Wildes Schaafspressing gegen Bayern
Für die Anfangsviertelstunde und kleinere Phasen danach machte das enorm aggressiv anlaufende Pressing der Frankfurter den Bayern ein wenig Probleme. Alles in allem war die Ausführung aber zu simpel, was den Münchenern fatale Freiräume ermöglichte.
Aggressiv pressende und früh anlaufende Hessen
Thomas Schaaf verlieh seiner Ankündigung eines mutigen Auftritts gegen die Bayern auf dem Platz taktischen Nachdruck durch ein aggressives und gerade zu Beginn sehr hohes Pressing. Dafür formierten sich die Hessen in einem 4-4-2 mit Meier und Stendera vorne in der Spitze sowie Aigner und Seferovic auf den Flügeln. Mit dieser Ausrichtung liefen sie die Bayern enorm früh an und setzten deren Viererkette unter Druck. Dahinter arbeitete die Eintracht mit zahlreichen Mannorientierungen, beispielsweise von Chandler gegen Ribéry, aber vor allem durch das enorm weite Nachrücken der beiden Sechser. Diese orientierten sich an Lahm und Alonso, gingen mit jenen bei gleichzeitig zurückfallenden Bewegungen jeweils mit und bewegten sich daher häufig sogar am bayerischen Strafraum.
Bei Rückpässen auf Neuer rückten sie zwischen ihren Sturmkollegen hindurch auch gerne hinterher und pressten den Münchener Torwart in einer Art 4-0-1-5. Bei ihren vorrückenden Aktionen versuchten sie sich teilweise an Zwischenpositionen oder wollten die bayerischen Mittelfeldakteure durch die Nutzung des Deckungsschattens kaltstellen, was vereinzelt gut funktionierte, allerdings nicht immer ganz balanciert ausgeführt wurde und daher kleinere Schwächen aufwies. Insgesamt muss man sagen, dass diese Frankfurter Ausrichtung einerseits sehr intensiv angelegt war, andererseits aber auch eher simpel daherkam und dadurch das ohnehin eingegangene Risiko verstärkt wurde. Die erste Viertelstunde wussten die Hessen zu überzeugen, offenbarten schon dort aber die eine oder andere Schwachstelle, die Bayern andeuten konnte und aus denen die Münchener dann letztlich das in der Höhe gar nicht so unverdiente Ergebnis von 0:4 herausschossen.
Ambivalenz des Pressings: Erfolge, Kehrseite und Anpassungen
Die Folgen des Frankfurter Pressings ließen sich also in zwei Richtungen bewerten: Zum einen sahen die Münchener durch den hohen Druck etwas unsouverän aus und hatten in den allerersten Minuten Probleme. Es war durchaus zu erwarten, dass gegen eine solche Ausrichtung vermehrt lange Bälle im Aufbau des Rekordmeisters nötig sein würden. Auch hatten die Frankfurter einige Male Erfolg damit, durch mannorientiert nachrückende Bewegungen bei Pässen in den Raum die direkten Duelle zu erobern und damit einige Ballgewinne zu erzielen. Zum anderen muss man allerdings auch sagen, dass die Bayern schon zu Beginn die Frankfurter einige Male knackten und es dann neben diesen gelegentlichen Pressingerfolgen ebenso einige Szenen gab, in denen die zu wenig abgesicherte, zu simple, zu unbedachte Charakteristik dieses Pressings auffällig wurde.
Mit längeren Pässen in die hohen Halbräume lösten sich die Bayern einige Male auf Müller, Ribéry oder Götze, die diese Zuspiele in den Raum dann mitnehmen konnten. Vor allem aber durch die Zentrale gelang es den Mannen von Pep Guardiola mehrfach, sich über Alonso und Lahm als verbindende Akteure in offene Räume abzusetzen. Zwar versuchten die Frankfurter Sechser, bestimmte Passwege zu verdecken, wenn sie weiter aufrückten oder attackierten, doch war dies bei den teils weiten Gebieten in jenen Kontexten nicht immer möglich. Folglich trugen die Bayern das Leder immer mal wieder über ihre Sechser hinter die hochstehenden Hasebe und Medojevic in den Raum an die Mittellinie heran, wo dann vor allem Götze anfangs mehrfach sehr frei war, beschleunigen und entscheidende Pässe spielen konnte. Nach nicht einmal dreißig Sekunden kamen die Bayern durch Müller auf diese Weise zu einer Großchance und hätten bereits hier gut und gerne in Führung gehen können. Dass die Münchener die gewissen Frankfurter Schwächen nicht stärker ausgenutzt hatten, lag dabei zu Teilen auch am etwas unbalancierten Ausspielen einiger Situationen.
