Unterstützung. Durch Schönfelds vermehrtes Aufrücken sollte dies zwischenzeitlich aufgefangen werden, schwächte aber das Mittelfeldzentrum etwas, so dass noch mehr über außen eröffnet werden musste. So konnten sie fast nur über schnelles Aufrücken am linken Flügel über Boland und den situativ ausweichenden Hochscheidt – hier waren dann Schönfelds vorstoßende Bewegungen aufgrund seiner geschickten Folgeeinbindungen im zweiten Anlauf doch noch wirksam – mal schnell durchbrechen und erzielten auf diesem Wege nach einem Schnellangriff und seitlicher Rochade des Mittelstürmers auch die Führung durch ihre fast einzige Chance des ersten Durchgangs. Umgehend wurde dieser Treffer allerdings nach einer Standardsituation schon wieder ausgeglichen – und später sollten noch zwei weitere Treffer nach ruhenden Bällen zum Endstand folgen.
In diesem chancenarmen Spiel waren es also vor allem solche Szenen und die Effektivität im Abschluss, die den aber defensiv soliden und durchaus pressingstarken Gästen von Trainer Alois Schwartz den Sieg brachten. Ansonsten wussten sie gegen die gute Grundordnung der Eintracht nur für wenig Gefahr zu sorgen, wenngleich die Ausrichtung durchaus Potential andeutete. Im Aufbau versuchten sie viel, doch das Abkippen von Linsmayer hätte beispielsweise konsequenter sein können, so dass die Braunschweiger Sechser dahinter meist problemlos die gegnerischen Achter über Mannorientierungen zustellen konnten. Daher kam Sandhausen nicht so leicht nach vorne, zumal sie in den Freilaufbewegungen der zentralen Akteure etwas wechselhaft und unausgewogen wirkten. Hervorzuheben waren die gelegentlichen Einrückbewegungen der offensiven Flügel, die in die Halbräume wichen, damit die Seiten öffneten und mit kurzen Ablagen die Aufbausicherheit stärkten.
Für das Aufrücken half dies zumindest bedingt, weiter vorne allerdings kaum und letztlich waren neben schnellen Flügelaktionen auch lange Bälle ein wichtiges Mittel, um in die hohen Feldbereiche zu gelangen. Dort gab es dann jedoch einige geschickte Überladungen, die vor allem durch die verschiedenen Rochaden nach außen – insbesondere von Kratz und Bouhaddouz – resultierten und die Braunschweigs etwas unkoordinierte Rückzugsbewegung zwischen den Formationslinien aufdeckten. Aus solchen Szenen entstanden schließlich zwei der drei Freistöße vor den entscheidenden Toren. Braunschweig versuchte in der Schlussphase mit der Einwechslung zweier Mittelstürmer und einer asymmetrischen 3-3-4/3-4-3-Mischformation, in der Khelifi links sehr breit, Boland sehr offensiv diagonal dahinter und Hochscheidt in einer zwischen Sechserraum und rechtem Flügel pendelnden Rolle agierten, noch einmal zurückzukommen, doch war dieses System etwas zu plump und simpel-breit, um den Rückstand aufholen zu können.
1. FC Heidenheim – 1860 München 1:0
Zu dieser Partie hat Kollege RT eine ausführliche Spielanalyse verfasst.
