1-2-3-4 und dribbelnder Alaba gegen passive Geißböcke
Gegen den 1. FC Köln gewinnen die Bayern ein weiteres Mal und ihr katalanischer Erfolgstrainer hat sich etwas schwer Definierbares einfallen lassen.
Guardiolas 1-2-3-4-Formation?
In einem englischen Forum wurde während des Spiels Alaba als Mittelfeldspieler in dieser Partie kritisiert. Nettes Hintergrundwissen: Alaba spielte als Innenverteidiger. Er interpretierte seine Rolle aber dabei so offensiv und vertikal, dass er von einigen als zentraler Mittelfeldspieler gesehen wurde. Stattdessen war er eher ein aufrückender Innenverteidiger, der durch seine individuelle Qualität dieser Position Dribblings, Vertikalität, Kombinationen auf engem Raum und viele Pässe ins Mittelfeld verlieh. Das war wohl ein Symbol der entscheidendsten Anpassung Guardiolas für diese Partie: Alonso ließ sich zurückfallen und kippte ab, Boateng und Alaba hingegen schoben immer wieder nach vorne; besonders Alaba war eben sehr aktiv hierbei.
Phasenweise standen die Bayern dadurch in einem 1-2-3-4 positioniert, in welchem Alonso hinter Boateng und Alaba oder Boateng hinter Alonso und Alaba agierte. Lahm bildete als zweiter Sechser mit Rafinha und Bernat die Reihe hinter den vier Stürmern, welche sich mit enorm viel Bewegung hervortaten. Müller und Lewandowski wichen auf die Seite aus, Robben und Götze gaben Breite oder rückten ein und versuchten sich tornah zu positionieren. Diese Spielweise im situativ hergestellten 1-2-3-4 führte zu einem sehr guten Attackieren der Halbräume im Aufbauspiel – phasenweise war es gar ein 1-4-4-1.
Alonso holte sich gegen Kölns 4-5-1 die Bälle ab, spielte dann auf Boateng oder eben Alaba, die mit Ball am Fuß aufrückten. Eine Rolle, für die Alaba natürlich wie geschaffen ist, weswegen er in dieser Rolle fokussiert wurde und auch eine kleine Asymmetrie erzeugt wurde; Boateng ging nämlich nicht so oft und weit nach vorne, desweiteren sicherte Alonso häufiger halblinks für Alaba ab. Dadurch könnte der österreichische Jungstar mit Ball am Fuß in die offenen Räume der Kölner 4-5-1-Formation seitlich von Ujah aufrücken und Bälle verteilen. Vereinzelt ging Alaba sogar nicht nach vorne, sondern eher auf die Seite, wodurch Bernat höher aufrücken und gleichzeitig Alaba wie ein Außenverteidiger das Spielaufbauen konnte.
Neben einem verbesserten Aufbauspiel über die Halbräume und gegen die Kölner Formation half diese Staffelung auch beim Gegenpressing. Wenn sowohl Boateng/Alonso als auch Alaba höher standen, konnten sie viele Konter der Kölner schon weit vor der Mittellinie direkt nach eigenen Ballverlusten erobern. Einerseits waren die gegenpressenden Offensivspieler besser abgesichert, andererseits konnten durchgesteckte Pässe auf engstem Raum sofort von mehr Mann gepresst werden. Dazu kamen die üblichen Probleme des 4-5-1 zu tragen, wo man nach Balleroberungen kaum Möglichkeiten für schnelle vertikale oder generell weiträumige Befreiungen hat.
Kölns Probleme im 4-5-1/4-1-4-1
Wie schon erwähnt hatte Köln unter anderem die klassischen Probleme im offensiven Umschaltmoment bei einer tiefen und eher passiven Interpretation des 4-5-1. Nach Balleroberungen hatten sie nur einen Spieler vorne, den sie für Pässe nutzen können – und dieser Spieler steht relativ weit entfernt und isoliert von seinen Mitspielern. Vielfach ist das 4-5-1 nämlich ein 4-5-0-1 und auch Ujah pendelte entweder zwischen einer tieferen Position, wo er dann bei Pässen von hinten gepresst werden konnte, und einer höheren Position, wo er den Ball nicht einmal erhielt. Auch das Nachschieben der Flügelstürmer, die sehr weit voneinander und vom Mittelstürmer entfernt positioniert sind, ist überaus schwierig.
