Der Eredivisie-Saisonrückblick 2014/15
Eine abschließende Betrachtung der abgelaufenen Saison in den Niederlanden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Meister, PSV Eindhoven. Insgesamt stehen die positiv hervorstechenden Teams und Spieler im Mittelpunkt, doch werden alle 18 Mannschaften behandelt.
Teams, die positiv auf sich aufmerksam machten
PSV Eindhoven
Der Anfang gebührt dem neuen Meister, der Seriensieger Ajax nach deren vier Titeln in Folge ablöste und dabei einen neuen Vereinsrekord mit 29 Siegen und 88 Punkten aufstellte. Die PSV unter Philip Cocu hat damit die Versprechungen des Saisonstarts der vorigen Spielzeit nun mit einem Jahr Verzögerung abschließend einlösen können. Gerade die kaum zu bändigende Offensive um die beiden Liga-Toptorschützen Memphis Depay und Luuk de Jong sorgte für großes Spektakel.
Eine entscheidende Stärke war ihr herausragendes Mittelfeldzentrum im 4-3-3, das sinnbildlich für die generelle Klasse des Teams steht. Am offensivsten agierte Kapitän Wijnaldum – als vielseitiger, dominanter und antreibender Schlüsselspieler, der durch seine stark getimten Nachstöße bei den zahlreichen Flügelaktionen überaus torgefährlich ist, sich in der etwas unkontrollierten Spielanlage sehr gut zurechtfindet und immer mal wieder starke Kombinationen einleitete. Neben ihm gab der balancierende, sich aufopfernde Maher, der Mitspieler befreite, sich für Pärchenbildungen anbot und nach außen rochierte, den zweiten Achter in einer allerdings sehr fluiden und vielseitigen Aufgabenverteilung. Entscheidend ermöglicht wurde dies von Andrés Guardado, einem sehr wertvollen Neuzugang für die PSV. Der eigentliche Flügelallrounder, für Mexiko bei der WM als Achter im 5-3-2 unterwegs, gab dem Mittelfeld zusätzliche Spielstärke und Balance. Er ist sehr schwierig zu greifen, entzieht sich dem gegnerischen Pressing und kann auch in mannschaftlich suboptimalen Szenen Ansätze von gegnerischem Zugriff umschiffen. Manchmal driftete er riskant durch verschiedenste Bereiche, trieb an und rückte bis fast zu den vordersten Kombinationen nach, doch war der Mehrwert dessen größer als das Risiko, das durch seinen direkten eigenen Zugriff und die spezielle Form des Defensivspiels abgesichert wurde.
Ein zweiter entscheidender Punkt war die freie Rolle von Memphis Depay, der sich überall herumtrieb und ständig bis weit nach halbrechts rochierte. Gegen die vielen mannorientierten Teams der Niederlande ist dies – was auch für die erwähnten, raumnutzenden und -erschließenden Kreiselmechanismen im Mittelfeld gilt – besonders effektiv. Der gegnerische Rechtsverteidiger wird im Normalfall nicht ganz so weit verfolgen, weshalb Depay zu gewissen Maßen freikam und dann lokal zwischen den dortigen Mannorientierungen für Unruhe sorgen konnte. So entstanden viele entscheidende Überzahlen im Halbraum, die die PSV dann mit ihrer individuellen Klasse und Durchschlagskraft ausspielen konnte. Dieses Einrücken eines Außenstürmers unterstützte auch generell die zentrale Präsenz und gab dem Team auf diesem Wege die Möglichkeit für einige seiner besten Angriffe. Nach direkten Pässen aus den hinteren Linien, über tiefe Nadelspieler-Ansätze von Guardado oder dem passiv verbindungsgebenden Maher und schließlich durch die Dribblings von Wijnaldum konnte das Team mit Unterstützung eben jenes eingerückten Außenspielers die Kombinationen durch die Mitte nach vorne tragen. Dort wurden ablegende Aktionen von de Jong oder dem anderen Angreifer an der letzten Linie eingebunden, um den Spielzug zu finalisieren. Gelegentlich kam auch eine breitere Spielweise von Depay vor, in denen er an seinem Flügel in Position für Dribblings gebracht werden sollte – unterstützt von situativen hereinkippenden Bewegungen Willems, der in diesem Fall als Raumöffner für verlagernde Zuspiele fungierte.
Für Depays Pendant, den schnellen und dribbelstarken, insgesamt soliden und in seiner klassischen Grundausrichtung kompletten Luciano Narsingh, war eine breitere Flügelrolle der Regelfall. Gelegentlich fiel er etwas tiefer zurück und zeigte einzelne weiterleitende oder raumöffnende Ansätze. In seltenen Fällen wurde er sogar als andribbelnder Ballschlepper eingebunden, der das Leder für Angriffe durch die Mitte – wohin die Achter bereits präsent aufgerückt waren – zuliefern sollte. Ansonsten konzentrierte er sich jedoch klar auf das letzte Drittel: Dort auf rechts wechselnd zwischen einer diagonal in die Spitze ziehenden und einer zur Grundlinie durchbrechenden Rolle für Hereingaben und Flanken.
Durchschlagskraft ist generell ein wichtiges Stichwort im abschließenden Resümee zur PSV-Saison: Die enorme Konstanz in der Punktausbeute mit zwischenzeitlich elf Siegen in Folge erklärt sich durch die Tatsache, dass der Mannschaft immer noch irgendwie ein Tor gelang, wenn nötig. Sie waren unglaublich gefährlich auch bei Standards und Kontern und sich keinesfalls zu schade, als Tabellenführer viel über den Umschaltmoment zu machen oder einfach mal über brutale Flankenaktionen Treffer zu erzwingen. Daher konnten sie sich auch verschwenderische Phasen und viel Ausschuss in den Angriffsaktionen leisten – was wiederum mehr Risiko ermöglichte und dadurch die potentielle Gefahr erfolgreicher Szenen erhöhte. Zahlreiche verschiedene Detailfaktoren trugen zur enormen Effektivität des Teams bei.
Man könnte die Liste noch erweitern um Aspekte wie die sehr harmonisch zur jeweiligen Situation passenden Bewegungsmuster des Mittelfelds oder die starke Dribblingnutzung, die sich so fast durch das gesamte Team zog. Wenn sie aus dem von Depay unterstützten rechten Halbraum zur Grundlinie verlagerten und mit den Offensivleuten präsent in den Strafraum nachrückten, sah ihre Raumbesetzung für die folgenden Abschlüsse mehrmals exzellent aus. Auf links zeigte der eigentlich kombinationsstarke Jetro Willems eine Unmenge an frühzeitigen Halbfeldflanken, für die sich gerade Luuk de Jong oft anbot – wegen dessen guter Bewegungen, des Dynamikgefühls des Linksverteidigers und der eher mannorientierten, außen nicht immer konsequent zuschiebenden und bei langen Raumpässen anfälligen Spielweise einiger Gegner machte das viel aus. Teilweise schien es wirklich skurril, wie einfach die Tore der PSV aussahen.
Was schon das Mittelfeld entscheidend prägte, setzt sich auch in der Abwehrreihe fort und sorgte für eine ruhige, technisch saubere, solide Aufbauarbeit: Die gesamte Viererkette des Teams – im Übrigen auch Keeper Jeroen Zoet – ist aktiv spielstark besetzt und band sich dementsprechend druckvoll und bestimmend in die Aufbauarbeit ein. Während gerade Willems sich mal etwas tiefer in den Halbraum bewegte und lange Diagonalbälle spielte, rückten die beiden Innenverteidiger häufig mit Ball weit ins defensive Mittelfeld auf. Dieses Bewegungsspiel passte gut zu der weiträumigen, herum driftenden Ausrichtung der drei dortigen Akteure, die sich in diese Umformungen eingliedern und verschiedenartige Rochaden dazu zeigten. Wenn die Eindhovener in diesen Aufbauphasen mal stärker unter Druck gerieten, griffen sie eben auch einfach mal zum langen Ball, gaben die Kontrolle auf und setzten darauf, die anschließende Situation des Abprallers durch improvisiertes Anpassen und gruppentaktisches Geschick für sich entscheiden zu können.
