Deutschland – Schweden 4:4
Hoppala! Die DFB-Elf verspielt gegen Schweden eine 4:0-Führung. Nach einer dominanten ersten Halbzeit zog Schwedens Coach Erik Hamren die richtigen Schlüsse. Jogi Löw verpasste es zu reagieren.
Viel wurde in den vergangenen Wochen über die Nationalelf diskutiert. Stimmungstief hier, Hierarchiedebatte dort – selbst Trainer Löw stand in der Kritik, jede Äußerung wurde in den Medien breitgetreten. Und egal, wie viele Spiele die DFB-Elf gewinnt, die Öffentlichkeit verzeiht ihm das EM-Halbfinalaus bisher nicht. Das äußerst effiziente 6:1 gegen Irland war da allemal ein kleiner Schritt. Mit dem Spiel gegen Schweden sollte für Jogi Löw der Befreiungsschlag aus dieser nicht enden wollenden Spirale der Kritik gelingen.
In der ersten Halbzeit schien dies voll zu glücken. Löws Mannschaft zeigte sich sehr dominant und diktierte das Spiel. Im Mittelfeld agierte Schweinsteiger als Sechser, vor ihm nahmen Özil und Kroos die Rolle des Achters ein. Gerade Özil ließ sich oft mit zurückfallen, zusammen mit Schweinsteiger sorgte er für Ballsicherheit um den Mittelkreis.
DFB-Elf dominiert dank freudvoller Kombinationen und aufrückender Außenverteidiger
Gegen passive Schweden, die ihre Viererketten weit in der eigenen Hälfte aufbauten, setzte die DFB-Elf auf das Spiel über die Flügel. Die Außenverteidiger Boateng und Lahm sorgten für die Breite im System‚ Müller und Reus zogen oft in die Mitte und kreierten dort mit den zentralen Spielern Überzahlen.
Gerade auf dem rechten Flügel ging diese Taktik auf: Boatengs natürlicher Gegenspieler, der schwedische Linksaußen Halmen, stand meist zu zentral, hinter ihm kam Boateng immer wieder zu Vorstößen. Er versuchte, mit horizontalen Flachpässen vom Flügel ins Zentrum seine Mitspieler im Raum vor der gegnerischen Abwehrkette freizuspielen. Dies gelang gerade in der Anfangsphase überraschend oft, da die schwedischen Sechser in dieser Zone raum- und überhaupt nicht gegnerorientiert verteidigten. So konnte die deutsche Mannschaft von den Flügeln immer wieder gefährlich ins Zentrum kombinieren, wobei sie mit geduldigen Flügelwechsel den richtigen Moment abwarteten, um in die Mitte zu passen.
Im Zentrum überzeugte die deutsche Mannschaft durch ihre hohe Kombinationsfreude sowie durch tolle Läufe in die freien Räume. Müller und Reus waren eine ständige Gefahr in den Schnittstellen der Abwehr, Kroos und Özil spielten immer wieder feine Doppelpässe mit ihnen. Vor dem 0:1 war es Reus kluger Laufweg hinter den schwedischen Rechtsverteidiger Lustig, der Kloses Treffer einleitete (8.). Dem 0:2 gingen gleich mehrere sehenswerte Doppelpässe voraus, welche die komplett passiv verteidigenden Schweden alt aussehen ließen.
Das frühe 2:0 gab dem deutschen Team viel Sicherheit im Passspiel, sie spielten nun Ballbesitzwerte jenseits der 70% heraus. Die Schweden konnten nicht von ihrer Totaldefensive auf ein pressing-intensiveres Spiel umschalten, sie hatten offensichtlich darauf gehofft, das 0:0 länger halten zu können. Erst als die Deutschen im Pressing etwas die Zügel schleifen ließen und Kreativspieler Elm das Spiel durch Abkippen zwischen die Innenverteidiger an sich riss, bekamen sie so etwas wie einen geordneten Spielaufbau hin.
Gefahr hingegen sah anders aus. Eigentlich kannte Schwedens Spiel in Halbzeit Eins – wie schon während der EM – nur drei Variationen: Pass von links zu Ibrahimovic, Pass von rechts zu Ibrahimovic, Pass aus der Zentrale zu Ibrahimovic. Deutschland verhinderte die Zuspiele zu Schwedens Kapitän gut, und wenn er einmal einen Ball bekam, rückte niemand nach, zu dem er hätte spielen können. So war es die deutsche Mannschaft, die nach einer Flanke durch Mertesacker auf 3:0 erhöhte (39.). Nicht nur die Kombinationsfreudigkeit wusste zu überzeugen, sondern auch die Effizienz; fünf Chancen in Halbzeit Eins, drei Tore – so eine gute Chancenauswertung hatte die deutsche Elf unter Löw nicht immer.
Schweden wechselt die Spieler und die Strategie
Eins war klar – Trainer Hamren musste in der Pause reagieren, und sei es nur, um seine Trainerehre nach der völlig vercoachten Totaldefensive der ersten Hälfte wiederherzustellen. Er brachte im Zentrum Källström für Wernblom. Dieser agierte wesentlich höher als sein ausgewechselter Kollege, Schweden agierte fortan im Pressing wie im Offensivspiel im 4-1-3-2. Sie attackierten nun mit fünf Spielern weit vorne, gerade die Außenstürmer rückten aus und die Schweden spiegelten so manches Mal die deutsche Formation im Aufbau – ein Angreifer gegen einen Akteur der Viererkette, Källström gegen Schweinsteiger (siehe Grafik). So konnten sie gerade in der Frühphase der zweiten Halbzeit mehr Druck erzeugen.
Der zweite, nicht minder wichtige Wechsel betraf Boateng: Sein Gegenspieler war fortan Kacaniklic, der Holmen ersetzte. Dieser hatte von seinem Coach offenbar einen Auftrag bekommen: Orientiere dich an Boateng! In der Defensive war er wesentlich wacher und enger am deutschen Rechtsverteidiger, er störte die Vorstöße von Boateng früher als sein Vorgänger. Die deutsche Mannschaft verlor so ihr Übergewicht auf den Flügeln, da Lahm bei seinen häufiger werdenden Vorstößen glücklos blieb.
Durch die fehlende Breite im Spiel und das stärker werdende Pressing der Schweden wurde die DFB-Elf etwas hinten reingedrückt. Wie bereits gegen Österreich hatte die deutsche Viererkette leichte bis mittelschwere Probleme, gegen die früh störenden Gegner den konstruktiven Spielaufbau beizubehalten, zu häufig wussten sich Mertesacker und Co. nur durch lange Bälle zu helfen. Wenn sie sich mit flachen Pässen hinter die fünf attackierenden Schweden kombinieren konnten, entstanden aber stets gefährliche Kontersituationen. Zwar fehlte es diesen Vorstößen etwas an Breite, da sich Müller und Reus unverändert zentral positionierten. Andererseits machte dies die DFB-Elf mit Spielwitz und –freude wieder wett, wie bei der tollen Kombination in der 51. Minute: Die Staffette Kroos-Reus-Özil-Hacke-Müller hätte einen Treffer verdient gehabt. Der Fußballgott entschuldigte sich für dieses Missverhalten in Form des 4:0’s durch Özil, das durch Müllers breitere Position und die dadurch resultierende Flanke möglich wurde (56.).
Erklärungen für eine unerklärliche Aufholjagd
Das Berliner Publikum, die Zuschauer an den Fernsehschirmen und vielleicht auch die deutsche Elf einte ein Gedanke: 4:0, da kann nichts mehr schiefgehen! Selten in der Fußballgeschichte irrten so viele Menschen. Wie kam es zur unmöglichen Aufholjagd der Schweden? Einerseits machte sich ab der 60. Minute die Rolle von Källström bezahlt: Dadurch dass Kroos und Özil im Mittelfeld schematisch recht hoch agierten und die Rückwärtsarbeit schleifen ließen, fand er im Mittelfeld vermehrt Freiräume. Schweinsteiger wurde in dieser Zone zu oft allein gelassen. Källström nutzte die Lücken in den Halbräumen für abgebrühte Flanken hinter die Abwehr. Die deutsche Innenverteidigung sah bei diesen hohen Bällen aus dem Zentrum nicht gut aus, das 1:4 und 2:4 fielen jeweils nach solchen Situationen.
Källström war ebenso zu verdanken, dass Ibrahimovic besser ins Spiel fand. Ibrahimovic fand in Källström einen Abnehmer für seine Ablagen. Der schwedische Superstar blühte dank mehr Ballkontakten auf. Zudem verbesserte sich der Spielfluss der Schweden wesentlich, sie hatten nun mehr Ballkontakte und teilweise auch längere Ballbesitzphasen, auch wenn sie noch immer schnell das Spiel in die Spitze suchten.
Die zahlreicher werdenden Zuspiele für Ibrahmovic lagen auch an der schwachen deutschen Verteidigung auf den Flügeln. Reus, Müller bzw. der später eingewechselte Götze liefen die schwedischen Außenverteidiger selten an, die Deutschen wollten stattdessen weiter durch ein Mittelfeldpressing dort Bälle gewinnen. Allerdings überspielten die Schweden diese Zone gänzlich, von den Außenverteidigern kamen die Bälle direkt zu Ibrahimovic, der das Leder gegen die deutsche Verteidigung nur noch selten verlor.
Seltsam mutete auch an, dass Boateng seine Rolle auf der rechten Seite der Viererkette unbeirrt offensiv interpretierte, als hätte es die Einwechslung Kacaniklic nie gegeben. Dieser überzeugte fortan nicht nur defensiv gegen Boateng, sondern schaltete in jenen Momenten, in denen Boateng zu hoch stand, blitzschnell um. Nach zwei, drei missglückten Läufen hinter Boateng bekam er in der 76. Minute den Ball freistehend auf dem linken Flügel, Elmander versenkte seine Vorlage.
Jogi Löw wechselt (nicht)
Selbst in dieser schwierigen Phase kamen keine Impulse von der Bank. Löws erster Tausch, Götze für Müller (67.), sollte die Offensive stärken und das Kombinationsspiel neu beleben. Allerdings kamen kaum konstruktive Bälle aus der Abwehr, ein ums andere Mal bolzte Neuer den Ball in die Füße der schwedischen Innenverteidiger. Götze blieb fast gänzlich ohne Anspiele. Der Wechsel war eher destruktiv, da Götze den gegnerischen Außenverteidiger nicht unter Druck setzte.
Der zweite und letzte Wechsel kam erst in der 88. Minute, Podolskis Hereinnahme sollte Zeit schinden. Dass der Bundestrainer damit sein Wechselkontingent nicht ausreizte, ist einerseits aufgrund der ausgedünnten Bank verständlich – Spieler wie die Bender-Zwillinge oder Khedira, welche die Zentrale hätten stabiliseren können, fehlten verletzungsbedingt. Dennoch gab es Optionen für Löw: Höwedes hätte anstelle des schwächelnden Boatengs die rechten Abwehrseite übernehmen können. Und dann wäre da noch Westermann gewesen. Trotz all der kleinen Witzchen, die über die Nominierung des HSV-Kapitäns gemacht wurden – als defensiver Mann auf der Sechs gegen Källström hätte er dem Spiel nicht geschadet. Löw brachte sie jedoch nicht, das deutsche Team konnte so dem Schicksal des schwedischen Lucky Punches in Form eines Treffers durch Elm nicht mehr entkommen.
Fazit
Für die Schweden lässt sich das Spiel auf einen einfachen Nenner bringen: Erste Halbzeit durch totale Passivität versemmelt, dann dank mehr Risiko, klugen Wechseln und gnadenloser Effizienz (vier Schüsse aufs Tor, vier Tore) das Unmögliche möglich gemacht.
Im Fall der DFB-Elf fällt eine Bewertung schwerer. Der traurige Schlussakt dieses Spiels darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Elf in der ersten Halbzeit eine ihrer stärksten Leistungen unter Löw zeigte. Der Einbruch kam erst nach rund 60 Minuten, aber er kam heftig. Im Mittelfeld und auf den Außen wurden die Schweden nicht mehr unter Druck gesetzt, die Viererkette zeigte sich im Spielaufbau dem erhöhten Druck nicht gewachsen. Löw verpasste es, durch Wechsel das Momentum wieder herumzureißen. Aus dem erhofften Befreiungsschlag wurde dieses Spiel ein erneuter Rückschlag für Löw.
201 Kommentare Alle anzeigen
nlf 24. Oktober 2012 um 10:25
Klasse Analyse und viele kluge Kommentare. Wäre toll, wenn diese Erkenntnisse auch beim DFB ankommen.
Bei der WM 2010 hat DE insbesondere auch durch eine überragende Defensivorganisation beeindruckt. In der Folge scheint sich jedoch eine Art naiver Fortschrittsoptimismus durchgesetzt zu haben – nach dem Motto: wenden wir uns nun anderen Dingen zu, denn die Defensivorganisation können wir jetzt und können diese Spielweise ja jederzeit abrufen. Mein Eindruck, dass das – zugunsten von Umschaltspiel, Kurzpasskombinationen etc. – seit 2010 nicht mehr ernsthaft trainiert wird. Und das rächt sich jetzt.
Immer wieder gibt es auch Situationen, wo Spieler – offenbar im Glauben, dass ihnen niemand etwas anhaben und ja sowies so nichts passieren kann – ohne Not volles Risiko spielen – mit fatalen Folgen. Bereits beim 0-1 gegen Italien hatte Hummels Cassano – der von drei deutschen Spielern eingekreist und eigentlich chancenlos war – so attackiert, dass er ihm den Weg zur Flanke auf Balotelli freimachte. Gegen Schweden verdribbelt sich Müller ohne Not an der Mittellinie, Källström bedankt sich und spielt sofort steil auf Ibrahimovic – 4-1. Und noch schlimmer beim 4-2: nachdem die N11 trotz Überzahlsituation den nächsten Pass von Källström nicht verhindern kann vergisst Badstuber in einem Moment alles, was er jemals übers Verteidigen gelernt hat und geht mit vollem Risiko als letzter Mann zum Kopfball hoch und verpasst den Ball – anstatt in aller Ruhe den Gegner der Ball annehmen zu lassen und den Weg zum Tor zu verstellen – unfassbar. Der Glaube an die eigene Großartigkeit führt zur Selbstüberschätzung und Unterschätzung des Gegners.
In einigen Kommentaren wurde auch das Thema „Qualität der N11“ angesprochen. Mein Eindruck, dass das Potenzial tatsächlich groß ist, es aber durch tlw. willkürlich erzeugte Engpässe nicht genutzt wird. Beste Beispiel ist die ewige Diskussion wer nur der geeignete Linksverteidiger sein kann. Dabei führt Löws Präferenz für einen Linksfuß dazu, dass es plötzlich kaum noch Kandidaten gibt, die für diese Position in Frage kommen. Und das bei einer Auswahl von Verteidigern wie Lahm, Boateng, Hummels, Badstuber, Mertesacker, Schmelzer, Höwedes, Westermann – das ist Potenzial genug dar (und auch in der zweiten Reihe gibt es ja noch weitere gute Spieler), wenn nur nicht dieses Linksfuß-Dogma alles blockieren würde. – Anderes Beispiel: die 6er Position und der Einsatz von Kroos. Jeder weiß, dass Kroos eher ein Spielgestalter als ein Abräumer ist. Statt immer wieder ihn als Alternative zu Schweini/Khedira in die 6er Position zu zwängen gibt es andere Spieler wie Bender, Gündogan, die dies zuverlässig spielen könnten. Kroos – wie vielleicht auch Götze – dagegen sollte immer wieder seine Chance auf der 10er Position bekommen und Löw sollte Özil auch mal eine Pause gönnen. Stattdessen aber gibt es jetzt starke Abhängigkeiten von Özil auf der 10, davon dass Schweini UND Khedira für die 6 fit sind, dass einen Linksfuß-Linksverteidiger in Topform gibt usw. Das sind alles unnötige, da selbst auferlegte Blockaden. Warum? Offenbar fehlt das Vertrauen in die Alternativen – allen bisherigen Wechselspielen zum Trotz. – Sehr schade, denn bei aller Kritik ist der Fußball den die N11 unter Löw spielt ein Quantensprung gegenüber dem grausamen Gekicke unter Völler, Ribbeck, Voigts, tlw. Beckenbauer und ganz sicher auch Derwall.
Lino 21. Oktober 2012 um 12:01
Ist eigentlich keinem aufgefallen, wie schlecht Schweden in der ersten HZ verteidigt hat? Das ist der typischste aller typischen Fehler eines 4-4-2 (gegen 4-3-3 oder 4-1-4-1 oder 4-5-1), wenn es nicht strikt kompakt und raumorientiert gespielt wird. Das Zentrum ist in Unterzahl, ein Außenspieler muss helfen, das eröffnet dem gegnerischen Außenverteidiger Platz, welcher auch nicht vom eigenen Außenverteidiger verteidigt werden kann, da dieser mit dem nach innen ziehenden Außenspieler okkupiert ist. Zugriff aufs Spiel: 0,0
Warum Trainer immer wieder darauf reinfallen???
Jordanus 20. Oktober 2012 um 11:46
Gut, dass dieses spiel jetzt stattfand und nicht waehrend der WM. Jetzt kann man noch daraus lernen. Warum sollten die Spieler nicht auch selbst daraus lernen?
Die Mannschaft spielt in diesem Stil und mit dieser „Dominanz“ erst rund 3 Jahre zusammen – sie werden daraus lernen. Auch andere mannschaften haben Jahre gebraucht, um sich zu entwickeln -spanien, barca, der HSV in den Achtzigern, Werder 2004 usw.,usw. Auch solche peinlichen erlebnisse tragen dazu bei. Es ist nur zu hoffen, dass sie nicht beim Lernen behindert werden -weder vom trainer noch von den medien. So eine sachliche diskussion wie hier ist da eher hilfreich. Vielleicht liest ja ein kluger DFB mit und holt sich anregungen.
nougat 19. Oktober 2012 um 18:47
doch, man sollte den teufel an die wand malen, denn dieses ergebnis, dieses spiel, zeigt nicht nur die gesamte verfassung der deutschen mannschaft, des unflexiblen trainerstabs, der völlig überzogenen vorstellungen, es zeigt auch, dass verdammt nochmal jeder noch eine chance gegen deutschland kriegt, wenn er an sich glaubt – egal wie limitiert er fußballtechnisch ist (siehe griechenland, siehe österreich) !
die deutschen gelten in der (fußball)welt als das paradebeispiel für ein team, dass einen plan hat und konsequent und unerbittlich verfolgt. dafür wurden wir nicht geliebt, aber gefürchtet, teilweise beneidet und geachtet.
an diesem spruch habe ich immer geglaubt: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“
das ist nun endgültig passé. jedenfalls solange löw rumwerkeln darf.
Andi 19. Oktober 2012 um 11:36
Hallo zusammen,
ich gehe da mit der Meinung von Heinzchen D’accord. Jetzt weider den teufel an die Wand zu malen, kann nciht der richtige Schritt sein. Meiner Meinung nach hat die DFB 11 eine der besten Halbzeiten unter Löw gespielt. Wie es im Endeffekt zu diesem Endergebnis kommen konnte, werden Spieler, Trainer und auch Fans wohl nie wirklich verstehen. Aber was wäre der Fußball ohne solche Spiele? Nicht der Sport den wir so lieben :). Bei mir hat eher die Faszination über den verlauf des Spiels eundeutig über der Enttäuschung gestanden…selbst als Amateurfußballer hat man doch solch einen Spielverlauf eher selten erlebt. Zurück zum Spiel und der Löw-Kritik: Ich bin der Meinung man sollte ihn in Ruhe arebiten lassen und schauen was nach der Wm 14 passiert. denn wenn wir ganz ehrlich sind, geht jeder, auch nach diesem Spiel, davon aus, dass Deutschland ungefährdet die Endrunde erreicht! Und wenn wir dann tatsächlich den Pott in den Händen halten, ist Jogi der Größte.
Ps: Klasse Blog! Weiter so!
Maik 19. Oktober 2012 um 11:03
Interessant wann und wie die Komentare von Sharpe einsetzten, Astroturfing in hoher Vollendung. Ansonsten sehr gelungene Analyse und ich hoffe der guten Draht zu einer Sportpsychologin zahlt sich aus. Das Ergebnis lässt auf sich warten!
sharpe 19. Oktober 2012 um 11:43
danke, wusste gar nicht, dass ich das kann
Strafraumauthist 19. Oktober 2012 um 11:01
Ich muss hier immer wieder lesen, dass manche User lieber hässlich gewönnen, als in Schönheit zweiter zu werden. Leute, seit gerade mal 2 Jahren spielt Deutschland schönen Fussball. Seit gerade 6 Jahren ist der Rummpelbal weggeschlossen. Wie lange ist die N11 den ohne Titel? Genau, etwas länger schon.
Heinzchen 19. Oktober 2012 um 09:45
Hallo,
vielen Dank erst mal für die wie fast immer hervorragende Spielanalayse und die interessanten Diskussion.
Was mich hier jedoch etwas nervt, dass die Entwicklung der Mannschaft nach diesem Spiel wieder überwiegend schwarz gesehen wird.
Im Fußball kann es doch immer darum gehen, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass man das Spiel gewinnt. Eine fast 100%ige-Sicherheit wie in anderen Sportarten (z.B.Basketball), dass sich der Bessere durchsetzt, gibt es hier nicht. Das ist es doch auch, was den Fußball und seine historischen Spiele ausmacht, wo ab und zu auch der eigentlich Unterlegene etwas holt und an die man sich noch Jahre später gern erinnert.
Was ich sagen will: In den meisten Fällen gewinnen wir solch ein Spiel trotzdem. Der Gegner wird meistens nicht wie die Schweden jetzt aus fast jeder Chance ein Tor machen. Die Diskussionen hier wäre mit Sicherheit auch eine andere, wenn von den anderen Chancen (z.b. die Pfostenschüsse – zwei waren es glaube ich-) die eine oder andere noch reingegangen wäre und wir das Spiel gewonnen hätten.
Schon vergessen?: Die Spanier, die hier meistens als Vergleichsmaßstab und das nonplusultra herangezogen werden, hätte bei der EM im Elfemeterschießen gegen Portugal genauso gut verlieren können. Wären Sie dann jetzt immer noch der Maßstab?
Zum Spiel: In der ersten Stunde habe ich bei manchen Spielzügen gedacht, dass das Spanien und Barcelona auch nicht besser machen könnten. Mich hat begeistert, dass wir mittlerweile auch gegen tief stehende Gegner spielerische Lösungen finden. Die letzte halbe Stunde war natürlich Murks. Aber man kann diese dort gemachten Fehler leichter abstellen als die in der ersten Stunde gezeigten Spielzüge lernen. Das Spiel wäre wahrscheinlich in der letzten halben Stunde ein anderes geworden, wenn Khedira oder einer der beiden Benders auf dem Platz gestanden hätte. Dass aller drei gleichzeitig ausfallen, wird in der Zukunft wahrscheinlich nicht mehr so oft vorkommen.
Also: Mund abputzen und aus den gemachten Fehlern lernen. Und wir sollten uns an dem herausragenden Spiel in der ersten Stunde erfreuen un die gemachten Fehler nicht überbewerten. Letzten Endes beschäftigen wir uns doch mit dem Spiel, um Spaß zu haben und uns nicht primär zu ärgern, oder?
Rotador 19. Oktober 2012 um 00:24
Ich habe nach dem Spiel auch gedacht, dass es doch sehr schön die Entwicklung der Nationalmannschaft insgesamt widerspiegelt: Spielerisch ist die Mannschaft ein Universum besser, und da helfen Talent und Ausbildung, aber da sehe ich auch Löws Verdienste.
Defensiv hingegen gibt es Licht und Schatten und daher auch Kritik.
Ich habe des öfteren die Formulierung „das passiert denen nie wieder“ gehört. Es ging immer um Fehler der Mannschaft, die zu Gegentoren führten, in wichtigen und unwichtigen Spielen. Ich bin froh, dass es auch Leute gibt, die die Problematik entspannter sehen, aber als Eventfan frage ich mich schon, ob das auch mal aufhört.
Es ist völlig unvorhersehbar, wo die Reise hingeht. Einerseits ist Löws Ansatz ein sturer, dominanter, andererseits klappt es noch nicht und die Mannschaft fällt auch mal völlig unstur auseinander.
Deshalb fand ich dass der wertvollste Hinweis hier der war, dass zusätzlich zu den vorhandenen Spielern Strukturen hermüssen:
1. Um effektiv während des Spiels zu kommunizieren, sowohl vom Trainer zur Mannschaft als auch von Spielern untereinander. Es ist mir egal wie die Hierarchie ist, aber wenn ein Spieler ein Problem erkennt, wäre es besser für die Mannschaft wenn sie auch reagiert.
2. Um Sicherheit in kritischen Situationen herstellen zu können. Im Nachhinein war das der Unterschied zwischen Sieg und Unentschieden. Es wurde viel über offensive Mechanismen geredet, hinten wäre da mehr vonnöten. Gerade, wo die Hintermannschaft „unpressbar“ gut ist, wenn nur die Vorderleute rechtzeitig nachrücken.
Das ist alles furchtbar zweischneidig. Wahrscheinlich wird es den Leuten so gehen wie Drogba, dass sie 2018 ihren Titel holen und bis dahin noch ein paar sehr schöne Spiele abliefern und trotzdem verlieren.
nougat 18. Oktober 2012 um 19:01
fundstück:
„Erik Hamrén ist Trainer der schwedischen Nationalmannschaft. Nach dem 4:4 gegen Deutschland erzählte der Coach den deutschen Reportern folgende Anekdote aus der Kabine: In der Halbzeitpause habe sein Kapitän Zlatan Ibrahimovic eine Rede gehalten. Er soll seine Teamkollegen nicht nur verbal bei der Ehre gepackt, sondern einzelne Spieler sogar an den Haaren gezogen haben. „Das war großartig von Ibra“, berichtete Hamrén. Und: Der Weckruf des Superstars blieb nicht ohne Folgen. Wie ausgewechselt kamen die Schweden zurück auf den Rasen und machten in einem epischen Spiel aus einem 0:4 noch ein sensationelles 4:4.“
– ohne worte
nougat 18. Oktober 2012 um 18:03
“ fußballdiaspora hat durchaus Recht: Für die Stabilität, wäre es besser gewesen, wenn die Jungs aus Dortmund nicht derartig vehement eingefallen wären. Was den Dortmundern nicht vorzuwerfen ist. Sie sind halt altersbedingt die Nachrücker.“
die dortmunder jungs sind nicht eingefallen – löw konnte sie nicht mehr ignorieren. genausowenig wie bayern ignorieren konnte, dass sie national nicht mehr die nummer 1 sind und dass die dortmunder etwas machen, was sie einfach nicht begreifen oder können oder beides.
zu den typen, die keiner angeblich mehr will: doch, es braucht typen und es braucht männer, die ihrem trainer vertrauen ! bei einem eingespielten system kann man erwarten, dass alle an einem strang ziehen und das einer den takt vorgibt und die laufunwilligen einnordet. aber niemand in der truppe lässt sich etwas von lahm oder schweinsteiger erzählen. ist doch irgendwie seltsam, oder ?! eine mannschaft ohne kapitän und ohne zutrauen in die eigene stärke, wenns mal etwas kräftiger blässt. das 4:4 war ein menetekel – wie wahr !
IF Kroos 18. Oktober 2012 um 17:34
Also ich denke der DFB sollte darüber nachdenken ein Sorgentelefon für unsere Fans einzurichten.Haltet durch Jungs ich wünsche euch alle Kraft das 4:4 in naher Zukunft zu verarbeiten.
Mein Beileid
xD
AP 18. Oktober 2012 um 17:18
Schwarz oder Weiß ist die Sicht.
Es gibt nichts dazwischen. Schwarz Rot Gelb wäre schöner.
Löw wird in Frage gestellt, weil er keine Titel liefert. Jahrelanger Aufbau der N11 wird als selbstverständlich angenommen. Wenn nach 6 Jahren kein Titel rausspringt, dann war alles für`n A……..
Wo wäre unsere N11 2008 und 2010, wenn es diese Spanier nicht geben würde, die nach, wieviel Jahren??? 30 Jahren, mal wieder Titel gewonnen haben???
Wäre Löw noch Trainer oder schon nach 2 Titeln als der beste Coach ever abgetreten?