Hinzu muss man das mangelnde Herausrücken beziehungsweise die Art des Herausrückens bei den Kölnern kritisieren, zumindest in der Anfangsphase. Das 4-5-1 hat Probleme in der Breitenstaffelung ganz vorne. Man hat nur einen Stürmer, der natürlich kaum effektiv Druck in seiner Linie ausüben kann. Dadurch hat der Gegner in den Räumen neben dem Stürmer noch mehr Platz als zuvor; und vielfach wird das 4-5-1 auch so interpretiert, dass man mehr Breite hat, die Abstände zwischen den Spielern im Mittelfeld aber ähnlich groß sind wie bei einer Viererreihe. Der Unterschied ist nur, dass die Kette selbst mehr Raum abdeckt.
Gegen flügellastige Mannschaften kann das herausragend sein, aber andere Mannschaften mit hervorragender Besetzung und Nutzung des Zentrums und der Halbräume nutzen dies. Darum sollte man in einem 4-5-1 mit herausrückenden Achtern (und Sechser und/oder Flügelstürmer) agieren, damit man konstant in den Räumen neben dem Stürmer Druck macht und die Dynamik der herausrückenden und dann wieder zurückfallenden Bewegungen nutzt, um mehr Intensität ins Spiel zu bringen. Doch Kölns Herausrücken war eher passiv, kleinräumig und im Sinne einer mannorientierten Raumdeckung.
Die Achter standen dann minimal höher, wenn Alaba und Boateng herausrückten, aber rückten erst nach einer Umstellung ab Minute 25 durchgehend und schneller nach vorne. Ab dieser Phase wurde Köln auch etwas defensivstärker und organisierter, zuvor konnte Bayern zu einfach aufrücken und Schnittstellenpässe in den Zwischenlinienraum spielen. Danach mussten sich die Münchner zumindest im Positionsspiel mehr dafür anstrengen.
Bayern in der Offensive und Umstellungen nach 55 Minuten
Im Offensivspiel probierten die Bayern viele Seitenwechsel und Diagonalbälle gegen Kölns Kompaktheit, welche sich mit schnellen Kombinationen in engen Räumen im Mittelfeld und einzelnen Flankenversuchen abwechselten. Dazu muss man auch die Einbindung Alonsos loben: Der Spanier hat vielfach Probleme im Bewegungsspiel, wo er sich selbst zwar freiläuft und extrem viele Bälle erhält, gleichzeitig aber sich selbst zu fokussiert, zu geringe Abstände zu seinen Mitspielern einnimmt (und dadurch Pässe auf sich erzwingt) und danach zu weiträumig spielt. Im heutigen System war seine Rolle herausragend.
Er kippte ab, ließ die Bälle prallen, konnte Seitenwechsel anbinden, war aber ansonsten auf eine unterstützende Rolle fokussiert. Alaba und Boateng rückten auf, wodurch die Abstände passten, dazu kamen noch die defensiven Aspekte. Gegen den Ball ist Alonso ein überaus weiträumiger Akteur vom Typus Abräumer. Durch das Aufrücken von Alaba konnte er die weiten Räume absichern oder eben sehr aggressiv selbst im Gegenpressing nach vorne verteidigen.
Auch das Positionsspiel von Rafinha, Robben und Lahm funktionierte überaus gut. Robben pendelte zwischen einer sehr breiten und einer eingerückten Position, die von Lahm als höherem Sechser und Rafinha als Rechtsverteidiger sehr gut im Kombinationsspie unterstützt wurde. Vielfach stand Robben breiter und Lahm stand im Halbraum, konnte dann als Anspiel- und Ablagestation dienen oder nach vorne ziehen, um Robben einen Weg zum Dribbling öffnen. Rafinha hingegen stand ebenfalls leicht eingerückt tiefer und bot sich als Anspielstation für Verlagerungen sowie als Absicherung nach Ballverlusten an und spielte auch als aufrückender Akteur für das Gegenpressing, wie beim 1:0, wo er den Ball sehr hoch eroberte. Situativ konnte aber auch einer der beiden auf die Seite gehen und Breite geben, Robben rückte dann ein und spielte aus dem Zentrum heraus.