SC Freiburg – 1. FC Nürnberg 6:3
Von vorne bis hinten sorgte das intensive, offene Duell zwischen Freiburg und Nürnberg für eine verrückte, spektakuläre Angelegenheit. In der Anfangsphase hatten die in einem 4-1-4-1 verteidigenden Gäste große Schwierigkeiten mit der Weiträumigkeit der Breisgauer. Zwar schien deren Aufbau zunächst nicht wirklich zu funktionieren, da Höfler gegen die in breiten 4-3-2-1-Staffelungen oft etwas vorgeschobenen Achter der Franken einige Male verschluckt, Abrashis Zurückfallen halblinks mannorientiert durch Stark verfolgt wurde und schließlich die Bewegungen in diesen Bereichen etwas zu sehr auseinanderdrifteten. Allerdings ging es den Freiburgern ohnehin nicht so sehr darum, durchgehend über den Sechserraum zu eröffnen, sondern mit Unterstützung der zahlreichen Bewegungen der dortigen Akteure direkt in die Spitze zu spielen. Dafür suchten sie gerade die halbrechte Seite mit halblangen Pässen von Torrejón und etwas seltener Mujdza nach vorne, wo Frantz immer wieder durch den sehr umtriebig rochierenden Grifo und ebenso den oft zu dieser Seite weichenden Petersen unterstützt wurde. Über deren bewegungsfreudige Spielweise ließen sich die insgesamt zu ungeschickt mannorientierten Nürnberger, bei denen die Verteidiger manchmal weit umhergezogen wurden, in große Ordnung bringen und hatten – trotz der teils horizontal weit unterstützenden Rolle Behrens – wenig entgegen zu setzen.
Dies lag auch daran, dass die individuellen Spielertypen der Freiburger für diese Nürnberger Ausrichtung unangenehm waren – so konnte beispielsweise Grifo auch nach misslungenem Ausweichen gegen herausgezogene Verteidiger mit statischen Dribblings sehr effektiv werden, während die fahrige Improvisation von Frantz die etwas ungeordneten Verschiebungen zum Flügel bespielte. Hinzu kam das enorm intensive und aggressive Nachrücken der Freiburger auf Abpraller und im Gegenpressing. In den ersten Phasen der Angriffe hielten sich ihre Sechser noch weitgehend zurück, weshalb die sich immer leicht mannorientiert dazu positionierenden Achter der „Glubberer“ etwas herausgelockt wurden und keinen optimalen Abstand an die hintere Kompaktheit fanden. Ergaben sich dann passende Situationen, rückten Höfler und insbesondere Abrashi überfallartig nach vorne, wühlten im Gegenpressing, machten mehrere Szenen wieder scharf und halfen damit entscheidend, zwei schnelle Elfmeter zu erzwingen. Verbunden mit dem nötigen Abschlussglück bescherte den Hausherren das also einen Petersen-Hattrick zwischen der 8. und 13. Minute, ehe eine herausragende Kombination aus einer Flügelüberladung auf links kurz vor der Pause für das 4:0 der Streich-Jungs sorgte.
Auch im Pressing ließen sich die Freiburger von einer ungemeinen Aggressivität tragen, stellten teilweise im 4-4-2 enorm hoch zu, schalteten immer mal aber auch in geschickte 4-2-3-1-haftere Phasen mit interessanten Detailstaffelungen um, indem sich beispielsweise Petersen zurückfallend oder bei Verlagerungen an Behrens orientierte. Gerade in der Anfangsphase wurde Nürnberg dadurch – noch mehr als ohnehin – zu langen Bällen gezwungen, da ihre beiden Achter viel zu hoch agierten, als dass durchgehend ein konstruktiver Aufbau möglich gewesen wäre. Trotz ihrer ebenfalls recht auffälligen Mannorientierungen gelang es den Freiburgern gegen die etwas flache Struktur der Franken dabei meistens gut, ausreichende horizontale Kompaktheit zu wahren, um gegen dieses Bolzen der Mannen von René Weiler gefeit zu sein. Weil die vertikalen Anordnungen der Gäste bis auf kleinere Improvisationen dürftig waren, sprang die Mehrzahl der Abpraller sogar tatsächlich wieder der vielseitig zurückschiebenden Freiburger Offensivabteilung zu. Abgesehen von sehr wenigen Ansätzen über das weiträumige, etwas wirre und unstrategische Zurückfallen Blums in Verbindung mit Raumöffnen von Burgstaller, dessen tiefe, engagierte Rolle insgesamt aber eher ineffektiv war, strahlte der Gast vor der Pause daher fast kaum Gefahr aus.