Das ist auch im Grunde genommen so etwas wie die Grundlogik ihrer Spielweise, der die unbestrittene Dominanz über das gesamte Spiel und die Kräfteverhältnisse als solche nicht entscheidend sind, sondern der es auf eine Abfolge einzelner Situationen ankommt, die jeweils alle für sich so oft und effektiv wie möglich zu den eigenen Gunsten gelöst und gestaltet werden sollen. Eine besondere, durchgehende, uneingeschränkte Kontrolle brauchten sie nicht, da es darum ging, ihre sehr unabhängigen offensiven Stärken aus unterschiedlichsten Szenen spontan einzubringen. Andererseits spielten sie auch in der Defensive nicht auf durchgehende Stabilität oder wollten für Ballgewinne in bestimmte Bereiche leiten, sondern stattdessen irgendwie so gut wie möglich das Tor verteidigen und – generell auch im Vertrauen, aus den Situationen einfach so, ohne großes vorbereitendes Leiten für besonders hochwertige Ballgewinne – über gute Umschaltpositionierungen kontern.
Insofern zeigte sich diese besondere Gesamt-Attitüde und -Logik der PSV auch in der Defensive. Gegen den Ball agierten sie mit vielen weiträumigen Mannorientierungen, die grundsätzlich die individuelle Überlegenheit der Spieler zu betonen wusste, und gewährten den vorderen über Phasen Akteuren zahlreiche Freiheiten, führten dies alles aber geschickt aus. Manchmal gab es Positionsübernahmen von Luuk de Jong für Depay oder Phasen engen 4-3-3-haften Pressings, das immer mal wieder auch sinnvoll asymmetrisch angelegt war und dann durch den Fokus auf das Verstellen horizontaler Passwege in der ersten Linie – vergleichbar zu einigen Spielen von Guardiolas Bayern – sehr kraftschonend lange Bälle provozierte.
Die hinteren Spieler überzeugten in Sachen Endverteidigung, ließen dem Gegner häufig Platz auf den Flügeln und zogen sich in offeneren Szenen im Restblock sofort sehr weit zurück, aus dem wiederum dann die Innenverteidiger mal weiträumig und individuell covernd herausrückten. Handelte es sich nicht um eine besonders offene oder dynamische Situation und spielte der Gegner etwas gemächlicher nach vorne, gab es zwar durch die Mannorientierungen im Mittelfeld kleinere Halbraumlücken, die aber grundsätzlich durch das Herausrücken der Innenverteidiger und die in diesen Kontexten sehr starke, kraftvolle Rückzugsbewegung des Kollektivs aufzufangen waren. Das gelang allerdings bei weitem nicht immer: Man muss also sagen, dass die Mannschaft gegen den Ball besonders stark keinesfalls war, was sich auch in 32 Gegentoren und pro Spiel fast 13 zugelassenen Schüssen zeigt.
Insgesamt muss man die extrem beeindruckende Punkteausbeute schon ein Stück weit relativieren, denn trotz der teilweise ansehnlichen Spielweise, der spielstarken und taktisch sehr guten Ausrichtung sowie der geschickten Anpassung an gewisse Eigenheiten der Liga war diese Leistungsspitze nur durch ungewöhnliche Effektivität oder das eine oder andere späte erzwungene Siegtor möglich. Am Ende konnten sie durch ihre extreme Offensivgefahr auch in schwierigen Phasen fast alles für sich entscheiden und die Kantersiege scheinen zu verdecken, dass auch eine ganze Reihe an knapperen Partien dabei war. Zweifellos ist die ungefährdete Meisterschaft hochverdient und die PSV konnte sich zu Recht klar von den Verfolgern absetzen, doch trotz zahlreicher Stärken stand das Team auf den Füßen ihres etwas unstetigen eigenwilligen Stils und war nicht ganz so stark, wie es in einer solchen Rekordsaison zahlenmäßig ihren Ausdruck findet.
Heerenveen
In der vergangenen Saison sorgte Dwight Lodeweges durch konsequente Nutzung von langen Bällen in den Halbraum und den Kampf um Abpraller bei Cambuur für Furore – was ihm den Job bei Heerenveen einbrachte. Dort gab es nach einer durchwachsenen Hinrunde eine, wenngleich nicht ganz stetige, Steigerung nach dem Winter und den souveränen Einzug in die europäischen Play-Offs. Nach einem überraschenden Erfolg gegen Feyenoord war erst im „Finale“ gegen Vitesse Schluss – und die Angelegenheit bis zu deren starker zweiter Halbzeit im Rückspiel knapp. Zwar gehört die Spielweise auf zweite Bälle weiterhin zu einem wichtigen Mittel für Heerenveen, ist aber nicht so zentral wie bei Cambuur – Lodeweges setzt nun stärker auch auf das Weitertragen der Aufbauansätze aus dem Ballbesitz. In der Rückrunde hat die Mannschaft dafür ihre systematische Ausrichtung gefunden und überzeugt durch die starke gruppentaktische Qualität und die Ausgewogenheit in ihren Halbraumüberladungen.
Gerade auf links sind sie mit dem kreativen, individualtaktisch interessanten Sam Larsson – erinnert an Toni Kroos als Flügeldribbler – und dem inversen van Anholt sowie darüber hinaus dem ausweichenden, raumgreifend dribbelnden und spielmachenden Angreifer Uth sowie dem inkonstant verbindungsstarken Thern sehr gefährlich und erzielten einige schöne Tore. Der von Ajax geholte Lerin Duarte sorgte zwischendurch für starke Momente, konnte jedoch noch nicht dauerhaft ins Team eingebunden werden. Stattdessen spielt der unterschätzte Routinier Joey van den Berg als zweiter Achter und bringt seine gewohnt kampfstarke, aber auch taktisch kluge und teilweise sogar filigrane Spielweise ein. Kurz vor dem Abgang von Daley Sinkgraven gab es einige enorm offensive Mittelfeldausrichtungen, in denen der mittlerweile bei Ajax spielende Jungstar statt de Roon aufgeboten wurde, die unter anderem zu einem herausragenden Auftritt beim spielstarken 4:1 im Pokal gegen Vitesse führten. Doch zurück zur restlichen Rückrunde: Mit seinen Rochaden nach außen tritt van den Berg nun konstanter und konsequenter als Befreier für die situativ einrückenden Außenstürmer auf. Die dadurch entstehenden Freiheiten nutzte gerade der eigentlich zurückhaltend anpassende Slagveer für den Ausbau seines Dribblingeinsatzes und das Einbringen seiner Läufe zum Tor.
Die beiden Flügel sind auch gegen den Ball Schlüsselfiguren und konzentrieren sich in der Variante des tiefen 4-3-3-Pressings eingeschoben auf den Halbraum. Manchmal rücken sie auch vor, die Achter schieben hinter ihnen nach und sie versuchen die Zirkulationswege in der gegnerischen Abwehrreihe zu kappen. Das führt in diesen höheren Momenten dank einzelner guter, überraschender Nachrückbewegungen auch mitunter zu sehr guten Ballgewinnen, ist aber in der Anschlusskompaktheit überaus riskant. Eine zweite Variante besteht in einem flach gestaffelten 4-4-2(-0) mit tiefen Stürmern, bei der vor allem die Breitenstaffelung im Mittelfeld und die vertikale Flexibilität im Herausrücken überzeugen. Gerade in dieser Variante deutet sich das potentiell starke, aber etwas inkonsequente Abwehrpressing des Teams an.
Problematisch vor allem in der 4-3-3-Variante: Dahinter gibt es zwar ordentliche Lokalkompaktheiten und bewusstes, abgestimmtes Herausrücken, aber auch einige suboptimale Mannorientierungen. Das zeigt sich gerade in der zu sehr auf den Gegner statt den Ball gerichteten Rückzugsbewegung und führt entsprechend einige Male zu schwacher Rückraumbesetzung. Im stark auf das vorschiebende Mittelfeld konzentrierten, in einer Mischung aus mannorientiert und passwegsorientiert ablaufenden Gegenpressing oder bei losen Bällen sind sie in den Vertikalbewegungen etwas inkonsequent. Das bezieht sich insbesondere auf den Anschluss auf die teils etwas zu isoliert agierende Abwehrreihe und bietet dem Gegner etwas zu viel Raum, wodurch die individuell eher schwache Besetzung jener Viererkette dann aufgedeckt wird. Insgesamt ist die spielstarke Offensive daher die größte Stärke in Lodeweges´ immer stärker werdendem Team.
