FC Schalke 04 – Hamburger SV 3:3

Ein gerechtes Unentschieden: Hamburg zeigt neben einer interessanten Offensivformation ein verbessertes Pressing, fängt sich jedoch sehr einfache Gegentore. Schalke agiert über weite Strecken ideenlos, ist dank Flügelfokus und direkterer Spielweise zum Ende der Partie aber gefährlicher.

Grundformationen

Im Vergleich zum glücklichen Sieg gegen den Nöttingen kamen bei Schalke Uchida und Farfan für Szalai und Höger in die Startelf. Jens Keller stellte von 4-4-2 auf 4-2-3-1 um, sodass Julian Draxler seine bevorzugte Zehnerposition besetzen konnte.

Der Schalker Jungstar verletzte sich jedoch früh im Spiel und musste ausgewechselt werden, für ihn kam Neuzugang Leon Goretzka und bildete zusammen mit Farfan und Clemens die offensive Dreierreihe hinter Huntelaar.

Thorsten Fink überraschte nach einer durchwachsenen Vorbereitung mit einem 4-2-4-(0)-System. Neuzugang Jaques Zoua und Maximilian Beister kamen über die Flügel und zogen im Angriffsverlauf nach innen, wo van der Vaart und Calhanoglu mit zurückfallenden oder ausweichenden Bewegungen Räume öffneten.

Hinter dieser flexiblen Viererreihe blieb alles beim gewohnten HSV-Spiel: Jansen und Diekmeier rückten extrem weit auf, während Westermann und Sobiech breit auffächerten. In diese Lücke kippte dann Arslan ab – letzte Saison übernahm Milan Badelj in der Regel diese Rolle. Dieser agierte heute jedoch etwas höher und sollte seine Pressingresistenz wohl in den engeren Räumen ausspielen.

Kontertor nach 80 Sekunden oder: Wie man seinen Trainer richtig blöd aussehen lässt

Das Spiel hatte gerade begonnen, da gingen die Schalker auch schon mit 1:0 in Führung. Huntelaar hatte einen Konter abgeschlossen, bei dem die extrem schlechte Absicherung des Sechserraums sowie individualtaktische Schwächen der Hamburger offengelegt wurden.

1-0a

Die Entstehung des Schalker Führungstreffers: Der HSV ballt sich rechts, vernachlässigt jedoch die Absicherung des Zentrums.

Nach ca. einer Minute zeigten die Hamburger einen ihrer typischen Angriffe. Die Außenverteidiger rückten wie gewohnt extrem weit auf, Badelj half in den Halbräumen aus und versuchte, die Mannschaftsteile zu verbinden. Problematisch an Badeljs Herausrücken war, dass ein riesiger Raum in der Spielfeldmitte aufgegeben wurde, der für das Schalker Umschaltspiel über Draxler extrem wichtig war.

Hier spielt Badelj einen Pass an Clemens´ Deckungsschatten vorbei auf Beister. Fuchs antizipiert dies, Beister stellt seinen Körper nicht optimal zum Ball. Folge: Fuchs klärt mehr oder weniger kontrolliert nach vorne.

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Huntelaar sammelt den geklärten Ball auf und legt auf den startenden Fuchs ab.

Huntelaar kann den geklärten Ball dank der nicht gegebenen Absicherung des Sechserraums der Hamburger problemlos aufnehmen und auf den sofort startenden Fuchs spielen. Beister versäumt es, diesen zu verfolgen, Arslan lässt sich zudem aus der wichtigen Position im Zentrum herausziehen.

Wir werden sicherlich nicht von Anfang an ein Riesentempo gehen und Schalke zu Kontern einladen. Im Umschaltspiel sind sie extrem gefährlich.

(Thorsten Fink im Interview vor dem Spiel)

Den von Arslan aufgegebenen Raum nutzte Draxler und brachte sich für seinen folgenden Assist in Stellung.

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Arslan öffnet das Zentrum für Draxler, der nun leicht von Fuchs angespielt werden kann.

Mit einem simplen Querpass zurück in den Zehnerraum stellt Fuchs die Hamburger Verteidiger vor eine schwer zu lösende Aufgabe. Draxler steht mit dem Ball am Fuß, viel Raum vor sich, einem startenden Huntelaar neben sich und einem klaren Plan im Kopf vor einer Gleichzahlsituation.