Ihre besten Phasen in der Wirkungsweise des Pressings hatten die Frankfurter noch bei leichter Asymmetrie in der genauen Auslegung. Hier unterstützte dann Stendera etwas mehr in den Bereichen um die Bewegungen der bayerischen Sechser herum und Aigner rückte von rechts etwas zu Dante ein, so dass die Eintracht eine horizontal stärker verdichtete und damit lokal verbesserte Ausrichtung herstellte. Damit konnten sie dann den anfangs meist nach halbrechts – zu Boateng oder dem leicht tieferen Rafinha – eröffnenden Bayern-Aufbau etwas besser bekämpfen. Teilweise rückten hierfür auch die Innenverteidiger der Eintracht etwas aktiver und weiter mit auf, um gewisse Lücken zu stopfen, was zwar auch recht riskant war, aber noch recht balanciert und harmonisch gelöst wurde.
Insgesamt zu viele Lücken im Mittelfeld
Als die Frankfurter sich etwas zurückzogen und das Pressing ruhiger anlegten, setzten sich diese Verhältnismäßigkeiten fort. Ihr 4-4-2 war von zwei stechenden Eigenheiten geprägt. Zum einen gab es die Mannorientierungen der offensiven Flügelspieler gegen Rafinha und Bernat, so dass sie oftmals in eine Art Sechserkette zurückgezogen wurden. Die Bayern gewannen dadurch leichter an Kontrolle, versuchten die Läufe ihrer Außenverteidiger allerdings zu häufig mit einzelnen längeren Pässen beispielsweise durch Alonso zu bedienen, was dann etwas vorhersehbar wurde, einzelne individuelle Läufe wie Duelle zu sehr fokussierte und ein wenig Potential verschwendete. Der andere Aspekt hing stark hiermit zusammen und betraf die Frankfurter Sechser, von denen einer immer wieder weit herausrückte und etwas vorschob. Dabei fehlte oftmals allerdings die Balance und die angedeutete Verdeckung bestimmter Passwege in ihrem Rücken war nicht konsequent genug, sondern eher wirkungslos, was eben durch die tiefen und damit nicht in unterstützenden Stellungen in Frage kommenden Außenstürmer noch verstärkt wurde.
Insgesamt konnten die später in einer sehr klaren Dreierreihe mit zurückgefallenem Alonso aufbauenden Bayern von dort dann immer wieder direkte diagonale Pässe in den Zehnerraum oder die seitlichen Halbräume anbringen, wo sich einzelne Akteure in teils viel zu großen Lücken wiederfanden. Gerade Götze und Lahm hatten hier immer wieder Szenen, teilweise kam auch der einrückende Ribéry hinter Medojevic zu großen Freiheiten. Wenngleich Frankfurt mit der letzten Linie oftmals noch recht gut reagierte, ging dieses Freispielen für die Bayern gerade Mitte der ersten Halbzeit viel zu leicht. So konnten Götze oder Lahm dann immer wieder die Bälle auf einlaufende Kollegen hinter die letzte Linie durchstecken – Müller oder Lewandowski pendelten zunächst etwas nach links, um dann umgekehrt wieder einzustarten. Es war dabei interessant, dass die Münchener ihren Fokus für solche Läufe auf diese allerdings ohnehin aktivere Seite legten, die mit Götze, Ribéry und Lewandowski einige Überladungen einstreute. In der Phase unmittelbar vor dem Pausenpfiff gab es dann auch hier wieder einige Verbesserungen bei der Eintracht, als Schaaf Stendera etwas zurückgezogener agieren ließ und die Sechser nicht mehr ganz so sehr aufrückten, doch bedeutete dies insgesamt nur eine temporäre Verschiebung zugunsten der besseren Seite der Zweischneidigkeit.
