Adventskalender, Türchen 20: Sascha Riether

Ein Deutscher Meister im besten Fußballeralter für den 1. FC Köln. Euphorie nach Bekanntgabe der Verpflichtung? Fehlanzeige. Sascha Riether ist nun einmal niemand, der für die ganz großen Begeisterungsstürme sorgt. Dafür agiert er zu sehr im Hintergrund, zu unauffällig. Doch in Fußballfachkreisen ist er ein geschätzter Mann, bescheiden, diszipliniert, immer voll bei der Sache.

Dass nur selten die talentiertesten Kinder am Ende auch Fußballprofi werden, ist bekannt. So war es laut Sascha ebenfalls in der Familie Riether: „Mein drei Jahre älterer Bruder war immer der talentiertere von uns beiden und ich bin nur so mitgelaufen. Leider hat sich mein Bruder früh zwei Kreuzbandrisse zugezogen und musste mit dem Fußball aufhören. Dann hab ich es eben noch ein bisschen probiert.“ Durch beharrlichen Einsatz konnte sich der junge Sascha auf dem langen Weg nach oben gegen die vielen Konkurrenten durchsetzen, bis heute ist dieser Wille Grundlage für sein Spiel.

Der 28-Jährige gibt keinen Ball verloren, auch darum ist er bei Trainern wie Fans gleichermaßen beliebt. Riether sagt dazu: „Ich gehe immer vom Platz und weiß, ich habe 100% gegeben.“ Gleichzeitig zeichnen Riether eine gute Spielübersicht und Ruhe am Ball aus.  Diese Einschätzung lässt sich hervorragend anhand der Statistiken dieser Saison untermauern, die zudem die Bedeutung Riethers für den FC unterstreichen: Von allen eingesetzten FC-Spielern spielte Riether im Durchschnitt die meisten Pässe pro Spiel (45,1) und von den Feldspielern die meisten erfolgreichen langen Bälle (4,1). Daneben nennt Riether selbst seine Schnelligkeit und Flexibilität als seine größten Vorzüge.

Allerdings spiegeln all diese Werte ebenso Riethers Hang zu Sicherheitspässen wider, der Anteil der Vertikalpässe liegt ebenso unter dem Durchschnitt der Mannschaft wie die Anzahl der Pässe, die eine Torchance kreierten. Damit ist Riether zwar ein sicherer Passspieler in der Mannschaft, jedoch keineswegs der Initialzünder für die Angriffe. Stattdessen beschränkt sich seine Arbeit meistens auf intelligente Seitenverlagerungen, Kurz-, Quer- und Rückpässe, mit gelegentlich eingestreuten Flugbällen zur schnellen Überbrückung des Raumes. Das Spiel mit dem Ball ist es also nicht, das Riether trotz der geringen öffentlichen Resonanz zu einem wertvollen Spieler für die meisten Mannschaften macht.

Seine Stärke liegt vielmehr im Spiel gegen den Ball, wenngleich sich die direkt aussagekräftigen Statistiken für das defensive Mittelfeld zunächst nicht allzu eindrucksvoll lesen: 1,9 erfolgreiche Tacklings pro Spiel und 1,2 geklärte Bälle bedeuten in beiden Fällen unterer Durchschnitt im Teamvergleich. Doch schon die 2,9 abgefangenen Bälle pro Spiel, mit denen er sich lediglich den beiden Innenverteidigern Geromel und Jemal geschlagen geben muss, lassen erahnen, was sich in der Beobachtung des Verhaltens im Spiel bestätigt:

Sascha Riether ist ein enorm spielintelligenter Spieler, der Lücken im eigenen Verteidigungsverbund erkennt und schließt, der Passwege zuläuft und gegnerische Abspiele antizipiert. Das macht ihn zu einem perfekten Spieler für das System Solbakken, das weniger auf aktives Pressing als vielmehr auf eher passives Zustellen aller Anspielmöglichkeiten in der Defensive setzt. Überhaupt schien es zu Saisonbeginn so, als ob Riether, als einer der wenigen, schon früh Gefallen am System des Norwegers gefunden hatte und dessen Prinzipien gewissenhaft umsetzte. Häufig kritisierte er deswegen die schludrige Umsetzung der Kollegen und gab zu verstehen, dass nur eine Mannschaft, in der sämtliche Spieler das Defensivkonzept mittragen und umsetzen, letzten Endes erfolgreich sein kann.

Doch nicht nur der Spieler fand offensichtlich Gefallen am Konzept des Trainers, auch dem norwegischen Trainer schien die Spielweise Riethers und sein Verhalten neben dem Platz zu gefallen. Die sofortige Ernennung zum Vize-Kapitän zeigt dabei die enorme Wertschätzung, die dem 28-Jährigen in Köln widerfährt. Dass Riethers enorme Bedeutung für das Spiel der Kölner bei dem ganzen Wirbel um Lukas Podolski fast gänzlich untergeht, wird den Spieler selbst am wenigsten stören. Dazu passend sagte er zu Wolfsburger Zeiten einmal:

„Ich bin ein Typ, der das Rampenlicht nicht braucht. Im Mittelpunkt stehen, große Sprüche klopfen – das ist nicht mein Ding.  Ich versuche, meine Arbeit so gut, wie es geht, abzuliefern. Dazu brauche ich keine Sprüche. Ich will mit Leistung überzeugen. Das hat bisher so ganz gut geklappt.“

Jan 13. März 2012 um 17:09

Gute Spielervorstellung. Das Riether immer 100% gibt, hat man mal wieder beim Spiel gegen Hertha gesehen. Als der FC mit 9 Mann auf dem Platz stand, rann er ununterbrochen um Lücken zu füllen.

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