Keiner wird hier jemals in der Situation sein, die N11 zu coachen. Keiner kann es sich ernsthaft vorstellen, wie es ist, in der 62 min. das 4:2 zu kassieren und daraus sofort die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber Viele massen es sich an, Urteile zu fällen.
3 Tage später kommen all die Besserwisser und suchen nach DEM Grund. Und siehe an, es gibt anscheinend so viele Gründe warum die N11 so „erfolglos“ ist…
Wir haben die beste N11, die es in den letzten 20 Jahren gab. Wir sehen den „schönsten“ Fussball seit Jahrzehnten. Und was machen wir.
Wir reden es uns schlecht. Wir fühlen uns nur gut, wenn es was zu meckern gibt. Und auch wenn es nichts gibt, wir finden schon was.
Seid mal stolz auf Eure Mannschaft. Seid mal menschlicher, wenn Menschen auf dem Platz und Außerhalb Fehler machen. Was hier über das Mentale alles geschrieben wird…. Niemals werdet ihr Leut es erfahren, was es bedeutet vor 80 Tsd. zu spielen und einem gehen die Beine weg und der Kopf hinterher.
Wo ist die Toleranz.
Es gibt nun mal die Spanier, die es besser machen. Ok. Das nehmen wir so hin und versuchen es besser zu machen.
Nur mal so….
Schneckenkauer 18. Oktober 2012 um 18:10
Um es mit den Worten Helmut Schöne zu sagen:
„Da gehe ich mit Ihnen ganz Chloroform.“
sharpe 19. Oktober 2012 um 07:51
großes Lob, AP. genau meine Empfindungen ausgedrückt
EvS 19. Oktober 2012 um 13:16
ist doch schwachsinn…hier spricht doch kaum jemand löws verdienste was die nationalmannschaft betrifft ab. aber anscheinend gibt es ja noch baustellen (bspw. anfälligkeit gegen agressivere teams) und das darf doch wohl noch kritisiert und diskutiert werden.
ich kann das nicht verstehen, dass kritik immer gleich als fundamentalkritik aufgefasst wird. als ob hier jemand löw das recht auf leben abspricht.
JL 23. Januar 2013 um 16:32
Ich gebe AP zu 100% recht, danke für den Kommentar. Ja, wir müssen uns natürlich weiter verbessern, aber ich bleibe trotz allem optimistisch, wenigstens kann ich jetzt wieder hingucken (wennn ich dran denke, vor über 10 Jahren, naja…)
Was haben wir denn bitte für einen Anspruch? WM90 und EM96 zuletzt gewonnen, damals mussten wir im Finale gegen Tschechien ran und haben England im Elfmeterschießen besiegt (traditionell) – waren wir deswegen besser? Ich sage nein, nur eben erfolgreicher. Wie so vieles im Leben ist es nicht immer alles gerecht. Wie lange hat zB England keinen Titel mehr gewonnen? Fast 50 Jahre? Haben die nicht den Anspruch Titel zu gewinnen? Wie lange Spanien, doch auch so 50 Jahre? UNd wir maßen uns an dass wir nach knapp verlorenen Finals oder Halbfinals mal leider den Titel verpasst haben?
Unser größtes Problem sind doch polemisierende Presse und Stammtischparolen, da wird der jungen Mannschaft ja von vornherein keine Chance geben, weil niemand an sie glaubt, weil sofort alles schlechtgeredet wird.
Gut, dass es mit der Heim-WM nicht geklappt hat war ärgerlich, aber das war damals auch nicht Löw, wie seltsamerweise von einigen hier ständig behauptet wird sondern Klinsmann. Und Italien ist übrigens 90 das gleiche passiert…
Hier finden sich sehr schöne Kommentare die zeigen wie es geht: Sachliche Analysen und konstruktive Kritik und leider einige, die mit Löw-geht-mir-auf-den-Sack-Parolen aufwarten.
Und genau das ist der Punkt, EvS, wo ich meine, dass hier zwischen Kritik und Polemik auf jeden Fall unterschieden werden muss. Hier schrieben genug, dass alles schlecht ist, vor allem im Vergleich zu anderen Zeiten, wo ich mir denke… das ist jetzt aber nicht ernst gemeint..?
Ich plädiere für mehr Sportsgeist, Fairness und Toleranz und wir sollten alle hoffen, dass aus Spielen wie diesen gelernt wird – sowohl Trainer als auch Spieler – und sowas wenn es darauf ankommt nicht mehr passiert. Unsere Jungs haben mehr Unterstützung verdient.
@Spielverlagerung: Danke für die schöne Analyse!
toto 18. Oktober 2012 um 17:17
Was haben die Schweden, was wir nicht haben? Es war auf jeden Fall eine Lektion in Sachen Sportsgeist für unsere Jungs. Ich finde es gut, dass es Teams wie die Schweden gibt, die sich nicht hängen lassen, und die Ärmel hoch krempeln, wenn’s an die Ehre geht. Ich sehe aber auch, dass es den Iren nichts geholfen hätte. Das schwedische Trainerteam hat die deutsche Schwäche bei gegnerischem Vorchecking mehr als Selbstverteidigung ins Spiel gebracht, um Schlimmeres zu verhindern, als um noch was zu reißen. Klar, sie haben auch die Spieler auf dem Platz gehabt, die den Braten schnell gerochen haben.
Diese Spieler haben wir nicht. Wir haben einen Kapitän, der die Mannschaft nicht führen kann, einen Trainer, der Spieler mit eigenem Kopf ausbootet, und ein paar Jungs mit vielen Länderspielen aber ohne Erfahrung. Wie geht das denn? Für mich ist es nach diesem Spiel keine Frage mehr, dass Lahm die Spielführerbinde abgibt. Ob sich allerdings einer findet, der Intelligenz und Autorität verkörpern kann, wenn der Bundestrainer sich Spieler als kopflose Erfüllungsgehilfen seiner Strategie wünscht, ist fraglich.
Und dann noch das: Kurz vor Ende der zweiten Halbzeit erinnerte ich mich an den ersten 800m-Lauf. Ein Mitschüler ist gleich losgerannt wie der Teufel und hatte das Feld schnell abgehängt. Am Ende lief er mit hängender Zunge im Mittelfeld durch’s Ziel und alle haben ihn ausgelacht!
PS: Gerade die Haltung der Schweden zeigt, dass man Fussball nicht nur spielt, um zu gewinnen.
nougat 18. Oktober 2012 um 15:01
„Nationalmannschaft: Besser ohne den BVB
Möglicherweise wäre es für Löw und die Fußballnationalmannschaft besser gewesen, wenn er hätte Borussia Dortmund ignorieren können. Denn der nationale Siegeszug des BVB ist mit einem Spielsystem verknüpft, das für die Nationalmannschaft ungeeignet ist. Personell vor allem (Bayern-Block), eventuell auch einfach aus Zeitmangel. Mit dem vorhandenen Spielerfundus ließe sich das Bayern-System semi-erfolgreicher umsetzen, wie in den Vor-Dortmund-Zeiten. Wenn auch ohne Titel – Spanien 2008, 2010. “
das dortmund system ist derzeit das nonplusultra. insofern ist es schon fast putzig zu lesen, wie bemüht am bayernblock festgehalten wird. von lieblingsspielern einmal abgesehen, krankt es der nationalelf an echten typen und an einem trainer, der matchbezogen entscheidungen treffen und entwicklungen aufnehmen kann. löws position ist zementiert und die entwicklung der nati ist mit ihm schicksalshaft verbunden – DAS ist das eigentlich unfassbare !
tototo 18. Oktober 2012 um 15:52
„das dortmund system ist derzeit das nonplusultra.“
Es ist ein sehr gutes System, laufintensiv und sehr von der guten Organisation abhängig aber zu komplex für die Nationalmannschaft. Man sieht auch an der Anfangsphase dieser und der letzten Saison, daß es durchaus anfällig, wenn nicht alles paßt.
Und schließlich, wenn ein System das nonplusultra ist, dann fallen mir nur die Systeme Mourinhos und Guardiolas ein. Die haben das gegen die stärksten europäischen Mannschaften bewiesen. Das steht bei Klopp noch aus.
fussballdiaspora 18. Oktober 2012 um 16:21
Die haben das gegen die stärksten europäischen Mannschaften bewiesen. Das steht bei Klopp noch aus.
I.
Manchester City – Borussia Dortmund 1:1
Zumindest war das vom Spielverlauf der erste Schritt in dieser Richtung, dank der starken CL-Gruppe folgen vielleicht noch welche.
II.
Das BVB-System entwickelt sich weiter – im Gegensatz zur N11. Das CL-Spiel war dabei eine Lehrstunde taktischer Natur, wie hier bei SV nachzulesen war.
III.
Die „Anfälligkeit“ zum Saisonbeginn hing eng mit Ilkay Gündogan (und Sven Bender) zusammen und ist aus meiner Sicht durchaus ähnlich zu dem, was in der N11 zu sehen ist. Bei den „schlechten“ Dortmunder Spielen fehlte die Bindung zwischen Abwehrkette und OM/Sturm.
IV.
„zu komplex für N11“.
Das meine ich auch, ebenfalls, dass deswegen die geschulten BVB-Spieler auf Jogis System störend wirken.
Nur: Warum wird dann vom BVB als Leitbild gesprochen? Medienwirksame Äußerung?
Und muss man gleich jede komplexe bzw. variable Vorgehensweise aus dem Spiel nehmen – Paradebeispiel Hummels lange Bälle?
Rarehero 18. Oktober 2012 um 16:31
Bisher war das System Dortmund genau dort, wo es am meisten zählt, nicht nonplusultra, nämlich im internationalen Fußball. Es ist vielleicht noch immer nicht bei jedem angekommen, aber die Welt dreht sich nicht um Deutschland, Europa spricht nicht deutsch, und die Bundesliga ist nicht der internationale Maßstab. Davon mal ab ist das System, das Dortmund spielt, auch sehr anspruchsvoll. Klopp hat Jahre gebraucht, um es für die Liga fit zu machen. Das kann man nicht mal eben auf die Nationalmannschaft übertragen, zu Mal die Nationalmannschaft nicht jeden Tag zusammen trainiert, sondern vielleicht 40 Tage im Jahre. Zu wenig, um das System des BVB auf die Nationalmannschaft zu übertragen, zu mal dort bereits ein System vorhanden ist und der Kader auch kein Abziehbild des BVB ist. An der Stelle muss ich Löw ein wenig in Schutz nehmen: Das Spiel der beiden Machtblöcke im deutschen Fußball in einer Mannschaft zusammen zu führen, bei vielleicht nur 40 Trainingstagen im Jahr, ist alles andere als eine einfache Aufgabe. fußballdiaspora hat durchaus Recht: Für die Stabilität, wäre es besser gewesen, wenn die Jungs aus Dortmund nicht derartig vehement eingefallen wären. Was den Dortmundern nicht vorzuwerfen ist. Sie sind halt altersbedingt die Nachrücker.
Was freilich auffällt und nicht von der Hand zu weisen ist, ist, dass Löw keine Idee zu haben scheint, wie das Maultier mit dem Elefanten zusammen zu führen ist. Bei allem Verständnis für die Komplexität dieser Aufgabe, nach zwei Jahren sollte man weiter sein. Und dass es nicht so recht gelingen mag, liegt sicherlich nicht daran, dass da zwei Welten aufeinander prallen. Löw wirkt mit der Aufgabe schlichtweg überfordert.
Ein Wort noch zu der Leier von den Typen: Wir brauchen keine Typen. Wir brauchen keinen Ballack, Kahn oder Sammer. Wir brauchen Strukturen. Typen haben wir. Keine Kopfabbeißer vielleicht, aber Spieler, die wissen, wovon sie reden und ihre Kollegen dirigieren könnten – wenn denn Strukturen vorhanden wären, in denen Fühtungsqualitäten zum Tragen kommen könnten. Aber besonders gegen die Schweden wirkte die Mannschaft wie ein Orchester, in dem der Dirigent, in dem Fall Schweinsteiger, verlassen im Konzertsaal steht, während sein Orchester überall im Gebäude verteilt ist. Ein Ballack, Kahn oder Sammer hätten dieses Orchester auch nicht in den Konzertsaal treiben können.
Die flachen Hierarchien müssen aufgebrochen werden, vor allem aber müssen auf dem Platz Strukturen geschaffen werden. Wenn man so will, müssen Notenblätter ausgegeben und das zu spielende Stück eingespielt werden. Aber davon sind wir im Moment weit entfernt. Löw sollte sich schleunigst auf die Grundlagen des Spieles besinnen. Hinten sicher stehen, in der Breite für Stabilität sorgen, Experimente reduzieren. Dann können sich Strukturen bilden, die Sicherheit vermitteln, in die man sich fallen lassen kann und in denen Kommandos und Anweisungen verstanden und umgesetzt werden. Die Spieler dafür haben wir, aber sie haben keine Bindung zueinander.
fussballdiaspora 18. Oktober 2012 um 12:15
Richtungsweisendes Menetekel
Das „historische“ Fußballspiel zwischen Schweden und Deutschland ist ein Menetekel. In der extremen Verlaufsform spitzten sich die Folgen einer Entwicklung im deutschen Fußball zu.
Kein Anlass zur Totenbeschwörung so genannter alter deutscher Tugenden zu schreiten: Hierarchie, Führungsspieler, K(r)ampfkraft – die Untoten mögen in Frieden ruhen. Das wird aber ein frommer Wunsch bleiben, weil dieser Erklärungsweg einen riesigen Vorteil bietet – er ist bequem.
Klopp etabliert neues Spielsystem
Ausgangspunkt der Entwicklung ist der Amtsantritt von Jürgen Klopp in Dortmund und der tiefgreifende Wandel in fußballerischer Hinsicht, der sich nachfolgend in zwei Phasen vollzogen hat.
Es ist unstrittig, dass Klopp mit Dortmund ein neues Spielsystem in Deutschland etabliert hat. Wie weit die Entwicklung vorangeschritten ist, zeigt sich am Beispiel Ilkay Gündogan: Der hat einerseits vergleichsweise lange gebraucht, um von außen ist das drei Jahre etablierte System hineinzukommen (Saisonhälfte I 2011/12); andererseits ist er aber auch prägend gewesen für die brillante Umsetzung des Spielsystems im zweiten Meisterjahr (Saisonhälfte II 2011/12). Punktuell zeigt sich das wieder 2012/13.
Es gibt weitere Anzeichen dafür, dass vor allem das Defensive bzw. Zentrale Mittelfeld die Schlüsselposition darstellt. Andere Positionen beim BVB ließen sich mit geringeren Reibungsverlusten integrieren, jüngst hat Bayern genau hier millionenschwer nachgelegt. Es ist ein Mythos, dass es die fehlende Kader-Breite gewesen ist, die Bayern vom Titel abgehalten hat – es fehlte auf der zentralen Position an der entsprechenden Qualität in der Spitze.
Nationalmannschaft: Besser ohne den BVB
Möglicherweise wäre es für Löw und die Fußballnationalmannschaft besser gewesen, wenn er hätte Borussia Dortmund ignorieren können. Denn der nationale Siegeszug des BVB ist mit einem Spielsystem verknüpft, das für die Nationalmannschaft ungeeignet ist. Personell vor allem (Bayern-Block), eventuell auch einfach aus Zeitmangel. Mit dem vorhandenen Spielerfundus ließe sich das Bayern-System semi-erfolgreicher umsetzen, wie in den Vor-Dortmund-Zeiten. Wenn auch ohne Titel – Spanien 2008, 2010.
Löw hat auch lange gezögert, wenn es um den Einsatz Dortmunder Spieler in der Nationalelf ging. Und nicht zuletzt das Beispiel Marcel Schmelzer (aber auch Hummels) hat gezeigt, wie reflexartig auf die Spezifität des Dortmunder Systems verwiesen wird. Überdeckt wird dabei, dass es nicht um die Personen geht (Schmelzer und Hummels waren beim Schweden-Debakel nicht dabei), sondern um deren Umfeld, genauer gesagt das Defensive Mittelfeld.
Versperrter Weg zurück: BVB-Sog, Martinez
Allerdings hat der Erfolg von Dortmund hat einen Sog bewirkt, dem sich die Nationalmannschaft hat nicht entziehen können. Die Dortmunder „müssen“ wegen ihrer Qualität in die Mannschaft. Vorn, bei Reus und Götze, ist das eher kein Problem, schon eher wenn Götze ins ZM zweckentfremdet wird. Hinten ist es brenzlig.
Und hier lässt sich Löw eher zwingen, auf Dortmunder zu setzen, als dass er es aus freiem Antrieb tut: Hummels nach Mertesackers Verletzung, Schmelzer notgedrungen. Löw will eigentlich nicht, wie seine Äußerungen zu Schmelzer nur allzu deutlich zeigen – der „Schnitzen“-Schnitzer ist ein Offenbarungseid gewesen, der tief in Löw hineinblicken ließ.
Doch auch der millionenschwere Bayern-Einkauf von Javier Martinez ist ein wesentliches Faktum, dass Löw nicht mehr zurück kann. Mehr als alles andere hat diese Personalie die Bedeutung der Position unterstrichen, die ein Notnagel wie Toni Kroos nicht ausfüllen kann (Götze erst recht nicht).
Gündogan-Bender als Ausweg
Schweinsteiger und Khedira besetzen in der Nationalmannschaft diese Positionen unangefochten. Bei der EM hat sich das als Falle herausgesellt, weil Schweinsteiger nicht fit war und in bester Phenomeno-Tradition (WM 1998) das deutsche Spiel mehr störte als belebte. Kroos als Khedira-Ersatz ist ungeeignet, vom Duo Khedira-Kroos ganz zu schweigen.
Ein Ausweg steht allerdings längst bereit und sollte jetzt auch die nötige Spielerfahrung sammeln – eindreiviertel Jahre vor der WM in Brasilien: Gündogan – Bender (Sven, Lars). Angesichts der Machtverhältnisse im deutschen Fußball zunächst als Backup von Schweinsteiger – Khedira, perspektivisch allerdings mehr.
Personalie Löw
Und der Trainer?
Gibt zumindest Anlass, die unangefochtene Stellung infrage zu stellen.
Löw arbeitet schon sehr lange mit den gleichen Spielern zusammen. Von Podolski löst sich Löw nur sehr zäh, bei Mertesacker ist das gleiche zu bemerken, bei Kroos steht ähnliches zu befürchten.
Rasengrün 18. Oktober 2012 um 14:15
Das Problem ist doch nicht, dass sich Löw nicht von Spielern lösen kann und will. Hat er in einigen Fällen fast schon brutal getan. Löw hat einfach keinen Plan B und eigentlich gleich doppelt nicht: 1) Wenn der Stamm nicht zur Verfügung steht und 2) wenn der Matchplan nicht aufgeht. Tritt eins davon ein, dann kann man sich drauf verlassen, dass es unsicher bis krampfig wird. Ich habe keine Lust mehr an dieser Stelle Ausreden und Beschwichtigungsformeln einzubauen. Die Weiterentwicklung stockt, weil der Trainer am Ende seiner Entwicklungsmöglichkeiten angekommen ist. Ein großer Matchtrainer wird aus Löw nicht mehr. Genau den bräuchte es aber um aus dem hervorragendem Potential entsprechende Ergebnisse zu kitzeln. Die Konsequenz ist klar: Trainerwechsel oder Stagnation. Nur wird es nach all den Loyalitätserklärungen und auch nach der geschickten Machtpolitik des Duos Löw/Bierhoff kaum dazu kommen. Aber auch den vielleicht sachlich möglichen Mittelweg Löws Stab um einen ausgewiesenen Matchtaktiker zu erweitern halte ich aus denselben Gründen für nicht durchsetzbar. Keine guten Aussichten. Paradoxerweise könnte nun ausgerechnet das Eventpublikum, dem Löw ja eigentlich sehr entgegen zu kommen versucht, die einzige Hoffnung sein, dass von außen ein hinreichend starker Impuls ausgeht.
Braindrain 19. Oktober 2012 um 18:55
Wenn man die Meriten des Trainers Löws diskutiert, sollte man in der Tat meines Erachtens den Entwickler von Mannschaft und Spielsystem vom Matchcoaching trennen. Dass Löw neue Entwicklungen aufgreift und das Spielsystem der Mannschaft kontinuierlich reformiert und weiterentwickelt, ist seine große Stärke und hängt ja nicht nur daran, dass er bessere Spieler hat. Erinnert sei an den Wandel vom Kontersystem der WM 2010 zum Ballbesitzsystem, der schon dadurch notwendig wurde, dass anders als 2010 (nach Ballacks Verletzung) die deutsche Mannschaft im Allgemeinen als Favorit ins Spiel geht und viele Mannschaften defensiv agieren. Kombinationsspiel gegen defensiv orientierte Mannschaften funktioniert im Allgemeinen inzwischen recht gut, wie man gesehen hat.
Was mir aber doch etwas abzugehen scheint, ist das Matchcoaching, das heisst, das taktische Reagieren auf die Maßnahmen des Gegners bzw. Nichtfunktionieren des eigenen Matchplans. Das war gegen Schweden unzureichend, gegen Italien ebenfalls und auch übrigens gegen Dänemark in der zweiten Hälfte bei der EM. Da war ich im Stadion, die lähmende Angst vor dem Auscheiden konnte man bis in die Ränge spüren und die Mannschaft schien da (bis zum Bender-Tor) auch nicht mehr zu wissen, was sie jetzt tun sollte, außer zu warten, dass es vorbei ist – gestern war es im Prinzip das gleiche Szenario.
Ich war am Dienstag nicht im Stadion, aber dass Boateng in der zweiten Halbzeit nach den taktischen Veränderungen der Schweden permanent zu hoch stand, dass wir bei schwedischen Angriffen am Ende oft 5-5 standen (Abwehr + BS) und die Offensivspieler vorne fast wie Argentinien 2010 stehen blieben und der Defensive viel Erfolg gewünscht haben – das war auch am TV relativ offensichtlich. Da finde ich es unverständlich, dass sich Löw die entsprechenden Spieler nicht an die Seitenlinien holt (Kroos, siehe Slomkas Kommentare oder auch Boateng) und die wichtigsten taktischen Positionen bzw. ihre Interpretation durch die Spieler anpasst bzw. wenn sie das nicht umsetzen wollen, diese Spieler dann halt gegen solche auswechselt, die diese taktischen Vorgaben umsetzen. Wenn die Vorgaben mehrere Spieler betreffen, kann er sich auch einen zentralen Spieler wie BS holen, der dann die Anweisungen an mehrere Leute weitergibt. Tuchel oder Slomka stellen ihr System zum Teil 2-3 Mal während des Spiels um – da klappt es ja auch. Anpassungsfähigkeit innerhalb eines Matches, gerade auch wenn es mal nicht so läuft, dürfte hilfreich sein, um ein KO-System zu überstehen, da es ja immer mal passieren kann, dass wie gegen Italien ein Matchplan nicht aufgeht.
Als Anregung an die Autoren dieser wirklich großartigen Site würde ich – wenn ihr erlaubt – mir mal einen Artikel wünschen, der sich mit den häufigsten bzw. lehrreichsten taktischen Änderungen innerhalb eines Matches befasst, mit denen taktisch versierte Trainer auf gegnerische Taktiken, Spielstände, Spielermismatches etc. reagieren bzw. in der Vergangenheit reagiert haben (die Anpassungen, die der schwedische Trainer in der Halbzeit vorgenommen hat, dürfen gerne auch vorkommen). Wenn ihr in der Zukunft mal Zeit habt, würde mir und vielleicht dem einen oder anderen Leser helfen, manchmal besser zu erkennen, warum sich plötzlich das Spiel verändert. Ob eine Abwehr plötzlich höher bzw. tiefer steht, erkennt man noch, Systemveränderungen durch Auswechslungen meist auch, aber manchmal ist es ja doch subtiler.
Kurt Z. Hose 18. Oktober 2012 um 16:02
Sehr interessanter Beitrag. Aus diesem Blickwinkel habe ich das ehrlich noch nicht gesehen. Ich habe von Löws Äußerungen in der Presse immer nur im Ohr: Dortmund – fehlende internationale Erfahrung, mangelnde Klasse, bei allem Respekt, das ist höchstes internationales Niveau – wir spielen hier nicht gegen Nürnberg oder Hoffenheim, oder in einem Artikel wird ein Nationalmannschaftsspieler zitiert mit ‚man habe zu viele gute Spieler, um so zu spielen wie Dortmund‘. Hat Löw gar alle an der Nase herumgeführt mit seiner öffentlichen Kritik an Hummels und Schmelzer? Bei Hummels konnte man ja fast den Eindruck gewinnen, dass er alleinig am Ausscheiden an der EM schuld war.
Die Lösung ist doch ganz einfach: Er bringt eine stabile Abwehr auf die Beine, genug solide Spieler gibt es in der Bundesliga doch. Höwedes aus Schalke wird doch sicherlich nicht nur als Talisman eingeladen.
Generell finde ich selbst ein Unentschieden der historischen Art nicht so schlimm. Solange die richtigen Schlüsse gezogen werden, sind es „growing pains“, Wachstumsschmerzen. Ich habe allerdings nicht erst seit dem Sommer den Eindruck, dass er mit seiner Sündenbock- bzw. Medienstrategie eine dem Erkenntnisgewinn abträgliche Vorgehensweise betreibt.
JerichoSG 18. Oktober 2012 um 10:53
Die Frage die ich mir stelle bei der ganzen Debatte bezüglich Löws Qualitäten als Trainer während des Spiels gravierende Veränderungen vorzunehmen ist, inwiefern werden eigentlich Trainer gefördert in ihrer Laufbahn?
Als Spieler verstehe ich, dass du in den Trainingseinheiten auf und neben dem Platz Sachen üben und einstudieren kannst. Du lernst durch Spiele dazu und gewinnst von Spiel zu Spiel einen Erfahrungsschatz, wie du als Spieler Situationen erkennn und sicher lösen kannst. Grundsätzlich verbesserst du dich. Da du im Verlauf eine Karriere auch sicherlich einige andere Trainer haben wirst, kriegst du immer wieder andere Lösungen für Probleme geliefert und erhälst sozusagen andere Sichtweisen die du dann nutzen kannst um ganz individuell von Situation zu Situatino abhängig darauf zurückgreifen kannst.
Aber ein Trainer? Ohne eszu wissen, vermute ich Mal, dass es hier und da mal Lehrgänge gibt die man als Trainer besuchen kann? Welche Förderungen erhalten Trainer nachdem sie ihren Schein gemacht haben? Müssen sich Trainer jeweils selber weiterentwickeln? Ist das dann nicht im Grunde ein viel langsamerer Prozess als bei Spielern? Trainer können sich eventuell schnell neue Traininsmethoden ausdenken, auch mal einen neuen Spielzug. Sachen erkennen wie ein Spieler besser eingesetzt werden kann, aber inwiefern kann ein Trainer an sich selber arbeiten, um seinen Zugriff von außen auf das Spiel zu erhöhen? Kann ein Trainer das selbstständig lernen, verstehen und dann auch in Praxis umsetzen, wenn es – und hier spekuliere ich – er nur einmal die Woche Samstags konkret mit 90 Minuten konfrontiert wird, wo er wirklich praktische Erfahrung sammeln kann. Weil alles andere ist doch nur Theorie für ihn? In meinen Augen sammeln Trainer viel weniger praktische Erfahrunge als Spieler. Ohne ein System welches Trainer gezielt fördert ihren Horizont so zu erweitern, der ihnen die Möglichkeit gibt gelerntes zu hinterfragen, neue Wege zu gehen ohne das Gefühl zu haben, sich selber Untreu zu werden kann sich ein Trainer auch nur schwer weiterentwickeln. Zu Mal er unter enormen Erfolgsdruck steht. Bei einem Nationaltrainer ist dieser Mangel aus regelmäßiger Praxis für mich noch viel größer und somit haben hier Trainer einen gewissen Vorteil die von vornerein schon ein stärkeres Gespür dafür haben, ein Spiel zu lesen und die richtigen Schachzüge parat zu haben. Also letztenendes,welche konkreten Möglichkeiten bestehen oder könnten angeregt werden, damit ein Jogi Löw verbessert werden kann, ohne Kurzschlusshandlungen ihn durch jemand anderes zu ersetzen? Weil ich verstehe auch Niederlagen als Teil des Lernprozesses, aber auch das kann nur möglich sein, wenn hier dem Trainer Sachen vermittelt worden sind bzw. werden, wie er Erfahrungen nutzen kann?