In Minute 55 war dann das System mit den aufrückenden Innenverteidigern vorbei; Dante und Benatia kamen für Müller und Boateng, woraufhin ein relativ klassisches 4-2-3-1 (mit Ansätzen eines 4-3-3) gespielt wurde. Götze und Alaba wechselten sich ab in der Besetzung des Zehnerraums und des linken Flügels, der häufig auch nur von Bernat besetzt wurde. Lahm unterstützte weiterhin Alonso zentral, Dante und Benatia spielten aber eher klassisch als Innenverteidiger. Souverän brachten die Münchner das Spiel über die Zeit. In der gesamten zweiten Halbzeit ließen sie nur zwei geblockte Schüsse aus der Distanz zu.
Fazit
Die Bayern schienen ein 4-5-1 der Kölner erwartet zu haben und spielten mit einem nahezu perfekten System dagegen. Die Kölner hatten dadurch große Probleme, die sie nur leicht korrigieren konnten, aber nie gleichwertig waren. Eine Mustervorstellung der Münchner in ihrem 4-2-3-1/4-2-4 mit aufrückenden Innenverteidigern und hoher Flexibilität in der Spitze, wo auch Götzes Fähigkeiten vermehrt richtig eingebunden werden.
22 Kommentare Alle anzeigen
coty 30. September 2014 um 17:42
Es ist auch gerade die Personalie Alaba, welche in dieser Saison so interessant ist. Viele sehen in ihm nur einen Notnagel für die 3er-Kette, aber Guardiola soll wohl Alaba, auch bei komplettem Kader, mehr denn je als linken Verteidiger in dieser 3er-Kette sehen, welche sich (hoffentlich) immer mehr durchsetzen wird. Auch für mich ist er eigentlich der ideale Spieler für diese moderne Ausrichtung, die der Trainer anstrebt und ihr habt die spielerischen Vorteile und Qualitäten in Eurem Artikel hervorragend erklärt. (Mein Kompliment für die immer wieder tollen Analysen, oftmals schon so kurz nach Spielende.) Diese „verkappte“ 3-3-3-1 Formation aktuell, macht unheimlich viel Spaß und erinnert mich auch ein wenig an die Ajaxmannschaft unter van Gaal, welche für mich bis zum heutigen Zeitpunkt, eigentlich den attraktivsten und besten Fussball gespielt hat.
HK 29. September 2014 um 11:48
Man fragt sich auch in dieser Saison, früher als ich es erwartet hätte, sind die Bayern so gut, oder die Gegner so schlecht. Gut es waren Stuttgart, Paderborn und Köln, aber diese Form von Selbstaufgabe ist schon bemerkenswert.
Nach der neuen Biographie von Guardiola liebt er wohl die Gegner die taktisch so eindimensional auftreten. Würde ich an seiner Stelle auch!
Im übrigen was für ein Geschenk das Pep in der Liga ist! Für mich mit Abstand der spannendste Trainer in der BL. Seine Auf- und Einstellungen teilweise kaum vorsehbar und nachvollziehbar (wie nennen wir nochmal das System??), oft mit wirklich hohem Risiko und ohne Rücksicht auf Namen oder Befindlichkeiten.
Und um mal Majestätsbeleidigung zu begehen: Wie nervig und langweilig wirkt ein Jürgen Klopp doch dagegen mittlerweile auf mich. Vor einigen Jahren noch taktisch revolutionär entwickelt sich in Dortmund seit langem gar nichts mehr weiter und man darf ewig die gleichen altbackenen Sprüche anhören.
„Jürgen bilde doch bitte mal einen Satz ohne die Worte „geil“ „Pressingmaschine“ „eklig“ ..“
Koom 29. September 2014 um 12:42
Naja, von Guardiola hingegen hört man überhaupt keine Interviews. Bzw. nur solche, wo er „top top“ oder „super super“ sagt, aber wirklich Tiefergehendes hört man nicht.
Er profitiert aber auch ungemein von einem sehr großen, qualitativ extrem guten Kader, wie ihn wohl kaum ein Verein hinstellt derzeit. Das ist schon der Großteil der Grundlage, womit er in der Bundesliga kaum jemanden fürchten muss. Da die theoretische Konkurrenz keine Konstanz oder großes Verletzungspech immer wieder hat, reicht es, einfach alle anderen Spiele außer den Spitzenspielen zu gewinnen.
