Spanien acht Monate vor der EM

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Bis zur Euro 2012 sind es noch etwa 8 Monate, maximal 2 Pflichtspiele und viele offene Fragen: Wie wollen die Teams spielen, wie weit sind sie entwickelt, welche Strukturen sind (nicht) da? Welche Stärken, Probleme und Reibungspunkte gibt es? Ein Blick zu den spanischen Titelsammlern.

Wer Welt- und Europameister wurde, kann nur Titelfavorit beim nächsten kontinentalen Wettstreit sein – in diese Kerbe schlagen auch die Medien, welche in schöner Regelmäßigkeit über die Zukunft der spanischen Nationalelf spekulieren, in Deutschland aber vor allem ein heroisches Duell mit dem deutschen Team ausrufen – manchmal mehr, manchmal weniger deutlich, aber immer wieder wird das Thema angeschnitten.

Festes Grundgerüst inklusive Weiterentwicklung

Seit mittlerweile fast sechs Jahren spielt die spanische Nationalmannschaft denselben Stil: Ballbesitz, Dominanz, Tiqui Taca. Außerdem zehrt man von der Klasse und dem Verständnis untereinander, welches vor allem die Spieler des FC Barcelona mitbringen. Zu dieser Abstimmung kommt eine weitere Reihe junger Talente, welche bis in die unteren Nachwuchsbereiche reicht. So können die Spanier auf ein festes Grundgerüst sowie neu dazu gestoßene Spieler bauen.

Doch seit der Weltmeisterschaft in Südafrika hat man dieses Grundgerüst weiterentwickelt. In jenem Turnier sammelte man auf dem Weg zum Titel 1:0-Siege und wurde von einigen Betrachtern sogar als „langweilig“ kritisiert. Die damalige asymmetrische und unorthodoxe Grundstruktur hat sich mittlerweile verändert – hin zu einem klareren 4-3-3, bei dem man für mehr Geradlinigkeit und Dynamik praktisch einen der vier Spielmacher für einen dynamischeren Spielertypen geopfert hat, hin zu einem flexibleren Team. Zwar ist das System deutlich abgegrenzter als bei der WM, doch nun hat man die Fluidität innerhalb der Linien.

Je nach Spielertyp und Gegner kann man die grobe Struktur verschieden besetzen, welche dann immer leicht unterschiedlich aussieht – aber im Grundsatz verändert man wenig, es geschieht innerhalb des festen Systems. So verhindert man den großen Nachteil der Fluidität und Variabilität – dass man es übertreibt. Aufgrund des klaren, aber dynamischen Grundgerüstes können ein Überexperimentieren, ein Personal-Chaos und das Fehlen eines Teamkerns nicht passieren.

Flexible Anpassung an das verbesserte Spielermaterial

Niederlande - Spanien 0:1 n.V. (WM-Finale, 11.7.2010)

In der Verteidigung hat sich folglich seit dem globalen Endspiel gegen die Niederlande nur wenig getan. Weiterhin agiert man mit zwei offensiven Außenverteidigern, wobei Ramos auf rechts dies stärker ausfüllt und dabei von Piqué abgesichert wird. Auf links wurde Capdevila während der Qualifikationsphase langsam heraus gedrängt und mittlerweile fest von Arbeloa ersetzt, während man Puyol mehr Pausen geben will. Doch an beiden Punkten erkennt man, dass die verbesserte Personalsituation hier nicht spürbar ist.

Als Innenverteidiger bringen Sergio Busquets und Javi Martínez zwar mehr Passsicherheit und Spielstärke ein, doch defensiv eignen sie sich nur bedingt für diese Rolle – vor allem Ersterem fehlt Schnelligkeit, zudem ist er wenig zweikampfstark, aber ein viel besserer Staubsauger, der mit seiner Antizipation Bälle aufsammelt. Der junge Baske Martínez wirkt in der hintersten Reihe etwas „deplatziert“, so dass nun Raúl Albíol mehr und mehr in die erste Garde rückt – ein weiterer Ersatzmann bei den Königlichen.

Sinnbildlich für die erhöhte Flexibilität ist das Mittelfeld – die drei Plätze können an verschiedenste Spielertypen vergeben werden, sie sind dynamisch verschiebbar, einmal spielt man mit einer 1-2-Anordnung, ein andermal mit einer 2-1-Anordnung – oder einfach etwas dazwischen. Dennoch verfügt man mit Busquets, Xabi Alonso und Xavi über einen festen Kern von Spielern.

Weil Letzterer seit der Weltmeisterschaft immer tiefer spielt, wodurch ihm mehr Raum und mehr Kontrolle über das Geschehen ermöglicht werden, muss Alonso immer höher spielen, denn es war auch das tiefe Mittelfeldpaar – bestehend aus ihm und Busquets – welches das leicht statische und wenig schwungvolle Element der Weltmeister-Mannschaft ausmachte.

Schottland - Spanien 2:3 (EM-Qualifikation, 12.10.2010)

Im Oktober 2010, zu Beginn der Qualifikation, spielten die Spanier in Schottland mit der Viererkette und der Doppel-Sechs der WM. In jenem Spiel zeigte sich deren Problem. Iniesta, der den verletzten Xavi, im offensiven Mittelfeld vertrat, wurde durch das gegnerische 4-1-4-1 von Alonso und Busquets isoliert, konnte dies nur dank seiner überragenden Fähigkeiten ohne Ball aufbrechen. Diese Isolation verhinderte das Herstellen von Überzahlen und ließ das eher statische und bedächtige spanische Spiel scheitern. Es war eine ähnliche Situation wie bei den Bayern: Wenn man stark schematisch, aber weniger beweglich ausgelegt ist, fallen Störfaktoren deutlicher ins Gewicht. Dank ihrer Dynamik, ihrer Geduld, ihrer extrem guten Technik auf engstem Raum, ihren guten Flanken auf den eingewechselten Llorente und ihres Selbstvertrauens konnten die Spanier dies allerdings kompensieren und trotz einiger Probleme gewinnen.