Jojo 18. Oktober 2012 um 02:25
Wenns ich mal etwas derber formulieren darf. Es geht mir langsam auf die Eier. Es geht mir auf die Eier, dass wir immer und immer wieder hören das wir die stärkste/talentierteste/bestbesetzte deutsche Nationalmannschaft haben seid x Jahren oder gar seit immer, Aber:
– Wir zwar immer vorne dabei sind, aber nie gewinnen
– Es bei aller offensiven Ergötzung, immer wieder hinten brennt.
– Wir langsam wie die Holländer werden !!!
Hurra Fußball und schön anzusehen. Perfekte Quali, alles gut und schön. Aber was bringts ein?
Ich verstehe nicht warum ein Löw, in der Nationalmannschaft, wo es viel weniger Zeit für Abstimmungen gibt, offensiver spielen lassen will, als die meisten Klubmannschaften. Die meisten Spieler kommen von Dortmund und Bayern, den beiden großen Favoriten ins fast jedem Spiel, egegn den sich die meisten Gegner hinten rein stellen. In gewisser Weise durchaus vergleichbar mit der Situation der NAti (von Lichtensteinspielen u.ä. mal abgesehen).
Bayern: Spielt trotz defensiver und indivuell unterlegener Gegner mit 3 recht zentralen Mittelfeldspieler (es entwickeltsich immer mehr zu 3 8ern, statt 6-8-10) und einem mehr oder weniger echten 6.
Ein Schweinsteiger bekommt einen Gustavo oder Martinez zur Seite gestellt. (Ich verstehe diese Kommentare die sagen, das Khedira gefehlt hat nicht. MMn lässt auch Khedira BS viel zu oft alleine, auch wenn er es wohl auf Löws anwiesung tut, da er ja immerspielt und sich in Real dosierter einschaltet)
Ein Kroos wird auf der (nominellen) 10 einem Müller eher vorgezogen, weil es mit ihm kompakter und ballsicherer ist, als im 4-2-4 mit müller als false 10. Egal wie viele scorerpunkte der da auf der Position auch offensiv gesammelt hat.
Bei Dortmund:
Ist ein fitter Bender ziemlich gesetzt im defensiven Mittelfeld. Und ein Perisic kann noch so tolle offensive Aktionen zeigen, im werden seit Jahren ein Kuba und Großkreutz meist vorgezogen, weil sie defensiv viel stärker sind.
Wie ist es bei Löw:
Ein Özil sit ein genialer Fußballer und ich will ihn nciht niedermachen. Doch er ist ein tolles Beispiel. In Topform offensiv überragend, in schlechter Form immernoch für eine Genistreich gut. offensiv wunderbar. Aber lässt all zu oft die Zügel in der Defensive schleifen. Und er ist Mister Untouchable unter Löw.
Ebenso die Benders die bei Löw fast keine Rolle spielen. Lieber spielt Khedira, der sich (mit mäigem Erfolg) ständig in die Offensive einschalten soll.
Löw will, obwohl er die Jungs nur kurz beisammen hat mehr. Er will den schönsten nd tollsten Fußball spielen. Wenn alles passt, gerade wennd er Gegner mitspielt , dann sieht das so aus wie die ersten 60 minuten. Aber so wie es danach aussah, das gehört eben auch dazu. Und er hat uns zu Holländern gemacht, schöner Fußball –> keine Titel.
Schon wenn man Löws antworten, auf die Interviewfragen, wie man Spanien besiegen könne hört man raus was er will:
Spielerisch dagegenhalten. Kombinationen, Offensivfußball, Pressen. Nur da werden wenigstens die nächsten 10 Jahre max. 2. werden. Und Spanien hat das, was uns fehlt: Eine richtig starke Defensive.
Und für eine Sache habe ich null Verständnis:
Wir haben Spieler hinten wie Neuer, Lahm, Hummels und Badstuber+ BS, der tief kommen kann. Aber müssen die Bälle wegdreschen, wenn solche ausgewiesenen Pressing-Monster wie die Iren kommen oder die Schweden, mit solchen Laufwundern wie Ibrahimovic die Verteidigung in Ballbesitzt unter Druck setzen.
Löw schafft es nicht, hier Abläufe zu implementieren die den Spieler Sicherheit geben. Mit diesem Spielermaterial müsste man eigentlich fast unpressbar sein. Aber hier zeigen sich wieder Löws Prioritäten. Vorne wird die Ballzirkulation und die Spielkultur immer weiter verbessert. Das klappt auch wunderbar, solange der Gegner körperlos und völlig ängstlich spielt und solange beispielweise ein Özil boch auf Pressing hat und solange der Gegner nicht mal testet ob Schweinsteiger wirklich ein viertel des eigenen Raums alleine covern kann. Dann spielen wir in Ruhe den Ball vor und zaubern. Nur wenn der Gegner vorne draufgeht müssen wir auf einmal Bolzen.
Lieber nur ein 3:o gegen einen Fußballzwergund und mal ein Unentschieden in der Vorrunde, in dem sich spielerische Schwächen offenbaren. Lieber mehr Priorität auf die Stabilität. Lieber einen bender einsetzen und einem Kroos mal eine Chance auf der 10 geben (auch doer gerade weil er sie eher tiefer, wie eine offensive Acht spielt). Lieber der Mannschaft das Rüstzeug für die engen, umkämoften, dreckigen Spiele geben als Hurra Fußball.
Es erinnert mich ein wenig, an Sportarten wo es Playoffs gibts, wie beim Basketball. In den normalen Spielen kann man schön spielen und man kann gewinnen, wenn man bessere Systeme/Spielzüge hat. In den Playoffs sind dann aber andere Qualitäten gefragt.
juwie 18. Oktober 2012 um 23:54
Also, auch wenn ich gern sähe, dass die N11 Titel gewänne: Schrecklichem Rumpelfußball wie in den 80ern und der ersten Hälfte der 00er Jahre, ziehe ich dann doch gut gespielte „Nicht-Titel“ vor.
Was natürlich nichts daran ändert, dass Löw auch diesmal gezeigt hat, was er kann – und was er nicht kann: Nämlich während des Spielverlaufs reagieren! Insofern ist ein Wechsel nach der WM (der ja wohl ohnehin vorgesehen ist) vielleicht ganz gut…
ali 18. Oktober 2012 um 01:02
Nach einer richtig guten Analyse und 121 nicht minder guten Beiträgen fällt mir nur noch ein neuer Gedanke ein: Die italienischen Medien haben schon vor dem 0:2 bei der EM das Spiel der deutschen Mannschaft als „überheblich“ charakteriesiert. Der gleiche Begriff tauchte nach demm 4:4 dort wieder auf. Ich glaube dies einfache Wort beschreibt ziemlich genau das Problem des Trainers und seiner Mannschaft. Es erklärt auch die offensichtlichen Fehler des Teams.
Tomci 18. Oktober 2012 um 09:58
Komisch, dass mir zu dem Thema „überheblich“ in den letzten Jahrzehnten ausgerechnet das Auftreten des italienischen Fußballs einfällt… Die wünschen sich, sie könnten heute noch so auftreten wie die deutsche Mannschaft.
Wolfsmond 17. Oktober 2012 um 19:48
Sehe ich absolut genauso. Wobei ja niemand was dafür kann dass dauernd die Abwehrspieler verletzt oder gesperrt sind (OK, an den Sperren könnte man arbeiten)
Uli Kunitz 17. Oktober 2012 um 18:55
Das Hergeben einer 4:0-Führung lässt sich taktisch vielleicht noch beschreiben, aber es kann nicht die Ursache erklären. Ich war gestern im Stadion und habe 7 der 8 Tore aus nächster Nähe gesehen.
Wenn mich meine Lebenserfahrung nicht täuscht, hatten die Jungs kein Muster in dass Sie fallen konnten, als es nicht so lief. Hierarchien können dann helfen, weil Sie die Ordnung herstellen. Aber Schweinsteiger war nicht in der Lage, Kroos und Özil in eine defensivere Ordnung zu zwingen. Kroos hat es versucht auf seine Art zu lösen, traf aber nur den Pfosten. Ergebnis: Die Mannschaft fiel auseinander und konnte nicht mehr als taktische Einheit agieren.
dajayjay 17. Oktober 2012 um 18:27
Sehr schöne Analyse, wie meistens eigentlich.
Am interessantesten fand ich in im Anschluss die Aussagen von Slomka und Bobic im Sportschau Club. Vor allem Slomkas Aussagen haben mir,neben seinem sympatischen Auftreten, inhaltlich gefallen.
Die (gekürzte) Grundaussage von Bobic: es fehlte an körperlicher Härte (oder auch dagegenhalten) in den Zweikämpfen gegen pressende und aggressiv spielende Schweden in der 2 Hz. Dabei verwies er auf das Fehlen von Khedira (wen wunderts als VFB Manager) und dessen Mehrwert im Spiel der DFB 11. Ich will damit auf keinen fall die unsägliche Führungsspieler Debatte anheizen (zumal ich sie für viel zu polemisch und unsachlich geführt finde), trotzdem muss ich Bobic zustimmen. Nicht weil Khedira als Führungsspieler gefehlt hat, sondern als „Kampfschwein“ 6er, der aktiv durch Schnelligkeit und Zweikampfhärte Bälle erobert und freigewordene Räume zuläuft. (ähnlich wie es Gustavo – in meinen Augen genauso unterschätzt wie Khedira – beim FC Bayern macht).
Slomka hat das Problem aus einem anderen Blickwinkel argumentiert. Er meinte, das die Balance aus Offensive und Defensive nicht gestimmt hat. Ungewöhnlich direkt hat er dabei auf Toni Kroos hingedeutet, dessen Spielweise ihm zu offensiv geprägt war, worunter die defensive Stabilität im deutschen Spiel gelitten hat, da Schweinstieger zu sehr alleine gelassen wurde.
Damit schlägt er in eine Kerbe, die ich auch schon seit Monaten bearbeite. Das Duo Kroos/Schweini auf der Doppel 6 hat mich noch nie überzeugt. Gegen deutlich unterlegene Gegner (wie zum Bsp. Schweden in Hz 1) mag das super funktionieren, da man mit Kroos einen zusätzlichen ballsicheren Spieler hat, der sich am Aufbauspiel beteiligt und die Ballzirkulation rund um den 16er des Gegners gut mitspielt – und sogar für einen satten Fernschuss oder auch einen kreativen Pass zu haben ist.
Defensiv funktioniert das Duo für mich hingegen überhaupt nicht. Beide sind am Ball sehr stark und offensiv gefährlich, haben aber ihre Schwächen bei der Balleroberung. Bei Schweinsteiger äußert sich das durch seine mangelnde Antrittsschnelligkeit, weswegen er seine besten Spiele gemacht hat, wenn er eine Absicherung durch einen defensiv zweikampfstarken Spieler wie Gustavo (früher van Bommel – ok, der war auch nicht schnell, dafür aber rabiat und mit gutem Stellungsspiel) erhält. Kroos ist dafür nicht der Spielertyp. Im Gegenteil, er ist Schweinsteiger sogar zu ähnlich – sowohl bei den Stärken, als auch bei den Schwächen.
Abschließend möchte ich nicht falsch verstanden werden. Ich gebe nicht dem Duo Kroos/Schweini die Schuld an der schlechten zweiten Hz und ich bin auch nicht der Meinung das mit Khedira alles besser gelaufen wäre (zumal er ja sowieso verletzt war). Auch mit einer anderen Doppel 6 wäre Boateng wohl zu hoch gestanden in der 2 Hz und das psychologische Einknicken wäre wohl trotzdem aufgetreten. Ich fühle mich lediglich bestätigt darin, das wenn man mit Schweinsteiger oder Kroos auf der 6 spielt, das der zweite 6er dann ein Spieler vom Typ Khedira oder Bender sein muss, um defensiv stabil zu bleiben.
Eines würde mich noch interessieren. War wirklich Deutschland so stark in der 1 Hz, oder war einfach nur Schweden so extrem schwach? Ich denke es ist ein Mix aus beidem. Schöne Kombinationen von uns und unfassbar passive Schweden, die nicht weit weg vom San Marino-Niveau gespielt haben. Deswegen wehre ich mich ein wenig gegen Aussagen wie „in den ersten 60min waren wir aber weltklasse“, da man hier vergisst, das es uns Schweden verdammt leicht gemacht hat. Kaum werden wir früh gepresst, ist es vorbei mit dem Zauberfussball.
Von dem her ist es vlt. gar nicht schlecht, das wir nicht mit 4:3 gewonnen haben und jeder eine Ausrede parat gehabt hätte, dass das alles halb so wild sei (hauptsache gewonnen, 3 wichtige Punkte, defensiv mit Fehlern aber wir waren ja offensiv so toll etc.).
Wolfsmond 17. Oktober 2012 um 19:52
Ich greif mal gleich den Anfang raus: Ist es nicht herrlich im Anschluss an die Spiele mal Diskussionen mit SACHKUNDIGEN Leuten zu haben anstatt dieses Waldigeseiere mit ehemaligen Handballern, Fernseh“promis“ etc.? Slomka hat meiner Meinung nach sehr diplomatisch aber doch bestimmt den Nagel auf den Kopf getroffen.
xl 17. Oktober 2012 um 20:12
Fand ich auch extrem angenehm. Früher musste man nach Abpfiff ja immer sofort panisch die Fernbedienung suchen, um Waldis Weizenclub zu entgehen 🙂
dajayjay 17. Oktober 2012 um 21:56
@wolfsmond:
da muss ich dir absolut Recht geben. Fand es fast schade, das Slomka mit seiner Analyse nicht noch mehr in die Tiefe gegangen ist (was er sich sicherlich gekonnt hätte, aber das natürlich im TV so nicht machen würde).
@spielverlagerung-Team: Vlt. schafft ihr es ja mal ein Interview mit Slomka zu bekommen. Wäre bestimmt ein Leckerbissen (Ja, ich weiß, dass das nicht einfach zu realisieren ist. Aber versuchen kann man es ja mal)
xl 17. Oktober 2012 um 17:41
Eigentlich bin ich ja Löw Fan aber gestern wurde leider sehr deutlich, das er zwar ein guter Stratege aber ein schwacher Taktiker ist. Da wünscht man sich als Ergänzung fast so eine Art Line-Coach für Wechsel, taktische Anpassungen und vielleicht auch Motivation.
Trotzdem möchte ich auch mal was positives sagen:
1. hat die deutsche Mannschaft 60 Minuten wirklich schön und effektiv gespielt. Das sah ja schon so aus als ob es wieder fünf oder sechs Tore werden und das Zusammenspiel Klose – Reus – Özil – Müller war einfach toll.
2. sollte man vielleicht auch mal die Schweden für ihre Moral loben. Glück hin oder her – wer sich nach so einem Rückstand noch mal so aufrafft, hat einfach Respekt verdient.
Meine ToDo Liste für Jogi:
– Endlich eine Stammformation für die Viererkette finden (vielleicht mit defensiveren AV Varianten in der Hinterhand für die nächste 4:0 Führung?)
– Dringend Back-ups für Schweini und Khedira im DM aufbauen. (Schweinsteiger & Kroos funktionieren gut gegen sehr defensive Gegner, aber unter Druck ist Kroos einfach ungeeignet. Khedira & Kroos funktionieren m.E. gar nicht zusammen).
– Die offensiven Spieler defensiv mehr in die Pflicht nehmen. (Der einzige, an dessen Defensivverhalten gestern wenig auszusetzen war, war m.E. ausgerechnet Klose).
– Standardsituationen und deren Verteidigung trainieren. Mag ja langweilig und uncool sein aber die Anfälligkeit, sowohl bei gegnerischen- als auch bei eigenen (sic!) Ecken ist einfach evident. Und ein paar Freistoßvarianten würden vielleicht auch nicht schaden, bei so vielen potentiell guten Schützen…
LeFlo777 17. Oktober 2012 um 17:58
100% Zustimmung!
Schlicke 17. Oktober 2012 um 21:21
Hatte gerade einen Beitrag geschrieben und dann gesehen, dass sich meine Argumente zu 100% in deinem Beitrag wiederfinden. Besonders wichtig finde ich, dass Jogi bald ein Co-Trainer zur Seite gestellt wird, der seine Stärken im „in-game-coaching“ hat. Hansi Flick kann ja trotzdem ruhig bleiben.
Zur Viererkette bezogen auf das gestrige Spiel (sonst denke ich, aus den PKs herausgehört zu haben, dass Jogi sich auf Schmelle/Badstuber/Hummels/Lahm festeglegt hat), möchte ich eine neue Variante einstreuen, die man im Spiel problemlos hätte vollziehen können: Es standen gestern drei Bayernspieler in der Abwehr, jeder davon spielt derzeit im Verein auf einer anderen Position. Es wäre ein leichtes gewesen (auch wenn dies unüblich ist), nach den aufgetreten Problemen ab der 60. Minute Boateng in die IV zu beordern, Lahm dann auf rechts und Badstuber auf links, wo er die letzten 10 Spiele im Verein gespielt hat.
Übrigens spielen auch Schweini und Kroos bei den Bayern derzeit andere Rollen. Der eine hat einen defensiven 6er neben sich, der andere spielt auf der 10. Eigentlich sind die beiden Profi genug, um sich anzupassen, aber die Realität sah gestern anders aus.
Schneckenkauer 17. Oktober 2012 um 17:23
In meinen Augen war das ein Lernschritt für alle. Was meiner Meinung nach in diesen Diskussionen immer wieder vergessen wird, ist die Tatsache wie jung diese Mannschaft ist. Deswegen hätte es mich auch eher gewundert, wenn 2012 der Titel gewonnen worden wäre. Erfahrung ist in meiner Meinung nach ein sehr relevanter Faktor und man muss schon mit einigen Wassern gewaschen sein um so einen Erfolg zu feiern.
Ich verstehe auch das ganze Drama nicht. Die Mannschaft hat in den letzten Jahren fantastische Fortschritte gemacht. Was ist schon verloren worden? Das Halbfinale gegen eine enorm abgewichste, taktische hervorragende italienische Mannschaft. Das ein oder andere Freundschaftsspiel… so what? Ich verstehe die Anspruchshaltung vieler Leute nicht, die anscheinend ihr persönliches Glück von einem Fußballergebnis abhängig machen.
Und was total unterschätzt wird, ist das Scheitern als Lernmöglichkeit. Was nützt es, nur mit Siegen durch die Qualifikation zu marschieren? Danach weiss man auch nicht viel mehr als vorher, nämlich, dass wir eine sehr talentierte, sehr junge Mannschaft haben. Jetzt weiß man im Umfeld der N11 nämlich, woran gearbeitet werden muss. Ist das nicht eine tolle Erkenntnis?
Pentatonik 18. Oktober 2012 um 00:28
Volle Zustimmung.
Allein schon der Anspruch, Löw hätte schon einen Titel holen müssen, ist ja völlig überzogen; Deutschland ist gerade mal in ein einziges Turnier als Mitfavorit gegangen (2012), davor war das Abschneiden der NM teils deutlich über den Erwartungen.
Und zur Mentalitätsfrage: mit dem jetzt angewandten Maßstab hätte man 1999 Kahn und Effenberg als eindeutige Verlierertypen ohne den nötigen Biss einstufen müssen.
OJDD 18. Oktober 2012 um 09:41
Wie lange wollen wir uns eigentlich noch einreden, wie jung unsere Mannschaft ist?
Klar ist sie das vom Papier her. Aber es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Spielern die 2014 sochon ihr x.tes Turnier spielen werden.
Lahm, Schweinsteiger, Podolski gehen straff auf die 30 zu. In dem Alter waren Häßler, Klinsmann, Möller, Reuter, etc. schon längst Weltmeister.
Selbst die jungen Spieler haben mittlerweile 30 und mehr Länderspiele auf dem Buckel. Neuer hat bspw. jetzt schon mehr Länderspiele als Illgner zu WM 1990 und Illgner war da auch jünger.
Gastro 18. Oktober 2012 um 11:34
Bodo Illgner ist bis heute der jüngste Torwart der Weltmeister wurde. 😉
Kurt C. Hose 18. Oktober 2012 um 23:20
Nunja, wir werden ja alle immer älter: Heutzutage kriegt man mit 30 Babies und wird Weltmeister, und nicht mehr mit Mitte 20, wie noch unsere Eltern 😉
OJDD 18. Oktober 2012 um 23:55
Und was wollen Sie uns damit sagen?
Wie lange wollen die Nationalspieler noch „wachsen“ und „Erfahrung sammeln“? Das ist doch alles Schwachsinn!
Lahm..Schweinsteiger und Konsorten haben jetzt schon in mehr CL-Finals/EM-Finals/WM-Halbfinals gestanden als bspw. ein 31jähriger Ibrahimovic. Hat jemals (in der Vergangenheit, als er noch 27/28 war..) ein schwedischer Trainer gefordert, dass der mehr Zeit braucht, um sich zu entwickeln?
Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will..?
Ne ne 17. Oktober 2012 um 17:14
Für mich hochinterresant war, das als Herr Reus zum ersten mal in seiner Länderspielkarriere mal auf seiner Position bleibt und nicht Klose übermotiviert auf den Füssen steht er gleich 2 Tore auflegen kann. naja das hatte sich ja dann schnell erledigt da er nach diesen 2 Glanzleistungen keinen Anlass mehr sah sich zu bewegen. Für Defensivarbeit war er sich ja schon immer zu schade. Vorne rumstehen und ab und zu mal glänzen wird ja eh mehr honoriert. Der Genickbruch kam dann, als Löw den einzigen Mittelfeldspieler runternimmt der nach Hinten ackerte…Müller…dafür das Schönspieler Götze. Das Defensivzweikämpfe führen unter seiner Würde ist und auch nicht in der Aufgabenbeschreibung eines Wunderkindes vermerkt sind, tat dann sein übrigens…Während vorn Götze, Reus, Özil und Kroos mit den Händen in den Hüften auf den nächsten Ball zum glänzen warteten, nutzten die Gegenspieler den Raum. Das Badstuber ein desaströses Timing bei langen Bällen in seinen Rücken hat, Boateng die Dynamik und Motivation eines Dauerkiffers versprüht und Manuel Neuer mal wieder nach Kräften dem Gegner half tat sein übrigens…Fazit? Gegen Gegner die nicht auf Kreisliganiveau sind wie Irland und Co. sollte man vielleicht Spieler aufstelen, die zwar nicht der Bild und dem dummen Volk gefallen, dafür aber in der Lage sind zu kämpfen und nicht nur für die Galerie spielen…Amen
Druffundewerre 17. Oktober 2012 um 22:10
Leider wahr, ich bin BVBler, aber Goetze präsentiert sich in der N11 sehr schlecht. ich kann mich an eine Szene erinnern, in der er den Ball in der eigenen Hälfte in einem unnötigen Dribbling verliert, nicht nachsetzt und hieraus Gefahr fuer das eigene Tor erwächst. Ich habe das als Spieler gehasst, wenn in solch engen Situationen wie gestern so leichtfertig agiert wurde. Ich habe aber nicht gesehen, dass er von seinen Mitspielern zusammengepfiffen worden wäre. Naja, vielleicht wollte keiner eine Ohrfeige riskieren.
Smoka 19. Oktober 2012 um 10:42
Ich kann mich als BVB-Fan da leider nur anschließen. Götze ist selbst in Dortmund nicht für seine Defensivarbeit berühmt. Den Wechsel sehe ich auch als Fehler an. Aber da war er an dem Abend ja in guter Gesellschaft mit den Schönwetterspielern. Ich will kein sich selbst darstellendes Alphatier, das überall der Leader sein will und muss in der Mannschaft. Aber ab und an wünscht man sich doch einen Kahn zurück. Der hätte spätestens nach dem zweiten Gegentor vermutlich die Verteidiger gesteinigt. Oder den Kopf abgebissen. Ob es dadurch besser geworden wäre sei dahingestellt. Aber zumindest ein paar Emotionen wären drin und nicht so ein trostloser Haufen. Zumindest Schweinsteiger hätte ich persönlich ja mal zugetraut, dass er den Mund aufmacht (von unserem Hutzelkapitän mit der Piepstimme und dem omnipräsenten Interviewsatz „Aber wir waren die bessere Mannschaft“ reden wir lieber nicht). Natürlich kann so ein Spiel trotzdem mal passieren. Aber in letzter Zeit häufen sich solche Spiele, deren Verläufe sich sehr ähneln. Ich war lange Zeit Anhänger des Löw’schen Offensivfußballs, zu prägnant waren die Erinnerungen an die Zeiten des Rumeplfußballs. Aber dann gewinne ich doch lieber hässlich anstatt in Schönheit zu sterben mit einem Haufen trostloser Gestalten auf dem Platz.
aneuer 19. Oktober 2012 um 11:34
Sehr polemisch, doch auch wenn es in die selbe Richtung geht wie meine Überlegungen oben, glaube ich nicht, dass es wirklich mangelnder Charkter ist, der dazu führt, dass die Offensive so die Hintermannschaft im Stich läßt.
Mangelde Fähigkeiten schon gar nicht. Reuss und Goetze müssen doch ackern bei Dortmund, jedenfalls habe ich als Bayern-Fan ja leidvolle Erfahrungen mit dem Einsatzwillen aller Dortmuder gemacht…
(Man kann sich auch als Bayern-Fan Dortmunder Einsatzwillen wünschen.)
Und Özil kann es eigentlich auch. Hat nicht Kedhira imiNterview nach dem letzten Classico der vergangenen Saison darauf hingewiesen, dass Özil mehr defensive Balleroberungen gehabt hätte wie er.
Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass es zwischen den Blöcken nicht stimmt, man für die der anderen Mannschaft nicht so mitackert.
Aber das hauptproblem liegt wohl doch im Zentrum. Und damit bei Kroos. Die Körpersprache ist mir recht wurscht. Gerade die als Führungsspieler genannten Ballack und Effenberg und nicht weniger Beckenbauer früher sahen ja oft nicht sehr kämpferisch aus, aber man muss von einem Achter verlangen können, dass er selber merkt, wann es Zeit wird nach hinten zu rücken. Und wenn man sich fußballerisch dem Älteren, diesmal also Schweisteiger überlegen fühlt, heißt das noch lange nicht, dass man nicht in dessen Sinne zu reagieren hat.
Die in den Kommentaren hier häufig auftauchende Kroos-Kritik dürfte wohl auch der Grund für diese seltsame Forderung von IF Kroos sein.
Gewünscht ist wohl ein Kroos-Kritik-Filter…
Kurt Z. Hose 19. Oktober 2012 um 13:44
„Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass es zwischen den Blöcken nicht stimmt, man für die der anderen Mannschaft nicht so mitackert.“
Dazu hätte ich mal eine Frage: Da es hier um das Spiel gegen Schweden geht, zwischen welchen Blöcken hat es denn nicht gestimmt? Zwischen dem 1-Mann-Block aus Madrid in Form von Özil, aus Dortmund in Form von Reus, aus London in Form von Mertesacker, aus Rom in Form von Klose und dem 7-Mann-Block aus Bayern? Alle untereinander oder gibt es konspirative Absprachen, womöglich noch mit dem Schalke-Block auf der Bank? Hat Höwedes bei allen Toren auch gut sichtbar gejubelt? (Ich entschuldige mich schon mal, falls Ironie als unsachlich aufgefasst wird). Meines Erachtens wurden von Löw und den Führungsspielern in der Presse Fässer aufgemacht, die das wahre Problem überdecken.
Für mein Dafürhalten stimmte die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen nicht, das ist aber etwas anderes als die hier in der Diskussion vielfach genannten (Vereins-)Blöcke.
Das Problem ist eine mangelnde Abstimmung zwischen Defensiv- und Offensivverhalten. HW hatte oben erwähnt, dass Äußerungen wie die von Löw und anderen mit Kalkül getätigt werden. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass gewiefte und clevere Profis keine Erklärung oder Lösungsansätze für zu einfache Gegentore haben bzw. erkennen. Was gibt es da? Dünkel? Das Gesicht wahren? Die Maulwürfe ausrotten?