Das kurz vor der Halbzeit gefallene Anschlusstor nach einer Ecke wirkte daher schon etwas überraschend. Nach dem Seitenwechsel kamen die Franken mit einer leicht veränderten Ausrichtung zurück, führten ihre Strategie etwas geschickter aus und agierten nach der Einwechslung Polaks vermehrt in einem engen 4-4-2. Wie schon in einigen Partien der vergangenen Saison setzten sie vor allem auf das Bolzen. Die zahlreichen langen Bälle wurden vor allem nach halbrechts geschlagen, wo die neue Anordnung besser mit den Abprallern zurechtkam. Schöpf agierte etwas tiefer, Blum bewegte sich zurückfallend durch diverse Flügelräume und Stark – als nomineller Linksaußen – schob sehr eng an die restliche Formation heran. Verbunden wurde dies mit einer etwas asymmetrischen Aufbauanordnung, die ein sehr wichtiges Element darstellte, da sie die Freiburger Mannorientierungen attackierte und darüber deren Ordnung destabilisierte – Bulthuis schob deutlich höher als Möhwald, drückte Frantz nach hinten und schwächte einerseits das gegnerische Mittelfeld, andererseits den Zugriff des etwas schwächer angebundenen rechten Stürmers und gab obendrein noch situative Ausweich- oder Aufrückräume.
Weil auch Höfler und Abrashi einige Male etwas zu überengagiert und dabei ineffektiv kurz auf die wieder ablegenden Sechser Nürnbergs herausrückten, verlor Freiburg nochmals etwas an defensiver Stärke. So konnten die Gäste – auch hier etwas unterstützt von glücklichen oder glücklich für sie ausgelegten Szenen – einmal durch eine weitere Ecke und dann durch einen nach einem langen Ball erzwungenen Elfmeter schnell auf 4:3 verkürzen. Ihr defensives 4-4-2 bot allerdings durchaus Angriffsfläche und als Freiburg dies mit einer sehr weitgreifenden Offensivanlage vermehrt attackierte, konnten die Hausherren schnell wieder auf einen deutlicheren Abstand erhöhen: Philipps 5:3 nach einer Verlagerung war dabei ein typisches Beispiel für die Schwächen zu starker Mannorientierungen, da der Torschütze nach einem einzelnen gewonnen Zweikampf genau an der Außenlinie anschließend ungestört bis zum Fünfmetereck durchlaufen und einschießen konnte. Das war die Vorentscheidung zugunsten der Mannen von Christian Streich, die die Begegnung anschließend nach Hause brachten, defensiv wieder etwas mehr Balance fanden und für den eingewechselten Julian Schuster noch einen weiteren Treffer auflegen konnten.
23 Kommentare Alle anzeigen
rb 16. Oktober 2015 um 13:31
man liest ja, dass effe mit osterland einen richtigen fuchs im hintergrund arbeiten hat… hört sich alles ein bisschen so nach arbeitsteilung an, ein bisschen wie bei werder.
meine vermutung für heute abend: paderborn schlägt braunschweig und bild.de titelt trotzdem alliterationistisch: „der effe-effekt“
Musiclover 12. Oktober 2015 um 16:58
Die 2. Bundesliga wird hier in letzter Zeit leider etwas stiefmütterlich behandelt. Lässt sich das eventuell in der Zukunft ändern?
mrb 12. Oktober 2015 um 20:49
die „Pissliga“ (Stefan Ruthenbeck, Trainer Fürth)?
Habe Zweifel. Ohne Kosta Runjaic ist es nun noch ein Trainer weniger, der Fußball SPIELEN lassen will.
Hoffnungen ruhen aber auf Sascha Lewandowski.
Musiclover 13. Oktober 2015 um 14:10
…und zukünftig wohl auch auf Effe! Muahhh! Was ist da bloß in die Verantwortlichen von Paderborn gefahren?
CE 13. Oktober 2015 um 16:08
Das frage ich mich auch noch. Aber womöglich fungiert er hauptsächlich als Motivator und öffentliches Sprachrohr, während Leute wie Osterland die inhaltliche Arbeit voranbringen.
