Der Aufstand geht weiter
24. Mai 2014, Lissabon. 118 Minuten einer intensiven Partie in der schwül-warmen portugiesischen Hauptstadt sind bereits gespielt, da trifft Marcelo, der lockenköpfige Linksverteidiger, zum 3:1, mitten ins Herz der Colchoneros, in die Brust der Menschen aus dem Süden Madrids. Ihr Verein, ihre Mannschaft vom Manzanares-Ufer hat verloren. Für sie ist es die Niederlage gegen die weißen Bonzen. Diego Simeone, die argentinische Führungsfigur, das Energiebündel aus Buenos Aires, dreht den Kopf nach links und geht starken Schrittes in Richtung der eigenen Anhänger. Die Reise der Rojiblancos ist zu Ende. „Cholo“ Simeone applaudiert.
Nach der Saison werden wichtige Schlüsselspieler den Verein verlassen, das steht zu diesem Zeitpunkt schon fest. Diego Costa, das Kraftpaket eines Angreifers, wird genauso wie der spielintelligente Außenverteidiger Filipe Luís zum Chelsea FC nach London gehen. Auch Torhüter Thibaut Courtois kehrt zu seinem Stammverein an die Stamford Bridge zurück. Es ist eine kleine Rache von José Mourinho, der im Halbfinale der Königsklasse eine schmerzhafte Niederlage gegen die aufmüpfigen Madrilenen kassierte.
Neuaufbau, wie so oft, wie bereits nach Torres, wie nach Kun, wie nach Falcao. Das Derbi madrileño auf der größten Bühne Europas ging verloren, doch die heimische Meisterschaft wurde gewonnen. Simeone führte Atlético Madrid wieder dorthin, wo sie zuletzt vor fast zwei Jahrzehnten waren – an die Spitze des spanischen Fußballs.
Die Neuen
29. Juli 2014, Madrid. In den Räumen von Atlético besteht ein 23-jähriger Franzose die medizinischen Tests und unterschreibt einen Sechsjahresvertrag. Hinter Antoine Griezmann, der zuvor zehn Jahre bei Real Sociedad San Sebastián spielte, waren einige europäische Spitzenklubs her. Der aus Burgund stammende variable Angreifer ist nicht die erste Offensivverpflichtung in diesem Sommer und wird auch nicht die letzte bleiben. Mario Mandžukićs Wechsel stand bereits zwei Wochen vorher fest. Später stoßen noch Alessio Cerci und der Mexikaner Raúl Jiménez zum Offensiv-Korps. Denn besonders in diesem Mannschaftsteil hatten die Rojiblancos zuvor einen großen Aderlass zu verzeichnen. Nicht nur ging Herzstück Diego Costa. Unterstützungsstürmer Adrián López verließ den Verein in Richtung Porto, nachdem er im dritten Jahr im Vicente Calderón seinen Stammplatz verloren hatte. Routinier David Villa möchte derweil seine Karriere in den USA, respektive in der A-League von Australien ausklingen lassen.
Costa war das entscheidende Puzzlestück im auf den ersten Blick chaotisch wirkenden Umschaltspiel der Madrilenen. Meist wich der 1,88 Meter große Angreifer in den linken Halbraum aus, schob sich zwischen Innen- und Außenverteidigung oder leicht vor die beiden Defensivakteure, nahm den Ball seitlich an und schirmte das Spielgerät zum Teil über zwanzig Meter ab. Seine ballschleppende Funktion ermöglichte das Nachrücken seiner Hintermänner, wenn Atlético aus dem tiefen Mittelfeldpressing heraus die Bälle gewann und weite Wege nach vorn gehen musste. Zugleich brachte Costa mit seinem abschirmenden Spiel die Gegenspieler manches Mal fast zur Weißglut, was dann durch so manch provokante Aktion noch verstärkt wurde. Doch der spanische Nationalspieler war nicht nur ein verzögernder Zielspieler, sondern auch durchschlagskräftiger Angreifer, der seine Abschlussstärke in dieser Saison bei Chelsea, dem Friedhof so mancher hochkarätiger Offensivkraft, eindrucksvoll unter Beweis stellt. Doch langes Nachtrauern war keine Option für Atlético, sodass man mit dem Kroaten Mandžukić auf den ersten Blick eine Eins-zu-Eins-Alternative verpflichtete. Der 28-Jährige hatte sich mit Bayern-Trainer Pep Guardiola überworfen, war für das DFB-Pokalfinale nicht berücksichtig worden und hatte beim deutschen Meister keine Zukunft mehr.