Zur Problematik der Abwehrschwächen möchte ich mal User Muffin zitieren, der im Rückblick schon fast hellseherische Fähigkeiten zu haben scheint. Dieser meinte zum Spiel gegen Österreich Folgendes:
Löw „sollte sich erst einmal Gedanken um die viel offentsichtlicheren Probleme der Mannschaft im defensiven Umschaltspiel, Gegenpressing oder auch der Absicherung im Defensivverbund machen. Ein Angriffspressing ist immer riskant und bedarf definitiv funktionierender Defensivmechanismen in tieferen Ebenen als Absicherung des Ganzen, hieran scheitert ja aber selbst das deutsche Mittelfeldpressing schon vielfach.
Für eine individuell derart stark besetzte Mannschaft fallen zu oft einfache Gegentore. Oft treffen gegnerische Teams aufgrund von einem einzigen verlorenen Zweikampf oder eines einzigen Stellungsfehlers.“ Quod erat demonstrandum möchte man da rufen.
aneuer 19. Oktober 2012 um 21:39
Hm, den Einwand will ich nicht eifach wegwischen. Vielleicht wars einfach ein falscher Eindruck, aber ich habe Reuss wirklich ganz anders für Schmelzer Wege mit gehen sehen als nun für Lahm.
Aber natürlich ist das eigentliche Problem die fehlende Abstimmung, habe ja selbst aud das Problem Kroos verwiesen, das mir von den Bayernspilen mit ihm in der Defensive nur allzu vertraut ist.
Tank 17. Oktober 2012 um 16:37
Ich denke die taktische (!) Kernfrage bei der Analyse des gestrigen Spiels ist Folgende: Waren die letzten 30 Minuten irgendwie in den ersten 60 Minuten angelegt? Hat Deutschland eine Art von Hurra-Fußball gespielt, mit der automatisch eine defensive Schwäche einhergeht, so bald der Gegner beginnt sich zu wehren? Bedeutet die nach 4 Gegentoren verständliche Forderung „Deutschland muss defensiv stabiler werden“, dass Deutschland ihre generelle Spielweise umstellen muss? Kurz: Ist das deutsche Spiel qua Taktik defensivschwach oder qua schlechter Umsetzung der Taktik?
Ich tendiere klar dazu zu sagen, dass der Weg, den die deutsche Nationalmannschaft taktisch in den letzten Jahren eingeschlagen hat, also das was man wohl Spielphilosophie nennt, der richtige Weg ist. Wenn man das gut spielt, und aus meiner TV-Perspektive wirkten die ersten 60 Minuten gestern so, als wären sie unumschränkt gut gespielt, dann verleiht einem das enorme defensive Stabilität. Der Gegner wird weit weg gehalten, es gibt viele Ballgewinne schon kurz nach dem Ballverlust und in für den Gegner gefährlichen Zonen, man schießt im Idealfall ein Torpolster raus, was immer noch die beste Verteidigung ist.
Guckt man sich das Große und Ganze an, dann ist mein bescheidener Rat an Löw und Co.: Weiter so!
Heißt das, dass gestern taktisch alles okay war? Nee, heißt es nicht. Wenn Spieler auf einmal falsch stehen, und sei es auch aus psychologischen Gründen, dann ist das ein taktisches Problem, dass der Trainer oder die Spieler selbst, erkennen und beheben müssen. Nun sehe ich aber keinen Grund zu glauben, dass Löw nicht der richtige Trainer und die Spieler nicht die richtigen Spieler sind, aus sowas zu lernen. Eine Grundsatzdiskussion um Trainer und Spieler oder, wie oben ausgeführt, um die Spielphilosophie, halte ich daher für nicht hilfreich.
Peter Vincent 17. Oktober 2012 um 17:13
Ich sehe Löw da viel kritischer, vor allem „im Großen und Ganzen“. Da steht auch nach dem vierten Turnier – völlig verdient – unter „Titel“ eine große Null. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges.
Ich bin Anhänger davon, erstmal defensiv gut zu stehen und wenn ich mir den Defensivverbund unter Löws kompletter Amtszeit angucke, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Sicher ist es nicht Löws Schuld, dass es an deutschen (Aussen-)verteidigern auf höchstem Niveau fehlt, aber imho findet Löw zu keiner Zeit die richtige Balance.
Zudem bleibt er mir in der taktischen Betrachtung viel zu romantisch („Hurra-Fußball“) – das ist natürlich nur der öffentliche Eindruck, kA wie akribisch er intern arbeitet, aber da gab es zumindest auch Äußerungen, die nicht für Löw sprechen.
Unterm Strich:
Mir gefällt seine „Spielphilosophie“ nicht, weil sie imho total unausgewogen ist. Dazu sehe ich vielen personelle Entscheidungen unter seiner Amtszeit sehr kritisch. Für mich ist er bereits eine „Lame Duck“ – Jürgen Klopp steht (hoffentlich) bereit und wird die DFB-Elf spätestens nach 2014 übernehmen. Das ist vllt auch besser so, um nach dem nächsten Turnier ohne Titel einen Neustart durchzuführen.
Löw hat viel positives bewirkt, aber seine Zeit ist vorbei. Danke und Tschüss! =)
xl 17. Oktober 2012 um 17:51
Bei der WM 2010 hat die Viererkette (nach anfänglichen Schwierigkeiten) noch sehr gut funktioniert. Man bedenke, das Spanien im Halbfinale aus dem Spiel heraus mehr oder weniger keine einzige Torchancen hatte. Soviel zur “kompletten Amtszeit”
Das die momentane Defensive verbesserungsfähig ist, steht allerdings ausser Frage. Ganz leicht hat es Löw da aber auch nicht, weil ständig die halbe Verteidigung entweder gesperrt oder verletzt ist.
EvS 17. Oktober 2012 um 18:54
tja aber bei der wm haben wir auch noch anders gespielt. ich begrüße ja die transformation zu einer dominanteren spielweise aber dadurch dass das gesamte mittelfeld defensiv nicht mitarbeitet haben es nunmal die verteidiger schwer. das war ja auch mein problem mit der schmelzer-kritik. klar hat er kein gutes spiel gemacht, aber löws fundamentalkritik an ihm ging da an der sache vorbei und die art wie er sie zum ausdruck gebracht hat bzw. sein zurückrudern nach dem irlandspiel lassen mich stark daran zweifeln dass es nur ein psychologischer kniff von ihm war.
dazu fällt mir auch noch eine bvb-pk nach dem ösi-spiel ein wo klopp sinngemäß auf die frage wie er schmelzer wieder aufbauen will antwortet dass er das nicht muss da in dortmund ein verteidiger nicht so allein gelassen wird.
Padh1j0 19. Oktober 2012 um 09:43
#xl: deine Erinnerung trügt dich! Mit der Hereinnahme von Pedro hatte die Defensive von D. eine große Herausforderung vor der Brust gehabt: sie haben ihn nie wirklich unter Kontrolle bekommen können. Dann gab es auch noch die Pedro und Torres gg. nur Neuer – Situation. Also schon da kann man nicht ankommen und meinen die det. Verteidigung sei sattelfest gewesen!
Peter Vincent 17. Oktober 2012 um 16:22
Vorweg: Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber:
Wenn ich mir alleine die Aufstellung anschaue, kommt mir das Grauen:
Lahm als LAV, Boateng als RAV, Mertesacker als RIV sind für mich vier Fehlbesetzungen in der Defensive.
– Lahm ist als LAV defensiv anfällig(er) und geht auf Links zu Lasten der Ordnung.
– Boateng gehhört aufgrund seiner Physis und Geschwindigkeit auf die Position von Mertesacker. welcher auf die Bank gehört.
Ich weiß nicht, wie man mit solchen offensichtlichen Mängeln überhaupt höchstes Niveau erreichen will.
Wenn es nach mir ginge, würde ich folgende Elf rausschicken (wenn fitt):
Offensive Variante:
—————Müller————— //Klose, Gomez
Reus———-Özil———–Götze //Schürrle, Podolski, Holtby
——–Kroos—-Schweini——– //Khedira, Bender
Bender–Badst.–Boateng–Lahm //Hummels, Höwedes, Mertesacker, (Bender)
—————Neuer—————- //Zieler, ter Stegen, Adler
Was auch fehlt: Spiel gegen den Ball, Kompaktheit, etc.
Löw sehe ich sehr kritisch, ich glaube mit ihm gewinnt Deutschland keinen Blumentopf.
HW 17. Oktober 2012 um 15:53
Ganz „untaktisch“ und eher strategisch betrachtet hat Schweden erst einiges falsch und dann einiges richtig gemacht.
Sie ließen Deutschland zunächst kommen, waren wahrscheinlich auch von der deutschen Stärke überwältigt und viel zu passiv. Aber sie haben dann ihr Spiel richtig umgestellt.
Man könnte meinen, es war Absicht und Schweden wollte, dass sich DE müde presst. Andererseits können vier Gegentore keine Absicht gewesen sein.
Schweden hat also richtig umgestellt aber man muss sich fragen warum die Startformation so defensiv war.
Deutschland hat dagegen genau das nicht geschafft, sich umzustellen als Schweden nach der Halbzeit wechselte. Nach dem ersten Gegentor hätten sie sich spätestens fangen müssen und Schweden mit ruhigem, kontrolliertem Passspiel aus dem Spiel nehmen müssen.
Ist das Spiel ein Beinbruch? Nein. Nur ärgerlich, besonders das Ergebnis.
Wird es einen „Knacks“ hinterlassen? Sowas kann man sich auch einreden.
Wenn die richtigen Schlüsse gezogen werden, dann kann dieses Spiel Deutschland stärker machen. Schweden sollte dagegen aufpassen, denn so ein Comeback ist nicht normal und nicht alleine der Leistungssteigerung nach einer Stunde geschuldet.
Tzaduk 17. Oktober 2012 um 16:49
Vermutlich waren die alle gedoppt! 😀 Ist dieser Armstark nicht auch Schwede?
Ulf 17. Oktober 2012 um 15:37
Ich fand nicht, dass Deutschland 60 Minuten überragenden Fußball gespielt hat. Schweden hat 60 Minuten nur unglaublich schlechten Fußball gespielt. Deutschland war überhaupt nicht kompakt, es wird mit 2 oder mal 3 Leuten versucht zu pressen. Die Ballgewinne sind nur zu Stande gekommen, weil Schweden in Halbzeit 1 nur auf Ibra spielen wollte. Offensiv war alles super, aber defensiv war das ganze Spiel schwach.
@IF Kroos: Was soll dein Spam?
IF Kroos 17. Oktober 2012 um 15:01
Wieso funktioniert der Spam Filter nicht 90% der Kommentare hier sind absoluter Müll sorry.
Tomci 17. Oktober 2012 um 15:21
+1 = ca. 91%
Senser 17. Oktober 2012 um 14:50
Bitte aufpassen, bevor Du mich in eine Schublade steckst. Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass ich Löws Abneigung gegenüber „echten Kerlen“ VERSTÄNDLICH finde. Rumschreiende Möchtegern-Alphatiere mit 80er IQ (*räusper* Matthäus *räusper*) sind nunmal out, die will auch ich nicht haben.
Das Beispiel mit Barcelona war nicht das beste, das gebe ich zu. Da habe ich mir genau die Mannschaft ausgesucht, die am wenigsten einen Plan B benötigt.
Viel Konstruktives konnte ich deinem Beitrag allerdings nicht entnehmen. Wonach hakt es denn deiner Meinung nach? Soll man so weitermachen bis man Barca-Niveau erreicht hat. Barca kann es sich leisten, ohne Plan B gegen die Großen der Welt anzutreten. Barca spielt aber auch eine Art Fußball, die in La Masia bereits 10-jährigen eingetrichtert wird. Das kann also noch lange dauern. Die meisten anderen Mannschaften haben einen Plan B – und wenn sie es nicht haben (siehe ManU-Bilbao), dann ist das dem Erreichen der eigenen Ziele nunmal nicht unbedingt zuträglich.
sharpe 17. Oktober 2012 um 15:18
du fragst „Wonach hackt es deiner Meinung nach?“ und fragst in einem anderen Post nach „gemeinsamen negativen Mustern“. Vielleicht willst du und viele andere mit Gewalt irgendwas ergründen. Als gemeinsames negatives Muster kann ich höchstens erkennen, dass vielleicht insgesamt einen Tick zu offensiv gespielt wird und wir dadurch in der Defensive oft nicht kompakt genug sind, bzw unsere Defensivspieler sich sehr oft in Situationen befinden, in denen sie Fehler machen können und so passieren halt auch manchmal welche. Ansonsten finde ich, kann man die Spiele gg Italien, Schweiz, Argentinien und gestern nur schwer miteinader vergleichen. Schweiz und Argentinien waren Freundschaftsspiele, gg die Schweiz war es ja nur die halbe Mannschaft (keine Bayern) und gg Argentinien war die rote Karte spielentscheidend. Das gestrige Spiel kann man vom gesamten Spielverlauf mit keinem anderen vergleichen, das hatte in den letzten 30 Minuten eine ganz eigene Dynamik und Deutschland hat 60 Minuten zuvor überragend gespielt.
Wirklich kritisch war ich nur nach dem Italien-Spiel, weil da Löw die Mannschaft nicht das spielen hat lassen, was sie eigentlich können. Wahrscheinlich war das sein Plan B. 🙂
Senser 17. Oktober 2012 um 15:46
Nunja, Dein Beitrag ist wahrscheinlich deckungsgleich mit Löws Argumentation, welche sicherlich auch ihre Berechtigung hat.
Meine Meinung dazu habe ich bereits kundgetan. Im Gegensatz zu dem ein oder anderen hier habe ich allerdings keinen Deal mit Mephistopheles am Laufen – gut möglich also, dass ich komplett falsch liege. Die nächsten Monate und Jahre werden es zeigen, vielleicht trifft man sich hier dann wieder 😛 😉
Jonas 17. Oktober 2012 um 14:46
Hallo.
Nur ein kurzer Kommentar von mir.
Ausgezeichnete Analyse des Spiels gegen Schweden. Danke, dass ihr von der Spielverlagerung nicht auch in diese Diskussionen um „echte Kerle“ in der Nationalmannschaft einsteigt.
Auch eure Live-Tweets zu den Spielen verfolge ich immer gern.
Gruß,
Jonas
NA 17. Oktober 2012 um 14:29
Erstmal vorweg: Wieder einmal ein sehr guter Artikel.
Meiner Meinung nach hätten wir das Spiel mit Adler im Tor gewonnen. Zum einen weil Neuer gestern sehr schwach gespielt hat und mitunter 2 riesen Patzer begannen hat. Zum anderen weil Rene Adler sehr gereift ist, nach seiner schwierigen Zeit in Leverkusen und einfach eine stärkere Persönlichkeit (wenn man so will „Führungsspieler“) ist und nach dem 4:2 sicherlich das Team hätte aufrütteln können. Doch so wie ich Löw einschätze, wird er diesen Konflikt um die Nummer 1 meiden und trotz Adlers überragenden Leistungen an Neuer festhalten.
Ich teile auch die Ansicht, die hier verbreitet wird, das Löw klare Fehler beim Einwechseln begannen hat. 2 Offensive zu bringen, während das Team schwimmt, dazu einen unerfahrenen Götze und einen zwar erfahrenen Poldi, aber einer der defensivschwächsten Nationalspieler. Und das obwohl er alternativen auf der Bank hätte, z.B. Westermann als 6er für Kroos. Oder Höwedes..
Grundsätzlich bin ich Pro-Löw, doch langsam beginne ich zu zweifeln. Auch weil er selbst keine Siegermentalität mehr verkörpert, wie z.B. im Interview im Sportstudio.
Gastro 17. Oktober 2012 um 15:13
Woher haben Sie denn die Erkenntnis das Podolski defensiv schwach ist ?
Seine bisherigen Auftritte bei Arsenal und u.a. die EM2012 haben da ganz eindeutig das Gegenteil gezeigt. Gegen deutlich stärkere Mannschaften (gerade auf deren rechten Außenbahn liefen die Hochkaräter rum) als Schweden wie z.B. Portugal und Niederlande bei der EM war die linke Seite zu und Podolski durfte sich anhören, das er Offensiv nichts zustande kriegt. Das einzige Gegentor über links haben wir uns gegen unglaublich schlechte Griechen mit Schürrle als LM gefangen. Jetzt spielt LM ein Reus, der offensiv zwar stark ist aber Defensivarbeit nur aus dem Duden kennt mag für zwei Tore gegen Irland reichen, aber selbst bei „B-Nationalmanschaften“ wie Schweden reicht das einfach nicht. Mal schauen wie stark Reus offensiv zaubert, wenn er defensiv genauso viel arbeitet wie Podolski in der N11 vorher als LM.
ytsejam 17. Oktober 2012 um 15:32
Hm, ist natürlich sehr spekulativ zu sagen, mit diesem oder jenem da oder dort hätten wir das Spiel gewonnen. Am allerwenigsten würde ich das an der Torhüterposition festmachen. Wer sagt, dass Adler nicht auch einen gebrauchten Tag hätte erwischt hätte? Das lässt sich leider nicht nachprüfen, andere mannschaftstaktische Überlegungen hingegen lassen ein wenig Spekulation, wie sie das Spielgeschehen beeinflussen hätten können, eher zu.
Mit ein wenig »Kaltschnäuzigkeit« bzw. einem dritten taktischen Wechsel 1 min. vor Abpfiff hätten wir das Spiel auf jeden Fall gewonnen. Hätte, hätte, Fahrradkette.
ytsejam 17. Oktober 2012 um 14:05
Sehr spannende Diskussion und spannende Thesen, die man hier mal wieder hier lesen kann. Wie schauts denn eurer Meinung nach mit der Aufstellung aus?
Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass man ein funktionierendes Team (gerade in einer Quali-Länderspielpause) wenig, im optimalfall garnicht durcheinanderwürfeln sollte. Beim Ausfall Schmelzers stellte sich mir also die Frage, wer auf der linken Seite spielt. Ich kann zwar der Argumentation folgen, dass Boateng schon während der EM als Rechtsverteidiger auflief, dennoch halte ich eine eingespielte Seite nicht nur für die »weniger schlechte«, sonder für die wirklich bessere Wahl – sprich: eine rechte Seite nach wie vor bestehend aus Philipp Lahm und Thomas Müller.
Als Innenverteidiger-Duo hätte ich dann Jerome Boateng und Per Mertesacker aufgestellt. Boateng ist nachgewiesendermaßen in der IV besser. Auf der linken Außenbahn bietet sich dann die Lösung an, die im Moment beim FC Bayern als Interimslösung praktiziert wird, nämlich Holger Badstuber.
Wie sich offenbar herausstellte, wäre in der zweiten HZ ein Seitenwechsel von Philipp Lahm die weitaus bessere Variante gewesen. Stattdessen hat Löw – entgegen der einige Wochen zuvor aufgestellten Maxime Lahm nun dauerhaft rechts spielen zu lassen – die Abwehrkette abermals umgestellt.
Tomci 17. Oktober 2012 um 13:53
„Führungsspieler“? Schon das Wort gehört hier wahrscheinlich auf den Index.. aber wenn man sich schon auf diese schlüpfrige sprachliche Rutschbahn begeben will: Ich finde Lahm und Schweinsteiger auch extrem lächerlich in ihrer Außendarstellung seitdem sie sich so sehr als „Führungsspieler“ behaupten zu müssen glauben. Das werden einige Mitspieler auch so wahrnehmen glaube ich, zum Beispiel Hummels, den ich vielleicht noch am ehesten als Alternative (neben Klose?) für die Kapitänsbinde sehen würde (vor allem weil er gerade so professionell in den Interviews rüberkommt). Aber es ist eben gerade der an diese Milchbubis von außen herangetragene Anspruch der „Führung“, der das Problem erst so richtig anheizt. Was die „Führung“ durch den Trainer angeht: ich habe seine Gestik/Mimik nicht verfolgt, aber es stimmt, dass ein Klopp da wohl ein bisschen mehr Schall-Volumen produziert hätte,…was ja aber auch kontraproduktiv werden kann (zumindest unsympatisch wirken kann), wie man zuletzt wieder zu sehen.. Ich bin neutral in der Vereinsfrage, aber insgesamt könnte man so langsam mal versuchen das Bayern-Rückgrat etwas zu entkernen und mehr BVB-DNA einzubringen.. So Leute wie Bender als Terrier, Kehl und Gündogan als Spielberuhiger/Halbterrier könnten ebensowenig schaden wie ein Überdenken der Positionen von Boateng (Höwedes als Alternative)/ Neuer (Adler, Weidenfeller als Alt.)/ Badstuber (bräuchte mal ab und zu ein zwei Pausen zwischendrin, haben etliche Alternativen mit Boateng, Hummels, Merte, Huth, Höwedes,..)
HW 17. Oktober 2012 um 16:03
Ach komm. Mal wird gefordert, dass die Führungsspieler (was soll an dem Wort negativ sein) mal was sagen / machen, dann ist es wieder nicht gut wenn was gesagt wird.
Ob die Themen Schmelzer/LV oder die Stimmung bei der EM wirklich wichtig sind? Zumindest in der Öffentlichkeit waren sie es. Das aber nicht jede Aussage ein direkter Angriff, sondern oft ein kalkuliertes Statement um die Medien abzulenken oder in der Mannschaft die Stimmung etwas zu ändern.
Ob es klug ist sowas über Schmelzer oder das Thema Mannschaftsgeist zu machen? Aber vielleicht wollten Löw, Schweinsteiger usw. auch die Wohlfühlatmosphäre etwas dämpfen und die Konzentration erhöhen.
Da war das Spiel gegen Irland und das schnelle 4:0 natürlich Gift, weil sich einfach jeder Wohlfühlen muss.
Tomci 18. Oktober 2012 um 09:20
Dass Leute die andere rumkommandieren, andere zur Schnecke machen und sich als Alphatier aufspielen was tolles sind, war in Deutschland nach dem Krieg noch Konsens.. schon in den 70ern mit Beckenbauer, Netzer &co war das anders, und zwar schöner und deswegen nicht weniger erfolgreich.. Zivilisierter Umgang und gegenseitige Achtung sind für mich allgemeingültige Werte, die auch dem Erfolg nicht im Weg stehen sollten… oder haben wir einen so starken Drang nach Unterordnung (oder gar Masochismus)? Versteh mich nicht falsch, ich will gar nicht so sehr Lahm und Schweini an den Karren, als dem ganzen Geschwätz im Allgemeinen… Ballacks (Selbst-)Darstellung als „Lichtgestalt“, als der „Kopf“, das „Herz“ der Mannschaft, der die entscheidenden Tore schießt, die entscheidenden Pässe spielt und auch sonst immer alles zu sagen hat ist ja am aller schönsten demontiert worden durch die Art wie die Jungs anfangs ohne ihn spielten. Vielleicht gäbe es einen ähnlichen Effekt wenn man jetzt Schweini und Lahm rausnehmen würde.. Es ist zwar nur ein Teilproblem neben den taktischen Problemen, aber es stimmt: die Chemie stimmt nicht mehr wie vor ein paar Jahren..
Kurt C. Hose 18. Oktober 2012 um 23:08
Das Problem wird nur sein, dass der Poldi dem Schweini keine öffentliche Backpfeife geben wird…
Im Ernst, ich glaube nicht daran, dass es an einem ballackesk überhöhten Status Schweinsteigers oder Lahms liegt, das erscheint mir abwegig.
Senser 17. Oktober 2012 um 12:46
Erst einmal Dankeschön für die Analyse, macht weiter mit der super Arbeit hier!
Wenn Löw den Schritt von einem guten zu einem sehr guten Trainer machen möchte, dann sind Mannschafts- und Menschenführung zwei Bereiche, die verbesserungswürdig sind. Löw muß aufpassen, dass aus der flachen Hierarchie keine fehlende Hierarchie mit blinder Abhängigkeit wird (was wiederum einer quasi-Dikatur des Bundestrainers entspräche).
Löw’s Abneigung gegenüber „echten Kerlen“ wie Effenberg oder Kahn ist verständlich, aber daraus zu folgern, dass eine Mannschaft voll stummer, unselbständiger Lemminge die beste Alternative sei, ist falsch.
Meiner Meinung nach ist diese Art der Menschenführung alles andere als „fortschrittlich“ oder „modern“, sondern erinnert vielmehr an das 15. Jahrhundert, als „Herrscher von Gottes Gnaden“ die Richtung angaben und der Rest still und unkritisch zu folgen hatte. Heute fordert beispielsweise Google seine Programmierer ausdrücklich dazu auf, für einen festgelegten Zeitraum Dinge zu tun, die wenig oder gar nichts mit ihrem arbeitsvertraglichen Verantwortungsbereich und ihrer alltäglichen Arbeit gemeinsam haben. DAS ist Selbständigkeit und moderne Personalführung. Auf Fußball bezogen hat beispielsweise das heutige Barcelona Typen wie Puyol oder auch Busquets und Xavi, die selbständig und (fußball-)intelligent genug sind, um NICHT stur auf einen vorgegebenen Plan A angewiesen zu sein, wenn ein Plan B erforderlich wäre. Ein Plan B hat gegen Schweden und Italien schlichtweg gefehlt. Das ist sicherlich eine von Löw’s wenigen Schwächen, aber genau deshalb ist es wichtig, starke Persönlichkeiten auf dem Platz zu haben.
Man sollte diesen Zustand natürlich nicht zu 100% Joachim Löw in die Schuhe schieben. Löw ist ein guter Trainer, der, wie jeder andere Trainer auch, Stärken und Schwächen hat. Spieler wie Schweinsteiger und Lahm sind offensichtlich nicht dazu eine Lage, eine Gruppe Fußballer anzuführen. Führungsstärke kann man allerdings bis zu einem gewissen Grad trainieren und auch einfordern. Löw’s Fehler liegt meines Erachtens darin, dass er das noch nicht einmal versucht, ja dem sogar entgegenwirkt.
sharpe 17. Oktober 2012 um 13:57
Bei jeder Barca-Niederlage gegen einen defensiven Gegner schreiben alle, Barca hat keinen Plan B. Das trifft in meinen Augen genauso wenig zu, wie bei der Deutschen NM. Niemand ist perfekt, sicher auch Löw nicht, aber wirklich enttäusch hat er mich nur gg Italien. Gestern geb ich ihm wenig Schuld, in dem Spiel ist eine Eigendynamik entstanden, gg die nichts zu machen war. Sich dann an Sachen wie Menschenführung, Führungsspielern aufzuhängen ist zu billig. Diese Sachen lassen sich nie wirklich begründen, sondern stehen immer irgendwie im luftleeren Raum und bringen tut es nichts.
Senser 17. Oktober 2012 um 14:33
Das Argument, das der Schrei nach Führungsspielern -traditionsgemäß immer nach unbefriedigendem Spielverlauf- „billig“ sei, ist ein starkes, das gebe ich zu. In England habe ich beispielsweise nichts vergleichbares gelesen als John Terry aus der NM zurückgetreten wurde.
Nunja, Barca hat auch keinen Plan B, weshalb z.B. ein Haufen Geld für Zlatan ausgegeben wurde und weswegen das Tiki-Taka immer weiter auf die Spitze getrieben wird. Aber das ist ein taktisch-technisches Problem, in diesem Bereich ist Löw sicherlich über jeden Zweifel erhaben. Ich mag Löw, von seinem Kleidungsstil über seinen Akzent bis hin zu der Art, mit der er Fußball spielen lässt.
Aber gerade in diesem Jahr 2012 (nach dem Drei-NULL gegen Holland 2011) gabe es viele Spiele, die für die NM insgesamt einfach unbefriedigend verlaufen sind – und viele hatten ein ähnliches Muster. Technische und philosophische Gründe schließe ich aus, da sehe ich kaum Defizite, und so bleibt für mich nur der mentale Bereich übrig. Und um ein bißchen Waldi-Faktor reinzubringen: Eine „gescheite“, funktionierende Mannschaft kassiert daheim einfach keine 4 Stück innerhalb 30 Minuten.
Ich habe versucht, das mit dem Begriff der fehlenden „Selbständigkeit“ zu erläutern. Fällt Dir etwas Besseres ein? Oder siehst du die gemeinsamen, negativen Muster vieler NM-Spiele 2012 vielleicht gar nicht?
Auge 17. Oktober 2012 um 14:28
Das Grass ist immer viel, viel grüner auf der anderen Seite. Deine Hochgelobten, selbständig denkenden Barca Spieler, welche im Gegensatz zu unseren „unselbstständigen Lemmingen“ (Frechheit, diese Formulierung) in der Lage sind jederzeit einen Plan B abzurufen, standen nach dem Aus gegen Chelsea wegen genau desselben Schlagworts (Plan B) in der Kritik.
