Türchen 1: László Kubala
Er war ein Umherirrender in einer postapokalyptischen Welt. Ohne Nation, ohne Staat. Ein selbsternannter Kosmopolit auf der Suche nach einer Heimat, deren Menschen seinen Füßen folgen und am Ende zu selbigen liegen würden.
Geboren in einer Zeit des Übergangs, aufgewachsen in der Ära der antihumanen Zerstörung, getrieben von Wirren und auf der Flucht vor Autoritäten. Der Name László Kubala steht heute als ein Inbegriff für die Schönheit des Spiels. Er steht dafür, wie ein einfacher Balltreter vielen Menschen Freude bereiten konnte. Doch bis es soweit war, entrinn er nicht nur dem langen Arm seines politisch transformierten Heimatlandes, sondern auch dem Tod.
Staatenloser
László Kubala Stecz wurde am 10. Juni 1927 als Sohn einer polnisch-slowakisch-magyarischen Fabrikarbeiterin und eines slowakisch-stämmigen Maurers in Budapest geboren. Früh wurde sein Talent und seine Leidenschaft für das runde Leder, das aufgrund familiären Geldmangels zunächst nur ein Eigenbau aus Pappe war, sichtbar. Als ihm Vater Pál Kubala Kurjas eine Violine schenkte, nutzte László diese als Torpfosten auf dem Bolzplatz.
Bereits in der Vorpubertät kickte der junge László mit um einige Jahre älteren Spielern beim Budapester Klub Ganz TE. Eine kleine Notlüge beim Geburtsdatum ermöglichte es ihm, bereits im Alter von 15 Jahren für den Ferencvárosi TC zu spielen, wo er sich in der frühen Nachkriegszeit seine ersten Sporen verdiente und zudem seinen später kongenialen Sturmpartner Sándor Kocsis traf. Als er das erste Gehalt mit nach Hause brachte, glaubte sein Vater zunächst, er hätte das Geld gestohlen. Dem war natürlich nicht so.
Der Legende nach wechselte Kubala im Jahr 1946 in die ČSR zum ŠK Slovan Bratislava, um den Militärdienst zu umgehen. Selbiges tat er zwei Spielzeiten später nochmals. Nur dieses Mal wechselte er nach Ungarn zurück und schnürte seine Botten für Vasas SC. So kam es, dass er 1947 sein Debüt für die Nationalmannschaft der ČSR und ein Jahr später für Ungarns Team gab.
Als 1949 die Zweite Ungarische Republik infolge der sowjetischen Besatzung ihr Ende fand, sah sich Kubala einmal mehr zur Flucht gezwungen. Dieses Mal verließ er Ungarn – und damit auch seine Frau und das neugeborene Kind – auf der Ladefläche eines russischen Militärlasters in russischer Militäruniform mit gefälschtem Pass in Richtung Österreich. Die letzten Kilometer überquerte er zu Fuß über vereiste Berge. Er wurde zunächst drei Tage in Innsbruck festgehalten, aber von Wärtern erkannt, was die bürokratischen Angelegenheiten um einiges vereinfachte. Von dort aus ging es weiter nach Italien, wo Kubala für kurze Zeit in Diensten von Aurora Pro Patria in der Lombardei spielte.
Außerdem hatte er mit dem Torino F.C. im Frühsommer 1949 vereinbart, dass er für die Granata bei einem Testspiel gegen Benfica in Lissabon antreten würde. Zu dieser Zeit trafen allerdings seine Frau und sein erkrankter Sohn nach der Flucht aus der ČSR in Udine ein. Kubala sagte die Reise nach Portugal ab und entging so nur knapp dem sicheren Tod. Denn kein Mitglied der mitgereisten Turiner Meistermannschaft überlebte den Rückflug, als sie unweit der Basilika von Superga an einem Hügel bei Turin abstürzten.
Fernab dieses Schocks und der menschlichen Tragödie musste Kubala an einer politischen Front um seine Zukunft als Fußballer kämpfen. Denn der ungarische Verband, der gewiss nicht erfreut über seine Flucht war und ihn als „Deserteur“ bezeichnete, warf dem Ex-Spieler Vertragsbruch vor. Ein Vorwurf, der von der FIFA unterstützt wurde, sodass Kubala mit einer einjährigen internationalen Sperre belegt war.