Bayerns Tore und Frankfurts lange Bälle
Auch wenn die Münchener nur fünf Abschlüsse vor der Pause in der Statistik verbuchten, gab es insgesamt neben Müllers Großchance zu Beginn doch genügend gute Möglichkeiten. Zwei oder drei Mal waren die Bayern nach solchen Zuspielen frei durch und kamen dann nur nicht zum Schuss, weil mal die Querlage etwas zu ungenau war. Hinzu kamen auch noch zwei Szenen, die wegen knappem Abseits abgepfiffen wurden, aber hochgradige Gefahr ausgestrahlt hatten. Letztlich entstand auch der Führungstreffer von Müller ursprünglich nach einem von Götze aus einem jener großen Freiräume durchgesteckten Ball, den Wiedwald zunächst noch knapp vor dem späteren Torschützen hatte klären können. In der zweiten Welle spielten sich dann Ribéry und Lewandowski aber auf dem stärker fokussierten linken Bayern-Flügel zur Grundlinie durch und Ersterer konnte auf Müller querlegen. Dass im zweiten Spielabschnitt das vorentscheidende 0:2 – in gewissen Punkten war der dritte Treffer nicht unähnlich, wenngleich er aber doch in der Entstehung völlig anders daher kam – aus einem schnell von Lahm hinter die letzte Linie gelegten Ball resultierte, passte am Ende zu dieser Gemengelage.
Wenn nicht über schnelle Angriffsversuche nach den hohen Ballgewinnen, definierte sich Frankfurts Offensivspiel insgesamt sehr stark auf lange Bälle. Immer wieder wählten die Innenverteidiger schon sehr früh dieses Mittel, um die hohe Angriffsabteilung des Teams zu bedienen. Teilweise hätten sie sich allerdings noch etwas mehr Zeit nehmen und ruhiger aufbauen können, da die Münchener diesmal nicht so viel Druck im Pressing erzeugten. Dies lag an vielen 5-3-2-haften Stellungen, in die Alonso diesmal noch etwas konsequenter als in anderen Begegnungen zurückfiel – davor agierten meist Lahm und Götze mannorientiert gegen die Frankfurter Sechser – und die kein wirklich hohes Attackieren erlaubten. Als zusätzlicher zentraler Akteur half Alonso damit nun eben genau gegen jene langen Bälle, die in Richtung Meier und mit den vielen hohen Spielern durchaus hätten gefährlich werden können, so aber besser zu kontrollieren waren. Zwar gab es einige kleinere Ansätze durch gewisse Rechtsüberladungen, doch waren diese letztlich nicht wirklich konsequent. Vereinzelt versuchten die Schaaf-Jungs das Leder auch mal etwas weiter nach links zu schlagen, um Seferovic bei den langen Bällen in Kopfballduelle mit Rafinha zu bringen, doch wurde dies nicht optimal unterstützt, ungenau vorbereitet oder Boateng durfte aus der stabilen letzten Bayern-Reihe etwas weiter hinüberrücken.
Fazit
Am Ende gewannen die Bayern absolut verdient gegen einen allerdings mutigen und interessanten Auftritt der Frankfurter. Alles in allem war das aggressive und riskante Pressing von Thomas Schaaf eine sinnvolle Idee und punktete mit seiner Intensität, doch zeigte es sich in der Ausführung teilweise etwas zu simpel, zu mannorientiert und zu unabgesichert im Herausrücken. Deswegen gab es zu viele Lücken für die Bayern, die diese schlussendlich noch ausnutzten. Die Statistiken und teilweise die medialen Eindrücke stellten die Frankfurter Leistung vor der Pause etwas besser dar, als sie eigentlich war.
20 Kommentare Alle anzeigen
Ben 10. November 2014 um 00:24
Prima Arbeit, die ihr hier macht. Ich hoffe ihr erlaubt mir eine Bemerkung zu eurem Schreibstil. Eure Texte bewegen sich häufig am Rande der Lesbarkeit. Versucht es doch ein mal einfacher, kürzer, klarer.
Sam 11. November 2014 um 17:43
Mir ist gerade bei der Lektüre von Herr Guardiola aufgefallen, wie viel einfacher es doch auch geht. Natürlich erfordert das Ganze aber auch etwas Arbeit.
L 9. November 2014 um 19:39
Um mal von den Standards hier wegzukommen: Ein bisschen Sorgen habe ich im Moment schon um die Eintracht, weil Schaaf jede Woche etwas Neues probiert, das aber natürlich nur so alibi-mäßig einstudiert ist. Wie auch im Artikel hervorgehoben ist, sind die Pressingstrukturen dann zwar schön intensiv und wild, aber eben auch schlecht abgesichert und simpel/nicht genug abgestimmt.