Es wird heutzutage gerade so getan als müsse man nur einen Matthäus auf dem Platz haben und, schwupps, gewinnt man jedes Spiel. Vermessen, so zu denken.
Diese Führungsspieler Diskussionen sind allesamt Milchmädchenrechnungen, und weder Google Firmenpolitik noch populistische Forderungen nach „Echten Kerlen“ sind die Universallösung.
slarti 18. Oktober 2012 um 13:43
Ich glaube, ein stück weit liegt die aktuelle defensive Anfälligkeit paradoxerweise an einer Weiterentwicklung der Mannschaft.
Löw möchte -aus gutem Grund, gegen zwei tiefstehende Viereketten wirds sonst immer schwer – ein sehr aggressives Pressing etablieren. Das ist mannschaftstaktisch eine der schwierigsten Übungen überhaupt – zumal in einer nur wenig zusammenspielenden NE. Das ganze klappt auch schon ganz gut, aber noch nicht ausreichend gut, noch deutlich zu oft schaffen es gegnerische Mannschaften, das Pressing – meist mit hohen,weiten Vertikalpässen – zu überwinden. Das sind dann halt immer Situationen wo man hinten keine klare Überzahl hat und viel Raum zu verteidigen, ergo hohe Gegentorgefahr.
Ich finde trotzdem, daß man diesen Weg weitergehen sollte. Eine NE mit sehr gut funktionierendem Pressing hätte m.E. gegenüber fast allen anderen Manschaften ( natürlich ausser Spanien) einen erhgeblichen Systemvorteil.
Und wann soll man das üben wenn nicht jetzt?
Smoka 19. Oktober 2012 um 10:29
Du meinst die selbe Barcelona Manschaft wie ich? Die, die Chelsea in Grund und Boden gespielt hat? Die, die es trotz 9 extrem defensiv agierender, nicht gerade unbegabten gegnerischen Akteuren geschafft hat ein Torschussverhältnis von gefühlt 100:3 herauszuspielen? Die, die an jedem normalen Tag jedes der beiden Spiele 3:0 gewinnt wenn es nicht so extrem unglücklich läuft? Ja, die beiden Spiele lagen sicherlich am fehlenden Plan B.
Natürlich würde sich mit einem „Führungsspieler“ nicht alles ändern. Aber es ist doch erschreckend zu sehen, dass bei einem solchen Spiel (und weiß Gott, es war ja nicht mald as erste, das so aus dem Ruder läuft), niemand, aber wirklich niemand in der Mannschaft findet, der mal seinen Mund aufmacht. Niemand, der wirklich versucht die anderen nochmal wachzurütteln. Niemand, der Verwantwortung übernimmt. Alle stecken den Kopf in den Sand und schieben die Verantwortung weiter. Irgendwer wird’s ja schon richten, nicht wahr?
Natürlich ist auch ein Führungsspieler keine Universallösung. Das hat ja auch niemand behauptet. Aber 11 Profifußballer zu sehen, die sich ein ums andere Mal, wenn es mal nicht läuft wie geplant, wiederstandslos in ihr Schicksal ergeben ist einfach traurig.
Kurt C. Hose 18. Oktober 2012 um 23:00
Auf Fußball bezogen […] Typen wie Puyol oder auch Busquets und Xavi, die selbständig und (fußball-)intelligent genug sind, um NICHT stur auf einen vorgegebenen Plan A angewiesen zu sein, wenn ein Plan B erforderlich wäre. […] genau deshalb ist es wichtig, starke Persönlichkeiten auf dem Platz zu haben.
Es sind jedoch offene Fragen, ob es diese Spieler in der NM nicht gibt, ob Sie auf dem Platz waren oder nicht und ob sich der Rest des Teams auch führen lässt.
Da kommen neben der von Dir angeführten Selbstständigkeit wieder andere einzel-und gruppenpsychologische Aspekte ins Bild: Führungsspieler, Mannschaftlicher Zusammenhalt, Hierarchie, Rollen, Beziehungen , …
Ich frage mich, ob Löw sowas mit den Jungs ausreichend diskutiert. Schon klar, dass sind Kicker und keine Philosophen, da hält sich das altkluge Gelaber in Grenzen. Dennoch, ein selbstständig agierendes Team wie eine Fußballmannschaft sollte über „Team-Buildung-Prozesse“ gut unterrichtet sein und diese transparent diskutieren können. Vielleicht nimmt Löw das 4:4 ja zum Anlass, seine „Jungs“ mal dahingehend zu entwickeln? „Team“ bedeutet bekanntlicherweise ja NICHT „Toll, Ein Anderer Macht’s“ 😀
Alter Hase 17. Oktober 2012 um 12:25
Auch wenn es phrasenschweinverdächtig ist, macht eine große Mannschaft und einen Titelträger doch wohl die richtige Mischung aus: Kampf und fußballerische Klasse, Individualismus und Mannschaftsgeist usw. Im deutschen Fußball war diese Mischung gg Ende der 90er Jahre aus dem Lot geraten: Die Kondition, mit deren Hilfe wir oft Spiele am Ende doch noch für uns entschieden hatten, spielte eine immer geringere Rolle, da die anderen Nationen (aus welchen Gründen und mit welchen Hilfsmitteln auch immer) uns eingeholt hatten. Und fußballerische Klasse, so war es langelange Allgemeingut, hätten Deutsche halt einfach nicht („über den Kampf ins Spiel“ hieß es immer und es ist ja auch kaum zu glauben, dass die Sportfreunde Stiller noch 2006(!) sangen: „Wir haben nicht die höchste Spielkultur, sind nicht gerade filigran“).
Löw gebührt das Verdienst, hier für einen Umschwung des Pendels gesorgt zu haben. Die im Laufe der 90er Jahre durchgeführten Regeländerungen (z. B. gleiche Höhe kein Abseits mehr; rote Karte für Grätsche von hinten), hatten ganz klar einen technisch saubereren, offensiveren Fußballstil bevorzugt, dem sich Deutschland aber unter Hinweis auf seine Tugenden (s.o.) zu lange verweigert hatte. Unter Löw hat Deutschland gelernt, dass man doch so spielen kann wie die Brasilianer u.a. Nun ist das Pendel komplett zur anderen Seite geschwungen und wir können eine N11 bewundern, deren Tore mich gestern kurz an Wembley 1972 erinnert haben.
ABER: Wie schon eingangs formuliert, muss die Mischung stimmen. Und die stimmt offenbar nicht. Und es kann nach inzwischen 6 Jahren und vier großen Turnieren doch nicht sein, dass man vom Nationaltrainer eine Mannschaft nach der anderen vorgestellt bekommt, „die die Zukunft für sich hat“, aber in der Gegenwart den letzten Schritt nicht machen kann.
Entweder Jogi Löw schafft es, sich selbst „umzuprogrammieren“ und die richtige Mischung für die N11 herzustellen. Dazu gehört: Wie kann man auch „schwierige“ Spieler einbinden/halten; Stärkung der Defensive; Üben von Standards. Aber es ist für Löw sicher sehr schwer, so über seinen eigenen Schatten zu springen. Oder er macht – meinetwegen auch gerne VOR der nächsten WM – Platz für einen anderen Trainer, der diese letzten 5%-10% – mehr sind es, glaube ich nicht – aus der N11 rauskitzeln kann.
Wer das allerdings sein könnte, gestehe ich ein, weiß ich nicht wirklich…
Grüße an die Macher dieser exzellenten Seite!
Harald 17. Oktober 2012 um 12:15
Was für eine Katastrophe die 2. Halbzeit doch war! Peinlich, peinlich – solche Fehler sollten bis zur nächsten WM definitiv nicht mehr passieren. Löw – Du hast noch einiges zu tun!
Tomci 17. Oktober 2012 um 12:11
Wer selber Fußball spielt weiß, dass so ein Umschwung immer leicht möglich ist. Psychologie spielt nun mal eine wichtige Rolle bei dem Spiel. Wenn man das ausblendet und zwanghaft den Taktik-forum Puritaner gibt, macht man den Trainer schlechter als er ist. Auch die größten Qualitätsunterschiede können mal durchs Ergebnis auf den Kopf gestellt werden. Allerdings hätte man bei den Attributen der Schweden (Größe, Kampfkraft, Ibra) auch gerne mal ein Video von Stoke als Anschauungsmaterial für diverse Özils und Krooses bereitstellen können. Komme mir bei der NM als Arsenalfan in der Hinsicht (leider) immer heimischer vor…
el tren 17. Oktober 2012 um 11:59
Ich fands ebenso wie der Autor wiederholt überraschend, dass Löw nicht auf die geänderte gegnerische Taktik reagiert hat. Es ist deshalb so erstaunlich, weil es so offensichtlich war, insbes. als in der Endphase die Schweden vorne mit 4 Spielern auf einer Linie gegen die deutsche 4-er Kette standen. Ein taktischer Wechsel um Überzahl in dieser Zone herzustellen ist also eigtl. ein No-Brainer. Und diesen kann man als Trainer relativ leicht durch einen personellen Wechsel herbeiführen.
Mein Eindruck mittlerweile von Löw ist aber der, dass er einerseits die Mannschaft das Vertrauen in seine Grundformation gewinnen lassen möchte – indem er auch in kritischen Situationen an ihr festhält. Ebenso könnte er dadurch auch die Eigenverantwortung und Eigenständigkeit einfordern. Reaktive Anpassungen an die Aufstellung hätten auch von den Spielern selber kommen können. Insbes. Schweinsteiger hätte sich selber tiefer positionieren können, wie auch von seinen Mitspielern eine andere Rolle fordern können (Kroos, Özil).
Es ist also möglicherweise wirklich mit diesem selbständigen Lernen zu erklären, das Löw von seinem Team einfordert. Denn jeder minimal begabte Trainer hätte das offensichtliche gemacht und durch taktische und personelle Wechsel gehandelt. Allein die Offensichtlichkeit spricht irgendwie schwer dafür …
TW 18. Oktober 2012 um 13:14
Du schreibst: „Insbes. als in der Endphase die Schweden vorne mit 4 Spielern auf einer Linie gegen die deutsche 4-er Kette standen“ und „Insbes. Schweinsteiger hätte sich selber tiefer positionieren können“.
Was hat Schweinsteiger denn bitte getan? Er hat extrem tief gespielt, sich teilweise in die Abwehrkette eingegliedert. Deswegen war aber der Raum vor der Abwehr sträflich frei (bestes Beispiel ist das 4:4).
Kurt C. Hose 18. Oktober 2012 um 22:42
Möglicherweise war es genau das, was Scheinsteiger während dieser Spielphase immer wieder gegenüber seinen Kollegen moniert hat?
der Scheff 19. Oktober 2012 um 15:16
so konsterniert wie Löw nach dem Spiel war, glaube ich nicht, dass es Absicht war nichts zu tun und mal abzuwarten, was passiert…
RainerVernünftig 17. Oktober 2012 um 11:18
Ich liebe diese Seite und ich liebe die Analysen. Jedoch sollten Spielanalysen auch Spielanalysen bleiben und nicht dem Versuch unterliegen ins boulevardeske abzurutschen.
Hamrens Wechsel fanden vor dem 4:0 statt. Die deutsche Mannschaft, die sich auf dem Platz befand, hatte also auch die offensiv eingestelltere schwedische Mannschaft 15 Minuten der 2. Halbzeit völlig im Griff.
Trainerarbeit resultiert auch immer aus Erfahrung. Was nun nach dem 4:2 von Löw hier verlangt wird, ist schlicht nicht leistbar. Konnte Löw in die Köpfe der Spieler blicken? Wussten die Spieler selber was mit ihnen vorging? Hätte Löw nunmehr der Mannschaft, die gerade noch den brilliantesten Fussball ever einer deutschen N11 praktiziert hat nicht mehr vertrauen dürfen, dass sie wieder genauso gegen den Ball und Gegner geht, wie in Halbzeit 1 und Beginn Halbzeit 2?
Dazu hätte er nach dem 4:1 ahnen müssen, dass die Nerven beginnen zu flattern. Auch nach dem 4:2 war er sich – wie alle Zuschauer – sicher, dass dieses Spiel nicht mehr verloren gehen kann. Das Problem erscheint mir, nach dem 4:3 die Grundordnung zu ändern wäre aus Erfahrungssicht eines Trainers falsch und hätte genauso mit dem Ausgleich enden können, wie es dann – unglücklich – passiert ist. Im Nachhinein dieses als Fehlleistung des Trainers hinzustellen, ist schwach für einen Fussballanalytiker. Meine These: ein Wechsel Boateng-Hövedes hätte nichts geändert – außer Boateng, der eine tolle erste Halbzeit gespielt hat, zu desavouieren, und Westermann zu bringen hätte die Grundordnung so auseinandergebracht, dass möglicherweise das Spiel verloren gegangen wäre. Zu behaupten, dass Löw die Psyche der Spieler mit einem anderen Wechsel wieder stabilisiert hätte, ist Kaffeesatzleserei und keine Analyse.
Druffundewerre 17. Oktober 2012 um 11:34
Ich war mir nach dem 2. Gegentor nicht mehr sicher, dass das Spiel gewonnen wird. Und zwar gerade nicht, weil die Tore einem schwedischen Powerplay geschuldet gewesen wären, sondern aus dem Nichts fielen. Sicher, Schweden war zu Beginn der 2. Hälfte staerker, aber nicht in dem Mass, dass sie Angst und Schrecken verbreitet hätten. Und wo der Gegner scheinbar aus dem Nichts trifft, tut man das gerne als Zufall, Pech etc. ab, ohne die schleichende Gefahr zu bemerken.
Karl Tong 17. Oktober 2012 um 11:37
Ich fand Boateng halt nicht so überzeugend. Bei 93 Ballkontakten: 62 Pässe (davon aber 90% zum Mann), eine negative Zweikampfbilanz, 1 Torschuss, 4 Flanken und 2 Torschussvorlagen. So offensiv wie der gespielt hat sind 4 Flanken und 2 Torschussvorlagen nicht viel. Ich fand, dass er häufig das Tempo verschleppte oder den Ball fast verliert oder verliert. Und defensiv war halt auch nicht viel los. Löw hätte optimaler Weise die Rolle Kacaniklics gegen Boateng erkennen müssen und Höwedes mit neuen Informationen ins Spiel schicken. Der gibt dann vielleicht noch ein paar Anweisungen an Müller und die rechte Seite ist vielleicht dicht.
LeFlo777 17. Oktober 2012 um 11:39
Absolut richtig, Spekulationen helfen nicht weiter und sollten auf dieser Seite auch nicht weiter ausgeführt werden.
Aber halten wir uns an die Fakten des Spiels: Die Grundordnung und die taktische Ausrichtung hat ab der 60. Minute nicht mehr gepasst. Und hier muss dann der Hebel angesetzt werden. Entweder durch Trainer oder durch die Mannschaft selbst.
Ich denke, dass der NM hier einfach etwas, um dann Mannschaften wie Italien oder Spanien auch tatsächlich besiegen.
CH 17. Oktober 2012 um 12:19
Sorry, aber wir hatten die Schweden weniger im Griff.
Deren Einstellung hatte sich deutlich verändert.
Der Bruch bzw. das Wackeln im deutschen Spiel war deutlich zu merken.
Die mannschaftliche Reaktion darauf blieb aus.
Ein defensiver Wechsel im MF war fällig. War halt mangels Spieler nicht möglich. Warum wurde Westermann eigentlich nachnominiert ? Warum nicht Rolfes ?
Was nervt ist, dass die Mannschaft fast komplett „ausfällt“. Den Klose-an-der-eigenen-Eckfahne-Moment hätte ich mir von anderen auch gewünscht.
Momentan macht das den Anschein einer Schönwetter-Mannschaft : so wie Portugal mit seiner „Goldenen Generation“ (Figo et al).
Immer noch schwer enttäuschte Grüße,
CH
Thomas Bayer 17. Oktober 2012 um 12:53
Das verstehe ich auch nicht. Es gibt genug DM, die man nominieren könnte. Da hat Löw meiner Meinung ein Problem. Als Trainer muss er immer Spieler in der Hinterhand haben. Dass Kroos zu offensiv agiert ist allgemein bekannt.
Karl Tong 17. Oktober 2012 um 11:04
Danke für die super Analyse und auch für die schöne Diskussion hier.
Ich denke, dass generell im ganzen Spiel nicht optimal verteidigt wurde. Das Pressing war nicht konsequent und sie standen nicht kompakt genug. In der letzten halben Stunde lassen die Außen die Außenverteidiger im Stich, die sind zu offensiv und lassen die Innenverteidiger im Stich und Kroos lässt Schweini im Stich. Wahrscheinlich wäre wirklich der Wechsel Höwedes für Boateng noch am effektivsten gewesen. Aber der Bank, bzw. der Startaufstellung fehlten mit Khedira, und für die Spielentwicklung meines Erachtens nicht zu vernachlässigenden, Großkreutz und den Bendern wichtige bis wichtigste Spieler. Insgesamt fand ich das Spiel aber super zum „konsumieren“. Das taktisch nachgebessert werden muss trau ich in Hinblick auf die restliche Qualifikation und Turniere dem Trainerteam aber zu. Das Löw nicht seinen besten Tag hatte war offensichtlich, aber das Krankheiten einen aus der Bahn werfen können kennt wahrscheinlich auch fast jeder.
L 17. Oktober 2012 um 11:03
Klasse Spielanalyse mal wieder.
Ich möchte noch anmerken, dass mich die Tore zum 4:1 und 4:2 stark an das 0:2 gegen Italien erinnert haben. Vom Verlust des Balles in der Vorwärtsbewegung bis hin zum Stellungsfehler in der IV.
War damals allerdings durch taktische Zwänge (man lag ja hinten) und den nach innen orientierten Özil begünstigt. Warum das bei 4:0 Führung und mit echtem Rechtsaußen auch passiert, ist mir ein Rätsel.
sharpe 17. Oktober 2012 um 16:22
hallo l,
ich denke nicht, dass Badstuber bei irgendeinem Tor einen Stellungsfehler gemacht hat. Er muss immer vor dem Stürmer stehen und wenn die Flanke/ der Pass dann so kommt, dass er für den Stürmer optimal ist, kannst du als IV wenig machen. Badstuber hat nur beim 2. Gegentreffer einen Fehler gemacht, aber das war kein Stellungsfehler, sondern er hat den Ball falsch berechnet und sich durch seinen Kopfballversuch aus dem Spiel genommen.
Elmar 17. Oktober 2012 um 10:57
Erst mal ein Lob für die präzise Analyse des Spiels.
Mir fallen nach dem Lesen der Analyse und Kommentare zwei Dinge zu dem Spiel ein.
Ja, Löw hat sich zu passiv verhalten und hätte – da stimme ich TE gänzlich zu – auf die Hereinnahme von Källström und die reagieren sollen. Aber ich kann seine Zurückhaltung auch teilweie nachvollziehen. Auf der Bank saßen an Feldspielern Höwedes, Westermann, Poldi, Götze und Schürrle. Für’s Mittelfeld kam eigentlich nur Westermann in Betracht. Ich frage mich jedoch ernsthaft, ob die Einwechslung von Westermann hier und in der Presse tatsächlich als kluger Zug Löws bewertet worden wäre, wenn die Einwechslung z.B. nach dem 4:2 nicht gestochen hätte und das Spiel trotzdem 4:4 ausgegangen wäre. Hätte man ihm dann nicht vorgeworfen, ein verunsichertes Mittelfeld weiter destabilisiert zu haben? Ich kann angesichts des Kaders, der Löw gestern zur Verfügung stand, nachvollziehen, dass Löw sich für eine sehr offensive Mittelfeldvariante entschieden hat und auf eine defensive Absicherung durch den (aktuell) nicht in der NM eingespielten Westermann in der Startelf verzichtet hat.
Neben Impulsen von der Bank fehlten mir aber auch Impulse auf den Feld. Ich will hier mit nicht die Führungsspielerdebatte, die ich für verfehlt halte, anheizen. Aber wenn man im Kollektiv gegen einen erstarkenden Gegner nicht gegenhalten kann, hat sich in der Vergangenheit häufig bewährt, auch mal „den Fuß drauf zu halten“. Ich wünsche mir kein Holzen, aber ein klares Zeichen, auch bereit zu sein, notfalls physisch dagegenzuhalten, wäre gestern nach dem 4:2 nicht verkehrt gewesen. Keine schönes taktisches Mittel, aber auf dem Platz immer noch sehr wirksam (auch Topteams wie Spanien und Italien hatten eigentlich immer so einen im Kader). Vielleicht fehlt uns in unserem weitüberwiegend technisch sehr versierten Kader doch ein Spieler, der auch mal „Raubein“ sein kann. Der Spieler, der dazu am ehesten fähig ist und das dann auch meistens noch in einem fairen Rahmen umsetzt, war mit Khedira gestern leider nicht dabei. Spieler vom Schlag eines van Bommel oder Jones können in solchen Situation Gold wert sein. Nochmals: ich will keinen Abruf-Zerstörer auf der deutschen Bank. Aber wenn ein paar Spieler diesen Willen in Spielen wie das gestrige abrufen könnten, wäre das nicht schlecht.
Tzaduk 17. Oktober 2012 um 16:35
Siehe oben – ich gebe Dir absolut recht, glaube aber, dass man keinen „Zerstörer“ braucht, sondern jemanden, der eine Idee hat, was man gegen eine solche veränderte Situation vorgehen kann.
Ich glaube, dass sowohl Schweinsteiger als auch Khedira das können, weshalb die zwei sich auch gut ergänzen. Kroos ist ein Super Spieler, aber wenn der sich weiter zu gut ist, auf Ratschläge (oder Schreien!) seiner erfahrenen Mitspieler (Schweinsteiger) zu reagieren, dann will ich den da eigentlich nicht wieder sehen…
Ich hätte daher vermutlich sogar Kroos trotz seines insgesamt passablen Spiels herausgenommen und dafür bevorzugt tatsächlich Westermann gebracht. Aber auch die schmerzlich vermissten Benders oder Gündogan wären hier angebracht gewesen.
Nach den letzten Spielen hätte ich auch damit gerechnet, dass Löw Klose vom Platz nimmt und dafür Podolski bringt.
Kurt C. Hose 18. Oktober 2012 um 00:09
„Vielleicht fehlt uns in unserem weitüberwiegend technisch sehr versierten Kader doch ein Spieler, der auch mal “Raubein” sein kann.“
Neben den von Dir erwähnten Khedira und kann Podolski das auch! 😀 Schade, dass er nicht früher eingewechselt wurde, damit hätte ich gerechnet. Es wäre eine „robustere“ und defensiv-taktisch diszpliniertere Variante gewesen, positionsgetreu für Reus oder lieber noch für Kroos (das kann Podolski ebenfalls spielen). Zudem harmoniert er gut mit Schweinsteiger.
Un er ist formstark. Mal ehrlich: Wer hätte dem in Bayern gescheiterten und frisch abgestiegenen „Kölschen Prinzen“ einen so erfolgreichen Start bei Arsenal London (!) zugetraut?
TW 18. Oktober 2012 um 13:08
Gegeben die Alternativen wäre ja auch ein Wechsel Höwedes für Kroos mit den folgenden Anpassungen möglich gewesen:
– Lahm auf die 6 neben Schweini
– Badstuber (der im Zentrum nach den ersten beiden Gegentoren arg verunsichert war) als Linksverteidiger
– Höwedes in die Innenverteidigung
Das hätte einige potentielle Vorteile gehabt:
– Mit Lahm und Schweini wären die beiden Leader im Zentrum des Spiels gewesen, auch um z.B. die offensive Dreierreihe zu mehr Defensivarbeit zu ermutigen
– Der verunsicherte Badstuber hätte auf links etwas weniger Verantwortung übernehmen müssen
– Mit Höwedes und Mertesacker wären zwei Kopfballmonster im Straumraum gewesen
Kurt C. Hose 19. Oktober 2012 um 12:38
Viele sinnvolle Wechsel/Umstellungen wären denkbar gewesen. Deine Option finde ich auch sehr interessant. Ebenso wie Poldi auf Kroos‘ „halb acht/halb zehn“-Position wäre Lahm als Sechser zwar ungewöhnlich, aber weder bisher ungesehen noch unmöglich. Bei „meinem“ Poldi-für-Kroos-Wechsel“ (Reus ist im Moment ein wenig untouchable) wäre kein „echter“ tieferer 6er dazu gekommen, sondern die offensive Dreierreihe wäre insgesamt (flexibel, teilweise) tiefer gestanden.
Die oft gestellte Frage ist, WARUM Löw nicht so oder vergleichbar, jedenfalls stabilisierend gewechselt/umgestellt hat. Stattdessen kam Götze. Welchen Grund könnte das gehabt haben?
Ich finde die wahrscheinlichste Variante ist nicht die, dass Löw die Probleme nicht gesehen hat oder keinen Plan („B“) hatte, wie er dem stabilisierend hätte begegnen können. Ich denke vielmehr, dass er absichtlich ausprobiert hat, was passiert, wenn er in so einer Situation „kontraintuitiv“ wechselt und „offensiv noch einen drauf legt“ anstatt abzusichern und zu stabilisieren. Löw ist ja kein Depp, in der Regel weiß er wohl meist sehr genau, was er wann warum tut.
Das hätte auch prima gut gehen können: Eine gelungene Kombination mit tödlichem Pass, es steht 5:2, die Mannschaft richtet sich auf, der Sieg ist „im Sack“ …
CH 17. Oktober 2012 um 10:40
Die ersten 60 Minuten waren tw. grandios. Leider kann bzw. will die NM dieses Niveau* nicht halten. (*im Sinne von Einsatz und Konzentration – nicht das Tempo)
Desweiteren scheint die Mannschaft nicht in der Lage zu sein von sich aus auf Veränderungen im Spiel zu reagieren. Sie ist da m.E. viel zu sehr von Trainerimpulsen oder einem vordefinierten Matchplan abhängig.
Ich stimme Tzaduk zu, das Thema Hierarchie kommt wieder. Mit Recht, wenn Schweinsteiger auf seine Mitspieler einredet und die ihn scheinbar ignorieren …
Tzaduk 17. Oktober 2012 um 16:30
Ich hatte dereinst bei Favre und Hertha einen Beitrag verfasst, der die Beziehung Trainer – Team so ein bißchen beleuchtet haben wollte. Ich glaube, dass, wenn der Ball erst einmal rollt, für den Trainer kein Einfluss außer HZ-Pause und Spielerwechsel besteht. Hat er sein Team gut eingestellt, muss er vermutlich auch gar nüscht mehr machen und kann ganz entspannt zusehen. Sieht er aber seine Fehler, kann er an der Seitenlinie noch so sehr rumblöken – während des Spiels ist das (auch ich kicke ausreichend oft) kaum wahrnehmbar (Tuchel ist so einer…). In der HZ-Pause kann man nochmal was sagen, und wenn plötzlich die Mannschaft verändert wird, weil ein völlig neuer Spieler auftaucht, reagiert ein Team vermutlich auch.
Ist aber wie im Falle Löw ein Trainer zur HZ absolut einverstanden (hier ja auch zu Recht), dann wird er nicht toben. Dann aber in der zweiten HZ auf total veränderte Gegner zu treffen, erfordert Wechsel, um Einfluss zu nehmen – und wir haben hier die gemeinsame Meinung, dass das nicht so Löws Methode darstellt.
In SO einer Situation braucht man einen taktisch gut geschulten, oder wenigstens mit dem Trainer in Kontakt stehenden Kapitän, der der Mannschaft eine Reaktion aufdrücken kann. Gestern war eindeutig, dass die N11, obwohl klar war, dass massiv etwas falsch läuft, nicht in der Lage war, ihr Konzept zu ändern. Schweinsteiger war für mich der einzige, der versucht hat, einen Kroos (der mir überhaupt nicht gefällt als „Führungsspieler“, weil er unglaublich selbstgefällig ist) oder einen Özil (der einfach ein Künstler ist und auch so spielen muss) während des Spiels umzusortieren. Dummerweise hat Löw nur den Anspruch, dass auch während des Spiels nur er die Hosen anhat – und damit nimmt er der Mannschaft die Möglichkeit, selbstständig auf Situationsänderungen zu reagieren.