Nun agieren die drei Stammkräfte im Zentrum, agiert das Mittelfeld generell, auch mit anderem Personal flexibler. So nahmen in einem Qualifikationsspiel gegen Litauen Iniesta und Santi die beiden Plätze neben Busquets ein und so bekleidete Xabi Alonso im Testspiel gegen Chile die halbrechte Position im zentralen Mittelfeld, am vergangenen Freitag in Tschechien war es die halblinke Rolle. Begründet lag dies im Sturmtrio, welches taktisch sehr interessant ist.

Auch hier ist die Grundstruktur jedes Mal dieselbe – man spielt seit einem guten Jahr konstant mit einem sehr beweglichen Stürmer und zwei engen Außenspielern. Ersterer weicht auf die Flügel aus, um sich anzubieten, Räume zu schaffen und vor allem um das Spiel für die zentrumsfixierte Mannschaft ein wenig zu entzerren. Villa eignet sich für diese Rolle hervorragend, ebenso wie Sevillas Negredo, aber auch Torres hat sich hier enorm gesteigert, was man auch von seinem Namensvetter Llorente behaupten kann, welcher bei weitem nicht mehr ein reiner Zielspieler und Plan-B-Akteur ist, sondern das „Laufen“ gerade in Bilbao unter Marcelo Bielsa lernt.

Die Rollen der Flügel kann man mit unterschiedlichen Typen besetzen – mit einem Stürmer, wie David Villa, der gerne die Schnittstellen und den Abschluss sucht, mit einem dribbelstarken Flügelspieler oder auch mit einer Freirolle. Alle haben aber gemeinsam, dass sie mehr oder weniger stark in die Mitte ziehen.

Dank seines Aufstieges in die Weltklasse scheint sich David Silva einen solchen Platz gesichert zu haben. Bisher hatte er wechselnde Partner, doch eine sehr interessante Kombination gab es in besagtem Spiel gegen Tschechien – und diese war auch der Grund für den Seitentausch der beiden deeplying-playmaker Xavi und Xabi Alonso.

Spanien-Chile 3:2 (2.9.2011) und Tschechien-Spanien 0:2 (7.10.2011) im Vergleich

Weil Silva zwar schematisch etwas höher spielte, aber in seiner freien Rollen von den Laufwegen her wie im Verein agierte, und Mata wie bei Chelsea von der linken Seite weit – häufig sogar bis auf die rechte – hinein zog, um Überzahl herzustellen und mit Silva zu kombinieren, entstand auf der linken Seite ein Loch, welches gefüllt werden musste. Arbeloa übernahm mit seinem Aufrücken einiges von dieser Arbeit und man wollte den Gegner ähnlich wie Barcelona auf die Außen abdrängen, doch aus dem Mittelfeld musste noch jemand helfen – es war Alonso, welcher dafür herhalten musste. Die Gründe waren allerdings mehr als logisch, denn zum einen wollte man mit Xavi den primären Spielmacher nicht verschwenden, vor allem aber nutzte man den Typus Alonso geschickt. Um einen derartigen Raum abzudecken, fehlen ihm Schnelligkeit und Dynamik, doch man bediente sich seiner Robustheit sowie Zweikampf- und Laufstärke. Außerdem brachte das Aufrücken nicht nur seine Schussstärke besser zum Vorschein und auch einen Treffer ein und er war weiter von seinen Kollegen entfernt und noch deutlicher als üblich im Halbfeld platziert – von hier kann er besser seine (mittel)langen Diagonalbälle spielen. Diesmal von links nach rechts, wo der Spielschwerpunkt lag, gegen die Chilenen stattdessen von rechts nach links, weil dort ein gewisser David Villa auf solche Bälle wartete.

Ein interessanter Schachzug, welcher nicht nur die Flexibilität, sondern auch die taktischen Fähigkeiten von Trainer Vicente del Bosque unterstreicht – nicht zum ersten Mal in seiner Amtszeit und nicht zum ersten Mal in seiner Karriere. Der Trainer könnte neben der Weiterentwicklung in den Bereichen Flexibilität und qualitative Kadertiefe/verbessertes Spielmaterial ein entscheidender Faktor für die Iberer werden.

Die psychologische Seite

Zu verdanken hat man dieses verbesserte Spielermaterial vor allem den letzten Erfolgen, welche eine neue Popularität und große Wertschätzung für den spanischen Fußball erzeugte. Mehr Klubs setzten auf junge einheimische Spieler, die Ausbildung nach Vorbild Barcelonas verbreitet sich, spanische Spieler wechseln zu Top-Klubs Europas, generell ist ihr Spielstil das große Vor- und Leitbild in der Fußballwelt.

Die Erfolge des Nationalteams hatten auch eine immense psychologische Bedeutung: Für die gebeutelte spanische Gesellschaft war es eine willkommene Ablenkung und eine Aufwertung des Selbstwertgefühls, die vielen verschiedenen und häufig rivalisierenden Teile Spaniens wurden vereint – Unabhängigkeitswünsche sind in Krisenzeiten eher kontraproduktiv. Durch die Wiedererstarkung Real Madrids seit dem Amtsantritt Mourinhos flammte der Hass zwischen den Madrilenen und dem FC Barcelona im letztjährigen Clásico-Marathon allerdings in extremer Form wieder auf, während die sozialen und finanziellen Probleme und Unruhen zunahmen.

Spanien stand auch – von vielen unbemerkt – im Fußball vor einer Zerreißprobe – und genau hier kommen jene Spieler von Klubs wie Valencia, Bilbao oder Sevilla sowie europäischen Topvereinen ins Spiel. Sie lockerten die Spannung zwischen Barcelona und Madrid ein wenig auf, indem sie ein immens wichtiges Pufferkissen bildeten und als vermittelndes Bindeglied fungierten.

So waren sie quasi die Retter für die Nationalmannschaft, welcher sie erlaubten, weiterhin schnurstracks auf den nächsten Titel zuzusteuern. Doch es zeigt auch, dass die Mannschaft ein durchaus instabiles Gebilde ist, nicht nur was die personelle Auswahl, sondern auch, was die innere Harmonie und Homogenität angeht.

