1. FC Köln – Greuther Fürth 1:1

Greuther Fürth holte sich in der Schlussphase beim 1. FC Köln noch einen Punkt. Zuvor waren die Hausherren im Spitzenspiel der 2. Bundesliga in einigen Phasen überlegen, nutzten ihre Möglichkeiten aber nicht zur Vorentscheidung. Eine kompakte Analyse.

Grundausrichtung

FC-Trainer Peter Stöger änderte an der Grundformation seiner Mannschaft im Vergleich zu den vorherigen Spielen nichts. Für Adam Matuschyk kehrte Matthias Lehmann in die Startaufstellung zurück, die sich vom Grundgebilde her wie ein 4-4-2 darstellte. Lehmann ist dabei in der Regel der etwas tiefere und stabilere Sechser, während Youngster Yannik Gerhardt auch in dieser Partie vertikaler zwischen den Strafräumen agierte. Davor war es wieder eine Mischung aus situativer Offensivdreierreihe und einer typischen 4-4-2-Zweifach-Neun. Daniel Halfar war erneut nomineller Außenbahnspieler, zog aber häufiger situativ in die offensiven Halbräume und stellte die kreativere Passspieloption bei den Hausherren dar.

Grundformation

Grundformation

Stögers Pendant, Frank Kramer, blieb sich und seinem Spielsystem ebenfalls treu. Der Tabellenzweite trat in einem 4-2-3-1 mit Florian Trinks als eine Art Halbspieler hinter Sturmspitze Niclas Füllkrug auf. Ansonsten partizipierte Fürth vor allem vom starken Flügelspiel mit Breite gebenden Außenverteidigern, die häufiger hinterliefen oder über Kombinationen mit den Vordermännern in höhere Räume gelangten.

Unterschiede in der formativen Struktur

Eigentlich sollten sich in dieser formativen Konstellation Überzahlsituationen im Mittelfeldzentrum für die Franken ergeben. Allerdings steuerten die Hausherren mit einem abwechselnden Abkippen eines Neuners in der Defensivformation entgegen. Häufig ließ sich Patrick Helmes tiefer fallen und Ujah blieb die vordere Spitze gegen den Ball. Jedoch stand gerade Stephan Fürstner wie auch die Fürther Doppelsechs insgesamt tief, sodass die Kölner teilweise vor dem Sechserraum der Gäste anliefen. Die Innenverteidiger der Kleeblättler wurden bewusst frei gelassen. Durch diese tiefere und kompakte Aufteilung sowie die Sechser Matthias Lehmann und Yannick Gerhardt wurden die mittigen Zonen sogar in zahlreichen Spielphasen beherrscht. Vor allem Gerhardt ging, nach zurückhaltender Anfangsphase, mit zunehmender Spielzeit längere Wege und war der bewegliche Box-to-Box-Sechser, der notwendige Verbindungen zwischen den Linien herstellen konnte.

Erste Halbzeit: Flügelfokus beidseitig

Die erste Viertelstunde der Partie war auf beiden Seiten von einigen offensiven Flankenläufen geprägt. Die Kölner nutzten dabei entweder Hectors Durchschlagskraft oder die Sprintstärke von Marcel Risse, der mehrmals auf der rechten Außenbahn eingesetzt wurde und auch in Eins-gegen-Eins-Situationen ging. Eine erste Großchance der Fürther in der sechsten Minute dämpfte die Bemühungen der Hausherren allerdings erst einmal.

Die Gäste aus Franken versuchten ihrerseits vornehmlich über die eigene rechte Seite zu Offensivaktionen zu gelangen. Im Spielaufbau ließ sich Stephan Fürstner im halbrechten Defensivraum fallen, wurde quasi Halbverteidiger, während Außenverteidiger Daniel Brosinski nach vorn schob. Wenn Fürstner nicht mit einem längeren Zuspiel in Richtung vorderste Linie aufbaute, stieß er einige Male über den Halbraum nach vorn. Brosinski positionierte höher an der Seitenlinie, Tom Weilandt stand eher eingerückt. Daraus ergaben sich kombinative Möglichkeiten.