Löw hat in meinen Augen nur die Möglichkeit, von Anfang an das „perfekte“ Spiel aufzuziehen. Eine taktische Änderung erlaubt er weder seinen Spielern alleine noch sich selbst. Aufgrund der beschränkten Einflussmöglichkeiten während des Spiels sei ihm seine mangelnde Fähigkeit, von außen zu coachen von mir persönlich verziehen – wenn er die Größe beweisen kann, derartige Gestaltungsmöglichkeiten auf’s Feld an einen Schweinsteiger, einen Khedira oder einen Lahm zu delegieren.
sharpe 18. Oktober 2012 um 07:43
„Dummerweise hat Löw nur den Anspruch, dass auch während des Spiels nur er die Hosen anhat “
„Eine taktische Änderung erlaubt er weder seinen Spielern alleine noch sich selbst“
Wo hat er das je gesagt? da legst du ihm doch was in den Mund oder fällst auf irgendwelche journalistische Artikel rein.
Tzaduk 18. Oktober 2012 um 09:52
Ich falle da auf die Eindrücke rein, die ich während der Ära Löw beobachtet habe. Versteht mich nicht falsch, ich glaube schon, dass es auch bei ihm grds. (aber nicht ohne Bruch im Spiel) möglich ist, die Taktik während des Spiels zu ändern. Es gab auch tatsächlich ausreichend Spieler mit Autorität, die das Spiel verändern können – Ballack mit seinem Selbstverständnis als „Capitano“, der ja bekanntermaßen auch auf Klinsmann und Löw mit Taktikvorstellungen zukam. Aktuell sehe ich solche Leute allerdings quasi nicht.
Die Frage ist ja nur, wer’s in so einem Spiel wie gegen Schweden macht. Löw kann m.E. nichts Sinnvolles von außen reinblöken, das ist albern und ich zum Beispiel höre da nicht viel. Der Trainer kann mich allerdings auswechseln, dann versteh ich ihn sogar. Alternativ kann mich ein Mitspieler ansprechen, der steht nicht so arg weit weg. Wenn mich aber ein Mitspieler anspricht, der eigentlich „nüscht zu sagen hat“ (was vielleicht nach der Pause von Schweinsteiger noch der Eindruck bei Kroos ist), dann reagiere ich vielleicht auch nicht so, wie es sinnvoll wäre.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich glaube, die Mannschaft spielt riesig – wenn die Vorgaben vorher sauber stimmen. Wenn die Situation anders ist als gedacht, sehe ich keinen, der in der Lage ist, das während des Spiels ohne großen Aufwand zu ändern.
guentersen 17. Oktober 2012 um 10:40
Hallo zusammen,
ich bin begeistert über Spielverlagerung.de und lese eure erhellenden Analysen mit großem und wachsendem Interesse.
Zu dem Spiel gestern ein paar Anmerkungen:
Interessant fand ich, daß Ibrahimovic nach seinem Tor „gefährlich“ nah über Neuer hinweg springt und sich schnellst möglich den Ball aus dem Netz fischt, um ihn zum Mittelkreis zu tragen, gerade so, als wollte er eine Aufholjagd starten, was zu diesem Zeitpunkt total absurd erschien (aber nicht war).
Als das 4:1 gefallen war, hatte Manuel Neuer meiner Meinung nach Panik in den Augen – und mit dieser Panik hat er dann auch weitergespielt … mit den entsprechenden Ergebnissen. Und er war nicht der einzige.
Wie kann es sein, daß bei diesem Spielstand und bei dieser Überlegenheit in den Spielern Panik entstehen kann?
Die Schweden haben die deutsche Mannschaft in den letzten 30 Minuten ja nicht an die Wand gespielt. Schweden hatte 6 Chancen – meist aus unerzwungenen Fehlern – und hat daraus 4 Tore gemacht: die N11 hat sich spätestens beim Stand von 4:2 komplett aufgegeben!!
Es mag inhaltliche Gründe dafür geben, was die Angst der Spieler geweckt hat und wie dieses Remis dann zustande gekommen ist, aber die eigentliche Frage ist doch wohl, warum die Mannschaft sich von Ihrer Angst hat übermannen lassen – und zwar inklusive Trainer!
Herr Löw hat nach dem Spiel moniert, daß bei dem Freistoß für Deutschland kurz vor Spielende der Ball nach Hinten gespielt wurde. Das fand ich auch strange: plötzlich wollte keiner mehr den Ball haben. Ball-Halten war keine Option. Ich frage mich aber, wenn er solch ein Verhalten wollte, warum hat er das seinen Spielern nicht mitgeteilt oder entsprechend gewechselt?
Der Glaube, daß es schief gehen könnte, war größer als das Ding clever und schmutzig nach Hause zu spielen.
Golo 17. Oktober 2012 um 10:39
Schöne Analyse.
Deckt sich auch vieles mit meinen Erkenntnissen. Warum hat Löw keinen DM gebracht, um die Defensive zu stärken? Ich denke, dies wäre die Position gewesen, die dem Spiel die nötige Stabilität hätte zurückgeben können. Schweinsteiger war alleine nicht in der Lage die Balance herzustellen.
Vielleicht auch ein Routinier wie Sebastian Kehl hätte dem Spiel ganz gut getan. Die waren ja alle komplett von der Rolle, selbst Neuer. Wäre das auch Adler passiert, der die Saison beim HSV bisher schon fast zum Alleinunterhalter der Verteidigung wurde, aber selbst immer Routine und Sicherheit ausstrahlt?
Ich denke, es wäre vermessen, nach der ersten Spielstunde einen Rundumschlag gegen einzelne Spieler durchzuführen. Alle waren gleich daran beteiligt, dass am Ende nichts mehr lief. Boateng die Schuld geben, dass er sich nicht auf den Wechsel bei Schweden geändert hat? Irgendwie habe ich eher den Eindruck, dass er Löws Taktikplan so lange durchgezogen hat, bis er eine neue Anweisung bekommt. Auch bei der EM fand ich Podolski nicht schlecht oder mangelnd offensiv, sondern dachte mir, dass Löw ihn absichtlich einbremst und hinten spielen lässt, damit er defensiv helfen kann.
Klar, 4:0 darf man in einem Heimspiel nicht mehr aus der Hand geben. Ist nun mal passiert. Die Spieler sollten sich allerdings durch den Kopf gehen lassen, ob hier und da nicht vielleicht ein bisschen die Motivation fehlt. Ob sie selbst in der Lage ist, ein 0:3 oder o:4 zu drehen? Ich glaube, dazu fehlt es echt bei manchen an der kämpferischen Leistung.
Einfachste Ausrede für das Enddebakel von gestern wäre, dass sie alle einfach müde waren von dem eigenen hohen Tempo, was sie eine Stunde lang gespielt haben.
Gastro 17. Oktober 2012 um 14:05
Man kann ja von der Person Podolski halten was man will, aber wenigstens hat der als LM auch viel defensiv gemacht, was gerade jetzt ohne P. auf dem Platz stark auffällt. Reus ist offensiv sicherlich ein starker Spieler, wenn man allerdings defensiv nicht mitspielt ist es kein Wunder das man mehr Kraft für die Offensivarbeit hat und dort glänzen kann zumal Podolski offensiv jetzt auch alles andere als schlecht war.
Ne ne 17. Oktober 2012 um 17:31
Halleluja endlich mal jemand der das Problem erkennt…wenn ich nur vorne rumstehe und nichts nach hinten mache kann ich natürlich vorne auch mehr glänzen….das Duo Götze Reus war dann der Todesstoß…2 Außen die keinen Schritt nach hinten machen oder mal stören kannst du dir unter Druck nicht leisten….
Kurt C. Hose 17. Oktober 2012 um 23:16
Halleluja, indeed 🙂
Stimme in beiden Punkten zu: Podolski hat bei der EM sehr diszipliniert verteidigt und damit eindeutig Löws Auftrag erfüllt, da sein „Naturell“ eigentlich offensiver ist (er instinktiv höher steht). Bei Reus/Kroos/Özil/Müller fehlt diese defensive Disziplin in der Summe.
schumja 18. Oktober 2012 um 10:48
Man hat gerade gesehen, wenn Podolski gespielt hat, dass dannn der linke Verteidiger immer alleine stand.
Sobal Reus oder Schürrle spielen, sieht der linke Verteidiger immer besser aus, da diese beiden auch defensiv mitarbeiten.
Eine Ausnahme bei Podolski ist Lahm, da dieser offensiv fast nicht stattfindet (1-2 Antritte im Spiel). Ein Schmelzer oder auch Badstuber (!) starten mind 20 mal und hinterlaufen den Linksaußen.
Und das ist der nächste Punkt, der in der N11 nicht funktioniert.
Es wird zu selten auf den außen weitergeleitet, sondern immer wieder nach innen gezogen oder die Seite gewechselt.
schumja 18. Oktober 2012 um 10:49
Und noch eine Ergänzung Wenn man sich Dortmund anguckt, sieht man schon, dass Reus und Götze beide sehr gut mit verteidigen
Gastro 18. Oktober 2012 um 11:30
@schumja
Bei welchem Spiel soll die linke Seite denn bitte mit Podolski defensiv schwächer gewesen sein, als mit Schürrle oder Reus ? Bei Arsenal wird Podolski m.W.n. ausdrücklich für seine Defensivarbeit gelobt irgendwie paßt Ihre These überhaupt nicht. Vielleicht liegt es aber auch an Ihrer schwarz-gelbe Brille, denn Götze sowie Reus und „sehr gut verteidigen“ in einem Satz unterzubringen ist schon gewagt. Nur weil alle fünf Spiele ein Reus mal einen Zweikampf am eigenen 16er gewinnt und das wie bei Klose jetzt von den Medien mehrfach erwähnt wird ? Die Regel ist das nämlich sicher nicht !
sharpe 18. Oktober 2012 um 11:50
defensiv sind sowohl Reus, Podolski, Götze und am aller meisten Özil oft sehr nachlässig. Es stimmt zwar, dass sich Podolski seit geraumer Zeit bemüht, dass besser zu machen, aber dann leidet meist seine Offensive sehr darunter. Beim BVB haben Götze und Reus viele von Klopp genau vorgegebenen Arbeiten gg den Ball zu erledigen, bei Löw ist das System nicht so ausgeklügelt, also machen sie nur das nötigste und das reicht eben manchmal nicht. Vor allen Dingen, wenn der Spielverlauf nicht wie erwartet läuft, verhalten sie sich defensiv oft falsch. Aber in der N11 hat Löw auch gar nicht die Zeit, alles haarklein einzustudieren. Ob er es könnte ist eine andere Frage.
Druffundewerre 17. Oktober 2012 um 10:38
Du sagst, dass das Geschehen in den letzten 30 Minuten viel mit Psyche zu tun hat, erklärst dann aber später, dass Fuehrungsspielerdiskussionen etc. unsinnig seien. Ich finde, Du widersprichst Dir hier.
Sicherlich waren die ersten 60 Minuten brillant und stellen eine positive Entwicklung dar. Was aber nun offenbar den Einträgen zufolge nicht mehr nur den Stammtisch, sondern auch die Taktikaffinen beschäftigt, ist weniger eine taktische oder spielerische Entwicklung als vielmehr das, was gerne mit „mental“ umschrieben wird. Platt formuliert geht es dann um „Eier“, alte Recken wie Jeremies, Ballack, Frings, um Dazwischenhauen und vermeintlich deutsche Tugenden und das Singen der Hymne oder ist die Fage gar: Haben die deutschen Jungs zu brave Frisuren, um gegen langhaarige schwedische Kanten zu bestehen?
Klar, das hier ist eine Taktikseite, aber bereits bei der EM hatte ich nach dem Italienspiel geschrieben, dass zur Taktik auch zählt, die richtigen Persönlichkeiten auszuwählen, die zusammen eine Mannschaft bilden sollen.
Und da scheinen mir nun doch zu viele brave Jungs auf dem Platz zu stehen, Jungs, die durch das System (Loew) geschliffen zu sein scheinen, in dem nach meiner bescheidenen Wahrnehmung Widerspruch und Diskussionen nicht erwünscht sind.
Kann man als Spekulation abtun. Kann man aber auch drüber nachdenken. Nach den anfänglich meist dominierten und zum Ende hin knappen Spielen der EM könnte der gestrige Zusammenbruch einen Knacks in der Mannschaft verursacht haben. Wann wird man wieder einer eigenen Führung von 2 oder 3-0 trauen, egal, wie verdient und souverän diese erzielt wurde?
Sicherlich wird es zur Qualifikation für die WM reichen, für mehr aber mal wieder nicht, hohe Veranlagung hin oder her.
sharpe 17. Oktober 2012 um 13:12
jedem seine Meinung, aber aus meiner Sicht ist das eine sinnlose Diskussion. Als Bundestrainer musst du die bestmögliche Mannschaft bringen und das hat Löw gestern getan. Wenn du andere deutsche Spieler nennen kannst, die es gestern besser gemacht hätten, kann man gern darüber reden, aber irgend eine allgemein Führungsspielerdiskussion bringt Null.
Druffundewerre 17. Oktober 2012 um 15:45
Ich nenne niemanden, denn Schweinsteiger und Khedira scheinen mir das Potenzial zu haben; allein, und das ist meine eigentliche Kritik, scheint in der NM ja Führung von innen, geschweige denn Kritik, nicht gewünscht. Entsprechend verhalten sich die Spieler dann. Die können alle toll kicken, aber wenn der Wind von vorne kommt, sieht man auf ein Mal keinen mehr auf der Brücke. Ich habe sehr lange selbst Fussball gespielt und in vielen Spielen war es einfach nötig, dass man sich an ein, zwei Mitspielern aufrichten und ihnen folgen konnte. Schweinsteiger soll es gestern versucht haben (habe das über den Fernseher nicht mitbekommen), aber sonst? Lahm scheint von seiner Position aus keinerlei Einfluss auf die Mannschaft zu haben. Vielleicht gut so….
EvS 17. Oktober 2012 um 13:46
ja da muss ich zustimmen. es geht nicht um einzelne spieler. aber löw hat es – bis jetzt – nicht verstanden eine funktionierende defensivtaktik zu entwickeln. ich kann mich auch kaum an ein spiel erinnern in dem ich das gefühl hatte dass deutschland zu null spielen könnte.
oder seh ich das falsch?
Bayern-Fan 17. Oktober 2012 um 14:11
Richtig! Hymne singen, so wie 1972, als die nach allgemeiner Meinung beste DFB-Mannschaft aller Zeiten auf dem Platz stand: http://www.youtube.com/watch?v=I7F43MyqR2E
Druffundewerre 17. Oktober 2012 um 15:47
Das Singen der Hymne kann ein Mini-puzzleteilchen sein.
Aber klar, daran hat es gestern nicht gelegen, zumal die schwedische nach gefühlten 8 Takten schon wieder vorbei war, hehe.
slarti 18. Oktober 2012 um 13:15
hehe, kein einziger der Herren (u.a. Beckenbauer, Breitner, Heynkes, Höness (!) ) macht auch nur einmal den Mund auf bei der Hymne.
Nebenbei – Es lohnt sich auch das ganze Spiel dieseroft als besten deutschen bezeichneten Mannschaft anzusehen.
Tolle Einzelspieler, keine Frage, aber es bewegen sich glaub´ ich im genzen Spiel nie mehr als vier Deutsche gleichzeitig. Beckenbauer darf – wirklich sehr elegant – den Ball vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum tänzeln, ohne auch nur einmal angegriffen zu werden.
( Gibts noch gelegentlich antiquarisch auf DVD)
Bayern-Fan 18. Oktober 2012 um 14:03
@slarti Das war es, was ich meinte. Diese ganze Debatte um Hymne singen, Leitwölfe, brave Jungs nervt einfach. Der Artikel spricht sehr gut an, dass Löw als Trainer den Fehler gemacht hat, die Taktik durch Wechsel / Anweisungen an die geänderte Taktik der Schweden anzupassen. Dadurch wurde er ganz klassisch ausgecoachet – zum zweiten Mal in diesem Kalenderjahr.
Freundschaftspiele lasse ich in der Betrachtung außen vor, weil es dabei weniger auf das Ergebnis ankommt, sondern eher auf das Testen von Formationen.
Harald 17. Oktober 2012 um 10:25
60 Minuten Traumfußball hätten gereicht! Muss man danach weiter anstürmen und auf das 5:0 gehen?
Spätestens nach dem 4:2 hätte ein Özil-Westermann-Wechsel sicherlich einiges verhindern können. Özil hat, wie so oft, nicht nach hinten gearbeitet und Westermann hätte sich um Källström kümmern können. Dann hätten wir eben 30 vermeintlich langweiligere Minuten gesehen, ab und zu ein paar Nadelstiche gesetzt, aber vor allem die Spielkontrolle behalten und das Spiel über die Zeit gebracht.
Dass auf unserer Seite mehr gelbe Karten für Zeitspiel und Ballwegschlagen verteilt wurden als für Fouls, sagt auch vieles. Wenn mir das Spiel entgleitet und ich es anders nicht geregelt bekomme, muss ich Ibrahimovic eben mal umchecken. Aber erfahrene Männer wie Lahm und Schweinsteiger holen lieber sinnlose Karten…..
slarti 18. Oktober 2012 um 13:24
Ich zitiere dazu mal den TE:
„Gerade Özil ließ sich oft mit zurückfallen, zusammen mit Schweinsteiger sorgte er für Ballsicherheit um den Mittelkreis.“
Davon abgesehen ist Özil ( neben Klose ) immer sehr viel im Pressing unterwegs. Seine Laufleistungen sind meist überdurchschnittlich ( ich weiß allerdings nicht, was in diesem Spiel gemessen wurde).
Es scheint mir ein bißchen nach Klischee zu riechen, wenn man Özil trotzdem regelmäßig ( oft entgegen der objektiven Werte ) der mangelnden Laufbereitschaft oder des fehlenden Defensivverhaltens ( Pressing gehört da auch dazu) bezichtigt.
Korrigiert mivh wenns diesmal anders war.
pjotreisolov 17. Oktober 2012 um 10:16
Bla schreibt ja bereits sehr schön, dass die Defensivordnung bereits in der ersten Halbzeit nicht gestimmt hat, das hat aber nichts gemacht, weil SWE sich einem Spielaufbau komplett verweigert hat.
Für mich ist es das zweite wichtige Spiel in dem das offensive Mittelfeld (Özil/ Kross) sich seinen Defensivaufgaben komplett verweigert. Insbesondere Kroos wurde in der Nachberichterstattung von Slomka ja auch sehr deutlich genannt.
Persönlich würde ich mich freuen, Gündogan als Khedira Ersatz zu sehen.
2. Punkt ist die hier bereits oft erwähnt taktische Trägheit von Löw auf Spielveränderungen spät oder gar nicht zu reagieren. Das muss ja nicht unbedingt durch Wechsel geschehen, aber Kross stand definitive komplett die 2.Hälfte viel zu hoch.
Toni 22. April 2022 um 13:32
Mann, ich heiße Kroos! KROOS! Kross ist die Ente beim Chinesen.
Thomas Bayer 17. Oktober 2012 um 10:15
Was ich noch hinzufügen möchte: Ich meine, Bender wäre besser als Boateng als AV gewesen. Schon bei der EM hat mich Boateng auf dieser Position enttäuscht.
Tzaduk 17. Oktober 2012 um 16:12
Ich fand Boateng eigentlich nicht schlecht, immerhin hat er in der ersten HZ die entstehenden Lücken (die allerdings auch riesig waren und auf dem Silbertablett angeboten wurden) eifrig genutzt. Die extrem phlegmatische Art mit der er verteidigt, weckt gerne mal den Eindruck, er sei eigentlich nicht dabei, aber ich glaube, dass es Gründe für ihn und nicht Höwedes gibt…
xl 17. Oktober 2012 um 16:16
Offensiv fand ich ihn auch überraschend gut. Wenn das Spiel nach 60 Minuten zu Ende gewesen wäre, hätte ich meine Meinung über ihn als Nicht-AV vermutlich komplett revidiert. Spätestens nach dem 4:2 hätte man ihn aber echt auswechseln sollen.
sharpe 18. Oktober 2012 um 07:37
das 4:2 fiel so in der 65. Minute und wenn ich mich recht erinnere, hatte er mit den ersten beiden Gegentreffern überhaupt nix zu tun.
xl 18. Oktober 2012 um 11:22
Ok da hab ich mich schlecht ausgedrückt. Ich meinte nicht, das man ihn wegen seiner Mitschuld am Tor auswechseln hätte sollen, sondern wegen seiner – in dieser Spielsituation – zu hohen Position. Löw hätte ihn natürlich auch schlicht weiter zurück beordern können.
der Scheff 19. Oktober 2012 um 14:45
mal ganz erlich: Boateng hat in den ersten 60min toll gespielt, vieleicht sein bestes Spiel in der N11 und wesentlich besser als z.B. Lahm. Ab der 60. hatte er, wie alle anderen auch, seine Schwächen, und ein Stellungsfehler von ihm (neben einigen Fehlern von Mitspielern) hat auch zu einem Gegentor geführt. Trotzdem war er in den letzten 30min auch nicht schlechter als Lahm oder sonstwer. Also bitte (diesmal) keine Diskussionen über eine Fehlbesetzung. Viele mögen Boateng nicht besonders, vieleicht aufgrund seiner etwas „lässigen“ Spielweise. Trotzdem, etwas Fairness wäre hier angebracht. Wer ständig an Gegentoren in der N11 beteiligt ist beginnt zwar mit B… , endet aber mit …adstuber… , womit wir beim eigentlichen Liebling von JL gelandet wären.
Thomas Bayer 17. Oktober 2012 um 10:11
Ich hatte den Eindruck, dass einige Spieler vorne nicht mehr in die Zweikämpfe gehen wollten (z.B. Reus, Kroos, Götze – Reus hat aber ein gutes Spiel gemacht). Auch versucht man zu oft, durch die Mitte zu kommen. Beeindruckend war der Freistoß kurz vor Schluss. Nach einer Station war der Ball bei Neuer.
sonar 17. Oktober 2012 um 10:19
der ihn dann zum gegner gebolzt hat
Gastro 17. Oktober 2012 um 13:59
Was auch daran lag das sich keiner angeboten hat.
xl 17. Oktober 2012 um 16:13
Ja bei dem Freistoß hab ich auch gedacht ich seh nicht richtig. Ab da war mir irgendwie klar, daß noch der Ausgleich kommt.
Tzaduk 17. Oktober 2012 um 10:01
Ein Spiel mit zwei Gesichtern. Vermutlich besteht die größte Überraschung vor allem darin, dass die Schweden sich nicht einfach in ihr Schicksal ergeben haben. Allein die (offenbar erfolgte) Ansage, dass der Drops noch nicht gelutscht ist, wäre in den meisten Kabinen von den Spielern nur milde belächelt worden, Irland hat ja auch auf das drohende Szenario versucht, mit Schadensbegrenzung zu reagieren. Das „Nein, wir drehen das hier noch!“ der Schweden hat mich ausgesprochen beeindruckt – und kam vor allem vom Trainer selbst.
Löw hat offensichtliche Schwierigkeiten, sein Playbook während des Spiels zu lesen – beziehungsweise, die Umstellung auf den Platz zu bringen, auch, OHNE dazu große Wechselorgien vorzunehmen. Auch, wenn das allein sein tatsächliches Manko ist, ist er in meinen Augen das Beste, was der N11 passieren konnte, nur müssen wahrscheinlich Stab und Spieler hier an einem Strang ziehen – die unsägliche Führungsspieler-Debatte zeigt, dass man allerorten jemanden sucht, der, wenn Löw nicht umstellt, das auf dem Platz quasi selbst durchführt.
Schweinsteiger hat das ja offensichtlich sogar versucht. Sein Gemotze mit Özil und Kroos hat aber offenbar nicht ausgereicht, um die Wirkung zu erzielen, die nötig gewesen wäre. Ich vermute daher, dass das Thema „Chef uffm Platz“ jetzt neu genährt wird…
muffin 18. Oktober 2012 um 20:15
Die flache Hirrarchie ist ja gewollt und hausgemacht (Fälle Frings und Ballack). Da sieht man mal wieder, warum sich jahrzehntelang „Typen“ durchgesetzt haben: weil es ganz ohne nicht geht!
Die Playbook-Theorie finde ich lustig 😉 Ich habe immer das Gefühl, dass er die darin stehenden Pläne B und C immer noch vor dem Anstoß vergisst…
Bla 17. Oktober 2012 um 09:51
Ich war gestern im Stadion und ich kann nur sagen: Hut ab, sehr schöne Analyse. Was ich noch ergänzen möchte: Ich habe (schon in Halbzeit 1) auf diesem Niveau selten eine Viererkette gesehen, die so schlecht organisiert war.
Das entgeht einem am Fernseher ja oft, aber wie oft Mertesacker und Badstuber falsch gestaffelt oder zu weit entfernt von einander standen und wie behäbig beide (plus Boateng) oft ihre Position bei Ballverlust einnahmen, das war schon arg neben der Spur. Hätte Schweden in Hälfte 1 nicht permanent nur Ibrahimovic gesucht sondern auch mal direkt in die Spitze überspielt, hätten wir da schon arge Probleme bekommen. So wurde es erst im zweiten Durchgang bestraft, dann aber knüppeldick.
OJDD 17. Oktober 2012 um 13:43
Das würde in Tat einiges erklären…
Allerdings wundert mich die Unordnung in der Viererkette nicht, Lahm spielt bei Bayern rechts, Badstuber links, Boateng hier rechts statt wie Bayern in der Mitte.
Könnte hier einen gewissen Unmut Löws gegenüber Heynckes durchaus verstehen.
MMn wäre dennoch die Viererkette (von links): Badstuber, Mertesacke, Boateng, Lahm besser gewesen, auch wenn es offensiv vielleicht nicht ganz so prickelnd gewesen wäre.
datschge 17. Oktober 2012 um 15:59
Löw selber hat ja mal (bzgl. der Position von Lahm) den Kommentar abgegeben, dass er wegen der mangelnden Einspielzeit so aufstellen würde, wie in den Vereinen gespielt wird. Daran hätte er sich von Anfang an halten können, Lahm wäre vermutlich rechts auch offensiv effizienter gewesen als Boateng. Das der Positionswechsel dann auch nicht während dem Spiel für mehr defensive Absicherung vorgenommen wird, muss mal wohl inzwischen von Löw erwarten, so wie auch Boateng nicht zurückgezogen wurde.
Was der Nationalmannschaft am meisten Abgeht, ist der Gedanke der defensiven Absicherung und das Erkennen solcher Situationen. Mir scheinen nur Khedira, Schweinsteiger und Lahm dazu eigenständig in der Lage zu sein. Khedira war verhindert, Lahm kann von der AV-Position nicht alllzuviel machen, und Schweinsteiger wurde (besonders von Kroos) alleingelassen. Und ohne Absicherung kommt automatisch auch dass Gefühl der Unsicherheit. Das Gefühl, ja keinen Fehler machen zu dürfen, ist im Sport psychologisch das kontraproduktivste was es gibt.
aneuer 19. Oktober 2012 um 10:10
Boateng hat sich tatsächlich nicht umgestellt – oder wurde nicht umgestellt. Glücklich sahen die Verteidiger nicht aus, und Neuer auch nicht.
Aber entscheidend ist doch, warum es überhaupt bei einem solchen Vorsprung zu so vielen 1 zu 1 Situationen kommt. Müller war nicht immer geschickt in seinem Defensivverhalten, aber immerhin willig, von Götze kam weit weniger – und Reus läuft für Mannschaftskollegen Schmelzer auch weit mehr als für Lahm. Es sei jetzt mal dahin gestellt, warum das so ist: Weil er dem Bayern nicht helfen WILL, oder weil er weiss, dass er Schmelzer helfen MUSS. Vor allem aber sollte man Kross nie mehr die acht spielen lassen. Kein Schweisteiger, kein Bender, kein Kehdira kann alleine in einer Situation wie vor dem 4:4 die Mitte zwischen 5er und 11m-Punkt zumachen und noch die zweite Reihe zentral abdecken. Klar hat Schw. hier die falsche Entscheidung getroffen, aber er kann ja auch nicht ahnen, wohin der Ball vom gefoulten Merte hinspringen wird.
Und zu Neuer. Ich sehe keinen Fehler bei den Toren, auch nicht beim 2:4. Hier macht er die typische Neuerbewegung und klappt das Knie nach innen. Dadurch bekommt er in solchen Situationen den Ball weit seltener durch die Beine als viele Kollegen. Diesmal hat er schlicht Pech, dass der Ball zwischen Kniekehle und Hand durchgeht.