1-0d

Westermann rückt zu spät heraus, Draxler steckt den Ball einfach durch die Lücke auf Huntelaar, der seinen Geschwindigkeitsvorteil nutzt.

Westermann verzögert den Angriff nicht, sondern rückt heraus auf Draxler – jedoch viel zu spät. Westermann hat keine Chance auf den Ball und vergrößert die Lücke für Draxlers Pass noch weiter. Huntelaar, der schon lange Tempo aufgenommen hat, erläuft den Steilpass und überwindet Adler mit einem Flachschuss in die linke Ecke.

Hamburg im Pressing verbessert, Schalke im Aufbau langsam und unkreativ

grundformationen

Grundformationen

Als Hamburg in der vergangenen Saison im 4-2-3-1 spielte, pressten sie im 4-4-2, bei dem der Zehner den Mittelstürmer unterstützte. Im neuen 4-2-4-(0) arbeiteten sie hinsichtlich der Grundordnung zwar ähnlich gegen den Ball, verfolgten dabei aber einen deutlich aktiveren Ansatz.

Anders als im 4-4-2-Pressing der Vorsaison, bei dem die Flügelspieler weit einrückten und die Doppelsechs unterstützten, setzte der HSV die gegnerischen Außenverteidiger stark unter Druck.

Zoua und Beister verhielten sich Uchida und Fuchs gegenüber sehr mannorientiert. In der Grundformation gegen den Ball entstand so häufig ein 4-2-4, in dem Calhanoglu und van der Vaart die Innenverteidiger anliefen und dabei die Passwege auf Neustädter und Jones zustellten. Schalke griff mit der Führung im Rücken zu risikolosen langen Bällen, die in der Regel aber unkontrolliert und somit leicht zu verteidigen waren.

Weil Uchida und Fuchs bei dem Aufbau mit langen Bällen in tiefen Positionen verschenkt waren, rückten sie im Verlauf der Partie weiter auf. Zoua und Beister verfolgten sie konsequent, sodass nicht selten situative Fünfer- oder gar Sechserketten in der Hamburger Defensive zu sehen waren.

Geschah dies, gingen van der Vaart und Calhanoglu nicht mehr so aggressiv auf die Innenverteidiger, sondern konzentrierten sich mehr auf ihren Deckungsschatten. Jones und Neustädter hatten somit die schwierige Aufgabe, sich in dem zentralen Viereck – bestehend aus Badelj, Arslan, van der Vaart und Calhanoglu – anspielbar zu machen.

Höwedes und Matip gingen dem Spielstand entsprechend keine großen Risiken beim Passspiel ein und beschränkten sich auf lange Bälle auf die Flügel. Selbige waren auch beim HSV stilprägend.

Offensivquartett öffnet Räume für Diagonalbälle

Auch bei den Schalkern gab es hin und wieder Verbreiterungen der Abwehrkette durch Jones, Neustädter oder einen der Flügelspieler. Grund dafür war, dass van der Vaart, Calhanoglu, Zoua und Beister in der ersten Phase der Angriffe häufig auf einer Linie standen.

Die Schalker Viererkette wollte offenbar nicht das Risiko einer Gleichzahl eingehen, schob weiter zusammen und holte sich immer wieder einen oder mehrere Unterstützer.

Dies erlaubte dem HSV wiederum einen einfachen Spielaufbau gegen Huntelaar und Draxler (bzw. nach dessen Auswechslung Goretzka). Die breite Aufbaudreierkette aus Sobiech, Westermann und dem abkippenden Arslan wurde von Badelj, der in die Halbräume ging, unterstützt.

Der HSV konnte das Spiel problemlos ins zweite Drittel tragen und dort über Badelj und den ballnahen Außenverteidiger kombinieren. Sie holten sich die Schalker mit dieser Verschleppung des Tempos immer weiter auf die Seite herüber – oft auch in Kombination mit dem Zurückfallen van der Vaarts – um dann im richtigen Moment zu verlagern.

Van der Vaart und Badelj probierten es immer wieder mit langen Diagonalbällen, vornehmlich auf die linke Seite mit Zoua und Jansen. Diese hatten oft sehr viel Zeit und Raum für eine saubere Annahme, da Schalke sich aufgrund der hohen Präsenz der Hamburger im Drittel so stark zusammenziehen musste.