Relativ früh wechselte Risse den Flügel mit Daniel Halfar und versuchte das rechtslastige Angriffsspiel der Fürther etwas einzudämmen, da er einige Tempoläufe mit Brosinski und Weilandt mitging und so in manchen Szenen die Dynamik der Aktionen zu zerstören versuchte.

Die Partie drohte nach rund einer halben Stunde zu ermüden. Die Fürther Defensive schien bis auf einzelne Halbraumlücken sehr sicher. Die Heimmannschaft aus Köln fand noch nicht die richtigen Mittel und war gleichzeitig auf eigene Stabilität bedacht. Umschaltmomente aus tieferen Ballgewinnen, eine der Hauptstärken der Rheinländer, waren noch selten zu verzeichnen.

Trotzdem gingen die Hausherren mit einer Führung in die Halbzeitpause. Der Treffer fiel in der 36. Minute. Nach einer Ecke behinderten sich Abdul Rahman Baba und Benedikt Röcker im eigenen Strafraum beim Herausköpfen des Balls. Die zweite Chance nutzten die Hausherren dann im Nachsetzen durch Innenverteidiger Kevin Wimmer.

Zweite Halbzeit: FC dominiert

Die Kleeblättler kamen ambitioniert aus der Kabine. Die Doppelsechs schob ein Stück höher. Die Staffelung war offener. Doch Köln dominierte die ersten zwanzig Minuten nahezu vollständig, hatte zeitweise fast 70% Ballbesitz und erspielte sich viele aussichtsreiche Chancen. Gerhardt stieß für Schnittstellenpässe nach vorn, Risse gewann Offensivzweikämpfe auf der Außenbahn, Halfar flankte aus dem tieferen Halbfeld, Ujah suchte im Zwischenlinienraum die perfekte Anspielposition. Die offenere Stellung der Fürther wurde gut bespielt und eine Vorentscheidung lag in der Luft.

Denn im Gegenzug war Greuther Fürth eher ungefährlich. Eine Umschaltsituation, wo die gegnerische Mannschaft aufgerückt war, wurde durch ein unkluges Zuspiel oder die richtige Raumbewegung eines Kölners zerstört. Füllkrug versuchte durch seine Fallbewegungen Zielspieler im Angriffszentrum zu sein und Bälle festzumachen.

Kramer läutete nach 70 Minuten die Schlussoffensive ein. Er brachte Mittelstürmer Ilir Azemi für Tim Sparv. Fürstner besetzte damit den Sechserraum allein und behielt sein Semi-Herauskippen sogleich bei. Trinks wurde im 4-1-3-2 etwas verbindender und balancierender im Mittelfeld. Stöger reagierte wenig später und brachte Slawomir Peszko für Helmes, wodurch sich endgültig ein klares 4-2-3-1 bildete und Kreativmann Halfar auf die Zehn ging.

Nennenswerte Chancen der Gäste blieben in der Schlussphase trotzdem Mangelware. Die Kölner konnten durch gute Mannorientierungen und die dominante Doppelsechs Fürth in Schach halten. Schlussendlich schafften die Franken den Ausgleichstreffer nach einem Freistoß von der linken Seite. Der Ball wurde auf Azemi, letzter Mann vor Torwart Timo Horn, verlängert – das Schiedsrichtergespann definierte die Situation als regulär – und der 22-jährige Angreifer drückte mit dem Rücken zu Horn den Ball zwischen der Hüfte des Torhüters und dem Pfosten in den Kasten.

Fazit

Der 1. FC Köln bleibt weiter auf Kurs Richtung 1. Bundesliga. Die Mannschaft von Peter Stöger wirkt überaus gefestigt und kann zugleich verschiedene Ansätze verfolgen. Das letzte Spiel, was wir analysierten, bestritten die Kölner zu Hause gegen Aufstiegsaspirant Union Berlin. Damals agierten sie mehr über ein schnelles und vertikales Umschaltspiel. Gegen Fürth dominierten sie vielmehr über Ballbesitz, was nach dem Führungstreffer augenscheinlich wurde. Lobend sollten an dieser Stelle die beiden Sechser hervorgehoben, die sich gut ergänzen und als balancierendes wie antreibendes Element dienen.