ABER: Er lässt einmal katastrophal den Ball fallen – und er hält daran fest, die Bälle in den Mitte zu schlagen, auch als längst klar war, das Kroos und Özil nicht mehr in der Lage sind so gedankenschnell den Bällen entgegen zu gehen wie ihre Gegenspieler.
Und das ist ihm wirklich anzukreiden. Es sei denn Löw droht ihm wie damals Kahn mit Verlust des Stammplatzes wegen rustikaler Spielweise.
muffin 17. Oktober 2012 um 09:35
selten hat man so schlechte Wechsel gesehen. und dass nachdem schon die start11 sinnlos zusammengesetzt war (warum Boateng, nachdem Schmelzer zuletzt stark war, warum lahm wieder auf Links?).
und wieder war es (dreimal !!) badstuber, der seinen direkten Gegenspieler nicht einmal stört, bevor es zu Tor kommt. beim 4:3 ist es zudem Boateng, der mal wieder zeigt,, warum er als AV fehlbesetzt ist (mertesacker rückt lange nicht raus, weil hier der AV nachsetzen muss. Boateng geht aber nach innen) hier ist wohl auch fehlende Kommunikation zu bemerken.
wenn das so weitergeht…
Peter 17. Oktober 2012 um 10:03
Schmelzer war meines Wissens nach angeschlagen. Lahm auf Links, da wir neben Badstuber da keinen haben, und Loew ihn wohl lieber in der IV sieht.
Harald 17. Oktober 2012 um 10:11
Sinnlose Startaufstellung?! 60 Minuten haben gezeigt, dass die Startaufstellung gut funktioniert hat. Schmelzer hat im Übrigen nicht gespielt, weil er verletzt war. Natürlich hätte man dann Lahm auf Rechts lassen können, Badstuber auf Links und Boateng und Merte als IV – aber, ob es das besser gemacht hätte…?
muffin 17. Oktober 2012 um 15:39
Schweden hat aus 4 Schüssen 4 Tore gemacht. soviel zur „funktionierenden Abwehr.
muffin 19. Oktober 2012 um 11:00
…und um es nicht zu vergessen: es standen drei Bayer in der Viererkette, jeder davon spielte auf einer anderen Position als zuletzt im Verein. Da ist die Unordnung doch irgendwie vorprogrammiert, wenn man innerhalb von ein paar Tagen, zwar mit denselben Mitspielern spielt, aber völlig andere Rollen einnehmen muss. Zudem spielt Boateng bei Bayern schon lange keinen RV mehr, genausowenig wie Lahn Links…
es tut mir leid, aber das ist zumindest nicht sinnvoll. es kann ja auch nicht Aufgabe des Bundestrainers sein die Spieler auf die Positionen umzulernen, die er für richtig hält. Da muss er sich auf die Vereine verlassen und das tut Löw scheinbar nicht genügend.
Joma 17. Oktober 2012 um 10:13
schade, dass du bei deinem Kommentar deine Vereinsbrille nicht absetzen kannst. Die Umstellung Lahm auf links und Boateng auf rechts wurde erst durch den verletzungsbedingten Ausfall Schmelzers notwendig und war keine Entscheidung gegen Schmelzer. Eine bessere Auf- bzw. Umstellung um Schmelzers Ausfall zu kompensieren fällt mir nicht ein, dir?
muffin 17. Oktober 2012 um 15:37
welche Vereinsbrille?
Boateng ist einfach kein AV und macht dort immer wieder entscheidende Fehler.
schmelzers Verletzung war mir leider entfallen.
warum nicht mal wieder höwedes ne Chance geben?
letztendlich sind doch schon die nominierunen quatsch, wenn man durch einen Ausfall die gesamte abwehrreihe durchwurschteln muss
Joma 17. Oktober 2012 um 16:21
Ich sehe Boateng ebenfalls nicht als beste Lösung für die Außenverteidigerposition. Allerdings hat er gestern in den ersten 60 Minuten eine durchaus sehr gute Leistung gezeigt. Offensiv viel initiiert und hinten nahezu fehlerfrei da beschäftigungslos. Ab der 60. Minute hat meiner Meinung nach keiner der 11 Spieler fehlerfrei gespielt und die Gegentore nur den Abwehrspielern anzulasten halt ich für falsch. Wenn vorne schon keiner mehr die Gegenspieler anläuft geht die Kompaktheit flöten und die hinten drin müssen es ausbaden. Deswegen sind die letzten 30 Minuten in meinen Augen kollektives Versagen. Das auch zum Thema funktionierende Abwehr.
Übrigens hatte Schmelzer in letzter Zeit nicht nur starke Auftritte, vor allem nicht in der Nationalelf (Österreich). Ein Höwedes hatte in seinem letzten Länderspiel gegen die Schweiz viel Licht aber auch Schatten. Zudem muss mit einem Höwedes ebenfalls Lahm auf links wechseln und die Abwehr wird genauso durchgewechselt. Es gibt einfach im aktuellen Kader und in der Bundesliga keinen sehr guten Linksverteidiger nach Lahm, Schmelzer und eventuell noch Badstuber. Jansen, Pander, Rausch sehe ich da nicht zwingend besser als einen Boateng. Dementsprechend war eine größere Umstellung in der Abwehr einfach notwendig. Schlechte Nominierungen kann man Löw daher nicht vorwerfen.
sonar 17. Oktober 2012 um 10:15
schmelzer war verletzt
ode 17. Oktober 2012 um 09:29
Ich denke, dass man das gesehene nur ansatzweise taktisch erklären kann. Man kann erklären, warum die Schweden besser ins Spiel kamen und woran es lag, aber nicht, wie die Mannschaft dann so zusammenbrach. Das hat sicherlich auch nervliche Gründe. Am Ende hat die Mannschaft so erschreckend niedergeschlagen gewirkt. Um eine übliche Floskel zu verwenden, die dann ausnahmsweise mal stimmt: Die haben drum gebettelt…
Ich weiß nicht, ob man Löw da wirklich einen Vorwurf machen kann? Er hätte reagieren können. Aber hätte es das wirklich besser gemacht einen Özil auszuwechseln um Westermann zu bringen? Vielleicht hätte dieser sich gleich in die Pannenshow eingereiht?
Löw will doch auch immer, dass die Mannschaft ihr Spiel durchdrückt. Vielleicht war sein Plan B ja, die Spielkontrolle wieder zu erlangen? Hat nur nicht geklappt…
Uli 17. Oktober 2012 um 09:23
Mir gibt auch zu denken wie viele Spieler gestern gefehlt haben. Hummels, Lars und Sven Bender, Schmelzer, Khedira, Gündogan, Gomez, sind ja eine ganze Latte an Spielern. Einige sind natürlich ernsthaft verletzt, aber Hummels, Sven Bender und Gündogan haben schon angekündigt Samstag gegen Schalke wieder spielen zu können/wollen.
Da wären vielleicht auch mal Fragen angebracht ob alle Nationalspieler hier immer die richtigen Prioritäten setzen oder lieber vorsorglich mal ein Spiel aussetzen um sich für den eigenen Verein zu schonen. Natürlich geht es nicht darum 90 Minuten zu spielen oder sich kaputt zu machen, aber ein Hummels für die letzten zwanzig Minuten hätte vielleicht den Unterschied machen können.
Kurt Z. Hose 17. Oktober 2012 um 11:59
Interessante These. Aber mal davon ab, dass die von dir genannten Dortmunder Spieler erst gestern wieder ins Mannschafstraining eingestiegen sind bzw. Gündogan eventuell heute in Dortmund wieder einsteigt, wie viele von diesen Spielern hat Löw denn in den letzten Monaten eingesetzt? Und wie viele der, wie sich Löws Aussagen in der Presse entnehmen ließ, nur widerwillig eingesetzten Spieler wurden von ihm namentlich für Fehler und die mangelnde Stabilität in der Abwehr verantwortlich gemacht? War es nicht die mangelnde internationale Erfahrung und, gerade im Fall Schmelzer, die mangelnde Klasse der Dortmunder Spieler?
Die Neuankömmlinge als Sündenböcke auszumachen hat natürlich das mangelnde Defensivkonzept übertüncht, sichtlich nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern dies konnte auch gut den Aussagen von Löw und den Führungsspielern in der Presse entnommen werden.
Glücklicherweise wurden die Verletzungen der Dortmunder ja ausreichend in den Spielaufzeichnungen dokumentiert, von daher darf man ruhig davon ausgehen, dass deine These wirklich nicht mehr als eine These ist.
Merke: Wenn Dortmunder spielen sind sie schuld, wenn nicht auch, da sie ihre Prioritäten falsch setzen.
Uli 17. Oktober 2012 um 14:00
Das beziehe ich nicht nur auf die Dortmunder, auch ein Phillip Lahm hat schon öfter mal ausgesetzt um sich zu schonen oder wenn es ein vermeintlich bedeutungsloses Testspiel war. Auch Schweinsteiger kam in der Nationalelf ja erst relativ spät zurück, während er bei den Bayern schon längst wieder auf dem Platz stand.
Ich habe einfach öfter den Eindruck manche Spieler betrachten die Nationalelf als lästige Pflicht und Löws Umgang mit Spielern wie Schmelzer tut da natürlich sein übriges. An seiner Stelle würde ich mir auch dreimal überlegen ob ich mit 90% Fitness antrete oder lieber daheim bleibe.
Kurt Z. Hose 20. Oktober 2012 um 18:39
„Einige sind natürlich ernsthaft verletzt, aber Hummels, Sven Bender und Gündogan haben schon angekündigt Samstag gegen Schalke wieder spielen zu können/wollen.“
Ganz die Löw’sche Taktik: Ich kritisiere ja keine Spieler in der Öffentlichkeit, aber…
Nachtrag zu den haltlosen Spekulationen:
Schmelzer, Gündogan und Götze am 20.10. verletzt auf der Tribüne. Sven Bender nach überstandener Augapfel- und Schädelprellung und Mats Hummels nach zweiwöchiger Pause wegen Hüft- und Fußprellung wieder in der Startelf.
Wobei, Sven Bender in dem Zusammenhang zu erwähnen, erschließt sich mir nicht, da er seit Monaten nicht mehr nominiert wurde.
Und im Falle von Bender und Hummels: Genützt hat es trotzdem nichts.
OJDD 17. Oktober 2012 um 13:39
Vielleicht sind ja auch besagte Spieler nicht dabei, weil sie auf den Zirkus a la Jogi keinen Bock haben? Bin gespannt wann andere sich endlich mal trauen, was zu sagen.
opaoma 17. Oktober 2012 um 09:17
Es wäre ja so schön wenn er jetzt endlich gehen würde und ein Trainer kommt, der bei so vielen guten Spielern ein bisschen mehr nach Form aufstellt. Man steckt ja nicht drin, aber es scheint wahrlich so oft der Fall zu sein, dass Löw in erster Linie die aufstellt, die sich nach seiner Ansicht in der Nationalelf bewährt haben. Weniger wichtig scheinen Gegner, taktische Ausrichtung und aktuelle Form der Spieler (auch in den Vereinen) zu sein.
Dazu passen auch die Stichwörter „allerhögschtes Niveau“ und „internationale Klasse“. Erfahrung und Sicherheit in anderen Umgebungen als in dem eigenen Verein sind sicher Dinge, die man erwerben kann und muss, aber dass Niveau ist ganz bestimmt nicht deutlich höher (oder international, was soll das heißen?). Und wie soll z. B. ein junger talentierter Götze Erfahrung sammeln, wenn er nicht ein mal gegen Gegner wie Schweden von vorne ran darf. Bei der WM ist es dann zu spät.
Übrigens weiss ich natürlich, dass Löw auch vieles richtig gemacht hat, trotzdem sind diese Sachen für mich schon länger nicht mehr gut zu ertragen.
Joma 17. Oktober 2012 um 10:04
Diesen Einwand, dass Löw nicht nach Leistung aufstellt kann ich zumindest nach dem gestrigen Spiel überhaupt nicht nachvollziehen. Welcher Spieler aus der ersten Elf steckt denn gerade in einem Leistungstief? Welchen Spieler hättest du denn aufgrund seiner aktuellen Form in der Startelf erwartet und vor allem für wen?
Zudem widersprichst du dir selbst wenn du im nächsten Absatz einen Götze forderst, der „nicht mal gegen Schweden von vorne ran darf“. Meiner Meinung nach ist Götze momentan der Spieler der aufgrund seiner langwierigen Verletzung noch nicht wieder seine Bestform erreicht hat und deswegen in der ersten Elf nicht zwingend aufgeboten werden muss, wenn man strikt nach Leistung aufstellt.
Generell gebe ich dir recht, dass Jogi gestern auch nicht verstanden hat auf die taktischen und personellen Umstellungen der Schweden zu reagieren. Vielleicht wäre ein nicht positionsgetreuer Wechsel besser gewesen um die Defensive zu stärken (Kroos oder Özil raus, dafür Westermann rein). Aber gut, im Nachhinein ist es immer einfach eine VERMEINTLICHE Lösung zu präsentieren…
opaoma 17. Oktober 2012 um 10:44
Ich habe mich tatsächlich überhaupt nicht auf das Spiel gestern bezogen, sondern auf die gesamte Ära Löw. Das Spiel gestern ist eher ein Aufhänger, der eben die leise Hoffnung weckt, dass Löw noch vor der WM geht. In dieser Hoffnung bin ich auch offen total subjektiv, ich mag den guten Jogi einfach nicht mehr, wofür es dann aber auch wieder objektivische Gründe gibt.
Beispiele, bei denen ich vermute dass Löw eher nach den von mir bemängelten Kriterien aufgestellt hat, gibt es meiner Ansicht nach genug. Prominent natürlich das Italien- Halbfinale. Aber auch bezogen auf einzelne Spieler, Schmelzer war spätestens in der letzten Rückrunde in einer viel stärkeren Verfassung als jetzt, warum dann die Notlösung mit Lahm auf links? Warum so lange an Podolski festhalten? (Zum Glück kommt Löw jetzt an Reus nicht vorbei) Warum einen verletzten Schweinsteiger bringen?
Bei Götze bin ich auch subjektiv, aber der hat eben unheimlich Luft nach oben und kann meiner Meinung nach nur durch Praxis seine Albereien abstellen. Wie oft war der denn mal in der Startelf?
Ist natürlich schwierig bei der Geschichte BvB vs. Bayern außen vor zu lassen und neutral zu bleiben, da es aus anderen Vereinen keine Alternativen gibt oder man sie nicht kennt und man natürlich seine eigenen Leute lieber mag…
opaoma 17. Oktober 2012 um 10:48
oh, verdammt. Hab natürlich Lars Bender vergessen!
xl 17. Oktober 2012 um 16:03
Den Einwand kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Wer war den ausser Form? Wen hätte Götze ersetzen sollen? Reus, Özil & Müller haben die ersten 60 Minuten doch alle hervorragend gespielt und waren irgendwie auch an jedem Tor beteiligt. Ich habe wirklich nix gegen Götze und würde ihn auch gerne öfter mal spielen sehen aber am Offensiven Mittelfeld gabs gestern echt nichts zu meckern (ausser natürlich das schlechte Defensiv Verhalten zum Schluss aber da hat Götze ja auch nicht wirklich positiv heraus gestochen).
sharpe 17. Oktober 2012 um 08:30
zunächst zu allen obigen Kritikern an der N11: Habt ihr nicht die ersten 60 Minuten gesehen? Kein Fortschritt? Das war Fußball zum Zungeschnalzen. Natürlich muss man auch die letzten 30 Minuten beurteilen, aber was da passierte, hat sehr viel mit der Psyche zu tun. Nachdem das erste Tor gefallen war, und das war nach Müllers Ballverlust (Foul?) nur noch sehr schwer zu verhindern, war wohl das kurz darauf folgende 4:2 für das Spiel entscheidend. Neuer und Badstuber hatten ihren Anteil daran und waren in der Folge sehr verunsichert. Wie so oft in ähnlichen Situationen überträgt sich die Verunsicherung auf den Rest des Teams und natürlich passiert beim Gegner psychologisch genau das Gegenteil. Währende die einen Lunte riechen und alles versuchen (und die Schweden haben das in der Tat sehr gut gemacht), spielen die anderen gehemmt. Zudem ist die N11 mit Spielern wie Reus, Özil, Kroos, Götze usw. nicht gerade darauf ausgerichtet, gegen einen anrennenden, mit vielen hohen Bällen operierenden Gegner gut zu verteidigen. Ein Khedira und/oder Bender hätten uns sicher sehr gut getan.
Aber was gestern geschehen ist, passiert jedes Jahrhundert einmal. Das eine Mannschaft bei 4:0 Führung einen Gang zurück schaltet, ist relativ normal.
Zu möglichen Auswechslungen: wahrscheinlich wäre es besser gewesen, irgendwann mal einen Defensivspieler einzuwechseln, aber wäre das Spiel dann ebenfalls 4:4 ausgegangen, hätte man das Löw dann genauso zum Vorwurf gemacht, im Sinne von: damit gibt er der Mannschaft ja ein Zeichen, sich hinten rein zu stellen.
Man sollte nach diesem Spiel hauptsächlich an die ersten 60 Minuten denken und erkennen, wie gut die Mannschaft Fussball spielen kann. Total unsinnig sind Führungsspieler-, Plan B-, Siegermentalitäts-, Wer singt die Hymne-, wer ist der richtige Kapitän- oder Trainerwechseldebatten. Der Rest ist nur gut als Warnung für die Zukunft und evtl ein gutes Zeichen dafür, dass es wichtig ist, auch den ein oder anderen zweikampfstarken, defensivstarken Spieler (Khedira, Bender) zur Verfügung zu haben. Denn auf die Quali insgesamt wird es keinen Einfluss haben, die schaffen wir sowieso, genauso sicher wie wir zu den 3-4 besten Teams der Welt gehören.
FelixK 17. Oktober 2012 um 09:26
Ich sehe das prinzipiell ähnlich, dass das eher psychologisch zu erklären ist und auch nicht so dramatisch zu sehen. Es bietet gute Chancen, zu lernen. Allerdings ist an der Diskussion über einen fehlenden Plan B meines Erachtens was dran. Mir gefallen seit Jahren bei Löw die Wechsel im Spiel nicht (im Gegensatz zu so ziemlich allem anderen) und auch hier waren die wieder recht fragwürdig aus meiner Sicht. Die Überschrift im Artikel trifft es schon sehr gut, er wechselte, aber eigentlich nicht. Källström war an den beiden ersten Gegentoren entscheidend beteiligt, spätestens danach hätte man auf die Idee kommen können, dass in der Zentrale stabilisiert werden muss. Da war nun die Besetzung auf der Bank nicht so toll für die Sechserposition, aber ich habe keinerlei Veränderungen in dem Bereich gesehen. Dass die Spieler sich nach einem 6:1 und einer 4:0-Führung zu sicher fühlen, finde ich verständlich, aber da könnte der Trainer vielleicht etwas unbeeindruckter bleiben und irgendwann die Notbremse ziehen.
EvS 17. Oktober 2012 um 09:27
ja und nein…auf der einen seite geb ich dir recht dass die ersten 60 minuten gezeigt haben dass die n11 v.a. gegen defensiv stehende mannschaften mittlerweile sehr sehr gut agieren. das ist auch wunderbar. aber das problem was sich schon seit einiger zeit abzeichnet ist eine eklatante schwäche bei stärker pressenden teams. mir scheint es fast so als ob löw die defensive ob unserer überagenden offensivspieler zur gänze ignoriert (siehe schmelzerkritik die völlig am kern der sache vorbei ging). irgendwie beschleicht mich das gefühl eines niederlande 2.o – strikte trennung von offensive und defensive, mit dem unterschied dass unsere viererkette + schweinsteiger allein gelassen werden.
j4g0 17. Oktober 2012 um 09:59
Das 4:0 wurde trotz, bzw. gerade wegen, des schwedischen Pressings erzielt. Die zunehmenden Schwierigkeiten, sich spielerisch zu befreien würde ich auch psychologisch begründet sehen. Ich halte es auch nicht für eine Schwäche, dass man dann nicht die Spielphilosophie über den Haufen wirft und, anstatt die eigenen Stärken zu nutzen, um sich spielerisch zu befreien, auf Zweikampfstärke und die s.g. „deutschen Tugenden“ setzt, die in der Mannschaft doch kaum vorhanden sind.
Die Interviews legen nahe, dass der Einsatz nach der sicher geglaubten Führung nachgelassen hat (angesichts des Spielstands wohl normal), allerdings würde ich hier auf die obige Analyse verweisen, in der bereits angesprochen wurde, dass ein wesentlicher Bestandteil des Problems der Spielaufbau unter Pressing war. Wie bereits erwähnt, war der aber beim 4:0 noch in Ordnung und daran wird Löw weiter arbeiten. Kurzum, auch in Zukunft wird (mMn. zurecht, ein Götze eingewechselt, der die Kontrolle über Ball und Spiel zurückbringen soll) und nicht ein defensiverer Spieler, der mit herausragender Zweikampfstärke in der Mannschaft eh allein wäre…
EvS 17. Oktober 2012 um 10:11
es geht doch nicht um beton anrühren…aber es ist doch nicht neu dass unsere defensive vermehrt ins schwimmen gerät und das hat mMn nicht wenig mit dem mittelfeld zu tun und dort sehe ich leider keine entwicklung und das muss sich löw ankreiden lassen.
nicht falsch verstehen…er hat den nationalmannschaftsfußball auf ein neues niveau gehoben und ich will auch nicht zu irgendwelchen obskuren tugenden oder eiern zurück. aber ein bisschen mehr den fokus auf defensivverhalten richten wäre schön.
j4g0 17. Oktober 2012 um 23:16
Dann habe ich Dein Verständnis von Defensivverhalten wohl missverstanden. Kommt wohl auch darauf an, an welcher Stelle man den Anfang des Problems betrachtet.
Wenn man beim Pressing des Gegners und dem daraus resultierenden fehlerhaften Spielaufbau ansetzt, dann hast du völlig recht, spricht das für mangelhafte Untersützung aus dem Mittelfeld.
Wenn man beim zunehmenden gegnerischen Ballbesitz ansetzen wollte, würde ich das Problem wieder auf die komplette Mannschaft ausweiten. Gegen Irland und die ersten 60 Minuten haben die Deutschen sehr hoch gepresst und der Gegner war völlig überfordert. Aber nicht nur das Anlaufen der Gegenspieler wurde weniger, sondern auch die Abstände der Mannschaftsteile immer Größer. An dem Phänomen hätte aber auch kein einzelner (eingewechselter) Spieler etwas geändert.
Die Entwicklung/ Veränderung der Spielphilosophie würde ich in dem viel Höheren Pressing sehen, das zu mehr Dominanz führt, als beispielsweise noch bei der WM. Hoffnung gibt mir die sehr gute Umsetzung, gegen zugegebenermaßen nicht für ihre Ballsicherheit bekannte Gegner. Enttäuschend war natürlich fraglos das beinahe völlige Einstellen dieses bis dahinsehr guten Spiels, aber wie gesagt, das hatte – nehme ich an – eher psychologische Gründe.
Spanien ist derzeit die stärkste Mannschaft und sollte es zu einem Aufeinandertreffen kommen, halte ich das sehr hohe Pressing für einen erfolgversprechenderen Ansatz als die im Vergleich dazu „tiefe“ Verteidigung der WM. Nicht zuletzt war das mMn. bisher auch gegen Barcelona das beste Mittel, das ein „auf Augenhöhe“ befindlicher Gegner wählen konnte (Real).
ST 18. Oktober 2012 um 01:23
Das Problem ist doch, dass meist nur die Mannschaft mit der besten Defensive den Titel holt. Und da krankt es seit einem Jahr erheblich!
Klar, die Offensive ist toll, wobei- bei den Spielern… Mal ehrlich, so viele Talente hatten wir seit Jahrzehnten nicht mehr!
Tatsächlich hätte ein Westermann im Mittelfeld für Stabilität gesorgt, er wäre eine sichere Anspielstation gewesen, ohne dass der Ball gleich nach vorne geschlagen werden müsste. Und er hätte Schweinsteiger bei der Defensivarbeit unterstützt.
j4g0 18. Oktober 2012 um 23:47
Dass die Defensive Titelgewinnt ist bloß eine Floskel.
1. Wurde in der letzten Bundesligasaison nicht die Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren Meister und
2. – viel wichtiger – kann mit Defensive konsistenterweise nur ein schlüssiges/funktionierendes Defenivkonzept gemeint sein. Wohl dem, der das wie die Spanier über Pressing und Ballbesitz erreichen kann, aber dass das nicht die einzige zielführende Methode ist, hat prominent wiederum Dortmund gezeigt. Löw’s Idee für die n11, nach dem WM, scheint mir eher an letztere angelehnt zu sein. Dass die Mannschaft das auch umsetzen kann, hat sie in 150 Minuten gegen Irland und Schweden gezeigt (wie bereits erwähnt wird es da härtere Prüfsteine geben).
Wenn man sich darauf einigen könnte, stellten sich zwei weiter Fragen:
1. Warum hat die Mannschaft nicht weier das Konzept umgesetzt? -> Hier bin ich skeptisch, dass ein einzelner Spieler etwas geändert hätte, schließlich ging esja lange Zeit hervorragend.
2. Warum hat Löw nicht das Konzept geändert (der s.g. Plan B – wenn ich die Kritiker in dieser Hinsicht richtig verstehe)?
-> In Abetracht dessen, dass Defensivkonzepte eine gewisse Zeit des Einstudierens benötigen, wäre wohl am ehesten eine Anlehnung an die (pre)WM-Strategie zu denken. Ich bin leider nicht Experte genug, würde aber annehmen, dass das nicht den Qualitäten des Großteils des Kaders entspräche. Ich bezweifle ferner, dass sowohl a)die 3 Spieler, die man maximal hätte austauschen können für eine entsprechende Schwerpunktverlagerung gereicht hätten, als auch b) überhaupt derart viele entsprechenden Spieler auf der Bank saßen.
Kurzum, GER hat ein Überangebot an technisch hochbegabten Spielern, die keine riesigen Räume brauchen, bzw ausreichend große Räume schaffen können, sodass man den Gegner tief in seiner Hälfte halten und trotzdem selbst gefährltich werden kann. Das sehr Hohe Pressing ist mMn. ein passendes Konzept Löws, das zuletzt 150 Minuten gut praktiziert wurde. Wenn man tiefer stehen wollte, müsste man mehrere dieser hervorragenden Offensivspieler opfern (und es tut selbst mir als Bayernfan in der Seele weh, Götze häufig nicht in der Startelf zu sehen).
Jo 17. Oktober 2012 um 09:31
@sharpe: Du schreibst mir aus der Seele! Ich habe in der ersten Halbzeit mit das beste Spiel einer favorisierten Mannschaft gegen einen defensiven, derart tief stehenden Gegner gesehen. Das war überragend. Wenn man schon alles in schwarz-weiß sieht, darf man das weiße nicht verdrängen!
Zur Trainerdiskussion: Titel hin oder her: Wir sollten froh sein, einen Trainer wie ihn zuhaben, weil er Deutschland spielerisch auf ein Weltniveau gebracht hst. Vergl. 1998-2004!!!
ST 18. Oktober 2012 um 01:25
Das gildet nicht! Mit den Spielern von heute hätte damals Rudi Völler auch was besseres anstellen können.
Rarehero 17. Oktober 2012 um 09:43
Nein, kein Fortschritt. Ein Rückschritt. Fußball spielen konnten die Jungs schon immer. Das sie sich phasenweise in bisher unerreichte Höhen schwingen ist schön. Dumm nur, dass man dafür jegliche Stabilität und Sicherheit aufgegeben hat. Und das ist nicht erst seit gestern so. Das war kein einmaliger Ausrutscher. Es deutete sich schon in der EM-Qualifikation an, setzte sich gegen Frankreich fort, Schweiz, die EM, Argentinien, Österreich, Schweden. Und in Kürze darf man zu diesen Niederländern, die gerade auf der Woge des Neuanfangs getragen werden.
Und das liegt sicherlich nicht einfach an den Spielern. Wir haben da Jungs aus Dortmund, die in den vergangenen beiden Jahren ganz neue Defensiv-Rekorde aufgestellt haben. Die Jungs aus München stehen dem kaum nach und haben die vergangene Champions League-Saison mit den zweitwenigstens Toren aller Teilnehmer abgeschlossen. Vor allem konnten es die Jungs schon mal besser. Nie wirklich gut, aber besser als mindestens über die letzten zehn Monate.