Gh 13. Oktober 2015 um 16:22
Mal abwarten, oder? Hat ja bislang nix trainiert. Wenn man von Ottmar Hitzfelds Spielananlysen fürs Fernsehen auf seine Kompetenz als Trainer rückschließen würde….
Ein Zuschauer 13. Oktober 2015 um 18:55
Man muss ja auch sagen, dass er als Fußballer durchaus spielintelligent war.
Musiclover 16. Oktober 2015 um 12:32
Heute gibt es ja die erste Möglichkeit, sich von den Trainerqualitäten des „Tigers“ einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ich bin jedenfalls gespannt, aber auch eher skeptisch! Vielleicht nimmt sich Spielverlagerung dies ja zum Anlass, mal wieder einen Blick auf das Unterhaus zu richten!? Mich würde dann natürlich auch eine Analyse des morgigen Union-Pauli-Spiels interessieren. 😉
marcanton 13. Oktober 2015 um 16:53
vielleicht bekommt Paderborn von der DFL jetzt ja zusätzliche TV-Millionen, weil sie schlagartig, wenn schon nicht die spielerische Qualität, den Unterhaltungswert der 2. Liga gesteigert haben…
HK 30. Juli 2015 um 15:05
Schöne Idee die 2.Liga mal so summarisch abzuhandeln. Kann gerne öfter geschehen.
Tom 31. Juli 2015 um 09:36
Wäre klasse, wenn das auch nach Start der ersten BL so weiter geht. Wahrscheinlich aber fehlt dann die Zeit.
Koom 11. August 2015 um 09:15
Da möchte ich übrigens nachträglich sehr beipflichten. Mit Leipzig hat man ja auch ein interessantes Projekt am Start und auch generell gibt es ja den ein oder anderen innovativ arbeitenden Verein in der Liga.
Lars 29. Juli 2015 um 21:53
Danke für die Einsicht in die Zweite. ☺
Für mich persönlich wäre die Partie Union- Fortuna noch super gewesen. 😉
Musiclover 30. Juli 2015 um 20:25
Ja, wäre für mich auch das interessanteste Spiel gewesen.
LM1895 2. August 2015 um 07:33
Auf jeden Fall, 95 Olé 😉
Hab’s im Urlaub auf nem iPhone gucken müssen, da sieht man nicht sooooo viel :/ naja, heute Heimspiel live im Stadion 🙂
studdi 29. Juli 2015 um 11:26
Super danke für deine Eindrücke! Wie ist dein Eindruck zu Kaiserslautern? Ich hab das Gefühl gehabt das man den Fokus auf Umschaltspiel und Pressing gelegt hatte im Gegensatz zum letzten Jahr wo man doch eher auf Ballbesitz gesetzt hatte.
Hat vl ein Umdenken nach den zwei 4. Plätzen stattgefunden? Das Ergebniss hat natürlich gestimmt aber ich fand das doch eher schwachen Duisburgern geschuldet und fand die Auftritte letztes Jahr überzeugender.
Schimanski 29. Juli 2015 um 12:24
Mich hat der Lauterer Ansatz auch gewundert. Ich habe mit mehr Ballbesitz und tiefer Ballzirkulation gerechnet. Stattdessen lassen sie sich in den ersten 15 Minuten auf eine Pressing-Schlacht ein, kopieren fast den Lettierischen Hau-Ruck-Fussball und schlagen uns Zebras mit den eigenen Waffen.
Ich glaube außerdem, dass Runjaic bewusst die Schnittstelle zwischen Wolze (bei Ballbesitz sehr hoch agierend, gegen den Ball start mannorientiert) und Bajic (langsam) bewusst bespielt hat. Zwei Tore sind so entstanden.
Generell scheint beim MSV die mannschaftliche Balance zwischen Gegenpressen und Fallenlassen noch nicht zu stimmen. Insgesamt war der Auftritt überraschend mutig und forsch, aber auch etwas überambitioniert. Tore durch Pässe hinter die Kette haben wir in der 3.Liga eigentlich nicht bekommen. Im Stadion hatte ich auch das Gefühl, dass die Tore mit einer zurückhaltenderen, passiveren Taktik vermeidbar gewesen wären.