Doch auf einen genaueren Blick ist zu erkennen, dass es so viele neue Spieler gar nicht sind. Vergleicht man den WM-Kader mit jenem für die beiden aktuellen Qualifikations-Spiele, wurden dort, mit Ausnahme der verletzten Iniesta und Fabregas, nur drei Spieler ausgetauscht – einzig Marchena und Capdevila sowie Jesús Navas sind nicht mehr dabei, wobei Letzterer weiterhin im Blickfeld des Teams sich befindet.

Vielmehr kommen die Spieler, welche bereits vorher zum Kader gehörten, verstärkt zum Zug, wodurch man obige Stabilität des Grundgerüstes sogar in doppelter Hinsicht festigt – die Spieler sind nicht gänzlich neu und man hat nur einen recht kleinen, aber qualitativ recht starken Kreis von Spielern. Aber es sind eben nicht immer dieselben Spieler in der Startformation zu finden.

Es gibt noch eine andere psychologische Frage – und diese findet viel mehr Beachtung. Immer wieder wird in den Medien gefragt und überlegt, ob die Spanier satt seien. Doch objektiv gesehen besteht doch gar kein Grund dazu. Schließlich gibt es noch einige Dinge für die Spanier. Und wer so spielt, wie sie es bisher taten, der ist nicht satt, sondern hat Spaß. Höchstens Freundschaftsspiele werden nicht ernst genommen und als Testphase genutzt. Der große Konkurrenzdruck, die guten Generationen in den U-Teams und die aufstrebenden, nicht bei Barcelona oder Real Madrid spielenden Akteure tragen ihren Teil bei. Jene, die bei den beiden Großklubs spielen, sind es hingegen schon gewohnt, mit Erfolg umzugehen und ihn positiv für die Zukunft nutzbar zu machen statt sich auszuruhen.

Der Traum von Alicante

Ein warmer Herbstabend, eine Hafenstadt an der Costa Blanca und ein unbedeutendes EM-Qualifikationsspiel – in welchem deutlich werden sollte, warum die Spanier nicht sein können, und in welchem sich ein Kreis schloss.

Der Weltmeister beendete die Qualifikation wie er sie begann – mit einem Spiel gegen Schottland. Chancenlos mussten die Briten sich ergeben, womit alle ihre Träume auf ein Play-Off-Ticket zerstört wurden. Spanien zelebrierte allerdings traumhaften Fußball und musste sich als größte Kritikpunkte erneut die Chancenverwertung sowie ein Gegentor durch einen Elfmeter vorwerfen lassen. Doch warum war dieses Spiel so bedeutend? Zunächst einmal waren dort zwei sehr interessante und wichtige Dinge zu verzeichnen:

Zum einen wählte Nationaltrainer del Bosque Jordi Alba als Linksverteidiger, womit er einen neuen Kandidaten in die Diskussionen um die fast schon ewige spanische Problemzone brachte. Dass Alba dieses Problem lösen könnte,  ist ziemlich wahrscheinlich, wenn ihm das nötige Vertrauen geschenkt wird – er ist schnell, dynamisch, spielintelligent, defensiv sicher, aber offensiv stark, wobei er im Timen seiner Vorstöße sehr gut ist. Nach einer starken Bewährungsprobe gegen Barcelona, als er zusammen mit Banega und Mathieu die gegnerische rechte Seite attackierte, wurde er nun berufen und konnte seine Aufstellung gegen Schottland auch schon mit einigen guten Aktionen rechtfertigen – mit einem gut getimten Vorstoß samt Hereingabe fixierte er dies in Form eines Assists auch auf Papier. Alba hilft dem Team nicht nur direkt, sondern auch indirekt, denn „durch“ ihn kann Arbeloa – zusammen mit dem aufstrebenden Barca-Talent Martin Montoya – nun wieder häufiger als Back-Up für Ramos, welcher dadurch wiederum häufiger als Alternative für die Innenverteidigung bereit steht.

Zum anderen muss natürlich der erneut mitreißende Angriffsfußball der Spanier erwähnt werden. Mit 67 % war der obligatorische Ballbesitz vorhanden, doch viel interessanter war die sehr offensive Ausrichtung und die noch weiter ins Extrem getriebene Fluidität – was ein wenig an das Litauen-Spiel erinnerte.

System der Spanier gegen Schottland (11.10.2011)

Das System konzentrierte sich erneut stark auf die rechte Seite, so dass Ramos zwar weiterhin aufrückte, aber nicht mehr bis zur Grundlinie gehen musste. Dieses Mittel wurde stattdessen von Jordi Alba in die Mannschaft gebracht. Piqué sicherte die offensive rechte Seite wie üblich ab. Im Mittelfeld agierte Xavi halbrechts als tiefstehender Spielmacher, während Santi links sehr offensiv spielte. Deshalb orientierte sich Busquets sehr stark an Xavi, welcher im Mittelfeld mehr Aufmerksamkeit von den Gegnern bekam, um ihm als Helfer zur Seite zu stehen, defensiv wie offensiv, wo er als konstanter Anspielpartner eine enge Deckung des Kapitäns verhindern sollte. Für diese Pärchenbildung musste man allerdings auf links noch mehr Raum offen lassen, als es in Tschechien der Fall gewesen war. Allerdings hatte man auch hier eine Lösung: Defensiv machte man sich die Ähnlichkeit zum FC Barcelona einmal mehr zum Vorteil, mit der viele Spieler schon vertraut sind. Offensiv war es ebenfalls kein Problem. Kam man über links, verschob man sowieso dorthin, kam man über rechts, rückte Jordi Alba ein und sicherte den Raum, erfüllte also auch hier eine wichtige Aufgabe.

Inbegriff der Fluidität waren allerdings die vier vorderen Spieler: Villa musste zunächst die Breite halten, aber im weiteren Verlauf des Angriffes durfte er gefährlich zum Tor hin ziehen. Desweiteren rochierte er mit Santi, welcher im Zentrum bei der Ballzirkulation half, Villa untertsützen konnte, aber vor allem auf halbrechts tendierte, um dort mit Silva, auf den sich das Spiel als Fixpunkt in vorderster Reihe konzentrierte, und Pedro zu kombinieren. Dieser nutzte dafür seine Spielintelligenz und gab den nominellen Mittelstürmer, was er hervorragend kann: Immer im richtigen Moment lässt er sich zur Teilnahme am Spielzug oder zum Schaffen von Räumen fallen oder füllt die durch die Fluidität offenen Löcher oder bleibt sehr hoch, sorgt für Tiefe und eine Anspielstation – diese Pärchenbildung in vorderster Reihe ist eine seiner vielen genialen Fähigkeiten, die sonst niemand so beherrscht wie er. Wie früher häufig mit Messi ließ er nun die Bälle für Silva locker und flüssig klatschen – das 2:0 war das perfekte Exempel.