Mandžukić offeriert vor allem ein physisch starkes, durchsetzungsfähiges Kopfballspiel und ansonsten auch eine kompromisslose Spielweise im offensiven Zentrum. Trotz passabler technischer Qualitäten hakte sein Start bei den Colchoneros sichtlich. In den ersten vier Vorbereitungsspielen traf lediglich Nachwuchsstürmer Héctor Hernández einmal beim Sieg gegen Numancia. Drei weitere Partien endeten torlos Unentschieden innerhalb der regulären neunzig Minuten. Erst beim 5:1-Triumph in Wolfsburg kam die Offensivmaschinerie gegen einen an diesem Tag indisponiert agierenden Bundesligisten ins Rollen. Mandžukić holte sich mit einem Elfmetertreffer gegen seinen Ex-Verein zumindest ein bisschen Selbstvertrauen, blieb aber auch bei den beiden letzten Testspielsiegen gegen Cadiz und Sampdoria ohne Tor. Doch das war nicht der einzige Fakt, der Sorgenfalten auf die Stirn von Simeone brachte. Bis dahin schien der Kroate ein absoluter Fremdkörper zu sein. Einerseits verstand er es nicht, sich ins leitende Pressingspiel einzubringen, sondern agierte wenig intensiv als vorderster Läufer, der zwischen den beiden gegnerischen Innenverteidigern hin und her trabte. Andererseits suchten die nachstoßenden Offensivakteure offensichtlich noch Diego Costa, fanden aber Mandžukić. Er wurde allzu häufig im Halbraum nahe der Mittellinie angespielt, konnte aber in diesen eng verteidigten Situationen keine Passweiterleitungen initiieren und verlor oftmals den Ball. Diese Art des Offensivspiels war unpassend für den 22 Millionen Euro teuren Neuzugang und wurde seitdem auch ein Stück weit umgestellt. Ballschleppende Läufe des vordersten Angreifers sind mittlerweile verschwunden. Im Gegenzug agiert Atlético von den Flügeln und Halbräumen aus torfokussierter und sucht häufiger den direkten Passweg in den Strafraum.
Mit Jiménez von CF América holte der spanische Meister zusätzlich eine Alternative zu Mandžukić, die ebenfalls kopfballstark ist, aber noch mehr Dynamik auf der Neun einbringen kann. Der 23-jährige mexikanische WM-Teilnehmer mag es, wenn er ein kleines Sprinterloch vor sich hat und in diese Unwucht einlaufen kann, folglich etwas explosiver im Vergleich zu den gegnerischen Abwehrspielern ist. Außerdem sind seine Läufe in Strafraumengen bereits ein gutes Indiz für taktische Varianten mit Jiménez als vordersten Angreifer oder sogar im durchschlagskräftigen Verbund mit einem weiteren Mittelstürmer. Während man also den Abgang von Diego Costa so gut es ging löste, konnte man auf die erwähnten Verluste von Villa und Adrián mit zwei potenziell hervorragenden Transfers reagieren, wenngleich sich bis jetzt lediglich der Kauf von Griezmann lohnte. Für ihn sowie Alessio Cerci investierten die Rojiblancos insgesamt 45 Millionen Euro.
„I needed a club like that and a coach like Diego Simeone to progress.“ (Antoine Griezmann)
Auch Griezmann benötigte eine kurze Eingewöhnungszeit und überzeugte zunächst nicht vollumfänglich. Zudem ist seine Variabilität Fluch und Segen zugleich, denn er kann auf jeder Offensivposition eingesetzt werden und erfüllt vom hängenden zweiten Angreifer bis zum diagonalen Flügelstürmer jede Rolle. Jedoch trifft er noch zu häufig die falsche Entscheidung, verheddert sich noch zu häufig in riskante Dribblings und ist noch zu häufig zu frontal im Anlaufen innerhalb der ersten Pressinglinie. Griezmann muss sich anpassen und er durfte in den ersten Monaten erkennen, dass Simeone kein Trainer ist, der einen Spieler blind einsetzt, nur weil dieser eine größere Summe gekostet hat. Griezmann lehnte lukrative Angebote anderer Klubs ab, nachdem sich sein fiktiver Wert bei der WM in Brasilien nochmals erhöhte. Gegen seinen Ex-Verein Real Sociedad saß er bei der letzten Liga-Niederlage neunzig Minuten auf der Bank. Es war sicher ein Plan Simeones, dass er noch als frische Option kommen sollte, eine rote Karte gegen Atlético durchkreuzte dieses Vorhaben. So durchleidet der Franzose eine schwierige Phase, wo er lediglich ein Rollen-, aber kein Schlüsselspieler, wie vor kurzem noch im Baskenland, ist.
Bei Alessio Cerci ist die Lage aber ungleich verzwickter. Er kam erst unmittelbar vor Ende des Transferfensters nach Madrid, die Saison war bereits im Gange. Seitdem kommt er mehr oder weniger als Ersatzspieler für die letzten zwanzig Minuten entweder auf dem rechten Flügel oder im Zentrum zum Einsatz. Sicherlich ergriffen in diesem Fall Simeone und Co. die Chance den Kader noch etwas breiter aufzustellen, obwohl dies eher atypisch ist, wie sich in der Defensive zeigt. Cerci konnte in den letzten beiden Spielzeiten beim Torino FC an der Seite von Ciro Immobile überzeugen, tat dies aber mit dem Neu-Dortmunder vor allem in Kontersituationen, wo Cerci seine Schnelligkeit ausspielen kann. Ansonsten wirkt er doch häufig etwas eindimensional. Jedoch ist es noch zu früh, um diesen Transfer abschließend zu bewerten.
