Adventskalender, Türchen 18: James Milner

Wayne Rooney, Ryan Giggs und Nuri Sahin – all diese Spieler haben etwas besonderes gemeinsam: Sie debütierten sehr früh, im Alter von 16 Jahren, in den jeweiligen nationalen Ligen ihrer Vereine. Erweitern könnte man diese Liste auch um einen weiteren Namen – James Milner.

James Milners Profilbild auf der offiziellen Website von Manchester City

Wirklich aufgefallen ist der junge Engländer nach seinem Debüt für Leeds nicht in extremer Weise, er wurde als Talent bezeichnet, durchlief die Junioren-Teams und darf sich seit 2009 Nationalspieler nennen. Wirklich in Frage stellte diese Dinge niemand, doch ebenso wenig sah man den aktuellen Akteur von Manchester City für die ganz große Karriere berufen – eher ein solider Mitläufer auf gutem Niveau.

Zusammenhängen dürfte diese Meinung vor allem damit, dass die (Positions-)Flexibilität des Engländers hinreichend bekannt ist, man ihn trotzdem aber vielerorts als klaren typisch englischen Winger einstuft, der hart arbeitet, mit robustem Spiel sich auch im direkten Zweikampf behaupten und dann Flanken in die Mitte bringen kann.

Dies alles ist allerdings nur die halbe Wahrheit, wenn nicht sogar noch weniger. Milner mag robust sein, weiterhin sehr lauf- und defensivstark, mag bei Flanken eine gute Produktivität und im 1 gegen 1 ordentliche Erfolgschancen haben, doch er ist noch viel mehr, was sich besonders an seiner derzeitigen Rolle bei Manchester City ablesen lässt.

Dorthin wechselte er nach dem endgültigen Durchbruch bei Aston Villa für eine durchaus stattliche Summe von 22 Millionen Euro im Sommer 2010, wurde allerdings aufgrund der enormen Konkurrenz im Kader eher als Lückenfüller verschrien. Doch er setzte sich durch und wurde im Lauf der Saison zu einer wichtigen Person für die Citizens, was er in dieser Saison wiederholte – nach tollem Saisonstart schien man bereits eine traumhaft aufgestellte Offensive zu haben, doch Milner kämpfte sich herein und lässt bei seinen Einsätzen eine klare Tendenz erkennen, in den letzten Wochen spielte er fast immer sogar von Anfang an.

Seinen Platz in der Mannschaft hat er nun also gefunden, ist ein wichtiger Bestandteil des Teams und hat die Rolle des Lückenfüllers abgestreift – oder auch nicht, denn auch wenn Milner in personaltechnischen Angelegenheiten keiner mehr ist, so ist doch genau das seine neue und wichtige Aufgabe beim englischen Tabellenführer.

Je nach Form und Gegner darf er zusammen mit einem der beiden Kreativköpfe, Silva oder Nasri, auflaufen und agiert hierbei – meist etwas tiefer – als deren Gegenpol, der mit seiner Laufstärke, Anpassungsfähigkeit und durchaus gut entwickelten Dynamik die hinterlassenen Lücken stopft und somit die Balance im Konstrukt aufrecht erhält und die Asymmetrie des Systems weiter in dieser Form ermöglicht.

Folglich füllt er also nicht nur die komplette Flanke, auf der er spielt – links oder rechts, abhängig von der Aufstellung –, aus, sondern ist ebenfalls oft im offensiven Zentrum oder gar der anderen Seite zu finden, wo er wie erwähnt die entstandenen Lücken durch die Rochaden und etwaigen Freirollen seiner Kollegen zuläuft.

Im Zuge dieser Rochaden taucht er aber nicht nur als Löcherstopfer weit entfernt von seiner schematischen Grundposition auf, sondern ebenfalls zum Einbringen ins Kombinationsspiel mit eben jenen Kollegen zum Überladen der gegnerischen Formation – so geschah es beispielsweise im historischen Manchester-Derby, als Milner zwar die Lücken füllte, aber auch immer wieder mit Silva gleichzeitig auf einer Flanke auftauchte, rochierte und kombinierte.

Oftmals sah es allerdings so aus, als ob Milner nicht zu Silva herüber kommen, sondern – andersherum – auf seiner Seite bleiben würde. Den Gegenpol zu bilden, bedeutet nämlich auch, dass Milner breiter steht als der kreative und ballverliebte Spanier bzw. auch als Nasri und für mehr Breite, Flügelspiel und auch traditionelle und direkte Angriffe per Flanken sorgt, entweder als inverser oder klassischer Winger.

Zu bemerken ist hier ebenfalls, dass es Milner vor allem gut gelingt, seinen  Mitspielern nicht im Weg zu stehen und ihnen bestimmte Räume zu blockieren. Dieses Wissen um die richtige Positionierung dürfte auch durch Milners Einfühlungsvermögen herrühren, dass er durch die Vielzahl der bereits bekleideten Spielpositionen aufgebaut hat – sei es das Ablaufen des Hinterlaufens auf dem Flügel – gelegentlich spielte er in seiner Karriere als Aushilfs-Außenverteidiger – oder die Koordination von Kombinationen im engen Zentrum – in der Zentrale wurde er diese Saison auch schon eingesetzt, ein weiterer Vertrauensbeweis seines Trainers für einen für die Balance eminent wichtigen, aber gerade hinsichtlich dieser Funktion oft übersehenen Helden der Premier League.

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