SC Cambuur
Ihre beste Phase hatten sie schon vor dem Winter mit einem sehr überraschenden siebten Platz nach der Hinrunde – das war trotz einer schwächeren zweiten Saisonhälfte letztlich Grund genug, SC Cambuur als eine positive Erscheinung aufzunehmen. Auffällig bei der Mannschaft von Trainer Henk de Jong ist der hohe Ballbesitzanteil – mit über 57 % der drittbeste Ligawert, unter anderem vor Ajax. Das Team versucht sehr dominant aufzutreten und lässt das Leder gerne zirkulieren. Aus ihrer stabilen und kontrollierten Grundhaltung heraus zeigen sie dann lange Bälle und eine simple und flügelfokussierte, aber konsequente Ausrichtung in den vorderen Zonen. Die beiden Flügelstürmer – meist der wendige und dribbelstarke, aber trotz kleinerer balancierter Ansätze etwas wirre und teils ineffektive Furdjel Narsingh sowie der solide, am Flügel vor allem durch seine Ballsicherheit auffallende Rosheuvel – agieren immer wieder sehr breit, um Räume zu öffnen.
Diese werden von den Außenverteidigern und vor allem den mit sehr starken Läufen überzeugenden Achtern jedoch geschickt und vielfältig genutzt, was durchaus flexible Möglichkeiten für die von Cambuur intendierten Grundliniendurchbrüchen ergibt. Dabei bewegen sich die Offensiven dann auch geschickt, um im Straf- oder Rückraum zum Abschluss zu kommen. Insgesamt tun sich hierbei vor allem der sehr komplette, physisch starke und geschickt mannschaftsdienlich ausweichende Stürmer Ogbeche sowie der durch seine gefährlichen Nachstöße auffallende junge Mittelfeldmann Sander van de Streek hervor. Letzterer zeigte in flachen Staffelungen an der letzten Linie auch einige gute Ansätze, solche Szenen ins Zusammenspiel zu überführen und dadurch über Direktschüsse nach Ablagen noch gefährlich zu machen. Häufig werden auch die im Vorjahr unter Lodeweges – dessen Co-Trainer de Jong war – charakteristischen langen Bälle mit Kampf um Abpraller in den Flügelfokus eingebunden und nach außen gespielt, um aufzurücken und dann die typischen Offensivmuster zu starten. Das sehr kompakte und aufmerksame mannschaftliche Nachschieben in solchen Szenen sichert die trotz der offensiven Weiträumigkeit bestehende Ballbesitzstabilität ab.
Wie es in den vergangenen Jahren in der Eredivisie bei vielen Teams typisch war und auch überhaupt im dortigen Fußball häufig vorkommt, gibt es bei Cambuur gegen den Ball zahlreiche enge Mannorientierungen, die vor allem herausrückend interpretiert und immer wieder in ein frühes aggressives Pressing umgemünzt werden, das für den erzeugten Druck auch mal kleine Organisationsschwächen in Kauf nimmt. Im Rückwärtsgang werden die Zuordnungen meistens beibehalten – nur die Außenstürmer sind deutlicher davon ausgenommen und postieren sich auch mal etwas enger. Durch die Konsequenz dieser Mannorientierungen ist die Mannschaft jedoch geschult, sich dabei geschickt zu verhalten. Sie agiert gruppentaktisch sinnvoll abgestimmt, so dass die Zuordnungen nicht unverbunden ausgespielt werden, sondern die Mitspieler sich bewusster auch an Dynamiken und umliegenden Kollegen orientieren. Alles in allem erinnert das alles in de Jongs Team keinesfalls zufällig an Gertjan Verbeek – die beiden Trainer gelten in den Niederlanden als beste Kumpels.
ADO den Haag
Unter Henk Fraser, der die vielversprechenden Ansätze von Vorgänger Maurice Steijn bei ADO den Haag übernommen hatte, schien sich das Team im Laufe dieser Saison zu stabilisieren und dabei auch an Effektivität zuzulegen. Auf den erfolgreichen ersten Teil der Hinrunde mit neuer Konstanz in einer asymmetrischen Sturmreihe, die durch den kraftvoll seitlichen dribbelnden van Duinen geprägt war, folgte jedoch in der Winterphase zum Jahresende eine einschneidende Schwächeperiode. Zur Mitte der Spielzeit befand sich das Team also sehr tief im Abstiegskampf, legte aber nach einigen Transfers in der Pause und einer Überholung des Grundsystems durch ihren Coach eine überzeugende zweite Saisonhälfte hin. Henk Fraser schaffte es vor allem, die Stabilität im Ballbesitzspiel und die Offensivmechanismen weiterzuentwickeln.
Im Mittelfeld gab es eine klare Rollenverteilung aus dem kontrollierenden Sechser Kristensen, einem – je nach Personal auch im Detail in verschiedenen Rollen agierenden – Balanceakteur und Kapitän Alberg, der immer wieder Kombinationen antrieb, für entscheidende, spektakuläre Aktionen sorgte und das Team somit maßgeblich trug. Gerade seine herausragend gewählten Bewegungen, seine Positionsfindung im Strafraum und auch sein einfühlsam unterstützendes Passspiel – wenngleich hier inkonstant – waren sehr wichtig. Nach seinem absteigenden Karriereverlauf hat Alberg gerade rechtzeitig noch die Wende erlebt – aktuell könnte man sogar über die Nationalmannschaft nachdenken. Auf den Flügeln holten ADO im Winter mit Wilson Eduardo und Iakovenko zwei solide, anpassungsfähige und durchschlagseffektive Neuzugänge, die in der 4-3-3-Formation mit Kramer und van Duinen verschiedene, leicht asymmetrische Anordnungen in der Spitze formierten. So war die Mannschaft stets sehr gefährlich und streute dazu einzelne kombinative Szenen ein.
Insgesamt war diese Offensive die etwas wichtigere Waffe für den letztlich ungefährdet erreichten Klassenverbleib, da die Arbeit gegen den Ball zwischendurch zu unbalanciert mannorientiert wurde und einige Lücken anbot. Allerdings muss man in diesem Kontext auch noch anmerken, dass ADO zum Ende hin – etwa in den abschließenden vier bis fünf Partien – wieder in Richtung des Fokus auf den positionsorientierten 4-3-Block zurückging. So stellte sich die Arbeit gegen den Ball über den Verlauf der Rückrunde doch als eher unbeständig dar und war im Guten wie im Schlechten von einer gewissen Inkonstanz durchzogen.
Gleichzeitig kam das in Frasers bisheriger Amtszeit schon mehrmals zwischendurch genutzte 4-3-1-2 einige Male zum Vorschein, um die beiden individuell starken Mittelstürmer beide ins Team bringen zu können. In dieser Formation agierten seine Mannen strategisch etwas abwartender, schöpften eine solche Ausrichtung aber sehr konsequent durch passenden Fokus auf die Defensive aus. Beispielhaft wurde dies in der Begegnung gegen Willem II, als sie aus der Raute ein starkes Abwehrpressing aufzogen, bei dem vor allem die Sicherung der Halbräume – teilweise eher in Form eines engen 4-4-2 – im Mittelpunkt stand. Situativ konnten sie sich durch diese anpassungsfähige Interpretation – prinzipiell nicht unähnlich zur Spielweise von Juve – diese Raute etwas flacher auslegen und Alberg von der Zehn als vielseitig in die Halbräume zurückfallenden Lückenstopfer einbinden.