Im Januar 1950 gründete Kubala zusammen mit dem Trainer Ferdinand Daučík die Mannschaft „Hungaria“. Die beiden kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Slovan Bratislava und von Familienfeiern – immerhin hatte Kubala die Tochter von Daučík geheiratet.
Ihr Team war ein neuer Zufluchtsort für Migranten, die aus Osteuropa – vornehmlich aus Ungarn, Jugoslawien, der ČSR oder Sowjetunion – kamen und keine Zukunft in den sozialistischen Regimen sahen. Im Sommer 1950 absolvierte Hungaria einige Freundschaftspartien in Spanien, was Scouts von Real Madrid und dem FC Barcelona auf den Plan rief. Die Größen des spanischen Fußballs zeigten unisono Interesse am versierten Offensivspieler. Es war letztendlich der ehemalige Barça-Cheftrainer und damalige Scout Josep Samitier, der das Angebot der Madrilenen ausstach. Teil des Deals mit dem katalanischen Vorzeigeklub war ein Engagement von Daučík als Cheftrainer. Als Samitier mit Kubala über eine Verpflichtung sprach, hatte dieser bereits ein unterschriftsreifes Vertragspapier von Real Madrid in der Tasche, entschied sich aber schlussendlich für die Katalanen.
Eigentlich hatte der spanische Verband zunächst die Klubs davor gewarnt, mit dem ungarischen Flüchtling Verhandlungen aufzunehmen. Als dann Barcelona trotzdem die Verpflichtung finalisierte, kam es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den beiden großen Klubs des Landes.
„Direktor Senillosa fragte jemanden, dass schnellstens ein Bote, der Ungarisch sprach, zu Kubala geschickt würde, um ihn, wenn möglich, von der Unterzeichnung des Vertrags mit Real Madrid abzuhalten. Der Schwimmer Zolyomi beschattete ihn und verführte ihn sogar bei einer Gelegenheit zu ein, zwei Drinks zu viel. Kubala kam in unsere Stadt, um mit Hungaria gegen Español zu spielen, ohne bisher irgendwelche Vertragspapiere unterzeichnet zu haben. Und wenn Montal [damaliger Präsident] mit ihm zu Verhandlungen zusammen kam, zog Kubala ein Stück Papier aus seiner Tasche und sagte: ‚Wie das hier.‘ Es war der Vertrag, der ihm von Real Madrid offeriert wurde.“ (Lluis Permanyer, katalanischer Journalist und Sohn des damaligen Sekretärs des FC Barcelona, in La Vanguardia)
Kubala verdiente 1300 Peseten pro Monat. Es war der bis dato größte Coup in der Geschichte des spanischen Fußballs. Als seine Sperre dann 1951 abgelaufen war, konnte er endlich im Trikot der Blaugrana sein Debüt in der ersten spanischen Liga geben. Zuvor hatte er bereits bei einigen Freundschaftspartien mitgewirkt, was ihm eigentlich nicht erlaubt war. Samitier gab ihm den Namen „Olegario“ und er sagte Kubala, er solle ja den Mund halten.
Die ganze Geschichte seiner Flucht wurde in romantisierter Form im Film Los Ases Buscan La Paz, der 1955 erschien, wiedergegeben. Kubala spielte dabei sich selbst. Das Franco-Regime war daran interessiert, den ungarischen Flüchtling und dessen Bekanntheit für sich zu nutzen. Man wollte in Zeiten des Kalten Krieges als verlässliche Macht außerhalb der Blöcke gelten. Bei Verhandlungen mit der FIFA zur Reduzierung seiner Strafe äußerte der spanische Verband sogar Vorwürfe, man hätte Kubala als Anti-Kommunisten in Ungarn ermorden wollen. In der ersten Hälfte des Jahres 1951 wurde er offizieller spanischer Staatsbürger.
Baumeister
Der Flüchtling hatte in Barcelona seine neue Heimat gefunden. Und sie sollte es für die nächsten zwölf Jahre auch bleiben. Ende der 1940er Jahre hatten die Blaugrana zwei Ligatitel in Folge gewonnen, wodurch das damalige Camp de Les Corts bereits in aller Regelmäßigkeit an die Kapazitätsgrenzen stieß. Doch der Legende nach war es die Verpflichtung Kubalas, welche die Klubführung schließlich zur Entscheidung zwang, ein neues Stadion zu errichten. Denn die 60000 Plätze im Camp de Les Corts hielten dem Andrang nicht mehr stand, wenn katalanische Volksmassen herbeiströmten, um den untersetzten Dribbler spielen zu sehen. In Wahrheit hatte Barcelona bereits im September 1950 ein großes Grundstück für 10,1 Millionen Peseten gekauft. Die Grundsteinlegung für das neue Stadion erfolgte allerdings wirklich erst im März 1954.