Fast auf den Tag genau 1 Jahr nach dem mühevollen Sieg im „Hinspiel“ , dem Vermächtnis des „alten Spaniens“, schloss sich hier der Kreis mit einer fluiden, offensiven, lebendigen und berauschenden Vorstellung – so wie es im Moment aussieht, ist die „Langeweile“ der letzten Weltmeisterschaft vergessen und die Evolution vollendet.

Und es ist genau das, was die Spanier zeigen wollen. Nach den Kritiken und einigen enttäuschten Stimmen in Folge des WM-Titels erhielten die Spanier einen neuen Antrieb. Sie wollen wieder begeistern und unterhalten, die Fußball-Welt auf ihre Seite holen und einen erneuten  Titel holen – aber in etwa so, wie es Barcelona im Mai im Finale der Champions League tat. Sie wollen wieder so wahrgenommen wie bei der letzten Euro – als dominante, aber eben unterhaltende Mannschaft, die Tor um Tor fabriziert und die Spektakel bietet. Sie wollen wieder für das stehen, was ihnen 2008 ihre so große Popularität bescherte.

Die große spanische Nationalmannschaft erinnert sich seiner Wurzeln und orientiert sich daran. Wenn man genau hinschaut, kann man ihr System durchaus als 4-1-4-1, welches sie zudem auch im Spiel ohne Ball annehmen, ansehen – jenes System, welches sie 2008 berühmt machten. 4-1-4-1 und nun wieder zurück? Mitnichten – man entwickelt sich nicht zurück, sondern orientiert sich nur an den eigenen Grundwerten, entwickelt sich weiter und wird immer besser.

Zurück in die Zukunft – Spanien ist stärker denn je!

HerrHAnnibal 24. Oktober 2011 um 17:30

Im Tor stehen vielleicht die besten Keeper der Welt. Neuer der bessere Fussballer, Casillas abgeklärter und erfahrener. Da stimme ich dir zu. Für mich eine der Positionen wo man keinen klaren Vorteil für eine Seite bestimmen kann.

Die These „Hummels + Badstuber > Pique + Puyol“ ist dagegen einfach nur falsch. Wie will man das begründen?Das spanische Duo hat in Nationalmannschaft und Verein schon jeden großen Titel gewonnen und ergänzt sich perfekt.

Dagegen hat man in Deutschland 2 Spieler die noch nicht einmal gesetzt sind weil die mangelnde Erfahrung dazu führt, dass selbst Mertesacker immer wieder im Gespräch um einen Stammplatz bleibt.
Hummels hat tolle Anlagen aber in der Nationalelf seine Topleistung nur selten abgerufen. Badstuber spielt dieses Jahr wieder sehr solide und war in der vergangenen Saison furchtbar mies.

Ich hab keine Ahnung wie man zu der Erkenntnis kommen kann, dass Deutschland da einen Vorteil hat.

Aussenverteidiger sind natürlich unstrittig. Ramos ist stärker als jeder deutsche RV. Lahm ist besser als jeder spanische LV. Beide Nationen haben da eine kleine Lücke. Bei Deutschland wird mit gelernten Innenvereidigern experimentiert. Bei Spanien ist sowas ebenfalls denkbar (Arbeloa). Oder man spielt mit dem offensiveren Alba.

Und wenn es jetzt zum Mittelfeld/Angriff geht muss man feststellen, dass Spanien da in der Spitze und Breite besser besetzt ist.

Deutschland hat Zerstörer auf der 6 wie Khedira oder Träsch. Da haben die Spanier mit Busquets und Martinez Spieler, die zusätzlich noch mehr Offensivqualität mitbringen.

Schweinsteiger/Kroos als tiefe Spielmacher während die Spanier da mit Xavi/Alonso auflaufen können.

Auf den Flügeln oder als Spielmacher dann Götze/Poldi/ Schürrle/Müller/Özil gegen Iniesta/Navas/Pedro/Mata/da Silva/Thiago

Im Sturm Gomez/Klose/Cacau im Vergleich zu Villa/Torres/Llorente

Da haben die Spanier doch auf jeder Position (mindestens) genausoviel Qualität wie Deutschland.

—-

Du siehst die deutsche Innenverteidigung stärker, das Mittelfeld mindestens gleichwertig und im Sturm können bei Deutschland immerhin riesige Räume geschaffen werden 🙂

Antworten

vastel 24. Oktober 2011 um 18:17

Tut mir Leid, aber du widersprichst dir doch selber und kannst keine nennenswerten Gegenargumente bringen.

In der IV experimentiert Jogi momentan viel rum, weil er es sich zur Zeit leisten kann.
Gib ihm die 4-5 Wochen Vorbereitungszeit vor der EM und du wirst sehen, dass Hummels und Badstuber absolut gesetzt sind und eine ganz starke und eingespielte IV bilden werden, wenn beide verletzungsfrei bleiben und zu dem Zeitpunkt nicht absolut außer Form sein sollten.
Löw plant langfristig – Mertesacker ist wenn dann nur der Notnagel, da er schon zu alt ist.

destruktive 6er:
Lustig, dass du Träsch erwähnst. Bei dem ist mir unbegreiflich warum ihn Jogi noch nominiert. Wenn dann gehört einer der Bender-Zwillinge dazu (ich favorisiere den BVB-Bender). Vor allem Sven Bender geht einzig und allein im direkten Vergleich die internationale Erfahrung ab, ansonsten halte ich ihn jetzt schon für einen der zukünftigen besten Zerstörer. Offensiv können sich beide (Khedira und Bender) noch steigern, da gebe ich dir Recht, das ist aber nicht ihre primäre Aufgabe.

