Adventskalender-Türchen 9: Timo Gebhart

Aufgrund der durchwachsenen Leistungen von Tomas Pekhart hat sich beim 1. FC Nürnberg mittlerweile Leihgabe Sebastian Polter den Stammplatz im Sturmzentrum gesichert. Desweiteren sprechen im Frankenland viele über Hiroshi Kiyotake, der herausragend eingeschlagen hat und bereits an acht Treffern in dieser Spielzeit direkt beteiligt war – nicht nur mit seinen technischen und spielerischen Fähigkeiten sowie seiner Beweglichkeit erhöht er die Möglichkeiten der Clubberer enorm, auch seine gefährlichen Standards können Abhilfe schaffen, wenn aus dem Spiel heraus nichts gehen will.

Gebharts Profilbild auf bundesliga.de

Doch man sollte auch einen weiteren Neuzugang bei den Franken nicht vergessen – einen, der als ganz großes Talent galt, der dann aber aufgrund von Verletzungen und einigen Negativschlagzeilen aus dem Rampenlicht verschwand. Er sollte der Nürnberger Königstransfer werden, doch wirklich herausragen tut er bisher noch nicht. Dennoch wird Timo Gebhart immer wichtiger für seinen neuen Verein und wirkt besonders als Arbeiter im Hintergrund denn als jener auffälliger Dribbler, als der er während seiner Zeit bei den Münchener Löwen und in diversen Auswahlmannschaften galt.

Ob auf dem linken Flügel oder zuletzt auch häufiger halblinks im zentralen Mittelfeld – Gebhart arbeitete, rackerte und füllte seine Rolle meistens gut aus. Alles in allem fehlt gerade in seinen gelegentlich etwas fahrig wirkenden Offensivaktionen häufig noch die entscheidende Präzision ebenso wie die eine oder andere richtige Entscheidung, doch als Antreiber geht er immer wieder voran. Die in den vergangenen Spielen gelegentlich etwas abgeändert, aber im Grundgedanken gleich bleibende Flügelüberladung auf der linken Seite mit einem nach außen rochierenden Achter kommt Gebhart dabei gelegen. Je nach Gegner und Personal kann er entweder selbst der unterstützte Spieler sein, dem zusätzliche Optionen geschaffen und das konstruktive „Zielen“ dadurch vereinfacht werden, oder aus dem Halbraum auf die Seite gehen, was sowohl von den Bewegungen als auch von den Aufgaben her derzeit gut zu ihm passt.

Am wichtigsten ist Gebhart zumindest aktuell aber noch für die Defensivarbeit – ein Markenzeichen der Mannschaft von Dieter Hecking, die gegen den Ball seit einigen Jahren zu den besten Teams der Liga zählt und immer wieder mit spezifischen Konzepten stärkere Gegner erheblich ärgern kann. So war es auch in dieser Saison erneut – sei es zu Beginn der Spielzeit gegen die Dortmunder, aber später auch gegen die beiden anderen deutschen CL-Teilnehmer Schalke und Bayern. In diesen beiden Begegnungen hatten jeweils die offensiven Außenspieler – vor allem im Duell mit den Königsblauen – wichtige und auch durchaus anspruchsvolle Defensivaufgaben, bei denen Gebhart jeweils disziplinierte, engagierte und effektive Leistungen zeigte. Gegen Leverkusen war es jüngst ähnlich – eine individuell durchaus beeindruckende Leistung gegen den derzeit prächtig aufspielenden Carvajal. Während die Nürnberger langsam und gemächlich ihrem häufig auf Kontern, Standards, Flanken und allen voran der defensiven Sicherheit basierenden Stil mehr spielerische Konzepte verleihen wollen, für die natürlich auch Gebhart stehen soll, hilft dieser zuerst einmal im Erhalten dieser Defensivstärke mit.

Gerade wenn er als halblinker, zentraler Mittelfeldspieler aufläuft, gefällt Gebhart hier mit seinem Einsatz, der neben dem eher abwartenden Simons und dem bissigen Balitsch eine weitere Dimension in die Defensivarbeit bringt. Besonders beim Nürnberger Heimsieg gegen Wolfsburg zeigte sich dies exemplarisch, was auch dadurch abgerundet wurde, dass Gebhart den wichtigen Siegtreffer erzielte. Der zuletzt in vielen Spielen hervorragend auftrumpfende Spielmacher Diego sah sich nicht nur zwei defensivstarken Mittelfeldspielern vor ihm gegenüber, sondern wurde vom rackernden Gebhart auch immer wieder durch gutes, aggressives Rückwärtspressing eingeengt, was letztlich in der mit Abstand schwächsten Offensivvorstellung der Wölfe unter Köstner endete. Im Angriffsspiel gewann Gebhart gewohnt viele Zweikämpfe und bewegte sich unterstützend auf den Flügel.

Nach einem soliden, einsatzfreudigen, aber noch nicht voll eingeschlagenen ersten Halbjahr wird sich nun in der Rückserie zeigen, wohin Gebharts Weg im Allgemeinen und in Nürnberg im Speziellen geht. Sowohl er selbst als auch die Nürnberger Mannschaft müssen und wollen sich noch stärker in Richtung spielerische Verfeinerung und Präzision entwickeln. Möglicherweise ist der ehemalige Juniorennationalspieler, der eine gewisse Wandlung weg vom individuell und dribbelnd orientierten Außenspieler gemacht hat, schon daher einer der ganz wichtigen Neuzugänge – und im Hintergrund ebenso wichtig wie der gelobte Kiyotake – bei den Franken, weil er die Entwicklung des Teams mitträgt und deren Charakteristika verkörpert. Die Erhöhung offensiv-spielerischer Präzision und Effektivität wird also für Club wie Spieler das Ziel sein.

Tery Whenett 9. Dezember 2012 um 16:20

Ich hätte hinter dem Nürnberg-Türchen mit Kiyotake gerechnet – allerdings ist Gebhardt, so wie ihr ihn hier beschreibt, eine gerechtfertigte Wahl. Hatte ihn so noch nicht betrachtet.

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