Insgesamt gab Atlético im Sommer rund 110 Millionen Euro für neue Spieler aus, wovon ein Großteil auf die Offensive entfiel, während man 88 Millionen durch die Verkäufe von Diego Costa, Adrián, die beiden vorher ausgeliehenen Torhüter Roberto und Sergio Asenjo sowie Linksverteidiger Filipe Luís einnahm. Der letztgenannte Abgang wurde in der Öffentlichkeit meist ein wenig unterschätzt, stellte aber einen herben Verlust dar. Denn während Juanfran als Rechtsverteidiger ein sehr weiträumiger Linienläufer ist, war Filipe der tiefe, spielmachende Faktor in Atléticos Offensivgestaltung, was durch die nach links ausweichenden Bewegungen von Diego Costa sowie die häufige Positionierung Kokes auf diesem Flügel noch zusätzlich verstärkt wurde.
Zur Kompensation kaufte man Guilherme Siqueira von Granada, wobei der Italo-Brasilianer zuletzt bei Benfica spielte. Der 28-Jährige ist eine Mischung aus einem vorstoßenden, dominanteren Flügelläufer und einem kombinativeren Außenverteidiger. Vom kreativen Aspekt her sollte Siqueira wohl dem herausragenden Filipe ähneln. Da zudem noch Ersatzspieler Emiliano Insúa zu Rayo ausgeliehen wurde, holt Atlético selbst Cristian Ansaldi von Zenit per Leihgeschäft. Er ist eher als Pendant zu Juanfran einzuschätzen und unterbreitet eine lineare Spielweise mit Flankenfokus. Beide neuen Linksverteidiger kamen bereits zu Einsätzen, beide funktionierten auf ihre Art, haben aber jeweils noch genügend Potenzial nach oben.
Ansonsten tat sich auch in weiteren Mannschaftsteilen einiges. Wie bereits erwähnt, wurden zwei Torhüter, die letzte Saison an andere Klubs verliehen waren, nun endgültig verkauft. Courtois ging zurück zu Chelsea, während der Vertrag mit Routinier Daniel Aranzubia nicht verlängert wurde. Im Gegenzug kamen mit Miguel Ángel Moyà sowie Jan Oblak zwei doch unterschiedliche Torhüter. Auf der einen Seite ein erfahrener spanischer Schlussmann, der zuletzt drei Jahre einen Stammplatz bei Getafe hatte. Auf der anderen Seite ein talentierter Slowene, der nicht nur hochveranlagt ist , sondern bereits in jungen Jahren zwischen den Pfosten bei União Leiria sowie Rio Ave stand und sich schlussendlich auch bei Benfica durchsetzte. Allerdings scheint der 16-Millionen-Euro-Transfer bisher eher ein Missverständnis. Nach Verletzungsproblemen im Sommer bot Atlético sogar gegenüber Benfica angeblich einen Rückkauf an. Bisher kam Oblak nur einmal zum Einsatz.
Was passierte ansonsten im Kader? Tiago war kurzzeitig vereinslos, wurde aber wieder unter Vertrag genommen, was sich im Verlauf der ersten Saisonphase als wichtiger Schachzug darstellen sollte. Diego sagte „Tchau“ nach Auslaufen seines Vertrages, José Sosa verließ den Klub nach Auslaufen des Leihgeschäfts wieder, Mittelfeldtalent Oliver Torres ist erneut ausgeliehen – dieses Mal an den FC Porto. Ein anderes Toptalent könnte den Verein langfristig verlassen. Javier Manquillo wurde mit kolportierter Kaufoption an Liverpool abgegeben. Selbiges gilt für Josuha Guilavogui, der mittlerweile in der Autostadt Wolfsburg weilt und nach seinem Kauf im Sommer 2013 Simeone nicht überzeugen konnte. Zusätzlich wurde Toby Alderweireld an Southampton ausgeliehen, wodurch nur noch drei wirkliche Innenverteidiger im Kader sind. Die zweite Planstelle auf der Rechtsverteidigerposition wurde nach dem Abgang Manquillos mit dem erfahrenen Jesús Gámez besetzt. Im Mittelfeld kehrte zudem nach einer Leihe Saúl Ñíguez von Rayo zurück. Besonders auf ihn hält Simeone große Stücke und vergleicht ihn auch bereits mit Koke oder Gabi. Eigentlich zeichnete sich Saúl Ñíguez zunächst als klassischer Sechser aus, doch nicht nur in Testspielen kam er mittlerweile sogar auf einer Flügelposition oder als balancierender Achter zum Einsatz, sodass sich die Variabilität mit dem hochveranlagten 21-Jährigen noch erhöht.
Der mit der Stoppuhr tanzt
22. August 2014, Madrid. Aufgeheizte Stimmung im Estadio Vicente Calderón. Stadtderby zwischen Real und Atlético. Eine kleine Revanche für die Rojiblancos ist möglich. Nach 27 Minuten musste Diego Simeone den Innenraum verlassen, nachdem er dem vierten Offiziellen an der Seitenlinie auf den Hinterkopf geklopft hatte. Eine Sperre von vier Ligaspielen wird der Cheftrainer dafür erhalten, wobei er bereits eine Sperre für ein Spiel aufgrund von fünf Verwarnungen in der letzten Saison auf seinem Konto hatte. Im ersten Champions-League-Duell fehlt er sogleich, womit in den ersten sechs Pflichtspielen nach dem Gewinn des Supercopa zum Saisonstart Simeone nur von der Tribüne aus zusehen kann, wie seine Mannschaft lediglich ein Abziehbild des „alten“ Atléticos ist.
