Raumöffnung ohne Wow-Effekt
Gladbach und Augsburg können sich gegenseitig durchaus locken, solche Ansätze aber nicht zu einer runden und konstant gefährlichen Offensivleistung fertig spielen. Beide fochten mit logischen Waffen.
Europa-League-Hoffnung gegen frischen Aufwind im Abstiegskampf: Im Gladbacher Borussia-Park trafen zwei Teams aufeinander, die entscheidende Weichenstellungen für die Ziele im Saisonendspurt vornehmen wollten. Nach den jeweiligen Siegen vom vergangenen Wochenende schickten sowohl Dieter Hecking als auch Manuel Baum unveränderte Formationen auf das Feld.
Pressen im 4-4-2
Von den Pressingansätzen starteten die Kontrahenten recht ähnlich in die Partie und erfüllten einige jener Punkte, die gemeinhin dem typischen und oft gesehenen Defensiv-4-4-2 zugeschrieben werden. Aufgereiht zunächst in einem Mittelfeldpressing, aus dem die Borussia wesentlich häufiger nach vorne aufrückte, um auch mal in Strafraumnähe zuzustellen, versuchten die beiden vordersten Angreifer grundsätzlich den Sechserraum zu versperren und den gegnerischen Aufbau nach außen zu leiten.
Dafür formierten sie sich lose um den tiefsten Mittelfeldmann herum, der bei weiträumigeren Bewegungen vom Deckungsschatten des Halbstürmers kontrolliert werden sollte. Zusätzlich arbeiteten beide Mannschaften mit mannorientiertem Nachrücken eines Sechsers in hohe Positionen hinter der ersten Reihe, von Gladbacher Seite abermals konstanter in Person des herausschiebenden Dahoud gegen den diesmal vor allem auf die mittigen Räume konzentrierten Baier.
Insgesamt fanden beide Teams gegen diese vertikal nicht ganz so kompakt organisierten, in den Abläufen aber jeweils solide und diszipliniert umgesetzten Pressingspielweisen zwar zu manchen gute Phasen, aber nicht in letzter Instanz zu flüssiger und sauberer Komplettheit und Überlegenheit. Die Gladbacher zeigten sich aus ihrem klaren Übergewicht bei den Feldanteilen als etwas spielstärker und hatten eigentlich sogar die vielversprechenderen Ansätze, Augsburg kam jedoch mit der Gesamtsituation der ausgeglichen gegeneinander organisierten Formationsblöcke besser zurecht.
Augsburg wieder mit langen Bällen
Dazu trugen verschiedene Punkte bei. Zu einer Schlüsselphase entwickelte sich – gerade wegen des vielen Ballbesitzes der Hausherren – der Umgang mit den eigenen Aufbausituationen der Augsburger. Auch gegen das hohe Zustellen der Borussen versuchten Hitz, die Innenverteidiger und Baier selbst in ganz tiefen Zonen noch untereinander zirkulieren. Für die Übergänge nach vorne spielten dann – nicht nur, wenn Gladbach früh draufging – lange Bälle eine prominente Rolle, letztlich mit einem statistischen Anteil von fast 30 % aller Zuspiele.
Das passte abermals gut zur Anordnung im Offensivbereich: Die Flügelspieler orientierten sich etwas höher als Zehner Altintop, in eine Halbposition nahe der letzten Linie gerückt. Von da pendelten sie zwar situativ flexibel wieder nach außen, sorgten aber zunächst für eine kompakte Grundstaffelung auf Abpraller. Teilweise konnten die Angriffskräfte zweite Bälle direkt füreinander ablegen. Durch das weiträumige Herausrücken von Dahoud in der Ausgangsanordnung hatte Gladbach bisweilen Probleme mit Präsenz und entsprechend mit dem Zugriff auf diese Ballungen.
Locken und Stabilität
Generell versuchten die Gäste, mit explosiven Zurückfallbewegungen Kohrs oder situativ tiefen Positionierungen der Außenverteidiger, einzelne Gladbacher Spieler herauszulocken. Gegen deren Mannorientierungen sollte so der kompakte Anschluss der – je nach Szene – ersten oder zweiten Linie nach hinten geschädigt werden. Auf der linken Seite gab es zudem – teilweise nach Raumöffnen Baiers – manche weiträumige Dribblings von Hinteregger nach außen, von wo er bei drohender Isolation im Zweifel geplante längere Vorwärtspässe hinter die Gladbacher Außenverteidiger spielte. Dorthin ließ sich dann mannschaftlich zumindest gut nachschieben.