Und so spannend ist es auch nur begrenzt. Schon Heynckes hat den alten Status der Bayern wiederhergestellt, wonach die meisten Gegner die Punkte gegen die Bayern bestenfalls als „Bonus“ erachten, aber nicht für wirklich machbar. Also stellt man sich hintenrein und wartet wie das Reh vorm Lastwagen. Dann kann man natürlich lustige Sachen wie ein 1-2-3-4 machen, weil es eh nur einen gegnerischen Offensiven gibt. Wobei es auch fraglich ist, in wie weit das „Taktik“ ist, oder ob das gar eher ein Beckenbauerisches „Gehts raus und spuits Fußball“ ist – jeder macht im Rahmen bestimmter Regeln und Vorgaben, was er will, da man eh individuell jedem überlegen ist.
Nach wie vor: Guardiola wird man wohl daran messen müssen, was in der CL so passiert.
HansPeter 29. September 2014 um 12:57
Ach komm Koom, teilweise kann ich ja deinen Kommentar verstehen. Aber als ob Guardiola seinen Spielern sagen würde: “Gehts raus und spielt Fußball”. Das wird schon sein Plan für das Spiel gewesen sein. Keine AHnung wie man überhaupt auf die Idee kommt, sowas Guardiola zu unterstellen…
Koom 29. September 2014 um 13:24
Ja, es war natürlich überspitzt formuliert – Entschuldigung dafür.
Ein wenig schwenkt mir das aber zu sehr gerade wieder vom Objektiv-Kritischen über Guardiola über dazu alles für genial zu bewerten, selbst seine Pupse (und im Gegenzug machen alle anderen natürlich nur Mist). Man sollte auch mal herannehmen, gegen welche Gegner wie gewonnen wurde. Es ist erfreulich und sicherlich ein Gewinn für die Liga, dass er gegen Spielverweigerer wie Köln experimentieren lässt – aber da geht es ja auch recht gut. Er hat ja auch mehr und interessantere Legoklötzchen in der Kiste wie die gesamte Konkurrenz, da kann er auch lustigere Dinge mit bauen.
Es ist ärgerlich für die Liga, dass Dortmund und Schalke – beide mit genügend Qualität und eigentlich auch Quantität – aufgrund diverser Probleme nicht ihre PS auf die Strecke bringen können. Und dass mit der WM auch leider wieder echter Mauerfußball wieder salonfähig und (medial) erlaubt ist, ohne dass jemand zerrissen wird. Das macht die Liga zur einfachen Farmweide für die Bayern – selbst die Spitzenspiele haben dann keine Relevanz mehr. Messen kann man Guardiola insofern dann tatsächlich nur an und in der CL.
Baldi 29. September 2014 um 13:00
„aber wirklich Tiefergehendes hört man nicht.“
Dafür kann man so einiges von Herrn Guardiola nachlesen. Aber wozu das erwähnen?
„Er profitiert aber auch ungemein von einem sehr großen, qualitativ extrem guten Kader, wie ihn wohl kaum ein Verein hinstellt derzeit.“
„Wobei es auch fraglich ist, in wie weit das “Taktik” ist, oder ob das gar eher ein Beckenbauerisches “Gehts raus und spuits Fußball” ist – jeder macht im Rahmen bestimmter Regeln und Vorgaben, was er will, da man eh individuell jedem überlegen ist.“
Ach so, dann spielt Taktik also keine Rolle? Wie war das eigentlich letzte Saison mit Guardiolas ingame-coaching? Alles Quatsch gewesen?
Und der BVB hat keinen Kader der den 16 anderen Bundesligisten ähnlich überlegen ist wie die Bayern? Stimmt natürlich. In Dortmund ist es immer der Über-Taktiker Klopp und nie die individuelle Überlegenheit der Spieler. Vielen Dank liebe Dortmunder, dass ihr deshalb Ginter in Freiburg und Sokratis bei Werder habt spielen lassen. Cool, dass ihr auf Talente wie Günter und Sarr gesetzt habt …
Lieber Komm, deine außerordentlich tiefgehende Betrachtung hat mir die Augen geöffnet. Guardiola macht keine taktischen Vorgaben in Bundesligaspielen, weil er es ja eh nich nötig hat. Eigentlich bräuchten die Bayern Klaus Augenthaler zurück, denn scheinbar kann man als Bayerntrainer auch mal ein Nickerchen auf der Bank machen.