„Kubala war der Grundstein, auf dem die Unterstützung für den katalanischen Fußball aufbaut.“ (Josep Samitier)
Nicht zuletzt aufgrund seines einzigartigen Spielstils und der vergleichsweise großen Modernität in seinen Aktionen wird Kubala als „Erbauer“ des Camp Nou bezeichnet. Während der 1950er Jahre wurde er zu einem wichtigen Anker für vier Meistertitel in La Liga und fünf Pokalsiege. Und mit einer Torquote von 0,76 pro Partie bei über 200 absolvierten Spielen zu einem Torgaranten in einer legendären Barça-Mannschaft.
„Er trug das Team allein. Und er hatte alles: Geschwindigkeit und Power, Technik, Kontrolle, Charisma.“ (Josep Seguer, Teamkollege von Kubala bis 1957, in Sid Lowe, Fear and Loathing in La Liga: Barcelona vs Real Madrid, 2013)
In diesen Jahren avancierte Kubala zum Superstar. Er hatte einen Taxifahrer aus Zaragoza, der ihn überall hin fuhr – zumeist in Cafés und Bars. Es machte sogar der Witz die Runde, er habe wohl schon hundert Kinder in der ganzen Stadt.
Immer umschwärmten ihn die einfachen Leute. Geld war ihm, der viel mehr als seine Mannschaftskollegen verdiente, nicht wichtig. Als ihm mal 200000 Peseten aus dem Wagen gestohlen wurden, reagierte er ganz gelassen und sagte nur, dass der Dieb hoffentlich etwas Gutes damit anstellen würde.
Gegenüber den anderen Spielern der Blaugrana machte Kubala hingegen immer deutlich, dass sich er selbst für den herausragenden Akteur hielt. Und wirklich widersprechen wollte ihm in dieser Sache auch niemand.
Die Wichtigkeit Kubalas wurde insbesondere in der Spielzeit 1952/53 deutlich. Aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung fiel er für den Großteil der Saison aus und sogar das Karriereende drohte. Er verlor in dieser Zeit sechs Kilogramm und sein Lungenvolumen schrumpfte von sieben auf fünf Liter. An Sport war nicht zu denken. Barcelona hatte sich in dieser Zeit bereits nach Ersatz umgesehen und einen jungen Argentinier im Auge, von dem sie dachten, dass er womöglich in die Fußstapfen Kubalas treten könnte. Sein Name: Alfredo Di Stéfano.
Kubala wurde derweil zur Kur in den Bergort Monistrol de Calders geschickt und er erholte sich prächtig. Als er im Februar 1953 zurückkehrte, übernahm er direkt das Kommando bei den Blaugrana, die nur auf Rang vier lagen. Am Ende gewannen sie noch La Liga und Copa del Generalísimo.
Ab 1957 spielten dann die beiden Ungarn Sándor Kocsis und Zoltán Czibor, die auf Kubalas Geheiß nach Katalonien gekommen waren, an seiner Seite, was Barças Chancen auch auf europäischem Parkett erhöhte.
Allerdings sah sich Kubala Ende der 1950er Jahre mit Trainer Helenio Herreras Personalpolitik konfrontiert. Dem argentinischen Trainer missfiel der Lebensstil seines Starangreifers. Dadurch verpasste er das entscheidende Halbfinale im European Cup 1960 gegen Real Madrid, was wiederum dem Trainer den Posten am Ende kosten sollte. Zu dieser Zeit bog der Star des Camp Nou langsam auf die Zielgerade seiner Karriere ein – die womöglich eine Unvollendete blieb.
Denn in der Saison 1960/61 – es war Kubalas letzte auf absolut hohem Niveau – konnte Barcelona als erste europäische Mannschaft Real Madrid im Europapokal besiegen und kam somit ins Finale gegen Benfica. Ein Team gespickt mit Top-Spielern wie Luis Suárez und erfahrenen Routiniers wie Torhüter Antoni Ramallets vermochte es aber nicht die Portugiesen zu bezwingen und verlor etwas überraschend mit 2:3.