Insgesamt lieferten die Gäste einen pragmatischen Auftritt mit gutem Stabilitätsgefühl ab. Dazu gehörte auch das zuletzt bekannte Modell bei Ballbesitz: etwas mehr Fokus auf rechts, Kohr teilweise herauskippend, ansonsten mit weit herüber schiebender Doppel-Sechs zur Absicherung. Mit dieser in sich schlüssigen Spielweise hatte Augsburg regelmäßige Präsenzzeiten in der Gladbacher Hälfte, konnte das aus einer ohnehin nicht allzu riskanten Spielweise stabil umsetzen und über die konsequent zwischen gegnerischem Innen- und Außenverteidiger angeordneten Flügelspieler punktuell Unordnung schaffen oder Gefahr andeuten. So waren die Gäste einfach durchgehend sehr gut mit im Spiel.
Gladbach baut auf und bereitet vor
Dagegen wirkten die prinzipiell dominanten, trotz der Grundkontrolle nicht ganz beherrschenden Gladbacher bei ihren Bemühungen in der Offensive zahnlos. Das traf aber eigentlich auch nur auf die entscheidende Phase in den strafraumnahen Abschlussräumen zu, denn ansonsten wussten die Hausherren spielerisch zu gefallen. Zwar spielten sie insgesamt etwas zu oft unstrategisch die Außenverteidiger druckvoll an und zogen damit Augsburger Pressingübergänge auf sich. Aber in der Gesamtbetrachtung bauten die Borussen die eigenen Aktionen gut auf.
So gelang es ihnen auf dem Weg ins zweite Drittel denn auch häufig, mit guten Bewegungen Raum gegen die Augsburger Mittelfeldreihe zu öffnen. Gerade in der Anfangsphase der Partie fanden sie zu gefälligen Spielzügen. Eine hilfreiche Voraussetzung bestand in vielen Fällen darin, dass man sich über das Zurückdrängen der grundsätzlich mannorientierten Augsburger Offensivflügel Platz verschaffen konnte. Diesen befanden sich jedenfalls – ob in die eine oder andere Richtung – nicht konstant ganz kompakt am Defensivblock. So gab es Potential entweder für viel Kontrolle um die Halbräume herum oder für scharfe Diagonalpässe der Innenverteidiger.
Mannorientierungen lassen Raum um Baier
In diese Richtung ging der Effekt jener mannorientierten Spielweise am Flügel mehrheitlich, trotz punktueller Momente überraschender Verschiebedynamik: Augsburg erhielt nur bedingt Zugriff auf die tiefen Halbräume. Vor allem Daniel Baier hatte zu viel Raum abzudecken. Das galt nicht nur nach außen, sondern wegen der teilweise starken Konzentration von Kohr auf Benes im halblinken Kanal auch horizontal nach innen. Tendenziell schien zudem die Abwehrkette gegen die sprintstarken Gladbacher Angriffsleute eher vorsichtig agieren zu wollen. Zwar hielt Baier sein Team auch in großräumigeren Szenen noch gut zusammen.
Da Gladbach aus der Offensive aber konstant für Besetzung vor der Augsburger Doppel-Sechs sorgte, musste er sich oft aus Stabilitätsgründen zurückziehen: Der Schlüsselspieler des Augsburger Mittelfelds hatte also nicht so viel Bewegungsfreiheit und Handlungsspielraum gegen den Ball. Die erwähnten mannorientierten Tendenzen auf den anderen drei Positionen der zweiten Reihe wirkten sich nicht nur auf Baier, sondern auch auf die Stürmer aus. Hier ließ sich für Augsburg ebenfalls die Kompaktheit nicht immer hochhalten. Anfangs bewegten sich die Angreifer selbst auch noch einen Tick zu offensiv.
Über halbrechts durchs Mittelfeld
Gladbach gelang es daher recht gut, die erste Reihe lokal zu überspielen, zumal aufgrund der Einbindung Sommers und guten gruppentaktischen Verhaltens: bei herauskippenden Bewegungen eines Sechsers füllte auch schon mal situativ Christensen vor Vestergaard ins defensive Mittelfeld auf. Zwischen Zentrum und geöffnetem Halbraum hatte Dahoud einige starke Freilaufmomente. Bedingt durch die Grundstrukturen der Teams – vor allem zwischen Finnbogason, Kohr und Altintop – entwickelte sich die Mehrheit solcher Szenen im Rücken des Letztgenannten weiter.