Die Gäste aus dem Frankenland können mit dem Punkt zufrieden sein, da zudem die halbe Mannschaft durch einen Virus längere Zeit vor der Partie außer Gefecht gesetzt war. In der ersten halben Stunde versuchte Kramers Mannschaft hauptsächlich mit Tempovorstößen über die Außenbahn zum Erfolg zu kommen. Mit dem Rückstand beziehungsweise in der zweiten Halbzeit wirkte das Offensivspiel harmloser und zuweilen zufälliger. Das war aber auch dem Gegner, dessen Aggressivität und Staffelung geschuldet. Die Fürther können gegen andere Spitzenteams dominanter auftreten, was sie eine Woche zuvor beim Remis gegen den direkten Konkurrenten aus Karlsruhe unter Beweis stellten. Trotzdem bleiben die Kleeblättler in diesem Jahr sieglos.

DH 1. März 2014 um 21:46

Offensiv halte ich den Kader schon für bundesligatauglich, Helmes hat dort immer Tore gemacht, Risse, Ujah, Halfar und Peszko haben dort zumindest Erfahrung. Aber defensiv? Lehmann hat keine Grundschnelligkeit mehr, Hector, Wimmer, Gerhardt, Horn sind völlige Greenhorns und Maroh stößt schon in der Zweiten desöfteren an seine Grenzen, siehe auch den tölpelhaften Elfer heute. Dazu kommt, wie schon gesagt wurde, dass man mit Helmes defensiv immer nur zu Zehnt spielt und Ujah taktisch völlig naiv agiert. Auch die aktuelle Gegentorstatistik ist eher dem mangelnden Niveau der Zweitligastürmer und Horns guten Reflexen geschuldet, nicht einer kompakten Mannschaftsleistung.

So sehr ich mir einen Aufstieg und anschließenden Klassenerhalt wünsche, so schwer wird letzteres werden.

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Schimanski 26. Februar 2014 um 10:28

Ich habe die Kölner nur sporadisch dieses Saison gesehen, aber mir ist auch aufgefallen, dass die vor allem durch ihre Kompaktheit und Geduld, verbunden mit einem planvollen und schnellen Umschaltspiel und hoher individueller Klasse glänzen.

Da sie in der 2.Liga generell als Favorit in ein Spiel gehen, werden sie sich noch das ein oder andere Mal gegen vermeindlich kleine Gegner schwer tun. Sollten sie aber aufsteigen, haben sie schon jetzt eine gute taktische Basis gelegt, um auch dort zu bestehen.

Ich bin gespannt wie der Kader im Aufstiegsfall ergänzt wird. Potential scheint ja dieses Mal nicht nur im Umfeld, sondern auch in der sportlichen Leitung vorhanden zu sein…

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Koom 26. Februar 2014 um 10:39

In der ersten Liga fällt der Bonus der individuellen Klasse weg und es bleibt nur die (vermeintliche) Stabilität. Fürth und zuletzt Braunschweig waren auch primär stabil in ihren Aufstiegsaisons, half ihnen beim Klassenerhalt aber zu wenig.

Ich denke, mittlerweile muss man als Aufsteiger mehr mitbringen als nur ein brauchbares defensives Grundgerüst. Es wird immer schwerer.

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Max 26. Februar 2014 um 12:56

Da ist etwas wahres dran. Die Lücke zwischen erster und zweiter Liga wird immer größer. Das ist aber ja so gewollt, schließlich werden Gelder nach Leistung an die Clubs ausgeschüttet.
Nichtsdestotrotz kann Köln es schaffen sich wieder in der 1.BL zu etablieren. Dort zu verbleiben ist jedoch ohne dauerhaftes gutes Wirtschaften und auch ein bißchen Glück kaum zu bewerkstelligen.
IMHO kann es in der Bundesliga (außer vielleicht dem FC Bayern München und Dortmund) prinzipiell jeden Club mal mit einem Abstieg treffen. Da müssen natürlich auch mal negative Aspekte sich aufsummieren, aber mit ein bißchen Pech, Verletzungen und Fehleinkäufen (evtl. über mehrere Spielzeiten hinweg) kann man schnell mal in die Krise rutschen. (der HSV, Werder Bremen, VfB Stuttgart als prominente Beispiele für vermeintlich große Clubs, die dieses Jahr akut Abstiegsgefährdet sind).