Anbetracht der Tatsache, dass die SGE aber so viele Verletzte zu beklagen hat, haben sie sich noch gut geschlagen. Und selbst wenn die Medien eine etwas zu große „Ausgeglichenheit“ propagiert haben, rechnete ich vor dem Spiel mit Schlimmerem. Die Lücken waren in diesem 4-2-4 aber manchmal schon etwas zu krass.
Was sagt ihr eigentlich zum Talent Stendera und allgemein der Rollenverteilung bei der Eintracht (Seferovic auf außen – fand ich gestern gut, strategische Ausrichtung bei diesen Spielertypen usw.)?
sharpe 10. November 2014 um 09:24
der Frankfurter Ansatz war sehr gut, das Problem ist eben, dass man so eine Spielweise nicht perfekt umsetzen kann, wenn man es nur für ein Spiel macht. Für mich ist es eindeutig die Zukunft des Fußballs, dem Gegner so wenig Zeit und Raum wie möglich mit dem Ball am Fuß zu geben, also Pressing. Das muss dann natürlich gut abgestimmt und abgesichert sein und das dauert eben seine Zeit, bis ein Team das einigermaßen gut drauf hat. Zudem muss das Team fit sein, der Trainer in der Lage sein, dem Team die richtigen Laufwege, das Zustellen der Passwege, eben eine gute Organisation und schnelles Umschalten beizubringen. Das dauert natürlich seine Zeit und man muss auch mit Rückschlägen umgehen können.
Insgesamt war das Spiel aber sicher interessanter als viele Bayern-Spiele, in denen sich die Gegner hinten rein stellen.
L 10. November 2014 um 19:59
Bin ganz deiner Meinung bezüglich des Interessantheitsgrads – zumindest die ersten paar Minuten fand ich es sehr erfrischend. Wobei auch andere Mannschaften schon gut gepresst haben gegen die Bayern, nur eben nicht so verrückt wie es die Eintracht gemacht hat am Samstag.
Das mit der Spielweise unterschreibe ich auch, trotzdem bringe ich die Kritik an, dass Variablität in Formation, strategischer und taktischer Ausrichtung grundsätzlich gut sind, aber Schaaf meiner Meinung nach eben nicht die Zeit einräumt/einräumen kann, damit sich gewisse Mechanismen mal setzen können und dann auch erfolgsversprechend umgesetzt. Im Moment braucht man vielleicht nicht die Einstellung „Gut, wir haben umgestellt und was Verrücktes probiert. Das hat auch fast funktioniert und wir hätten fast mehr als 0 Punkte geholt.“, sondern eher mal den Versuch, eine gewisse Spielweise über ein paar Spiele beizubehalten und somit Sicherheit reinzubekommen.
CR4 9. November 2014 um 17:05
… Ecken/Flanken/Freistöße …
Gh 9. November 2014 um 13:21
hier mal eine statistik der letzten la liga saison (klar, müsste man auf die gesamt erzielten Tore rechnen, aber immerhin: die Spitzenteams sind sich nicht zu schade, mal einen Standard auszunutzen, ausser Barca natürlich)
http://resultados.as.com/resultados/futbol/primera/2013_2014/ranking/equipos/goles_favor_balon_parado/
HW 9. November 2014 um 14:00
Und was hat die spanische Liga vom letzten Jahr mit der Bundesliga zu tun?
Gh 9. November 2014 um 14:07
Da es in Deutschland derzeit genau ein Spitzenteam gibt habe ich in einer anderen Liga gewildert, um zu gucken, ob Spitzenteams sich generell zu schade sind, aus Standards Tore zu schiessen. Fazit: keins. Relevanz: mir wurscht.
HW 9. November 2014 um 14:14
Ahso, ich hatte auch keinen Zusammenhang erkannt.
Hatte auch nicht vermutet, dass sich Spitzenmannschaften für irgendetwas „zu schade“ sind.