Das ergänzte sich gut mit der Rollenverteilung in der Gladbacher Offensivabteilung, aus der sich Stindl situativ ins Mittelfeld fallen ließ, um die Ansätze weiterzuführen. Gleichzeitig rückte Hofmann von der linken Seite weit mit verschiedenen diagonalen Bewegungen ein und sorgte so für einen Rechtsfokus im Gladbacher Vorwärtsspiel. Vom Flügel brachte Elvedi – bisweilen auch aus schwierigen Szenen – einige gute Pässe, um horizontal wieder hinter eine schon überspielte Reihe zu kommen.
Wenn Augsburg sich im Pressing umstrukturierte und situativ etwa Schmid diagonal Benes oder Vestergaard unter Druck setzte, positionierten Stindl und Hofmann sich recht zuverlässig dort, wo gegen das Nachschieben am wahrscheinlichsten Lücken zu erwarten wären. Demgegenüber rückte Hermann auch schon mal häufiger in die Spitze und nahe der letzten Linie in die Mitte. Er war es auch, der die vielversprechendsten Strafraumsituationen hatte, die auch für ein Tor gut gewesen wären.
Unruhe und zu viel Direktheit in den Folgeaktionen
Es mangelte nicht an Ballstafetten und an vielversprechenden Ausgangslagen im Mittelfeld. Diese günstigen Momente konnten die Gladbacher einfach nicht gut genug veredeln. Vor allem spielten sie bei Folgeaktionen zu schnell, teilweise fast hektisch in die Spitze weiter – vielleicht befördert durch die Spielertypen mit ihrem Fokus auf Tiefenläufe. Nach Raumgewinn gab es für die spielerischen Anschlüsse fast nur Bewegungen in die Spitze, die als solche sehr konsequent und präzise umgesetzt, aber nicht durch weiteres Movement ergänzt waren. Daher geriet man in unmittelbarer Ballnähe schnell doch wieder in Unterzahlen gegen eine Rückzugsbewegung, die Augsburg wiederum intensiv und diszipliniert umsetzte.
Auch Hofmann zog seine flexiblen Bewegungen in den rechten Halbraum oft aggressiv weiter und knüpfte quasi nahtlos Sprints Richtung Grundlinie an. Beim Übergang zum Angriffsdrittel wirkten die Gladbacher unnötig vertikal. Mussten sie eine Aktion abbrechen, verhinderte die fehlende Ruhe entsprechend, dass sie den Ball nochmals um den Strafraum laufen ließen, wenn Augsburg schon einmal tief hineingedrückt worden war. Eine kleine Prise Ungeduld mag in verschiedenen Details mitgewirkt haben: punktuell bei selbst wieder zugelaufenen Räumen oder der zu mechanischen Entscheidung für Pässe zur Seite heraus.
Ihre guten Vorarbeiten samt weniger guten Nutzung derselben begleitete Gladbach über die gesamte Partie. Zwar bedeutete es einen schmalen Grat, sich in den Aufbaubemühungen nicht zu klar und früh auf das Ankurbeln eines Sechsers aus dem Halbraum festzulegen und Augsburg so das Zuschieben zum Flügel zu erleichtern. Das machten sie aber gut und rational, nahmen die Zirkulation über die Innenverteidiger ausreichend mit. So blieb es bis in die Endphase dabei, dass die Borussia zu den Räumen, die neben Augsburgs Sechsern aufgrund deren mannorientierter Flügel möglich wurden, oft genug Zugang fand – nur nicht den entscheidenden durchschlagenden Effekt im Ausspielen.