Utrecht
Es war nicht ganz einfach, den FC Utrecht in dieser Spielzeit immer klar auf einen Nenner zu bringen, was unter anderem an den vielen Personalwechseln – ein neuer Ligarekord von 36 über die Saison eingesetzten Spielern – beim Team von Rob Alflen lag. Grundsätzlich konstant blieb jeweils die angriffslustige Ausrichtung der Mannschaft, die oftmals hohe Offensivpräsenz erzeugte, dabei hinten aber immer mal wieder auch zu offen stand. In der genauen Ausrichtung gab es vor allem zu Beginn oft eine 4-3-3-Formation mit vielen aggressiven Nachstößen und entsprechend 4-2-4-haften Ansätzen, Flügelaktionen über die dribbelstarken und sich situativ geschickt flach bewegenden Techniker Duplan und Peterson und schnellen, pragmatischen, aber ansehnlichen Kombinationen an der letzten Linie. Daneben sind vor allem die sehr konstruktiv besetzen und kombinativ ausgerichteten Rautenformation zu erwähnen.
Fast alle verschiedenen Varianten – daneben gab es noch die eine oder andere weitere – enthielten – wie hier schon angedeutet – viele interessante und wechselnde Rollenverteilungen, gerade im Mittelfeld. Gesetzt waren dabei der junge Yassine Ayoub und Kapitän Willem Janssen als spielstarke, durchaus kombinative und situativ gefährlich nachstoßende Antreiber, die somit auch in der Tiefe und im Aufbau häufig präsent waren. Oft gab es ein Dreier-Mittelfeld und damit einen weiteren Partner, wobei Mark Diemers – als aktiv absichernder Akteur mit seitlichen Ausgleichbewegungen – oder der sich stärker zurückhaltende, im Passspiel noch zuverlässigere und manchmal herauskippende Anouar Kali die häufigsten Varianten waren. Generell zeichnete die verschiedenen Besetzungen in diesem Bereich aber – gerade wenn 4-3-3 gespielt wurde – eine enorme Weiträumigkeit aus.
Gegenüber dem mit sechzig Toren viertbesten Angriffswert – beim abschließenden Tabellenrang 11 – steht allerdings, wie erwähnt, die schwache Quote von 63 Gegentoren. Ein Großteil davon ist entweder durch die mit der aktiven und weiträumigen Spielanlage einhergehenden Schwächen in der Konterabsicherung zu erklären oder durch Phasen von Inkonsequenz und Fahrigkeit im ruhigen Defensivspiel. Eigentlich übertrug sich der sehr stürmische, teils aufgedrehte und rasante Eindruck des Offensivstils gar nicht so sehr auf die Arbeit gegen den Ball – die gewissen Anfälligkeiten waren anderer Natur. Zunächst einmal fiel positiv auf: Das Team agierte formativ anpassungsfähig und verzichtete im Mittelfeldzentrum auf klare mannorientierte Zuordnungen. Über einige Phasen agierten die Sechser jedoch oftmals überraschend tief, so dass gerade hinter den wechselhaft auftretenden Angreifern phasenweise immer mal zu viele Lücken entstanden. Auf solche Szenen folgte meist nur eine individuelle Reaktion oder Umformung, die aber im mannschaftlichen Bezug etwas unkoordiniert ablief.
Gerade in den vertikalen Defensivverbindungen gab es immer mal wieder Nachlässigkeiten. Überhaupt waren die Verschiebebewegungen etwas lasch, so dass sich gute lokale Staffelungen nicht immer auswirkten. Davon wusste Utrecht zwar durchaus einige herzustellen, wenn sie beispielsweise geschickt in flachen, aber kompakten Anordnungen zum Flügel schoben – doch letztlich waren Konsequenz und auch Aktivität ein Problem. Trotz der guten Offensivansätze, die auch Angreifer wie Rubin und Barazite gezeigt hatten, sorgte die Winterverpflichtung von Mittelstürmer Sébastian Haller nochmals für zusätzliche Klasse im Angriff. Als Fixpunkt tat sich der hünenhafte und etwas schlaksig scheinende, aber recht elegante Franzose nicht nur als Goalgetter mit 12 Rückrundentoren hervor, sondern glänzte auch als technisch starker Kombinationspartner, der bei ausweichenden Aktionen sogar unorthodox gestaltende Ansätze zeigte.
Zum Abschluss der Spielzeit praktizierten die Mannen von Alflen eine Mischformation, mit Ramselaar als nach hinten pendelndem Rechtsaußen, was verschiedene 4-3-3-, 4-4-2- oder Rautenanordnungen ergeben konnte. Erneut zeigten sich die Vorzüge dieser Spielweise vor allem im Offensivspiel, um gegen die Mannorientierungen der Konkurrenz um den rechten Halbraum herum Lücken zu schaffen und diese schnell zu attackieren. Die Mannschaft brachte ihre typischen Diagonalläufe auf die Flügel und ihre engagierten, angriffslustigen Anschlussbewegungen ein, um vielfältig, mit gutem Raumgespür und viel aufrückendem Personal durch diese Zonen zu kombinieren. Gegen Vitesse beim abschließenden 3:3 entstanden daraus einige starke Ansätze und Szenen. Im Grunde genommen war diese Begegnung noch einmal die finale Zusammenhang einer spektakulären und torreichen Saison für Utrecht, die letztlich von einem positiven Standpunkt aus betrachtet werden konnte.
Honourable Mentions: Die Pokalfinalisten
Zwei weitere Teams, die normalerweise ebenso als Positiverscheinung zu verzeichnen wären, in dieser Saison schon einmal an anderer Stelle bei Spielverlagerung thematisiert worden sind, standen sich im Pokalfinale gegenüber – der gestürzte Titelträger PEC Zwolle und der neue Champion aus Groningen. Die Mannschaft von Erwin van de Looi wusste ihr Potential über die letzten etwa eineinhalb Jahre mehrmals anzudeuten, schaffte aber nie die ganz große Erfolgsstabilität und Konstanz. Ganz zu Beginn der Rückrunde schien Groningen nach einem durchwachsenen Start dann einen tollen Saisonendspurt erleben zu können. In ihrer flexiblen 4-4-2-0-haften Formation hatten sie einige Spiele mit herausragenden Kombinationen, bei denen Antonia, Chery, de Leeuw und teilweise Rusnák interagierten.
Anschließend schlief dies allerdings wegen kleinerer Balanceprobleme, sich verschlechternder Verbindungen und kleineren personellen Schwächungen ein. Zwischenzeitlich konzentrierten sie sich zu sehr auf die Dribblings und Anschlussaktionen einzelner Spieler wie Mahi oder Rusnák, was das eine oder andere Tor brachte, aber nicht zuverlässig genug war, oder längere und höhere Zuspiele auf den artistischen und robusten de Leeuw. Gerade Antonias Verletzungspause wog zudem schwer. So blieb der Ansturm auf die Play-Offs letztlich stecken, doch immerhin wurde das Pokalfinale erreicht, das in einem eher offenen und simplen Duell letztlich mit 2:0 gewonnen wurde – zum ersten Titel der Vereinsgeschichte. Lange Zeit blieb vieles an der überragenden Form Cherys hängen, der mit seinen individuellen Pässen, Schüssen und Kombinationseinleitungen das Team offensiv am Leben hielt.
Zum Ende hin wachte die spielerische Note dann wiederum auf, die Außen suchten nun häufiger die Halbräume und das Ausweichen der Stürmer wurde besser an unterschiedliche Personalien sowie umliegende Rollenverteilungen eingebunden. Schließlich zeigte sich auch der Aufbau flexibler, was sich beispielsweise in verstärkt herauskippenden Rollen – wenngleich mit wechselnder Effektivität – für Tibbling oder situativ den zurückfallenden Rusnák – vereinzelt bereits zu Rückrundenbeginn – äußerte. Zuletzt beim siegreichen 4:5-Torfestival bei NAC am Abschlussspieltag zeigten sie gegen deren Mannorientierungen immer wieder sehr zielstrebige und passend getimte, kurze Aufrückbewegungen der Innenverteidiger, um die Angriffe druckvoll zu entzünden. Auch die Einbindung vertikaler Direktpässe verbesserte sich, indem die hinteren Reihen solche Szenen weiträumig vorbereiteten und sich Tibbling vermehrt als zu fokussierender Übergangsspieler in den Zwischenlinienraum bewegte, um kleine Kombinationen einzuleiten – herausragend umgesetzt beim Tor zum 2:3.