„We try to strengthen all the tools of the game, but our strongest one is strategy.“ (Diego Simeone)
Doch man darf diese Entwicklung keinerseits Co-Trainer Germán Burgos in die Schuhe schieben. Der kräftige Ex-Torhüter von Atlético – Rockmusiker, der vor zehn Jahren den Krebs besiegte – vertrat Simeone an der Seitenlinie, und das im Trainingsanzug mit der Stoppuhr um den Hals. Wenngleich während der Partien zu sehen war, das ein entsprechendes Eingreifen von außen für die typischen Rhythmuswechsel fehlte, muss man Burgos in Schutz nehmen. Denn Simeone war natürlich für die taktische Vorbereitung der Mannschaft weiterhin zuständig und die Leistung der ersten Saisonspiele deutete sich bereits beim Supercopa an, wobei eine Bewertung der Leistung ambivalent ausfällt.
Auf der einen Seite war ersichtlich, dass Simeone gerne das System der letzten Saison konservieren wollte und weiterhin auf ein klares 4-4-2 oder 4-4-1-1 setzte, aber auf der anderen Seite es nur phasenweise in alt bekannter Klarheit ausgespielt wurde. Das bedeutet praktisch, dass die typische Kompaktheit im Mittelfeldband nicht immer vorhanden war, teilweise die Flügelstürmer auf der gleichen Breite wie die Außenverteidiger standen. Letzte Saison undenkbar. Durch diese mangelnde horizontale Verdichtung wurde auch keine Lenkung des gegnerischen Aufbaus als Vorbereitung für Isolationen betrieben. Insgesamt waren die beiden Viererketten mehr als normale Blockadeeinrichtung auf dem Feld, während die vordere Pressinglinie der beiden Neuner zu hoch stand und damit über das Loch im Rücken meist recht einfach ausgespielt werden konnte. Zudem agierte der jeweils ballfernere Sechser nicht mehr so liberoartig, indem er sich hinter seinen Nebenmann fallen ließ, dafür dann Verlagerungen dynamischer anlief und diese Pendelbewegungen konstant ballorientiert umgesetzt wurden.
Doch auch diese Kritik kann nicht allgemeingültig formuliert werden. Denn zu Saisonbeginn gab es genauso Phasen, als Atlético clever und progressiv mit Pressingmechanismen umging und zum Beispiel beide Außenspieler ballfern weit nach innen schob, dafür wiederum bei Seitenwechseln mit diagonaler Beschleunigung den Ballempfänger dynamisch anlief. Zudem funktionierte Griezmann als Unterstützer von Mandžukić in unregelmäßigen zeitlichen Abständen sehr passabel. Simeone nutzte die größere Agilität des Franzosen, um ihn beim Pressing stärker horizontal pendeln zu lassen. Zudem wurde Griezmann im Umschalten in einem 4-4-1-1 als Zwischenstation nach vorn genutzt. Er sollte die Verbindungsbrücke im Zwischenlinienraum sein, damit Mandžukić seinerseits in der Sturmspitze verharren konnte und nicht derart viele Bälle tief verarbeiten musste.
In anderen Spielen in der Anfangsphase der Saison versuchte Atlético über diagonale Stellungen der Sturmreihe den Ball auf eine Seite zu verlagern, während der ballnahe Flügelspieler in hängender Position auf den Außenverteidiger wartete und den Zweikampf aufnahm. Dies fiel insbesondere auf. Die Zweikampfstärke und erhaltene Grundintensität ermöglichte selbst bei suboptimalen Pressingabläufen noch eine gute Verteidigungsleistung, weil die Colchoneros zumindest die Dynamik des Gegners immer wieder zerstören konnten. Zudem wurde die Stellung der ballfernen Außenspieler Atléticos nicht gut bespielt. Obwohl Flügelstürmer als auch Außenverteidiger vermehrt auf einer Breite einschoben, war die gegnerische Besetzung der ballfernen Seite nicht optimal, um effektive Anschlusshandlungen nach Verlagerungen zu erwirken. Ein weiteres Element bot sich durch situativ aufrückende Außenverteidiger, wodurch immer wieder kurzzeitig ein 3-5-2 entstand, was aber durch die vertikale Kompaktheit der beiden Bänder abgesichert wurde. So konnte man etwaige Seitenverlagerungen sofort direkt anlaufen oder auch ausweichende Offensivakteure bis ins mittlere Drittel verfolgen, ohne Drehungen zum Atlético-Tor zu ermöglichen. Zugleich gab es vereinzelt weiterhin starke Trichterbildung, indem man einem tiefen Aufbauspieler die Passoptionen auf dem nahen Flügel und im Halbraum versperrte, jedoch gleichzeitig als Falle beispielsweise eine diagonale Schneise offen ließ, man aber lediglich auf diesen Pass lauerte, um dann im Folgenden einen Ballgewinn mit entsprechender vertikaler Umschaltdynamik zu erzielen.