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Capi 26. Februar 2014 um 13:04

Ganz so negativ würde ich die Situation bezüglich Klassenunterschied 1./2. Liga nicht sehen. Braunschweigs Aufstieg war eben eher überraschend und auch ein wenig dem geringen Niveau der 2. Liga im letzten Jahr geschuldet.
Augsburg und Mainz zeigen, wie man sich nach und nach in der Buli etablieren kann. Und Köln sehe ich vom Niveau/Potential auf einer Stufe mit Hertha, wo es zurzeit auch gut aussieht.
Fürth ist natürlich wiederum beschränkt was finanzielle Möglichkeiten angeht, hoffe das da eher noch Lautern oder Pauli den Sprung auf 2 schaffen.

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Koom 26. Februar 2014 um 14:37

Und Augsburg und Mainz zeigen auch, wo der Unterschied liegt: Beide bauen durchaus auch auf eine sehr gute Defensive (die auch oftmals auf die Gegner angepasst wird), sind aber darüberhinaus auch kreativ und verlassen sich vorne nicht nur auf gut Glück (oder Standartsituationen).

Selbiges wird für Köln auch wichtig sein, wobei Helmes und „Multimillionenstürmer“ Ujah sicherlich den trügerischen Effekt bewirken, dass sie auch in der 1. Liga hervorstechen. Gerade, weil beide keine Defensivarbeiter sind, könnte das übel ins Auge gehen.

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Max 26. Februar 2014 um 17:30

Ujah sehe ich schon als defensiv mitarbeitenden Stürmer; allerdings fehlt ihm in der Ballbehandlung noch die Erstligatauglichkeit. Bei Helmes ist mein Eindruck umgekehrt: gute Ballbehandlung wenig Defensive. Der Sturm ist jedenfalls auf Bundesliga-Niveau sicherlich unterdurchschnittlich; das Mittelfeld mit Lehmann und Gerhardt wird sich beweisen müssen, das traue ich den Jungs aber zu; ebenso der Abwehr. Das offensive Mittelfeld mit Risse und Halfar ist mir eigentlich auf BuLi-Niveau auch noch nicht gut genug für den Klassenerhalt.
Aber das ist ein subjektiver Eindruck, den ich gerne diskutiere.

Koom 27. Februar 2014 um 09:17

Ich denke, vom Kader her kann es bei Köln reichen, wenn man permanent kompakt spielt. Ujah und Helmes erreichen als Stürmer (offensiv) bestimmt Bundesliga-Niveau, was aber nicht heißt, dass die beiden dort je 12 Tore machen.

Mein subjektiver, eher entfernter Eindruck von Köln ist, dass man zu wenig über die Mannschaftsleitung kommt, sondern durch die individuellen Einzelfähigkeiten einzelner Spieler. Helmes Ballbehandlung, Ujahs Explosivität, Risses Speed etc. Das bietet aber jedes Bundesliga-Team, die meisten mehr.

Aber ich will Köln definitiv nicht niederschreiben. Man macht recht gute Arbeit aktuell, der Kaderkahlschlag war brachial, hat aber durchaus letztlich geholfen. Es gilt, nach dem Aufstieg mit den Neuverpflichtungen Glück zu haben und danach Geduld mit der Mannschaft. Das erste Jahr wird da definitiv das Schwierigste.


kolle 25. Februar 2014 um 21:34

Super Sache das Ihr euch auch mal solchen Spielen widmet. Vielen Dank hierfür..

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Andreas 25. Februar 2014 um 13:46

Schöner Artikel. Ich würde mir mehr Analysen des FC wünschen, wenngleich ich weiß, dass die zweite Liga nicht so sexy ist wie die erste.

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