Eine Konstante in dieser guten, aber doch nicht so stark wie erhofft verlaufenen Rückrunde war die solide Defensive um Kieftenbeld, Tibbling und Innenverteidiger Botteghin. Neben passiven und kompakten 4-4-2-0-haften Strukturen gab es auch höhere Pressingphasen mit mancher Asymmetrie, die – abgesehen von einigen schwächer koordinierten und unter dem eher passiven Gesamtrhythmus leidenden Phasen – durchaus effektiv waren. Der ballnahe Sechser schob meist weit und kompakt mit zum Flügel, das Anschließen des anderen Kollegen machte in der Orientierung zwar etwas Probleme, doch trotzdem war die Defensive des Teams solide. Damit hatten sie immer gute Grundlagen für Konter, bei denen sie nicht zuletzt durch Antonias Schnelligkeit und de Leeuws Ausweichen gefährlich wurden. Insgesamt waren die genauen Bewegungen und Positionierungen in formative Löcher hinein doch meist recht zielführend und effektiv, auch wenn die Gesamtausrichtung mal phasenweise kleine Probleme hatte.
Finalgegner PEC Zwolle verpasste mit der missglückten Titelverteidigung des KNVB-Beker und dem Ausscheiden in den Europa-League-Play-Offs den erneuten Einzug ins internationale Geschäft, konnte ansonsten aber die kontinuierliche Entwicklung unter Ron Jans weiterführen. In der Rückrunde agierten sie in einer etwas kontrollierteren 4-2-3-1-Formation, was vor allem durch die veränderte Besetzung der Doppelsechs zustande kam, zeigten ansonsten aber ihre typische Spielweise. Das Pressing war grundsätzlich effektiv und geschickt angelegt, so dass die kleineren unsauberen Unkompaktheiten ausgeglichen werden konnten, und nach vorne zeigten sie sich mit einigen spielstarken Aktionen und ihrer guten Dynamiknutzung gewohnt gefährlich. Gerade das Zusammenspiel der feinfüßigen Thomas, Drost und Rienstra sorgte für einige ansehnliche, flotte Kombinationen, in die sich situativ auch der jeweilige Mittelstürmer oder der diagonale Rechtsverteidiger-Kapitän Bram van Polen einschalteten.
Von diesen Spielern dürfte Rienstra als die Entdeckung der Saison bei den Blauen gelten. Lange galt er vor allem als solider Roleplayer, kam bei Heracles meist als Innen- oder Halbverteidiger zum Einsatz und konnte sich in dieser Saison – doch ein wenig zur allgemeinen Überraschung – bei PEC zum wichtigsten Sechser des Teams erheben. Er ist keinesfalls der auffälligste Akteur, sondern vor allem damit beschäftigt, seine Mannschaft durch gutes Raumgespür, unaufgeregte Ballverteilung und als Lückenstopfer zu unterstützen. Der wenig dynamisch wirkende Rienstra war zwar oft am Ball, agierte aber eher balancierend. Zwischendurch zeigte er in dieser Saison aber immer mal wieder herausragende Szenen ins letzte Drittel hinein: Wenn es dazu kam, wurde er kurz bestimmend, ging meist aus einer etwas ungerichteten Spieldynamik sehr plötzlich in eine attackierende Haltung über und startete mit zwei bis drei Kollegen eine herausragende Kombination.
In diesen Fällen war er auch überaus erfolgsstabil – und dürfte so bei den besten PEC-Toren der Saison quasi immer beteiligt gewesen sein. Daneben etablierte sich sein Mittelfeldkollege Jesper Drost als der wohl entscheidendste Mann im Angriffspiel des Teams von Ron Jans. Über die letzten Jahre bereits in diversen Rollen und Umgebungen eingesetzt, verfestigte sich für Drost im Saisonverlauf die Zehnerposition des 4-2-3-1 als Stammplatz. Mit seiner üblichen Vielseitigkeit und angenehmen Anpassungsfähigkeit agierte er dort ausweichend und rochierte aktiv, teils antreibend, über das Feld. Insbesondere seine etwas unorthodoxen Dribblings, seine feinfüßigen Bewegungen und sein gutes Gespür für effektive Kombinationen zeichneten ihn wieder mal aus – und so band auch er sich in viele schöne Angriffe des Teams ein. Man kann also festhalten: Schon in der letzten Saison gehörte PEC – ob in der furiosen Hinrunde oder mit erzwungen verändertem Personal im weiteren Saisonverlauf – zu den ansehnlichsten Teams – und das haben sie diesmal wiederholt.
Die übrigen Topteams
Ajax hat diesmal eine seltsame Spielzeit hinter sich, die von vielen schwächeren, dabei oft etwas konturlosen Phasen geprägt war und insgesamt doch recht enttäuscht verlief. Trotz zahlreicher interessanter Ansätze und Versuche gelang es letztlich kaum einmal, durchgehende Zugriffsstabilität in einer konstanten Spielanlage herzustellen. Ebenfalls ernüchternd war die abschließende Bewertung bei Fred Ruttens Feyenoord, das mit enorm beeindruckender Dominanz stark in die Saison startete, dem mit zunehmender Dauer aber seine zu flankenlastige, auf Druck ausgelegte Simpelheit im letzten Drittel zum Verhängnis wurde. Als letztlich auch die Sauberkeit in den Aufbaumechanismen und die Pressingkonsequenz etwas nachließen, verpassten sie das direkte Europa-Ticket und Rutten musste sogar vorzeitig gehen – doch auch Nachfolger van Bronckhorst konnte in den folgenden Play-Offs das Aus gegen Heerenveen nicht verhindern.
Am letzten Spieltag waren sie vom direkten Europa-League-Rang drei verdrängt worden – durch AZ, das in der Rückrunde statt der Raute mit einer 4-3-3-haften Formation zu seinem Glück zurück gefunden hat und sich letztlich in einem spannenden Finish um Rang drei noch knapp an Feyenoord vorbeischieben konnte. Das Team von John van den Brom überzeugte mit seiner – abgesehen von kleineren Balanceproblemen bei den verschiedenen Herauskippbewegungen – stabilen Aufbauarbeit und kreierte letztlich ein effektives, durchschlagendes und von seiner Grundabstimmung getragenes sowie durch die gute Nutzung individueller Klasse unterstütztes Offensivsystem.
Der Mittelstürmer wich immer wieder aus, Henriksen fand als offensivster Mittelfeldmann durch die Nutzung seiner herausragenden rationalen Nachstöße zum endgültigen Durchbruch in der Eredivisie und die Außenstürmer waren nicht nur einleitende, dribbelnde Strippenzieher für klare Abläufe, sondern rückten immer mehr und immer freier ein. So bereicherte Berghuis am Ende mit vereinzelten inkonstanten Aktionen den Aufbau, während Dabney dos Santos seine balancierende, etwas zurückhaltende Rolle weiträumiger auslegte. Oft bewegte er sich zusätzlich halbrechts und band sich dort in kleinere strukturell saubere Überladungsansätze ein. Letztlich konnte AZ auch den verletzungsbedingten Ausfall von Sechser Ortíz durch eine vielseitige Mittelfeldausrichtung verkraften, indem sich meist der zurückhaltende, gelernte Zehner Haye und der immer wieder vereinzelt sehr klug in – teils hohe – Flügelräume ausweichende Gudelj den tiefsten Posten aufteilten. Dies war ein weiteres Beispiel für die immer bewusster werdenden mannschaftlichen Bewegungen im Raum, deren hohe Qualität das Team am Saisonende so erfolgreich machte.
Gegen den Ball wurde die Formation oft als ein 4-4-2 interpretiert, bei dem die Außen eine gute Balance in ihren tiefen Positionierungen fanden, die ihnen Henriksen durch sein weites seitliches Nachschieben ermöglichte – gerade der jeweils ballferne Akteur unterstützte den Halbraum passend. Dahinter sicherten die Sechser solide ihren Raum, während Mannorientierungen vor allem bei den Innenverteidigern in teilweise extremem – zuletzt weniger – Maße zu finden waren, was durch die Spielertypen und die Einbindungen aber durchaus ordentlich ablief. Aufgrund der teils wechselhaften Konsequenz beim Zurückschieben der Offensivleute nach hinten während des gegnerischen Aufrückens, was den Rückraum schwächte, und aufgrund von Phasen, in denen die Flügelstürmer doch zu tief standen und die Defensivverbindungen zur vordersten Reihe entsprechend zu weiträumig wurden, kam es zwischendurch zu einigen Partien, in denen gleich sehr viele Gegentore kassiert wurden. War es mal mehr als ein Gegentor, wurden es oft gleich vier oder fünf – in vier Rückrundenpartien – statt zwei oder drei – dreimal. Letztlich konnten die gelegentlichen Defensivprobleme aber von der starken Offensive mit 37 Rückrundentreffern aufgefangen werden.