Koom 29. September 2014 um 13:37
Nachlesen – ja. Aber was kommt da von ihm? Als kolportierte Aussage gibt es von Guardiola sowas: „Alle guten Spieler ins Mittelfeld“. Das gibts auch beim Doppelpaß in seeliger Bierlaune. 😉
Guardiolas Ingame-Coaching fand ich übrigens letzte Saison nicht wirklich beeindruckend. Ich sah da wenig „kreative“ Wechsel, sondern einfach nur individuell starke Wechsel. Einen Weltklasse-Mann rauszunehmen um einen anderen (mit anderen Stärken) zu bringen – Ingame-Coaching ist das nicht so sehr, das sind für mich eher Dinge, die nichts direkt mit Personen zu tun haben (Wechsel von Dreier- auf Viererkette oder Anordnung als Raute statt flach etc. während des Spiels), wo also gezielt eine Schwachstelle im Spiel entdeckt und bespielt wurde. Das kam sehr wenig vor. Da fand ich andere wie Tuchel oder Luhukay interessanter. Wobei man natürlich einräumen muss, dass die Bewertung (taktisch vs. individuell) bei kleineren Vereinen auch einfacher ist.
Und ich behaupte durchaus: Meister werden würden sie auch mit vielen anderen Trainern. Der Abstand wäre sicherlich kleiner als mit Guardiola, aber mit dem Kader geht es kaum anders. Ist aber auch keine neue Erkenntnis. Ausnahmen sind eigentlich nur drin, wenn die Konkurrenz mal kein Verletzungspech hat + 1-2 Spieler einen Sprung machen, der über Durchschnitt geht. Auch das ist keine neue Erkenntnis. 😉
HK 29. September 2014 um 14:16
Man muss tatsächlich nicht alles genial finden was Guardiola macht. Finde ich auch nicht unbedingt, aber ich finde es sehr oft sehr interessant. Und das fasziniert mich eben.
So z.B. die Aufstellung aus dem Pokalfinale und das Coaching im Spiel. Hielt ich persönlich für geradezu Harakiri. Während ich die Mannschaftsaufstellung/-einstellung gegen Real für absolut vernünftig ansah. Offensichtlich haben also weder Guardiola noch ich immer recht. Aber es bleibt wenigstens in der Hinsicht spannend! Denn wenn ich schon einen schönen, großen Legobaukasten habe, muss ich auch den Willen haben damit zu spielen. Der eine will, der andere nicht.
Dortmund hatte gegen Mainz übrigens 11 aktuelle Nationalspieler auf dem Platz, drei Weltmeister auf der Bank plus einem der erfolgreichsten Torschützen der Liga.
Heynckes hat zwar den sportlichen Status der Bayern in gewisser Weise wieder hergestellt, die Reaktion der Konkurrenz im letzten Jahr war aber noch einmal deutlich „ergebener“. Höhepunkt in der Hinsicht war das Spiel in Wolfsburg, als die Wolfsburger sich für ein 1:6 zuhause (!!!) noch für ihre wackere Leistung abfeierten und das in den Medien auch so kommentiert wurde.
Heynckes selbst hat dieses Verhalten der Konkurrenten vor der Saison übrigens auch deutlich kritisiert.
Den Hinweis auf die sprachliche Limitierheit von Guardiola bei Interviews in deutscher Sprache finde ich etwas überflüssig. Im Gegenteil überrascht es mich eher, dass er es trotzdem schaffen muss seine Gedanken in der täglichen Trainingsarbeit irgendwie rüberzubringen.
blub 29. September 2014 um 15:13
Deine Meinung zu Klopp verwundert mich etwas, der hat in dieser Saison bereits alles gespielt was eine Viererkette hat(Raute, 442, 4141, 4231, die 4411/4132 variation von letzter saison). so variabel war er noch nie. Und wenn Jojic dein geilster Spielmacher ist kann man nur begrenzt viele variationen spielen lassen.
Was die in den PKs ablassen interessiert mich allerdings garnicht, mehr was die auf dem platz spielen lassen. Kloppo definiert das ganze halt als Einstellung gegen den Ball und du glaubst ja nicht im ernst das er die Mechanismen wie der bestimmte Räume versperrt auf ner PK erläutert. würde ja auch keiner verstehen. Der Rest ist einfach Ergebnis bias: 14 Punkte=Trainer geil; 7 Punkte= Trainer langweilig.
gs 29. September 2014 um 22:23
Also bisher lag es schon vor allem an der Schwäche der anderen, dass der FC Bayern schon wieder klar vorne ist. In vier Spielen 4 Punkte liegen lassen, aber trotzdem mit 2 Punkten vorne … das sagt doch alles.