Das Aufbauspiel war derweil eher einfach gestrickt. Ohne Filipe wollten die Rojiblancos über die Außenverteidiger und den häufig zurückfallenden Sechser Tiago in die zentralen Räume gelangen. Gabi sowie Koke boten sich in der Folge als nächste Station an, wobei vor allem der Kapitän Gabi eine sehr dominante Rolle bei den zweiten und dritten Zuspielen einnahm, was auch die wiederum die präsente Flügelrolle von Juanfran begünstigte.
Interessanterweise überließ Olympiakos, bei der ersten Saisonniederlage Atléticos, ganz bewusst die Flügel. Da die Rojiblancos nur begrenzt Mittel fanden, um in die Halbräume zu gelangen, wurde die bereits vorhandene Tendenz zu exzessivem Flanken noch weiter forciert. Aufgrund des Abgangs von Diego Costa und der bereits angesprochenen Umstellungen hinsichtlich der Einbindung von Mandžukić wurde die Quantität an Hereingaben von außen noch einmal intensiviert. Dies geschah sogar dann unabhängig von Personalie Mandžukić.
Artillerie an den Flanken
20. September 2014, Madrid. Ligaspiel gegen Celta Vigo. Der Beschuss des gegnerischen Strafraums erreicht einen neuen Höhepunkt. Celta übernimmt partiell das, was bereits Olympiakos praktizierte. Sie verengen ihre Formation horizontal und lassen ganz bewusst die ballfernen Seiten etwas auf, da sie sich über die Geschwindigkeitsnachteile im Klaren sind und vielmehr die zentralen Offensivzonen verteidigen möchten.
„The set-pieces are good and we work hard on them. […] They bear fruit but we have to score from open play as our opponents will get to know what we’re doing.“ (Mario Suárez)
Doch das war in dieser Phase der Saison nicht das einzige kritikwürdige Merkmal. Neben einigen unpassenden harten Diagonalpässen auf Mandžukić in Piräus, welche die Rojiblancos in alte Muster zurückfallen ließen, war Pressing- sowie Umschaltverhalten sehr ausbaufähig. Gegen Olympiakos kam Atlético aus der kompakten Defensivstellung nicht mehr nach vorn. Sie lösten das tiefe Mittelfeld- oder Abwehrpressing nicht schnell genug auf. Insgesamt war diese Phase bereits in der vergangenen Spielzeit der einzige kleine Schwachpunkt im kompletten Pressingrhythmus. Beim Gastspiel in Griechenland bekam der Gegner immer wieder Bälle im Rückraum und Atlético rückte nicht schnell genug heraus, um noch entscheidenden Druck ausüben zu können. Wenngleich hierbei noch das höhere Pressing funktionierte und man den Gegner nach Leiten auf den Flügel mit Rückwärtspressing des Außenstürmers sowie Vorwärtspressing des Außenverteidigers unter Druck setzen oder Koke über eine vorschiebende Positionierung im Zentrum schwierige Aufbaupässe forcieren konnte, war dies gegen Celta auch nicht mehr der Fall. Beim 2:2-Unentschieden wurde die Viererkette Vigos vermehrt mannorientiert und frontal angelaufen, gelenkt wurde nur noch selten, die Passmuster in Richtung Außenbahnen waren stets identisch.
Der Abschied vom 4-4-2 wurde bereits vier Tage später in Almeria angedeutet, als Mario Suárez als rechter Achter im Anlaufen nach vorn stieß und die Madrilenen verstärkt im 4-1-4-1 standen. Die Grundformation wirkte zumeist wie ein 4-2-3-1 oder 4-2-1-3, da Koke zentraler vor Suárez und Tiago bei eigenem Ballbesitz spielte, was aber sicherlich auch an der balancierenden Rolle von Suárez lag, der deshalb auch immer etwas verzögert im Pressing aufrückte. Im rechten Halbraum blieb er zudem etwas zirkulationspassiv, während Tiago seinerseits leicht nach rechts ins Zentrum ging und die Rolle des Solosechsers bereits andeutete. Insgesamt war das Auswärtsspiel in Andalusien eine Art Übergangspartie. Arda und Koke wechselten mehrfach ihre Positionen oder tauchten sogar beide im Zwischenlinienraum auf, was ein 4-2-2-2 ergab. Nach einer Phase mit 4-1-4-1-Pressing attackierte Atlético dann im Spielverlauf mehrfach im 4-2-3-1 gegen den Ball, wobei Koke sogar ganz vorn war und die Bewegungen des Teams lenkte, während Griezmann auf der Zehnerposition verharrte. Suárez‘ verzögertes Nachschieben über die halbrechten Zonen bot sich in anderen Szenen sowieso an, da Almeria in der Regel über den linken Innenverteidiger aufbaute und das leichte zeitversetzte Vorrücken sogar noch mehr Dynamik in diesem ursprünglichen Formationsloch bot. Im eigenen Offensivspiel gab es zudem weiterhin Direktablagen auf Juanfran oder Raúl García auf dem rechten Flügel, wobei Griezmann im Zentrum keine nennenswerte Kopfballgefahr darstellte.