Das permanente Einbeziehen der aufrückenden Außenverteidiger durch Verlagerungen zahlte sich aus: Erst brachte Jansens Hereingabe den Elfmeter ein, den van der Vaart zum 1:1 verwandelte, später flankte Diekmeier auf Beister, der per Kopf traf.

Der HSV kontrollierte das Spiel und hatte zeitweise gut zwei Drittel Ballbesitz. Schalke fand im Aufbau keine Lösungen und schenkte die Bälle zu schnell her. Wie schon im Pokal gegen Nöttingen versuchten die vordersten Spieler bei Kontern, den Ball sofort riskant weiterzuleiten, anstatt ihn auch mal zu halten und den Mannschaftskollegen Zeit zum Nachrücken zu geben.

Schwache Verteidigung von Standards und Schalker Flügelfokus

Unmittelbar vor der Halbzeitpause fiel der Ausgleichstreffer durch Huntelaar nach einer kurz ausgeführten Ecke. Der Niederländer kam zwischen vier Hamburgern frei zum Kopfball und brachte die Schalker überraschend zurück in die Partie.

In der zweiten Halbzeit kamen die Hamburger weiter über die Flügel in gefährliche Zonen und erspielten sich einige Halbchancen und Ecken. Eine davon verwertete Sobiech in der 49. Minute zum 3:2 – auch hier kam der Torschütze vollkommen frei zum Kopfball.

Wenige Minuten später brachte Jens Keller mit Adam Szalai einen zweiten Stürmer. Roman Neustädter verließ den Platz, Goretzka ging von der Zehn auf die Doppelsechs neben Jones. Im 4-4-2 der Schalker gab es nun eine noch klarere Trennung der Mannschaftsteile, was jedoch keine Nachteile mit sich brachte. Die Viererkette des HSV agierte nun enger, Jansen und Diekmeier starteten kaum noch Ausflüge nach vorne.

Um Farfan und Clemens nicht zu viel Raum zu gewähren, verteidigten Zoua und Beister nicht mehr mannorientiert gegen die Außenverteidiger, sondern zogen sich etwas weiter zurück, sodass die 4-4-2-Grundordnung wie in der vergangenen Saison aussah.

Die logische Konsequenz war, dass Uchida und Fuchs nun mehr Raum hatten, den sie für das typische Schalker Flügelspiel nutzten. Gemeinsam mit ihren Vordermännern kreierten sie einige Zwei-gegen-Zwei-Situationen auf dem Flügel, zudem probierte Fuchs viele Halbfeldflanken.

Mit den zwei potenziellen Abnehmern im Zentrum versprühte Schalke eine permanente Gefahr nach Flanken,  außerdem konnten Szalai und Huntelaar die Hamburger Innenverteidiger nach Ballverlusten direkt anlaufen und lange Bälle erzwingen.

Weil es dadurch kaum noch einen geregelten Spielaufbau gab und das zentrale Mittelfeld auf beiden Seiten keine spielerischen Aufgaben mehr hatte, brachte Fink den kampf- und laufstarken Rincon für Badelj. Rincon sollte mit seiner Power zweite Bälle erkämpfen und die sehr großen Räume in einem phasenweise extrem hektischen Spiel zulaufen.

Kein Risiko nach dem Ausgleich

Das hektische Spiel zehrte an den Kräften, die Konzentration ließ nach, die Hektik wurde noch größer: Ein Teufelskreis.

Schalke erspielte sich nur wenige klare Torchancen, zeigte sich aber nach Standards gefährlich – 9 ihrer 19 Torschüsse entsprangen einem ruhenden Ball. Hamburg zeigte sich bei Standards sehr anfällig, mitunter wirkte es so, als wisse nicht jeder, ob man im Raum oder gegen den Mann verteidige.

In der 72. Minute erzielte Adam Szalai nach einem Patzer von Adler. Der in der Vorbereitung lange verletzte Torwart ließ einen völlig harmlosen Schuss von Clemens – eine in dieser Phase typische Halbchance der Schalker – vor die Füße von Szalai fallen.

Mit dem 3:3 war erst einmal die Luft aus dem Spiel, keine der Mannschaften zeigte sich bereit zum Risiko im Passspiel oder im Aufrücken.