Fazit
Ohne die ganz großen Höhepunkte und spektakulären Leckerbissen wird die Begegnung nur wenige Zuschauer von den Sitzen gerissen, manche vielleicht überhaupt nicht begeistert haben. Auch wenn die Partie nicht herausragte, war sie doch in vielen Punkten ordentlich bis gut. Vor allem: Beide Mannschaften folgten durchgeplanten und in sich schlüssigen Spielweisen, bei Augsburg beispielsweise in Form der guten Zusammensetzung strategischer Komponenten. Bei beiden schlug sich die taktische Arbeit dann auch in vielen Situationen erkennbar nieder. Gegenüber der jeweils logischen und sinnvoll gewählten Ausrichtung Gladbachs wie Augsburgs lagen Schwächen oder anzugehende Problempunkte primär in Teilbereichen: Zu nennen wären besonders – und wiederum für Gastgeber wie Gäste geltend – das Offensivspiel originär im Angriffsdrittel und die Kompaktheit in manchen Pressingphasen.
14 Kommentare Alle anzeigen
Izi 9. Mai 2017 um 17:54
Interessant, wie Hecking in diesem Artikel — zu Recht, wie ich finde — gelobt wird. Zu seiner Wolfsburger Zeit bekam er hier überwiegend negative Kritken… Hat er sich verbessert, oder sind seine neuen Spieler einfach so viel spielintelligenter?
TR 9. Mai 2017 um 20:47
Zum Ende der Wolfsburger Zeit bekam er eher negative Kritiken. Insgesamt ergab sich aber in differenziertes Bild, das wir auch herauszustellen versucht haben. Insbesondere das Trainerporträt von 2013 war beispielsweise sehr positiv bis euphorisch, auch in der VfL-Zeit haben wir doch manches gelobt (etwa die Umsetzung der mannorientierten Defensivspielweise ca. 2015). Nun sieht es ja auch tatsächlich bei Gladbach recht ansprechend aus und der Fußball sowie die Spielweise des Teams sind doch derzeit auch „ahsehnlicher“ als zum Schluss in Wolfsburg. Dafür würde ich auch beide Faktoren anführen: Das Spielermaterial trägt sicherlich seinen Teil zu diesen Unterschieden bei, verstärkt vielleicht teilweise durch die Prägungen voriger Jahre. Andererseits scheint aber auch Hecking in seinem Vorgehen – soweit man das im Ergebnis auf dem Platz erkennen kann – zu kleineren Anpassungen und Richtungswechseln vorgenommen zu haben (bzw. „verbessert“, wie Du es formuliert hattest).
Koom 10. Mai 2017 um 08:01
Ich charakterisiere Hecking für mich immer als „DFB-Lehrbuchtrainer“. Er lässt immer sehr sauber und kontrolliert spielen, wenig „hipstrig“ und innovativ, aber mit sehr klarer Struktur. Meistens der 4-2-3-1-Standard mit solidem Mittelfeldpressing und kleinen Anpassungen für bestimmte Spieler (nicht sonderlich tiefgehend). In dem Rahmen lässt er seinen Spielern auch ihre Freiheiten – je besser das dann „automatisch“ zusammenpasst, desto mehr Erfolg gibt es.
Die Gladbacher Elf ist spielerisch sehr cool zusammengestellt, hat unter Favre und Schubert viele Offensivideen und Abstimmungen in sich – und mit Hecking eine Struktur bekommen, wo sie dieses „alte Wissen“ stabiler abrufen kann.
Hecking lebt IMO für mich vor allem durch die Neueinkäufe. Hat er einen guten Kaderzusammensteller, dann hält er sich auch länger, weil er Spieler eher wenig formt.
HK 10. Mai 2017 um 09:27
Das wirklich interessante bei Hecking ist, dass er wirklich bei jeder seiner Trainerstationen relativen Erfolg hatte. Relativ immer im Verhältnis zu den vorhandenen Möglichkeiten.
Im Grunde hat er eine wirklich beeindruckende Bilanz vorzuweisen.
Schorsch 10. Mai 2017 um 10:32
Ja. Weil er weiß, dass Taktik überschätzt wird… 😉 😉 😉
Koom 10. Mai 2017 um 10:32
Kann ihn mir auch gut bei größeren Klubs vorstellen. Er ist jemand, der dir ziemlich genau das herausholt, was mit einem Kader möglich ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Würde ihn da bspw. durchaus auf Augenhöhe mit Ancelotti sehen.