Taktisch ist es erfreulich zu sehen, dass Pep ein Mittel gegen die hinten drin stehenden Gegner sucht, und wohl auch zumindest teilweise gefunden hat. Wobei das natürlich zu einem nicht geringem Anteil auf der individuellen Klasse aufbaut – wenn sonst nichts geht, schlagen halt mal die Tempodribbler mit engster Ballführung wie Robben, Götze oder Ribery eine Bresche, damit zermürbt man auf Dauer jede Abwehr, und irgendwann fällt ein Tor. Insofern hilft eigentlich nur mutiges Dagegenhalten. Das kann zwar mal im Desaster enden, aber nur so ist ein Unentschieden oder Sieg möglich.
Zum Vergleich Guardiola – Klopp: ja, Pep hat einen Luxus-Kader, und es damit im Prinzip einfach. In der Realität musst Du aber die ganzen teils exzentrischen Topstars schon auch zur Leistung anregen und bei Laune halten – trotz aller überschuß-bedingter Rotation. Das geht nur, wenn Du von denen durch Deine fachliche Autorität und Persönlichkeit als absoluter Chef anerkannt wirst.
Ich glaube, die Proll-Masche von Klopp, die bei den BVB-Fans ankommt, ist da auf Spielerseite nicht jedermann’s Sache. Könnte vielleicht sogar ein Grund sein, warum Götze und Lewandowski weg wollten …!?
CE 1. Oktober 2014 um 09:07
„Ich glaube, die Proll-Masche von Klopp, die bei den BVB-Fans ankommt, ist da auf Spielerseite nicht jedermann’s Sache. Könnte vielleicht sogar ein Grund sein, warum Götze und Lewandowski weg wollten …!?“ – Klingt nach einer haltlosen These, zumal „Proll-Masche“ sicherlich nicht das richtige Label für die weitläufig anerkannten Stärken Klopps in puncto Menschenführung ist.
Chris 30. September 2014 um 04:03
Ich halte das für eine stark persönliche Meinung. Klopp probiert viel aus (hat hier glaube ich schon einer geschrieben). Köln präsentiert einen phantastischen Trainer. Guardiola passt zu den Bayern, nach dem Tripel wahrscheinlich einer der ganz wenigen und der einzige, der „frei“ war, um die Mannschaft weiter zu entwickeln und realistisch „ohne“ Pause für die nächsten Titel zu kämpfen. So oder so, wenn man nur etwas genauer hinschaut, findet man tolle und interessante Ansätze bis hin zu höchst professionellem Management. Sich dabei für die Bayern zu interessieren, ist bei deren „Visibility“ einfach. Ich glaube, das wollte Koom etwas relativieren. In diesem Sinne jedem sein Verein 😉
sharpe 29. September 2014 um 10:45
Das Spiel war ein Geschenk für Bayern. Mitten in den englischen Wochen gg ein so passives Team zu spielen, wenig Zweikämpfe bestreiten zu müssen hat ihnen hinsichtlich des Moskau-Spiels sicher gut getang. Alonso hat aus meiner Sicht sogar sein schwächstes Spiel abgeliefert, sehr viele einfache Fehlpässe gespielt, besonders am Anfang. Ändert aber nix daran, dass ich ihn für überragend halte. Robben ist so unglaublich wichtig, mit ihm hat die Offensive eine ganz andere Qualität. Ich bin echt gespannt, wie das Team mit Ribery, Thiago und Schweinsteiger spielen wird. Aus Kölner Sicht hätte mir das Spiel nicht gefallen, diese Art von Fußball will ich nicht sehen.
niclas1191 28. September 2014 um 21:09
Wie seht ihr das? Ist Bayern wieder unaufhaltbar diese Saison? Dafür das sie so viele Verletzte haben sind sie ja schon in einer echt guten Form oder?