Tim nimmt darauf leider nur wenig Bezug, beschreibt dafür viele (interessante) Aspekte der Positionierung. Trotzdem wirkten die ersten Minuten mannschaftsstrategisch auf mich wie Leverkusen gegen BVB letzte Saison. Kaum Passstaffetten, viel Rausschlagen, viel Draufgehen, enge Räume, wenig Auffächern, etc.
Der MSV hat gestern mit Holland von Austria einen Spielertyp geholt, der eher Busquets-mäßig absichernd-tief agiert. Ich bin mal gespannt, ob Lettieri ihn gut eingebunden bekommt. Auch de Wit hat gestern im Training einen sehr guten Eindruck gemacht. Viel Spielfreude und starke Ballbehandlung in den engen Räumen. Auch hier bin ich aber skeptisch was die Einbindung angeht. Lettieri setzt halt viel auf den Umschaltmoment, intensives Anlaufen, Ablagenspiel mit Onuegbu und – im Zweifel – lange Bälle. Im konstruktiven Spielaufbau über die Sechs sieht er nicht so viel Sinn.
Ich würde gerne mal ein 4-3-3 mit Holland als tiefe Sechs, de Wit und Janjic auf der Acht, Onugebu im Sturm und auf den Außen die antreibend-jagenden und abschlußstarken Dausch und Iljutcenko sehen. Aber keine Ahnung, ob das umsetzbar und defensiv stabil genug ist…
TR 29. Juli 2015 um 17:50
Ich habe jetzt leider keine wirklichen Vergleichswerte, da ich Lautern letzte Saison kaum verfolgt habe, aber würde zustimmen – auch ich hatte den eher abwartenden, auf Pressing und direkte Aktionen in die Spitze ausgelegten Ansatz in der Form nicht so erwartet, aber es hat eben funktioniert und eigentlich durchaus auch Sinn gemacht. Ob das jetzt mit dem Abschneiden der Vorsaisons zu tun hat und wie stark genau ein genereller Trend daraus wird (was durchaus möglich wäre, so wie beispielsweise die Klich-Rolle mir vorkam), kann ich schwer sagen.
Stimme auch Schimanski zu, vor allem der Lauterer Fokus auf die besagte Schnittstelle war schon deutlich. Bezüglich der generellen Bewertung des MSV meinst du also auch, dass dieses zu überambitionierte und forsche Herausrücken dann auch in der Grundordnung des Pressings zu sehen und – verbunden mit den Positionierungsaspekten, wozu ja auch die nicht optimalen Abstände gehören; von daher sind unsere Betrachtungsperspektiven auch nicht so weit voneinader weg wohl – letztlich ein Schwächefaktor war, richtig? Könnte durchaus sein, dass man mit einer gegen den Ball etwas vorsichtigeren und darin konsequenten Ausrichtung besser gelegen hätte.
Holland könnte tatsächlich eine wertvolle Personalie werden, die man zu den Konditionen als Zweitligaaufsteiger wirklich als sehr gelungen bezeichnen muss, wobei ich leider gar nicht so viel von ihm gesehen habe, um ihn abschließend einordnen zu können – aber dennoch. Tja, bei der Einbindung muss man dann eben abwarten, wie du sagst. Übrigens, da fällt mir ein: Was ist eigentlich mit Hajri, der letzte Saison auch mal eine der Optionen für die Sechs war?
Schimanski 29. Juli 2015 um 18:30
Das Pressing unter Lettieri hast du gut charakterisiert. Mir war es schon immer zu wild und unstrukturiert, vor allem in der Schlussphase der Drittligasaison (trotz Siegesserie). Damals hat man aber eher Lücken im Sechserraum gelassen (die kaum ein Gegner bespielen konnte) und die Viererkette stand dafür tiefer (war aber unanfälliger gegen Pässe in den Rücken). Richtige Abstände und gut organisierte Passivität alà Stöger oder Favre habe ich bei Lettieri ganz selten gesehen (im Pokal zeitweise, oder in Testspielen gegen höherklassige Gegner oder beim „über-die-Zeit-bringen“ in Unterzahl wie bei Fortuna Köln).