Kubala betätigte sich anschließend als Jugend- und Cheftrainer bei Barcelona, kehrte sogar bei mehreren Trainerstationen als Spieler auf den Rasen zurück. Er stand außerdem im 1962er WM-Aufgebot der spanischen Nationalmannschaft, für die er seit 1953 auflief, nahm aber an keiner Endrundenpartie teil.
Somit blieb der Weltbürger ohne internationale Trophäe und ohne Einsatz bei einem internationalen Turnier.
Nachkriegsmessi
Doch das tut seinem Stellenwert keinen Abbruch. Es geht sogar so weit, dass vereinzelt die These vertreten wird, Kubala wäre auf dem Höhepunkt seiner Karriere besser als Barcelonas heutiger Superstar Lionel Messi gewesen. Sicherlich sind derartige Quervergleiche generell schwierig. Ehemalige Mitspieler wie Seguer hingegen bezeichneten ihn als „unseren Messi“.
Aber warum wird Kubala in diese Sphären gehoben? Er war in puncto Technik und Individualität seiner Zeit voraus. Denn in den 1950ern erscheint das individualtaktische Niveau retrospektiv betrachtet nicht derart hoch gewesen zu sein. Kubala hingegen arbeitete stets äußerst sauber am Ball und war in seinen Offensivaktionen weitestgehend fehlerfrei. Nur sehr selten verursachte er unnötige Ballverluste.
Zudem umgab ihm eine Aura des von den Umständen geprägten Künstlers, das man ebenso als faules Genie charakterisieren könnte. Denn während Kubala in den Stadien den Menschen regelmäßig das Lächeln in die Gesichter zauberte, war er auf dem Trainingsplatz zurückhaltend.
Seine vergleichsweise untersetzte Statur mit kräftigen Oberschenkeln und die Muskelschattierungen im engen Trikot zeigten jedoch, dass er ein Vorzeigeathlet war. Er hatte in seiner Jugend auch als Boxer trainiert und radelte bis ins Rentenalter wöchentlich achtzig Kilometer. Wenn er sich aufgrund seiner 1,75 Meter großen Körperstatur von Gegenspielern herumgeschubst fühlte, konnte er auch mal einen Aufwärtshaken auspacken.
„Er war ein starker Mann. Du konntest ihn nicht einmal mit einer Kanonenkugel umhauen.“ (Alfredo Di Stéfano, der seinem Freund Kubala nur eines nie verzeihen konnte: den größeren Erfolg bei den spanischen Frauen.)
Allerdings sah er sich selbst weniger als laufstarkes Tier und vielmehr als Kreativgeist. In diesem Zusammenhang kam es auch hin und wieder zur zeitgenössischen Bewertung, die besagte: Kubala war technisch sogar einem Di Stéfano überlegen, aber es fehlte ihm so manches Mal am Einsatzwillen. Er arbeitete nie in der Defensive mit und wirkte, wenn sein Team in Schwierigkeiten war, nicht wie ein Antreiber, an dem sich gerade jüngere beziehungsweise weniger talentierte Kollegen aufrichten konnten. Er gab dem Team Stärke ausschließlich aufgrund seiner teils magisch anmutenden Aktionen.
Es mangelte ihm an rein gar nichts, was einen Offensivspieler mit Weltklasseformat auszeichnen sollte. Ganz im Gegenteil. Seine Dribblings – oftmals mit dem angetäuschten Außenbeinschwinger – oder die zahlreichen Übersteiger und individualtaktisch herausragenden Verzögerungen waren meist sehr effektiv im Raum ausgerichtet. Er konnte Distanzen auf dem Flügel oder auch in zentraler Position gut einschätzen. Zudem nutzte er immer wieder den Respekt, der ihm von Manndeckern entgegen gebracht wurde. Da viele Gegenspieler fürchteten, Kubala würde sie im Zweikampf direkt aussteigen lassen, nahmen sie womöglich etwas Sicherheitsabstand, was wiederum Barças Offensivkünstler in die Karten spielte.
Hinzu kam seine starke beidfüßige Schussqualität, die Kubala im tornahen Abschluss, bei Fernschüssen sowie nicht zuletzt bei Freistößen konstant über mehr als ein Jahrzehnt unter Beweis stellte. Vor allem bei ruhenden Bällen wirkte er im Vergleich mit den damaligen Standards weit überlegen. Denn er vermochte es, das vergleichsweise schwere Leder mit einem großen Effet und zugleich mit hoher Geschwindigkeit zu schießen, was nicht unbedingt üblich war. Außerdem studierte er das Verhalten der gegnerischen Torhüter bei Elfmetern. So vergab er in seiner ganzen Karriere angeblich nur einen Strafstoß – jene führte er in der Regel mit einem traditionellen Paradinha aus.