Schweini:
Für dich nochmal: absolute Weltklasse! Wer das immer noch nicht sehen will, tut mir Leid. Klar, ein anderer Taktgeber als Xavi mit einer anderen Spielanlage, aber davon abgesehen auf dem selben Niveau.

Kroos:
(Noch) nicht auf dem Niveau wie die Spanier, aber nichts anderes habe ich behauptet. Er ist momentan auf einem sehr guten Weg und bis zur EM sind es noch enige Monate für weitere Entwicklungen. Er ist jung, hat mit Jupp Heynckes einen guten Trainer und mit den Bayern ein starkes Team – beste Voraussetzungen!

Sturm:
Spielerisch schwächer als die Spanier, aber auch hier habe ich nichts anderes behauptet. Unstrittig ist aber, dass vor allem Müller mit seiner hervorragenden Bewegung ohne Ball und auch Klose riesige Löcher reißen können. Willst du mir da wirklich widersprechen?

Ich warte noch auf deine Argumente.

Antworten

HerrHAnnibal 24. Oktober 2011 um 20:41

Ich dachte durch die Aufzählung der Spieler wäre deutlich geworden wie groß die Leistungsunterschiede sind… Ich bin davon ausgegangen, dass du die spanischen Spieler kennst.

Ich versuchs nochmal im Detail:

Ich gehe ebenfalls davon aus, dass Hummels und Badstuber ein starkes IV Duo bilden werden. Darum gehts aber doch nicht. Du stellst die beiden schliesslich höher als Pique und Puyol. Und das ist einfach nur lächerlich.

Die beiden Spanier ergänzen sich perfekt und haben in den letzten Jahren so ziemlich jeden wichtigen Titel abgeräumt.
Das sind 2 Weltklassespieler.
Hummels ist da auch auf einem gutem Weg aber es deutet nichts darauf hin, dass Badstuber dieses Niveau irgendwann erreichen wird.
Das deutsche Duo wird diese Eingespieltheit nicht erreichen und auch die Erfahrung aus etlichen internationalen Topspielen kann man nicht ersetzen.
Es gibt eigentlich nur ein einziger Aspekt wo das deutsche Duo überlegen ist und das ist die Spieleröffnung. Da fällt Puyol etwas ab. Zweikampfstärke, Kopfballspiel, Stellungsspiel, Erfahrung…. Letztendlich sind die beiden Barca Spieler da noch auf einem ganz anderen Level und das wohl beste IV-Duo der letzten 5 Jahre.

Zu den 6ern: Ja, Träsch wird vermutlich nicht spielen und die Benders sind talentierte Kerle. Khedira ist auch ein zuverlässiger Arbeiter (auf sehr hohem Niveau).
Auch alles schön und gut aber auf der anderen Seite spielen mit Busquets oder eventuell Martinez eben Spieler die defensiv mindestens gleichwertig sind und dazu auch offensiv im Kombinationsspiel keinesfalls abfallen.
Busquets ist im Spielaufbau praktisch fehlerfrei und für sein Alter schon wahnsinnig erfahren und routiniert.
Martinez ist nur der Backup und dennoch stärker als jeder deutsche Spieler in dieser Rolle. Schonmal ein Spiel gesehen?

Schweinsteiger in der Form der WM ist Weltklasse. Der Schweinsteiger der abgelaufenen Bundesliga Saison war biederer Durchschnitt. Xavi ist das Herz der vielleicht besten Fussballmannschaft aller Zeiten. Der war schon Weltklasse als Schweinsteiger noch Schweini genannt wurde und auf dem Flügel spielte.

Im restlichen Mittelfeld tummeln sich auf beiden Seiten talentierte Jungs die man durchaus vergleichen kann… (Özil/da Silva oder auch Götze/Thiago) An die Qualitäten eines Iniesta kommt dennoch keiner ran. Auch dan sind die Spanier letztendlich einfach besser besetzt.

Und ja: Müller und Klose bewegen sich gut, öffnen Räume für ihre Mitspieler und schießen auch Tore. Aber was willst du denn damit sagen? Das tun doch auch Pedro, Navas oder Villa auf der anderen Seite. Mal ganz davon abgesehen dass ein Spieler wie Cacau bei den Spaniern nichtmal für die Nationalelf spielen würde wenn 15 andere Offensivspieler verletzt sind.

Deine Spielervergleiche suggerieren doch dass Deutschland insgesamt mindestens gleichwertig stark besetzt ist. Und gerade in der Kaderbreite gibt es gewaltige Unterschiede.
Was du über die Qualitäten und Perspektiven der deutschen Spieler sagst ist ja so alles in Ordnung. Du erweckst aber den Eindruck dass du die spanischen Spieler überhaupt nicht einordnen kannst. Schon allein die Behauptung zu den Innenverteidigern belegt das offensichtlich.

Spanien ist individuell besser besetzt und erfahrener. Wobei das nicht bedeutet, dass ich von einem EM Titel ausgehe bzw Deutschland keine guten Chancen in einem direkten Duell ausrechne. Nur deine Analyse passt eben einfach nicht, Sorry…

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vastel 24. Oktober 2011 um 12:36

Zitat:
„Tor: Neuer (sehe ich im Spielaufbau sogar stärker als Casillas)
RV: Boateng – kann gut mit dem Ball umgehen, offensive Vorstöße, im direkten Vergleich zu Ramos unterlegen
IV: Hummels + Badstuber – sehe ich sogar besser als die spanische IV
LV: Lahm – spielstark, defensiv sicher, starke Vorstöße, direkter Vergleich besser
ZM: Schweinsteiger, Kroos, Özil – bis auf Kroos sehe ich hier das MF mindestens genauso stark wie Spanien
Sturm: Götze, Müller, Klose – bis auf Götze spielerisch schwächer als Spanien im direkten Vergleich, aber vor allem Klose und Müller können riesige Räume schaffen“

Erläutere bitte wo und inwiefern ich falsch liege!

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HerrHAnnibal 24. Oktober 2011 um 01:42

Sorry aber dieser Mann gegen Mann Vergleich ist ein schlechter Witz. Egal mit welcher Aufstellung Deutschland spielt: Die Spanier sind bei Ballsicherheit und Passspiel individuell überlegen.