Ich glaube, dass ist auch ne Philosophie-Sache. Gino fordert auch im Training in Ballnähe immer wieder „drauf“ zu gehen. Die Spieler sind deswegen oft stark balljagend unterwegs und achten nicht so sehr auf Strukturen. Zum richtigen Problem ist es in der 3.Liga aber selten geworden, eher im Gegenteil. Viele Tore sind aus Umschaltmomenten gefallen und die provoziert man halt auch dadurch.
Holland habe ich mir gestern im Training angesehen. Ihm fehlt noch Präsenz, Spritzigkeit, Dominanz und Akzeptanz (er hat allerdings auch vier Wochen kein Mannschaftstraining mehr gemacht). Sein Spielstil würde ich als absichernd-raumkontrollierend bezeichnen. In wieweit das mit Ginos Tempo-Ansatz zusammen passt, wird sich zeigen. Trotzdem hatte auch er besondere Momente. Im Zweikampf hat er einige Male richtig gut zugepackt und sich dabei enorm geschickt bewegt. Das wird Gino gefallen haben. Zudem hat er eine präzise Spielverlagerung aus dem Fussgelenk gespielt. Also genau das was dem MSV so ein wenig auf der Sechs fehlt. Technisch und von der Ballverarbeitung zeigte er sich fehlerfrei, wenn auch ein mutiger Gassenpass nicht ganz ankam. Situativ zeigte er gegen den Ball ein paar bissige Läufe. Sie passten vom Timing aber noch nicht zu seinen Mitspielern. Ballfordernd alà Alonso ist er aber nicht. Er blieb bei Ballbesitz eher passiv und raumkontrollierend.
Hajri hat sich letzte Woche im Training verletzt und wird ein paar Tage fehlen. Hajri ist aber auch kein großer Stratege und wird aus Engen und Drucksituationen selten kreativ. Er ist halt physisch und gegen den Ball sehr stark und macht viele einfache Sachen richtig. Er hätte wohl statt Albutat gespielt, wenn er sich nicht verletzt hätte. Albutat ist nach meinen Eindrücken etwas kompletter (technisch stärker, pressingresistenter und in der Positionierung absichernder), aber vielleicht ist diese Polyvalenz in der 2.Liga auch sein Problem, da er (noch?) nix auf hohem Zweitliganiveau kann. Mal schauen…
kolle 29. Juli 2015 um 09:57
Super !!! Frage zum 4-0 von Freiburg: Die konnten da ja schon relativ unbedrängt durch den Strafraum laufen. Definitiv eine schöne Aktion, aber gehe ich richtig in der Annahme, dass es auch einfach richtig schlecht verteidigt wurde? Ich habs nur nebenbei gesehen, aber mein erster Eindruck war dass die Nürnberger viel zu weit weg standen..
LVG 29. Juli 2015 um 16:37
Das hat hier vielleicht auf einer Taktikseite nichts verloren aber es wirkte auch so das man nicht noch einen elfmeter kassieren wollte zumindest zieht ein Nürnberger glaube ich nochmal zurück gegen Petersen also vielleicht auch psychologisch bedingt und um natürlich einer Karte aus dem Weg zu gehen.
fs984 29. Juli 2015 um 17:56
Das Verteidigungsverhalten war amateurhaft. Man muss jedoch auch erwähnen, dass die beiden AV’s gelernte Mittelfeldspieler sind. Die IV’s haben die Zweikämpfe auch nicht angenommen. Es erinnerte mehr an ein Trainingsspiel. Jedoch war die Intensität und die körperliche Durchsetzungsfähigkeit der Freiburger von Beginn an, insbesondere der neuen Spieler, Grifo und Abrashi, deutlich sichtbar.
blub 28. Juli 2015 um 23:12
TimRiekeSuperMan.
Danke dafür.