CHR4 10. Mai 2017 um 13:47
da fällt mir aber spontan der Name Draxler ein, der in Wolfsburg nach dem Wechsel-Verbot im Sommer so gar nicht mehr performt hat … dürfte wohl mit ein Grund für die schlechte Stimmung dort gewesen sein …
und letzte Saison hatte man zu Hause Real geschlagen, sich aber nicht für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert … das passt für mich nicht zusammen mit: „hat das aus dem Kader herausgeholt, was möglich war“ – also CL ja, aber BL eher nein … sonst wäre er wohl auch immer noch in Wolfsburg …
Koom 10. Mai 2017 um 14:41
Es ist immer schwer zu sagen, was mit einem Kader möglich ist. Ohne Hecking ist Wolfsburg sehr viel weiter abgestürzt. Und die Gefühlsgemengelage bei Wolfsburg war nach dem brachialen De Bruyne-Abgang dann wirklich schwer, gerade am Beispiel Draxler festzumachen. Einerseits sah man sich ein Stück weit als Herausforderer für die Bayern (oder zumindest Platz 2), andererseits gerierte man sich bei Transfers eher wie ein größerer Weiterbildungsverein.
Zudem auch die vielleicht allgemeine Rule-of-Thumb, dass man als Trainer vermeiden sollte, mehr als 3 Jahre beim gleichen Verein zu bleiben. Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel, aber es gibt doch einige gute Beispiele, dass sich ein Trainer scheinbar nach diesem Zeitraum so abgenutzt/abgeschliffen hat, dass die Leistungsfähigkeit darunter leidet. Hecking, Roger Schmidt, Martin Schmidt…
Daniel 10. Mai 2017 um 16:35
@Koom
Martin Schmidt ist doch noch keine 3 Jahre in Mainz. Er ist im Februar 2015 dort Cheftrainer geworden, das sind jetzt gut 2. In meinen Augen ist Schmidt einfach kein wirklich guter Trainer, unabhängig von der Dauer seiner Amtszeit.
Auch Roger Schmidt war nicht ganz 3 Jahre in Leverkusen im Amt. Zudem war Leverkusens Abwärtstrend schon länger ersichtlich, bevor Schmidt in die Nähe dieser Marke kam.
Der ersten These stimme ich allerdings zu, ich glaube, dass mit den Wölfen in dieser Situation eben gar nicht so viel mehr möglich war. Klingt zwar komisch in Anbetracht der vielen prominenten Spieler, aber ich finde den Kader nicht besonders gut zusammengestellt. Die Offensivspieler sind super (Gomez, Didavi, Malli, Arnold, Vierinha), aber an anderen Stellen bietet der Kader eigentlich fast keine Optionen. Insbesondere mangelt es an einem kreativen Spieler, der im ersten und zweiten Drittel ein sinnvolles Ballbesitzspiel aufziehen kann. Bazoer und Guilavogui sind halt eher der Typ Kraftfußballer als Kreativspieler und die IV sind zwar teilweise am Ball nicht schlecht (Knoche), aber in ihrem Passspiel jetzt auch kein Hummels. Arnold und Gerhard könnten das mMn noch am ehesten, haben ihre Stärken aber auch eher woanders. Dass der Spielaufbau oft an Gustavo hängt ist so eine Art Verlegenheitslösung-Gustavo ist in diesem Bereich zwar nicht schlecht, aber zum primären Aufbauspieler einer Buli-Mannschaft langts halt nicht. Das war auch der Hauptgrund, warum er bei Bayern ausgetauscht wurde.
FAB 10. Mai 2017 um 16:50
Hecking wurde zu seiner Zeit in Wolfsburg mit sehr teuren Transfers beglückt: De Bruyne, Luis Gustavo, Draxler, Schürrle, Max Kruse, Dante, …
Das BVB Krisenjahr hat man halt genutzt um mit einem „Jeder-Schuss-ein-Treffer“ Saison Platz 2 zu ergattern, nach dem De Bruyne Verkauf hat Hecking mit Wolfsburg dann aber nichts mehr gerissen.
In Gladbach liegt sein Verdienst nun darin, das er die Struktur etwas vereinfacht hat, weg von Schuberts Ballbesitzspiel hin zu mehr defensiver Stabilität und zusätzlich im Wesentlichen Stindl in den Fokus der Offensivaktionen gerückt hat. Ich finde das alles nicht besonders einfallsreich oder kreativ. Nach einer gewissen Anfangseuphorie ist das mittlerweile auch nur noch mäßig erfolgreich. Platz 6 in der Rückrundentabelle – Tendenz fallend, ein internationaler Platz wird es wohl nicht mehr. Dazu die wichtigen KO Spiele gegen Schalke und Frankfurt verloren.