Ein Abend gegen Sevilla
27. September 2014, Madrid. Heimspiel gegen Sevilla. Simeone kehrte auf die Trainerbank zurück. Und mit ihm wurde auch der Weg des Almeria-Spiels weiter gegangen und sogar noch klarer strukturiert. Die Colchoneros traten fortan in einer klaren 4-1-4-1/4-3-3-Grundformation auf. Im Mittelfeld gegen Sevilla agierten vor Tiago die beiden nominellen Achter Gabi und Saúl Ñíguez, Turan war auf dem rechten Flügel präsenter, während sich Koke verstärkter in den linken Halbraum fallen ließ. Folglich wurde beispielsweise aus dem 4-1-4-1 nicht selten 4-1-3-2. Im Aufbau ergaben sich teilweise klare 2-3-Stellungen in der Tiefe, da die beiden Außenverteidiger sofort vor den Dreierblock im zentralen Mittelfeld schoben. Interessantes war auch im Pressing zu erkennen. Es wurde wieder klarer auf die Flügel gelenkt, indem in einer 1-3-Offensivstaffelung jeweils ein Außenstürmer nach innen zog und somit den gegnerischen Aufbau auf seine Seite lockte. Oftmals geschah dies mit der linken Außenbahn, weil man hier die etwas vorgerückte Position des Achters perfekt für kürzere Wege zum Anlaufen nutzen konnte.
Die weiteren Änderungen im 4-1-4-1 ergaben sich beispielsweise im wieder schwächer werdenden Flankenfokus, sprich die Anzahl an sinnloseren, aus der Not geborenen Hereingaben wurde verkleinert. Dies konnte Simeone bewerkstelligen, indem er seine Mannschaft durch den zusätzlichen Zentralspieler eine konzentriertere Zirkulation in der Mitte ermöglichte, die aber weiterhin abgesichert ist. Denn vor riskanten Pässen in zentralen Zonen schrecken die Rojiblancos oftmals zurück, weil sie keine gegnerischen Konterangriffe ermöglichen und schlussendlich noch ihre Abwehrspieler in direkte Eins-gegen-Eins-Duelle schicken möchten.
Beim wichtigen Erfolg im zweiten Champions-League-Gruppenspiel gegen Juventus wurden bereits Weiterentwicklungen im neuen System deutlich. Besonders die Synergien zwischen Außenstürmer und Achtern ergaben klarere Trichterbildungen in einem dann sich bildenden 4-1-2-2-1, indem im hohen Mittelfeldpressing beide Flügelspieler einrückten beziehungsweise entstand aus den fünf Spielern hinter dem Mittelstürmer ein breites Hufeisen. Zudem passte das leicht abwartende Verhalten von Turan und García sehr gut zu Turins Aufbaustrukturen, weil sie dann auch optional mannorientiert die beiden Halbverteidiger anlaufen konnten, wenn diese nicht zu breit standen. Problematisch blieb derweil das situative Vorstoßen der Achter, weil dies Juventus ermöglichte, diagonal in die Kanäle dahinter und folglich in die Zonen um Tiago zu stoßen. Tiago selbst ist nicht der perfekte Balancespieler, kann aber mit seiner Defensivpräsenz oftmals gut die Dynamik gegnerischer Angriffe zerstören. Den Italienern gelangen nur selten die präzisen Vorstöße, die sie im Sinn hatten. Interessanterweise stellte Simeone im Verlauf dieser Partie auch mehrmals um. Im ersten Durchgang wandelte sich die Formation vermehrt zu einem 4-2-3-1 oder sogar asymmetrischen 4-2-2-2 mit Rechtsfokus, weil Arda Turan seinerseits neben Mandžukić rückte. Nach der Halbzeit kam Griezmann für Ñíguez und aus diesem Wechsel folgte ein 4-5-1 mit García als rechtem Halbspieler, während Koke als linker Achter attackierender spielte. Obwohl dies auf dem ersten Blick eher wie eine reaktive Umstellung wirkte, entwickelte sich aus dieser Anpassung nicht selten ein sehr hohes 2-3-5, womit Atlético vor allem im Gegenpressing große Dominanz herstellen konnte und sich zur Konterabsicherung nicht permanent zurückzog.
In der Folge zementierten sich die genannten Elemente – Kokes und Turans Wechsel oder das Vorrücken der Außenverteidiger in der Frühphase des Aufbaus – genauso wie eine größere Variabilität und Umstellung während der Partien. An sich könnte man meinen, dass diese Änderungen nur von geringer Bedeutung und doch alltäglich auf diesem Niveau sind. Jedoch im Kontext des Atlético-System und der von Simeone betriebenen Detailarbeit am 4-4-2, ist es schon eine Revolution im Kleinen, die im Moment von statten geht, wobei die endgültige Abkehr vom in der vergangenen Saison präferierten Konstrukt noch nicht stattgefunden hat. Vielmehr ist es auch in diesem Fall die Tüftelei des Cheftrainers, die aber größere formative Auswirkungen mit sich bringen, in situativen Einzelfällen jedoch auch wieder zu altbekannten Mustern zurückführen können.