Zu Vitesse, die in diesem Duell um den dritten Rang bis zum Schluss ebenfalls mitredeten und als eines der taktisch besten Teams der Liga die punktemäßig zweitstärkste Rückrunde nach PSV hinlegten, soll in der Sommerpause noch ein eigenes Teamporträt erscheinen.
Absteiger und Aufsteiger
Die beiden in den Relegations-Playoffs geschickten und letztlich dort auch abgestiegenen Go Ahead Eagles und NAC Breda zeigten weitgehend enttäuschende Spielzeiten, wenngleich Letztere nach der Übernahme durch Trainer Robert Maaskant eine gewisse Steigerung gerade im Offensivbereich vollziehen konnten. Sie wurden in ihrer genauen Struktur deutlich klarer, agierten häufig in einer 4-2-1-3-haften Grundordnung mit tiefem Zehner, dessen Rolle sie dabei ebenso effektiv ausnutzten wie die der dribbelnden Außenstürmer, gerade des gefährlichen und durchbruchsstarken Tighadouini auf links. Unterstützt wurde dies durch die Tatsache, dass die verschiedenen Wintertransfers neue Qualität und ein für einen Abstiegskandidaten doch sehr vernünftiges individuelles Niveau – dabei auch eine gute Grundabstimmung zwischen den verschiedenen Typen – ins Team einbrachten. Trotz der Verbesserungen im Spiel nach vorne war NAC in der Defensive aber zu unkompakt in der Vertikalen. Die großen Löcher, die daher teilweise innerhalb des Mittelfeld aufgingen und manchmal von den Flügelmannorientierungen verstärkt wurden, ließen sich auch durch die Ansätze eines flachen oder fluiden, allerdings zu inaktiven Dreiermittelfelds nicht kompensieren, was einige äußerst torreiche Partien mit NAC-Beteiligung begründete und letztlich einen besseren Abschluss als Rang 16 verhinderte. Einen Platz darunter konnten die Eagles nach schwerwiegenden Abgängen die lobenswerte Spielweise der Vorsaison kaum noch auf den Platz bringen, wurden inkonsequenter und litten im zunehmend normaler werdenden System unter der geringeren individuellen Klasse. Zwischendurch gab es einige gute Defensivstaffelungen, doch gerade die offensive Harmlosigkeit im oft von langen Bällen geprägten Spiel verbesserte sich auch nach der Entlassung von Foeke Booy nicht entscheidend.
Komplettiert wurde das Trio auf den drei hintersten Plätzen der Liga von Direktabsteiger FC Dordrecht, der ebenfalls zu Recht diese Position bekleiden musste, wie im Winterspecial zu den Aufsteigern zu lesen war. Unter Ernie Brandts´ Nachfolger Jan Everse und dem zwischenzeitlichen Interimscoach Gérard de Nooijer waren sie jedoch doch ein Stück verbessert und steigerten die Punktausbeute von sieben Hinrunden- auf dreizehn Rückrundenzähler – trotzdem alles noch lange nicht gut genug. Unter Everse spielten sie meist verschiedene 4-3-3-artige Systeme mit leichten Asymmetrien und ständig unterschiedlichen Besetzungen, was zu interessanten Rollenzuteilungen führte. Daraus schöpften sie ihre bisweilen größten Stärken, was dem wechselhaften Team dann einige spielerisch ansehnliche Spiele oder Momente brachte. Beispielhaft kann das abschließende Match zu Hause gegen Ajax dienen, bei dem noch einmal mit einem Sieg die Saison versöhnlich beendet wurde. Die in dieser Partie sehr konsequenten Mannorientierungen der Amsterdamer bespielte Dordrecht mit vielen gegenläufigen Bewegungen zueinander, die sie auch gut timten, sehr passend. So fiel der eigentliche Allround-Mittelfeld-Gestalter van Overeem als nomineller Mittelstürmer immer wieder weit zurück, öffnete Räume und verteilte noch Bälle aus schwierigen Lagen, während die Achter vielseitig vorrückten und die Außenstürmer seitlich für Bewegung und Unruhe sorgten. Hinzu kamen die Dribblings von van Overeem und dem dahinter agierenden Ricky van Haaren, die ebenfalls sinnvoll eingebunden wurden und damit die Defizite der gegnerischen Mannorientierungen vor große Schwierigkeiten stellten.
Für die anderen beiden Liganeulinge Willem II unter Trainer Jurgen Streppel und Excelsior unter Marinus Dijkhuizen, die einen guten bis sehr guten Eindruck hinterließen und für einige interessante Aspekte sorgten, sei auf den bereits erwähnten Sonderartikel vom Januar verwiesen. Größere Änderungen gab es bei diesen beiden Teams, insbesondere bei Willem II, die nur das Personal im Mittelfeldzentrum stärker durch rotierten, nicht. Excelsior, die formativ noch weitere Varianten zeigten und gegen den Ball verstärkt 4-4-2-haft auftraten, verschlechterte sich in den leicht simpler werdenden Offensivmechanismen ein wenig, weshalb sie in einer zwischenzeitlichen Phase lange ohne Sieg blieben und nicht ganz von der Stelle kamen, brachte aber die Momente starker Defensivstaffellungen häufiger auf den Rasen.
Zwei Teams aus dem Osten und der Zweitligachampion
Damit bleiben noch Twente und Heracles, zwei Klubs aus dem Osten der Niederlande, die in unterschiedlichen Phasen schwere Krisen überwinden mussten und letztlich in einem Fall eher wohlwollend, im anderen negativ auf die Saison zurückschauen. Für Twente, die trotz prominenter Abgänge durchaus Europapokal-Ambitionen hegten, gilt das Letztere. Bis zum Herbst konnten sie diese Tendenzen mit gutem Ballbesitzspiel, offensivstarker und technisch guter Mittelfeldbesetzung sowie einigen starken Kombinationsphasen insbesondere über den zwischenzeitlich herausragenden Castaignos auch noch halten. Danach begann jedoch ein langsamer und sehr komplexer Verfall, der darin teilweise der Dortmunder Problemsituation ähnelte und sich durch diverse Faktoren, seltsame Entscheidungen, etwas Pech in falschen Momenten – z.B. einige späte Gegentore – auch etwas unglücklich hochschaukelte.
Die Sieglosserie von sechs Partien bzw. die Serie von einem Erfolg in elf Spielen war zum einen durch inkonsequentere Offensivausrichtungen, den temporären Vertrauensverlust in vorige Stammspieler wie Ebecilio und die schwächer werdende Defensive geprägt, die mit der Zeit immer lascher und mannorientierter wurde. Doch es gab auch zahlreiche Verletzte, auf die das Trainerteam in den Anpassungen vor allem unglücklich reagierte, sowie ständige Diskussionen mit Fans und Vorstand, was auch mit den zwei Punktabzügen zu tun hatte. Vor allem die somit völlig zerfahrene Rückrunde machte die Hoffnung auf die Play-Offs schon im Frühjahr zunichte und sorgte für so etwas wie ein verlorenes Jahr. Immerhin scheint man mit Alfred Schreuder, der zwar in 2015 einige Fehler beging, zuvor aber gute Ausrichtungen, Ideen und taktische Sauberkeit ins Team einbrachte, mal kontinuierlich weiterarbeiten zu wollen.