Erst kurz vor Schluss erhöhten die Schalker noch einmal das Tempo und machten Druck über Fuchs. Sie kamen zu einigen gefährlichen Standards, ein Tor sollte aber nicht mehr fallen.

Fazit

Zuerst schien es ein Debakel für den HSV zu werden, der die Vorgabe des Trainers, nicht in Konter zu laufen, schon nach 80 Sekunden verpatzte. Dank des guten Pressings arbeitete sich der HSV jedoch zurück ins Spiel und wusste auch in Ballbesitz zu gefallen. Die flexible Viererreihe drückte Schalke weit zurück und öffnete Räume für die nachrückenden Außenverteidiger. Der Fokus auf Diagonalbälle war ebenso auffällig wie effektiv.

Schalke zeigte sich in der ersten Halbzeit – mit Ausnahme des Bilderbuchkonters nach dem Anstoß – enttäuschend. Die Mannschaftsteile waren zu strikt voneinander getrennt, klare Passmuster nicht erkennbar. In der Defensive ließ man sich zu weit zurückdrängen, anstatt mit der Abwehrkette etwas herauszurücken, um den Hamburgern den Aufbau zu erschweren. Neben dem immer noch harmlosen weil nicht in der mannschaftlichen Geschlossenheit ausgeführten Pressing bleibt das Erspielen von Torchancen gegen eine geordnete Defensive weiterhin das Hauptproblem der Königsblauen.

Dass Keller auf das weniger spielstarke, dafür auf simple Flügelangriffe ausgerichtete 4-4-2 umstellte, rettete Schalke vor einer Auftaktniederlage. Doch auch der HSV kann sich nach der guten ersten Halbzeit glücklich schätzen, nicht verloren zu haben. Wer Standards so verteidigt, wird gegen jedes Bundesligateam Probleme bekommen.

Ein gerechtes Unentschieden in einem in vielerlei Hinsicht verrückten Spiel, das gewissermaßen gut zu den immer wieder mit der Konstanz kämpfenden Teams passt.

Martin Scott 13. August 2013 um 17:13

Bravo! Nachvoziehbar, verifizierbar und den Spaß am Betrachten von Taktik im Fußball als Nagel auf den Kopf getroffen.

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ES 13. August 2013 um 10:33

Die Saison fängt nur bei spielverlagerung gut an, mit wieder einmal guten Artikeln wie diesem, und mit vernünftigen Kommentaren dazu. Bei Schalke fängt sie da an wo sie aufgehört hat: Schalke kann keinen Spielaufbau. Wenn man gegen ein Team, das jetzt nicht berühmt für tolles Pressing ist, schon solche Schwierigkeiten hat, wie wird das erst gegen Freiburg, Mainz, Augsburg, Braunschweig etc. aussehen? Da wird man die taktischen Schwächen wieder mit Glück und individueller Klasse in der Offensive für den einen oder anderen Sieg kompensieren. Das kann es doch nicht sein! Die zentralen Vier für den Speilaufbau Zuständigen können es einfach nicht (Matip (für mich noch am Besten in Sachen Spielaufbau), Höwedes, Jones (Jones/Höger-Diskussionen hatten wir ja schon zu hauf!), Neustädter (der ist durch sein monatelanges Formtief so verunsichert, dass bei ihm nur noch Rückpässe einigermaßen ankommen – übrigens war die Auswechselung nicht nur taktisch bedingt, Neustädter wurde nach x Fehlpässen schlicht erlöst)). Liegt es hier an der individuellen Klasse oder ist es doch der Trainer, der Ihnen das nicht beibringen kann? Die ganz große taktisch Geschichte wird hier ja sehr schön erzählt, aber wo bleibt bei Schalke irgendein Kpmbinationsspiel, mit dem man dann doch die erste Reihe überwindet und geordnet ins letzte Drittel vorstösst? Ganz am Rande: Hat jemand verstanden, warum Goretzka in der zweiten Halbteit den Stehgeiger gespielt hat, mit einem extrem kleinen Aktionsradius? Das sehe ich bei anderen 6ern ganz anders.