Das Paradoxon der Dosenöffner
4. November 2014, Malmö. Auswärtsspiel in der Gruppenphase der Königsklasse. Ein sich verbarrikadierender Gegner möchte den Rojiblancos nicht den notwendigen Platz in der eigenen Hälfte geben. Es wird verbissen um jeden Raumgewinn gekämpft, da kombinieren sich auf der rechten Außenbahn Arda Turan und Juanfran nach einer halben Stunde gut durch. Was folgt, ist die zweite Flanke des Rechtsverteidigers an diesem Abend in Schweden. Koke läuft in der Mitte in den Strafraum und verwandelt mit der Hacke zur Führung. Zwölf Minuten vor Spielschluss landet der Abpraller einer weiteren Juanfran-Flanke, es ist mittlerweile die fünfte, bei Raúl García, der trocken mit einem Rechtsschuss verwandelt. Es ist paradox, aber die meisten Tore generieren die Rojiblancos durch Flanken und Standardsituationen, was auch eine Analyse aller bisherigen Saisontore ergibt.
Insgesamt zehn Tore fielen direkt nach Ecken oder Freistößen aus dem Halbfeld. Weitere drei Treffer wurden direkt nach Standardsituationen erzielt, wenn der Ball nochmals in die Gefahrenzone gelangte oder Abpraller direkt verwertet wurden. Allein in den ersten sieben Pflichtspielen (inklusive Supercopa) erzielte Atlético acht Treffer infolge von Standardsituationen. Auffällig sind dabei die sich stets wiederholenden Muster. Besonders die beiden Innenverteidiger Diego Godín sowie Miranda sind wahre Waffen nach ruhenden Bällen, weil sie oftmals am höchsten in der Luft stehen und den Zeitpunkt des Anlaufens und des Absprungs sehr gut planen. Doch der Gegner kann sich nicht nur auf die beiden genannten Akteure konzentrieren. Denn Tiago, García und natürlich Mandžukić sind nicht zu unterschätzen. Miranda traf bisher dreimal. Bei den beiden Ecken gegen Eibar sowie Almeria wurde der Ball jeweils mit Außenschnitt auf den kurzen Pfosten geschlagen. Miranda wusste wohin der Ball kommt, hatte damit sowieso einen kleinen gedanklichen Vorsprung und war zum richtigen Zeitpunkt am ersten Pfosten.
„They are the best team in the world from set-pieces. Every team knows that and they score against all of them. Either the rest of us coaches are stupid or they are very good.“ (Cosmin Contra, Getafe)
Neben dem passenden Ablauf im Strafraum erfordern diese Standardsituation zugleich eine außerordentliche präzise Hereingabe. Besonders bei Eckstößen von Koke und Arda ist immer wieder zu sehen, wie sie genau auf den Lauf eines speziellen angreifenden Mitspielers im Strafraum fokussieren. Da sich die Wege immer wiederholen, hat sich hier eine gewisse Routine verfestigt. Neben der Präzision sind es zudem kleinere Blockmechanismen, die es den Gegenspielern erschweren, rechtzeitig vorm Einschlag in eine effektive Verteidigungshaltung zu kommen. Neben den Kopfballaspiranten kreuzen zuvor mehrfach Mitspieler und tun dies beispielsweise bei Ecken auf den kurzen Pfosten mit diagonalen Läufen genau in diese Richtung. Manndeckungen werden damit behindert, Raumdeckungen kommen gegen die Dynamik der Mirandas und Godíns nur schwer an. Im Übrigen läuft der Uruguayer meist in Richtung Elfmeterpunkt ein und verwertet so die etwas längeren Eckbälle.
Mandžukić ist derweil besonders nach Halbfeldfreistößen gefährlich. Gabi und Co. schaffen es in aller Regelmäßigkeit, diese Varianten in den Raum hinter die Abseitslinie, aber zugleich noch weit genug vom Tor entfernt zu schlagen. Ähnlich wie bei Flanken aus dem laufenden Spiel heraus, versteht es Mandžukić dabei exzellent, seinen robusten Körper zwischen und leicht hinter die Abwehrspieler zu bringen, wo er dann präzise einköpfen kann.
Während zu Saisonbeginn vor allem nach ruhenden Bällen Torerfolge zu verzeichnen waren, wurden die Colchoneros mit der Zeit gefährlicher bei hohen wie auch flachen Hereingaben in der laufenden Partie. Allein in den vergangenen sechs Saisonspielen fielen sieben Treffer nach Flanken. Insbesondere Juanfran tut sich in dieser Disziplin hervor, was sicherlich auch an der klareren Flügelausrichtung auf der rechten Seite liegt, während links die Außenverteidiger doch häufig als einzige Spieler Breite geben. Zudem erfolgen Gabis Zuspiele nicht selten direkt zum Rechtsverteidiger oder zum Flügelstürmer auf dieser Außenbahn.