AS 9. November 2014 um 07:45
„Die Statistiken und teilweise die medialen Eindrücke stellten die Frankfurter Leistung vor der Pause etwas besser dar, als sie eigentlich war.“
Vielen Dank dafür. Ebenso: Die Leistung der Bayern wurde dadurch etwas schlechter dargestellt, als sie eigentlich war. Letzte Saison wurde spätestens nach 15 min der prozentuale Ballbesitz der Bayern erwähnt, im Laufe des Spiels dann ihre Leistung in Beziehung dazu gesetzt (weniger als 80 % Ballbesitz? Ouh, heute waren sie aber nicht so souverän). Dieses Jahr: Die Ballkontaktanzahl von Xabi Alosnso im Minutentakt. Und umgekehrt genauso, Mario Götze und Philip Lahm haben wenige Ballkontakte = nicht so gutes Spiel. In die gleiche Kerbe schlägt dann die „niedrige“ Torabschlußstatistik vor der Pause. Die potenziell erfolgsversprechenden Chancen, bei denen es nicht zu einem Abschluss kam, wurden ja schon im Text erwähnt. Un d noch zum Pressing der Frankfurter: Sehr interessant, aber es gibt wohl zZ nur ganz wenige Mannschaften, die sich derart spielerisch im ersten Drittel einem solchen Pressing entziehen. Vor allem wenn die „Notlösung“ in einem langen Ball von Neuer besteht (btw kann es sein, dass es den letzten Torwartabschlag von Neuer im Championsleague Finale gegen Dortmund zu sehen gab?).
Eine letzte Statistik zum Schluss: Laut Sky Reporter haben die Bayern saisonübergreifend aus ca. 350 Ecken genau einen Treffer erzielt.
HW 9. November 2014 um 13:04
Werder hat sein Spiel mit Toren nach zwei Standards gewonnen. Ich dachte dann spontan: Wer spielerisch nicht so viel drauf hat, der kann natürlich immer auf Ecken usw. setzen. Die kann man choreografieren und über die Physis dominieren, egal wie „unkreativ“ bzw. wenig Durchsetzungsfähigkeit man sonst im Spiel ist. Bayern dagegen brauch im Moment keine Ecken. Standards werden erst in engen Spielen im April und Mai interessant.
Frankfurts Pressing war mutig. Wenn man aber dann sieht wie viel Platz Lahm im Mittelfeld vor seinem Passheber hatte, war das Pressing wohl auch nicht gut abgesichert.
DAF 9. November 2014 um 14:09
„Bayern dagegen brauch im Moment keine Ecken. Standards werden erst in engen Spielen im April und Mai interessant.“
Nur dass Bayern sich bis dahin aller Voraussicht nach nicht signifikant verbessern wird-schließlich existiert diese Schwachstelle seit Jahren. Übrigens ist die Verteidigung gegnerischer Standardsituationen mMn sogar noch schwächer als die Ausführung der eigenen (wer möchte kann sich nochmal an Viertel- und Halbfinale der vergangenen CL-Saison erinnern).
Mir fällt keine andere Mannschaft ein, bei der ein so großer Teil der Gegentreffer auf Standardsituationen entfallen wie bei Bayern (zumindest in wichtigen Spielen). Wobei ich mich frage, ob das primär an der schwachen Standardverteidigung liegt oder daran, dass Bayern aus dem Spiel heraus wirklich auf sehr hohem Niveau verteidigt.
HW 9. November 2014 um 14:26
Mir fällt sofort ein weiteres Team ein, die deutsche Nationalelf vor der letzten WM.
Ich vermute einfach mal, dass die Standards momentan nicht das dringendste Problem der Trainer sind. Nur weil in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird? Bayern ist in der CL nach vier Spielen erster und für die KO Runde qualifiziert. In der Liga führt man mittlerweile deutlich. Das Spiel gegen Frankfurt wurde mit 4:0 gewonnen. Und es wird der Eindruck erweckt, es müssten ganz dringend Tore nach Ecken geschossen werden, weil sonst wohl keine fallen.
Standards werden vielleicht im Winter trainiert um sie für die zweite Saisonhälfte parat zu haben. Außerdem machen die Freistöße wohl keine Sorgen, vielleicht die Ecken. Noch wird eher an der Feinabstimmung im offenen Spiel gearbeitet. Damit ist Guardiola noch nicht zufrieden, das sagt er zumindest. Und das ist auch die kompliziertere und wichtigere Aufgabe. Offensive Standards können im Winter problemlos trainiert werden und gegnerische Standards lässt man doch kaum zu, oder? Ich erinnere mich nicht an 10 Gegentore nach Eckbällen, wirklich dringend scheint das alles nicht zu sein.