Man wird nächste Saison sehen, was ohne Christensen und Dahoud, sowie mit einem nicht jünger werdenden Raffael passiert. Es würde mich wundern, wenn man unter diesen Bedingungen Spieler wie Dolberg anheuern kann. Dann sind tatsächlich mal die Trainerqualitäten von Hecking gefragt. Eher wahrscheinlich, dass Gladbach dann vom Bundesliga-Mittelfeld-Sumpf verschlungen wird und wie 10 andere Mannschaften von Spieltag zu Spieltag zwischen Euro-League-Hoffnung und Abstieg pendelt.
tobit 10. Mai 2017 um 17:08
Was mir an dem Kader mal aufgefallen ist, dass eigentlich alle kreativen und passsicheren Leute Linksfüße sind, während die Rechtsfüße eher Dribbler, Kämpfer oder Abschlussspieler sind. Dadurch wird ein ausgewogenes Aufbauspiel natürlich nochmal komplizierter („defensive“ Linksfüße werden nur sehr selten rechtsseitig eingesetzt, was sie in gewisser Weise limitiert). Rodriguez, Gustavo, Arnold, Gerhardt, Didavi sind alle Linksfuß. Die kreativsten Rechtsfüße sind dann Malli, Ntep, Mayoral und Knoche – das ist schon ein gewaltiger Abfall.
Ein weiteres Problem ist die IV. Da war lange Zeit nur Bruma bundesligatauglich unterwegs. Zwischendurch konnten Rodriguez und Gustavo da aushelfen, fehlten dann aber woanders. Wollscheid bringt überhaupt keine Leistung und Knoche steckte auch lange in einem tiefen Loch (aus dem ihm niemand herausgeholfen hat).
Bazoer finde ich eigentlich ganz gut – nur halt nicht zusammen mit Guilavogui. Wenn man brutales Keilpressing (4321) spielen will und Arnold dazwischen auf die Sechs stellt, okay – aber nicht als Doppelsechs einer „gewöhnlichen“ Mannschaft. Durch die offensiven AV muss er auch immer wieder absichern, was seinem Spiel nicht immer zuträglich ist, da er eigentlich vertikaler ist. Ich hätte es mal interessant gefunden, wenn er und Arnold die Positionen tauschen würden. Arnold könnte spielerisch mehr Einfluss nehmen und Bazoer seine Physis im und um den Strafraumm einbringen (gerade mit Ntep oder Vieirinha auf einem Flügel als Flankengeber).
Schwerti 8. Mai 2017 um 17:14
Ich versuche es mal aus meiner Sicht: Bénes ist für mich kommende Saison kein Ersatz für Dahoud, weil er eine völlig andere Spielanlage hat. Er ist zielgerichteter, weniger ein Dribbler und kein Mann für den kleinen Raum, sondern mehr der Antreiber und „Spiel-schnell-Macher“, fast schon ein 10er. Gute Basistechnik, Passspiel und Übersicht, braucht aber jemand Erfahrenen neben sich, der ihm noch Lösungen aufzeigt – Kramer. So in aller Kürze.
Wade 7. Mai 2017 um 17:38
Was hälst du von Bénes?
TR 9. Mai 2017 um 20:39
Spielt noch sehr ungeschliffen und wild, liegt aber auch etwas in seiner Art. Bezüglich technischen Punkten und auch der – teils unorthodoxen – Durchschlagskraft scheint er viel Potential zu haben. Vom Typ her könnte man das antreibende Element wohl als grundlegend herausstellen, das setzt er insgesamt sehr engagiert um, aber auch immer etwas unpräzise. Kollege MR hat Bénes als sehr aktiven, aber aufgescheuchten Spieler beschrieben mit einigen Instabilitäten im Raumgefühl. Dass er oft nicht ganz präzise in seinen Aktionen und Positionierungen ist, trägt bisher auch noch etwas dazu bei, dass er trotz der eigentlich sehr gestaltungswilligen Spielweise gar nicht so viel prägende Dominanz entwickeln kann. In dieser konkreten Partie wirkte er dann auch mal generell etwas zurückgenommener, mit manch interessanten Bewegungen dabei. Insgesamt aber lässt sich zu Bénes eine generelle Prognose wohl aktuell nicht so leicht abschätzen, aber als Strukturgeber wird man ihn eher weniger einordnen können.