Koom 29. September 2014 um 10:34
Ja, die Liga wird auch dieses Jahr spannungsfrei werden. Den Sieg gegen Köln darf man nicht überbewerten, aber sie haben die kritischere Phase zu Beginn besser als die Konkurrenz umschifft und haben einfach einen Kader, der selbst so eine Verletzungsmisere auffangen kann (anders als bspw. Dortmund). Spannend wird es allerhöchstens nochmal, falls es größere interne Reibereien gibt, wenn Schweinsteiger wieder fit ist. Aber für die Liga wird es (leider) locker reichen.
geco87 29. September 2014 um 11:26
Ich kann mir keine schwerwiegenden internen Reibereien vorstellen. Sowohl Pep als auch die Spieler können froh sein, wenn der Kader wieder breiter ist, damit man rotieren kann. Auch Lahm wird sich mal über eine Pause freuen 😉 Zu Robben: Bemerkenswert finde ich auch seine Defensivarbeit inzwischen. Einmal verlor Bayern auf halbrechts einen Ball. Köln verlagerte auf die andere Seite und Robben ging diesem Pass in höchstem Tempo über 40-50 m nach und setzte den Passempfänger unter Druck. Sowas sieht man auch nicht alle Tage.
Koom 29. September 2014 um 13:26
Naja, lass mal Schweinsteiger und Thiago zurückkehren. Dann wird es durchaus sehr eng auf dem Feld und speziell Schweinsteiger kann man so einschätzen, dass er eine prägende Rolle für sich beanspruchen wird.
Das sich das in der Liga aber irgendwie negativ auswirken wird, halte ich auch für ausgeschlossen. In der CL könnte das Gemurre größer werden, wenn dann plötzlich „die spanischen Spezis“ vorgezogen werden . 😉
geco87 29. September 2014 um 13:58
Schweinsteiger sollte und wird einsehen, dass es bei seiner Anfälligkeit von Verletzungen eh eng wird noch mal Stammspieler zu werden (sage ich als Freund seiner Spielweise!). Abgesehen von der Existenz von Lahm, Alonso, Martinez und Rode wird sich Hojbjerg m.E. in diesem Jahr stark weiterentwickeln, Alaba ist ja auch als Bayerns vertikaler Sechser/Achter der Zukunft angedacht und mit Gaudino und Scholl rücken vielversprechende Talente nach. Zudem ist die Verpflichtung eines gestandenen Mittelfeldallrounders a la Vidal oder Pogba für die neue Saison nicht unwahrscheinlich [off-topic: Man stelle sich die taktischen Möglichkeiten mit Vidal vor!] . Wohl dem, der einen Schweinsteiger dann zusätzlich zumindest noch als Back-up hat.
Partizan 27. September 2014 um 22:06
Es war schon beeindruckend, wie Alonso die Bälle förmlich angesaugt hat, kaum zu glauben wie schnell er sich integriert hat, bin gespannt wie Pep das lösen wird wenn ihm wieder mehr 1A Personal wie Martínez oder Schweinsteiger zu Verfügung steht, ob er an Alonso festhält.
phyrros 27. September 2014 um 23:00
In diesem System wäre das sogar recht einfach möglich: Martinez statt Alaba und Schweinsteiger statt Lahm dafür die beiden raus auf die AV Positionen.
Kann auch an meiner Alonso Sympathie liegen aber ich halte Alonso für einen der besten Mittelfeldspieler der Welt dessen größte Schwäche (die leicht konfusen Bewegungsabläufe) in dieser Bayernmannschaft sehr gut abgefedert werden können, während seine langen (Wechsel-)Pässe absolut tödlich für jeden Gegner sein können – gerade wenn man Leute wie Robben oder Götze/Ribery auf den Flanken und Lewandowski in der Mitte hat. Kombiniert mit seinem Aktionsradius und seiner Defensivstärke wird er so zu einem absolut passenden und richtigen Einkauf – für schnucklige 8 mio.
RM können (mal wieder) nen Makelelemoment erleben…
Christoph 27. September 2014 um 21:40
Klasse Artikel, wiedermal kurz nach dem Spiel, vielen Dank dafür.
Bayern in dieser Form zu diesem Zeitpunkt der Saison, Wahnsinn wenn man bedenkt was da noch kommen wird.
Die Real-Verantwortlichen werden sich von Spiel zu Spiel mehr in den Arsch beißen:)
Aber gut, wer weiß.
Warten wir mal ab wie es nach der Winterpause aussieht.
Vll kann Madrid diese Saison doch noch was gewinnen oder Bayern ist doch nicht so gut wie ich es (mit vll kleiner vereinsbrille) erwarte.
Guergen 27. September 2014 um 20:59
„Göte“ im Bildchen gefällt mir sehr gut. Fast so wie in diesem Film. „Fack ju Göhte“