Interessanterweise erzielte Atlético jedoch erst nach dem Flankenrausch von Celta Vigo, der wohl auch so in die Vereinsgeschichte eingehen sollte, mehrere Treffer mit diesen Varianten. Man pendelte sich nach der Systemumstellung bei einem Wert von 15 bis zu 27 Flanken ein, was für ein Top-Team eigentlich eine viel zu hohe Anzahl ist. Davon kamen bis zu sieben Hereingaben auch beim Mitspieler an. Insgesamt fällt auf, dass eine Genauigkeit von 25,6 Prozent bei Flanken in dieser Saison besteht, was ein hervorragender Wert im Vergleich zu anderen flankenintensiven Teams ist. Zudem wurden 13,3 Prozent der angekommenen Flanken in direkte Tore umgemünzt. Ähnlich wie bei den Standardsituationen sind die Gründe für die hohe Erfolgsrate sehr vielschichtig. Es ist ein Zusammenspiel aus der richtigen Dynamik der Situation sowie dem entsprechend passenden Lauf des Angreifers. Bei Juanfran fällt beispielsweise auf, dass er mit seinen Bälle am gefährlichsten wirkt, wenn er sie aus einer eher dynamischen Bewegung am Strafraumeck um die gegnerischen Verteidiger herumschneiden kann und dann in der Mitte ein Angreifer hineinspritzt. Während eigentlich die Flanken von einer Position näher der Grundlinie für den Verteidiger aufgrund des Sichtfeldes und der gleichzeitigen Bewachung der Angreifer schwerer zu verteidigen sein könnten, entstehen diese Flanken des Öfteren aus statischeren Situationen heraus – wenn quasi dem Flügelspieler keine Option mehr bleibt und den Ball einfach in den Sechzehner schlägt. Doch auch dies ist nur die halbe Wahrheit, da Atlético in der bisherigen Spielzeit zwischen allen möglichen Optionen ständig variiert. Zudem macht es nahezu keinen Unterschied für die Flankenpositionen, ob man mit weniger Ballbesitz und auf Konter fokussiert spielt oder einen Gegner dominiert. Logischerweise sinkt im ersten Fall die absolute Anzahl an Hereingaben, aber bei den Positionen im Abgabemoment kommen in dominanten Partien lediglich etwas mehr höhere Punkte hinzu, was aber auch keineswegs überrascht.
Was hat Cholo im Sinn?
Wie es nun mit Atlético weitergeht, ist noch nicht wirklich abzusehen und die Entwicklung dieser Saison wirft eher Fragen auf, als dass sie wirklich eine Prognose zulässt. Allem Anschein nach liegt dies auch an der aktuellen Findungsphase der Mannschaft und der Suche des Trainers nach der richtigen strategischen wie auch taktischen Ausrichtung. Außerdem bleibt mit seiner zurückhaltenden, schwachen Rotation innerhalb des Kaders eine mögliche Problematik bestehen. Die Verteidigungsmechanismen können derweil jeder Mannschaft dieser Welt weiterhin Kopfzerbrechen bereiten, was vor allem für Top-Teams in Champions League und La Liga gilt. Dies kombiniert mit der Erfolgsstabilität bei Flanken und Standardsituationen lässt Atlético weiterhin wie einen Kandidaten für eine Top-Platzierung oder sogar Titel im heimischen Spielbetrieb wirken. Denn wenngleich die Art der Torerzielung Herzen nicht unbedingt höher schlagen lassen, war sie bereits beim Meisterschaftsgewinn in der letzten Spielzeit von entscheidender Bedeutung.
Wie Diego Simeone Atlético, seinen Verein, den er genauso verehrt wie den Racing Club, sportlich weiterentwickeln möchte, werden wir beobachten. In jedem Fall wird in absehbarer Zeit noch ein Porträt zur Gallionsfigur der Rojiblancos erscheinen.
6 Kommentare Alle anzeigen
AlexF 17. November 2014 um 12:20
Wow, endlich mal wieder eine lange Analyse und dazu die Mannschaft, die den größten Umbruch unter den Topteams in Europa zu meistern hatte. Großes Lob für den Text, wirklich sehr gut zu lesen.
JOS 3. Dezember 2014 um 01:12
Wollte als Dortmundfan gerade reflexartig widersprechen was den Umbruch unter Top teams angeht 😉 Als ich aber kürzlich an der Stamford Bridge war und die drei in der Startaufstellung standen tat mir Madrid unglaublich leid, muss bitter sein…
Der Artikel ist natürlich absolut grandios! Super informativ und perfekte Länge.
CE 3. Dezember 2014 um 13:29
Besten Dank.
Atlético schlägt sich aber gut und die Integration der Neuzugänge ist seit dem Saisonstart merklich besser geworden. Mandžukić und Griezmann sind mittlerweile eminent wichtige Bestandteile von Simeones Mannschaft.
adailton 16. November 2014 um 00:50
Mal eine Frage zu den Goalimpact Werten. Wo bekommt ihr die her? Auf der Seite von Goalimpact bekomme ich welche vorgesetzt, aber selten von Spielern oder Vereinen die mich interessieren.
blub 16. November 2014 um 13:13
Ich schätze mal direkt nachfragen hilft 😉
Und wenn eine Website mit ein paar Hunderttausend Klicks betreibt hat gibts sogar ein incentive größere Datenmengen raus zu lassen. (sprich publicity für GI)
TW 21. November 2014 um 11:29
Jo, so ist es. Stehen in engem Kontakt zum Betreiber der Seite, so dass wir die gewünschten Werte nachfragen können.