Zwei neue Positiverscheinungen bei den „Tukkers“ waren die jungen Jesús Manuel Corona aus Mexiko und Renato Tapia aus Peru. Letzterer kam in der Rückrunde einige Male im Mittelfeld zum Einsatz und überzeugte durch seine technischen Raffinessen, die Plötzlichkeit einzelner kombinativer Aktionen, eine durchaus zuarbeitende, etwas träge Grundnatur und seine Torgefahr, wenngleich noch viel Inkonstanz und einige seltsame Aktionen durch nachlässige Unaufmerksamkeit dabei waren. Corona ist ein vielseitiger, quirliger, technisch starker, diese Technik auch geschickt einsetzender und bewegungsintelligenter Offensivallrounder. In seinen Aktionen zeigt er eine vielseitige, dynamische, detailpräzise Ballführung und einige gute individualtaktische Moves, wie beispielsweise sein typisches Antäuschen einer Bewegung mit dem anderen Bein. Durch seine kombinative Ausrichtung und den effektiven, zielstrebigen Zug in der Ausführung von gruppentaktischen oder spontanen Abläufen erzielt Corona viel Wirksamkeit im Zusammenspiel. Manchmal ist er in diesem Drive jedoch wirr, überdreht, ungenau – wie auch generell etwas wechselhaft, in seinen Entscheidungen bisweilen seltsam ausbrechend aus seinen eigentlich sehr sauberen und gerichteten Haltungen und manchmal in zu klare Muster abdriftend.
Dagegen lag bei Heracles die Krise direkt zu Saisonbeginn, als sie mit einer Reihe an Niederlagen starteten und zum ersten Trainerwechsel der Eredivisie-Spielzeit überhaupt griffen – zum Zeitpunkt der Entlassung Jan de Joonges war sogar noch August. Unter dessen Anfang September installiertem Nachfolger John Stegeman gelang es dem Team, ab dem ersten Sieg zu Beginn des Folgemonats recht konstant zu punkten und erst einmal den Rückstand auf den Rest der Liga aufzuholen. Am 27. Spieltag verließen sie schließlich den höheren Relegationspatz und legten schließlich etwas Abstand zwischen sich und den Abstiegskampf. Wichtigstes Kennzeichen des Teams war die mutige Ausrichtung, wenngleich etwas grobschlächtige der 4-3-3-Formation, in der das Mittelfeld immer wieder von zahlreichen vorstoßenden Akteuren – später sogar vom eigentlichen Mittelstürmer Avdic – besetzt war.
Diese trugen den Aufbau sehr schnell und weiträumig nach vorne, wo Heracles viel Offensivpräsenz herstellte, die sie über Flanken auf die kraftvollen Stürmer, kombinative Einleitungen von Darri oder die Aktionen des in einer Freirolle sehr effektiven Bryan Linssen ausspielen konnten. Nach aufrückenden Verteidigerbewegungen folgten schnelle Dreiecksbildungen am Flügel, oft aber auch längere Bälle oder Direktpässe an die letzte Linie, wo der wenig mobil scheinende Weghourst einige Male gut ablegte und die Kollegen geschickt improvisierten. Manchmal – das muss man auch herausstellen – suchte das Team zu sehr die Offensivpräsenz oder war über nach außen gehenden Achter etwas zu hölzern flügellastig, doch zumindest stets grundlegend konstruktiv und gruppentaktisch aktiv.
Das brachte also immer mal wieder ansehnliche Angriffe. Zusammen mit der mutigen und druckvoll-raumgreifenden Ausrichtung – einmal spielte man sogar ein sehr angriffslustiges und zumindest offensiv wirksames 3-4-3 – reichte das am Schluss problemlos für den Klassenverbleib aus. Auch die gelegentlichen defensiven Stabilitätsprobleme – zum Beispiel durch die potentiell starke, aber fahrige Endverteidigung, vor allem aber zu simple Mannorientierungen, wobei diese in manchen Phasen auch sehr kohärent ausgeführt und generell von Ansätzen enger 4-3-3-Grundstellungen und der vielseitig-kraftvollen Rückzugsbewegung aufgefangen wurden – fielen daher letztlich nicht allzu negativ ins Gewicht.
Zum Abschluss ist noch ein Blick auf den direkten Aufsteiger aus der Jupiler League angebracht, der dort überaus souverän die Zweitligameisterschaft einfahren und damit auch positiv auf sich aufmerksam machen konnte: NEC aus Nijmegen. Nach dem enttäuschenden Abstieg im Frühjahr 2014 kehrte das Team mit einer furiosen Rekordsaison direkt in die Eredivisie zurück. Die Mannschaft von Ruud Brood machte als Offensivmaschinerie von sich reden, die letztlich 101 Punkte und 100 Tore sammelte und zwischenzeitlich 17 Spiele am Stück gewann. Taktisch spiegelte sich diese Leistung in einer oftmals 4-2-4-haften und sehr aufrückenden Interpretation ihrer Grundformation wieder und fußte insbesondere auf einer sehr starken Raumaufteilung, die zu den beeindruckendsten Stärken der Ostniederländer zählt.
Schon zu Beginn der vergangenen Saison machte Brood beim späteren Mitabsteiger Roda durch eine starke Ballbesitzspielweise mit viel Geduld, geschicktem Freispielen und anschließenden geschmeidigen Rechtsüberladungen samt Hereingaben auf sich aufmerksam – wenngleich sein Team auch einige Schwächen zeigte – und sorgte nun auch bei NEC für eine stabile und druckvolle Aufbauarbeit. Die dabei prägende Weiträumigkeit durch lange Ballzirkulation entwickelte sich im Offensivdrittel zu einer angriffslustigen Vertikalität beim abschließenden Durchspielen. Gerade über die Außenverteidiger – von denen der rechte meistens kraftvoller und etwas offensiver ausgerichtet war, während der linke auch schon mal für kurzzeitige asymmetrische Dreierkettenbildungen sorgte – und die teilweise sehr hoch wie breit agierenden Flügelstürmer sowie lange Diagonalbälle wurde das Spiel nach vorne getragen.
Dass das alles und auch die bisweilen 4-2-4-, 3-3-4- oder 3-2-5-haften Offensivstrukturen mit vielen Spielern in vorderster Front funktionierte und zu solch einem guten Ergebnis führte, hatte mehrere Gründe. Entscheidend war einerseits, wie aus dem Flügelfokus sinnvoll weitergespielt wurde: Nur selten waren es standardmäßige, vorgeplante Flügeldurchbrüche mit Flanken und Pärchenbildungen und auch die Fokussierung individueller Dribblings war nicht das alleinige Mittel. In vielen Szenen wurden die breite Ausrichtung und die Präsenz in vorderster Linie zur Öffnung der Halbräume benutzt, die NEC dann vielseitig und plötzlich gut besetzen konnte. Bei über rechts laufenden Angriffen rückte beispielsweise Foor dynamisch aus der Tiefe in offene Freiräume nach, während die zentralen Angriffskollegen sich entsprechend dazu zu positionieren versuchten. Die taktisch duale Natur von Foor kam so sehr gut zum Tragen und führte zu einigen frenetischen Angriffen.
Die langen Diagonalbälle nutzten die Stärke in den Aufbaustrukturen und bedienten die Breite, überspielten das nicht immer ganz kompakt besetzte Mittelfeld und nutzten mit schnellen Weiterspielen und guten Raumläufen aus, dass viele Gegner nicht schnell genug hinterher schieben konnten. Zum zweiten zeichnete sich das Team eben durch eine gute Raumaufteilung aus, die auch in hohen, flachen Stellungen den Umständen nach vorhanden war und die größere Desbalancen verhinderte. So gab es beispielsweise selten zwei seitliche Breitengeber gleichzeitig, die Verteilung war trotz der Weiträumigkeit durchaus ausgewogen wie verbunden und die Halbräume wurden meist oft genug besetzt. Von links driftete Limbombe im zweiten Drittel immer mal vielseitig durch zentrale Bereiche, während Cristian Santos sich nach außen absetzte oder in die Schnittstellen ging und der Linksverteidiger dann etwas mehr vorschob. Wenn diese Abläufe mit Dynamik in die Gänge kamen, entstand ein weitflächiges und gefährliches Angriffssystem.