„Niemand hatte jemals zuvor einen Effet-Ball, der über die Mauer flog, gesehen.“ (Luis Suárez, Teamkollege von 1955 bis 1961)
Sein Lebenslauf bis zur Ankunft in Barcelona war hingegen für frühe Nachkriegszeit leider keine Besonderheit. Doch die Geschichte des Aufstiegs bis zum Weltstar aus dem Nichts faszinierte und fasziniert nicht nur Anhänger der Blaugrana, sondern viele Liebhaber des Spiels.
Ganz persönlich ist László Kubala mein Lieblingsakteur in der Geschichte des Fußballs. Das hängt nicht nur mit seiner Eleganz und der gewissen Magie zusammen, die ihn stets umgaben. Vielmehr ist es in meinen Augen ein Zusammenspiel aus Biografie, Legendenbildung und der Qualität auf dem Rasen. Ich habe ihm vor längerer Zeit einen kleinen Videozusammenschnitt gewidmet: https://vimeo.com/92356483
14 Kommentare Alle anzeigen
Schorsch 1. Dezember 2015 um 23:23
Sehr schöne Schilderung und Beschreibung eines großen Fußballers. Danke dafür!
Kleine Anmerkung zur ‚unvollendeten‘ Karriere: Die Niederlage gegen Benfica im Endspiels des Europapokals der Landesmeister mag seinerzeit etwas überraschend gewesen sein. Aber man sollte nicht vergessen, dass Guttmann Benfica zu einer absoluten Topmannschaft geformt hatte., die über Klasse-Fußballer wie Coluna verfügte. Immerhin konnte man den Titel im Jahr darauf mit einem überragenden Eusébio (wäre mMn auch so ein Kandidat für den Adventskalender) gegen Real im Finale verteidigen und man war danach in den 60ern noch dreimal im Finale des Europacups der Landesmeister. Kubala hat sich vielleicht einfach zu spät die Chance auf den großen Coup geboten, was auch für den FC Barcelona als Mannschaft gilt. Die 60er brachten trotz Reals Titelgewinn 66 einen Wachwechsel im europäischen Clubfußball, die spanischen Clubs hatten ihre Dominanz verloren.
CE 2. Dezember 2015 um 05:48
In diesem Zusammenhang kann ich nur noch etwas Eigenwerbung für „externe“ Artikel machen.
Finale 1961: http://constantineckner.com/2015/02/czibor-und-kocsis-verzweifeln-wieder-im-wankdorf/
Finale 1962: http://constantineckner.com/2015/11/benfica-kront-sich-zum-neuen-konig-europas/
Schorsch 2. Dezember 2015 um 10:16
Zwei ausgezeichnete Artikel! Ich kannte den Blog nicht; macht einen sehr guten Eindruck. Gelungene Eigenwerbung. Merci vielmals!
Apropos Benfica. Der legendäre 5:0 – Sieg des BVB wäre sicher auch eine Analyse wert. Und wo ich gerade dabei bin: Kubala war ein exzellenter Fußballer mit einer besonderen Vita. Das gilt (wenn auch in recht unterschiedlicher Weise) für einen anderen außergewöhnlichen Fußballer dieser Zeit: Raymond Kopa. Auch er gehört zu den Besten aller Zeiten. Und Stade de Reims, damals eine europäische Spitzenmannschaft (u.a. mit dem phänomenalen Just Fontaine), hätte mMn auch eine nähere Betrachtung verdient.
Bernhard 1. Dezember 2015 um 21:37
Was ist ein Paradinha?
CE 1. Dezember 2015 um 21:46
Siehe hier bei diesem Elfmeter von Neymar: https://www.youtube.com/watch?v=788q49gBGjk
Bernhard 10. Dezember 2015 um 17:33
Vielen Dank für die Antwort.
Ist der Strafstoß nicht irregulär ausgeführt? Der Lauf des Schützen darf doch nicht unterbrochen werden.
Peda 11. Dezember 2015 um 06:53
Meines Wissens hat sich das erst vor ein paar Jahren geändert. Seitdem ist die Verzögerung beim letzten Schritt verboten.