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TW 13. August 2013 um 11:23

Ich würde vermuten, dass Goretzkas geringer Aktionsradius mit dem eher wilden Spiel von Jones zusammenhängt. In Kombination mit dem extrem aktiven Christoph Kramer war beim VfL Bochum häufig ein ähnliches Verhalten zu beobachten.

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PP 13. August 2013 um 12:29

Richtig

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elbro 13. August 2013 um 00:05

Vielen Dank für die gelungene Analyse!

Zum folgeneden Absatz hätte ich als Laie noch etwas ergänzt.

„Weil Uchida und Fuchs bei dem Aufbau mit langen Bällen in tiefen Positionen verschenkt waren, rückten sie im Verlauf der Partie weiter auf. Zoua und Beister verfolgten sie konsequent, sodass nicht selten situative Fünfer- oder gar Sechserketten in der Hamburger Defensive zu sehen waren.
Offensivquartett öffnet Räume für Diagonalbälle
Auch bei den Schalkern gab es hin und wieder Verbreiterungen der Abwehrkette durch Jones, Neustädter oder einen der Flügelspieler. Grund dafür war, dass van der Vaart, Calhanoglu, Zoua und Beister in der ersten Phase der Angriffe häufig auf einer Linie standen.
Die Schalker Viererkette wollte offenbar nicht das Risiko einer Gleichzahl eingehen, schob weiter zusammen und holte sich immer wieder einen oder mehrere Unterstützer.“

So wie es gesehen habe, war es nicht nur das HSV-Offensivquartett, was die Räume für Diagonalbälle sorgte. Es mag auch seinen Anteil daran gehabt haben, Hauptgrund war aber ein anderer: weil im schwachen Pokalspiel in Nöttingen klar wurde, dass eine Doppelsechs aus Jones und Neustädter ungeeignet für geordneten Spielaufbau ist, wollte Keller das Spiel von hinten über die Außenverteidiger aufziehen (die alternativen Mittelfeldspieler Höger und Goretzka kamen wegen Formtief bzw. Unerfahrenheit nicht in Frage). Somit platzierte Keller seine Außenverteidiger sehr offensiv, wodurch hinter ihnen Lücken entstanden, in die der HSV seine langen Bällen spielen konnte. Weil Uchida und Fuchs meist sogar höher standen als die Sechser, füllten Neustädter und insbesondere Jones die Lücken auf Schalkes Defensiven Außenbahnen aufgrund des kürzeren Weges (besonders hinter Fuchs war das augenscheinlich, wo Jones mehrfach als Linksverteidiger aushelfen musste). Dann aber fehlten die 6er wiederum im Zentrum, was dem HSV den Spielaufbau durch die Mitte erleichterte.

So wie im Artikel festgehalten, ließen sich Uchida und Fuchs bei gegnerischem Ballbesitz vom HSV-Offensivquartett manchmal zu sehr ins Zentrum ziehen. Doch auch bei eigenem Ballbesitz besetzten sie ihre Positionen nicht korrekt, da sie einfach viel zu hoch standen und dann nicht schnell genug auf Defensive umschalteten . Dass Schalkes Außenverteidiger ihre Positionen also nicht hielten, war der Grund für die großen Löcher auf beiden Seiten von Schalkes Viererkette, welche vom HSV für das 1:1 und das 1:2 genutzt wurden.

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BritPostNew 12. August 2013 um 18:59

Hallo!

Ich hätte als geneigter HSV-Fan und absoluter Taktiklaie eine Frage, welche ich mir bei solchen Spielen immer wieder stelle. So wundere ich mich (beispielsweise), weshalb Zoua und Beister auf einmal anders verteidigen, obwohl Schalke ja vorher eingeschnürt war und zu kaum Chancen kam.
Das Umschalten auf eine andere Verteidigung zur Ergebnisverwaltung nach dem 3:2 hat im Endeffekt ja dazu geführt, dass Schalke erst wieder zu richtig guten Chancen gekommen ist. Mich würde interessieren, wieso es aus taktischer Sicht zu Systemumstellungen kommt, welche mich vor dem Fernseher zu der Äußerung verleiten: „Die betteln doch wieder um einen Ausgleichstreffer“ 🙂

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PP 12. August 2013 um 21:38

Ich denke mal, die Umstellung wurde durch Kellers Wechsel provoziert:

Durch die Einwechslung einer zweiten Spitze (Szalai) hat Keller die Hamburger Viererkette gewissermaßen nach hinten gezwungen. Gegen Huntelaar konnten Sobiech und Westermann vorher problemlos alleine stehen, Jansen und Diekmeier konnten also schon weiter auf Farfan und Clemens rausrücken.