Schließlich kamen auch noch Aspekte wie Abstimmung, Offensivdruck, individuelle Klasse oder die teilweise eher passiv wegleitenden gegnerischen Defensivausrichtungen, teilweise in Rauten, die Aufrücken ermöglichten, hinzu. Von daher ist noch abzuwarten, wie effektiv der Stil von NEC in der Eredivisie sein kann. Letztlich wirkte das Team als zweitklassiges Gegenstück zur PSV – wie man die eigene Klasse, Weiträumigkeit und die Eigenheiten der anderen Teams sehr effektiv ausnutzte. Zudem bestanden Ähnlichkeiten zu vorigen Brood-Mannschaften: Das starke Ballbesitzspiel als entscheidendster Faktor, während die Konsequenz, und in diesem Fall die Raumaufteilung sowie die individuelle Überlegenheit, für die diesmal spektakuläre Wirksamkeit des klaren, konzeptionell unterlegten Flügelfokus sorgten.
Gegenüber diesem Offensivfeuerwerk stand das Defensivspiel ein Stück weit zurück, das sich meistens als gut, aber nicht als herausragend präsentierte. Die Grundformation gegen den Ball stellte sich wechselnd in 4-1-4-1-hafteren oder den häufigeren 4-2-3-1-Mustern mit Foor neben dem Sechser dar. Diese beiden Akteure schoben – während die Abwehrreihe sehr stark auf die Einhaltung enger horizontaler Abstände achtete und daher fast immer klar die mittige Linie hielt – weit mit auf die Flügel heraus, wenn der Gegner über außen attackierte. Manchmal wurden sie von den Außenstürmern engagiert unterstützt, indem diese sich geschickt zwischen den beiden Sechsern einbrachten und versetzte 4-3-Blöcke bildeten, doch daneben gab es ebenso gänzlich andere Phasen, in denen teilweise gar beide Flügel hoch blieben und vorne zockten, wofür dann Cristian Santos und Mittelstürmer Ars tiefer zurückgezogen wurden.
Abschließendes Saisonfazit
Insgesamt war es eine doch sehr erfreuliche Spielzeit in der Eredivisie, die zahlreiche mutige Mannschaften sah. Viele dieser Teams zeigten regelmäßig spielerisch ansehnliche Momente, gute Angriffsstrukturen und gruppentaktische Qualität – gerade in der Rückrunde taten sich die diesbezüglich wichtigsten Vertreter noch einmal besonders hervor. Daneben versuchten sich fast sämtliche Klubs an verschiedenen Variationen im hohen asymmetrischen Pressing und zeigten eine große Bandbreite an Rollenverteilungen und spielstarker Konstruktivität in den Besetzungen – dass es in den Europa-League-Play-Offs, wie noch 2011 oder 2012, auf der Sechs spielende Innenverteidiger in defensiver Ausrichtung gibt, ist kaum mehr denkbar. Zudem gab es nur wenige klare Underperformer – für Ajax, Feyenoord oder Twente galt das eigentlich nur über Phasen. Zwei der drei Aufsteiger fügten sich sehr gut in die Liga ein und selbst Abstiegskandidaten oder Teams in Krisenphasen setzten in solchen Momenten – siehe beispielsweise Heracles – eher auf die Strategie, das Ruder mit mehr Offensive und teilweise sogar Risiko herumreißen zu wollen.
5 Kommentare Alle anzeigen
TR 10. Juni 2015 um 23:19
Hallo, ich antworte hier mal mit einem Kommentar auf die bisherigen Äußerungen.
@woody: Hmm, müssen wir mal sehen, Team des Jahres war in der Überlegung, aber wird es wohl eher nicht geben. Einen kleinen Trendartikel kann ich mir vorstellen, aber dass so etwas bereits in Planung wäre, kann ich nicht sagen. Mal sehen.
@Todti: Hmm, das ist gar nicht so einfach, denn potentiell könnte ich mir eigentlich ziemlich viele Spieler aus der Liga in Bundesligamannschaften vorstellen, zwar nicht immer die absoluten Topteams, aber so Vereine aus dem mittleren Ligabereich wären doch interessant für viele von den im Artikel genannten Akteuren. Würde mich da jetzt gar nicht so sehr eingrenzen. Aber Uth für Hoffenheim wäre keineswegs uninteressant, zum Beispiel.
@NoluckNojoy: Zu möglichen Transfers habe ich jetzt kürzlich nichts Neues gehört, aber da werden sicherlich einige Vereine interessiert sein. Die Auszeichnung ist sicherlich durchaus berechtigt und er hat ja beispielsweise 2013/14 auch schon seine Qualitäten in der ersten Liga gezeigt. Ob es für die absolute internationale Klasse reicht, darf natürlich eher bezweifelt werden, aber mit seiner Vielseitigkeit und guten Läufen ist er für die Eredivisie oder andere europäische Ligen schon ein guter Spieler.
Stepi 10. Juni 2015 um 15:23
Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich habe in den letzten drei Jahren die Eredivisie auch ein bisschen verfolgt und kam für mich zu dem Schluss, dass die Liga in den letzten Jahren an Niveau eingebüßt hat.
Die Spiele sind zwar gut anzusehen, aber die Pressingbewegungen sind einfach zu passiv. Es wird wenig und sehr spät zugegriffen. Mein Eindruck war, dass das in Zeiten von Strootman und Blind noch deutlich besser funktioniert hat. Ich kann mich an viele Momente erinnern, in denen Außenstürmer mit dem Ball am Fuß in Strafraumnähe standen (!) weil so wenig Druck erzeugt wurde.
Der Ruf der Liga ist mE jedenfalls besser als das Spiel. Das führt jedenfalls dazu, dass Spieler die aus der Eredivisie ins Ausland wechseln, die Erwartung nur selten erfüllen können oder mit großen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Beispiele wären die Spieler Klich, Kostic und Piazon. Alle haben in der Saison 13/14 noch zweistellig Scorerpunkte in der Erendivisie eingefahren, konnten aber in der Bundesliga nicht an Ihre Erfolge anknüpfen. Auch der in der letzten Saison in der BuLi gehandelte Finnbogason konnte die Erwartungen in Spanien nicht erfüllen. Wenn man den aktuellen Gerüchten glauben schenken darf, wonach verschiedene Bundesligisten an Uth interessiert sein sollen, dann bezweifle ich jetzt schon das er die Hoffnungen so schnell erfüllen kann.
woody10 8. Juni 2015 um 10:10
habe den Artikel erst jetzt durchgelesen und kann mich für die Einordnungen und generell die umfangreiche Darstellung der Punkte nur bedanken!
obwohl mich natürlich einige Sachen noch tiefer interessieren würden, frag ich diesbezüglich mal nicht nach, da dies wohl den Rahmen sprengen würde
ich hätte nun ganz eine andere Frage an das gesamte SV-Team: wird es einen Artikel zu taktischen Trends dieser Saison oder zu Spielereien wie „Team des Jahres“, Spielzug des Jahres oder ähnlichen Dingen geben?
Todti 6. Juni 2015 um 23:48
Erstmal ein dickes Dankeschön für den Artikel! Sehr schöne Übersicht, das gibt Stoff für mehrere Tage, vor allem auch durch die vielen Links.
Was mich noch interessiert, kannst du Spieler hervorheben, die deiner Meinung nach gut in einzelne Bundesligamannschaften (oder auch international, wenn dir da jemand in den Sinn kommt) passen würden? Ich finde es immer schwer, vor allem bei Spielern aus der Eredivisie, die individuellen Einschätzungen im gesamtfußballerischen (oder europäischen) Kontext zu sehen.
Z. B. dachte ich mir bei Heerenveen, dass „ausweichenden, raumgreifend dribbelnden und spielmachenden Angreifer Uth“ ganz gut klingt (vielleicht für den BVB, da im Sturm ja keine klaren Verhältnisse herschen) und lese dann, dass er wohl zu Hoffenheim wechselt.
In dem SInne, kannst du Spieler empfehlen, auf die man in naher Zukunft ein Auge haben sollte?
NoluckNojoy 4. Juni 2015 um 15:56
Der Iraner Alireza Jahanbakhsh (NEC) wurde zum besten Spieler der 2. Liga gewählt. Weiss jemand, ob er wirklich so gut ist bzw ob er dann auch den Verein wechselt?