Ich halte nichts von solchen Vergleichen zwischen den einzelnen Spielern auf den jeweiligen Positionen aber wenn man sich schon die Mühe macht muss man auch fairerweise feststellen, dass Deutschland nur auf der LV-Position einen klaren Vorteil hat. Dann gibt es vielleicht noch 2-3 strittige Positionen und den Rest dominieren die Iberer.

Auch dein taktischer Vorschlag geht mMn ziemlich ins Leere. Deutschland kann gegen Spanien nicht einfach den Ball durch die eigenen Reihen laufen lassen wie man das gegen andere Kasachstan, Österreich und Belgien praktiziert.

Die Spanier würden sich dann doch nicht zurückziehen und abwarten. Die würden ihrerseits versuchen den Ball sehr schnell zu eroben um ihn dann wiederum in den eigenen Reihen zu halten.
Und wenn somit beide Teams den identischen Matchplan haben kann ich mir gut vorstellen wie die Spanier letztendlich mehr vom Ball haben und Deutschland doch viel mehr hinterherlaufen muss. Da würde sich am Ende die größere Qualität im spanischen Kader durchsetzen.

Deutschland zeigte nicht zuletzt in den letzten Qualispielen die besten Momente wenn schnell umgeschaltet wurde. Und hier liegt auch der Schlüssel gegen die Spanier. Die sterben gerne auch mal in Schönheit gegen tief stehende Gegner und sind dann anfällig für schnelle Konter. Und genau dafür haben die Deutschen dann das perfekte Spielermaterial. Auch die Holländer hätten im Finale mit ein bisschen mehr Effektivität vor dem Tor gewinnen können.

Klar: Für ein bisschen Entlastung immer mal wieder auch selbst den Ball zu halten ist kein Fehler. Generell ist schnelles Umschalten aber mit Sicherheit erfolgsversprechender. Einen Wettbewerb „Wer hat am Ende mehr Ballbesitz und gestaltet das Spiel“ kann man gegen die Spanier nicht gewinnen.

Antworten

vastel 24. Oktober 2011 um 10:59

Ich zitiere mich selber:
„Zum einen ist klar, dass man die Spanier nie vollkommen hinten reindrücken kann. Dafür sind sie spielerisch einfach zu stark, aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass eine spielstarke(!!) Mannschaft, zu der ich auch die DFB-Elf mit der richtigen Aufstellung zähle, phasenweise die Spanier “dominieren” kann.“

Auch wenn die Spanier über ein besseres Pressing als andere verfügen, kannst du die genauso laufen lassen wie die von dir erwähnten Kasachen, Österreicher und Belgier. Warum auch nicht? Als könnten alle außer den Spaniern kein Fußball spielen…

Ich habe auch nirgendwo gesagt, dass man am Ende mehr Ballbesitz als Spanien hätte und natürlich ist ein Spiel gegen Spanien immer mit immenser Laufarbeit verbunden.

Aber klar, hinten reinmauern und auf Konter spielen ist natürlich DAS Mittel der Wahl gegen die Spanier, wie die zahlreichen Niederlagen der Spanischen NM in den letzten Jahren beweisen 😉

Damit erreicht man nur eins: Man macht genau das Spiel wie es die Spanier wollen. Nichts anderes. Es sollte langsam an der Zeit sein andere Strategien gegen die Spanier zu wählen, da die von dir/euch oben genannten offensichtlich zum Scheitern verurteilt sind. Dauerhafte Entlastung erreicht man nur, indem man Druck auf den Gegner ausübt (die Spanier haben das begriffen!).

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HerrHAnnibal 24. Oktober 2011 um 12:25

Wenn Deutschland in der Quali gegen Österreich und Co den Ball durch die eigenen Reihen laufen lässt, entspricht das durchaus auch meistens der Taktik der Gegner.

Die Spanier haben dagegen eine klare Vorstellung und Philosophie und würden Deutschland keinesfalls einfach so erlauben das Tempo zu kontrollieren.

Wenn Deutschland und Spanien BEIDE anstreben sehr viel Ballbesitz zu haben entwickelt sich somit ein Schlagabtausch wo es darum geht welche Mannschaft besseres Pressing spielt und die bessere Ballkontrolle/Passsicherheit hat.
Für die Zuschauer sicherlich eine tolle Sache wenn beide Mannschaften mit offenem Visier antreten. Deutschland könnte so einen Schlagabtausch natürlich auch gewinnen aber langfristig gesehen würden sich dennoch eher die Spanier durchsetzen. Man spielt ihnen doch damit in die Karten und eröffnet die Räume für Kombinationen.

Und es ist einfach falsch so zu tun als hätten die Spanier die WM dominiert.
Spanien hat offensiv nicht die Durchschlagskraft wie Barca und das letzte Turnier hat doch gezeigt wie schwer man sich tut wenn die Gegner tief stehen.
Man verlor zum Auftakt gegen die Schweizer. Nach 2 verdienten aber glanzlosen Siegen in der Gruppe gegen Honduras und Chile begann die Ko-Runde. Zunächst ein 1:0 gegen die Nachbarn aus Portugal.
Dann ein sehr glücklicher 1:0 Sieg nach einer irren Partie gegen Paraguay. (Die Südamerikaner vergaben einen Elfer zur möglichen Führung)
Das 1:0 gegen Deutschland. Im Finale ein 1:0 nach Verlängerung gegen die Holländer die das Spiel allein durch 2 Robben Konter ebenfalls hätten gewinnen können.

Die Spanier hatten in diesem Turnier immer die Ballkontrolle aber sie waren offensiv nicht gerade sehr durchschlagskräftig. Nach der Auftaktniederlage und dem 2:0 gegen Honduras war jeder weitere Sieg nur mit einem Tor Unterschied. Ingesamt hat man in 7 Spielen 8 Tore erzielt.

Also:
Die Spanier hatten auch bei diesem Turnier das nötige Glück und es ist nicht so, dass man automatisch an die Wand gespielt wird, wenn man den Spaniern die Kontrolle über das Mittelfeld zugesteht.

Bei einem Turnier entscheiden dann Kleinigkeiten und einzelne Aktionen/Schiri-Pfiffe/Glück über den Verlauf eines Spiels.