Als dann ein zweiter Stürmer kam, wollte man keinesfalls im 2vs2 stehen, zumal man ja führte. —> Außenverteidiger des HSV tiefer, um Überzahl zu gewährleisten —> theoretisch mehr Raum für Farfan und Clemens —> Zoua und Beister fallen weiter zurück, um dies zu verhindern —> mehr Raum für die Schalker Außenverteidiger.

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AP 13. August 2013 um 10:38

wäre nicht Fink besser gefahren, da ja Neustädter raus ist, auf ein 4-1-4-1 umzustellen? Badej drin zu lassen und den „einen“ Konter über die Außen zu fahren…

verstehe nicht wieso man sich hinten reinstellt und hofft das Spiel über die Zeit zu bringen… Fuchs aus dem HF ist ja nichts neues…

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PP 13. August 2013 um 12:25

Der Gedanke ist interessant und meiner Meinung nach plausibel. Wirkliche Gefahr im Zehnerraum hat Schalke ja nicht ausgestrahlt. Vielleicht wollte Fink mit Arslan und Rincon aber eine laufstarke Doppelsechs, die die Flügel unterstützt. Bei ner Doppelsechs sind die Wege da ja nunmal deutlich kürzer…

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AP 13. August 2013 um 12:53

Du schreibst es ja richtig, er bringt Rincon als „Kampfsau“ auf die 6 aber wenn die Sau niemanden bekämpfen kann… Konnte den Wechsel nicht nachvollziehen. Da kommt kein 6er der Welt hin, wenn Fuchs aus dem Halbfeld flankt.

Und die zweiten Bälle kann ein Badej viel besser verarbeiten, um dann diagonal hinter die S04 AV die Konter fahren. Aber Fink hatte sicherlich ne Idee.

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BritPostNew 13. August 2013 um 16:19

Vielen Dank für die Antwort! So etwas in der Art habe ich mir fast gedacht, allerdings wirkt es gefühlt so, als würde der HSV in den letzten Jahren jede noch so knappe und unsichere Führung über die Zeit retten wollen.

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katsche 14. August 2013 um 09:05

Hamburg hätte anstelle von Badelj lieber Calhanoglu für Rincon auswechseln sollen und in der Defensive auf eine 4-3-2-1 oder 4-3-3-0 Grundordnung umstellen um das Ergebnis über die Zeit zu bringen, dann wären die defensiven Aussenpositionen doppelt besetzt gewesen, und vorne wäre noch genügend Manpower um auch mal einen Konter zu Ende zu fahren.

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blub 12. August 2013 um 17:54

Was ein Scheißspiel.
Neustädter und Badelj werden ausgewechselt um die Siegchancen zu erhöhen.
Und dann gibts das 442 Duell mit langen Bällen. #anno2004

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king_cesc 12. August 2013 um 18:55

So radikal 😀
Ich finde es auch jedesmal schade, wenn solche Umstellungen vollzogen werden, aber am Saisonanfang, wenn jeder Punkt über Fehlstart oder Hoffnung auf mehr ausmacht ein bisschen verständlich.

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Koom 13. August 2013 um 08:36

Naja, Geschichte wiederholt sich im Fußball immer wieder. Ist doch wieder ein schöner Beleg dafür. Vielleicht sehen wir (unwahrscheinlicherweise) in 4-5 Jahren irgendein Topteam mit klassischem reinen Flügel- und Flankenspiel und Stehgeigern im Strafraum ala Toni Polster. Und „alle Welt“ lobt und verehrt sie für diese innovative Spielweise.
Was jetzt noch dämlich klingt, kann durch „zarte“ Regelveränderungen vielleicht wieder interessant werden.

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AP 12. August 2013 um 15:22

Na aller wenn die Umstellung nun so Ergebnisversprechend war, dann bitte Neustädter gleich draußen lassen, Goretzka neben Jones und im 4-4-2 die gegnerische Mannschaft kaputt flanken….

Starker Artikel (keine Ironie)

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