Was ist passiert? Haben die Jungs das Fußball spielen etwa doch verlernt? Nö. Spielen die Jungs gegen den Trainer? Wahrscheinlich nicht (aber ob der eine oder andere noch glücklich in der Nationalmannschaft ist, wage ich immer mehr zu bezweifeln). Liegt es vielleicht daran, dass seit ein, zwei Jahren viel experimentiert wird, ohne das nennenswerte Fortschritte in der Stabilität erzielt werden? Dass die Formation immer wieder durcheinander gewürfelt, ohne das irgendwas besser wird? Klingt wie eine gute Theorie.
Und dazu dann ein Trainer an der Seitenlinie, der ein Spiel nicht lenken kann. Der keinen Plan B kennt. Der keine Sicherheit ausstrahlt, wenn es nicht wie geplant läuft. Es ist bestimmt toll für die Spieler, die ohnehin schon aufgrund fruchtloser Experimente und ausbleibender Fortschritte in der Gesamtstabilität verunsichert sind, wenn sie auch noch das Gefühl haben müssem, dass von der Bank nichts Gescheites kommt, wenn alles aus dem Ruder läuft. Also ich würde mich da als Spieler hilflos fühlen. Und auf Dauer würde ich meine Sicherheit, dann meine Zuversicht in den gemeinsamen Weg und schließlich die Freude verlieren.
Aber ja, alles ist super. Alles entwickelt sich gut, weil man dann und wann mit der Zungen schnalzen darf. Der Gegner darf nur nichts Unerwartetes tun. Dann brennt sofort das Dach. Und das ist der Zustand nach acht Jahren Arbeit. Wann dürfen mit einem Durchbruch rechnen? Vielleicht doch noch vor 2018?
slarti 18. Oktober 2012 um 12:50
Die Mannschaft hat jetzt – ich weiß nicht, seit wie langer Zeit – daß zweite Pflichtspiel nicht gewonnen. Und alle reden tatsächlich fast unwiedersprochen von einer angeblich nicht vorhandenen Siegermentalität. Ist da nicht irgendwie der Blick für die Realität ein bißßchen verschwommen?
Und übrigens : „Fussballspielen konnten die Jungs schon immer“ ist eine sehr, sehr gewagte Aussage.
Ich will mal kurz rekapitulieren : Am Anfang war das Rumpeln, es war so schlimm, daß es sogar der amtierende N11-Betreuer nicht mehr ertrug und zurücktrat. Europameister wurde Griechenland und bitte, die waren auch schrecklich. Dann waren 2 Jahre Zeit für Jogi Löw und seinen Öffentlichkeitsbeauftragten, bei der Heim-WM das schlimmste zu verhindern. Und siehe da, mit einer zunächst auf fast reine Umschalttaktik eingestellten Manschaft erreichte man, mit ein bißchen Heimvorteil immerhin ganz ansehnlich das WM Halbfinale ( leider halt gegen Italien^^). Alles war super, fanden alle – nicht aber Jogi Löw, dem klar war, daß man als starr eingestellte Kontermannschaft gegen defensiv bleibende Gegener halt zu oft nicht gewinnt. Also nun das große Projekt, schnellen dominanten ballbesitzorientierten Offensivfußball zu etablieren. Ein ziemlich großes Projekt, das bei der nächsten Euro noch nicht zum Titel, aber immerhin bis ins Finale gegen Spanien ( deren Konzeptarbeit im übrigen schon zu Zeiten von sagen wir mal Erich Ribbeck begonnen hatte)führte . Die Qualität des Offensivspiels steigerte sich im Verlauf nochmals und bei der Anschließenden WM in Südafrika war es so gut, daß dies sogar in sagen wir mal England bemerkt und anerkannt wurde. Leider dann halt wieder Spanien, wenn auch diesmal knapper als zwei Jahre zuvor.
Und nun also dieses aufgrund großer Erwartungen allseits als furchtbar erlebte Halbfinale gegen Italien, das den einen oder anderen Unbeteiligten offensichtlich so heftig persönlich gekränkt hat, daß er nicht mehr so genau weiss welche Entwicklung diese Manschaft unter Löw gemacht hat.
Und weitermacht : In welchem enormen Tempo diese Mannschaft nun auch ein gutes Pressing erlernt, ist für eine Nationalmannschaft mit wenig Übungseinheiten ziemlich beeindruckend. Das Pressing ist natürlich nur dann hilfreich, wenn es (nahezu) perfekt funktioniert, auf dem Weg dahin wird es mangels guter Koordination noch das eine oder andere Gegentor ermöglichen( in Ausnahmefällen vielleicht auch noch zwei^^). Trotzdem wird auch diese Entwicklung die Manschaft wieder weiterbringen. Wenn wir gegen Spanien ( evtl auch Argentinien, Brasilien) bestehen wollen, müssen wir uns weiterentwickeln, wenn wir neue Dinge lernen, wird es ein paar mal schief gehen.
Aber bitte : Errinert euch immer wieder mal wie es vor 10, aber auch vor 8, 6 oder 2 Jahren war. Ich finde nicht, daß unter diesem Bundestrainer auch nur die geringsten Anzeichen von Stagnation zu sehen sind.
Klar ist so ein Spielverlauf einigermaßen peinlich, klar kann man wie der TE ( in der Rückschau !) auch einige Dinge sachlich korrekt kritisieren. Man muss aber schon auch sagen, daß es auch sehr unglücklich gelaufen ist, die 4 schwedischen Toren entstanden aus höchstens 5 Chancen, bei denen mehrfach auch mehr oder weniger klare Fouls ungeahndet vorangegangen waren. Während die Schweden praktisch jeden Schuss versenkten, waren sie zuvor mit dem 4:0 noch sehr gut bedint gewesen.
Also bei aller Kritik an diesem und bei aller Enttäuschung über diese „Blamage“ würde ich doch empfehlen, weder die Mannschaft, noch den Trainer nicht grundsätzlich in Frage zu stellen.
Seid ein bißchen fair
TheSoulcollector 19. Oktober 2012 um 16:26
Auf der einen Seite kritisierst du, dass Löw keinen Plan B hat. Dann wiederum meckerst du, dass Löw zu viel verändert. Wie soll denn ein Plan B entstehen, wenn der Trainer nicht ab und an mal etwas neues ausprobiert?
bonzy 17. Oktober 2012 um 10:04
imub 17. Oktober 2012 um 21:36
Ich sehe sogar die ersten 60 Minuten kritisch. Natürlich ist ein 4:0 gegen Schweden zu diesem Zeitpunkt unglaublich und natürlich waren die Tore schön rausgespielt aber im Fussball fallen Tore grundsätzlich durch Fehler der anderen Mannschaft. Wir haben uns 30 Minuten schlecht angestellt, davor aber Schweden 60 Minuten. Aber mir sind eigentlich nur unsere 30 Minuten im weiteren wichtig.
Meiner Meinung nach haben wir ein riesen Problem mit dem Pressing anderer Mannschaften, das war gegen Italien schon im Viertelfinale so und nun wieder. Hätten wir gestern gegen Italien gespielt, dann hätten wir das 4:0 auch noch komplett verspielt. Ich weiß leider selber nicht wie man das richtig trainieren soll, aber im Grunde haben wir im Mittelfeld die technische starken Spieler, die in so einer Phase den Ball behaupten können und den Gegner dann müde laufen lassen. Jedoch hat das nicht geklappt, denn es wurden zu viele lange Bälle geschlagen, die zu Ballverlusten führten. Ich denke da sollte Jogi mal ansetzen
LeFlo777 17. Oktober 2012 um 08:12
Nachtrag:
Ist euch auch die Schwäche bei Eckbällen aufgefallen? Ich hatte den Eindruck, dass bei jedem schwedischen Eckball „högschte“ Gefahr herrschte?
Alles in allem ein sehr interessantes Spiel, zeigt es doch die Stärker und schwächen der NM und Löw sehr schön auf.
LeFlo777 17. Oktober 2012 um 08:02
Mal wieder eine super und superschnelle Analyse. Deckt sich in vielen Punkten mit meinen Beobachtungen. Ihr seid einfach die Besten!
Was mMn aber der 60. Minute nicht mehr gepasst hat, war die Abstimmung: Ich hatte den Eindruck, dass ein Teil der Mannschaft weiter pressen und aufs nächste Tor spielen wollte, ein anderer Teil der Mannschaft das Spiel nach Hause schaukeln wollte. Dadurch verlor die NM die Kompaktheit und das Offensivpressiv einzelner Spieler war wirkungslos und konnte leicht umspielt werden. Dadurch kamen die eigentlich schwachen Schweden viel zu einfach ins Spiel. Bei den Gegentoren haben mich dann v.a. Schweinsteiger, Boateng & Badstuber enttäuscht.
Löw kann extrem gut Spiele vorbereiten (mal abgesehen vom Halbfinale gegen Italien), aber er kann nicht auf Situationen im Spiel reagieren. Er bräuchte noch einen Spezialisten aka Tuchel an der Seite. Wenn er hier nicht dazu lernt, dann wird das leider nie was mit einem Titel. Ich habe den Eindruck, dass er im Spiel die Mannschaft nur noch schwer erreicht.
Egghat 17. Oktober 2012 um 07:16
Man sieht, wie imminent wichtig es ist, dass das Mittelfeld defensiv mitarbeitet. Und um es mal an einer Person festzumachen: wie wichtig Khedira ist. Der ist offensiv auf einem Level mit Kroos, defensiv aber zwei Klassen besser.
Und was mir gestern auch auffiel: es ist nicht das erste mal, dass in einer entscheidenden Szene der deutsche Spieler, der am nächsten beim entscheidenden Gegenspieler steht, Schweinsteiger heißt. Nur heißt „nah“ in diesem Fall: 5 Meter …
Foxtrott 17. Oktober 2012 um 10:15
Auch ich dachte genau das selbe wie Du, Khedira hat (mMn grade in der großen Schwedischen „Drangphase“ nach dem 4:1) extrem gefehlt.
Ansonsten eine schöne Analyse.
Grade auch die Problematik Boateng/Kacaniklic war auch für den Laien gut erkenntlich.
Im Endeffekt muss man natürlich trotzdem sagen, dass so ein Spielverlauf eigentlich kaum durch taktische Überlegungen zu erklären ist. Dazu nur noch ne Stelle aus eurer Irland-Deutschland Analyse, die gut zur Schwedischen Chancenverwertung: „[…]Von daher sollte man das Ergebnis nicht überbewerten – eine solche Effizienz ist keine reproduzierbare Leistungsfähigkeit, sondern einfach das Glück […]“ Oder hier besser das Pech 😉
Fabian Mücke 17. Oktober 2012 um 18:50
Schweinsteiger sieht zwar nicht gut aus, wird aber von Kroos in den entscheidenden Szenen gänzlich alleine gelassen.
Was mir immer wieder auffällt, ist der irrationale Drang der deutschen Mannschaft sich ständig hoch zu positionieren und angreifen zu wollen, auch wenn die Spielsituation das Gegenteil erfordern würde. Diese Charakteristik wurde noch dadurch bestärkt, dass Löw nur offensiv wechselte. Wie kann man beispielhaft beim Stand von 4:3 Podolski, einwechseln, der meiner Meinung nach ein noch beschränktere Defensivvermögen besitzt als ein ausgepumpter Reus (und ich will nicht Reus‘ Defensivverhalten loben) ? Was denkt sich Löw? Kann er sich nicht in die Psychologie seiner Mannschaft eindenken und merkt nicht, dass diese defensive Stabilität benötigt?
Stadtneurotiker 17. Oktober 2012 um 02:15
Ein Spiel, für das mir immer noch die Worte fehlen.
Das Ansinnen der Mannschaft, weiter nach vorne zu spielen, war nicht verkehrt. Angsichts einer leicht verwundbaren Defensive, von der sich auch Neuer anstecken lässt, und der fehlenden Alternativen blieb ihr fast nichts anderes übrig. Aber sie hat Probleme, wenn sie nicht durchkommt und Bälle im Mittelfeld verliert. Mesut Özil ist nicht der Spieler, der mit einer sinnvollen Rückwärtsbewegung aufwartet. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, wenn man schon niemand anderen hat, Westermann für Özil einzuwechseln und Kroos nach vorne zu ziehen.
Aber angesichts des Schockzustands, in dem sich die Mannschaft nach dem 2. Gegentor befand, ist es fraglich, ob andere Maßnahmen/Wechsel etwas gebracht hätten. Löw machte nach dem Spiel einen geschockteren Eindruck als Ottmar Hitzfeld nach dem Champions League-Finale 1999.
Dieses Spiel rundet das Jahr 2012 ab.
SR 17. Oktober 2012 um 01:52
Vielen Dank für die blitzschnelle und tolle Analyse!
Schön finde ich, dass du sehr gut darstellst, dass das 4:4 eben doch nicht völlig „unerklärlich“ ist und neben einem kollektiven Versagen der Mannschaft vor allem auch auf die Passivität Löws zurückzuführen ist (und einer taktisch hervorragenden Leistung der Schweden – damit diese nicht zu kurz kommen).
Nicht erst nach diesem Spiel verfestigt sich für mich eine These:
Löw und sein Trainerstab haben keinen Plan B.
Geht der vor dem Spiel festgelegte Matchplan auf und der Gegner versteht es nicht darauf zu reagieren oder verfügt schlicht nicht über die individuelle Klasse, wird in der Regel ein Sieg eingefahren. Schlägt der Plan allerdings schief und/oder der Gegner weiß sich darauf anzupassen (wie z.B. heute), ist man auf der Bank ratlos und versteht es kaum bis gar nicht die nötigen Impulse zu setzen, um einem Spiel doch noch einen anderen Verlauf zu geben. Es erweckt für mich den Eindruck, dass nicht einmal der Versuch unternommen wird grundlegende Dinge im Spiel zu ändern, da man offenbar nur und ausschließlich mit einer Spielphilosophie gewinnen will und sonst lieber ins Verderben rennt.
Dies ist für mich ein stures, naives und kindliches Verhalten, das letztendlich meistens (zu Recht!) bestraft wird.
Ein weiteres Beispiel dafür ist die trotz kopfballstarker Spieler eklatante Schwäche bei Standards, sowohl offensiv als auch defensiv, welche nun über Jahre konsequent ignoriert wird.
In meinen Augen findet nun seit einiger Zeit kaum noch eine Entwicklung in der Nationalmannschaft statt trotz außergewöhnlichem Spielermaterial. Löw wird sich früher oder später damit auseinandersetzen müssen und sich auch der Trainerfrage stellen müssen – trotz oder gerade wegen seiner bisherigen Verdienste.
kompottclown 18. Oktober 2012 um 12:04
Word! zu allen genannten Aspekten ist nichts hinzuzufügen.
über die standards könnte ich mich tierisch aufregen. und bei ecken konter zu kassieren ist derartig dumm und an hohen ecken festzuhalten dementsprechend stur oder richtig dumm. mit hummels und mertesacker und gomez/klose könnte man wenigstens einige hohe ecken einstreuen, aber 1. nicht gegen schweden und 2. nicht bei nur 1,5 kopfballstarken spielern. barca machts vor, kurze ecke, wie im handball um den strafraum spielen, ball zurück, öffnende räume zwischen den linien suchen und neuen angriff aufbauen – gefahr für kritische ballverluste und konter fast bei null
Rarehero 17. Oktober 2012 um 01:16
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich merke selber, dass ich im Moment besser nichts schreiben sollte. Aber über das Jahr haben sich viele Eindrücke angesammelt, die eigentlich raus müssen. Egal, ich verkneife es mir, denn sonst bereue ich morgen, was mir gerade auf der Zunge liegt.
Nur so viel: Ganz egal wie man das Spiel nun vielleicht etwas relativieren könnte, die Stabilität stimmt schon lange nicht mehr in der deutschen Elf, und ich verliere meinen Glauben, dass Löw noch weiß, wo er hin zu steuern hat, wo er überhaupt hin will und an welchen Schräubchen er zu drehen hat. Darf es sein, dass bei allem Potential, über das wir mittlerweile verfügen, und nach all den Jahren, die Löw schon im Amt ist, die Mannschaft noch immer bzw. wieder auftritt, als wäre sie erst vor wenigen Wochen zusammen gestellt worden und als würde sie gerade ihre ersten Schritte gehen?
Was soll ich glauben? Das der Weg des Jogi Löw nach acht Jahren ins Niemandsland läuft? Dass das Projekt gescheitert ist? Dass der Zenit überschritten ist und neue Impulse her müssen? Oder dass Löw einen für den interessierten Laien nicht immer klar erkennbaren aber doch vorhandenen Plan verfolgt, der sich auch gut entwickelt, auch wenn sich dies in Leistungen und Ergebnissen nicht immer wieder spiegelt?
martin 17. Oktober 2012 um 10:55
Ich hab auch das Gefühl, dass Löw sich bedingungslos auf eine Taktik vor Spielbeginn einschwört und nie einen Plan B in der Hinterhand hat. Er wird nie der Sauhund sein, der einen Abwehrspieler rausnimmt, weil der wirklich mal neben sich steht. Seine Philosophie ist eher, so lange an einem Spieler festzuhalten, bis er quasi selbst bemerkt: „Oh Löw vertraut mir! ich steh ja immernoch auf dem Platz, jetzt muss ich mal wieder was tun.“ …
Michael 17. Oktober 2012 um 13:05
„Darf es sein, dass bei allem Potential, über das wir mittlerweile verfügen, und nach all den Jahren, die Löw schon im Amt ist, die Mannschaft noch immer bzw. wieder auftritt, als wäre sie erst vor wenigen Wochen zusammen gestellt worden und als würde sie gerade ihre ersten Schritte gehen?“
Ein Faktor könnte auch sein, dass immer und immer wieder neue und jüngere Spieler in die Mannschaft integriert werden – bei der EURO war es auch schon wieder die ‚jüngste deutsche Nationalmannschaft‘.
Die Spanier wurden Weltmeister, als ihre goldene Generation ende 20 war und jetzt mit Anfang 30 (auch mit Glück) noch mal Europameister.
Kann Jogi (und der Rest Deutschlands) wirklich meinen, mit einer Mannschaft, die im Schnitt 23 ist, einen Titel zu holen?
Punktuell neue junge Spieler einzubauen mag ja funktionieren, aber das als hauptsächlichen Plan anzunehmen finde ich eher skurril und naiv.
knorke 17. Oktober 2012 um 15:20
Um ehrlich zu sein halte ich das nicht für ausschlaggebend. Khedira, Schweinsteiger, Klose, Badstuber, Lahm, Podolski, Mertesacker, ja sogar Kroos, Götze, Boateng, Gomez und Müller sind auch in der Nationalelf bei weitem erfahren genug, unabhängig von ihrem Alter. Der bei weitem größte Teil hat nicht nur eine Saision europäischen Fussball in den Knochen. Daran kann es eigentlich nicht liegen.
ST 18. Oktober 2012 um 01:12
@ knorke: Wie alt war Cannavaro 2006? Wie alt waren die Führungsspieler 1990 oder 1996? Wer war bei Barcelona lange Zeit unrotierbar? –> Puyol!
Ist es Zufall, dass Abwehrspieler ihr Leistungsmaximum erst mit Ende 20 erreichen?
Anscheinend kann man mit einer Babytruppe keinen Titel gewinnen. Interessant wäre hier natürlich mal das Durchschnittsalter aller Welt- und Europameistermannschaften.
Rarehero 18. Oktober 2012 um 01:54
Ich bin auch absolut der Meinung, dass von einer besseren U23 nicht erwarten kann, im für die meisten Spieler ersten oder zweiten Anlauf Europameister zu werden. Ich selbst rede mit immer wieder den Mund fusselig, diesen Sachverhalt zu erklären, aber bei den meisten Fans und Zuschauern redet man an der Stelle gegen eine Wand. Ich bin fast gerührt, dass du gerade mich auf diesen Sachverhalt aufmerksam macht. Ich bin also doch nicht alleine.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die Qualität der gesamten Mannschaft besser werden sollte. Das sehe ich aber im Moment nicht. Wir reden nun schon locker seit zwei Jahren über die Stabilität, und der Bundestrainer hat vieles versucht, die Probleme zu lösen. Besser ist es ganz sicher nicht geworden, und schaut man sich das Jahr 2012 an, dann ist das Problem eher deutlich größer geworden.
Woran liegt das? Hat Löw mit seinen vielen Formations- und Spielerwechseln die Mannschaft endgültig verunsichert? Hat die Mannschaft keine Formation, keine etablierte Struktur, in die sie zurück fallen kann? Liegt es daran, dass Löw offenbar nicht in der Lage ist, wirkungsvolle und vertrauensgebende Impulse von der Seitenlinie zu geben?
Ich möchte nicht sagen, dass Löw aus dem Amt gejagt gehört. Das wäre reaktionär und eine derartige Forderung polemisch. Aber man sollte den Weg, auf dem man sich befindet, mal gründlich hinterfragen und ggf. Kurskorrekturen vornehmen. So kann es jedenfalls nicht weiter gehen.
dns 18. Oktober 2012 um 10:37
@knorke:
Spielerfahrung ist eines, aber ein Mann von 30 Jahren hat ne ganz andere generelle Erfahrung als einer von 23. Gerade die Drucksituationen sind es, die man in jungen Jahren anders verarbeitet. Einer wie z.B. Puyol oder Pirlo oder so interessiert sich vermutlich nicht die Bohne, ob morgen was doofes über ihn in der Zeitung steht, weil er weiß, wer er ist und das ein verlorener Zweikampf nicht sein Ruin ist. Bei Badstuber, Boateng, Kroos, Götze, Neuer und Müller wär ich mir da nicht so sicher. Ich glaub die kämpfen viel mehr mit Erwartungsdruck, als sie sich selbst eingestehen würden.
Man hat vorm Halbfinale geradezu gesehen, wie unsicher ein Großteil der Spieler war. Der Schneid da abgezockt zu sein, den bekommt man nicht durch 100 Länderspiele bis zum 22. Geburtstag, sondern dadurch, aus dem Kindesalter rauszuwachsen, was bei den behüteten Bedingungen für unsere Juwelen nicht gerade leicht ist.
Die nervenstarken Wunderkinder, die manchmal in anderen Ländern auftauchen, haben vielleicht einfach schon in jungen Jahren viel Dreck fressen müssen, jemand der in Deutschland von klein auf Topsportler ist, hat vermutlich noch nie ne S-Bahn von innen gesehen.
Das soll unsere Sportler nicht abwerten, keineswegs, und ich wünsche keinem, dass er sich in der Jugend abrackern muss, um mal Sonne zu sehen, aber es ist ein Detail, dass darüber entscheidet, ob jemand Drahtseile oder Hanfschnüre als Nerven hat.
Miguel Tellarini 17. Oktober 2012 um 01:13
Ins Schwarze getroffen, TE! Exzellente (und noch schnellere) Analyse. Zum Spiel gibt es gewiss auch statistisch noch etwas zu sagen: hat eine deutsche Nationalmannschaft in der Geschichte je ein 4:0 noch versemmelt? Ich wüsste nicht…
Was mir schließlich schwer zu denken gibt, sind die Starre und taktischen Fehlleistungen des deutschen Trainerteams. Sehr konservativ, oft zu spät reagierend, geradezu träge bei neuen Konstellationen, häufig in entscheidenden Spielen (das dieses nicht war), ein Verhalten, das nicht wirklich weiter hilft. Ist der von mir eigentlich sehr geschätzte Jogi Löw dann doch nicht der Trainer für die „besonderen“ Spiele? Diese Frage stellt sich mir – auch angesichts der Auswechselungen – immer stärker.
In diesem Sinn auch eine Anregung:die Stärken und Schwächen der deutschen NM zu vermessen. Natürlich lässt sich da nicht alles unter Taktik subsummieren, wie die häufig zu Tage tretende mangelnde Laufbereitschaft, das „Sich-Anbieten“, aber im Sinne des Lehrens und Verinnerlichens gehören solche eigentlich physischen Themen dann doch zur Taktik – s. Dortmund. Ich jedenfalls würde mich sehr freuen, wenn sich cieser Wunsch eines Tages in einem erneut kompetenten Artikel niederschlägt.
tika16 17. Oktober 2012 um 09:46
Diese Ratlosigkeit, wenn ein Konzept mal nicht aufgeht oder der Gegner durch anderes Konzept oder Umstellungen ins Pressing und Spiel findet, ist leider kein Einzelfall mehr.
Gegen Spanien ließ sich es immer auf die Spanier zurückführen, aber nun kommen auch andere Teams hinzu bei denen Umstellungen oder Konzeptanpassungen, „Trainerarbeit“ während des Spiels, gefordert sind.
Frankreich, dann Portugal, gegen Dänemark, Italien natürlich, Österreich und nun Schweden.
In keinem Spiel ist von außen Entscheidendes gekommen!
Wenns positiv ausging, kann man alles aufs Glück oder die hohe individuelle Klasse der Spieler zurückführen.
Wenn man Titel holen will, ist das schlicht zu wenig.
Michael 17. Oktober 2012 um 16:24
Tolle Seite.
ANREGUNG : Könntet ihr in Eurer philosophischen Sektion bei Gelegenheit einen Artikel über den Zusammenhang von Taktik und emotionalem/n Zentrum bzw. Zentren im Fußballspiel schreiben.
Ich fand das Spiel gegen Schweden grandios und berauschend, aber auch eindimensional und relativ oberflächlich. Rausch durch fantastischen Kombinationsfußball, gefolgt von Kater mit unkoordiniertem Stellungsspiel in der Defensive und individualtaktischer Desorientierung.
Frage: Wie entsteht emotionale Tiefe in einer Mannschaft (Zusammenhalt). Es müßte den N11-Profis doch Lust bereiten, bei einem 4:2 (2-Torevorsprung) das Spiel auf keinen Fall kippen zu lassen (was natürlich passieren kann, aber nicht in dieser fatalistischen, emotionslochartigen Zwangsläufigkeit). Wie und durch wen oder welche Spieler müßten in relativ starken Stresssituationen taktische und emotionale Impulse durch die Mannschaftsteile geleitet werden. Wie entsteht kollektives Reaktionsverhalten, welche emotionalen und taktischen Ressourcen werden benötigt?
Dies nur als Anregung, die Führungsspielerdebatte etc. vielleicht etwas tiefer zu betrachten. Löws Fassungslosigkeit wirkte gespenstisch: Hat die deutsche Mannschaft emotionale und taktische Tiefe?
RM 17. Oktober 2012 um 17:03
Wir sehen, was sich machen lässt, ich habe einen guten Draht zu einer Sportpsychologin – wenn sich ein kühles Blondes mit der werten Dame ausgeht, geht sich vielleicht auch eine Diskussion über den Zusammenhang von Psychologie und Taktik aus.
Michael 18. Oktober 2012 um 17:31
Ich möchte dem Bundestrainer auf keinen Fall zu nahe treten.
Mir geht nur eine Aussage auf dem Höhepunkt seiner öffentlichen Bewunderung während der EM-Qualifikation durch den Kopf. Der BT sagte mEn ungefragt, Klopp und Tuchel könnten ebenfalls Bundestrainer sein!
Eine unbedeutende, wenn auch etwas überraschende Aussage, da überhaupt keine Nachfolgerdebatte stattfind.
Nach Freud manifestieren sich in solchen scheinbar kontextlosen, unbedeutenden Aussagen oft unbewußte Inhalte. Nach Freud könnte man fragen: für welche Fähigkeiten steht zum Beispiel der Name „Klopp“ oder überhaupt ein „anderer Name“, Fähigkeiten, die vielleicht nicht im System des Bundestrainers integriert sind, fehlen, abgespalten oder unbewußt über diesen Namen identifiziert werden? Könnte es ein Versprecher gewesen sein?
Es könnte natürlich auch kein Versprecher, kein Selbstzweifel o.ä. gewesen sein! Oder bestimmte Fähigkeiten könnten neu entwickelt werden.
James 17. Oktober 2012 um 19:35
Das eine deutsche Nationalmannschaft noch nie ein 4:0 versemmelt hat ist keine Statistik, sondern unnötiges Hintergrundwissen, das gerne von Kommentatoren benutzt wird. Sprich es hat nix mit dem Spiel zu tun.