Aber es ist mir ein Rätsel wie man darauf kommen kann, die Spanier mit deren eigenem System zu schlagen. Das spielt deren Fähigkeiten doch perfekt in die Karten.

Aber schon bei deinem Vergleich zwischen den deutschen und spanischen Spielern gewinnt man den Eindruck, dass du das nicht sehr realistisch einschätzen kannst.

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charles 18. November 2011 um 01:31

Wenn man schon individuell vergleicht, sollte man das vergleichen, was wirklich eine Rolle spielt: Nicht spanische gegegn deutsche Ballzirkulation, sondern deutsche Ballzirkulation gegen spanisches Pressing; oder nicht deutsche gegen spanische AV, sondern deutsche AV gegen spanische AS etc.

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vastel 22. Oktober 2011 um 19:07

Sehr gute Analyse! Danke dafür! 🙂

Ich stelle mir aber immer wieder die Frage:
Mit welcher Taktik besiegt man die Spanier?

Ich bin der Meinung, dass der Ansatz von vielen Mannschaften sich hinten reinstellen und die Spanier kommen lassen bzw. die Spanier spielen lassen und hoch pressen, nicht das richtige Mittel ist. Diese Taktiken sind alle nur passiv und auf Reaktion ausgelegt.

In meinen Augen kann man die Spanier nur mit ihren eigenen Waffen und frei nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung!“ schlagen.

Wie würde das aussehen?
Zum einen ist klar, dass man die Spanier nie vollkommen hinten reindrücken kann. Dafür sind sie spielerisch einfach zu stark, aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass eine spielstarke(!!) Mannschaft, zu der ich auch die DFB-Elf mit der richtigen Aufstellung zähle, phasenweise die Spanier „dominieren“ kann.

Beispielhaft an der DFB-Elf:
Man muss die ballsicherste und spielstärkste Aufstellung wählen und ähnlich wie Spanien am besten im 4-3-3 agieren.

Tor: Neuer (sehe ich im Spielaufbau sogar stärker als Casillas)
RV: Boateng – kann gut mit dem Ball umgehen, offensive Vorstöße, im direkten Vergleich zu Ramos unterlegen
IV: Hummels + Badstuber – sehe ich sogar besser als die spanische IV
LV: Lahm – spielstark, defensiv sicher, starke Vorstöße, direkter Vergleich besser
ZM: Schweinsteiger, Kroos, Özil – bis auf Kroos sehe ich hier das MF mindestens genauso stark wie Spanien
Sturm: Götze, Müller, Klose – bis auf Götze spielerisch schwächer als Spanien im direkten Vergleich, aber vor allem Klose und Müller können riesige Räume schaffen

Spielanlage:
Das wichtigste ist: Geduld! Die Spanier knackt man, so vermute ich, mit stoischer Ruhe und eiserner Disziplin. Wie verhalten sich die Spanier wohl, wenn man ihnen ihr eigenes Spiel aufzwingt? Sie sind gewohnt den Ball zu haben, sind ballverliebt. Wie lange können sie ihre Ordnung ohne Ball halten? Ich vermute nicht sehr lange!
Deutschland hätte mit Hummels, Badstuber, Schweini, Kroos und Özil die Spieler, um im Spanien-Stil erstmal „hintenrum“ den Ball zirkulieren zu lassen, um auf Lücken zu warten, die Müller und Klose aufreißen, und in der Rückwärtsbewegung aggressiv gegen den Ball arbeiten.

Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge erwünscht! 😉

Antworten

Jeffrey 23. Oktober 2011 um 12:08

Dein Vergleich ist meiner Meinung nach ein Witz.
Hummels zeigt in der CL ja wie gut er ist, nicht? Zudem sind Hummels und Badstuber nicht sehr schnell und dazu noch ziemlich umbeweglich im Vergleich zu Spaniens offensive. Und wer das Spiel machen will, der muss auch weiter aufrücken mit der Verteidigung da sonst zu grosse Lücken entstehen. Die Spanier sind z.Z. auf jeder Position überlegen ausser auf der LV…

Die beste Waffe ist immer noch das Pressing damit sie ihr Spiel nicht aufziehen können, aber das schafft keine Mannschaft der Welt über 90 min.

Antworten

vastel 23. Oktober 2011 um 20:12

Pique und Puyol sind natürlich äußerst beweglich…

😉

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vastel 23. Oktober 2011 um 20:27

PS: Natürlich ist Pressing eine sehr starke Waffe gegen die Spanier, aber du bennenst doch das Problem daran schon selber…
So kann man sich eine Weile gegen die Spanier wehren, aber so gewinnst du keine Spiele gegen sie! Sie sind diese Art von Spiel gewohnt und schieben sich den Ball so lange hin und her bis die verteidigende Mannschaft platt ist.
Warum sollte man sich nicht etwas Luft verschaffen, indem man selber versucht sein Spiel aufzuziehen und die Spanier gar nicht in ihren Rhythmus kommen lässt (und das eben nicht durch reinen Zerstörerfußball erreicht!)?

Überschätze nicht die Spanier und unterschätze auch nicht die Deutschen und die anderen Nationen!

Mein Tip:
Europameister werden nicht die Spanier.

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RonnieBarca 17. November 2011 um 21:15

Das Problem ist, dass kein deutscher Spieler technisch so stark ist wie die Spanier…evt wird Götze mal so weit kommen, ich sehe die andern aber def unterlegen.
Dh m.E. dass, wenn D mitspielen will, gehen sie unter – wie WM HF u EM Final…
Aber ich sehe durchaus Chancen für D, nämlich dann, wenn sie einen Mix aus holländischer Härte u eben ihren technischen Möglichkeiten kombinieren – und, gaaanz wichtig – Neuer auch einen seiner Hammertage hat…
Löw allerdings – u das schätze ich an ihm – will, dass man fussballerisch gewinnt…ich denke, es wär ein echter Hingucker, ein Final, D gegen S…wobei ich mir das von H – S auch gedacht hab. Schlussendlich hat dann die Klasse der Spanier die Holländer zu bösen Steinklopfern werden lassen…

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Tank 13. Oktober 2011 um 20:56