Aber konnte auf die Schnelle nichts Offizielles finden.
luckyluke 11. Dezember 2015 um 09:12
„Finten beim Anlauf zur Täuschung des Gegners bei der Ausführung eines Strafstoßes gehören zum Fußball. Nach vollendetem Anlauf den eigentlichen Stoß nur vorzutäuschen, gilt als Verstoß gegen Regel 14 und stellt eine Unsportlichkeit dar, für die der betreffende Spieler verwarnt wird.“ (DFB Regelwerk, 2015: 102).
Und jetzt entscheidet, was zutrifft 😀
Tank 1. Dezember 2015 um 17:34
Sehr interessanter Artikel über einen ebenso interessanten Spieler. Dankeschön! Für meinen Geschmack hätte es ruhig noch etwas mehr Analyse und etwas weniger Storytelling sein können, aber das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Schließlich gibt es von Kubala nur vergleichsweise wenig Bildmaterial (3 ganze Spiele?). Was mich etwas überrascht hat, war die Aussage, dass Kubala sehr sauber und fehlerlos gespielt habe. Ich kenne bisher nur die Highlight-Videos von ihm und da wirkte seine Spielweise immer sehr, naja, verspielt, mit Ornamenten versehen, betont künstlerisch. Ich war immer davon ausgegangen, dass eine solche Spielweise immer mit einer erhöhten Fehlerquote einhergehen muss und bin nun sehr gespannt, ihn mir beizeiten selbst mal anzuschauen, um herauszufinden, ob er denn wirklich so fehlerfrei war.
Als Hintergrundinfo ist vielleicht noch interessant, dass das Barca der späten 50er/frühen 60er laut ClubELO eines der besten Teams der Fußballgeschichte war. Die Tatsache, dass sie international nur wenig gewonnen haben und so massiv von Real Madrid überflügelt wurden, hat ihnen im öffentlichen Gedächtnis einen solchen Status verwehrt. Leider gibt es auch kaum ganze Spiele, so dass man sich selbst ein Bild von diesem Team machen kann. Man liest jedenfalls häufiger mal, dass Real Madrid damals zwar vermutlich die beste Mannschaft der Welt, aber nicht klarerweise die beste Mannschaft Spaniens war.
CE 1. Dezember 2015 um 19:15
Die Gewichtung zwischen Storytelling und Analyse wird von Autor zu Autor sowie von Spieler zu Spieler variieren. Bei Akteuren mit einer interessanten Biographie möchte zumindest ich diese gerne für die Leser herausarbeiten. Aber es gibt natürlich auch nur wenige, die es mit Kubala in diesem Punkt aufnehmen können. Zur Sauberkeit seiner Aktion: Gewiss ging er häufig ins Dribbling und hatte auch sehr viele Tricks, die er in sein Spiel einbaute. Aber er fabrizierte nicht diese Summe an Ballverlusten, wie es viele andere Offensivakteure in den 1950ern und 1960ern taten. Seine Entscheidungsfindung war exzeptionell. Es gibt natürlich keine statistische Erhebungen. Aber ich vermute, dass Kubala im Vergleich zu anderen Kickern, die ähnliche Rollen ausfüllten, eine signifikant höhere Anzahl an Angriffen ausspielte.
Tank 1. Dezember 2015 um 19:41
Sehr interessant. Danke für die Antwort!
urza 1. Dezember 2015 um 10:16
Danke dafür!
Ich muss ehrlich gestehen, dass mir der Name kein Begriff war. Wobei ich mich aber auch so gar nicht mit Fußballern beschäftige, die ich noch nicht selbst erleben konnte.
Der Artikel ist sehr fesselnd geschrieben und gibt den Inhalt verständlich wieder.
Das Video am Ende ist eine gelungene Abrundung.
Ich erkenne bei ihm als Dribblingelement viele „Wackler“, wie ich sie nenne. Leider sieht man diese heutzutage sehr selten. Ich selbst verwende sie beim Kicken, konnte sie jedoch bisher nirgends sonst beobachten. Kennt ihr einen Profifußballer, der dieses Mittel heute einsetzt?
blub 1. Dezember 2015 um 11:34
Ronaldinho hat glaube ich jeden Menschenmöglichen trick mal ausprobiert.
zumindest ein paar wackler habe ich zu seiner zeit gesehen.
luckyluke 1. Dezember 2015 um 17:59
Müller auf sein Art?