Ich halte das Thema Standards für wichtig, aber nicht für dringend bei Bayern. Darum erwarte ich in den nächsten Spielen auch keine Veränderung.
Gh 9. November 2014 um 14:33
Guardiola ist definitionsgemäss NIE zufrieden. Wenn er mal zufrieden wär wär Sammer damit so unzufrieden, dass wiederum Guardiola sofort wieder unzufrieden wär. Womit Sammer wieder zufrieden unzufrieden wär. Sammer und Guardiola sind das Perpetuum mobile der Unzufriedenheit. Oh Hoeness, sei entlassen, dass wieder Selbstzufriedenheit einkehre in unser Haus!
AS 9. November 2014 um 14:40
Sehe ich tendenziell ähnlich. Mich wundert nur, dass Bayern deswegen die Ecken nicht einfach kurz ausführt.
HW 9. November 2014 um 16:12
Bayern hat ein paar große Spieler, ganz ohne Chance ist man nicht. Bei Barca war es so, dass die wenigen größeren Spieler um 1,8m. Da lohnten sich klassische Ecken eigentlich nur, wenn Puyol im Strafraum war.
CR4 9. November 2014 um 17:03
Die Frage ist halt, wie stark sich das Thema Ecken/Flanken offensiv+defensiv bis April/Mai verbessern wird … Wie wichtig das ist, zeigen z.B. negativ das Finale Dahoam, das HF-Rückspiel 2014, das VF-Hinspiel 2014 und positiv die HF 2013 und 2001. Wie kreativ man da sein kann, hat ja auch die WM gezeigt.
HW 10. November 2014 um 09:06
Zufällig hat sich Sean Ingle vom Guardian auch mit dem Thema beschäftigt (siehe Link unten).
Wir haben in den letzten Jahren eine „Rückkehr“ des Freistoßtores erlebt (ich „fühle“ einen Anstieg von direkt verwandelten Freistößen in der Liga). Mit dem Freistoßspray hat das sicher nichts zu tun. Mir hat auch noch niemand erklären können wie dieses Spray den korrekten Abstand garantiert. Aber was solls, im TV wird ja auch kein virtueller 9,15m-Radius mehr eingeblendet.
Leverkusen z. B. hat ein paar sehr gute Freistoßschützen und das zu einer echten Waffe entwickelt. Auch Bayern hat gute Schützen. Ich sehe bei den Bayern in der aktuellen Saisonphase nur noch keine Notwendigkeit. Aber in den Spielen gegen höchstklassige Gegner im Frühling, wenn die Tore aus dem Spiel nicht so leicht fallen, dann sind Standards ein gutes Mittel. Wobei ich Freistöße in Strafraumnähe wichtiger einstufe als Eckbälle. Verteidigen muss man eh alles, da bedarf es auf dem Niveau keiner Diskussion.
Was im Artikel nicht angesprochen wird ist die Effektivität einzelner Teams. Es wird zwar der Anteil der Standardtore an allen Toren angegeben und auch die eher geringe Quote von erfolgreichen Standards. Aber, trifft Ronaldo wirklich mehr Freistöße als andere Spieler? Sind die hier angeführten großen Clubs (Real, Atletico) wesentlich effektiver als andere Teams?
http://www.theguardian.com/football/blog/2014/nov/09/real-atletico-madrid-set-pieces-steve-bould
HK 10. November 2014 um 10:09
Gute Analyse und schöner Kommentar von AS. Kann ich nur unterschreiben.
Die Standards von Bayern verblüffen mich genauso wie die der Nationalmannschaft (jetzt von der WM natürlich mal abgesehen). Ich verstehe wirklich nicht, dass solche Top-Profis nicht mal den Anschein von Gefahr bei Eckbällen erzeugen können. Von Toren will ich mal gar nicht reden.
Unabhängig wie oft und intensiv man das trainiert, müsste sich ja schon zufällig mal was ergeben. Allmählich komme ich auch zu der Überzeugung man sollte die Ecken viel öfter mal kurz ausführen. So hätte man zumindest eine Option auf die sich die Gegner zusätzlich einstellen müssten.