Schöne Analyse. Im Moment scheint es wirklich so zu sein, dass Spanien ausschließlich Luxusprobleme hat. Habe in einem Pique-Interview gelesen, dass das Verhältnis zwischen den Barcelona und Madrid Spielern nicht annähernd so schlecht sein soll, wie es in der Presse dargestellt wird. Inwieweit so eine Aussage aber der Realität entspricht oder nur Außendarstellung ist, bleibt abzuwarten. Del Bosque hofft sicher trotzdem auf eine möglichst geringe Classico-Dichte zum Ende der Saison.
Für mich ist das größte Luxusproblem der Spanier die Frage nach Andres Iniesta. In den letzten Spielen trat dies aufgrund der Verletzungen von ihm oder von einem der anderen Mittelfeldstammkräfte nicht auf, aber wenn alle fit sind bleibt das Problem, dass Spanien zu viele Mittelfeldspieler hat, die einen Stammplatz haben MÜSSEN. Momentan sehe ich folgende Leute als quasi unaustauschbar: Xavi, Iniesta, X. Alonso, Busquets und Silva. Zudem könnte Fabregas mit einer guten Saison in diesen Kreis vorstoßen; wenn es für Del Bosque ganz „schlimm“ kommt auch noch Cazorla. Von den erstgenannten ist meiner Ansicht nach Silva der einzige etwas unstete Wackelkandidat.
Besonders deutlich wird das Problem bezüglich Xavi und Iniesta. Man könnte ohne weiteres argumentieren, dass beide, wenn sie auf ihren bei Barca angestammten Positionen spielen, das beste MittelfeldDUO der Fußballgeschichte bilden. Nur scheint bei Spanien kein Platz für beide in diesen Positionen (Xavi halbrechts CM, Iniesta halblinks OM) zu sein.
Zumindest nicht in den hier skizzierten Formationen. Ein 3-4-3 wäre eine denkbare Lösung, aber nicht risikolos (würde aber das Abwehr-Problemchen lösen).
Als Barca-Fan würde ich gerne das gesamte katalanische Trio Busquets-Xavi-Iniesta im Mittelfeld und vorne Villa auf links, Pedro rechts und Torres in der Mitte oder eine variable Dreierreihe aus Villa, Silva und Pedro sehen, aber wirkt das doch arg nach einer Imitation des FC Barcelona. Außerdem ist X. Alonso eigentlich gesetzt…
Ich denke es liegt nun in del Bosques Händen, ob er aus diesem Überangebot ein rotierendes und personell perfekt auf den Gegner eingestelltes Traumteam oder einen halbgaren Kompromiss macht. Spanien muss sich nun damit abfinden, dass sie für das Turnier nicht nur Favorit sind, sondern die Mannschaft die den Titel nur noch verlieren, aber nicht mehr gewinnen kann.

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Doerk 13. Oktober 2011 um 22:37

„Die Mannschaft, die den Titel nur noch verlieren, aber nicht mehr gewinnen kann“ klingt für mich doch recht hochmütig.

Eine EM kann mit den doch recht engen Spielen sehr schnell verloren werden.

Man sollte nicht vergessen, dass Spanien bei der letzten EM erst auch einmal ein Elfmeterschiessen gegen Italien überstehen musste.

Spiele gegen Schottland sind nicht so der richtige Gradmesser.

Ich würde mir jedenfalls ein Spiel Deutschland-Spanien in der Vorrunde wünschen. Dann weiss man, woran man ist.

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Tank 13. Oktober 2011 um 23:09

Hochmütig ist es nicht gemeint. Ich will damit nicht sagen, dass sie so gut sind, dass alle anderen gegen sie keine Chance haben, sondern nur die äußere Wahrnehmung der Mannschaft beschreiben.
Sie sind als Welt- und Europameister, als von der Fachwelt unisono als Nonplusultra gepriesene Übermannschaft eben mehr als nur Favorit; man erwartet den Titel von ihnen. Das ist eine psycholgische Hürde an der sich z.B. schon Generationen von Brasilianern die Zähne ausgebissen haben.

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lefthog 14. Oktober 2011 um 14:48

Ich persönliche sehe Xabi Alonso nicht als gesetzt an. Wenn man politische Erwägungen mit einfließen lässt dann unter Umständen schon, aber für mich ist er der Schwachpunkt, weil er von allen Mittelfeldspielern der unbeweglichste ist und man ihn dadurch recht einfach zudecken kann.
Sollte es zum Duell mit Deutschland kommen, wäre Mesut Özil prädistiniert diese Rolle zu übernehmen.
In den Clasicos (speziell im November 2010) hatte sich gezeigt, dass Busquets, Iniesta und Xavi zu beweglich sind damit Özil deren Deckung übernehmen kann.
Aber in den CL-Spielen Madrids gegen den AC Milan war Özil sehr effektiv in der Bewachung von Andrea Pirlo, der ähnlich wie Xabi Alonso ein fantastischer Ballverteiler, aber eben nicht sehr gut zu Fuß ist.

Im WM-Halbfinale von Durban war es Alonso, der die deutsche Verteidigung immer wieder mit langen Diagonalpässen auf die Außenverteidiger (insbesondere Sergio Ramos) in Bedrängnis brachte. Wäre Alonso zugestellt, würde diese Gefahr gemindert und die Löw-Elf könnte noch kompakter verteidigen, da die Barcaspieler den Ball lieber flach und kurz halten.

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firedo 14. Oktober 2011 um 15:35

Nunja dein zweiter Absatz liefert ja quasi schon die Begründung dafür, warum es nützlich ist ihn dabei zu haben: mit seinen langen Pässen liefert er ein spielerisches Element, was die anderen so nicht unbedingt mitbringen.

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Santon39 13. Oktober 2011 um 11:23

Sehr gute Analyse.

In meinen Augen stellt die Hereinnahme von Jordi Alba die gravierendste Veränderung im spanischen Spiel dar. Ein Spieler mit Zukunft, der einen Vorteil vor Capdevila hat, nämlich seine enorme Schnelligkeit. Ein Alvaro Arbeloa scheint mir hier auch nicht mehr als eine Übergangslösung zu sein.

Ansonsten bitte weiterhin solche Analysen.

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